Auch in Hifistatement konnte man über die Audeze nur Gutes lesen: Schon vor fast drei Jahren ging es hier um den LCD-2, und vor etwas mehr als einem Jahr versetzte der LCD-3 den Kollegen Kaey in Verzückung. Da dort – und zwar vor allem im erstgenannten Artikel – das Funktionsprinzip eines magnetostatischen Wandlers ausführlich beschrieben wurde, erspare ich mir und Ihnen eine Wiederholung. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass besagtes Antriebskonzept Hifistatement-Lesern völlig unbekannt sein sollte. Falls aber doch: Ein Klick auf den Link zum erwähnten Artikel und Sie sind im Bilde. Im Jahr 2011 bevorzugte man übrigens noch die Schreibweise Audez'e, um klarzumachen, dass der Firmenname „Odyssee“ ausgesprochen werden sollte. Inzwischen verzichtet man auf den Apostroph, entweder weil sich der Name samt gewünschter Aussprache durchgesetzt hat oder einfach nur, um das Schriftbild zu vereinfachen.
Wichtiger als diese Formalie ist jedoch, dass der LCD-XC ebenso wie der ebenfalls neue LCD-X mit einem dünneren und leichteren Membranmaterial und der neuen Fazor-Technologie ausgestattet ist, für die bereits ein Patent beantragt wurde. Die Fazor genannten Elemente liegen zwischen den Statoren mit ihren hochwertigen Neodym-Magneten und dem die gesamte Treiberkonstruktion abschließen Grill respektive der geschlossenen Abdeckung. Sie sollen für eine optimierte Schallführung im Kopfhörer sorgen, die sich in einem besseren Phasengang, einem größeren Frequenzumfang, einem noch linearerem Frequenzgang und einer dreidimensionalen, holographischen Abbildung niederschlagen.
Der LCD-X-Treiber wurde speziell darauf hin entwickelt, dass die mit ihm ausgestatteten Kopfhörer auch von mobilen Playern wie iPod, Astell & Kern oder dem neuen Calyx „The M“ angesteuert werden können. Zwar sollen auch die Audeze-Modelle mit der Bezeichnung „X“ im Namen von einen guten Kopfhörerverstärker enorm profitieren, allerdings ist auch an ganz gewöhnlichen Kopfhörer-Ausgängen ein problemloser Betrieb möglich. In Zahlen: Der Wirkungsgrad der X-Treiber liegt je nach Gehäuse, in das sie eingebaut sind, zwischen vier und sechs Dezibel über dem von LCD-2 oder -3. Zu meiner Verwunderung harmonierte der LCD-XC sogar mit dem wirklich nicht gerade „lauten“ Ausgang eines MacBook Pro, wie ich feststellen konnte, als ich während weihnachtlicher Abwesenheit von zuhause ein paar Musikdateien bearbeitete. Aber noch verblüffender als der reibungslose Betrieb war das klangliche Ergebnis: Ich hätte nie gedacht, dass die alles andere als audiophil ausgelegte Ausgangsstufe des Laptops so detailfreudig und druckvoll zur Sache gehen kann. Dieser Eindruck ist wohl nur möglich, weil der LCD-XC eine sehr einfach zu treibende Last darstellt.
Optisch und haptisch passt ein schnöder Computer aber nicht zum edlen Audeze. Auch der LCD-XC verwöhnt seinen Besitzer mit perfekt verarbeiteten Metallteilen und handschuhweichem Lamm-Nappa. Bei unserem Modell gesellt sich zu den feinen Materialien noch das hochglanzlackierte und -polierte Holz, das das Gehäuse zur Außenwelt hin verschließt. Schon das Verbinden des Kabels mit seinen vierpoligen Mini-XLRs mit den satten Armaturen am Kopfhörer ist die reine Freude. Außer einem Kabel mit dem üblichen 6,3-Millimeter-Klinkenstecker liegt dem Audeze auch eines mit einem vierpoligen XLR-Stecker für eine durchgehend symmetrische Ansteuerung bei.
Ein geradezu unzerstörbar wirkendes Flightcase gehört ebenfalls zum Lieferumgang, in dem weder der Adapter für 3,5.Millimeter-Klinkenbuchsen noch ein Holzpflegemittel fehlen. Nicht nur aus Angst um die Unversehrtheit der perfekten Holzoberflächen habe ich einen für Kopfhörer sonst unvermeidlichen Anwendungsfall beim LCD-XC ausgeschlossen: Um vor dem Einschlafen in Kooperation mit einem iPod classic wohlvertraute Rock- oder Popmelodien zu Gehör zu bringen, ist der Audeze einfach viel zu schade – und zu groß und daher im Liegen zu unbequem. Nein, so profane Anwendungen sind seine Sache nicht.
Vielleicht ebenso profan aus audiophiler Sicht, für mich aber von immenser Bedeutung ist es, ob sich der geschlossene Audeze als verlässlicher, möglichst linearer Monitor für Aufnahmen eignet. Die erste Hürde, nämlich keine unverschämten Anforderungen an den Kopfhörerverstärker zu stellen, hat der LCD-XC ja schon am Laptop genommen. Der im Aufnahme-Rack eingebaute Grapevine-Verstärker von SPL ist um Klassen besser als das, was hinter der Mini-Klinkenbuchse des Computers liegt. Und dennoch bleibt der Grapevine im Keller. Denn hier geht es vorrangig darum, was der neue Audeze als Genussmittel bei der heimischen oder vielleicht auch mobilen Musikwiedergabe zu bieten hat und nicht, wie gut er als Werkzeug bei Aufnahmen zu verwenden ist. Und deshalb habe ich mir von AudioNext gleich einen passenden Kopfhörer-Verstärker ausgeliehen, der sowohl über einen herkömmlichen als auch einen symmetrischen Ausgang verfügt und keinen Zweifel an seiner Kompetenz aufkommen lässt, auch Schallwandler von der (Preis-)Klasse des LCD-XC angemessen anzutreiben: den Auralic Taurus MKII.
Zum Vergleich mit dem Audeze stehen zwei bewährte Kandidaten bereit: einmal der mit einem Noise-Cancelling-System ausgestattete PSB M4U 4, den ich aktuell für alle Aufnahmen verwende, bei denen der Einsatz von Lautsprechern unmöglich ist, und zum anderen der Stax 4070 mit der hauseigenen Röhrentreiberstufe SRM-007t. Sowohl diese als auch der Auralic werden über XLR-Kabel direkt mit dem Mytek-Wandler oder der Einstein-Phonostufe verbunden, wobei beim Auralic ein Sunwire-Reference Verwendung findet, beim Stax-Vorverstärker aber ein selbst gelötetes Kabel mit Neutrik-Steckern und NF-Strippen aus dem Profi-Bereich, da die Stax-Vorstufe eine von der hierzulande geltenden Norm abweichende Pin-Belegung aufweist: Pin 3 ist hier der „heiße“ Leiter, während es bei Mytek, Einstein und Auralic Pin 2 ist. Die Do-It-Yourself-Strippe sorgt für die korrekte Phase. Der PSB wird vom symmetrischen Ausgang des Auralic Taurus versorgt.
Da ich in letzter Zeit relativ oft mit dem PSB gehört habe, beginne ich auch mit ihm und dem unsymmetrisch angeschlossenen Audeze: Bei Misha Alperin vertrauter „Heavy Hour“ bin ich positiv überrascht, welche Menge an Detailinformation der PSB rüberbringt und wie präzise er die mächtigen Pauken in den imaginären Raum stellt. Vorne-Ortung und die Illusion von Bühnentiefe kann er mir – wie bisher alle Kopfhörer, selbst in Verbindung mit dem Smyth Research Realizer – zwar nicht vermitteln, aber dennoch werde ich, wie es scheint, recht exakt über die Größe des Aufnahmeraumes informiert. Dass tonal keine Unregelmäßigkeiten auftreten und auch tieffrequente Impulse schnell und ohne jegliches Nachschwingen reproduziert werden, darf man bei Kopfhörern von der Qualität des PSB ja getrost voraussetzen. Ich habe ihn bisher übrigens mit aktiviertem Noise-Cancelling betrieben – nicht etwa, weil es in meinem Hörraum recht laut zugeht, sondern weil der M4U 2 in dieser Betriebsart den linearsten Frequenzgang bietet.
Die ersten Töne von „Heavy Hour“ über den LCD-XC sind dann nichts weniger als eine Sensation: Die Abbildung gelingt nun noch deutlich größer, die Instrumente stehen besser differenziert in einem größeren Raum und die Pauken kommen mit einer Wucht, die fast körperlich fühlbar ist. Von diesem Phänomen hatte ich zwar schon gehört und bei Kollegen gelesen, hielt das aber für eine übertrieben euphemistische Formulierung. Doch grade bei Pauken geht die Wiedergabe des Audeze ein Stück weit über die präzise Information über die Art des Fells, die Intensität des Schlages und seine Nachwirkung im Aufnahmeraum hinaus. Die Wiedergabe besitzt plötzlich auch eine fühlbare Komponente, zwar nicht in dem Maße, wie man es von Lautsprechern her gewöhnt, aber dennoch deutlich wahrnehmbar. Fragen Sie mich nicht, wie das funktionieren kann. Vielleicht gilt ja hier der alte Spruch über Hubraum in leicht abgewandelter Form: Membranfläche ist durch nichts zu ersetzen außer Membranfläche. Und davon hat der LCD-XC jede Menge.
Bei der „Improvisation Patrice Heral“ von Michel Godards Le Concert des Parfums klingen die großen Trommeln über den PSB in den unteren Frequenzen nicht ganz so druckvoll wie über den Audeze. Tonal ähneln sich die beiden Kopfhörer dann an, wenn das Noise Cancelling des PSB deaktiviert ist, die eingebauten Verstärker aber weiterhin in Betrieb bleibt. In diesem Fall füllt der Nachhall der tiefen Töne aber den gesamten Raum und überlagert auch ein wenig das Geschehen in den höheren Frequenzen. Anders beim Audeze: Hier werden die einzelnen Schallereignisse und auch ihr Nachwirken im riesigen halligen Raum präzise räumlich differenziert wiedergegeben. Und als Sahnehäubchen gibt es das fast körperliche Erleben der Klänge dazu!
Bevor ich nun den LCD-XC mit dem Stax vergleiche, probiere ich kurz, ob der Audize noch besser klingt, wenn er symmtrisch mit dem Auralic Taurus MKII verbunden ist: Bei Gianluigi Trovesis „Hercap“ vom Album Dedalo faszinieren in jeder der beiden Anschlussarten Klangfarben von Becken, Klarinette und Tuba sowie die ungemein feine Durchzeichnung, klare Vorteile für die symmetrische Verbindung vermag ich jedoch nicht zu erkennen. Vielleicht ist da ja bei Schostakowitsch' „Polka“ mehr herauszuhören: Hier habe ich den Eindruck, dass die symmetrische Verkabelung noch einen Hauch mehr Luft um die Instrumente zaubert. Dass ich die etwas aufwendigere Verbindung aber auch im Blindtest zweifelsfrei identifizieren könnte, möchte ich nicht beschwören. Vielleicht hätte ich doch auf Carsten Hicking hören sollen, der mir den Bakoon HPA-21 als optimalen Spielpartner für den Audeze empfohlen hatte – auch wenn dieser nur einen konventionellen, unsymmetrischen Kopfhörerausgang bietet. Zwar stellte sich auch bei diesem Vergleich bei mir keine Vorne-Ortung ein, aber der sonst so oft störende Effekt, die Musik im Kopf zu orten, trat erfreulicherweise auch nicht eine: Dafür liefert der Audeze einfach zu viele, präzise Informationen über die Aufnahmeumgebung. So räumlich habe ich noch nie über einen Kopfhörer Musik genießen können.
Und diese Aussage muss ich auch nicht revidieren, nachdem ich Malcom Arnolds English Dances von CD auch noch einmal über die Stax-Kombination gehört habe: Auch wenn sie ebenfalls eine tolle Auflösung bei angenehm seidigem Hochtonbereich bietet, kommt sie an das Auralic-Audeze-Duo nicht heran: Und das liegt vor allem an dessen hervorragender Raumdarstellung. So offen und weiträumig können die Stax das Orchester einfach nicht präsentieren. Ich hatte mich schon auf ein längeres Kopf-an-Kop-Rennen eingestellt, aber schon bei der ersten Scheibe entscheidet der LDC-XC den Vergleich mit seiner luftigen, losgelösten Wiedergabe für sich.
Der Audeze ist wirklich ein Kopfhörer, der jeden Musikfreund ins Schwärmen bringen kann. Allerdings klingt er bei tiefen Frequenzen ein wenig wärmer und voller als meine LumenWhite. Und deshalb kann ich ihn – wie bisher auch jeden seiner Vorgänger – für Aufnahmen nur mit einer leichten Bass-Absenkung per Equalizer einsetzen, wenn ich denn vor dem Mischpult so hören möchte wie zuhause vor den Lautsprechern. Bevor ich mir nun das Unverständnis, den Widerspruch oder gar den Zorn aller musikliebenden und – zu Recht – vom LCD-XC begeisterten Kopfhörer-Fans zuziehe: Streichen Sie in Gedanken einfach diesen Absatz – wenn Sie den Audeze nicht als Monitor verwenden wollen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörerverstärker | Auralic Taurus, Stax SRM-007t, PSB M4U 2, Stax 4070 |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, SwissCable, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest Wild und Diamond |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
HERSTELLERANGABEN Audeze LCD-XC | |
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Bauform | ohrumschließend, geschlossen |
Prinzip | magnetostatisch |
Magnet | hochwertiges Neodym |
Aktive Membranfläche | 9,8cm2 |
Maximale Belastbarkeit | 15W für 200 ms |
Schalldruck (SPL) | >130 db bei 15 W |
Frequenzgang | 5 Hz bis 20 KHz |
Harmonische Verzerrungen (THD) | < 1% über den gesamten Frequenzbereich |
Impedanz | 22 Ohm, rein ohmsche Last |
Wirkungsgrad | 95dB/1mW |
Empfohlene Verstärkerleistung | 1-4 W |
Gewicht | 650g |
Kabellänge | 2,5 m |
Preis | 1800 Euro |
VERTRIEB audioNEXT GmbH | |
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 5073950 |
info@audionext.de | |
Internet | www.audionext.de |
Wenn Sie letzteren Namen zuerst mit kulinarischen Genüssen in Verbindung bringen, liegen Sie völlig richtig. Üblicherweise begeistert der Meisterkoch seine Gäste in der Wielandshöhe in Stuttgart. Aber literarisch und musikalisch ist er fast ebenso umtriebig – und erfolgreich. Seine Liebe zum Jazz lebt er wie hier im Duo oder, wie wir an dieser Stelle ja schon mit einem Download dokumentiert haben, mit dem Ensemble Stupor Mundi aus. Im Birdland gab es dann auch ein Mischung aus Lesung und Konzert, die Tobias Böcker so erlebte:
Die technischen Besonderheiten dieser Aufnahme sind auch Teil der Erklärung dafür, dass Sie solange auf einen weiteren Download in Hifistatement warten mussten: Wie schon in den Grundlagen berichtet, benutze ich seit Anfang des Jahres statt einer Nagra LB das aktuelle Topmodell der schweizer Nobelmarke: die Nagra VI. Die Zahl steht dabei nicht nur für die sechste Generation von mobilen Aufnahmemaschinen, sondern auch für die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kanäle. Und beim Konzert von Vincent Klink und Patrick Bebelaar haben ich zwei Kanäle für das PianoMic-System vom Earthworks im Flügel genutzt, einen weiteren für ein DPA 4099 Anclip-Mikro am Bassflügelhorn und zwei weitere für das Neumann SM 69, das als Raummikrofon diente. Da die Nagra zwar auf sechs Kanäle aufzeichnet, aber nur vier Mikrofonverstärker an Bord hat, lief das DPA-Mikro über eine Bryston BMP2.
Diese Art der Aufnahme erlaubt es, das Verhältnis der beiden Instrumente zueinander und den Anteil des Raumhalls ganz bequem im heimischen Hörraum einzustellen – vorausgesetzt natürlich, man hat das entsprechende, mehrkanalig Programm dazu. Seit dem Sommer liegt dann auch ein soundBlade HD auf dem Desktop meines iMac, aber weder hatte ich die Zeit dazu, es zu installieren noch die über 300 Seiten des Manual durchzuarbeiten. Daher verstaubten die schönsten, vier- bis sechskanalig aufgezeichneten Konzerte – wie etwa der absolut fantastische Solo-Piano-Abend mit Joanne Brackeen – auf der Festplatte. Erst später fiel mir dann auf, dass der virtuelle Mixer in der Nagra nicht nur während der Aufnahme, sondern auch zum Mischen der aufgezeichneten Kanäle auf den Stereo-AES/EBU-Ausgang genutzt werden kann. An diesen habe ich dann den TASCAM DA-3000 angeschlossen und ganz normale wav-Files erstellt, die anschließend mit dem bewährten zweikanaligen soundBlade editiert wurden. Hier sind sie – endlich!
Vorraussetzung dafür ist wie immer eine recht hochauflösende Kette, die aus dem Netz heruntergeladene Musik-Dateien mit 24 Bit und 96 Kilohertz wiedergeben kann. Die Unterschiede zwischen den analogen Pretiosen selbst erfahren kann also nur, wer auch fortschrittliche Digitaltechnik akzeptiert. So gesehen ist die Klangbibliothek auch ein Plädoyer für die friedliche Koexistenz von Digital und Analog. Das Schöne an unserer Sammlung von Klängen ist es, dass sie für Sie umso aussagekräftiger wird, je weiter Sie Ihre Computer-Hifi-Kette verfeinern. Darüber sollten Sie aber keinesfalls den analogen Zweig Ihrer Kette vergessen: Während hervorragende D/A-Wandler in den letzten drei, vier Jahren immer günstiger wurden, ging der Trend bei Tonabnehmern in die andere Richtung. Da ist das Charisma MC-1 eine löbliche Ausnahme, da es unverschämt viel Hörgenuss fürs Geld bietet. Wie die Aufnahmen beweisen, benötigt es dafür auch keinen Traum-Tonarm wie den Thales Symplicity. Der SME V und die preiswerteren Varianten dieser Baureihe sind dem Charisma fast ebenso angenehme Partner.
Zur Klangbibliothek...
Hört man den Namen Spendor, denken die meisten Leute erst mal an Studiomonitore und gleich darauf an die BBC, die legendäre BC1 und natürlich Neutralität. Stimmt natürlich alles, versperrt aber auch ein wenig den unverklärten Blick auf die modernen Produkte der Traditionsmarke. Neben den Modellen der Classic-Reihe, die sich dem Erbe der alten Modelle verpflichtet sieht, gibt es mehrere Baureihen, die zumindest optisch so gar nichts mehr mit den Quadern auf Ständern zu tun haben. Nicht falsch verstehen, ich selbst benutze solche Kästen von Rogers und liebe sie heiß und innig. Trotzdem ist es nicht jedermanns Sache, solche Geräte frei im Wohnzimmer stehen zu haben, zumal die Stereoanlage heute selten den Mittelpunkt der medialen Unterhaltung im Wohnzimmer darstellt.
Da kommen die Spendor A5 wie gerufen. Sie sollen großen Klang mit kleinen Abmessungen verbinden, leicht aufzustellen sein und darüber hinaus auch noch das Auge das Betrachters erfreuen. Bei den neuen handelt es sich um den kleinsten Standlautsprecher von Spendor mit dem sogenannten Linear Flowport-System. An sich ein Bassreflexsystem, bei dem der zusätzliche Schall im Tieftonbereich rückwärtig über einen breiten Kanal knapp über dem Boden abgestrahlt wird. Dieser tritt oberhalb eines Metallgestells aus, das den Lautsprecher unten einrahmt und sockelt, was zusätzliche Stabilität verleiht. In diesen Metallrahmen sind zwei hochwertige und kontaktsichere WBT-Polklemmen für den Anschluss der Lautsprecherkabel eingelassen. Direkt hinter den Anschlüssen sitzt die Weiche. Deutlich mehr Wert legen die Entwickler auf die Ableitung von Resonanzen als auf deren Dämpfung. Die Gehäuseverstärkungen sind asymmetrisch und mit Öffnungen versehen, um stehende Wellen zu vermeiden. An kritischen Stellen verbaut Spendor dämmende Polymerelemente mit geringer Masse. Diese sollen Resonanzen quasi umwandeln.
Durch die Anordnung des Bassreflexkanals soll der Lautsprecher auch beim Einsatz vor einer Wand aufstellungsunempfindlich werden und trotzdem ein kräftiges Bassfundament bekommen. Für diesen Bereich stehen in der gerade mal 790 mal 165 mal 250 Millimeter messenden Konstruktion gleich zwei Systeme parat, von denen eines zusätzlich den Mitteltonbereich bearbeitet. Die beiden bei Spendor selbst gefertigten 150-Millimeter-Chassis haben beide eine Membran aus Polypropylen, hier ep 38 genannt. Beim unteren, das hinauf bis 700 Hertz, also bis weit in den Mitteltonbereich, arbeitet, ist die Membran schwarz beschichtet, der darüber liegende Tiefmitteltöner hat eine durchsichtige Membran und statt einer Staubschutzkalotte im Zentrum der Membran einen Phaseplug. Abgelöst wird er erst bei 4,5 Kilohetz von einer 22 Millimeter messenden Kalotte mit Gewebemembran und Ferrofluidkühlung. Die breite Aufhängung soll mit abstrahlen und so das Rundstrahlverhalten verbessern. Die Lautsprecher werden auf eine Paargleichheit von mindestens 0,5 Dezibel abgeglichen, was selbst für Studioequipment ein ausgezeichneter Wert ist. Etwas ernüchternd ist der Wirkungsgrad von gerade mal 85 Dezibel, die die Lautsprecher im Abstand von einem Meter bei Einsatz eines Watt von sich geben.
Die mitgelieferten massiven Spikes sollten benutzt werden, durch sie bekommt die A5 die richtige Höhe. Auf dem Holzboden in meinem Hörraum mussten Ein-Cent-Stücke darunter, da keine Antispikes greifbar waren. Die Münzen konnte man hinterher nur noch bedingt als Zahlungsmittel einsetzen. Trotz seiner zierlichen Abmessungen bringt ein Lautsprecher satte 16 Kilogramm auf die Waage. Neben dem Metallrahmen tragen das massive Gehäuse und resonanzoptimierenden Maßnahmen zum Gewicht bei. Vorbei die Zeiten, als dünne, definiert schwingende Gehäuse die Performance unterstützt haben.
Steht sie dann so vor einem, hat die Spendor A5 tatsächlich nicht mehr viel mit den klassischen Vorgängern zu tun. Makellos verarbeitet reckt sie sich fast zierlich in die Höhe, ich persönlich finde sie sogar bildschön. Allerdings kommen einem spontan Zweifel an der Bassfähigkeit, fast möchte man die Spendor A5 als Miniaturstandlautsprecher bezeichnen. Auch sitzt der Hochtöner erheblich unterhalb der Ohrhöhe, ob da eine realistisch hohe Bühne gezeichnet werden kann?
Einige Worte zu Einspielzeit und Aufstellung: Allen Spendor gemein ist ein quälend langwieriger Einspielprozess. Stefan Becker von der B&T hifi vertrieb GmbH hat dankenswerterweise eine eingespielte A5 geschickt. Trotzdem musste sich die Spendor nach dem Transport zwei, drei Tage einruckeln. Wer eine eingespielte Spendor beim Händler hört und dann eine neue kauft – was ja normal ist –, möge diese nicht sofort wieder zurückgeben, sondern etwas Geduld haben, es lohnt sich in jedem Fall. Zur Aufstellung: Trotz Flowport-System fühlt sich die A5 am wohlsten, wenn sie nicht direkt vor einer Wand stehen muss. Und wenn, dann bitte vor einer freien Wand ohne Regale, nicht zu nah an den Ecken. Trotz der unauffälligen Abmessungen benötigt die Spendor eine Basisbreite von mindestens 2,5 Metern, besser drei oder mehr, um ihr volles Potential entfalten zu können. Ein ganz leichtes Einwinkeln zum Hörplatz hin reicht, um den Klang einrasten zu lassen. Haben sich die Lautsprecher dann wieder frei gespielt, kann es mit dem Hörtest losgehen. Und auch, wenn die Konstruktion modern und die Optik zeitgemäß ist, bleiben die A5 klanglich klar erkennbar ihrer langen Ahnenreihe verpflichtet. Dazu gehört bei Spendor traditionell ein sehr klarer, natürlicher Mitteltonbereich ohne jeden aufgesetzten Effekt. Zur Neutralität, ein Begriff der in Spendor-Tests gern gebetsmühlenartig wiederholt wird, gesellt sich in diesem Fall aber auch noch eine Menge Spaß.
Aber der Reihe nach. Ganz am Anfang stand Mozarts Klavierkonzert Nr. 9 mit Alfred Brendel und den Wiener Philharmonikern unter Sir Charles Makkeras. Die A5 stellt bei dieser Live-Einspielung das Klavier in seiner ganzen Dynamik und Fülle vor Lautsprecher und Orchester, das dahinter völlig frei links und rechts über die Grenzen der Boxenfronten hinaus spielt. Was die Spendor dabei so anstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen. Viele Schallwandler widmen sich hingebungsvoll dem genauen Umriss der Klangskizze, in dem sich dann alles abspielt. Die A5 lässt den Umriss weg, dafür tritt der Inhalt um so besser zu Tage. Feindynamisch greifbar, gefühlvoll und sehr realistisch spielen die plötzlich gar nicht mehr klein wirkenden Lautsprecher auf. Dabei gibt es keinerlei auffällige Analytik oder aufgesetzte Höhen. Diese sind nicht laut und „crisp“, dafür extrem sauber. Schon wieder ein Lautsprecher im Haus, der meinen alten Schlachtschiffen die Grenzen aufzeigt. Der Mitteltonbereich ist offen und frei. Dir Ortung ist hervorragend, die Raumabbildung realistisch. Also nicht ein Instrument, dass von vorne nach hinten in einen ganz tiefen Raum aushallt, sondern ein Instrument im Raum, das nicht messerscharf vom nächsten abgegrenzt ist. Beide Klänge laufen ineinander und haben dazwischen wenig Luft, den Hall erledigt der ganze Klangkörper. Wie in der Realität – aber eben auch nicht mehr.
Obwohl keine Details in den Vordergrund gezogen werden, fehlt da gar nichts. So etwas nennt man dann wohl homogen. Sehr faszinierend die Pause zwischen dem ersten und zweiten Satz, wo das Publikum bei der Aufnahme nicht runtergeblendet wurde. Man hört nicht nur das unvermeidliche Rascheln, Murmeln und Husten, das sich immer dann Bahn bricht, wenn Menschen mal 15 Minuten am Stück nicht reden dürfen, der ganze Raum ist mit seiner tieffrequenten Antwort präsent. Äußerst beeindruckend. Ach ja, die Abbildungshöhe ist genau richtig. Es ist eher der Kopf, der einem einen Streich spielt. Sieht man die Lautsprecher beim Hören an, denkt man, dass die Bühne ja tief ist. Guckt man gerade nicht hin oder denkt nicht drüber nach, stimmt alles. Böse Autosuggestion!
Lambchop mit „Four pounds in two days“ von der AWCMON füllt den Raum zwischen, hinter und neben den Lautsprechern aus. Die befürchtete Bassschwäche löst sich in Wohlgefallen auf. Nicht nur gemessen an der Größe baut die Spendor A5 ein völlig unerwartetes Fundament im Bass auf. Die Abbildungsgröße und räumliche Aufteilung sind enorm realistisch, man guckt in den Aufnahmeraum rein. Die Band agiert sehr geschmeidig und flüssig, die Stimme von Kurt Wagner schwebt vor dem Ensemble als Organ, nicht nur als Mund. Die reichlich vorhandene Basspotenz springt einen nicht an und ist auch nicht besonders prägnant. Trotzdem wird eine Fülle an Feininformationen transportiert. Der Bass ist überaus farbig und durchhörbar und das auch bei gehobenen Lautstärken. Während man sich noch fragt, ob das Nachschwingen der Basssaite nicht etwas nuancierter ausfallen könnte, fällt einem ein bis dato nicht gehörter Nachhall ins Ohr. So etwas ist Erbsenzählerei, aber Bestandteil meines Jobs. Auch an dieser Stelle muss die außergewöhnliche Homogenität im Mittelhochtonbereich hervorgehoben werden. Völlig stressfrei lässt die A5 einen tiefen Einblick in musikalische Strukturen zu, ohne auch nur ansatzweise an den Nerven zu sägen. Das ist im Grunde das Gegenteil von Analytik im besten Sinne.
Richtig knallen lassen kann man es mit der Spendor zwar auch, aber hart angeschlagene Snares und Toms zeigen bei höheren Lautstärken dann doch irgendwann die Grenzen der kleinen Basschassis auf. Lustigerweise haben die A5 mit massiven, tiefen elektronischen Bässen keinerlei Probleme. Hier wird ein wenig aufgeweicht, aber immer fröhlich nachgeschoben. Trotz der erwähnten kleinen Einschränkungen klingt sie immer locker und unangestrengt. Erwähnte ich schon die Langzeittauglichkeit? Selbst mehrstündige, laute Hörsessions ermüden nicht. Andere Lautsprecher mögen bei den ersten Takten mehr anmachen. Wenn man dann allerdings nach 30 Minuten schweißgebadet eine Pause braucht, ist das auf Dauer nur anstrengend.
Bei Olivier Messiaens Turangalîla-Symphonie unter Riccardo Chailly mit dem Concergebouw Orchestra öffnet die A5 wieder das Tor zum Orchester und lässt es ausnahmsweise mal richtig fetzen und knallen, so dass es im Hochtonbereich durchaus auch mal weh tun kann. Dabei gibt es keine epischen Tiefen und Weiten zu bestaunen, dafür viel Grob- und Feindynamik. Klavieranschläge werden fein mit bis in die letzten Verästelungen aufgelösten Anschlägen dargestellt. Dabei – trotz der teilweise etwas sperrigen Musik – mit zwingendem Rhythmus. Bei den großen Pauken geht der Spendor ein klein wenig die Luft aus, dafür bekommt das Ondes Martenot und die mächtigen Gongs einen fast bedrückenden Schub mit auf den Weg.
Bei jedem Musikmaterial macht sich der sorgsame Paarabgleich der Lautsprecher bemerkbar. Neben der erwähnte Homogenität wirkt es, als wenn die Lautsprecher nicht existieren, so wenig sind sie als einzelne Schallquelle zu orten.
Wer jetzt glaubt, Spendor hätte sich mit seinen modernen Lautsprechern vom Pfad der Tugend, nämlich der Neutralität verabschiedet, liegt völlig daneben. Ist kein Bass auf der Aufnahme, macht die Spendor keinen. Der Raum eng und klein? Schade, das. Freiheitsgrade erlaubt sie sich ein wenig im Mitteltonbereich. Auch bei richtig öden und schlechten Aufnahmen vermittelt sie einen Rest Spaß, den die Kollegen aus dem rein professionellen Lager erbarmungslos unterdrücken. Während der Testphase liefen auch diverse Kinderhörspiele, die aufgrund der ausgezeichneten Sprachverständlichkeit, zum Entzücken der Eltern, leiser als sonst abgespielt werden konnten.
Es sind oft die kleinen Dinge, die das Hören mit den Spendor so angenehm und manchmal auch überraschend machen können. Isaak Hayes benutzt in der Filmmusik zu Shaft gern mal eine Orgel, der die Spendor wie aus dem Nichts eine wunderbare Klarheit und Intensität verleiht, die man bisher gar nicht so wahrgenommen hatte. Der musikalische Fluss ist bemerkenswert, ebnet dabei aber keinesfalls dynamische Abstufungen ein.
Trotz des bereits erwähnten niedrigen Wirkungsgrades ist die Spendor A5 gutmütig anzutreiben. Für die vorgeschaltete Elektronik wirkt sie zwar nicht als Lupe, reicht aber die Eigenschaft von Quellgeräten und Verstärker durch und gibt sich nicht anspruchslos. Auch wenn sie schon mit vergleichsweise bescheidenem Antrieb hervorragend klingen kann, goutiert sie auch Elektronik, die ein vielfaches von ihr kostet. In anderen Testberichten, besonders aus Deutschland, lese ich immer wieder, dass Spendor Lautsprecher besonders für Klassik- oder Kammerjazzhörer interessant und gewöhnungsbedürftig bis schwierig bei anderem Musikmaterial seien. In meinen Augen machen diese Lautsprecher aus jeder ihnen vorgeworfenen Konserve Musik. OK, wer die Charts hören möchte, Teenie-Pop liebt und bei Speedmetal ab und zu die Sau raus lassen möchte, der braucht sie nicht. Jeder andere Musikhörer sollte zumindest einmal eine Spendor gehört haben, um sich ein Bild von der Art ihrer Musikreproduktion zu machen. Es sollte mich wundern, wenn nicht der eine oder andere dabei hängen bleibt.
GEHÖRT MIT | |
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Analoglaufwerk | Rossner & Sohn Pertinax, Dr. Fuß-Steuerung |
Tonarm | Rega RB 300 |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Linn Asaka |
Phonopre | AMR ifi iPhono, Graham Slee Audio Era Gold V + PSU1 |
CD-Spieler | Denon DCD-1290, NAD C 516BEE |
Verstärker | music hall a15.2, NAD C 326BEE |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Dynaudio Excite X14 |
Kabel | Funk Tonstudiotechnik BS-2, TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN Spendor A5 | |
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Prinzip | 2½-Wege Standlautsprecher |
Gehäusetyp | Spendor Linear Flowport Reflexsystem |
Hochtöner | 22 mm ferrofluidgekühlte rundum strahlende Kalotte |
Tiefmitteltöner | Spendor 150 mm ep38 Konuslautsprecher |
Tieftöner | Spendor 150 mm ep38 Konuslautsprecher |
Wirkungsgrad | 85dB @ 1W/1m |
Übernahmefrequenzen | 700 Hz, 4.5 kHz |
Frequenzgang | 60 Hz – 20 kHz ±3dB (echofrei) |
Frequenzumfang | - 6dB@45 Hz (echofrei) |
Impedanz nominal | 8 Ohm |
Impedanzminimum | 4 Ohm |
Musikbelastbarkeit | 150 W unverzerrt |
Anschlüsse | WBT Singel-wiring-Terminal |
Maße (HxBxT) | 790 x 165 x 250 mm |
Gehäusevarianten | Esche schwarz, Kirsche, Eiche hell, Walnuss dunkel |
Gewicht pro Stück | 16 kg |
Paarpreis | 2190 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB B&T hifi vertrieb GmbH | |
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Anschrift | Hauptstr. 14 40699 Erkrath |
team@bthifi.com | |
Internet | http://www.bthifi.com |
Auch das Angebot an Tonträgern und Zubehör war reichlich. Die Workshops hatten höchst spannende Themen und waren bestens besucht. Der Ü-Wagen mit seiner Demonstration von Live-Aufnahmen vor dem Hotel kam sehr gut an. Auch die Service Points waren stets frequentiert. Einige Aussteller hatten interessante Offerten für den Kauf auf der Messe oder an den folgenden Tagen. Die Räumlichkeiten waren, wie bei Hotel-Ausstellungen üblich, sehr unterschiedlich. Wer nicht in einem der großzügigen Tagungsräume vorführte, sondern im Standard Hotelzimmer, gab sich Mühe, dem angemessen aufzutreten. Dies gelang, es war nirgends zu laut. So klang es überall angenehm und lud zum Verweilen ein. Das Einzige, was manchmal fehlte, war Sauerstoff – aber auch da war man aufmerksam und legte hin und wieder eine kleine Belüftungspause mit geöffnetem Fenster ein, bevor es mit abwechslungsreichem Musikmaterial weiterging. Sowohl das Hotelpersonal als auch das Team der Analogue Audio Association empfing die Gäste ausgesprochen freundlich. Jeder Besucher bekam einen kleinen Übersichts-Katalog mit wenig Werbung aber ungemein viel Information. So konnte man sich problemlos durch die Ausstellung bewegen und bei Bedarf nachschlagen, falls etwas nicht mehr parat war – so wie bei mir einmal der Vorname eines Ausstellers. Auch für dieses kleine, literarische Meisterwerk danke ich Herrn Bergmann und seinem AAA-Team. Die Veranstaltung hat vielen Menschen viel Freude gemacht, Ausstellern wie Besuchern und hat ein dickes Kompliment verdient für all die Mühen der Analogue Audio Association und der Mitarbeiter der ausstellenden Firmen. 2014 wird Hifistatement gerne wieder dabei sein.
Die klangBilder setzten auch diesmal wieder auf eine bunte Mischung aus Hifi, High End, ein ganz klein wenig Bild, viel (Live-)Musik und eine Reihe von Workshops. Auch Studiotechnik nahm diesmal einen nicht geringen Anteil ein: Seien es nun Vorträge über mehrkanalige Aufnahmeverfahren oder Geräte aus der Studioszene, die auch in der heimischen Kette einen Platz finden könnten. Dazu zählen auch die Komponenten, die Horst Pfaffelmayer unter dem Namen seines Studios, Goldchamber, vorstellte. Da ich den heutigen Kollegen, bei dem ich mich vor Jahren mit dem Tonbandmaschinen-Virus infizierte, zusammen mit seinen Geräten aufs Bild bannen wollte, ihn aber leider immer wieder verpasste, müssen Sie in diesem Falle leider selbst aktiv werden und ein wenig unter www.goldchamber.at recherchieren.
Eigentlich war ich auf einem geschäftlichen Besuch in Südchina, aber da am Wochenende nur Freizeit für mich angesagt war, fragte mich ein chinesischer Kollege, ob ich nicht Lust hätte, mal eine chinesische High-End-Messe zu besuchen. Klar, warum nicht? Guangzhou ist nur knapp anderthalb Stunden mit dem Zug von Shenzhen entfernt und ich hatte – wie schon gesagt – eh' nichts anderes vor.
Um so größer war dann die Überraschung: Die größte chinesische Fachmesse fand über mehrere Etagen in einem großen Hotel statt, und wenn es auch nicht möglich war, genau herauszufinden, wie viele Aussteller es tatsächlich waren, fühlte sich die Messe mindestens so groß an wie die in München. Neben den bekannten westlichen Marken, ausgestellt von ihren Distributoren, waren es vor allen Dingen die vielen einheimischen Firmen, die mit gut gemachten Vorführungen glänzten.
Überhaupt scheint High-End in China ziemlich gefragt zu sein. Viele junge Leute und ganze Familien pilgerten von Raum zu Raum, um konzentriert der Musik zu lauschen. Das war dann besonders häufig klassische Musik! Während in den USA oder in Europa eher musikalisch leichte Kost die Vorführung dominiert, bevorzugen die Chinesen klassische Musik in großen Besetzungen.
Je länger ich mit Hifi beschäftige, desto weniger traue ich mich, einem Schaltungskonzept oder -detail bestimmte klangliche Eigenschaften zuzuschreiben. Und nicht zuletzt deshalb ist es mit prinzipiell völlig egal, welche aktiven Bauelemente in meinen Hifi-Komponenten für die Verstärkung zuständig sind. Die erste Endstufe meiner Hifi-Geschichte, die zusammen mit einer Audiolabor-Vorstufe einen mächtigen Onkyo-Vollverstärker ablöste, war eine Michaelson & Austin TVA-1, bei der zwei KT-88 Gold Lion im Push-Pull-Betrieb 75 Watt leisten sollten. Dass sie später einem Transistor-Verstärker weichen musste, lag allein daran, dass sie nicht mit meinen neuen Traum-Lautsprechern harmonierte. Obwohl ich nun schon seit Jahrzehnten ein Analoglaufwerk mit Röhrennetzteil und eine Vorstufe, bei der Röhren zumindest partiell die Verstärkung übernehmen, verwende, bin ich nie in den Ruf gekommen, ein Röhrenfan zu sein. Wer gerne mal richtig laut hört und dazu einen Lautsprecher mit einem gar nicht einmal so niedrigen, für Hochwirkungsgrad-Lautsprecher-Enthusiasten aber dennoch geradezu lächerlichen Wirkungsgrad von 91 Dezibel benutzt, fände zwar auch eine Menge Röhrenamps, die die nötige Leistung haben, aber meine Geräteauswahl war nie von der Frage Röhre oder Transistor bestimmt.
Dass jetzt eine Ayon Epsilon bei mir gelandet ist, liegt nicht daran, dass Jürgen Saile, der – wie ich gerne sage – jede Röhre mit Vornamen kennt und dementsprechend als Monopolist für alle Glaskolben bestückten Geräte in Hifistatement fungiert, für einen Amp dieser Leistung nicht die richtigen, sprich „wirkungsgradschwachen“ Lautsprecher besitzt, sondern, dass ich nach dem Malheur mit den exquisiten, aber impedanzkritischen Göbel-Schallwandlern noch immer auf der Suche nach neuen Endstufen für meinen Hörraum Ayon-Chef und LumenWhite-Vertrieb Gerhard Hirt nach einem bewährten Spielpartner für die DiamondLight fragte. Er empfahl die damals brandneuen Epsilons und brachte kurzentschlossen ein Pärchen nach Gröbenzell. Dort würden sie dem Autor auch heute noch ohne jeden Gedanken an einen Test eine Menge Freude bescheren – wenn nicht inzwischen die KT150 für jede Menge Unruhe unter den Röhrenfreunden gesorgt hätte. Da lag der Gedanke nahe, auch die Epsilon für die neuen Endröhren umzurüsten. Eine bisher in keiner anderen Publikation vorgestellte Ayon-Endstufe, die zudem mit einer der spannendsten Röhren-Neuentwicklungen der letzten Jahre bestückt ist, allein zum Arbeiten und Genießen in meinem Hörraum zu haben, schien mir dann doch zu egoistisch. Doch bevor ich über meine Erfahrungen mit der Epsilon berichte, lasse ich Jürgen Saile zu Wort kommen, der Ihnen die technischen Besonderheiten von Verstärker und Röhre weit kompetenter schildern kann als ich.
Die Ayons verbrachten eine längere Zeit in meinem Hörraum, allerdings nicht mit den neuen KT150. Gerhard Hirt brachte mir vor einigen Monaten auf die Schnelle die serienmäßige Version mit den KT88 vorbei. Auf die Schnelle heißt ganz konkret, dass er die beiden Epsilons inklusive eingesteckter Röhren ohne weitere Verpackung in sein schon nahezu gänzlich volles Auto packte – was nicht alle Endstufenröhren wirklich goutierten. Ohne über diesen nicht ganz sachgemäßen Transport weiter nachzudenken, habe ich dann freudig die beiden optisch so ansprechenden Verstärker angeschlossen und war von ihrem Klang auch gleich begeistert: Da sorgte ein Hauch zusätzliche Fülle im Oberbass dafür, dass die LumenWhite ein bisschen weniger streng zu Werke gingen. Plötzlich machten auch nicht hundertprozentig perfekt aufgenommene und produzierte Tonträger Spaß, bei denen man zuvor allzu unnachgiebig auf ihre Fehler aufmerksam gemacht wurde. Und das beste dabei: Trotz dieser kleinen Extraportion Wärme büßten die DiamondLight so gut wie nichts von ihrer fantastischen Durchzeichnung und der enormen Detailfreudigkeit ein. Die räumliche Abbildung gelang sogar noch ein klein wenig überzeugender als bei der Vielzahl der bisher in meiner Kette verwendeten Endstufen.
Die Freude währte allerdings nur ein, zwei Tage, bevor sie mit einem Paukenschlag endete. Das war aber leider keine wirkliche Pauke, sondern der Knall einer Röhre, die während des Spielbetriebs das Zeitliche segnete. Sie können sich meinen Schrecken vorstellen. Dabei ging es gar nicht um die Ayon, sondern erst einmal um meine Lautsprecher mit ihrer nicht gerade günstigen Chassis-Bestückung. Also schloss ich schnell die Cello-Monoblöcke an – und konnte erleichtert feststellen, dass die Schutzschaltungen der Epsilon schnell genug waren, um die DiamondLight vor zu viel Strom zu bewahren. Die Lautsprecher hatten den Zwischenfall unbeschadet überstanden. Ich stellte mich innerlich schon auf eine länger Reparaturzeit für die Epsilons ein, als ich Gerhard Hirt anrief. Er meinte jedoch völlig gelassen, dass es äußerst unwahrscheinlich sei, dass durch die defekte Röhre ein Schaden am Verstärker entstanden sei. Ich solle einfach eine Ersatzröhre einstecken, mit einem Minischraubenzieher das Röhrenprüf- und Einmessprogramm starten und abwarten, was passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Widerstand in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, läge im Promillebereich. Und so war es: Nach ein paar Minuten, in denen die Ayon ihre Prüfroutine abarbeitete, schaltete sie in die normale Betriebsart um und spielte so faszinierend wie zuvor. So viel Alltagstauglichkeit hätte ich mir auch von einer neuen, aufwendigen Röhrenkonstruktion nicht träumen lassen.
Als Folge des etwas rüden Transports über 500 Kilometer hat sich dann noch eine weitere Röhre verabschiedet, allerdings völlig unspektakulär: Bei der üblichen Bias-Strom-Messung nach dem Ausschalten der Endstufen wurde ein Fehler entdeckt, eine der sechs LEDs auf der Rückseite des Verstärkers signalisierte, welche Röhre auszutauschen sei und die Illumination des Ayon-Schriftzuges blinkte, statt zu erlöschen. Ich trennte die Epsilon vom Netz, ersetzte die inkriminierte Röhre, stellte die Netzverbindung wieder her und startet nach dem Einschalten wieder das Prüf- und Einmessprogramm. Nach ein paar Minuten musizierten die Epsilon, als sei nichts gewesen. Falls Sie sich fragen, warum ich diese beiden kleinen Zwischenfälle überhaupt schildere, wo doch sonst fast überall nur von den positiven Erlebnissen mit Testgeräten zu lesen ist: Erstens, weil ich noch einmal ganz nachdrücklich darauf hinweisen möchte, dass es für die sensiblen Glaskolben in keiner Weise zuträglich ist, im Verstärker statt in der schützenden Pappschachtel transportiert zu werden – auch über kurze Strecken hinweg. Und zweitens, um all jene, die den Klang von Röhren-Amps dem von Transistorverstärkern vorziehen, aber dennoch nicht in erstere investieren aus Angst, Röhren seien besonders anfällig und damit wenig alltagstauglich, zu ermutigen, ihren klanglichen Vorlieben zu folgen und die Bedenken hintanzustellen – zumindest, wenn die Objekte der Begierde von Ayon stammen oder ebenso gut abgesichert sind wie die österreichischen High-Tech-Amps. Die auf die KT150 umgebauten Epsilons transportierte ich übrigens in der Originalverpackung von Graz nach Gröbenzell – und bis jetzt hat es nicht das geringste Problem mit einer der Röhren gegeben.
Es hatte also einige Wochen gedauert, bis die Epsilons wieder in meinen Hörraum zurückkehrten. Da reicht selbst die beste akustische Erinnerung nicht aus, um die durch den Röhrenwechsel bedingten klanglichen Veränderungen im Detail beschreiben zu können. Insgesamt spielen die leistungsstärkeren Röhren noch eine Spur souveräner und entspannter, um bei Impulsen um so heftiger zur Sache zu gehen. Dass die Endstufen selbst bei recht saftigen Pegeln noch absolut unangestrengt agieren, manifestiert sich auch in einem räumlich weiten und enorm stabilen Klangbild, in das eine Fülle von Details spielerisch und völlig selbstverständlich integriert werden. Aber Bestwerte in einer Vielzahl von Hifi-Disziplinen erreichen viele sehr gute Verstärker. Die hervorragenden Einzelleistung zu einem stimmigen, emotional fesselnden Erlebnis werden zu lassen, vermögen allerdings nur die aller besten Vertreter ihrer Gattung. Die Ayon Epsilon ist einer von ihnen.
Was mich so sehr für die Epsilons einnimmt, ist der druckvolle Oberbass-Bereich und dieser gewisse Hauch Wärme. Das sind zwar Eigenschaften, die man Röhrenverstärkern gern nachsagt, aber um Missverständnissen vorzubeugen: Die Epsilons sind weit entfernt von dem, was man landläufig als Röhrenklang bezeichnet: Sie erlauben sich keinerlei Weichzeichnereffekte, haben die Bass-Chassis fest im Griff und neigen auch nicht zur Euphonie. Sie verwandeln schlechte gemachte Scheiben nicht in Drogen für Audiophile, sind allerdings auch nicht ganz so gnadenlos streng wie einige ihrer Transistorkollegen. Für mich sind die Ayon die nahezu perfekte Ergänzung meiner bestehenden Kette.
Da ich mit dem Klang der Epsilons wunschlos glücklich bin, weiß ich nicht so recht, warum ich die KT150-Pentoden als Trioden verwenden sollte. Aber erstens bieten die Ayon diese Betriebsart an und zweitens war der Kollege Schimmel beim Test des Cayin-Vollverstärkers vom Trioden-Modus derart begeistert, dass ich ich diese Spielart nicht einfach ignorieren kann. So mache ich mich dann nicht ganz vorurteilsfrei an den Vergleich, wobei wegen der Aus- und Einschaltprozedur der Epsilon zwischen den beiden Versionen desselben Stückes bis zu fünf Minuten vergehen. Bei Ravi Shankars „West Eats Meat“ wirken die Instrumente im Raum bei Trioden-Betrieb etwas plastischer, die Wiedergabe gerät einen Hauch luftiger. Die tiefe Pauke und der E-Bass besitzen jedoch bei der Pentoden-Schaltung mehr Druck und Kontur. Hier sind die KT150 in ihrer angestammten Betriebsart für mich erste Wahl. Bei Keith Jarretts Köln Concert fällt die Entscheidung dann schon schwerer: Die Trioden-Schaltung lässt den Flügel einfach intensiver singen, das Klangbild erscheint geschlossener, Jarretts Spiel emotional noch packender. Dafür lassen die Pentoden im bestimmungsgemäßen Modus die einzelnen Töne in ihrer Positionierung im Raum und in der Dynamik noch differenzierter erklingen. Das kommt dem etwas nüchterneren Vortrag, den ich über Jahre von Transistoren gewohnt war, ein gutes Stück näher. Aber nach einigen Monaten mit den KT88 bestückten Epsilon kann ich nicht mehr ruhigen Gewissens behaupten, die – nennen wir es mal: – intellektuell-analytische Spielart der emotionaleren vorzuziehen.
Heute stellt sich mir eher die Frage, ob mich die Röhrenendstufen im Pentoden- oder Trioden-Betrieb mehr faszinieren. Da die Kette in meinem Arbeitszimmer vor allen Dingen Werkzeug-Charakter besitzen sollte, bleibe ich aber vorerst bei den Pentoden – kann und will jedoch keinesfalls ausschließen, immer öfter dem Charme der Trioden-Schaltung zu erliegen. Wie schön, dass die Ayons einem hier die Wahl lassen. Der Umschalter ist also doch nicht so überflüssig, wie auf den ersten Blick angenommen.
Bin ich nach diesen ungemein positiven Erfahrungen mit den Epsilons ab sofort Röhrenfan? Für mich eine eher müßige Frage: Ich bleibe auch in Zukunft allen Schaltungskonzepten gegenüber aufgeschlossen – Digitalendstufen vielleicht ausgenommen, denn vor der zwangsweisen A/D-Wandlung feinster analoger Signale von Plattenspieler und Tonbandmaschine schrecke ich immer noch zurück –, würde mich momentan aber widerspruchslos als Epsilon- und KT150-Fan bezeichnen lassen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Cello Encore 50 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, SwissCable, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest Wild und Diamond |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Ayon Epsilon mit KT150 | |
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Betriebsarten | Trioden-* oder Pentoden-Modus, Class-A* |
Röhrenbestückung | KT150 |
Lastimpedanz | 4 und 8 Ohms |
Ausgangsleistung Pentoden-Modus | 1 x 180W |
Ausgangsleistung Trioden-Modus | 1 x 100W |
Frequenzgang | 10 Hz - 60 kHz |
Eingangsimpedanz | 47 KΩ |
Eingangsempfindlichkeit für Vollaussteuerung | 900mV |
Fremdspannungsabstand bei Vollaussteuerung | 98 dB |
Gegenkopplung | 0dB |
Eingänge | RCA und XLR |
Abmessungen (B/T/H) | 35/55/25 cm |
Gewicht | 40 kg |
Garantiezeit | 15000 |
Preis | 15000 Euro, 13000 Euro mit KT88 |
HERSTELLER Ayon Audio | |
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Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
VERTRIEB Audium | |
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Anschrift | Catostr. 7b 12109 Berlin |
urban@audium.de | |
Internet | www.ayonaudio.de |
Die Dimensionen des iFi scheinen auf den ersten Blick im Widerspruch zu den vielen aufgeführten Vorzügen zu stehen, denn das mattsilberne Kästchen ist kaum größer als die Fernbedienung meiner Vorstufe. Betrachtet man es eingehender, so fällt neben der tadellosen Verarbeitung die konsequente Nutzung der verfügbaren Flächen ins Auge: Auf der Oberseite geben drei LEDs Auskunft über den gewählten Betriebszustand, zudem dürfen wir durch eine kleine Öffnung einen Blick auf eine sanft glimmende Röhre werfen.
Zwei Kippschalter und ein Regler, der die Regelung der Lautstärke mit dem Ein- und Ausschalten verbindet, füllen die Front. Der linke Schalter aktiviert den „3D Holographic Sound“, dem zweiten Hebelchen fällt die Aufgabe zu, das „Digital Antidote Plus®“ zuzuschalten. Auch das Heck ist komplett ausgefüllt, zwei Paar Clinch Buchsen (Input / Output) teilen sich die knappe Fläche. Üppige Stecker werden hier Beklemmungen bekommen. Die Energie für den iFi T iTube stellt ein kompaktes Steckernetzteil zur Verfügung, der dazugehörige Anschluss befindet sich auf der rechten Seite des Aluminium-Gehäuses. Für den Fall, dass die Zuleitung an dieser ungewöhnlichen Position störend weit aus dem Gehäuse ragt, legt der Hersteller einen Adapter bei, der mit seinem Winkelanschluss Breite spart.
Ungewöhnlich spannend geht es auf der Gehäuseunterseite zu. Umfangreich wie in einer Bedienungsanleitung werden hier noch einmal die einzelnen Talente des iTube aufgezählt. Daneben befindet sich ein achtstufiges Mäuseklavier – technisch korrekt: DIP Schalter – und eine schematische Darstellungen zu dessen Nutzung. Hier wird die Integration in ein bestehendes Musik-System festgelegt. Zur Wahl stehen die Modi Buffer und Preamp, jeweils optional mit einer zusätzlichen Verstärkung von 6 Dezibel kombinierbar.
In der Einstellung Buffer wird der iFi iTube entweder in die Verkabelung zwischen Vor- und Endstufe eingesetzt oder es erfolgt die Integration zwischen einer Quelle wie zum Beispiel einem CD-Spieler und dem Verstärker. Alternativ wäre eine Verbindung über die „Monitor-Schleife“ möglich. Die Lautstärke-Regulierung würde in dieser Einstellung nach wie vor in den Schaltkreisen des Verstärkers erfolgen. Arbeitet unser „Swiss army knife" als Preamp, so obliegt ihm auch die Regelung der Lautstärke. Damit kommen wir zur Kernfrage: Warum sollte man den iTube in seineMusikanlage eingliedern? Für die Beantwortung der Frage ist es hilfreich, die Macher hinter dem iFi iTube mit Ihrem gesamten Programm vorzustellen.
Unser Testgerät ist Teil der sechs Geräte umfassenden iFi-Micro-Serie, die vom britischen Hersteller Abbingdon Music Research (AMR) entwickelt wurde. Ziel des iFi Entwicklungsteams ist es, den Markt um eine Linie von spezialisierten Produkten zu bereichern, die audiophile Meriten mit fair kalkulierten Preisen kombiniert. Die dabei entstandenen, sehr unterschiedlichen Module sind gemeinsam oder einzeln ebenso in High End- wie auch in Computer-Audio-Set-Ups einsetzbar. So spannt sich der Produktreigen von einem Kopfhörerverstärker (iCan) über einen HD-USB-D/A Wandler (iDac) sowie einer sauberen Spannungsversorgung für USB-Geräte (iUsb) bis zu einem Phonovorverstärker (iPhono), der meinen Kollegen Matthias Jung bereits zu begeistern vermochte.
Dass sie die selbst gewählten Ansprüche kompetent umzusetzen vermögen, haben die Entwickler P. Wayne und Thorsten Lösch in der digitalen wie auch in der analogen Welt mit ihrem AMR-Produktportfolio nachhaltig bewiesen. Ein Blick auf das Oeuvre von AMR belegt zudem die große Affinität der AMR-Crew zur Röhrentechnik, wobei die Verwendung der Glaskolben ausschließlich aus klanglichen Gründen geschieht und nicht als verkaufsfördernde Marketingmaßnahme dient.
Die Entwicklungsarbeit fusst auf klar definierten, bewährten Klangidealen und -theorien. So wird im Zusammenhang mit den „3D Holographic Sound“ auf die Arbeiten von Alan Downer Blumlein verwiesen, einen der großen Vordenker der stereophonen Aufnahmetechnik. Eine vor 20 Jahren von Anthony Taddeo entworfene Schaltung bildet die Basis für „Digital Antidote Plus®“. Das kleine Kästchen soll mit seiner speziellen Class-A-Röhren-Schaltung Musiksysteme analoger und natürlicher klingen lassen. Die Zuschaltung von „Digital Antidote Plus®“ nimmt einem überanalytischen „digitalen“ Klang die Schärfe und der „3D Holographic Sound“ stabilisiert und erweitert die imaginäre Bühne – soweit die Theorie.
In meinem highfidelen Leben durfte ich auf einigen Messerveranstaltungen die unterschiedlichsten Musiksysteme in mitunter klangverhindernden Konferenzräumen demonstrieren. In einigen dieser Situationen, wäre iFi iTube – soviel kann ich schon zu Beginn verraten – genau das passende Tool gewesen, um die Situation zu retten!
Mein Hörraum hingegen entspricht mit seinem dicken Teppich sowie einigen üppigen Polstermöbeln fraglos mehr dem durchschnittlichen deutschen Hörraum. Hier wird iTube flugs mit den Verstärkern verbunden. Veränderungen an den DIP-Schalter sind nicht nötig, denn werkseitig ist der Buffer-Modus ohne Verstärkung konfiguriert. Für diesen Nachmittag steht ein Wirbelwind am Flügel ganz oben auf der Playlist. Die Japanerin Hiromi hat mit Simon Phillips, Drums, und Anthony Jackson, Bass, kongeniale Partner in Ihrem Jazz-Rock-Trio vereint. Ihre Version von „Beethoven's Piano Sonata Nr. 8“ schließt das vortreffliche Album Voice von 2011. Seidig klingen die leisen Töne aus den Lautsprechern, „3D Holographic Sound“ und „Digital Antidote Plus®“ sind nicht zugeschaltet und dennoch stellt sich mittels iTube bereits ein heimeliges Hörvergnügen ein – und ja, es klingt nach Röhre! „A Case Of You“ komponiert von Joni Mitchell und wunderbar interpretiert von Diana Krall folgt dem Jazz-Kleinod. Dianas Stimme hat Körper und Schmelz, die Anschläge des Flügels sind wunderbar feingliedrig. Es dominiert die Natürlichkeit über das letzte Dezibel Dynamik. Okay, das Gefühl „Enjoy the magic of tube sound“ stellt sich wie versprochen ein. Bei den ersten Takten von „Aqua Marine“ aus Viva Santana aktiviere ich den „3D Holographic Sound“: Gelöst von den Schallwandlern steht die umfangreiche Besetzung auf der Bühne, gleichzeitig öffnet sich der Raum deutlich nach hinten, ohne dass das Klangbild faserig wird. Im Gegenteil, die Präsentation wirkt merklich stabiler, Details treten klarer aus dem Klangereignis hervor, während sich das Geschehen stärker in der Mitte konzentriert. Gesangsstimmen profitieren in der Testkonfiguration unzweifelhaft von dem Schaltungskniff, der die „Dinge auf den Punkt“ bringt. Bei großen Orchesterbesetzung wird es etwas kniffeliger: Der erste Satz von Malers Zweiter Symphonie, Die Auferstehung beginnt mit Streichern, die das Motiv des Satzes so leidenschaftlich intonieren, dass mit jedem Takt wird die Größe und die Macht des Orchesters greifbar wird. Der „3D Holographic Sound“ nimmt dem Kollektiv der Musiker allerdings ein wenig die Breite und ein bisschen von ihrem Zauber.
Nun stehen die Musiker von The Chieftains gemeinsam mit Joni Mitchell im Studio und spielen gemeinsam das anrührende „The Magdalene Laundries“ ein: Dieser Satz geht an den „3D Holographic Sound“. Versuchsweise hörte ich mir die Stücke auch noch in der „verschärften“ zweiten Schalterstellung an, die AMR explizit nur für Computer-Lautsprechersysteme empfiehlt. Derart gepimt ist der Vortrag in einer „erwachsenen“ Musikanlage zu mächtig.
Als Kind der Achtziger dürfen in meiner Musiksammlung die Produktion nicht fehlen, die im Wirkungsbereich des Fotographen Jim Rakete entstanden sind. Die Rolle der Sonne in diesem Musikeruniversum fiel lange Zeit der Gruppe Spliff zu, die sich und andere Tonkünstler hochprofessionell produzierte. Ihr Werk hat selbstverständlich auch seinen Weg auf die NAS-Platte gefunden, wobei einigen Titeln die digitale Wandlung überhaupt nicht bekommen gut ist. So kann man die sechs Minuten zehn vom „Rand der Welt“ schon fast als klanglich fies einstufen. AMR bezeichnet solche Sounds als „Digitis“ und verspricht mit dem „Digital Antidote Plus®“ Abhilfe. In der Tat sind die Veränderungen signifikant: Die Stimme von Reinhold Heil bekommt dank DAP mehr Fülle, das Schlagzeug mehr Substanz – es klingt „analoger“, aber den speziellen Charme der Schallplatte erreicht die digitale Version auch mit den „Digital Antidote Plus®“ nicht ganz.
Nun muss mein Reserve-CD-Spieler ran, der noch nie durch besondere Lieblichkeit und Akkuratesse aufgefallen ist. Mit Lambs Live at Koko rotiert eine Aufnahme im Inneren, die elektronische Samples und die etwas sperrige Stimme von Lou Rhodes zusammen fügt. Wieder steht die Darbietung auf einer festeren Basis, die Stimme wird glaubhafter. Spröder, dafür aber auch mit mehr Feinheiten gesegnet wird das Geschehen, sobald „Digital Antidote Plus®“ deaktiviert ist.
Datenreduziert und ausgeworfen über den Kopfhörerausgang eines iPhones geht der Countertenor Philippe Jaroussky an den Start, als es gilt, das Niveau des Preamp-Modus' zu ergründen. Nach den ersten Arie präferiere ich die Kombination aus „Digital Antidote Plus®“ und „3D Holographic Sound“. Erwartungsgemäß perlen nun zwar keine high-endigen Klanggebilde aus den Lautsprechern, aber das Ergebnis ist tonal ausgewogen, in Maßen räumlich gut sortiert, und für diesen sehr speziellen Testaufbau überraschend gut. Die Möglichkeit, die Verstärkung um sechs Dezibel zu erhöhten, erweist sich als ebenso praxisgerecht wie der Gleichlauf des Lautstärkepotentiometers.
Allen Funktionen gemein ist die hohe Rauschfreiheit der Schaltungen, nur bei voll aufgedrehten Volumenregler sind leichte Störgeräusche wahrnehmbar.
Die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des iTube war sehr kurzweilig, und so habe ich viele Male die Kabel umgesteckt, denn wie bei einem guten Taschenmesser entwickelten sich während des Gebrauches immer neue Einsatzmöglichkeiten: Da war zum Beispiel die Nutzung als spartanische HiFi-Vorstufe oder die Verbindung mit einem Kopfhörerverstärker. Ob die unbestreitbaren Qualitäten des ifi iTube auch als Retter in Ihrer Musikanlage taugen, müssen Sie jedoch selbst ausprobieren. die Chancen dafür stehen aber ausgesprochen gut.
GEHÖRT MIT | |
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Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109,MinimServer, UpnP Kontroll Linn Kinsky |
Laufwerk | AMG |
Tonarm | AMG |
Tonabnehmer | Ortofon black, Grado Reference |
Phonoentzerrer | Trigon Vanguard II & Volcano III |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Kopfhörerverstärker | Lake People G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 |
Kabel | Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
HERSTELLERANGABEN AMR Ifi iTube Röhren Buffer - Vorverstärker | |
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Eingangsspannung | AC 100-240 V, 50/60 Hz |
Leistungsaufnahme | < 4 W |
Eingangsimpedanz Buffer | 1000 kOhm |
Eingangsimpedanz Vorverstärker | 100 kOhm |
Ausgangsimpedanz | < 1 Ohm |
Abmessungen (H/B/T) | 28/68/175 mm |
Preis | 300 Euro |
VERTRIEB WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik | |
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Anschrift | Westendstr. 1a 61130 Nidderau |
Telefon | 06187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Internet | www.ifi-audio.de |
Herr Deyerling von Cayin Deutschland hatte dann Mitte November passendes Equipment zum Test parat. Er hat mir freundlicherweise den durchaus schon gut bekannten und beleumundeten Cayin A-88T in der MK2-Selection-Version überlassen. Allerdings in diesem Fall nicht mit den üblichen KT88 Röhren, sondern mit den seit einiger Zeit erhältlichen, aufpreispflichtigen KT120 Röhren, die auf jeden Fall schon mal mehr Leistung als die KT88 bereitstellen. Der „normale“ KT88 Röhrensatz kam aber zum Vergleichen auch noch mit. Im zweiten Paket befand sich dann der brandneue Cayin CS-24CD CD-Player, der nicht nur mit Röhren- und Transistor-Ausgang, sondern auch mit einem asynchronen USB-Eingang ausgestattet ist und damit als vollwertiger Hochbit-Wandler dient. Die für Windows benötigten USB Treiber befinden sich auf einer beiliegenden CD. Beide Geräte werden mit Alu-Fernbedienung ausgeliefert, wobei die des CD-Players auch als Systemfernbedienung ausgelegt ist. Wenn das keine guten Vorraussetzungen für einen interessanten Herbst sind.
Aber erst mal zu den Geräten selbst. Der A-88TMK2 macht mit seinen fast 30 Kilogramm Gewicht einen äußerst soliden Eindruck. Es gibt ihn schon seit vielen Jahren, in denen er immer weiter verfeinert wurde. Der aktuelle A-88TMK2 Selection ist ein durch und durch moderner Röhrenvollverstärker, sehr hochwertig innen und außen gemacht und einfach zu bedienen. Der Ruhestrom der Leistungsröhren ist leicht von außen einzustellen. Das nötige Messinstrument thront in der Mitte zwischen den Vorstufenröhren. Damit ist jede einzelne Röhre einfach einzumessen. Man benötigt nur einen Schraubenzieher. Der Zeiger des Messinstruments muss nur in der Mitte stehen. Das war’s.
Der große, satte Lautstärkeknopf, der mittig auf der zentimeterdicken Aluminium-Frontplatte platziert ist, bewegt ein hochwertiges Alps-Potentiometer, das auch über die Alu-Fernbedienung gesteuert werden kann. Der A-88T kann zwischen Trioden- und Pentoden-Betrieb umgeschaltet werden. Das ist auch während einer Hörsession mit der Fernbedienung möglich.
Im gegenkopplungsfreien, reinen Class A Trioden-Betrieb leisten die KT120 Ausgangsröhren von Sovtek fast 2 x 30 Watt. Im gegengekoppelten Pentoden-Betrieb verdoppelt sich diese Leistung. Der Verstärker besitzt drei Hochpegeleingänge, einen Pre-In und einen bei Röhrenverstärkern üblichen Abgriff für Boxen mit vier oder acht Ohm Impedanz. Die dafür erforderlichen Anschlüsse auf der Rückseite sind von exzellenter Qualität. Soweit zum A-88T.
Auch der CD-Player ist mit 12 Kilogramm nicht gerade ein Leichtgewicht. Die Frontplatte ist in ihrer Gestaltung an die Front des A-88T angepasst und ebenfalls aus beeindruckend dickem Aluminium gefertigt. Auch hier herrscht große Übersichtlichkeit. Neben den wesentlichen Bedienelementen für das stabile CD-Laufwerk gibt es nur einen Source-Umschalter, um den USB Eingang anzuwählen. Das Display zeigt die notwendigen Informationen im CD-Betrieb und die Samplingraten im USB-Modus. Mehr nicht. Unterschiedliche Filter, auf Wunsch aktivierbares Upsampling oder ähnliche Gimmicks gibt es nicht.
Dafür bringt der Cayin aber wie eingangs schon erwähnt zwei absolut high-endig aufgebaute Ausgangsstufen mit. Denn auch die mit Transistoren bestückte Ausgangsstufe ist kein Notnagel und fällt gegenüber dem hochwertigen, mit russischen Electro Harmonix EC 6922 Kleinsignalröhren bestückten Ausgang keinesfalls ab. Auch hier ist alles durchdacht und die Bauteile-Bestückung wurde auf beste Performance ausgerichtet. Wohin man auch schaut, findet man auch hier beste Verarbeitung.
Und wie klingt sie nun, die Cayin Kombination? Ob ein Geräte respektive eine Gerätekombination nun gut, sehr gut, exzellent klingt oder mich gar fesselt, dass mache ich in der Regel daran, wann ich nach der ersten Hörsitzung auf die Uhr schaue. Bei den Cayins hat es über drei Stunden gedauert. Das passiert mir selten. Die Kombination aus A-88T mit KT120 und der röhrenbewehrten Ausgangsstufe des CS-24CD hat mich regelrecht in die Musik hineingezogen.
Es gibt wirklich sehr viele, sehr gute Hifi-Geräte, aber wie ich immer wieder feststellen muss, wenige, die mich wirklich mitnehmen, mich die Umgebung und alles Technische vergessen lassen. Geräte, mit denen ich Musik emotional erleben darf, ähnlich einem guten Konzerterlebnis, sind rar. Hier habe ich es mit einer solchen Gerätekombination zu tun. Und das Schönste dabei: Sie ist bezahlbar! Ich habe mit meinen Myro Rebell und den Platinum M50 Boxen von Quadral gehört. Beide Lautsprecher funktionierten auch im von mir klar bevorzugten Triodenbetrieb hervorragend mit dem A-88T.
Die weniger Leistung fordernde Quadral ging dabei sogar noch besser, obwohl ich etwas Sorge wegen des vermeintlichen „Röhren-Basses“ hatte. Aber die M50 weist einen sehr gutmütigen Impedanzverlauf auf, und der Cayin hatte den Bass gut im Griff. Faszinierend war die Ausdehnung des Raumes in alle Richtungen. Überhaupt habe ich bisher noch keine Verstärkerelektronik in meinem Hörraum gehabt, die in der Lage war, eine natürliche Raumakustik so „lebensecht“ zu transportieren. Sehr gut nachvollziehen ließ sich das mit der CD Trinity Sessions von den Cowboy Junkies, die mit einem einzigen Stereo-Mikrofon live in einer Kirche in Toronto aufgenommen wurde.
Da während des Tests die Adventszeit begann, kramte ich auch meine immer wieder gern und oft gehörten, in einer Stockholmer Kirche live eingespielten CDs Christmas with my Friends I und III von Nils Landgren heraus und war nachhaltig beeindruckt. Noch keine Verstärker-/ CD-Kombination hat mich so in die Akustik dieser Stockholmer Kirche hineingezogen wie die Cayins. Interessant dabei ist, dass sich das auch nicht änderte, als ich auf den Transistorausgang des CD-Players wechselte. Das Klangbild straffte sich etwas und ich hatte das Gefühl, dass über diesen Ausgang bei großorchestralen Besetzungen wie zum Beispiel den Carmina Burana (Telarc CD) etwas mehr Durchzeichnung und Ordnung da war. Schlechter war es auf keinen Fall. Schön, dass man die Wahl hat!
Der USB-Eingang des Cayin CS-24CD kam zu guter Letzt dran. Er verarbeitet im asynchronen Modus Signale bis 24bit/192Khz. Die oben beschrieben klanglichen Eigenschaften kann man konsequenterweise auch hier finden: Toll nachzuvollziehen war das zum mit Gregory Porter, meiner persönlichen Entdeckung des Jahres, oder immer wieder gern auch mit Aufnahmen von Diana Krall (beide als Hochbit-Downloads bei highresaudio.de erhältlich). Gegenüber der CD legten Auflösung und Dynamik noch einmal ein ganzes Stück zu. Ein separater Wandler erübrigt sich in diesem Fall. So wird der CS-24CD für mich zur eigentlichen Überraschung dieses Tests. Für einen unverbindliche Preise von 1.800 Euro bietet diese CD-Player/ Wandler-Kombination eine überragende Leistung!
Ich möchte natürlich auch nicht unerwähnt lassen, dass ich zwischendurch zwei Tage auf den KT88 Röhrensatz gewechselt habe. Länger habe ich es nicht ausgehalten. Der A-88T klang zwar auch mit den KT88 ausgesprochen gut, aber aus meiner Sicht längst nicht so audiophil wie mit den KT120. Die sowieso schon guten dynamischen Qualitäten des A 88T legen mit den neuentwickelten Röhrentypen noch einmal deutlich zu. Das gilt auch für die Auflösung über den gesamten Frequenzbereich. Die 150 Euro Mehrpreis für die KT 120 würde ich auf jeden Fall investieren!
GEHÖRT MIT | |
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Vollverstärker | AVM A3NG |
CD-Player | AVM CD3NG |
Lautsprecher | Myro Rebell, Quadral Platinum M50 |
Phono-Preamp | Otto-Musikant |
Plattenspieler | Musical-Life Jazz Reference |
Tonarm | Musical-Life Conductor Vocalitas |
Tonabnehmer | Musical-Life Denon DL 103 |
Kabel | Inakustik Black & White NF und LS 1202, Whitezombieaudio Zeropointzero XLR Reinsilber Kabel, Sommer Epilogue NF, Audioquest Digital Audio Carbon USB, Audioquest Wild Digital S/PDIF, Vovox link direct SD AES/EBU |
HERSTELLERANGABEN Vollverstärker Cayin A-88TMK2 Selection mit KT120 Leistungsröhren | |
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Frequenzbereich | 10Hz bis 42kHz (-3dB) |
Klirrfaktor (THD) | 1% (1kHz) |
Fremdspannungsabstand | 93 dB |
Eingangsimpedanz | 100kOhm |
Eingangsempfindlichkeit | 300mV RMS Line-Eingang, 1000mV RMS Pre-In |
Röhrenbestückung | 2 x 6SL7 2 x 6SN7, 4 x KT88 (KT120 gegen Aufpreis) |
Ausstattung | Fernbedienung, Integriertes Bias-Messinstrument |
Eingänge | 3 x Line, 1 x Pre-In |
Schaltung | Class A/B |
Gehäusefarbe | Schwarz |
Frontblende | Silber oder Schwarz |
Lautsprecher-Impedanzabgriffe | 4 Ohm, 8 Ohm |
Ausgangsleistung (RMS) an 4 und 8 Ohm | 25W+25W Triode, 45W + 45W Ultralinear mit KT88 |
Maximale Leistungsaufnahme | 280VA |
Netzspannung | 230V AC/50Hz |
Abmessungen (B/T/H) | 420/382/195mm |
Gewicht | 28 kg |
Garantie | 2 Jahre; bei Registrierung 3 Jahre |
Preis | 2.400 Euro mit KT88 Röhrensatz, 150 Euro Aufpreis für KT120 Röhrensatz |
HERSTELLERANGABEN CD-Player Cayin CS-24CD | |
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Ausgangsspannung | 2V ± 1dB |
Frequenzbereich | 20Hz~20kHz ± 0.5dB |
THD | ≤70dB |
Fremdspannungsabstand | 90dB |
Dynamikbereich | 118dB |
Röhrenbestückung | 2 x 6922 |
Digitalausgang | IEC958 Standard |
USB Audio | Kompatibel mit Audio Class 1.0 und Audio Class 2.0 |
Wortlänge | 16 – 24 bit |
Samplingraten | 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4 and 192kHz |
Betriebssystem | Windows XP®, Windows Vista®,Windows 7, 8®, und Mac OS (10.6.3 und darüber) |
Leistungsaufnahme | 230VAC, 50Hz |
Gewicht | 12kg |
Maße (B/H/T) | 440/350/100mm |
Leistungsaufnahme | 30W |
Garantie | 2 Jahre; bei Registrierung 3 Jahre |
Preis | 1.200 Euro |
VERTRIEB Cayin Audio Distribution GmbH | |
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Anschrift | An der Kreuzheck 8 61479 Glashütten- Schloßborn |
Telefon | +49 6174 259788-0 |
Fax | +49 6174 259788-9 |
Mobil | +49 171 6110502 |
info@cayin.com | |
Internet | www.cayin.de |
Chef des Unternehmens und Vater der Gedanken ist Diplom-Physiker Christian Brückner. Vor Jahren hat er begonnen, seine Vorstellungen von Design und Klang in einem hochwertigen Lautsprecher zu realisieren. Christian Brückner ist einer, der Dinge hinterfragt und ungewöhnliche Wege zu gehen bereit ist. Das Cygnus Set ist ein Satelliten--System. So etwas assoziiert der HiFi-Freund tendenziell abwertend als optisch unauffällige Wohnzimmerlösungen mit eingeschränktem Klangvermögen. Doch Christian Brückner hat seine Gründe für dieses Konzept: Denn Raumresonanzen lassen sich mit einem einzelnen, separaten, aktiven Subwoofer mit digitaler Elektronik relativ leicht in den Griff bekommen. Auch ist die Aufstellung des Basswürfels weitgehend unproblematisch und kann somit den räumlichen Gegebenheiten und ästhetischen Wünschen untergeordnet werden. Die Satelliten hingegen werden dort aufgestellt, wo sie optimal klingen. Sie sind weniger groß und optisch weit akzeptabler als die Mehrzahl gleichwertiger Standlautsprecher. Durch ihre Platzierung wird die Stereobasis und wesentlich auch die Bühne des Klanggeschehens definiert. Christian Brückner geht davon aus, dass der Käufer hochwertigen HiFi-Equipments dies auch sozialverträglich im Wohnraum integrieren will oder muss. Somit schlägt er mit seinem dreiteiligen Konzept zwei Fliegen mit einer Klappe: Da wäre einmal die optische Integrations-Fähigkeit ins heimische Wohnzimmer und zweitens die Loslösung des die Raummoden anregenden Basses vom klanglich besten Standort der Hauptlautsprecher. Denn selbstverständlich werden mittels der im DiSub X15 untergebrachten Elektronik die Einstellungen für den Hörraum individuell programmiert.
Cygnus und Quasar sind Namen aus der Astronomie: Cygnus, im Deutschen Schwan, ist ein Sternbild der nördlichen Hemisphäre. Es wird auch als Kreuz des Nordens bezeichnet. Quasar ist laut Wikipedia: Das Zentrum einer aktiven Galaxie, welches nahezu punktförmig leuchtet und ungeheure Energie ausstrahlt. Das klingt viel versprechend. Die Bezeichnung DiSub X15 ist nicht so weit hergeholt. Sie steht für Dipol-Subwoofer mit 15-Zoll-Chassis.
Ein paar Worte zum Aussehen des Cygnus Systems: Der Subwoofer ist stattlich. Er misst 55,2 mal 54,8 mal 58 Zentimeter (B x H x T). In seinem Sockel mit den seitlichen dicken Aluminium-Profilen ist zentral ein bei Betrieb bläulich illuminiertes Bedienfeld für die Einstellung der aktiven Frequenzweiche integriert. Da man diese im Wesentlichen bei der Erst-Installation justiert, ist die niedrige Platzierung für die Handhabung kein Problem. Spätere Veränderungen sind sinnvoll und leicht über die mitgelieferte Fernbedienung vom Hörplatz aus möglich. Darüber baut sich das offene Gehäuse für die beiden 15-Zoll-Chassis auf. Von vorn betrachtet schaut man in die mittige, 18 Zentimeter breite Schallaustrittsöffnung. Rückseitig nimmt die Verstärker- und Weichen-Elektronik mit dem Anschlussfeld den meisten Platz ein. Links und rechts davon befinden sich die invertierten Schallaustrittsöffnungen der beiden Lautsprecher. Der Basswürfel insgesamt ist sauber furniert und oben mit einer satinierten Glasplatte abgedeckt, die mit den seitlichen Holzwangen abschließt. Der Vorteil einer Manufaktur, wie sie Cygnus Audio ist, besteht auch in der Flexibilität: Jedes Quasar-Set ist eine Einzelanfertigung nach Kundenwunsch. Sie haben also freie Wahl, was die Optik der Gehäuse anbelangt.
Extravaganter noch als der Woofer ist die Gestaltung der Quasar Satelliten. Die Basis bildet ein Holzgehäuse mit sechzehn Zentimetern Höhe aus mehrlagigem MDF, selbstverständlich rundum perfekt furniert. Darin befindet sich die aufwändige Frequenzweiche. Zur Resonanzberuhigung ist dieser Quader mit Quarz-Sand aufgefüllt. Diese intelligente Lösung bringt die gewünschte Ruhe und Masse in den Sockel. Die so abgeschirmten Bauteile der frei verdrahteten Frequenzweiche bleiben auf diese Weise auch von den Schwingungen der Chassis verschont.
Oben im Holzquader sind säuberlich vier Edelstahl-Scheiben eingelassen. Auf ihnen ruhen die Spikes des 59,5 Zentimeter hohen Glas-Aluminium Ständers, der beim Tonmöbel-Hersteller Spectral zugekauft wird. Auf ihm steht die Quasar selbst. In den beidem Edelstahl-Rohren des Standfußes verläuft weitgehend unsichtbar die Bi-Wiring Verkabelung zu den vier rückseitigen WBT-Bananen-Anschlüssen der Quasar.
An der Frequenzweiche sorgt ein solider Neutrik-Anschluss für die perfekte Verbindung. Die mit 25,6 mal 39,1 mal 31,6 Zentimetern recht zierliche Quasar ist sehr schwer; sie wiegt stattliche 21 Kilogramm. Die Begründung findet sich im extrem massiven und aufwändigen Gehäuse. Dessen Sandwich-Konstruktion aus mehreren Holzschichten, Aluminium und Bitumen sorgt für Festigkeit und gibt Resonanzen so gut wie keine Chance. Die beiden Chassis sind von vorn sichtbar. Sie machen einen wertvollen Eindruck. Sie hinter einer Bespannung zu verstecken, würde der Quasar einiges an optischer Wirkung nehmen. Wie beim Bass ist auch hier satiniertes Glas als Gehäuse-Top zwischen den Seitenwangen aus Edelholz eingepasst.
Das Cygnus Konzept ist voll von Besonderheiten. Beginnen wir beim Subwoofer. Der ist mit zwei großflächigen Tieftönen aus dem Profi-Sektor bestückt, und zwar PA-Lautsprechern von Beyma, die allerdings modifiziert wurden. Sie arbeiten als Dipole leicht voneinander abgewinkelt praktisch aufeinander und auf die frontale Schallöffnung. Phasengedreht tritt der Schall nach hinten aus. Dort hat jedes Chassis seine eigene Öffnung. Dieses Abstrahlverhalten entspricht einer gegenphasigen Acht. Daraus ergibt sich eine denkbar minimale Anregung des Raumes, solange der Bass nicht genau in der Mitte der Längsrichtung des Raumes steht. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Bauweise ist , dass durch das gegenphasige Arbeiten der beiden Tieftöner in dem gefalteten Gehäuse kaum Vibrationen entstehen. Dem entsprechend werden auch so gut wie keine Vibrationen an die Umgebung weitergeleitet. Das erlaubt eine Nutzung auf jeder Art von Fußboden. Die Ansteuerung der beiden 38-Zentimeter-Bässe erfolgt über die integrierte digitale Endstufe mit 1000 Watt und DSP-Anpassung. Dort werden die Übergangsfrequenz und die Phasenlage eingestellt und bei Bedarf drei Frequenzfilter gesetzt. Dies geschieht mittels der zum Lieferumfang gehörenden Software. Aber eigentlich braucht man sich darum selber nicht zu kümmern. Denn Christian Brückner liefert die Systeme in Deutschland und nahem Ausland selber aus und stellt sie mit seiner langjährigen Erfahrung perfekt ein. Die Software benötigt man also nur bei Veränderungen der Aufstellungen, Umzug oder ähnlichem. Dazu schließt man seinen Rechner an eine Schnittstelle am DSP-Modul an.
Abgesehen von der Fähigkeit des DiSub X15, die Raumresonanzen praktisch gar nicht erst entstehen zu lassen, führt seine Technologie zu einer sehr schnellen und impulsfesten Signalverarbeitung. Dies ist eine fundamentale Voraussetzung für ein harmonisch Zusammenspiel mit den Quasar Satelliten. Denn die wollen ihrerseits ihrem Namen als punktförmige, energiereiche Quelle Ehre machen. Die Bestückung mit einem Tief-Mitteltöner mit konischer 17-Zentimeter-Kevlarzellulose-Verbundmembrane plus Phaseplug im Zentrum und einem Magnetosten mit 28 Quadratzentimeter aktiver Membranfläche mit Neodym-Magnet bietet dafür exzellente Voraussetzung. Durch die Anordnung der beiden Chassis im geschlossenen Gehäuse zueinander – der Magnetostat unten, der MT-Konus oben – im Zusammenwirken mit der ausgeklügelten externen Frequenzweiche mit Korrekturschaltungen gelingt die gewünschte punktnahe Abstrahlung. Cygnus-Audio linearisiert hier in der Weiche zum einen den Frequenzgang, vor allem aber das Phasenverhalten. Mit 18 Dezibel wird zwischen Mittel- und Hochton-Bereich getrennt. Mit einem Frequenzspektrum von 65 bis 35.000 Hertz ist die Quasar auch als Lautsprecher ohne zusätzliche Bassunterstützung absolut hörenswert. Das gilt jedoch nur, solange man den Subwoofer dazu nicht gehört hat. Danach wird man sicher nicht mehr auf ihn verzichten mögen.
Die Quasar mit DiSub X15 kann man auf verschiedene Weise anschließen. Die im Bass integrierte Elektronik ermöglicht es, sowohl den Bass an einen Lautsprecherausgang wie auch an einen Vorverstärker oder regelbarer Quellgeräte über Cinch anzuschließen. Digital lässt sich der Sub X15 über Toslink-Lichtleiter verbinden. Von dort kann man die Quasar-Satelliten über die eingebaute Endstufe ansteuern. Die im DSP der Woofer-Elektronik eingestellte Übernahme-Frequenz begrenzt dann den Quasar. Vorteil: er braucht dann keine tiefen Frequenzen zu verarbeiten und ist noch pegelfester. Gleiches geschieht bei Ansteuerung einer zusätzlichen Endstufe durch den Cinch-Ausgang am DiSub X15. Aber meine Bitte: tun Sie es nicht! Tun Sie es nur, wenn Sie Partymusik machen wollen und die Quasar nach unten absichern und entlasten wollen. Oder machen Sie es, solange Sie auf eine geeignete Endstufe für die Quasar sparen. Es geht, ja, es geht sogar recht gut. Aber Sie verschenken eindeutig jede Menge Musikalität. Denn die Anpassung der Einheiten Quasar und Bass lebt vom natürlichen Roll-off der Hauptlautsprecher. Nachteilig ist ebenso das Einwirken der digitalen Signalverarbeitung in der integrierten Endstufe. Gönnen Sie sich bitte einen hochwertigen Endverstärker, mit dem Sie die Quasar direkt ansteuern. Parallel zu dieser schließen Sie den Bass-Würfel über seinen Cinch-Eingang an. Auch die Verwendung eines hochwertigen Vollverstärkers ist möglich und uneingeschränkt sinnvoll. Ich habe kürzlich den Ayre AX-5 so an diesem System getestet. Dann wird am DiSub der Lautsprecher-Eingang benutzt. Ideal ist also die Verwendung der Im DiSub X15 integrierten Weiche und Verstärker ausschließlich für den Subwoofer. Die Quasar sollten bestmöglich direkt an eine Endstufe oder einen Vollverstärker angeschlossen sein. Christian Brückner sagte mir, die Quasar sei wegen ihrer Weichen-Auslegung unproblematisch im Zusammenspiel mit Verstärkern. Jedoch offenbart das Cygnus Set in ungewohnter Deutlichkeit Fähigkeiten und Schwächen der angeschlossener Komponenten. Also ist bei der Auswahl der Mit-Musikanten – besonders beim Verstärker für die Quasar Satelliten – Sorgfalt geboten.
Gleich beim den ersten Tönen fällt das geschlossene, homogene, sehr freie und im Raum geordnete Klangbild angenehm auf. So hatte ich bei Stan Getz und Astrud Gilberto auf Verves Starportrait-Vinyl das Gefühl, von körperlicher Nähe des schmeichelnden Tenorsaxophons und Astrud Gilbertos wunderbar warmer, fein artikulierender Stimme. Klaus Doldingers Passport Looking Throu-Album gefiel mit Farbigkeit bei gleichzeitig mitreißendem Drive. Etwas zu wenig hart oder schmutzig trat für mein Empfinden Lou Reed mit seiner sparsam dirkten Gitarre auf – aber dafür mit ungewohnt viel Farbe bei allen übrigen Instrumenten. Schillernd, fein gezeichnet und packend erklang Eric Claptons Live-Album Just One Night von der Nautilus Super Disc LP. Igor Strawinskys Pulcinella-Suite war unglaublich plastisch und voller Coleur. Die Kontrabässe ertönten in Ihrer Schroffheit plastisch und transparent. Schier vom Hocker riss mich eine alte Dutch Swing College Band-LP, ein Intercort Doppelalbum von 1973. Das war Musik, die voran trieb, mit schillernden Farben der Blechbläser und erkennbaren Standorten der sieben Akteure. Das Cygnus-Audio Set Quasar mit DiSub X15 ist ein Allrounder, ein echter Alleskönner. Der letzte Biss Aggressivität mag nicht sein Ding sein. Aber dafür erhalten Sie wunderschöne Klangfarben – nie hörte ich zum Beispiel Nils Lofgrens Gitarre in Keith don´t go so realistisch. Die Schnelligkeit des perfekt anpassbaren Subwoofers lässt das System wie aus einem Guss erklingen. In der Summe: ein absolut perfektes Trio. Christian Brückner sagte mir, als er das System in meinem Musikzimmer aufbaute sinngemäß: Wir wollten einen Lautsprecher bauen, von dem ich sagen kann: „Mehr braucht man nicht“. Das ist ihm und seinem Cygnus-Audio Team gelungen.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audio-Player | Amarra 2.4 oder Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Kuzma Stabi M |
Tonarm | Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Benz-Micro Glider L2 |
Phonostufe | Primare R-20, Project Phono Box RS |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond und Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN Subwoofer DiSub X15 | |
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Abmessungen (B/H/T) | 51/55/58 cm |
Gewicht | 75 kg |
Oberflächen | nach Kundenwunsch |
Preis | einzeln 11.500 Euro, im Set 10.000 Euro |
HERSTELLERANGABEN Satelliten Quasar | |
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Abmessungen (B/H/T) | 25,5/39/31,5 cm |
Gewicht | 21 kg, externe Weiche 20 kg |
Frequenzgang | 60 Hz - 35000 Hz (–3 dB) |
Wirkungsgrad | 92 dB bei 1m und 2,8 Watt |
maximaler Schalldruck | 109 dB |
maximale Belastbarkeit | 120 Watt |
Oberflächen | nach Kundenwunsch |
Paarpreis | 9.500 Euro inkl. Ständer |
VERTRIEB Cygnus Audio | |
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Anschrift | Brückner + Melzer GbR Kreuzacker 29 D-31177 Harsum |
Telefon | +49 5127 404244 |
Internet | www.cygnus-audio.de |
cygnus-info@web.de |
Natürlich fertigt der kanadische Vertrieb den Abtaster nicht selbst, sondern lässt ihn nach seinen Wünschen von einem renommierten Hersteller für sich produzieren. Einen Namen konnte ich Andreas Schönberg, dem Besitzer von Audio Exklusiv, trotz mehrfacher Versuche allerdings nicht entlocken. Da mich die Form des Generators an ein bestens beleumundetes Schweizer Produkt erinnerte, habe ich da mal nachgefragt. Aber dort hat man mit der Fertigung des Charisma nichts zu tun. Man darf also weiter spekulieren. Und das geht viel besser, wenn man ein paar technische Detail kennt.
Wie der Name MC-1 schon sagt, handelt es sich bei Charisma Audios Erstling um ein Moving Coil-System – und zwar eines in klassischer Bauform mit dem Magneten über dem Spulenträger, dem Spannfaden und seiner Befestigung. Der Nadelträger läuft hier wie gewohnt durch die Bohrung des vorderen Polstückes, besteht aber nicht wie üblich aus Boron oder Aluminium, sondern aus geglühtem Inox-Stahl. Dieser nicht magnetische Werkstoff ist deutlich härter als Aluminium, aber auch schwerer. Nach Angaben von Bernhard Li, dem Begründer von Charisma Audio, war die Festigkeit das wichtigste Argument für die Wahl von Stahl. Außerdem komme es bei einem Tonabnehmer nicht auf ein Material an, sondern auf die Summe der Einzelteile. Das sind beim MC-1 zum Beispiel Spulen aus 6N-Kupfer-Draht, der im Ohno Continuos Casting Verfahren hergestellt wurde. Gewickelt wird auf ein Kreuz aus Weicheisen, dessen hohe Permeabiliät der Ausgangsspannung zugute kommt. Zusammen mit einer Vielzahl von Wicklungen, auf die der Innenwiderstand von 15 Ohm schließen lässt, ergibt sich eine Ausgangsspannung von kräftigen 0,4 Millivolt, die bei einer Schnelle von 3,54 Zentimeter pro Sekunde gemessen wurden. Bei den hierzulande üblichen fünf Zentimetern pro Sekunde liegt die Spannung also noch einmal höher. Da dürfte es selbst mit nicht besonders hoch verstärkenden MC-Phono-Stufen nicht die geringsten Probleme geben.
Das System, das übrigens in einer hübschen Holzbox geliefert wird, besitzt ein ebenso schmuckes wie schweres, unten offenes Aluminiumgehäuse. Dazu passt die nicht sehr hohe Nadelnachgiebigkeit von 15 Mikrometer pro Mikronewton. In Kombination mit mittelschweren Tonarmen sind so praxisgerechte Abtastwerte möglich. Ich habe das MC-1 im Thales Simplicity montiert, und zwar nicht nur, weil dies momentan mein Lieblingstonarm ist, sondern auch, weil hier das System mit Blick auf den Nadelträger justiert wird. Diese Art der Einstellung, die auch der Graham und der von Graham gefertigte lange EAT-Arm bietet, orientiert sich an den geometrischen Gegebenheiten der bewegten Teile des Tonabnehmers und nicht an dessen Gehäusekanten. Letztere zur Einstellung heranzuziehen, wäre beim MC-1 auch schwierig, da die Aluminiumverkleidung vorne als Halbrund ausgeformt ist. Bei Tonarmen, bei denen die Justage nicht im abgenommenen Headshell stattfinden kann, macht das den korrekten Einbau des Systems zwar deutlich schwieriger, zwingt einen aber dazu, auch hier den Nadelträger als Maß aller Dinge zur Einstellung heranzuziehen und sich nicht darauf zu verlassen, dass er exakt mit den Gehäusekanten fluchtet oder mit ihnen einen rechten Winkel bildet.
Andreas Schönberg gab mit sein erstes Exemplar, meinte, dass das MC-1 für unter 1500 Euro zu haben sein würde und wünschte viel Spaß beim Einspielen. Der war allerdings nicht völlig ungetrübt: Zwar agierte das Charisma von Anfang an recht dynamisch, lebendig und jederzeit spannend und ansprechend, im Präsensbereich tat es allerdings ein wenig zuviel des Guten und auch räumlich konnte es nicht sofort überzeugen. Aber das wäre von jedem Tonabnehmer mit gerade mal ein oder zwei Betriebsstunden wohl zuviel verlangt. Nicht umsonst wird in der Bedienungsanleitung eine Einspielzeit von 50 Stunden genannt. Schon nach zehn, 15 Stunden konnte man erkennen, wohin die Reise geht: Die Einspielzeit wird aus dem Charisma – zum Glück – kein Kind von Traurigkeit machen, aber die Präsenzbetonung nimmt langsam ab und auch räumlich öffnet sich das MC-1 mehr und mehr.
Tendenziell erinnert mich das Charisma an ein EMT: saft- und kraftvoll, voller Spielfreude, ohne Rücksicht auf das letzte kleine Detail. Dem ehemaligen deutschen Rundfunktonabnehmer war ja nur durch eine Reihe von Modifikationen eine höhere Feinzeichnung zu entlocken. Das begann mit den von EMT in den 80-ern selbst angebotenen verschiedenen „scharfen“ Nadelschliffen und ging über die Versionen von van den Hul, Tubaphon bis Roksan bis zu den heutigen Edelvarianten von Brinkmann oder denen unter dem eigenen Firmennamen. Die spielen allerdings in einer ganz anderen Preisklasse als das Charisma, das in puncto Lebendigkeit sehr gut mithalten kann, bei der Feinzeichnung aber nicht ganz die etablierte und deutlich kostspieliger Konkurrenz herankommt – zumindest nicht nach 20 Betriebsstunden.
Aber wenn man keinen direkten Vergleich hat, ist Detailfreudigkeit so ziemlich das Letzte, was man vermissen würde. Wenn ein Tonabnehmer so emotional ansprechend, so tonal stimmig, grobdynamisch fesselnd und räumlich glaubwürdig spielt wie das Charisma, macht es einfach nur Spaß, eine Scheibe nach der anderen aufzulegen. Das ist bei einem hochauflösenden System, selbst wenn es auch noch die hinterste Raumecke effektvoll ausleuchtet, noch lange nicht selbstverständlich. Ich gebe ja gerne zu, dass ich durch den Genuss des Lyra Olympos und des Air Tight PC-1 Supreme in Sachen Tonabnehmer ein wenig verwöhnt bin. Nachdem das Charisma aber so an die 50 Stunden hinter sich gebracht hatte, kam der Wunsch, schnell wieder zu einem meiner beiden Lieblingsabtaster zu wechseln, gar nicht mehr auf. Statt mit dem Umbau – der geht bei einem vorjustierten System samt Gegengewicht im Thales recht flott von der Hand – auch nur wenig Zeit zu vergeuden, höre ich mit dem Charisma lieber eine lange nicht aufgelegte Scheibe: Wynton Marsalis The Majesty Of The Blues, CBS 465129 1. Da tonal alles stimmt und nichts nervt, drehe ich gerne die Lautstärke immer noch ein Stückchen höher, erfreue mich am tiefen Trompetensolo auf „The Pusheeman Strut“ und der subtilen Feindynamik. Auch rhythmisch kommt das Sextett auf den Punkt und die Klangfarben leuchten warm und satt. Der Sermon über die „Premature Autopsies“ des toten Jazz geht unter die Haut. So viel Gefühl rüberzubringen, gelingt nur wirklich guten Tonabnehmern, die ihre technischen Fähigkeiten schon nach den ersten Tönen vergessen lassen. Das Charisma ist eines von ihnen.
Bisher habe ich das MC-1 mit einem Abschlusswiderstand von 300 Ohm betrieben, nach der alten Faustregel: Innenwiderstand mal zehn bis 20. Bei 150 Ohm wirkt der Groove ein wenig verschleppt, der Bass zwar eine Spur fetter, aber dessen bedarf das Charisma ja nun wirklich nicht. Bei 300 Ohm fehlte es ja nicht im mindesten an Druck im Tieftonbereich. Wie zu erwarten groovt das MC-1 mit einem Abschluss von 500 Ohm noch mitreißender, die Darbietung gerät noch eine Spur luftiger, Becken bekommen noch eine Prise mehr gleißenden Glanz. Ob dies von Vorteil ist, hängt natürlich vor allem vom Rest der Kette und vielleicht auch ein klein wenig vom Musikgeschmack ab. Bei mir gibt der Drive den Ausschlag: Es bleibt bei 500 Ohm. Damit geht das Charisma gnadenlos zur Sache und macht jede Menge Spaß! Da bleibt, die entsprechende Jazz-Scheibe vorausgesetzt, kein Fuß ruhig. Das MC-1 hat mich wirklich für sich eingenommen.
Bevor ich allzu überschwänglich werde, lege ich statt des intensiv swingenden, ja fast rockenden Jazztrios mal etwas komplexere Klassik auf: Albeniz' Suite Espagnola funktioniert aber auch nicht als Euphoriebremse. Zwar erschien mir die imaginäre Bühne schon mal eine Spur tiefer, aber was spielt das bei diesen satten, mit recht breitem Pinsel aufgetragenen Klangfarben für eine Rolle? Wenn die Bläsersätze messerscharf über den wogenden Streichern aufblitzen und das Blech und die Pauken zu explodieren scheinen, wird sich wohl niemand mehr Gedanken mehr über die Abmessungen der imaginären Bühne machen.
Auch der Vergleich mit dem Brinkmann EMT mit dem „Großen Tor von Kiew“ bestätigt nur, dass in puncto Raumdarstellung noch ein wenig mehr geht, als das Charisma vorgibt. Tonal und dynamisch braucht sich das MC-1 aber keinesfalls zu verstecken. Nein, momentan finde ich rein gar nichts, was meine Begeisterung für das Charisma schmälern könnte. Ja doch, eine Idee habe ich noch: Da ich bei Preisangaben schon so manche Überraschung erleben musste – meist meinten Vertriebe und Hersteller im ersten freudigen Überschwang über die Fertigstellung oder das Eintreffen ihres neuen Produkts, es günstiger anbieten zu können als eine spätere, nüchterne Kalkulation ergibt –, habe ich Andreas Schönberg noch einmal kurz vor dem Verfassen des Statements angerufen und nach dem endgültigen Preis gefragt. Der war weder nach oben korrigiert worden, noch liegt er wie erwartet bei 1490 Euro. Das Charisma ist für sensationelle 1000 Euro zu haben!
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Symplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi, EAR 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, SwissCable, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN Charisma Audio MC-1 | |
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Generatorprinzip | Moving Coil |
Nadelschliff | Line Contact, nackter Diamant, 5x150µm |
Frequenzgang | 20 - 20kHz ±1dB |
Ausgangsspannung | 0,4mV bei 3,54cm/sek |
Kanaltrennung | >30dB |
Kanalgleichheit | >0,5dB bei 1kHz |
empfohlene Auflagkraft | 1,9g ± 0,1g |
Impedanz der Spule | 15Ω |
Empfohlener Abschlusswiderstand | 100 - 1000Ω |
Dynamische Nadelnachgiebigkeit | 15µm/µN |
Abtastfähigkeit bei 315 Hz | 80µm bei 2g |
Vertikaler Abtastwinkel | 20º |
Gewicht | 13,6 g |
Einspielzeit | 50 Stunden |
Preis | 1000 Euro |
VERTRIEB Audio Exklusiv Andreas Schönberg | |
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Anschrift | Neugasse 3 61203 Reichelsheim |
Telefon | 0 60 35 - 9 68 44 13 |
Internet | www.audio-exklusiv.de |
info@audio-exklusiv.de |
Natürlich kann man die genannten Geräte und die Liga, in der sie spielen, nicht vergleichen. Trotzdem ist es gut, auch mal die Verhältnismäßigkeiten wieder ein wenig in den Vordergrund zu stellen und daran zu erinnern, was man zum eigentlichen Musikhören so braucht. In einer Zeit, in der man für den Gegenwert der Testkomponenten woanders gerade mal ein Netzkabel – nicht einmal „top of the line“ – und eine High-End-Steckdose bekommt, aber bezahlbares Hifi immer seltener wird, ist es auch mal Zeit für eine Rückbesinnung. Was passiert, wenn man bei renommierten Herstellern ins eher untere Regal greift und daraus eine Kombination aus Quelle, Verstärker und Lautsprechern zusammenstellt?
Beginnen wir mit dem CD-Player. Der C 516BEE für nur 350 Euro ist das Einsteigergerät von NAD, das die klassischen Tugenden der Firma beispielhaft transportiert. Zumindest äußerlich verzichtet der kleine CD-Player auf jeden überflüssigen Zierrat und beschränkt sich auch in den Funktionen auf das Wesentliche: das Abspielen von Musik. Dazu haben ihm die Entwickler einen 24 Bit/192 kHz DA-Wandler mit auf den Weg gegeben, der sich auch MP3-Dateien, sowie WMA-Files widmet. Das Laufwerk futtert neben CD auch CD-R und CD-RW, ist also ein DVD-Laufwerk, das glücklicherweise völlig geräuschlos zu Werke geht – das hat man auch im Höchstpreissegment schon anders erlebt. Leben muss man mit der eingeschränkten Einlesegeschwindiglkeit von CDs. Knapp 10 Sekunden vergehen, bis der erste Titel startklar ist, danach erfolgt der Zugriff sehr schnell. Kein Beinbruch, mein Blaupunkt-Autoradio kann das allerdings wesentlich schneller. Und im Gegensatz zu reinen CD-Laufwerken ist er nicht besonders abtastsicher. Ziemlich mitgenommene CDs, die von meinem alten Denon problemlos akzeptiert werden, quittiert er mit einem beleidigten „no disc“.
Anschluss finden externe Wandler über einen coaxialen Digitalausgang oder eben ein Verstärker über einen analogen Cinchausgang. Im Inneren herrscht ein sauberer Aufbau, die Stromversorgung für Wandler und Steuereinheit ist getrennt ausgeführt. Das Kürzel BEE steht übrigens dafür, dass sich der Chefentwickler Björn Erik Edvardsen noch einmal über das Layout hergemacht hat und verfeinernd eingegriffen hat. Dies adelt den Kleinen natürlich, andererseits, wofür ist ein Entwickler sonst da?
Klanglich hat es dem C 516BEE auf jeden Fall nicht geschadet. Tonal ausgeglichen mit sehr schöner Mitteltonauflösung, glanzvollen Hochtönen und präzisem, aber trotzdem fülligem, gut ausformuliertem Bass läuft jedes Musikmaterial rhythmisch flüssig. Dabei räumlich akkurat, plastisch und körperlich mit natürlicher Stimmwiedergabe bei schönen Klangfarben. Natürlich bekommt man woanders ein Mehr an Auflösung, Basstiefe und feinststofflicher Information im Hochtonbereich. Aber nicht zu diesem Preis und ob dann die Homogenität auch noch gegeben ist, muss sich erst mal erweisen. Auf jeden Fall ist die Mission im Fall des CD-Players schon mal erfüllt. Sollte in der Kombination mit den anderen Testprobanden irgendetwas nicht funktionieren, liegt es garantiert nicht am C 516BEE.
Der gibt seine Signale weiter an den C 326BEE, den zweitkleinsten analogen Verstärker im NAD-Programm. Wobei klein sicher nicht das ist, was einem bei seinem Anblick gleich so einfällt. Für 460 Euro erhält man einen prall ausgestatteten Verstärker mit teilweise ungewöhnlichen Entwicklungsansätzen.
Neben dem bekannten, schaltbaren Soft ClippingTM, das bei einsetzender Übersteuerung Impulse hochtönerschützend verrundet und diese so vor dem plötzlichen Hitzetod bewahrt, gibt es auch noch eine geregelte Stromversorgung. Das Ding hört auf den Namen NAD PowerDriveTM Technologie und regelt, je nachdem, was der angehängte induktive Widerstand – und nichts anderes ist ein Lautsprecher elektrisch – gerade so verlangt, die Strom- beziehungsweise Spannungsversorgung. So soll für alle Betriebsarten immer die richtige Leistung zur Verfügung stehen und der Verstärker, trotz seiner nominell bescheidenen Leistung von zweimal 50 Watt an vier und an acht Ohm, erheblich stabiler spielen als andere Verstärker seiner Preis- und Leistungsklasse. Kurzzeitig soll der C 326BEE 200 Watt Impulsleistung zur Verfügung stellen in der Hoffnung, dass der Impuls schnell wieder abklingt und nicht zu viele neue folgen. Aber im Fall der Fälle gibt es ja noch das Soft Clipping. Die Ausstattung kann für einen analogen Verstärker nur als komplett beschrieben werden. Neben sieben Hochpegeleingängen stehen gleich zwei Subwooferausgänge zur Verfügung. Vor- und Endstufe sind auftrennbar, die Klangregelung abschaltbar, und natürlich gibt es eine Systemfernbedienung.
Auch hier legte Björn Erik Edvardsen Hand an das Platinenlayout, um eine besonders musikalische Gesamtabstimmung zu erwirken. Was er darunter versteht, offenbart der Verstärker mit den ersten Takten. Man kann das nur als lebensbejahend bezeichnen. Der C 326BEE baut eine breite, stabile Bühne auf und lässt die Puppen tanzen. Dabei nimmt er es tonal nicht übergenau. Unten heraus spielt er kraftvoll, schnell und füllig bis hinauf zum Oberbass, der auch noch eine Schippe drauflegt. Im Grundtonbereich eher etwas zurückhaltend, geht dann in höheren Lagen wieder die Post ab. Wie eine prall gefüllte Wundertüte lässt der C 326BEE Schlagzeug wirbeln, Bläser fetzen und Bässe grummeln. Dabei widmet er sich durchaus auch den Feinheiten und wahrt weitestgehend die räumlichen Gegebenheiten. Durch seine klare Spielweise gehen die vielen Details, die der NAD aufzuspüren in der Lage ist, nicht unter und werden in die flüssige Darbietung mit eingebaut. Ihn jetzt als „Spaßverstärker“ zu bezeichnen, ist ein wenig unfair, bringt er doch auch kleine Besetzungen mit Anmut und Akkuratesse. Trotzdem lässt er es viel lieber grobdynamisch knallen, wobei er leistungsmäßig auch kaum an seine Grenzen kommt.
Da sind die brandneuen Dynaudio Excite X14, die für 990 Euro den Besitzer wechseln, ganz anders ausbalanciert. Die jüngsten Kreationen des dänischen Herstellers stehen traditionell, wie auch alle ihre Vorgänger, für unverfälschte ehrliche Musikreproduktion. Die X14 ist das kleinste Modell der neuen Excite-Serie. Auf den ersten Blick ihren kleineren Geschwistern aus der DM-Reihe sehr ähnlich, liegen die Unterschiede im Detail. Rein optisch vor allem durch das Echtholzfurnier, das es in mehreren Holztönen, glanzschwarz oder -weiß gibt. Die Abdeckung wird stabil von vier Magneten gehalten, die Verarbeitung des Lautsprechers ist makellos. Im Inneren des Zwei-Wege-Bassreflexlautsprechers hat sich dagegen mehr getan. Die Schwingspulen bestehen aus Aluminium, das auch bei der Produktion des Chassiskorbs zum Einsatz kommt. Sowohl der 27-Millimeter-Hochtöner mit beschichteter Gewebekalotte, der bei 1900 Hertz getrennt wird, als auch der 14-Zentimeter-Tieftöner mit hauseigener Membran aus einem Magnesium-Silikat-Polymer haben durchbohrte Polkerne für erhöhte Belastbarkeit. Erheblich tiefgreifender sind die Änderungen an der Weiche. Waren Dynaudio-Lautsprecher traditionell berühmt für ihre gutmütige Phasenlage aufgrund der Weichenschaltung mit sechs Dezibel Trennung, waren sie auch berüchtigt für ihren meist sehr niedrigen Wirkungsgrad aufgrund der vielen verbauten Widerstände in der Weiche, um den Frequenzgang schön gleichmäßig zu gestalten. Dies führte bei schwankender Impedanz dazu, dass auch die Kleinsten aus dem Stall mit großkalibrigen Verstärkern gefüttert werden wollten, was oftmals zu einem ausgeprägten monetären Ungleichgewicht zugunsten der Elektronik führte. Die Excite-Modelle sind die ersten reinen Acht-Ohm-Lautsprecher von Dynaudio, was eine erhebliche Vereinfachung in der Ansteuerung nach sich zieht. Gebrochen wurde auch mit einem anderen Dogma, so liegt die Flankensteilheit bei den Excite, je nach Frequenz, zwischen sechs und zwölf Dezibel. Zusätzlich hat man sich durch Modifikationen an der Weiche des Phasengangs zwischen den Chassis angenommen, um die Abstrahlcharakteristik gezielt zu optimieren. Ein angenehmer Nebeneffekt ist dabei, dass die Chassis nicht voll versenkt werden müssen. Optisch gibt es so einen angenehmen Gegenpol zu vielen glatten Boxenfronten und man kann die einwandfrei gearbeiteten Chassiskörbe aus Aluminium ein wenig sehen.
Aufgrund der bescheidenen Abmessungen von 170 mal 285 mal 255 Millimetern liegt die Öffnung für den Bassreflexkanal auf der Rückseite. Dort finden sich auch die Anschlüsse für die Lautsprecher, ausgeführt als sehr stabile Single-Wiring-Polklemmen.
Beim Positionieren im Raum geben sich die X14 relativ unkritisch. Wahrt man einen gewissen Respektabstand zur Rückwand von 30 Zentimetern und quetscht sie nicht ganz an die Seitenwand, kann auf den Einsatz der mitgelieferten Stopfen für die Bassreflexöffnung verzichtet werden. Als Basisbreite sind zweieinhalb bis drei Meter bei einem Hörabstand von drei Metern in meinem Hörraum optimal, was natürlich von Raum zu Raum variieren kann. Auf einem stabilen Ständer sollten die Hochtöner etwa in Ohrhöhe ausgerichtet werden. Optimal beschallt die Excite X14 Räume bis 20 Quadratmeter, darüber reicht die Puste nicht mehr aus, um den Raum zwischen den Lautsprechern an sich und dem Hörer zu füllen.
Eins vorweg, die Excite benötigen eine gewisse Einspielzeit, sonst sind sie tonal etwas unausgewogen und auch nur bedingt zu einer großen Abbildung fähig. Trotz des nominell niedrigen Wirkungsgrades von nur 85 Dezibel bei einem Watt in einem Meter Abstand lassen sich die Dynaudio übrigens auch problemlos mit kleineren Verstärkern antreiben.
Wie klingt es nun? Klar, fein, ausgewogen mit einem, gemessen an der Größe, beeindruckendem Pfund im Bass, der etwas betont ist. Lieber so als ausgemergelt. Räumlich präzise mit viel Feininformation und sehr homogen vom Oberbass bis zu den oberen Mitten. Die sind, genau wie der Hochtonbereich, sauber aufgelöst, fast filigran wirkend und niemals lästig. Stimmen kommen klar akzentuiert, ausgezeichnet phrasiert und realistisch, wenn auch etwas brustlos. Auch bei hohen Lautstärken bleiben die X14 bemerkenswert unbeeindruckt und durchhörbar. Dabei werden Schlagzeug und Bass auch sehr druckvoll in den Raum gedrückt. Räumlich ziehen die Dynaudio eine Linie zwischen den Boxen, die sich dann nach hinten ausbreitet, nach vorne passiert fast nichts. Die Arbeiten an der Weiche haben sich auf jeden Fall gelohnt, die Lautsprecher verschwinden akustisch, alles ist fest auf der imaginären Bühne platziert. Instrumente werden mit Volumen ausgestattet, obwohl die Abbildung nicht sehr groß ist. Dabei kann man den Excite absolut keine Hektik oder gar Nervosität vorwerfen. Formulieren wir es freundlich als etwas distinguiertes Auftreten. Trotzdem erfüllen sie ihren neutralen Anspruch ausgezeichnet.
Was passiert nun, wenn man diese für sich schon sehr guten, aber eben mit entgegen gesetzten Charakteristika aufspielenden Komponenten miteinander kombiniert? Also den schnellen, dynamischen, manchmal etwas zackig vorlauten NAD auf die sehr sauber, aber auch zurückhaltend spielenden Dynaudios loslässt?
Das erste Solowerk von Paul Weller gleichen Namens orientiert sich musikalisch und klanglich an den 70-ern, ist dabei dicht und druckvoll arrangiert. Bei „Clues“ gehen NAD und Dynaudio eine tolle Symbiose ein. Der C 326BEE schiebt die Excite X14 regelrecht an und bläst sie ein wenig auf. Im Bass schon kein Kind von Traurigkeit füllt er den Oberbass der X14 auf und verhilft zu mehr Fülle und Größe in der Abbildung. Bass und Schlagzeug kommen jetzt im größeren Raum mit viel Drive und Fußwippfaktor, Becken zischen und gischten ordentlich. Die manchmal etwas überambitionierte Art des NAD wird durch die Dynaudio gezügelt, dazu gesellt sich jetzt Feindynamik und echte Dramatik. Wellers Stimme ist sehr nuancenreich, Tempowechsel wirken intensiver. Die X14 schafft es, locker und unangestrengt zu bleiben und spielt dabei immer noch ihre Raffinesse aus.
Szenenwechsel. Arthur Honegger mit seiner Symphonie Nr. 1 unter Charles Dutoit mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Auch hier passt das Zusammenspiel wunderbar. Wuchtig, räumlich schön aufgelöst und mit viel Artikulation in den einzelnen Orchestergruppen spielt die Kombi über die jeweiligen Eigenschaften der einzelnen Fähigkeiten weit hinaus. Diese Kombination ist ein Glücksgriff. Um nicht falsch verstanden zu werden: Sicherlich ist da noch mehr drin, aber das ist in kleinen Räumen schon eine Ansage. Dabei fällt auf, dass der NAD aufgrund seiner ausgeklügelten Schaltungstechnik immer genug Leistungsreserven für die stromhungrigen Dynaudio in petto hat.
Noch ein Beispiel gänzlich anderer Natur. Meredith Monk mit Songs of Ascension. Die minimalistischen Konstruktionen mit vokaler Artistik ist einerseits eine besinnliche Angelegenheit, andererseits sprüht das Werk auch von Leben und verdeckter Rhythmik. Hier schaffen es NAD und Dynaudio eine Balance zwischen Ruhe und Geschwindigkeit aufzubauen, die ebenfalls die einzelnen Zutaten vergessen lässt. Die feindynamische Akkuratesse der Dynaudio ergänzt der NAD noch um eine glaubhaftere Bühne, die Nuancen der Stimme werde um etwas Körper ergänzt. Das Zusammenspiel klappt einfach prima.
Warum der C 516BEE bisher nicht erwähnt wurde? Ganz einfach: Er verrichtet seine Aufgabe als Zuspieler ganz ausgezeichnet, liefert die Grundlage für die Show, die der Verstärker mit den Lautsprechern abzieht.
Und damit sind wir wieder bei den Verhältnismäßigkeiten vom Anfang. Natürlich kann sich die Kombination nicht mit Super-High-End messen. Und das muss sie auch gar nicht. Bei so viel Spaß und positiven Eigenschaften tritt die Frage nach der Technik und dem Preis in den Hintergrund und man wird endlich mal wieder daran erinnert, warum man sich eigentlich die ganze Zeit mit diesen Geräten beschäftigt. Die Antwort ist ganz einfach: zum Musikhören.
GEHÖRT MIT | |
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Analoglaufwerk | Rossner & Sohn Pertinax, Dr. Fuß-Steuerung |
Tonarme | Rega RB 300 Groezinger verkabelt |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Yamaha MC9 |
Phonopre | AMR ifi iPhono, Graham Slee Audio Era Gold V + PSU1 |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Verstärker | music hall a15.2 |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN NAD C 326BEE | |
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Ausgangsleistung | 2 x 50 Watt Mindestausgangsleistung an 8 und 4 Ohm 100 / 150 / 200 Watt dynamische Leistung an 8 / 4 / 2 Ohm |
Klirrfaktor (250mW bis Nennleistung, über alles) | < 0,009% |
Rauschabstand über alles, A-bewertet, für 1W / für Nennleistung | >94dB / > 110dB |
Abmessungen (B x H x T) | 435 x 116 x 332 mm |
Nettogewicht | 6,9 kg |
Preis | 460 Euro |
HERSTELLERANGABEN NAD C 516BEE | |
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Abtastung | 24 Bit/192 kHz DA-Wandler |
Lesbare Formate | CD, CD-R, CD-RW, MP3, WMA |
Ausgang | Analoger Audio-Ausgang (Cinch), Digitaler Audio-Ausgang (koaxial, optisch) |
Abmessungen (B x H x T) | 435 x 70 x 249 mm |
Nettogewicht | 3,5 kg |
Preis | 360 Euro |
HERSTELLERANGABEN Dynaudio Excite X14 | |
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Hochton | 27 mm Gewebekalotte |
Bass | 14 cm, MSP-Membran, Aluminiumkorb |
Wirkungsgrad | 85 dB |
Dauerbelastbarkeit (IEC) | 150 Watt |
Nominale Impedanz | 8 Ohm |
Frequenzgang (+/- 3 dB) | 50 Hz – 23 kHz |
Resonanzfrequenz | 52 Hz |
Gewicht | 6,5 kg |
Abmessungen | 170 x 285 x 255 Millimeter |
Preis | 990 Euro (Paar) |
Vertrieb
NAD bei Dynaudio International GmbH
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Anschrift | Ohepark 2 21224 Rosengarten Germany |
Telefon | +49 4108 41800 |
Fax | +49 4108 418010 |
Web | www.dynaudio.com |
Web | www.nad.de |
Angekündigt hatten unsere Kollegen von Positive Feeback den DA-3000 bereits in ihrer März/April-Ausgabe, und auch auf der Frankfurter Musikmesse war schon ein Prototyp zu sehen. Dann wurden bei einschlägigen Musikalien-Händlern immer wieder neue Liefertermine genannt. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Teacs Professional-Abteilung in Wiesbaden kann ich Ihnen nun eines der ersten Geräte vorstellen, die es auf dem Seeweg nach Europa geschafft haben.
Wie schon im Artikel über das opulenten ausgestattete Vorgängermodell Tascam DV-RA1000HD erwähnt gibt es mehr und mehr Analog/Digitalwandler auch von renommierten Hifi-Firmen. Zuerst wäre da einmal Ayre mit seinem QA-9 zu nennen, dann der M2Tech Joplin, um sich auf die an dieser Stelle besprochenen zu beschränken. Aber all die feinen Wandler müssten über eine Sound-Karte mit einem Computer verbunden werden, auf dem ein Programm wie Amarras VINYL läuft, um den ankommenden Datenstrom in eine Datei zu verwandeln. Das erledigt der Tascam völlig ohne PC oder Laptop, Sound-Karte und Programm, von denen man nicht weiß, wie sie den Klang beeinträchtigen. Ja, der DA-3000 übernimmt zudem noch die Wandlung des analogen Signals, das man ihm über Cinch- oder XLR-Buchsen zuführt – für den Fall, dass man sich erst in einem zweiten Schritt einen teureren A/D-Wandler zulegen möchte. Denn eingefleischte High-End-Fans werden sich gewiss Gedanken darüber machen, Wandler welcher Güte man in einem Gerät für 1200 Euro erwarten darf – zumal der DA-3000 ja nicht nur A/D- sondern auch D/A-Wandler besitzt. Es ist also für klang- und qualitätsbesessene Musikfreunde gut, dass der Tascam sowohl S/PDIF- als auch AES/EBU-Ein- und Ausgänge bietet. Noch besser ist es, dass er nicht nur PCM-Signale akzeptiert, sondern auch mit DSD-Wandlern über SDIF-3-Schnittstellen kommuniziert. Am besten ist aber, dass er – anders als sein Vorgänger – auch die doppelte der üblichen DSD-Abtastrate, also 5,6 Megahertz verarbeitet.
Bewegte und damit potentiell verschleißgefährdete Teile gibt es im DA-3000 nicht mehr: Er nimmt auf SD- respektive SDHC-Karten sowie auf Compact Flash Cards auf. Es gibt auch einen Anschluss für USB-Sticks, auf die kann allerdings nur von den SD- oder CF-Karten überspielt werden. Eine Aufnahme direkt auf den Stick ist leider unmöglich, das Abspielen von auf dem mobilen USB-Speicher aufgezeichneten Musikdateien ist dafür aber völlig problemlos: Die den Stücken verliehenen Namen werden im auch aus einiger Entfernung gut ablesbaren Display angezeigt, ganz egal, ob es sich um PCM- oder DSD-Files handelt. Nach einem Druck auf die Info-Taste wird sogar das Erstellungsdatum der Musik-Datei und die dabei zugrunde liegenden Abtastfrequenz sichtbar. Als Abspielgerät ist der DV-3000 also schon einmal unkomplizierter und flexibler nutzbar als sein Vorgänger.
Wie in der professionellen Audio-Szene üblich protzt auch Tascam weder mit dicken Frontplatten – da reichten ja auch die üblichen Schrauben für die Rack-Montage gar nicht bis zu den Gewinden – noch mit Detailinformationen über Bauteile und Schaltungsdetails. Es werden lediglich die völlig geräuschfreie Konstruktion ohne Lüfter oder andere mechanischen Störquellen, das neuste Schaltungsdesign mit Burr-Brown-Wandlern und die Verwendung von separaten Mono-D/A-Wandler zur Verringerung von Interferenzen zwischen den Kanälen hervorgehoben. Getrennte Transformatorwicklungen für digitale und analoge Schaltungsteile sollen extrem saubere Versorgungsspannung garantieren. Wie dem Blockschaltbild zu entnehmen ist, gibt es zwar eine Lautstärkeregelung für über die Digital-Eingänge ankommende Signale – erfreulicherweise jedoch nur für PCM-Daten. Beim DDV-RA1000HD konnten auch die über die SDIF-3-Eingänge empfangenen DSD-Signale im Pegel beeinflusst werden, allerdings war dazu in einen speziellen Sony-Chip eine Wandlung in PCM und zurück nötig. Wollte man diese vermeiden, durfte man nicht vergessen, den Bypass für die Pegelregelung zu aktivieren. Das ist beim DA-3000 nicht mehr nötig.
Die Pegelanzeige ist nun nicht mehr wie beim 1000er ins Display integriert, sondern wird von zwei von weitem besser ablesbaren LED-Ketten vorgenommen. Leider sind aber auch für den sensiblen Bereich von minus zwei bis plus ein Dezibel nur drei Segmente vorgesehen. Das macht es bei Aufnahmen analoger Quellen unmöglich, sich der Null-Marke möglichst weit zu nähern. Als ich gerade der feineren Auflösung beim Vorgängermodell nachtrauern wollte, entdeckte ich das Menü I/O Settings und hier den Unterpunkt Input Volume, bei dem der Spitzenpegel eines jeden Kanals auf ein Zehntel Dezibel genau angezeigt wird. Gleich darunter ist der mit dem Eingangspegelregler gewählte Wert ablesbar. Da sich dieser in 0,5-Dezibel-Schritten einstellen lässt, ist es ein Leichtes, sich dem Maximalpegel bis auf mindestens 0,4 Dezibel anzunähern. Auch hier bietet der DA-3000 mehr Komfort als sein Vorgänger. Klasse!
Einen USB-Eingang gibt es, wie erwähnt, für Speicher-Sticks, einen zweiten zum Anschluss einer Tastatur. Einen Anschluss mit Type-B-Buchse sucht man allerdings vergeblich: Es ist also nicht möglich, per USB-Kabel Dateien vom DA-3000 auf die Festplatte des Computers zu übertragen. Zu diesem Zweck müssen die Karten aus dem Recorder entfernt und in den Computer gesteckt werden, was heutzutage bei den meisten Modellen bei SD-Cards kein Problem sein dürfte. Für die Compact-Flash-Karten wird man aber in den meisten Fällen einen externen Card-Reader benötigen. Das ist dennoch besonders bei in einem Studio-Rack eingebauten Geräten deutlich komfortabler, als auf der Rückseite ein USB-Kabel anzustecken. Trotz soviel Lobes für die Bedienungsfreundlichkeit des Tascam kann man ihm aber einen Tadel nicht ersparen: Dateien lassen sich nicht einzeln zwischen USB-Stick, SD- und Compact-Flash-Cards hin und her kopieren. Es ist lediglich möglich, den gesamten Inhalt eines Mediums auf ein anderes zu kopieren. Wie wäre es an dieser Stelle mit einem kleinen Software-Update, liebe Tascam-Programmierer?
Wie schon beim Test des Tascam DV-RA1000HD habe ich auch hier den Titelsong der zweiten sommelier-du-son-LP Goodbye Pork Pie Hat von Charlie Mariano und Dieter Ilg direkt vom Session-Tape digitalisiert: Einmal wurde der Song in ein Hochbit-File mit 24Bit/192kHz, dann in ein DSD-File mit 2,8MHz und schließlich in eines mit 5,6 MHz konvertiert. Sie haben also nicht nur die Möglichkeit, die Hochbit-Version mit DSD oder DSD mit Doppel-DSD zu vergleichen, sondern auch die „wandlerischen“ Leistungen des zuvor getesteten DV-RA1000HD mit denen des DA-3000. Selber hören, statt einer ausschweifenden Klangbeschreibung: Viel Spaß!
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Digital-Recorder | Nagra VI, Tascam DV-RA1000HD |
D/A-Wandler | Mytek Digital |
A/D-Wandler | Ayre QA-9, Mytek |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.6, Pure Music 1.89g, Audirvana Plus 1.5.10 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi, EAR 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest, Swiss Cable, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Tascam DA3000 | |
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Aufnahmemedien | SD-Card 512 MB bis 2 GB, 4 bis 32 GB (SDHC) CF-Card 1 bis 64 GB (Typ 1) USB-Sticks 2 bis 64 GB |
Aufnahmeformate | 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4, 192 kHz bei 16 / 24 Bit (PCM) 2,8 und 5,5 MHz (DSD) |
Analoge Audio-Eingänge | 1 x Cinch, 1 x XLR |
Analoge Audio-Ausgänge | 1 x Cinch, 1 x XLR |
Digitale Audio-Eingänge | 1 x S/PDIF (bis 96 kHz), AES/EBU (bis 192 kHz) 2 x BNC (SDIF-3, DSD-Raw) |
Digitale Audio-Ausgänge | 1 x S/PD, AES/EBU 2 x BNC (SDIF-3n 3, DSD-Raw) |
WordClock | BNC WordClock In, Out und Thru |
Sonstige Schnittstellen | USB 2.0 Type B, Keyboard In USB, RS-232C Control I/O, Kopfhörerbuchse 6,3mm Klinke, Fernbedienung 2,5mm Miniklinke |
Abmessungen (B/H/T) | 49/5/31 cm |
Gewicht | 4,2 kg |
Preis | 1200 Euro |
VERTRIEB TEAC Europe GmbH | |
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Anschrift | Teac Europe GmbH Bahnstraße 12 65205 Wiesbaden |
Telefon | 0611 71580 |
tascam-sales@teac.de | |
Internet | www.tascam-europe.com |