Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Forcelines |
Phonostufe | Burmester Phono Preamp 100 (91 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 154,3 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Ortofon TSW-5000 Silver |
Übertrager | Ortofon SPU-T100 |
Phonostufe | Burmester Phono Preamp 100 |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 111,3 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Ortofon TSW-5000 Silver |
Übertrager | Ortofon SPU-T100 |
Phonostufe | Burmester Phono Preamp 100 |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 127,3 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Ortofon TSW-5000 Silver |
Übertrager | Ortofon SPU-T100 |
Phonostufe | Burmester Phono Preamp 100 |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 154 mb |
Der Phono Preamp 100 verarbeitet die Signale von zwei Tonabnehmern, kann per Fernbedienung in der Lautstärke geregelt Endstufen direkt ansteuern und die feinstens aufbereiteten Signale auch gleich digitalisieren. Noch vor zwei, drei Jahren hätte mich das letztgenannte Ausstattungsmerkmal voll analoger Entrüstung vor der „Phonostufe der Superlative‟ – so die nicht sonderlich zurückhaltende Produktinformation – zurückschrecken lassen. Heute ist es eher ein Grund mehr, sich intensiv mit dem Gerät zu beschäftigen. Bei der Fülle der möglichen Varianten und Funktionen sollte dies allerdings ein wenig systematischer geschehen: Der Phono Preamp ist – wie bei Burmester-Komponenten in vielen Fällen üblich – modular aufgebaut: Das Grundgerät kann mit ein oder zwei Einschüben bestückt werden, bei denen man sich entscheiden muss, ob sie für den Anschluss von Moving-Magnet- oder Moving-Coil-Systemen ausgelegt sein sollen. Das MM-Modul bietet als Lastkapazitäten 68, 120, 180, 220, 300 oder 400 Picofarad an. Die Verstärkung kann in Drei-Dezibel-Schritten zwischen 37 und 53 Dezibel eingestellt werden. Beim MC-Einschub reicht der Bereich von 57 bis 72 Dezibel. Als Lastimpedanzen sind 33, 47, 91, 120, 390 und 47000 Ohm vorgegeben. Die Steuerlogik erkennt, welche Module eingebaut sind und merkt sich für dieses oder diese auch den Verstärkungsfaktor und die eingestellte Last, so dass beim Umschalten zwischen den Eingängen die vorher verwendeten Werte wieder zur Verfügung stehen.
Nach der Eingangswahl folgt dann ein Subsonic-Filter, über dessen Spezifikationen allerdings keine Informationen zu bekommen waren. Ein weiterer Schalter erlaubt die Erhöhung der Ausgangslautstärke um sechs Dezibel. Damit kann sichergestellt werden, dass der Pegel der 100er auch dann ausreicht, wenn sie als Vorstufe eingesetzt wird und ihre Ausgänge mit Endstufen oder Aktiv-Boxen verbunden sind. Für diese Anwendung kann über die mitgelieferte Fernbedienung die Lautstärke geregelt werden. Ein versehentliches Umschalten zwischen fixem und variablem Ausgangspegel samt negativen Folgen für nachfolgende Geräte und die Ohren des Benutzers ist so gut wie ausgeschlossen, da man für die Änderung gleich drei benachbarte Schalter in der vorgegebenen Position halten muss, während man gleichzeitig von Standby auf On schaltet.
Ein weiterer Grund für die zweistufige Verstärkungseinstellung ist die Möglichkeit, den Phono Preamp mit einem Analog/Digital-Wandler-Modul auszustatten: Um dessen volle Auflösung zu nutzen, sollte das Signal kurz unter Vollaussteuerung liegen, wobei jedoch eine auch noch so kurze Übersteuerung zu vermeiden ist. Zur Kontrolle dient ein leicht nostalgisch wirkendes Zeigerinstrument sowie zur Anzeige von extrem kurzen Signalspitzen eine trägheitslose LED. Nicht ganz ins so überaus positive Bild will allerdings passen, dass am USB-Ausgang, der ja den einfachsten Zugang in die digitale Welt darstellt, nur ein Signal mit einer Wortbreite von 24 Bit und einer Abtastrate von 48 Kilohertz anliegt. Über S/PDIF und Toslink gibt der 100er dann erfreulicherweise die mit bis zu 192 Kilohertz gewandelten Phonosignale aus. Mit einem Taster auf der Front kann man zwischen diesen Maximalwert, 96 und 48 Kilohertz wählen. Ich vermute mal, dass die Beschränkung auf 48 Kilohertz beim USB-Ausgang nur eine temporäre ist: Die Modulbauweise erlaubt es Burmester, auch an dieser Stelle ohne allzu großen Aufwand kommenden Entwicklungen zu folgen, denn noch sind 192 Kilohertz über USB bei Windows-Rechnern kein weitverbreiteter Standard.
Weit davon entfernt, zum Standard bei Phonostufen zu zählen, ist Burmesters – so weit ich weiß – bisher einzigartige Auto Adjust-Schaltung, die selbstätig Kanalungleichheiten von Tonabnehmern ausgleichen soll. Dazu benötigt man eine Messschallplatte mit einen 1-Kilohertz-Signal, die der Phonostufe beiliegt, drückt beim Ertönen dieses Signals den Auto-Adjust-Taster für zwei Sekunden nach oben und schon hat die Automatik Ungleichheiten von bis zu sechs Dezibel ausgebügelt. Ob man einen Tonabnehmer mit derart abweichenden Ausgangsspannungen überhaupt akzeptiert, sei dahingestellt. Beim Erstellen der Hifistatement Klangbeispiele habe ich mit Freude feststellen können, dass alle bisher vorgestellten Abtaster nach korrekter Antiskating-Einstellung eine Kanalungleichheit von maximal 0,5 Dezibel aufwiesen. Ich bin gespannt, ob Burmesters Innovation auch in diesem Fall noch Verbesserungen bringt.
Über die Verarbeitungs- und Bauteilequalität braucht man bei einer Komponente aus der Berliner High-End-Schmiede ja keine Worte mehr zu verlieren, weshalb ich nur noch kurz anmerke, dass in den Ausgangsstufen die bewährten X-Amp 2-Module zum Einsatz kommen, deren kräftige Treiber weder bei niederohmigen Eingängen des folgenden Gerätes noch bei großen Kabellängen klangliche Beeinträchtigungen erwarten lassen. Das wichtigste technische Merkmal des Phono Preamps – ohne ins Detail zu gehen, was Burmesters Informationspolitik sowieso nahezu unmöglich macht – ist für mich jedoch seine symmetrische Signalverarbeitung. Einmal ganz davon abgesehen, dass ein Tonabnehmer eine ideale symmetrische Signalquelle darstellt, macht diese Schaltungsart dem Phonofreund den Alltag leichter, selbst wenn es nur um solche Kleinigkeiten geht, wie das An- und Ausschalten einer nahe beim Laufwerk stehenden Lampe. Bei einer symmetrischen Phonostufe braucht man nicht zu fürchten, einen mehr oder minder lauten Knackser über die Anlage zu hören. Auch andere Störsignale werden bei einer hohen Gleichtaktunterdrückung des Verstärkers – und die weist der 100 selbstverständlich auf, auch wenn Dieter Burmester hier keine Zahlen nennt – nahezu völlig eliminiert. Wer einmal einen guten symmetrischen Phonoentzerrer gehört hat, wird diese nahezu gänzliche Abwesenheit von Nebengeräuschen nicht mehr missen wollen. Mich stört weder das Laufgeräusch der Nadel in der Rille noch das – wenn überhaupt in Pausen hörbare – leichte Bandrauschen. Die Elektronik aber sollte zu dem nichts mehr beitragen. Und das tut der Phono Preamp auch nicht.
Selbstverständlich habe ich den Burmester symmetrisch mit meiner Brinkmann-Vorstufe verbunden – und beinahe gleich eine Phasendrehung verursacht. Erfreulicherweise lässt einem der Entzerrer per Schiebeschalter die Wahl, ob Pin 2 der XLR-Buchse das „positive‟ oder „negative‟ Signal führt. Nach deutscher Studionorm sollte es das „positive‟ sein, wozu man den Schalter auf 180 (Grad Phasendrehung) stellen muss. Da beim Eingang des 100ers der Anschluss 2 aber als „negativ‟ festgelegt wurde, wäre eine Drehung des Signals am Ausgang kontraproduktiv: Das Signal, das an Pin 2 des XLR-Steckers am Tonarmkabel anliegt – und das ist bei meinen Armen das „positive‟ – sollte den Verstärker ohne Phasendrehung durchlaufen.
Dankenswerterweise durfte der Phono Preamp eine ganze Zeit in meinem Hörraum verbringen, wo er mich zu den digitalen Klangbeispielen inspiriert hat, deren Erstellung mich dann leider viel zu lange von ihm ablenkte. Aber die ersten Höreindrücke waren so positiv, dass ich mich entschloss, schon vor dem Verfassen dieses Textes quasi als Appetithäppchen die Klangbeispiele 7,8 und 9 ins Netz zu stellen, in denen der Burmester die Signale eines Lyra Olympos für die Nagra LB entzerrt. Nein, Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich wegen dieser Kostproben auf jegliche Klangbeschreibung und einen Vergleich mit dem Einstein-Entzerrer verzichte. Ich kann ja nicht voraussetzen, dass alle interessierten Leser das zur Wiedergabe von wav-Dateien mit 24 Bit und 96 Kilohertz nötige Equipment installiert haben und sich so selbst einen Eindruck vom Phono Preamp verschaffen können. Dennoch kann ich schon hier mindestens sechs weitere Downloads mit dem 100er versprechen.
Wohl weil ich mich in letzter Zeit viel zu oft mit eigenen Aufnahmen und dazu noch meist mit digitalen für unsere Download beschäftigt habe, freue ich mich jetzt richtig darauf, ein paar bestens bekannte Vinylscheiben wiederzuhören, die mir vor einem Jahr nur noch ein müdes Gähnen entlockt hätten. Eine davon ist natürlich Jonas Hellborgs Elegant Punk mit dem fast subsonischen „Drone‟ und dem Impulsgewitter „It‘s The Pits, Slight Return‟. Ich kann mich nicht erinnern, beim ersten Song die Griff- und feinsten rhythmischen Modulationsgeräusche über den mächtigen Tiefen so detailliert und präsent gehört zu haben wie nun beim Zusammenspiel von Air Tight PC-1 Supreme und Burmester. Dazu kommt diese unglaubliche Energie im Bassbereich: einfach fantastisch. Ein Wechsel zum Einstein zeigt dann, dass die Fülle an Feininformation zu einem guten Teil auf das Konto des Abtasters geht: Sie sind über „The Turntable‘s Choice‟ genauso differenziert zu hören. Allerdings bringt der in der untersten Oktave einen Hauch weniger Druck, zeichnet die Strukturen des Halls dafür aber minimal feiner nach. Doch egal welche der beiden vorzüglichen Phonostufen gerade aktiv ist: Es ist schier unglaublich, welche Kombination von feinsten Schwingungen und brachialer Energie ein im Prinzip ja recht grobes mechanisches Speichermedium wie die LP zu transportieren in der Lage ist.
Auch bei der schnellen Abfolge von ebenso flirrenden wie drückenden Slap-Sounds wird der leicht unterschiedliche Charakter der beiden Entzerrer deutlich. Der Burmester bildet das Geschehen etwas größer ab und verfügt über eine kleine Portion mehr Schub im unteren Frequenzbereich. Er spielt damit eine Spur gefälliger und beeindruckender als der Einstein, der das Knarzen des Basses und den virtuellen Raum ein wenig mehr in den Fokus rückt. Um ein mehrfaches übertrieben und ein wenig zugespitzt könnte man sagen, der Burmester orientiere sich stärker am Live-Erlebnis, während der Einstein etwas mehr intellektuelle Distanz wahre. Aber wie gesagt, so groß und griffig sind die klanglichen Unterschiede nicht, es geht hier lediglich darum, schwach ausgeprägte Tendenzen zu beschreiben. Ich finde es übrigens gar nicht langweilig, sondern eher beruhigend, dass die klanglichen Differenzen ab einer gewissen (Preis-)Klasse relativ gering ausfallen. Wenn sie die finanziellen Vorgaben nicht zu Kompromissen zwingen, scheinen alle Entwickler ein recht ähnliches Ziel zu verfolgen. Es muss doch so etwas wie ein gemeinsames Klangideal geben. Ist man jedoch aus pekuniären Erwägungen gezwungen, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, dann werden die Kompromisse in Bereichen eingegangen, die je nach individuellem Geschmack als weniger wichtig angesehen werden. Die Folge: In den bezahlbareren Regionen findet man viel häufiger Geräte mit ausgeprägtem Klangcharakter.
Doch zurück zum 100er: Hier arbeitete das Air Tight auf eine Last von 91 Ohm, beim Einstein auf eine von 85 Ohm. Wählt man beim Phono Preamp aber noch 29 Ohm mehr, schrumpfen die Unterschiede noch ein wenig, was die Fülle im Bassbereich anbelangt. Die Abbildungsgröße bleibt jedoch zur Gänze erhalten, und die Musiker scheinen noch engagierter zur Sache zu gehen. Mich macht ein Air Tight am Burmester mit 120 Ohm jedenfalls wunschlos glücklich: Spielfreude ohne Ende, eine riesige Bühne und eine ebenso große wie zum Greifen plastische Darstellung! Wer sich mal wirklich etwas Gutes gönnen möchte, lege Keith Jarretts Standards, Vol. 1 (ECM 1255) auf, senke die Nadel in „God Bless The Child‟, drehe den Lautstärkeregler beherzt nach rechts und schwelge 15 Minuten lang in Rhythmus, Klangfarben und Groove. Da bedarf es keines weiteren Vergleichs, um die enormen Fähigkeiten des Burmester zu erkennen. Der Phono Preamp hat unbedingt Systeme von der Klasse eines Air Tight verdient.
Bei Tonabnehmern, die geeignet wären, dem Moving-Magnet-Eingang des Burmester einmal ein wenig auf den Zahn zu fühlen, sieht es bei mir recht mau aus. Deshalb montiere ich den Ortofon 309i auf dem LaGrange, schraube ein SPU Royal in die Systemhalterung, verbinde das Tonarmkabel mit dem Übertrager SPU-T100 und dessen Ausgang mit dem MM-Eingang des 100ers. Da der Trafo lediglich unsymmetrische Anschlüsse bietet, nehmen die Cinch-Kabel über die dem Burmester beigepackten Cinch-XLR-Adapter Kontakt mit der Phonostufe auf – was trotz der verschiedenen Gehäusemassen auf Anhieb gänzlich ohne Brummschleifen funktioniert. Einer alten Columbia MS 6069 mit Leonard Bernsteins Version von Rimsky-Korsakovs Scheherazade entlockt die Kombination ein farbstarkes dynamisches Klangbild, das trotz aller Hochtonenergie immer auf der angenehmen Seite bleibt. Auch Abbildungsgröße und Raumanmutung können überzeugen. Wer jedoch moderne Tonabnehmer gewohnt ist, wird beim SPU erfahrungsgemäß ein wenig Feinauflösung vermissen, die allerdings beim mäßigen Zustand des alten Originals eher kontraproduktiv wäre. Das leichte Rumpeln der Scheibe, das wahrscheinlich vom Mastertape stammt, ist mit dem Filter des Burmester gut in den Griff zu bekommen, ohne dass der übrige Tieftonbereich darunter leiden würde. Hier sind die Parameter ohrenscheinlich perfekt gewählt.
Da ich bisher MC-Phonostufen fast immer der Kombination aus MM-Eingang und Übertrager vorgezogen habe, mache ich beim Burmester die Probe aufs Exempel. Der unsymmetrische Signalweg durch den SPU-T100 muss sich gegen den symmetrischen Anschuss des SPU direkt an den Phono Preamp behaupten: Dafür liegt seit langer Zeit wieder einmal Joacquin Rodrigos Concierto de Aranjuez (Philips 9500 563) auf dem Teller des LaGrange. Und was das SPU samt Übertrager und MM-Modul da aus den Rillen zaubert, ist einfach grandios: Musikalischer Fluß, Klangfarben und die Plastizität der imaginären Bühne ziehen den Zuhörer unwiderstehlich in den Bann dieser gelungenen Einspielung. Da bringt auch der direkte Anschluss des SPU an den 100er keinen Vorteil: Über das MC-Modul klingt die Scheibe minimal differenzierter, aber auch einen Hauch technischer, weniger fließend. Und daraus darf man getrost schließen, dass das MM-Modul der großartigen MC-Variante zumindest ebenbürtig ist. Aber das können Sie in Kürze selbst feststellen: In spätesten einer Woche werden Sie in unserer Bibliothek die Klangbeispiele 28 bis 33 finden, in denen die bekannten Test-Tracks einmal per MC-Modul und einmal via Übertrager und MM-Platinen zu hören sein werden.
Bei der Aufnahme habe ich dann auch noch gleich die Auto-Adjust-Funktion ausprobiert: Die Kanalungleichheiten von SPU und Übertrager addierten sich zu etwas unter 0,8 Dezibel. Die kinderleicht zu bedienende Automatik des Phono Preamp drückte den Wert auf ein wenig unter 0,5 Dezibel. Burmesters Schaltung vermag also selbst sehr guten Systemen noch den letzten Schliff zu geben. Sie arbeitet eben wie alles an diesem Verstärker: sehr überzeugend!
Auch auf die Gefahr hin, den ein oder anderen Computer-Hifi-interessierten Analogfan zu enttäuschen: Nicht zuletzt aufgrund des jetzigen Umfangs des Textes verschiebe ich eine Beschäftigung mit dem A/D-Wandler des Phono Preamp, bis ein aktualisiertes Modul die Ausgabe von 192 Kilohertz-Signalen per USB erlaubt.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, SME V, Ortofon 309i, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti, Ortofon SPU Royal, Air Tight PC-1 Supreme |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Digitalrecorder | Nagra LB, Nagra V |
D/A-Wandler | Northstar USB DAC 32, Prototyp |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Ortofon TSW 5000 Silber, Precision Interface Technology, Burmester, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
Burmester Phono Preamp 100
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Eingänge | 2 x XLR, nach Wahl MC oder MM, Cinch über mitgelieferte Adapter |
Ausgänge | 1 XLR, 1 x Cinch |
Ausgänge digital | 1 x USB, 1x S/PDIF, 1 x TosLink |
Preise | Basisgerät incl. 1 Phonomodul 9800 Euro zusätzliches Modul 2000 Euro A/D-Wandlermodiul 1400 Euro Komlettbestückung 13000 Euro |
Maße (B/H/T) | 492/95/345 mm |
Gewicht | 9,5 kg |
Garantie | 3 Jahre |
Hersteller
Burmester Audiosysteme GmbH
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Anschrift | Wilhelm-Kabus-Straße 47 10829 Berlin |
Fon | +49 30 787 968 0 |
Fax | +49 30 787 968 68 |
mail@burmester.de | |
Internet | www.burmester.de |
Die slowakische Audio-Manufaktur CANOR ist streng genommen kein Branchenneuling: CANOR entwickelt und baut seit gut 15 Jahren Audiokomponenten. Bis zum Jahre 2007 firmierte man noch unter dem Namen Edgar Ltd. Der TP106 VR+ ist der große Bruder des CANOR TP106 Vollverstärkers. Beide Vollverstärker sind als Push-Pull-Konzept ausgeführt. Während der TP106 mit 6L6GC Leistungsröhren 11 Watt pro Kanal zu liefern vermag, ist der TP106 VR+ mit einem Quartett Electro Harmonix 6550-Röhren ausgestattet. Bis zu einer Leistung von 20 Watt pro Kanal arbeitet dieser im reinen Class-A-Betrieb. 2 x 55 Watt Gesamtleistung an 4 Ohm sollten mehr als nur genügen, um Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad problemlos antreiben zu können. Ferner unterscheidet sich der TP106 VR+ von seinem kleinen Bruder durch hochwertigere Bauteile, wie beispielsweise die Verwendung von Mundorf-Koppelkondensatoren.
Die auf Basis der 6L6-Konstruktion weiterentwickelte Beam-Power-Tetrode 6550 wird in Röhrenkreisen besonders wegen ihres geringen Verzerrungsgrads geschätzt. Diese Eigenschaft macht sich auch CANOR zunutze und greift daher in der Ausgangsstufe des TP106 VR+ auf eine Schaltung im Ultralinear-Modus zurück. Auch wenn sich nach wie vor hartnäckig das Gerücht hält, dass es sich bei der 6550 und der KT88 um quasi ein und dieselbe Röhre handelt und diese untereinander austauschbar sind, sollte man sich bewusst machen, dass lediglich deren Sockel und Sockelbeschaltung identisch sind. Die 6550 läuft beinahe mit der Hälfte der KT88-Schirmgitterspannung (circa 300 Volt) und entsprechend deutlich geringerer Gittervorspannung. Wer sich also schon im unbegrenzten Tube-Roller-Nirvana wähnt, wird sich hier seine Passion abschminken müssen. Auch vom naiven Tausch gegen andere 6550-Fabrikate wird abgeraten, da ein solcher nicht nur den hinlänglich bekannten Garantieverlust nach sich zieht – man läuft Gefahr, den Erfahrungsschatz, den CANOR bei der Röhrenselektion gesammelt hat, unüberlegt zunichte zu machen.
Ich finde es beispielsweise durchaus ungewöhnlich, dass man beim Einsatz von insgesamt 4 ECC81- beziehungsweise 12AT7-Röhren – ein Paar dient als Treiber, ein Paar als Eingangsröhren – auf zwei unterschiedliche Röhrenfabrikanten zurückgreift. Der Grund dafür liegt nicht etwa darin, so teilte man mir bei einem Telefonat mit den Entwicklern mit, dass man sich dessen bediene, was man gerade vorrätig hat: Man beschäftige sich vielmehr seit über 12 Monaten intensiv mit den Themen Röhrenauswahl, -selektion und -werten. Aufgrund der überteuerten und der keinen sicheren Nachschub bürgenden Marktlage für NOS-Röhren fiel die Grundsatzentscheidung zugunsten der Verwendung von Röhren aus aktueller Produktion. So erhielt man die gewünschten Resultate mit 12AT7-Doppeltrioden von JJ Electronic für die Treiberstufe, entschied sich aber letztendlich für zusätzlich geschirmte 12AT7WC-Röhren von Electro Harmonix für die Eingangsstufe. Scheint zu passen – während der gesamten Testphase konnte ich kein Röhrenknacken oder eine Zunahme des ohnehin kaum wahrnehmbaren Röhrenrauschens ausmachen. CANOR geht beim Thema Röhren noch einen kleinen kundenfreundlichen Schritt weiter: Alle Röhren werden vor der Auslieferung eingebrannt – sehr löblich! Das Gros der sogenannten Burn-in-Phase entfällt somit und die klanglichen Eigenschaften des Verstärkers können ohne allzu langwierige Wartezeit eingeschätzt und beurteilt werden.
Bandscheibengepeinigte Audiophile sollten beim Tragen des CANOR Amps penibelst auf die klassische Rückenschule achten – der DuPont-mattschwarz lackierte Aluminiumkoloss bringt stattliche 26 Kilogramm auf die Waage. Für Luftzirkulation ist gesorgt: Mit 170 Millimetern baut der TP106 VR+ ein wenig höher als einige seiner Artgenossen. Nichtsdestotrotz sollte man bei einer Platzierung im Rack dafür Sorge tragen, dass er aufgrund seiner nicht gerade geringfügigen Wärmeentwicklung im Betrieb ausreichend Luft zum Atmen bekommt. Mit fünf asymmetrischen Line-Eingängen, einem Tape-Out und einem Lautsprecherausgang ist der CANOR Vollverstärker in Sachen Ausstattung eher puristisch gehalten.
Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 4000 Euro symmetrische Eingänge oder gar einen Phonoeingang zu erwarten, wäre vielleicht auch ein wenig zu viel des Guten. Auch das äußere und für mein ästhetisches Empfinden durchaus ansprechende und moderne Erscheinungsbild des TP106 VR+ übt sich mit dezent orangefarben beleuchtetem Logo und LEDs in vornehmer Zurückhaltung. An der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu meckern: Sowohl das Gehäuse als auch der gesamte Innenaufbau zeugen von durchdachter Entwicklung und sorgfältigem Handwerk. Da, wie bereits erwähnt, der TP106 VR+ nur über ein Paar Lautsprecherausgänge verfügt, sollten potenzielle Interessenten mit aktiven Subwoofer-Verstärkern sich vergewissern, dass ihre Subwoofermodule über separate Lautsprechereingänge verfügen. Da ich ein weichenloses Lautsprecherkonzept mit getrennter Bassverstärkung betreibe, kommt eine direkte Ansteuerung meiner Bässe mit dem CANOR nicht in Frage. Dies bestätigte ein kurzer Versuch, der sich sofort in einer wenig kontrollierten und konturschwachen Bassperformance äußerte: Die Ausgangsleistung des TP106 VR+ reicht einfach nicht aus, um meine Bastanis 18“-Dipolbässe vernünftig anzutreiben – über die Lautsprechereingänge meiner XTZ Sub Amp 1 Verstärker angeschlossen … kein Problem!
Um Spannungsspitzen beim Einschalten zu vermeiden und den Stromverbrauch zu minimieren, verfügt der CANOR TP106 VR+ über eine Soft-Start- und Standby-Funktion. Nach dem Einschalten des Verstärkers auf der Gehäuserückseite schaltet dieser automatisch in den Standby-Modus. Der gesamte Vorgang, von der Aktivierung des Ringkerntrafos bis zum Erreichen der Röhrenbetriebstemperaturen nimmt circa 90 Sekunden in Anspruch und wird über rote und orangefarbene und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten blinkende LEDs auch über dem CANOR-Logo und dem Lautstärkeregler, signalisiert – sinnvoll und sexy zugleich. Die Gleichrichtung übernehmen übrigens zwei Electro Harmonix 5AR4/GZ34.
Es sind die geliebten schwarzen Scheiben, die mich den nicht allzu langen Weg vom Sofa zum Plattenspieler und zurück noch in Kauf nehmen lassen. Die Sarkasten unter meinen Freunden behaupten, diese Betätigung sei inzwischen die einzig wirklich physische Ertüchtigung, die an meine ehemalige Profession als Leistungssportler erinnere. Sollte ich die Beschäftigung mit dem Medium Schallplatte eines Tages aufgeben, fürchte man gar eine Verschmelzung von Fernbedienung, Hörplatz und meiner Person zu einer symbiotischen Einheit, die sich endgültig dem Gesetz der Trägheit ergeben hat. Man kann mir sagen was man will, aber Fernbedienungen sind schon eine coole Sache – wenn sie nicht zu einem Großteil so zickig wären. Zickig ist leider auch die Fernbedienung des TP106 VR+, denn wieder einmal geben sich die üblichen Verdächtigen ein Stelldichein: keine 100 % präzisen Druckpunkte, verbesserungswürdiges Toleranzverhalten in puncto Zielgenauigkeit und knarzendes Plastik – wenn auch nur geringfügig, durch die Unterseite der Fernbedienung bedingt.
Habe ich sonst noch was am CANOR zu meckern? Die Antwortet lautet nein! Eigentlich könnte ich an dieser Stelle meinen Beitrag, ohne den leisesten Anflug eines schlechten Gewissens, beenden. Dem CANOR TP106 VR+ fehlt es, abgesehen vom bereits erwähnten, aber beinahe schon üblichen Fernbedienungsmanko an Nichts – wenn man denn klare Vorstellungen davon hat wie man hören möchte. Aber mal ehrlich: Wer unter uns Betschwestern hat denn schon die Suche nach dem Besseren endgültig ad acta gelegt? Wie oft habe ich gelesen und selbst geschrieben „mehr HiFi braucht kein Mensch“? So oft, dass ich selbst nicht mehr daran glauben mag. Und doch bin ich der Ansicht, dass auf den CANOR eben genau diese abgedroschene Rezensenten-Floskel passt wie die noch öfter zitierte Faust aufs Auge.
Wie unser Chefredakteur bereits in der Vorschau angedeutet hatte: Die Bühne, die sich vor mir bei den ersten Takten von „Hyperballad“ auf Marcin Wasilewskis ECM-Triodebüt auftat, ist so einnehmend, die Präsentation so involvierend, dass das geplante Hören nach routinemäßiger Checkliste sofort einem genießerischen sich Einlassen wich. Beschreibende oder beurteilende Kriterien wie Auflösung, Dynamik, Plastizität, Musikalität et cetera verloren über eine komplette Albumlänge an Bedeutung und Gewicht. Erst mit dem Ausklingen des letzten Tons des Albums schaltete sich das analytische Ohr wieder ein. Nur selten war mir bislang ein Hören ohne sofortiges Sezieren des dargebotenen Klangbildes in dessen vermeintliche Stärken und Schwächen möglich. Hier stellte sich mir nicht die Frage von Pro und Contra, denn die Präsentation des CANOR TP106 VR + ist in sich schlüssig und stimmig. Der CANOR punktet genau dort, wo meine eigenen Amps dazu tendieren, ein klein wenig über das Ziel hinauszuschießen: Zwar kann ich über meine Tubeguru Telefunken EL156 Monos auch noch das Ameisengetrappel in der fernsten Lichtung des Waldes vernehmen, doch kann dies zuweilen zu einer Art Überforderung der Gehörgänge führen. Auch Wasilewskis Fingerübungen auf Trio sind nicht frei von Dynamikausbrüchen, die den Hoch-/Mitteltonbereich an hochauflösenden Ketten, besonders bei hoher Lautstärke, durchaus strapazieren können. Ein Zerren am Nervenkostüm ist die Sache des CANOR nicht: Das liegt keinesfalls an mangelndem Auflösungsvermögen oder fehlender Dynamik, sondern an der etwas „dunkleren Temperierung“ des Amps. Eine weitere ECM-Veröffentlichung, die ich gerne verwende, um Extreme auszuloten, ist Manu Katchés Third Round. Hier empfinde ich vor allem Tore Brunborgs Sopransaxofon als zu hell, zu direkt und dadurch zu präsent. Nicht, dass der CANOR die Helligkeit wegradiert, aber er ist dazu imstande, der Präsenz des Soprans eine Spur seiner Aufdringlichkeit beziehungsweise Schärfe zu nehmen – gerade so viel wie nötig, um tonal richtig zu liegen und ein angenehmes Hörerlebnis zu zaubern – diese außerordentliche Fähigkeit bewies er bei allen grenzwertigen Aufnahmen, mit denen ich ihn fütterte. Björks „Joga“ aus dem Album Homogenic empfinde ich nach wie vor als eine der aufnahmetechnisch komplexesten Gratwanderungen zeitgenössischer U-Musik.
Der spannungsgeladene und gleichzeitig kühle Soundwall aus opulenter Orchestrierung, abgrundtiefen Subbässen und messerscharfer Beat-Electronica macht es keinem Verstärker einfach, die Übersicht zu behalten. Fast immer gerät irgendetwas bei der Wiedergabe des Tracks aus den Fugen. Nun, Röhrenkonzepte sind per se nicht unbedingt dafür ausgelegt, die metallische Soundästhetik der Produktionen von Künstlern wie Aphex Twin, Autechre oder stellenweise auch Björk adäquat zu transportieren, dafür fehlt ihnen schlichtweg die nötige Kühle oder Distanz. Obwohl auch der CANOR hier keine Ausnahme von der Regel bildet, gelingt es ihm scheinbar mühelos, das komplette Geschehen zu kontrollieren, die richtige Balance zwischen Organischem und Anorganischem herzustellen, die goldenen Mitte zwischen Menschlichem und Unmenschlichem zu finden und das Klangbild nicht zu einem ungenießbaren Klangbrei mutieren zu lassen – Kompliment! Freilich ist der TP106 VR+ kein Alchimist, der Dreck in Gold zu wandeln vermag. Heaven 17s The Luxury Gap klingt in der Original 80er-Jahre-Pressung mit dem CANOR genauso dünn wie auf allen anderen Verstärkern. Die unsäglich schlechten US-LP-Remaster der Jimi Hendrix Alben, bei denen man das Gefühl bekommt, dass man Höhen und Bässe beim Mastern im völlig zugedröhnten Zustand anhob, klingen mit dem TP106 VR+ auch nicht besser – aber die akustischen Missstände werden durch den CANOR etwas erträglicher.
Der CANOR TP106 VR+ ist ein Meister der Ausgewogenheit, der einen festen Platz unter den Vollverstärkern verdient. Ich kann mir gut vorstellen, dass er gerade im Zusammenspiel mit hochauflösenden Quellgeräten, Kabeln und Lautsprechern als homogenisierende und harmonisierende Schnittstelle wirken und den eventuell fehlenden Hauch von Magie in eine Kette transportieren kann.
Gehört mit
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---|---|
Lautsprecher | Bastanis Mandala Atlas (Crystal-Upgrade) |
Phono-Preamps | J. Binder (Tubeguru) Phono Stage, Brocksieper Phonomax |
Übertrager | Analog Tube Audio MCT 2 |
Laufwerke | Nottingham Analogue Hyperspace mit Origin Live Encounter MK2 Tonarm, Garrard 301 mit Thomas Schick Tonarm |
Tonabnehmer | Lignolab Denon DL-103, Audio Technica AT33PTG |
CD-Player | Panasonic DVD-S75 |
Kabel NF | TMR Ramses, Acoustic System Int’l Liveline Series |
Kabel LS | TMR Ramses, HMS Concertato |
Netzkabel | Oyaide Tunami GPX, HMS Gran Finale Jubilee |
Stromversorgung | HMS Energia, HMS RC 1/1, AHP Klangmodul3 |
Racks | Finite Elemente Tragwerk |
Zubehör | Schallwand Little Foot & Big Foot |
Herstellerangaben
CANOR TP106 VR+
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Herstellerland | Slowakei |
Röhren | 4 x 12AT7/ECC81, 4 x 6550, 2 x 5AR4/GZ34 |
Schaltungskonzept | Push-Pull |
Ausgangsleistung | 2 x 55 W / 4 Ohm (2 x 20 W Class A) |
Eingangsempfindlichkeit | 400 mV / 40 W / 1 kHz |
Eingangsimpedanz | 60 kOhm |
Eingänge | 5 x Line (Cinch) |
Klirrfaktor | < 0,05 % (1 kHz, 5 W) |
Geräuschabstand | > 93 dB |
Netzspannung | 230V/50Hz |
Abmessung (B/H/T) | 430/170/390 mm |
Gewicht | 26 kg |
Gehäuseausführungen | Silber oder Schwarz |
Zubehör | Fernbedienung |
Listenpreis | 4000 Euro |
Vertrieb
EMPIRE Deutschland
| |
---|---|
Anschrift | Jürgen Welte Am Rembergsee 20 47259 Duisburg |
Fon | +49(0)203/75 999 004 |
info@empire-hifi.com | |
Internet | www.empire-hifi.com |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 111,8 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 129 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 156,3 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Olympos SL |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 111,5 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Olympos SL |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 129 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Olympos SL |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 156 mb |
Ich bin auf dem Weg zu einem wunderschönen Lautsprecher. Der SLS von Boenicke Audio. Klingen Lautsprecher besser, wenn sie gut aussehen?
Zwei Generationen, zwei unterschiedliche Klangfarben der deutschen Sprache, zwei unterschiedliche Stationen in der individuellen Lebensplanung. Und dennoch: Das Gespräch verbindet. Da können zwei miteinander, zollen sich Respekt, sind frei von Neid und Imponiergehabe. Sven Boenicke hat gerade 600 Kilometer im Auto zugebracht, um seine neuen Entwicklungen in einer speziellen Hinsicht messtechnisch beurteilen zu lassen. Zur Diskussion steht, ob seine Lautsprecher mit dem revolutionären neuen elektronischen Bass-Management von Joachim Gerhard ausgestattet werden. Keine Spur von wechselseitigem Bedürfnis nach Geheimhaltung und Eigenlob, im Dialog entstehen technische Skizzen bei Tisch, gemeinsam wird gelötet und gemessen.
„Sven Boenicke gehört für mich zu den maximal fünf Entwicklern weltweit, die derzeit den Lautsprecherbau tatsächlich innovativ voranbringen.“ Der blickt bescheiden zu Boden und schweigt. Was sollte man an Lob auch einem Mann gleichwertig zurück geben, der zu besten Audio Physic Zeiten bereits Stückzahlen an hochwertigen Schallwandlern verkauft hat, die heute noch jeden Marketing-Guru zu Freudentränen rühren.
Zum Grundvokabular des Marketings gehört das Bewusstsein, auf Alleinstellungsmerkmale zu setzen, gerne auch USPs (Unique Selling Propositions) genannt. Bei Joachim Gerhard war es seine optisch-ästhetische Designkompetenz, die ihn in Verbindung mit der technischen Brillanz seiner Lautsprecher von den Konkurrenzprodukten unterschieden hat. Das Thema Ästhetik prägt den Abend; Steaks werden gebrutzelt, eine Flasche Wein geöffnet, Joachim Gerhard greift zu Rauchwaren.
Die Assoziation zu Grundfragen von Design und Ästhetik wird auch jeden erreichen, der sich mit Boenicke Audio beschäftigt. Alleine die Fotos auf seiner Webseite, die den Fertigungsprozess seines Modells SLS dokumentieren, könnten in jeder Kunstgalerie Platz finden. Seine SLS spiegelt genau jenes intuitive Verständnis für Gestaltung wieder, das die Sehnsucht von Klangästheten und Musikern auf den Punkt trifft. Genau diese SLS ist es, die nunmehr den Weg nach Brilon gefunden hat und von Joachim Gerhard messtechnisch bezüglich seines elektronischen Bass-Managements ausgelotet wird. Jene SLS, um die sich die Kritiker reißen – ein durchaus Prominenter hat sie nicht mehr hergegeben und sogar ordentlich dafür bezahlt. Jene SLS, die bei den High-End-Messen in Zürich und Wien für Furore gesorgt hat. In Zürich rührte sie einen hart gesottenen Manager öffentlich zu Tränen, der davon so betroffen war, dass er wenige Tage später um eine private Vorführung in Boenickes Showroom in Basel bat. Als er dort neuerlich heulte, nahm er das letzte vorrätige Paar kurzer Hand an sich.
In Wien wagte Boenicke den Vergleich mit Live-Musik. Als Teil seiner professionellen Arbeit macht er regelmäßig Aufnahmen und zieht diese zur endgültigen Abstimmung und Beurteilung seiner Lautsprecher heran. Auch diesmal nahm er die Performance der Musiker mit dem eigenen Equipment auf und spielte sie umgehend über die SLS wieder ab. In der Folge war der Vorführraum weit über die Veranstaltung hinaus Tummelplatz für Musiker und Kritiker, die auch um 4 Uhr morgens noch darum buhlten, wer als nächster den Plattenspieler mit Vinyl versorgen durfte.
Welchen Platz hat das Gerede um Ästhetik in einem Umfeld, dessen Fokus auf der unverfälschten Wiedergabe von akustischen Eindrücken liegt? Ohne Zweifel gibt es eine Ästhetik des Echten, Unverfälschten. Etwas, worüber man nicht nachdenken muss, das so ist wie es ist, und keine Begründung braucht. Musikhören mit der SLS entspricht diesem Eindruck.
Auf den ersten Blick ist die Boenicke Audio SLS lediglich eine schmale Säule, kaum zehn Zentimeter breit, dafür mit 150 Zentimetern ungewöhnlich hoch. Die geringe Tiefe von 23,5 Zentimetern macht die SLS zum Wohnraumobjekt, das Besuchern auffällt und neugierige Fragen nach sich zieht. Die Schallfront zieren zwei Acht-Zentimeter-Aluminium-Wabensandwich-Chassis, die sehr breitbandig Mitten und Höhen abstrahlen. Seitlich sorgt ein ebenfalls als Breitbänder eingesetztes Papierchassis für den Anschluss zu je zwei Sieben-Zoll-Basslautsprechern pro Kanal, die mittels einer externen Digitalweiche aktiv angesteuert werden. Fünf Chassis pro Seite lassen eine komplexe Schaltungstechnik erwarten.
„Das Gegenteil ist der Fall“ meint Boenicke entschieden. „Wir suchen so lange nach geeigneten Treibern, bis wir genau das haben, was wir wollen.“
„Was genau muss ein Treiber können, dass er für eine Boenicke Audio Konstruktion in Frage kommt?“
„Wir verwenden Treiber, die einen möglichst breiten nutzbaren Frequenzbereich aufweisen und gleichzeitig eine Frequenzganglinearität bieten, die in der Weiche nicht korrigiert werden muss.“
„Was heißt das für die SLS konkret?“
„Bei uns findet man keine im Signalteil liegenden Bauteile in der Weiche.“
„Gar keine?“
„Die Ausnahme bilden Bauteile, denen wir eine klangsteigernde Wirkung attestieren, wie den Bybee Quantum Purifiern. Und den Hochtöner müssen wir natürlich vor tiefen Frequenzen schützen, aber dafür genügt ein qualitativ herausragender Kondensator.“
„Gehören die Bybee Quantum Purifiers nicht eher in die Rubrik Tuning?“
„Ja, das stimmt. Wir verwenden sogar eine ganze Reihe von Tuning Maßnahmen, quasi als Standard. Dazu gehören die Marigo Audio Labs VTS Dots, Harmonix Tuning Bases und einiges mehr“.
„Das klingt aufwändig.“
„Ist es auch. Die SLS ist jedoch das Paradebeispiel eines cost-no-object Ansatzes. Die Innenverkabelung etwa besteht aus massivem Feinsilber, das kryogenisch behandelt ist.“
„Machen wir einen Schritt zurück, bevor wir ins Detail gehen. Was war der grundsätzliche Design Ansatz?“
„Das ursprüngliche Ziel war die Gestaltung eines wohnraumfreundlichen Lautsprechers, der höchsten Klangansprüchen genügt. Wohnraumfreundlich bedeutet, dass der WAF hoch ist.“
„Kein ernsthafter audiophiler wird seine Lautsprecherwahl allein mit einem hohen WAF begründen!“
„Sicher, klein und audiophil können viele, und akzeptieren dabei notgedrungen fehlendes Fundament und geringe dynamische Fähigkeiten. Die SLS wurde aber als dynamischer Schallwandler mit Blickrichtung auf eine klanglich beeindruckende untere Grenzfrequenz konstruiert.“
„Wie genau wurden die technischen Designentscheidungen getroffen?“
„Eine Überlegung war, hochspezialisierte Treiber in sehr kleinen geschlossenen Gehäusen einzubauen. Der Nachteil einer solchen Konstruktion ist, dass der Wirkungsgrad des Gesamtsystems sehr gering ist. Man bräuchte dann locker einige hundert Watt, um genügend Luft zu bewegen, wenn das Musikmaterial einmal dynamisch und laut wird. So mussten wir ganz neue Wege gehen, um aus dem geringen Volumen tiefen Bass heraus zu holen.“
„Hat die auffällige äußere Form etwas mit diesem neuen Weg zu tun?“
„Ja, wir sahen eine Option darin, die rückwärtig abgestrahlte Energie der Treiber nicht nutzlos im Inneren des Gehäuses zu vernichten, sondern sie an der Schallabstrahlung des Lautsprechers teilhaben zu lassen. Die SLS besitzt dazu eine innere Struktur, die mittels einer CNC Maschine ins Massivholz gefräst ist.“
„Eine Transmission Line?“
„Genau genommen eine Mischung aus Transmission Line und Back Loaded Horn. Der Punkt ist, dass diese Struktur völlig ohne Bedämpfung auskommt. Dieses Horn ermöglicht eine Anpassung der akustischen Impedanz, die die Treiber sehen. Mit der SLS können somit verhältnismäßig große Pegel gefahren werden, ehe die Membranauslenkung ans Limit kommt.“
„Die schlanke Form der SLS macht es nötig, dass die Konustreiber seitlich montiert sind. Lautet hier der Grundsatz „Form follows aesthetics“ anstelle von „Form follows function?“
„Das ist gar nicht eindeutig zu beantworten. Je nach dem, welche klangästhetischen Vorlieben man hat, ist die seitliche Montage sogar ein großer Vorteil, der die SLS in gewissen Bereichen fast unschlagbar macht. Eine seitliche und damit eher indirekte Abstrahlung ist immer dann ein Vorteil, wenn es um geringe Hördistanzen geht. Das bedeutet, die Lautsprecher stehen frei im Raum und der Hörplatz ist recht nahe vor dem Lautsprecher. Die SLS ist dann in der Lage, akustisch zu verschwinden und somit als technisches Medium in den Hintergrund zu rücken.“
„Was ist der Nachteil dieser Konstruktion?“
„Ein Nachteil jedes indirekt strahlenden Speakers tritt bei großen Hördistanzen auf. Subjektiv ist dann eine geringere „physische“ Attacke im Grundtonbereich und Bass erfahrbar. Obwohl solch tiefe Frequenzen sich kugelförmig ausbauen, scheint es doch eine Art Energievektor zu geben, der sich geradeaus ausbreitet.“
„Was an der SLS sofort auffällt, ist die ungemein hochwertige Optik. Immer wieder kommt es vor, dass Messe-Besucher vortreten und das Massivholz der SLS haptisch im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ wollen.“
„Wir legen ja auch weiße Handschuhe bei jeder Auslieferung bei, damit die geölten Oberflächen makellos bleiben.“
„Warum wählt Boenicke Audio Massivholz? Wahrscheinlich gibt es Materialien, die fertigungstechnisch weniger Risiken bergen.“
„Es hat auch eine Weile gedauert, bis wir die Produktion in den Griff bekommen haben. Das Geheimnis liegt in der Auswahl des Holzes, des Trocknungsgrades und der Art der Verleimung.“
„War die Entscheidung für Massivholz rein klanglich bedingt?“
„Definitiv. Ich bin der Auffassung, dass es so etwas wie einen spezifischen Klang jedes Materials gibt, nennen wir es Materialklang. Ich meine damit, den besonderen Klang eines Materials unabhängig von dessen Form, Dimension oder Abmessung. Und da ragt für mich im Lautsprecherbau Massivholz heraus, wir haben besonders mit Fruchtbäumen wie Kirsche, aber auch Ahorn und Nussbaum sehr erfreuliche Erfahrungen gemacht. Aluminium, Kunststoffe oder auch das im Lautsprecherbau weit verbreitete MDF fallen klanglich so deutlich ins Kalte und Technische ab, dass sie für Boenicke Audio keine Option sind.“
„Wodurch ist der spezifische Materialklang denn dann beeinflusst, wenn nicht durch Form, Dimension oder Abmessung?“
„Der Materialklang ist sicher von der inneren Spannung des Materials beeinflusst und von der Umgebungstemperatur. Wir empfehlen unseren Kunden auch, die Lautsprecher erst einige Tage „ankommen“ zu lassen. Um die Wirkung des Materialklangs zu beschreiben, führe ich meinen Kunden auch gern den Unterschied zwischen einem Mitteltöner mit einem Aluminium Phaseplug und einem Holz Phaseplug vor. Obwohl sämtliche Chassisparameter identisch sind und auch Aluminium und Holzphaseplug dieselbe Form und dieselben Masse haben, klingt die Holzvariante signifikant natürlicher und schöner in den Klangfarben. Das interessante ist, dass die Zuhörer subjektiv in der Folge auch ein Mehr an Auflösung wahrnehmen.“
„Dieter Ennemoser hat mit seiner C-37 Soundtheorie die entscheidenden Erklärungshinweise geliefert. Unser Gehirn scheint Obertonresonanzstrukturen, die durch Schwingungsanregung von natürlichem Material entstehen, auf Dauer unangestrengter verarbeiten zu können. Zu den natürlichen Materialien zählen eben insbesondere Holz oder körpereigene Strukturen wie die Knochen. Ennemoser stellte fest, dass unser Ohr selbst, insbesondere die Bestandteile des Innenohrs, spezielle Resonanzstrukturen aufweist, wenn es seine Arbeit verrichtet - wenn also der Schall von der Umgebung, vom Konzert oder vom Lautsprecher aufgenommen und mechanisch weitergeleitet wird. Will das Gehirn nun aber bloß die Nutzgeräusche und Töne der Außenwelt, nicht aber die durch die Bestandteile des Ohrs selbst hinzugemischten Resonanzanteile „hören“ und verwerten, so muss das Gehirn diese Resonanz-Zugaben des Hörapparates subtrahieren, wegfiltern. Dies scheint es im Laufe der Zeit sehr gut gelernt zu haben.“
„In einer Anlage und besonders im Lautsprecher hat man es ja immer mit Resonanzen zu tun. Das Nutzsignal wäre also das theoretisch unverfälschte Musiksignal, das „Störsignal“ die Resonanzen der gesamten Anlage, des Hörraumes, der unnatürlichen Materialien der Umgebung und so weiter?“
„Ja. Will man einen subjektiv weitgehend unverfärbten Klang, so muss man die Resonanzerscheinungen des Lautsprechers eliminieren – was in der Praxis niemals vollständig gelingt – oder denjenigen im Hörapparat angleichen. Das Gehirn wertet Vollholz als maximal unverfärbt und somit als maximal natürlich. Unser Massivholzgehäuse bietet in Sachen Wärme und Echtheit der Klangfarben einen Materialklang, der mit Glas, Aluminium oder MDF in keiner Weise zu erreichen wäre. Wir verzichten auch ganz bewusst auf eine Lackschicht, die klanglich nicht zuträglich wäre, der Eindruck der edlen Oberfläche entsteht durch mehrfaches Ölen.“
Joachim Gerhard unterbricht das Gespräch und lädt in seinen Hörraum. „Da haben sie alle schon gesessen“ verweist er schmunzelnd auf den besten Hörplatz und zählt so nebenbei eine Handvoll der international bekanntesten Namen der HiFi-Welt auf. Aufgebaut sind Prototypen eines völlig neu konstruierten Breitbänders. Dieser ruht auf der SwingBase, einer von Boenicke Audio entwickelten intelligenten Geräteplattform zur Entkoppelung von Geräten und Lautsprechern. „Die Wirkung der SwingBase kann ich messtechnisch ganz leicht nachweisen“ meint Joachim Gerhard, „deswegen verwende ich sie und würde sie nur unter Androhung von Gewalt wieder wegnehmen! Sie ist für mich der Tuningartikel des Jahrzehnts.“
Sven Boenicke wiederum ist vom Breitbandchassis von Joachim Gerhard angetan und erwirbt gleich ein Paar für ein eventuelles zukünftiges Projekt. Die Höreindrücke bei Joachim Gerhard hinterlassen die Gewissheit, dass in naher Zukunft wieder eine breite Öffentlichkeit über eine Kreation aus Brilon staunen darf.
In der eigenen gewohnten Hörumgebung erinnern die SLS von Boenicke Audio dann tatsächlich in einigen Punkten an eine der prägenden Entwicklungen von Joachim Gerhard, die Avanti von Audio Physic. Ich hatte lange die Gelegenheit, die Performance der Avanti II zu schätzen, die für mich die gelungenste Symbiose aus Wohnraumfreundlichkeit und Musikwiedergabe darstellte.
Die SLS eignet sich ebenso wie die Avanti für die Aufstellung frei im Raum, mit möglichst viel Luft hinter dem Lautsprecher. Die Basis des Stereodreiecks kann dabei sehr breit gewählt werden, die Hördistanz zum Lautsprecher liefert schon ab 1,5 Metern einen schlicht atemberaubenden Eindruck an räumlicher Staffelung. Bei geringen Hördistanzen liefert der seitlich montierte Breitbänder vor allem bei natürlichen Instrumenten eine plastisch realistische Raumdarstellung. Wer es schätzt, in die Musikdarbietung gleichsam hineinzuschauen und ein Teil davon zu werden, hat hier seinen Lautsprecher gefunden. Die SLS baut ihre Darstellung aus der Raumtiefe heraus auf – je freier die SLS zur Rückwand steht, desto eindrucksvoller wird dieser Effekt. Gut nachvollziehbar ist diese Erfahrung auf der LP Antiphone Blues von Arne Domnerus. Die Orgel kommt voll und substantiell aus der scheinbar unendlichen Raumtiefe der Organin Spanga Church, während Domnerus´ Alt-Saxophon sich plastisch im Vordergrund abbildet. Immer wieder fasziniert es, wie die Orgel subjektiv viele Meter hinter dem eigentlichen Lautsprecher abgebildet wird.
Beim Vergleich verschiedener Aufnahmetechniken bestätigte sich der Eindruck, dass die SLS besonders Musik, die in tatsächlich akustisch mitwirkenden Räumen mit wenigen Mikrofonen aufgenommen wurde, in eindringlicher Authentizität wiederzugeben vermag.
Dieses Potenzial zu räumlicher Tiefenstaffelung und Loslösung unterscheidet sie grundlegend von der Philosophie manch anderer Entwickler und Musikliebhaber, die eine „anspringende“ Abbildung noch möglichst vor dem Lautsprecher vorziehen. Eine Audio Note AN/E etwa, die zur Bassunterstützung eine wandnahe Positionierung nützen kann, vermittelt den Röhrenklang einer guten Audio Note Kette bevorzugt durch eine nach vorne gerichteten Abbildung. Wie bei vielen Aspekten der Musikwiedergabe geht es hierbei um subjektive Präferenzen, beide Arten der Darstellung haben ihren spezifischen Reiz und ihre überzeugten Anhänger.
Bei Hördistanzen über zweieinhalb Meter ergibt sich eine interessante Erfahrung. Audiophile Aufnahmen, die wiederum mit wenigen Mikrofonen möglichst „natürlich“ realisiert wurden, klingen aus meiner Sicht über die SLS realistischer als über herkömmliche Lautsprecher. Meine Vermutung geht dahin, dass diese Aufnahmen den Aufnahmeraum meist mit einbeziehen oder ihn zumindest nicht nachträglich verändern wollen. Boenicke geht davon aus, dass eine ausgeprägte Räumlichkeit, die auf einer Aufnahme vorhanden ist, wiederum eines Raumes, des Hörraumes bedarf, um den speziellen Charme dieser Räumlichkeit wiederzugeben. Der Hörraum müsste möglichst homogen mit einbezogen werden, was bei Direktstrahlern prinzipbedingt schwerer möglich ist.
Hört man mit der SLS bei größeren Hördistanzen etwa elektronische Musik, so ist das Einbeziehen des Hörraumes durch die seitliche Abstrahlung gewöhnungsbedürftig. Bei dieser Musikrichtung wünscht man sich Direktschall und somit direkte Energie, die beim Hörer ankommt. Das vertraute, anspringende Klangbild einer Yello Aufnahme etwa rastet sofort wieder ein, wenn die Hördistanz verringert wird – aber auch hier werden plötzlich Klangelemente, die von Meier und Blank offenbar deutlich hinter den Hauptmix platziert wurden, tatsächlich auch in dieser dazugewonnenen räumlichen Dimension abgebildet. Freunde von orchestraler Musik finden auch relativ unabhängig von der Hördistanz ihre Erfüllung, besonders dann, wenn man die Breitbandchassis nach außen dreht, wenn also die Seitenwände gezielt als Reflektionsfläche miteinbezogen werden. Dann werden Effekte erfahrbar, deren Herbeiwünschen bei der Entwicklung des Surround-Sounds Pate gestanden haben mag. Die Musik umgibt den Hörer, erfüllt auch den Raum hinter der Sitzposition mit Leben. Dies hat weniger mit klassischer HiFi-Stereowiedergabe zu tun, entspricht aber auf erstaunliche Weise der Erfahrung in einem akustisch mitwirkenden Konzertsaal.
Die SLS-Tonalität und Klangfarben sind über jeden Zweifel erhaben, hier geht das Konzept von Boenicke Audio sofort wahrnehmbar auf. Wie lässt sich der klangfarbliche Unterschied zwischen der Massivholz-SLS und den größtenteils aus MDF hergestellten Großserienlautsprechern beschreiben? Der Meister greift zu einem Bild:
„Stellen sie sich zwei Räume vor. Der eine hat kein echtes Tageslicht und ist mit einer kühlen Leuchtstoffröhre erhellt. Der andere Raum hat ein grosses Fenster, das Sonnenlicht eines wolkenlosen Nachmittags strömt herein. Es können in beiden Räumen dieselben Gegenstände sein, und doch erscheinen sie alle – und die Räume selber – anders in ihrer Ausstrahlung“.
„Es geht hier aber nicht um besser oder schlechter, um richtig oder falsch?“
„Ich will hier nicht behaupten, das eine sei besser als das andere, aber es gibt da einen Unterschied in meiner Wahrnehmung der Umgebung. Ich fühle mich im Raum mit Fenster erheblich wohler und heiterer. Raum und Gegenstände erscheinen in einer Schwingung, die mir gut tut.“
„Die SLS, der Wohlfühllautsprecher für LOHAS?“ (Anm. “lifestile of health and sustainability”)
„Ein Ton gespielt über die SLS ist das Sonnenlicht fürs Ohr“ (lacht).
„Woran genau kann man das festmachen?“ (sehr ernst).
„Je simpler eine Musik ist, nehmen wir einen einzelnen gestrichenen Ton eines Cellos, desto essentieller ist es, dass der Ton stimmt. Dies wiederum ist untrennbar mit echtem Auflösungsvermögen in der Elektronik der Kette, aber auch jeden Kabels und jeden passiven Bauteils im Lautsprecher verbunden. Deswegen legen wir so grossen Wert auf die Qualität jedes einzelnen Bauteils – ja wir überprüfen sogar die Orientierung (auch bei den Treibern selber!), in welcher das Bauteil in den Signalweg eingeschleift wird.“
„Mir fällt auf, dass im Gespräch auch andere Wahrnehmungskanäle als die akustische Erfahrung über das menschliche Gehör herangezogen werden, um auf die Besonderheit der Entwicklungen von Boenicke Audio hinzuweisen.“
„Wir arbeiten daran, dass der Ton als dreidimensionales Gebilde im Raum optisch wahrnehmbar ist. Er soll, um im obigen Bild zu bleiben, dasselbe Licht abstrahlen wie das Original. Wenn das stimmt, folgt bei klangfarbenschöner Musik sofort eine körperliche Reaktion. Der Körper muss sich nicht wehren.“
„Der Körper lügt nicht … Welche Konzerterfahrungen beziehungsweise welche Art von Musik ziehen Sie für Ihre Arbeit heran?“
„Den Gang in einen Konzertsaal kann nichts ersetzen. Ich kann mir Klangfarben in Form eines bildlichen Farbtones beinahe fotografisch über lange Zeit merken.“
„Können Sie uns ein Beispiel nennen?“
„Bei Arvo Pärt wird deutlich, wie sehr Musik von der Entdeckbarkeit feiner und feinster Klangfarbenunterschiede, ja vom in echter Musik immanenten Licht, der Klangfarbe an sich, lebt. Bei Pärts meist sehr getragen und langsam gespielten Werken bleibt genügend Zeit, in Schwingungen und Klangfarben einzutauchen. Dann tut sich ein Universum an dichtesten Sinneseindrücken auf, in dem sich Zeit und Raum tatsächlich manchmal verflüchtigen.“
Um die Eindrücke von Boenicke selbst nachzuvollziehen, empfiehlt sich eine sorgsame Auswahl möglicher Verstärkerkombinationen. Dies können qualitativ hochwertige Transistoren ebenso sein wie die guten alten Röhren, die gar keine Leistungsriesen sein müssen. Aus reiner Neugierde habe ich den Mittelhochtonbereich mit einer 8 Watt Sun-Audio 300B Röhre bestritten, was zu meinem Erstaunen leistungsmäßig für den Großteil der Musikauswahl genügte.
Man freut sich also über Klangfarben von scheinbar echten Instrumenten und zieht intuitiv alte Aufnahmen aus der Plattensammlung hervor. Die Freude an der natürlichen Wiedergabe von Stimmen bestimmt ebenso die Musikauswahl wie die Neugierde über die Entdeckbarkeit unterschiedlicher Abmischungsvorlieben der Toningenieure.
Tatsächlich finden sich Boenicke Audio Lautsprecher ob ihrer Wiedergabetreue in Tonstudios, dann allerdings mit stattlichen Chassisdurchmessern und geradezu brachialen dynamischen Fähigkeiten. Als ich einem audiophilen Freund, der ob seiner Vorliebe für laute Musikwiedergabe alle paar Wochen einen durchgebrannten Widerstand in seiner Frequenzweiche ersetzen muss, einen Studio Prototypen von Boenicke Audio vorführte, wurden derart hohe Lautstärken erreicht, dass der gute Mann erstmalig hinter seinem Sofa Zuflucht suchte.
Boenicke Audio Kunden finden sich auch unter Musikkritikern, auch bei HiFi-Statement, die einen unverfälschten Standard für ihre Arbeit brauchen. Bei meiner Recherche fand sich auch eine spezielle Form der Mass-Customization. Ein Bankdirektor in Oberösterreich führt Interessierten auf unnachahmliche Weise seine Boenicke Audio Einzelanfertigung vor, die die Grenzen der Wirtschaftlichkeit herkömmlicher Großserien-Produkte sprengt: Aktive 48- ZentimeterBässe, 28- Zentimeter-Bassmitteltöner mit Elektromagneten, Mundorf Dipol Air Motion Transformer, alles in edelstem Holz und mit Bienenwachs innwändig gedämmt.
Für Normalsterbliche bietet die SLS das beste Kondensat dieser spektakulären Sonderanfertigungen. Doch auch um sie muss man sich ein wenig bemühen, bevor sie ihre Qualitäten voll entfaltet.
Wie erwähnt, wird die SLS mit einer aktiven Digitalweiche für den Bass ausgeliefert. Das bedingt neben einem eigenen Verstärker für die tiefen Töne auch die Bereitschaft, sich auf die optimale Anpassung des SLS Bassmoduls an die persönlichen Raumgegebenheiten einzulassen. Wer nicht das Glück hat, dass der Meister selbst vorbeikommt und unterschiedliche Filtercharakteristiken, Flankensteilheiten und Trennfrequenzen per Fernbedienung und absolutem Gehör binnen Minuten einstellt, sollte einige Geduld investieren.
Was bekommt man dafür?
Die Abbildungspräzision eines Minimonitors gepaart mit der Autorität eines großen Lautsprechers. Die SLS ist ein ästhetisches Statement des Lautsprecherbaus in der Formensprache des 21. Jahrhunderts. Definitiv keine Schlachtplatte, sondern ein Amuse Gueule für den großen Hörgenuss. Das Auge hört mit.
HERSTELLER AUDIOMANUFACTURE by boenicke audio | |
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Anschrift | Ramsteinerstrasse 17 4052 Basel Schweiz |
Internet | www.boenicke-audio.ch |
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