Nein, es geht hier nicht um irgendwelche Hifi-Klänge: Die britische Band heißt wirklich The New Mastersounds und groovt wie der Teufel: endlich mal rockige und funky Klänge in Hifistatement!

Der Gitarrist und Mastermind der Band: Eddie Roberts
Der Gitarrist und Mastermind der Band: Eddie Roberts

Eingefleischte Analog-Fans, die sich üblicherweise bei naturgemäß digitalen Downloads gelangweilt abwenden, sollten dies diesmal nicht tun, denn dieser Song ist ein Appetit-Häppchen, das Lust auf eine noch vor der High End erscheinende LP machen soll. Und gerüchteweise ist zu vernehmen, dass die mitreißenden Songs in Kürze auch auf gutem, altem Magnettonband zu haben sein werden. Doch dazu in naher Zukunft mehr. Kleiner Trost für die allmählich wachsende Gruppe Computer-Audiophiler, deren Wandler auch DSD-Files verarbeiten; Eine Veröffentlichung des Materials in diesem Format im Download-Shop von HIGHRES Audio ist ebenfalls geplant.

Umgeben von Fender Rhodes, der Hammond B3 und dem Leslie: Joe Tatton
Umgeben von Fender Rhodes, der Hammond B3 und dem Leslie: Joe Tatton

Doch zurück zur Musik und der Geschichte ihrer Aufnahme: sommelier du son hat die angesagte Band im November letzten Jahres in der Hamburger Kampnagel Fabrik aufgenommen, und zwar für die Triple-A-Series von edel:kultur. Anders als das Joo Kraus Album und die Inga Rumpf Doppel LP haben wir also nicht im Studio vor kleinem Publikum aufgezeichnet, wo uns alle technischen Mittel zur Verfügung stehen und man keine Rücksicht auf die Saalbeschallung zu nehmen braucht. Andererseits waren die Arbeitsbedingungen um ein vielfaches komfortabler als bei der Aufnahme von Leon Russells The Montreux Session, wo wir einen fertigen Stereomix angeliefert bekamen, auf den wir nur bedingt Einfluss hatten. Auf Kampnagel teilten wir uns per passivem Signal-Splitter die Mikros mit dem Kollegen, der für die PA verantwortlich war, und mischten die 18 Signale mit zwei Acousta Pulten zu einem Stereosignal. Und auch unser EMT Goldfolien-Hall war in Hamburg natürlich wieder im Einsatz.

Klassischer Rocksound dank Fender Bass und Ampeg Amp: Pete Shand
Klassischer Rocksound dank Fender Bass und Ampeg Amp: Pete Shand

Aber wir konnten sogar schon weit vorher den Klang beeinflussen: Die Band hatte sich in ihrer Back Line List, in der die Instrumente aufgeführt sind, die der Veranstalter zu stellen hat, zwar neben einem Nord Stage Keyboard als Synthesizer auch noch ein Fender Rhodes und eine fette Hammond B3 samt Leslie gewünscht. Da das Nord Stage aber selbstverständlich auch E-Piano- und Orgelsounds bietet, hätte man sich – aus Veranstaltersicht mit Blick auf die Kosten verständlich – mit diesem einen Keyboard begnügen sollen. Das war am Abend vorher, als die Band in einem Club in Berlin auftrat, nicht anders. Wenn wir aber schon einen nicht unbeträchtlichen Aufwand betreiben, um durchgängig analog zu produzieren, sollen die Klänge auch analogen Instrumenten entstammen. Daher sponserte Edel die Bereitstellung von Rhodes und B3 samt Leslie.

Heiße Grooves, frischer Wind und das ein oder andere Gläschen Tequila: Simon Allen
Heiße Grooves, frischer Wind und das ein oder andere Gläschen Tequila: Simon Allen

Wenn man allein den Platz sieht, den wir für unseren improvisierten „Kontrollraum“ zur Verfügung hatten, kann man die Arbeitsbedingungen auf Kampnagel nur als paradiesisch bezeichnen: Wir konnten unser Equipment in einer Halle direkt neben der aufbauen, in der das Konzert stattfand, und freuten und darauf, den Mix über Lautsprecher statt über Kopfhörer machen zu können – bis die Band die ersten Töne spielte. Der Sound der PA durchdrang die Wand, die die Hallen voneinander trennte, bis weit über 200 Hertz mit Leichtigkeit, so dass letztlich doch kein Weg an den ungeliebten Kopfhörern vorbei führte.


Das Ergebnis davon war, dass wir im Mix vor Ort nicht ganz das klangliche Niveau erreichten, das wir Ihnen bei den Studio Sessions der Triple A Serien bisher bieten konnten. Da wir aber hinter diesen selbst gesetzten Standard nicht zurückbleiben wollten, haben wir uns entschlossen, die Session-Tapes im MSM Studio in München zu mastern. Dafür konnten wir den Senior Mastering Engineer Christoph Stickel gewinnen, der sich unter anderem mit der Aufbereitung des Vinyl-Reissues von Keith Jarretts Köln Concert einen Namen gemacht hat. Wir brachten eine der Studer A 810, mit denen wir das Konzert in Hamburg aufgezeichnet hatten, ins Studio. Von da ging es durch eine rein analoge Signalkette zu Christophs Studer A 820. Übrigens erfuhr nicht nur der Tieftonbereich einen letzten Feinschliff. Auch das sehr konservativ eingestellte Leslie bekam noch eine Spur mehr Biss. Wenn die Band schon The New Mastersounds heißt, müssen wir eben sicherstellen, dass der Klang der Scheibe dem Namen des Quartetts alle Ehre macht.

Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio
Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio

Ich denke, es ist gelungen, die Energie, die die vier in Kampnagel verströmten, auf den Bändern zu konservieren. Beim Konzert sprang der Funke jedenfalls sofort aufs Publikum über. Der ganze Saal tanzte: fast anderthalb Stunden Party-Power. Aber auch, wenn wir Ihnen hier nur einen Song bieten könnten, gilt: PLAY IT LOUD!

Um den Signalweg kurz zu halten, liegt zwischen der Bandmaschine und dem dCS A/D-Wandler nur ein aktiver Lautstärkeregler von Neumann, dem wir ein neues Gehäuse samt Netzteil spendierten. Wie der Tascam DA-3000 zeigt, näherte sich der Pegel links bis auf 0,2 und rechts bis auf 0,5 Dezibel der Übersteuerungsgrenze
Um den Signalweg kurz zu halten, liegt zwischen der Bandmaschine und dem dCS A/D-Wandler nur ein aktiver Lautstärkeregler von Neumann, dem wir ein neues Gehäuse samt Netzteil spendierten. Wie der Tascam DA-3000 zeigt, näherte sich der Pegel links bis auf 0,2 und rechts bis auf 0,5 Dezibel der Übersteuerungsgrenze

PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Party auf Kampnagel: The New Mastersounds in Aktion
Party auf Kampnagel: The New Mastersounds in Aktion

Weitere Informationen

  • Imagefolder downloads/14-04-13_newmastersound
Die Downloads des letzten Jahres haben wir mit dem Duo Bebelaar-Klink beschlossen, dieses Jahr, in dem es ein paar mehr Statements werden sollen als im letzten, beginnen wir mit einem hochkarätigen Trio, in dem Patrick Bebelaar ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Diesmal gibt es ausnahmsweise auch ein DSD-File.

Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern
Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern

Nein, ich habe mich weder dazu verstiegen, während des Konzertes im Ein-Bit-Format aufzunehmen und einen Pegel deutlich unter Vollaussteuerung oder Übersteuerungen in Kauf zu nehmen, noch eine Hochbit-Datei auf DSD umzurechnen. Schon die Ankündigung der Konzertes erschien mir so vielversprechend, dass wir es in Nahmikrofonierung mit ein wenig Hall von der Goldfolie live auf zwei Kanäle mischten und auf Tonband aufzeichneten. Und von diesem entstanden dann das High-Res- und das Ein-Bit-File. Aber bevor ich mich in technischen Details verliere, erst einmal zum wichtigsten: der Musik, die Tobias Böcker für die Neuburger Rundschau wie folgt beschrieb.

 

 

b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_10-03-18_birdland-first_neuburger-rundschau-Logo.jpg

Günter Lenz Trio (18.01.2014)


Kaum zu glauben, dass man so was noch zu hören kriegt in unseren Tagen: Fast wie eine Zeitreise in die kreativen Zeiten der jungen 60er hörte sich zeitweise an, was das Günter Lenz Trio im Birdland Jazzclub bot. Kein Wunder, war der heute 75jährige Lenz doch just im genannten Jahrzehnt an etlichen epochalen Aufnahmen beteiligt, nicht zuletzt im Albert Mangelsdorff Quintett.

Irgendwo zwischen Cool und Free, Intellekt und Expression, immer wieder abgeschmeckt mit einer guten Prise Blues, ordnet sich die Musik nach wie vor zu, wirkt dabei jedoch mitnichten gestrig oder überholt, sondern im Gegenteil hellwach, interaktiv, humorvoll und überaus lebendig. Das liegt nicht wenig am auch schon 73jährigen musikalischen Weggefährten Herbert Joos und dessen so kühner Trompete wie sensiblem Flügelhorn, zuweilen ergänzt durch rasant gescattete Vocals. Patrick Bebelaar, in diesem Kontext mit 42 noch ein richtiggehender Jungspund, ergänzt den Dreiklang am Bösendorfer meisterhaft schillernd zwischen romantisierender Balladenkunst und explosiven Klangclustern.

Die Drei agieren dabei völlig gleichberechtigt, was Günter Lenz denn auch zu der Richtigstellung veranlasst, eigentlich sei hier nicht das Günter Lenz Trio am Werk, sondern das Trio Lenz –Joos – Bebelaar.

Sei es im rasanten „Song For Thelonious“, im regen „Tango“, in der solo am Bass durchexerzierten „Sharp Structure“, im gefühlsstarken „Requiem For W.W.“, im sehnsuchtsvollen „Love Song“ oder im zärtlichen „Natuschkas Song“, Lenz, Joos, Bebelaar spielen abwechslungsreiche, immer wieder überraschende, mitreißende, selten verstörende, viel öfter betörende Musik von wunderbarer Herzenswärme, tiefer Weisheit und erfrischender Lebenskraft. Bei aller Verwurzelung in der jüngeren europäischen Tradition improvisierter Musik: Jazz für Leute von heute, aktuell, vital und berührend.

Dr. Tobias Böcker


Wie erwähnt habe wir die Instrumente einzeln mikrofoniert: Für das Piano benutzten wir das Earthworks PianoMic System, für den Bass das MBHO 603 A / KA 200 N und für die Trompete respektive das Flügelhorn ein Shure 55 H. Da Herbert Joos für seinen eigenständigen, sofort wiedererkennbaren Sound Hall benötigt, hatte wir den analogen EMT Goldfolien-Hall samt Delay mitgebracht. Die Signale von Bass und Flügel wurden nicht über den Effektweg geschickt, da  Reflexionen der Geräusche im Raum vom Deckel in den Korpus des Flügels und damit auf die Earthworks-Mikrofone für genug – jedoch leicht diffuse – Rauminformation sorgten

Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“
Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“

 

Das Tonband habe ich dann ohne jegliche weitere Bearbeitung von einer Studer A80 über ein Audio Development-Pult, das lediglich der Pegelanpassung diente, auf den Mytek 8x192 ADDA-Wandler gespielt von dort ging es per AES/EBU für das 192-Kilohertz-File respektive SDIF-3 für die DSD-Datei auf den Tascam-3000, den ich Ihnen an dieser Stelle ja bereits ausführlicher vorgestellt habe. Der erzeugte dann aus den empfangenen Datenströmen eine .wav- beziehungsweise .dff-Datei. Beide Files habe ich anschließend mit Weiss Sample Rate Converter ins CD-Format umgerechnet. Sie können also selbst hören, ob der Umweg über DSD klangliche Vorteile bietet oder nicht.

Herbert Joos hat seien ganz eigenen, sphärischen und dennoch kraftvollen Sound entwickelt
Herbert Joos hat seien ganz eigenen, sphärischen und dennoch kraftvollen Sound entwickelt

 

 

b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_14-02-21_bebelaarlenzjoos_downloadbutton_16-44.png
Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

16 bit / 44,1 kHz
ca. 52,2 mb (wav aus 24/192)
b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_14-02-21_bebelaarlenzjoos_downloadbutton_24-192.png
Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

24 bit / 192 kHz
ca. 340,8 mb (wav)
b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_14-02-21_bebelaarlenzjoos_downloadbutton_16-44.png
Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

16 bit / 44,1 kHz
ca. 52,2 mb (wav aus dff)
b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_14-02-21_bebelaarlenzjoos_downloadbutton_1-28.png
Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

1 bit / 2,8 MHz
ca. 208,9 mb (dff)


Mehr dieser wunderbaren Musik finden Sie auf der CD „Book of Family Affairs“, deren Cover wir hier als Download-Button verwenden und die Sie im Fachhandel erwerben können.

Das Mastertape wurde wurde vom Mytek-Wandler in einen Datenstrom verwandelt, aus dem der Tascam das 192-24-wav- und das 1-2,8-dff-File machte. Beide wurden dann mit dem Weiss SaRaCom auf CD-Qualität heruntergerechnet
Das Mastertape wurde wurde vom Mytek-Wandler in einen Datenstrom verwandelt, aus dem der Tascam das 192-24-wav- und das 1-2,8-dff-File machte. Beide wurden dann mit dem Weiss SaRaCom auf CD-Qualität heruntergerechnet

Weitere Informationen

  • Imagefolder downloads/14-02-21_bebelaarlenzjoos
Freitag, 11 April 2014 02:00

Viola – Crescendo und Concerto

Violas kühl schimmernde Crescendo und Concerto schlagen die Brücke zwischen der Generation iPod und anspruchsvollen Audiophilen: Die erste dürfte das Bedienungskonzept, die zweiten die inneren Werte und der Klang ansprechen. Freuen Sie sich auf eine gelungene Synthese aus Innovation und Traditionsbewusstsein

Schörkellos und von kühler Eleganz: die Gehäuse von Crescendo und Concerto (oben)
Schörkellos und von kühler Eleganz: die Gehäuse von Crescendo und Concerto (oben)

Als ich vor fast zehn Jahren das Vergnügen hatte, einen Viola Cadenza und Symphony für ein paar Wochen in meinem Hörraum zu Gast zu haben, konnten diese ihre Abstammung von den Cello-Ahnen nicht leugnen. Und das war keineswegs ehrenrührig: Denn nicht nur bei Cello, sondern auch schon bei den Geräten von Mark Levinson bildeten Tom Colangelo und Paul Jayson das „Engineering and Design Team“. Bald nachdem Mark Levinson seine Firma und die Markenrechte an seinem Namen verkauft hatte, gründete er Cello Audio und übertrug die technische Entwicklung wieder Colangelo und Jayson. Für Cello entwarfen sie noch heute gesuchte Geräte wie die kleinen Encore Monos, die Audio Suite und die Audio Palette. Im Jahr 2001 wurden dann die Viola Audio Laboratories gegründet, und wieder teilten sich Colangelo und Jayson die technische Leitung der Firma. Ihre Zusammenarbeit dauerte bis zum tragischen Tod von Tom Colangelo im September 2007 an. Aber auch danach zeichneten sich die Produkte von Viola durch möglichst einfache Schaltungen, die besten Bauteile und feinste Verarbeitung aus.

Mit dem iPod touch als Fernbedienung lassen sich die Eingänge benennen und auswählen
Mit dem iPod touch als Fernbedienung lassen sich die Eingänge benennen und auswählen

Crescendo und Concerto nehmen in Violas Produkthierarchie eher niedrige Ränge ein, sind aber vor allem deshalb interessant, weil sie sich schon äußerlich von den meisten anderen Vor- und Endstufen-Kombination ausgesprochen positiv unterscheiden und zumindest im Viola-Preisgefüge als halbwegs erschwinglich gelten dürften. Beide Verstärker finden im gleichen Gehäuse Platz, das aus einem massiven Aluminium-Block herausgefräst wurde. Das sieht nicht nur – unter anderem auch dank einer Viola eigenen, speziellen Eloxierung – gut aus, sondern soll die Elektronik auch bestmöglich vor Resonanzen schützen. Bei der Endstufe kann ein Großteil der entstehenden Wärme über das Gehäuse abgegeben werden. Den Rest übernimmt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlkörper in der Gerätemitte. Der teilt das Gehäuse in zwei Hälften, in denen jeweils ein Kanal der spiegelsymmetrisch angeordneten Endstufe untergebracht ist.


Den größten Teil des Platzes nehmen auf jeder Seite der große Ringkern-Netztransformator und die ähnlich große Spule des Choke-Netzteils ein. Damals beim Test der Symphony hatte Tom Colangelo in einem längeren Telefonat dargelegt, warum er seit Cello-Zeiten Choke-Netzteile favorisiert: Selbst bei starker Belastung der Endstufe fielen die Rückwirkungen auf das Leitungsnetz geringer aus, und ein Netzteil mit Choke arbeite deutlich effektiver als eine rein kapazitive Lösung. Wer seiner Kette weder eine separate Spannungsversorgung noch einen entsprechend leistungsfähigen Netzgenerator spendieren könne, profitiere besonders vom Choke-Netzteil, denn es reagiere um vieles „nachsichtiger“ auf Verunreinigungen sowie Netzspannungsschwankungen und –spitzen. Zudem generiere es weniger „elektrischen Stress“ für den Netztransformator, die Gleichrichterdioden und die beteiligten Kondensatoren und erhöhe dadurch die Lebensdauer der genannten Bauteile.

Auch bei der Farbe für das Display hat man per Fernbedienung die Wahl
Auch bei der Farbe für das Display hat man per Fernbedienung die Wahl

Die Class-A/B-Endstufe arbeitet im Push/Pull-Betrieb, ist mit WBT nextgen Lautsprecherterminals ausgestattet und setzt bei der Ruhestromregelung auf Motorolas ThermalTrak, das sehr schnell Temperaturinformationen liefern soll. Die Regelung des Ruhestromes soll dadurch schneller und präziser erfolgen als bei üblichen Schaltungen. Temperaturwerte aus den beiden Endstufen zeigt auch die Fernbedienung an, die dem Crescendo beigepackt ist – sofern Vor- und Endstufe mit einem CAT-Kabel verbunden sind. In diesem Falle wechselt auch die Farbe der Beleuchtung des Bedien- und Anzeigenfeldes auf der Gerätefront des Concerto synchron zur Auswahl an der Vorstufe. Die Farbwahl an der Endstufe kann jedoch auch ohne Verbindung zur Vorstufe mittels eines USB-Sticks und eines kleinen Programms vorgenommen werden, das allerdings bisher nur auf Window-Rechnern läuft.

Die wohl wichtigste Funktion der Viola Remote App: die Lautstärkeregelung und die Mute-Schaltung
Die wohl wichtigste Funktion der Viola Remote App: die Lautstärkeregelung und die Mute-Schaltung

Der Crescendo kommt völlig ohne mechanische Schalter und Regler aus. Auf dem trapezförmigen Feld in der Mitte erscheinen nach dem Einschalten drei Symbole, die während der kurzen Freischaltphase blinkend ihre Farbe wechseln. Sobald die Kontrollelektronik die Vorstufe freigibt, sieht man drei beständig leuchtende Felder, von denen zwei der Lautstärke-Einstellung dienen. Das übrige schaltet den Verstärker auf Standby. Ein „harten“ Netzschalter gibt es nicht, und auch eine Möglichkeit zur Eingangswahl sucht man vergebens: Ohne Fernbedienung kann man nur das Signal hören, das am ersten von drei XLR-Eingängen anliegt. Zum Aktivieren eines der beiden übrigen symmetrischen Eingänge oder eines der drei Cinch-Eingänge braucht man unbedingt eine Fernbedienung. Und da Viola keine halben Sachen macht, packt man dem Vorverstärker gleich einen iPod touch mit 16 Gigabyte bei. Darauf läuft die App Viola Remote, mit der man Eingängen Namen geben, unterschiedliche Pegel der Programmquellen ausgleichen, den Ausgang auf Mute schalten und eben den Ausgangspegel einstellen kann. Jetzt hätte ich fast die Display-Farben vergessen: Hier stehen neun verschiede Farbtöne zur Auswahl. Man kann die Anzeige dimmen oder auch ganz abschalten. Bei mir zeigen Concerto und Crescendo jeweils ein tiefes violett: Das erinnert an den Firmennamen und ist als Farbe bei High-End-Komponenten fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.

Ein Blick in die Vorstufe: rechts das Netzteil und der D/A-Wandler, links die analogen Audioschaltungen
Ein Blick in die Vorstufe: rechts das Netzteil und der D/A-Wandler, links die analogen Audioschaltungen

Befürchtungen, man müsse den Crescendo und den iPod erst mühsam in das eigene WLan-Netz integrieren, sind erfreulicherweise unbegründet. Sobald der Vorverstärker mit dem Netz verbunden wird, baut sich eine Verbindung zwischen ihm und dem iPod auf und dem Musikgenuss steht nichts mehr im Wege. Selbstverständlich ist es aber auch möglich, Crescendo und iPod ins heimische Netzwerk zu integrieren und für weitere iPods, Pads und Phones die Viola Remote App herunterzuladen. So dürfte man nie in die Verlegenheit kommen, ohne eine betriebsbereite Fernbedienung dazustehen.


Auch wenn die elegante, puristische Frontplatte das nicht vermuten lässt, hat der Crescendo mehr zu bieten als die üblichen Vorverstärkerfunktionen: Auf der Rückseite findet man noch einen USB- sowie einen S/PDIF-Cinch-Eingang. Zumindest bei dieser Kombination dürfte heutzutage klar sein, was sich dahinter verbirgt: ein integrierter D/A-Wandler. Der des Crescendo spielt völlig problemlos mit den Computer zusammen und erfordert – wie bei Apple üblich – auch für Files mit 192 Kilohertz keinen speziellen Treiber. Da das Wandler-Modul aber, wie Jörg Klein, der Inhaber des deutschen Viola-Vertriebs, mitteilte, in naher Zukunft durch ein höherwertiges ersetzt wird, brauchen wir uns damit nicht länger aufzuhalten. Also ganz kurz: Das Preis/Leistungs-Wunder von Mytek beispielsweise übertrifft den nun schon in die Jahre gekommenen integrierten Wandler des Viola in den meisten Disziplinen. Der neue Wandler im Crescendo könnte ein durchaus willkommener Anlass sein, die Vorstufe mal wieder ein paar Wochen in den heimischen Hörraum zu bekommen.

Die Verstärkung übernehmen je Kanal drei dieser diskret aufgebauten Operationsverstärker
Die Verstärkung übernehmen je Kanal drei dieser diskret aufgebauten Operationsverstärker

In der leider recht kurzen Zeit, in der die Viola-Kombi diesmal in Gröbenzell stand, hatte ich wenig Muße, einfach nur Musik zu genießen. Schuld daran waren das neue Layout von Hifistatement und die Arbeit an sechs Bändern mit Remasterings von Oscar Petersons „Exclusively For My Friends“-Serie, die noch im Mai auf feinstes Vinyl gepresst in den Handel kommen sollen. Bei den Stücken, die vom klanglichen Feintuning im Studio und der Kontrolle der white labels im Hörraum her sehr vertraut waren, reichte das einmalige Umstecken der Kabel von der EAR 912 auf den Crescendo, um dessen Vorzüge klar zu machen: Einen so großen Raum um die felsenfest an ihrer Position verankerten Instrumenten habe über meine Kette schon lange nicht mehr gehört. Die Fülle der bestens in die Musik integrierten Details ist ebenfalls außergewöhnlich. Da bedarf es keines mehrmaligen A/B-Vergleiches: Der Crescendo verwöhnt mit einer enorm hohen Auflösung – Rauminformationen sind ja auch nichts anderes als sehr feine Signalanteile – ohne dabei „analytisch“ zu wirken. Dynamik, Lebendigkeit und Spielfreude bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau wie die phänomenale Durchzeichnung. Nachdem die Viola-Vorstufe ihre besonderen Qualitäten so deutlich gemacht hat, behauptete sie ihren Platz auf dem Pagode-Rack – aus klanglichen Gründen, auch wenn die drei XLR-Eingänge bei meinen meist symmetrischen Quellen allein schon ein gewichtiges Argument für den weiteren Einsatz des Crescendo wären.

Die elektronische Lautstärkeregelung der Vorstufe. Technische Detail waren weder vom Vertrieb noch vom Hersteller zu erfahren
Die elektronische Lautstärkeregelung der Vorstufe. Technische Detail waren weder vom Vertrieb noch vom Hersteller zu erfahren

Auch wenn der ein oder anderer Termin drängt: Irgendwann braucht man ein wenig Entspannung, und einer der Songs, die sofort für gute Laune sorgen, ist Mikhail Alperin und Arkady Shilklopers „Unison“ vom in diesem Fall irreführend betitelten Album Wave Of Sorrow, ECM 1396: Mit Flügel und Flügelhorn und vor allen Dingen mit ihrem packenden Scat-artigen Gesang entfachen die beiden ein rhythmisches Feuerwerk, bei dem es unmöglich erscheint, die Füße ruhig zu halten. Auch wenn sie auf unterschiedliche aktive Bauteile setzen harmonieren Viola und Ayon hier ganz vorzüglich und überzeugen mit einem präzisen Timing und einem unwiderstehlichen Groove. Wie das erste, etwas ruhigere, schlicht „Song“ betitelte Stück der Scheibe beweist, lässt das optisch so ungleiche Duo auch dynamisch nichts anbrennen. Aus lyrischen Melodielinen explodieren harte Anschläge im riesigen, von Jan Eric Kongshaug am Mischpult geschaffenen imaginären Raum. Üblicherweise verabscheue ich ja das Springen zu einem Titel und genieße eine Platte so ,wie sie vom Musiker oder Produzenten beabsichtigt wurde. Aber in diesem Falle muss ich zugeben, erst meinen Lieblingssong angesteuert zu haben und erst dann die gesamte erste Seite am Stück genossen zu haben. Wohl wegen der gelungen Mischung aus detailverliebter Feinzeichnung – spüren Sie nur mal den Verästelungen des Halls auf dem Titelstück nach – und der vitalen Kraft dieses österreichisch/amerikanischen Paares wird die gesamte erste Seite der Scheibe zu einem Hochgenuss.

Die Endstufe ist spiegelsymmetrisch aufgebaut. In der Mitte sorgt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlköper für die Wärmeableitung
Die Endstufe ist spiegelsymmetrisch aufgebaut. In der Mitte sorgt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlköper für die Wärmeableitung

Beim Besuches eines neugierigen Kollegen schließen wir dann schnell mal den Concerto an, sind von der Luftigkeit, Weite und Präzision der Abbildung recht angetan – und dennoch ein wenig enttäuscht: Die Viola-Endstufe leistet sich in keiner Disziplin auch nur die kleinste Schwäche, hat – wie gerade erwähnt – sogar einige Vorzüge gegenüber der Ayon aufzuweisen. Dafür lässt sie aber, wie der Kollege, der nicht schreibt, sondern selbst High-End-Komponenten entwickelt und fertigt, ein wenig „Aura“ vermissen. Sie macht es einem einfach schwerer, die Technik zu vergessen und sich nur auf die Musik zu konzentrieren.


Während wir noch über andere Netzkabel – bisher musste der Concerto mit einem guten, aber nicht überwältigenden Audioplan Powercord S vorlieb nehmen – und verschieden Aufstellungsvarianten diskutieren, treten die technischen Beimengungen im Klang immer weiter in den Hintergrund. Etwa eine halbe Stunde nach dem Einschalten verströmt die Viola-Kombi dann reinen Wohlklang: eine wirklich akzeptable Aufwärmphase. Ob der Crescendo auch einer solchen bedarf, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, denn ich habe ihn einfach am Netz gelassen. Als er vor dem Concerto aus dem Fotostudio kam und noch einmal mit der Ayon kooperierte, hat mir das Duo jedenfalls von Anfang an eine Menge Spaß bereitet.

Die Drosselspule eines der beiden Choke-Netzteile
Die Drosselspule eines der beiden Choke-Netzteile

Ich habe erst gar nicht versucht, den gerade in den Hörraum zurückgekehrten Concerto in noch einmal mit der Ayon zu vergleichen. Es ist letztlich unerheblich, ob die Ayon eine Spur mehr Wärme oder – schwerer fassbar – Emotionalität ins Klangbild bringt, wenn sie und der Viola unter besten Betriebsbedingen arbeiten. Zu entscheiden, was richtiger oder wahrer ist, bleibt sowie so ein Ding der Unmöglichkeit. Wichtig ist, dass die Unterschiede in puncto Klangfarbe, Dynamik, Rhythmik und Spielfreude recht marginal sind: Beide Endstufen leisten hier Herausragendes. Wenn es um die Darstellung von weiten Räumen und das, was so gern mit „mehr Luft um die Instrumente“ beschrieben wird, geht, kann der Viola ganz leichte Vorteile für sich verbuchen. Noch wichtiger ist aber, dass Tom Colangelo und Paul Jayson bei ihrem in der Firmenphilosphie bekundeten „Streben nach Akkuratesse und klanglicher Neutralität“ die Freude an der Musik nie aus den Augen verloren haben. Das war bei den Cello-Klassikern so und hat sich auch bei Paul Jaysons neuesten Schöpfungen, dem Crescendo und Concerto, erfreulicherweise nicht geändert. Ich sehe dem Tag, an dem die Violas abgeholt werden, jedenfalls mit ein bisschen Wehmut entgegen.

Die Vorstufe bietet sechs Eingänge, davon drei symmetrische. Die Endstufe verfügt über parallel geschaltete XLR-Buchsen: einmal male, einmal female
Die Vorstufe bietet sechs Eingänge, davon drei symmetrische. Die Endstufe verfügt über parallel geschaltete XLR-Buchsen: einmal male, einmal female

STATEMENT

Für mich verkörpern Crescendo und Concerto das Idealbild modernen High Ends: Sie können klanglich begeistern, was ich bei Viola auch nicht anders erwartet hätte. Sie überzeugen durch ihren optischen Auftritt und kommen mit einem modernen, durchdachten Bedienkonzept daher. Rundum überzeugend!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek 192-DSD-DAC
Vorverstärker EAR Yoshino 912
Endstufe Ayon Epsilon mit KT 150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Viola Crescendo
Eingänge analog 3 x XLR, 3 x Cinch
Eingänge digital 1 x USB, 1 x S/PDIF
Ausgänge 2 x Main (Cinch), 1 x Main (XLR)
1 x Tape (Cinch)
Eingangsimpedanz 1 MΩ (Cinch), 40 kΩ
Ausgangsimpedanz 100 Ω, 600 Ω (Tape)
Maximale Verstärkung 16 oder 26 db, schaltbar
Maximale Ausgangsspannung 7,3 Vrms (Cinch), 14,6 Vrms (XLR)
Frequenzgang 20Hz - 20 kHz ± 0,2 dB
Intermodulationsverzerrungen < 0,005 % @ 1 V am Eingang
Harmonische Verzerrungen < 0,01 % @ 20 kHz, 1 V am Eingang
Leistungsaufnahme etwa 37 Watt
Abmessungen (B/T/H) 445/89/381 mm
Gewicht 11,3 kg
Garantie 2 Jahre
Preis 22500 Euro

 

HERSTELLERANGABEN
Viola Concerto
Leistung 2 x 100 W (8 Ω), 2 x 200 W (4 Ω),
1 x 400 W (8 Ω), 1 x 600 W (4 Ω)
Eingänge 2 x XLR (1 x male, 1 x female)
Ausgänge 1 Paar WBT nextgen Terminals
Frequenzgang 10 Hz - 20 kHz ± 0,2 dB @ 1 W an 8 Ω,
5 Hz - 100 kHz -3 dB @ 1 W an 8 Ω
Leistungsbandbreite 5 Hz - 100 kHz, +0 -3 dB
Fremdspannungsabstand > -90 dB @ 1 kHz 100 W, C gewichtet
Abmessungen (B/T/H) 445/89/381 mm
Gewicht 24 kg
Garantie 2 Jahre
Preis 22500 Euro

 

VERTRIEB
Hörgenuss für Audiophile
Anschrift Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
E-Mail info@hgfa.de
Web www.hgfa.de


Der Kühlköper der Endstufe hier einmal von oben
Der Kühlköper der Endstufe hier einmal von oben

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-04-11_viola

Zum neunten Mal öffnet das Klangschloss am 12. und 13. April allen, die Hifi abseits gewohnter Pfade in besonderer Umgebung erleben wollen, seine Tore

Das breite Angebot umfasst auch dieses Jahr Aktivlautsprecher – zum Beispiel von Grimm, B&M und PSI Audio. Freunde der mehrkanaligen Wiedergabe kommen bei der Schweizer Firma Illusonic auf ihre Kosten, die mit Klangwerk Trinaural-/Surround-Wiedergabe vorführt, wobei auch Stereoaufnahmen das Ursprungssignal seien können. Wer gern allein und in Ruhe hört, wird sich über die aktuellen elektrostatischen Kopfhörer und den neu aufgelegten Float freuen. Selbstverständlich gibt es auch Analoges sowie Zubehörlösungen zu bestaunen.

b_850_0_16777215_10_images_content_events_14-04-09_klangschloss_Klangschloss_2014_Titelbild.jpg

Ein besonderes Highlight ist am Sonntag der Auftritt von Jürg Jecklin, der über die Geschichte der Musikaufnahme („Von Edison bis Surround“) referieren wird.

Darüber hinaus zeigt Christof Faller von Illusonic „räumlichere Musikwiedergabe als Stereo“, und Thomas Flammer von voice70 seziert die Unterschiede von digitaler und analoger Wiedergabe. Für Unentschlossene noch der Hinweis am Rande, dass die Bar von Wein & Co wie immer gut gefüllt sein wird. Alle, die weiter fachsimpeln möchten, treffen sich am Samstag Abend im Gasthof zur Krone um die Ecke.

Ausstellung
Klangschloss
Ausstellung Samstag 12. April, 10.00 bis 19.00 Uhr
Sonntag 13. April, 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt 10 CHF (inkl. Getränkebon)
Veranstaltungsort KLANGSCHLOSS
Im Städtli
8606 Greifensee

 

Informationen
c/o Klangwerk GmbH
Anschrift Wieslergasse 6
8049 Zürich
Telefon 043 818 44 90
E-Mail info@klangschloss.ch
Web www.klangschloss.ch

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/14-04-09_klangschloss
Montag, 07 April 2014 02:00

EAR 868

EAR/Yoshino wurde 1977 von Tim de Paravicini gegründet. Der Engländer gehört mittlerweile zum Hifi-Urgestein der Szene. Aber nicht nur das, er hat sich auch in der Profiszene eine hervorragende Reputation erarbeitet. Seine Erfahrungen aus diesem Bereich kommen natürlich auch den HiFi Komponenten zugute. Wenn das keine idealen Voraussetzungen sind!

Die vorliegende Version mit verchromten Knöpfen gefällt mir besser als mit vergoldeten Knöpfen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Erhältlich ist beides
Die vorliegende Version mit verchromten Knöpfen gefällt mir besser als mit vergoldeten Knöpfen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Erhältlich ist beides

In dem Örtchen Huntington in der Nähe von Cambridge residiert die Firma von Tim de Paravicini. Hier werden klassische analoge Bandmaschinen vom Maestro modifiziert und zur absoluten Perfektion gebracht. So wurden beispielsweise die Bandmaschinen für das Pink Floyd Aufnahmestudio Astoria von ihm umgebaut und perfektioniert. Selbstverständlich wird dabei auch die vorhandene Elektronik durch seine eigenen Röhren-Designs ersetzt. Nun ist die Profiszene absolut resistent gegenüber irgendwelchen esoterischen tweaks; hier zählt nur das Ergebnis und natürlich die Zuverlässigkeit im täglichen Gebrauch. Wenn also die Profis diese Gerätschaften mit großer Begeisterung annehmen, sollten doch auch seine Hifi-Geräte für uns von Interesse sein, oder?

Im amerikanischen Raum genießen die Komponenten von EAR allerbesten Ruf, unter anderem auch die Profivorstufe EAR 912. Nun hatte Paravicini ein Einsehen, dass sich nicht jeder die große Vorstufe leisten kann und hat ein kleineres Modell nachgelegt. Der EAR 868 beruht also schaltungstechnisch auf dem Flaggschiff EAR 912, die Phonostufe ist aber vom Layout her etwas einfacher gestaltet. Einschränkungen müssen gegenüber dem 912 auch im Komfort gemacht werden, so können manche Funktionen nicht über Schalter an der Frontplatte betätigt werden, die Anpassung der Eingangsimpedanz für den MC-Übertrager funktioniert bei dem 868 nur über Steckbrücken im Inneren des Gerätes. Auch fehlen die beiden Anzeigeinstrumente. Nun ja, damit könnte ich leben.

Das Gerät besitzt zwei massive Erdungsklemmen, für Phono und Line getrennt. Über den Druckschalter unten im Bild kann man zwischen MC und MM umschalten. Sozusagen im Blindflug, wenn das Gerät im Rack steht
Das Gerät besitzt zwei massive Erdungsklemmen, für Phono und Line getrennt. Über den Druckschalter unten im Bild kann man zwischen MC und MM umschalten. Sozusagen im Blindflug, wenn das Gerät im Rack steht

Der Vorverstärker wird im klassischen Retrodesign mit verchromter Frontplatte und vergoldeten oder verchromten Knöpfen ausgeliefert. Dies ist mittlerweile – neben einigen erfrischend spleenigen Designs – die Standardausführung bei den EAR Hifi-Geräten. Die Frontplatte hat eine Stärke von 10 Millimetern, damit sollte das Gerät zumindest von vorne durchschussfest sein. Wie beim großen Bruder 912 setzt Paravicini auch hier zur Verstärkung die PCC88 Doppeltriode ein. Mit dieser Röhre hat er sehr viel Erfahrung und auch einen Großteil seiner professionellen Geräte aufgebaut. Mit ausschlaggebend für die Wahl war auch die Langlebigkeit der Röhre, was ja nicht nur im professionellen Bereich von Vorteil ist. Die PCC88 enthält eine technische Neuerung (50-er Jahre), bei der es sich lohnt näher hinzusehen.

Paravicini bevorzugt den Platinenaufbau, wahrscheinlich auch aus Erfahrungen aus dem Profibereich. Die Eingangsübertrager sind auf die umgedrehte Platine oben im Bild montiert, arbeiten also kopfüber
Paravicini bevorzugt den Platinenaufbau, wahrscheinlich auch aus Erfahrungen aus dem Profibereich. Die Eingangsübertrager sind auf die umgedrehte Platine oben im Bild montiert, arbeiten also kopfüber

Hierbei handelt es sich um eine Spanngitterröhre, bei welcher der Gitterdraht sehr eng und straff um den Gitterrahmen „gespannt“ wird. Nur nebenbei: bei der PCC88 beträgt die Dicke des Gitterdrahtes 7,5 Mikrometer das ist ein Zehntel eines menschlichen Haares! Die Idee hierfür entstand aus der Notwendigkeit ,die obere Grenzfrequenz von Hochfrequenzröhren weiter nach oben zu verschieben. Keine andere Entwicklung brachte die Röhrentechnik so sprunghaft nach vorne wie die Erfindung des Spanngitters. Entwickelt hatte dies Siemens in den 50-er Jahren, die erste Serienfertigung war die C3g. Der Vorteil für die Verwendung im Audiobereich liegt unter anderem in der wesentlich geringeren Mikrophonieempfindlichkeit und dem geringeren Rauschen. Dies ist für einen Profi wie Paravicini natürlich ein schlagendes Argument. Gegenüber den wohl geläufigeren ECC- Typen ist bei den PCC- Röhren der Heizstrom auf 300 Milliampere festgelegt, sie sind dazu gedacht, heizungstechnisch seriell geschaltet zu werden. Deshalb kann man PCC und ECC-Typen also nicht so ohne weiteres gegeneinander austauschen, wenn die Schaltung dies aber erlauben sollte, dann aber bitte immer alle Röhren tauschen!


Paravicini benutzt in der Line-Stufe pro Kanal eines dieser Doppeltriodensysteme und erreicht damit eine Verstärkung von 17 Dezibel. Das Gerät bietet neben unsymmetrischen Ein- und Ausgängen auch einen symmetrischen Eingang und zwei symmetrische Ausgänge. Trotzdem ist der EAR868 nicht durchgehend symmetrisch aufgebaut, die Röhrenschaltung ist single-ended. Die Ein- und Ausgänge werden über Transformatoren symmetriert. Typisch für den Profibereich ist auch die Ausgangsimpedanz von 600 Ohm.

Es kommt aber noch besser, das vorliegende Modell 868PL wird mit eingebautem Phonoverstärker geliefert, dieser ist natürlich ebenfalls mit Röhren aufgebaut. Hier wird die zweite PCC88 eingesetzt, wobei die Triodenhälfte am Eingang als Cascode-Schaltung vorliegt. Die eigentlich dafür erforderliche zweite Röhre hat Paravicini zur Verringerung des Rauschens durch einen Feldeffekttransistor ersetzt. Es können MC- und MM-Systeme angeschlossen werden, die Vorverstärkung für die MC-Systeme übernimmt ein Transformator – was sonst? Nachdem der Phonozweig nur zweistufig aufgebaut ist, obliegt dem Eingangsübertrager für MC Systeme ein Großteil der Verstärkungsleistung.

Paravicini konstruiert seine Übertrager alle selbst, dies ist eine seiner Spezialitäten. Aber er lässt sich hier nicht in die Karten schauen, so bleibt nur die Erkenntnis, dass wohl alle mit Kupferdraht gewickelt sind.

Die MC-Eingangsübertrager sind geschirmt, möglicherweise mit MU-Metall. Dies ist so natürlich nicht erkennbar
Die MC-Eingangsübertrager sind geschirmt, möglicherweise mit MU-Metall. Dies ist so natürlich nicht erkennbar

Interessanterweise ist der Phonoeingang nicht symmetrisch ausgeführt, obwohl ein Tonabnehmer ja zu den wenigen symmetrischen Tonquellen gehört. Aber dies hätte wahrscheinlich den finanziellen Rahmen gesprengt. Jedenfalls kann ein MC-Tonabnehmer an einen Eingangswiderstand von 4, 12 und 40 Ohm angepasst werden. Allerdings hüllt sich hier die Bedienungsanleitung in Schweigen. Ich habe diese Möglichkeit auch nur anhand des Schaltplans entdeckt. Dort ist auch nur ein Abgriff für 4 und 40 Ohm eingezeichnet. Ein weiteres Bauteil im Gerät, das aussieht wie ein Choke, ist im Schaltplan ebenfalls nicht eingezeichnet. Work in Progress würde Paravicini wahrscheinlich dazu sagen.

Zu einem geringeren Preis ist auch reine Line-Stufe ist unter der Bezeichnung 868L erhältlich. Auf ein ausgelagertes Netzteil hat Paravicini verzichtet: Es gab es mit Brummeinstreuungen keinerlei Probleme. Ein Blick ins Innere zeigt überwiegend Industriebauteile, keine exotischen Kondensatoren oder sonstiges aus der Hifi-Boutique.

Für die Faulpelze unter uns kann die Lautstärke via Fernsteuerung und einem motorgetriebenem Alps-Potenziometer reguliert werden. Optisch erinnert das Plastikteil irgendwie an Ostern, aber das würde ja momentan passen. Jedenfalls lässt es den Schluss zu, dass für Paravicini eine Fernsteuerung nicht unbedingt zu den elementaren Features gehört. No frills, sozusagen. Zusätzlich gibt es noch eine echte Tapeschleife, wann habe ich so etwas das letzte Mal bei einer Vorstufe gesehen?

An Anschlussmöglichkeiten mangelt es nicht an der Vorstufe. Gut erkennbar die Tapeschleife, eine Rarität heutzutage
An Anschlussmöglichkeiten mangelt es nicht an der Vorstufe. Gut erkennbar die Tapeschleife, eine Rarität heutzutage

Das gelieferte Testgerät war nagelneu, musste also erst einmal eingespielt werden. Dazu hatte ich die Vorstufe durchlaufen lassen und den CD Spieler auf repeat gestellt, damit die Übertrager auch etwas zu tun haben. Nachdem sich der 868 auf diese Weise ein paar Tage mit sich selbst vergnügt hatte, konnte es endlich losgehen, natürlich mit Pink Floyd, was sonst?

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_1.jpgAls erste Amtshandlung habe ich die CD Dark Side of the moon und daraus der Titel „Money“ aufgelegt. Dieses Album wurde noch nicht in Pink Flyods Tonstudio Astoria – übrigens handelt es sich hierbei um ein umgebautes Hausboot auf der Themse – aufgenommen, sondern in den Abbey Road Studios. Zunächst einmal fällt auf, dass der EAR868 völlig still ist und das an einem Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 98 Dezibel! Das markante Bassriff am Anfang gehört zu den zehn bekanntesten Bassfiguren der Popszene. Der typische satte Ton des Fender Precision Basses kommt mit dem 868 sehr gut rüber, auch die Tatsache, dass Waters mit dem Plektrum spielt und nicht mit den Fingern. Im Intro sind loops mit Geräuschen von Geldmünzen, alten Registrierkassen und Münzautomaten zu hören. Diese Geräusche, von denen man ja glaubt, sie zu kennen, klingen sehr authentisch. Man ist fast versucht, vorzugehen und das Geld aus der Kasse zu holen. Es ist aber auch deutlich zu hören, dass die Geräusche einzeln aufgenommen und später zusammengemischt wurden.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_2.jpgJetzt aber weg von dieser unchristlichen Musik und hin zu Missa Criolla, komponiert von dem Argentinier Ariel Ramírez. Die Messe war ursprünglich für zwei Tenorstimmen komponiert worden, bei dieser Aufnahme wurde zugunsten der Sängerin Mercedes Sosa auf die zweite Tenorstimme verzichtet. Sosa hat eine enorme Bühnenpräsenz, die bei ihren Auftritten in Südamerika zehntausende in die Stadien lockt. Ein bisschen etwas davon ist auf der CD sehr gut eingefangen, oder anders ausgedrückt: Wenn beim ersten Titel „Kyrie“ der emotionale Charakter dieser Interpretation nicht rüberkommt, dann stimmt etwas nicht. Der EAR zieht sich hier sehr elegant aus der Affäre, er bringt den Gänsehautfaktor absolut lebensecht, zeigt aber gleichzeitig auch, dass die Aufnahme nicht in einer riesigen Kirche gemacht wurde, sondern im Studio und mit künstlichem Hall versehen wurde. Der riesige Chor im Hintergrund wirkt sehr transparent, trotzdem hat man immer das Gefühl, dass hier Menschen aus Fleisch und Blut am Werk sind.

Wie schlägt sich nun der Phonozweig?
Nachdem mein Analogsystem gerade im Umbau ist, musste ich zum Anhören des Phonoteils zu Dirk Sommer fahren. Dessen Anlage ist mir allerdings bestens bekannt. Mitgebracht hatte ich eine Scheibe aus der berühmten Living Presence Serie des amerikanischen Labels Mercury. Das Klavierkonzert #3 von Sergej Rachmaninov mit Byron Janis gilt als eine der besten Klassikaufnahmen überhaupt. Und nicht nur was die Meinung eines gewissen Harry Pearson anbelangt. Mercury hatte bei dieser Aufnahme erstmalig kein Tonband benutzt, sondern einen 35-Millimeter-Magnetfilm und dort die drei bei Mercury üblichen Tonspuren aufgenommen. Mit dieser Technik wollte man mehr Dynamik und Frequenzumfang erreichen, Klangqualität war damals das primäre Verkaufsargument (sic). Allerdings war Mercury nicht das erste Label, das diese Technologie verwendete, ins Leben gerufen hatte sie die Firma Everest. Nach der Pleite dieser Firma hatte Bob Fine, der für Mercury die Aufnahmen machte, diese modifizierten Film-Bandmaschinen aufgekauft. Nun musste noch jemand her, der diese Dynamik auch unfallfrei in die Lackfolie schneiden konnte. Der geniale Schneidingenieur bei Mercury war George Piros, einer der besten, wenn nicht der beste überhaupt. Die fertigen Platten waren also sehr „heiß“ geschnitten, womit die meisten damals verfügbaren Plattenspieler so ihre Probleme hatten, was Mercury zunächst nicht sonderlich gestört hatte. Piros ist auch in jedem Pressstempel verewigt, bei meiner LP steht P17 in der Auslaufrille. P für Piros und 17 für die ersten Westrex 3A Schneidköpfe, mit denen die besten Ergebnisse erzielt wurden. So, ich glaube, das Ganze führt jetzt zu weit, ist aber ein hochinteressantes Thema.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_3.jpgDer Orchesterklang ist bei Mercury Aufnahmen eher schmal als breit angelegt, was an der speziellen Aufnahmetechnik von Bob Fine lag. Dies darzustellen ist für den 868 natürlich eine leichte Übung, auch mit der exzellenten Dynamik, mit der diese Scheibe aufwarten kann, hat der EAR keinerlei Probleme. Bei komplexen Passagen hatte ich allerdings manchmal das Gefühl, dass er nicht mehr ganz den Überblick behält, oder sagen wir einmal besser, etwas angestrengt wirkt. Das Klavier ist räumlich sehr klar vor dem Orchester positioniert, die kraftvolle Spielweise von Janis kann der EAR sehr gut wiedergeben. Es ist auch sehr leicht zu hören, dass diese Aufnahme etwas Besonderes darstellt und sich vom Gros der üblichen Klassikaufnahmen deutlich abgrenzt.

Nach diesem Spektakel einmal etwas ganz anderes, eine Scheibe des Labels Audio Fidelity. Kennt wahrscheinlich keiner, aber Audio Fidelity hatte die ersten stereophonen Langspielplatten produziert, noch bevor die großen Labels damit begonnen hatten. Und das im Jahre 1957! Mitgenommen hatte ich Satchmo plays King Oliver. Bevor jetzt jemand über Louis Armstrong die Nase rümpft, erinnere ich an Miles Davis, der über ihn anerkennend sagte, seine Musik wäre ja gar nicht schlecht, wenn nur nicht das dämliche Grinsen immer wäre!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_4.jpgDer berühmteste Titel aus der LP ist St. „James Infirmary“. Bei dieser exzellent aufgenommenen Scheibe ist die Sache eigentlich ganz einfach: Wenn hier nicht die Combo vor einem steht und spielt und der gute Louis dazu singt, kann man das Ganze gleich vergessen. Die prägnante Reibeisen-Stimme von Armstrong und sein Trompetenspiel sind nie wieder so perfekt aufgenommen worden. Um es gleich vorwegzunehmen, dies gelingt mit dem 868 hervorragend. Der Titel ist in der Tradition eines New Orleans Jazz Funerals gespielt, die hiermit verbundene beklemmende Stimmung vermittelt der EAR ganz exzellent. Auch die tonale Wiedergabe der einzelnen Instrumente, beispielsweise der hölzerne Ton der Klarinette, wirkt absolut lebensecht. Super!


Eine Eigenschaft konnte ich bisher bei allen Geräten von Paravicini feststellen: Sie können alle Musik machen. Musik soll menschliche Emotionen wecken und der Maestro weiß offenbar genau, wie das geht. Man schaltet ein und kann sich auf den eigentlichen Zweck dieser Gerätschaften konzentrieren, nämlich auf das, was die Musiker zu bieten haben. Damit will ich nicht auf die alte Diskussion musikalisch gegen analytisch hinaus: Die eine Fraktion konnte zwar Musik machen, es fehlte aber die Hälfte an Informationen und bei der anderen war zwar alles da, aber das Ganze war nur bedingt anhörbar. Von jedem der beiden Extrema ist der EAR868 weit entfernt, das Gerät ist tonal sehr gut ausbalanciert.

Der Hersteller der Röhren ist nicht mehr erkennbar, sie sind mit dem Firmenlogo gelabelt
Der Hersteller der Röhren ist nicht mehr erkennbar, sie sind mit dem Firmenlogo gelabelt

Der 868 ist mehr volltönend, ein Musiker würde sagen sonor. Damit bekommt man eher die Illusion, Musiker aus Fleisch und Blut vor sich zu haben und keine Gespenster. Letztere können vielleicht dem einen oder anderen den Eindruck ultimativer Auflösung vermitteln, trotzdem handelt es sich dabei natürlich nur um eine Verschiebung der tonalen Balance. Der 868 klingt auch nicht euphonisch warm, alles in Watte gepackt, wie man es manchmal bei Röhrenvorstufen hören kann. Er besitzt aber die Röhren-typischen Mitten, die ein transistorisiertes Gerät üblicherweise nicht bieten kann. Wenn der 868 auf den hauseigenen Gummifüßen steht, wirkt der Bass etwas runder und voller, nimmt man andere Füße, beispielsweise die Pucks von Finite Elemente, wird alles straffer und aufgeräumter. Allerdings auch etwas weniger flüssig und manchmal mit etwas anstrengenderem Hochtonbereich. Letztlich eine Geschmacksfrage und natürlich von den restlichen Komponenten abhängig. Die allerbesten Ergebnisse konnte ich mit der LeadingEdge Basis der Firma Kaiser erreichen. Mit dieser extrem gut durchdachten Konstruktion konnte der EAR noch einmal deutlich zulegen und das ohne „Nebenwirkungen“.

In den letzten Jahren wurden die Geräte immer mehr in Richtung „der verstärkende Draht“ entwickelt, mit ultimativer Neutralität und Auflösung. Und teilweise ultimativer Langeweile. Trotzdem können die Fans der ultimativen Auflösung dem 868 noch enorm viel an Finesse entlocken, indem sie den Standardröhrensatz gegen einen guten Satz NOS Röhren tauschen. Dies konnte ich an dem 912 bei Dirk Sommer relativ einfach nachvollziehen und das ist auch keine neue Erkenntnis. Wobei die mitgelieferten Röhren völlig in Ordnung sind, nur geht es halt noch besser.

Eher rustikale Verlegung der Kabel, auf den Klang hat das aber keinen Einfluss.
Eher rustikale Verlegung der Kabel, auf den Klang hat das aber keinen Einfluss.

Auch bei den „Nebensächlichkeiten“ macht der EAR 868 einen sehr professionellen Eindruck, er rauscht nicht, brummt nicht, verzerrt nicht und macht auch sonst keinerlei Sperenzchen. Irgendwelche negativen Eigenschaften? Auch wenn es mir keiner glaubt, ich habe während des Testbetriebes nichts gefunden. Nicht einmal irgendeinen klitzekleinen britischen Spleen. Eigentlich schon schade.

Unserem Fotografen ist es wieder gelungen, die Fernsteuerung im allerbesten Licht erscheinen zu lassen! Funktionsfähig ist hierbei allerdings nur die Lautstärkeregelung, die Kanäle lassen sich nicht auf diesem Wege schalten.
Unserem Fotografen ist es wieder gelungen, die Fernsteuerung im allerbesten Licht erscheinen zu lassen! Funktionsfähig ist hierbei allerdings nur die Lautstärkeregelung, die Kanäle lassen sich nicht auf diesem Wege schalten.

Statement

Mit dem EAR 868 bekommen wir von Tim de Paravicini einen voll ausgestatteten Vorverstärker mit professionellen Wurzeln. Das Gerät klingt hervorragend, ist solide gebaut, was will man eigentlich mehr?
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Thomas Mayer 211SE ELROG, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference Netz

 

Herstellerangaben
EAR 868
Max. Ausgangspegel 5 V
Verstärkung 17dB
Ausgangsimpedanz 600 Ohm
Rauschabstand (Line) 90dB
Röhren 4 x PCC88
Abmessungen (B/H/T) 380 x 125 x 305 mm
Gewicht 9 kg
Preis 5.434 Euro (868 PL)
4.081 Euro (868L, nur Line)
Hersteller Yoshino Ltd.
Huntingdon
Cambridgeshire, England

 

Vertrieb
EAR Yoshino
Ansprechpartner Lothar Mertens
E-Mail info@ear-yoshino.de
Web www.earyoshino.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-04-07_ear
Donnerstag, 03 April 2014 02:00

digital-highend Higoto GmbH

Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

Bob Marley, Namenspatron des neuen Kopfhörerverstärker von M2Tech, ist eine Musikerlegende, die zwangsläufig Assoziationen weckt: Pioneer des extrem tanzbaren Reggae, die grün-gelb-rote Farbe der Rastafari und natürlich der süßliche Rauch von Marihuana

Angesichts dieser Bilder im Kopf war ich einigermaßen überrascht – und zwar durchaus positiv –, ein Gerät mit kühler Ästhetik aus der Verpackung zu schälen. Denn gutes Design entsteht aus Verzicht, dachten sich die italienischen Macher und beherbergten die Elektronik in einem schnörkellosen solidem Aluminiumprofil, kombinierten dazu eine schwarze scheinbar schlichte Front mit nur einem Taster und einem Dreh-Drückrad.

Eingepasste schwarze Lochgitter auf der Ober- und Unterseite garantieren den verwendeten Schaltungen die nötige Luft zum Überleben, einen entsprechenden Bedarf nach Wärmeabfuhr signalisieren schon die technischen Daten mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 30 Watt.

Mag das tadellos verarbeitete Gehäuse äußerlich schon fast asketisch wirken, das Ausstattungspaket, das Chefentwickler Marco Manunta für den Marley geschnürt hat, ist es gewiss nicht. Und so geht es auf der klar strukturierten Rückseite etwas gedrängter zu: Zwei Quellen können hier ebenso verkabelt werden, wie ein Pärchen Kopfhörer, die mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker ausgestattet sind.

Vorne Askese, hinten die pralle Ausstattung
Vorne Askese, hinten die pralle Ausstattung

Natürlich gibt es einen im Pegel ungeregelten „Tape out“, aber auch einen geregelten „Line out“, der den Marley zur puristischen Vorstufe aufwertet. Eine elektrische Heimat findet zudem die kleine, aber umso illustere Schar der Kopfhörer mit Stecker zum symmetrischen Anschluss. Komplettiert wird das Ensemble der Buchsen durch zwei Anschlüsse für ein externes Netzteil. Die „Kleine“ koppelt das beiliegende Steckernetzteil mit dem Verstärker, damit habe ich auch gehört. Der 4-polige XLR-Anschluss ist einem größeren, voraussichtlich im Frühsommer 2014 erhältlichen, Kraftspender mit dem schönen Namen „Van der Graaf Gene­ra­tor“ vorbehalten.

Mit hinreichender Länge gesegnet verbindet die Zuleitung des Netzteil den Headamp mit dem Stromnetz, ein kurzer Druck auf den Taster und mitten auf der vermeintlich schwarzen Front erstrahlt ein großzügiges blaues Display. Mit der artgerechten Nutzung des Dreh-Drücksteller lässt sich nun der komplette Ausstattungsumfang erkunden. Die Helligkeit der Anzeige, die Laufzeit der automatischen Abschaltung, die Kanalbalance(!), das Format der Lautstärkenanzeige, all das kann nun individuell elektronisch konfiguriert werden und zwar, ohne dass ein Blick in die beiliegende (englische) Betriebsanleitung zwingend nötig wäre.

Die Grundfunktionen, Wahl des Eingangs und die Volumeneinstellung, werden auf der obersten Ebene des Menüs angezeigt und justiert. Hier können die beiden unsymmetrischen Kopfhörerausgänge mittels zweier I´s von Texas Instrument getrennt voneinander abgestimmt werden, so das auch „Paare“ mit sehr unterschiedlichen (Lautstärke-)Bedürfnissen vereint Musik genießen können.

Zwei Kopfhörer mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker können getrennt angeschlossen und geregelt werden
Zwei Kopfhörer mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker können getrennt angeschlossen und geregelt werden

Class-A Verstärker in doppelter Ausführung, von M2Tech als Dual Drive Technologie bezeichnet, bilden das, soviel sei schon verraten, kraftvolle Rückrat für diesen parallelen Betrieb unterschiedlicher Hörer. Allerdings entfällt dieses Feature, sobald vom „Dual Single-End“ auf den „Balanced“ Modus umgeschaltet wird, denn nun wird klangfördernd von beiden Verstärkerzweigen gemeinschaftlich einzig der symmetrische Ausgang befeuert. Angesichts der vielfältigen elektronischen Optionen erlaube ich mir an dieser Stelle einen Wink Richtung Süden zusenden. Bitte erweitert die Schaltzentrale Eures Marley um einen Infrarotempfänger und legt eine Fernbedienung bei. Couch-Potatos wie ich werden es Euch auf ewig danken.

Bei der Integration in das bestehende Set-Up positioniere ich den Italiener zwischen Streamer und Endstufe, so dass er, neben seiner eigentlichen Arbeit als Energiespender für die kleinen Schallwandler, nun auch den Part der regulierenden Vorstufe übernimmt.


Nach dem Einschalten heizen sich die Schalkreise zügig auf, derweil ein Hinweis im Display um Geduld bittet. Sobald die Betriebsbereitschaft erreicht ist, wird ersichtlich, warum an temperaturausgleichenden Belüftungen nicht gespart wurde: Der Marley wird warm wie die jamaikanische Sonne – ein Punkt, der bei der Platzierung bedacht werden sollte. Und wo wir schon beim Thema Platzierung sind: Die rückwärtige Installation der Kopfhöreranschlüsse sollte bei der Auswahl des Standortes ebenso bedacht werden.

Hier entsteht Wärme und Musik
Hier entsteht Wärme und Musik

Gar nicht warm und behäbig fluten hingegen die ersten Takte aus den Lautsprechern und zerstören damit die nächste vorurteilsbeladene Gedankenverbindung in meinem Kopf. Bobs Namensvetter baut als Vorstufe eingesetzt vor den Hörern eine große imaginäre Bühne auf, die mehr breit als tief ist. Ein robust treibender, aber nicht aufgedickter Bass bildet ein stabiles klangliches Fundament, das von feinen Mitten genutzt wird. In den obersten Lagen dominiert der Wunsch nach stressfreien Hörgenuss über das allerletzte Quentchen an Offenheit. So beeindruckt Marleys Vortrag als PreAmp, zumal er rauschfrei und mit hinreichender Verstärkung agiert. Nun gilt es, mit einem Grado PS 1000 Kopfhörer und meinen Sennheiser HD 800 seine eigentlichen Tugenden zu ergründen.

Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus
Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus

Hineingeboren in eine völlig zerrüttete Familie erblickte Inge Brandenburg 1929 das Licht der Welt. Trotz oder gerade wegen des Schmerzes der ersten Jahre wurde sie nach dem zweiten Weltkrieg die vielleicht beste deutsche Jazzsängerin. Eines Ihrer Meisterstück ist „Lover Man“. In der etwas faserig produzieren Aufnahme hält der Headamp von M2Tech das Gefüge der Musiker fest beisammen und stemmt sich damit zugunsten des Melodieflusses gegen die überengagierten Tontechniker. Die leicht hallig aufgenommene Stimme von Inge wird lebensecht mit allen Details ihrer ganz eigenen Art der Phrasierung nachgebildet.

Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design
Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design

John Eliot Gardiners Produktion der Zauberflöte hat zu Recht einen legendären Ruf. Im ersten Akt intoniert Gerald Finley als Papageno wunderbar die Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“. Herrlich öffnet sich der Raum, die Streicher und die Stimme werden glockenklar, ohne Schärfe und fein verästelt reproduziert. Bühnengeräusche, die über die Lautsprecher praktisch nicht wahrnehmbar sind, runden das Hörerlebnis ab. Bei dieser Aufnahme konnte insbesondere der Grado PS 1000 mit seiner feinen Hochtonauflösung im Verbund mit dem Marley punkten. Schon sehnsüchtig erwartet, erreicht mich während des Testes die LP-Box Le nozze di figaro, eine Neueinspielung des jungen Dirigenten Teodor Currentizis. Ganz ohne zeitlich Limitierung konnte der Grieche mit seinen von ihm gegründeten Orchester in dem östlich von Moskau gelegenen Opernhaus in Perm eine außergewöhnliche Aufnahme erschaffen. Die Kulturredaktionen der Republik goutieren, wie euphorisierte Besprechungen belegen, den getriebenen Aufwand. Aber auch der audiophile Hörer kann sich an der ausgezeichneten Aufnahme erfreuen.

Machtvoll, gleichzeitig konzentriert werden die Schwingspulen von Sennheiser und Grado angeregt, jedwede abträgliche Schönfärberei ist dem Marley fremd. Folgerichtig gibt es keine Überraschungen bei dem Vergleich von hochaufgelösten Dateien mit Ihren Korrelaten in CD-Qualität. Das mehr an Daten wird eins zu eins in mehr Finesse, mehr Musik umgesetzt.


Alben der Musiker Porcupine Tree sind für Freunde des Prog-Rock ein Ereignis. Mastermind Steven Wilson hat mit seinen Stachelschweinbaum insbesondere auf dem Album In Absentia ein Feuerwerk musikalischer Ideen gezündet, wobei die Dynamik der Aufnahme über die klangliche Raffinesse dominiert. Macht nichts, bei „Blackest Eyes“ gilt es, die Leistungsfähigkeit des Kopfhörerverstärker auszuloten. Mühelos können dank der erreichbaren Lautstärke Schäden im feinen Zusammenspiel von Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel mit beiden Hörern verursacht werden. Grados PS 1000 macht es dabei dem Marley mit seinen höheren Wirkungsgrad sogar noch etwas einfacher. Überhaupt gibt seine Neutralität den angeschlossen Kopfhörern den Raum, ihre eigene Klangcharakteristik zu entfalten.

Im Frühsommer 2014 kann der Headamp statt mit dem beiliegenden Steckernetzteil auch mit einem größeren Netzteil befeuert werden
Im Frühsommer 2014 kann der Headamp statt mit dem beiliegenden Steckernetzteil auch mit einem größeren Netzteil befeuert werden

Mit geradezu magischem Einfluss zieht es mich seit Beginn des Test zum Longplayer Babylon By Bus, das Bob Marley mit den legendären The Wailers 1978 live einspielte. Ganz ohne Zauberei beginnt der rechte Fuss bei „Exodus“ zu wippen, Erinnerungen aus lang zurückliegenden Zeiten auf der Tanzfläche durchfluten angenehm die Synapsen _ gibt es ein besseres Urteil über Musikreproduktion?

 

Statement

Die konsequente Nutzung seines elektronischen Gehirns ermöglicht dem Marley einen für einen Kopfhörerverstärker ungewöhnlich großen praxisgerechten Ausstattungsumfang, wobei der simultane, aber individuell justierbare Betrieb zweier Hörer besonders hervorzuheben ist. Souverän und edel das Klangbild, feinste Strukturen im Programm werden en detail in einem großen Raum aufgefächert. Marleys Art der Reproduktion lädt zu langen und auf Wunsch sehr intensiven Musiksessions ein …und ganz wichtig: so richtig groovenden Reagge kann er auch!

 

Gehört mit
Computer Audio NAS-Laufwerk Qnap TS 109 / Minim Server / UpnP Kontroll Linn Kinsky
Laufwerk AMG
Tonarm AMG
Tonabnehmer Ortofon black, Grado Reference, Benz Ruby
Phonoentzerrer Trigon Vanguard II & Volcano III
Netzwerkspieler, Vorverstärker Linn Majik I DS
Endverstärker Linn Majik 2100
Lautsprecher Audio Physic Sitara 25
Kopfhörerverstärker Lake People G 100
Kopfhörer Sennheiser HD 800, Grado PS 1000
Kabel Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line
Möbel Phonosophie Tripod

 

HERSTELLERANGABEN
M2Tech Marley
Typ Kopfhörerverstärker für zwei Kopfhörer, Vorverstärker für zwei Quellen
Kopfhörerausgang 4 W RMS / 8 Ohm
Verzerrungen < 0,003 %
Frequenzbereich 3 Hz - 50.000Hz
Einstellbereich Balance +/- 6 dB (1 dB Steps)
Einstellbereich Lautstärke -78 dB bis 0 dB (1 dB Steps) / Muting -20 dB
Eingänge RCA/Cinch-Buchsen
Eingangs Impedanz 40.000 Ohm
Kopfhörer Ausgang zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen / unsymmetrisch
eine 4 polige-XLR Buchse / symmetrisch
Ausgang fixed 1 X Cinch
Ausgang geregelt 1 x Cinch
Stromaufnahme Standby 0,2 Watt / max 30 Watt
Abmessungen (H/B/T) 50/200/200mm
Gewicht 2 kg
Preis 1250 Euro
Lieferumfang 9 Volt Steckernetzteil

 

VERTRIEB
digital-highend
Anschrift Isenbergstraße 20

45130 Essen
Telefon 0201 832 58 25
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-04-04_m2tech
Nach längerer Sommerpause, in der ich meine freie Zeit mit Gartenarbeit, Sport und ähnlichem zugebracht habe, ging es im September mit dem Testen wieder los. Es erreichte mich ein sehr schweres Paket, das aus dem Winter kam. Sie fragen sich jetzt bestimmt: Hat der Autor einen Sonnenstich vom langen Aufenthalt draußen in der Sommersonne?


13-10-18 Perreaux-250i 002
Nein, der Perreaux éloquence 250i Vollverstärker hat eine weite Reise hinter sich. Der französische Name lässt es nicht unbedingt vermuten, aber Perreaux wird seit nun fast 40 Jahren auf der anderen Seite der Erde in Neuseeland gefertigt. Da war bekanntlich im September noch Winter. Seit Juli diesen Jahres wird Perreaux hier bei uns von Genuin Audio in Cottbus vertrieben. Herr Wendt war so freundlich, uns den Vollverstärker Perreaux éloquence 250i, ausgerüstet mit den beiden Optionen MM/MC Phonostufe und D/A- Wandler, zur Verfügung zu stellen.

Was fällt beim Auspacken als erstes auf? Genau, das eben schon erwähnte hohe Gewicht von rund 25 Kilogramm. Das ist im Wesentlichen auf das massive Gehäuse und auf einen riesigen Ringkerntrafo mit 1.000 VA zurückzuführen. Der ist thront mitten im Gerät und  wird von jeweils vier auch nicht gerade kleinen Elkos auf jeder Seite flankiert Die Seitenwände sind als Kühlkörper ausgeführt, an die MOSFETs von Toshiba angedockt wurden. Ausgefuchste MOSFET-Schaltungen waren von Beginn an die Spezialität und das Markenzeichen von Perreaux. Dazu aber später beim Hörtest mehr. Sie lesen sicher schon heraus, dass es sich hier um Verstärkerbau vom feinsten handelt.

Unter dieser Platine mit Treiberstufe sitzen die MOSFET-Endstufentransistoren
Unter dieser Platine mit Treiberstufe sitzen die MOSFET-Endstufentransistoren

Das Äußere erinnert mich in seiner schlichten Eleganz ein wenig an meine AVM Geräte. Silberne zwei Zentimeter dicke Alu-Frontplatte, links der Power-Knopf, in der Mitte ein nicht zu übersehender Lautstärkesteller und rechts ein auch vom Hörplatz aus gut abzulesendes blaues Display, darunter einige kleine Taster für die Menüauswahl, darunter wiederum Klinkenbuchsen in 3,5 Millimeter für einen MP3-Player und in 6,5 Miliimeter für Kopfhörer. Das war’s. Ich kam auf Anhieb auch ohne Bedienungsanleitung mit den Einstellungen zu Recht. Auf der Rückseite erkennt man sofort den Doppel-Mono-Aufbau: Lautsprecherterminals für zwei Paar Boxen, Cinch-Eingänge und der symmetrische XLR Eingang sind erkennbar weit auseinander liegend jeweils links und rechts außen angeordnet. Das sieht alles sehr geordnet und durchdacht aus. Zwischen den Eingängen sitzt mittig angeordnet der große Kippschalter zum Start der Stromversorgung, darunter der Netzanschluss. Da mein Testgerät mit dem optionalen DAC Modul ausgestattet war, gibt es auch noch zwei digitale 75 Ohm BNC-Eingänge, zweimal Toslink und einen USB-Eingang. Die Koax-Varianten dürfen den bestens beleumundeten BurrBrown Wandler dahinter mit 24bit/192kHz versorgen. Der USB-Eingang verdaut leider nur 16bit/44kHz. Hier würde ich mir zukünftig einen modernen asynchronen USB-Eingang wünschen, der ebenfalls hoch aufgelöstes Musikmaterial bis zu 24bit/192kHz verarbeiten kann. Der eingesetzte Wandler ließe dies jedenfalls problemlos zu. Es stehen im Übrigen zwei Filtervarianten zu Verfügung. Ein klassisch ausgelegtes steilflankiges Filter und ein impulsorientiertes mit leichtem Höhen-Roll-Off.

Einfacher Menüaufbau, auch vom Hörplatz aus gut ablesbares Display
Einfacher Menüaufbau, auch vom Hörplatz aus gut ablesbares Display

 

Weiter zum Innenaufbau, von dem ich ja weiter oben schon ein wenig berichtet habe. Der Vorverstärker arbeitet in Class-A-Technik mit eigener 35-VA-Stromversorgung und steuert die in konventioneller A/B-Technik arbeitenden Endstufen an, die mit MOSFETs bestückt sind und satte 2 x 250 Watt Dauerleistung an 8 Ohm abliefern können. Weiterhin ist mein Testexemplar auch mit der optionalen Phonostufe versehen, die MM- und MC-fähig ist.

Der Dual-Mono-Aufbau des Perreaux ist gut an der Anordnung der Eingänge auf der Rückseite zu erkennen
Der Dual-Mono-Aufbau des Perreaux ist gut an der Anordnung der Eingänge auf der Rückseite zu erkennen

Genug der Vorrede. Nachdem der vom deutschen Vertrieb schon eingespielte Perreaux sich 24 Stunden in meinem Hörraum akklimatisieren hatte, ging es endlich los mit dem Hören. Als erstes habe ich meinen CD-Player mit den symmetrischen XLR Eingängen verkabelt. Parallel habe ich ihn auch an den internen DAC des Perreaux über eine 75 Ohm Koax-Verbindung angeschlossen. Da sich die Eingänge auspegeln lassen, war ein guter Vergleich der beiden Wandler möglich.

Hier sind schön die Eingänge der beiden optionalen Module éDACund éPhono zu erkennen
Hier sind schön die Eingänge der beiden optionalen Module éDACund éPhono zu erkennen

Was als Erstes auffiel? Der wuchtige abgrundtiefe, aber gut strukturierte Bass. Es „überfiel“ mich förmlich ein enorm kraftvolles, großes Klangbild. Der Perreaux ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er für jede Situation genügend Leistung unter der Motorhaube hat. Verglichen mit dem Automobilbau, würde ich sagen, es handelt sich um einen veritablen Achtzylinder. Stimmen wurden wunderbar körperhaft abgebildet. Darüber entfaltete sich ein feiner, nie aufdringlich wirkender Hochtonbereich. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich in einem Blindtest garantiert auf einen Röhrenverstärker getippt! Ja, es blieb auch während des gesamten Testbetriebs dabei. Der Perreaux éloquence 250i ist so nah am Röhrenklang wie kein Vollverstärker vor ihm in meinem Hörraum. Ausgezeichnet hören konnte ich das mit meiner musikalischen Neuentdeckung Gregory Porter „Liquid Spirit“ – hier als CD gehört, gibt es aber auch als Hochbitversion bei highresaudio.de. Gregory Porter klang über den Perreaux im besten Sinne analog!

Der spiegelsymmetrische Aufbau gruppiert sich um den 1.000-VA-Trafo
Der spiegelsymmetrische Aufbau gruppiert sich um den 1.000-VA-Trafo

Der beschriebene Grundcharakter zeichnet genauso das optionale Phono-Modul aus. Bleibt noch der angekündigte Wandler-Vergleich. Da wurde es schwierig: Wenn ich mit der Fernbedienung umgeschaltet habe, ohne hinzusehen, welcher Eingang gerade lief, fiel mir die Unterscheidung enorm schwer. Es sind wirklich Nuancen gewesen, bei denen ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich sie mir nicht eingebildet habe. Hier gab es ein glattes Unentschieden zwischen dem integrierten Wandler des AVM und der Platine des Perreaux. Der Klangeindruck wurde in beiden Fällen vom warmen, Bass-starken und leistungsstrotzenden Charakter des 250i dominiert. Und den verleugnet auch der Kopfhörerverstärker nicht: Mein nicht ganz einfach zu treibender AKG K701 bekam ohrenfällig mehr als genügend Antriebsleistung. Der AKG quittierte das mit einem Klangbild, das ich sonst nur von externen Kopfhörerverstärkern kenne. Eine tolle Leistung!


Die DAC-Platine ist eine Option zum Preis von 1.000 Euro
Die DAC-Platine ist eine Option zum Preis von 1.000 Euro

 

 

STATEMENT

Sie liebäugeln mit einem Röhrenvollstärker, machen sich aber Gedanken um Langzeitkonstanz und Leistung? Sie besitzen auch einen hochwertigen Kopfhörer? Dann dürfte der Perreaux éloquence 250i für Sie die erste Wahl sein. Damit können Sie es guten Gewissens auch mal krachen lassen!
GEHÖRT MIT
Vollverstärker AVM A3NG
CD-Player AVM CD3NG
Lautsprecher Myro Rebell, Quadral Platinum M50
Phono-Preamp Otto-Musikant
Plattenspieler Musical-Life Jazz Reference
Tonarm Musical-Life Conductor Vocalitas
Tonabnehmer Musical-Life Denon DL 103
Kabel Inakustik Black & White NF und LS 1202, Whitezombieaudio Zeropointzero XLR Reinsilber Kabel, Sommer Epilogue NF, Audioquest Digital Audio Carbon USB, Audioquest Wild Digital S/PDIF, Vovox link direct SD AES/EBU

 

HERSTELLERANGABEN
Vollverstärker Perreaux éloquence 250i
Leistung pro Kanal 250W/8 Ohm, 500W/4 Ohm
Frequenzgang 5Hz bis 60kHz +0,00dB, -0,50dB
Dämpfungsfaktor 800 bei 1kHz, 250W/8 Ohm
Fremdspannungsabstand besser als 98dB
Eingangsimpedanzen XLR 22kOhm, Cinch 12 kOhm
Kopfhörer-Verstärker Leistung 1,0W/32 Ohm, 150mW/300 Ohm
 
éDAC Modul
Digitaleingänge 2 SPDIF Koax (BNC), 2 Toslink, 1 USB (Typ B)
Samplingraten 32, 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4 und 192kHz (Koax, Toslink), 32, 44,1 und 48kHz (USB)
Fremdspannungsabstand > 115dB
 
éPhono Modul
Eingangsimpedanzen MM 47 KOhm, MC 100 Ohm
Eingangskapazität 22pF
Verstärkung MM 40dB, MC 60dB
RIAA Entzerrung ±0.5dB, 20Hz-20kHz  
   
Abmessungen (B/H/T) 426/149/344 mm
Gewicht 25 kg
Gehäuse Frontplatte silber, Seiten und Deckel schwarz
Garantie 2 Jahre
Preis Perreaux èloquence 250i 8.300 Euro
Preis éPhono 500 Euro (optionale Platine)
Preis éDAC 1.000 Euro (optionale Platine)

 

VERTRIEB
Genuin Audio Vertrieb
Anschrift Inh. Thomas Wendt
Byhlener Straße 1
D - 03044 Cottbus
Telefon +49 (0) 355 38377808
Mobil +49 (0) 171 6213337
E-Mail thomas.wendt@mac.com
Internet www.genuin-audio.de


b_850_0_16777215_10_images_content_tests_13-10-27_perreaux_13-10-18_Perreaux-250i_003.jpg

 

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-10-27_perreaux
Freitag, 01 November 2013 01:00

Kuzma Stabi M

„Welcome To The Machine“, der Pink Floyd-Titel aus Wish You Were Here, drängte sich in meinen Kopf als ich Franc Kuzmas neuestes Meisterwerk auf der HighEnd 2012 erstmalig sah. Und so empfinde ich den Stabi M auch noch jetzt, wo er etwa eineinhalb Jahre später in meinem Musikzimmer steht.


Der Kuzma Stabi M zeigt sich hier ohne Abdeckhaube als wohlproportionierter Vinyl-Dreher, ist bei leibhaftiger Betrachtung aber deutlich opulenter
Der Kuzma Stabi M zeigt sich hier ohne Abdeckhaube als wohlproportionierter Vinyl-Dreher, ist bei leibhaftiger Betrachtung aber deutlich opulenter

Mächtig und üppig hat er seinen Platz eingenommen neben meinem T + A P-10 Röhrenvorverstärker, der für mich bis heute optisch den ästhetische Höhepunkt in meiner Geräte-Phalanx darstellte. Das ist nun vorbei. Mit seiner 61 Zentimeter breiten Front und insgesamt in tiefstem Schwarz drängt das Aggregat aus Slowenien alles in den Hintergrund und gestattet seiner Umgebung optisch nur noch ein Mauerblümchendasein. Weit weg von dem, was wir uns heute unter modernem High End Plattenspieler-Design vorstellen, ist diese Vinyl-Trutzburg eher eine massive Steigerung eines Thorens TD 126 im XXXL-Format. Keinerlei Ähnlichkeit mit einem Transrotor, Brinkmann, Raven, Acoustic Solid, Scheu oder auch VPI – abgesehen vom massigen Teller. Dieser allein wiegt zwölf Kilo und ist ein Sandwich aus Aluminium-Acryl-Aluminium. Der Stabi M besitzt eine Abdeckhaube aus getöntem Acryl von besonderer Architektur, schön mit Scharnieren aufklappbar am äußeren Chassis befestigt, so wie es einst üblich war. Dirk Sommer bracht mir seinerzeit die zwei schweren Holzkisten persönlich vorbei, in denen ein Kuzma Stabi M angeliefert wird, zusammen mit seinem Kuzma 4Point Tonarm. Dieser Tonarm, dessen Klangqualität hinlänglich bekannt sein dürfte, ist mit seinem in der Höhe justierbaren Basis-Tower in jederlei Hinsicht sicher die richtige Ergänzung und gehört mit seiner optischen Masse in dieselbe Klasse. Die Kombination mit einem Thales-Tonarm haben wir aus letzterem Grund gleich verworfen – einfach zu filigran. Als Tonabnehmer montierte Dirk Sommer sein Clearaudio Da Vinci, dessen Qualitäten er einst in der image hifi 2/2009 beschrieben hat. Noch besser: Wenn Sie wollen, laden Sie die Aufnahmen von diesem Tonabnehmer in unserer Klangbibliothek herunter und vergleichen Sie selber. Ich persönlich würde diesem System tonale Ausgewogenheit, sehr realistische räumliche Darstellung, erfreuliche grob- und feindynamische Spontanität bei sehr gutem Rhythmus-„Gefühl“ als Charaktereigenschaften bescheinigen. Also ein Spielpartner, der mit 3900 Euro preislich in die Kategorie des Stabi M und des 4Point passt, aber auch meinen persönlichen klanglichen Vorlieben entspricht.

Der Stabi M tritt mit ingesamt 60 kg an und erfordert eine entsprechend solide Unterkonstruktion. Die aufwändige Netz-Versorgungseinheit ist in einem eigenen Gehäuse untergebracht und mittels zweier separater Steuerleitungen mit dem Laufwerk verbunden. Eine von ihnen geht direkt zum Motorgehäuse, die andere verbindet die Steuerelektronik am Laufwerk mit dem Netzgerät.

Das Netzteil bietet neben der Strom-Ein-Aus Funktion auch die Geschwindigkeitswahl und die Drehzahlfeinregulierung. Im Betriebszustand wird mit grünen Ziffern die Geschwindigkeit angezeigt. Sie lässt sich über einen Wahltaster einfach variieren
Das Netzteil bietet neben der Strom-Ein-Aus Funktion auch die Geschwindigkeitswahl und die Drehzahlfeinregulierung. Im Betriebszustand wird mit grünen Ziffern die Geschwindigkeit angezeigt. Sie lässt sich über einen Wahltaster einfach variieren

Auf Front des Stabi M selber befinden sich ebenfalls zwei Taster für Start/Stop und die Wahl der Umdrehungszahl mit den entsprechenden grünen und roten LEDs. Was Helmut Baumgartner hier zusätzlich mit aufs Bild gebracht hat, ist eine kleine handliche Fernbedienung, mittels derer ebenfalls der Plattenteller gestartet oder angehalten werden kann
Auf Front des Stabi M selber befinden sich ebenfalls zwei Taster für Start/Stop und die Wahl der Umdrehungszahl mit den entsprechenden grünen und roten LEDs. Was Helmut Baumgartner hier zusätzlich mit aufs Bild gebracht hat, ist eine kleine handliche Fernbedienung, mittels derer ebenfalls der Plattenteller gestartet oder angehalten werden kann

 

Das Feature der Fernbedienbarkeit ist wohl einzigartig und ich persönlich empfinde es als sehr sinnvolle Ausstattung. Zwei Vorteile sind hierdurch geboten: Erstens können Sie bei stehendem Teller den Tonarm auf die Platte absenken, in Ruhe Platz nehmen, zum Beispiel ein Glas Wein einschenken, um dann per Fernbedienung ins Musikgeschehen einzusteigen. Die Einlaufrille reicht dem Stabi M üblicherweise zum Erreichen der Soll-Drehzahl. Zugegeben, dies geht auch alles ohne den Komfort des Fernstarts, wenn man erst den Wein einschenkt und dann den Tonarm absenkt. Aber: Finden Sie es nicht auch immer wieder nervend, wenn Sie am Ende der Plattenseite den Arm anheben sollen, um das gleichförmige Knacken der Auslaufrille nicht mehr ertragen zu müssen? O.k., man kann auch den Eingang des fernbedienbaren Verstärkers umschalten. Aber ist es nicht entspannend und dem Musikgenuss förderlich, wenn ich einfach am Ende der Seite einen Augenblick verweilen und das Erlebte auf mich wirken lassen kann? Die Kuzma Fernstopp-Funktion macht es möglich. Für mich ist dies eine durchaus sinnvolle Komfortausstattung. Erfreulich, da sie nicht mit großem technischen Aufwand zustande kommt, sondern vor allem, weil ein kluger Kopf nachgedacht hat. So eine Fernbedienung kann sich so mancher der Mitbewerber aber auch gar nicht leisten. Warum? Die Voraussetzung hierfür ist ein Motor, der den Teller in kürzester Zeit auf Nenndrehzahl bringt. Der Gleichstrommotor in Verbindung mit einem sehr festen Riemen schafft dies in zwei Sekunden! Dies ist dem enormen Drehmoment des Motors zu danken.

Unterhalb und neben dem Scharnier hinten links befinden die Anschlüsse für die Steuerleitungen von der separaten Netz- und Regeleinheit. Links der Motor-Anschluss, rechts geht’s zur Bedieneinheit an der Front des Stabi M
Unterhalb und neben dem Scharnier hinten links befinden die Anschlüsse für die Steuerleitungen von der separaten Netz- und Regeleinheit. Links der Motor-Anschluss, rechts geht’s zur Bedieneinheit an der Front des Stabi M

Unterhalb des rechten Scharniers liegt die großzügige Öffnung für die Herausführung des Toarmkabels, hier die symmetrische Leitung
Unterhalb des rechten Scharniers liegt die großzügige Öffnung für die Herausführung des Toarmkabels, hier die symmetrische Leitung

Dies ist der äußere Teil des Chassis, sozusagen der Rahmen. Er besteht aus Aluminium und bildet die standfeste Basis. In ihn wird das Subchassis eingesetzt. Der Rahmen steht auf drei Beinen, die in der Höhe von außen durch Drehen zur waagrechten Aufstellung des Stabi M justierbar sind. Es sind die beiden vorderen und das mittige hinten. Der aus dieser Perspektive optisch gleiche Adapter oben links ist kein Geräte-Fuß. Er dient zur Lagerung des Subchassis, welches somit insgesamt in vier Punkten in diesem Außenrahmen ruht, der zusätzlich durch eine verschraubte Strebe stabilisiert ist
Dies ist der äußere Teil des Chassis, sozusagen der Rahmen. Er besteht aus Aluminium und bildet die standfeste Basis. In ihn wird das Subchassis eingesetzt. Der Rahmen steht auf drei Beinen, die in der Höhe von außen durch Drehen zur waagrechten Aufstellung des Stabi M justierbar sind. Es sind die beiden vorderen und das mittige hinten. Der aus dieser Perspektive optisch gleiche Adapter oben links ist kein Geräte-Fuß. Er dient zur Lagerung des Subchassis, welches somit insgesamt in vier Punkten in diesem Außenrahmen ruht, der zusätzlich durch eine verschraubte Strebe stabilisiert ist

 

So sieht einer der drei durch Drehen justierbaren Füße des Rahmen-Chassis von unten aus
So sieht einer der drei durch Drehen justierbaren Füße des Rahmen-Chassis von unten aus

Das Aluminium-Subchassis von unten betrachtet: Die vier Messingbeine finden in den Gegenstücken des Rahmens Platz. Der Fotograf hat für die Aufnahme das Subchassis um 180 Grad gedreht auf den Rahmen gestellt. Deshalb liegen hier die Messingbeine nicht über den entsprechenden Gegenstücken im Rahmen. Deutlich erkennbar sind die verschraubten und mit Gummipuffern entkoppelten Trägerelemente als Aufhängungen für das Tellerlager und den Motorzylinder, aus dem die Steuerkabel-Aufnahme herausragt. Imposant ist die vielstrebige, großräumige Anordnung des Rahmens, auf dem das Tellerlager ruht. Er ist an vier Punkten entkoppelt mit dem Subchassis verbunden
Das Aluminium-Subchassis von unten betrachtet: Die vier Messingbeine finden in den Gegenstücken des Rahmens Platz. Der Fotograf hat für die Aufnahme das Subchassis um 180 Grad gedreht auf den Rahmen gestellt. Deshalb liegen hier die Messingbeine nicht über den entsprechenden Gegenstücken im Rahmen. Deutlich erkennbar sind die verschraubten und mit Gummipuffern entkoppelten Trägerelemente als Aufhängungen für das Tellerlager und den Motorzylinder, aus dem die Steuerkabel-Aufnahme herausragt. Imposant ist die vielstrebige, großräumige Anordnung des Rahmens, auf dem das Tellerlager ruht. Er ist an vier Punkten entkoppelt mit dem Subchassis verbunden
Der Motorzylinder ist über die Messingscheibe in seiner Gummi-gelagerten Aufhängung fest verschraubt und in seiner Position justierbar. Mittels der Gummi-Adapter hängt er zur Vibrations-Entkopplung unter dem Subchassis
Der Motorzylinder ist über die Messingscheibe in seiner Gummi-gelagerten Aufhängung fest verschraubt und in seiner Position justierbar. Mittels der Gummi-Adapter hängt er zur Vibrations-Entkopplung unter dem Subchassis

Einer der vier Montagepunkte des Lagerrahmens. Durch  Gummipuffer ist auch der  Aluminium-Träger für das Tellerlager gedämpft aufgehängt
Einer der vier Montagepunkte des Lagerrahmens. Durch Gummipuffer ist auch der Aluminium-Träger für das Tellerlager gedämpft aufgehängt

 

Mit diesen Elementen sind Außenrahmen und Subchassis miteinander gedämpft zusammengefügt. Zum perfekten Austarieren des Subchassis ist das Messingteil über den mittig sichtbaren Knopf jederzeit bequem von oben an den vier Lagerpunkten in der Höhe einstellbar
Mit diesen Elementen sind Außenrahmen und Subchassis miteinander gedämpft zusammengefügt. Zum perfekten Austarieren des Subchassis ist das Messingteil über den mittig sichtbaren Knopf jederzeit bequem von oben an den vier Lagerpunkten in der Höhe einstellbar

Es ist wirklich beeindruckend, mit welchem Mengen von Aluminium und wohl überlegten Proportionen das Laufwerk gebaut ist. Solide Verschraubungen und die allgegenwärtige schwarze Lackierung vermitteln den Eindruck einer zweckorientierten, absolut unerschütterlichen Konstruktion. Die Präzision der Fertigung ist eine wahre Freude. Die einstellbaren Elemente lassen sich sehr leicht handhaben – vielleicht manchmal etwas zu leicht, da dadurch das Gespür für die Griffigkeit des Stellmechanismus schon mal abhanden kommt.

Selbstverständlich wiederum aus massivem Aluminium und vierfach kräftig über Inbus verschraubt ist die Tonarmbasis, an deren Rückseite eine Ausfräsung als Führung der Verkabelung nach unten ins Innere dient
Selbstverständlich wiederum aus massivem Aluminium und vierfach kräftig über Inbus verschraubt ist die Tonarmbasis, an deren Rückseite eine Ausfräsung als Führung der Verkabelung nach unten ins Innere dient

Der eigentliche Plattenteller liegt nicht direkt auf dem Lager. Ein feinst polierter Innenteller aus Aluminium vermittelt zwischen dem invertierten Lager und dem sichtbaren Sandwich-Plattenteller. Die beiden Einheiten werden über einen passgenauen Konus miteinander verbunden. Die folgenden drei Bilder machen den Aufbau verständlich:

Das invertierte Lager krönt die Rubin-Kugel, die mit Lageröl übergossen wird Der Überfluss sammelt sich in der Schale um die Lagerachse. Im polierten Teller ist das passgenaue Gegenstück, die Lagerbuchse deutlich erkennbar
Das invertierte Lager krönt die Rubin-Kugel, die mit Lageröl übergossen wird Der Überfluss sammelt sich in der Schale um die Lagerachse. Im polierten Teller ist das passgenaue Gegenstück, die Lagerbuchse deutlich erkennbar

Auf der Oberseite trägt der Innenteller den Konus für die Aufnahme des eigentlichen Plattentellers. Deutlich zeigt die Abbildung den bläulichen, relativ harten Riemen, hergestellt nach Spezifikationen von Franc Kuzma. Sein wenig elastischer Aufbau erzeugt keine eigenen Dehnungsschwingungen und ist für harte Belastungen bei langer Lebensdauer konzipiert
Auf der Oberseite trägt der Innenteller den Konus für die Aufnahme des eigentlichen Plattentellers. Deutlich zeigt die Abbildung den bläulichen, relativ harten Riemen, hergestellt nach Spezifikationen von Franc Kuzma. Sein wenig elastischer Aufbau erzeugt keine eigenen Dehnungsschwingungen und ist für harte Belastungen bei langer Lebensdauer konzipiert

 

Der ausgewuchtete Plattenteller findet mit seiner konischen Aufnahme passgenau auf dem Konus des Innentellers seinen spielfreien Sitz
Der ausgewuchtete Plattenteller findet mit seiner konischen Aufnahme passgenau auf dem Konus des Innentellers seinen spielfreien Sitz

Der 12 Kilogramm schwere Sandwich-Plattenteller hat einen Durchmesser von etwa 31,5 Zentimeter. Etwas kleiner als der Durchmesser einer LP ist die fest mit dem Teller verklebte  Plattentellerauflage. So lässt sich jede LP bequem fassen, weil sie leicht über die Auflage ragt. Die Mittelachse ist erfreulich lang und dient als Aufnahme des dem Testgerät beiliegenden Beschwerers aus Ebenholz, um die Vinylscheibe mittig definiert anzupressen. Er besteht aus Ebenholz, wiegt 316 Gramm und kostet  630 Euro. Er ist kann von beiden Seiten aufgesetzt werden und zeichnet sich konstruktiv durch unterschiedliche Kerbungen im harten Holz zum Absorbieren von Resonanzen aus. Diese Klemme wäre einen eigenen Test wert, weil ihre Auswirkung nicht zu überhören ist. Klar, dass ich sie stets verwendet habe.

Auch die Haube habe ich auf dem Testgerät belassen, das sowohl im geöffneten, wie auch im geschlossenen Zustand betrieben wurde. Irgendwelche negativen klanglichen Auswirkungen konnte ich nicht bemerken. Die offene Bauweise der Haube dient der Resonanzarmut bei gleichzeitigem Staubschutz. Ich kann mich nicht erinnern, jemals über die Konstruktion einer Staubschutzhaube nachgedacht zu haben, sondern sie üblicherweise im Spielbetrieb entfernt. Aber Franc Kuzma tat es erfolgreich – Kompliment. Die Haube ist sehr hoch dimensioniert und auch ein entscheidender Faktor für das opulente Erscheinungsbild des Stabi M. Aber sie ist eben funktional und ermöglicht auch das Betreiben langer 12-Zoll-onarme ohne Einschränkung.

So konstruiert und aufgebaut macht der Stabi M mich natürlich mehr als gespannt auf sein musikalischen Können. Der montierte Kuzma 4point Tonarm ist doppelt verkabelt. Er hat sowohl eine durchgehende symmetrische Leitung, bietet aber auch die Möglichkeit, über einen Cinch-Ausgang eine nicht symmetrische Verbindung zur Phonostufe herzustellen. Zum Hörtest habe ich mich zuerst für die symmetrische Variante entschieden und aus diversen zur Verfügung stehenden Phono-Vorstufen – auchy solchen für mehrere Tausend Euro – aus klanglichen Gründen die erfreulich preisgünstige Pro-Ject Phono Box RS gewählt.

Eröffnet wurde die musikalische Darbietung des Stabi M mit De Fallas Der Dreispitz mit Theresa Berganza, Seiji Ozawa und dem Boston Symphony Orchestra, gefolgt von The Jimmy Giuffre 3 vom JazzTrack Label. Ich war schier sprachlos. Meine Anlage spielte jetzt in einer völlig anderen Liga. Was sich plötzlich an Präzision und Raum auftat, war frappierend. Theresa Berganzas Stimme, jedes Instrument stand wie angenagelt auf seinem Platz mit seiner eigenen Dreidimensionalität. Das Ganze gefasst in einer neuen, glaubhaften Gesamt-Räumlichkeit mit dem Schlagwerk wirklich aus der letzten Orchesterreihe, von hinten vor rollend, prägnant und plastisch. Jimmy Giuffres Trio legte sich mit unbekanntem Verve ins Zeug und die Klänge seiner Klarinette oder Saxophone waren enorm vielfarbig. Egal ob der Jazz oder das orchestrale Werk, die Dynamik im Feinen wie Groben war geradezu umwerfend.  Als dritte Scheibe legte ich Jack DeJohnette´s Special Edition´s Album Tin Can Alley zwischen Plattenteller und Ebenholzgewicht gelegt. Schier unglaublich, mit welcher Explosivität die Saxophone der Herren Freeman und Purcell ihre farbigen, lauten und schrägen Töne vor mir zum Greifen nah ausbreiteten. Diese Ordnung im Klangbild und ein sauberer, kraftvoller Bass aus dem Nichts ließen mir beinahe den Atem stocken. Egal, was ich in den folgenden Stunden und Tagen auf den Teller legte: Es war Musik, wie ich sie so niemals, auch auf anderen guten Anlagen, gehört hatte. Dieses Set aus Tonabnehmer und Tonarm auf dem Stabi M ist mit etwa 25000 Euro leider nicht für jedermann erschwinglich – und da muss ich mich leider einschließen,. Aber wenn ich davon bedenke, dass meine Anlage über die Jahre es auch auf einen nicht geringen, fünfstelligen Wert gebracht hat, würde ich die fünfundzwanzig Tausender gern drauflegen, wenn ich denn könnte. So viel mehr Musik sprühte mir nun entgegen. Meine Anlage war schlicht nicht wiederzuerkennen.

Diese drei Musikanten – Kuzma Stabi M Laufwerk, Kuzma 4point Tonarm, Clearaudio Da Vinci MC-Tonabnehmer – waren im Zusammenspiel atemberaubend
Diese drei Musikanten – Kuzma Stabi M Laufwerk, Kuzma 4point Tonarm, Clearaudio Da Vinci MC-Tonabnehmer – waren im Zusammenspiel atemberaubend

 

Klar ist natürlich, dass auch das für mich ungewohnte Clearaudio Da Vinci am exzellenten 4point Tonarm und die Phonostufe ins Gesamtergebnis einfließen. Und dies sicherlich nicht wenig. Also entschloss ich mich zum Zwecke der Wahrheitsfindung mein relativ bescheidenes Benz Glider MC über eine asymmetrische Verkablung an meine Primare Phonostufe anzuschließen. Die Frage lautete: Was holt der Kuzma Stabi M aus dem mir sehr vertrauten Benz Glider musikalisch raus?

Als ich dieselben LPs, die ich in den Tagen zuvor gehört hatte, wieder auf den Kuzma legte, war ich schier verblüfft. Niemals hätte ich erahnt, was dies Laufwerk dem Glider Gutes zu tun vermag. Sicher, die umwerfende Dynamik, Attacke und Räumlichkeit des Clearaudio Da Vinci für den 5-fachen Preis war zurückgenommen. Dafür erhielt ich den mir vertrauten homogenen farbenfrohen Schmelz meines Benz Tonabnehmers auf einem Niveau, wie ich es nie, nie für möglich gehalten hätte. So fiel auf, dass die Sprachverständlichkeit im Gesang spürbar zugenommen hat. Dies auch am Beispiel der Ella Fitzgerald & Louis Armstraong Classic Album Collection. Dies Dreifachalbum ist auch in Mono ein absoluter Genuss, wenn die Stimmen so plastisch und artikuliert im Raum stehen, wie sie das Laufwerk von Franc Kuzma präsentiert.

Ein Meisterstück von Franc Kuzma ist der Stabi M musikalisch ohne jeden Zweifel
Ein Meisterstück von Franc Kuzma ist der Stabi M musikalisch ohne jeden Zweifel

Diese exakte, punktgenaue Darstellung aller Akteure mit ihrer sagenhaften Plastizität schulde ich dem Stabi M. Dieser tiefschwarze, abgründige Bass mit seiner Farbigkeit und Dreidimensionalität generierte der Stabi M. Und was nur ihm allein zu verdanken ist: tieffrequente Stille. Ich meine damit etwas bis dato nicht Erlebtes: Der Stabi M kann Tongebilde ordnen, Pausen einfügen, wo sie eigentlich auch sein sollten, von anderen Laufwerken jedoch verdeckt werden. Mag es noch so komplex, vielschichtig, turbulent im Tief-und Grundtonbereich zugehen, der Stabi M sorgt für Ruhe, Genauigkeit, Griffigkeit bis in unendliche Tiefen und für eine begeisternde Stabilität. Auch Ludwig Streichers Kontrabass in seiner Bottesini-Aufnahme stellt dies Laufwerk mit wunderschöner Farbe wie selbstverständlich in den Raum, ebenso wie das ihn begleitenden Klavier, gespielt von Norman Shetler. Als ich gestern Abend in memoriam Lou Reed zwei seiner Alben aus den 80ern hörte, war er  wie gegenwärtig mit  seinem Gesang und der kargen, stählernen Gittarre in „Martial Law“ und „The Last“ Shot aus Legendary Hearts.

STATEMENT

Dieser Kuzma ist wieder einmal etwas ganz besonderes. Sinnvolle Features, Ideen, auf die andere nicht zu kommen scheinen, wie die Start-Stop Fernbedienung und eine besondere Haube sind vielleicht Nebensächlichkeiten. Seine Klangeigenschaften jedoch machen den Stabi M zum Tor in den musikalischen Himmel.

PS: Dass er optisch er gestrig wirkt als dem Zeitgeist von Laufwerk-Design von heute zu entsprechen, ist subjektiv. Nachdem Dirk Sommer und ich ihn in meinem Musikzimmer aufgebaut hatten, fragten wir meine Frau nach ihrer Meinung. Ihr Statement: „Toll, ein richtiger Plattenspieler, der nach was aussieht“.

GEHÖRT MIT
Vorverstärker T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern
Equalizer für Bass LA-Audio EQ 231G
Endstufen Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping),
Zubehör Audioquest Diamond und Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden

 

HERSTELLERANGABEN
Kuzma Stabi M
Abmessungen 61/50/29 cm (B/H/T)
Gewicht 60 kg
Preis 15000 Euro

 

VERTRIEB
Gaudios KG
Anschrift Brandhofgasse 11
A 8010 Graz
Gewicht 0043 (0) 316 337175
E-Mail info@gaudios.info
Internet www.gaudios.info

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-11-01_kuzma
Freitag, 08 November 2013 01:00

Davis Acoustics MVOne

Sie möchten gerne, dass Musikhören wieder richtig Spaß macht? Ohne sich über Kabelstützen, Raumanimatoren oder Ähnliches ernsthafte Gedanken machen zu müssen? Dann hätte ich etwas für Sie!


Elegante Erscheinung, die MVOne! Die perfekte Verarbeitung trägt ein Übriges dazu bei
Elegante Erscheinung, die MVOne! Die perfekte Verarbeitung trägt ein Übriges dazu bei

Auch auf die Gefahr hin, als Frankophiler abgestempelt zu werden, möchte ich trotzdem noch einmal ein hochinteressantes Produkt aus unserem Nachbarland Frankreich vorstellen. Es geht hier um einen Vollbereichswandler aus dem Hause Davis. Neugierig, wie ich bin, habe ich das Ding einfach einmal hingestellt und eine CD aufgelegt. 50 Zentimeter von der Rückwand entfernt, ohne größeren Aufstellungs-Heckmeck, einfach mal sehen, was passiert. Taj Mahal machte den Anfang mit „Señor Blues“, einem Stück von Horace Silver aus der gleichnamigen CD. Eine Art Uptown Blues unterstützt mit lateinamerikanischer Rhythmik. An Stelle von Junior Cook und Blue Mitchell haben wir jetzt die Stimme von Taj Mahal; jedenfalls einmal etwas Neues! Und ich wurde nicht enttäuscht, die MVOne legt sofort mit unglaublicher Spielfreude los. Irgendwelche tonalen Schwächen waren aufs erste auch nicht auszumachen. Auch der typische Sound von Taj Mahals Dobro – einer Resonatorgitarre mit der typischen „Radkappe“ über dem Schallloch – kommt sehr authentisch rüber. Wenn das kein guter Anfang ist, dazu aber gleich mehr.

In der DIY Szene ist Davis als Chassishersteller seit 1966 ein Begriff durch sein vielfältiges Angebot an hochwertigen Modellen unterschiedlichster Konstruktion. Als Lautsprecherhersteller ist er in Deutschland eher weniger in Erscheinung getreten, was in Anbetracht der Qualität der Chassis eigentlich verwunderlich ist. Mit der MVOne soll sich dies nun ändern. Der Prototyp der MVOne war erstmalig auf der HighEnd 2012 zu hören und konnte dort bereits eine überzeugende Vorstellung bieten. Allerdings wollte die Firma den Prototypen nicht für einen Test herausrücken, so dass wir uns ein Jahr bis zum fertigen Modell gedulden mussten. Die Bezeichnung MV bezieht sich auf die Initialen des Firmengründers Michel Visan.

Er gehört – vielleicht mit Jacques Mahul zusammen – zu den Grands Seigneurs der französischen Lautsprecher-Szene. Visan ist im Juni diesen Jahres verstorben, so dass zukünftig sein Sohn Olivier die Geschicke der Firma weiter führen wird. Die Entwicklung des Gehäuses für die MVOne hatte Michel bereits zu Lebzeiten an seinen Sohn abgegeben.

Bei genauerem Hinsehen kann man die radialen Schlitze erkennen. Diese sollen die Membranstruktur aufbrechen. Wahrscheinlich werden sie durch die rückseitige Beschichtung wieder etwas verklebt, die Wirkung bleibt natürlich trotzdem erhalten.
Bei genauerem Hinsehen kann man die radialen Schlitze erkennen. Diese sollen die Membranstruktur aufbrechen. Wahrscheinlich werden sie durch die rückseitige Beschichtung wieder etwas verklebt, die Wirkung bleibt natürlich trotzdem erhalten.

 

Vor dem Transport in meine Wohnung protestiert beim Anblick der MVOne schon gleich einmal prophylaktisch mein Kreuz; man ist ja schließlich keine 20 mehr. 28 Kilogramm bringt ein Lautsprecher auf die Waage, so schwer ist er also gar nicht. Zum Glück hat sich unser Fotograf bereit erklärt, mir bei dieser Arbeit unter die Arme zu greifen. Oder besser gesagt, dem Lautsprecher. Diesen gibt es  momentan in zwei verschiedenen Ausführungen: in schwarzem Klavierlack, oder Rosenholz lackiert. Die Oberfläche der Klavierlack Ausführung ist perfekt – besser geht es nicht! Hier kann man sogar überprüfen, ob die morgendliche Rasur in Ordnung ist. Zur Aufstellung werden Spikes mitgeliefert, die ich zunächst nicht benutzt habe, die Basswiedergabe hatte eine gute Mischung aus Volumen und Dynamik, so dass keine Wünsche offen blieben. Durch Anbringen der Spikes kann man Bass und Grundton etwas straffen, der Bass verliert allerdings etwas an Volumen. Muss jeder für sich selbst entscheiden.

Die MVOne ist als Breitbandsystem konzipiert, enthält also nur ein Chassis, welches den gesamten Übertragungsbereich abdecken muss. Der Vorteil hierbei ist, dass keine Frequenzweiche benötigt wird, das Chassis hängt direkt an den Ausgangsklemmen des Verstärkers. Ok ok, ein Kabel brauchen wir auch noch!

Lautsprecher mit Breitbandchassis im 20-Zentimeter-Format haben schon seit Generationen für zufriedene Hörer gesorgt, irgendwie scheint mit dieser Größe eine ausgewogene Wiedergabe möglich zu sein. Das Problem bei Breitbandchassis mit hohem Wirkungsgrad ist oft, dass der Frequenzgang in den oberen Mitten ansteigt und dies mit einer entsprechenden Entzerrung wieder kompensiert werden muss. Nicht so beim 20DE8, hier wurde dieser Effekt durch die ausgeklügelte Konstruktion vermieden. Ähnliches konnten übrigens auch die Chassis von Salabert, schon wieder ein Franzose. Ich weiß, den Ruf des Frankophilen habe ich jetzt weg!

In die Entwicklung des Breitbänders 20DE8 hat Michel Visan seine gesamte 45-jährige Erfahrung einfließen lassen. Damit sollte das ultimative Chassis gebaut werden, einfach einmal schauen, was alles geht! Und nicht ständig auf die Kosten gucken.

Jedenfalls weist der 20DE8 die eine oder andere Besonderheit auf, die ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. So ist beispielsweise die mit Graphitfasern verstärkte Papiermembran radial geschlitzt. Die Schlitze sind allerdings sehr schmal, durchgucken kann man da nicht! Durch diese Maßnahme wird die Membranstruktur unterbrochen und man verspricht sich dadurch eine Unterdrückung der Membranresonanzen. Die Frage ist, inwieweit sich hiermit eine Undichtigkeit des Gehäuses ergibt. Für die Basswiedergabe sollte dies allerdings keine große Rolle spielen. Auf der Vorderseite ist die Membran mit Graphit beschichtet, rückseitig mit einer viskösen Masse. Keine Chance den Resonanzen!

Ein Riesenantrieb für eine 20er Membran! Die Öffnungen unterhalb des Spiders dienen zur Hinterlüftung, beziehungsweise dem Druckausgleich. In dieser Konstruktion steckt die ganze Erfahrung im Chassisbau von Michel Visan. 5,7 Kilogramm bringt der Antrieb auf die Waage und sorgt für eine Feldstärke von 1,25 Tesla
Ein Riesenantrieb für eine 20er Membran! Die Öffnungen unterhalb des Spiders dienen zur Hinterlüftung, beziehungsweise dem Druckausgleich. In dieser Konstruktion steckt die ganze Erfahrung im Chassisbau von Michel Visan. 5,7 Kilogramm bringt der Antrieb auf die Waage und sorgt für eine Feldstärke von 1,25 Tesla

Die Membranaufhängung besteht aus einer Schaumstoffsicke. Diese hat wesentlich weniger bewegte Masse und damit weniger mechanische Verluste. Das ist klanglich gesehen sicher die optimale Variante, allerdings muss man damit rechnen, dass die Membran nach etlichen Jahren einmal ausgetauscht werden muss. Dafür kann man mit einer sehr feinen Detailauflösung rechnen. Einen Schwirrkonus, wie man ihn manchmal zur „Verbesserung“ der Hochtonwiedergabe bei Breitbändern sieht, gibt es hier zum Glück nicht. Beim 20DE8 ist die Staubschutzkappe über der Schwingspule aus Aluminium und soll somit zu einer ausgedehnteren Hochtonwiedergabe führen. Wir werden sehen.

Für das Gehäusematerial wurde offensichtlich MDF gewählt. Der Bereich hinter dem Chassis ist zusätzlich mit Polyesterwatte bedämpft
Für das Gehäusematerial wurde offensichtlich MDF gewählt. Der Bereich hinter dem Chassis ist zusätzlich mit Polyesterwatte bedämpft

 

Als Magnetmaterial wird AlNiCo 6 verwendet, wie es bis in die 50-er früher üblich war, bis dann wegen des Kostendrucks auf billigere Materialien wie Ferrit gewechselt wurde. Der Magnet bringt 5,7 Kilogramm auf die Waage! Dazu eine Schwingspule mit 54 Millimetern Durchmesser, was für einen 20-er Breitbänder schon ungewöhnlich groß ist. Um Gewicht zu sparen, ist diese einlagig mit Aluminium Flachdraht gewickelt. Zudem ist die Schwingspule hinterlüftet. Als Membranmasse werden 9,5 Gramm angegeben, was mir in Anbetracht einer 54-Millimeter-Schwingspule bei einem 20-er Chassis mit bedämpfter Membran schon sehr wenig vorkommt. Nun ja, ich kann es nicht nachmessen. Die Chassis werden sämtlich in Troyes, Frankreich per Hand gefertigt.

Als Kennschalldruck gibt der Hersteller 94 Dezibel pro Watt und Meter an, durch die hohe Empfindlichkeit könnte die MVOne für Röhrenverstärker ab 5 Watt und Transistorverstärker ab 25 Watt geeignet sein. Ob eine 300B damit klar kommt, müsste man probieren; ein derartiger Verstärker stand mir nicht zur Verfügung. Allerdings hat die Shindo Cortese mit ihren 10 Watt Ausgangsleistung hervorragend mit der MVOne harmoniert.  

Das Chassis vereint also einige Forderungen an den „idealen“ Lautsprecher, zumindest aus „Röhrensicht“: Es arbeitet ohne Frequenzweiche, die ihrerseits wieder zu Fehlern neigt. Es besitzt einen hohen Wirkungsgrad und ist leicht anzutreiben, benötigt also keine riesigen Dämpfungsfaktoren. Das Gehäuse ist als Bassreflexkonstruktion ausgelegt, die Reflexöffnung ist unten am Gehäuse als breiter Schlitz zu sehen. Die Lage der Reflexöffnung im Gehäuse ist für die Basswiedergabe ja nicht ganz unerheblich; hier hat man sich für die Position möglichst weit entfernt vom Chassis entschieden.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-11-07_davis_shostakovic.jpgSo, nach dem gelungenen Start mit Taj Mahal wollen wir aber doch einmal sehen, ob der Lautsprecher auch mit komplexerer Musik klarkommt. Als erstes kommt Dmitri Shostakovich, das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda ins Laufwerk. Shostakovich zählt zu den bedeutendsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er schrieb zwar Hymnen für Josef Stalin, blieb aber auf Distanz zum Stalinistischen System. Die vorliegende Musik basiert auf einem Märchen von Alexander Pushkin. Auf Grund einer Kritik seiner Musik in der Pravda wurde das Märchen zu Lebzeiten von Shostakovich nie veröffentlicht und auch erst später von einem seiner Studenten fertig gestellt. Die vorliegende Aufnahme mit Dmitrij Kitajenko und dem MDR Sinfonieorchester ist interpretatorisch, aber vor allem aufnahmetechnisch hervorragend gelungen. Die Musik besteht aus einem Wechsel von kleiner Orchestrierung, gefolgt von forte-Passagen mit dem ganzen Orchester. Das Ganze erinnert ein bisschen an Peter und der Wolf von Sergej Prokofjew.

Die kleinen Gruppen werden wunderbar plastisch und sehr transparent dargestellt, auch die Pikkoloflöte mit ihrem Obertonspektrum bis über 10 Kilohertz macht dem Breitbänder keine großen Probleme. Das hat mich jetzt schon überrascht. Natürlich kann ein guter Hochtöner den oberen Frequenzbereich noch präziser abbilden, aber mit der MVOne fehlt einem nichts Entscheidendes. Die Passagen mit großem Orchester werden eher kompakt abgebildet, das Orchester zerfällt nicht in einzelne Instrumente. Man kann also nicht die einzelnen Musiker abzählen, sofern dies irgendjemand vorhaben sollte. Daneben ist grobdynamisch bei dieser Aufnahme einiges geboten, was der Lautsprecher auch entsprechend realistisch wiedergeben kann.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-11-07_davis_janemonheit.jpgAls nächstes probieren wir einmal eine Gesangsstimme, Jane Monheit mit dem Album taking a chance on love. Gleich das erste Stück: „honey suckle rose“. Das Kontrabassintro kommt schon einmal sehr glaubwürdig rüber. Der Bass ist hier sehr farbig und auch sehr direkt aufgenommen, was die MVOne auch mit allen Nuancen wiedergibt. Wir erinnern uns, der tiefste Ton beim viersaitigen Kontrabass ist 41 Hertz, in diesem Bereich wird sehr viel Luft bewegt, kleine Chassis können da schon einmal in Schwierigkeiten kommen. Mit klein meine ich auch ein 20-er Chassis. Kein Problem aber für die MVOne. Töne unterhalb dieser Frequenz können sowieso nur von sehr wenigen Instrumenten wiedergegeben werden, wie beispielsweise einem Kontrafagott oder einer großen Orgel. Und natürlich auch nur dann, wenn sie innerhalb der Komposition vorkommen. Ähm, was wollte ich eigentlich, ach ja, die Stimme von Jane Monheit. Wenn alles perfekt stimmt, steht bei dieser Aufnahme die gute Jane direkt vor einem im Wohnzimmer. Diese Illusion klappt mit der MVOne ganz hervorragend, zudem kommt hier die ganz große Stärke des Lautsprechers zum Tragen: die natürliche und homogene Mittenwiedergabe. Trotzdem wird hier nichts geschönt, die teilweise etwas vorlauten Sibilanten bleiben uns auch mit der MVOne erhalten.

b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-11-07_davis_stgermain.jpgSodele, jetzt wollen wir doch einmal sehen, ob wir die MVOne auch ein bisschen ärgern können. St. Germain Tourist ist eine CD, die vor einigen Jahren in München bei jedem „In“-Friseur gelaufen ist. Das soll keine Bewertung sein, die Musik ist sehr gut gemacht. Dieses Album des französischen Künstlers Ludovic Navarre könnte man vielleicht als Mischung aus House und NU Jazz bezeichnen. Neben den elektronischen Arrangements von Navarre sind auch noch Musiker mit akustischen Instrumenten von der Partie. „Rose Rouge“ ist der erste Titel, bei dem es gleich zur Sache geht. Hier lässt die MVOne gleich einmal nichts anbrennen, in Verlegenheit bringen kann man sie mit den Keyboard-Bässen nicht. Leicht kann man auch hören, dass der treibende Rhythmus am Anfang aus dem Computer stammt und lediglich von dem Percussionisten etwas aufgebretzelt wird. Die gestopfte Trompete von Pascal Ohse erinnert sehr stark an den warmen Sound von Miles Davis. Ohse benutzt den gleichen Harmon Dämpfer wie Miles, mit dem dieser typische Mickey Mouse Sound möglich ist. Die Musik lebt sehr stark von den dynamischen Fähigkeiten der Musikanlage und hier kann die MVOne deutliche Akzente setzen.


Am Ende einer langen HiFi Entdeckungsreise landet jeder entweder bei einem Breitbänder oder einem Hornsystem. Sagt man. Common Wisdom, oder wie der Kerl heißt. Die Auflösung der MVOne kommt im Hochtonbereich nicht an meine Feldspulentreiber von Wolf von Langa heran. Das will die MVOne auch gar nicht. Ihre Stärken liegen eindeutig – welche Überraschung – in der Homogenität der Wiedergabe. Diese lässt sich bei einem Mehrwegesystem allenfalls mit einem Koaxialtreiber erreichen.

Wenn ich einen Aspekt der Wiedergabe neben der Homogenität hervorheben wollte, dann wäre es „Lebendigkeit“. Die MVOne ist auf Grund ihres dynamischen Antritts immer hellwach und lässt die Musik nicht irgendwie teilnahmslos dahinplätschern. Der Lautsprecher fordert immer eine Art aktive Teilnahme an der Musik, nebenher Zeitung lesen geht nicht. Zudem ist er hervorragend ausbalanciert, funktioniert also sowohl bei Jimi Hendrix Fans als auch bei Klassikhörern.

Wie kommt bloß der Fußabstreifer in die Box? Diese Art von Dämmmatten hatte ich bisher auch noch nirgends gesehen. Um nicht unnötig Wirkungsgrad zu verschenken, ist der Lautsprecher relativ wenig bedämpft
Wie kommt bloß der Fußabstreifer in die Box? Diese Art von Dämmmatten hatte ich bisher auch noch nirgends gesehen. Um nicht unnötig Wirkungsgrad zu verschenken, ist der Lautsprecher relativ wenig bedämpft

Typische Einschränkungen bei Breitbandsystemen sind immer die Frequenzenden. Wobei die Basswiedergabe in meinem 130 Kubikmeter großen Raum druckvoll und konturiert ist, aber nicht unendlich tief in den Basskeller hinab geht. Was auch bei einem 20-er Chassis mit hohem Wirkungsgrad die Grenzen der Physik sprengen würde. Für einen ausgedehnten Hochtonbereich muss der Lautsprecher natürlich auf den Hörer angewinkelt und die Abdeckung abgenommen werden. Wegen der großen Abstrahlfläche neigen Breitbänder prinzipiell dazu, den Hochtonbereich zu bündeln. Auch ist der Schalldruck im obersten Hochtonbereich leicht vermindert. Wenn also jemand heraushören will, ob das Zildjian Ridebecken am Schlagzeug handgehämmert ist oder nicht, muss er sich vielleicht woanders umsehen.

Die Musik kommt aus den Mitten, oder wie Paul Klipsch einmal gesagt hat: „the midrange is where we live“. Dieser alte Spruch bewahrheitet sich mit der MVOne wieder sehr deutlich. Und dies ist ein Bereich, den die MVOne überdurchschnittlich gut wiedergeben kann. Die Wiedergebe hängt zudem sehr stark von der Qualität der vorgeschalteten Elektronik ab. Ich hatte den Lautsprecher mit verschiedener Elektronik probiert, deren unterschiedliche Charaktere mit der MVOne sehr deutlich gezeigt wurden.

Mit den beigefügten Spikes lässt sich die Basswiedergabe zusätzlich straffen, dies war bei meiner Aufstellung allerdings nicht erforderlich. Wie bei den meisten Lautsprechern sollte man jedoch eine Position in den Raumecken vermeiden
Mit den beigefügten Spikes lässt sich die Basswiedergabe zusätzlich straffen, dies war bei meiner Aufstellung allerdings nicht erforderlich. Wie bei den meisten Lautsprechern sollte man jedoch eine Position in den Raumecken vermeiden

Die räumliche Abbildung hängt natürlich sehr stark von der Aufstellung ab. Wenn der Lautsprecher – so wie bei mir – weniger als einen Meter von der Rückwand entfernt steht, ist die Abbildung mehr breit als tief. Aber es ist schon verblüffend, wenn ein Musiker fast greifbar außerhalb der Lautsprecherbasis erscheint. „Mit den Händen zu greifen“ hätten unsere Juristen gesagt. Für mich ist immer interessant, ob sich eine Komponente beim Langzeithören bewährt. Manche Effekte wirken anfangs vielleicht interessant, gehen einem aber nach einer Weile auf den Keks. Und hier hatte ich wegen der Aluminiumkalotte an dem Chassis zunächst Bedenken, die aber unbegründet waren. Mit geeigneter Elektronik kann man mit dem Lautsprecher stundenlang Musik hören. Zudem ist die Verarbeitung des Lautsprechers hervorragend und mit der perfekten Klavierlack-Optik könnte sich wohl auch so manche bessere Hälfte anfreunden.


b_250_0_16777215_10_images_content_tests_13-11-07_davis_fritzreiner.jpgAn was erinnert mich die Optik des Lautsprechers nur die ganze Zeit? Genau! Stanley Kubrick’s 2001: A Space Odyssey. Der Monolith aus dem Film! Deshalb ganz schnell noch das Intro von Also sprach Zarathustra von Richard Strauss aufgelegt. Viel weiter sind die meisten Hörer bei dieser Musik eh’ nicht gekommen. Diesmal nicht die Filmmusik mit Karl Böhm und den Berlinern, sondern Fritz Reiner und das Chicago Symphony Orchestra. Die Tondichtung beginnt damit, dass Zarathustra vor die aufgehende Sonne tritt und zu den Menschen hinabsteigt. Einen einprägsameren Sonnenaufgang in der Musikgeschichte kenne ich nicht. Das Tremolo der tiefen Streicher bietet die ideale Grundlage für das Naturschauspiel in dem sich die Sonne ankündigt. Angetrieben von Paukenschlägen wird der strahlende C-Dur Höhepunkt erreicht, am Schluss unterstützt von der Orgel, die der Musik noch einen religiösen touch beimischt. Um das Ganze – frei nach Nietzsche – philisterhaft zu betrachten, was macht die MVOne mit dieser Musik? Nun, bei diesem Riesenspektakel kommt die Intention des Komponisten sehr gut rüber, hier könnte man sich natürlich etwas mehr Volumen wünschen. Aber wir wollen auch einmal die Kirche im Dorf lassen, was das 20-er Chassis hier bieten kann, ist schon erstaunlich. Außerdem sollte dies in einem kleineren Raum genau die richtige Größe sein.

STATEMENT

Ungewöhnlich lebendig und natürlich aufspielender Allrounder, der in meiner Anlage eine beeindruckende Vorstellung ablieferte. Wenn man diese Homogenität der Wiedergabe einmal im Ohr hat, ist es schwer, wieder davon wegzukommen. Unbedingt anhören, vielleicht ist die Suche damit beendet.
GEHÖRT MIT
CD-Laufwerk Ayon CD-T
DAC Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, van den Hul Grasshopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SE
Lautsprecher WVL A100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Auditorium 23 LS

 

HERSTELLERANGABEN
Davis Acoustics MVOne
Frequenzbereich 40 - 20000 Hz +/-3dB
Belastbarkeit 100 Watt
Wirkungsgrad 94 dB/Watt/m      
Abmessungen (B/H/T) 27/100/50cm
Gewicht 28 kg
Preis 7000 Euro

 

HERSTELLER
Davis Acoustics
Anschrift 70 Rue de paix
10000 Troyes
France   
E-Mail info@davis-acoustics.com
Internet www.davis-acoustics.com   

 

VERTRIEB
bt Hifi Vertrieb
Anschrift Hauptstraße 27
40699 Erkrath
E-Mail team@bthifi.com
Internet www.bt-vertrieb.de


Das Logo auf der Rückwand hebt sich plastisch von dem Klavierlack ab. Wie das wohl in der Holzversion aussieht?
Das Logo auf der Rückwand hebt sich plastisch von dem Klavierlack ab. Wie das wohl in der Holzversion aussieht?

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-11-07_davis

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.