Der nicht abreißen wollende Besucherstrom am Samstag lässt auf eine sehr erfolgreiche Messe schließen. Am Sonntag wird es, wie stets, etwas ruhiger. In Gesprächen konnte ich überaus positive Meinungen hören. HiFi-Freunde hatten interessante Geräte entdeckt, auf die zu sparen lohnte, hatten den einen oder anderen Einkauf getätigt wie LPs, Masterband-Kopien oder Einstell-Schablonen. Ausländische Hersteller fanden Vertriebe, die in Deutschland ihre Neuheiten verkaufen werden, ebenso deutsche Hersteller, die die Produkte nun in anderen Ländern vermarkten und so die wirtschaftliche Existenz oft kleiner, audiophiler Hersteller sichern. Mir haben die Vorführungen gefallen. Nicht alle waren wirklich gut aber die meisten; und das ist für eine Messe mit doch eingeschränkten akustischen Voraussetzungen erfreulich und ein Lob wert – aber so sollte es auch sein, wenn es um Musik geht.
Das Interesse ist groß. Besucher von Industrie und Handel und vor allem HiFi-Fans beleben pünktlich an 10 Uhr die Ausstellungshallen und Foren. Der Einlass funktioniert zügig und reibungslos. Die Organisatoren haben gut gearbeitet. Man sollte sich als Besucher etwas vorbereitet haben, denn überall zu schauen, geschweige denn zu hören ist selbst in mehreren Tagen nur schwer zu schaffen. Die großen Marken zeigen sich imposant. Unbekanntere sollte man nicht übersehen. Es gibt viel zu bestaunen.
Strom, teuer und sowohl in seiner Entstehung als auch in seiner Qualität fragwürdig, ist nun mal die Energiequelle für unser Musikvergnügen in den eigenen vier Wänden. Und so wie er aus der Steckdose zur Verfügung steht, ist er nicht jedem willkommen. Ein Netzfilter von Mudra Akustik kann daran was ändern. Im Langzeitversuch habe ich mich mit dem NF 4 FR beschäftigt.
Die hohe Geschwindigkeit des technischen Fortschritts genau so wie die Innovationsfreudigkeit, bergen auch Gefahren in sich: Es gibt technisch ausgereifte Konzepte und Produkte, die vor Jahren entwickelt wurden und seitdem unverändert gut ihren Zweck erfüllen. Dummerweise finden sie in den Medien kaum noch Erwähnung, weil sie ja bereits sozusagen abgearbeitet wurden. Hingegen werden medial neuere technische Lösungen hofiert, die auf das gleiche oder ein ähnliches Ergebnis zielen. So kann es passieren, dass ein bewährtes Konzept langsam in Vergessenheit gerät, obwohl es, gemessen an seinem Nutzen, nach wie vor top aktuell ist. Das ist natürlich nicht sinnvoll, weder für den Hersteller dieser Ware, denn er hat es nicht verdient, noch für den potentiellen Käufer, denn der wird nicht darauf aufmerksam gemacht. Mit so einem Langzeit-Produkt haben wir es hier zu tun. Bereits vor rund zehn Jahren wurde in der kompetenten Fachpresse der HiFi-Szene über die Netzfilter aus dem Hause Mudra Akustik euphorisch berichtet.
Mudra Akustik ist beheimatet am Rande der Eifel. Firmengründer und kreativer Gestalter der vielseitigen Produktpalette ist Michael Mudra, Über die Jahre hat Michael Mudra ein umfangreiches Sortiment aufgebaut, in dem es schon für relativ kleines Geld sinnvolles Zubehör zum Thema Stromversorgung gibt. Der NF 4 FR gehört in der Angebots-Palette von Mudra Akustic ins obere Segment, auch gemessen an Preis und Gewicht. Schwere, sauber vergossene Trenntrafos sind wesentlicher Grund für die stattlichen 34 Kilogramm. Die Trafo bilden gemeinsam mit der implantierten Filtertechnik und den Sicherungsautomaten das Konzept zur Optimierung des Stroms für die hifidele Nutzung. Das Gehäuse besteht aus Aluminium-Profilen und ist einwandfrei verarbeitet, zweckmäßig und schnörkellos. Es ruht auf vier schwarzen, mechanisch entkoppelnden Spezial-Füßen.
Neun abgedeckte Netzsteckdosen sind rückseitig in Reihe platziert und den jeweiligen Trenntrafos zugeordnet. Der NF 4 FR enthält davon vier Stück. Alle sind zum Zwecke der Brumm-Optimierung voll vergossen. Zwei von ihnen, mit einer Leistung von je 200 VA, sind vorgesehen für Geräte wie CD-Player, Vorverstärker oder DA-Wandler und ähnliches, also für Komponenten mit bescheidenerem Strom-Verbrauch. Sie bilden jeweils eine eigene Gruppe, an der beispielsweise analoge Bausteine und andererseits digitale Komponenten durch die Trafos galvanisch entkoppelt betrieben werden können. Für leistungshungrige Komponenten wie Vollverstärker oder Endstufen gibt es eine weitere Sektion: Zwei Trafos mit je 1000 VA sind so geschaltet, dass sie mit 2000 VA Gesamtleistung für den Anschluss von Komponenten mit einer entsprechend hohen Stromaufnahme ausgelegt sind. Der Vorteil von zwei kleineren Transformatoren gegenüber der Variante mit einem großen Trafo liegt nicht nur in der zweckmäßigen Bauform, sondern in der Physik begründet. Die nachteiligen Speicher-Effekte in den Eisenkernen und die damit verbundenen Molekular-Trägheit sind bei zwei Trafos deutlich geringer als bei einem einzigen großen. Zwei kleinere sind also bei Wechselstrom deutlich schneller in ihrer elektromagnetischen Ausrichtung. Voraussetzung für die parallele Arbeitsweise ist jedoch unbedingt ein Höchstmaß an Gleichheit der Trafos. So wäre ein paralleles Betreiben von vier nochmals verkleinerten Trafos mit noch weniger Speicher-Effekten eben deshalb so gut wie nicht möglich.
Schon zwei gleiche Trafos, wie hier verwendet, benötigen eine enorme Präzision in der Fertigung und paarige Selektion, um auf die benötigte Gleichheit zu kommen. Trenntrafos bewirken eine galvanische Entkopplung im Verhältnis eins zu eins, primär und sekundär. Wichtig bei ihrer Dimensionierung ist, dass auch kurzzeitiger, hoher Strombedarf vom Trenntrafo zur Verfügung gestellt wird. Ist er dazu nicht in der Lage, wird der Trafo der angeschlossenen Komponente nicht hinreichend bedient. Die Impulsspitzen bei kurzzeitiger hoher Leistungsaufnahme würden mangels Strom abgeschnitten. Das Klangbild würde hörbar an Dynamik und Lebendigkeit einbüßen. Der Trenntrafo muss demnach gegenüber dem Bedarf der folgenden Bausteine auf jeden Fall überdimensioniert sein. Dies ist natürlich mit vertretbarem Aufwand nicht in jeder beliebigen Größenordnung realisierbar und vernünftig. Irgendwann werden die Trafos zu groß und damit auch zu kostspielig, so dass der Aufwand den Vorteil nicht mehr rechtfertigen kann. Für Endstufen mit sehr hohem Leistungsbedarf ist der Weg über den Trenntrafo somit nicht gangbar. Für diese Situationen gibt es bei Mudra Akustik Lösungen mit entsprechenden Netzfiltern, kombiniert mit Trenntrafos für die weniger stromgierige Peripherie. Solche Geräte im Mudra-Akustik-Portfolio sind beispielsweise die Max Netzleiste oder das flexibel gestaltbare Netzfilter FX.
Auch in unserem NF 4 FR arbeiten nicht alleine die beschriebenen Trenntrafos: Sie werden ergänzt durch weitere wichtige Filter-Bausteine. Ein Einschaltstrombegrenzer-Block 16A reduziert die Einschaltstromspitzen der Trafos auf für die Sicherungen verträgliche 16 Ampere. Der Überspannungsschutz Epcos 250V begrenzt die Netzspannung am Eingang auf 250 Volt. Er schützt die angeschlossenen Geräte vor täglichen Spannungsspitzen aus dem Netz und ist spannungssicher bis 15.000 Volt. Der Epcos 20 A Baustein ist laut Michael Mudra ein Netzfilter mit stark ansteigender Dämpfung bezogen auf die Frequenz und dient dem sicheren Entfernen von HF-Verunreinigungen auf den Leitungen. Denn Netzkabel sind gute Antennen für Hochfrequenz. „Die Filterung einzelner Geräte“, so Michael Mudra, „bringt in der Regel keinen Erfolg. Geräte mit Schutzleiteranschluss haben eine direkte Verdrahtung von Schutzleiter, Metallgehäuse, Netzteilmasse und Elektronikmasse. Durch das NF-mäßige Verkabeln der Geräte untereinander mit Cinch oder XLR werden alle Elektronikmassen idealerweise potentialmäßig gleichrangig miteinander verbunden. Filtert man also nur ein Gerät stromseitig, dann werden die Hochfrequenzstörungen über die NF-Massen übertragen. Auch sogenannte VDE-Kondensatoren in manchen Geräten helfen hier nicht, weil sie hochfrequent offen sind.“
Michael Mudra ist sehr pragmatisch und erfreulich klar und ehrlich im Bezug auf die Fähigkeiten und sinnvollen Einsatzmöglichkeiten seiner Stromverbesserer. So weist er auch stets darauf hin, dass ein HiFi-Gerät eventuell nicht zu seinen Netzfiltern passt. Das kann der Fall sein, wenn es selber bereits mit einer Netzreinigung ausgestattet ist. Zwei Filter hintereinander können das Klangbild negativ beeinträchtigen, die Musik geradezu ausbremsen. Darum sind individuelle Konzepte absolut sinnvoll. Das richtige Netzfilter, auch durchaus im Hinblick auf künftige Variationen der HiFi-Anlage lässt sich im Gespräch Michael Mudra oder einem seine Fachhändler problemlos ermitteln. Seinen Kunden bietet er auch das Probieren in den eigenen vier Wänden an. Dies ist sinnvoll, denn die Klanggewinne eines Netzfilters lassen sich nicht an jedem Standort und zu jeder Tages- beziehunsweise Nachtzeit rekonstruieren. Entscheidend für den möglichen klanglichen Vorteil ist logischerweise der Grad der Verunreinigung des Stroms. Und der ist von vielerlei abhängig. Es ist wenig bedeutsam, ob die Verunreinigung im eigenen Haushalt oder im Umfeld ins Netz gelangt. Außerdem kann sie im Laufe des Tages erheblich schwanken. Somit macht es Sinn, Netzfilter über längere Zeit zu testen. Schnelles Hin- und Her-Schalten wäre nur eine Moment-Aufnahme. Eines ist sicher: Wenn das Gerät in seiner Dimensionierung richtig gewählt ist, darf man auf jeden Fall eine Steigerung der Klangqualität seiner Anlage erwarten. In welchem Maße dies zutrifft, ist eben von der Verunreinigung abhängig und natürlich auch von der persönlichen Bewertung. Schließlich haben die Netzfilter ja auch ihren Preis.
Über sechs Monate habe ich den NF 4 FR nun immer wieder an unterschiedlichsten eigenen und an Test-Geräten benutzt. In dieser Zeit strahlt er mit seiner funktionalen schlichten Optik, stets unten im Audio-Rack platziert, Solidität aus und fällt akustisch immer wieder positiv auf. Dies deshalb, weil ich die eine oder andere CD oder Schallplatte so nicht in Erinnerung hatte. Das Erfreuliche aus meiner Sicht ist die Konstanz des qualitativen Einflusses, die das NF 4 FR bewirkt. Er ist nicht immer gleich ausgeprägt. Es reicht von kaum wahrnehmbar bis eindeutig und unüberhörbar.
In keinem einzigen Falle habe ich eine nachteilige Veränderung wahrgenommen. Das beachtlichste und nachhaltige Phänomen ist in der Summe meiner Hörerfahrung mit dem NF 4 FR, dass es eine solide Ruhe in das musikalische Geschehen einbringt. Alles Nervige – auch wenn man es nicht so direkt erkennt, sondern es nur unterschwellig als beunruhigend wahrnimmt – wird eliminiert. Die Musik klingt gelassener und auf soliderem Grund gebaut. Dabei gewinnt sie an Pepp und Ordnung. So wirken Stimmen standfester und große Klangkörper wie Orchester präsentierten sich feiner: Ich konnte quasi tiefer in sie hineinsehen. Die auffällige Exaktheit im Bass steigert das Vergnügen an der Musik. All diese Eindrücke liegen oftmals in Größenordnungen, die andernorts für wesentlich mehr Geld erkauft werden müssen.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audio-Player | Amarra 2.4 oder Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Benz-Micro Glider L2 |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond und Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
Herstellerangaben
Mudra Akustik NF 4 FR
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Abmessungen B/T/H | 434/360/133 mm zzgl. 30 mm für die Füße |
Gewicht | 34 kg |
Preis | 2600 Euro in der hier besprochenen Version |
Garantie | 5 Jahre |
Vertrieb
Mudra Akustik, Michael Mudra
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Anschrift | Buchenweg 15 53894 Mechernich |
Telefon | 02443 9029329 |
Internet | www.mudra-akustik.de |
info@mudra-akustik.de |
Mittlerweile ist schon sehr auffallend, dass an dem Händlertag am Donnerstag nur sehr wenige Händler die Zeit aufbringen können, unter der Woche die Messe zu besuchen. Anders sieht es dann an den folgenden Tagen aus, an denen ein riesiger Ansturm herrscht. Erstaunlich auch die Zahl der Besucher aus Asien, hier ist der Anfahrtsweg ja nun nicht gerade kurz. Scheinbar ist in diesen Ländern das Interesse an Highend und damit natürlich auch an der Musik sehr groß. Erfreulicherweise war auch zu sehen, dass sich immer mehr Aussteller sich mit den ungünstigen akustischen Bedingungen arrangiert haben. Natürlich kämpfen alle mit den Problemen im Bassbereich, aber insgesamt gab es wesentlich mehr Aussteller, die mit teilweise massiven akustischen Maßnahmen einen hervorragenden Klang hinbekommen haben. Das Gegenteil war allerdings auch zu hören, oder anders ausgedrückt, wenn der Raum nicht mitspielt, nützt auch die teuerste Komponente nichts. Den Titel best Sound of the Show werde ich mir verkneifen, obwohl ich durchaus Kandidaten dafür hätte. Muss jeder selbst herausfinden.
Mein erster Tag auf der Highend dient dem Besuch der Aussteller in den großen Hallen, wo neben vielen namhaften und etablierten, reichlich relativ oder bis dato gänzlich unbekannte Hersteller voller Stolz ihre audiophile Ware präsentieren.
Eindeutig wohler fühlte sich, denke ich, jeder Besucher in den Hallen und Ausstellungsräumen als draußen im Regen. Das Angebot an Ausstellern und Marken ist auf dieser Highend groß wie in keinem Jahr zuvor. Somit liegt vor uns eine Mammutaufgabe, weil wir Autoren von HiFiStatement Ihnen natürlich so viel wie möglich nahe bringen wollen. HiFistatement hat in Partnerschaft mit Lutz Precision einen Stand in Halle 3 und wir somit auch ein Refugium, um uns zwischendurch zu stärken und erste Eindrücke auszutauschen.
Die international wichtigste Hifi-Messe 2014 – die High End in München – hat begonnen.
Während die meisten Besucher und auch wir die Fülle der Neuigkeiten verarbeiten, können Sie dank der opulenten Sammlung erster Impressionen unseres Fotografen Helmut Baumgartner den ersten Messetag nacherleben. Genießen Sie auf den folgenden neun Seiten die Illusion, gestern mit dabei gewesen zu sein.
Perfektes Timing! Auf meinem Laptop hatten sich einige HiRes-Musikdateien versammelt, wie gemacht für eine Vorführung auf der kommenden HIGH END. Unumgänglich war allerdings eine akustische Sichtung. Und genau da rief Dirk an und bot mir den ifi iCAN nano zum Test an. Her damit, denn der kleine Amp verspracheine angemessene Verstärkung der hochkarätigen Stücke
Angeliefert in der gleichen schmucken Verpackung wie der bereits getestete ifi iTube, überrascht beim Auspacken das umfangreiche Zubehör des iCAN nano.
Neben dem adretten Verstärker befinden sich ein kleiner Schraubenzieher, eine Transporttasche, schützende Gummiringe, RCA-Verbindungskabel sowie 3,5mm Klinke, Adapter 6,3mm Klinke auf 3,5 mm, Füßchen und das obligatorische Netzteil im Inneren der Box
Die englische Bedienungsanleitung ist kurz und griffig, offene Fragen gibt es nach der Lektüre nicht. Auf der Vorderseite des tadellos verarbeiteten Gehäuse dominiert der Lautstärkeregler und die 6,3-Millimeter Klinkenbuchse für den Kopfhörer. Mittels zweier Kippschalter werden die Signalströme über die Funktionen „XBass“ und „3D HolographicSound“ umgeleitet – wobei die letztgenannte Schaltung vom Pionier der Aufnahmetechnik Alan Downer Blumlein inspiriert ist. Rückwärtig füllen der parallel geschaltete RCA- respektive Klinken-Eingang – es sollte also immer nur ein Eingang genutzt werden – sowie der Stromanschluss die knappe Fläche aus.
Eine kleine Leuchtdiode auf der Oberseite signalisiert den Betriebszustand. Blau steht für „Laden“, grün für „Betriebsbereit“ und rot für „Will ans Ladegerät“. Dank seines Li-Polymer-Akku ist der ifi iCAN nano ein netzunabhängiger Begleiter, der nicht nur Laptops musikalisch aufwerten kann, sondern auch alle anderen mobilen Quellen, mit deren Kopfhörerausgang er verbunden wird.
Eine Akku-Laufzeit von bis zu 70 Stunden gibt der Hersteller an, wobei der Energiehunger des verwendeten Kopfhörers bei der Bemessung die entscheidende Größe ist. Im Selbstversuch ging der Energiespeicher eines iPad deutlich vor dem Reservoir des iCAN nano in die Knie. Zurück zum Gehäuse. Abhängig vom Zuspieler kann die Vorverstärkung auf der Unterseite in zwei Stufen justiert werden, hier kommt der beiliegende Schraubenzieher zum Einsatz.
An meinem MacBook und dem Vorverstärker reichten sechs Dezibel aus, iPhone und Co. präferierten die 18-Dezibel-Einstellung. Die Anmutung des Gehäuse, die Passgenauigkeit der einzelnen Elemente, die Haptik sowie der Gleichlauf des Volumenstellers sind ob des aufgerufenen Verkaufspreises bemerkenswert. Aber „Grau is alle Theorie – entscheidend is auf'm Platz“. Der große Vorteil des iCAN-nano-Konzeptes ist die einfach Handhabung. Statt des Kopfhörers wird der Verstärker mit dem Ausgang des Abspielers verbunden. Aufwendige Einstellungen in dem Betriebssystem sind somit überflüssig.
Nach Drehen des Volumenreglers tritt der iCAN mit einem sanften Plop seinen Dienst an. Ohne Signal ziehe ich den Regler auf Maximum, keinerlei Störgeräusche erreichen die kleinen Schallwandler. Vernehmlich rauscht es allerdings im Sennheiser HD 800, als der digitale Datenfluss im Laptop namens „Killing Me Softly with His Song“ startet, aber das ist ausschließlich den alten Originalbändern geschuldet. Lustlos und lahm tönt der Hörer bei dieser wunderbaren Aufnahme von Roberta Flack, wenn er direkt mit Apples Notebook verbunden wird. Jetzt ist aber alles ganz anders. Erheblich mehr Kraft, eine größere Bühne und mehr Details im Hochton kennzeichnen den Vortrag von Roberta via ifi iCAN nano.
Tugenden, die sich mit allen weiteren Musikstücken problemlos reproduzieren ließen. Und so verstärkte der Headamp trefflich die Kompositionen von Bach („Nun kommt der Heiden Heiland“) bis Yes („Awaken“), bei Bedarf mit erheblicher umverzerrter Lautstärke.
„3D HolographicSound“ und „XBass“ waren in diesen ersten Runden noch nicht aktiv. Zugeschaltet verändert sich das Klanggeschehen deutlich, wobei beide Schaltungen das bieten, was Ihre Namen jeweils versprechen. „3D HolographicSound“ erweitert den Raum nachhaltig, jedoch verliert die Darstellung ein wenig an Stabilität. Der leichte Aderlass im Bassbereich wird durch „XBass“ effektiv kompensiert, der kleinere Sennheiser HD 229 wusste dies sehr zu schätzen.
Eine Hängematte gespannt zwischen zwei alten Bäumen wird der Ort für den zweiten Teil des Testtages. Statt Laptop und HiRes-Files heißt es jetzt iPad und MP3-Kost. Dank des kleinen Gehäuses mit seinem niedrigen Gewicht ist der mobile Einsatz für den iCAN kein Problem, nur der etwas klobige HD 800 wirkt hier ein bisschen deplatziert.
Schon nach „The woman singing“ von Blue Tofu ist der deutliche Zugewinn an musikalischen Leben greifbar. Aber auch datenreduzierte Dateien mit klassischer Musik von Witold Lutoslawski - „Concert for Orchestra“ - oder Jazz von Joachim Kühn, scheinen spürbar mehr vom ifi iCAN nano zu profitieren, als deren umkomprimierte Zwillinge.
Was Wunder, ist doch der kompakte Kopfhörerverstärker genau für dieses Szenario entwickelt worden.
Zum Abschluss verdrängte das zierliche Kästchen den vorhandenen Kopfhörerverstärker von seinem Stammplatz in der heimischen Musikanlage. Das Ergebnis verblüffte, denn mit viel Temperament nutzt der nano seine Chance. Und so musste ich nach „High water everywhere“ von Joe Bonamassas Live from the Royal Albert Hall erst einmal die alten Verhältnisse wieder herstellen, um das Gehörte richtig einordnen zu können. An wuchtiger Spielfreude herrscht mit dem ifi bei diesem Kracher wahrlich kein Mangel. Die zarten Töne von Rene Aubry kitzelten da schon mehr Unterschiede heraus: Feines wirkte weniger ausdifferenziert, rauer die Ausführung, fahriger die räumliche Darstellung – Abstufungen, die allerdings vor dem Hintergrund des Preisunterschiedes fast schon irrelevant sind.
„3D HolographicSound“ sowie „XBass" erwiesen sich in diesem „großen“ Umfeld als entbehrlich, das gebotene Signal benötigte derlei Aufbesserung nicht. Anzumerken wäre noch, dass sich trotz der gebotenen Qualitäten des ifi iCAN nano unter Umständen ein Blick in das Portfolio von ifi lohnt. Denn dort ist der iDSD nano zu finden. Ausgestattet mit einem ähnlich leistungsfähigen Akku werden in dem kompakten Gehäuse ein Kopfhörerverstärker mit einem DSD-fähigen D/A Wandler, der seinen Input aus den portablen Alleskönnern digital abschöpft, kombiniert. Ebenso unkompliziert wie mit dem iCAN nano gelingt die Anbindung allerdings nicht.
GEHÖRT MIT | |
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Mobil Audio | Apple iPhone / iPad / MacBook |
Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109 / Minim Server / UpnP Kontroll Linn Kinsky / Media Center 18 |
Phono | AMG Laufwerk & Tonarm, Ortofon black, Benz Ruby |
Phonoentzerrer | Trigon Vanguard II & Volcano III |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25 + |
Kopfhörerverstärker | Lake People G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 / HD 229 |
Kabel | Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
HERSTELLERANGABEN AMR Ifi iCAN nano | |
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Eingang | 1 x Chinch 1 x 3,5 mm Klinke |
Ausgang | 1 x 6,3 mm Klinke / Adapter für 3,5 mm liegt bei |
Versorgungsspannung | Akku 1400 mAh Li-Polymer / Netzteil 9 Volt |
Akku-Laufzeit | ca. 70 h (abhängig vom eingesetzten Kopfhörer) |
Verstärkungsfaktor | Mit DIP Schalter einstellbar, 6 dB / 18 dB |
Verzerrungen / harmonisch | < 0,02% THD |
Ausgangsleistung | < 150 mW |
Ausgangsspannung | > 3.3 V (>100 Ohm) |
Leistungsaufnahme | < 4 W |
Abmessungen (H/B/T) | 28/68/106 mm |
Gewicht | 170 g (ohne Netzteil) |
Preis | 170 Euro |
VERTRIEB WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik | |
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Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | 06187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.ifi-audio.de |
Schön, dass sie endlich da sind. Denn ich hatte gespannt auf sie gewartet. Vor einem halben Jahr durfte ich die Audio Exklusiv P 3.1 Elektrostaten testen. Jetzt stehen die großen P 6.1 in meinem Musikzimmer. Was können sie mehr?
Es gibt bei Vielem im Leben Licht und Schatten. Fangen wir mit dem Schatten an. Denn klein sind die P 6.1 beileibe nicht. Mit beinahe zwei Metern Höhe und 68 Zentimete Breite haben sie annähernd das Format einer Zimmertür. Damit ist die Platzierung im Raum nicht so ganz einfach, auch wenn die geringe Tiefe des Paneels von nur sechs Zentimetern den Lautsprecher erfreulich leicht wirken lässt. Dieser angenehme Eindruck wird gesteigert durch die Lichtdurchlässigkeit der elektrostatischen Folie und des Akustikstoffes. Der ist im Falle meines Test-Exemplars schwarz. Möglich sind auch andere Farben, da gilt auch für die seitlichen Rahmenhölzer. Meine P.6 sind in chicen kupfer-metallic lackiert. Kleine Räume sind eher nicht der Bestimmungsort für die P 6.1. Nicht nur aus optischen Gründen, vor allem wegen der akustisch korrekten Aufstellung und eines angemessenen Hörabstandes sollte der Hörraum – geeignete Proportionen unterstellt – doch 25 Quadratmetern, gerne aber mehr zu bieten haben. Wie auch die kleineren Audio Exklusiv P 3.1 benötigen die großen Geschwister etwa den gleichen Abstand zur Rückwand haben, nämlich 70 bis 120 Zentimeter. Auch seitlich ist etwas Raum sinnvoll, aber der ist weit weniger bedeutsam als der rückwärtige Abstand zur Wand. Von der korrekten Platzierung im Raum profitieren vor allem die Tiefton-Wiedergabe und die Abbildung der akustischen Bühne. Natürlich muss bei der auffälligen Erscheinung der P 6.1 auch der optische Eindruck stimmen. Etwas Mühe und Feingefühl bei der Platzierung werden sicher belohnt.
Technisch sind sich P 3.1. und P 6.1 erwartungsgemäß sehr ähnlich. Die P 6.1 hat jedoch im Unterschied zur kleineren Audio Exklusiv ein zweites elektrostatisches Paneel. Das jeweils zur Mitte zwischen linkem und rechtem Lautsprecher angeordnete Paneel ist bei beiden Modellen identisch. In ihm kommt die besondere Technologie zur Anwendung, die seinerzeit der Audio-Exklusiv-Gründer Gerd Pütz entwickelte und mit der er anfangs der 80-er Jahre bereits für Furore sorgte. Dass nach seinem leider sehr frühen Tode nun seit 2009 Andreas Schönberg Inhaber des Unternehmens Audio Exklusiv ist, hat dem Erbe des Firmengründers keinesfalls geschadet: Liebevoll haben sich Andreas Schönberg und sein Team der vorhandenen Produkte angenommen und sie mit modernen Produktionsmitteln und eigenem Know-how weiterentwickelt. Besonders am Konzept von Gerd Pütz ist die „elektrische Anwinkelung des Abstrahlverhaltens“, die dann auch akustisch entsprechend hörbar wird. Die spannungsführenden Statoren vor und hinter der Folie bestehen aus isoliertem Kupferdraht. Sie werden vom Musiksignal elektrisch moduliert und sind in sechs ungleiche senkrechte Segmente unterteilt, die in Pegel, Frequenzverlauf und Phase differenziert angesprochen werden. Somit schwingt die Folie präzise mit einer akustischen Ausrichtung zur Mitte hin. Dies geschieht gleichmäßig nach vorn wie auch rückseitig, was zwingend einen rechten und einen linken Lautsprecher mit sich bringt. Die räumliche Abbildung wird so entscheidend positiv beeinflusst, und die so erzeugte Zylinderwelle sorgt für einen erfreulich großen Sweetspot. Soweit sind P 3.1. und P 6.1. technisch baugleich. In der P 6.1 ist jedoch eine weitere, gleich große Membran eingespannt. Sie hat aber nicht die Aufgabe, den Gesamt-Frequenzgang zu übertragen, sondern unterstützt nur den Tief- und Mitteltonbereich und erfährt auch keine „elektronische Anwinkelung“.
Dem technischen Konzept geschuldet ist die Basswiedergabe bei Flächen-Dipol-Lautsprechern nicht unproblematisch. Je größer die Membranfläche, desto mehr Luft wird im Raum mechanisch angekoppelt und desto intensiver ist die Energie im Bassbereich. Allein diesem Zweck dient dieses zweite Paneel. Erfreulich ist, dass auf diese Weise sowohl der maximale Schalldruckpegel als auch der Wirkungsgrad um drei Dezibel verbessert werden konnte – immerhin doppelt so laut! Klanglich hatte ich seinerzeit an der P 3.1 rein gar nichts auszusetzen, im Gegenteil: Ich war begeistert von den positiven Eigenschaften des Audio-Exklusiv-Elektrostaten. Denn dieses Konzept bedarf keiner Frequenzweiche, und das führt zu einer Homogenität, die verbunden mit der holografischen Darstellung des musikalischen Geschehens jede CD oder LP zu einen so bis dato ungekanntem Genuss werden lässt. Und mir reichte auch der Basspegel des kleinen Modells, wobei ich damals auch anmerkte, dass der P 3.1 nicht für Discothekenpegel konzipiert sei, sondern seine Anwendung beim Hören im heimischen Wohnzimmer hat – und das durchaus auch laut. So war sie für mich absolut geeignet für jede Art von Musik, Rolling Stones, Led Zeppelin und ähnliche Spaßmacher eingeschlossen.
Auf der Basis meiner Erfahrung mit der P 3.1 integrierte ich die großen Audio Exklusiv nun mit meinen Air Tight Mono Röhren mit dem Inakustik LS 1603 LS-Kabel in meine Anlage und stellte sie mit ganz leichter Anwinklung an die Stelle, wo seinerzeit die kleinere ihren Platz hatte. Dort hatte vor Monaten die P 3.1 optimal geklungen. Voller Erwartung legte ich Chie Ayados Prayer in den CD Spieler und war nach wenigen Takten ihrer Interpretation von John Lennons „Mother“ enttäuscht. Das lag gewiss nicht an der Dame aus Japan. Um das gerade Erlebte zu verifizieren, kam die Denon-Aufnahme von Mahlers Fünfter in den Player. Das Klangbild war viel zu schwer, träge und beinahe basslastig. Glanz, Lebendigkeit, Spielfreude – bestechende Attribute der P 3.1 – fehlten. Was ist hier los? Ist mein Hörraum zu klein für das große Modell? Aber den kennt Herr Schönberg, weil er mir die Elektrostaten seinerzeit persönlich angeliefert hat. Also: Nachdenken.... Was für die P 3.1 in meinem Hörraum bezüglich Aufstellung und Geräte- wie Kabel- Konfiguration galt, muss ja nicht zwingend auch für die P 6.1 ideal sein. Veränderungen der Aufstellung brachten aber so gut wie nichts. Nächster Versuch: Air Tight Röhren raus, meine kleine Spectral 100 rein. Und siehe da: Der Grundtonbereich wurde schneller und präziser. Die übertriebene Bauchigkeit des Klangbildes verschlankte sich und die tonale Balance war richtiger. Offenbar war die Röhre nicht in der Lage, die P 6.1 elektrisch wirklich im Griff zu haben. Aber auch mit der Spectral fehlte noch immer viel von dem, was die P 3.1 auszeichnete, vor allem die Leichtigkeit und der phänomenale Detailreichtum. Was also noch tun? Ich experimentierte mit den mir zur Verfügung stehenden Lautsprecherkabeln. Als das Shunyata Andromeda ins Spiel kam, war plötzlich alles anders. Als wäre die Sonne aufgegangen, als hätten sich die Wolken am musikalischen Himmel verzogen. Es stimmte die tonale Balance. Schlank, drahtig und kraftvoll spielte die P 6.1 jetzt auf. Die Räumlichkeit war großzügig und definiert. Der Bass kam energisch und durchgezeichnet. Na endlich.
Lieber Leser, dies ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie wichtig das sorgfältige Abstimmen bei hochwertigen HiFi-Komponenten ist. Darum ist jeder gut beraten, mit einem Fachmann zu Seite verschiedene Optionen im heimischen Musikzimmer auszuprobieren. Gleichzeitig ist diese Erfahrung auch ein Indiz für die hohe Sensibilität dieses Schallwandler. Bei weitem nicht jeder ist da so feinfühlig. Für mich ist diese Sensibilität gleichzeitig der deutliche Hinweis auf das große Potential dieses Lautsprechers. Wer zu Höchstleistungen fähig sein soll, muss auch entsprechen behandelt werden.
So wie einst die P 3.1, baute nun die P 6.1 mit Harmonie, Feingefühl und Glanz eine realistische Bühne auf und verführte mich zu endlosen Hörsitzungen. Die große P 6.1 wirkt dabei jedoch noch souveräner. Die klangliche Balance ist der der kleinen ähnlich, jedoch reproduziert die P 6.1 realer und körperlicher. Wenn die Musik es fordert, hat die P 6.1 einfach mehr Kraft in den Tiefen, auch bei leisem Hören. Sie kann ihre Musikalität lockerer aus dem Grundton aufbauen. Sie spielt einfach selbstverständlicher, erwachsener und reifer. Diese unaufdringliche Darbietung ohne jeglichen Nerv-Faktor ließ auch in puncto Dynamik und Klanggewalt nichts vermissen. Da standen große Orchester holographisch aufgefächert im Raum und die Wucht von Bläsern und Schlagwerk kam direkt und räumlich wohl platziert. Unbestreitbar ist die Zeitrichtigkeit über den gesamten Frequenzbereich heraushörbar und verantwortlich für den harmonischen Klang. Großartig dimensioniert und gestaffelt erklang das musikalische Gemälde „The Sixth Dalai´s Love Song“ von der FIM XRCD 064 Treasures Of Asia Pacific, beinahe zu Tränen rührend Jacinthas gefühlvolle Interpretation von „Danny Boy“ mit ihrer warmen, weichen Stimme auf demselben Sampler. Was meinem Freund und Kollegen Jörg Schimmel richtig Spaß machte, war die von ihm mitgebrachte CD Comes Love von Fraucontrabass – das sind Sängerin Katharina Debus und der Bassist Hanns Höhn. Wippenden Fußes meinte er ganz nonchalant: „Verkauf Deine Lautsprecher“. Nachdem er gegangen war, habe ich den Abend mit Pink Floyds The Wall gestaltet. Das klang so bestechend plakativ und detailreich, voller Farben – grandios. Laut? Kein Problem.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audioplayer | Amarra 2.4 und Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Clearaudio DaVinci |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN Audio Exklusiv P 6.1 | |
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Netzspannung | 230/115 Volt |
Impedanz | nominal 4 Ohm |
Abmessungen (H/B/T) | 1990/680/370 mm inkl. Fuß |
Gewicht | 30 kg |
Paarpreis | ab 17000 Euro, je nach Ausführung |
VERTRIEB Audio Exklusiv | |
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Anschrift | Andreas Schönberg Neugasse 3 61203 Reichelsheim |
Telefon | 0 60 35 - 9 68 44 13 |
Web | www.audio-exklusiv.de |
info@audio-exklusiv.de |
Oliver Göbel hat ganz harmlos angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte, seine neuen Kabel zu hören. Da mich seine Schallwandler nachhaltig beeindruckten, bejahte ich seine Frage spontan. Er kam vorbei, wir hörten, ich war begeistert und wir vereinbarten einen Test. Über Preise hatten wir nicht gesprochen
Da ich wusste, für welchen Summe seine klanglich faszinierenden, aus dem Vollen gefrästen Aluminiumskulpturen – vulgo Lautsprecher – den Besitzer wechseln, hatte ich nicht gerade mit Billigstrippen gerechnet. Außerdem haben über 20 Jahre High-End-Schreiberei ihre Spuren hinterlassen: So schnell schockt mich kein Preis. Es hat mich kein bisschen gestört, meinen Hörraum eine längere Zeit lang mit einem Continuum-Laufwerk samt Arm zu teilen, das mit einem sechsstelligen Betrag in der Preisliste steht. Schlimm war es erst, als der Continuum wieder abholt wurde. Außerdem kann man sich mit einer LumenWhite als Arbeitsgerät über sogenanntes Oligarchen-Hifi nur noch bedingt entrüsten, wenn man einigermaßen glaubwürdig bleiben möchte. Andererseits höre ich meine Files ausgesprochen zufrieden über einen D/A-Wandler, der nicht einmal so viel kostet, wie fünf Meter des besten USB-Kabels von Audioquest. Berührungsängste gegenüber Produkten vom oberen oder unteren Ende der Preisskala sind mir weitestgehend fremd. Also verdrängen wir erst einmal jeglichen Gedanken an den schnöden Mammon und schauen uns die Kabel ein wenig genauer an.
Als Oliver Göbel symmetrische Signal- und Lautsprecherkabel aus der Lacorde Statement Linie zum Test vorbeibrachte, gab er sich bei Fragen nach der Konstruktion der Leitungen wenig auskunftsfreudig. Zumindest war ihm zu entlocken, dass für beide Anwendungsfälle eine Vielzahl der gleichen, einzeln isolierten Leiter mit identischem Durchmesser eingesetzt werden. Natürlich sind es beim Lautsprecherkabel deutlich mehr Adern, um einen größeren Querschnitt zu erreichen. Die Legierung für die feinen, gezogenen Drähte besteht aus Kupfer, Silber und einem dritten Material, das Oliver Göbel aber nicht nennen will. Experimente hätten ergeben, dass bei der Legierung eine kryogene Behandlung keine klanglichen Verbesserungen bringe. Der schwierigste Entwicklungsschritt sei gewesen, ein stimmiges Verhältnis für die Werte von Widerstand, Induktivität und Kapazität zu bestimmen und durch die Kabelgeometrie zu realisieren. Die einzelnen Adern würden speziell verwoben, um die gewünschten Parameter zu erreichen.
Fast ebenso aufwendig sei es gewesen, durch den Aufbau des Kabels sicherzustellen, dass die Geometrie der verflochtenen Adern auch nach jahrelangem Gebrauch noch Bestand habe. Als Isolator komme verpresstes Teflon zum Einsatz. Für die Resonanzdämpfung und die Stabilisierung der Struktur verwende er Naturkautschuk und Neopren. Das äußere Geflecht werde speziell für Göbel High End gewoben. Weiterhin habe er darauf geachtet, dass sich das Kabel nicht statisch auflade. Deshalb verzichte er auch auf jegliches PVC. Das Kabel werde komplett in Deutschland gefertigt, allein die „Rohadern“ kaufe er im Ausland zu. Um die Kabel in den Standardlängen von drei Meter für das Lautsprecher- und 1,2 Meter für das XLR-Kabel zu „bauen“, seien 15 respektive fünf Stunden Handarbeit nötig, denn hier werde nicht mal eben ein fertiges Produkt von der Rolle in Stücke geschnitten und konfektioniert. Die XLR-Stecker sind heftig modifizierte Neutrik-Modelle, die Gabelschuhe für die Lautsprecher Eigenentwicklungen, die mit einer Kraft von 60 Tonnen mit dem Kabel verpresst würden.
Geliefert werden die Lacorde Statement in feinen Boxen, die ein geprägtes Göbelsches Familienwappen ziert. Die Lautsprecherkabel sind deutlich leichter, als man bei ihrem Anblick vermuten würde. Den Großteil des Gewichts machen die vorzüglich verarbeiteten sogenannten Splitboxen aus, die den Übergang vom eigentlichen Kabel zu den Anschlüssen für plus und minus kaschieren. Hier wird auch von der Haptik und Präsentation her deutlich, dass die Lacordes den Anspruch haben in der höchsten Liga mitzuspielen. Einziges kleines Manko: Die XLR-Kabel wollen sich einfach nicht mit dem Mytek-Wandler vertragen. Hier geht es nicht um den Klang, sondern allein um Mechanik: Für die voluminösen Lacorde-XLRs liegen die Buchsen im kleinen DAC einfach zu eng beieinander. So kommt man gar nicht erst in Versuchung, den Wandler aus dem Profilager mit High-End-Kabeln zu verbinden, die ein Vielfaches des Gerätes kosten.
Kabeltest sind bei einigen Kollegen und mir nicht wirklich beliebt, weil die Erkenntnisse nicht einfach übertragbar sind. Das Ergebnis hängt eben stark von den elektrischen Parametern der verbundenen Ein- und Ausgänge ab. Daher bin ich froh, dass ich die Lacorde Reference Lautsprecherkabel zwischen der Ayon-Röhrenendstufe und den LumenWhite Schallwandlern, der Ayon und den Acapella Violon aber auch mit der transistorisierten Viola Concerto und der Lumen ausprobiert habe. Und das Ergebnis war immer gleich gut – wobei gut wohl die Untertreibung des Jahres sein dürfte! Bei der ersten kurzen Begegnung mit dem Göbel-Leitern stand gerade die Acapella Violon im Hörraum. Die Kette war bis auf die Netzkabel durchgängig mit Swiss Cables verbunden, die beim vorausgehenden Test mit einer superben Durchzeichnung, ausgeprägter Detailverliebtheit und ausladenden Raumimpressionen begeistert hatten, im Zusammenspiel mit der Lumen aber ein wenig Wärme vermissen ließen. Bei den Acapellas fehlte mir in diesem Teil des Frequenzspektrums allerdings nichts.
Der Wechsel zum Lacorde Reference brachte dann noch einmal mehr Details und einen größeren Raum mit plastischeren Instrumenten. Der Tieftonbereich erwies sich als minimal kräftiger, was aber dank der Farbigkeit und perfekten Definition keinesfalls zu viel des Guten war. Die Unterschiede waren so klar nachzuvollziehen, dass es keines weiteren Umsteckens bedurfte. Einfach unglaublich, dass so viel Auflösung mit so kräftigen Klangfarben und einem so satten Fundament einhergehen kann!
Bei diesem Lautsprecherkabel braucht man keine Vorteile in gewissen Disziplinen gegen Nachteile in anderen einzutauschen. Sie kennen das Phänomen bestimmt auch: Ein Kabel oder eine Komponente, die mit einem etwas schlankeren Bass oder einer leichten Betonung im Präsenzbereich daherkommt, verfügt subjektiv über eine bessere Durchzeichnung. Anderseits nimmt ein durchaus angenehmer, leicht fetter Oberbass der Wiedergabe ihre Offenheit. Nicht so beim Lacorde Statement: Hier gibt’s mehr Feinzeichnung und Luft und dennoch nicht den geringsten Anflüg von Kühle oder gar Ausgezehrtheit.
Da der Wechsel auf das Lacorde Reference XLR zwischen Vor- und Endstufe und später auch zwischen Vor- und Phonostufe das gleiche umwerfende Resultat brachte – in allen Disziplinen noch eine wenig mehr der Guten, in keiner weniger –, stand für mich fest, dass ich Ihnen das Göbel-Kabel ausführlicher nahebringen musste. In der Zwischenzeit habe ich dann mal nach dem Preis gefragt: Das Lautsprecherkabel kostet in der Standardlänge 10000, das XLR-Kabel 2500 Euro. Das ist zwar schon ausgesprochen knackig, wird von den Audioquest Wild aber noch in den Schatten gestellt, versuchte ich ein wenig Selbstbeschwichtigung – bis Oliver Göbel fast nebenbei anmerkte, dass sich seine Preise selbstverständlich pro Kabel und nicht pro Stereopaar verstünden. Aber auch das konnte mich nach den ersten Hörerfahrungen nicht mehr vom Test der Nobel-Strippen abbringen.
Als dann die Lacorde zu zweiten Mal in meinem Hörraum liegen, hat die Lumen wieder ihren angestammten Platz eingenommen – und macht schnell klar, dass ein erdiger, farbiger und minimal wohlig warmer Bass keinesfalls mit einem Informationsverlust einhergehen muss: Bei den Lacorde Statement braucht man sich nicht zwischen riesigem imaginären Raum und melodiösen, differenzierten, aber dennoch sattem Bassbereich entscheiden. Hier bekommt man einfach beides!
Auch die Vorzüge der Lacorde XLR bestätigen sich in verschiedenen Konfigurationen: zwischen Röhren-Vor- und -Endstufe, zwischen den Violas mit ihren Halbleitern, zwischen Einsteins The Turntable's Choice respektive van den Huls The Grail SB und der Viola Crescendo, aber auch der eingangsseitig mit Übertragern bestückten EAR 912. Tut mir leid, ich kann bei den Göbel Lacorde Statement keinen Ansatz zur Kritik erkennen – oder doch, einen: Die Bauform der XLR-Stecker schließt leider den Einsatz bei Geräten mit dicht nebeneinanderliegen Buchsen aus. Bevor Sie mich jetzt der haltlosen Schwärmerei über Kabel mit Preisen jenseits von gut und böse zeihen, ganz kurz: Die Lacorde Statement sind die besten Kabel, die ich je in meiner Kette gehört habe.
Gehört mit | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice, van den Hul The Grail SB |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon VI |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Goebel High End Lacorde Statement XLR | |
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Leitermaterial | Hochleitfähige und hochreine Speziallegierung |
Dielektrikum | Verpresstes Teflon® |
Stecker | modifzierte Neumann Armaturen für bestmöglichen Kontaktdruck, geringsten Übergangswiderstand und Langzeitstabilität |
Aufbau | mehrfach verseilter Aufbau, Verwendung spezieller Materialien, um statische Aufladungen zu verhindern sowie um Resonanzanregungen Mikrofonieeffekte auszuschließen |
Länge | 1 x 1,2 m |
Preis | 2500 Euro (1,2 m), jede weiteren 40 cm 700 Euro |
HERSTELLERANGABEN Goebel High End Lacorde Statement Speaker | |
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Leitermaterial | Hochleitfähige und hochreine Speziallegierung |
Dielektrikum | Verpresstes Teflon® |
Stecker | eigene Gabelstecker aus hochreinem Tellurium-Kupfer und hochreinem Silber für bestmöglichen Kontaktdruck, geringsten Übergangswiderstand und Langzeitstabilität |
Aufbau | mehrfach verseilter Aufbau, Verwendung spezieller Materialien, um statische Aufladungen zu verhindern sowie um Resonanzanregungen Mikrofonieeffekte auszuschließen |
Länge | 1 x 3 m |
Preis | 10000 Euro (3 m), jede weiteren 50 cm 1300 Euro |
HERSTELLER Goebel High End | |
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Anschrift | Schabweg 4a 82239 Alling |
Telefon | +49 8141 2255887 |
info@goebel-highend.de | |
Web | www.goebel-highend.de |
Es dauert also nicht mehr lange, bis sich Hersteller, Vertriebe und Hifi-Interessierte aus aller Welt wieder zur High End im MOC in München treffen. Natürlich wird es auch wieder eine klassische Hotelmesse geben: die hifideluxe im Marriot.
Die High End dauert traditionell vier Tage, und zwar vom 15. bis zum 18. Mai, wobei der Donnerstag vorab registrierten Fachbesuchern vorbehalten ist. Die hifideluxe hat von Donnerstag bis einschließlich Samstag geöffnet – und zwar ohne Einschränkungen. Ein Tagesticket für das MOC kostet 12 Euro, der Eintritt in die Ausstellungsräume im Marriot ist wie immer frei. Los geht’s auf der High End um 10 Uhr, bei der hifideluxe zwei Stunden später. In beiden Fällen haben die Besucher acht Stunden Zeit, die Objekte ihrer Begierde in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Aber die werden gewiss nicht reichen, um alles zu sehen: Schon im März verzeichnete die High End 434 Aussteller. Und das hat zur Folge, dass diesmal auch die komplette Halle 2 des MOC genutzt wird: Die Ausstellungsfläche wächst um 15 Prozent.
Damit Ihnen so gut wie nichts entgeht, werden drei oder vier Kollegen und ich an allen vier Tagen unterwegs sein und Sie schon mit Berichten versorgen, während die Messe noch in vollem Gange ist. Das ist uns wichtiger, als beständig am Stand E05 in Halle 3 anzutreffen zu sein, den wir uns mit „Analog Mastertapes by Lutz Precision“ teilen. Volker Lange und sein Team bieten dort Kopien von Mastertapes und die entsprechenden Vinyl-Version an. Selbstverständlich kann man in die Produktionen von Edel, Mons und anderen per Kopfhörer reinhören: Dafür stehen penibel restaurierte Studer B 62 bereit. Für das Hifistatement-Team ist der Stand Anlaufstelle und Ruheplatz. Vielleicht sehen wir uns dort ja mal! Ganz besonders schön wäre es, wenn Sie schreiberische Ambitionen mitbrächten. Denn das Wachstum von Hifistatement verlangt nach neuen Autoren. Wir würden uns über jeden neuen Kollegen freuen – mit etwas Glück haben wir dann ja auf der High End im nächsten Jahr die personellen Ressourcen, unseren Stand durchgehend zu besetzen. Falls Sie interessiert sind, aber nicht auf der Messe zugegen sein werden, schreiben einfach eine E-mail an redaktion@hifistatement.net.
Ganz gewiss aber werden wir uns treffen, wenn Sie sich an einem der Messetage um 16 Uhr im Atrium 4 im ersten Obergeschoss in Raum E101 einfinden: Dort stellen Fink Audio Consulting und Audio Systeme Friedrich Schäfer aus. Neben den üblichen digitalen und analogen Quellen wird da aber auch eine Studer A 810 stehen, mit der ich neue Produktionen von edel:content, Lutz Precision und sommelier du son vorstellen werde. Freuen Sie sich auf eine Mischung aus Song aus der gerade frisch remasterten 6-LP-Box von Oscar Peterson, dem Funk von The New Mastersounds und Hans Theessinks Konzert im Jazzland. Ebenso bunt wie der musikalische Mix wird auch der der verwendeten Medien sein: Band, Platte und DSD-Files in der Qualität, die Sie vom Download in Hifistatement gewohnt sind. Als Schmankerl werden wir pro Tag drei der unverkäuflichen, limitierten Singles mit Auszügen von Oscar Petersons „Exclusively For My Friends“ verlosen: Viel Glück!
WEITERE INFORMATIONEN HIGH END® 2014 | |
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Ort |
MOC München |
Termine | 15. bis 18. Mai 2014, jeweils 10:00 bis 18:00 Uhr Do, 15. Mai 2014 Fachbesuchertag (nur mit Vorab-Registrierung) |
Eintrittspreise | 20 Euro bei Vorab-Registrierung (gültig für alle Tage) 12 Euro Tageskarte (gültig an den Publikumstagen: 16.-18.05.2014) |
Veranstalter | HIGH END SOCIETY SERVICE GMBH Vorm Eichholz 2g 42119 Wuppertal-Germany +49 (0)202 - 70 20 22 |
info@HighEndSociety.de | |
Web | www.HighEndSociety.de |
WEITERE INFORMATIONEN hifideluxe | |
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Ort | Marriott-Hotel Berlinerstr. 93 80805 München |
Termin | 15. bis 17. Mai 2014 jeweils 12.00 bis 20.00 Uhr |
Eintrittspreis | Eintritt frei |
info@hifideluxe.de | |
Web | www.hifideluxe.de |
An Genf habe ich gute Erinnerungen. Als Student hatte ich seinerzeit einen ehemaligen Schulkameraden besucht, der an der dortigen Universität studierte. Sehr stark hatte mich damals – und daran kann ich mich heute noch erinnern – die örtliche Mensa beeindruckt. Wenn man den lieblosen Fraß an der Münchener Uni gewohnt war, kam einem das in Genf wie im Gourmetlokal vor. Ein Kulturschock!
Diesmal bleibt die Uni außen vor, es geht zu Serge Schmidlin, dem Gründer der Firma Audio Consulting. Nun denkt man hierzulande bei dem Begriff Consulting eher an Rationalisierung, Outsourcing und Vernichtung von Arbeitsplätzen. Oder beispielsweise um die relevante Fragestellung: Wie viele Glühbirnen braucht eine Stadt wie München? Damit hat Schmidlin aber nun rein gar nichts zu tun. Sonst wären wir auch nicht unterwegs. Wir, das sind Dirk Sommer und ich.
Während ich also zum wartenden Auto von Dirk gehe, überlege ich schon fieberhaft, womit ich die todsicher kommende Breitseite zum Thema „meine Bandmaschine und ich, im Allgemeinen und Besonderen“ kontern könnte. Das funktioniert wahrscheinlich nur mit der gleichen vollen Breitseite, vielleicht mit: Neue Erkenntnisse bei der Therapie von Darmkrebs? Hm, wir werden sehen.
Rückblickend muss ich allerdings feststellen, dass meine Taktik nicht sehr erfolgreich war. Als Quintessenz einer längeren Fahrt Richtung Schweiz kann ich vermelden, dass ich jetzt endlich weiß, was ein De-Esser ist. Hat leider nichts mit Gourmet zu tun, sondern irgendwie kann man damit die Aufnahmen menschlicher Stimmen so verbiegen, dass dann jeder lispelt. Oder so ähnlich.
Seltsamerweise wechselt Dirk das Gesprächsthema schlagartig, sowie wir die schweizer Grenze überschritten hatten. Auf schweizer Uhren. Davon versteh’ ich nun überhaupt nichts, immerhin kann ich sagen, wie viel Uhr so ein Ding anzeigt. Aber egal, es war sehr unterhaltsam und nachdem mittlerweile alle Hinweisschilder an der Autobahn in französischer Sprache erscheinen, kann man vermuten, dass Genf nicht mehr weit sein kann.
Von der Einwohnerzahl her betrachtet liegt Genf etwa in der Größenordnung von Kassel, damit sind aber auch schon alle Gemeinsamkeiten aufgezählt. „Eingebettet zwischen nahen Alpengipfeln und dem Hügelzug des Juras liegt die französischsprachige Stadt Genf in der Bucht, wo die Rhone den Genfersee verlässt“ so lautet die Werbeprosa der Stadt...
Jetzt kann ich auch endlich das Wahrzeichen von Genf sehen, den 140 Meter hohen Jet d’Eau im Genfersee, oder wie der Bayer sagen würde: den riesigen Spritzbrunnen. Dachte ich zumindest. Allerdings ist hierfür momentan keine Zeit, Audio Consulting residiert nämlich nicht direkt in Genf, sondern in einem nahegelegenen Örtchen namens Commugny. Nach der Ausfahrt von der Autobahn kommt man in eine Gegend, die einem sofort das Gefühl vermittelt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen den zahlreichen Villen mit eigenem Swimmingpool und riesiger Landwirtschaft mit Kühen suche ich vergeblich nach etwas, das aussehen könnte wie ein Firmensitz. Zugegeben, die links erkennbaren Weinstöcke haben irgendwie etwas Beruhigendes an sich. Und irgendwoher muss ja auch die Milch für die schweizer Schoggi herkommen. Aufklärung kommt jedenfalls wieder von unserem Chefredakteur: In dieser Gegend wohnt Schmidlin, hier werden auch seine Geräte entwickelt, produziert wird woanders. Allerdings alles in der Schweiz. Klingt irgendwie vernünftig.
Schließlich angekommen, werden wir von einem sichtlich gut aufgelegten Serge Schmidlin empfangen. Nach einem kurzer Blick in den Garten – natürlich mit Swimmingpool – geht es anschließend gleich in den Keller, in dem die Geräte-Prototypen entwickelt wurden und auch noch werden. Hier steht auch noch ein älteres Modell einer Spulenwickelmaschine. Die Produktion der Transformatoren wird allerdings in einer eigenen Transformatorwickelei in Genf durchgeführt. In dem Kellerraum hier entstand im Jahre 1972 der erste Transformator, ein Ausgangsübertrager mit Silberdraht gewickelt für eine 300B Röhre. Wir betreten sozusagen historischen Boden. Der Trafo wird unverändert noch so gebaut, wie er auf dem Tisch zu sehen ist. Es werden auch einzelne Ringkerne gezeigt, teilweise aus Ferrit, teilweise aus kornorientiertem Siliziumeisen. Schmidlin arbeitet mit verschiedenen Subunternehmern aus der Gegend zusammen, die Teile seiner Gerätschaften produzieren. In der Schweiz gibt es zahlreiche Kleinbetriebe, die hervorragende Arbeit leisten; irgendwo muss ja der Begriff „Schweizer Präzisionsarbeit“ herkommen.
Die ursprüngliche Intention von Schmidlin war eigentlich nie, fertige Geräte zu entwickeln, um sie später zu verkaufen. Er hatte einfach seine Passion ausgelebt. Die Idee entstand viel später, als einige Leute seine Geräte gehört hatten und angefragt hatten, ob sie nicht so ein Gerät kaufen könnten. So hat es bis zur ersten serienmäßigen Herstellung kompletter Geräte dann doch bis ins Jahr 2005 gedauert. Dafür hat Schmidlin dann seinen sicheren Job als Diplomchemiker aufgegeben. Wie der Name Audio Consulting schon sagt, produziert Schmidlin nicht nur Hifi Geräte, sondern berät auch andere namhafte Hersteller, wenn es um Konzepte mit Transformatoren geht. Ein Drittel des Geschäftes bezieht sich darauf und neben der Produktion von Gerätschaften kommt auch der DIY Bereich nicht zu kurz. Einzelne Elemente werden auch an den Selbstbauer verkauft.
Nach einer kurzen Teepause im Garten werden wir schließlich in das Allerheiligste unter dem Dachgeschoß geführt, nämlich zu der hauseigenen Musikanlage. Der Raum ist gar nicht einmal so riesig, zumindest in Anbetracht der relativ großen Lautsprecher. In der Schweiz gibt es keine so großen Zimmer meint Schmidlin grinsend. Bei einem zweiten Blick rundum fällt einem auf, dass hier nicht ein einziges Gerät dazugekauft wurde, sondern alles eigene Entwicklungen sind. Einige Grundprinzipien beim Entwurf von Schmidlins Gerätschaften kann man auch erkennen: Die Verwendung von Holz als Bauelement, wo immer es geht, sowie eine komplette Stromversorgung über Akkus. Mittlerweile noch verbessert durch den Einsatz riesiger Kondensatorbänke. Und natürlich kryogenisierter Silberdraht, wohin man schaut
Grau ist alle Theorie, bevor man nun hier die einzelnen Geräte betrachtet, wollen wir einfach einmal Musik hören. Als erstes kommt eine CD des chinesischen Musikers Xie Jiao Ping auf den CD-Spieler, der auf den ersten Blick noch etwas unfertig aussieht. Was er übrigens auch ist, es handelt sich hier um einen Prototypen. (Nicht der Chinese!) Ich wiederhole mich ja ungern, aber ich sag’ es trotzdem noch einmal, natürlich mit Batterien betrieben (auch nicht der Chinese!). Wobei sich die für mich spannende Frage stellt, wie bekommt man mit Akkus die üblicherweise erforderlichen fünf Volt für die DAC-Chips zustande? Ohne Regelung natürlich. Jedenfalls spielt der chinesische Musiker auf einer Qin, einem traditionellen Saiteninstrument mit über 3000-jähriger Geschichte. Die Musik mit ihren exotischen Harmonien ist für unsere Ohren, na sagen wir einmal etwas gewöhnungsbedürftig, wobei mir diese Harmonien nicht ganz so fremd vorkommen wie dem Kollegen Sommer, der doch etwas entgeistert dreinguckt. Aber welches Potential in dieser Anlage steckt, war gleich nach den ersten Takten zu hören. Mit einem Wort: unglaublich! Die Anlage spielt mit einer Dynamik, wie ich sie überhaupt noch nie gehört habe und hier kenne ich durchaus einiges. Aber nicht nur das, Klangfarben, Luftigkeit, Größenabbildung der Musiker, die Illusion reale Musiker vor sich zu haben sind vom Feinsten. Quatsch, vom Allerfeinsten! Diese Eigenschaften sind natürlich nicht nur über eine Qin zu hören, sondern alle anschließend gespielten Titel – und zwar egal, ob Platte oder CD – lieferten eine beeindruckende Performance ab. Ein Schlagzeug über eine Hifi-Anlage gespielt, klingt üblicherweise wie eingeschlafene Füße. Wer dies nicht glauben will, sollte sich einmal in unmittelbare Nähe von meinem Schlagzeuger hinsetzen. Hier kommt so eine Schießbude mit beeindruckender Realität rüber und der Wirklichkeit schon sehr nahe. Ein großes Hornsystem könnte hier natürlich auch noch mitreden.
Ich hatte ja schon diverse Geräte aus dem Hause Schmidlin zum Test, die alle herausragende Eigenschaften hatten, hier zeigt sich trotzdem wieder einmal, dass es letztlich auf die Kombination und Abstimmung untereinander ankommt. Allerdings müsste man auf die Ideen, die hier verwirklicht wurden, erst einmal kommen. So besteht beispielsweise das Lautsprecherkabel aus 0,15 Millimeter(!) Silberdraht, allerdings über Transformatoren an Anfang und Ende der Leitung in einer speziellen Weise angekoppelt. Sollte nun irgendjemand meinen, dass durch die nicht unerhebliche Anzahl von Übertragern im Signalweg die Dynamik leiden könnte, dann sollte er sich dies hier einmal anhören. Allerdings beschleicht mich ein ganz anderer Gedanke nach dem dritten Rundblick: Mit plug and play hat das Ganze hier nichts mehr zu tun. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die Perle des Hauses – die mit dem Staubwedel – hier wohl eher nicht ran darf. Und wahrscheinlich auch gar nicht wollte.
Die Gerätschaften spiegeln auch ein bisschen die Lebenseinstellung von Schmidlin wieder, so werden beispielsweise die Akkus mittels Solarzellen auf dem Balkon geladen. Eingeschaltete Handys sind völlig tabu, Schuhe darf man anbehalten. Schmidlin hat sich auch sehr intensiv mit Erkenntnissen aus dem französischen L’Audiophile Magazin der 70-er Jahre befasst. Beispielsweise mit thermischen Verzerrungen bei Transistoren, über deren negativen Einfluss ein französischer Raketentechniker seinerzeit ausführlich berichtet hatte. Schmidlins Geräte bleiben daher auch bei längerem Betrieb relativ kalt. Und verbrauchen somit natürlich auch weniger Strom. Dies führte bei dem Testgerät MIPA dazu, dass ich mit meinem hochempfindlichen Lautsprecher beinahe eine Woche lang mit einer Akkuladung hören konnte. Schmidlin ist bei der Entwicklung seiner Produkte den beschwerlichen Weg einer wenig befahrenen Straße gegangen. Viele seiner Erkenntnisse widersprechen dem, was in der Hifi-Welt allgemein als gültig anerkannt wird. Trotzdem denke ich in dem Zusammenhang: Wer heilt, hat recht.
Eine große Portion Idealismus benötigt man natürlich schon, um so eine Firma aufzuziehen. Für die „Geiz ist Geil“-Fraktion sind die Geräte eher ungeeignet, behaupte ich jetzt einfach einmal. Der Massenmarkt orientiert sich immer mehr an bekannten Markennamen, flächendeckende Werbung existiert nicht. Wer kauft denn nun seine Geräte? Der Ölscheich für seinen Harem? Ein russischer Mafioso? Der Börsenspekulant? Sicher nicht, die haben alle keine Zeit zum Musikhören und verstehen wohl auch nichts davon. Es sind alles Musikliebhaber, die die Anlage in Commugny gehört haben. Offensichtlich reicht die Mundpropaganda aus, die Kunden stammen aus allen Ländern der Welt.
Langsam kommen wir zum zweiten Höhepunkt des Tages: dem Abendessen! Dazu geht es dann ins Château de Divonne, einem Schloss, das bereits auf der französischen Seite liegt. Nach gefühlten 25 Rundfahrten durch einen Kreisverkehr landen wir schließlich bei einem traumhaften Schlösschen, ganz so, wie ich sie von der Loire her kenne. Es liegt auf einer leichten Anhöhe, mit einem herrlichen Blick auf den Genfer See! Sogar den Spritzbrunnen, äh den Jet d’Eau, kann ich mit ein bisschen Phantasie und ohne Brille am Horizont erkennen!
Über die exzellente französische Küche braucht man ja nun keine großen Worte mehr verlieren, was auch hier wieder einmal eindrucksvoll bestätigt wurde. Die Leser von Firmenberichten aus ganz alten Tagen werden jetzt vielleicht schon gespannt darauf warten, wie denn die Sache mit dem Dessert ausgeht; hier muss ich sie leider enttäuschen, die Dessertkarte habe ich schnöderweise links liegengelassen. Ich bin nämlich kein Dessertfan.
Am nächsten Tag wollten wir dann die Trafowickelei in Genf besichtigen, leider stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin krank war. Deshalb hat sich der Maestro persönlich an die historische Wickelmaschine im Keller gesetzt und demonstriert, wie das Wickeln einer einfachen Spule vonstatten geht. Allerdings konnte ich anhand von einigen fertigen Ringkerntrafos sehen, wie filigran und kompliziert die ganze Sache bei komplexeren Produkten ist. Langsam müssen wir wieder zurück, komischerweise bin immer ich der Spielverderber, der zum Aufbruch drängt. Abschließend betrachtet hat sich eine Sache während des ganzen Aufenthalts eingeprägt: Audio Consulting ist eine oneman show, es ist für mich immer wieder faszinierend, mit welcher Kreativität hier gearbeitet wird. Eine fertige Anlage wird es deshalb nie geben, das wäre ja langweilig.
Sicherlich hat seit vielen Monaten kein so eleganter und formschöner Lautsprecher in meinem Wohnraum gestanden wie dieses Schmuckstück aus Osteuropa. Die Rhapsody 130 ist eines der Top-Modelle von AudioSolutions in Litauen und liegt mit 5900 Euro Paarpreis noch in einem für viele akzeptablen Preisbereich.
Bei so viel Geschick für die formale Gestaltung wundert es nicht, dass die Rhapsody 130 in verschiedenen edlen Holzausführungen erhältlich ist. Wem diese Variationen im heimischen Ambiente zu auffällig sind, kann sich auch für weiß oder das recht dunkle und nicht so intensiv gemaserte „smoked oak“ entscheiden, welches hier auf den Bildern zu sehen ist. Auch individuelle Wünsche erfüllt Audiosolutions gern. In jedem Fall ist das sauber verarbeitete, furnierte Holzgehäuse gerahmt durch ein schwarz lackiertes Rückenelement mit optisch wirkungsvoller Verdickung oben und unten, sowie die unteren und oberen schwarzen Abdeckungen. In gleichem schwarz glänzt mattiert der etwas breiter ausladende Standfuß. Dieser nimmt drei Spikes aus Edelstahl auf. Die sind nicht einfach konisch, sondern verlaufen leicht tailliert von der breiten Gewindeseite ins Spitze. Das sieht bei den zwei vorderen, langen Spikes sehr schön aus; der einzelne hinten in der Mitte ist deutlich kürzer. Hierdurch wird der gesamte Lautsprecher leicht rückwärts geneigt, was ihm zusätzlich ein gewisses Etwas verleiht. Frontal ist es bei näherer Betrachtung echtes Leder, das die in das Holzgehäuse eingelassene Schallwand bekleidet. Die verläuft mit senkrechtem eliptischem Bogen und beherbergt drei eingelassene Chassis, die Bassreflexöffnung und zu unterst das verschraubte, dezente Messingschild mit dem Namenszug AudioSolutions. Dass die optisch wirkungsvollen Elemente auch akustisch ihren Sinn haben, darf man erwarten. Das Gehäuse verjüngt sich nach hinten in elegantem, Tropfen-förmigen Verlauf, so dass es rückseitig nur noch 7,8 Zentimeter breit ist. Die Form verhindert das Entstehen interner stehender Wellen. Die Neigung des Gehäuses nach hinten wirkt sich auf das zeitrichtige Zusammenspiel der Chassis aus. Auch der noble, standardmäßig schwarze Lederbesatz vorn beeinflusst das Reflexionsverhalten.
AudioSolutions fertigt in Litauens Hauptstadt Vilnius ausschließlich Lautsprecher. Insgesamt gibt es vier Produktlinien. In der oberhalb der Euphony- und Guimbarde-Linie angesiedelten Rhapsody-Serie finden sich die aufwendigsten Schallwandler. Das Modell Vantage krönt in naher Zukunft das Produkt-Portfolio. Gegen Ende 2003 begann Gediminas Gaidelis mit der Entwicklung seiner Lautsprecher. Seine Zielsetzung ist eine gelungene Synthese aus Kunst und Technologie, aus der ein formschönes, natürlich klingendes Produktes resultieren soll. Für die grundlegenden Arbeiten gingen acht Jahre Jahre ins Land.
Im Sommer 2011 gründete Gediminas Gaidelis dann die Firma AudioSolutions, die dem Anspruch folgend den Untertitel „The Art And Science Of Speaker Engineering“ erhielt. Unser Proband, die Rhapsody 130, zweitgrößter von insgesamt vier Lautsprechern in dieser Linie, in der zusätzlich auch noch ein Center-Speaker angeboten wird, ist ein Zwei-Wege Konzept mit zwei 17-Zentimeter-Tieftönern, die im Bassreflexgehäuse die gleiche Arbeit verrichten und ab 2450 Hertz von einer 2,5-Zentimeter-Seidengewebe-Kalotte abgelöst werden. Diese ist nicht nach dem D´Appolito Prinzip zwischen, sondern oberhalb der Tieftöner angeordnet. Die Chassis sind keine Eigenentwicklungen von AudioSolutions, sie werden bei renommierten Herstellern zugekauft. Die Seiden-Kalotte liefert Seas, SB Acoustics fertigt die Tief-Mittel-Töner.
Die drei leistungsstarken Chassis arbeiten in dem nicht nur schönen, sondern auch mechanisch sehr solide konstruierten Gehäuse. Es besteht aus zweilagigem MDF und ist sehr resonanzarm. Die formale Gestaltung sorgt für zusätzliche Festigkeit. Besonderes Augenmerk legen die AudioSolution Designer auf die Frequenzweiche, die man zur mechanischen Bedämpfung in Quartz-Sand gelagert hat. Gediminas Gaidelis sagt selber über seine Weichenentwicklung: “Als Elektronik Ingenieur entwerfe ich alle Frequenzweichen selbst. Mein Grundsatz ist die Verwendung so weniger Bauteile wie möglich. Ich versuche, hoch-induktive Spulen zu vermeiden, weil diese die Impulsantwort ruinieren. Ohne eine saubere Impulsantwort kann man nicht wahrhaft über guten Klang reden. Falls Bedarf besteht, benutze ich Impedanz-Korrekturen für einzelne Chassis, dies aber nicht in jedem Weichen-Konzept. Überwiegend wähle ich Chassis mit sehr niedriger Induktivität. Die Weichenbauteile sind ausschließlich hochwertige Luftkern-Spulen und Kondesatoren sowie MOX Widerstände von Jantzen Audio. Ich achte nicht auf jeden Penny und benutze niemals billige bipolare Kondensatoren oder Spulen mit Kernen. Ich bestehe bei allen unseren Modellen auf der Verwendung von Qualitätsbauteilen. Denn der Benutzer soll sich nicht mit Lautsprecher-Tuning beschäftigen müssen. Ich habe harte Zeiten erlebt mit teuren Lautsprechern, die mit billigen Bauteilen bestückt waren. So etwas ist mörderisch für guten Klang. Und dann ist da die Tatsache, dass wir ein junges Unternehmen am Markt sind. Deshalb müssen wir im Vergleich zum Wettbewerb unseren Kunden mehr für ihr Geld bieten. Auch deshalb sind hochwertige Bauteile der Bereich, wo wir uns besonders engagieren. Wir benutzen auch keine Platinen, da deren Leiterbahnen stets dünner sind als vernünftige Kabel und das Signal verschlechtern, wenn richtig Strom fließt. Und es macht auch keinen Sinn, mit hochwertigen Komponenten zu protzen, wenn sie von einer Platine sozusagen erstickt werden. Unsere Frequenzweichen sind in eine Quartz-Verbindung eingetaucht, um mikrofonische Schwingungen zu unterbinden, die durch die Luftbewegungen im Inneren des Gehäuses entstehen. Diese Verguss-Masse verhindert zusätzlich Feuchtigkeits-Effekte, Korrosion und auch das Nachbauen.
Die Weichen der Rhapsody 130 sind Filter dritter Ordnung. Viele stehen dieser hohen Flankensteilheit wegen der starken Phasendrehung misstrauisch gegenüber. Jedoch ist der Leistungsfrequenzgang – da ist die abgestrahlte Schallleistung über alle Raumwinkel – der beste im Vergleich zu anderen Optionen. Der Frequenzverlauf auf Achse hat die geringste Welligkeit und die Phasenverschiebungen vor und hinter der Übergangsfrequenz sind wirklich die niedrigsten. Somit kümmert es mich nicht, dass sie sich mit der 270-Grad-Phasendrehung summieren. Denn so klingt es lebendig und natürlich, und dies ist mein Ziel. Ferner neigt sich Richtcharakteristik um15 Grad in der Horizontalen. Da das Lautsprechergehäuse um 7 Grad nach hinten geneigt ist, ergibt sich nur noch eine axiale Verschiebung von 8 Grad. Damit kann ich bei den vielen Vorteilen des Filters dritter Ordnung gut leben. Viele bevorzugen das 24-Dzibel-Linkwitz-Filter, weil dort der axiale Frequenzverlauf flach ist. Aber was nutzt ein geradliniger Frequenzgang auf Achse, wenn der Hörraum den Leistungsfrequenzgang beeinflusst? Alles muss mit in die konstruktiven Überlegungen einbezogen werden, nicht nur Messungen auf Achse. Und hier hat das Linkwitz-Filter eben Schwächen: einen schlechteren Leistungsfrequenzgang, hohe Gruppenlaufzeit-Fehler und Phasen-Drehungen unterhalb und oberhalb der Übernahme-Frequenz.” (vom Autor aus dem Englischen sinngemäß übersetzt)
Die AudioSolutions Rhapsody 130 weckt in mir gleich so viele Sympathien, weil jedes von aussen sichtbare Detail von liebevoller Fertigung zeugt. Da ist zum Beispiel die lederbezogene Schallwand, ein Hauch von Luxus, den ich auch schon beim Test der Rosso Fiorentino Volterra aus der Toscana sehr sympathisch fand. Das Erscheinungsbild der Rhapsody 130 vermittelt Emotionen, weil hier offenbar Menschen mit viel Feingefühl zu Werke gegangen sind. Beleg dafür ist auch der Hinweis „Hand made in Lithuania“ auf dem rückseitigen Messsing-Terminal unterhalb der Seriennummer. Diese wird wohl vor allem wegen der Gleichartigkeit des jeweiligen Furniers paarig an zwei ausgesuchte Exemplare vergeben.
Auf dem Terminal erlaubt ein Paar solider, vergoldete Anschlüsse die Aufnahme von Bananas, Gabelschuhen oder freien Kabelenden. Dort habe ich das Swisscable LS single-wiring-reference angeschlossen, weil Thomas Wendt, Inhaber des Genuin Audio Vertrieb, Swisscable vertreibt und dies zu den Lautsprechern empfiehlt. So kann ich auf langes Experimentieren mit meinen Kabeln verzichten. Auch wenn ich davon ausgehen durfte, dass die Swisscable bestens für die Rhapsody 130 geeignet sind, verglich ich es dann später doch noch mit meinem Standard-Kabel – schließlich will man´s ja doch mal wissen. Das Swisscable war eindeutig filigraner und ließ mehr Details durch – klare Sache. Verstärkerseitig schloss ich die Rhapsody an meine Spectral Endstufe an und war nach wenigen kleinen Korrekturen mit der Platzierung fertig: Eine Ausrichtung der Rhapsody auf den Hörer ist zu empfehlen.
Zuvor hatte ich über Monate mit den neuen Audio Exklusiv P 6.1 Elektrostaten gehört. Die musizierten auf sehr hohem Niveau, allerdings kosten sie dreimal so viel wie AudioSolutions. Um so mehr beeindruckte die Rhapsody 130 mit ihrer offenbar rundum gelungenen Abstimmung. Denn sie zu hören, bereitete mir vom ersten Takt an Vergnügen. Absolut ganzheitlich und homogen erklang die Musik aus den AudioSolutions. Ella Fitzgerald und Luis Armstrong (Vinyl): wunderbar plastisch, Herz ergreifend. Die Stones mit Some Girls (CD, 2009, rematered): rockig, dreckig, laut. Klassik, wie die Tacet CD mit Robert Schumann Piano Quartetten op. 44 und op. 47, interpretiert vom Auryn Quartet mit Peter Orth am Piano: seidg, präzise die Streicher, dynamisch, geordnet gestaffelt und vor allem homogen bei realistischer Bühne. Ich könnte ihnen aus allen möglichen Genres noch jede Menge aufzählen. Lass ich aber, weil Sie das selber hören sollten. Die Rhapsody 130 kann alles. Ich habe ehrlich kein Musikmaterial gefunden, wo sie auch nur annähernd schwächelte.
Bei soviel lobenswerten Qualitäten stellt sich die Frage: Was macht den Unterschied zu deutlich teureren Lautsprechern aus? Es gibt Unterschiede in der Detailgenauigkeit und Hörbarkeit kleiner Nuancen in Farbe und Nachklingen. Nur vermissen tue ich eben dies nicht. Denn das klangliche Gesamtbild der Rhapsody 130 ist ausgewogen und stimmig, ich möchte beinahe sagen perfekt. Egal, welche Musik gespielt wird, es tönt realistisch und, mindestens ebenso wichtig, es macht an. Solche Lautsprecher gibt es nicht oft, zumindest nicht in dieser Qualität und Klasse. Da ist dem Team in Vilnius um Gediminas Gaidelis ein Kunstwerk gelungen.
Auch das Verhalten der AudioSolutions an diversen Endstufen war höchst aufschlussreich: Während die kleine Spectral sehr fein auflöste, farbig zeichnete und den Bass sauber im Griff hatte, konnte meine betagte, vor mehr als zwanzig Jahren vergleichsweise bescheidene 1200 Mark teure NAD 2200 PE in ihrer charmant-ruppigen Art in puncto Anmache noch klar drauflegen. Dafür fehlte etwas Esprit und Feingeist. Die zur Rhapsodie 130 unverhältnismässig hochpreisigen Air Tight Mono Röhren konnten auch im Vergleich zur Spectral etwas mehr Wärme, einen noch etwas luftigeren Raum und vor allem das Gefühl vermitteln, das selbstverständlich alles genau so klingen sollte. Also bitte bei der Auswahl des Verstärkers nicht einfach ins Portemonaie greifen, hier kommt es auf den Charakter des Spielpartners an. Der sollte Ihnen gefallen. Denn die Rhapsody lässt ihn ungeschminkt deutlich werden.
Gehört mit | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audioplayer | Amarra 2.4 und Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Clearaudio DaVinci |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN AudioSolutions Rhapsody 130 | |
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Abmessungen (HxBxT) | 1163mm x 249mm x 447mm |
Abmessungen mit Standfuß (HxBxT) | 1244mm x 399mm x 566mm |
Gewicht | je 34 kg |
Wirkungsgrad | 91 dB |
Belastbarkeit | 130 W rms |
Impedanz | DC 3.4 Ohm; minimal 3.6 Ohm bei 160Hz; maximal 29 Ohm bei 60Hz; |
Übergangsfrequenz | 2450 Hz |
Frequenzverlauf | 32-25000 Hz (im Raum) |
Chassis | 2,5 cm Gewebe Hochton-Kalotte, 17 cm Papier-Konus Mittel-Hochtöner |
Paarpreis | 5900 Euro |
VERTRIEB Genuin Audio Vertrieb | |
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Anschrift | Inh. Thomas Wendt Byhlener Straße 1 D - 03044 Cottbus |
Telefon | +49 (0) 355 38377808 |
thomas.wendt@mac.com | |
Web | www.genuin-audio.de/Website/Willkommen.html |
Die meisten Phonostufen im High-End-Segment beeindrucken durch eine Vielzahl von Ausstattungsmerkmalen. Man denke nur an die FM Acoustics mit der variablen Entzerrung oder Burmesters Phono 100. Bei van den Huls The Grail geht es allein um den Klang. Es gibt gerade mal ein Mäuseklavier für die Einstellung der drei Verstärkungsfaktoren – unter dem Gehäusedeckel
Das Fehlen von Schaltern, Drehreglern, LEDs und Anzeigeninstrumenten sollte einen aber keinesfalls dazu verleiten, The Grail zu unterschätzen: Hier bekommt man es mit fast 20 Kilogramm Verstärker zu tun. Und dabei ist das externe Netzteil noch nicht einmal mitgerechnet. Für das hohe Gewicht ist vor allem das massive Gehäuse mit der Dämpfungsplatte im Deckel verantwortlich. Purismus pur auch bei der Impedanzanpassung: Über den richtigen Widerstand für den Abschluss seines Moving-Coil-Tonabnehmers braucht sich der Besitzer eines Grail keine Gedanken zu machen: Aalt van den Hul und sein Elektronikspezialist Jürgen Ultee entschieden sich beim Grail für eine sogenannte Stromanpassung: Einen Eingang mit einer Impedanz von nahezu Null Ohm, der auch gerne als „selbstanpassend“ beschrieben wird und umso besser funktioniert, je geringer die Impedanz des angeschlossenen Tonabnehmers ist. Für Moving Magnet Tonabnehmer gibt es hingegen die standardisierten 47 Kiloohm. Die Eingänge für MM- und MC-Tonabnehmer sowie die Ausgänge sind jeweils mit XLR- und Cinch-Buchsen ausgeführt. Das gibt dem Nutzer aber nicht die Freiheit, den Grail mit einem unsymmetrisch verkabeltem Tonabnehmer anzusteuern und symmetrisch mit der Vorstufe zu verbinden oder umgekehrt. Wenn man den symmetrischen Eingang wählt, muss man auch den entsprechenden Ausgang wählen. Für die Cinch-Buchsen gilt das natürlich auch.
Damit ist auch sofort klar, dass sich der Kauf des Grail SB nur für denjenigen lohnt, der einen Tonarm mit symmetrischer Verkabelung und eine Vorstufe mit XLR-Eingängen sein eigen nennt. Denn der Grail mit dem Namenszusatz SB ist symmetrisch – oder englisch: balanced – aufgebaut. Das erfordert exakt den doppelten Bauteileaufwand und stellt bekanntlich noch höhere Ansprüche an die Selektion der elektronischen Komponenten: Denn umso weniger sich die beiden Verstärkerzüge eines Kanals unterscheiden, desto höher ist die Gleichtaktunterdrückung, dank derer sich Störungen auslöschen. Neben den Kosten für den doppelten Aufwand hat eine symmetrische Schaltung aber noch einen weiteren Nachteil: Während eine unsymmetrische Schaltung die gesamte geringe Ausgangsspannung des Tonabnehmers nutzt, müssen sich der nicht-invertierende und der invertierende Verstärkerzug einer symmetrischen Schaltung die Energie aus dem Abtaster teilen. Einstreuungen und Störungen, die sich das Signal auf dem Weg vom Generator zum Phonoentzerrer einfängt, werden bei einer symmetrischen Schaltung zwar fast völlig unterdrückt, der Rauschabstand ist aber prinzipbedingt um etwa drei Dezibel geringer als bei der unsymmetrischen Schaltung.
Mehrkosten und ein wenig mehr Rauschen steht neben der nahezu vollständigen Immunität gegen Einstreuungen auch eine deutlich höhere Unempfindlichkeit gegenüber Brummstörungen gegenüber. Was aber bei weitem wichtiger ist: Nach meinen Erfahrungen klingen symmetrische Versionen einfach besser als unsymmetrische – vorausgesetzt natürlich, dass es sich in beiden Fällen um identische Verstärkerzüge handelt. Ich habe das am eindrucksvollstem vor etwa zehn Jahren beim Test von Einsteins The Turntable's Choice erfahren. Ob es an weniger Einstreuungen, der räumlichen und elektrischen Trennung der beiden Kanäle oder der höheren Übersteuerungsfestigkeit – neudeutsch Headroom – lag, vermag ich nicht zu sagen.
Aber der Klangunterschied war mir die annähernd doppelte Investition wert. Lange zuvor bin ich übrigens beim Vergleich von FM Acoustics FM122 und 222 zum selben Ergebnis gekommen: Auch hier war die symmetrische Variante der unsymmetrischen klar überlegen. Außerdem fängt sich in meinem Hörraum jede noch so gute unsymmetrische Phonostufe nahezu unabhängig vom verwendeten Kabel das eine oder andere Radioprogramm ein. Auch die Halogenlampe neben dem Plattenspieler macht sich beim Einschalten akustisch bemerkbar. Von all dem bleibe ich bei symmetrischen Phonostufen verschont. Schon allein deshalb braucht mich niemand mehr von den Vorzügen der Symmetrie bei der Verstärkung von Tonabnehmern, einer genuin symmetrischen Quelle, zu überzeugen.
Die Filter für die RIAA-Entzerrung wurden beim Grail allein mit Spulen und Widerständen aufgebaut. Aalt an den Hul verzichtet hier gänzlich auf Kondensatoren. Auch aus dem Signalweg hat er sie, wo immer es möglich war, entfernt, da sie seiner Meinung nach den Klang negativ beeinträchtigen. Damit es den Verstärkerstufen nicht an sauberer Energie mangelt, kommen für jede von Ihnen eigene Gyratoren zum Einsatz. Jeder Kanal verfügt selbstverständlich über seine eigene Verstärkerplatine. Um die Platinen mit ihren vergoldeten Leiterbahnen vor von außen auf das schwere und rigide Gehäuse einwirkende Vibrationen zu schützen, wurden sie auf speziellen Halterungen montiert. Auch die Holzseitenteile und die speziellen Gerätefüße sollen die Schaltungen so weit wie möglich gegen Mikrofonie-Effekte immunisieren.
Als ich November bei den klangBildern mit Aalt van den Hul über den geplanten Test sprach, bot er an, gleich sein momentanes Lieblingssystem, das Crimson, mitzuschicken: ein Angebot, das kein Analogfan ablehnen würde. Da der Abtaster etwa zur selben Zeit eintraf wie die Phonostufe, habe ich den beiden erst einmal eine durch kritische Quervergleiche ungestörte Einspielphase gegönnt – die sich schon nach wenigen Stunden als reiner Genuss entpuppte. Obwohl sich das Crimson dazu mit einem SME V begnügen musste, faszinierte das Duo im Zusammenspiel mit den Acapella Violon VI, die für eine Zeit lang die LumenWhite um ihren angestammten Platz in meinem Hörraum gebracht hatten, bei Becken einen ungemein realistischen Eindruck von schwingendem Metall. So hatte ich das bei wohlvertrauten Scheiben zuvor noch nicht gehört. Klangfarben und Dynamik ließen auch ohne Vergleich keine Wünsche offen. Und noch musste ich mir keine Gedanken darüber machen, welche Komponente des Trios den größten Anteil daran hatte. Ich erlaubte mir einfach, noch ein wenig in Farben und Impulsen zu schwelgen.
Nachdem dann die LumenWhite zurückgekehrt waren und im Thales Simplicity wieder das Lyra Olympos montiert war – beim Testen sollte nur eine Unbekannte geben –, bereitete ich alles für einen Vergleich des Grail mit dem Einstein vor. Das Erdungskabel des LaGrange war noch mit The Turntable's Choice verbunden, aber auch so ließ sich über den van den Hul Entzerrer nicht das geringste Brummen vernehmen. Ich hatte mal wieder Codonas „Malinye“ von ihrem zweiten Album aufgelegt und während des ersten Hörens immer ein wenig lauter gedreht. Vor dem zweiten Durchgang – um sicher zu sein, beim ersten oder zweiten Mal nichts zu „überhören“, lasse ich eine Scheibe vor einer Veränderung meist dreimal laufen – hörte ich kurz über der Wahrnehmungsgrenze ein ganz klein wenig „Radio“. Sobald das Erdungskabel des Plattenspielers aber am Grail angeschlossen war, herrschte totale Stille – und der imaginäre Raum wirkte noch ein kleines Stückchen größer: Die Einstreuungen hatten feinste Rauminformationen überlagert. Obwohl ich beim Wechsel auf den Einstein nun auch das Erdungskabel mit umklemmte, schien der Raum hier minimal kleiner zu sein. Auch die Instrumente erstrahlten nicht in hundertprozentig der gleichen Farbintensität.
Allerdings kamen die Pauken beim Einstein mit ein wenig mehr Druck. Sein Tieftonfundament wirkt noch einen Hauch solider als das des Grail. Der aber bezaubert den Hörer mit noch strahlenderen Klangfarben und einer minimal weitläufigeren Aufnahmeumgebung. Die exzellente Raumdarstellungen der van den Hul Phonostufe wird bei frühen, mit wenigen Mikrofonen gemachten Stereoaufnahmen noch deutlicher: Bei Dick Schorys Bang Baaroom and Harp glaubt man fast, die Größe der Chicagoer Orchestra Hall vor sich sehen zu können. Einfach fantastisch, wie der Grail das Signal des Olympos aufbereitet.
Dem Crimson gebe ich noch ein wenig Zeit, bis es sich einem Test und der Aufnahme für unsere Klangbibliothek stellen muss. Aber es steht jetzt schon fest, dass es schade wäre, ein solches Juwel hier nur am Rande mitzubehandeln. Nach der begeisternden Vorstellung mit dem Olympos, das mit einer Impedanz von 3 Ohm der ideale Partner für eine Stromanpassung ist, soll The Grail nun zeigen, wie er mit dem hochohmigeren Brinkmann EMT ti – hier haben die Spulen eine Impedanz von 25 Ohm – zurechtkommt. Dazu liegt Oregons Out Of The Woods in der audiophilen Ausgabe von Discovery Records auf dem Teller des LaGrange. Auch hier wirkt es, als seien Tonabnehmer und Phonostufe füreinander gemacht: Feindynamik, Rhythmik, Farbigkeit und vor allem dieses offene, freie Klangbild ziehen den Zuhörer sofort in ihren Bann. Da denkt man gar nicht daran, nach einer anderen Testscheibe zu greifen, sondern versinkt in Wohlklang. Kein Wunder: Ist der nächste Song doch das durch Jan Garbareks gleichnamiges Album bekannte gewordene „Witchi-Tai-To“ aus der Feder von Jim Pepper. Tablas, die in den 70-er fast unvermeidliche Sitar, Oboe, Gitarre und Bass, später dann noch ein Flügel und Becken: präzise differenzierte, dennoch weich fließende Farben, Melodien und Rhythmen, in denen man sich am liebsten für Stunden verlieren möchte. Schade, dass dieses akustische Glücksgefühl schon nach etwas mehr als acht Minuten endet.
Zum Schluss montiere ich noch einmal das Air Tight PC-1 in den Thales, was recht leicht von der Hand geht, wenn der Tonabnehmer bereits im Mini-Headshell justiert ist. Mit einem Innenwiderstand von lediglich 1,7 Ohm bei einer Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt stellt das PC-1 theoretisch einen idealen Spielpartner für The Grail dar. Praktisch ist das nicht anders: Ich habe einfach aus Spaß mal wieder das Reissue von Albeniz: Frühbeck de Burgos' Suite Espagñola aufgelegt und konnte mich an den riesigen Dimensionen des Aufnahmeraumes, den kräftigen Klangfarben, den blitzschnellen Impulsen, der packenden Dynamik und dem Druck der Pauken gar nicht satt hören. So viel Feinzeichnung und Detailfreudigkeit ohne jeglichen Anflug von Schärfe oder auch nur Kühle kann man selten erleben. Jede weitere vertraute Testscheibe enthüllt die klangliche Ausnahmestellung des Grail SB ein wenig mehr. Man muss sich einfach ein wenig Zeit und einige bekannte LPs nehmen, um die besonderen Qualitäten der van den Hul Phonostufe zu entdecken. Wenn sie sich einem erschlossen haben, möchte man den Grail in seiner Kette nie mehr messen!
GEHÖRT MIT. | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos, van den Hul Crimson |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN. Phonovorverstärker van den Hul The Grail SB | |
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Netzspannung | 115 oder 230 V |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | ca. 10 Watt |
Temperaturbereich im Betrieb | 15 bis 30 Grad Celsius, nur in trockenen Räumen verwenden |
Max. unverzerrte Ausgangsspannung | 19 Vss |
Ausgangsimpedanz | 330 Ohm, 600 Ohm (symmetrisch) |
Rauschabstand | >= 77 dB, >= 74 dB (symmetrisch) |
Eingangsempfindlichkeit MM | für 0,707 Vss Ausgangsspannung |
Verstärkungsfaktor 33 dB | 5,6 mV |
Verstärkungsfaktor 41 dB | 2,2 mV |
Verstärkungsfaktor 50 dB | 0,8 mV |
Eingangsimpedanz | 47 kOhm / 50 pF |
Eingangsempfindlichkeit MC | für 0,707 Vss Ausgangsspannung |
Verstärkungsfaktor 56 dB | 0,4 mV |
Verstärkungsfaktor 64 dB | 0,15 mV |
Verstärkungsfaktor 73 dB | 0,05 mV |
Eingangsimpedanz | von ca. 40 bis 400 Ohm |
Gewicht | 19,5 kg (ohne externes Netzteil) |
Preis | ab 13900 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB B&T hifi vertrieb GmbH | |
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Anschrift | Hauptstr. 14 40699 Erkrath |
team@bthifi.com | |
Web | http://www.bthifi.com |
„Die sehen ja schnuckelig aus!“ Solche Kommentare bin ich von meiner besseren Hälfte eigentlich nicht gewöhnt; zumindest nicht was HiFi anbelangt. Wobei ich bei dem Chiara-Design eher an ein amerikanisches Stealth Flugzeug denke. Was man auf den ersten Blick aber nicht sehen kann: „Schnucki“ hat es genauso faustdick hinter den Ohren!
Spiel doch mal... höre ich dann als nächstes. Offensichtlich ist die Neugier, was aus dem Designobjekt wohl an Musik kommen könnte, so groß, dass ich plötzlich eine CD von Dusty Springfield in die Hand gedrückt bekomme. Die Engländerin mit der unheimlich „schwarzen“ Stimme, die bei jeder Motown Produktion eine gute Figur gemacht hätte. Für dieses Label hätte sie wohl auch gerne gesungen, das war aber wegen ihrer weißen Hautfarbe damals schwierig. Also kommt The Windmills Of Your Mind ins Laufwerk. Die mir vorliegende Aufnahme ist nun wahrlich keine Sensation, mal positiv ausgedrückt. Aber was hier an Feeling rüberkommt, ist dagegen schon sensationell. Die älteren Leser unter uns, die diese Zeit noch miterlebt haben, können dies vielleicht nachvollziehen. Mit der Chiara gelingt es, über die Schwächen dieser Aufnahme hinwegzuhören und einfach die Musik zu genießen. Die Fehler sind natürlich allesamt zu leicht hören, treten aber nicht als Spaßbremse auf. Eines wird aber bereits mit dieser Aufnahme klar: Die Abbildungsfähigkeiten der Chiara sind hervorragend! Wenn das kein guter Anfang ist!
Geliefert wird die Chiara in einem professionellen Flightcase, das senkrecht aufgestellt, durchaus auch als begehbarer Kleiderschrank durchgehen könnte. Na ja fast. Wobei es sich bei der Chiara noch um das Leichtgewicht der drei verfügbaren Lautsprechermodelle handelt. Für den Transport des größten Modells Classic sind dann wahrscheinlich vier trainierte Sargträger vonnöten.
Zunächst aber ein paar Worte zu Kaiser Acoustics, die Firma hat es ja mit großem Erfolg geschafft, den Namen Kawero! in der deutschen HiFi Szene geheim zu halten. Warum sie nun konstant unter dem Radar fliegt... vielleicht doch Stealth Technologie? Dabei sind sie beileibe keine Newcomer, sondern überwiegend im professionellen Bereich tätig. Also akustische Optimierung von Studios und Konzertsälen. Als die Chiara geliefert wurde, wurden gerade die Studios des Bayerischen Rundfunks entsprechend umgebaut. Zudem besitzen die Untergriesbacher eine hochspezialisierte Möbelmanufaktur. Nun darf man sich hier nicht einfach eine große Schreinerei vorstellen, sondern Kaiser kann Holz in alle erdenklichen dreidimensionalen Formen verarbeiten. Bereits an der extravaganten Form der Chiara würde sich eine konventionelle Schreinerei die Zähne ausbeißen.
Nun reicht es für einen perfekten Lautsprecher natürlich nicht aus, lediglich in der Holzverarbeitung topfit zu sein. Die gesamte technische Entwicklung obliegt deshalb einem weiteren Profi, Rainer Weber, der auch das zweite Buchstabenpaar in dem Kunstwort Kawero! beisteuert. Wenn man nun die Chiara anhebt, um sie in eine geeignete Position zu bringen, wundert man sich, wo der kleine Kerl sein Gewicht hernimmt. 34 Kilogramm bringt er auf die Waage! Aufklärung bekommt man schließlich aus Untergriesbach: Die Gehäusewände sind aus Panzerholz gefertigt. Hier handelt es sich nun nicht um Holz vom seltenen Panzerbaum (Arctostaphylos Saileii), sondern um ein künstlich hergestelltes Verbundmaterial. Dabei wird dünnes Buchen-Furnierholz mit Phenolharz imprägniert und unter hohem Druck und den dann entstehenden hohen Temperaturen zu Platten gepresst. Diese haben dann nur noch 60 Prozent der ursprünglichen Dicke.
Kunstharzpressholz/Schwerfolien/Fiberglas-Sandwich nennt es der Hersteller. Nun ja, „schwer“ kann ich auf alle Fälle bestätigen. Mit dieser Konstruktion bekommt das Material fast metallähnliche Festigkeitswerte. Kleiner Nebeneffekt am Rande: durch das Panzerholz ist die Chiara praktisch kugelsicher! Man weiß ja nie. Nun ist die Form der Chiara nicht nur als Eyecatcher gedacht, sondern hat den Sinn, parallele Wände zu vermeiden. Damit sollen natürlich stehende Wellen im Gehäuse vermieden werden. Zudem hat man sich sehr viele Gedanken gemacht, wie man Vibrationen und Resonanzen von den Chassis fernhalten kann. Wenn man dies mit Dämmmaterial versucht, dämpft man natürlich nicht nur die Resonanzen sondern entzieht auch akustische Energie. Die bessere Idee wäre also, diese Resonanzen abzuleiten, ein akustischer Blitzableiter sozusagen. Dazu hat der Hersteller die Konstruktion so ausgelegt, dass alle Resonanzen vom Gehäuse in den Fuß abgeleitet werden. Was man von außen nämlich nicht erkennen kann; der Ständer hat es ebenfalls in sich, in den Fuß sind drei akustische Labyrinthe integriert, welche die Vibrationen absorbieren sollen. Diese Technologie wurde in Zusammenarbeit mit dem englischen Spezialisten Vertex AQ entwickelt. Dies hat auch den Nebeneffekt, dass im Gehäuseinneren kaum noch Dämpfungsmaterial benötigt wird.
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein drei Wege Lautsprecher, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als Zweiwegsystem mit Unterstützung einer Passivmembran für den Bassbereich. Eine Passivmembran verhält sich ähnlich wie eine Bassreflexöffnung, ist aber bei der Abstimmung flexibler und vermeidet Strömungsgeräusche, wie sie bei einer Reflexöffnung und hohen Schallpegeln auftreten können.
Bei der Chassisbestückung hat sich Kaiser auch nicht lumpen lassen und auf die Toplinie des dänischen Herstellers Scan-Speak zurückgegriffen. Scan-Speak hatte schon immer hervorragende Chassis hergestellt, auch wenn momentan Chassis mit Keramikmembran „in“ sind, ändert dies nichts an der Tatsache. Der 15-Zentimeter-Basslautsprecher aus der „Illuminator“ Serie besitzt eine Papier-Sandwich-Membran und einen Neodymantrieb. Der Bass ist als Langhubsystem ausgelegt und kommt damit auf eine Resonanzfrequenz von 34Hertz. Toll gemacht ist auch die offene und strömungsgünstige Bauweise des Treibers, hier hat Scan-Speak wirklich alle Register gezogen. Unterstützt wird der Bass durch eine 18-Zentimeter-Passivmembran, ebenfalls von Scan-Speak, offensichtlich aber speziell für Kaiser in dieser Form und Größe hergestellt. Kleiner Wermutstropfen für einen Hochwirkungsgrad-Fan: Der Scan-Speak-Bass hat lediglich 87 Dezibel Empfindlichkeit.
Den Hochtonbereich übernimmt ein Mundorf Airmotiontransformer. Beruhend auf einer Erfindung von Oskar Heil kann der AMT durch seine gefaltete Membranform mit vergleichsweise geringen Membranbewegungen einen wesentlich höheren Schalldruck erzeugen als ein Bändchen. Für die Chiara wurde natürlich kein Treiber von der Stange verwendet, sondern Mundorf hat den AMT in einer Sonderanfertigung nach den Vorgaben von Kaiser gefertigt.
Für den Klang mitentscheidend ist die Auslegung der Frequenzweiche, sowohl von der Konstruktion her, als auch von der Qualität der Bauteile. Weber benutzt hier Kondensatoren, Spulen und Widerstände des dänischen Herstellers Duelund, die weltweit zu den Topprodukten zählen. Und sich auch preislich in der obersten Region bewegen. Lediglich eine Spule im Parallelkreis wird von Mundorf geliefert, eine entsprechend große Duelund-Spule hätte nicht mehr in das Gehäuse gepasst.
Nun stellt sich für den Konstrukteur die Frage, wie er die Weiche auslegen will. Die eine Hörergruppe wünscht einen möglichst geraden Frequenzgang. Mit einer größeren Anzahl von Sperr- und Saugkreisen und ähnlichen Korrekturgliedern lässt sich nun jeder Frequenzgang irgendwie gerade biegen. Die Frage ist dann immer, wie es hinterher klingt. Die andere Fraktion will eher einen Lautsprecher, der beim Musikhören Spaß macht, aber vielleicht nicht ganz der wahren Lehre entspricht.
Der Konstrukteur der Chiara, Rainer Weber ist nun einen völlig anderen Weg gegangen, durch seinen professionellen Hintergrund im Zusammenhang mit akustischen Phänomenen ist die Chiara etwas anders abgestimmt als das sonst üblich ist. Auf diesem Wege ist es unter anderem auch gelungen, der Chiara eine realistische Größenabbildung beizubringen. Über technische Details hierzu möchte sich der Hersteller verständlicherweise nicht äußern. Zudem werden die Messungen hierfür mit einem Kunstkopf-Mikrophon gemacht, damit soll das Ergebnis am ehesten dem entsprechen, wie das menschliche Gehör dies wahrnimmt.
Einer meiner Lieblingsmusiker ist der Spanier Jordi Savall, der bei seiner Einspielung Du temps et de l’instant mit seiner Frau, der Sängerin Montserrat Figueras und mit Sohn und Tochter auftritt. Die von Savall ausgewählte Musik kommt aus den unterschiedlichsten Ländern, von Afganistan bis Mexiko. Der erste Titel, „Cantiga de amigo V“ stammt aus dem 13. Jahrhundert von dem galizischen Künstler Martim Codax. Die CD ist hervorragend aufgenommen, was über die Chiara auch sofort klar wird. Die Wiedergabe akustischer Instrumente scheint überhaupt eine große Stärke des Lautsprechers zu sein. Eine Theorbe, wie sie hier Ferran Savall benutzt, hat einen deutlich anderen Klang als eine Gitarre und das nicht nur wegen des nach unten erweiterten Tonumfangs. Das gleiche gilt für die Viola da Gamba von Jordi Savall. Diese Feinheiten abzubilden, ist ein Leichtes für die Chiara. Dazu kommt die fantastische Stimmenwiedergabe, hier von Monserrat Figueras. Die Gesamtdarstellung ist vollkommen homogen, wie aus einem Guss. Auf die exzellenten Abbildungsfähigkeiten der Box hatte ich ja bereits hingewiesen, erstaunlich ist dabei, dass die Musiker in realistischer Größe abgebildet werden. Dies ist ja bei Kompaktlautsprechern dieser Größe oftmals ein Problem.
Szenenwechsel: The Modern Jazz Quartet mit der Aufnahme Blues on Bach. Bevor jetzt die Hardcore-Klassikfans unter uns die Nase rümpfen, möchte ich doch hervorheben, dass es sich hier um ein sehr interessantes Konzept handelt. Es ging seinerzeit nicht darum, Melodien von Bach irgendwie jazzmäßig zu verhunzen, sondern John Lewis wollte einfach andere anspruchsvolle Formen und Strukturen in den Jazz integrieren. Das wird den Klassikfan nicht milder stimmen, ich weiß. Die „Kantate BWV 147 Jesu bleibet meine Freude“ trägt nun die Handschrift von Bach und dem MJQ. Hier kommen als erstes wieder die grandiosen Abbildungsfähigkeiten der Chiara zum Tragen, die Instrumente stehen als dreidimensionale Gebilde greifbar im Raum. Die Aufnahme hat etwas Patina, das Cembalo hat nicht das Feuer und die Obertonvielfalt, wie man es sonst von guten Aufnahmen her kennt, es klingt mitunter etwas künstlich. Beim Vibraphon hat man sich offensichtlich etwas mehr Mühe gegeben. Der Kontrabass ist gut aufgenommen und wird über die Chiara auch körperhaft und sehr farbig abgebildet. Das Ganze klingt nicht nach „Box“. Dies ist alles sehr einfach mit dem Lautsprecher zu hören. Wenn man darauf achtet. Ansonsten lenkt der Lautsprecher den Fokus auf die Performance der Künstler. So soll es eigentlich auch sein.
Kaiser hat mit der Chiara nicht einfach irgendeine sinnlose Materialschlacht gestartet – Hauptsache teuer – sondern die Konstruktion ist wohldurchdacht und absolut perfektioniert. Man merkt hier die Liebe zum Detail bei jeder Kleinigkeit. Beim Ausrichten der Lautsprecher sollte man sich etwas Mühe geben. Bei mir war die Fokussierung und Raumabbildung am besten, wenn sie parallel zueinander ausgerichtet waren. Vielleicht noch einen Hauch nach innen gedreht. Dies muss natürlich nicht überall genauso sein. Direkt auf den Hörer ausgerichtet wird die Hochtonwiedergabe etwas kräftiger. Die Proportionen der Musiker stimmen sehr gut, man bekommt niemals das Gefühl, vor einem Puppentheater zu sitzen. Wenn man die Augen schließt, glaubt man einen großen Standlautsprecher vor sich zu haben. Dies habe ich bei einem Lautsprecher dieser Größe noch nie so gehört. Im Tiefbass darf man keine Wunderdinge erwarten, dies wäre von einem 15-Zentimeter-Basstreiber auch zu viel verlangt. Aber die Chiara schlägt sich in meinem 40 Quadratmeter großen Raum absolut hervorragend! Dies hätte ich eigentlich in der Form nicht erwartet.
Die Firmenangabe bezüglich einer empfohlenen Verstärkerleistung von 150 Watt habe ich erst einmal ignoriert. Ich stelle mir jetzt einfach den Besitzer einer großen Krell Endstufe vor, der eine Vorliebe für Aufnahmen von Yello hat. Ich weiß nicht, wie lange das gut geht. Das ist jetzt sicher ein bisschen extrem, aber meine Mayer 211 Elrog hatte überhaupt kein Problem mit dem Lautsprecher und die kann „nur“ 25 Watt Leistung abgeben. Allerdings ist der Verstärker auch mit einem extrem potenten Netzteil ausgestattet. Rein rechnerisch kann die Chiara dann einen maximalen Schalldruck von etwa 100 Dezibel wiedergeben, was für einen Heavy-Metal-Fan allenfalls als Hintergrundsberieselung taugt. Der würde sich aber sowieso nach etwas Anderem umsehen. Grundsätzlich ist mehr Leistung natürlich kein Fehler, solange der Verstärker qualitativ mithalten kann.
Der Vollständigkeit halber habe ich mir aus der Redaktion einen 200 Watt Transistorverstärker ausgeliehen und an die Chiara angeschlossen. Nun ja, irgendeinen Vorteil gegenüber der 211 Elrog konnte ich nicht finden. Aber dafür jede Menge Nachteile was Auflösung, Klarheit, Dynamik und Emotionalität anbelangt. Dies muss natürlich nicht zwangsläufig bei jedem 200 Watt Verstärker so sein, aber die Qualitäten der Chiara kommen mit der 211 voll zur Geltung. Trotzdem könnte ich mir in Zusammenhang mit einem Röhrenverstärker 50 – 70 Watt gut vorstellen, das funktioniert dann halt üblicherweise nur mit einer Push-Pull Schaltung.
Dieser Lautsprecher hat etwas, was ich in der Form bei einem anderen Lautsprecher noch nicht gehört habe. Die Wiedergabe ist sehr klar, oder vielleicht besser ausgedrückt entschlackt. Nun kann so etwas schnell dazu führen, dass die Sammlung nicht anhörbarer Musik gewaltigen Zuwachs bekommt. Das ist hier überhaupt nicht der Fall, die Wiedergabe bleibt völlig entspannt. Der Präsenzbereich wirkt sogar eher ein bisschen zurückhaltender. Das Ganze erinnert mich irgendwie an Musikabende am Sonntag, wenn das Netz weniger belastet ist und somit weniger Störsignale erzeugt; an solchen Abenden klingt die Musik dann auch ruhiger, entspannter und sauberer. Ich könnte mir durchaus denken, dass die ausgeklügelte Resonanzableitung für diesen Effekt mit ausschlaggebend ist. Das Gehäuse hat praktisch kein Eigenleben und die rückseitige Schallabstrahlung des Basstreibers wirkt offensichtlich kaum auf die Membran zurück.
Der AMT Hochtöner ist perfekt an den Bass angeschlossen, ich kann den Übergang nicht hören. Er fällt auch nicht aus dem Klangbild heraus. Mancher Leser erinnert sich vielleicht noch an die ersten ESS Modelle mit dem original Airmotiontransformer, bei denen der Bass mit dem rasend schnellen Hochtöner nie mitgekommen war. Bei der Chiara spielt alles wie aus einem Guss. Die Vorzüge kleiner Lautsprecher, nämlich einer punktgenauen Stereowiedergabe, verbindet die Chiara mit einem absolut souveränen, erwachsenen Sound. Anders ausgedrückt: die Chiara macht immer eine gute Figur, sogar wenn sie nicht spielt!
Faszinierend ist auch, was der Lautsprecher aus einer Scheibe wie Benny Goodmans Carnegiehall Jazz Concert macht. Diese Aufnahme ist weder audiophil noch sonst was, sie stammt aus dem Jahre 1938! Ich kenne hier sowohl Platte als auch CD und in beiden Fällen ist die Abbildung flach wie eine Pfütze und die Klangfarben weiß wie die Wand dahinter. Die Chiara strengt sich hier besonders an, das allerbeste herauszuholen und die Musik anhörbar zu machen. Und das gelingt ihr in bemerkenswerter Art und Weise. Das Ganze wirkt viel aufgeräumter und man glaubt überhaupt erstmals einen Hauch von Struktur zu erkennen. Die Platte führt aus oben genannten Gründen bei mir so ein bisschen ein Schattendasein, dabei ist es Goodman damals gelungen, fast alle Jazzgrößen der damaligen Zeit für dieses Konzert zusammenzubekommen. Der Jazz hatte seinerzeit noch etwas leicht anrüchiges, so war ein Konzert in der berühmten Carnegiehall ein sensationelles Ereignis. Der Trompeter Harry James soll beim betreten der Bühne gesagt haben: „Ich fühle mich wie eine Hure in der Kirche“. Über die Chiara angehört wird dieser Meilenstein der Swingära zu bisher unbekanntem zum Leben erweckt. Resümierend lässt sich in Anlehnung an Loriot sagen: Ein Leben ohne Chiara ist zwar möglich, aber nicht sinnvoll. Im Original ging es allerdings um Möpse, ich weiß.
Gehört mit | |
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Digitallaufwerk | Ayon CDT, Aurender W20 |
D/A Wandler | Borbely Audio, totalDAC d1-monobloc |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis |
Herstellerangaben Kaiser Kawero! Chiara | |
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Bandbreite | 40Hz – 30kHz |
Empfindlichkeit | 87dB / 2.83V |
Impedanz | 4 Ohm |
Trennfrequenz | 3100 Hz |
Gewicht | 34 kg |
Höhe | 1160 mm |
Breite | 295 mm |
Tiefe | 470 mm |
Preis | 16.220 Euro (abhängig von der Ausführung) |
Hersteller Kaiser GmbH | |
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Anschrift | Hanzing 1 94107 Untergriesbach |
info@kaiser-acoustics.com | |
Web | www.kaiser-acoustics.com |
Interessenten können den Lautsprecher im hauseigenen Hörraum in Regensburg anhören. |