Jetzt, nach ein paar Tagen, ist ein Teil der Begeisterung verschwunden, die ein ganz eigenes Merkmal dieses Verstärker zu sein scheint, und ich kann versuchen, mich auf die Hifi-typischen Aspekte des Klanges zu konzentrieren: Was mich am meisten beeindruckt hat – natürlich von dem, was ich oben beschrieben habe, einmal abgesehen – war eine realistische, nahezu greifbare Klangbühne. Sie wirkte so realistisch, weil sie sich bei jeder Aufnahme anders darstellte. Es gibt viele Geräte, die beispielsweise eine riesige Bühne bieten – unabhängig davon, wie sie bei der Aufnahme aussah. Aber hier war es, als ich Jazz at the Pawnshop spielte, fast offensichtlich, dass sich die Musiker auf der kleinen Bühne des Pawnshop-Club drängelten. Obwohl jedes Instrument dabei die richtige Größe hatte, richtig auf der Bühne platziert war und auch die Abstände zwischen den eng gedrängten Instrumenten schön definiert waren, erlaubte mir die hervorragende Durchzeichnung des Souga, den Klang desjenigen Instruments zu genießen, auf das ich mich in gerade diesem Moment konzentrierte. Wenn ich aber meine Lieblingsversion von Carmen oder The last seven words of Christ on the cross hörte, dann war die Bühne riesig, weil beide Aufnahmen in großen Sälen gemacht wurden (bei letzterer war es, um genau zu sein, eine Kirche).
Ich war einfach begeistert von dem, was der Souga zu bieten hatte, angesteuert von einem Vitus auf „Einsteiger-Niveau“. Der RD-100 ist eine Neuheit des dänischen Herstellers und entstammt der Reference-Linie. Aber laut Ole Vitus ist „Reference“ erst der Anfang dessen, was seine Firma zu bieten hat – und deshalb „Einsteiger-Niveau“. Egal – es klang sehr gut, aber da war preislich noch ein großes Missverhältnis zwischen dem RD-100 und dem Souga. Deshalb wollte ich noch mal etwas anderes probieren. Ich entschloss mich, meinen eigenen ModWright LS100 Vorverstärker zwischen Vitus und Kondo auszuprobieren. Das veränderte den Klang der Kette, war aber eher ein klangliche Alternative als ein eindeutiger Fortschritt. Der Klang wurde ein bisschen wärmer, ich denke, auch ein wenig geschmeidiger, verlor aber gleichzeitig auch einen Hauch seiner großen Transparenz und Klarheit. Da ich keine Gelegenheit hatte, eine Kondo Vorstufe auszuleihen, bat ich meinen Freund Jacek, den stolzen Besitzer von Reimyo-Komponenten, um einen Gefallen, nämlich dass er einmal mit einigen seiner Geräte vorbeikommen würde. Jacek kam (nochmals vielen Dank!), und brachte seinen CAT-777 Vorverstärker und den D/A-Wandler und CD-Transport mit. Als wir die Geräte mit dem Souga kombinierten, klappte er wieder, der alte Audio-Trick, den viele von Ihnen, wie ich glaube, schon mehr als einmal erlebt haben. Sie dachten, dass Ihre Anlage bereits klangliche Höchstleistungen brachte, aber als Sie eine Komponente gegen eine andere austauschten, merkten Sie, dass das Unmögliche möglich wurde und sich der Klang noch einmal verbesserte und ein Niveau jenseits Ihrer Vorstellung erreichte.
Jetzt wurde deutlich, wie differenziert der Souga verschiedene Aufnahmen wiedergeben kann – nicht nur in puncto Bühnengröße. Ich bin kein so großer Kenner, dass ich sagen könnte, welcher spezielle Flügel bei welcher Aufnahme verwendet wurde, oder wer die gerade gehörte Geige gefertigt hat oder wer sie gerade spielt (ok, das gelingt mir manchmal, aber sicherlich nicht immer. Aber der Kondo Verstärker arbeitet die Unterschiede zwischen Instrumenten, zwischen der Art, wie verschiedene Musiker sie spielen und auch zwischen verschiedenen Aufnahmetechniken deutlich heraus. Ray Browns Bass klingt auf Soular Energy anders als auf The red hot und wieder anders auf der Doppel-CD Live from New York to Tokyo. Verschiedene Orte, unterschiedliche Akustik, eine andere Gemütsverfassung – einfach verschiedene Zeitpunkte, zu denen die Musik auf Band aufgezeichnet wurde, und dementsprechend ein anderer Klang desselben Instruments, vom selben Musiker gespielt: manchmal mit mehr Elan, manchmal etwas ruhiger, die Band antreibend oder nur im Hintergrund spielend. Auf einigen Aufnahmen wirkt der Bass größer, als er in Wirklichkeit ist, auf anderen wird er so sanft gespielt, dass er nur die halbe Größe zu haben scheint.
Der Bass ist hier nur ein Beispiel, dass ich gewählt habe, weil ich den Klang mag, aber ich könnte mehr oder weniger dasselbe über jedes andere akustische Instrument schreiben. Solche Erfahrungen erlaubten alle Jazz-Aufnahmen, vor allem ältere, aber auch neue wie Tomasz Stańkos ECM-Album. Akustischer Blues und auch klassische Musik erklang auf eine spezielle, einzigartige Weise. Bevor ich den Souga gehört habe, hatte ich behauptet, dass einige andere großartige Verstärker, die ich das Vergnügen hatte zu testen, wie Soulution, Tenor und AirTight so nah wie nur möglich an Live-Musik herankamen. Jetzt weiß ich, dass das nicht wahr ist oder zumindest nicht gänzlich wahr ist. Wenn man den Kondo nach audiophilen Kriterien bewertet, mag er nicht in allen besser sein als seine Mitbewerber: Der Soulution bietet mehr Kontrolle, eine bessere Bass-Definition und eine überwältigende Klarheit. Der Tenor verbindet die besten Eigenschaften von Röhren- und Transistorgeräten und bietet einen dynamischen und doch geschmeidigen Sound, und AirTights 211er Monoblöcke beeindruckten mich mit einer sehr energiegeladenen Wiedergabe in Verbindung mit sehr feinfühligen, aber klaren und spritzigen Höhen. Aber es war der Souga, der mir beim Anhören so vieler hervorragender Darbietungen Nervenkitzel bescherte – mehr als jeder andere Verstärker zuvor. Der Kondo gestattete es mir, neue, tiefere Schichten von Farben, Gefühlen und Schattierungen bei Platten zu entdecken, die ich schon perfekt zu kennen glaubte. Andere Verstärker ließen es zu, kurz innezuhalten und Notizen zu machen oder den Raum für kurze Zeit zu verlassen, nicht aber der Souga. Ich konnte es mir nicht erlauben, eine einzelne Minute der Zeit zu verlieren, die ich mit ihm verbringen konnte, vor allem, weil ich wusste, dass der Testzeitraum nicht sehr lang sein würde: Ich hatte den Verstärker für etwas mehr als eine Woche zur Verfügung. Dann musste er weiter zu potentiellen Kunden, die schon auf ihre Chance warteten, ihn zu hören.
Die Hörsitzungen mit den Souga erinnerten mich an einen exzellenten Film, einen Thriller, der einen von der ersten bis zur letzten Minute vor dem Bildschirm fesselt. Man kann nicht mal eben rausgehen, um sich etwas zu essen oder zu trinken zu holen oder einen Telefonanruf anzunehmen. Man bleibt total aufmerksam, um jede Kleinigkeit mitzubekommen. Fast jede einzige Aufnahme war ein Art neue, ganz spezielle Erfahrung, obwohl ich sie alle schon dutzende Mal zuvor gehört hatte. Lassen Sie mich eine diesmal literarische Parallele aufzeigen: Mit dem Kondo wohlbekannte Musik zu hören, ist, als ob man ein Buch noch einmal lesen würde, aber dieses Mal zuvor auch die Biographie des Autors gelesen hätte und deshalb das Buch besser verstünde. Und genau das passierte auch hier. Ich verwende für die Tests verschiedener Komponenten immer dieselben Alben und eigentlich kommt es ziemlich selten vor, dass ich dank der getesteten Geräte etwas Neues auf diesen Alben entdecke. Aber der Souga erlaubte es mir, viele Aufnahmen neu zu entdecken, neue Informationsschichten zu finden, die zuvor unter dem Hauptstrom der Musik begraben waren, vielleicht sogar hörbar, aber bis jetzt irgendwie irrelevant. Der Kondo behandelte alle Medien gleich – Vinyl, CDs oder Musik-Dateien: Gute Aufnahmen zu hören, war unabhängig vom Medium ein Aha-Erlebnis. Das Wichtigste für mich war, dass ich Neues meist in den musikalischen und emotionalen Bereichen all dieser Aufnahmen entdeckt und im Klang an sich. Das ist ein großer Unterschied! Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Eindruck, dass aktuell viele Audiophile aber auch viele audiophile Firmen ihre Aufmerksamkeit auf den Klang richten und nicht länger auf die Musik. Sie bewerten alles nach der Griffigkeit, der Ausdehnung und der Wucht des Bassbereichs, der Geschmeidigkeit und Fülle der Mitten, der Lebendigkeit der Höhen und so weiter. Damit bin ich einverstanden, alle diese Fähigkeiten sind wichtig, ab sie sind nur Mittel um, das ultimative Ziel zu erreichen, und kein Ziel für sich allein. Man kann alle diese Fähigkeiten haben, aber ohne eine stimmige Balance zwischen ihnen, ohne Emotionen, ohne den Wesenskern der Musik – kann man da das Hören genießen?
Wenn man versucht, den Klang des Souga zu analysieren – mal angenommen, irgendjemand würde das noch wollen, nachdem er ihn gehört hat –, könnte man einige klangliche Disziplinen nennen, die wahrscheinlich noch ein wenig besser wiedergegeben werden könnten. Aber dennoch: Wenn man Musik hört, kümmert man sich nicht um audiophile Unvollkommenheiten, weil man vor der Anlage sitzt, den Atem anhält und auf eine weitere Überraschung wartet und die absolut unangestrengte Art bewundert, in der dieser Verstärker das Wesentliche einer jeden Aufnahme wiederzugeben pflegt. Man ist fasziniert von der erstaunlichsten Musikreproduktion, die man je gehört hat, und deshalb kümmert es einen nicht, ob einige andere Verstärker möglicherweise ein wenig mehr Wucht oder mehr Durchsichtigkeit bringen könnten – wen stört's? Hören Sie einfach ein paar Aufnahmen der talentiertesten Musiker, die Sie kennen: Diese Personen kommen selbst aus der entferntesten Vergangenheit zu Ihnen, um Ihre Freunde zu werden und wundervolle Musik für Sie zu spielen. Schon nach einer kurzen Zeit kommt Ihnen das alles ganz normal vor: Einige alte Freunde kommen, um bei Ihnen zu Hause für Sie zu spielen. Louis Armstrong, Miles Davis und Tomasz Stańko schauen jeden Donnerstag um 20 Uhr vorbei.
Der Souga ist kein totaler Allrounder, zuerst einmal braucht man einen hochwertigen, leicht zu treibenden Lautsprecher. Denn auch wenn die acht Watt dieses Verstärkers mehr Leistung zu haben scheinen als die acht Watt meiner 300B SET, bleiben es immer noch acht Watt, und da sind Lautsprecher mit einem Wirkungsgrad von über 90 Dezibel dringend angeraten. Zweitens ist der Souga auch mit den passenden Lautsprechern wie zum Beispiel den Ardento Alter nicht die erste Wahl für Menschen, die am liebsten Rock, Metal oder HipHop hören. Für dies Art Musik sollte man sich besser einen schönen, leistungsstarken Transistor-Amp kaufen. Das bedeutet nicht, dass es dem Souga an Dynamik fehlt, überhaupt nicht! Ich habe sogar eine Menge reichlich dynamischen Rock von AC/DC damit genossen. Aber ich habe erfahren, dass diese Musik auf bessere, überzeugendere Art wiedergegeben werden kann. Aber wenn Sie am meisten Spaß daran haben, akustische Musik zu hören wie Jazz, Blues, Klassik – die hohe Kanaltrennung und Auflösung dieses Verstärkers macht es möglich, auch großorchestrale Werke zu genießen – und so weiter, dann kann ich Ihnen keine bessere Stereo-Endstufe empfehlen als den Souga. Das ist ebenso klar wie einfach. Ich kann nicht behaupten, dass er die beste Endstufe der Welt ist, weil ich sie nicht alle gehört habe, aber der Souga ist so gut, dass ich keinen Grund sehe, noch weiter zu suchen – natürlich nur wenn man ihn sich leisten kann.
Wenn Sie es geschafft haben, bis zu diesem Punkt dieses überschwänglichen Textes zu gelangen, müssen Sie bemerkt haben, dass ich anders als in den übrigen Tests die allfälligen Klangkriterien nur wenig herausgearbeitet habe. Das unterscheidet diesen Test von den anderen. Aber in diesem Fall sehe ich keinen Sinn darin, auf die üblichen Klangkriterien einzugehen. Beim Souga dreht sich alles um Musik, nicht um den Klang.
Es geht darum, wie nah er den Hörer an die Musik heranbringt, an die Musiker, an die Emotionen, die die Musik uns vermitteln soll, so wie sie es bei einem Live-Konzert tut. Andere High-End-Verstärker versuchen, uns ebenfalls so nah wie möglich an ein Konzerterlebnis heranzubringen, aber mehr auf der klanglichen als auf der musikalischen Seite. Sie versuchen, laut genug zu spielen, mit stimmiger Dynamik, einer großen imaginären Bühne, Kraft und so weiter. Was der Kondo bietet, ist derselbe Kick, den ein Live-Konzert vermittelt, eine enge Beziehung mit den ausführenden Musikern, ja, den direkten Kontakt mit ihnen. Man fühlt einen Schauer den Rücken hinunterlaufen, wenn der große und einzigartige Luciano Pavarotti „Nessun Dorma“ singt oder der fantastische Miles Davis das Concierto de Aranjuez spielt. Da spielt es überhaupt keine Rolle, dass die Aufnahme vor 50 Jahren stattfand und das Vinyl ein wenig knistert und rauscht. Es geht vor allem um den beinahe lebensechten Kontakt mit der wundervollen Musik, die die Seele berührt und enorme Gefühle hervorruft. Für mich war die Begegnung mit dem Souga Liebe auf den ersten Blick, die aber in Anbetracht des Preises eine platonische bleiben wird. Ich wette, dass viel Menschen, die die Möglichkeit hatten, den Souga zu hören, dasselbe empfinden werden. Dieser Test war zuerst einmal eine überraschende Erfahrung für mich und zweitens löst er ein Problem in der Zukunft: Wenn ich mal ein reicher Mann sein werde, brauche ich keine Zeit mehr darauf zu verschwenden, welchen Verstärker ich mir vorrangig zum meiner privaten Freude kaufen werde – für dem Job als Tester gibt es gewiss einige geeignetere.
Lassen Sie mich hier einen kleinen Nachtrag zu diesem Text anfügen, den ich nach meinem Besuch der High End in München schrieb. Wie Sie sich nach dem Lesen des Tests sicherlich vorstellen können, musste ich, sobald ich in München eingetroffen war, sofort Kondos Raum aufsuchen und dort habe ich eine ganze Menge Zeit verbracht. In der Tat war dies der Raum, in dem ich mich während der drei Tage die meiste Zeit aufgehalten habe. Ich bin immer wieder zurückgekommen und habe dort viele, viele Minuten gesessen. Die (fast) komplette Kondo Anlage bestand aus den neuen Kondo Biyura Lautsprechern – ja, denen, die es nicht nach Warschau geschafft hatten –, angetrieben von zwei neuen Monoblöcken namens Kagura mit zwei 211 in Parallel-Single-Ended-Schaltung, die wahrscheinlich im Produktportfolio über dem Modell Gakuon angesiedelt sein werden – oder es vielleicht sogar ersetzen. Es gab zwei Quellen: eine analoge, den Kondo Ginga Plattenspieler, und eine digitale, bestehend aus dem Kondo DAC und dem Esoteric CD-Transport. Natürlich gab es auch einen M1000 MkII Vorverstärker und Silberkabel. Die Kondo Crew spielte meistens Jazz und Klassische Musik für die Vorführung, in den Hauptsache ausgewählte ältere Scheiben, aber auch einige zeitgenössische. Und unabhängig davon, wie alt die Aufnahmen waren oder auf welchem Medium sie gespeichert waren, gab mir die Anlage denselben Nervenkitzel wie der Souga in meiner Kette. Wie man weiß, sind die allgemeinen Umstände bei einer Messe immer weit vom Optimum entfernt, aber jedes Mal, wenn ich in diesem Raum saß, vergaß ich sofort den Lärm, der von draußen kam, und alles was zählte, war die Musik. Ich habe wirklich ein, zwei Mal völlig die Zeit vergessen, weil das Kondo-Team ganz außergewöhnliche Musik ausgewählt hatte. Das mag nicht die Traumanlage jedes Audiophilen sein, vielleicht weil es nicht die vielseitigste ist. Aber gewiss wird jeder Musikliebhaber – und das ist nicht immer dasselbe wie ein Audiophiler – eine absolut einmalige Eigenschaft dieser Kette zu schätzen gewusst haben: Wie sie den Zuhörer mit dem Wesen der Musik verbindet und ihm erlaubt, die aufwühlendsten Gefühle zu erfahren. Das hat Kondo für mich getan – und das ist alles, was ich von meiner Traumanlage erwarte.
Der Kondo ist eine Röhren-Stereo-Endstufe mit zwei 2A3 pro Kanal, die in einer Parallel-Single-Ended-Schaltung arbeiten. Der Röhrensatz umfasst noch zwei 12BH7 und zwei 6072 (12AY7) plus eine 5U4GB Gleichrichterröhre. Anders als bei seinem Vorgänger, dem KSL Neiro, finden sich im Souga eine Menge Bauteile mit Silber: von Hand gewickelte Silber-Ausgangstransformatoren, Kondensatoren mit Silberfolie als Elektrode, Silberkabel, bei denen die Leiter mit Naturseide, die als Isolierung zwischen dem Silber und dem äußeren PVC-Mantel dient, umwickelt sind und sogar Cinch-Buchen, die aus Silber gemacht zu sein scheinen. Das Gehäuse wurde aus Kupfer gefertigt, die Front, die Seiten und die Rückseite sind schwarz, ebenso wie die vier Trafo-Abdeckungen, während der obere Gehäusedecke kupferfarben glänzt. Darauf sind die Sockel für die Leistungsröhren und ihre Treiber vor den Transformatoren angeordnet, während die Gleichrichterröhre und die wenigen großen Kondensatoren hinter den Trafos versteckt sind. Es gibt zwei kleine Knöpfe auf dem Gehäusedeckel: Einer ist der Ein/Aus-Schalter, der andere ein „mute“-Schalter. Zwischen den beiden befindet sich eine LED, die den Betriebszustand signalisiert. Auf der Rückseite ist mittig die IEC-Netzbuchse montiert, rechts und links davon je eine Paar von Kondos eigenen Lautsprecher-Klemmen und je eine Cinch-Eingangsbuchse. Es gibt nur zwei Lautsprecherklemmen pro Kanal: Der Kunde muss seinen Souga entweder für vier oder acht Ohm verdrahtet bestellen. Da die Ausgangs-Transformatoren aber zwei Anzapfungen haben, ist es auch möglich, die Anpassung später zu ändern.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
CD-Player | CEC 51XR |
Vollverstärker | ArtAudio Symphony II |
Plattenspieler | Michell Gyro SE |
Tonarm | Technoarm |
Tonabnehmer | AT33PTG |
Phonostufe | ESELabs Nibiru |
Lautsprecher | modified project Jerycho with FSAC-2B |
Kabel | Gabriel Gold Extreme mk2, Binaural focus monolith Ag, Gabriel Gold Revelation mk 1, DIY Acrolink 6N-PC4300 |
HERSTELLERANGABEN Kondo Souga | |
---|---|
Ausgangsleistung | 2 x 8W |
Frequenzgang | 8Hz - 35kHz (+0dB, -3dB) |
Eingang | 1 x Cinch |
Eingangsimpedanz | 100kΩ |
Röhrenbestückung | 4 x 2A3, 2 x 12BH7, 2 x 6072 / 12AY7, 5U4GB x1 |
Leistungsaufnahme | 130 W |
Abmessungen (B/H/T) | 430 x 233 x 314 mm |
Gewicht | 34 kg |
Obwohl wir üblicherweise bei unseren Tests keine Überschriften verwenden, hat sich mir diese ganz von selbst für diesen ganz speziellen Artikel aufgedrängt, ich musste sie einfach verwenden. In jeden Jahr beschäftigen wir uns in der Mai-Ausgabe von High Fidelity ausschließlich mit japanischen Geräten. Und wir tun dies auch weiterhin, obwohl es immer schwieriger wird, sie hierzulande zu bekommen. Japan hat eine harte Zeit hinter sich: Die katastrophalen Ereignisse des Jahres 2011 – der Tsunami, das Erdbeben und der Kraftwerksunfall in Fukushima – machten es für die japanische Wirtschaft noch schlimmer, zumal die hohen Wechselkurse ihrer Währung den Export schon in den Jahren zuvor schwierig gemacht hatten. In der Folge wurden weniger japanische Produkte nach Polen importiert, so dass es immer schwerer wird, in Japan hergestellte Geräte für einen Test zu bekommen. Als ich schon ein wenig verzweifelt nach Testgeräten suchte wandte ich mich an Herrn Wojtek Szemis, obwoh ich mir, um ehrlich zu sein, nicht allzu viel davon versprach. Aber sei's drum, warum sollte ich es nicht einfach einmal probieren. Und zu meiner Überraschung bekam ich zur Antwort: „Ja, ich habe im Moment einen Kondo Souga Verstärker da, würde der Sie für einen Test interessieren?“ Da gab es nicht einmal eine Chance von eins zu einer Million, dass ein eingefleischter Fan wie ich sich so eine Gelegenheit entgehen lassen würde.
Ich muss zugeben, dass während der jährlichen AudioShow in Warschau Herrn Szemis' Raum mein Zufluchtsort ist. Üblicherweise gehe ich dort an den beiden Tagen der Show immer mal wieder vorbei, um mich ein wenig zu erholen und Musik zu hören. Und wenn ich einen guten Platz finde und solange Herr Szemnis nicht seine sehr exotische Musik spielt, sitze ich einfach nur da und sammle meine Kräfte, bevor ich weiter von Zimmer zu Zimmer gehe. Um ganz ehrlich zu sein, mag ich es besonders, mich dort aufzuhalten, wenn ein Plattenspieler als Quelle fungiert: Dann klingt es immer ausgesprochen gut, trotz der ganzen nicht gerade idealen Bedingung, die bei Messen unvermeidlich sind, egal wo immer auf der Welt sie auch stattfinden. Da ist noch ein anderer Grund, aus dem ich in diesem Raum so viel Zeit wie möglich verbringe, wie die Mehrheit aller Audiophilen habe ich keine andere Gelegenheit, die legendären Kondo-Meisterstücke zu hören. Während der AudioShow im letzten November hoffte ich, die neueste Errungenschaft im Kondo-Portfolio hören zu können: die Lautsprecher. Aber unglücklicherweise schafften sie es nicht rechtzeitig, zur Show zu kommen, und ich war wie eine ganze Menge anderer Leute ein wenig enttäuscht. Glücklicherweise hatte ich kürzlich die Gelegenheit, die Lautsprecher während der High End 2013 in München zu hören, worauf ich später noch zurückkommen werde. Das war eine fantastische Erfahrung, ließ mich aber um so mehr bedauern, dass sie nicht auf der polnischen Show zu hören waren.
Wir beide – unser Chefredakteur Wojtek Pacula und ich – waren uns völlig im Klaren darüber, dass der Souga keine gleichwertigen Spielpartner in meiner Anlage haben würde, aber ich rechnete dennoch mit einer einzigartigen Erfahrung, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Kondo (Audio Note Japan) ist ein Synonym für extrem hochwertige Röhrengeräte, der Traum der meisten Röhren-Fans, Liebe auf den ersten Blick, aber für die meisten von uns nur eine platonische Liebe. Diese japanischen Produkte werden wie Kunstwerke behandelt – und ich persönlich glaube auch, dass sie es sind –, aber das heißt auch, dass sie so viel wie Kunstwerke kosten. Es macht genau so wenig Sinn, über diese Preise zu diskutieren wie darüber, warum Leute Millionen Dollar für irgendwelche Gemälde bezahlen. Einige Menschen versuchen immer, die Kosten der verwendeten Materialien und Technologien zu analysieren, andere fragen, ob ein Verstärker überhaupt so viel kosten solle – wobei sie bedenken sollten, dass es viele andere mit noch mehr Nullen auf dem Preisschild gibt –, aber das alles ist sinnlos.
Ein solches Produkt wird von einer Person gekauft, die es sich zuerst einmal leisten kann, aber auch etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches besitzen möchte, etwas, das seine oder ihre Seele berührt, das es ihm oder ihr ermöglicht, mit wirklicher Kunst in engen Kontakt zu kommen. Oder aber er oder sie behandeln den Kauf als Investition. Kondo ist in beiden Fällen eine sehr gute Wahl: Einerseits bieten die Geräte eine außergewöhnliche Wiedergabe und die Art, wie sie Musik erklingen lassen, berührt viele Herzen und Seelen. Andererseits zählen Kondo Geräte zu den wenigen Produkten auf dem Audio-Markt, die ihren Wert nicht so schnell verlieren. Und obwohl der legendäre Kondo san vor einigen Jahren an einen besseren Ort entschwebte, wo er, wie ich hoffe, weiterhin seine vorzüglichen Werke kreiert, geht es der Firma unter der neuen Leitung von Ashizawa Masaki sehr gut. Und man führt nicht einfach nur fort, was Herr Kondo entworfen hat, sondern entwickelt und baut neue Produkte. Eines von diesen ist die Endstufe Souga, die im Kondo Portfolio das schon etwas ältere Modell KSL Neiro ersetzt.
Ich denke, den Begriff „Legende“ in der Überschrift habe ich bereits erklärt, aber was ist mit dem „überschwänglich“? Mir stand der Souga für etwas mehr als eine Woche zur Verfügung und ich verbracht damit soviel Zeit wie möglich. Es war eine sehr erstaunliche, ja atemberaubende Erfahrung. Ich machte eine Menge Notizen während der Hörsitzungen, oder genauer: meistens zwischen diesen. Aber ich merkte schnell, dass ich mehr Zeit brauchen würde, um wieder „runterzukommen“ und einen „normalen“ Test schreiben zu können. Ich wollte einfach vermeiden, zu überschwänglich zu sein, wenn ich den Test schrieb. Ich ließ einige Zeit verstreichen und … schaffte es dennoch nicht, einen „normalen“ Test zu schreiben. Ich konnte es einfach nicht – der Souga berührte mein Herz und meine Seele und hinterließ dort Spuren. Zu poetisch? Schade, aber genau das ist passiert – offensichtlich passiert genau das mit der Seele eines sensiblen Menschen, wenn er Kondos Kunst erlebt.
Wie ich oben erwähnt habe, war mir schon, bevor ich diesen Test begann, klar, dass ich dem Souga kein gleichwertiges Anlagenumfeld würde bieten können – ich hatte kein Audio Equipment, dass 50000 Euro kostet. Statt wie üblich die hervorragenden Leistungen eines Testkandidaten den Standardbewertungen zu unterziehen, musste ich diesmal eher versuchen herauszufinden, welchen Einfluss er auf die restliche, mir bestens vertraute Anlage haben würde. In der ersten Kette, die ich hörte, wurde der Souga direkt von einem Vitus RD-100, einem neuen D/A-Wandler des bekannten, dänischen Herstellers angesteuert, der nicht nur Digitaleingänge bietet, sondern auch analoge und eine Lautstärkeregelung.
Als Wojtek Pacula kam, um den Kondo zu mir nach Hause zu bringen, hörte ich noch mit den fantastischen Ardento Alter Lautsprechern, die ich kürzlich besprochen habe. Ich war sehr sicher, dass die etwa acht Watt des Souga nicht ausreichen würden, diese zu treiben. Ich schreibe „etwa acht Watt“, weil jeder Verstärker individuell aufgebaut und gemessen wird und die Ausgangsleistung leicht variieren kann: Der Kunde erhält ein Büchlein mit allen Informationen über seinen individuellen Verstärker, die natürlichen auch die individuellen Messwerte enthalten. Meine Sicherheit rührte daher, dass ich meinen eigenen 300B SET Amp (ArtAudio Symphony II mit Ausgangsübertragern von Diavolo) und den AirTight ATM-300, die beide acht Watt leisten, mit den Lautsprechern ausprobiert hatte und keiner von Ihnen in der Lage war, den Alters ihr gesamtes Potential zu entlocken. Beide Verstärker lieferten wundervolle, üppige und liebliche Mitten sowie einen funkelnden und klaren Hochtonbereich, hatten aber Probleme, den 38-er Bass sauber anzutreiben. Daher habe ich angenommen, ich müsste sie durch meine Bastani Matterhorn ersetzen, die gewiss eine leichter zu treibende Last darstellen. Nur zur Erinnerung, die Ardento Alter sind offene Schallwände mit 38-Zentimeter-Chassis mit Papiermembranen, Sonido Vollbereichs-Chassis und Fountek Bändchen-Hochtönern. Bis jetzt hatte ich jedesmal die Erfahrung gemacht, dass ich einen Verstärker mit mindesten 20 Ausgangsleistung benötigte, damit sie ihr ganzes Potential zeigen. Und so konnte ich wirklich nicht erwarten, dass der Souga etwas schafft, bei dem andere Verstärker mit ähnlicher Leistung versagten.
Der Souga ist ein Stereo-Leistungsverstärker mit zwei 2A3 Röhren pro Kanal in einer Parallel-Single-Ended-Schaltung. Er ersetzt, wie gesagt, im Kondo-Programm den KSL Neiro. Einer der Unterschiede ist, dass beim Souga, wo immer das möglich ist, Silber statt Kupfer verwendet wird: die Ausgangsübertrager werden von Hand mit Silberdraht gewickelt, die Verdrahtung besteht natürlich auch aus Silber, es gibt Silberfolien-Kondensatoren und auch die Cinch-Buchsen schimmern silbern. In Anbetracht dessen, verwundert es nicht, dass der Hersteller auch Silberkabel empfiehlt, die KSL-LPz. Herr Szemis war so freundlich, mir je einen Satz Kabel zusammen mit dem Verstärker zu liefern, so dass ich beide, NF- und Lautsprecherkabel während des Tests benutzen konnte.
Ich bekam dem Souga am Abend und hatte ehrlich gesagt keine Lust mehr, zu später Stunde ein Paar 40-Kilogramm-Lautsprecher gegen ein anderes mit je 50 Kilo zu tauschen. Ich beschloss, die Alters mit dem Souga zu verbinden in der Hoffnung, dass der Kondo am Abend, wo ich für gewöhnlich recht leise höre, schließlich doch ganz gut mit den Lautsprechern zurechtkommen würde. Ich legte eine LP des Ray Brown Trios auf den Teller, senkte die Nadel in die Rille und … eine sehr lange Nacht begann. Immer mal wieder bekomme ich Produkte zum Testen, die mir das Leben als Hifi-Autor sehr schwer machen, weil sie die Musik so emotional ansprechend präsentieren, dass man sich nicht auf die Beurteilung der Geräte konzentrieren kann. Aber nun wirkten plötzlich alle bisherigen „schweren Fälle“ wie ein Spaziergang im Park. Wie man es von einem High-End-Röhrenverstärker erwartet hatte, präsentierte der Souga die Musik in einer wahrhaft überzeugenden Art. Und dazu trugen viele Einzelelemente bei, beginnend mit einer wunderschönen, dreidimensionalen und fast greifbaren Darstellung, über eine sehr ehrliche, oder vielleicht besser: überzeugende Tonalität – wenn man eine Aufnahme hört, kann man ja nicht genau wissen, wie es im Studio geklungen hat – und schönen Klangfarben akustischer Instrumente bis zu Offenheit, Geschmeidigkeit und einen fließenden Klang. Dies alles kam zusammen zu einer erstaunlich überzeugenden Wiedergabe: Als Ray Brown begann, seinen Bass zu spielen, liefen mir Schauer den Rücken runter (ja, das ist ein Teil des Überschwangs, den ich in der Überschrift erwähnte). Zu meiner Überraschung klang der Bass trotz der geringen Lautstärke großartig – das war schon auffällig, weil ich das Stück üblicherweise lauter spielen musste, damit der Bass richtig klang. Der Bass reichte schön tief hinab, da war ein guter Teil Holz mit im Spiel, ein wunderschönes Ausklingen, das Geräusch der auf den Saiten rutschenden Finger und vieles mehr – wirklich jedes Detail wurde so greifbar und glaubwürdig dargestellt, dass ich einfach so im Dunklen saß und versuchte den Bass zu sehen, der im Schatten verborgen, aber sicherlich da war – das sagten mir meine Ohren ganz klar. Die einzige sinnvolle Erklärung dafür, dass ich das Instrument nicht sehen konnte, war, dass das blaue Glimmen der 2A3 Röhren einfach nicht hell genug war … Eine andere, selbst bei dieser geringen Lautstärke offenkundige Tatsache war, dass der Verstärker zu meiner Überraschung die Lautsprecher völlig im Griff hatte – ein schnelles Einschwingen und ein wunderbarer Ausklang, außer der Musiker beschloss, die Saiten plötzlich zu dämpfen: Dann war es für den Souga keinerlei Problem, dasselbe zu tun. Aber der entscheidende Punkt war, dass ich über all das nicht eine Sekunde nachdachte, als ich Soular Energy hörte. Die Musik begann und legte in meinem Gehirn den Schalter von „Hifi-Autor“ auf „Musik-Genießer“ um, und da gab es bis zum Ende der Platte nichts als Musik. Es zählte nur, was der brillante Ray Brown und der ebenso phänomenale Gene Harris mit ihren Instrumenten machten. Eigentlich ging es gar nicht darum, wie brillant die Musiker waren, wie gut ihre Instrumente klangen und wie gut das auf dem Band eingefangen wurde, auch wenn das alles so war! Es ging mehr darum, zu dem vorzustoßen, was wirklich im Concord Records Studio passiert ist: Da bestand eine ganz spezielle Chemie zwischen den beiden herausragenden Jazzern, die der Souga bei diesem besonderen Album deutlich hören ließ. Obwohl die beiden noch viele weitere Alben zusammen aufnahmen, war dies offensichtlich ein ganz besonderes – und das stellte der Kondo kristallklar heraus. Da gibt es einige Jazz-Standards von Count Basie oder Billy Strayhorn auf dieser LP, aber Ray und Genes Interpretationen klangen frisch und stimmig, hauptsächlich wegen des außergewöhnlichen Wechselspiels zwischen ihnen. Und obwohl ich diese Scheibe sehr oft über unterschiedliche Anlagen gehört habe, ließ mich der Souga das empfinden, was ich fühlte, als ich dieses Album vor vielen Jahren entdeckte: dieselben Emotionen, derselbe Rausch, dieselbe Freude. Damals habe ich das Album von CD gehört, auf einem viel billigeren, schlechter klingenden Audio-System, aber ich entdeckte etwas Neues, etwas Außergewöhnliches, das direkt Teil meines persönlichen Jazz-Canons wurde und alle die Jahre lang blieb. Nun fühlt es sich an wie eine Neuentdeckung, so als hätte ich Soular Energy noch nie gehört, weil ich jetzt nicht nur die Musik genießen kann, nicht nur die gute Aufnahme, sondern auch die unglaubliche Interaktion zwischen zwei hervorragende Musikern, die Tonnen an Emotionen, die sie austauschen, und mir drängt sich der unwiderstehliche Eindruck auf, dass die beiden Herren eine verdammt gute Zeit hatten, als sie das Album aufnahmen. Ich denke, das muss das gesamte Team im Studio gespürt haben, obwohl es hinter einer Glasscheibe saß, aber dabei die Musik und die Musiker erlebte und selbst ein Teil dieses außergewöhnlichen Ereignisses war. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will nicht behaupten, dass der Klang, den der Souga produziert, derselbe ist wie bei einem echten Konzertereignis – das ist einfach nicht möglich, unabhängig davon wie gut und wie teuer die Anlage auch immer sein mag. Aber die aktuelle Kette war dank des Kondo in der Lage, denselben Grad von Gefühl und Rausch hervorzurufen, wie es sonst nur ein gutes Live-Konzert tut.
Fortsetzung folgt...
Auch wenn dieser Artikel aus Anlass der Kooperation zweier Online-Hifi-Magazine verfasst wird, werden die deutsche, die englische und die polnische Version sich inhaltlich unterscheiden – was ja eigentlich nicht Sinn der Sache ist. Aber Ihnen, liebe Leser dieser Variante, brauche ich ja nicht mehr zu erklären, dass meine Gattin und ich sommelier du son, eine kleine Plattenfirma, betreiben und auch für andere, größere Label LPs produzieren und worauf es uns dabei ankommt. Deshalb gleich zur Entstehungsgeschichte dieser Scheibe: Während der Planung für die zweite Tripple-A-LP von edel:content von sah ich zufällig eine Wiederholung von Inga Rumpfs Rockpalast-Auftritt, und ab da war für mich die einzige Frage, ob sich Inga und ihre Freunde auf eine Produktion ohne Netz und doppelten Boden einlassen würden. Und zu meiner großen Freude taten sie es. Denn, wie ich gerne zugebe, war ich schon mit sechzehn bekennender Frumpy- und damit vor allem Inga-Rumpf-Fan: Das Poster der Band hing über meinem Bett. Und natürlich steht auch Hip Walk, die LP, auf der Inga mit Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass zu hören ist, im Plattenregal.
Voller Erwartung fuhren wir also im Oktober des vergangenen Jahres nach Hamburg ins nullviernull, Joja Wendts stilvolle Location, für die der Begriff Studio nicht wirklich passen will. Statt jeder Menge Technik auf engstem Raum gibt es hier Platz im Überfluss und zwei Flügel im aller besten Zustand. Die waren schließlich auch der Grund dafür, das Inga und Joe Dinkelbach, ihr Mann an den Tasten, sich für das nullviernull entschieden haben.
Auch aus unser Sicht waren die Bedingungen ideal: Wir hatten jede Menge Platz zum Aufbau des Equipments, konnten über Monitore statt wie sonst oft üblich über Kopfhörer mischen und – noch wichtiger – für die Musiker und die 30 bis 40 geladenen Gäste gab es einen eher kleinen Raum, in dem Inga ohne jegliche Verstärkung singen konnte: Wer hat diese so markante Stimme schon einmal so direkt gehört? Die Zuhörer waren jedenfalls allesamt wie verzaubert, als sie den Ort des Geschehens verließen.
Vor dem Konzert allerdings prallten recht unterschiedliche Vorstellung über den idealen Klang aufeinander. So hätte ich in bester Jazz-Manier Thomas Billers Kontrabass am liebsten mit einem Großmembran-Röhren-Mikrofon aufgenommen, aber für die Rock- und Blues-Songs braucht es einfach einen Schub mehr Energie, der nur durch einen Mix aus dem Signal des Tonabnehmers plus akustischem Sound erreicht werden kann. Da ich Thomas auch die Auswahl und Ausrichtung des Mikrofon überließ, hatte er seinen vertrauten Klang schnell gefunden – und ich muss eingestehen, dass dieser viel besser zur Musikrichtung passt als das, was ich in jazziger Umgebung bevorzuge. Gar keine Diskussionen gab es mit Joe Dinkelbach: Das Earthworks PianoMic-System fing den mächtigen Sound des großen Steinways aller bestens ein und die beiden AKG 414 auf zwei Seiten des großen Leslie-Cabinets brachten den typischen Orgelsound.
Für Ingas Resonator-Gitarre war nach einigem Herumprobieren das Beyerdynamic Bändchen M160 das Mikro der Wahl. Für ihre Stimme hatte ich mir von Florian Östreicher, dem Inhaber des Realistic Sound Studios, eines seiner Neumann U47 ausgeliehen, eines der begehrtesten Gesangsmikros überhaupt: Ich war mit dem Klang auch rundum zufrieden, Inga schien ihre Stimme aber fremd. Und deshalb probierten wir ihr altes Shure SM58: Das brachte zwar nicht ganz die Feinauflösung und auch ein wenig Schmelz fehlte – aber wer vermisst den bei Ingas Blues-Röhre? Auf der Habenseite stand aber eine Fülle feinster Stimmfärbungen, die man als versierte Sängerin eben nur mit einem wohl vertrauten Mikro hinbekommt. Es blieb also beim Shure. Auch die Menge der Hallzugabe von der EMT Goldfolie war nicht unumstritten: Inga bekam für ihr Empfinden deutlich zu wenig. Aber jedes bisschen mehr hätte Sie für meinen Geschmack akustisch in einen anderen Raum versetzt als den, in dem die Instrumente spielten.
In drei Sets nahm das Trio dann 22 Songs auf. Und trotz einiger Skepsis wegen der Kompromisse in Klangfragen vor dem Konzert waren alle Beteiligten dann mit dem Ergebnis so zufrieden, dass es uns nicht gelang, uns auf eine Auswahl von acht bis zehn Songs zu einigen, die auf einer Platte Platz finden würden. Es wären immer viel zu viel gelungene Aufnahmen übriggeblieben. So entschieden wir uns, entgegen der ursprünglichen Planung eine Doppel-LP zu produzieren – was es mir jetzt nicht gerade leichter macht, einen Song für den Download auszusuchen. Da ich auf diversen Messen schon die bekannteren Stücke wie „Angie“ und „Undercover Agent For The Blues“ und einige andere Song mit Piano, Kontrabass und Stimme promoted habe, sollte es diesmal etwas mit Gitarre und Orgel sein. Und da ich Sie nicht nur mit einem dreiminütigen Appetithäppchen abspeisen will, habe ich mich für „Sun Is Going Down“ entschieden.
Für den Download habe ich das Stück vom analogen Mastertape einmal auf eine Nagra VI und einmal auf einen Tascam DV-RA1000HD überspielt. Die Nagra wandelte den Song in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei, die ich auf dem iMac mit SonicStudios Mastering-Programm soundBlade auf den Normpegel brachte. Das Ergebnis können Sie als 24/192-File herunterladen. Für den Fall, dass Ihr Wandler lediglich CD-Qualität verarbeitet, habe ich den Song – ebenfalls mit soundBlade – heruntergerechnet. Der Tascam wandelte die Musik in dsd-files, bei denen ich dann mit Korgs AudioGate lediglich den Anfang- und Endpunkt getrimmt habe. High Fidelity und hifistatement.net wünschen Ihnen viel Vergnügen: Sei es beim Vergleich der Formate oder einfach nur beim Genuss diese packenden Songs!
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Mein hifideler Lebenslauf ist eng mit den Erzeugnissen aus Salisbury/England verwoben. Die Konfrontation eines unscheinbarer Vollverstärker Namens Nait mit einem sicher viermal so großen Vertreter aus fernöstlicher Fertigung geriet in den frühen 80-er Jahren zu meiner Initiation zum hörenden Menschen. Die wattstarke Bolide verbreitete Radau, der schlichte Amp betörte mit Musik. Ein Vergleich ganz im Sinne des Firmengründer Julian Vereker, warb er doch für seine junge Firma mit dem Slogan: "If you can't hear the difference, it's not worth talking to you". Neben musikalischer Leidenschaft verankerte er bei der Gründung im Juni 1973 in der DNA seiner Firma auch die Lust an innovativen Lösungen. Eine Kombination, die Naim Audio zu einem der erfolgreichsten Audio-Produzenten englischer Provenienz werden ließ.
Angesichts dieser Erbanlagen überrascht es nicht, dass dort früh das klangliche Potential und die technischen Chance des Streaming erkannt wurde. Sukzessive ist eine Familie von Streaming-Komponenten entwickelt worden, die ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten und Preisklassen abdeckt: Mit dem SuperUniti hat Naim Audio ein smart verpacktes prall gefülltes Technikpaket zusammengestellt, das im Kern hinter einer massiven Front eine Wandler-/ Streamingeinheit mit einen Vollverstärker vereint, der vom Topmodell SuperNait abgeleitet ist.
Die All-In-One Lösung ermöglicht auf diese Weise die Wiedergabe von Audiodateien aus dem Netzwerk (LAN/W-LAN), aber auch das Auslesen von Musikfiles eines mp3-Players. Überdies finden Zuspieler wie CD-Laufwerke oder Satellitenreceiver an den vorhandenen digitalen Anschlüssen passenden Kontakt. Die Programmvielfalt des Webradios erschließt ein UKW/DAB+ Tuner. Ein hochwertiger Kopfhörer findet über die Klinkenbuchse auf der Front einen ebenbürtigen Signallieferanten, ein Subwoofer kann per Cinch-Buchse angesteuert werden.
Trotz des digitalen Schwerpunktes komplettieren analoge Eingänge, von denen einer frontseitig als 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse ausgeführt ist, das Kollektiv der Anschlussmöglichkeiten. Auf der Rückseite drängeln sich folgerichtig die unterschiedlichsten Buchsen und Klemmen, so auch die für Naim Audio typischen 5-Pol-DIN-Anschlüsse. Gegenüber den üblichen RCA-Buchsen sind sie allerdings in der Minderheit, zweifellos ein Zugeständnis an den Markt, denn klanglich gelten in Salisbury die 5-Poler als die bessere Kontaktierung. Um direkt klarzustellen, dass eine separate Endstufe möglichst aus dem eigenen Stall kommen soll, ist der Vorverstärkerausgang allerdings mit der unverkennbaren Buchse versehen .Leider fand sich kein Platz mehr für einen fixen analogen Ausgang (ein digitaler Bruder ist vorhanden), was ich mit einer Träne im Knopfloch zur Kenntnis nehme.
Aber die Kernkompetenz von Naim Audio definiert nicht die Länge der Ausstattungsliste, sondern eine perfekte musikalische Darbietung. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die technischen Zutaten für das Topmodell der Uniti-Serie mit Bedacht gewählt worden. Als markante Basis dient, wie bereits erwähnt, das modifizierte Verstärkerlayout des SuperNait. Der D/A-Wandler wurde vom Naim Audio DAC abgeleitet, und die für das Streaming verwendeten Bauelemente bewähren sich bereits in ähnlicher Form in den anderen Familienmitgliedern der Baureihe.
Ein stattliches Netzteil drängt sich als eigentliches Herzstück auf, dessen Bedeutung auch ohne ein Blick unter die Haube zu erahnen ist, denn ein Großteil des Gesamtgewichts geht auf den Kraftspender zurück. Mit diesen Ingredienzien gesegnet tritt die moderne Interpretation des HIFI-Receivers zum Hörtest an. Doch halt, da war ja noch etwas: die Installation! Webradio, Streaming von Audiodateien, die auf einem NAS-Laufwerk oder Computer gespeichert sind, das Auslesen der Playlist eines iPhone, eine Weckerfunktion – der SuperUniti als Knotenpunkt einer Multiroom-Anlage und als Höhepunkt die Integration in ein Netzwerk via LAN oder W-LAN. Für die meisten Bewohner der realen Welt eine Liste des Grauen! Erinnerungen an die schlaflosen Nächte während der Installation eines Computer-Updates werden wach! Aber es kam – siehe Einleitung – ganz anders.
Einen SuperUniti in ein bestehendes Netzwerk einzugliedern, ist ein problemloser Vorgang, vorausgesetzt die Netzstruktur ist solide aufgebaut. Was bei mir die Frage aufwirft, wie viele engagierte Hifi-Händler bei der Installation von Streaming-Komponenten wohl nebenher kostenfrei gravierende Netzwerkprobleme im Wohnzimmer des Kunden beseitigt haben. Nach der Inbetriebnahme, einen harten Netzschalter gibt es auf der Rückseite, glimmt das mittig platzierte Markenlogo. Mit sanftem Druck darauf kann die Wiedergabe stumm geschaltet werden. Rechts davon klärt ein großzügiges Display über alles auf, was den SuperUniti im Inneren und seine Rolle im Netzwerk betrifft. Passgenau werden die Informationen je nach gewählten Betriebszustand geliefert. Effektiv können so die gewünschten Einstellungen programmiert werden.
Ebenso unprätentiös gestaltet sich das Starten des Sendersuchlaufes respektive das Stöbern/Auswählen in der Musikbibliothek, sei es mit den Tastern auf der Gerätefront oder mit der beiliegenden Fernbedienung. Die Funktion des großen Drehregler auf der linken Seite ist eindeutig, auch wenn sich hinter der Front kein klassisches Drehpotentiometer zur Lautstärkeregulierung befindet. Widerstände im Verbund übernehmen im Innenraum diese Funktion.
Chapeau, die Bedienung gelingt von Beginn an intuitiv, ein Blick in die gut gemachte Bedienungs-(Kurz)Anleitung ist selbst zu Beginn selten notwendig. Obwohl die Bordmittel vollends ausreichen, den SuperUniti in Betrieb zunehmen, ist es ein Vergnügen, die Steuerung der App n-Stream zu übertragen. Das zweckmäßiges Werkzeug kann kostenfrei für eine Vielzahl von iOS-Geräte wie iPhone, iPad und iPod aus Apples App-Store heruntergeladen werden. Das Surfen durch die technischen Möglichkeiten des Audioplayers wie auch in der eigenen Musiksammlung gelingt mühelos, Hintergrundinformationen zu den gestreamten Alben und Interpreten ergänzen das Hörvergnügen.
Das klanglich Fallbeil darf bei einem Naim niemals in den ersten Stunden nach der Inbetriebnahme zum Einsatz kommen: Das war schon in den 80-iger Jahren so! Ein Naim muss ankommen. Nach dem Anschluss an das Stromnetz müssen alle Kondensatoren und Schaltkreise durch das üppige Netzteil mit dem neuen, ungewohnten Strom hinreichend versorgt werden: Erst dann beginnt die Show.
Die mit „Der für die Sünden der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ untertitelte Brockes Passion von Philipp Telemann beginnt mit einem wunderbaren Vorspiel. Geradezu lieblich wird der Hörer in das Werk eingeführt, bevor im weiterem Verlauf die Brutalität der Passion hier eine nahegehende musikalische Umsetzung findet. Die fulminante Einspielung der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von René Jacobs ist als Doppel-CD veröffentlicht worden. Mithilfe der Ripping Software dBpoweramp fand sie wie die meisten meiner CDs ihren Platz als FLAC Datei auf dem NAS-Laufwerk. Auf der imaginären Bühne, die sich mehr in die Breite als in die Tiefe öffnet, hebt sich nach wenigen Takten das Soloinstrument präzise aus dem Kreis der Musiker hervor, ergreifend wird jeder Ton der Partitur zelbriert. Die Platzierung der Instrumentalisten innerhalb des Ensembles ist ebenso stabil wie präzise umrissen. Trotz aller Zartheit ist die musikalische Bewegtheit des Werkes schon hier deutlich zu spüren.
Basis des packenden Auftritts des SuperUnity ist ein prächtiger Mitteltonbereich, der akustischen Instrumenten und Gesangsstimmen eine beeindruckende Natürlichkeit verleiht: besonders schön zu erleben bei „A case of you“ in der Interpretation von Diana Krall. Die Dame am Flügel scheint den Aufführungsort von Paris in einen Hörraum im Rheinland verlegt zu haben.
Geradezu kindliche Freude kam auf, als sturmfreie Bude angesagt war. Beherzt habe ich den Volumensteller im oberen Drittel der Scala justiert. PSP steht für die Musiker Simon Phillips, Drums, Philippe Saisse, Tasten, und Pina Palladino,Bass: In dieser Besetzung wird der Jazz-Klassiker „Blue Rondo A La Turk“ zum dynamischen Erlebnis, insbesondere wenn der SuperUniti eine tragende Rolle übernimmt. Ohne Kompression, sondern mit livehaftiger Wucht stehen die harten Tomtom-Anschläge von Mr. Philips im Raum. Trotz der hohen Leistungsanforderung zeigt der Naim keine Anzeichen von Stress – weder an den Enden des Frequenzspektrums noch in der Raumdarstellung. Pianissimo steht dem SuperUniti aber ebenso gut zu Gesicht. Dank der guten Lautstärkeregelung lässt sich der Pegel feinfühlig einstellen, aber noch wichtiger ist, dass die Musik auch bei leiserer Wiedergabe ihre Autorität behält und nicht verflacht.
Einige Musikstücke stehen mir nicht nur in normaler CD-Qualität, sondern auch als hochaufgelöste Daten-Files zur Verfügung. 44,1 Kilohertz bei 16 Bit und 96 Kilohertz bei 24 Bit sind bei „Twelve Moons“ der Jan Garbarek Group die Vergleichsgrößen. Das zu erwartende Ergebnis: Die gesamte Wiedergabe profitiert vom mehrfach größeren Datenfluss – mehr Stabilität, mehr Räumlichkeit, mehr Feinheit, mehr... Unruhe bringt ein anderes Experiment ins Klanggeschehen: Statt Datenpakete über das LAN-Netzwerk zuzuspielen, übertrage ich die Information auch einmal via Lichtleiter von einem CD-Laufwerk an den SuperUniti. Diesen Vergleich entscheidet ein wenig überraschend das Streaming mit seiner deutlich natürlicherem -– ich möchte fast sagen: analogeren – und stabiler wirkenden Wiedergabe klar für sich!
Außer der Haupttribüne gibt es beim Musikfestival Namens SuperUniti noch weitere Auftrittsorte mit überaus interessanten Akteuren: Signale eines iPhone/iPod können dank der Autorisierung durch deren Hersteller digital abgegriffen werden, klanglich ist damit die Kombination iPhone und SuperUniti einen Quantensprung vom üblichen Wehklagen eines mp3-Players entfernt. Auch von öffentlichen oder privaten Rundfunkanstalten ausgestrahlten Wellen bietet der SuperUniti einen sicheren Hafen. Aber leider gehen viele Radiomacher selbst nicht immer gewissenhaft mit ihrem Medium um. Insbesondere Mainstream-Programme werden bis zur Unerträglichkeit komprimiert, so dass im Nachgang dann auch die beste UKW-Empfangseinheit daraus kein ordentliches Ergebnis mehr zaubern kann. Gutes Futter wie meine Haussender WDR 3 und WDR 5 vorausgesetzt überzeugte die Tunersektion des Naim aber mit ehrlichen Klangfarben und einer überzeugenden Räumlichkeit: Radiohören kann so schön sein – trotz recht karger Antennenausstattung bei mir zuhause. Ein ähnlichen positiven Eindruck hinterlassen die digitalen Hörfunk-Geschwister, wobei hier selbstredend die Datenübertragungsrate die entscheidende Qualitätsgröße ist. Davon unbenommen ist jedoch der Spaß, nach exotischen Radiosendern im Netz zu fahnden.
Abschließend wäre nur noch anzumerken: Der SuperUniti besitzt auf der Rückseite einen Mini-USB-Anschluss, Naim Audio pflegt über diese Hintertür regelmäßig die Performance seiner Produkte. Die Aktualisierung erfolgt durch den autorisierten Händler respektive über den heimischen PC. Bitte bedenken sie daher, lieber Leser, dass sich alle Aussagen über abspielbare Datenformate, Bedienungsoptionen, lizensierte Produkte und so weiter auf den Firmware-Stand Juli 2013 beziehen. Sollten Sie diesen Text zu einem späteren Zeitpunkt lesen, so lohnt sich zur Aktualisierung der betreffenden Informationen ein Blick auf die Homepage des Vertriebes oder Herstellers.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap 109 / Twonky Media Server 5.1.6, Control: iPhone 4s / iPhone 3 jeweils mit n-Stream |
Laufwerk | AMG Laufwerk |
Tonarm | AMG |
Tonabnehmer | Ortofon black |
Phonoentzerrer | Trigon Vanguard II & Volcano III |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25 |
Kopfhörerverstärker | Lake People Amp G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 |
Kabel | Linn NF, NAIM Audio Lautsprecherkabel, LAN-Verbindung Monster Cable, Music Line Netzleiste |
Möbel | Phonosophie Tripod |
HERSTELLERANGABEN Naim Audio SuperUniti | |
---|---|
Typ | Vollverstärker, Streamingplayer, UKW/DAB-Tuner, Webradio, D/A-Wandler und iPod-Dock |
Audioformate | WAV und AIFF (bis 32 Bit/192 kHz), FLAC (bis 24 Bit/192 kHz), ALAC (24 Bit/96 kHz), AAC und MP3 (bis 320 kBit/s), Ogg Vorbis (bis 320 kBit/s), WMA 9 (bis 320 kBit/s) (Stand 07/2013) |
Tuner | UKW: 87,5 bis 108 MHz, DAB+: Band III und L-Band |
Analogeingänge | 1 x DIN, 2 x Cinch, 1 x 3,5-mm-Buchse (Front) |
Digitaleingänge | 3 x TosLink, 1 x Cinch, 1 x BNC, 1 x 3,5-mm-Mini-TosLink, USB Typ A für iPod/iPhone/iPad, USB-Stick (Front), USB Typ Mini B (Updates), Ethernet, Fernbedienungseingang |
Analogausgänge | Vorstufenausgang (DIN), Subwooferausgang (Cinch), 1x Lautsprecherausgang, 1x Kopfhörerausgang 3,5-mm-Buchse (Front) |
Digitalausgang | BNC (75 Ohm) |
Ausgangsleistung | 80 Watt pro Kanal an 8 Ohm / 120 Watt an 4 Ohm |
Abmessungen (H/B/T) | 87/432/314 mm |
Preis | 4400 Euro |
VERTRIEB Music Line Vertriebs GmbH | |
---|---|
Anschrift | Hainbuchenweg 14–18 21224 Rosengarten |
Telefon | +49 4105 77050 |
info@music-line.biz | |
Internet | www.music-line.biz |
Da ist man der Ansicht, man hätte schon vieles gehört und wüsste gut Bescheid. Man wähnt sich selbstkritisch, weltoffen – und muss doch immer wieder feststellen, dass etwas in einem verzweifelt an Vorurteilen festhalten will. In dieser Erkenntnis liegt nicht unbedingt ein Quantum Trost. Mit dem Namen „Valvet“ bin ich in den letzten Jahren immer wieder in Berührung gekommen: über das Hörensagen, die hiesige Presse und so weiter… Obwohl ich der Meinung bin, dass sowohl Röhren- als auch Transistorenwege nach Rom führen, bin ich als bekennender Röhrensympathisant einem sich bei mir hartnäckig haltenden Ressentiment aufgesessen: Bezahlbares High-End ist über Röhren – genauer Trioden – zielführender realisierbar als über Transistorschaltungen. Diese zugegebenermaßen sehr, sehr subjektive Ansicht, die ausschließlich auf meinem ureigenen, persönlichen Hörgeschmack fußt, wird jetzt sicherlich zu empörten Aufschreien führen. Mir sind bis dato jedenfalls selten Transistorgerätschaften in die Hände gefallen, denen der so von mir geliebte Trioden-Charme zueigen war und die dennoch bezahlbar – was immer jeder von uns darunter verstehen mag – blieben. Ich verfolge eine sehr simple Philosophie bei der Auswahl von Audiokomponenten: Ich muss sie mir leisten können! Dies bedeutet nicht, dass ich Verstärkerelektronik oder Lautsprecher, so teuer wie ein Einfamilienhaus, ablehne. Nein, ich habe einfach kein Budget für derlei bombastische Hörgenüsse – sofern es sich wirklich um solche handelt. Bei mir muss das Prinzip „Schuster bleib bei deinen Leisten“ gelten. Dieses Prinzip ist auch meine Antriebsfeder bei der stetigen Suche nach dem Besseren für kleineres Geld. Nicht, dass Ihnen jetzt die Tränen kommen – so eng ist mein finanzieller Rahmen dann auch wieder nicht.
Ein Freund von mir, Rezensent eines amerikanischen High-End-Magazins und Besitzer einer nahezu identischen Kette, legte sich die Valvet E1r für seinen Verstärkerfuhrpark zu. Da er seine offenen Schallwände gewöhnlich mit einem klassischen 300B-Amp im Single-Ended-Modus treibt, ließ mich seine neue Investition sehr hellhörig werden. Der Kontakt zu Knut Cornils, der schöpferischen Kraft hinter Valvet, war schnell geknöpft. Vielleicht habe ich bei meinen Begegnungen mit Entwicklern, die – man mag es oft kaum für möglich halten – auch nur Menschen sind, viel Glück gehabt. Meistens handelte es sich bei dieser Spezies um leidenschaftliche und sehr von ihrer Sache überzeugte Zeitgenossen. So auch Knut Cornils, der mich zudem durch eine inspirierend herzliche und offene Art begeisterte.
Das Produktportfolio von Valvet teilt sich in zwei Serien – Bricks und Blocks –, die auch einige Freiheiten in Sachen Customizing zulassen: So können Gehäusefronten, Seitenteile oder Kühlkörper neben dem Schwarz- oder Silber-Standard in diversen Farben bestellt werden – selbstverständlich gegen einen kleinen Aufpreis. Eine Aufrüstung von RCA-Buchsen oder Lautsprecher-Terminals mit WBT Nextgen als Kupfer- oder Silberausführung ist ebenso möglich wie andersfarbige Beleuchtungen des Valvet-„V“-Logos. Sollte man RCA-Buchsen oder Terminals anderer Hersteller wünschen, wird sich Knut Cornils gewiss gesprächsbereit zeigen. Nicht gesprächsbereit respektive kompromisslos zeigt er sich hinsichtlich der elektrischen Sicherheit seiner Geräte – diese besitze oberste Priorität.
Knapp 3 Wochen nach unserem ersten Telefonat durfte ich ein Paket aus Bargteheide mit einem Paar der Valvet-E1r-Endstufen in Empfang nehmen. Knut Cornils war so freundlich, mir diese Monoblöcke der Bricks-Serie mit WBT NextGen Polklemmen auszustatten. Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, Geräte „out of the Box“ analytisch zu Gehör zu führen. Mein Hirn lässt sich nur allzu schnell auf akustisch unvollendete Tatsachen ein, zu groß waren oftmals die Überraschungen nach den so unterschiedlich langen oder kurzen Burn-in-Phasen diverser Audio-Komponenten. Nach einer kurzen – so viel sei an dieser Stelle bereits gesagt – sehr erfreulichen Hörprobe und einiger kleinen Gedächtnisnotizen, beherzigte ich Knut Cornils Ratschlag und ließ die Monos ungehört – mit einigen Ruhephasen – circa 250 Stunden an meiner Zweitanlage fröhlich vor sich hindudeln. Auch wenn die E1r-Amps von ihren Abmessungen her eher unter die Kategorie „schnuckelige Winzlinge“ fallen, benötigen sie aufgrund ihrer Wärmeentwicklung doch etwas Luft zum Atmen. Die Produktphilosophie der E1r-Monoblöcke ist schnell umrissen: Puristische aber solide Gehäuse, eine minimalistische aber effiziente Schaltung, extrem kurze Signalwege, eine sorgfältig gewählte, langlebige Bauteilemixtur und ein stabiles Netzteil sollen für größtmögliches Hörvergnügen bei kleinstmöglichem Preis sorgen. Und dieser ist allemal verlockend: Das Pärchen kostet schlappe 1700 Euro – (hand)made in Germany wohlgemerkt!
Die Classe-A-Eintakter liefern zehn Watt an acht Ohm beziehungsweise 18 Watt an vier Ohm, womit sich natürlich sofort die Frage nach dem geeigneten Lautsprecher stellt. Nun, ich musste mir diese Frage nicht wirklich stellen, da meine Bastanis Mandala Atlas – offene Schallwände mit 100 Dezibel Wirkungsgrad und aktiv getriebenen Dipol-Bässen – auch bestens mit Kleinstleistungs-Röhrenverstärkern zurechtkommen. Es versteht sich aufgrund der Leistungsdaten von selbst, dass nicht jeder Lautsprecher optimal mit den Valvet E1r harmonieren kann, jedoch vermögen die Zwerge laut Knut Cornils aber schon bei Lautsprechern mit einem Wirkungsgrad ab 89 Dezibel Erstaunliches zu leisten. Meine größte Sorge, dass die Endstufen nicht mit meinem Fonel Renaissance Vorverstärker in SRPP-Schaltung zurechtkommen würden, konnte Knut Cornils bereits bei unserem ersten Telefonat entkräften: Der hohen Ausgangsspannung meines Preamps werden die E1r-Amps dank einer Eingangsimpedanz von 50 kOhm und einer maximalen zulässigen Eingangsspannung bis circa 800 Millivolt absolut sorglos begegnen – abgesehen davon, dass die Valvet Phono- respektive. Line-Vorverstärker, ausgenommen die Valvet Soulshine, ohnehin im SRPP-Modus arbeiten. Da die Harmonie zwischen Verstärkerelektronik und Lautsprecher zumindest in der Theorie geklärt war und die Endstufen ihre empfohlene Einspielzeit hinter sich gebracht hatten, konnte ich mich dem ernsthaften Hören widmen. Bevor der erste Ton erklang, gab es schon Anlass zu Freude: Trotz 100 Dezibel Wirkungsgrad waren weder Rausch noch Brummen zu vernehmen: Totenstille! Diese Ernsthaftigkeit wich nur allzu schnell einem Spaßfaktor, den ich so – trotz aller Vorschusslorbeeren – nicht erwartet hatte.
Seit Jahren beginne ich jede Hörsession mit Steely Dan’s „Babylon Sisters“ aus dem famosen Gaucho-Album. Die ersten beiden Takte des Tracks sind meine persönliche Messlatte für den typischen Tom-Tom-Klang eines erdig-gespannten Schlagzeug-Sets. Ein Schlagzeuger, der die Toms präzise mittig und mit etwas Schmackes anschlägt, vermag Ihnen einen körperhaft-trockenen, nicht allzu bauchigen Sound zu entlocken. Was die Valvets hier präsentierten, kann ich eigentlich nur mit dem Begriff „richtig“ bezeichnen. Der Eindruck der „Richtigkeit“ blieb nicht nur bis zum Ende des Songs – er begleitete mich bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Monos meinen Hörraum Richtung Fotostudio verließen. Ganz gleich was ich den E1r an organischer, nicht überfrachteter Kost vorsetzte, die Mischung aus Dynamik, Körper, räumlicher Abbildung und Auflösung ist einfach stimmig und kommt dem viel beschriebenen Trioden-Charme im Single-Ended-Modus sehr ähnlich. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erläutern, was ich unter „organischer, nicht überfrachteter Kost“ verstehe: Bei nahezu jedem Single-Ended-Konzept, das mir in die Finger geraten ist, musste ich bei komplexen Strukturen – besonders bei großorchestralen Aufnahmen, moderner elektronischer Musik mit tiefgehenden Subbässen und breit-harschem Sounddesign sowie höheren Lautstärken – Abstriche hinsichtlich Abbildungsordnung und Kontrolle hinnehmen. Aus dieser Erfahrung heraus, war ich mir relativ sicher, dass dies auch bei den kleinen E1r so sein würde. Der Verdacht bestätigte sich nach kurzen Stichproben in Über-Zimmerlautstärke beispielsweise bei Björks‘s „Yoga“ oder Celibidache/Bruckner Symphonie No. 4. Berstein/Barber „Adagio for Strings“ oder Kraftwerks „Autobahn“ indessen, die nicht notwendigerweise nach Verstärkern mit maximaler Autorität verlangen, vermochten die kleinen Valvets derart involvierend darzustellen, dass ich geneigt war, die Dauer-Repeat-Taste meines Lector CDP-7 zu drücken. Folk, Jazz oder Rock, von Joni Mitchell über Avishai Cohen bis zu The Raconteurs, sind eh das Terrain auf dem sich die Valvet E1r absolut ausdruckssicher bewegen: Egal, ob die Live-Atmosphäre auf Joni Mitchells Shadows and Light, die Klavier-Bass-Duointimität auf Cohen’s Duende oder das gezähmte Geschrammel von Jack White auf Consolers of the Lonely: die kleinen Biester schmachten, swingen und rocken was das Zeugs hält.
Da es mir die Valvet E1r sehr angetan hatten und ich sie als hochattraktive Alternative zu einem Single-Ended-Triodenverstärker betrachte, wollte ich ein wenig mehr über die Valvet-Produkte wissen und einen Ausflug in die „Blocks“-Serie unternehmen. Im Visier hatte ich dabei A3.5-Monoblöcke in der MKII-Version, die mir Knut Cornils zeitnah zukommen ließ. Parallel dazu schickte er mir die Valvet L2 Line-Vortsufe mit – doch dazu komme ich später. Die circa zweieinhalbmal so teuren Gegentakt-Endstufen arbeiten ebenfalls im Classe-A-Betrieb, mit nur einem Leistungstransistorpaar im Ausgang und langen mit 50 Watt pro Kanal an acht Ohm nochmal anders hin als die E1r-Eintaktendstufen. Mit dieser Leistung bieten sich natürlich deutlich mehr Lautsprecher als potenzielle Spielpartner an. Wie in der E1r werkelt auch im A3.5 MKII ein Ringkerntrafo im Netzteil. Während dieser für die E1r mit 80 Watt und 25.000 Mikrofarad Siebung mit 8 Elkos ausgelegt ist, fährt der gekpaselte Ringkerntrafo der A3.5 300 Watt und 100.000 Mikrofarad Siebung je Monoblock auf. Knut Cornils verzichtet bei beiden Schaltungstopologien auf das Parallelschalten mehrerer Leistungstransistoren, da diese sich seiner Ansicht nach klanglich nachteilig auswirkt. Auch bei den A3.5 MKII setzt er auf extrem kurze Signalwege – ohne Kondensatoren.
Mein Körpergedächtnis hatte wohl noch das Paketgewicht der E1r gespeichert – denn ich wurde bei der Übergabe durch den Paketboten vom Gewicht der neuen Endstufen doch etwas überrascht. Optisch und haptisch sind die A3.5 selbstverständlich ein anderes Kaliber – dass hier andere Aufwendungen betrieben worden sind, erklärt sich alleine schon durch den Preisunterschied, so sind die A3.5 sind von Werk aus bereits mit hochwertigen WBT0201 Ein- und WBT0703 Ausgängen ausgestattet. Valvet Verstärker werden auch prinzipiell nicht mit den oftmals handelsüblichen, billigen Ein-Euro-Netztstrippen ausgeliefert. Schon den E1r liegen überdurchschnittlich gute Netzkabel bei. Den A3.5 spendiert Knut Cornils allerdings zwei Netzkabel, die sich selbst hinter einigen Netzstrippen nicht zu verstecken brauchen, die genauso teuer sind wie ein Paar Valvet E1r Endstufen.
In diesen Netzkabeln verwendet Knut Cornils ein anderes Dielektrikum, das an der strompotenteren A3.5 noch etwas besser „klingt“. Doch auch die E1r profitieren von diesem Netzkabel: Sie verleihen den Monos eine Spur mehr Autorität. Die A3.5 sind übrigens mit einem Neutrik XLR-Eingang ausgestattet, der nicht als vollsymmetrischer Eingang konzipiert ist. „Keines der Valvet Geräte ist vollsymmetrisch aufgebaut“ bestätigte mir Knut Cornils. „Richtig gemacht, muss man den Aufwand schlichtweg verdoppeln, was meinem ‚Keep it simple‘ Prinzip widerspricht“.
Den A3.5 gönnte ich die gleiche Einspielzeit wie den E1r-Monos, bevor es ans Hören ging. Übrigens benötigen sowohl die E1r als auch die A3.5 circa eine halbe Stunde, bis sie sich so richtig Fahrt aufnehmen. Trotz der deutlich größeren Leistung der A3.5 konnte ich auch diesmal weder Brumm noch Rausch an meinen Schallwänden vernehmen – einfach klasse! Ohne weitere Valvet-Verstärker gehört zu haben, äußere ich jetzt die Vermutung, dass diese wohl alle denselben Klanggrundcharakter haben werden. Dies bestätigt sich auch im direkten Vergleich zwischen den E1r und A3.5: Beide Endstufen sind auf zack, bieten ein involvierendes, musikalisches Klangbild, besitzen jedoch durchaus unterschiedliche Tugenden.
Die Valvet A3.5 legen in Sachen Auflösung, Feindynamik und Raumabbildung noch eine Schippe drauf, aber das herausragendste Merkmal, ist die enorme Autorität, mit der sie aufspielen – speziell in Sachen Bassperformance. Nichts bringt sie wirklich aus der Ruhe: Aus einem rabenschwarzen Raum heraus entsteht eine wie in Stein gemeißelte breite Bühne, die sich auch durch die vorhin genannten Musikbeispiele nicht erschüttern ließ. Der abgrundtiefe Subbass auf Björks „Yoga“ blieb stets fest im Griff der A3.5 – da kam aber auch gar nichts ins Schwimmen. Bruckners 4te geriet mit den A3.5 Monos zu einer spektakulären Angelegenheit. Unter dem einzigartigen Celibidache wird speziell die Coda zu einem dramaturgisch fesselnden Erlebnis und dank der A3.5 zu einer akustischen Delikatesse. Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Die Valvet A3.5 lassen dort ihre Muskeln spielen, wo die E1r einen nicht ganz so ausgeprägten Bizeps aufweisen können. Dabei stellen beide Endstufenausführungen in ihrer Präsentation Musikalität sowie Live-Charakter in den Vordergrund. Die E1r punkten dort mit einer extra Portion Charme, wo die A3.5 Autorität betont. Von besser oder schlechter kann im direkten Hörvergleich nicht die Rede sein, beide klingen „richtig“. Hier werden im Falle einer Kaufentscheidung – die Lautsprecherfrage mal beiseitegelassen – der persönliche Geschmack und die Hörgewohnheiten entscheiden müssen.
Wie bereits angedeutet blieb es nach der Begegnung mit den E1r nicht allein bei der Neugier auf die A3.5 Push-Pull-Endstufen. Ich wollte wissen, wie eine Kombination mit einem Valvet Vorverstärker klingt. Mit seiner Philosophie, alle Vorstufen mit Ausnahme der Soulshine im Shunt-Regulated-Push-Pull-Prinzip zu konzipieren, trifft Knut Cornils bei mir auf offene Ohren. Nach wie vor ist diese, Ende der Sechziger Jahre erstmalig vorgestellte Schaltung nicht allzu häufig anzutreffen. Das röhrenbasierte Konzept ohne Gegenkopplung ist mit Operationsverstärkern oder Transistoren nicht realisierbar – der Klirrfaktor ohne Gegenkopplung wäre einfach zu groß. Bei SRPP-Schaltungen werden die Röhren gegentaktgeschaltet, liegen aber gleichspannungsseitig in Serie: Diesem Konzept spricht man Schnelligkeit und Linearität zu, die sich klanglich in einem unvergleichlichen Live-Charakter mit schönen Klangfarben und den typischen Röhrentugenden in der Mitten- oder Stimmwiedergabe widerspiegelt.
Besonders spannend fand ich Knut Cornils Ansatz nicht, wie viele andere Entwickler von Vorverstärkern auf die ECC83/-82-/-81-Röhrenfamilie oder deren russische Derivate zu setzen. So gibt er gibt bei der L2 Line-Vorstufe, die er mir zugeschickt hat, deren Vorgänger, der 6SN7 den Vorzug. In seinen Ohren klingt diese Doppeltriode in einer SRPP-Schaltung erwachsener. Darüber hinaus „kann“ sie, im Gegensatz zur ECC81 oder gar ECC83 Strom und wird daher auch gerne als Treiber beispielsweise für 300B Endröhren eingesetzt. Die 6SN7 ist in guter Qualität zu einem moderaten Preis erhältlich. Die von Valvet eingesetzten 6SN7 von TungSol sind für eine aktuell produzierte – und damit ROHS-, sprich gesetzeskonforme – Röhre klanglich sehr ansprechend und besitzen eine gute Kurz- und Langzeitkonstanz.
Weitere Gründe, die L2 etwas näher in Augenschein zu nehmen , sind für mich nicht nur der Preis von 2.600 Euro, sondern auch die Ausstattung der zur „Blocks“-Serie gehörenden Vorstufe: Mit sechs Line-Eingängen und drei Ausgängen, einer davon als Tape-Out konzipiert, bietet sie beste Voraussetzungen für die problemlose Integration in meine Kette. Für faule Socken, wie ich eine bin, liegt eine Lautstärkefernbedienung bei. Obwohl es sich bei der L2 um einen puristisch aufgebauten Vorverstärker handelt und das Gehäuse genügend Platz für ein eigenes Netzteil bieten würde, spendiert Knut Cornils der L2 ein separates, externes Netzteil um jegliche Brummeinstreuungen auszuschließen. Für ihn gehört das Störpotential potenter Trafos einfach nicht in ein Gerät, das zarte NF-Signale verarbeiten muss. Dass die Versorgungsgleichspannungen dem Vorverstärker erdpotentialfrei zugeführt werden, erspart zudem eine weitere, mögliche Brummquelle. Durch die Auslagerung des Netzteils kann dieses darüber hinaus ausreichend überdimensioniert werden, was dem Klang natürlich zugutekommt.
Auch bei den Bauteilen bleibt Valvet seinem Prinzip treu: Der richtige Mix und die Balance machen’s: reinsilberverdrahtete, kurze Signalwege, lineares Alps-Motorpoti, ein sorgfältig selektiertes Röhrenpaar. Mit einer Eingangsimpedanz von 100 Kiloohm ist man bei der Wahl der Quellen nicht im mindesten eingeschränkt, mit einer Ausgangsspannung von maximal zehn Volt und einer Ausgangsimpedanz von 2,5 Kiloohm ist das perfekte Zusammenspiel mit den hauseigenen Endstufen garantiert. Nach einer Einspielzeit von circa 150 Stunden durfte die L2 endlich zeigen, was sie konnte. Ich gönnte mir, nach langer Zeit wieder einmal, Jeff Buckley’s Grace in der limitierten Columbia US-Pressung und nahm die Nadel erst nach „So real“ wieder von der Rille. Knut Cornils hatte nicht zu viel versprochen: Die Valvet L2 spielt völlig unaufgeregt auf einem soliden Bassfundament und bietet dabei ein luftig-offene Präsentation mit klar strukturierter Bühnenabbildung. Den unter anderem mit der Dynamik zusammenhängende Live-Charakter – also das, was ich mir von Vorverstärkern mit SRPP-Schaltung am meisten verspreche – den liefert die L2 im Überfluss. Leider noch einen Hauch mehr als mein eigener Vorverstärker, der im Gegenzug aber ein klein wenig feinsinniger aufspielt und … dafür auch ungefähr das Dreifache kostet. Beim Valvet ist die Homogenität der Wiedergabe wirklich beeindruckend; die L2 zeigt sich weder effekthascherisch noch hält sie sich über Gebühr zurück. Hier wird kein Frequenzbereich überbetont, nichts nervt, die Mitten erhalten einen romantischen Minihauch an Sonderpräsenz. Eigentlich kann man die letzten Zeilen auf alle drei Valvet Geräte übertragen, mit denen ich mich beschäftigt habe.
Aber im Falle der L2 bin ich mir sicher, dass noch mehr geht. Also was macht ein Röhrenliebhaber wenn er dies herausfinden will? Richtig, er widmet sich dem Tuberolling! An dieser Stelle seien die obligatorischen Warnhinweise „auf eigene Gefahr“, „keine Garantieansprüche“ etcetera erwähnt. Aber das sollte sich inzwischen von selbst verstehen. Aus meiner 300B-Single-Ended-Verstärkervergangenheit konnte ich noch ein Pärchen RCA 6SN7 Red Base und ein russisches Militäräquivalent, die 6H8C in der seltenen 1578 Metal Base Ausführung, aus dem Hut zaubern, die damals als Treiberröhren zum Einsatz kamen. Beide Röhrenpaare katapultierten die L2 noch einmal in eine höhere Sphäre. Speziell die 1578 sorgten für noch mehr Luftigkeit und bessere Feinauflösung – wenn auch auf Kosten einer geringfügig schlankeren Gesamtwiedergabe. Brummen und Rauschen? Nix da. Spaß? Jede Menge.
Was soll ich also jetzt zum Abschluss sagen? Vielleicht etwas, das Sie bereits (zu) oft gelesen haben? Am Ende des Tages bleibt mir nichts anderes übrig: Valvet E1r, Valvet A3.5 MKII und Valvet L2 sind sowohl für sich allein betrachtet als auch in der jeweiligen Kombination Audiokomponenten, die für Langzeitfreude am Musikhören bürgen. Gemessen am Preis sind sie ein Hammer! Handwerklich gibt es an allen drei Valvet Geräten ohnehin nix zu kritteln. Sie sind sauber und solide verarbeitet, so wie man sich „Made in Germany“ eben vorstellt. Auf den nächsten Miss-Wahlen werden die L2 und E1r nicht unbedingt den ersten Platz belegen – wer dies aber angesichts ihrer Preise erwartet, ist wirklich noch nicht in der High-End-Realität angekommen.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Vorverstärker | Fonel Renaissance |
Endstufen | Tubeguru/DPA EL156 SE Monoblocks in Triodenschaltung |
Kabel | Acoustic System LS & NF (Liveline Series Blue), Gregg Straley’s Reality Cables LS, Bastanis Epilog |
CD-Player | Lector CDP-7 TL MK3 |
Phonoverstärker | Tubeguru/DPA Reference |
Plattenspieler | Garrard 301/Loricraft Netzteil/CartridgeMan Mat mit Thomas Schick 12“, Denon DL-103/Lignolab-Gehäuse/Yamamoto Ebony Headshell und Decca London Tonarm mit Decca SuperGold (Paratrace, CartridgeMan Isolator), Nottingham Analogue Hyperspace/Dr. Fuß Netzteil mit Robert Fuchs 12“/Lyra Kleos und Origin Live Encounter MK2/Audio Technica AT33PTG |
Subwoofer | XTZ SubAmp 1 |
Lautsprecher | Bastanis Mandala Atlas Dipolbass-Version |
Racks | TAOC LS-3 |
Zubehör | Audio Exklusiv d.C.d. Base & Silentplugs, FPH Akustik-Schwingungsdämpfer, Duende Criatura Dämpfungsringe, Fast Audi Absorber, Acoustic System Resonatoren |
Strom | MFE Netzleiste, Bastanis Reference Power Chords, AMR-, Furutech, AHP-Feinsicherungen |
HERSTELLERANGABEN Valvet E1r Monoendstufen | |
---|---|
Schaltung | Single-Ended, Classe-A |
Anschlüsse | Cinch |
Leistung | 10 W an 8 Ohm, 18 W an 4 Ohm |
Eingangsimpedanz | 50 kOhm |
Eingangsspannung | ca. 800 mV |
Abmessungen (B/H/T) | 120/60/350 mm |
Gehäuse | schwarz/pulverbeschichtet; Frontlatte: 4 mm silber oder schwarz eloxiert |
Gewicht | 3 kg |
Lieferumfang | hochwertige Netzkabel |
Preis | 1700 Euro |
HERSTELLERANGABEN Valvet A3.5 MKII Monoendstufen | |
---|---|
Schaltung | Push-Pull, Classe-A |
Anschlüsse | 1x Cinch (WBT 0201), 1 x XLR (Neutrik), Ausgang WBT0703 |
Leistung | 50 W an 8 Ohm, 90 W an 4 Ohm |
Eingangsimpedanz | 50 kOhm |
Eingangsspannung | ca. 800 mV |
Abmessungen (B/H/T) | 230/80/310 mm |
Gehäuse | schwarz/pulverbeschichtet; Frontlatte: 12 mm Aluminium, schwarz oder silber eloxiert |
Gewicht | ca. 10 kg |
Lieferumfang | hochwertige Netzkabel (Sonderausführung) |
Preis | 4250 Euro |
HERSTELLERANGABEN Valvet L2 Vorstufe | |
---|---|
Schaltung | SRPP, externes Netzteil |
Anschlüsse | 6 x Cinch (Eingänge), 3 x Cinch (Ausgänge, davon 1 x Tape-Out) |
Verstärkung | 10-fach, max. Ausgangsspannung > 10 V |
Eingangsimpedanz | 100 kOhm |
Ausgangsimpedanz | 2,5 kOhm |
Abmessungen (B/H/T) | 445 x 45 x 300 mm |
Gehäuse | schwarz/pulverbeschichtet |
Gewicht | ca. 7 kg, Netzteil ca. 3 kg |
Lieferumfang | hochwertiges Netzkabel, Lautstärke-Fernbedienung |
Preis | 2600 Euro |
VERTRIEB Valvet High-End Verstärkung | |
---|---|
Anschrift | Inh. Dipl.- Ing. Knut Cornils Fliederbogen 8a 22941 Bargteheide |
Telefon | +49 4532 267651 |
info@Valvet.de |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Atlas |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Forceline |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean“ |
Downloadgröße | 113,0 mb |
Recorder | Nagra VI |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Atlas |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Forceline |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean“ |
Downloadgröße | 130,9 mb |
Recorder | Nagra VI |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Atlas |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Forceline |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean“ |
Downloadgröße | 157,8 mb |
Recorder | Nagra VI |
Auf der Aufnahmeseite haben wir jedenfalls getan, was wir konnten, und zur Wandlung und Aufzeichnung einen der besten Digitalrecorder verwendet, der im Profibereich zu haben ist: die Nagra VI, die wir Ihnen in der Einführung zur Klangbibliothek 2.0 kurz vorgestellt haben. Prinzipiell ist mir ein Digitalrecorder lieber als die Kombination aus externen Wandler und einen Computerprogramm, das aus dem digitalen Datenstrom dann eine Datei macht, denn es ist in diesem Falle nahezu unmöglich exakt nachzuvollziehen, welchen Einfluss hier dann der Wandler, das Kabel zum Computer, die Schnittstelle und das Programm auf den Klang haben. Wer sich auch nur einmal mit der Umwandlung eines USB-Signals auf S/PDIF oder AES/EBU beschäftigt hat, um einen Wandler ohne USB-Eingang für Computer-Hifi zu nutzen, weiß, welch drastische Klangveränderungen solche Interfaces bewirken können. Da ziehe ich wie gesagt eine anerkannte Komplettlösung vor, bei man, wenn man es denn auf die Spitze treiben wollte, auch ganz einfach einen externen Wandler per AES/EBU nutzen könnte. Aber um nach dem Wechsel von der Nagra LB zur Sechser wieder die Vergleichbarkeit der verschiedenen Versionen unserer drei Test-Songs herzustellen, bleiben ich erst einmal geraume Zeit bei der Numero VI allein.
Wenn ich mir Gedanken um die Qualität der Aufnahmen für die Klangbibliothek mache, ziehe ich zunehmend auch die Entscheidung für eine Auflösung von 96 Kilohertz in Frage, denn die habe ich bereits im Dezember 2010 getroffen und im ersten Artikel zum Thema begründet. Inzwischen dürften es deutlich mehr Leser sein, die auch über das Equipment zum Abspielen von 192-Kilohertz-Dateien verfügen. Letztlicht bleibt aber die Frage, ob eine Musikdatei überhaupt die Feinheiten zu transportieren vermag, die Tonabnehmer höchsten Niveaus voneinander unterscheiden. Versuchen wir es also mit dem Atlas: Wenn sich Ihnen dessen ganz besondere Faszination auf diesem Wege nicht erschließt, nein, dann investieren Sie nicht in die Verbesserung Ihrer digitalen Kette, sondern versuchen Sie lieber, eines der raren Stück in natura zu hören.
Zur Klangbibliothek...
Fortunately the analog specialist in the Netherlands is not one of those designers who comes out with new models on the market every minute. Eddy Driessen founded Pluto Audio in 1974, to develop and manufacture Tonearms. 18 Years later he presented two turntables, the 10A & 11A to the public. The model 12A appeared in 1995, to make the best analog sound accessible to a wider range of customers as the short history on the Pluto-audio web site tells. That should probably mean that the 12A was the cheapest turntable of the company. This is right for the 12A, which like all other turntables mentioned before received the name "Special" in the meantime, even today. By the way, the 12A standard can be found with nearly 9000 euros in the price list. The 12A carbon Cobra, the subject of our consideration – as already apparent at first glance – is very much more complex built and with a price of 25000 euro has moved significantly closer to the 10A, which is even 5000 euro more expensive.
The 12A carbon Cobra can be described best as a turntable, that in his enormously long production process has been refined continuously. The remedy of choice for Eddy Driessen was a sophisticated mix of materials, with the primary goal to eliminate resonances as far as possible, caused by scanning the record or by air-borne noise. So, the platter is made of a stainless steel material number 1.4301, which is relatively soft and can be polished well. The platter was lathe from solid metal and to reduce resonances a cork mat is glued on the underside. The holes on top of the plate have the same purpose. They are filled with a special compound. What material it is exactly, was not revealed to me by Bernd Berling, who is responsible for the distribution of Pluto Audio in Germany for a long time and who operates the HiFi-Studio KlangStube. It was certainly hard enough, to get detailed information about the turntable and the tonearm from the developer. When Eddy Driessens paid a short visit to Gröbenzell I could not manage to get concrete statements about his creation from him. He prefers that the sound of his products speak for themselves.
Thankfully, the distributor helped me gather the information. But back to the material mix of the turntable platter: The copper plate, which makes contact with the record is also made from a soft alloy, as the soft material can be better machined. The copper plate is placed to ground static charges on the plate better especially in combination with the the new record clamp. The turntable chassis is made of solid aluminum and is based on the 12A Standard. The 12A Cobra is additionally covered with carbon, benefiting also the appearance of the turntable, but on top the stiffness of the whole construction is heavly improved. The shiny end ring is like any other high gloss parts polished by hand - and not just chrome-plated. The chassis is based on three ceramic feet.
A thicker plate of a special plastic with a shape to accommodate the tone arm carries the platter bearing. It was coated with carbon above and below, because this material even in low thickness has an enormous stability. The plastic-carbon-sandwich is braced on three Allen screws and a corresponding number of springs set under high pressure with the turntable base. The three screws allow you to precisely align the turntable with a precision spirit level along the horizontal axis. Different, not closer specified materials, minimize any resonance within the springs and the tonearm basis.
For the assembly of the Pluto Audio tonearms, the carbon plate is delivered with the characteristic slot of the SME standard. Holes for other tone arms are available on request. Sandwich plates with shapes for the installation of two Tonearms are provided by Pluto Audio too. The bushing is mounted centrally in the sandwich plate. It has a mirror of diamond on which a ball with a hardness of 65 Rockwell runs. This ball with a diameter of 9.5 mm, called "Ferrari ball" according to Eddy Driessen, carries the axis that is in contact with the sub plate. The bearing is lubricated by a special oil by van den Hul.
A DC motor drives the 12A carbon Cobra which is powered by a 12-volt battery. Fully charged the system should run approximately 50-80 hours. During the test, I was not able to completely exhaust the battery capacity. To recharge, Eddie Driessen uses a quality industrial charger, optically this has not the noble appearance corresponding with the Cobra Carbon 12A but it won't rise the price unnecessarily – an understandable decision. The switches to start and stopp the motor and to select between 33 and 45 rpm are located at the motor housing itself There are also two recessed mounted potentiometers for fine tuning the speeds. The belt is made from DuPont Lycra and should be sufficient to drive the platter – despite its small thickness and high elasticity. To bring the pully of the drive motor and the platter at the same height, two double-sided carbon-fiber-coated discs are put under the motor housing. On request also a flywheel is available for a moderate fee, which guarantees an uniform load of bearing.
For the review Eddy Driessen has fitted the carbon Cobra with a 6A Greece Tonearm, which he is producing since 2005. Its arm tube is made of aluminum and is polished inside and out with high precision by hand. Let’s talk about the damping, which is – no longer really surprising – a mix of materials in which balsa wood, carbon and titanium, among others play a role. Eddy Driessen wants to combine an optimum flow of energy with a high rigidity and high self damping. A safe discharge of any static charges of the record is also important. The 6A is – like all arms except the 2A – gimballed because this design principle guarantees a very close contact between the arm tube and base – and thus a good resonance suppression –, minimum friction and a long life as the developer points out. The Greece offers the ability to adjust all important parameters such as VTA and azimuth. The anti-skating force is generated with the help of a very light and thin wire and three weights.
The feel-and surface quality of the 6A is simply outstanding. If you are searching long for a small flaw – for not to being called uncritical – one might name the SME geometry. The fact that you have to correct the offset angle if there are no slotted holes in the headshell and you alter the distance between the center of the platter and the pivot of the tonearme for the overhang adjustment, most analog connoisseurs will know, but also what the benefits of this principle are: First and foremost it guarantees ease of use, allowing even inexperienced people to adjust the tonearm in a short time to a high level of perfection – as far as it is obtainable due to this geometry. Also, the absence of slots in the headshell naturally benefits its stability. Having a closer look at the arm it becomes clear to me, all of a sudden, that I fell victim to the plug-and-play mentality: Because I did not install the cartidge I didn't mention that the 6A has slotted holes - although short ones. But these are certainly long enough of adjust the offset angel. So Eddie Driessen uses the SME geometry partially only – and that's no reason for any criticism.
Although Eddy Driessen also offers his own cartridge since 1996, that like the rest of its product range is constantly being refined, he delivers the 6A Greece with a van den Hul Colibri Platinum, which is not surprising when one knows that his current cartrigde derives from a cooperation with the Dutch cartridge specialists: The generator of the Pluto cartridge is made by van den Hul and Eddy Driessen mounts it in a housing, to put his stamp on it, corresponding to his ideal of sound. Of course working with a complete Pluto turntable would have been very appealing, but I will not complain about Eddy Driessens choice of cartridge with even a word: He spoils you and me with van den Huls top model: Like all Colibris the Platinium has a magnetic circuit without front pole, which permits the use of a much shorter cantilever. This reduces the weight to be handled by the modulation of the record: The stylus and the cantilever with its coil can follow the grooves more quickly and precisely. The “Platinum”, that is giving name to our cartridge, does not refer to the platinum-magnets as Koetsu uses it, but on the coil wire, Aalt van den Hul wound the coil of this cartrigde from platinum wire. Because we know platinum does not have the best specific resistance, it would be desirable, to ask Mr. van den Hul a few questions about the selection of this material. A further involvement with the Colibri Platinum at this point is not unlikely, especially as – allow me to anticipate a little – our Dutch trio is able to inspire sonically.
Because there is no place for Eddy Driessen's mighty support stand in my quite moderate listening room, he brought just a light carbon fiber platform, surrounded by layers of carbon plates, which he also uses in his support stand, puts it on my Pagode rack and places his turntable on it. Including a precise alignment and control of tracking force, the whole set up took no longer than half hour. My first approach to the turntable was a few days later – as so often – with Art Farmer and Jim Hall's Big Blues, 7083, CTI: The unspectacular recorded LP offers pleasant melodies, a compliant instrumentation and a relaxed style of playing. And all this reproduces the Pluto-van-den-Hul combination one of the finest: There's no thought about the technical aspect of reproduction any more. The listener in drawn in the flow of the music, it makes him revel in timbres and wander through the imaginary spaces created in the studio. Here the term "easy listening" with no negative connotations would fit best. It seems that the fast sparkling runs on trumpet, vibraphone and guitar are played with big ease. The turntable, tone-arm and cartridge transform the information in the grooves completely effortlessly into musical enjoyment. That there is a little larger space as usual, there are many detailed informations and a tremendously solid low foundation you will realize only, if you force yourself into analytical listening. But I would rather devote myself to the new fascination of this well-known-disc.
For me Four Drummers Drumming, Riff-LP 902-1, is none of the usual test records too. Again, this isn't about flashy effects, but the melodies of vibraphone and marimba are flowing, percussion instruments shimmer in rich colors. The Pluto is reproducing it completely naturally and with emotional appeal – and a little extra boost of energy in the deepest octaves. Nothing sounds bloated or even fat. But timpanis get that certain something. The Pluto 12A Cobra offers a solid base for tonearm and cartridge to perform on highest level. I gladly admit that I had not expected a so rich, round and harmonious sound before my first hearing impressions. According to my experiences so far, nearly a decade ago, van den Hul cartridges, were always rather on the quick, light and bright side of sound, what does not fit in any set. But the Dutch trio now matches nearly perfect with my not to bass-driven, high-resolution Lumen White transducers. Simply fascinating! Because I do not want to tear apart the so homogeneous trio, I just guess that the turntable and the arm have a tremendous high degree of freedom from resonances and vibration which enables the Colibri to reach sonic heights.
At this point allow me a little digression: I recently had a pleasant E-mail correspondence with a reader that followed my writing even before the time when I dedicated myself to Hifistatement. In addition to a lot of positive statements to my current publications, he noted that lately a little madness and exuberance was missing. Reading through my current descriptions of sound his criticism came back to my mind – and I have to admit that he is in some areas certainly right. About 15 years ago the Pluto and Co. would make me break out in true enthusiasm and cheering arias. Apart from the fact, that at some point they start boring you, at least if you read them too often, there is an explanation for the damped euphoria: Many years ago I was unfortunately not in the lucky position to enjoy the sounds of really fine high end components every day. If I listen to equipment of a very high standard today, is more like a comparison with something well know tha a reason for unrestrained effusiveness. The positive side of the coin: You can expect a more informed assessment of the test objects compared to a few years ago.
Spoiled by too much high-end pleasure and with less euphoria I carry on and treat the Pluto and Colibri with the relevant test discs and put them on the LaGrange turntable for comparison now and then. With the LaGrange some records sound a bit more dynamic, peaks seem to have a hint more punch. But the LaGrange is not playing against a background of such blackness, as the Pluto does. Against this blackness, the 12A Carbon, the 6A and the Colibri project an imaginary sound stage which seems to be larger and more sculptural than the one from the LaGrange und Co. In terms of rhythm, playing pleasure and emotional appeal, Brinkmann and Pluto are acting on same very high level. When is about integrating fine details – such as information about the sound stage – in the musical flow there is a small advantage for the Pluto. At least I could live happily as well with the Pluto arm and turntable and the Van den Hul Colibri, as with my current analog combination.
LISTENED WITH | |
---|---|
Turntable | Brinkmann LaGrange with tube power supply |
Tonearm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Cartidge | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL |
Phono Stage | Einstein The Turntable‘s Choice (balanced) |
Preamplifier | Brinkmann Marconi |
Power amplifier | Ayon Epsilon |
Speakers | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Cables | Precision Interface Technology, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Accesories | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-socket, Acapella base, Acoustic System feet and resonaotos, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty and Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs AHP fuses |
TECHNICAL SPECIFICATIONS Pluto Audio 6A Greece | |
---|---|
Distance from spindle to horizontal bearing | 218mm |
Overhang | 14,8mm |
Offset angle | 22,5 Grad |
Effective length | 233mm |
Effective mass | 10g |
Mounting | according SME-Standard |
Price | 6000 Euro |
TECHNICAL SPECIFICATIONS Pluto Audio 12A Carbon Cobra | |
---|---|
Speed | 33⅓ und 45 rpm |
Special features | battery power supply |
Dimensions | 55/24/35 cm |
Weight | 32kg |
Price | 25000 Euro |
DISTRIBUTOR Klangstube Bernd Berling | |
---|---|
Address | Ackerpool 8
4, 9586 Neuenkirchen |
Fon | +49 5465 - 209050 |
b.berling@klangSTUBE.de | |
Internet | www.klangSTUBE.de |
Wie weit Lyra mit seinem Bemühungen um eine möglichst perfekte Schallplattenabtastung bisher gekommen ist, belegt nicht zuletzt eine Fülle geradezu euphorischer Tests der bisherigen Modell – angefangen beim Clavis, über das Parnassus D.C.t, das Titan und das Delos bis zum Kleos. Und in jedem Fall waren es technische Neuerungen gegenüber einem der Vorgänger, die für Verbesserungen sorgten. So war beim D.C.t erstmal eine Titanlegierung das Gehäusematerial der Wahl. Dass dieser Werkstoff eine hohe Festigkeit bei relativ geringem Gewicht und wenig ausgeprägte Eigenresonanzen aufweist, lesen Sie hier gewiss nicht zum ersten Mal. Beim Titan respektive beim Titan i kamen zwei Neodym-Scheibenmagnete statt der üblichen Konstruktion mit einem Magnet sowie vorderem und hinterem Joch zu Einsatz. Zudem gab es einen ganz besonderen Nadelträger: Das Boronstäbchen ist mit Diamant beschichtet. Im Delos debütierte dann das „New Angle“-Konzept: Üblicherweise stehen die Spulen auf ihrem Träger im rechten Winkel zu den Kraft-Linien im Magnetfeld – allerdings nur dann, wenn das System nicht mit der vorgegebenen Auflagekraft auf der Platte aufliegt. Die Kraft bewirkt beim Abspielen einer Scheibe, dass sich die Spulen – so Lyra – um drei Grad aus der Ideallage herausbewegen. Man setzt nun asymmetrische Front- und Rückdämper ein, so dass sich die Spulen in der Ruhelage um etwa drei Grad außerhalb der Idealposition befinden, im Betrieb aber durch die Auflagekraft optimal im Magnetfeld positioniert werden. Beim Kleos bedämpfen dann zwei in Bohrungen des Aluminium-Gehäuses eingepresste Hartmetall-Zylinder Resonanzen des System-Körpers.
Ein Sonderfall – leider auch preislich – ist das Olympos. Hier treffen die damals aktuellen technischen Errungenschaften auf ein Material eines der früheren Modelle: sogenannte Platinmagnete, die im Parnassus der ersten Generation, aber auch in Koetsus Topmodellen zum Einsatz kamen, heute aber nicht mehr erhältlich sein sollen. Und deshalb führt Lyra das Olympos auch nicht mehr in der Liste der aktuell lieferbaren Systeme. Allerdings ist eines der raren Stücke schon seit einem Jahrzehnt einer meiner Favoriten – und inzwischen auch immer mal wieder gewartet worden. Dem gewiss recht seltenen Vergleich von Jonathan Carrs bislang emotional ansprechendsten Kreation und dem neuen Innovationsträger steht also nichts im Wege – außer meinen Bedenken, das das Atlas könnte meinen bisherigen Favoriten überflügeln.
Das Atlas bietet nämlich alles, was die Lyras bisher Schritt für Schritt nach vorne gebracht hat. Da wäre zunächst einmal das Titangehäuse mit den beiden eingepressten Hartmetall-Zylindern, die auch noch das letzte bisschen Eigenklang des Systemkörpers unterdrücken sollen. Darüber hinaus wird die Nadel von einem Diamant beschichteten Boronstäbchen gehalten. Die Spulen befinden sich natürlich auch beim Atlas zwischen zwei Scheibenmagneten und wurden nach dem New Angle-Konzept positioniert. Darüber hinaus hat Jonathan Carr den Generator so optimiert, dass das Atlas nicht nur zwölf Prozent mehr Ausgangsspannung bei einem um 22 Prozent verminderten Innenwiderstand bietet, sondern er es sich sogar leisten konnte, als Spulenträger nicht wie bisher ein quadratisches Weicheisenplättchen zu verwenden, sondern ein kreuzförmiges. Dies garantiert ein geringeres Übersprechen zwischen rechtem und linken Kanal, hätte bei gleicher Feldstärke im Magnetspalt jedoch weniger Ausgangsspannung zu Folge gehabt. Dank des optimierten Antriebssystems kann Jonathan Carr hier aber die letzten Paar Prozent zusätzlicher Spannung gegen eine bessere Kanaltrennung eintauschen. Zudem besitzt das Kreuz weniger Masse als das zuvor verwendete Quadrat, was einen positiven Effekte auf die Impuls-Wiedergabe hat.
Am meisten unterscheidet sich das Atlas aber von allen anderen Tonabnehmer inklusive der übrigen Lyra-Modelle in seinem mechanischen Aufbau. Im Lautsprecherbau sind Konstruktionen mit parallelen Wänden schon seit Jahre verpönt, da sie stehenden Wellen Tür und Tor öffnen. Und wer es sich leisten kann, baut sich einen Hörraum mit so wenig parallelen Flächen wie möglich. Dass auch in einem festen Körper wie einem Tonabnehmergehäuse eine auf die Längsebene bezogen symmetrische Form Resonanzen begünstigt, dürfte jedem sofort einsichtig sein. Dennoch hat es bis heute gedauert, bis jemand auf die Idee kam, den für die Montage des Generators nötigen Systemkörper asymmetrisch zu konstruieren. Fastaudio, der deutsche Lyra-Vertrieb bescheinigt dem Atlas dann auch, der „erste unsymmetrische MC-Tonabnehmer überhaupt“ zu sein – meines Wissens nach völlig zu Recht. Aber Lyra hat nicht nur unterschiedliche geometrische Formen für die Flächen auf der rechten und linken Seite des System gewählt, sondern auch darauf geachtet, dass deren Abmessungen keine ganzzahligen Vielfachen voneinander sind.
Der Nadelträger mit seinem kurzen Spanndraht ist direkt im Systemkörper befestigt, so dass eine möglichst direkte Ableitung der bei der Rillenabtastung entstehenden Schwingungen zum Tonarm stattfinden kann. In der Produktinformation führt Lyra aus, dass diese Ableitung auch dadurch optimiert wird, dass die asymmetrische Befestigung des vorderen Ringmagneten – wie man an der goldfarbenen Schraube erkennt – nun nicht mehr in einer Line mit dem Nadelträger und seinem Spanndraht liegt. Der besseren Energieableitung soll auch die Verkleinerung der Kontaktfläche zum Headshell dienen: Bei gleichem Anzugsmoment der Montageschrauben und der nun kleineren Fläche wird das Atlas mit mehr Druck an das Headshell gepresst.
Diese spezielle Fräsung des Kontaktzone führt auch dazu, dass das Atlas ein klein wenig höher baut als das Olympos. Ein schneller Wechsel der beiden, der im Thales Simplicity Tonarm mit seinen austauschbaren Systemträgern bei identischer Höhe sowie gleichem Gewicht und derselben Auflagekraft ansonsten möglich wäre, kommt also leider nicht in Frage. Aber es bedarf keines direkten Vergleichs, um die Fähigkeiten des Atlas zu erkennen: Es agiert völlig frei von jeglichen Effekten. Und trotz dieser vermeintlichen Unauffälligkeit ist einfach alles da: Details in Hülle und Fülle, ganz selbstverständlich präsentiert und bestens in den musikalischen Fluss integriert. Eine lediglich durch die Qualität der jeweiligen Platte begrenzte Dynamik, absolut mühelos und dennoch weit ab von jeder Kraftmeierei. Eine strahlende Palette von Klangfarben, ohne einen Hauch von Euphonie. Bei den entsprechenden Scheiben weite, stabile Räume mit plastisch wirkenden, präzise fokussierten Instrumenten. Nennen Sie die Disziplin, die für Sie bei einem Tonabnehmer die wichtigste ist: Seien Sie gewiss, dass das Atlas auch hier Spitzenleistungen erbringt – ohne damit hausieren zu gehen.
Ich habe lange Zeit keine Boxen der obersten Liga mehr getestet. Aber vor fünf bis zehn Jahren konnte ich bei Lautsprechern einen ungemein beruhigenden Trend entdecken: Wenn ein selbst etwas weiter gesteckter finanzieller Rahmen die Konstrukteure nicht einschränkte, ging es bei vielen Herstellern in ein und dieselbe Richtung: Es schien eine Art kollektives Empfinden zu geben, was erstrebenswert ist: Ich hätte mit den größeren Modellen von Avalon, Verity, Ayon, Consensus oder Kharma – um nur einige zu nennen – ebenso glücklich werden können wie mit meiner LumenWhite. In den unteren Preisklassen, wo man gezwungen ist, Kompromisse einzugehen, basteln sich die meisten Entwickler eine Philosophie, nach der dann einer der Teilbereiche ganz besonders in den Fokus gerückt wird. Um niemanden weh zu tun, nenne ich als Beispiel einen Lautsprecher, der schon lange nicht mehr produziert wird, mit dem ich aber lange Jahre lang sehr zufrieden Musik gehört habe: die Roksan Darius. Sie wirkte ungemein dynamisch und schnell, wies in puncto Tonalität aber mehr als das ein oder andere Defizit auf. Heute schätze ich einen bezahlbaren Schallwandler um so mehr, je wenn er in allen Teilbereichen Leistungen auf ein und demselben Niveau bringt und nicht versucht, in einer speziellen Lieblingsdisziplin zu brillieren.
Bei Tonabnehmern ist es noch viel schwieriger, Vertreter dieser eher zurückhaltenden Gattung zu finden. Kein Wunder, dass mich das relativ bezahlbare EAT mit ähnlich guten Leistungen in allen Bereichen beeindruckt hat. Auf dem Markt für Tonabnehmer tummeln sich selbst in den obersten Etagen ja sonst eher ausgesprochen ausgeprägte Charaktere: sei es ein detailverliebtes, eher helles Clearaudio, ein dynamisch mitreißendes EMT-Derivat oder ein mehr dem Genuss, denn der Wahrheit verpflichtetes Koetsu. Einerseits ist diese klangliche Vielfalt zu begrüßen, lässt sie doch jeden Musikfreund nach seiner Fasson selig werden. Andererseits verwundert es, dass das, was der Begriff „High Fidelity“ einst beschrieb, für viele Entwickler bei Systemen nicht unbedingt verpflichtend zu sein scheint. Für Jonathan Carr ist er es, wie das Atlas beweist.
Sie merken schon, das große Lyra macht es mir nicht leicht: Er wäre so viel einfacher, Ihnen von irgendeinem besonderen Merkmal vorzuschwärmen. Aber beim Atlas spielt sich keine Eigenschaft in den Vordergrund. Das asymmetrische Lyra erreicht in allen Disziplinen ein bisher nicht gehörtes Maß an Perfektion. Und das erschließt sich nicht beim schnellen Reinhören. Gönnen Sie aber einmal eine wohlbekannte Scheibe mit dem Atlas: Plötzlich wirkt der Raum ein wenig realistischer, das hölzerne Knarren eines Kontrabasses tritt minimal deutlicher hervor, das rhythmische Zusammenspiel eines Jazz-Trios wirkt eine Spur zwingender, hier kommt der ein oder andere Klavieranschlag minimal schneller, besitzt einfach mehr Energie und da macht für Sekundenbruchteile eine Bass-Drum mit ungemein realistischem Druck auf sich aufmerksam. Und dennoch bleibt die Geschlossenheit der Darbietung erhalten, die Musik zerfällt nie in ihre Einzelteile.
Bei meinen Testscheiben entdecke ich dann immer wieder Details, die Dank des Atlas schlicht richtiger und natürlicher rüberkommen – ja ich, weiß sehr wohl, auf welch dünnen Eis ich mich mit solchen Formulierungen bewege. Wer kann schon wissen, wie es an einem Aufnahmeort wirklich geklungen hat? Und was hat die Mikrofonauswahl und die Nachbearbeitung daraus gemacht? Und das sind gerade mal zwei von einigen Dutzend offener Fragen. Aber dennoch kann ich nicht anders, als zu festzustellen, dass mich das Lyra näher an das wirkliche Musikerlebnis heranbringt als andere Tonabnehmer.
Platte für Platte erschließen sich die subtilen Vorzüge des Atlas, mich hat das Lyra voll und ganz überzeugt und ich könnte hier eigentlich das Schreiben einstellen. Wenn nicht Thomas Fast, der Chef des deutschen Lyra-Vertriebs, meine Tonarmwahl in Frage gestellt hätte. Er meinte, der Thales sei ein wenig zu leicht. Da sich mir alle bisher geschilderten Qualitäten mit dem Atlas im Headshell des Simplicity erschlossen haben, bin ich geneigt, den Einwand zu ignorieren. Doch beim Blick auf die Angaben zur Nadelnachgiebigkeit beschließe ich, dann doch noch eine größere Umbauaktion auf dem LaGrange zu beginnen.
Die hätte ich mir auch schenken können: Im Kuzma 4point klingt das Lyra minimal heller, was auf eine geringere Kabelkapazität schließen lässt. Für die Wahl der Abschlussimpedanz in Korrelation zur Kabelkapazität finden sich übrigens ausführliche Hinweise in der Bedienungsanleitung des Atlas. Aber auch mit höherem Abschlusswiderständen ist dem für meinen Geschmack minimal zu silbrigen Klang nicht gänzlich beizukommen. In den Punkten Raum und Rhythmus nehmen sich Simplicity und Kuzma so gut wie nichts. Lautstärkesprünge inszeniert der Kuzma einen Hauch effektvoller. Aber obwohl es mir ansonsten in dieser Disziplin selten genug sein kann, ziehe ich hier die ein wenig gelassenere Herangehensweise des Thales vor. Die Unterschiede, die ich hier beschreibe, liegen wohlgemerkt im Bereich von Nuancen. Da sollte letztlich persönlicher Geschmack entscheiden: Seine Ausnahmestellung macht das Lyra sowohl im Kuzma als auch im Thales deutlich.
Und wie verhält sich das Atlas zum Olympos? Ein wenig wie Wahrheit zur Schönheit: Das Olympos wirkt neben dem neuen Topmodell wie ein wirklich sehr charmanter Schmeichler, der es mit der absoluten Wahrheit nicht hundertprozentig genau nimmt. Aber manchmal braucht man eben auch ein paar Komplimente, selbst wenn man erahnt, dass sie nicht ganz der Realität entsprechen. Letztlich kann die Alternative – ganz abgesehen von der Liefersituation des Olympos – nicht lauten, Atlas oder Olympos. Allen Oligarchen sei geraten, beide zu erwerben!
PS: Natürlich werden Sie sich Kürze in unserer Klangbibliothek auch selbst einen Eindruck von den Fähigkeiten des Atlas machen können. Aber ein wenig werde ich das Lyra noch im Kuzma genießen, bevor ich es dann in den SME V zur Aufzeichnung der drei Songs umbaue.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4point, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Ayom Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN Lyra Atlas | |
---|---|
Generatorprinzip | Moving Coil |
Nadelschliff | Lyra Design, 3µm x 10µm |
Frequenzgang | 10 – 50kHz |
Ausgangsspannung | 0,56mV bei 5cm/sek |
Kanaltrennung | 35dB bei 1kHz oder größer |
Gleichstromwiderstand der Spule | 4,2Ω |
Induktivität der Spule | 11µH |
empfohlene Lastimpedanz | 104-887Ω (MC-Eingang), 5-15Ω (Übertrager) |
Statische Nadelnachgiebigkeit | 12x10-6cm/dyne |
empfohlene Auflagkraft | 1,65-1,75g |
Vertikaler Abtastwinkel | 20º |
Gewicht | 11,5g |
VERTRIEB fastaudio | |
---|---|
Inhaber | Thomas Fast |
Telefon | 0711 4808888 |
info@fastaudio.com | |
Internet | www.fastaudio.com |
Deshalb hat sich der Entwickler, Ralph Krebs, Gedanken gemacht, wie man ein Hornsystem auch für kleinere Wohnungen konzipieren könnte. Herausgekommen ist das Einsteigermodell Chopin, nur etwa hüfthoch. Na ja, abhängig von den Hüften. Jedenfalls muss der Lautsprecher mit einer Höhe von 132 Zentimeter auskommen. Es handelt sich um ein Zweiwegesystem, bestehend aus einem sphärischen Kugelwellenhorn für den Ein-Zoll-Kompressionstreiber und einer backloaded Hornkonstruktion für den Bass.
Als Basstreiber kommt ein 20-Zentimeter Chassis des französischen Herstellers Supravox mit Alnicomagnet zum Einsatz. Der Magnet hat eine Feldstärke von 2.1 Tesla, das ist schon eine Ansage! Das Chassis wird speziell nach den Vorgaben von Cessaro gebaut. Supravox ist einer der wenigen Hersteller, der in Europa Chassis mit hohem Wirkungsgrad baut. Sehr berühmt war seinerzeit der 215 RTF 64, der in den 60er Jahren neben dem französischen Rundfunk auch von anderen europäischen Rundfunkanstalten benutzt wurde. Die Rundfunkchassis der damaligen Zeit zeichneten sich durch aberwitzige Dynamik, Feinzeichnung und Homogenität aus. Supravox fertigt die Chassis noch nach alten Herstellungsmethoden. Was die alten Schätzchen damals schon drauf hatten, kann man sonst kaum noch irgendwo hören.
Der Ein-Zoll-Kompressionstreiber wird vom japanischen Hersteller TAD beigesteuert. Der hier eingesetzte Typ 2001 besitzt ebenfalls einen Alnicomagneten sowie eine Membran aus Beryllium. Dieses Membranmaterial verbindet alle Eigenschaften, die für diese Anwendung wichtig sind: geringes Gewicht, hohe Festigkeit und hohe Dämpfung. TAD ist ein Subunternehmen der Pioneer AG, die seit 1978 professionelle Treiber und Chassis für Tonstudios herstellt. Qualitativ gehören diese zum besten, was der Markt zu bieten hat. Bei dieser Chassisauswahl sind die Erwartungen dann schon gleich einmal sehr hoch!
Die TAD Horntreiber werden paarweise geliefert, aber von Cessaro trotzdem noch einmal selektiert. Die gemessenen Daten werden gespeichert, falls einmal Ersatz erforderlich sein sollte. Dies gilt natürlich auch für Supravox, hier dürfte der Selektiervorgang allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Weiche ist als Sechs-Dezibel-Weiche ausgelegt. Bedingt durch das Hochwirkungsgrad-Basschassis ist die Belastbarkeit des gesamten Lautsprechers auf 20 Watt begrenzt. Wenn nun jemand hier einen 200 Watt Transistor-Klopper dranhängt, wird er den Unmut des Supravox schnell zu spüren bekommen, oder anders ausgedrückt: Das kann schnell ins Auge gehen. Mal abgesehen davon, dass es in 99 Prozent der Fälle nicht gut klingen wird. Diese Partner mögen sich einfach nicht!
Alnico als Magnetmaterial war bis etwa1957 im Einsatz und wurde dann durch Ferrit oder später Neodym ersetzt. Nun gibt es noch immer Diskussionen, was denn nun besser klingt und ob es überhaupt einen Unterschied gibt. Um mich hier einmal aus der Affäre zu ziehen: TAD ist ein Hersteller für professionelles Equipment, da geht es eigentlich nicht um Nostalgie, sondern nur um Fakten. Wenn dieser dann Alnicomagneten einsetzt...
Zurück zur Chopin. Das Hochtonhorn mit einem Durchmesser von 19 Zentimetern wird per CNC aus Massivholz gefräst. Die Wandstärke beträgt vier Zentimeter. Dies hat den Vorteil, dass überhaupt nur äußerst geringfügige Resonanzen auftreten können. Das bedeutet dann natürlich auch weniger Verfärbungen. Der Hornverlauf endet am Hornmund in einem breiten Wulst. Damit wird ein Problem vermieden, das sonst alle Hörner mit einem mehr oder weniger scharfem Rand haben: Sekundärreflexionen am Hornmund. Diese würden die Abbildungsschärfe deutlich reduzieren.
Neben dem hier verwendeten Zebranoholz können natürlich auch andere geeignete Holzarten gewählt werden. Der TAD Treiber kann ohne Adapter direkt an das Horn angeschlossen werden, womit von der Membran bis zum Hornmund ein gleichmäßiger Kurvenverlauf gewährleistet wird. Das Horn ist nur 65 Millimeter kurz, Ralph Krebs bevorzugt kurze Hörner, weil es hiermit – bei richtiger Auslegung der Weiche – keinerlei Tröten mehr gibt. Zudem liegen Horntreiber und Basschassis auf einer Ebene in Bezug auf die Z-Achse. Time aligned auf Neudeutsch; das gehört bei Cessaro zum selbstverständlichen Standarddesign.
Der Mittelteil des Lautsprechers, der das Basschassis und das Horn trägt, ist aus einem besondern, sehr dichten und damit sehr schweren Material mit der Vakuumpresse in Form gebracht, anschließend mit schwarzem Klavierlack behandelt und manuell auf Hochglanz poliert worden. Irgendwo müssen die 70 Kilogramm ja herkommen! Das sieht edel aus, die Dame des Hauses könnte allerdings monieren, dass hier der Staub magisch angezogen wird. Holzarten sind natürlich immer eine Frage des Geschmacks und der Wohnungseinrichtung, deshalb kann man aus einer ganzen Palette geeigneter Hölzer auswählen. Nein, Balsaholz geht nicht! Dies nur für die Modellbauer unter uns.
Hörner und Röhrenverstärker gehören irgendwie zusammen. Das hat sich wohl auch Ralph Krebs gedacht; der Lautsprecher hat einen Kennschalldruck von 97 Dezibel, womit auch Single Ended Trioden mit wenig Ausgangsleistung klarkommen sollten. Die Frequenzweiche ist für ein reines Zweiwege-System ausgelegt, also nicht Tiefmitteltöner im Fullrange-Betrieb mit dem Hochtöner nur darüber angekoppelt.
Zudem ist das Basschassis leicht anzutreiben, die Papiermembran wiegt gerade einmal neun Gramm. Sie benötigt seitens der Endstufe auch keine irrwitzigen Dämpfungsfaktoren. Das Impedanzminimum liegt bei sechs Ohm, alles ideal für den Einsatz von Röhrengeräten. Die Fans, die aus klanglichen Gründen Trioden kleiner Leistung bevorzugen, werden sich freuen.
Bei der Hornkonstruktion für den Tief-Mitteltöner handelt es sich um ein Backloaded-Horn. Das Innere des Gehäuses ist also wie ein Horn geformt, das sich bis zur Schallöffnung vorne immer mehr erweitert. Damit kann auch der rückwärtige Schall des Supravox genutzt werden. Nachteilig bei diesem Konstruktionsprinzip – wie bei jedem Bassreflexgehäuse auch – ist, dass der rückwärtige Schallanteil um 180 Grad phasenverschoben abgegeben wird. Allerdings bleibt bei der kompakten Bauweise gar nichts anderes übrig, wenn man beim Hornprinzip bleiben will. Wie imposant ein Frontloaded-Basshorn aussieht, konnte man auf der High End 2012 bei dem Cessaro Beethoven System bewundern. Das würde möglicherweise nicht einmal in Hongkong in die Wohnung passen. Bezüglich der Homogenität im Bassbereich konnte ich allerdings bei der Chopin keine Probleme erkennen.
Das Horn unterstützt den Schalldruck im Bassbereich, der prinzipbedingt bei einem 20er Chassis mit so hohem Wirkungsgrad etwas unterbelichtet wäre. Damit kommt die Wiedergabe eines Kontrabasses mit erstaunlichem Druck und Präzision. Da fehlt überhaupt nichts! Lediglich für irgendwelche Synthesizer-Tiefbassorgien müsste man sich einen Subwoofer zulegen, allerdings sollte dieser mit dem rasend schnellen Hornbass mitkommen. Sonst klingt es so, wie bei manchen Jugendlichen im Auto. Ach ja, viel Spaß beim Suchen!
Mit der Aufstellung sollte man etwas experimentieren, der Lautsprecher wiegt ja „nur“ 70 Kilogramm. Allerdings steht er auf Teflongleitern, so dass Verschieben auf meinem Parkettboden zu einer leichten Übung wird. Am besten hat mir gefallen, wenn die Lautsprecher parallel oder nur leicht nach innen geneigt stehen. So klingt es am ausgewogensten. Es ist also nicht erforderlich, die Hörner genau auf den Hörplatz zu richten, Kopfnicken und mit den Ohren wackeln bleiben also erlaubt.
Als Endstufen standen eine Reihe von verschiedenen Verstärkern zur Verfügung: 15 Watt, 10 Watt und 1,5 Watt Ausgangsleistung. Die Mystère mit ihren 32 Watt Push-Pull habe ich erst einmal von der Chopin ferngehalten; sie will ja nur spielen!
Als erstes kam die 6HS5 PSE an die Reihe, deren 15 Watt Ausgangsleistung noch deutlich unter der Belastbarkeitsgrenze liegen. Auf jeden Fall erwiesen sich die 15 Watt als völlig ausreichend, eher schon unnötig viel. Deshalb und aus purer Neugier musste die 45 ran. Mit ihren 1,5 Watt hatte sie bei kleinen bis mittleren Besetzungen überhaupt keine Probleme. Sofern man nicht zu extrem laut hört. Die Grobdynamik ist etwas eingeschränkt, allerdings hat die Chopin hiervon soviel zu bieten, so dass man auch mit dieser Minileistung sehr gut leben kann. Die Vorzüge einer direkt geheizten Single-Ended-Triode wie plastische Abbildung, satte Klangfarben und emotionale Wiedergabe kann man jetzt in vollen Zügen genießen. Dies war mir mit der 45 im Fullrange-Betrieb bisher noch nicht vergönnt. Allerdings sollte man sich als zukünftiger Besitzer einer Chopin doch nach vielleicht 5-7 Watt Ausgangsleistung umsehen.
Was anfangs sofort auffällt, sind die klanglichen Fortschritte, die in der Auswärmphase der Röhrenelektronik zu hören sind. Aus Neugierde hatte ich die Musik schon nach fünf Minuten Aufwärmzeit dazugeschaltet und man kann dann über die Chopin sehr deutlich hören, wie der Raum langsam aufmacht, die Auflösung zunimmt und die Musik flüssiger spielt. Das ist schon mal ein guter Anfang.
Etwas anderes fiel beim ersten Hören ebenfalls auf, der Präsenzbereich war etwas zurückhaltender, als ich es sonst gewohnt war. Das hätte ich zunächst einmal in die Rubrik Geschmacksfrage gestellt. Nach Rückfrage beim Hersteller erfuhr ich, dass der Lautsprecher brandneu war und extra für die HighEnd gefertigt wurde. Kein Wunder also, die Chassis brauchen einfach eine Weile, bis sie eingespielt sind. Nach einer Woche intensiven Hörens war der Präsenzbereich dann auch so, wie ich mir das vorstelle. Zudem bekam ich vom Hersteller den Tipp, etwas tiefer zu sitzen, die Ohrhöhe etwa auf Höhe der Supravox, so sei die Box auch abgestimmt worden. Also dann zum Hören auf die Couch und siehe da, damit nimmt die Homogenität der Wiedergabe nochmals zu. Außerdem sitzt man dort bequemer.
In diesem Zusammenhang hatte Ralph Krebs auch noch eine sehr interessante Information parat. Er erklärte mir, dass beim Kauf eines jeden seiner Lautsprecher eine Feinjustage und Anpassung auf den Hörplatz inbegriffen ist. Jeder Käufer kann also sicher sein, dass der Lautsprecher im eigenen Umfeld dann auch optimal spielt.
Viele Cessaro Lautsprecher werden nach Übersee – nein, nicht das Kaff am Chiemsee – geliefert und können den länderspezifischen Hörgewohnheiten angepasst werden. Beispielsweise wird für den Export in die USA ein anderes Basschassis eingebaut. Es gibt kein Land auf der Erde, in welchem Cessaro Lautsprecher stehen, in dem Krebs nicht die Erstaufstellung selbst durchgeführt hat. Interessanterweise scheint ein trockener und schneller Bass nicht überall auf der Welt auf Wohlwollen zu stoßen.
Nun aber zur Musik: Als erstes habe ich Tord Gustavsen The Ground aufgelegt. Diese CD ist wieder ein Meisterstück von Maestro Kongshaug, aufgenommen in seinen Rainbow Studios in Oslo. Somit bleibt alles im Lande, die Musiker sind ebenfalls allesamt aus Norwegen. Zur Zeit wird man ja überschwemmt mit Klavier-Jazztrios, die sich teilweise nur geringfügig voneinander unterscheiden. Die Musik dieser drei unterscheidet sich durchaus von der sonst gebotenen Massenware; Interessanterweise hat es das Album The Ground bis zur # 1 der norwegischen Popcharts(!) geschafft. Die Musik enthält nordisch-klare, minimalistische Formen mit verhaltenen rhythmischen Strukturen. Wenn Miles Davis in der Cooljazz Ära Klavier gespielt hätte, wäre vielleicht so etwas herausgekommen.
Die Chopin ist hier mehr gefordert, die Feindynamik und die subtilen harmonischen Strukturen adäquat wiederzugeben. Ansonsten plätschert die Musik nur so vor sich hin und landet dann schnell in der Rubrik Rasiermusik. Mit der Chopin bleibt die Spannung der Musik erhalten, die Anschlagsdynamik der Akkorde und Klavierläufe wird wunderbar wiedergegeben. Aber auch die vielfältigen Klangfarben, die ein Konzertflügel für uns bereithält, werden mit dem Lautsprecher sehr realistisch dargestellt. Dass ein Hornsystem grobdynamisch auf den Punkt spielt, setzt man irgendwie voraus.
Als nächstes Stück mal was für die Galerie: „Stratus“ aus dem Album Spectrum von Billy Cobham. Dies war sein Debut-Album im Jahre 1973. Das Ganze gehört zum Genre Jazz-Fusion, welches seinerzeit unter anderem durch Miles Davis und das Mahavishnu Orchestra populär gemacht wurde. Prägend bei „Stratus“ ist das monoton-treibende Bassriff, gespielt von Lee Sklar am Fender Precision. Das Stück hat einige interessante Themen, aber die dominierende Kraft bleibt die Basslinie. Stratus war seinerzeit sehr populär, wurde später in gecoverter Form von Massive Attack unter der Bezeichnung Safe from Harm übernommen. Massive Attack ? Die Älteren unter uns dürfen jetzt heimlich Google zu Hilfe nehmen.
So, jetzt wollen wir doch einmal sehen, wie Billy über die Chopin rüberkommt. Auch auf die Gefahr hin, dass mir irgendein Fan eine Briefbombe schickt, würde ich Cobham mehr als Holzhacker bezeichnen. Also das genaue Gegenstück zu Filigrantechnikern wie Paul Motian beispielsweise. Und mit genau dieser Kraft und diesem Schub wird die Musik über die Chopin wiedergegeben. Stillsitzen geht da nicht! Der dreckige Blues-Rock-Sound des 22 jährigen Tommy Bolin auf seiner Gibson Les Paul war eine perfekte Ergänzung zu der damals innovativen Musik (1973!). Die CD ist tontechnisch nicht der Wahnsinn, wahrscheinlich die 25. Kopie vom Masterband gezogen, trotzdem spielt das überhaupt keine Rolle, wenn das alles so geboten wird, wie über die Chopin. Letzterer würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen! Oder vielleicht doch...
Jetzt aber schnell zu ernsthaften Dingen wie der Mezzo Sopranistin Cecilia Bartoli auf der CD Sospiri. Ich wollte jetzt unbedingt eine CD hören, deren Musik nicht auf Rhythmik als Grundlage basiert. Bartoli singt hier Stücke von unterschiedlichen Interpreten, von Händel bis Fauré. Die Sängerin hatte schnell erkannt, dass weite Bereiche des Opern- und Konzertrepertoires nicht ihrer Stimme entsprachen. Auf der Suche nach Material, mit dem sie das Potential ihrer Stimme voll ausschöpfen konnte, wurde oft vernachlässigte Musik wieder zum Leben erweckt. Ihre Neigung zum Belcanto zeigt sie bei der Bellini-Arie „La Sonnambula“. Die geschmeidige, weiche, aber dennoch sehr vitale Stimme von Bartoli kommt sehr lebendig und lebensnah rüber. Die Sängerin wird in Lebensgröße abgebildet, die oft zitierte zu große Abbildung der Solisten über Hornsysteme gibt es hier aber nicht.
Die Chopin kann auch die unglaubliche Bühnenpräsenz der Sängerin ins Wohnzimmer holen. Allerdings ist diese nicht bei allen Titeln entsprechend gut eingefangen. Auch das zeigt uns die Chopin sehr deutlich. Die Aufnahmen entstanden an verschiedenen Stellen und wurden von unterschiedlichen Technikern verantwortet.
Nun sind die Leute, die sich bei Diskussionen über Hornlautsprecher die Nase zuhalten und vor lauter Begeisterung über ihren Gag die Schenkel klopfen, irgendwie nicht auszurotten. Diese haben wahrscheinlich noch nie ein modern konzipiertes Horn gehört. Nicht zuletzt deshalb hatte ich ja seinerzeit einen kleinen Essay über Hornkonstruktionen geschrieben. Jedenfalls gibt es bei einem korrekt konstruierten Horn keinen Tröt-Sound. Punkt. Und dies ist bei der Chopin auch nicht anders. Alles andere hätte mich auch gewundert, in Anbetracht der bereits gehörten Konstruktionen von Ralph Krebs. Der Lautsprecher ist kein Krachmacher, sondern sehr fein abgestimmt. Er spielt auch bei geringen Lautstärken äußerst transparent und druckvoll. Viele Lautsprecher mit geringem Wirkungsgrad benötigen einfach einen gewissen Pegel um aufzuwachen. Die Chopin ist immer wach! Die Wiedergabe ist sehr kohärent, die beiden sehr unterschiedlichen Treiber verschmelzen zu einem homogenen Ganzen. Allerdings ist die Sitzhöhe nicht ganz unkritisch. Der Bass ist sehr druckvoll, schnell und farbig, erstaunlich, was hier mit einem 20-Zentimeter-Chassis alles erreicht werden kann. Zum Thema Bass zitiere ich einmal meine bessere Hälfte: „das Ding ist ja der Hammer! Wo is’n da der Basslautsprecher?“ Noch weitere Fragen?
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Digital-Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, van den Hul Grasshopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SE |
Lautsprecher | WVL A100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Auditorium 23 LS |
HERSTELLERANGABEN Cessaro Chopin | |
---|---|
Frequenzbereich | 30 – 20000 Hz |
Schalldruck | >109dB SPL (1m) |
Wirkungsgrad | 97 dB 1Watt/m |
Abmessungen (B/H/T) | 34 x 132 x 78cm |
Gewicht | 70 kg |
Preis | 30000 Euro |
HERSTELLER Cessaro Horn Acoustics | |
---|---|
Anschrift | Zeil 7 63667 Nidda |
info@cessaro-horn-acoustics.com | |
Internet | www.cessaro.de |
VERTRIEB Fink Fidelity | |
---|---|
Anschrift | Heggrabenstr.9 35435 Wettenberg |
fink@finkfidelity.net | |
Internet | www.finkfidelity.net |
Als sich andeutete, dass die Zukunft der Musikwiedergabe wohl in Form von Downloads, die über einen PC wiedergegeben werden, besteht, sahen viele das Ende des klassischen High-Ends voraus. Eine digitale Schaltzentrale, Wandlung im Lautsprecher – alles klingt gleich, und die großen, teuren Kisten sind Geschichte. Dass digital eben doch höchst unterschiedlich klingen kann und der betriebene Aufwand für ein gutes Ergebnis erheblich sein kann, hat in letzter Zeit zu einer Vielzahl von Wandlungskonzepten geführt. Momentan ist viel Bewegung in der Szene, neben reinen Wandlern, die natürlich auch einen USB-Eingang besitzen, gibt es CD-Player mit integrierter digitaler Schaltzentrale, Verstärker mit ebensolcher sowie Streamer mit und ohne Festplatte. Die Hersteller probieren vielerlei aus, die großen teuren Kisten gibt es immer noch, und High-End ist noch lange nicht am Ende.
Konsequent an der Musikwiedergabe vom PC und verwandtem ausgerichtet, ist der iFi iDAC aus England, der für 299 Euro angeboten wird. Er gehört zu einer Reihe von kleineren, günstigen Geräten des renommierten Herstellers AMR, die zwar konsequent kostenoptimiert entwickelt wurden, dabei aber – natürlich – so wenig Performance wie möglich eingebüßt haben sollen. Um den niedrigen Preis halten zu können, wird das Gerät nur im Direktvertrieb über Shops angeboten. Zusammen kommt er mit dem USB-Netzteil iUSBPower und, brandneu auf dem Markt einem sogenannten „Dual-Head“-USB-Kabel, dem Gemini, das das Audiosignal und die Spannungsversorgung über unterschiedliche Leiter organisiert (und von dem noch Bilder nachgereicht werden). Soweit alles verstanden? Nein? Ich anfangs auch nicht. Also von vorne.
Beim iFi iDAC handelt es sich um einen reinen USB-Wandler mit einem einzigen USB 2.0-Eingang, der im asynchronen Modus arbeitet und mit dem momentan hoch angesehenen Streaming-Chip ESS Sabre ausgestattet ist. Dies geschieht mit bis zu 24-Bit Auflösung bei 192 Kilohertz Samplingfrequenz. Neben dem einen analogen Ausgang gibt es auch noch einen Kopfhörerausgang mit Lautstärkeregler, der Strom kommt vom Quellgerät, das war's. Das schmucke, längliche Aluminiumkästchen kommt in einem schicken bedruckten Pappschuber, dazu gibt es ein geschirmtes USB- und ein Cinch-Kabel.
In der zweiten Schachtel ist, im gleichen Gehäuse untergebracht, ein USB-Netzteil, das iUSB für 199 Euro. Dabei handelt es sich streng genommen um ein Filter, das vom Datenlieferanten übrig gebliebenen digitalen Müll entsorgen soll. Der Hersteller schreibt dieser Extrafilterung segensreiche Wirkung in Bezug auf Geräuscharmut und die damit verbundene Dynamikentfaltung zu. Die Stromversorgung erfolgt über ein Steckernetzteil, was ich eine gute Idee finde. Da vom Quellgerät gespeiste USB-Wandler gerade beim Betrieb an mobilen Geräten gern mal das oft schwächliche Netzteil überfordern und somit die Gesamtperformance das Systems mindern, kommt eine externe Unterstützung wie gerufen. Und überhaupt, sauberen Strom kann man gar nicht genug haben. Aber das ist noch nicht alles. Neben dem USB-Eingang gibt es einen „Ground-Lift“-Kippschalter, der möglichen Brumm verursachende Massepotentiale trennt. Auch der Ausgang zeigt, dass man sich hier intensiver mit dem Thema beschäftigt hat: Zwei USB-Ports, einer für Strom, einer für Strom + Musik werfen erst einmal Fragen auf. Nutzt man ein normales USB-Kabel, wird der iUSB zwischen Quelle und iDAC eingeschleift, das Signal aus dem Port mit Strom + Musik abgegriffen. Der ungenutzte Port kann nun zur Stromversorgung eines weiteren DACs genutzt werden. An dieser Stelle kommt das Gemini Dual-Head USB-Kabel ins Spiel. Bei dessen Anschluss wird über den einen Port nur das Musiksignal, über den anderen die Stromversorgung organisiert. Da beides spätestens beim DAC wieder in einen Stecker mündet, muss man die technische Wirksamkeit nicht unbedingt verstehen. Immerhin ruft der Hersteller für das Kabel mit einer Länge von 70 Zentimetern 179 Euro dafür auf, eineinhalb Meter kommen für 249 Euro ins Haus. Inwieweit die preislichen Relationen stimmen, kann also nur ein Hörtest zeigen.
Los geht es mit dem iFi iDAC solo. An den Rechner, oder welchen digitalen Datenlieferant auch immer, per USB angenabelt, muss zumindest für die Windowswelt erst einmal ein Treiber installiert werden. Linuxbasierte Rechner oder solche mit McOSX erkennen den iFi iDAC sofort als externe Soundkarte. Die Software gibt es auf der Homepage unter http://www.ifi-audio.com/en/download.html. Die iFi-Audio-Homepage ist eine Erwähnung wert. So viele Superlative auf einem Haufen sieht selbst ein Hifi-Autor selten.
Die Installation unter XP verlangte den Administratoraccount (alternativ kann auch ein anderer Installationsordner gewählt werden) und verlief weitestgehend unspektakulär. Sollte am Ende der Installation die Hardwareerkennung nicht automatisch starten, muss diese noch einmal manuell ausgeführt werden, sonst gibt es später ein Problem mit der Erkennung des iUSBPower. Für ungeübte PC-Nutzer eine etwas wackelige Lösung. Unter Windows 7 ist dies nicht nötig, Linux und Mac erkennen den Wandler wie angekündigt von selbst. Vielleicht habe ich mich nicht zuletzt aufgrund der vollmundigen Ankündigungen auf der Website dem iDAC mit mehr Skepsis genähert, als ich das sonst so mache. Beim Anschluss sollte man darauf achten, keine zu schweren, unflexiblen Kabel zu nehmen, sonst hängt der Wandler mit gerade mal 193 Gramm Gewicht unter Umständen in der Luft. Den richtigen Anschluss und die Betriebsbereitschaft quittiert die digitale Schmuckschatulle mit grün illuminiertem USB-Eingang und drei gelben Leuchten.
War ich bisher mit den meisten Geräten mit USB-Eingang nicht so richtig warm geworden, zerstreute der kleine Silberling die bisher gehegten Vorurteile sofort. Schon mit dem beigepackten USB- und Cinchkabel erinnert er eher an die eingangs angesprochenen großen Kisten. Dabei sticht aufs erste Reinhören keine besondere Tugend hervor. Ein sehr machtvoller Bassbereich mit trotzdem ausgeprägter Kontur, der Raum weit, viele Details, schöner Hochton mit viel Glanz, aber ohne harsche Spitzen. Dabei agiert der iDAC sehr neutral und präzise. Und – bei den vielen Auflösungswundern in der Musikwiedergabe nicht mehr selbstverständlich – er kommt auf den Punkt, spielt einfach richtig. Dabei neigt er auch nicht zu einer Verschiebung in der tonalen Balance, wenn hochauflösendes Material zum Einsatz kommt. Die Unterschiede sind zwar deutlich, aber eben nicht auf Kosten der geschlossenen Darbietung. Stimmen kommen sehr klar und wohl platziert im Raum. Der DAC spielt schon auf einem so hohen Niveau, dass man an sich kaum Lust verspürt, jetzt unbedingt etwas ändern zu müssen. Wenn man unbedingt meckern möchte – und das mache ich ja mit Vorliebe –, musiziert der iFi iDAC vielleicht manchmal etwas akademisch festgehalten ohne den letzten Rest Luft obenrum. Das ist jetzt aber schon Meckern auf sehr hohem Niveau. Diese Eigenschaften hätte ich auch einem fünfmal so teuren Gerät durchgehen lassen. Damit definiert der iDAC so ganz nebenbei den Standard für preisgünstige DACs neu.
Was soll jetzt eigentlich noch groß kommen, denke ich, als ich das iUSBPower zwischen Rechner und iDAC einschleife. Erst mal gar nichts, da das Gerät nicht mehr erkannt wird. Erst nach einigem Rätseln und Rumprobieren und dem Ausführen der Hardwareerkennung durch Windows ist der DAC wieder einsatzbereit. Genutzt wird der Kombi-USP-Port am iUSBPower für Daten und Stromversorgung mit dem mitgelieferten Kabel.
An dem Punkt kommt ein Bekannter ins Spiel, der die auf den ersten Blick gute Idee hatte, als erstes mit schlecht aufgenommenem Material die kommenden Unterschiede auszuloten. Die Wahl fiel auf Sades „Why can't we live together“ von der Diamonds Life in der Originalversion. Klanglich eh schon mies, hat ihr die Digitalisierung zusätzlich noch einen Schuss Kälte und Flachheit mitgegeben, die sich zur schon vorhandenen Unsauberkeit gesellt. Selbstredend ist auch der Bass zu dünn. Auch dies ist ein Weg, Klangunterschiede zu beurteilen und sicher kein ineffektiver. Da es aber viele Varianten auszuprobieren gab und infolgedessen bestimmt 10-15 mal auf das Stück zurückgegriffen werden musste, kann ich nur raten, so etwas nicht nachzumachen. Sollte ich zukünftig plötzlich und unvermittelt in einem Café mit Zuckerstückchen um mich werfen und rohe Worte an die Tresenkraft richten, kann man sich denken, welche Musik gerade läuft.
Aber zurück zur Kombi iUSBPower und iDAC. Was nun kommt, lässt sich am besten mit einem Rückgriff in die alte analoge Welt vergleichen. Wer schon mal bei einem Phonovorverstärker von der Standardversorgung auf ein externes, großes Netzteil gewechselt hat, weiß genau, was ich meine. Besonders in puncto Raum tut sich so einiges. Dieser geht in die Breite und Tiefe, musikalische Ereignisse verteilen sich großzügiger im nun größeren Panorama vor tatsächlich mehr Ruhe und Schwärze – sehr beeindruckend. Der vormals sehr kräftige Bass ist subjektiv etwas schwächer, dafür sauberer, tiefer und mit mehr Substanz und Plastizität. Begleitende Instrumente lösen sich feiner von der restlichen Musik ab. Es gibt zwar nicht mehr Details, diese sind dafür jetzt leichter zu verfolgen. Stimmen verlieren an Schärfe und bekommen mehr Artikulation mit auf den Weg, und auch dynamisch sind die Verhältnisse noch klarer geworden.
Komisch, an sich hatte einem ohne das iUSBPower gar nichts gefehlt – und nun das. Durch den Einsatz des Ground Lift ließen sich übrigens zumindest bei mir keine reproduzierbaren Unterschiede fest machen. Das mag in ungünstigen Konstellationen anders sein, hier passierte nichts.
Beinahe hinten heruntergekippt wäre der Kopfhörerausgang. Mit der niedrigen Ausgangsimpedanz und hohen Leistung treibt er auch wirkungsgradschwache Kopfhörer problemlos. Klanglich korrespondiert er mit der Wandlersektion und lässt dabei die meisten in Verstärker integrierten Kopfhörerverstärker mühelos hinter sich. Eine milde Dreingabe ist er somit sicherlich nicht.
Richtig spannend wurde jetzt der Einsatz des Gemini Dual-Head USB Kabel. Wie gesagt leuchtet mir die Trennung in Datenkabel und solches für die Stromversorgung nicht wirklich ein, wenn beim Empfänger schon im Stecker die Ströme wieder zusammengefügt werden. Die Ernsthaftigkeit des Anliegens unterstützt allerdings der Einsatz verschiedener Leiter der Stränge, die Schirmung und die Keramik-Metall-Antiresonatoren, die mechanische Störungen unterdrücken sollen.
Und tatsächlich passiert auch hier wieder einiges. Stimmen erhielten mehr Körper, und unvermutete Hallräume taten sich dahinter auf. Obenrum gab es mehr Licht und Luft, insgesamt klang der iDAC etwas entspannter und lockerer – wenn ihn auch diese Aufrüstung nicht zum Springinsfeld machen, er also weiter seiner präzisen, richtigen Wiedergabe verpflichtet bleibt. Daran ändert auch der zusätzliche Einsatz des sehr guten USB-Kabels WireWorld Starlight7 zwischen PC und iUSBPower nichts. Hier liegt noch Potential in Bezug auf die Sauberkeit und Auflösung, genau wie beim Tausch der beigelegten Cinchkabel gegen höherwertige. Insgesamt spielen die Komponenten aber auch schon mit den beigelegten Hausmitteln absolut überzeugend. Lohnt sich also die Vollaufrüstung des iDAC mit iUSBPower und zusätzlichem Dual-Head USB-Kabel? Immerhin katapultiert sich so der Preis von überschaubaren knapp 300.- Euro auf knapp 680.- Euro. Von meiner Seite ein uneingeschränktes Ja. Jede Stufe markiert wohl das Machbare in der jeweiligen Preisklasse, ohne dass deswegen die darunter liegende entwertet würde. Hat man mal in eine der Optionen hereingehört, wird der Weg zurück schwer.
Bei der verständlichen Reduktion auf das Wesentliche bleibt trotzdem noch ein Wunsch übrig, nämlich weitere Eingänge für digitale Quellen. Über einen aufgebohrten iUSBPower als Schnittstelle eingeschleift, könnte der iDAC zur digitalen Schaltzentrale für die komplette Anlage werden. Verdient hätte er es.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Computer | Notebook, Dual Core 2 GHz, 2 GB, WinXP |
Audioplayer | foobar2000, musikCube 1.1 |
Wandler | Music Hall dac25.3 |
Verstärker | Music Hall a15.2 |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | Wireworld, TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN AMR ifi iDAC + iUSBPower | |
---|---|
Geräuschspannungsabstand | >111 dB(A) |
Dynamik (-60dBFs) | >111 dB(A) |
Übersprechdämpfung | <-102 dB(1KHz) |
Harmonische Verzerrungen (THD) | <0.005 % |
Jitter | unterhalb der Messgrenze |
Frequenzgang | 3 Hz to 33 KHz + 0.1 dB/0.3 dB |
Kopfhörerverstärker |
|
Ausgangsleistung | >150 mW (15 Ω) |
Ausgangsspannung | >3.3 V (>100 Ω) |
Geräuschspannungsabstand | >97 dB(A) (400 mV/300 R) |
Harmonische Verzerrungen | <0.003 % (400 mV/300 R) |
Ausgangsimpedanz | <1 Ω |
Leistungsaufnahme | <2.5 W |
Abmessungen | 158 (l) x68 (w) x28 (h) mm |
Gewicht | 193 g |
Preis | 299 Euro |
iUSBPower |
|
Ausgangsspannung | 5V±0.5% |
Strom | 1 A |
High-Speed USB 2.0 | 480 Mbps |
Leistungsaufnahme | < 9 W (includes powered USB device) |
Abmessungen | 158 (l) x 68 (w) x 28 (h) mm |
Gewicht | 195 g |
Preis | 199 Euro |
Gemini Dual-Head-USB-Kabel |
|
Impedanz | 90 Ω |
Preis | 179 Euro (70 cm) 249 Euro (150 cm) |
VERTRIEB WOD-Audio – Werner Obst Datentechnik | |
---|---|
Anschrift | Westendstr. 1a 61130 Nidderau |
Telefon | 06187 - 900077 |
info@wodaudio.de | |
Internet | www.wodaudio.de |
Durob selbst ist nun nichts Neues, die Firma ist seit 1975 am Markt, eher bekannt durch Marken wie Kiseki oder Prima Luna. Die Mystère Verstärker werden in Europa entworfen und in China gebaut, wie mittlerweile üblich geworden. Zumindest bis zu einer bestimmten Preisklasse. Hierzu muss ich auch einmal – ungefragt – meinen Senf geben. Gegenüber Produkten made in China besteht hierzulande ein gewisses Vorurteil, was Qualität anbelangt. Das mag in vielen Fällen auch berechtigt sein, trotzdem hängt dies letztlich auch vom Auftraggeber ab. Wenn dessen einzige Vorgabe ist, alles möglichst billig zu produzieren, dann darf man sich auch nicht wundern. China ist ein Land mit einer sehr langen handwerklichen Tradition, die hätten es schon drauf! Eine ähnliche Entwicklung konnte man ja seinerzeit in Japan sehen. Anfangs kam aus dem Land der aufgehenden Sonne nur Billigschrott, mittlerweile werden hier hochwertige Produkte hergestellt, allerdings zu Preisen wie bei uns. So!
Vor- und Endstufe ca11 und pa11 benutzen ähnliche Chassis und wirken im ersten Moment wie Zwillinge. Sie werden in schwarz glänzendem Pianolack geliefert und machen einen sehr hochwertigen Eindruck. Wegen der hiesigen Sicherheitsbestimmungen dürfen die Röhren nicht frei stehen und die Geräte müssen mit einer entsprechenden Abdeckhaube geliefert werden. Das Ganze erinnert mich von vorne dann eher an ein Mini-Parkhaus, also weg damit. Ich habe mich schon manchmal gefragt, was muss es in anderen Ländern, die nicht die deutschen Sicherheitsbestimmungen haben, für Unmengen an Elektrototen geben. Aber lassen wir das, es soll ja auch noch Familien mit kleinen Kindern geben. Jedenfalls sehen die beiden Verstärker ohne Haube jetzt richtig cool aus! Für den Butler zum Auspacken sind noch weiße Handschuhe beigelegt. Sehr nobel! Nein, der Butler wird nicht mitgeliefert, ist – glaube ich – auch nicht als Option erhältlich. Die dazugehörigen Netzkabel habe ich sofort wieder in der Schachtel verschwinden lassen und durch die vom Vertrieb mitgelieferten Kabel der Firma Harmonic Technology ersetzt.
Die Vorstufe ca11 ist eine reine Linestufe mit vier Eingängen und einer Lautstärkeregelung, das war's! Ein Phonoverstärker müsste also extra bei einem Fremdanbieter besorgt werden, Mystère hat keinen im Programm. Zur Verstärkung werden zwei Paar Oktal Doppeltrioden vom Typ 6SN7 eingesetzt. Diese Röhre wurde früher in großen Stückzahlen für den Betrieb in Schwarz-Weiß Fernsehgeräten gebaut und dürfte somit als NOS Variante auch heutzutage kein größeres Beschaffungsproblem sein. Es sei denn, man möchte unbedingt eine aus den Militärbeständen der 40er Jahren haben. Die hier eingesetzten Röhren sind mit „Mystère“ gestempelt, man kann also nur vermuten, dass sie ebenfalls in China hergestellt werden.
Eine der beiden ist als SRPP (Shunt Regulated Push Pull) Stufe ausgelegt. Dieses eher weniger benutzte Schaltungskonzept wurde 1969 von dem Japaner Anzai aus der HF Technik weiterentwickelt. Leider etwas zu spät, weil in diesen Jahren jeder modern sein wollte und sich lieber einen Transistorverstärker zugelegt hatte. Ironie des Schicksals, dass über 40 Jahre später das Konzept wieder zu Ehren kommt. Die zweite 6SN7 ist als Kathodenfolger nachgeschaltet. Die Ausgangsimpedanz ist niedrig und liegt mit diesem Konzept bei circa 600 Ohm.
Grundsätzlich hat die SRPP Schaltung einige Vorteile zu bieten, wie hohe Verstärkung, niedrigen Ausgangswiderstand und niedrigen Klirrfaktor. So ganz trivial ist die Schaltung allerdings nicht, insbesondere in einer Linestufe. Sie muss sehr präzise optimiert werden. Mit einer Fehlanpassung am Eingang haben wir sonst ganz schnell einen prima Rauschgenerator! Die thermische Drift ist auch nicht zu verachten. Mit anderen Worten, die Schaltung kann sich äußerst zickig verhalten. Wenn diese in allen Fällen optimal funktioniert – und das tut sie hier - verdient Durob meinen allerhöchsten Respekt!
Die 6SN7 kann wegen des geringeren Anodenwiderstands gut als Treiberstufe eingesetzt werden. Zudem ist sie sehr linear, bietet also beste Voraussetzungen! Bei diesem Röhrentyp kann man schon – bei guter Qualität - mit Standzeiten von 10.000 Stunden rechnen. Sie kam 1939 als Stahlröhre auf den Markt, zwei Jahre später wurde sie auch mit einem Glasgehäuse unter der Bezeichnung 6SN7GT hergestellt. Die Gleichrichtung besorgt ebenfalls eine Röhre, nämlich eine 5AR4 Doppeldiode, sie kommt hier im „Cokebottle Look“ also in der älteren Bauform mit der Schulter im Glaskörper daher. Bis hierher also alles koscher, kein Silizium zu sehen!
Das Gerät arbeitet mit einer Auto-Bias Regulierung des Arbeitspunktes der Röhren. Das hat den Vorteil, dass bei nachlassender Leistung der Röhren der Arbeitspunkt immer korrekt nachjustiert wird. Bei einem Röhrenwechsel ist man nicht auf gematchte Paare angewiesen. Außerdem ist damit für die „Tuberoller“ und Röhrenjunkies unter uns das Spielcasino eröffnet! Tuberolling war ja in Fernost schon in den 70er Jahren ein beliebtes Gesellschaftsspiel, um die „beste“ Röhre für den eigenen Geschmack zu finden. Grundsätzlich sollte man bei solchen Aktionen im Auge behalten, dass die Röhren abgekühlt sein sollten, bevor man sie bewegt. Das Gerät also mindestens 5 Minuten ausgeschaltet lassen.
Die Lautstärke wird nicht über eines der üblichen Alps Potentiometer geregelt, sondern über einen Widerstandsteiler mit 24 einzelnen Schaltpositionen. Das ist in dieser Preisklasse schon erstaunlich. Der Einstellbereich ist bei Hochwirkungsgradlautsprechern ein bisschen kritisch, man hat vom Linksanschlag weg nicht allzu viele Möglichkeiten. Eine Fernsteuerung gibt es nicht, was mir persönlich überhaupt nichts ausmacht. Aber der eine oder andere Faulpelz würde sich diese vielleicht als Option wünschen.
Die Endstufe pa11 sieht auf den ersten Blick aus wie der Zwillingsbruder der ca11, bei einem Lebendgewicht von 20,5 Kilogramm sollte man diese aber nicht auf die leichte Schulter nehmen! Die pa11 wird standardmäßig ebenfalls mit vier 6SN7 im Eingang und vier EL34/6CA7 Pentoden – wahrscheinlich auch aus chinesischer Produktion – geliefert. Bei den Leistungspentoden kann man mit Standzeiten von 2000 – 3000 Stunden rechnen, abhängig davon, wie die Endstufe gefordert wird. Die EL34 gelangte 1967 durch Jim Marshall und seinen Gitarrenverstärker JTM 50 zu großer Berühmtheit und ist bis heute eine der beliebtesten Röhren der Gitarristen geblieben. Wegen der weichen, sahnigen Verzerrung! Aber dies ist ein ganz anderes Kapitel, mit Overdrive will der HiFi-Fan als solcher ja nur in Ausnahmefällen etwas zu tun haben.
Die Ausgangsleistung der pa11 wird mit 40 Watt an acht Ohm angegeben. Damit ist auch klar, dass es sich um einen Push-Pull Verstärker handeln muss. Mit Parallel-Single-Ended käme man nicht auf diese Ausgangsleistung. Die Suche nach einem passenden Lautsprecher dürfte bei dieser Leistung auch kein Problem sein. Die Gleichrichtung erfolgt hier – im Gegensatz zur Vorstufe – über Solid State Gleichrichter. Auch hier wird die oben genannte Autobias Regelung für die Arbeitspunkte der EL34 eingesetzt, allerdings optimiert auf eine Push-Pull Schaltung.
Pentoden sind ja ein bisschen aus der Mode geraten, heutzutage sind eher Trioden in. Wo liegen denn nun die Vorzüge einer Pentode? Zunächst einmal können sie in der gleichen Schaltung mehr Leistung abgeben als Trioden. Dies liegt daran, dass eine Pentode große Spannungshübe bei nur geringen Schwankungen des Anodenstroms durchführen kann. Bei einer Triode steigt der Anodenstrom schnell an, wenn die Anodenspannung höher wird, was die maximale Anodenspannung limitiert. Deshalb würde die pa11 in einer fiktiven Triodenschaltung vielleicht 20 Watt abgeben. Von einer Pseudotriodenschaltung hat Mystère aber abgesehen, was auch gut so ist. Wenn jemand eine Triode haben will, soll er auch eine kaufen. Der Innenaufbau ist sauber Punkt zu Punkt verdrahtet, mit ordentlichen Bauteilen. Beispielsweise findet man keine der in dieser Preisklasse gerne verwendeten Zementbunker als Kathodenwiderstände in der Endstufe.
Um den Überblick zu behalten, welche Veränderung wodurch begründet ist, hatte ich zunächst einmal nur die Shindo Vorstufe durch die Mystère ca11 ersetzt. Dies ist natürlich kein ganz fairer Vergleich, weil die Shindo doch erheblich teurer war, außerdem in Europa wegen er RoHS Vorschriften nicht mehr verkauft werden darf. Aber die Vorstufe prägt die Kette!
Tja, was passiert nun mit der neuen Kombi? Zunächst einmal nicht so wahnsinnig viel. Es brummt nichts, knistert nichts, rauscht nichts. Das ist keineswegs selbstverständlich an Lautsprechern mit 97 bis 98 Dezibel Kennschalldruck! Und schon einmal ein gutes Zeichen. Als erstes habe ich Johann Sebastian Bach Concertos mit dem English Concert unter Trevor Pinnock aufgelegt. Dies ist eine Kassette mit fünf CDs, von denen die erste noch analog aufgenommen wurde, die späteren dann digital mit dem ersten verfügbaren Digitalequipment. Manche Aufnahmen der Deutschen Grammophon sind ja im Hochtonbereich, insbesondere bei Violinen, mitunter grenzwertig. Dies ist hier bei der ersten CD nur in deutlich abgeschwächter Form der Fall. Jedenfalls lässt uns der ca11 die Musik genießen: Pinnocks Interpretation barocker Musik und sein Cembalospiel zählen für mich zum Besten. Frühere Interpretationen, wie die von Karl Richter beispielsweise, gingen mehr von dem traditionellen Ansatz aus. Pinnock hat herausragende Solisten, die allesamt auf historischen Instrumenten spielen. Nun gibt es zahlreiche Aufnahmen, bei denen diese Instrumente eher kratzbürstig klingen. Wenn dann die Musikanlage auch in diese Richtung tendiert, bleibt nur noch der Notschalter. Der ca11 kommt mit dieser schwierigen Aufgabe gut zurecht, das Orchester behält bei der ersten CD seinen warmen, aber drahtigen Klang, das Cembalo mit seinem brillanten, leicht spitzen Ton setzt sich deutlich vom Orchester ab. Eine ungewöhnliche Leistung von beiden, Pinnock und Mystère. Die Schwächen des Digitalaufnahme-Equipments der ersten Stunde kann man gut bei den restlichen vier CDs hören, um den leicht metallischen Klang der Violinen kommt man auch mit dem ca11 nicht herum.
Als nächstes kommt Wes Montgomery mit Giblet Gravy dran. Diese CD ist kein audiophiler Knaller. Aber es waren eine ganze Reihe sehr bekannter Jazzer mit von der Partie. Trotzdem hat die Musik eine gewisse Tendenz Richtung „seicht“, zu der Montgomery teilweise geneigt hat. Dies kommt auch genauso rüber, hier wird nichts irgendwie aufgepeppt, die CD ist so! Bei Titeln, die plötzlich mehr Dynamik haben langt die ca11 auch richtig hin. Auch der Verve Sound, hier mit etwas Patina, kommt gut rüber. Interessant ist für mich hierbei, wie die ungewöhnliche Anschlagstechnik Montgomerys wiedergegeben wird. Er spielt ja alle Noten und Akkorde mit dem Daumen, was den für ihn typischen warmen und weichen Ton ergibt. Das sind natürlich subtile Feinheiten, die von der ca11 nicht schlecht wiedergegeben werden, andererseits hat Mystère ja auch noch eine größere Vorstufe im Programm, die auch ihre Daseinsberechtigung haben will.
Als nächstes wird auch noch die pa11 Endstufe angeschlossen, diese Kombination ist ja vom Hersteller beabsichtigt, und die Geräte wurden auch miteinander entwickelt. Der deutsche Vertrieb hat auch noch passende Kabel der Firma Harmonic Technology mitgeliefert. Wegen der benötigten Längen konnte ich nur das NF Kabel „Truth Link“ einsetzen. Aber das soll ja auch kein Kabeltest werden.
Durch den Wechsel des Endstufen kommen natürlich auch noch zwei völlig unterschiedliche technische Prinzipien zum tragen. Pentode Push-Pull ersetzt Triode Single-Ended. ca11 und pa11 scheinen die Kombination zu sein, mit der man hören sollte. Damit will ich nicht sagen, dass Komponenten eines anderen Herstellers nicht funktionieren würden, aber man verliert eventuell ein wenig Performance. Auch mit teureren Komponenten. Man merkt einfach, dass diese Komponenten füreinander entwickelt wurden. Ob da nun möglicherweise ein Fehler der einen Komponente durch die andere egalisiert wird, oder nicht, ist mir in diesem Fall vollkommen wurscht! Das Ganze spielt jetzt sehr harmonisch mit sehr schönen Klangfarben. Vielleicht ein wenig voluminöser als sonst, Gerardo Núñez scheint diesmal auf seiner Flamencogitarre etwas dickere Saiten aufgezogen zu haben. Die Anschläge kommen aber sehr schnell und präzise. Ein Kontrabass Solo hat viel Druck und Kontur, der hölzerne Charakter des Tons bleibt schön erhalten. Die Mitten sind jetzt auch viel ausgeprägter und helfen der Musik zu einem natürlichen Klang. Dazu scheint auch das Harmonic Technology Kabel seinen Anteil beizusteuern. Auch in dem oben beschriebenen Cembalokonzert mit Trevor Pinnock bekommt die Wiedergabe mehr Volumen, ohne dass daraus nun plötzlich ein Symphonieorchester wird und die Interpretation Richtung Leopold Stokowski geht. Die Violinen klingen nun runder und bekommen mehr Substanz. Die rein digital aufgenommenen CDs sind nun besser anzuhören, der etwas nervige, metallische Klang der Violinen wird ein bisschen gnädiger wiedergegeben. Insgesamt ist die räumliche Abbildung etwas schmaler als ich es gewohnt bin, dafür aber tiefer.
Mystère lädt zum Langzeithören ein, für mich immer ein äußerst wichtiges Kriterium. Insgesamt bietet die Kombination alles, was man zum Musikhören braucht, wenn man mehr haben will, muss man halt tiefer in die Tasche greifen. Oder vielleicht besser, sich vorher die ca21/pa21 Kombi anhören? Wo dann das Ende der Fahnenstange ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mitunter nimmt einem auch der Bankier die Entscheidung ab. Soll es geben.
Was ist nun das Auffälligste an den beiden Geräten? Dass nichts auffällt! Und das ist gut so! (frei nach dem Regierenden Bürgermeister von B.) Die Musik wird einfach so wiedergegeben, wie sie ist. Kein Superbass, der einem dann spätestens beim dritten Titel total auf den Senkel geht, sondern alles spielt ausgewogen und dynamisch, sofern die Musik dies fordert. Natürlich kann man sich immer noch etwas mehr von Allem wünschen, das gilt aber für jede Anlage, egal was sie gekostet hat. Wenn ich mich nun für eines der beiden Geräte entscheiden müsste, würde ich die Vorstufe bevorzugen. Diese spielt knackig und schnell, die Endstufe hat ein bisschen den klassischen, warmen Röhrensound. Beides zusammen ergänzt sich aber sehr gut.
Zum Abschluss noch etwas mit mehr Pep, Tiken Jah Fakoly, Coup de Geule. Reggae auf französisch, gespielt von Musikern der Elfenbeinküste! Das hört man auch nicht alle Tage. Für den nötigen Schub der Rhythmusabteilung sorgen Sly Dunbar und Robbie Shakespeare. Urgestein aus Jamaika. Fakoly spielt Rootsreggae, der stark von den Ideen der Rastafari Bewegung geprägt ist und auf einen eher langsamen, schleppenden Rhythmus zurückgreift. Nach den ersten Tönen über die Mystère Kombi wird der eine oder andere sofort versucht sein, nach einem Joint Red Stripe* zu suchen. Reggae Feeling vom Feinsten, wenn dies so rüberkommt, macht die Anlage etwas Entscheidendes sehr richtig!
(* Anm.d.Red.: in Jamaika gebraute Biersorte.)
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SE |
Lautsprecher | WVL A100i, Ancient Audio Studio Oslo, Cessaro Chopin |
HERSTELLERANGABEN Mystère Vorstufe ca11 | |
---|---|
Bandbreite | 8 – 200000 Hz |
Rauschabstand | 104 dB |
Verstärkung | 19 dB |
Ausgangsimpedanz | 592 Ohm |
Abmessungen (B/H/T) | 342x 20 x 37cm |
Gewicht | 15 kg |
Preis | 1700 Euro |
HERSTELLERANGABEN Mystère Endstufe pa11 | |
---|---|
Ausgangsleistung | 2x40 Watt/8 Ohm |
Bandbreite | 4 – 80000 Hz |
Rauschabstand | < 90 dB |
Verstärkung | 26 dB |
Abmessungen (B/H/T) | 32x 20 x 37cm |
Gewicht | 20.5 kg |
Preis | 1900 Euro |
HERSTELLER Durob Audio MV | |
---|---|
Anschrift | P.O. Box 109 5250 AC Vlijmen |
info@mystere-eu.com | |
Internet | www.mystere-eu.com |
VERTRIEB Ibex Audio | |
---|---|
Anschrift | Alfredshöhe 29 89522 Heidenheim |
info@ibex-audio.de | |
Internet | www.ibex-audio.de |