Samstag, 23 Juli 2016 01:19

Harmonix im Hörraum

Manchmal geht es schneller als gedacht: Nur ein paar Tage nach dem Erscheinen des Berichts über die großartigen Hijiri Netzkabel war Ed Doggen, der Inhaber des Vertriebes für Combak-Produkte in Benelux, Österreich und Deutschland in Gröbenzell zu Gast, um Lautsprecher, Endstufen und den Hörraum klanglich zu optimieren.

Wie im Artikel über die Kabel erwähnt verfolgt Ed Doggen mit dem Comak-Zubehör ein eher ganzheitliches Konzept, wobei er sich in meiner Kette aber nicht an die in der Harmonix-Broschüre beschriebene Reihenfolge halten konnte: Dort wird die Platzierung von Komponenten und Lautsprechern auf Tuning-Füßen als erster Schritt genannt. Bei meinen Artesania-Audio-Racks werden die Geräte jedoch von jeweils vier Teflonkegeln mit Neoprenauflage getragen. Da machen spezielle Füße wenig Sinn. Die Kaiser-Acoustics-Kawero!-Classic-Lautsprecher, die momentan in meinem Hörraum Strom in Schall wandeln, werden serienmäßig mit Stillpoints geliefert. Nach meinen seit Jahren positiven Erfahrungen mit den „Real Focus“ unter meinem LumenWhite könnte ich mir schon vorstellen, dass Harmonix-Füße auch unter den Kawero! noch so einiges bringen, aber an einem so fein verarbeiteten Testobjekt herumzuschrauben, schien weder mir noch Ed Doggen angemessen. Daher verschoben wir diese Art des Tunings und nahmen uns erst einmal ausgiebig Zeit, um uns und unsere musikalischen und technischen Erfahrungen kennenzulernen – ich hätte üblicherweise einfach „audiophile Erfahrungen“ geschrieben, aber Ed Doggen mag dieses Wort nicht.

Die ersten beiden Room Tuning Disks landeten auf je einer Seitenwand der Regale hinter den Lautsprechern. In der endgültigen Version bekamen die beiden äußeren Regale eine zweite Disk
Die ersten beiden Room Tuning Disks landeten auf je einer Seitenwand der Regale hinter den Lautsprechern. In der endgültigen Version bekamen die beiden äußeren Regale eine zweite Disk

Als wir dann endlich im Hörraum saßen, blieb uns nur noch knapp eine Stunde. Um nicht vorzugreifen, hatte ich die Anlage in den „Normalzustand“ zurückversetzt und die Hijiri-Kabel wieder aus der Kette entfernt – bis auf das eine, dass den DAVE mit dem Netz verband. Auf den erzielten enormen klanglichen Zugewinn beim D/A-Wandler wollte ich dann doch nicht verzichten. Nachdem sich Ed Doggen mit einigen Stücken einen ersten Eindruck von der Anlage und dem Raum gemacht hatte, schlug er vor, mit einem Set der „RFA-7800 Room Tuning Disks“ zu beginnen. Das sind etwas mehr als knopfgroße – um exakt zu sein: der Durchmessser beträgt 25 Millimeter – weiße Scheiben, die in Mitte vier Millimeter dick sind und zu den Seiten hin dünner werden. In der Oberfläche gibt es sieben Vertiefungen, die entfernt an die Struktur eines Golfballes erinnern. Ein Set mit 18 Stück wird für 1580 Euro angeboten.

Die Bretter des mittleren Regals wurden ebenso wie die der Beginn der Dachschräge mit Disks bestückt
Die Bretter des mittleren Regals wurden ebenso wie die der Beginn der Dachschräge mit Disks bestückt

Von meinen Berichten über die Acoustic System Resonatoren oder vulgo „Klangschälchen“, die sich nach wie vor in meinem Hörraum befinden und die die Wirkung der Room Tuning Disks, wie Ed Doggen anmerkt, nicht stören sollen, her weiß ich, dass diese Art von Einflussnahme auf die Raumakustik in audiophilen Zirkeln und Foren extrem kontrovers diskutiert wird. Ich gebe gern zu, dass ich auch lieber über Geräte oder Zubehör schreibe, dessen Wirkungsweise mir physikalisch erklärlich erscheint. In über 22 Jahren der beruflichen Beschäftigung mit Hifi bin ich aber immer wieder auf klangliche Phänomene gestoßen, die sich nicht, nur schwer oder noch nicht erklären lassen. Letztlich geht es mir aber nicht um die Erklärung, sondern um die klangliche Verbesserung. Jürgen Saile hat das nicht nur in Bezug auf sein berufliches Umfeld, sondern auch auf Hifi und High End gemünzt eleganter formuliert: „Wer heilt, hat recht!“ Auch eine Debatte über das Verhältnis von sichtbarem – wer weiß schon, was sich im Inneren der Disks befindet? – Materialeinsatz und Preis scheint mir müßig. Schließlich geht es um die Relation zwischen pekuniärem Aufwand und Klang: Vorausgesetzt wir reden nicht über Einsteiger-Hifi, gilt für das meiste sogenannte Zubehör, dass dadurch mehr klangliche Verbesserungen zu erzielen sind, als durch den mit gleichem finanziellen Aufwand möglichen Austausch einer Komponente.


Hier liegen schon die Beau-Tone-Füße bereit, um unter die Sitillpoints geschoben zu werden
Hier liegen schon die Beau-Tone-Füße bereit, um unter die Sitillpoints geschoben zu werden

Kommen wir also zurück zu Thema: den ersten Room Tuning Disks in meinem Hörraum. Die platzierte Ed Doggen auf den Seiten der drei CD-Regale, die der Rückwand meines Hörraumes Struktur verleihen: Sie stehen in den beiden Ecken und in der Mitte der Wand unter der Dachschräge. Was mir als wünschenswerte Gliederung einer ansonsten großen, reflektierenden Fläche erscheint, sieht Ed Doggen als Quell von Unruhe. Dagegen sollen in einem ersten Schritt die vier Disks auf den sich jeweils gegenüberliegenden Seitentwänden der Regale helfen. Wie immer man die Regale und ihren Einfluss auch bewerten mag: Die Harmonix-Disks haben einen hörbaren Effekt. Und zwar einen positiven. Das Klangbild gewinnt minimal an Definition und Luftigkeit. Ein paar weitere Disks vorn an den zum Hörplatz zeigenden Regalbrettern verstärken die Wirkung und sorgen auch noch für eine minimal tiefere imaginäre Bühne. Doch noch bevor alle Disks des Sets im Raum platziert sind, unterbrechen wir die Tuning-Maßnahmen bis zum Morgen des folgenden Tages. Obwohl nicht einmal zwei Drittel des Sets im Raum verteilt sind, wirkt das Klangbild nun luftiger, ein klein wenig differenzierter und feiner durchgezeichnet. Dieses Mehr an Detailinformationen geht erfreulicherweise nicht mit tonalen Veränderungen einher. Klangliche Steigerungen dieser Intensität lassen sich beispielsweise auch durch bessere Lautsprecher- oder Signalkabel erreichen. Aber dafür stünden dann erfahrungsgemäß größere Investitionen an.

Die Aufstellung der Lautsprecher und der Endstufe mag etwas improvisiert wirken, was sie letztlich ja auch war. Dennoch brachten die Harmonix-Füße klare klangliche Verbesserungen
Die Aufstellung der Lautsprecher und der Endstufe mag etwas improvisiert wirken, was sie letztlich ja auch war. Dennoch brachten die Harmonix-Füße klare klangliche Verbesserungen

Am nächsten Morgen macht Ed Doggen dann nicht einfach mit der Verteilung der übrigen Disks weiter, sondern überprüft erst einmal die Polung aller Netzstecker. Mit Erfolg: Beim letzten in meiner Kette nicht seltenen Kabeltausch muss ich den Stecker des Kabels der Vorstufe um 180 Grad gedreht haben. Dass Ed Doggens Tuning-Routine mit den einfachsten Maßnahmen beginnt, macht also durchaus Sinn. Auch die nicht hundertprozentig zentrale Aufstellung meines Hörsessels nimmt er nicht als gegeben hin. Für mich ist Musikgenuss kein autistisches Hobby: Ich höre ja oft mit Herstellern und Vertrieben. Zudem mag meine Gattin Jazz mindestens ebenso gerne wie ich, wie nicht zuletzt unsere gemeinsame Plattenfirma dokumentiert. Da sollte man schon auf zwei Plätzen relativ ähnliche Bedingungen beim Hören vorfinden. Dennoch platziert Ed Doggen einen der Sessel nun exakt in der Mitte, und wir müssen feststellen, dass eine der Endstufen wohl schleichend ihren Pegel verringert hat. Das ist nicht viel, wir schätzen so ein, zwei Dezibel. Dennoch kommt ab sofort Einsteins The Poweramp zum Einsatz. Da befindet sich das Testsignal wieder hundertprozentig in der Mitte.

Nachdem soweit alles stimmt, möchte Ed Doggen dann doch die Harmonix-Füße ins Spiel bringen. Aufgrund ihrer Form kommen die Real Fokus RF-999MT MK2 oder RF-909X MK2 für den Einsatz unter den fest mit den Lautsprechern verschraubten Stillpoints nicht in Frage, sie sind ja für die Aufnahme von Spikes gedacht. Aber die TU-666ZX „Beau Tone“ könnte man ja mal zwischen den Stillpoints und dem Boden ausprobieren: Und obwohl die Verwendung der Beau Tone unter den Boxenfüßen nicht gerade gerade der ideale Anwendungsfall sind, sorgen sie beispielsweise bei Becken für mehr Luftigkeit und Feinzeichnug. Auch die Klangfarben gewinnen an Intensität, der Raum atmet etwas intensiver. Da werde ich mal bei Kaiser Acoustics nachfragen, ob die Kawero! Classic auch mit Spikes oder ganz ohne Füße zu haben sind – und dann vielleicht mal das Nachfolge-Modell TU-666M Million ausprobieren, dem Ed Doggen eine noch intensivere Wirkung bescheinigt!


Die beiden Ultimate Tuning Tips auf den Körben der Chassis beeinflussen das Klangbild positiv
Die beiden Ultimate Tuning Tips auf den Körben der Chassis beeinflussen das Klangbild positiv

Wir bleiben noch ein wenig bei den Lautsprechern. Harmonix empfiehlt, die Körbe oder Frontplatten aller Chassis mit einem oder mehreren „Ultimate Tuning Tips RF-5700“ zu bestücken. Die selbstklebenden, kleinen schwarzen Metallknöpfchen mit einem Durchmesser von zehn Millimetern sind mir erstmals beim Test der Verity Audio Sarastro begegnet, bei denen sie der Vertrieb recht freigiebig auf den Körben der Chassis und der Frontplatte des Bändchen-Hochtöners aufgebracht hatte. Den Klang der Sarastro habe ich jedenfalls noch in bester Erinnerung. Ed Doggen geht bei den Kawero! deutlich sparsamer vor und versieht erst einmal den Korb des Basstreibers und der Passivmebran mit je einem Tuning Tip. Ich gebe gern zu, dass es schwerfallen mag, sich vorzustellen, wie zwei kleine Metallscheiben das Resonanzverhalten eines Lautsprecherkorbes hörbar beeinflussen und noch dazu in Frequenzbereichen, die diese Chassis überhaupt nicht abstrahlen: Aber auch die insgesamt vier kleinen „Knöpfchen“ sorgten für eine noch entspanntere Wiedergabe und einen noch offeneren Klang. Ich empfinde es als wirklich überzeugend, dass alle bisher eingesetzten Harmonix-Produkte klanglich in dieselbe Richtung zielen. Alles dreht sich hier um Luftigkeit, Raum, Klangfarben und musikalischen Fluss. Je zwei weitere Tuning Tips auf den Chassis der Frontseite der beiden Kawero! bringen wie zu erwarten weitere leichte Verbesserungen in den genannten Disziplinen, lassen das Klangbild aber auch noch minimal größer erscheinen.

Je zwei weitere Tuning Tips wurden dem Bändchen und dem Mitteltöner spendiert
Je zwei weitere Tuning Tips wurden dem Bändchen und dem Mitteltöner spendiert

Irgendwann wird auch Ed Doggens großer Pilotenkoffer mit dem Combak-Produkten einmal leer und außerdem haben wir beinahe sieben Stunden in meinem Hörraum gearbeitet – unterbrochen nur von dem ein oder anderen Plausch bei einer Tasse Tee. Da wird es Zeit, zum Ende zu kommen. Aber zuvor haben wir für die Einstein-Endstufe mit ihrer großen „Bodenfreiheit“ noch eine Aufstellungsvariante mit einer Kombination von insgesamt sechs Harmonix-Füßen improvisiert. Außer leichten Verbesserungen in den nun bekannten Kategorien nahm vor allem die Ausdehnung der imaginären Bühne in der Tiefe zu. Schließlich wollte Ed Doggen noch die verbliebenen Room Tuning Disks im Raum verteilen. Als alter Skeptiker schlug ich hingegen vor, nach der Behandlung von Endstufe und Lautsprechern lieber einmal auszuprobieren, ob die bisher verwendeten weißen Disks nun nicht entbehrlich seien. Gesagt, getan: Ich habe wohl lange Zeit keine schlechtere Idee gehabt. Der Raum schrumpfte merklich, und ich vermisste vor allem diese Schwerelosigkeit und Luftigkeit der Wiedergabe. Wenn man sich erst einmal an die Tuningmaßnahmen gewöhnt hat, gibt es keinen Weg zurück.

Ed Doggen in Aktion
Ed Doggen in Aktion


Ich werde mich in naher Zukunft erst einmal um das längst mit Ayon-Chef Gerhard Hirt verabredete Upgrade der Epsilons und die Beseitigung der Pegelunterschiede kümmern und dann mit Kaiser Acoustic über eine Lösung für die Aufstellung der Classic reden, die den Einsatz von Harmonix-Füßen ermöglicht. Dann geht es mit Ed Doggen in die zweite Runde des Combak-Tunings, bei der auch wieder die Hijiri Kabel ins Spiel kommen!

STATEMENT

Mich haben die Disks, Tips und Füße von Harmonix klanglich klar überzeugt – auch wenn ich ihre Wirkungsweise nicht schlüssig erklären kann. Springen Sie notfalls über Ihren eigenen Schatten und probieren Sie die Harmonix aus: Es kann ja nichts passieren – außer dass Sie ohne sie Musik nicht mehr richtig genießen können. Hier bleibt auch einem Anglizismen-Hasser wie mir nichts anderes übrig, als zu schreiben: Hearing Is Believing!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco
D/A-Wandler Chord DAVE
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Simplicity, Acoustical Systems Aquilar
Tonabnehmer Lyra Etna, Transrotor Tamino
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150, Einstein The Poweramp
Lautsprecher Kaiser Acoustics Kawero! Classic, LumenWhite DiamondLight
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network
Zubehör PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
RFA-7800 Room Tuning Disks
Farbe weiß
Abmessungen 25mm Durchmesser, 4mm Dicke
Set 18 Stück
Preis 1580 Euro
Herstellerangaben
RF-5700 Ultimate Tuning Tips
Farbe schwarz
Abmessungen 10mm Durchmesser, 2mm Dicke
Set 6 Stück
Preis 270 Euro
Herstellerangaben
TU-666ZX „Beau Tone“
Material Ebenholz mit höheneinstellbarer Metallbasis
Abmessungen 50mm Durchmesser, 33mm Höhe
Farbe dunkles Holz und goldenes Metall oder schwarzes Holz und schwarzes Metall
Set 3 oder 4 Stück
Preis 520 Euro (3 Stück)

Vertrieb
Daluso
Anschrift Ed Doggen
Op den Dijk 30
NL-6102 EX Echt
Telefon +31 611 354725
E-Mail info@daluso.de
Web www.daluso.de

Weitere Informationen

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Montag, 18 Juli 2016 02:00

Audio Exklusiv 103

Die kanadische Manufaktur Charisma Audio hat es in nur wenigen Jahren zu viel Anerkennung gebracht. Bei uns werden die hochwertigen Moving-Coil-Tonabnehmern aus lizenzrechtlichen Gründen unter der Flagge des Importeuers Audio Exklusiv angeboten. Überraschend ist nun das neue Einstiegs-Modell von Charisma Audio, das Audio Exklusiv 103.

Der Blick ins unten offene Vogelaugen-Ahorn-Gehäuse. Die Kontermuttern für die Montage sind im Gehäuse eingelassen. Das erleichtert den Einbau
Der Blick ins unten offene Vogelaugen-Ahorn-Gehäuse. Die Kontermuttern für die Montage sind im Gehäuse eingelassen. Das erleichtert den Einbau

Die Typenbezeichnung 103 erinnert wohl beinahe jeden, der in den letzten Jahrzehnten mit Schallplatten-Wiedergabe zu tun hatte an das berühmte Denon DL 103. Und damit liegt man richtig. Dieser Tonabnehmer ist der Klassiker schlechthin unter den Moving-Coils. Es gibt ihn genauso lange wie die Rolling Stones. Seit seiner Premiere 1962 machte er unzählige Vinyl-Liebhaber glücklich. Seine Ursache hat dieser Erfolg in der über all die Jahre bewahrten bemerkenswerten Klangqualität, besonders im Hinblick auf die relativ bescheidenen Anschaffungs-Kosten. Zwar hat ein Denon DL-103 nie das Ende der musikalischen Fahnenstange markiert, aber es besitzt reichlich audiophile Fähigkeiten. Andere können sicher auch gute MC-Tonabnehmer bauen, aber zum Kaufpreis von heute etwa 250 Euro tun sich Mitbewerber schwer. Denon selber fertigte diverse Varianten auf der Basis des Ur-Systems mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Viele waren bei uns in Deutschland gar nicht erhältlich. Vor etwa zehn Jahren brachten die Japaner mit dem DL-103R eine verbesserte Version auf den Markt, die sehr viel Zuspruch fand und nach mehrheitlicher Einschätzung auch klanglich den Mehrpreis von heute ungefähr 100 Euro durchaus rechtfertigt. Auffälligstes Merkmal der R-Version ist das verbesserte Spulenmaterial und ein doppelt so großer Übertragungsbereich bis 45.000 Hertz. Über die Jahre haben diverse kreative Audiophile, meist kleine Hersteller, das Denon DL-103 nach eigenen Vorstellungen modifiziert und teils musikalisch Beachtliches aus ihm herausgeholt. Allein der konische Nadelschliff der beiden erfolgreichen 103 bietet Steigerungspotenzial. Beispielsweise bot seinerzeit die kleine deutsche, inzwischen nicht mehr existente Ein-Mann-Firma Musical Life eine Version des 103 mit Shibata-Nadel an, ohne Gehäuse und mit einigen weiteren Spezifikationen. Dieser Tonabnehmer gefiel mir sehr gut, weil er ausgewogen und recht detailreich klang. Was aber nun motiviert den Chef und Entwickler von Charisma Audio, Bernard Li, ein modifiziertes DL 103 zu entwickeln und anzubieten? Immerhin hat er sich mit den erwähnten vier, teils gar nicht so kostspieligen Tonabnehmern einen ausgezeichneten Ruf erworben. Die beiden preiswertesten, das Audio Exklusiv Model One und Model Two, wurden übrigens auch bei Hifistatement getestet. Das Model One kostet annähernd das gleiche wie dieses neue 103.

Das Testexemplar trägt noch die originäre Hersteller-Bezeichnung Charisma Audio, weil es aus der Erstlieferung an Audio Exklusiv direkt zu uns kam
Das Testexemplar trägt noch die originäre Hersteller-Bezeichnung Charisma Audio, weil es aus der Erstlieferung an Audio Exklusiv direkt zu uns kam

Warum also dieser Tonabnehmer? Da liegt der Gedanke nahe, dass wohl auch ein merkantiler Gesichtspunkt Motor des Projekts Charisma Audio 103 sein könnte: Seitdem sich Vinyl in den vergangenen Jahren wieder steigender Beliebtheit und Nachfrage erfreuen kann, wächst auch das Angebot an neuen, hochwertigen Tonabnehmern am Weltmarkt. Da ist es nicht leicht, sich als Hersteller gegenüber den Mitbewerbern positiv zu profilieren. Die etablierte Größe Denon DL-103 kann da schon Aufmerksamkeit erzeugen und somit der Marke Charisma Audio insgesamt Interesse bescheren. Jeden anspruchsvollen Eigner eines 103, ob mit oder ohne R, dürfte ein neues 103 aus Kanada neugierig machen. Dieser Überlegung, hielt Andreas Schönberg, der deutsche Importeur und Chef von Audio Exklusiv, in einem Telefonat die Wahrheit entgegen: Der Analog-Enthusiast Bernard Li – er war 14 Jahre lang Herausgeber des erfolgreichsten Audio-Magazins Audiotechnique in Hongkong – handelt seit dem Jahr 2000 in Ontario mit ausgesuchten HiFi-Produkten. Wichtigstes Merkmal bei der Auswahl seiner Marken ist ein vernünftiges Preis-Qualitäts-Verhältnis. So kam auch der Kontakt vor etwa vier Jahren zum deutschen Hersteller Audio Exklusiv zustande. Bernard Li fertigt zudem unter der Marke Charisma Audio auch bislang vier exzellente Tonabnehmer. Dass Andreas Schönberg die Tonabnehmer aus Ontario nicht unter dem Namen Charisma Audio vertreibt, hat allein wettbewerbsrechtliche Gründe. Der Name ist bei uns bereits besetzt, wenn auch nicht allseits bekannt. Nur deshalb heißen die Charisma Audio bei uns Audio Exklusiv. Da Bernard Li seit Jahrzehnten einen engen Kontakt zu einer großen Analog-Fan-Gemeinde hat, in der das bewährte Denon 103 immer eine Rolle spielte, wurde er gebeten, sich mit seinem Knowhow doch diesem Klassiker zu widmen und es in puncto Musikalität zu optimieren.

Zubehör und technische Angaben sind gut und ausreichend umfangreich. Ein Nadelschutz wäre schön
Zubehör und technische Angaben sind gut und ausreichend umfangreich. Ein Nadelschutz wäre schön


Diesem Ansinnen folgend, baute Bernard Li auf der Basis des Ur-Typs mit vier markanten Änderungen den Tonabnehmer in wesentlichen Details ganz neu auf. Diese vier Besonderheiten des Audio Exklusiv 103 sind der Nadelträger aus Rubin, der Super-Fine-Line Nadelschliff des Diamanten, das Holzgehäuse aus Vogelaugen-Ahorn und die verbesserte Aufhängung des Trägers. Das ist eine ganze Menge und jede einzelne Modifikation hätte für sich hörbare Auswirkungen. Von der Summe der Veränderungen darf man sicher deutliche klangliche Steigerungen erwarten, da es sich um eine ganzheitliche Neu-Konzeption handelt. Bei der Betrachtung der technischen Eigenschaften fällt neben dem weiten Frequenzspektrum, das dem des 103 R vergleichbar ist, besonders die reduzierte Auflagekraft auf. Die neue Aufhängung bewirkt eine verbesserte Nadelnachgiebigkeit und erlaubt eine saubere Abtastung von 80 Mikron bei zwei Gramm Auflagedruck. Das 103 R fordert da mit 2,5 Gramm erheblich mehr. Der empfohlene Abschlusswiderstand ist mit 100 Ohm bis ein Kiloohm gleich dem der Denon Ur-Typen. Dies gilt für die Verwendung mit einem Phono-Vorverstärker wie dem von mir verwendeten Plinius Koru oder dem Primare R-20. Bei Einsatz eines Übertragers gelten natürlich andere Gesetzmäßigkeiten. Am Koru beließ ich die Eingangs-Impedanz erstmal bei 470 Ohm, dem Wert, den ich für mein Audio Technica gewählt habe, dessen MicroLine-Nadelschliff dem Super Fine Line des Charisma Audio übrigens sehr ähnlich ist. Diese Art des Diamant-Schliffs bietet bei geringstem Abrieb hervorragende Abtast-Genauigkeit, was sich besonders in den Höhen positiv auswirkt. So werden auch Details aus der Rille gelesen, die vom runden Radius der Denons nicht präzise erfasst werden können. Der Rubin-Nadelträger ist durch seine Rigidität und deutlich geringere Masse bestens geeignet, Hochtonauflösung und Dynamik perfekt weiterzugeben. Der Rubin soll auch die Fähigkeit der räumlichen Abbildung verbessern. Im Audio Exklusiv 103 kommt der gleiche Rubin-Nadelträger zum Einsatz wie im teuren Charisma Audio Reference One für 2000 Euro. Die spezielle Aufhängung des Reineisen-Kreuz-Trägers mit den Spulen aus hochreinem Kupfer wirkt sich nicht nur in der Verminderung der Auflagekraft, sondern selbstverständlich auch klanglich aus. Auch vom System-Gehäuse aus dem harten Vogelaugen-Ahorn-Holz darf man wegen seines Resonanz-Verhalten Gutes erwarten. Dieses Holz ist selten und kann nicht gezüchtet werden. Es kommt nur in einem sehr kleinen Teil des Ahorns vor. Dass das 103 durch dieses Holz auch wertvoll und ansprechend aussieht, fällt vielleicht in den Bereich meines persönlichen Geschmacks. Es ist auf jeden Fall optisch stets ein Unikat und somit einzigartig.

Nach dem Einbau bleibt davon nichts zu sehen; Das Ahornblatt weißt nur nebenbei auf das Holz hin, soll aber das Ursprungsland Kanada bezeichnen
Nach dem Einbau bleibt davon nichts zu sehen; Das Ahornblatt weißt nur nebenbei auf das Holz hin, soll aber das Ursprungsland Kanada bezeichnen

Ich montierte den Tonabnehmer in meinen Kenwood KD-990. Das 8,8 Gramm leichte 103 passt von seinem Gewicht und der Nadelnachgiebigkeit gut zum Arm, was sich in der Arm-System-Resonanz von zehn Hertz positiv ausdrückt. Allerdings war diese Resonanz der Kombination sehr ausgeprägt. Auch die im Datenblatt in Aussicht gestellten 80 Mikron Abtastung bei zwei Gramm Auflagedruck erreichte ich nicht. Das Set schaffte 70 Mikon sauber. Und ein erster Hörtest mit „Two Of Us“ von den Beatles machte nach ganz wenigen Takten klar: Der Tonabnehmer muss eingespielt werden. So steht es ja auch in den beiliegenden technischen Informationen, und eigentlich sollte man dankbar sein, wenn ein Hersteller dies ehrlich und genau angibt. Andreas Schönberg hatte gleich ein Exemplar aus der Erstlieferung an Hifistatement schickte. Folglich muss es erst einmal die geforderten dreißig Stunden im KD-990 absolvieren. Nach etwa zehn Stunden habe ich kurz reingehört und mich über die deutlich veränderte Musikalität beim selben Beatles-Stück gefreut. 30 Stunden sind keine Ewigkeit und Vorfreude kann ja auch ihren Reiz haben. Den Tonabnehmer montierte ich in den Kenwood KD-990 und nicht in den Musical Life Conductor Tonarm auf meinem Brinkmann Bardo, weil ich das Set mit meinem Audio Technica-Moving-Coil vorerst als Referenz für einen Vergleich verwenden will. Seit einigen Wochen höre ich nicht mit meinen gewohnten Triangle-Lautsprechern, sondern mit einem Paar hervorragend klingender Lautsprecher aus den USA: Es handelt sich um die Signature SE Premium von Legacy Audio, über die ich im August berichten werde. Die haben in meinem Musikzimmer ihre optimale Aufstellung gefunden. Deshalb stehen die Triangle nicht zur Verfügung und ich vermisse sie auch nicht. Aber zur Einschätzung der Audio Exklusiv 103 benötige ich die Referenz meines gewohnten Vinyl-Spielers. Selbstverständlich wird der Testkandidat später ebenfalls in den Musical-Life Tonarm eingebaut werden. Denn ich gehe davon aus, dass dieser am Bardo noch einiges mehr aus dem AE 103 herauszuholen in der Lage sein wird.

Der Blick von hinten zeigt hier auch das Rot des Rubin-Nadelträgers
Der Blick von hinten zeigt hier auch das Rot des Rubin-Nadelträgers

Anfänglich machte das 103 von Bernard Li am Primare Phonoverstärker eine bessere Figur als am Plinius. Nicht nur zum frühen Zeitpunkt, auch weiterhin gefiel mir die Kombination mit dem Primare sehr gut. Aber mit zunehmender Einspielzeit machte der Plinius Boden gut und zog gegen Ende der Einspieldauer deutlich am preisgünstigeren Primare vorbei. Endlich hatte sich das 103 befreit und spielte mit ungekannter Homogenität und Offenheit. Dem Beatles-Album Let It Be lies ich Joni Mitchells Reprise-Neuauflage von Ladies Of The Canyon folgen und konnte mich nicht mehr von der Anlage wegbewegen. So angetan war ich von dem harmonischen Miteinander von Stimme und Instrumenten und noch viel mehr von dieser fesselnden Feindynamik und dem Reichtum an Klangfarben und Nuancen. Jetzt war ich froh über meine Entscheidung, den Tonabnehmer nicht gleich in meinen hochpreisigen Plattenspieler, sondern erst in den alten, geschätzten Kenwood eingebaut zu haben. Denn ich denke mir, dass es sehr viele Benutzer eines Denon Dl 103 oder 103 R gibt, die bei der Anschaffung Ihres Plattenspielers ebenfalls maßvoll investierten. Schon nach dieser LP war mir klar: Auch in einfachere Spieler eingebaut, kann das 103 von Bernard Li eine beeindruckende Musikalität entfalten. Es folgten die Alabama Shakes mit ihrem von Bob Ludwig abgemischten Album Sound And Colours. Super, wie spannend und farbenprächtig nuanciert, mit wieviel Frische und Durchsichtigkeit diese spektakuläre Musik inszeniert wurde. Wie macht sich der Tonabnehmer bei symphonischer Musik? Dazu wählte ich Camille Saint-Saëns „Dritte Orgel-Symphony“ mit Charles Munch und dem Boston Symphony Orchestra. Mit Leichtigkeit offenbart das neue 103 seine Stärke in Transparenz und Dynamik. Mit der Anhebung der Abschluss-Impedanz von 200 Ohm auf 470 Ohm meine ich noch einen Hauch mehr Offenheit gehört zu haben, weiter Veränderungen nach oben brachten aber nichts mehr. Der Symphonische Klangkörper war tonal ausgewogen und stimmig. In Sachen Dynamik hatte der große Vergleichs-Plattenspieler mit dem preiswerteren Audio Technica AT33 im Musical Life Tonarm keine Chance mehr. Den entscheidenden Unterschied im Erlebnis macht die Spannung in der Musik, mit der das 103 fesselt. Also wird´s Zeit, den Umbau des Audio Exklusiv 103 in den Musical Life anzugehen.


Das 103 von Bernard Li
Das 103 von Bernard Li

Nach getaner Arbeit darf ich Joni Mitchells Musik mit Zartheit und mit filigraner Präzision erleben. Die zuvor bemerkten, positiven und erfreulichen Merkmale werden dadurch nicht zurückgedrängt. Insgesamt ist die Darstellung unbeschwerter und offener als zuvor. Messtechnisch ist die Eigenresonanz von Musical Live Conductor und Audio Exklusiv 103 weit weniger ausgeprägt und die Resonanzspitze liegt leicht über 10 Hertz. Wichtig ist, den musikalisch stimmigen vertikalen Spurwinkel zu ermitteln. Die Mühe, den Tonarm etwas abzusenken oder anzuheben, bis es passt, sollte man sich machen. Dafür wird man klanglich reichlich belohnt. Die Orgel-Symphony von Saint-Saëns gewinnt über den Bardo mit Musical Life ebenfalls klar an Transparenz und räumlicher Durchzeichnung. Ich finde es nicht angebracht, hier einzelne Frequenzbereiche wie Bass oder Hochton extra zu beschreiben, weil dadurch die Homogenität in Zweifel gestellt werden könnte. Das AE 103 macht eben nicht nur tollen Bass, saubere Höhen oder transparente Mitten oder sonst irgendwas. Es macht Musik, und zwar so, wie es ganz vielen Menschen gefallen wird. Richtig zur Sache ging es dann mit den Alabama-Shakes. Die Musik explodierte beinahe und der markante Gesang von Brittany Howard war absolut packend. Dieses 103 beherrscht die alten Tugenden des Denon. Es geht langt auch mal richtig hin. Gleichzeitig besitzt es superbe audiophile Attribute und spielt dabei musikalisch wie aus einem Guss. Es unterdrückt keine Attacke und interpretiert die Musik ungemein spannend. Noch erwähnen möchte ich meine kürzlich teuer erworbene LP von Jennifer Warnes, Famous Blue Raincoat, in der Neuauflage von Impex Records von 2015. Ich hatte sie bereits, weil irgendwie mit Artefakten behaftet und synthetisch klingend, als Fehlkauf abgestempelt. Mit dem Audio Exklusiv 103 klingt sie richtig gut.

Der kostspielige Rubin-Nadelträger und der Super-Fine-Line Schliff des Diamanten sind in hohem Grade für den Klang verantwortlich
Der kostspielige Rubin-Nadelträger und der Super-Fine-Line Schliff des Diamanten sind in hohem Grade für den Klang verantwortlich

Der musikalische Gewinn in meinem aufwändigeren Plattenspieler ist deutlich. Aber in hohem Masse kann dieses kanadische 103 seine Fähigkeiten auch an dem guten alten Kenwood zeigen. Somit ist es, gemessen am einfachen Denon DL 103, zwar finanziell kein kleiner Schritt, aber der klangliche Gewinn ist riesig. Ich glaube, das Audio Exklusiv 103 ist das beste 103 seit Gründung der Rolling Stones.

STATEMENT

Gut, dass Bernard Li von Charisma Audio sich dem Denon 103 gewidmet hat. Was er daraus macht, ist ein klangliches Kleinod zu einem sehr moderaten Preis. Das hierzulande als Audio Exklusiv 103 vertriebene System geht sicher als Höhepunkt in die Geschichte des Klassikers Denon 103 ein: Mit ihm macht Vinyl richtig Spaß.
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann Bardo mit Tonarm Musical Life Conductor Vocalitas
10 Zoll und Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage
Tonabnehmer Audio Technica AT33PTG/II, Clearaudio Da Vinci
Phono-Vorstufe Plinius Koru und Primare R-20
Vorverstärker Audio-gd Master 9
Endstufe Spectral DMA-100
Lautsprecher Legacy Audio Signature SE Premium
Zubehör Inakustik Black&White NF-1302, van den Hul D352-Hybrid, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
Audio Exklusiv 103
Gewicht 8,8g
Tonabnehmer-Gehäuse Vogelaugen-Ahorn
Nadelträger Rubin
Nadelschliff Super Fine Line
Vertikaler Abtastwinkel 20 Grad
Spule OFC-Kupfer auf Reineisen-Kreuz-Träger
Ausgangspannung 0,32 mV bei 3,54 cm/sec
Eigene Impedanz 40 Ohm
Frequenz-Spektrum 20 – 45.000 Hertz ± 1 dB
Kanalgleichheit besser als 1 dB
Kanal-Trennung besser als 30 dB
Dynamische Nadelnachgiebigkeit 7 µm/mN
Empfohlener Abschluss 100 bis 1000 Ohm
Empfohlene Auflagekraft 2,1 g ± 0,1 g
Empfohlene Tonarm-Masse mittel
Einspielzeit 30 Stunden
Preis 1000 Euro

Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
Anschrift Andreas Schönberg
Sudetenstrasse 11
63691 Ranstadt
Telefon +49 6041 9624217
Fax +49 6041 9624218
E-Mail info@audioexklusiv.de
Web www.audioexklusiv.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/16-07-18_audioexklusiv
Freitag, 14 Juli 2006 22:30

AVM Audio Video Manufaktur GmbH

Hersteller
AVM Audio Video Manufaktur GmbH
Anschrift Daimlerstraße 8
76316 Malsch
Telefon +49 7246 4285
E-Mail info@avm.audio
Web www.avm-audio.com
Montag, 11 Juli 2016 23:07

Roon Music Player

Die Software Roon zur Verwaltung und zum Abspielen von Musik ist mir zum ersten Mal auf der HighEnd 2015 aufgefallen. Was mir in Erinnerung blieb, waren zum einen die schicke grafische Oberfläche des Programms und zum anderen die vielen Zusatzinformationen, die über die übliche Darstellung von Alben, Track-Titeln und Interpreten weit hinaus reichte.

Es gingen dann aber noch etliche Monate ins Land, bis ich schließlich im Frühjahr 2016 begann, mich ernsthaft mit Roon zu beschäftigen. Der Zeitpunkt fiel zufällig mit der Veröffentlichung des Releases 1.2 zusammen, das neben vielen Verbesserungen im Detail insbesondere die Erweiterung zu einem Netzwerk-Audiosystem auf Basis des hauseigenen Streaming-Protokolls RAAT (Roon Advanced Audio Transport) brachte. Nun gibt es ja zahlreiche Programme, mit denen man seine Musik verwalten und abspielen kann. Für Mac OS X gibt es Amarra, Pure Music oder Audirvana+, für Windows-Systeme Foobar, JRiver Media Center oder JPLAY, um nur einmal die bekanntesten Vertreter zu nennen. Darüber hinaus stehen an eine bestimmte Hardware gebundene Lösungen beispielsweise von Auralic, Lumin oder Aurender zur Verfügung.

Roon nimmt für sich in Anspruch, eine neuartige Lösung für die Verwaltung und zum Abspielen von Musik zu bieten, deren Ansatz sich erheblich von den vorstehend genannten Programmen unterscheiden soll. Statt einer Darstellung der Inhalte mehr oder weniger in Form einer Tabelle möchte Roon dem Benutzer auf der Basis von Verknüpfungen zwischen Künstlern, Genres, Texten, Bildern und anderen Elementen eine informative Navigation und Erkundung seiner Musiksammlung bieten. Dabei soll gerade auch die klangliche Qualität nicht auf der Strecke bleiben und die Verteilung über ein Netzwerk Maßstäbe setzen.

Ein nicht gerade bescheidener Anspruch. Aber bei den führenden Köpfen, die hinter Roon stehen, handelt es sich um keine Anfänger. Es sind die ehemaligen Entwickler von Sooloos, die seinerzeit ein audiophiles Musik-Serversystem auf den Markt brachten, das aufgrund der darin verpackten Innovationen inzwischen legendär ist und dann von Meridian übernommen wurde. Ich war daher mehr als gespannt. Vor der eigentlichen Installation von Roon ist es hilfreich, erst einmal die grundlegende Konzeption des Systems zu verstehen. Die Architektur von Roon ist zwar grundsätzlich ganz ähnlich aufgebaut wie andere digitale Audiolösungen auf Basis des UPnP-Standards, unterscheidet sich aber in der Konsequenz der Umsetzung und in der technischen Ausführung signifikant.

Roon Core (© Roon Labs)
Roon Core (© Roon Labs)

Jedes Roon-System besteht aus einem zentralen Media Server, der Core genannt wird. Dieser verwaltet die Musiksammlung des Anwenders, die aus den verschiedensten Quellen stammen darf, erstellt dann daraus eine digitale Bibliothek und reichert diese über das Internet mit weiteren Meta-Daten aus der Roon-eigenen Datenbank an. Der Core versorgt die Control Points mit Informationen und sendet die Musikdaten an einen oder mehrere Outputs (Renderer). Der Core kann auf einem Mac oder Windows PC installiert werden.


Roon Control Apps (© Roon Labs)
Roon Control Apps (© Roon Labs)

Die Control App, auch als Roon Remote bezeichnet, ist das User Interface, das die in der Datenbank gespeicherten Musikdaten visualisiert und über das die Musikwiedergabe durch den Benutzer gesteuert wird. Mit einem Core können beliebig viele Control Apps verbunden werden. Die Control App von Roon gibt es für Windows, Mac, Android und Apple iOS und sie basiert auf einem für alle Plattformen einheitlichen Programmcode. Damit soll die Benutzeroberfläche unabhängig vom verwendeten Gerät immer gleich aussehen und gleichzeitig der Pflegeaufwand für den Hersteller minimiert werden.

Roon Outputs (© Roon Labs)
Roon Outputs (© Roon Labs)

Der Media Renderer, bei Roon wird er Output genannt, empfängt die Audiodateien vom Core und wandelt diese in einen digitalen Datenstrom um, der dann von einem Digital-/Analogwandler weiterverarbeitet werden kann. Roon ist von Haus aus als Multi-Room-System konzipiert und kann beliebig viele Outputs verwalten. Die Verknüpfung über das Netzwerk erfolgt mit dem von Roon entwickelten Streaming-Protokoll RAAT (Roon Advanced Audio Transport). Der UPnP-Standard wird von Roon nicht unterstützt.

Vor der Installation von Roon muss man sich zunächst entscheiden, welcher Computer der zentrale Roon-Computer sein soll. Ich habe hierfür einen Laptop ausgewählt, auf dem unter Windows 10 bereits MinimServer mit JPLAY Streamer und JRiver Media Center 19 installiert waren und der damit beste Voraussetzungen für einen Vergleich bot. Der Computer ist mit einem Core i5 Prozessor und sechs Gigabyte RAM-Hauptspeicher bestückt und bietet ausreichende Hardware-Ressourcen. Roon ist, was die Anforderungen an die Hardware betrifft, erheblich anspruchsvoller als so manch anderes Programm. Für den Core empfiehlt Roon mindestens einen Intel Core i3 Prozessor und vier Gigabyte RAM-Hauptspeicher, wobei es bei sehr großen Musiksammlungen gerne auch deutlich mehr sein darf. Als Betriebssystem werden Windows 10 oder OS X 10.11 bevorzugt. Der Laptop ist über ein JCAT USB Reference Cable (Test folgt) mit dem Brooklyn DAC/Vorverstärker von Mytek sowie über ein Ethernet Kabel mit meinem Heimnetzwerk verbunden. Auf dem Laptop habe ich dann das Software-Paket Roon Server installiert, das nur aus den Programmen Core und Output besteht. Bei Roon ist die strikte Trennung der drei Bestandteile Core, Control App und Output Grundlage des Systems. Wenn man, wie ich, Roon über ein weiteres Gerät fernsteuern möchte, empfiehlt es sich deshalb, auf dem zentralen Gerät auch nur die Teile Core und Output zu installieren. Das hat den Vorteil, dass die grafikintensive Control App mit der Bedienungsoberfläche auf einem anderen Gerät läuft und der zentrale Roon Computer von den aufwendigen Grafikoperationen entlastet wird. Diese Konstellation bringt deutlich hörbare Vorteile gegenüber einer Vollinstallation von Roon. Dies gilt übrigens auch für andere Software, wie beispielsweise JRiver Media Center, bei dem es ebenfalls klanglich vorteilhaft ist, auf dem Hauptcomputer nur JRiver Server laufen zu lassen.


Auf weiteren PCs – ganz gleich ob Windows oder Mac ­– können beliebig viele zusätzliche Versionen von Roon installiert werden, die dann zu Roon Remotes (Control Apps) werden. Soll ein Tablet oder Smartphone als Roon Remote verwendet werden, lohnt ein Blick in die Liste der unterstützen Geräte, da beispielsweise ältere iPads, wie mein iPad Mini 1, nicht unterstützt werden. Roon ist hier für meinen Geschmack ziemlich wählerisch und setzt 64-Bit-Geräte und die Unterstützung des Grafik-Standards OpenGL 3.0 voraus. Ich habe deshalb die Control App auf meinem MacBook Pro 13“ aufgespielt, das über WLAN mit meinem Netzwerk verbunden ist. In dieser Konstellation konnte ich dann gleich auch das Zusammenspiel zwischen Windows- und OS-X-Installationen testen.

Ich habe also zuerst Roon Server auf meinem Windows-Rechner und dann Roon auf meinem MacBook Pro installiert. Diese Reihenfolge ist wichtig, da bei der Installation auf dem MacBook Pro dann festgelegt wird, dass dieser Computer als Remote fungieren und mit der Bibliothek auf dem Laptop unter Roon Server verbunden werden soll. Anschließend habe ich im Menü „Settings“ im Reiter „Storage“ Roon mitgeteilt, in welchem Verzeichnis sich meine Musikdaten befinden.

Auswahl des Verzeichnisses mit meinen Musikdateien auf meinem Laptop
Auswahl des Verzeichnisses mit meinen Musikdateien auf meinem Laptop

Roon scannt anschließend die Dateien, was je nach Größe der Musiksammlung einige Zeit dauern kann. Hierbei werden Informationen wie Artist, Album Tracks und Cover Art sowohl von den eingebetteten ID3 Tags eingelesen als auch die Verzeichnisstruktur ausgewertet und anschließend Online mit der Roon-Datenbank abgeglichen. Beruhigend ist, dass Roon die mühsam erfassten Metadaten nicht überschreibt, sondern die Informationen aus der Roon-Datenbank lediglich hinzufügt, wobei die Originaldateien nicht verändert werden. Anschließend versucht Roon, die Daten mit weiteren Informationen, wie Vita des Interpreten, Songtexten, Fotos, Kritiken, Konzertdaten und ähnlichem anzureichern und alles trickreich miteinander zu verknüpfen. Darüber hinaus kann der Benutzer noch zusätzlich beliebig viele eigene Tag-Felder hinzufügen, die ebenfalls voll such- und filterbar sind. Technisch gesehen entsteht im Ergebnis eine dreilagige, objektverknüpfte Datenbank. Den Nutzen dieser aufwendigen Datenaufbereitung für den Anwender werden wir uns im Folgenden anschauen.

Der Startbildschirm
Der Startbildschirm


Die erste Bildschirm, den man nach dem Start sieht, ist die „Overview“ Ansicht mit einer Zeile in der Mitte, die Informationen über die Bibliothek wie Anzahl der Alben, Tracks oder Interpreten enthält. Darunter werden die zuletzt hinzugefügten Alben angezeigt. Mit einem Klick auf „View ALL“ rechts in der Mitte gelangen wir in die Album-Ansicht der gesamten Bibliothek, sortiert nach dem Datum der Aufnahme in die Bibliothek. Ein weiterer Klick beispielsweise auf das Cover The Grand Passion von Al Di Meola bringt uns auf den Wiedergabebildschirm für dieses Album.

Der Wiedergabebildschirm für das Album The Grand Passion von Al Di Meola
Der Wiedergabebildschirm für das Album The Grand Passion von Al Di Meola

Rechts vom Cover finden sich nun Informationen zum Album und zum Künstler. Unterhalb vom Cover erkennt man eine Zeile, die Format (FLAC), Sampling-Rate (44 kHz) und Bit-Tiefe (16 Bit) der Aufnahme anzeigt und mitteilt, ob es sich um eine Zwei-Kanal oder Mehr-Kanal Aufnahme handelt. Diese Informationen empfinde ich in der täglichen Arbeit als ausgesprochen nützlich, besonders dann, wenn eine Aufnahme in mehreren Formaten in der Musikbibliothek vorliegt. Im unteren Teil des Bildschirms wird die übliche Track-Liste des Albums mit dem Namen des Stücks und seinem Komponisten angezeigt. Rechts daneben sieht man weitere Alben des Interpreten, die sich ebenfalls in der Bibliothek befinden. Die grafische Aufbereitung der Informationen ist für meinen Geschmack hervorragend gelungen und erinnert mich irgendwie stark daran, wenn ich beim Musik hören von Platte, das Album einer LP in der Hand halte. Aber die Möglichkeiten gehen noch weiter.

Der Bildschirm mit den Daten zum Komponisten Astor Piazolla und weiteren Kompositionen
Der Bildschirm mit den Daten zum Komponisten Astor Piazolla und weiteren Kompositionen

Ein Klick auf den Komponisten von Track 2 bringt uns zu Informationen über Astor Piazolla und einer Übersicht von weiteren Werken dieses Komponisten, die sich ebenfalls in der Musikbibliothek befinden.

Der Wiedergabebildschirm für das Album Barcelona Nights von Ottmar Liebert
Der Wiedergabebildschirm für das Album Barcelona Nights von Ottmar Liebert


Aber das ist noch lange nicht alles. Wir wählen nun von Ottmar Liebert das Album Barcelona Nights: The Best of Ottmar Liebert, Vol. 1 aus und schauen uns einmal in der mittleren Zeile die verschiedenen Genres an. Normalerweise kann ich mit dem Tag Genres nichts anfangen: Zu unterschiedlich sind hier die Einordnungen. Roon zerlegt mehre Einträge in diesem Feld in einzelne Tags, die nun alle einzeln auswählbar sind.

Der Bildschirm mit Informationen zur Stilrichtung Falmenco und weiteren Interpreten und Alben
Der Bildschirm mit Informationen zur Stilrichtung Falmenco und weiteren Interpreten und Alben

Wir klicken jetzt auf das Feld Flamenco und erhalten auf einem neuen Bildschirm Informationen über die Stilrichtung Flamenco sowie Interpreten und Alben aus der Musikbibliothek angezeigt, die dem Genres Flamenco zugeordnet sind. Wir können nun entweder direkt ein Album auswählen oder einen Interpreten, wie Paco de Lucia, und erhalten dann wiederum Informationen über diesen Künstler und zwei von seinen Alben angezeigt, die sich auch in der Musikbibliothek befinden.

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Der Bildschirm mit Informationen zum Interpreten Paco de Lucia und weiteren Alben von diesem Künstler
Der Bildschirm mit Informationen zum Interpreten Paco de Lucia und weiteren Alben von diesem Künstler


Darunter sehen wir jetzt noch einen Querverweis zu Al Di Meola, über den wir mit einem weiteren Klick zu diesem Künstler springen können. An beiden Beispielen lässt sich sehr gut das hinter Roon stehende Konzept erkennen, eine Vielzahl nützlicher Informationen anzubieten, die über die üblichen ID3-Tags weit hinausgehen, und alle diese Informationen in der Musikbibliothek soweit wie möglich miteinander zu verknüpfen und zu verlinken.

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Absprung zum Bildschirm mit Informationen zum Interpreten Al Di Meola und weiteren Alben von diesem Künstler
Absprung zum Bildschirm mit Informationen zum Interpreten Al Di Meola und weiteren Alben von diesem Künstler

Der Ehrlichkeit halber muss allerdings festgestellt werden, dass nur zu Alben, für die Roon Informationen in seiner Datenbank vorrätig hat, die vorstehend genannten Informationen auch angezeigt werden können, und das sind in der Praxis beileibe nicht alle Alben in meiner Musikbibliothek. Aber wenn man Roon glauben darf, wächst die Datenbank von Tag zu Tag und damit die zur Verfügung stehenden Informationen. Ich würde mir zusätzlich eine Funktion wünschen, mit der man auch selbst in PDF-Dateien gespeicherte Liner Notes elegant einbinden kann. Vielleicht kann das Roon-Team das ja in einem zukünftigen Release umsetzen.

Eine weitere Funktion von Roon, die ich nicht mehr missen möchte, ist der Umgang mit Dubletten. Wir wählen nochmals das Album Barcelona Nights: The Best of Ottmar Liebert, Vol. 1 aus und sehen oberhalb der Zeile mit den Genres ein Feld „Other Versions“. Ein Klick darauf informiert uns, dass das Album noch zwei weitere Male vorhanden ist und zwar jeweils im Format WAV in unterschiedlichen Verzeichnissen. Per Klick ist es möglich, die Dubletten aus der Datenbank zu entfernen, wobei natürlich keine Dateien gelöscht werden, oder eine bestimmte Version zur bevorzugten Version zu machen, die dann immer bei einem Klick auf das Album Cover ausgewählt wird. Zu Testzwecken habe ich das Album einmal im Format FLAC und einmal im Format WAV im gleichen Verzeichnis auf der Festplatte gespeichert. Bei allen mir bekannten Programmen ist das Ergebnis ein Desaster, da dann alle Titel doppelt angezeigt werden und das File-Format in der Regel nicht zu erkennen ist. Roon hat daraus automatisch zwei Alben gemacht. Extrem praktisch, wenn man, wie ich, ein- und dasselbe Album in verschiedenen Formaten oder Sampling Raten in einer Musikbibliothek haben möchte.


Anzeige der doppelten Alben von Barcelona Nights mit exakten Informationen zum Speicherort, Format und Sampling Rate
Anzeige der doppelten Alben von Barcelona Nights mit exakten Informationen zum Speicherort, Format und Sampling Rate

Ein weitere tolle Eigenschaft von Roon – wenn auch noch lange nicht perfekt – ist dessen Umgang mit klassischer Musik. Roon kennt so wichtige Informationen wie Komponist, Dirigent, Orchester, Solist und Instrumentierung. Nach allen genannten Informationen kann gesucht werden, es können aber auch komfortabel die in der Datenbank enthaltenen Werke eines Komponisten angezeigt werden. Ausgefeilte, einfach zu handhabende Suchfunktionen runden den positiven Eindruck ab. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Funktionen von Roon zu beschreiben. Das muss man an Hand der eigenen Musikbibliothek einfach einmal ausprobiert haben: Man wird dabei feststellen, dass sich alles sehr einfach und intuitiv bedienen lässt. Die Benutzeroberfläche ist trotz der Vielzahl an angebotenen Informationen erstaunlich aufgeräumt, klar und übersichtlich. Da steht plötzlich wieder die Musik im Vordergrund. Es macht einfach Spaß, so richtig tief in die eigene Musikbibliothek einzutauchen und diese zu erkunden. Manches verborgene oder vergessene Schätzlein tritt da wieder zu Tage. Hinzu kommt, dass das Programm äußerst geschmeidig, schnell und zuverlässig ohne irgendwelche „Hänger“ funktioniert. Programmabstürze hat es bei mir bislang nicht gegeben!

Wenn jetzt noch das klangliche Ergebnis stimmt, dann wäre Roon der Musikplayer meiner Wahl. Ich werde mich deshalb in Teil 2 mit den klanglichen Qualitäten und den Möglichkeiten, ein Multi-Room-System aufzubauen, noch ausgiebig beschäftigen.

STATEMENT

Als Zwischenfazit ist festzuhalten: Mit der herausragenden Bedienungsoberfläche, innovativer Funktionalität, der Vielzahl und der Qualität der angebotenen Informationen sowie nicht zuletzt aufgrund der extrem geschmeidigen und zuverlässigen Funktion des gesamten Programms spielt Roon für mich, was die Aufbereitung und Steuerung einer Musikbibliothek betrifft, in einer eigenen Liga.
Gehört mit
Computer Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB, Windows 10
Software MinimServer, JPLAY v6.2, JRiver Media Center 19
D/A-Wandler Mytek Brooklyn DAC/Vorverstärker
Endstufe Einstein – The Poweramp
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN
Herstellerangaben
Roon Music Player
Empfohlene Hardware Intel Core i3, Ivy Bridge+
4GB RAM
SSD Systemfestplatte
1440 x 900 Bildschirmauflösung
Unterstützte Systeme für Roon Core und Roon Remote Windows 7+ (10 empfohlen)
OpenGL 3.0 Unterstützung
Media Packs erforderlich für Windows Server 2012 R1/R2 oder Windows
N/K/NK Mac OS X 10.8+ (10.11 empfohlen)
Linux
Intel x86_64 builds Core and Output functions.
ARM builds only support Output functions.
Unterstütze Tablets als Remotes Android 4.4+ (5.0 empfohlen)
Apple iPad mit iOS 8.0+
Windows Tablets Surface 3 und Surface 3 Pro
Unterstütze Phones als Remotes Android 4.4+ (5.0 empfohlen)
Apple iPhone 5s oder höher mit iOS 8.0+
Testversion 14 Tage frei
Updates frei in der Aboperiode
Preis Abo 1 Jahr: 119 USD
Abo ohne zeitliche Begrenzung: 499 USD

Hersteller
Roon Labs LLC
Anschrift 6 Round Hill Dr, Briarcliff Manor, NY 10510
New York
Web https://roonlabs.com/

Weitere Informationen

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Dienstag, 11 Juli 2006 23:13

Roon Labs LLC

Hersteller
Roon Labs LLC
Anschrift 6 Round Hill Dr, Briarcliff Manor, NY 10510
New York
Web https://roonlabs.com/
Dienstag, 11 Juli 2006 04:07

FISCH Audiotechnik

Vertrieb
FISCH Audiotechnik
Anschrift Dominik Büttner
Bergstraße 92
12169 Berlin
Telefon +49 30 6248651
Fax +49 30 6248053
E-Mail info@fisch-audiotechnik.de
Web www.fisch-audiotechnik.de
Freitag, 08 Juli 2016 22:32

Hijiri 'Nagomi' X-DCH10

Auch wenn Ihnen – wie mir anfangs ebenfalls – der Name Hijiri noch nichts sagt: Ich stelle Ihnen hier kein Netzkabel eines Newcomers vor, sondern eines, das von einem erfahrenen Kabelspezialisten entwickelt wurde, nämlich von Kazuo Kiuchi, der bereits für die renommierten Harmonix X-DC-Studio-Master- und 'Million' verantwortlich zeichnete.

Die japanische Combak Corporation brachte ihre High-End-Komponenten, Lautsprecher, Tuning-Produkte und Kabel bisher unter den Markennamen Reimyo, Enacom, Harmonix und Encore auf den Markt. Als man sich entschloss, bei den Nachfolgern der bestens beleumundeten Studio-Master-Netzkabel neue Materialen zum Einsatz zu bringen, nahm man dies zum Anlass, für die Harmonix-Kabel eine eigene Marke ins Leben zu rufen: Hijiri, was laut Daluso-Journal soviel bedeutet wie „Strong Leader“ oder „Starker Führer“. Klasse, jetzt habe ich einen Namen erklärt, nicht ohne einen weiteren wahrscheinlich ebenfalls unbekannten ins Spiel zu bringen, Daluso. Das ist die Firma der Niederländers Ed Doggen, der sich nach 20-jähriger Tätigkeit in der Automobilindustrie in den Fachbereichen Korrosions-, Material-, Lackier- und Produktions-Technik der Entwicklung und Produktion von Lautsprechern zuwandte. Das waren keine „Me-Too“-Produkte, sondern im Jahre 2001 wohl die ersten High-End-Lautsprecher in stranggepressten Aluminiumgehäusen – und auf das Material verweist auch der Firmenname: Design ALUminium SOundsystems.

Nagomi könnte man mit „Frieden in seelenvoller Entspannung“ übersetzen. Die Kabel sorgen aber für mehr Spannung und Emotionalität, als der Name vermuten lässt
Nagomi könnte man mit „Frieden in seelenvoller Entspannung“ übersetzen. Die Kabel sorgen aber für mehr Spannung und Emotionalität, als der Name vermuten lässt

Im Jahre 2005 entschloss sich Ed Doggen, die Aktivitäten seiner Firma auszuweiten: Er übernahm den Vertrieb der Harmonix Produkte. Dabei half ihm auch, dass er während seiner Arbeit in der Automobilindustrie über Jahre die japanische Mentalität kennengelernt hatte. Inzwischen ruht die Lautsprecherproduktion, Ed Doggen widmet sich ausschließlich dem Vertrieb – und das ist auch nötig, denn Daluso vertreibt seit November 2015 die Marken der Combak Cooperation auch in Deutschland und Österreich. Die Zusammenarbeit gestaltete sich so erfolgreich, dass Kazuo Kiuchi eigens aus Japan anreiste, um Ed Doggen bei der Präsentation der Harmonix-, Reimyo-, Encore-, Enacom- und Hijiri Produkte auf der hifideluxe in München zu unterstützen.

Das 'Nagomi' ist das erste Netzkabel in der Hijiri-Linie und markiert mit einem Preis von 1300 Euro für anderthalb Meter, wie ein Vergleich mit den bisherigen Harmonix-Kabeln zeigt, noch nicht das Ende der Fahnenstange: In Kürze wird auch das 'Takumi' hierzulande zu haben sein, das Ähnlichkeiten zum 'Million' XDC SM aufweist. Das 'Nagomi' ist – wie gesagt – als Nachfolger des 'Studio Master' anzusehen, das allerdings noch ohne von außen sichtbare Resonanzabstimmung auskommen musste. Das 'Nagomi' umgibt etwa in der Mitte zwischen Stecker und IEC-Buchse ein sechseckiges Holzgehäuse von sechs Zentimeter Länge, das an seiner breitesten Stelle drei Zentimeter misst. Im Inneren befindet sich kein Ferrit-Ring, sondern eine Kombination Harmonix-typischer Elemente zur Resonanzabstimmung, die einen stabileren Elektronenfluss garantieren und auch einen positiven Effekt auf die angeschlossenen Geräte haben soll. Außer, dass man in der Schuko-Variante Wattgate 390iRH-Stecker verwendet und das Kupfer nach Hijiri eigenen Vorgaben produziert wird, war über das 'Nagomi' nichts in Erfahrung zu bringen. Die Frage, ob sich die Vorgaben für das Kupfer auf die Legierung, die Produktion – ziehen oder gießen – oder etwaige kryogene Behandlungen bezieht, wollte Ed Doggen ebenfalls nicht beantworten. Darin ist er sich mit Kazuo Kiuchi einig: Man möge die Harmonix und Hijiri Produkte nicht nach technischen Angaben, sondern allein nach ihrer klanglichen Wirkung in der Kette beurteilen.

In den Holzgehäusen finden sich keine Ferrit-Ringe, sondern Elemente zur Resonanzabstimmung
In den Holzgehäusen finden sich keine Ferrit-Ringe, sondern Elemente zur Resonanzabstimmung


Aber auch das ist nicht so einfach: Ein einfacher A/B-Vergleich kann für den Harmonix-Statthalter in Deutschland nicht die Methode der Wahl sein. Wenn es um Anlagen-Tuning geht, sei der erste Schritt die richtige, resonanzoptimierte Aufstellung von Lautsprechern, Endstufen, Vorstufen und schließlich Quellgeräten. Erst danach solle man sich den Kabeln zuwenden und später dann der Raumakustik. Die vierte und letzte Stufe erreiche man schließlich durch den Einsatz von „Tuning-Bases“ und Enacom „Noise Eliminators“. Dieser auch mir durchaus einleuchtende, ganzheitliche Ansatz steht allerdings meiner Gewohnheit, immer nur eine Komponente einer bekannten Kette zu verändern, diametral entgegen. Schließlich einigten Ed Doggen und ich uns darauf, dass ich zuerst einmal die 'Nagomi' gegen Kabel in meiner bestehenden Kette ausprobiere und auch darüber berichte. Kurz danach wird er mich dann mit einer Auswahl an Harmonix-Utensilien besuchen, um meine Kette und den Raum einer Resonanzabstimmung zu unterziehen, deren Ergebnisse ich Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten werde. Falls sich dann dabei meine vorherige Einschätzung der Netzkabel ändern sollte, ist das ja auch kein Problem. Wie jeder Audiophile weiß, gilt für eine gute Kette jederzeit: Work In Progress. Und genau hier setzt Hamonix auch an: ein Vier-Stufen-Plan statt immer währenden Ausprobierens. Aber das ist momentan noch ein wenig Zukunftsmusik.

In diesem Test belassen wir es beim klassischen A/B-Vergleich: Seit der Beschäftigung mit dem Swisscable Reference plus beziehen die beiden Ayon-Epsilon-Monos und die Einstein-Vorstufe ihre Energie über die hervorragenden Schweizer Netzstrippen. Da Harmonix empfiehlt, mit Tuning-Maßnahmen immer am Ende der Kette – also eigentlich bei den Lautsprechern – zu beginnen, wechsele ich erst die Netzkabel der Endstufen: Natürlich sind sofort Unterschiede zu hören – und zwar vor allem in der Perspektive. Der erste Eindruck war, dass man das Verklingen von Instrumenten dank der 'Nagomi' besser nachvollziehen kann und dadurch die Illusion eines tieferen Raumes entstünde. Nach zwei, drei Songs bin ich mir aber sicher, dass die Tiefenanmutung bei beiden Netzkabeln ähnlich ausgedehnt ist. Mit den 'Nagomi' ist man aber ein Stück näher am Geschehen: Die Abbildung gerät ein Stückchen größer und daher sind auch Details einen Tick schärfer wahrzunehmen. So kann ich mich beispielsweise nicht erinnern, das Blech im zweiten Teil von „West Eats Meat“ je so differenziert gehört zu haben. Da gibt es zwischen dem ein oder anderen Ton eine Schwebung, die vorher nicht in Erscheinung trat. Die Auflösung im Hochtonbereich ist ganz hervorragend, ohne dass diese Frequenzen besonders betont oder gar dominant wirkten. Bei den Klangfarben, bei Spielfreude und Dynamik schenken sich die beiden Kabel nichts. Das Reference Plus sorgt für einen Hauch mehr Druck in den untersten Oktaven, erscheint dadurch aber auch einen Tick weniger schnell.

Der Aufdruck auf den Schrumpfschläuchen verheißt außergewöhnliche Dynamik und Klarheit. Eine superbe Auflösung und eine große, plastische Abbildung wären ebenfalls eine Erwähnung wert
Der Aufdruck auf den Schrumpfschläuchen verheißt außergewöhnliche Dynamik und Klarheit. Eine superbe Auflösung und eine große, plastische Abbildung wären ebenfalls eine Erwähnung wert

Was die imaginäre Bühne angeht, war ich mir sicher genau zu wissen, wo meine Vorlieben liegen: Für mich kann's gar nicht genug Tiefe geben – egal, wo die Bühne anfängt. Aber gerade ist das Hijiri dabei mir zu vermitteln, wie faszinierend eine enorm große Abbildung ist, die gar nicht so weit vom Hörplatz entfernt beginnt. Dazu sollte ich vielleicht anmerken, dass ich vornehmlich Combos oder Orchester gehört habe, die keine Anlage der Welt in realistischer Größe in mein Arbeitszimmer zaubern kann. Hier ist die Darstellung mit den 'Nagomi' ein kleines Stückchen näher an der Wahrheit. Bei Arild Andersens „If You Look“, einer Melange aus elektronisch und akustischen Klängen, nehmen die Hijiri mit ihrer enorm feinen und luftigen Durchzeichnung im Mittelhochtonbereich für sich ein, besonders da der Song vor allem von diesem dichten rhythmischen Geflecht lebt. Die Pauken kommen allerdings über die Swisscable einen Hauch dramatischer rüber. Dennoch: Hier bringen einen die 'Nagomi' dem Song emotional näher.

Bei Einsteins The Preamp geht der Wechsel von den Swisscables zu den Hijiris in dieselbe Richtung wie zuvor beim den Ayons: Die Abbildung kommt ein Stücken näher, ohne absolut betrachtet an Tiefe zu verlieren, und wirkt dadurch größer und ungeheuer plastisch. Bei Schostakowitschs „Polka“ könnte man versucht sein, aus dem Hörsessel aufzustehen und mal eben um den Perkussionisten mit der Triangel herumzugehen. Dazu kommt eine dynamische Direktheit und Schnelligkeit, die ganz besonders bei Jazz und elektronischen Instrumenten begeistert. An diese Nähe zur Musik könnte ich mich gewöhnen – wohl auch deshalb, weil die 'Nagomi' trotz aller Feinzeichnung nicht den Anflug von Härte oder in Nervosität ins Klangbild bringen.


Da ich nicht wusste, ob die Kabel bereits eingespielt waren, als ich sie bekam, habe ich drei der vier etwa 100 Stunden am Stück bei wechselnden Lautstärken benutzt, womit zumindest die vom Hersteller geforderte Mindestzeit garantiert wäre. Zum Schluss probiere ich das vierte Kabel mit unbekanntem „Reifegrad“ noch am Chord DAVE aus, wo zuvor ein Charismatech die Energie anlieferte. Hier ist die Verbesserung enorm: Der Raum wirkt breiter und deutlich tiefer, Dynamik, Klangfarben und Schnelligkeit legen noch einmal ein gutes Stück zu. Wirklich beeindruckend!

Stecker und IEC-Buchsen stammen von Wattgate
Stecker und IEC-Buchsen stammen von Wattgate

STATEMENT

Auch wenn diese Aussage nicht in das ganzheitliche Harmonix-Konzept passen sollte: Die 'Nagomi' überzeugen auch in anderen gut abstimmten Anlagen völlig – und das ist gut so. Denn so können auch Klanggourmets mit Ketten ohne Harmonix-Tuning in den Genuss der Netzkabel kommen, die mit ihrer hohen Auflösung und luftigen Durchzeichnung in allen Frequenzbereichen brillieren. Dabei ist die Fülle farbiger Details bestens in den musikalischen Fluss integriert. Eine weitere Schokoladenseite der 'Nagomi' ist ihre große, plastische Bühnenillusion. Ich freue mich schon auf mehr Hijiri respektive Harmonix!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco
D/A-Wandler Chord DAVE, Mytek Brooklyn mit SBooster BOTW P&P Eco
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Simplicity, Acoustical Systems Aquilar
Tonabnehmer Lyra Etna, Transrotor Tamino
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher Kaiser Acoustics Kawero! Classic, LumenWhite DiamondLight
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network
Zubehör PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Hijiri 'Nagomi' Netzkabel
Preis 1300 Euro für 1,5m

Vertrieb
Daluso
Anschrift Ed Doggen
Op den Dijk 30
NL-6102 EX Echt
Telefon +31 611 354725
E-Mail info@daluso.de
Web www.daluso.de

Weitere Informationen

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Freitag, 07 Juli 2006 23:05

Daluso

Vertrieb
Daluso
Anschrift Ed Doggen
Op den Dijk 30
NL-6102 EX Echt
Telefon +31 611 354725
E-Mail info@daluso.de
Web www.daluso.de
Dienstag, 05 Juli 2016 23:10

Bryston 4B³

40 Jahre und kein bischen leise – so lange gibt es die High End Ikone Bryston 4B bereits und auch das aktuelle Modell der brandneuen Cubed Serie hat wiederum 20 Jahre Garantie. Eine Ewigkeit in unserer schnelllebigen Welt.

Es gibt sie noch die zeitlosen Klassiker, die niemals alt werden und deren jeweils aktuelles Modell die Käufer immer wieder begeistert. Wenn wir an Autos denken, dann gehört ein Porsche 911 sicher dazu, aber auch im High End Bereich ist es möglich, sich immer wieder neu zu erfinden und trotzdem Kontinuität zu beweisen. Das gelingt auch der kanadischen Firma Bryston mit der Endstufe 4B, die bereits 40 Jahre auf dem Markt ist. Grund genug für Heinrich Schläfer, den gelernten Tonmeister und beim Bryston Vertrieb AVITECH unter anderen zuständig für Kommunikation, ein Gewinnspiel der besonderen Art ins Leben zu rufen: Unter dem etwas zweideutigen Motto „Her mit Deiner Alten“ bietet er dem Besitzer der nachweislich ältesten Bryston 4 noch bis zum 30. April 2017 den Umtausch gegen das aktuell hier getestete Modell 4B³.

Der Vertrieb AVITECH, der 1998 von Edvard Potisk in Wien gegründet wurde, steht auf zwei soliden Beinen und hat neben dem klassischen High End Bereich auch den Profibereich mit Rundfunk, TV, Tonstudios und komplexe Beschallungsanlagen im Visier. Die Bryston 4B war 1976 das erste Produkt, das die damals noch junge Firma sowohl für private HiFi Konsumenten wie auch für professionelle Studios anbot. Auch jetzt ist die Nachfrage dieser beiden Zielgruppen bei Bryston in etwa gleich hoch. Die Kanadier bieten deshalb eine sogenannte C-Serie und auch eine PRO-Version an. Während die für den Consumer Markt bestimmten C-Modelle in 17 und 19 Zoll Breite und wahlweise in silber oder schwarz ausgeliefert werden, sind die die für professionelle Benutzer gedachten PRO-Modelle ausschließlich in schwarz und in 19 Zoll Breite erhältlich.

Das Auge isst mit: Auch eine professionelle Endstufe darf gut aussehen und ihre Rundungen zeigen
Das Auge isst mit: Auch eine professionelle Endstufe darf gut aussehen und ihre Rundungen zeigen

Neben der 4B³ hat Bryston 2016 noch fünf andere Modelle der sogenannten Cube Series neu auf den Markt gebracht, die alle von einem Ingenieur-Team unter der Ägide von CEO Christopher Russel neu entwickelt wurden. Die Preise dieser Serie beginnen bei 4.105 Euro für die kleine 2,5B³ und enden bei 11.159 Euro für das Topmodell 28B³. Die Leistung an 8 Ohm variiert dabei von 135 Watt bis zu 1000 Watt. In dieser Hierarchie liegt das hier getestete Modell ziemlich in der Mitte und kostet 5.978 Euro bei einer Leistung von 300 Watt an 8 Ohm. Wenn Bryston eine neue Serie auf den Markt bringt, dann passiert das nicht einfach so wie bei vielen anderen Produkten, wo eine Mark-II-Serie schon ins Leben gerufen wird, wenn ein paar Schräubchen anders koloriert werden. In den 40 Jahren seit der Vorstellung des ersten Modells ist dies nun der sechste Relaunch des Modells und bei aller Kontinuität gab es jeweils deutliche Verbesserungen. Neben der guten Produktqualität ist natürlich die außergewöhnlich lange Garantie von 20 Jahren mitentscheidend für den Markterfolg. Wie man von Händlern und Kunden hört, ist darüber hinaus das Kulanzverhalten bei Bryston auch über die extrem hohe Garantiezeit hinaus noch sehr großzügig.

Gut gegliedert, aufgeräumt und äusserst funktionell zeigt die Bryston 4B³ ihre Rückansicht
Gut gegliedert, aufgeräumt und äusserst funktionell zeigt die Bryston 4B³ ihre Rückansicht


Mit der Ablösung des Vorgängermodells 4B SST², die 2009 auf dem Markt kam, hat man vor allem bei der Verzerrungsarmut und den Störgeräuschen deutliche Verbesserungen erzielt. Extrem niedrige Verzerrungen erreichte man insbesondere in der Eingangsstufe, die messbare Verzerrungen von weniger als ein tausendstel Prozent aufweist. Einen besonderen Fortschritt verzeichnete Bryston auch bei der Unterdrückung der durch elektromagnetische und Funkstörungen bedingten Störgeräusche. Damit soll ein offeneres Klangbild mit mehr Abbildung von Nuancen und generell mehr Detailreichtum einhergehen. Das patentierte Schaltungsdesign, das zusammen mit Dr. Alexandru Salomie entwickelt wurde, soll darüber hinaus für eine realistische räumliche Abbildung verantwortlich sein. Die sogenannte „Quad Complementary“-Ausgangsstufe imitiert die Charakteristik einer Class-A-Schaltung bei extrem niedrigeren Verzerrungen und beherbergt pro Kanal vier Paar bipolare Transistoren. Jeder Kanal besitzt eine eigene Stromversorgung mit separaten Trafo: ein klassischer Doppelmonoaufbau.

Erstaunlich ist, dass die Bryston 4B³ im Standby-Betrieb nur 500 Milliwatt Leistung konsumiert und damit auch dazu beiträgt, dass deutsche Stromversorger aus der Energiewende keinen nennenswerten Profit erzielen. Ein echter Gewinn ist dagegen die neue Optik und Haptik. Rein optisch hat sie sich gegenüber dem Vorgängermodell – wie ich finde – klar verbessert. Klare Linien der zwölf Millimeter dicken Frontplatte und gute Verarbeitung gehen Hand in Hand.

Neben dem Wahlschalter für normalen und gebrückten Betrieb gibt es noch die Wahl zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen sowie einen speziellen Gain Schalter, mit dem die Verstärkung um sechs Dezibel erhöht wird
Neben dem Wahlschalter für normalen und gebrückten Betrieb gibt es noch die Wahl zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen sowie einen speziellen Gain Schalter, mit dem die Verstärkung um sechs Dezibel erhöht wird

Bevor die Bryston das Werk im kanadischen Ontario verlässt, muss sie sich einem hundert Stunden dauerden Burn-In-Test unterziehen, bei dem thermischer Stress wechselweise durch volle Belastung und Standby-Phasen in dreißig Minuten Intervallen geprüft wird. Jeder Verstärker der Cubed Series wird zudem mit einem umfassenden individuellen Leistungszertifikat und Messprotokoll ausgeliefert. Die Leistungsangaben von Bryston sind absolute Mindestwerte und werden in der Praxis regelmäßig übertroffen. Unsere Bryston 4B³ mit einer angegebenen Leistung von 300 Watt an 8 Ohm hatte laut Messprotokoll tatsächlich 332 Watt. Im gebrückten Modus, der mit nominal 900 Watt zu Buche steht, standen tatsächlich 1080 Watt zur Verfügung.

Für die Hörtests sollte die tatsächliche Leistung durchaus noch eine wichtige Rolle spielen. Zunächst hörte ich zwei Tage mit den zuletzt getesteten kompakten XTZ Divine 100.33, dann musste sich die Bryston einem Belastungstest der besonderen Art stellen. Da ein Freund von mir für zwei Jahre nach Singapur geht, kaufte ich ihm vor Kurzem seine mächtigen jeweils 180 Kilogramm schweren Wilson Audio MAXX Lautsprecher ab. Für eine Endstufe ist das Betreiben dieser Schallwandler wahrlich keine einfache Aufgabe, und Besitzer solcher Kaliber orientieren sich bei der Endstufensuche üblicherweise in extremen Hochpreisregionen. Sollten die vergleichsweise günstigen Bryston das Schwergewicht zum Fliegen bringen? Sie sollten, denn nicht nur ein österreichisches, stark zuckerhaltiges Getränk verleiht Flügel, sondern offenbar auch die neue Bryston-Elektronik der Cubed Series.


Die aus dem Profi-Bereich stammenden Neutrik-Buchsen beherbergen sowohl symmetrische XLR- als auch Klinkenstecker. Natürlich gibt es auch RCA-Buchsen
Die aus dem Profi-Bereich stammenden Neutrik-Buchsen beherbergen sowohl symmetrische XLR- als auch Klinkenstecker. Natürlich gibt es auch RCA-Buchsen

Nicht nur im übertragenen Sinn gelang der Bryston bei Patrice Herals „Improvisation“ gleich ein Paukenschlag. Einen derart druckvollen, mächtigen und dabei sehr durchzeichneten Bass, der mit einer sehr guten Tiefenstaffelung einhergeht, hatte ich selten gehört. Dieses Stück kann viele Details ans Tageslicht bringen, aber auch unglaublich nervig klingen, wenn die Elektronik nicht stimmt. Die Tatsache, dass ich mir diesen Song noch mehrmals anhörte, sagt schon viel aus über den Spaßfaktor der neuen Bryston.

Eine deutliche Verbesserung zur vorhergehenden SST Serie sind die neuen Lautsprecherterminals. Links davon ist der Anschluss einer Remote-Control-Einheit möglich
Eine deutliche Verbesserung zur vorhergehenden SST Serie sind die neuen Lautsprecherterminals. Links davon ist der Anschluss einer Remote-Control-Einheit möglich

Bei der EM 2016 durften die Holländer nicht mitmachen, aber Hans Theessinks „Call Me“ ist gerade für den Bassbereich ein willkommener Mitspieler. Wenn die Endstufe hier schlapp macht, dann hört es sich einfach sumpfig an. Die Bryston 4B³ war aber hellwach und brachte Theessinks tiefe Stimme sehr sonor und ungemein kräftig rüber.

Sauberer modularer und servicefreundlicher Innenaufbau
Sauberer modularer und servicefreundlicher Innenaufbau


Für das andere Ende der Frequenzen wählte ich Radka Toneffs „The moon is a harsh mistress“, bei der sowohl ihre überaus klare und offene Stimme aber auch glasklare Klavieranschläge den geneigten Hörer in Entzückung versetzten. Dieselbe Tendenz ergab sich auch bei Sophie von Otters „Mariengesängen“, bei denen zudem klangfarbenstarke Streicher das Mittelohr labten.

Insgesamt acht Stück dieser Elkos pro Kanal ergeben eine Pufferung von fast 90.000 Mikrofarad
Insgesamt acht Stück dieser Elkos pro Kanal ergeben eine Pufferung von fast 90.000 Mikrofarad

Paco Lucia mit „Live in America“ durfte dann seine hohe Kunst und seine enorme Schnelligkeit zeigen. Mit der Bryston Endstufe war man live dabei und erlebte tolle Dynamiksprünge und rhythmische Kastagnetten. Auch bei Schostakowitsch The Age Of Gold auf Living Stereo ist Dynamik Trumpf. Schwierig sind hier auch die Blechblasinstrumente, die von der kanadischen Endstufe sehr realistisch gemeistert wurden. Sie schaffte es auch, Instrumente gut voneinander zu trennen und nicht übertrieben groß darzustellen.

Mit guten Augen erkennt man die bipolaren MJL 21193 (PNP) und MJL 21194 (NPN) Endtransistoren von ON Semiconductor. Jeweils vier Paar pro Kanal kommen zum Einsatz
Mit guten Augen erkennt man die bipolaren MJL 21193 (PNP) und MJL 21194 (NPN) Endtransistoren von ON Semiconductor. Jeweils vier Paar pro Kanal kommen zum Einsatz

Klavieranschläge sind eine Königsdisziplin in der Musikwiedergabe. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Deshalb ließ ich Monty Alexander mit „Send For Ne“ auftreten und erlebte Boogie Woogie vom Feinsten. Musik, die atmet, und viel Luft um die Instrumente sorgten dafür, dass ich auch diesen Song mehrmals genoß.


Zum Schluss hatte aber noch Muddy Waters mit „Big Leg Woman“ einen großen Auftritt, denn seine Stimme löste sich wunderbar von den Lautsprechern, es stimmte die mir besonders wichtige Höhe bei der Stimmenabbildung und auch die präzise Ortbarkeit des Sängers. Was gibt es eigentlich an der neuen Bryston 4B³ zu bemängeln oder anders gefragt, was macht denn eine drei- bis viermal so teure Endstufe noch besser? Natürlich hängt das stark von der Kette ab, aber die Bryston hatte mit der großen Wilson Audio beileibe keine leichte Aufgabe. Natürlich geht alles immer noch ein bisschen besser bei entsprechendem Budget. Wenn man ganz tief in die Tasche langt, ist vielleicht noch eine extremere Räumlichkeit möglich und noch ein Quentchen mehr Auflösung. Die Bryston 4B³ mit Genen aus dem Profibereich hat eigentlich gar nicht den Anspruch, eine typisch audiophile Endstufe zu sein und dennoch übertrumpft sie gerade in dieser Disziplin so manchen Wettbewerber.

Die beiden übereinander angeordneten Trafos für die Doppelmono Anordnung der Stromversorgung
Die beiden übereinander angeordneten Trafos für die Doppelmono Anordnung der Stromversorgung

STATEMENT

Für die allermeisten Musikliebhaber ist die neue Bryston 4B³ Endstufe der Cubed Series ein großer Sprung nach vorne. Kraft und Kontrolle gehen einher mit Detailreichtum und starken Klangfarben. Ihr universeller Einsatz und nicht zuletzt zwanzig Jahre Garantie sind weitere Pluspunkte, die die Kaufentscheidung leicht macht.
Gehört mit
Plattenspieler Le Tallec Stad S
Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
Musikserver Aurender N100
D/A Wandler MYTEK Brooklyn mit Audiobyte Hydra Z USB Bridge
Vorverstärker Classé Audio Omega
Endstufen mt-audio-design Monoblöcke
Lautsprecher Wilson Audio MAXX, XTZ Divine 100.33
Kabel Audioquest, HABST, Sun Wire Reference
Zubehör Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch
Herstellerangaben
Bryston 4B³
Leistung 300 Watt (pro Kanal) bei 8 Ω
500 Watt (pro Kanal) bei 4 Ω
900 Watt (pro Kanal) bei 8 Ω (Mono gebrückt)
Klirrfaktor ≤.005% von 20Hz bis 20kHz bei 300W
Rauschabstand bei voller Ausgangsspannung: -110dB unsymmetrisch, -113dB symmetrisch
Anstiegrate >60V/µS
Leistungsbandbreite 5Hz bis >100kHz
Dämpfungsfaktor >500 bei 20Hz (8Ω)
Schaltbare Verstärkung 23dB oder 29dB
Abmessungen (BHT) 432x160x411mm
Gewicht 28,6kg
Preis 5978 Euro
Garantie 20 Jahre

Vertrieb
AVITECH
Anschrift Czerningasse 16
A-1010 Wien
Österreich
Telefon +43 1 21478701
Fax +43 1 21478700
E-Mail office@avitech.at
Web www.avitech.at

Weitere Informationen

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Egal welche Gerätegattung gerade besonders für Furore sorgt, seien es Kopfhörer oder netzwerkbasierende Speicher: Kurz darauf haben die einschlägig bekannten Firmen die benötigten Kabel im Programm. Kein Wunder also, dass auch Cardas Audio hochwertige Netzwerkkabel anbietet. Und die besitzen – soweit ich weiß – ein Alleinstellungsmerkmal.

In seinem Bericht über das Cardas Audio Clear Headphone Cable erwähnte Bert Seidenstücker, dass die Leiter aus „Cardas-Kupfer“ beständen. Das bedeutet nichts anderes, als dass Cardas seine Kupfer- und Silberleiter selbst herstellt. Als Grund dafür geben die Kabelspezialisten an, dass Mitte der 80-er Jahre Industriekupfer dank Massenproduktionstechniken wie dem Widerstandsglühen leicht verfügbar und billig gewesen sei. Sehr reines und ultra-weiches Kupfer hingegen sei aber so gut wie nicht zu bekommen gewesen. Einige Hersteller wichen auf ausländische Produzenten aus, aber deren Produkte hätten trotz astronomischer Preise starke Qualitätsschwankungen aufgewiesen. Deshalb habe man sich gezwungen gesehen, die benötigten Leiter selbst zu produzieren. Längere Zeit sei man sein einziger und kritischster Kunde gewesen. Inzwischen – so hört man – beliefert Cardas einen nicht unbeträchtlichen Teil der Audio-Kabelhersteller. Natürlich geht man nicht mit seiner Kundenliste hausieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch das Ausgangsmaterial einiger an dieser Stelle getesteter Kabel von Cardas stammt. Das ist ja auch keinesfalls ehrenrührig, wenn man seine für ideal erachteten Kabelgeometrien mit den besten erhältlichen Materialien realisiert.

Das kann auch das beste Foto nicht zeigen: Cardas zieht und veredelt die Leiter für seine Kabel selbst
Das kann auch das beste Foto nicht zeigen: Cardas zieht und veredelt die Leiter für seine Kabel selbst

Zudem gibt Cardas an, dass die am häufigsten nachgefragte Qualität das sogenannte „Grade 1 (Ultra)“-Kupfer sei, beim dem die Leiter nach jedem Ziehen unter einer Wasserstoff-Atmosphäre gereinigt und geglüht würden. Eine spezielle Beschichtung garantiere, dass das Kupfer zwischen den Bearbeitungsschritten nicht verhärte und oxidiere. Außerdem würde die Oberfläche der Kabel nach jedem Ziehen in einer eigens angefertigten Vorrichtung von Diamanten poliert. Die von Cardas für die eigenen Kabel verwendeten Leiter würden mit Urethan umhüllt, um einen Langzeitschutz vor Oxidation zu erreichen. Ausgangsmaterial für die Leiterherstellung seien Kupferbarren höchster Qualität mit einem Recycling-Anteil von null. Mir ist kein anderer Hersteller bekannt, dessen Kabel mit derselben Fertigungstiefe hergestellt werden wie die bei Cardas.

Das Cardas Clear Network verfügt über acht Massivleiter aus Cardas' ultra-reinem Kupfer mit einen Querschnitt von etwa 0,2 Quadratmillimeter, die von geschäumtem Polyethylen umgeben und in geschirmten Paaren mit jeweils eigenem Erdungsdraht zusammengefasst werden. Die vier Paare umgibt erst ein Folienschirm, dann ein Schirmgeflecht. Die äußere Hülle bildet ein weiches, flexibles thermoplasisches Elastomer. Es ist übrigens kein Wunder, wenn Ihnen die massiven Ethernet-Stecker bekannt vorkommen: Die Telegärtner-Verbinder verwendet auch Audiquest bei den Topmodellen Vodka und Diamond. Auch bei den von der Rolle zu konfektionierenden Kabeln wie dem Audioquest Carbon sind die Stecker der deutschen Edelschmiede als Option zu haben. Momentan verbindet in meiner digitalen Kette ein etwa 15 Meter langes Carbon den Router mit dem Melco NAS und ein Diamond diesem mit dem Auralic Aries Femto.

Cardas verwendet die hochwertigen Stecker des deutschen Herstellers Telegärtner
Cardas verwendet die hochwertigen Stecker des deutschen Herstellers Telegärtner


Bei Cardas gibt es keine Längenbeschränkungen für die Ethernetkabel und deshalb orderte Jan Sieveking, der Inhaber des deutschen Cardas-Vertriebs, ein 15 und ein 1,5 Meter langes Cardas Clear für den Test. Auch für den temporären Aufenthalt in meinem Hörraum habe ich vier Regale verrückt, um das lange Cardas direkt neben dem Carbon zu verlegen – damit nicht einmal eine etwaige räumlich bedingte Einstreuung den Vergleich verfälschen könnte.

Natürlich hatten die beiden Cardas-Kabel ausreichend Zeit, ein paar Daten hin und her zu transportieren, bevor ich sie nach und nach gegen die Audioquests austauschte. Als erstes war die lange Strippe an der Reihe, die die Verbindung zwischen Router und dem Melco herstellt, der in meiner Kette trotz USB-Ausgangs und eigenen Renderes lediglich als audiophiler, netzwerkgebundener Datenspeicher fungiert. Obwohl nicht durchgängig mit akustischen Instrumenten eingespielt höre ich in der letzten Zeit wegen seiner Fülle an Informationen und den Raumeffekten gerne „If You Look“ von Arild Andersons If You Look Far Enough: Nana Vasconcelos perkussiver Teppich klingt dank des Cardas minimal klarer strukturiert, und das eingewobene Blech strahlt dennoch eher golden als silbern. Die Klangfarben schillern einen Hauch wärmer. Ralph Towners sphärische Synthy-Sounds wabbern nun ein Stückchen tiefer in den imaginären Raum und die Pauken kommen trotz ihrer vermeintlich größeren Distanz zum Hörer mit jeder Menge Druck. Sehr überzeugend! Auch bei Ravi Shankars unvermeidlichem „West Eats Meet“ nimmt mich das Cardas für sich ein – vor allem wegen der Energie der Pauken und ihrer präziseren Platzierung im Raum.

Beim Transport oder Nichtgebrauch werden die Kontakte der Stecker durch Plastikkappen geschützt
Beim Transport oder Nichtgebrauch werden die Kontakte der Stecker durch Plastikkappen geschützt

Ich finde es schon erstaunlich, dass diese, wenn auch geringen Unterschiede überhaupt hörbar sind. Da kein ausgemachter Netzwerkspezialist bin, vermag ich nicht zu sagen, ob über die Verbindung zwischen Melco und Router nur Steuerungsbefehle oder auch Musikdaten ausgetauscht werden. Wenn nicht, dürfte es nur darum gehen, welches Kabel aufgrund seines Aufbaus und seiner Schirmung weniger Schmutz mit dem Signal an die Komponenten liefert. Aber was die mögliche Immunisierung gegen HF-Verunreinigungen anbelangt, wird erstens schon beim Melco eine hoher Aufwand betrieben. Zum zweiten kommt vor dessen Ethernet-Buchse für die Verbindung zum Router noch der SOtM iSO-CAT6-Filter zum Einsatz. In einfacheren Konfigurationen dürfte die Wirkung gut geschirmter Ethernet-Kabel wie des Cardas Clear daher noch deutlicher zutage treten.

Auf dem kürzeren Weg vom Melco zum Aries Femto sind aber mit Gewissheit Musik-Daten unterwegs. Und hier bekommt es das Cardas Clear mit dem mehr als dreifach teureren Audioquest Diamond zu tun: Bei Keith Jarretts „Wrong Blues“ ist letzteres im Hochton einen Quentchen offener und suggeriert einen minimal größeren Raum. Deshalb ging ich davon aus, dass es auch beim bei meiner Räumlichkeits-Testscheibe par excellence, Patrice Herals „Improvisation“ aus dem Le Concert De Parfums, für eine spektakulärere Abbildung sorgen würde. Aber das Cardas liefert eine so homogene, in sich stimmige Illusion des Refektoriums des ehemaligen Kloster in Norlac, dass man die minimal tiefere, aber dabei auch sezierendere Darstellung des Audioquests keine Sekunde vermisst. Das Clear kommt dem mehrfach teureren Diamond verboten nahe: In einigen Disziplinen kann man beim besten Willen nicht von „besser“ oder „mehr“ reden, da geht es eher um Geschmacksfragen.


Da hochwertige Kabel wird mit einem Echtheitszertifikat geliefert. Die Preise beginnen bei 290 Euro für 50 Zentimeter
Da hochwertige Kabel wird mit einem Echtheitszertifikat geliefert. Die Preise beginnen bei 290 Euro für 50 Zentimeter

Statt weiter nach – über die meisten Anlagen – vernachlässigbaren, minimalen Klangunterschieden zu suchen, verliere ich mich lieber in den großen virtuellen Räumen, in denen Carlo Crameri, zwölfsaitige Gitarre und Stimme, Arild Andersen am Kontrabass, Marc Halbheer, Schlagzeug und Paolo Vinaccia, Perkussion, ihre meist ruhigen Klänge zelebrieren. Diese Musik entzieht sich jeglichem Schubladendenken und lässt den Hörer in Sounds schwelgen – statt in Melodien. Dennoch empfinde ich sie in keiner Weise sperrig. Das ist nur der Name des Quartetts: Plastic Art Foundation. Der Titel der CD, Andorra – Part Two, ist beim Genuss der CD respektive der Musik-Files auch nicht gerade selbsterklärend. Dennoch: Mich hat in den letzten Monaten keine andere Scheibe derart in den Bann gezogen wie diese, die lange Zeit im Verborgenen schlummerte. Die ungeheure Faszination kann bei dieser Art von Musik aber nur entstehen, wenn die Anlage auf extrem hohem Niveau agiert. Das tun der Melco, der Aries und der DAVE ganz gewiss. Und das Cardas Clear ist den dreien absolut ebenbürtig: Schnelligkeit, Durchzeichnung, Raumillusion, Tieftonenergie und Dynamik der Wiedergabe lassen keine Wünsche offen.

STATEMENT

Die Zeiten, in denen Audiophile hofften, die Digitaltechnik machte alles einfacher, sind leider längst vorbei: Auch bei hochwertigen Streaming-Lösung sind entsprechende Kabel Pflicht. Cardas Audio bietet mit dem Clear Network Cable jede Menge klanglichen Zugewinn zu vergleichsweise moderatem Preis – man muss Router und Streamer nicht gerade 15 Meter voneinander entfernt aufstellen. Unbedingt selber hören!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco
D/A-Wandler Chord DAVE, Mytek Brooklyn mit SBooster BOTW P&P Eco
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Kaiser Kawero! Classic
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Carbon und Diamond, Swiss Cable Reference Plus, Habst Ultra III
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Cardas Audio Clear Network (CAT 7) Ethernet-Kabel
Preis 380 Euro (1,5m)
1.595 Euro (15m)

Vertrieb
Sieveking Sound GmbH & Co KG
Ansprechpartner Jan Sieveking
Anschrift Plantage 20
28215 Bremen
Telefon +49 421 6848930
E-Mail kontakt@sieveking-sound.de
Web www.sieveking-sound.de

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    Deutsch English|
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