So musste es ja kommen: Nach edlen Kopfhörern und speziell dafür entwickelten Verstärkern zu Summen, die nicht Hifi-affine Menschen vielleicht gerade einmal für Fernseher und Musikanlage zusammen zu investieren bereit sind, wurden vor einiger Zeit auch hochwertige Kabel in diesem Bereich zum Thema. Eines davon ist das Incanto von Portento Audio.
Wie mir Carsten Hicking, Mitinhaber des audionext-Vertriebes und dadurch mit dem aktuellen Kopfhörer-Boom bestens vertraut, erzählte, sind auch einige Kopfhörer-Fans gegenüber den üblichen Hifi-Exzessen nicht immun: Da darf die gerade angesagte High-End-Strippe schon mal teurer sein als der ganze Kopfhörer. Aber es soll ja beim heimischem Hobby durchaus auch hin und wieder vorgekommen sein, dass der Gesamtpreis für die Verkabelung den der Gerätschaften überstieg. Zumindest Besitzer von Audeze-Schallwandlern laufen mit den Portento-Kabeln nicht Gefahr, die Verhältnismäßigkeit aus den Augen zu verlieren: Egal ob mit vierpoligem Neutrik- oder 6,3-Millimeter-Klinkenstecker von Furutech konfektioniert kosten zweieinhalb Meter Incanto 300 Euro. Da das andere Ende mit Mini-XLRs von Neutrik bestückt ist, passen die Kabel lediglich zu den größeren LCD-Modellen von Audeze und nicht zur neuen, deutlich erschwinglicheren EL-8-Serie, die ja mit einfacheren Steckverbindungen ausgestattet ist. Damit ist – wie gesagt – ein preisliches Missverhältnis zwischen Kopfhörer und Incanto schon mal ausgeschlossen, obwohl ich nach über 20 Jahren High End auch ein Kabel für 300 Euro für einen Schallwandler zum Preis von 850 Euro nicht unvernünftig fände, wenn es denn klanglich noch einmal einen enormen Fortschritt bringt.
Die Leiter des Portento sollen aus Kupfer und Silber bestehen, und die Stelle, bis zu der die Kabel gemeinsam geführt werden, bevor sie für die rechte und linke Ohrmuschel getrennt werden, wird von einem gedrehten Stück Aluminium verstärkt. Sehr praktisch sind die laut Produktinformation Laser-gravierten Kanalbezeichnungen auf den Mini-XLRs, die im Gegensatz zu den kleinen, nur in grellem Licht zu identifizierenden schwarz in schwarz herausgearbeiteten Buchstaben beim Original-Kabel gut zu erkennen sind. Material und Verarbeitung des Incanto machen einen sehr guten Eindruck. Kein Wunder, denn der italienischen Hersteller Portento Audio nimmt für sich in Anspruch, für seine handgefertigten Kabel nur sorgfältig ausgesuchte Materialien höchster Qualität zu verbauen. Dies geschehe, um den musikalischen Inhalten zu dienen und eine zu Herzen gehende, grundsolide und dennoch aufregende Wiedergabe zu bieten. Portento hat Lautsprecher-, NF-, Netz- und USB-Kabel im Angebot. Ein Netzfilter und ein Stromverteiler runden das Lieferprogramm ab, das seit kurzen eben auch individuell gefertigte Kabel für verschiedene Kopfhörer von Audeze, Sennheiser und AKG umfasst.
Um mich nicht auf eine Anschlussart festzulegen, schickte Audionext zwei Incantos, eines mit dem üblichen Klinkenstecker und ein zweites mit einem vierpoligen XLR-Stecker für den symmetrischen Betrieb. Für den Test lieferte der Melco-Audio-Player die digitalen Signale an den superben Chord Hugo TT, dessen symmetrische Ausgänge mit dem Bryston BHA-1 Kopfhörerverstärker verbunden waren. Zuerst hörte ich den LCD-X mit den unsymmetrischen Incantos: Es betreibt keinerlei Effekthascherei. Wer also auch einen Dr Dre Beats in seiner Sammlung hat, sollte vom Incanto lieber die Finger lassen. Denn es offenbart seine Fähigkeiten nicht beim ersten schnellen Umstöpseln. Ich habe die Kabel beim Köln Concert zwei Mal gewechselt, bis ich mir sicher war, dass das Portento das musikalische Geschehen vor einem schwärzeren Hintergrund präsentiert, vor dem feindynamische Nuancen dann deutlicher hervortreten. Tonal bewegt es sich eher auf der etwas dunkleren Seite, was langes Hören angenehmer macht. Dagegen wirken die Audeze-Kabel ein ganz klein wenig scharf, wie mit künstlich aufgesetzten Glanzlichtern versehen und minimal weniger feinzeichnend.
Da sich die Kopfhörerausgänge des Hugo TT beim Test als sehr gut erwiesen haben, verbinde ich den LCD-X auch noch einmal damit und wähle von der Festplatte den „Ritt der Walküren“ aus Acousence' Wagner-Album Der Symphonische Ring mit den Duisburger Philharmonikern in 24/192: Am Chord bestätigen sich die am Bryston gewonnenen Eindrücke. Trotz seines etwas helleren Timbres vermittelt das Audeze-Kabel nicht dieselbe hohe Informationsdichte wie das Portento. Letztere wirkt auch tonal ausgeglichener und stimmiger und hat in puncto Feindynamik ebenfalls leichte Vorteile. Hört man erst das Original-Kabel und dann das Incanto, könnte man die Unterschiede für nicht sehr groß halten. Genießt man einen Song aber zuerst über das Incanto und wechselt dann zum Original-Kabel, wirkt letzteres wie tonal minimal aus der Balance geraten.
Doch zurück zum Bryston, mit dem der Audeze diesmal über den symmetrischen Ausgang verbunden ist: Hier sind die tonalen Unterschiede zwischen den Kabeln etwas geringer, dafür macht sich die bessere Differenzierung des Incanto nun noch deutlicher bemerkbar. Auch wenn ich mit der räumlichen Darstellung von Kopfhörern so meine Probleme habe: Über das Portento klingen die Instrumente dreidimensionaler und einfach griffiger. Auch in dieser Betriebsart möchte ich keinesfalls zum Original-Kabel zurückwechseln. Das war bei Gianluigi Trovesis „Herbcap“ – einer feinen ECM-Aufnahme – so und ist auch bei Tom Waits rauhem und eckigen „Goin' Out West“ nicht anders. Um diesen Song wirklich genießen zu können, braucht man schon eine gewisse Lautstärke. Wenn ich die beim Incanto eingestellte habe und dann das Kabel tausche, muss ich den Pegel reduzieren. Über das Audeze-Kabel wirkt Wiedergabe weniger erdig und kippt leicht ins Nervöse. Nein, mehr Spaß macht – nicht nur – dieser dreckige Sound einfach mit dem Portento Incanto!
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music |
NAS | Melco HA-N1A |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT, M2TECH Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo |
Kopfhörer | Audeze LDC-X |
Kopfhörerverstärker | Bryston BHA-1 |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Diamond |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Artesania Audio Exoteryc, |
Herstellerangaben
Portento Audio Incanto
| |
---|---|
Kabellänge | 2,5 m |
Preis | 300 Euro |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Im September treffen sich wieder Musikfreunde aus ganz Europa in der Eifel. Genau am 19./20. September findet in der Eifel das QuadFest 2015 in den Räumen der QUAD Musikwiedergabe in Gering statt.
Besucher erleben die klassischen QUAD Elektrostaten, angetrieben durch ebenfalls in der Eifel hergestellte Elektronik. Wie bereits mit den Elektrostaten ist es der QUAD Musikwiedergabe gelungen einer alten Verstärkerschaltung zu neuem Leben zu verhelfen. Analogfreunde können sich auf eine Auswahl perfekt restaurierter Garrard Laufwerke freuen. Wer auch ohne große Elektrostaten Musik auf natürlichste Weise genießen möchte, sollte sich unbedingt einmal den Jecklin Float QA anhören. Float QA bedeutet intime Musikwiedergabe ohne die Nachteile üblicher Kopfhörer. Neben Musikvorführungen, erleben die Besucher einen Vortrag von Jürg Jecklin zum Thema Konzertsaal. Und weil auch die Akustik des Wohnraumes über die Qualität der Musikwiedergabe entscheidet, bekommen Sie am QuadFest wichtige Tips und können sich von einem wirklichen Fachmann zu diesem Thema beraten lassen. Interessenten bringen einfach eine Skizze Ihres Hörraums mit zum QuadFest.
QuadFest am 19./20. September bei QUAD Musikwiedergabe in der Eifel:
Wenn Sie uns Ihren Besuch im Vorfeld kurz ankündigen, erleichtert uns das die Vorbereitung. Wenn Sie das QuadFest als Anlass für einen Wochenendurlaub in der Eifel nutzen möchten, helfen wir gerne bei der Zimmersuche. Natürlich freuen wir uns ebenso über Spontanbesucher. Für weitere Informationen und Anmeldungen:
Informationen
Quad Musikwiedergabe GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Brunnenstrasse 57 56751 Gering |
Telefon | +49 2654 987977 |
quad-gmbh@t-online.de | |
Web | www.quad-musik.com |
Der Chord Hugo war für mich vor fast anderthalb Jahren die digitale Entdeckung überhaupt: Er wirkte wie ein zeitgeistiges, mobiles Gadget, beinhaltete aber Technik vom Feinsten. Statt eines Chipsatzes von der Stange übernehmen zwei Field Programmable Gate Arrays Wandlung und Filterung. Jetzt gibt es die Heimversion
Ein dezenter Hinweis darauf, dass im schmucken, handlichen Gehäuse des Hugo keine Allerweltstechnik stecken könnte, ist sein Preis. Das Aluminiumkistchen steht immerhin mit knapp 1800 Euro in der Preisliste. Allerdings korreliert der Preis leider nicht immer mit der gebotenen Qualität. Beim Hugo aber ist das Preis/Klang-Verhältnis hervorragend: Er kann sich selbst mit stationären Wandlern seiner Preisklasse locker messen. Und eine entsprechende A/D-Wandlung vorausgesetzt braucht er selbst den Vergleich mit Analogem nicht zu scheuen: Als ich einem Freund und Analogfan bei einem Besuch eine selbst aufgenommene und produzierte LP mitbrachte und er sie sofort auflegte, bat ich ihn kurz darauf um ein Cinch-Kabel, über das ich den Hugo mit seiner Kette verband. Die Daten – ein DSD-File, das vom selben Mastertape erstellt wurde wie die LP – bekam dieser aus einem iPhone, auf dem Onkyos HF Player lief: Die klanglichen Unterschiede waren überraschend gering. Dass der Hugo bisher keinen festen Platz in meiner Kette erobert hat, sondern fast ausschließlich unterwegs brilliert, liegt vor allem daran, dass er bevorzugt aus Akkus gespeist wird, was für den mobilen Einsatz ja auch sinnvoll ist, und keine XLR-Ausgänge besitzt.
Das ist beim Hugo TT anders: Chord spendierte ihm eine vollsymmetrische Ausgangsstufe mit XLR-Buchsen. Die Namensergänzung TT ist übrigens die Abkürzung für „Table Top“, was suggeriert, dass dieser Hugo seinen Platz auf dem (Schreib-)tisch in der Nähe des Computers findet. Für ein wenig Computer-Hifi während der Arbeit ist er aber viel zu schade. Noch einmal kurz zur Stromversorgung: Auch der TT wird von Akkus gespeist, die hier die doppelte Kapazität wie beim mobilen Hugo besitzen, und auch mit demselben Steckernetzteil wie dieser ausgeliefert. Zusätzlich integrierte Chord im TT einen Energiespeicher mit 10.000.000µF bei 1,2 Volt. Die sogenannten „Supercapacitors“ sind elektrochemische Kondensatoren, die die Lücke zwischen Akkus und Kondensatoren schließen, wobei ihre Kapazitätswerte pro Bauelement etwa 10000-fach höher sind als die von Elektrolytkondensatoren. Die Leistungsdichte der Ihnen vielleicht eher aus dem Kers-System in der Formel 1 bekannten Energiespeicher liegt etwa um den Faktor 10 bis 100 über der von Akkus. Nicht zuletzt dadurch ist die Stromversorgung des TT auch dann sehr gut vom Netz entkoppelt, wenn man ihn wie in der Bedienungsanleitung empfohlen beständig mit dem Steckernetzteil verbunden lässt. Beim Hugo TT sollen die Superkondensatoren die Lebensdauer der Akkus verlängern und die Dynamik der Wiedergabe verbessern.
Seit nun mehr über 20 Jahren verlässt sich Chord bei der Wandlung digitaler Signale zurück in Musik nicht länger auf die Chipsätze einschlägiger Hersteller, sondern programmiert Field Programmable Gate Array oder kurz FPGAs, die dann die Wandlung übernehmen. Bei einem Besuch in Gröbenzell wies Chord-Chef John Franks noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass Entwickler von Wandler-Chips nach der Fertigstellung ihres Produktes seine klanglichen Eigenschaften nicht mehr verändern könnten. Dafür sei der Produktionsaufwand einfach viel zu groß. Wenn aber Chords Digital-Spezialist Rob Watts meint, den Klang hier und da noch minimal verbessern zu können, ändert er die Rechenvorschriften für den FPGA und kann sich schon kurz darauf anhören, ob die vermeintliche Verbesserung auch wirklich dem Klang zugute kommt. Solch klangliches Feintuning ist bei fertigen Chipsätzen einfach nicht möglich.
Ohne hier zu tief in die Materie einsteigen zu wollen – dazu ist ein Treffen mit Rob Watts bei der Auslieferung seiner neusten Kreation, dem „großen“ Chord-Wandler Dave, fest verabredet –, möchte ich versuchen, Ihnen kurz zu erklären, warum Rob Watt ungeduldig auf jede neue, leistungsfähigere Generation von FPGAs wartet: Es sei seit langem bekannt, dass das menschliche Ohr und das Gehirn in der Lage seien, Phasen- und Klangunterschiede zwischen den Ohren im Bereich von Mikrosekunden zu differenzieren, um hochfrequente Töne zu lokalisieren. Wenn Transienten bis hinunter zu Mikrosekunden erkannt werden könnten, müsste folglich auch ein ideales Aufnahme/Wiedergabe-System in der Lage sein, bis in den Mikrosekundenbereich hinunter aufzulösen. Man bräuchte also eine Abtastrate von einem Megahertz. Dem entspreche ein „1.000.000 tap length filter“, das mit den momentan erhältlichen FPGAs aber nicht realisierbar sei, Bisher besäßen Filter in den kommerziell angebotenen Chips gerade einmal 256 taps. Der Hugo TT mit seinen beiden extrem leistungsstarken Spartan 6 FPGAs bringe es hingegen schon auf 26.000 taps und der noch in diesem Jahr erhältliche Dave auf ein Vielfaches davon. Mehr dazu – wie gesagt – nach dem Gespräch mit Rob Watt. Natürlich sind intelligent programmierte FPGAs in D/A-Wandlers ein Fortschritt gegenüber Wandlern von der Stange, zu einem möglichst perfekten Aufnahme/Wiedergabe-System fehlt aber auch dann noch ein im Zeitbereich ebenso fein auflösender Analog/Digital-Wandler. John Franks wollte es nicht ausschließen, dass Rob Watts in naher Zukunft auch auf diesem Gebiet seine Expertise einbringen wird. Ich bin gespannt!
Der Hugo TT bietet mit seinen XLR-Ausgängen nicht nur auf analoger Seite mehr Anschlussvielfalt: Bei den USB-Eingängen ist man nicht länger auf Kabel mit Micro-B-Stecker angewiesen. Die Standard- und der HD-USB-Eingang sind nun mit der üblichen Typ-B-Buchse ausgestattet, was für mich bedeutet, dass ich auch extrem hochwertige Kabel wie das Audioquest Diamond verwenden kann. Beim HD-Eingang, der Signale mit einer Abtastrate von bis zu 384 Kilohertz akzeptiert, werden jetzt auch die Signale vomangeschlossenen Zuspieler, was in den meisten Fällen ja ein Computer mit seiner alles andere als sauberen Stromversorgung sein dürfte, galvanisch getrennt. Daneben gibt es wie bei Hugo noch einen Bluetooth-„Eingang“, einen optischen TOSlink- und einen S/PDIF-Eingang, der beim TT aber nicht als Cinch- sondern als BNC-Buchse ausgelegt wurde. Die Cinch- und XLR-Ausgänge liegen beim Hugo fürs Heim erfreulicherweise so weit auseinander, dass man auch hochwertige Kabel mit raumgreifenderen Steckern verwenden kann.
Für Kopfhörer gibt es nun zwei 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen und eine für 3,5-Millimeter-Stecker. Dank einer Ausfräsung in der massiven Aluminiumfront können sogar abgewinkelte Stecker in die recht tief versenkt montierte Buches gesteckt werden, die dann aber am Kabel wieder herausgezogen werden müssen. Die Verstärkerstufe für die Kopfhörer wurde überarbeitet und soll nun auch niederohmige Lasten mit extrem geringen Verzerrungen treiben können. Zum Lieferumfang gehört eine handlich Fernbedienung aus Aluminium, die aber weitaus mehr Tasten hat, als zu Eingangswahl, Lautstärkeregelung und Stummschaltung des Hugo TT nötig sind. Die Pegeleinstellung für die Line-und Kopfhörer-Ausgänge sowie die Eingangswahl lassen sich natürlich auch am Gerät vornehmen. Für letztere gibt es an der Front einen Taster, für die Lautstärke einen Drehgeber der recht weit hinten versenkt in die Geräteoberseite eingebaut ist. Wie beim Hugo vermitteln wechselnde Farben ein ungefähre Vorstellung von der Höhe des eingestellten Wertes. Auch die Abtastrate und die Intensität des Crossfeeds, einer Schaltung, die das Übersprechen der beiden Lautsprecher in einem Raum für die Kopfhörerwiedergabe simuliert, werden durch Farbwechsel signalisiert. Dazu braucht es aber zumindest im Fall des Crossfeeds einen fast senkrechten Blick durch das typische Chord-Fenster auf die entsprechende LED. Da der nicht immer gegeben sein dürfte, wird die Crossfeed-Intensität auch im kleinen alphanumerischen Display angezeigt, das auch über die Eingangswahl informiert.
Will man den Hugo TT ganz klassisch als Wandler an einer analogen Vorstufe betreiben, braucht man beim Einschalten nur den Croosfeed-Knopf zu drücken und schon steht ein – recht hohes – ungeregeltes Line-Level-Signal an den Ausgängen bereit. Hätte ich zwei Wünsche frei, wären dies ein eigener Schalter für die Umgehung der digitalen Pegelregelung statt der gerade beschriebenen Einschaltprozedur und die Anzeige der Abtastrate im Display. Ich kann mir einfach die Bedeutung der einzelnen Farben nicht merken. Aber wenn man einmal mit dem Manual zum Vergleichen der Farben im Blick kontrolliert hat, ob der Hugo TT alle zugespielten Abtastraten und DSD sicher erkennt, sieht man die Anzeigen eher als nette farbliche Illumination des Racks.
Zum Glück gelang es mir noch vor dem Test, den Melco HA-N1A vom Kollegen Roland Dietl als Zuspieler loszueisen. Bei meiner vorherigen Beschäftigung mit dem NAS musste ich feststellen, dass dieselben Dateien statt wie bisher über iMac und Amarra, Pure Music oder Audirvana vom Melco bezogen einfach noch freier, luftiger und teils auch dynamischer klangen. Und der Hugo TT hat den besten Zuspieler verdient, den ich auftreiben kann.
Doch bevor ich ihn über meine Kette höre, sollte ich kurz seine Qualitäten als Kopfhörerverstärker ausloten. Als Vergleich dient der hervorragende Bryston BHA-1, den ich über seine XLR-Eingänge mit dem Hugo verbinde. Dabei aber ist ein wenig Vorsicht geboten: Für diese Verbindung sollten die Ausgänge des TT den vollen Line-Pegel liefern, was aber auch bedeutet, das auch an dessen Kopfhörerausgängen der Maximalpegel anliegt. Ein Umstecken des Audeze vom Bryston zum TT bei dieser Einstellung wäre den Wandlern des LCD-X bestimmt nicht zuträglich. Zum Glück brauche ich nicht häufig zwischen den beiden 6,3-Millimeter-Buchsen hin und her zu wechseln: Die Unterschiede zwischen den beiden Verstärkern sind recht gering, allein wenn es um die Fülle an Details geht, hat der Bryston ein ganz kleines bisschen mehr zu bieten. Erstaunlicherweise wirkt das Klangbild des Hugo mindesten genauso offen, luftig und druckvoll, obwohl er minimal weniger Informationen über die Bewusstseinsschwelle hebt: Hat man sie beim Bryston erst einmal entdeckt, findet man sie dann anschließend auch beim Hugo, über den sie einem aber beim ersten Hören nicht aufgefallen sind. Ich kann jedenfalls mit dem Chord auch über den LCD-X, der recht sensibel auf die Qualität des ihn treibenden Verstärkers reagiert, stundenlang wunschlos glücklich Musik genießen. Dass vielleicht in puncto Feininformation noch ein ganz klein bisschen mehr gehen könnte, ändert daran nicht das mindeste.
Noch befindet sich auf dem Melco neben meinen Test-Alben nur eine recht überschaubare Menge HiRes- und DSD-Files, die schon vor der Anlieferung vom Vertrieb aufgespielt worden waren. Aber erfreulicherweise besitzt der N1A ja eine „Expansion“ überschriebene USB-Buchse, an die man eine externe Festplatte andocken kann. Zum Einspielen habe ich da eine Sammlung eigener Produktionen ansteckt, die sofort von der Linn Kinsky Software erkannt wird. Schon bei der ersten Songs wird klar, dass der Hugo TT einer der besten Wandler ist, den ich je in meiner Kette gehört habe: Nie zuvor durfte ich mich einer luftigeren, weiträumigeren und realistischeren Raumdarstellung erfreuen. Und dann die Feinauflösung! Den Teppich einer Snare-Drum differenziert der Hugo einfach fantastisch, aber trotz dieser Informationsfülle spielt er völlig entspannt, flüssig und homogen. Einfach Klasse.
Den Reigen meiner Teststücke wollte ich mit der „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums beginnen, habe aber mit dem ersten Stück begonnen, und das begeistert mit einer so glaubwürdigen Raumillusion, dass ich mich entschließe, das gesamte Album durchzuhören. Die stimmige Tonalität der teils mittelalterlichen Instrumente, die Atmosphäre der hallligen Räume habe ich vorher nie so intensiv erlebt. Das alles klingt absolut fantastisch, ist aber weit von einem Spektakel entfernt. Der Hugo ist einfach näher an der Musik. Da kann ich mir die sonst unvermeidlichen A/B-Vergleiche getrost schenken. In den letzten Jahren war ich lange Zeit mit dem Mytek und dem Young DSD vollkommen zufrieden, obwohl ich auch einige teurere Wandler gehört habe. Die konnten sich jedoch nie soweit von Young und Mytek absetzten, dass ich größere Investition dafür für gerechtfertigt hielt. Das ist nun anders: Für mich spielt der Hugo TT einfach in einer anderen Liga – was mich um so neugieriger auf den Dave macht.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music |
NAS | Melco HA-N1A |
D/A-Wandler | M2TECH Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörer | Audeze LDC-X und EL-8 closed back |
Kopfhörerverstärkter | Bryston BHA-1 |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Chord Hugo TT
| |
---|---|
Besonderheiten | fortschrittliche digitale Lautstärkeregelung, Crossfeed Filter für Kopfhörerwiedergabe, Akku-Stromversorgung zur Trennung vom Netz, alphanumerisches Display zur Eingangsanzeige, Lautstärkeanzeige durch LEDs wechselnder Farbe, Abtastratenanzeige durch LEDs wechselnder Farbe, „26K tap-length filter“ |
Harmonische Verzerrungen | 140dB |
Kopfhörerausgang | 110dB SPL an 300Ω |
Eingänge | 1 x TOSLink (optisch, 24bit/192KHz) 1 x BNC (koaxial, 32bit /384kHz) 1 x HD/SD USB (B-type, 32bit/384kHz) |
Ausgänge | 1 x 3,5-Millimeter-Klinken-Buchse (Kopfhörer) 2 x 6,3-Millimeter-Klinken-Buchse (Kopfhörer) 1 x Cinch (unsymmetrisch, Hochpegel, geregelt) 1 x XLR (symmetrisch, Hochpegel, geregelt) |
Abmessungen (B/H/T) | 235/45/225 mm |
Gewicht | 3 kg |
Preis | 4240 Euro |
Vertrieb
G8 & friends GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Werner Möhring Ferdinand-Poggel-Str. 17 59065 Hamm |
Telefon | +49 5254 660188 |
info@g8friends.de | |
Web | www.g8friends.de |
Der Vollverstärker The Tune der Bochumer Edelschmiede ist die preiswerteste Option, einen Einstein-Verstärker zu besitzen. Macht er musikalisch eine ebenso gute Figur wie die edlen Großen? Und wie gut ist der brandneue, integrierte DAC, den wir als erste testen?
Ein Kompromiss muss es sein. Wie sonst kann der musikalische Anspruch der kreativen Entwickler im Hause Einstein umgesetzt werden? Dort zeichnet Uwe Gespers vor Volker Bohlmeier und Rolf Weiler für The Tune verantwortlich. Im Unterschied zu den kostspieligeren Einstein-Verstärken ist The Tune ohne Röhren aufgebaut. Schon das Entpacken des Vollverstärkers wird zum Erlebnis. Weiße Handschuhe mit Strickmanschette gehören zur Ausstattung, ebenso wie ein Pad zum Ablegen der schweren und hochwertigen Fernbedienung. Der Auspack-Vorgang weckt durchaus die Assoziation zum In-Empfang-Nehmen eines lang erträumten Neuwagens in einem noblen Autohaus. Besitzerstolz ist programmiert. Hat man die Schaumstoff-Hülle von The Tune abgelegt, gefällt das fein gearbeitete mattierte Aluminium-Gehäuse mit der traditionellen Einstein Acryl-Front. Der Einstein-Schriftzug ist dezent aber unübersehbar mittig in die Gehäuseabdeckung graviert. Die besteht aus einem Aluminium-Sandwich, um Resonanzen zu unterbinden. Auch unter Vernunft-Aspekten ist das matte, edle Aluminium-Kleid gegenüber den verchromten Chassis der großen Einsteins sicher im Vorteil – wenn es um die Pflege geht.
Man kann hinschauen, wohin man möchte: Allein die gediegen glänzenden, justierbaren Füße mit Gummi-Stellfläche zeugen von Liebe zum Detail. Die Lautsprecher-Anschlüsse für Bananas, Gabelschuhe oder freie Kabelenden sind auffällig solide. Sogar der Schraub-Anschluss für ein Erdungskabel (Phono) ist von ungewohnter Größe und Griffigkeit. Unterhalb der vier Lautsprecher-Anschlüsse befindet sich der harte Netzschalter. Im späteren Umgang wird sich zeigen, dass The Tune nur mit ihm ein- oder ausgeschaltet werden kann. Eine Betriebsart Standby haben die Bochumer nicht implantiert. Die Platzierung des Schalters empfinde ich als etwas unkomfortabel, wenn der Verstärker nicht frei aufgestellt sein kann. Also frage ich doch gleich mal nach und bekomme von Firmenchef Volker Bohlmeier dazu diese Erklärung: „Ja, natürlich hat das auch einen Grund. Wir haben die Netzverdrahtung bewusst so kurz wie möglich gehalten, um Störeinstrahlungen aus dem Lichtnetz weitgehend zu vermeiden. Es wurde darum auch ein Netzschalter mit eingebautem Netzentstörfilter verwendet. Ferner baut das gesamte Verstärkerkonzept auf eine spezielle Anlaufschaltung auf, die einen weichen, Bauteile schonenden Einschaltvorgang ermöglicht. Da wir kein Ausgangsrelais im Lautsprecherpfad haben, muss das auch so sein, um ein Einschaltknacken über den Lautsprecher zu verhindern oder extrem zu minimieren. Prinzipiell wäre eine Fernsteuerung des Netzschalters möglich, jedoch müssten dazu Schaltungssektionen im Gerät dauernd in Betrieb gehalten werden und dementsprechend Verschleiß unterliegen. Ferner fordert der Gesetzgeber heute, dass die Leistungsaufnahme in diesem Betriebszustand unter einem Watt liegen muss, was bei Verwendung des Touch Panels nicht realisierbar ist.“ Demnach dient also die Position des Schalters einem höheren Ziel. Hätte man ihn nach vorn, beispielsweise unter die Fronplatte gelegt, wären Kabelumwege zwingend nötig gewesen. Und genau dies soll vermieden werden. Volker Bohlmeier empfiehlt denjenigen The-Tune-Besitzern, die mit dem rückwertigen Kippschalter nicht zu Recht kommen, eine schaltbaren Netzleiste. Auch ich schalte meine Anlage über eine MudrAkustik Max Netzleiste und empfinde schon deshalb den Vorschlag als sehr praxisgerecht.
Die Rückseite von The Tune beherbergt natürlich sämtliche Anschlüsse für die Peripherie-Komponenten. Die Eingänge sind allesamt in Cinch ausgeführt. Symmetrische Eingänge offeriert The Tune nicht. Folgende vier RCA Eingänge sind vorhanden: Phono-MC-(high Output) oder -MM, CD, Tuner und Line. Letztere drei sind gleichwertige Hochpegel-Eingänge. Ein Paar Cinch Ausgänge namens Output ist wahlweise konfigurierbar. Mittels entsprechendem Umsetzen je eines Jumpers pro Kanal im Inneren des Gerätes ist wahlweise eine feste Ausgangsxpannung oder ein vom Lautstärkeregler abhängiges Ausgangssignal (Ausliefer-Zustand) einstellbar. Das ist leicht zu machen, wenn man weiß, wo sich die beiden Jumper befinden. Die Bedienungs-Anleitung gibt dies nicht an. Der Fachhändler oder der Kontakt zu Einstein bringt da bei Bedarf Klärung. Die Werkseinstellung (Lautstärkeregler-abhängig) ist ohnehin wohl die gebräuchlichere. So kann ein Subwoofer oder eine weitere Endstufe für das horizontale Bi-Amping (eine Endstufe Bass links und rechts, eine Endstufe Mittel-Hochton links und rechts) angesteuert werden. Ein Umschalten der Output-Charakteristik auf nicht geregelten Pegel macht Sinn für ein Aufnahme-Gerät.
Dann haben wir da noch die digitalen Eingänge. Denn unser Test-Gerät ist mit dem neuen DAC bestückt, der über USB, SPDIF koaxial und Toslink Daten empfängt. Angelehnt ist der DAC an den hochkarätigen CD-Spieler The Source und weckt allein deshalb hohe Erwartungen. Bestückt ist er mit einem Burr-Brown 1794 Wandler-Chip und somit fähig, PCM-Signale bis 192 Kilohertz zu analogieren. Grundsätzlich rechnet er alle Signale auf 192 Kilohertz hoch. Dies Upsampling ist fest eingestellt. Besonderes Merkmal ist ein hoch qualitativer Strom-/Spannungs-Konverter und die besonders aufwändige Nachfilterung, wie mir Uwe Gespers sagte.
Volker Bohlmeier schrieb mir zur neuen DAC-Stufe: „Grundsätzlich verwenden wir eine Schaltung, die aus unseren „The Source“ CD Player abgeleitet ist. Upsampling auf 24 Bit und 192 Kilohertz und D/A-Wandler mit symmetrischem Stromausgang sind identisch. Der I/U-Konverter ist wie beim „The Source“ diskret mit einer Basisstufe aus parallelgeschalteten Transistoren realisiert. Im Gegensatz zu Operationsverstärkern, die sonst an dieser Stelle oft zum Einsatz kommen, hat diese Schaltung keine Probleme mit den steilen Flanken, die das ungefilterte Ausgangssignal des Wandlers enthält. Das Analogfilter ist symmetrisch aufgebaut, das Signal wird erst am unsymmetrischen Ausgang zusammengefasst, damit sich geradzahlige Klirranteile des Filters aufheben. Der USB-Eingang unterstützt 192/24 und verwendet einen XMOS-Prozessor. Der SPDIF-Eingang verwendet einen dedizierten, Jitter-armen Schaltkreis von Texas Instruments. Insgesamt zehn stabilisierte Versorgungsspannungen im Digitalteil sorgen dafür, dass sich die Schaltungsteile nicht gegenseitig stören. So haben die Quarze für den Takt des USB-Prozessors, die verschiedenen Sampling-Frequenzen und für die Master-Clock des DACs je eine eigene Spannungsstabilisierung, um möglichst Jitter-arme Clock-Signale zu erzeugen.“ Das optionale DA-Wandler Modul findet sich mit 1500 Euro in der Einstein-Preisliste. Für dieses Geld gäbe es alternativ eine beachtliche Auswahl externer Geräte. Dass die Einstein-interne Lösung schon mal ein hochwertiges Verbindungskabel und damit einige Geldscheine einspart, ist der erste Pluspunkt. Auf den Klang darf man gespannt sein.
Das Touch Panel inmitten der Front des The Source erlaubt die Eingangswahl, die Lautstärke-Einstellung und eine Mute-Funktion. So lässt sich die Wiedergabe stummschalten und später wieder leicht dieselbe Lautstärke rekonstruieren. Die gleichen Funktionen finde ich auch auf der haptisch und optisch bestechend gelungenen Infrarot-Fernbedienung. Nur sind am Touchpad die Eingänge direkt anwählbar, auf der Fernbedienung mittels rauf-runter-Taster. Ein Schaumstoff-Pad mit Einstein Schriftzug liegt dem Verstärker zur Ablage der Fernbedienung bei, damit die Edelstahl-Schrauben der Rückseite empfindlichen Untergrund unbeschädigt lassen. Das bläulich-grau-grundige Touch Panel zeigt etwa zwei Sekunden nach dem Einschalten des Verstärkers seine Bereitschaft zum Musizieren an, indem der gewählte Eingang und die werkseitig programmierte Grundlautstärke 25 mit schwarzen Lettern angezeigt werden. Die Lautstärke Einstellung funktioniert aufwändig über per Relais gesteuerte Festwiderstände. So ist über den gesamten Regelbereich Präzision gewährleistet. Es kann losgehen.
Im ersten Hördurchgang widme ich mich The Tune als HochpegeL-Verstärker, um so seinen Charakter auszuloten und später die Einflüsse der Phonostufe und des DA-Wandlers daran zu messen. Also kamen zuerst mein Kenwood-Plattenspieler mit Audio-Technica Tonabnehmer an der Plinius Koru Phonostufe respektive über den Antelope-Wandler der CD-Spieler und der Rechner zum Einsatz. Es liegt erst wenige Wochen zurück, dass ich sehr viel Freude mit dem nur 2000 Euro kostenden neuen Vollverstärker von Audio Exklusiv hatte. Im genannten Preis sind die optional erhältlichen Phonostufe und Fernbedienung allerdings nicht enthalten. Rechnet man die hinzu, ist der Einstein immer noch mehr als doppelt so teuer. Entsprechend erwartungsvoll, aber auch mit einer gewissen Sorge bezüglich dieser Erwartung, beginne ich den Hörtest. Wie heißt doch das Sprichwort? „Das Teuere ist des Guten Feind“ oder so ähnlich. Genauso ist es. Denn der Einstein besticht auf Anhieb durch erheblich mehr Atem. Er holt mit Leichtigkeit die Klangkörper aus der Tiefe des Raumes und zaubert sie konturenscharf und standfest auf die Bühne. Die Flüssigkeit seine Darbietung und das auf den Hörer überspringende Gefühl für Rhythmus machen sofort klar: Hier wird in einer höheren Liga gespielt. Auch die Auflösung im Obertonbereich erledigt The Tune mit seidig-samtener Transparenz. Ich bin beeindruckt. Aber um allzu subjektive Einschätzungen möglichst auszuschließen, wird der Einstein zu meinem nicht so weit entfernt wohnenden kollegialen Freund J.S. gefahren und an dessen Myro Rebell angeschlossen. Das Ergebnis bestätigt in jeder Hinsicht meine heimischen Erfahrungen.
Wieder zuhause gibt es ein entspannendes Abendprogramm: George Harrisons und Ravi Shankars sechs LP-Seiten des Benefiz Konzerts The Concert for Bangladesh. Dieses habe ich wohl 30 Jahre nicht mehr gehört, aber mit dem Einstein die Atmosphäre und die Auftritte von Dylan, Clapton, Russel und den Anderen genossen, auch wenn ich mich in der Reihenfolge der Seiten vertat – wegen dieser dämlichen Plattenwechsler Nummerierung (1/6, 2/5, 3/4).
Der Einstein ist kein Spezialist. Er kann jede Art von Musik. Er kann es auch krachen lassen. Das ist sowohl an den Quadrals als auch an den Myros für The Tune ein Leichtes. Jedoch so richtig zeigen, was er zu leisten fähig ist, kann er bei Jazz und Klassik. Nicht weil er das besser könntr, sondern weil sich hier die Feinheiten und natürlichen Klangfarben anbieten, von ihm bestechend schön herausgearbeitet zu werden. Dieses gilt in gleichem Maße bei Stimmen jedes Genres, die er extrem glaubhaft darstellt.
Kommen wir zur eingebauten MM- oder High-Output-MC-Phonostufe. Ein Verstärker dieser Klasse ohne MC-Option, irritierte mich etwas. Gut, mein eigenes Benz Glider gäbe es auch als High Output Variante und vom kürzlich getesteten Acoustic Signature Plattenspieler lag noch das schön musizierende Soundsmith Carmen, ein pegelstarkes Moving Iron System, in unserem Fotostudio. Also bitte ich um Rücksendung und montiere es diesmal im bewährten Kuzma 4-Point Tonarm auf meinem brandneuen Brinkmann Bardo. Die Phonostufe des The Tune ist intern auf einen Abschlusswiderstand von 200 Ohm oder 47 kOhm anpassbar. Auch ist eine Empfindlichkeits-Veränderung um sieben Dezibel möglich. Dies geschieht wieder mittels Jumpern, kanalgetrennt, also vier Stück. Da dies in der sonst gut erklärenden Bedienungsanleitung des The Tune nicht bebildert ist, griff ich Telefon und fragte Uwe Gespers. Der erklärte mir auch, warum ich in seinem The Tune auf die Möglichkeit verzichten muss, leise MC-Tonabnehmer anzuschließen. Durch die Peripherie innerhalb des Vollverstärkers ist es technisch nahezu unmöglich, einen Fremd- oder Geräuschspannungsabstand zu erzielen, der ein leises MC System brummfrei und rauscharm musizieren lässt. Dies ist aber der Anspruch bei Einstein, und nicht nur unter diesem Aspekt gehören Einstein-Phonostufen zu dem Besten auf dem Weltmarkt. So begründet ist die Beschränkung auf Tonabnehmer mit höherer Ausgangsspannung absolut sinnvoll und respektabel. Wer leise MC-Tonabnehmer betreiben möchte, dem sei die Einstein Phonostufe The Little Big Phono nahegelegt. Sie passt mit 3000 Euro preislich und musikalisch zum The Tune.
Nachdem ich die richtige Anpassung für das Soundsmith-System vorgenommen hatte, war das Carmen sofort wiederzuerkennen, der Charakter derselbe wie beim Acoustic-Signature-Test. Genauso feindynamisch und farbenprächtig klang es, jedoch zu meiner Überraschung mit mehr räumlicher Weite. Insgesamt ein sehr stimmiges Zusammenspiel, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass dazu auch der Bardo und der 4-Point ihren Beitrag leisteten. Diese Kombination zeigt ihr Können besonders bei natürlichen Instrumenten, weil Farbenpracht und Feindynamik auffallende Stärken des Carmen sind. Folglich möchte ich die Phonostufe durchaus als sehr gelungen bewerten. In Verbindung mit dem richtigen Tonabnehmer klingt sie ebenso exzellent wie die Line-Eingänge und sorgt so für jede Menge Hörvergnügen.
Sehr neugierig bin ich auf den neuen integrierten Digital-Analog-Wandler. Vor der musikalischen Betrachtung möchte ich ihm attestieren, dass er sehr sensibel auf Kabel reagiert. Eigentlich an AES/EBU-Verbindungen gewöhnt, haben mein Freund und ich mit diversen koaxialen SPDIF-Kabeln (30 Euro bis 2000 Euro)experimentiert, um das bestmögliche Setup zu finden. Der Einstein DAC reagierte jeweils mit deutlichen Klangunterschieden. Sowohl am reinen CD-Laufwerk von North-Star-Design von J.S. als auch an meinem Primare waren dies jeweils wirklich Welten. An dieser Stelle ist Sorgfalt bei der Kabelwahl enorm wichtig. Übrigens war nicht das teuerste Kabel das beste. Über die SPDIF-Schnittstelle spielt der DAC klanglich mindestens auf Augenhöhe mit dem Line-Verstärker-Teil. So standen die Chor-Stimmen in den Carmina Burana auf der bekannten Telarc-Aufnahme mit Robert Shaw plastisch im Raum und wurden sowohl in der Tiefe als auch im Nebeneinander sehr klar differenziert. Überhaupt ist die fransenfreie, standgenaue Abbildung von Stimmen und Instrumenten eine besondere Stärke des feinsinnigen The Tune.
Die Punch Brothers mit The Phosphorescent Blues wurden so spannungsvoll reproduziert, dass ich mich mit geradem Rücken auf der Sesselkante sitzend wiederfand statt entspannt zurückgelehnt. Da ist es interessant, die gleiche Musik über den Rechner zu hören. Auch hier wird schnell klar, dass The Tune deutlich hörbar auf das USB Kabel und den Musik-Player reagiert. Der Unterschied zwischen den Player-Softwares von Amarra und Audirvana Plus war extrem deutlich, und zwar ganz klar zum Vorteil der Kalifornier. Amarra passte hervorragend, mit Audirvana 2.2 war das Klangbild im Grundtonbereich leicht üppig. Die überzeugendste digitale Signalverarbeitung bietet der Einstein-DAC natürlich mit entsprechenden Highres-Files. Auffällig sind der harmonische Fluss und immer wieder der ansteckende Rhythmus. My History of Jazz von Iiro Rantala auf dem Label ACT als Download in 88,2 von highresaudio.com mit seinem klassisch-jazzigen Arrangement zu Bachs Goldberg-Variationen ist ein Album, das ich gern immer wieder höre. Aber selten habe ich es als so ansprechend empfunden. Betörend schön, fein durchgezeichnet und realistisch intoniert waren Stan Getz' Saxophon und Astrud Gilbertos Stimme im „Girl From Ipanema“ zu genießen. Die klaren Konturen, das Gespür für Rhythmik und die authentischen Klangfarben des Einstein ermöglichen so ein Erlebnis. Bei dieser hervorragenden Wandler-Platine braucht man keinen Gedanken an einen preisähnlichen externen DAC zu verschwenden.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | Apple MacMini mit Yosemite 10.10.4 und Audirvana Plus 2.2, Amarra 3.0.3 |
CD-Player | Primare DVD 30 mit Antelope Zodic+ |
Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage, Brinkmann Bardo und Kuzma 4-Point |
Phono-Vorverstärker | Plinius Koru |
Tonabnehmer | Audio-Technica AT33PTG/II, The Soundsmith Carmen |
Lautsprecher | Quadral Platinum M 50 |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Einstein Audio The Tune mit DA-Wandler
| |
---|---|
Leistung | 80 W/8 Ohm, 130W/ 4 Ohm |
Störabstand an den Line-Eingängen | >95 dB |
Störabstand an Phono MM | > 70 dB |
Störabstand an USB | 95 dB |
Störabstand an SPDIF | 95 dB |
Besonderheiten | Bedienung über Touchscreen und Fernbedienung, umschaltbarer Vorverstärker Ausgang |
Gehäuse | resonanzoptimiertes Sandwichgehäuse, thermostabilisierende massive Kühlkörper, massive Bodenplatte und Backpanel aus Aluminium |
Abmessungen | 43 x 40,5 x 13 cm |
Preis | 6500 Euro inklusive Phono |
Aufpreis für DAC-Modul | 1500 Euro |
Garantie | 3 Jahre |
Hersteller / Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Prinz Regent Straße 50-60 44795 Bochum |
Telefon | +49 234 9731512 |
info@einstein-audio.de | |
Web | www.einstein-audio.de |
Wer bei italienischen Manufakturen nur an Möbel oder handgefertigte Automobile denkt, verpasst mit Rosso Fiorentino eines der schönsten Beispiele für moderne handgearbeitete Klangkörper in Reinkultur.
Rosso Fiorentino, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Was für ein Name für eine Lautsprecherfirma. Sprechen Sie es drei Mal aus, und dann sagen Sie genauso oft hintereinander Canton, Elac oder Langerton – was selbstverständlich noch nichts über die klanglichen Fähigkeiten aussagt. Natürlich stammen die Lautsprecher aus Italien, genau genommen aus der Nähe von Florenz, und sind in Deutschland mal wieder weitestgehend unbekannt. Vielleicht liegt es daran, dass die Firma erst seit 2006 Lautsprecher produziert und der Name erst mal mit Rotwein assoziiert wird. Ist natürlich fast komplett falsch. Italien stimmt, aber Rosso Fiorentino war ein Maler des frühen 16ten Jahrhunderts aus Florenz, dessen Künstlername sich übrigens auf seine Haarfarbe bezog. Heute wird er in der Nähe von Michelangelo oder Leonardo gesehen, aber mit eigenem expressiven Stil.
Was immer das für die Reproduktionsqualität von Lautsprechern zu bedeuten haben mag – mit kleinen italienischen Firmen, die Hifi in Handarbeit inhabergeführt herstellen, habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Das auf den ersten Blick eher konservativ anmutende Pärchen Zwei-Wege-Lautsprecher, die perfekt verpackt nebst Ständern aus demselben Haus bei mir anlanden, hören auf den Namen Giglio, also Lilie.
Die Giglio sind aus der Classic Line und markieren den Einstieg in das Programm von Rosso Fiorentino und sind mit 1800 Euro sehr zurückhaltend ausgepreist. Auf den ersten Blick sehen die Giglio, die es in schwarz oder weiß gibt, wie handelsübliche Zwei-Wege-Bassreflexlautsprecher aus. Auf den zweiten ist das alles schon ganz anders. Das Gehäuse ist nicht rechteckig, sondern verjüngt sich von vorne nach hinten minimal, die Seiten sind mit Hirschleder beklebt. Um Resonanzen zu vermeiden und einen neutralen Klang, den sich Rosso Fiorentino auf die Fahnen geschrieben hat, zu realisieren, wird ein erheblicher Aufwand getrieben. Das Gehäuse besteht aus mehreren Schichten und zwar Aluminium, Gummi, HDF und Leder und ist in Manufakturqualität verarbeitet. Die Chassis entstammen der Zusammenarbeit mit Scan-Speak und sind hochwertig. Die 25-Millimeter-Kalotte mit Doppelmagnet hat eine getränkte Seidenmembran mit breiter Sicke, um das Abstrahlverhalten und Übergangsverhalten zu optimieren, der 165-Millimeter-Tieftöner verfügt über eine Fiberglasmembran. Getrennt wird mit einer Punkt-zu-Punkt handverdrahteten Weiche mit sehr hochwertigen Bauteilen, die Innenverkabelung erfolgt mittels versilberten hochreinen Kupferkabeln von Van den Hul. Natürlich sind die Chassis mit Schrauben in Senkgewinden befestigt. Und damit man nicht denkt, es wäre genug an Materialeinsatz, ist das Anschlussterminal aus purem Kupfer ohne Nickelsperrschicht, natürlich handgearbeitet und lederbeschichtet, sieht ja auch schöner aus. Allerdings finden nur Klemmen oder Bananenstecker richtig Anschluss, auf eine Bohrung zur Durchführung des Lautsprecherkabels wurde verzichtet. Sehr sympathisch die Aussage zum Single-Wiring-Terminal: „We don't offer the bi-wiring opportunity because we think that everyone have to listen to Giglio as our project, without variations.“
Richtig so! Dazu kommen noch sehr stabile makellos verarbeitete Holzständer (mit passendem Lederbezug vorne) für 650 Euro, die auf der Unterseite Einsätze für die beiliegenden massiven Spikes haben, eine Feineinstellung erlaubt der beiliegende Inbusschlüssel. Der Zusammenbau ist selbsterklärend und schnell. Die Giglio selbst stehen auf Gummifüßchen, der Purist kann auch dem High-End-Standesdünkel frönen und dafür Blu-Tack nehmen.
Nach der Begutachtung hatte ich keinerlei Probleme mit dem kolportierten Preis und war dann etwas hilflos, als sich herausstellte, dass die verlangten 1800 Euro der Paarpreis sind. Bevor ich die Giglio das erste Mal anschließe, halte ich einen Moment inne. Eigentlich kann man diese Lautsprecher zu diesem Preis gar nicht bauen – unabhängig davon, wie sie klingen. So viel Liebe zum Detail und der Einsatz von Materialien hätten eben auch einem doppelt so teuren Lautsprecher gut zu Gesicht gestanden. Sicher wäre das ohne den Wissenstransfer aus der vorherigen Entwicklung der größeren Modelle auch nicht möglich gewesen. Aber trotzdem.
Die ersten Töne sind dann etwas ernüchternd. Sehr klare und kräftige Höhen auf der einen stehen einem etwas kompakten dichten Bassbereich auf der anderen Seite gegenüber. Dazwischen gibt es ein kleines Loch, dünne Stimmen und wenig Substanz. Kann nicht sein, die werden die Abstimmung doch nicht so vergurkt haben bei dem ganzen Aufwand? Sicher klingt das nicht schlecht, aber doch weit von dem entfernt, was ich jetzt erwartet habe. Die Anfrage bei WOD-Audio ergibt die ernüchternde Diagnose: brandneu, brauchen noch ein Bisschen.
Also einspielen. Das war in diesem Fall gar nicht so schlimm wie sonst. Da die Kinder gerade Ferien haben, dudelt sowieso den ganzen Tag irgendeine Kinder-CD oder ein Hörspiel über die Lautsprecher. Trotzdem werden sie zwischendurch verpolt Stirn an Stirn gestellt und richtig durchgeknetet. Nach ungefähr zwei Wochen verändern sie sich nicht mehr, und ich kann konzentriert mit dem eigentlichen Hörtest beginnen. Ein Wort zur Aufstellung: Am besten hat mir eine Basisbreite von zweieinhalb Metern gefallen, Hörabstand bis drei Meter. Die Lautsprecher standen dabei mindestens 40 Zentimeter weg von jeder Wand und wurden nicht eingewinkelt. Und tatsächlich klingen die Giglio jetzt ganz anders. Die anfängliche Unausgewogenheit ist einer bemerkenswerten Homogenität und Neutralität gewichen. Na gut, neutral und homogen. Da sitzt man manchmal davor wie mit einem Klemmblock: „Neutralität? Da!“ Kriegt 'nen Häckchen. „Homogenität? Da!“ Am Ende stehen da dann ganz viele Sachen auf der Habenseite, und man macht gelangweilt die Anlage aus.
Das passiert einem mit den kleinen von Rosso Fiorentino ganz sicher nicht. Trotz einer sehr ausgeprägten Ausgeglichenheit hat jeder Bereich auch seine Eigenart. Obwohl im Grundtonbereich sauber ausbalanciert, bringen sie beispielsweise eine Fülle mit, die man von so einem kleinen Lautsprecher nicht erwartet hätte. Eine alte lieblose Überspielung von RCA mit Brahms Symphonien mit der Staatskapelle Dresden unter Sanderling aus den frühen 70-ern klingt gern etwas substanzlos und unsauber muffig. Die Giglio füllen untenrum auf, ohne dick zu sein und hauchen der Aufführung fast zeitgemäßen Klang ein. Die Streicher werden dabei hervorragend differenziert, und der Hochtonanteil lässt auch diese alte CD fast modern klingen. Und auf eine ganz besondere Weise scheinen die Musiker just bei der Aufnahme einen ganz besonders guten Tag gehabt zu haben. Das bedeutet im Umkehrschluss übrigens nicht, dass moderne Aufnahmen höhenbetont oder schrill klingen. Die Giglio schöpfen ihre Spielfreude dabei aus einer Gelassenheit, die mich ein wenig an meine alten Rogers erinnert. Das aufwändige Gehäuse trägt sicher zur bemerkenswerten Sauberkeit und Resonanzarmut bei, bewirkt in seiner Wahl wohl auch eine charakteristische klangliche Ausrichtung, die man wohl nicht messen kann. Wie schreibt Rosso Fiorentino? „Reproducing reality“ und davon scheinen die Entwickler ein klare Vorstellung zu haben. Bleiben wir im unteren Bereich. Ein ganzes Orchester, eine Big Band oder ein Bühne voller Schlagwerk in den Raum zu stellen, bereitet der Giglio keinerlei Mühe. Klang und Resonanzkörper füllen mühelos den Raum und das auch mit dem gebotenen Nachdruck und viel Luft auf der virtuellen Bühne.
Glücklich, wer ordentlich Leistung zur Verfügung hat. Pumpt man diese in die kleinen Lautsprecher, werden sie souverän laut und ungemein dynamisch. Lediglich im Basskeller ist irgendwann Schluss, was bei dem enorm sauberen und differenzierten Oberbass aber nur bei elektronischer Musik richtig ins Gewicht fällt. Geht aber auch. Delikat wird es dann, wenn beispielsweise ein im Takt mittappender Fuß aufgenommen wurde und die Giglio dies als Tieftonschwingung besonders frei und ansatzlos zu Gehör bringen. Sind aber Spielereien, wie sie auf Messen gern genutzt werden, um mal wieder High-End zu zelebrieren.
Nein, da kann die Giglio viel mehr. Björk mit „Oh so quiet“ hat alles, was man braucht, um einen Lautsprecher zu testen. Fein- und Grobdynamik, eine Frauenstimme, Big-Band und ein Glockenspiel. Das ist schon ganz großes Kino wie Frau Gudmundsdottir ihre Kapriolen schlägt und die Band nochmal eine Schippe drauf legt – das geht im schnellen Teil mächtig los, um dann in den ruhigen Parts richtig intim zu sein. Wenn es das ist, was „Reality“ meint, dann ist die Giglio nah dran. Vielleicht sind Stimmen manchmal etwas zu direkt und etwas mehr Mund als Brustkorb, aber so klingt das live ja an sich auch fast immer. Bei Chören wird ohne jede Analytik ausgezeichnet differenziert, und wenn da Obertonschwingungen fast lästig drücken, reicht die Rosso Fiorentino das auch so durch. Das gleiche bei Klavier, das extrem gespielt wird. Obwohl: Ohne jede Betonung des Hochtonbereichs gehen Becken niemals unter, wird auch das Blecherne nicht unterschlagen. Und das, ohne jemals lästig zu werden. Es macht richtig Spaß, mit den Lautsprechern auch mal Vollgas zu geben – unabhängig von der Musikrichtung. Dabei bleiben die mittleren Lagen ausdrucksvoll und detailliert. Nichts geht unter und im großen Getümmel geht nicht nur nichts unter, sondern wird fast aufreizend souverän an die richtige Stelle gestellt oder im Raum kreiseln gelassen. Das hat hier bisher nur die PMC DB1 Gold so schön hingekriegt, die aber weder so laut und dynamisch kann noch im Bassbereich mitkommt und auch diese Magie nicht verbreiten kann. Dafür hat sie etwas schönere Stimmen. Irgendwas ist ja immer. Räumlich gibt es an sich gar nichts zu meckern. Durch die präzise Staffelung und die enorme Differenzierungsfähigkeit ist das richtig, wenn auch nicht überbordend ausladend. Mir ist jedenfalls nichts Kritikwürdiges aufgefallen. Sie merken schon, ich hatte richtig Freude mit den Dingern.
Jazz ist ein Genuss über die Giglio, die Live-Qualitäten so beachtlich, dass man einfach immer weiter hört. Da wird jeder Ton getroffen, das Ganze in sich gelassen und trotzdem mit Energie aufgeladen und subtil vorangetrieben. Sehr schön. Pop und richtig hartes Zeug geht natürlich auch, wobei bei massivem Einsatz elektronischer Kickdrums auch eine Giglio irgendwann die Segel streichen muss, im Tieftonbereich etwas aufweicht und komprimiert. Dazu muss ich aber hinzufügen, dass das mit normalem Mitwohnalltag nichts mehr zu tun hatte. Genau genommen habe ich meine Frau nicht gehört, als sie ins Zimmer kam und anfing zu reden (brüllen), aber der Gesichtsausdruck sprach Bände und sagte: „Bist Du völlig bekloppt, hier so einen Lärm zu machen?“
Natürlich geht es mit der Giglio auch ganz leise sehr gut. Dann sollte aber die Umgebung auch ruhig sein, sonst verpasst man zu viel von den Feinheiten, die im großen Ganzen verpackt mit auf den Weg gebracht werden. Der oft beschworene musikalische Fluss findet auch hier seinen Ursprung aus einer Ruhe, die am ehesten vergleichbar ist mit dem Effekt, den große Plattenlaufwerke an sich haben. Sie lässt die Musik erst richtig durch und ist damit Basis für Lebendigkeit und zwingenden Rhythmus. Oft erwartete ich am Ende eines Stückes instinktiv den Applaus des Publikums, dem ich mich innerlich schon angeschlossen hatte um dann festzustellen, dass die Hörkonserve ja aus dem Studio kommt.
Gehört mit
| |
---|---|
Plattenspieler | Pro-Ject RPM-6.1 SB / SE, Yamaha MC 9 |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
PC | Fujitsu Siemens, Dual Core 1.60 GHz, 2 GB RAM |
Software | Foobar2000, JRiver 2.0 |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290 |
Wandler | Teac UD-501 S |
Verstärker | Unison Unico, Muse 20X |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Rosso Fiorentino Giglio
| |
---|---|
Wirkungsgrad | 88 dB (2,83 V/1 m) |
Scheinimpedanz | 8 Ohm |
Frequenzgang (-3dB) | 50 Hz – 30 KHz |
Abmessungen (HxBxT) | 42 x 24 x 29 cm |
Gewicht | 13 kg |
Paarpreis | 1800 Euro |
Preis Ständer Giglio | 650 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
| |
---|---|
Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.wodaudio.de |
Die Zeiten, in denen man sich nach reiflicher Überlegung und intensivem Hören für eine Hifi-Komponente entschieden, sie erworben, in die Kette integriert hat und danach einfach nur genießen konnte, sind vorbei. Heute sollte man sich auch regelmäßig um Updates kümmern – selbst bei einem Netz-Regenerator wie dem P5 Power Plant.
Nun gut, ich habe recht stark verallgemeinert. Die Einleitung trifft ganz gewiss nicht auf die Geräte aller Hersteller zu, wohl aber auf die von PS Audio. Ich kenne keine andere Firma, die so häufig neue Soft- und Firmware für ihre Produkte veröffentlicht wie Paul McGowans Team in Boulder. Daran, dass dies bei D/A-Wandlern so ist, habe ich mich schon gewöhnt und schaute dementsprechend auch beim lange Zeit genutzten Mytek immer mal wieder auf der Website der Digitalspezialisten nach. Aber auf die Idee, nach neuer Firmware für den P5 Power Plant zu suchen, wäre ich von allein wohl nicht gekommen. Bei dessen Test vor mehr als drei Jahren habe ich den Ethernet-Anschluss und den SD-Card-Schlitz noch als Spielerei abgetan. Als ich jetzt bei Jürgen Sachweh die PerfectWave Bridge II bestellte und ankündigte, dass der Kollege Roland Dietl diese im Zusammenhang mit dem neuen Yale-final-Betriebssystem des DirectStream DAC beschreiben würde, erzählte mir der Chef des deutschen PS-Audio-Vertriebes, dass bei einem Kunden neue Firmware für ein P3 Power Plant klanglich noch einmal einen deutlich hörbaren Vorteil gebracht habe – wohl ein dezenter Hinweis darauf, auch meinen P5 mal mit neuer Firmware zu versorgen.
Dass sich mein Netzgenerator noch immer im Auslieferungszustand befindet, liegt allein daran, dass ich bisher schlicht nicht auf die Idee gekommen bin, mal auf PS Audios Download Site (http://www.psaudio.com/support/downloads/) nachzusehen, ob es neue Firmware für den P5 gibt. Ganz unten auf der Seite findet man auch ein Video, dass die völlig unkomplizierte Update-Prozedur für Windows-Nutzer Schritt für Schritt beschreibt. Aber auch für jeden Mac-User, der in der Lage ist, auf dem Desktop heruntergeladene Dateien aus einem Ordner auf eine SD-Card zu ziehen, ist ein Update kein Hexenwerk. Danach braucht man die Karte nur noch korrekt auszuwerfen, dann auch physisch aus dem Computer zu ziehen und beim ausgeschalteten Power Plant in den entsprechenden Schlitz zu stecken. Nach der Betätigung des Netzschalters wird die neue Firmware automatisch geladen und nach einiger Zeit startet der P5 – oder auch der P10, für den dieselbe Firmware verwendet werden kann – wie üblich. Fertig.
Beim Test des P5 lief noch meine gesamte Kette bis auf das digitale Equipment, das über einen anderen Netzfilter mit einer eignen Wandsteckdose verbunden ist, über den PS Audio. Seitdem hat sich bei meiner Anlage aber so einiges geändert. So übernehmen inzwischen die mit KT 150 bestückten Ayon Epsilon statt der Brinkmann Monos die Verstärkung. Und die harmonieren nicht mit dem P5, vielleicht müsste es für die Röhrenboliden schon die Numero 10 sein. Aber jetzt höre ich erst einmal, ob die Firmware für den Netz-Regenerator wirklich etwas am Klang von Plattenspieler, Entzerrern und Vorstufe ändern kann.
Ich bin nach langen Jahren der Beschäftigung mit Hifi schon so einiges gewohnt, immer mal wieder haben vermeintliche Kleinigkeiten überraschende Wirkungen gehabt, aber mit so einer so eindeutigen und großen Verbesserung hatte ich einfach nicht gerechnet: Das Klangbild ist viel luftiger, die Abbildung großer und zum Greifen plastisch. Dynamisch tut sich mehr und auch die Feinauflösung hat ein gutes Stück zugenommen. Um eine solche Verbesserung durch Kabel zu erzielen, müsste man schon hoch im vierstelligen Preisbereich investieren. Was da passiert ist richtig großes Kino – und das ist nur halbwegs eine Metapher: Die Halle, in der Dick Schory und sein New Percussion Ensemble ihr Impuls-Feuerwerk abbrennen, erscheint nun deutlich höher. Die Bühne wirkt breiter und tiefer, und die Musiker sprühen nur so vor Spielfreude. Auch im Tiefbass-Bereich gibt’s nun noch etwas mehr Druck, die Instrumente kommen mir farbiger und strahlender vor. Aber vor allem hat die Darbietung nun noch mehr Drive. Ich bin fast versucht, einmal nachzumessen, ob sich der Teller des LaGrange noch immer mit derselben Geschwindigkeit dreht wie zuvor. Aber liefe er wirklich schneller, dann müsste es ja auch ein tonalen Verschiebung zum Hellen hin gegeben – anstatt mehr Druck im Tieftonbereich. Nein, das Kontrollieren der Geschwindigkeit kann ich mir wirklich sparen. Da genieße ich die Scheibe lieber im Breitbildformat bis zu Ende.
Gehört mit
| |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Thales Symplicity II |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | M2Tech Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
PS Audio P5 Power Plant
| |
---|---|
Stromlieferfähigkeit | 1200 Watt permanent, 1500 Watt kurzfristig |
Ausgangsnetzspannung | 200 – 280 Volt |
Ausgangsnetzfrequenz | 50 Hz |
Verzerrung (THD + N) | unter 0,5 % |
Eingangsspannung | 230 Volt |
Eingangsfrequenz | 50 Hz |
Leerlauf Stromverbrauch | < 20 Watt eingeschaltet (ohne angeschlossene Komponenten) |
Stromverbrauch | max. 800 Watt |
Maße (B/H/T) | 43/10/36 cm |
Gewicht | 24 kg |
Preis | 5000 Euro |
Vertrieb
HiFi2Die4
| |
---|---|
Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | +49 (0) 7175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Web | www.hifi2die4.de |
Wer sich mit Streaming im Allgemeinen und mit Musik in hochauflösenden Formaten im Besonderen beschäftigt, kommt um die Frage, wo die Dateien gespeichert werden sollen, nicht herum. Der übliche Weg ist, entweder die im PC oder Notebook eingebaute Festplatte oder ein Netzwerkspeichergerät, auf neudeutsch ein Network Attached Storage (NAS), zu verwenden
Ganz gleich ob Billig-NAS aus dem Elektromarkt um die Ecke oder teures High-End-Gerät: die grundlegenden Konzepte und Funktionen sind bei allen Netzwerkspeichern sehr ähnlich. Im Grunde handelt es sich um einen einfachen Computer, ja Sie haben richtig gelesen einen Computer! In den Geräten kommen oft Kombiprozessoren zum Einsatz, die CPU, SATA-, USB- und Ethernet-Controller in einem Chip vereinen. Als Betriebssystem wird meist ein vom Hersteller angepasstes Linux-System verwendet. Die Daten auf den Festplatten fasst das Betriebssystem zu einem oder mehreren logischen Laufwerken zusammen und die Benutzerverwaltung regelt, wer zugreifen darf. Daneben ist zur Musikwiedergabe eine Streaming-Server-Software erforderlich, die die Verwaltung der Musik-Dateien übernimmt und diese in bestimmten Formaten, wie FLAC oder AIFF, für den Streamer oder Player bereitstellt.
Über Ethernet werden die Daten in das lokale Netz (LAN) geliefert. Wenn das Ganze dann mit dem heimischen Netzwerk zusammengestöpselt wird, mit dem gleichzeitig eine Vielzahl weiterer Geräte, wie das heimische TV-Gerät, verbunden sind und über das zeitgleich im Netz gesurft wird und Filme geladen werden, braucht man sich nicht wundern, dass die Musikwiedergabe über die teuren High-End-Geräte klanglich nur bedingt den Erwartungen entspricht. Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich sehe, wie wenig Aufmerksamkeit der Quelle und dem Netzwerk geschenkt wird. Der Anspruch des hier zum Test stehenden Melco HA-N1A ist, nicht ein lediglich teurer Nachbau handelsüblicher NAS zu sein, sondern über die Funktion, Netzwerkspeicher bereitzustellen, weit hinaus zu gehen und sich von anderen Geräten dieser Art zu unterscheiden.
Das Hauptaugenmerk bei der Konzeption des N1A lag auf einfacher Bedienbarkeit und gutem Klang. Der N1A soll es seinem Benutzer ermöglichen, in die Streaming-Welt einzutauchen, ohne einen Computer einsetzen und gleichzeitig ein IT-Spezialist sein zu müssen. Hierzu gehören der einfache Import von Musik-Dateien, die leichte Erweiterbarkeit und eine unkomplizierte Datensicherung.
Auf technischer Seite hat dies zu interessanten Detail-Lösungen geführt. Auf der Rückseite befinden sich drei USB 3.0 Buchsen, bei der jede eine ganz spezielle Aufgabe übernimmt. Durch den Anschluss weiterer Festplatten an die mit „Expansion“ bezeichnete Buchse kann die interne Speicherkapazität von 4 TB unkompliziert und nahezu unbegrenzt erweitert werden. Eine Datensicherung wird einfach durch den Anschluss entsprechender Laufwerke an die mit „Backup“ bezeichnete Buchse ausgeführt. Ein weiterer USB-Anschluss ermöglicht, den N1A direkt mit einem USB-DAC zu verbinden, sofern der DAC Class 2 USB kompatibel ist. Für die technische Umsetzung der drei Anschlüsse wird ein eigener USB 3 Controller verwendet, der gleichzeitig zu einer gewissen Entkopplung der USB-Anschlüsse vom übrigen System beiträgt.
Die interessanten Lösungen setzen sich bei der Art und Weise fort, wie der N1A mit einem Netzwerk und einem Streamer verbunden wird. Statt der üblichen Ethernet-Buchse finden sich auf der Rückseite des N1A deren zwei, die über Filterelemente verfügen und von einer eigenen Spannungsregelung mit Strom versorgt werden. Über die mit „LAN“ bezeichneten Buchse wird der N1A mit dem Router verbunden, an der mit „Player“ bezeichneten Buchse wird der Streamer angeschlossen. Hierdurch soll der Streamer vom übrigen Netzwerk entkoppelt werden, wobei es sich technisch gesehen um eine im N1A integrierte Bridge handelt. Andere an das Netzwerk angeschlossene NAS-Geräte können deshalb weiterhin mit dem Streamer kommunizieren und ebenfalls von der Entkopplung des Streamers profitieren. Gleichzeitig kann die auf dem N1A gespeicherte Musik auch weiteren im Netzwerk befindlichen Systemen und Räumen zur Verfügung gestellt werden. Das stabile Gehäuse und das Netzteil sind ordentlich geerdet und geschirmt. Hinter der Kaltgeräte-Netzbuchse sorgt ein Netzfilter für saubere Verhältnisse. Über ein Relais ist eine Ausschaltverzögerung realisiert, die dafür sorgt, dass nach Betätigung des Netzschalters, das Betriebssystem und die Festplatten kontrolliert heruntergefahren werden.
Das Netzteil besteht aus einem kräftigen 60 W Schaltnetzteil und Spannungsregelungen auf der Hauptplatine. Im Übrigen arbeiten auch im N1A ein Kombiprozessor vom Typ Marvell Armada 370 in Verbindung zwei 2 TB Standard-Festplatten von Seagate und weitere handelsüblichen Komponenten, die sich auch in „normalen“ NAS-Geräten finden lassen. Als Betriebssystem kommen Linux und ein modifizierter Twonky Server7 als Medienverwaltungssoftware zum Einsatz. Wer einer gut bebilderten Anleitung folgenden kann, wird den N1A in kürzester Zeit ohne Schwierigkeiten zum Laufen bringen, auch wenn er kein Computer-Spezialist ist. Ist der N1A einmal installiert, kann er in ein übliches Rack gestellt und vergessen werden.
Ich habe den N1A mit meinem Audio-Netzwerk verbunden, an das auch der hervorragende Ayon S3 als Streamer angeschlossen war. Die Steuerung erfolgte über die App PlugPlayer auf einem iPad. Zunächst habe ich mich damit beschäftigt, einen Eindruck zu gewinnen, welchen Einfluss die beiden Ethernet Buchsen des N1A auf den Klang haben. Beim Anschluss des Ayon S3 über die im N1A eingebaute Bridge sind die Unterschiede im Vergleich zu einem direkten Anschluss im Netzwerk nicht dramatisch, aber hörbar. Für mich war die Musikwiedergabe über diese Art der Verbindung insgesamt einen Tick klarer und transparenter. Ich habe mich deshalb für den weiteren Hörtest dafür entschieden, den Ayon S3 am „Player“ Ausgang des N1A angeschlossen zu lassen.
Mit verschiedenen Musik-Dateien, die ich von meinem NAS auf den N1A kopiert habe, hat mich der N1A mit der Zeit immer mehr überzeugt. Am einfachsten lässt sich der Effekt des N1A in meiner Kette mit dem oft genannten Vergleich eines Vorhangs umschreiben, der vor der Wiedergabe aufgezogen wird.
Gleichgültig welches Genres, ob Rock, Jazz oder Klassik, unabhängig von der Bitrate: der N1A ändert den grundlegenden Klangcharakter der angeschlossenen Komponenten nicht, sondern bringt diesen mit dem gewissen Schuss Raffinesse auf ein neues, höheres Niveau. Für mich ist die glockenklare Transparenz der Wiedergabe ohne jegliche Schärfe in den Höhen das hervorstechende Merkmal. Im 1. Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Sergei Profiev mit dem Scottish Chamber Orchestra (Scottish Chamber Orchestra, Prokofiev: Symphony No. 1; Violin Concerto No. 2; Five Melodies for Solo Violin & Strings) wird dies besonders offensichtlich: Die Aufnahmetechnik hat das Orchester mit ihrer eher kammermusikalisch angelegten Interpretation mit präzisem Focus und großer Räumlichkeit perfekt eingefangen, aber insbesondere die Fagotte, die zu Beginn Seite an Seite mit den Streichern spielen, sind mit größerer Klarheit als gewohnt, zu hören. In Verbindung mit dem herausragenden Streamer Ayon S3 ist die Summe der Details, die offenlegt werden, mehr als erstaunlich.
Aber auch die klare und natürliche Wiedergabe von Stimmen beeindruckt mich bei jeder Aufnahme, die ich höre. So wird „And the Boy“ von Angus & Julia Stone (Angus & Julia Stone: Down the way) mit kraftvollem Bassfundament wiedergegeben, ohne die zerbrechlich wirkende Stimme von Julia Stone zu verdecken – ganz im Gegenteil: Die besondere Charakteristik dieser Stimme kommt voll zur Geltung. Ein ähnlicher Eindruck, aber noch intensiver, ergibt sich bei „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): knackige Bassläufe und eine Stimme, die glasklar im Raum steht.
Im praktischen Betrieb hat sich der N1A als äußerst zuverlässig und beeindruckend flexibel erwiesen. So habe ich zeitweise auch noch den PS Audio DirectStream DAC an den hinteren USB-Eingang angeschlossen. Mit Hilfe von PlugPlayer konnte ich dann zwischen der Wiedergabe über den Ayon S3 oder den DirectStream wählen und als NAS sowohl den N1A als auch meinen eigenen Server verwenden. Dies funktionierte in allen denkbaren Kombinationen. Immer war für mich deutlich zu hören, wann der N1A in der einen oder anderen Funktion Teil der Kette war. Was mir im Vergleich immer sofort aufgefallen ist, ist die kristallklare Reinheit der Wiedergabe über den N1A.
Es besteht für mich kein Zweifel: Auch im digitalen Streaming-Zeitalter beginnt das Klangergebnis an der Quelle. Sollten Sie geglaubt haben, alle Festplattenspeicher klingen gleich, dann wird Sie der N1A zum Nachdenken bringen. Der N1A ist ein Netzwerk-Gerät, dem es auf beeindruckende Weise gelingt, Klangqualität und Benutzerfreundlichkeit zu vereinen.
Gehört mit
| |
---|---|
NAS | Windows Home Server mit JRiver 19 |
Streamer | Ayon S3 |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul |
Herstellerangaben
Melco HA-N1A
| |
---|---|
LAN-Schnittstelle | IEEE 802.3ab (1000BASE-T) IEEE 802.3u (100BASE-TX) IEEE 802.3 (10BASE-T) |
LAN-Übertragungsgeschwindigkeit | 1000 Mbps Vollduplex (Auto-Negotiation) 100 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation) 10 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation) |
Anzahl der LAN-Anschlüsse | 2 Anschlüsse (unterstützt Auto-MDIX) |
LAN-Verbindungstyp | RJ-45 8-polig |
LAN-Protocol | TCP/IP |
LAN-Zugriffsmethode | CSMA/CD |
USB-Anschluss | 1 X USB 2.0-Anschluss (Serie A) 3 X USB 3.0-Anschluss (Serie 1), Rückseite |
Eingebaute Festplatte | Für die internen Festplatten verwendet HA-N1A Festplattenlaufwerke (Hard Disk Drives, HDD). Wenn eine Festplatte nicht korrekt funktioniert, wenden Sie sich für weitere Hilfe an den technischen Support von Buffalo |
Abmessungen (B/H/T) | 436/70/352 mm |
Gewicht | ca. 7 kg |
Stromversorgung | 100–240 VAC, 50/60 Hz |
Stromverbrauch (max.) | 60 W |
Betriebsumgebung | Temperatur: 5–35°C, Luftfeuchtigkeit: 20-80% (nicht kondensierend) |
Preis | 2000 Euro |
Vertrieb
G8 & friends GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Werner Möhring Ferdinand-Poggel-Str. 17 59065 Hamm |
Telefon | +49 5254 660188 |
info@g8friends.de | |
Web | www.g8friends.de |
„Electronic goes handmade“ nennt Pit Baumgartner das neue Gewand, in dem DePhazz' Songs im letzten Jahr im Berliner A-Trane zu hören waren. Ähnlich ungewohnt wie die neuen Versionen für die – dennoch begeisterten – Zuhörer war für die Combo das Aufnahmeequipment: Bandmaschinen statt Computer. Wir haben für Sie einen der analogen Tracks zum Download in DSD und 192/24 gewandelt.
Pit Baumgartner war von der Idee, eine LP für das Triple-A-Label aufzunehmen, sofort begeistert. Das sollte allerdings kein Aufguss von Wohlbekanntem sein, sondern sich auch musikalisch deutlich von bisherigem unterscheiden. Passend zum Aufnahmeort, dem fantastischen Berliner Club, entwickelte DePhazz jazzigere Arrangement. Besser als ich kann Ihnen aber Victoriah Szirmai, die auch Liner-Notes für das Album verfasste, die Band und das Projekt vorstellen:
Jahrtausendwende. Elegante elektro-akustische Klänge wabern aus den Boxen der In-Bars, über die Dancefloors der After-Work-Partys und nicht zuletzt durch die heimischen Wohnzimmer. Die Lounge-Welle hat uns fest im Griff. Ganz vorn mit dabei: das Heidelberger Musikerkollektiv DePhazz, das spätestens mit Veröffentlichung seines dritten Albums Death By Chocolate Kultstatus erreicht hat.
Fünfzehn Jahre und sieben weitere Longplayer später leistet die Combo um Mastermind Pit Baumgartner und Sängerin Pat Appleton einmal mehr Pionierarbeit. Unter der Devise „Mehr Jazz wagen“ unterzieht sie die Highlights ihres umfangreichen Repertoires, wie etwa „The Mambo Craze“, „Jeunesse Dorée“ oder das aus der Mon-Chéri-Werbung bekannte „No Jive“, am 29., 30. und 31. August 2014 im renommierten Berliner Jazzclub A-Trane einer gründlichen Revision und hüllt sie in ein neues, semi-akustisches Gewand. Zwar zeichnete sich DePhazz‘ Easy-Listening-Melange aus Soul, Latin und Elektronika schon immer durch eine hohe Jazzaffinität aus – sie als klassisches Jazzclub-Set zu hören, ist aber noch einmal etwas ganz anderes! Getrieben von der Fragestellung, wie die Songs mit Jazzbesetzung klingen würden, beauftragte man Pianist Ulf Kleinert mit den Neuarrangements. Der erwies sich als wahrer Meister der Reduktion, welcher es versteht, die Seele der Songs bloßzulegen. Die intime Atmosphäre des nur knapp einhundert Besucher fassenden Clubs trägt ihr Übriges zu dem Gefühl bei, DePhazz ganz pur zu erleben – ein Treffen also von Soundschraubern und Groove-Handwerkern in der Garage Pompeuse.
Das Ergebnis, das Baumgartner als „elektronisch goes handmade“ bezeichnet, überzeugt selbst jene Skeptiker, die nicht gedacht hätten, dass DePhazz im Jazzclub funktioniert. Auch für die Musiker selbst ist das erst einmal eine Herausforderung. Sängerin Pat Appleton gibt zu Protokoll: „Es ist neu für mich, mich ganz ohne Elektronik und Videotechnik wieder nur dem Singen hinzugeben. Es hat mir auch Angst gemacht, weil ich mich in den letzten Jahren immer mehr hinter der Fassade des Gesamtkunstwerkes DePhazz versteckt und mich gewissermaßen als Teil der der Ausstattung gesehen habe. Plötzlich musste ich mich wieder auf jeden Song ganz neu einlassen.“ Und das gelingt ihr mit Bravour. So ist Garage Pompeuse nicht zuletzt ein Dokument des Schrittes vom Projekt zur Band – und zwar einer Band, die den Zauber des Moments zu zelebrieren weiß: Bei den A-Trane-Sessions werden Baumgartner an der Live-Elektronik und eine in jeder Hinsicht strahlende Pat Appleton am Mikrofon von Frank Spaniol an Baritonsaxophon und Bassklarinette, Matti Klein an Rhodes und Wurlitzer, Markus Bodenseh am Bass und Oli Rubow am Schlagzeug unterstützt. Die Lust auf das neue Material kann man dem hochkarätigen Jazz-Quartett, das durch seine überbordende Spielfreude glänzt, in jedem Moment anhören. So entspannt und doch auf den Punkt hat man DePhazz noch nie gehört! Garage Pompeuse führt die Band zurück zu jenen Wurzeln, die es bei ihr so noch nie gegeben hat.
Um dieses besondere Hörerlebnis mit einem größeren Publikum teilen zu können, wurden die drei Nächte im A-Trane von Tonmeister Dirk Sommer mitgeschnitten, der sich als ehemaliger Chefredakteur des Periodiukms Image HiFi und heutiger Betreiber des Online-Magazins Hifistatement einen Ruf als „Klang-Sommelier“ erarbeitet hat. Aktuell zeichnet Sommer für die Reissues des legendären MPS-Labels verantwortlich. Nun endlich liegt auch sein Live-Mitschnitt von DePhazz‘ Garage Pompeuse-Sessions auf limitierten Vinyl im Triple-A-Format vor, wobei Triple A für konsequent analoges Arbeiten – analoge Aufnahme, analoge Mischung und analoges Mastering – steht. Damit haben DePhazz wieder einmal die Trend-Nase vorn, denn Vintage-Aufnahmetechniken erfreuen sich längst nicht mehr nur in der kleinen Gemeinde eingefleischter Fans audiophiler Langspielplatten höchster Beliebtheit, sondern erleben im Zuge des Vinyl-Revivals – im Gegensatz zu den kränkelnden Umsätzen aus CD-Verkäufen und enttäuschenden Ergebnissen des Streamings – eine allgemeine Renaissance.
Und das zu Recht. Das Knistern! Die Coverkunst! Und überhaupt die Haptik! Das Ritual des Aus-der-Hülle-Holens, Mit-dem-Anti-Statik-Tuch-Abwischens, Auf-den-Teller-Legens! Allein das Vinylformat versteht es, diesen drei Abenden gerecht zu werden, an denen eine Lounge-Band das Experiment wagt, sich den kritischen Ohren eines Jazzpublikums zu stellen. Dass dies nun gelingen konnte, verwundert nicht weiter, denn schließlich tragen DePhazz den Jazz ja seit jeher im Namen, steht das Akronym doch für „DestinationPhutureJazz“. Mit Garage Pompeuse haben sie ihr Ziel endlich erreicht.
Victoriah Szirmai
Kleiner Tipp: Verzichten Sie lieber auf die Behandlung mit dem Anti-Statik-Tuch und das Knistern. Doch ernsthaft: Mir gefällt der Sound der Scheibe abgesehen von der großartigen Pat Appleton vor allem wegen des speziellen Kontrabass-Klangs. Markus Bodenseh verwendet für seine Hundehütte ein Ampeg-SVT-Röhren-Top samt 6x10“-Box. Da musste ich ihm einfach zwei Mikros und Kanäle sowie den entsprechenden Platz im Mix zubilligen. Da DePhazz natürlich nicht auf alle Effekte und die typischen elektronischen Spielereien verzichtete, waren schließlich 16 Kanäle live auf die zwei Spuren der beiden im überlappenden Betrieb laufenden Studer A 810 zu verteilen. Ob dies gelungen ist, beurteilen Sie am besten selbst. Dafür habe ich „Trashbox“ einmal mit dem Ayre QA-9 in ein File mit 192/24 gewandelt und dann mit dem Weiss Sample Rate Converter auch noch einmal ins CD-Format heruntergerechnet.
Zur DSD-Erstellung lief das Signal zur Pegelanpassung durch einen aktiven Neumann-Fader, der von einem Funk-Netzteil mit sauberer Energie versorgt wird. Danach ging es in den professionellen dCS 904. Dessen Datenstrom schrieb dann der Tascam DA-3000 als Files auf eine Compact Flash Card. Dabei synchronisierte eine dCS 990 Master Clock den A/D-Wandler und den Teac. Die Daten der Compact Flash Card wurden dann im Computer ausgelesen und auf unseren Server hochgeladen. Übrigens habe ich nicht die Session-Tapes digitalisiert, sondern das Master-Tape für die LP-Herstellung, dem Christoph Stickel und ich den Aufnahmen im CSM-Mastering-Studio noch den letzten klanglichen Feinschliff verpassten.
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
Wie auch die CanJam in Essen beweist, die in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet, haben sich Kopfhörer und dafür entwickelte Verstärker zu einem prosperierenden Marktsegment entwickelt. Wenn sich der Konstrukteur eines solchen auch noch auf die Studio-Legende Rupert Neve beruft, kann ich das Gerät einfach nicht links liegen lassen: Das ist beim Auralic Taurus MKII der Fall.
Hinzu kommt noch, dass ich meinen recht neuen Audeze LCD-X bisher erst an einem Verstärker, dem hervorragenden Bryston BHA-1, in der symmetrischen Anschluss-Variante hören konnte und mich diese Betriebsart völlig überzeugte. Womit ich angedeutet hätte, dass auch der Auralic über die vierpolige XLR-Buchse verfügt. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit: Auch wenn der Kopfhörer an diese Buchse angeschlossen ist, kann er unsymmetrisch betrieben werden. Ein Druck auf die „OUTPUT“-Taste erlaubt während der Wiedergabe die Wahl der Betriebsart. Entscheidet man sich für balanced oder symmetrisch werden allerdings die unsymmetrischen Ausgänge – das sind die 6,3-Millimeter-Kopfhörer-Klinkenbuchse und die Cinch-Vorverstärkerausgänge – stumm geschaltet. Man kann also, ohne die Anschluss-Kabel des Audeze zu tauschen, mit nur einem Knopfdruck die beiden Betriebsarten vergleichen.
Doch bevor ich Ihnen weitere Ausstattungsmerkmale des Taurus MKII vorstelle, möchte ich noch einmal kurz auf Rupert Neve zurückkommen, den englischen Elektronik-Ingenieur, der sich vor allem durch seine – heute würde man wohl sagen: High End – Mischpulte einen Namen in der Studioszene gemacht hat. Ähnliche Wertschätzung wie seine Kreationen genießen allenfalls noch die von Harrison oder SSL. Xuanqian Wang, einer der Gründer von Auralic und ausgebildeter Elektronik- und Aufnahmeingenieur, verrät auf der Website, dass er sich bei Entwicklung von Auralics ORFEO Class-A-Ausgangsmodul vom Schaltungsdesign von Rupert Neves in den 70-ern gebauten, handverdrahteten Mischpulten der 8078 Baureihe hat inspirieren lassen. In diesem Modul verwende er eine Menge von kleinen Signalkomponenten im Bereich ihrer linearsten Kennlinie. Dank eines thermischen Kopplungsverfahrens und der im Class-A-Betrieb arbeitenden Transistoren produziere ORFEO selbst beim Open-Loop-Betrieb weniger als 0,001% Verzerrungen.
Auralic legt Wert auf eine sehr saubere Stromversorgung und hat für seine Bemühungen den Begriff „Purer Power™ Solution“ geprägt. Noch bevor der Netzstrom zum in Kooperation mit Plitron gefertigten Transformator gelangt, durchläuft er ein sogenanntes „Auralic Power purification module“, in dem Gleichstromanteile und Störungen aus der Netzfrequenz herausgefiltert werden. Nach dem Trafo, den eine hohe Effektivität, ein geringer Innenwiderstand und eine niedrige Vibrationsanfälligkeit auszeichnen sollen, geht es in eine Filterstufe mit hoher Sieb-Kapazität und dann zu mehrstufigen, rauscharmen Reglern mit geringem Innenwiderstand. Xuanqian Wang zieht diese Lösung einer Batteriespeisung vor, da diese ihren Innenwiderstand je nach Ladungszustand ändere und konstant elektrochemisches Rauschen produziere. Um Einstreuungen zu vermeiden, hat Auralic ein eigenes Gehäusematerial namen AFN402™ entwickelt. Die spezielle Eisenlegierung mit Zusätzen von Nickel, Silicon und seltenen Metallen soll die Elektronik im Audiobereich um den Faktor drei und bei Frequenzen darüber bis um den Faktor zehn besser gegen elektromagnetische Interferenzen isolieren als herkömmliches Gehäusematerial und zudem Resonanzen entgegenwirken. Demselben Zweck dienen die ebenfalls von Auralic entwickelten Alire™ Resonance Damper, Platten, für die mehrere Schichten aus Materialen verschiedener Resonanzfrequenz verpresst werden und die im Inneren des Gehäuses verklebt werden.
Der Taurus MKII besitzt je einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Ein- und Ausgang und kann daher auch als minimalistische Vorstufe eingesetzt werden. Einen Schalter für die Wahl zwischen Vorstufen- oder Kopfhörerbetrieb oder die Möglichkeit, an den Ausgangsbuchsen einfach nur das durchgeschleiftes Eingangssignal zu erhalten wie beim in Sachen Ausstattung vorbildlichen Phonitor 2 gibt es beim Auralic leider nicht. Aber letztlich geht es ja nicht um einzelne Features, sondern um den Klang.
Der Taurus MKII bezieht sein Signal vom M2Tech Young DSD, der vom van-der-Graaf-Netzteil mit Energie versorgt wird. Nach einer mehrtägigen Einspielphase beginne ich mit dem unsymmetrisch verkabelten Audeze EL-8 Closed Back und Wolfgang Puschnig und Steve Swallows wunderbarer Version von „In A Sentimental Mood“ vom Quinton-Album Grey: Die innere Ruhe und Entspanntheit der Interpretation, die Schönheit der Klangbildung von akustischer, aber dennoch verstärkter Bassgitarre und Saxophon, die Intimität der Aufnahme auf der einen und der Kopfhörerwiedergabe auf der anderen Seite bringen mich der Musik so nahe, dass ich einfach nur genieße, Ihnen diese Scheibe ganz nachdrücklich ans Herz lege und mir zum Vergleichen weniger Anrührendes suche. Für den jetzt nötigen Drive sorgen Van Morrison und John Lee Hooker mit ihrer Cover-Version von Gloria auf Too Long in Exile: Den beiden erfahrenen Bühnen-Profis gelingt es ganz hervorragend, den alten wohlbekannten Song enorm spannend zu gestalten. Hookers Beginn zu sparsamer, verhaltener Begleitung, dann Morrisons Einsatz, der die Spannungskurve anzieht, und die auf dem Weg zum beinahe explosiven Refrain nach und nach hinzukommenden Instrumente erzeugen eine Dynamik, die einen zwingt, den Lautstärkeregler ein gutes Stück nach links zu drehen, wenn man den Song im Pegel ein wenig zu heftig angegangen hat. Der Auralic bietet schon im unsymmetrischen Betrieb eine Intensität, die selbst oft gehörte Songs zum Erlebnis werden lassen. Auch über den Bryston BHA-1 entfaltet der Spannungsbogen seine Wirkung, allerdings nicht mit ganz derselben Stärke wie beim Taurus, was an der einen Tick unterschiedlichen Tonalität liegen dürfte: Der Auralic ist einen Hauch heller timbriert als der Bryston, der dennoch mindesten ebensoviele Details präsentiert wie der Taurus.
Die beiden Verstärker spielen auf demselben hohen Niveau und die Unterschiede zwischen Ihnen sind deutlich geringer, als der Versuch, sie zu beschreiben, vermuten lässt. Wo ich gerade bei Van Morrison bin, ziehe ich auch noch seine Interpretation eines meiner Lieblingssong, „St. James Infimary“ vom Album What's Wrong With This Picture?, in die Amarra-Playlist. Der Bryston wirkt auch hier eine minimale Spur dunkler, aber dennoch genauso offen und feinzeichnend wie der Auralic, der Van Morrisons Vortrag mit einer Prise zusätzlicher Dramatik würzt. Für's erste hat der Bryston jetzt Pause, da ich erst einmal herausfinden muss, ob der Auralic den symmetrisch verkabelten Audeze LCD-X im symmetrischen oder unsymmetrischen Betrieb besser im Griff hat. Dazu habe ich einen recht basslastigen Track ausgesucht: Jonas Helborgs „Wounded Knee“ von der CD The Silent Life. Da bedarf es keines mehrmaligen Hin- und Herschaltens um zu erkennen, in welcher Betriebsart der Taurus die Bewegungen der großen Folien des LCD-X besser kontrolliert. Die symmetrisch arbeitenden ORFEO-Module sorgen so eindeutig für mehr Offenheit und einen präziseren Tieftonbereich und damit subjektiv auch für mehr Schnelligkeit, dass die Frage „Symmetrisch oder nicht?“ ein für alle Mal geklärt ist.
Bevor ich mich weiteren Vergleichen widme, genieße ich noch einmal „In A Sentimental Mood“, das zum Dahinschmelzen schöne Duet von Steve Swallows Bass und Wolfgang Puschnigs Saxophon. Das kommt über den symmetrisch ansteuerten LCD-X noch souveräner, lockerer und emotional ansprechender rüber. Allein das intensivere Knarzen des Basses sorgt zumindest bei einem Tiefton-Fan wie mir für noch mehr Genuss. Nein, auch jetzt werde ich diesen großartigen Song nicht zum Vergleichen missbrauchen. Dafür nehme ich lieber einen in letzter Zeit seltener benutzten Test-Klassiker: „Davy The Baby“ von Marty Krystalls Album Seeing Unknown Colors. Wie viele, wahrscheinlich unkomprimierte Aufnahmen mit viel Luft nach oben für kurze Impulse kommt der Song recht leise daher und auch nicht ganz so brillant wie ich ihn von der Wiedergabe über Lautsprecher in Erinnerung habe. In den Frequenzbereichen darunter überzeugt die Einspielung aber durch ungefilterte Dynamik und schöne, realistische Klangfarben – vom letzten Glanz der Becken einmal abgesehen. Daran ändert erwartungsgemäß auch der Wechsel auf den Bryston nichts. Die beiden Verstärker machen es einem nun wirklich nicht leicht: Sie weisen im symmetrischen Betrieb so gut wie keine Unterschiede auf. Mal erscheint der eine minimal mehr Drive zu entwickeln, mal der andere. Da entscheiden ein, zwei Grad mehr oder weniger beim Dreh am Lautstärkeregler. Und leider kann ich die Lautstärke der Kopfhörerwiedergabe nicht exakt messen. Da komme ich mit dem üblichen A/B-Vergleich nicht weiter. Nach längerem Hören der beiden Kopfhörerverstärker stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass der Bryston die Instrumente mit ein ganz klein wenig mehr Luft umgibt, der Auralic minimal spielfreudiger und dramatischer zur Sache geht. Da entscheiden Geschmacksfragen, hier geht es nicht um Qualitätsunterschiede.
Statt weiter vermeintliche Unterschiede aufzuspüren, genieße ich mit der stimmigen Audeze-Auralic-Kombination lieber einige länger nicht gehörte Song wie Michael Nymans „Miranda“ aus dem Soundtrack zu Prospero's Books: eine spannende Melange aus fröhlicher Klassik, leicht verzerrten Sounds, harmonischem Gesang, immer abwechslungsreich, vielschichtig und überraschend. Taurus und LCD-X differenzieren die einzelnen Klangebenen ganz vorzüglich und lassen auch die hektischeren Phasen nie ins Nervöse kippen. Bei der akzentuierten Rhythmik kann man sich gegen das Mitwippen der Füße einfach nicht wehren. Die Spielfreude des Duos sorgt dafür, dass neben den intellektuellen auch die sinnlichen Aspekte des Songs nicht zu kurz kommen.
Eine der schönsten Duo-Aufnahmen überhaupt haben schon vor einigen Jahren Charlie Haden und Pat Metheny eingespielt. Auf Beyond The Missoury Skies wurden Gitarre und Bass aber reichlich fett eingefangen, was über meine Lautsprechern grade noch angenehm ist, beim in diesem Frequenzbereich aber gewiss nicht zurückhaltenden Audeze zuviel des Guten sein könnte: Bei Charlie Hadens Komposition „Waltz for Ruth“ ist es das aber dank der straffen Kontrolle des Auralic erfreulicherweise nicht. So kann man als Hifi-Fans in Details wie Griffgeräuschen schwelgen, sich an der Dynamik des Saitenanschlag erfreuen und sich von der wohligen Wärme des Tieftonbereichs umspülen lassen – oder als Musikfreund die Melodien und die solistischen Fähigkeiten Methenys und Hadens genießen. Da vermisse ich meine Lautsprecher nun wirklich nicht.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | M2Tech Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörerverstärker | SPL Phonitor 2 |
Kopfhörer | Audeze LCD-X und EL-8 closed back |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Nordost Walhalla, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Auralic Taurus MKII
| |
---|---|
Frequenzgang | 3Hz - 300KHz, ± 3dB 20Hz - 20KHz, ± 0.1dB |
Klirrfaktor | < 0.002%, 20Hz - 20KHz at rated output |
Dynamikumfang | 130dB, 20Hz-20KHz, A-gewichtet |
Übersprechen | -80dB bei 1kHz |
Ausgangsleistung | 4500 mW an 32Ω (Standard-Betriebsart) 1200 mW an 120Ω (Standar-Betriebsart) 500 mW an 300Ω (Standard-Betriebsart) 250 mW an 600Ω (Standard-Betriebsart) 1200 mW an 32Ω (symmetrischer Betrieb) 4500 mW an 120Ω (symmetrischer Betrieb) 2000 mW an 300Ω (symmetrischer Betrieb) 1000 mW an 600Ω (symmetrischer Betrieb) |
Eingänge | Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (Cinch) Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (XLR) |
Kopfhörerausgänge | 6,35mm Stereo Klinkenbuchse (STD only) 4-polige XLR Buchse (AKG K1000 Pinbelegung) |
Vorverstärkerausgänge | 1 x Cinch (unsymmetrisch), 1 x XLR (symmetrisch) |
Leistungsaufnahme | 50W max. |
Maße (B/T/H) | 33/23/6,5cm |
Gewicht | 5,3kg |
Preis | 1800 Euro |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Ich bleibe unserem Sommer-Thema Kopfhörer treu und stelle Ihnen – von unseren kostenlosen Downloads einmal abgesehen – das bisher günstigste Produkt vor, das es in Hifistatement zu einem eigenen Bericht gebracht hat: ein Programm, das Musikdateien für den Genuss über Kopfhörer optimiert.
Es soll einige – wenige? – glückliche Menschen geben, die die übliche Einschränkung bei der Verwendung von Kopfhörern nicht kennen. Die brauchen gar nicht erst weiterzulesen, denn sie leiden nicht unter der sogenannten In-Kopf-Lokalisation, also dem Eindruck, dass Instrumente und Stimmen quasi auf einer Linie zwischen den Ohren angeordnet sind, wenn die Musik aus den Wandlern eines Kopfhörers direkt auf ihre Ohren trifft. Einige Hersteller versuchen, das Problem abzuschwächen, indem sie die Treiber in einem recht großen Gehäuse soweit wie möglich nach vorne rücken und schräg zum Kopf anwinkeln. Das mag zwar ein wenig Linderung bringen, ist letztlich aber keine überzeugende Lösung. Bei der Lokalisation einer Schallquells im Raum spielen nicht nur die Zeitdifferenz beim Eintreffen eines Signals in den beiden Ohren eine Rolle, sondern auch die durch die Ohrmuscheln und den Oberkörper verursachten tonalen Beeinflussungen des Signals. Andernfalls könnt man ja nicht zwischen einen Signal vor und hinter einem unterscheiden, wenn die Laufzeitunterschied zwischen rechtem und linkem Ohr in beiden Fällen gleich wären.
Kein Wunder also, dass sich die Wiedergabe über Kopfhörer von der über Lautsprecher in einem Raum deutlich unterscheidet. Das Phänomen und ist schon seit langem bekannt und auch wissenschaftlich untersucht. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen ist die Head-Related Transfer Function (HRTF), was man mit kopfbezogene Übertragungsfunktion oder auch Außenohrübertragungsfunktion übersetzen kann. Das ist logischerweise nicht einfach eine konstante Frequenzgangbeeinflussung durch Ohrmuschel, Kopf und Oberkörper, sondern eine, die vom Winkel der Schallquelle zum Hörer abhängig ist. Außerdem ist die HRTF individuell sehr verschieden, so dass der gemittelte Wert recht weit vom eigenen Hörempfinden entfernt sein kann. Aber es gibt ja – fast – nichts, was sich mit Digitaltechnik nicht richten ließe: Den radikalsten Ansatz verfolgt der Symth Research Realiser 8, ein kleines Kästchen, das den Frequenzgang und die Laufzeiten von Eingangssignalen so verändern soll, dass man die Lautsprecher im dem Raum zu hören glaubt, in dem der Realiser eingemessen wurde. Dazu werden Miniaturmikrofone in den Gehörgang gesetzt und Testsignale einmal über die Lautsprecher und ein zweites Mal über den Kopfhörer abgespielt und aufgenommen. Aus den Unterschieden errechnet der Realiser die notwendige Frequenzgang- und Laufzeitänderungen. Ein erster Versuch lieferte zwar ein tonal absolut stimmiges Abbild meines Hörraums, eine ausgeprägte Vorne-Ortung konnte ich aber nicht erreichen. Ich werde mit Sicherheit einen zweiten Versuch machen, auch wenn der Realizer für acht(!) Kanäle ausgelegt ist und um die 3000 Euro kostet und sich damit wohl eher an dezidierte Kopfhörerfans oder professionelle Nutzer wendet.
Einen um Klassen besseren Kopfhörerverstärker als den im Realizer eingebauten kombiniert SPL in seinem Phonitor 2 mit einer Matrix, die auf rein analogem Wege das Übersprechen zwischen den beiden Lautsprechern im Raum und ihre Anwinkelung zum Hörer auf moderate Weise ins Klangbild einfließen lässt. Hier geht es nicht um Simulation eines gegebenen Hörraums, sondern vorrangig um die Verminderung der Im-Kopf-Lokalisaton mit Annäherungen an die Abhörsituation im Raum. Beinahe dieselbe Technik bei Verzicht auf einige – leider durchaus angenehme – Features bietet SPLs Phonitor Mini zum deutlich günstigeren Preis.
Preislich unschlagbar aber dürfte die Lösung sein, die XiVero anbietet: Die HPEX oder Headphone Experience Software modifiziert Musik-Daten so, dass die Im-Kopf-Lokalisation stark abgeschwächt wird. Das kann auf zwei Arten passieren: Einmal, indem man die Songs in die Programm-eigene Playlist lädt und über den Computer respektive den angeschlossenen Wandler abspielt. Zum anderen können die Musik-Dateien aus der Playlist auch dem HPEX-Prozess unterzogen werden und dann abgespeichert werden. In diesem Fall erhält das neue File den Namenszusatz „[XX% - XX%]“, wobei die erste Zahl den Prozentsatz der Tiefe der imaginären Bühne, der zweite den ihrer Breite für die Umrechnung beschreibt. Wie breit und tief die Darstellung nach der Umrechnung erscheinen soll, kann im Programm ganz nach individuellem Geschmack eingestellt werden. HPEX akzeptiert Dateien in den Formaten .waf, .aiff, .FLAC, .ALAC und .MP3. Ganz nach Wunsch werden die für die Kopfhörerwiedergabe aufbereiteten Dateien in den Formaten .waf, .aiff oder .FLAC ausgegeben, wobei bei letzterem auch der Grad der Kompression gewählt werden kann.
Da anders als beim Realizer keine Messung der individuellen Head Related Transfer Function des Hörers mit in den Prozesses einfließt, ähnelt die Arbeitsweise des HPEX eher der des Phonitor 2 respektive Mini. Stephan Hotto, der Entwickler der Software, beschreibt ihre Eigenschaften wie folgt:
Da ich in den letzten Wochen – zumindest gefühlt – mehr Zeit unter Kopfhörern verbracht habe als im letzten Jahr, habe ich natürlich gleich ein paar Songs in das Kopfhörer-optimierte Format konvertiert und dann vom Rechner über den Hugo oder M2Tech plus Bryston BHA-1 gehört: Bei Gianluigi Trovesis „Herbcap“ vom Album Dedalo über den Audeze EL-8 C klingen die Instrumente in der Orignalversion extrem klar und direkt, alles spielt sich auf einer Ebene, ja einer Line ab. In der HPEX-Variante, scheinen die Instrumente im und den Kopf zu schweben, die Abbildung wirkt dadurch minimal diffuser, ein wenig verrundet, lädt dadurch aber auch zu längeren ermüdungsfreien Hören ein. Wenn es nicht um die Beurteilung der Qualität einer Aufnahme, sondern um Musikgenuss ist die Wahl einfach: Mit HPEX macht mir die Kopfhörerwiedergabe einfach mehr Spaß. Das ist auch bei Paul Kuhns „Griff“ so. Der Songs ist übrigens nie in digitaler Form veröffentlicht, er findet sich allerdings in verschiedenen Versionen in unserer Klangbibliothek. In der Originalversion wirkt er zwar minimal klarer und sogar einen einen Hauch lauter, dank HPEX scheint die Musik aber entspannter zu fließen, ohne an Spannung einzubüßen. Tonale Ungereimtheiten konnte ich in den beiden bearbeiteten Songs nicht entdecken.
Weiter geht’s mit dem symmetrisch angeschlossenen Audeze LCD-X und der „Improviation Patrice Heral“ vom Album Le Concert des Parfums: Auch hier kommen die Instrumente bei der HPEX-Version minimal weniger scharf fokussiert rüber, dafür wirkt der Nachhall in den kahlen Klostermauern ein gutes Stück realistischer. Der Anfang von Keith Jarretts Köln Concert macht klar, dass bei der Konvertierung in die Kopfhörer-kompatiblere Version auch feinste Details nicht verloren gehen. Tonal gibt es an dieser kritischen Aufnahme ebenfalls nicht das geringste auszusetzen. Der Saal scheint ein dank HPEX wenig freier zu atmen. Auch hier sorgt das Processing für minimal mehr Hörgenuss.
Aber probieren Sie dieses kleine Programm doch einfach selbst aus. Unter https://www.xivero.com/hpex/ können Sie es kostenlos herunterladen und von Ihren Lieblingssongs Test.Files von einer Minute Länge erzeugen.
PS: Eine iOS-Version für iPhone und iPad befindet sich in der Entwicklung und wird in Kürze erhältlich sein. Dann brauchen Sie ihre Songs nicht erst vor der Überspielen in den Speicher auf dem heimischen Computer zu konvertieren, sondern kommen direkt beim Abspielen in den Genuss dieses kleinen, aber wirkungsvollen akustischen Helfers.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | MacBook Pro 2,2 GHz, 16GB, OS X Yosemite 10.10.4 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Pure Music 2.0.2 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Chord Hugo |
Kopfhörerverstärker | Bryston BHA-1, Auralic Taurus MKII, HD-Klassik Headphone Optimizer, SPL Phonitor 2 |
Kopfhörer | Audeze LCD-X, EL-8 c |
Kabel | Sunwire Reference, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio , Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
XiVero HPEX Software
| |
---|---|
• Die Software funktioniert für Windows und Mac OSX • Als Eingangsformat wird WAV, AIFF, FLAC, ALAC und MP3 unterstützt • Als Ausgangsformat werden WAV, AIFF und FLAC Dateien erstellt • Bei der AIFF- und FLAC-Konvertierung bleiben die Meta-Daten erhalten • Eine iOS (iPhone und iPad) Version befindet sich soeben in der Entwicklung |
|
Preis | 9 Euro |
Hersteller
XiVero GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Schiessstraße 43 D-40549 Düsseldorf |
Telefon | +49 1578 6796782 |
info@xivero.com | |
Web | www.xivero.com |
Audio Exklusiv erweitert sein Programm um drei Verstärker, die das bisherige Angebot preislich nach unten abrunden. Neben einer Vorstufe und einer Endstufe gibt es in der neuen Eco Linie den Vollverstärker E 12 für 2000 Euro. Wie viel Musik ist bei diesem Audio-Exklusiv-Neuling inklusive?
Schon auf der diesjährigen HighEnd waren die Neuen zu sehen, die sich auf den ersten Blick durch auffällig gestaltete Bedienungselemente von den etablierten Komponenten der Audio Exklusiv Classic Line abheben. Ebenso mutig wie erfreulich, finde ich es, wenn jemand neue Wege bei der Gestaltung von Bedienelementen zu gehen wagt, zumal hier die Haptik zwar zuerst etwas ungewohnt, letztlich jedoch recht angenehm ist. Wie für Audio Exklusiv typisch wurde die neue Eco Line in Deutschland entwickelt. Es wird auch alles hierzulande gefertigt. Darauf legt Firmeninhaber Andreas Schönberg Wert. Er beschrieb uns im Mai in München seine Neulinge als konzeptionell sehr dicht an die Classic Linie angelehnt. So finden sich auch in der Eco Line ein minimalistisches Layout und wenige Kabelverbindungen. Die Classic Line diente bei der Entwicklung als Referenz, weil es erklärtes Ziel war, dem Klang des aufwändigen Röhren/Transistor Konzeptes so nahe wie möglich zu kommen. Die Schaltung der Eco Line Verstärker ist auf Transistoren aufgebaut. Röhren, wie sie zum Hybrid-Design der Classic Line gehören, finden sich hier nicht. Schon auf der Highend war Andreas Schönberg stolz auf das Ergebnis seines Entwickler-Teams. Die drei Neulinge sind konstruktiv im Grunde gleich. So ist die Endstufe E 1 identisch mit der in unserem E 12 Vollverstärker. Logischerweise besitzt der E 12 ein Paar Cinch-Ausgänge, welche vom Lautstärke-Potentiometer geregelt sind. An diese kann eine E 1 Endstufe angeschlossen werden, um den E 12 für den Bi-Amping Betrieb zu erweitern. Dieser Ausgang ist, etwas irritierend, mit Woofer bezeichnet. Gefiltert ist an dieser Stelle aber nichts, der Ausgang gibt das gesamte Frequenzspektrum wieder, das laut Hersteller von 5 Hertz bis 100 Kilohertz reicht. Das ist ein viel versprechender Übertragungsbereich, der auf die klanglichen Qualitäten neugierig macht.
Die Frontplatte unseres Test-Verstärkers besteht ein Zentimeter starkem Acryl und nicht aus Granit, Schiefer oder Marmor, wie wir es von den teureren Audio Exklusiv Geräten kennen. Edel sieht der E 12 dennoch aus; aber hier wurde einiges eingespart – ohne Belang für den Klang. Beim Auspacken des E 12 fällt sofort das hohe Gewicht auf. Dies resultiert vor allem aus dem kräftigen Ringkern-Transformator mit großzügig dimensionierten 500 Watt. Aber auch das solide, resonanzarme Gehäuse, wie es so bei vielen Herstellern in dieser Preisklasse nicht zu finden ist, trägt dazu bei. Insgesamt macht der E 12 einen gediegenen Eindruck. Der zentrale Ein/Aus-Schalter unter dem gravierten Firmenlogo leuchtet bei Betrieb in dezentem Weiß. Der linke Drehschalter dient der vierfachen Eingangswahl, der rechte der Lautstärkeregulierung. Durch das mittige Loch-Feld in der akustisch gedämmten Gehäuse-Oberseite sieht man im Betriebszustand eine blaue LED leuchten. Nach Ausschalten des Verstärkers erlischt die noch lange nicht und indiziert so die beachtliche Kapazität der Stromversorgung.
Die vier Cinch-Eingangspaare auf der Rückseite sind alle Hochpegel-Eingänge. An den Phono-Digital beschrifteten Aux 2- Eingang lässt sich auf Wunsch eine weitere Platine in den E 12 implantieren. Dies kann eine Phono-MM/MC-Platine sein, die aus dem Phono-Vorverstärker P 0.2 stammt, den ich im Juli 2012 testete und die mir damals sehr gut gefiel. Zudem wird in naher Zukunft ein Digital-Analog-Wandler-Modul mit USB- und SPDIF-Eingängen erhältlich sein. Die beiden Aux-2 Buchsen werden dann als zwei koaxiale SPDIF-Eingänge genutzt. Eine auf der Rückseite aufgesetzte Abdeckung verschließt bei meinem Testexemplar den Schacht für eine dieser Platinen. Bei der DAC-Platine befinden sich dann dort der USB-Eingang, bei der Phono-Platine die Dip-Schalter zur Anpassung des Tonabnehmers. Da sich aus Gründen der Abschirmung nur eine Platine im E 12 integrieren lässt, muss man das andere Teil dann als separates Gerät erwerben, was dann wegen des zusätzlichen Netzteils wenig teurer sein wird. Also auch den D/A-Wandler wird es separat geben, voraussichtlich im Herbst, wie aus Reichelsheim zu vernehmen ist. Sehr interessieren würde mich, welche Auswirkungen das Tuning Set namens S-Paket hat. Dies ermöglicht an diversen Stellen im Gerät Veränderungen, die die Klangqualität noch einmal nach oben hieven sollen. Was ich mir gönnen würde, wäre die optionale Fernbedienung, die mein Testexemplar nicht hatte. Dann wird das jetzige ALPS Poti gegen ein motorisch unterstütztes ausgetauscht und über ein Infrarotsignal gesteuert. So war mir bei meinem Testgerät das Aufstehen aus dem bequemen Hörsessel zur Feinjustierung des Hörpegels dann oftmals doch etwas viel Sport. Aber anders ist der Einstiegspreis von 2000 Euro bei so viel sichtbarem und gewichtigem Gegenwert wohl nicht zu halten.
Vor allem musikalisch macht der E 12 auf Anhieb einen prima Eindruck. Schon ohne große Aufwärmzeit liefert er ein stimmiges, tendenziell warmes Klangbild. Dabei fehlen im Hoch- oder Obertonbereich keineswegs Glanz und Offenheit. Besonders schön, dass der E 12 diese musikalische Stimmigkeit an meinen Quadral Platinum M 50 Lautsprechern mit 90 dB Wirkungsgrad auch schon bei leisesten Pegeln beweist. Mehrfach ertappte ich mich, wie ich das eine oder andere Musikstück leiser hörte als über meine etatmäßige große Anlage. Andererseits hatte der E 12 keinerlei Probleme, große Pegel in meinem nicht gerade kleinen Musikzimmer zu generieren. Etwas eigene Körper-Wärme entwickelt der E 12 schon. Dies ist dem recht breiten Classe-A-Bereich geschuldet und wird von mir deshalb gern akzeptiert. Stromstabil sei er auf jeden Fall bis mindestens zwei Ohm, so Andreas Schönberg. Meine üblichen Teststücke von Vinyl, CD oder vom Rechner reproduzierte er allesamt überzeugend. Dabei war er spielend in der Lage, einerseits den Streichern bei Vivaldis Le Quattro Stagioni (Philips, Iona Brown, Academy of St.Martin-in-the-Fields) den erhofften seidigen Schmelz zu verleihen wie andererseits Jimi Hendrix' Gitarre ihren schneidenden Biss bei The Jimi Hendrix Concerts (CBS 88592 von 1982). Die sonst über meine Anlage etwas harsch klingende CD Bella Donna von Stevie Nicks interpretierte der E 12 überraschend wenig nervig.
Nach Tagen des Hörens erschien mir der Neue als Tausendsassa, der mit jedem Material wunderbar zurechtkommt. Ihm haftet eine gewisse Seidigkeit im Klangbild an, die ihn stets angenehm klingen lässt. Umso überraschender ist seine Fähigkeit, es bei Bedarf auch brachial krachen zu lassen. Die Wiedergabe des E 12 fußt nicht auf derselben tiefen Schwärze, die ich von meinem großen Set für den zig-fachen Preis gewöhnt bin, aber ihm gelingt die Bühnen-Darstellung in jedem Fall glaubwürdig und vor allem frei von jeglicher Bindung an die Lautsprecher. Nun ist so ein Ergebnis nicht nur das einer einzelnen Komponente, sondern das der gesamten Audio-Kette. Um meinen schon beinahe bedenklich positiven Eindruck zu verifizieren, bat ich meinen kollegialen Freund Jörg Schimmel, den E 12 in seine Anlage integrieren zu dürfen. Jörg Schimmel benutzt den gleichen Tonabnehmer von Audio Technica wie ich, wenn auch in einem deutlich besseren Tonarm, nämlich dem magnetisch gelagerten von Musical Life auf einem Laufwerk aus demselben Hause. Als Phonostufe hören wir beide die Koru von Plinius. Sein kompakter Myro Rebell Lautsprecher wird üblicherweise von einer aus China direkt importierten DA-Wandler-Vorstufe von Audio-GD und einer uralten NAD PE 2200 Endstufe betrieben, verbunden mit Inakustik LS 1202 Kabenl. Diese Kette ist ungeheuer stimmig und klingt wahnsinnig detailgenau, ohne es dabei Körperhaftigkeit vermissen zu lassen, auch wenn sie im unteren Frequenzsegment etwas schlank daherkommt.
Der E 12 ersetzte also den Audio-GD und den NAD. Und siehe da, Jörg Schimmel war beeindruckt, auch wenn er ansonsten stets das berüchtigte Haar in der Suppe sucht. Genau wie mir gefiel ihm das homogene, wirklichkeitsnahe Klangbild. „Für das Geld ein richtig guter Verstärker“ äußerte er sich anerkennend. Auch in dieser Kette zeigte der E 12 seine bestechende Musikalität und seinen klangfarbenstarken Charakter, ähnlich wie in meinem Set. Man muss schon tief ins Portemonnaie langen, um hörbar mehr zu bekommen. So kostet beispielsweise der P 12 Vollverstärker aus Audio Exklusivs Classic Line stet etwa das Doppelte.
Wieder zuhause angekommen, fand ich die beiden unlängst bestellten LPs der Alabama Shakes in der Post. Die Gruppe, obwohl dreifach Grammy ausgezeichnet und viel gelobt, war mir erst wenige Tage zuvor beim TV Zappen begegnet. Alabama Shakes sind eine Blues-Rock-Band um die phänomenale Sängerin und Gitarristin Brittany Howard mit erfrischend abwechslungsreichen Arrangements. Das im April erschienene zweite Werk der Band Sound & Color ist ein dreiseitig bespieltes Doppel-Album und auch unter audiophilen Aspekten sehr interessant. Mastering-Genie Bob Ludwig hatte hier Ohren und Finger im Spiel. Was ich sagen will: Die zwei LPs waren Motivation, den Audio Exklusiv E 12 zuhause sofort wieder an meine Quadral Lautsprecher anzuschließen. Eine gute Endscheidung, denn ich hatte einen tollen Abend mit den Alabama Shakes und ein paar Gläsern Rotwein – wenn´s so klingt, ist alles gut.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | Apple MacMini mit Yosemite 10.10.3 , Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus 2.0.11 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus |
Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Lautsprecher | Quadral Platinum M 50 |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Audio Exklusiv E 12
| |
---|---|
Ausgangsleistung | 2 x 140 / 85 Watt (Sinus, 4/8 Ohm) |
Frequenzgang | 5 Hz – 100 kHz (-3 dB) |
Klirr | 0,23 / 0,11 % (10 W, 4/8 Ohm) |
Geräuschspannungsabstand | 101 dB |
Fremdspannungsabstand | 93,5 dB |
Stromaufnahme | 77 W (Leerlauf) |
Abmessungen (B/H/T) | 450/108/380 mm incl. Bedienelemente und Lautsprecherterminals |
Gewicht | 12,9 kg |
Preis | ab 2000 Euro |
Aufpreise | für schwarz eloxierte Bedienelemente 60 Euro für diePhono-Karte P 0.2 550 Euro für das Tuning-Set S-Paket 400 Euro für die Fernbedienung, inkl. Motor-Potentiometer 209 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
|
|
---|---|
Anschrift | Andreas Schönberg Sudetenstrasse 11 63691 Ranstadt |
Telefon | +49 6041 9624217 |
Fax | +49 6041 9624218 |
info@audioexklusiv.de | |
Web | www.audioexklusiv.de |
Vertrieb
AVITECH
|
|
---|---|
Anschrift | Czerningasse 16 A-1010 Wien Österreich |
Telefon | +43 1 21478701 |
Fax | +43 1 21478700 |
office@avitech.at | |
Web | www.avitech.at |
Brystons kleinste Stereoendstufe 2B LP Pro ist bei Aufnahmen, die ich über Lautsprecher abmischen kann, seit Jahren die verlässliche Kraftquelle für meine Monitore. Da lag es nahe, den Balanced Headphone Amp für das Monitoring per Kopfhörer auszuprobieren. Seine vielfältigen Anschlussvarianten machen ihn aber auch für Musikgenuss auf höchstem Niveau im heimischen Umfeld interessant.
Seit ich stolzer Besitzer eines Audeze LCD-X bin, warte ich auf eine Gelegenheit, ihn auch mal in symmetrischer Betriebsart auszuprobieren. Mit dem Bryston BHA-1 ist das kein Problem, denn er bietet neben der üblichen 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse für den unsymmetrischen Betrieb sowohl eine vierpolige XLR-Buchse als auch zwei klassische dreipolige XLR-Buchsen für den dann kanalgetrennten symmetrischen Anschluss. Auch eingangsseitig erweist sich der BHA als recht flexibel: Es gibt einen symmetrischen XLR-Eingang und für unsymmetrische Quellen stehen ein Paar Cinch-Buchsen und ein 3,5-Millimeter-Eingang zur Verfügung, die mit einem kleinen Schalter auf der Frontseite angewählt werden können.
Ein Schalter gleicher Bauart erlaubt die Wahl zwischen zwei Verstärkungsfaktoren: 14 oder 20 Dezibel stehen zur Wahl. Dadurch wird gewährleistet, dass einerseits genug Reserven vorhanden sind, andererseits aber das Potentiometer in einem optimalen Bereich arbeitet. Der Lautstärkesteller stammt übrigens vom renommierten Hersteller ALPS. Auch einen Balance-Regler mit Mittenrastung hat Brystom dem BHA-1 spendiert. Auf der Rückseite findet sich neben den Eingängen auch noch ein symmetrischer Ausgang zum Anschluss von Aktivboxen oder Endstufen: Das Signal wird also nicht einfach durchgeschleift, sondern vom Bryston verstärkt und in der Lautstärke geregelt, was ihn auch zum Einsatz als puristische Vorstufe befähigt. Zwei Miniatur-Schraubklemmen für Drähtchen mit einer Triggerspannung zur Ferneinschalten des BHA-1 runden die Ausstattung ab.
Die Verstärkung übernehmen insgesamt sechs voll diskret aufgebaute Bryston Class-A-Operationsverstärker, von denen je einer als Eingangsstufe eines der beider Stereo-Kanäle dient. Je zwei weitere arbeiten als Brücken-Ausgangsstufe eines Kanals – vorausgesetzt, es wird ein symmetrischer Kopfhörer angeschlossen. Die – unsymmetrische – Klinkenbuchse wird nur von einem dieser speziellen Op-Amps pro Kanal versorgt. Auch wenn der BHA-1 mehrere Kopfhörer parallel treiben kann, deren Gesamtimpedanz 32 Ohm allerdings nicht unterschreiten sollte, darf ein unsymmetrisch verkabelter Kopfhörer daher keinesfalls über einen Adapter mit den symmetrischen Ausgängen verbunden werden. In diesen Fall sollte ein Y-Klinkenkabel zum Einsatz kommen. Aber das Musikhören über Kopfhörer ist ja eher ein individuelles Vergnügen. Den parallelen Einsatz mehrerer Schallwandler kann ich mir höchstens im Studio vorstellen und auch da wird jeder seine ganz eigenen Lautstärke-Vorlieben haben. Ich vermisse jedenfalls keinen zweiten oder gar dritten Klinken-Ausgang. Für mein Empfinden lässt der BHA-1 nur einen Wunsch offen: Er wäre noch flexibler einsetzbar, wenn man mittels eines Schalters wählen könnte, ob an den XLR-Ausgängen ein im Pegel geregeltes oder einfach das durchgeschleifte Eingangssignal anliegt.
Für den Test habe ich den Bryston über ein symmetrisches Kabel direkt mit den Ausgängen des M2Tech Young DSD verbunden. Da der Melco (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1582-melco-ha-n1a-teil-1), der den iMac als Datenlieferanten deutlich deklassierte, in der Kette des Kollegen Roland Dietl seine Qualitäten in Verbindung mit einem Streamer beweisen soll, blieb mir nichts anders übrig, als wieder den Computer samt Amarra und Co. als zu Zuspieler einzusetzen. Für einen ersten Vergleich zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Betriebsart des Audeze LCD-X wähle ich einen Songs aus Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life: Bis auf den allertiefsten Frequenzbereich sind die Unterschiede zwischen beiden Verstärkungsarten recht gering. Aber wenn es darum geht aufzuzeigen, wie sich die Basswellen im – imaginären? – Raum ausbreiten, sorgt der Brückenbetrieb der speziellen Bryston-Op-Amps für ein solideres Fundament mit deutlich mehr Informationen. Beim Musikgenuss über Lautsprecher würde ich dieses Frequenzspektrum als dasjenige bezeichnen, wo man Schall nicht nur hört, sondern auch fühlt. Hier bietet die symmetrische Betriebsart klare Vorteile. Bei Test von SPLs Phonitor 2 habe ich leider keine Jonas-Hellborg-Scheibe verwendet, was ich jetzt aber sofort nachhole. Obwohl der SPL nur den unsymmetrischen Anschluss erlaubt, bringt auch er die beinahe schon subsonischen Frequenzen rüber, allerdings wirkt die Wiedergabe im Vergleich zum Bryston minimal verhangen. Luftiger und räumlicher klingt es dann aber wieder, sobald ich die Lautsprechermatrix des Phonitor aktiviert habe. Trotzdem gefällt mir bei Hellborgs Tieftonschwelgerei der BHA-1 minimal besser.
Auch wenn statt eines einzelnen Instrumentes das London Symphony Orchestra unter Malcolm Arnold zu hören ist und die English Dances des Dirigenten aufführt, bringt die symmetrische Betriebsart gegenüber der bis vor einigen Jahren allgemein üblichen unsymmetrischen deutliche Vorteile: Die Instrumentengruppen lassen sich dann leichter räumlich differenzieren, die Aufnahmeumgebung wirkt weiträumiger und luftiger und Pauken und Kontrabässe erklingen mit mehr Kontur. Am Audeze zahlt sich die Investition in die Brückenendstufe des Bryston wirklich aus. Im unsymmetrischen Betrieb kann er sein klangliches Potential nicht völlig zu Geltung bringen. Zu meiner Überraschung ist das Klangbild beim Phonitor 2 ähnlich wie das Bryston bei symmetrischem Betrieb. Im Tieftonbereich erreicht der SPL allerdings nicht ganz die Präzision des BHA-1, woran auch die Aktivierung der Matrix-Schaltung nichts ändern kann. Deren Einsatz drängt sich bei Großorchestralem übrigens weit weniger auf als etwas Pop- respektive Rocksongs.
Bei Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ vom Album Down The Road setzt die Matrix-Schaltung der Wiedergabe über den Phonitor 2 das Sahnehäubchen auf. Dennoch muss ich zugeben, dass mich die von der Matrix-Schaltung größtenteils korrigierte, bei Kopfhörern ansonsten unvermeidliche Spreizung der Stereobasis um so weniger stört, je mehr Zeit ich unter einem der Audezes verbringe. Aber mehr noch als an diesem Gewöhnungseffekt dürfte es an der farbigeren, luftigeren und dadurch weiträumigeren Darstellung der imaginären Bühne des Bryston liegen, dass ich hier das Fehlen einer Matrix-Schaltung nicht vermisse. Im symmetrischen Betrieb verwöhnt der BHA-1 mit so viel Offenheit und faszinierender Feindynamik, dass ich auch Rockmusik uneingeschränkt genießen kann. Der Vollständigkeit halber höre ich Van Morrisons Song auch einmal mit der unsymmetrischen Verkabelung des Audeze LCD-X: Die Differenzierung nimmt ab, das Klangbild ist zwar weniger offen und weiträumig, „klebt“ aber dennoch eher an den Wandlern und wirkt unnatürlich weit gespreizt. Wer den Bryston mit einem unsymmetrisch verkabelten Kopfhörer betreibt, kommt bei weitem nicht in den Genuss seiner enormen klanglichen Fähigkeiten.
Statt den BHA-1 noch als extrem puristischen Vorverstärker zu testen – die meisten Heimanlagen dürften über mehr Quellen verfügen, als an den Bryston anzuschließen sind, ein Einsatz als Monitor-Kontroller im Studio ist da schon wahrscheinlicher –, habe ich einfach mit der Kombination aus Audeze und Bryston ein wenig Musik gehört und immer wieder gestaunt, wie treffsicher die beiden beispielsweise bei Keith Jarretts Köln Concert die schwierige Balance zwischen detailfreudiger Offenheit und tonaler Ausgewogenheit finden. Der Flügel ist hier nicht gerade ein Spitzen-Instrument und wurde auch nicht einschmeichelnd und sonor eingefangen. Aber BHA-1 und LCD-X gelingt es, eine Menge Publikumsgeräusche über die Wahrnehmungsschwelle zu hieven, ohne den Flügel unangenehm scheppern zu lassen. Gut, der Audeze, vermag in diesem tiefen Frequenzbereich minimal der Pfad der Tugend verlassen, aber nie zuvor habe ich so deutlich den Einsatz des Pedaldämpfers gehört. Ich könnte die Aufzählung neu entdeckter Details nahezu beliebig fortsetzen, da ich mit einer Kombination dieser Güte zuvor selten so viel Musik gehört habe. Das ist bei den momentan in meinem Arbeitszimmer herrschenden Temperaturen nämlich deutlich angenehmer, als die Röhrenverstärker einzuschalten.
Gehört mit
| |
---|---|
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | M2Tech Young DSD und Van der Graaf |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörerverstärker | SPL Phonitor 2 |
Kopfhörer | Audeze LCD-X und EL-8 closed back, PSB M4U, Ergo 2 |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Bryston BHA-1
| |
---|---|
Eingänge | 1 x XLR, 1 x Cinch, 1 x 3,5mm-Stereo-Mini-Klinke |
Kopfhörerausgänge | 1 x symmetrisch (XLR 4-polig Stereo), 1 x symmetrisch (3-polig je links und rechts) 1 x unsymmetrisch 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse |
Line-Ausgang | 1 x symmetrisch, XLR, Lautstärke geregelt |
Ferneinschaltung | Remote Trigger Input (5 bis12V AC/DC, 10mA) |
Ausgangsimpedanz | 2Ω für jeden Op-Amp-Treiber |
Ausgangsspannung, Klirr und Leistung | Hi – 10,9V bei 0,001%, 200 mW an 600Ω Lo – 5,45V bei 0,001%, 50 mW an 600Ω Lo – 2,50V bei 0,001%, 10 mW an 600Ω Lo – 788mV bei 0,001%, 1 mW an 600Ω Hi – 10,8V bei 0,001%, 390 mW an 300Ω Lo – 5,40V bei 0,001%, 50 mW an 300Ω Lo – 1,79V bei 0,001%, 10 mW an 300Ω Lo – 583mV bei 0,001%, 1 mW an 300Ω Hi – 10,4V bei 0,002%, 1,35W an 80Ω Lo – 5,20V bei 0,001%, 383mW an 80Ω Lo – 887mV bei 0,001%, 10mW an 80Ω Lo – 345mV bei 0,003%, 1mW an 80Ω Hi – 9,65V bei 0,150%, 2,9W an 32Ω Lo – 4,,84V bei 0,002%, 732mW an 32Ω Lo – 578mV bei 0,001%, 10mW an 32Ω Lo -–185m V bei 0,005%, 1mW an 32Ω Lo – 4,00V bei 0,001%, 500mW an 32Ω |
Optionen | silberne oder schwarze Frontplatte, 43 oder 48 Zentimeter breite Frontplatte, Rackmontagewinkel, Verriegelungen für die XLR-Anschlüsse |
Ausstattungsmerkmale | symmetrische Ausgänge, symmetrische Doppel-Mono-Schaltung, Balance-Regler, sechs voll diskrete Bryston Class-A-Operationsverstärker, 14 oder 20dB Verstärkung, 10kΩ Eingangswiderstand, hochwertiges Noble Stereopotentiometer (lasergetrimmt), goldplattierte Eingangs- und Ausgangsbuchsen, Fähigkeit, mehrere Kopfhörer zu treiben |
Abmessungen (B/H/T) | 433/70/311mm (43cm Frontplatte) 483/70/311mm (48cm Frontplatte) |
Gewicht | 5,3 kg |
Preis | 1750 Euro |
Vertrieb
AVITECH
|
|
---|---|
Anschrift | Czerningasse 16 A-1010 Wien Österreich |
Telefon | +43 1 21478701 |
Fax | +43 1 21478700 |
office@avitech.at | |
Web | www.avitech.at |
Vertrieb
Dali GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Berliner Ring 89 64625 Bensheim |
Telefon | +49 6251 9448077 |
kontakt@dali.dk office@maschlanka.de |
|
Web | www.dali-speakers.com |