Freitag, 11 September 2015 02:00

Portento Audio Incanto For Audeze

So musste es ja kommen: Nach edlen Kopfhörern und speziell dafür entwickelten Verstärkern zu Summen, die nicht Hifi-affine Menschen vielleicht gerade einmal für Fernseher und Musikanlage zusammen zu investieren bereit sind, wurden vor einiger Zeit auch hochwertige Kabel in diesem Bereich zum Thema. Eines davon ist das Incanto von Portento Audio.

Wie mir Carsten Hicking, Mitinhaber des audionext-Vertriebes und dadurch mit dem aktuellen Kopfhörer-Boom bestens vertraut, erzählte, sind auch einige Kopfhörer-Fans gegenüber den üblichen Hifi-Exzessen nicht immun: Da darf die gerade angesagte High-End-Strippe schon mal teurer sein als der ganze Kopfhörer. Aber es soll ja beim heimischem Hobby durchaus auch hin und wieder vorgekommen sein, dass der Gesamtpreis für die Verkabelung den der Gerätschaften überstieg. Zumindest Besitzer von Audeze-Schallwandlern laufen mit den Portento-Kabeln nicht Gefahr, die Verhältnismäßigkeit aus den Augen zu verlieren: Egal ob mit vierpoligem Neutrik- oder 6,3-Millimeter-Klinkenstecker von Furutech konfektioniert kosten zweieinhalb Meter Incanto 300 Euro. Da das andere Ende mit Mini-XLRs von Neutrik bestückt ist, passen die Kabel lediglich zu den größeren LCD-Modellen von Audeze und nicht zur neuen, deutlich erschwinglicheren EL-8-Serie, die ja mit einfacheren Steckverbindungen ausgestattet ist. Damit ist – wie gesagt – ein preisliches Missverhältnis zwischen Kopfhörer und Incanto schon mal ausgeschlossen, obwohl ich nach über 20 Jahren High End auch ein Kabel für 300 Euro für einen Schallwandler zum Preis von 850 Euro nicht unvernünftig fände, wenn es denn klanglich noch einmal einen enormen Fortschritt bringt.

Portento Audio bietet für Audezes LCD-Collection Kabel mit Klinken- und vierpoligem XLR-Stecker an
Portento Audio bietet für Audezes LCD-Collection Kabel mit Klinken- und vierpoligem XLR-Stecker an

Die Leiter des Portento sollen aus Kupfer und Silber bestehen, und die Stelle, bis zu der die Kabel gemeinsam geführt werden, bevor sie für die rechte und linke Ohrmuschel getrennt werden, wird von einem gedrehten Stück Aluminium verstärkt. Sehr praktisch sind die laut Produktinformation Laser-gravierten Kanalbezeichnungen auf den Mini-XLRs, die im Gegensatz zu den kleinen, nur in grellem Licht zu identifizierenden schwarz in schwarz herausgearbeiteten Buchstaben beim Original-Kabel gut zu erkennen sind. Material und Verarbeitung des Incanto machen einen sehr guten Eindruck. Kein Wunder, denn der italienischen Hersteller Portento Audio nimmt für sich in Anspruch, für seine handgefertigten Kabel nur sorgfältig ausgesuchte Materialien höchster Qualität zu verbauen. Dies geschehe, um den musikalischen Inhalten zu dienen und eine zu Herzen gehende, grundsolide und dennoch aufregende Wiedergabe zu bieten. Portento hat Lautsprecher-, NF-, Netz- und USB-Kabel im Angebot. Ein Netzfilter und ein Stromverteiler runden das Lieferprogramm ab, das seit kurzen eben auch individuell gefertigte Kabel für verschiedene Kopfhörer von Audeze, Sennheiser und AKG umfasst.

Für die Verbindung mit den Ohrmuscheln rechts und links verwendet Portento „Neutrik REAN RT4FC-B mini XLR 4 pin“-Stecker
Für die Verbindung mit den Ohrmuscheln rechts und links verwendet Portento „Neutrik REAN RT4FC-B mini XLR 4 pin“-Stecker

Um mich nicht auf eine Anschlussart festzulegen, schickte Audionext zwei Incantos, eines mit dem üblichen Klinkenstecker und ein zweites mit einem vierpoligen XLR-Stecker für den symmetrischen Betrieb. Für den Test lieferte der Melco-Audio-Player die digitalen Signale an den superben Chord Hugo TT, dessen symmetrische Ausgänge mit dem Bryston BHA-1 Kopfhörerverstärker verbunden waren. Zuerst hörte ich den LCD-X mit den unsymmetrischen Incantos: Es betreibt keinerlei Effekthascherei. Wer also auch einen Dr Dre Beats in seiner Sammlung hat, sollte vom Incanto lieber die Finger lassen. Denn es offenbart seine Fähigkeiten nicht beim ersten schnellen Umstöpseln. Ich habe die Kabel beim Köln Concert zwei Mal gewechselt, bis ich mir sicher war, dass das Portento das musikalische Geschehen vor einem schwärzeren Hintergrund präsentiert, vor dem feindynamische Nuancen dann deutlicher hervortreten. Tonal bewegt es sich eher auf der etwas dunkleren Seite, was langes Hören angenehmer macht. Dagegen wirken die Audeze-Kabel ein ganz klein wenig scharf, wie mit künstlich aufgesetzten Glanzlichtern versehen und minimal weniger feinzeichnend.

Den Klinkenstecker bezieht die italienische Kabelmanufaktur von Furutech, den XLR-Stecker für den symmetrischen Betrieb von Neutrik
Den Klinkenstecker bezieht die italienische Kabelmanufaktur von Furutech, den XLR-Stecker für den symmetrischen Betrieb von Neutrik


Da sich die Kopfhörerausgänge des Hugo TT beim Test als sehr gut erwiesen haben, verbinde ich den LCD-X auch noch einmal damit und wähle von der Festplatte den „Ritt der Walküren“ aus Acousence' Wagner-Album Der Symphonische Ring mit den Duisburger Philharmonikern in 24/192: Am Chord bestätigen sich die am Bryston gewonnenen Eindrücke. Trotz seines etwas helleren Timbres vermittelt das Audeze-Kabel nicht dieselbe hohe Informationsdichte wie das Portento. Letztere wirkt auch tonal ausgeglichener und stimmiger und hat in puncto Feindynamik ebenfalls leichte Vorteile. Hört man erst das Original-Kabel und dann das Incanto, könnte man die Unterschiede für nicht sehr groß halten. Genießt man einen Song aber zuerst über das Incanto und wechselt dann zum Original-Kabel, wirkt letzteres wie tonal minimal aus der Balance geraten.

Doch zurück zum Bryston, mit dem der Audeze diesmal über den symmetrischen Ausgang verbunden ist: Hier sind die tonalen Unterschiede zwischen den Kabeln etwas geringer, dafür macht sich die bessere Differenzierung des Incanto nun noch deutlicher bemerkbar. Auch wenn ich mit der räumlichen Darstellung von Kopfhörern so meine Probleme habe: Über das Portento klingen die Instrumente dreidimensionaler und einfach griffiger. Auch in dieser Betriebsart möchte ich keinesfalls zum Original-Kabel zurückwechseln. Das war bei Gianluigi Trovesis „Herbcap“ – einer feinen ECM-Aufnahme – so und ist auch bei Tom Waits rauhem und eckigen „Goin' Out West“ nicht anders. Um diesen Song wirklich genießen zu können, braucht man schon eine gewisse Lautstärke. Wenn ich die beim Incanto eingestellte habe und dann das Kabel tausche, muss ich den Pegel reduzieren. Über das Audeze-Kabel wirkt Wiedergabe weniger erdig und kippt leicht ins Nervöse. Nein, mehr Spaß macht – nicht nur – dieser dreckige Sound einfach mit dem Portento Incanto!

Hier die Mini-XLRs des Original-Kabels und die des Incanto im Vergleich: einmal mit fast nicht erkennbarer Kanalkennzeichnung, einmal mit gut leserlichem „L“ und „R“
Hier die Mini-XLRs des Original-Kabels und die des Incanto im Vergleich: einmal mit fast nicht erkennbarer Kanalkennzeichnung, einmal mit gut leserlichem „L“ und „R“

STATEMENT

Dass hochwertige Kabel auch bei Kopfhörern für mehr Genuss sorgen (können), werden Hifi-Kenner vorausgesetzt haben. Portento Audio bietet mit dem Incanto eine aus besten Komponenten aufgebaute Lösung, die preislich durchaus im Rahmen bleibt und dem Audeze zu noch besseren klanglichen Leistungen verhilft. Nicht erst, wenn das serienmäßige Kabel ersetzt werden muss, ist das Portento Audio Incanto für den Magnetostaten die richtige Wahl.
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.5
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
NAS Melco HA-N1A
D/A-Wandler Chord Hugo TT, M2TECH Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Kopfhörer Audeze LDC-X
Kopfhörerverstärker Bryston BHA-1
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Diamond
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Artesania Audio Exoteryc,
Herstellerangaben
Portento Audio Incanto
Kabellänge 2,5 m
Preis 300 Euro

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

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Montag, 07 September 2015 02:00

QuadFest 2015

Im September treffen sich wieder Musikfreunde aus ganz Europa in der Eifel. Genau am 19./20. September findet in der Eifel das QuadFest 2015 in den Räumen der QUAD Musikwiedergabe in Gering statt.

Besucher erleben die klassischen QUAD Elektrostaten, angetrieben durch ebenfalls in der Eifel hergestellte Elektronik. Wie bereits mit den Elektrostaten ist es der QUAD Musikwiedergabe gelungen einer alten Verstärkerschaltung zu neuem Leben zu verhelfen. Analogfreunde können sich auf eine Auswahl perfekt restaurierter Garrard Laufwerke freuen. Wer auch ohne große Elektrostaten Musik auf natürlichste Weise genießen möchte, sollte sich unbedingt einmal den Jecklin Float QA anhören. Float QA bedeutet intime Musikwiedergabe ohne die Nachteile üblicher Kopfhörer. Neben Musikvorführungen, erleben die Besucher einen Vortrag von Jürg Jecklin zum Thema Konzertsaal. Und weil auch die Akustik des Wohnraumes über die Qualität der Musikwiedergabe entscheidet, bekommen Sie am QuadFest wichtige Tips und können sich von einem wirklichen Fachmann zu diesem Thema beraten lassen. Interessenten bringen einfach eine Skizze Ihres Hörraums mit zum QuadFest.

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QuadFest am 19./20. September bei QUAD Musikwiedergabe in der Eifel:

  • Musikvorführungen
  • klassische QUAD Elektrostaten
  • Jecklin Float QA Kopfhörer
  • Garrard Analoglaufwerke
  • neue Elektronik
  • Vortrag zum Thema „Konzertsaal“
  • Raumakustik zuhause und wie man die leicht verbessern kann

Wenn Sie uns Ihren Besuch im Vorfeld kurz ankündigen, erleichtert uns das die Vorbereitung. Wenn Sie das QuadFest als Anlass für einen Wochenendurlaub in der Eifel nutzen möchten, helfen wir gerne bei der Zimmersuche. Natürlich freuen wir uns ebenso über Spontanbesucher. Für weitere Informationen und Anmeldungen:

Informationen
Quad Musikwiedergabe GmbH
Anschrift Brunnenstrasse 57
56751 Gering
Telefon +49 2654 987977
E-Mail quad-gmbh@t-online.de
Web www.quad-musik.com 

Weitere Informationen

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Montag, 07 September 2015 02:00

Chord Hugo TT

Der Chord Hugo war für mich vor fast anderthalb Jahren die digitale Entdeckung überhaupt: Er wirkte wie ein zeitgeistiges, mobiles Gadget, beinhaltete aber Technik vom Feinsten. Statt eines Chipsatzes von der Stange übernehmen zwei Field Programmable Gate Arrays Wandlung und Filterung. Jetzt gibt es die Heimversion

Ein dezenter Hinweis darauf, dass im schmucken, handlichen Gehäuse des Hugo keine Allerweltstechnik stecken könnte, ist sein Preis. Das Aluminiumkistchen steht immerhin mit knapp 1800 Euro in der Preisliste. Allerdings korreliert der Preis leider nicht immer mit der gebotenen Qualität. Beim Hugo aber ist das Preis/Klang-Verhältnis hervorragend: Er kann sich selbst mit stationären Wandlern seiner Preisklasse locker messen. Und eine entsprechende A/D-Wandlung vorausgesetzt braucht er selbst den Vergleich mit Analogem nicht zu scheuen: Als ich einem Freund und Analogfan bei einem Besuch eine selbst aufgenommene und produzierte LP mitbrachte und er sie sofort auflegte, bat ich ihn kurz darauf um ein Cinch-Kabel, über das ich den Hugo mit seiner Kette verband. Die Daten – ein DSD-File, das vom selben Mastertape erstellt wurde wie die LP – bekam dieser aus einem iPhone, auf dem Onkyos HF Player lief: Die klanglichen Unterschiede waren überraschend gering. Dass der Hugo bisher keinen festen Platz in meiner Kette erobert hat, sondern fast ausschließlich unterwegs brilliert, liegt vor allem daran, dass er bevorzugt aus Akkus gespeist wird, was für den mobilen Einsatz ja auch sinnvoll ist, und keine XLR-Ausgänge besitzt.

Bei der Metallbearbeitung scheut Chord schon fast traditionell weder Kosten und Mühen. Das Gehäuse des TT wurden aus dem Vollen gefräst
Bei der Metallbearbeitung scheut Chord schon fast traditionell weder Kosten und Mühen. Das Gehäuse des TT wurden aus dem Vollen gefräst

Das ist beim Hugo TT anders: Chord spendierte ihm eine vollsymmetrische Ausgangsstufe mit XLR-Buchsen. Die Namensergänzung TT ist übrigens die Abkürzung für „Table Top“, was suggeriert, dass dieser Hugo seinen Platz auf dem (Schreib-)tisch in der Nähe des Computers findet. Für ein wenig Computer-Hifi während der Arbeit ist er aber viel zu schade. Noch einmal kurz zur Stromversorgung: Auch der TT wird von Akkus gespeist, die hier die doppelte Kapazität wie beim mobilen Hugo besitzen, und auch mit demselben Steckernetzteil wie dieser ausgeliefert. Zusätzlich integrierte Chord im TT einen Energiespeicher mit 10.000.000µF bei 1,2 Volt. Die sogenannten „Supercapacitors“ sind elektrochemische Kondensatoren, die die Lücke zwischen Akkus und Kondensatoren schließen, wobei ihre Kapazitätswerte pro Bauelement etwa 10000-fach höher sind als die von Elektrolytkondensatoren. Die Leistungsdichte der Ihnen vielleicht eher aus dem Kers-System in der Formel 1 bekannten Energiespeicher liegt etwa um den Faktor 10 bis 100 über der von Akkus. Nicht zuletzt dadurch ist die Stromversorgung des TT auch dann sehr gut vom Netz entkoppelt, wenn man ihn wie in der Bedienungsanleitung empfohlen beständig mit dem Steckernetzteil verbunden lässt. Beim Hugo TT sollen die Superkondensatoren die Lebensdauer der Akkus verlängern und die Dynamik der Wiedergabe verbessern.

Das alphanumerische Display zeigt den Eingang und die Intensität des Crossfeeds an
Das alphanumerische Display zeigt den Eingang und die Intensität des Crossfeeds an

Seit nun mehr über 20 Jahren verlässt sich Chord bei der Wandlung digitaler Signale zurück in Musik nicht länger auf die Chipsätze einschlägiger Hersteller, sondern programmiert Field Programmable Gate Array oder kurz FPGAs, die dann die Wandlung übernehmen. Bei einem Besuch in Gröbenzell wies Chord-Chef John Franks noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass Entwickler von Wandler-Chips nach der Fertigstellung ihres Produktes seine klanglichen Eigenschaften nicht mehr verändern könnten. Dafür sei der Produktionsaufwand einfach viel zu groß. Wenn aber Chords Digital-Spezialist Rob Watts meint, den Klang hier und da noch minimal verbessern zu können, ändert er die Rechenvorschriften für den FPGA und kann sich schon kurz darauf anhören, ob die vermeintliche Verbesserung auch wirklich dem Klang zugute kommt. Solch klangliches Feintuning ist bei fertigen Chipsätzen einfach nicht möglich.

Die Buchsen für Kopfhörer mit 6,3- respektive 3,5-Millimeter-Steckern
Die Buchsen für Kopfhörer mit 6,3- respektive 3,5-Millimeter-Steckern


Ohne hier zu tief in die Materie einsteigen zu wollen – dazu ist ein Treffen mit Rob Watts bei der Auslieferung seiner neusten Kreation, dem „großen“ Chord-Wandler Dave, fest verabredet –, möchte ich versuchen, Ihnen kurz zu erklären, warum Rob Watt ungeduldig auf jede neue, leistungsfähigere Generation von FPGAs wartet: Es sei seit langem bekannt, dass das menschliche Ohr und das Gehirn in der Lage seien, Phasen- und Klangunterschiede zwischen den Ohren im Bereich von Mikrosekunden zu differenzieren, um hochfrequente Töne zu lokalisieren. Wenn Transienten bis hinunter zu Mikrosekunden erkannt werden könnten, müsste folglich auch ein ideales Aufnahme/Wiedergabe-System in der Lage sein, bis in den Mikrosekundenbereich hinunter aufzulösen. Man bräuchte also eine Abtastrate von einem Megahertz. Dem entspreche ein „1.000.000 tap length filter“, das mit den momentan erhältlichen FPGAs aber nicht realisierbar sei, Bisher besäßen Filter in den kommerziell angebotenen Chips gerade einmal 256 taps. Der Hugo TT mit seinen beiden extrem leistungsstarken Spartan 6 FPGAs bringe es hingegen schon auf 26.000 taps und der noch in diesem Jahr erhältliche Dave auf ein Vielfaches davon. Mehr dazu – wie gesagt – nach dem Gespräch mit Rob Watt. Natürlich sind intelligent programmierte FPGAs in D/A-Wandlers ein Fortschritt gegenüber Wandlern von der Stange, zu einem möglichst perfekten Aufnahme/Wiedergabe-System fehlt aber auch dann noch ein im Zeitbereich ebenso fein auflösender Analog/Digital-Wandler. John Franks wollte es nicht ausschließen, dass Rob Watts in naher Zukunft auch auf diesem Gebiet seine Expertise einbringen wird. Ich bin gespannt!

Der leuchtende Lautstärkeregler oben und die farbigen LEDs informieren über den eingestellten Pegel, gewählten den Eingang, die Akkuladung und die Intensität des Crossfeeds
Der leuchtende Lautstärkeregler oben und die farbigen LEDs informieren über den eingestellten Pegel, gewählten den Eingang, die Akkuladung und die Intensität des Crossfeeds

Der Hugo TT bietet mit seinen XLR-Ausgängen nicht nur auf analoger Seite mehr Anschlussvielfalt: Bei den USB-Eingängen ist man nicht länger auf Kabel mit Micro-B-Stecker angewiesen. Die Standard- und der HD-USB-Eingang sind nun mit der üblichen Typ-B-Buchse ausgestattet, was für mich bedeutet, dass ich auch extrem hochwertige Kabel wie das Audioquest Diamond verwenden kann. Beim HD-Eingang, der Signale mit einer Abtastrate von bis zu 384 Kilohertz akzeptiert, werden jetzt auch die Signale vomangeschlossenen Zuspieler, was in den meisten Fällen ja ein Computer mit seiner alles andere als sauberen Stromversorgung sein dürfte, galvanisch getrennt. Daneben gibt es wie bei Hugo noch einen Bluetooth-„Eingang“, einen optischen TOSlink- und einen S/PDIF-Eingang, der beim TT aber nicht als Cinch- sondern als BNC-Buchse ausgelegt wurde. Die Cinch- und XLR-Ausgänge liegen beim Hugo fürs Heim erfreulicherweise so weit auseinander, dass man auch hochwertige Kabel mit raumgreifenderen Steckern verwenden kann.

Für Kopfhörer gibt es nun zwei 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen und eine für 3,5-Millimeter-Stecker. Dank einer Ausfräsung in der massiven Aluminiumfront können sogar abgewinkelte Stecker in die recht tief versenkt montierte Buches gesteckt werden, die dann aber am Kabel wieder herausgezogen werden müssen. Die Verstärkerstufe für die Kopfhörer wurde überarbeitet und soll nun auch niederohmige Lasten mit extrem geringen Verzerrungen treiben können. Zum Lieferumfang gehört eine handlich Fernbedienung aus Aluminium, die aber weitaus mehr Tasten hat, als zu Eingangswahl, Lautstärkeregelung und Stummschaltung des Hugo TT nötig sind. Die Pegeleinstellung für die Line-und Kopfhörer-Ausgänge sowie die Eingangswahl lassen sich natürlich auch am Gerät vornehmen. Für letztere gibt es an der Front einen Taster, für die Lautstärke einen Drehgeber der recht weit hinten versenkt in die Geräteoberseite eingebaut ist. Wie beim Hugo vermitteln wechselnde Farben ein ungefähre Vorstellung von der Höhe des eingestellten Wertes. Auch die Abtastrate und die Intensität des Crossfeeds, einer Schaltung, die das Übersprechen der beiden Lautsprecher in einem Raum für die Kopfhörerwiedergabe simuliert, werden durch Farbwechsel signalisiert. Dazu braucht es aber zumindest im Fall des Crossfeeds einen fast senkrechten Blick durch das typische Chord-Fenster auf die entsprechende LED. Da der nicht immer gegeben sein dürfte, wird die Crossfeed-Intensität auch im kleinen alphanumerischen Display angezeigt, das auch über die Eingangswahl informiert.

Die Rückseite des TT: Schade, dass dort kein Platz mehr für einen AES/EBU-Eingang ist
Die Rückseite des TT: Schade, dass dort kein Platz mehr für einen AES/EBU-Eingang ist


Will man den Hugo TT ganz klassisch als Wandler an einer analogen Vorstufe betreiben, braucht man beim Einschalten nur den Croosfeed-Knopf zu drücken und schon steht ein – recht hohes – ungeregeltes Line-Level-Signal an den Ausgängen bereit. Hätte ich zwei Wünsche frei, wären dies ein eigener Schalter für die Umgehung der digitalen Pegelregelung statt der gerade beschriebenen Einschaltprozedur und die Anzeige der Abtastrate im Display. Ich kann mir einfach die Bedeutung der einzelnen Farben nicht merken. Aber wenn man einmal mit dem Manual zum Vergleichen der Farben im Blick kontrolliert hat, ob der Hugo TT alle zugespielten Abtastraten und DSD sicher erkennt, sieht man die Anzeigen eher als nette farbliche Illumination des Racks.

Zum Glück gelang es mir noch vor dem Test, den Melco HA-N1A vom Kollegen Roland Dietl als Zuspieler loszueisen. Bei meiner vorherigen Beschäftigung mit dem NAS musste ich feststellen, dass dieselben Dateien statt wie bisher über iMac und Amarra, Pure Music oder Audirvana vom Melco bezogen einfach noch freier, luftiger und teils auch dynamischer klangen. Und der Hugo TT hat den besten Zuspieler verdient, den ich auftreiben kann.

Auch die Fernbedienung zeugt von Chords Faible für Metallverarbeitung
Auch die Fernbedienung zeugt von Chords Faible für Metallverarbeitung

Doch bevor ich ihn über meine Kette höre, sollte ich kurz seine Qualitäten als Kopfhörerverstärker ausloten. Als Vergleich dient der hervorragende Bryston BHA-1, den ich über seine XLR-Eingänge mit dem Hugo verbinde. Dabei aber ist ein wenig Vorsicht geboten: Für diese Verbindung sollten die Ausgänge des TT den vollen Line-Pegel liefern, was aber auch bedeutet, das auch an dessen Kopfhörerausgängen der Maximalpegel anliegt. Ein Umstecken des Audeze vom Bryston zum TT bei dieser Einstellung wäre den Wandlern des LCD-X bestimmt nicht zuträglich. Zum Glück brauche ich nicht häufig zwischen den beiden 6,3-Millimeter-Buchsen hin und her zu wechseln: Die Unterschiede zwischen den beiden Verstärkern sind recht gering, allein wenn es um die Fülle an Details geht, hat der Bryston ein ganz kleines bisschen mehr zu bieten. Erstaunlicherweise wirkt das Klangbild des Hugo mindesten genauso offen, luftig und druckvoll, obwohl er minimal weniger Informationen über die Bewusstseinsschwelle hebt: Hat man sie beim Bryston erst einmal entdeckt, findet man sie dann anschließend auch beim Hugo, über den sie einem aber beim ersten Hören nicht aufgefallen sind. Ich kann jedenfalls mit dem Chord auch über den LCD-X, der recht sensibel auf die Qualität des ihn treibenden Verstärkers reagiert, stundenlang wunschlos glücklich Musik genießen. Dass vielleicht in puncto Feininformation noch ein ganz klein bisschen mehr gehen könnte, ändert daran nicht das mindeste.

Unter dem schwarzen Halbrund dürfte sich der Bluetooth-Empfänger verbergen
Unter dem schwarzen Halbrund dürfte sich der Bluetooth-Empfänger verbergen

Noch befindet sich auf dem Melco neben meinen Test-Alben nur eine recht überschaubare Menge HiRes- und DSD-Files, die schon vor der Anlieferung vom Vertrieb aufgespielt worden waren. Aber erfreulicherweise besitzt der N1A ja eine „Expansion“ überschriebene USB-Buchse, an die man eine externe Festplatte andocken kann. Zum Einspielen habe ich da eine Sammlung eigener Produktionen ansteckt, die sofort von der Linn Kinsky Software erkannt wird. Schon bei der ersten Songs wird klar, dass der Hugo TT einer der besten Wandler ist, den ich je in meiner Kette gehört habe: Nie zuvor durfte ich mich einer luftigeren, weiträumigeren und realistischeren Raumdarstellung erfreuen. Und dann die Feinauflösung! Den Teppich einer Snare-Drum differenziert der Hugo einfach fantastisch, aber trotz dieser Informationsfülle spielt er völlig entspannt, flüssig und homogen. Einfach Klasse.


Der Spartan 6 ist das oft erwähnte sehr leistungsfähige Field Programmable Gate Array
Der Spartan 6 ist das oft erwähnte sehr leistungsfähige Field Programmable Gate Array

Den Reigen meiner Teststücke wollte ich mit der „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums beginnen, habe aber mit dem ersten Stück begonnen, und das begeistert mit einer so glaubwürdigen Raumillusion, dass ich mich entschließe, das gesamte Album durchzuhören. Die stimmige Tonalität der teils mittelalterlichen Instrumente, die Atmosphäre der hallligen Räume habe ich vorher nie so intensiv erlebt. Das alles klingt absolut fantastisch, ist aber weit von einem Spektakel entfernt. Der Hugo ist einfach näher an der Musik. Da kann ich mir die sonst unvermeidlichen A/B-Vergleiche getrost schenken. In den letzten Jahren war ich lange Zeit mit dem Mytek und dem Young DSD vollkommen zufrieden, obwohl ich auch einige teurere Wandler gehört habe. Die konnten sich jedoch nie soweit von Young und Mytek absetzten, dass ich größere Investition dafür für gerechtfertigt hielt. Das ist nun anders: Für mich spielt der Hugo TT einfach in einer anderen Liga – was mich um so neugieriger auf den Dave macht.

Jeder der beiden blauen Supercapacitors besitzt eine Kapazität von 5 Farrad
Jeder der beiden blauen Supercapacitors besitzt eine Kapazität von 5 Farrad

STATEMENT

Der Hugo verblüffte dadurch, dass er als für den mobilen Einsatz konzipierte Komponente mit stationären Geräten locker mithalten konnte. Die klanglichen Vorzüge – oder sollte ich es wagen, von Überlegenheit zu sprechen? – der Wandlung mit FPGAs macht aber erst der Hugo TT mit seinen symmetrischen Ausgängen wirklich deutlich. Für mich ist der Hugo TT schlicht der beste D/A-Wandler, den ich in den letzten Jahren hören durfte.
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.5
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
NAS Melco HA-N1A
D/A-Wandler M2TECH Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kopfhörer Audeze LDC-X und EL-8 closed back
Kopfhörerverstärkter Bryston BHA-1
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Chord Hugo TT
Besonderheiten fortschrittliche digitale Lautstärkeregelung, Crossfeed Filter für Kopfhörerwiedergabe, Akku-Stromversorgung zur Trennung vom Netz, alphanumerisches Display zur Eingangsanzeige, Lautstärkeanzeige durch LEDs wechselnder Farbe, Abtastratenanzeige durch LEDs wechselnder Farbe, „26K tap-length filter“
Harmonische Verzerrungen 140dB
Kopfhörerausgang 110dB SPL an 300Ω
Eingänge 1 x TOSLink (optisch, 24bit/192KHz)
1 x BNC (koaxial, 32bit /384kHz)
1 x HD/SD USB (B-type, 32bit/384kHz)
Ausgänge 1 x 3,5-Millimeter-Klinken-Buchse (Kopfhörer)
2 x 6,3-Millimeter-Klinken-Buchse (Kopfhörer)
1 x Cinch (unsymmetrisch, Hochpegel, geregelt)
1 x XLR (symmetrisch, Hochpegel, geregelt)
Abmessungen (B/H/T) 235/45/225 mm
Gewicht 3 kg
Preis 4240 Euro

Vertrieb
G8 & friends GmbH
Anschrift Werner Möhring
Ferdinand-Poggel-Str. 17
59065 Hamm
Telefon +49 5254 660188
E-Mail info@g8friends.de
Web www.g8friends.de

Weitere Informationen

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Der Vollverstärker The Tune der Bochumer Edelschmiede ist die preiswerteste Option, einen Einstein-Verstärker zu besitzen. Macht er musikalisch eine ebenso gute Figur wie die edlen Großen? Und wie gut ist der brandneue, integrierte DAC, den wir als erste testen?

Ein Kompromiss muss es sein. Wie sonst kann der musikalische Anspruch der kreativen Entwickler im Hause Einstein umgesetzt werden? Dort zeichnet Uwe Gespers vor Volker Bohlmeier und Rolf Weiler für The Tune verantwortlich. Im Unterschied zu den kostspieligeren Einstein-Verstärken ist The Tune ohne Röhren aufgebaut. Schon das Entpacken des Vollverstärkers wird zum Erlebnis. Weiße Handschuhe mit Strickmanschette gehören zur Ausstattung, ebenso wie ein Pad zum Ablegen der schweren und hochwertigen Fernbedienung. Der Auspack-Vorgang weckt durchaus die Assoziation zum In-Empfang-Nehmen eines lang erträumten Neuwagens in einem noblen Autohaus. Besitzerstolz ist programmiert. Hat man die Schaumstoff-Hülle von The Tune abgelegt, gefällt das fein gearbeitete mattierte Aluminium-Gehäuse mit der traditionellen Einstein Acryl-Front. Der Einstein-Schriftzug ist dezent aber unübersehbar mittig in die Gehäuseabdeckung graviert. Die besteht aus einem Aluminium-Sandwich, um Resonanzen zu unterbinden. Auch unter Vernunft-Aspekten ist das matte, edle Aluminium-Kleid gegenüber den verchromten Chassis der großen Einsteins sicher im Vorteil – wenn es um die Pflege geht.

Nicht ganz die gewohnte Einstein Optik, aber dennoch unverkennbar Einstein
Nicht ganz die gewohnte Einstein Optik, aber dennoch unverkennbar Einstein

Man kann hinschauen, wohin man möchte: Allein die gediegen glänzenden, justierbaren Füße mit Gummi-Stellfläche zeugen von Liebe zum Detail. Die Lautsprecher-Anschlüsse für Bananas, Gabelschuhe oder freie Kabelenden sind auffällig solide. Sogar der Schraub-Anschluss für ein Erdungskabel (Phono) ist von ungewohnter Größe und Griffigkeit. Unterhalb der vier Lautsprecher-Anschlüsse befindet sich der harte Netzschalter. Im späteren Umgang wird sich zeigen, dass The Tune nur mit ihm ein- oder ausgeschaltet werden kann. Eine Betriebsart Standby haben die Bochumer nicht implantiert. Die Platzierung des Schalters empfinde ich als etwas unkomfortabel, wenn der Verstärker nicht frei aufgestellt sein kann. Also frage ich doch gleich mal nach und bekomme von Firmenchef Volker Bohlmeier dazu diese Erklärung: „Ja, natürlich hat das auch einen Grund. Wir haben die Netzverdrahtung bewusst so kurz wie möglich gehalten, um Störeinstrahlungen aus dem Lichtnetz weitgehend zu vermeiden. Es wurde darum auch ein Netzschalter mit eingebautem Netzentstörfilter verwendet. Ferner baut das gesamte Verstärkerkonzept auf eine spezielle Anlaufschaltung auf, die einen weichen, Bauteile schonenden Einschaltvorgang ermöglicht. Da wir kein Ausgangsrelais im Lautsprecherpfad haben, muss das auch so sein, um ein Einschaltknacken über den Lautsprecher zu verhindern oder extrem zu minimieren. Prinzipiell wäre eine Fernsteuerung des Netzschalters möglich, jedoch müssten dazu Schaltungssektionen im Gerät dauernd in Betrieb gehalten werden und dementsprechend Verschleiß unterliegen. Ferner fordert der Gesetzgeber heute, dass die Leistungsaufnahme in diesem Betriebszustand unter einem Watt liegen muss, was bei Verwendung des Touch Panels nicht realisierbar ist.“ Demnach dient also die Position des Schalters einem höheren Ziel. Hätte man ihn nach vorn, beispielsweise unter die Fronplatte gelegt, wären Kabelumwege zwingend nötig gewesen. Und genau dies soll vermieden werden. Volker Bohlmeier empfiehlt denjenigen The-Tune-Besitzern, die mit dem rückwertigen Kippschalter nicht zu Recht kommen, eine schaltbaren Netzleiste. Auch ich schalte meine Anlage über eine MudrAkustik Max Netzleiste und empfinde schon deshalb den Vorschlag als sehr praxisgerecht.

Das Touch Panel, erlaubt eine komfortable Bedienung für Eingangswahl und Lautstärke. MU zeigt an: der Verstärker ist stumm geschaltet
Das Touch Panel, erlaubt eine komfortable Bedienung für Eingangswahl und Lautstärke. MU zeigt an: der Verstärker ist stumm geschaltet

Die Rückseite von The Tune beherbergt natürlich sämtliche Anschlüsse für die Peripherie-Komponenten. Die Eingänge sind allesamt in Cinch ausgeführt. Symmetrische Eingänge offeriert The Tune nicht. Folgende vier RCA Eingänge sind vorhanden: Phono-MC-(high Output) oder -MM, CD, Tuner und Line. Letztere drei sind gleichwertige Hochpegel-Eingänge. Ein Paar Cinch Ausgänge namens Output ist wahlweise konfigurierbar. Mittels entsprechendem Umsetzen je eines Jumpers pro Kanal im Inneren des Gerätes ist wahlweise eine feste Ausgangsxpannung oder ein vom Lautstärkeregler abhängiges Ausgangssignal (Ausliefer-Zustand) einstellbar. Das ist leicht zu machen, wenn man weiß, wo sich die beiden Jumper befinden. Die Bedienungs-Anleitung gibt dies nicht an. Der Fachhändler oder der Kontakt zu Einstein bringt da bei Bedarf Klärung. Die Werkseinstellung (Lautstärkeregler-abhängig) ist ohnehin wohl die gebräuchlichere. So kann ein Subwoofer oder eine weitere Endstufe für das horizontale Bi-Amping (eine Endstufe Bass links und rechts, eine Endstufe Mittel-Hochton links und rechts) angesteuert werden. Ein Umschalten der Output-Charakteristik auf nicht geregelten Pegel macht Sinn für ein Aufnahme-Gerät.


Dann haben wir da noch die digitalen Eingänge. Denn unser Test-Gerät ist mit dem neuen DAC bestückt, der über USB, SPDIF koaxial und Toslink Daten empfängt. Angelehnt ist der DAC an den hochkarätigen CD-Spieler The Source und weckt allein deshalb hohe Erwartungen. Bestückt ist er mit einem Burr-Brown 1794 Wandler-Chip und somit fähig, PCM-Signale bis 192 Kilohertz zu analogieren. Grundsätzlich rechnet er alle Signale auf 192 Kilohertz hoch. Dies Upsampling ist fest eingestellt. Besonderes Merkmal ist ein hoch qualitativer Strom-/Spannungs-Konverter und die besonders aufwändige Nachfilterung, wie mir Uwe Gespers sagte.

Die Alternative zur Bedienung per Touch Panel ist die wertvoll gestaltete Infrarot-Fernbedienung
Die Alternative zur Bedienung per Touch Panel ist die wertvoll gestaltete Infrarot-Fernbedienung

Volker Bohlmeier schrieb mir zur neuen DAC-Stufe: „Grundsätzlich verwenden wir eine Schaltung, die aus unseren „The Source“ CD Player abgeleitet ist. Upsampling auf 24 Bit und 192 Kilohertz und D/A-Wandler mit symmetrischem Stromausgang sind identisch. Der I/U-Konverter ist wie beim „The Source“ diskret mit einer Basisstufe aus parallelgeschalteten Transistoren realisiert. Im Gegensatz zu Operationsverstärkern, die sonst an dieser Stelle oft zum Einsatz kommen, hat diese Schaltung keine Probleme mit den steilen Flanken, die das ungefilterte Ausgangssignal des Wandlers enthält. Das Analogfilter ist symmetrisch aufgebaut, das Signal wird erst am unsymmetrischen Ausgang zusammengefasst, damit sich geradzahlige Klirranteile des Filters aufheben. Der USB-Eingang unterstützt 192/24 und verwendet einen XMOS-Prozessor. Der SPDIF-Eingang verwendet einen dedizierten, Jitter-armen Schaltkreis von Texas Instruments. Insgesamt zehn stabilisierte Versorgungsspannungen im Digitalteil sorgen dafür, dass sich die Schaltungsteile nicht gegenseitig stören. So haben die Quarze für den Takt des USB-Prozessors, die verschiedenen Sampling-Frequenzen und für die Master-Clock des DACs je eine eigene Spannungsstabilisierung, um möglichst Jitter-arme Clock-Signale zu erzeugen.“ Das optionale DA-Wandler Modul findet sich mit 1500 Euro in der Einstein-Preisliste. Für dieses Geld gäbe es alternativ eine beachtliche Auswahl externer Geräte. Dass die Einstein-interne Lösung schon mal ein hochwertiges Verbindungskabel und damit einige Geldscheine einspart, ist der erste Pluspunkt. Auf den Klang darf man gespannt sein.

Deutlich ist das Aluminium Sandwich von Gehäuse-Front und Abdeckung zu sehen. Bodenplatte und Rückseite bestehen aus massivem Aluminium
Deutlich ist das Aluminium Sandwich von Gehäuse-Front und Abdeckung zu sehen. Bodenplatte und Rückseite bestehen aus massivem Aluminium

Das Touch Panel inmitten der Front des The Source erlaubt die Eingangswahl, die Lautstärke-Einstellung und eine Mute-Funktion. So lässt sich die Wiedergabe stummschalten und später wieder leicht dieselbe Lautstärke rekonstruieren. Die gleichen Funktionen finde ich auch auf der haptisch und optisch bestechend gelungenen Infrarot-Fernbedienung. Nur sind am Touchpad die Eingänge direkt anwählbar, auf der Fernbedienung mittels rauf-runter-Taster. Ein Schaumstoff-Pad mit Einstein Schriftzug liegt dem Verstärker zur Ablage der Fernbedienung bei, damit die Edelstahl-Schrauben der Rückseite empfindlichen Untergrund unbeschädigt lassen. Das bläulich-grau-grundige Touch Panel zeigt etwa zwei Sekunden nach dem Einschalten des Verstärkers seine Bereitschaft zum Musizieren an, indem der gewählte Eingang und die werkseitig programmierte Grundlautstärke 25 mit schwarzen Lettern angezeigt werden. Die Lautstärke Einstellung funktioniert aufwändig über per Relais gesteuerte Festwiderstände. So ist über den gesamten Regelbereich Präzision gewährleistet. Es kann losgehen.

Unterhalb der erstklassigen Lautsprecheranschlüsse ist der Netzschalter platziert
Unterhalb der erstklassigen Lautsprecheranschlüsse ist der Netzschalter platziert


Im ersten Hördurchgang widme ich mich The Tune als HochpegeL-Verstärker, um so seinen Charakter auszuloten und später die Einflüsse der Phonostufe und des DA-Wandlers daran zu messen. Also kamen zuerst mein Kenwood-Plattenspieler mit Audio-Technica Tonabnehmer an der Plinius Koru Phonostufe respektive über den Antelope-Wandler der CD-Spieler und der Rechner zum Einsatz. Es liegt erst wenige Wochen zurück, dass ich sehr viel Freude mit dem nur 2000 Euro kostenden neuen Vollverstärker von Audio Exklusiv hatte. Im genannten Preis sind die optional erhältlichen Phonostufe und Fernbedienung allerdings nicht enthalten. Rechnet man die hinzu, ist der Einstein immer noch mehr als doppelt so teuer. Entsprechend erwartungsvoll, aber auch mit einer gewissen Sorge bezüglich dieser Erwartung, beginne ich den Hörtest. Wie heißt doch das Sprichwort? „Das Teuere ist des Guten Feind“ oder so ähnlich. Genauso ist es. Denn der Einstein besticht auf Anhieb durch erheblich mehr Atem. Er holt mit Leichtigkeit die Klangkörper aus der Tiefe des Raumes und zaubert sie konturenscharf und standfest auf die Bühne. Die Flüssigkeit seine Darbietung und das auf den Hörer überspringende Gefühl für Rhythmus machen sofort klar: Hier wird in einer höheren Liga gespielt. Auch die Auflösung im Obertonbereich erledigt The Tune mit seidig-samtener Transparenz. Ich bin beeindruckt. Aber um allzu subjektive Einschätzungen möglichst auszuschließen, wird der Einstein zu meinem nicht so weit entfernt wohnenden kollegialen Freund J.S. gefahren und an dessen Myro Rebell angeschlossen. Das Ergebnis bestätigt in jeder Hinsicht meine heimischen Erfahrungen.

Wieder zuhause gibt es ein entspannendes Abendprogramm: George Harrisons und Ravi Shankars sechs LP-Seiten des Benefiz Konzerts The Concert for Bangladesh. Dieses habe ich wohl 30 Jahre nicht mehr gehört, aber mit dem Einstein die Atmosphäre und die Auftritte von Dylan, Clapton, Russel und den Anderen genossen, auch wenn ich mich in der Reihenfolge der Seiten vertat – wegen dieser dämlichen Plattenwechsler Nummerierung (1/6, 2/5, 3/4).

Der Einstein ist kein Spezialist. Er kann jede Art von Musik. Er kann es auch krachen lassen. Das ist sowohl an den Quadrals als auch an den Myros für The Tune ein Leichtes. Jedoch so richtig zeigen, was er zu leisten fähig ist, kann er bei Jazz und Klassik. Nicht weil er das besser könntr, sondern weil sich hier die Feinheiten und natürlichen Klangfarben anbieten, von ihm bestechend schön herausgearbeitet zu werden. Dieses gilt in gleichem Maße bei Stimmen jedes Genres, die er extrem glaubhaft darstellt.

Die Rückseite ist übersichtlich
Die Rückseite ist übersichtlich

Kommen wir zur eingebauten MM- oder High-Output-MC-Phonostufe. Ein Verstärker dieser Klasse ohne MC-Option, irritierte mich etwas. Gut, mein eigenes Benz Glider gäbe es auch als High Output Variante und vom kürzlich getesteten Acoustic Signature Plattenspieler lag noch das schön musizierende Soundsmith Carmen, ein pegelstarkes Moving Iron System, in unserem Fotostudio. Also bitte ich um Rücksendung und montiere es diesmal im bewährten Kuzma 4-Point Tonarm auf meinem brandneuen Brinkmann Bardo. Die Phonostufe des The Tune ist intern auf einen Abschlusswiderstand von 200 Ohm oder 47 kOhm anpassbar. Auch ist eine Empfindlichkeits-Veränderung um sieben Dezibel möglich. Dies geschieht wieder mittels Jumpern, kanalgetrennt, also vier Stück. Da dies in der sonst gut erklärenden Bedienungsanleitung des The Tune nicht bebildert ist, griff ich Telefon und fragte Uwe Gespers. Der erklärte mir auch, warum ich in seinem The Tune auf die Möglichkeit verzichten muss, leise MC-Tonabnehmer anzuschließen. Durch die Peripherie innerhalb des Vollverstärkers ist es technisch nahezu unmöglich, einen Fremd- oder Geräuschspannungsabstand zu erzielen, der ein leises MC System brummfrei und rauscharm musizieren lässt. Dies ist aber der Anspruch bei Einstein, und nicht nur unter diesem Aspekt gehören Einstein-Phonostufen zu dem Besten auf dem Weltmarkt. So begründet ist die Beschränkung auf Tonabnehmer mit höherer Ausgangsspannung absolut sinnvoll und respektabel. Wer leise MC-Tonabnehmer betreiben möchte, dem sei die Einstein Phonostufe The Little Big Phono nahegelegt. Sie passt mit 3000 Euro preislich und musikalisch zum The Tune.

Nachdem ich die richtige Anpassung für das Soundsmith-System vorgenommen hatte, war das Carmen sofort wiederzuerkennen, der Charakter derselbe wie beim Acoustic-Signature-Test. Genauso feindynamisch und farbenprächtig klang es, jedoch zu meiner Überraschung mit mehr räumlicher Weite. Insgesamt ein sehr stimmiges Zusammenspiel, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass dazu auch der Bardo und der 4-Point ihren Beitrag leisteten. Diese Kombination zeigt ihr Können besonders bei natürlichen Instrumenten, weil Farbenpracht und Feindynamik auffallende Stärken des Carmen sind. Folglich möchte ich die Phonostufe durchaus als sehr gelungen bewerten. In Verbindung mit dem richtigen Tonabnehmer klingt sie ebenso exzellent wie die Line-Eingänge und sorgt so für jede Menge Hörvergnügen.

Unter den analogen Cinch-Anschlüssen ist das Digital-Analog-Wandler Modul eingesetzt
Unter den analogen Cinch-Anschlüssen ist das Digital-Analog-Wandler Modul eingesetzt


Sehr neugierig bin ich auf den neuen integrierten Digital-Analog-Wandler. Vor der musikalischen Betrachtung möchte ich ihm attestieren, dass er sehr sensibel auf Kabel reagiert. Eigentlich an AES/EBU-Verbindungen gewöhnt, haben mein Freund und ich mit diversen koaxialen SPDIF-Kabeln (30 Euro bis 2000 Euro)experimentiert, um das bestmögliche Setup zu finden. Der Einstein DAC reagierte jeweils mit deutlichen Klangunterschieden. Sowohl am reinen CD-Laufwerk von North-Star-Design von J.S. als auch an meinem Primare waren dies jeweils wirklich Welten. An dieser Stelle ist Sorgfalt bei der Kabelwahl enorm wichtig. Übrigens war nicht das teuerste Kabel das beste. Über die SPDIF-Schnittstelle spielt der DAC klanglich mindestens auf Augenhöhe mit dem Line-Verstärker-Teil. So standen die Chor-Stimmen in den Carmina Burana auf der bekannten Telarc-Aufnahme mit Robert Shaw plastisch im Raum und wurden sowohl in der Tiefe als auch im Nebeneinander sehr klar differenziert. Überhaupt ist die fransenfreie, standgenaue Abbildung von Stimmen und Instrumenten eine besondere Stärke des feinsinnigen The Tune.

Übersichtlich ist der Innenaufbau: Zwischen den Lautsprecher-Anschlüssen befindet sich das Netzfilter. Die Platine dahinter beherbergt die Anpassung der Netzspannung für alle Optionen weltweit, zwei Opferwiderstände, um den Verstärker zu schützen und die Stromabgriffe für die einzelnen Gruppen.
Übersichtlich ist der Innenaufbau: Zwischen den Lautsprecher-Anschlüssen befindet sich das Netzfilter. Die Platine dahinter beherbergt die Anpassung der Netzspannung für alle Optionen weltweit, zwei Opferwiderstände, um den Verstärker zu schützen und die Stromabgriffe für die einzelnen Gruppen.

Die Punch Brothers mit The Phosphorescent Blues wurden so spannungsvoll reproduziert, dass ich mich mit geradem Rücken auf der Sesselkante sitzend wiederfand statt entspannt zurückgelehnt. Da ist es interessant, die gleiche Musik über den Rechner zu hören. Auch hier wird schnell klar, dass The Tune deutlich hörbar auf das USB Kabel und den Musik-Player reagiert. Der Unterschied zwischen den Player-Softwares von Amarra und Audirvana Plus war extrem deutlich, und zwar ganz klar zum Vorteil der Kalifornier. Amarra passte hervorragend, mit Audirvana 2.2 war das Klangbild im Grundtonbereich leicht üppig. Die überzeugendste digitale Signalverarbeitung bietet der Einstein-DAC natürlich mit entsprechenden Highres-Files. Auffällig sind der harmonische Fluss und immer wieder der ansteckende Rhythmus. My History of Jazz von Iiro Rantala auf dem Label ACT als Download in 88,2 von highresaudio.com mit seinem klassisch-jazzigen Arrangement zu Bachs Goldberg-Variationen ist ein Album, das ich gern immer wieder höre. Aber selten habe ich es als so ansprechend empfunden. Betörend schön, fein durchgezeichnet und realistisch intoniert waren Stan Getz' Saxophon und Astrud Gilbertos Stimme im „Girl From Ipanema“ zu genießen. Die klaren Konturen, das Gespür für Rhythmik und die authentischen Klangfarben des Einstein ermöglichen so ein Erlebnis. Bei dieser hervorragenden Wandler-Platine braucht man keinen Gedanken an einen preisähnlichen externen DAC zu verschwenden.

Ein Paar feine Handschuhe gehören zum Lieferumfang
Ein Paar feine Handschuhe gehören zum Lieferumfang

STATEMENT

The Tune ist ein Vollverstärker, der wertvoll aussieht und auch sehr gut verarbeitet ist, aber das Hören zur Hauptsache macht. Er klingt seidig auflösend, räumlich präzise, feindynamisch begeisternd und ist über die hochwertige Fernbedienung zudem mit Vergnügen zu bedienen. Der neue optional integrierte DAC präsentiert sich als stimmige Ergänzung fürs Digitale.
Gehört mit
Computer Apple MacMini mit Yosemite 10.10.4 und Audirvana Plus 2.2, Amarra 3.0.3
CD-Player Primare DVD 30 mit Antelope Zodic+
Plattenspieler Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage, Brinkmann Bardo und Kuzma 4-Point
Phono-Vorverstärker Plinius Koru
Tonabnehmer Audio-Technica AT33PTG/II, The Soundsmith Carmen
Lautsprecher Quadral Platinum M 50
Zubehör Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
Einstein Audio The Tune mit DA-Wandler
Leistung 80 W/8 Ohm, 130W/ 4 Ohm
Störabstand an den Line-Eingängen >95 dB
Störabstand an Phono MM > 70 dB
Störabstand an USB 95 dB
Störabstand an SPDIF 95 dB
Besonderheiten Bedienung über Touchscreen und Fernbedienung, umschaltbarer Vorverstärker Ausgang
Gehäuse resonanzoptimiertes Sandwichgehäuse, thermostabilisierende massive Kühlkörper, massive Bodenplatte und Backpanel aus Aluminium
Abmessungen 43 x 40,5 x 13 cm
Preis 6500 Euro inklusive Phono
Aufpreis für DAC-Modul 1500 Euro
Garantie 3 Jahre

Hersteller / Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
Anschrift Prinz Regent Straße 50-60
44795 Bochum
Telefon +49 234 9731512
E-Mail info@einstein-audio.de
Web www.einstein-audio.de

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Montag, 31 August 2015 02:00

Rosso Fiorentino Giglio

Wer bei italienischen Manufakturen nur an Möbel oder handgefertigte Automobile denkt, verpasst mit Rosso Fiorentino eines der schönsten Beispiele für moderne handgearbeitete Klangkörper in Reinkultur.

Bei aller Schlichtheit fallen die Lagen Hirschleder an Front und Seiten erst auf den zweiten Blick auf
Bei aller Schlichtheit fallen die Lagen Hirschleder an Front und Seiten erst auf den zweiten Blick auf

Rosso Fiorentino, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Was für ein Name für eine Lautsprecherfirma. Sprechen Sie es drei Mal aus, und dann sagen Sie genauso oft hintereinander Canton, Elac oder Langerton – was selbstverständlich noch nichts über die klanglichen Fähigkeiten aussagt. Natürlich stammen die Lautsprecher aus Italien, genau genommen aus der Nähe von Florenz, und sind in Deutschland mal wieder weitestgehend unbekannt. Vielleicht liegt es daran, dass die Firma erst seit 2006 Lautsprecher produziert und der Name erst mal mit Rotwein assoziiert wird. Ist natürlich fast komplett falsch. Italien stimmt, aber Rosso Fiorentino war ein Maler des frühen 16ten Jahrhunderts aus Florenz, dessen Künstlername sich übrigens auf seine Haarfarbe bezog. Heute wird er in der Nähe von Michelangelo oder Leonardo gesehen, aber mit eigenem expressiven Stil.

Was immer das für die Reproduktionsqualität von Lautsprechern zu bedeuten haben mag – mit kleinen italienischen Firmen, die Hifi in Handarbeit inhabergeführt herstellen, habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Das auf den ersten Blick eher konservativ anmutende Pärchen Zwei-Wege-Lautsprecher, die perfekt verpackt nebst Ständern aus demselben Haus bei mir anlanden, hören auf den Namen Giglio, also Lilie.

Die passenden Ständer hieven die Größe der Lautsprecher wieder auf das Niveau eines Standlautsprechers. Unbedingt empfehlenswertes Zubehör in passendem Finish und perfekter Verarbeitung
Die passenden Ständer hieven die Größe der Lautsprecher wieder auf das Niveau eines Standlautsprechers. Unbedingt empfehlenswertes Zubehör in passendem Finish und perfekter Verarbeitung

Die Giglio sind aus der Classic Line und markieren den Einstieg in das Programm von Rosso Fiorentino und sind mit 1800 Euro sehr zurückhaltend ausgepreist. Auf den ersten Blick sehen die Giglio, die es in schwarz oder weiß gibt, wie handelsübliche Zwei-Wege-Bassreflexlautsprecher aus. Auf den zweiten ist das alles schon ganz anders. Das Gehäuse ist nicht rechteckig, sondern verjüngt sich von vorne nach hinten minimal, die Seiten sind mit Hirschleder beklebt. Um Resonanzen zu vermeiden und einen neutralen Klang, den sich Rosso Fiorentino auf die Fahnen geschrieben hat, zu realisieren, wird ein erheblicher Aufwand getrieben. Das Gehäuse besteht aus mehreren Schichten und zwar Aluminium, Gummi, HDF und Leder und ist in Manufakturqualität verarbeitet. Die Chassis entstammen der Zusammenarbeit mit Scan-Speak und sind hochwertig. Die 25-Millimeter-Kalotte mit Doppelmagnet hat eine getränkte Seidenmembran mit breiter Sicke, um das Abstrahlverhalten und Übergangsverhalten zu optimieren, der 165-Millimeter-Tieftöner verfügt über eine Fiberglasmembran. Getrennt wird mit einer Punkt-zu-Punkt handverdrahteten Weiche mit sehr hochwertigen Bauteilen, die Innenverkabelung erfolgt mittels versilberten hochreinen Kupferkabeln von Van den Hul. Natürlich sind die Chassis mit Schrauben in Senkgewinden befestigt. Und damit man nicht denkt, es wäre genug an Materialeinsatz, ist das Anschlussterminal aus purem Kupfer ohne Nickelsperrschicht, natürlich handgearbeitet und lederbeschichtet, sieht ja auch schöner aus. Allerdings finden nur Klemmen oder Bananenstecker richtig Anschluss, auf eine Bohrung zur Durchführung des Lautsprecherkabels wurde verzichtet. Sehr sympathisch die Aussage zum Single-Wiring-Terminal: „We don't offer the bi-wiring opportunity because we think that everyone have to listen to Giglio as our project, without variations.“


An alles gedacht: Das Zubehör für Aufstellung und Ausrichtung der Ständer ist komplett
An alles gedacht: Das Zubehör für Aufstellung und Ausrichtung der Ständer ist komplett

Richtig so! Dazu kommen noch sehr stabile makellos verarbeitete Holzständer (mit passendem Lederbezug vorne) für 650 Euro, die auf der Unterseite Einsätze für die beiliegenden massiven Spikes haben, eine Feineinstellung erlaubt der beiliegende Inbusschlüssel. Der Zusammenbau ist selbsterklärend und schnell. Die Giglio selbst stehen auf Gummifüßchen, der Purist kann auch dem High-End-Standesdünkel frönen und dafür Blu-Tack nehmen.

Nach der Begutachtung hatte ich keinerlei Probleme mit dem kolportierten Preis und war dann etwas hilflos, als sich herausstellte, dass die verlangten 1800 Euro der Paarpreis sind. Bevor ich die Giglio das erste Mal anschließe, halte ich einen Moment inne. Eigentlich kann man diese Lautsprecher zu diesem Preis gar nicht bauen – unabhängig davon, wie sie klingen. So viel Liebe zum Detail und der Einsatz von Materialien hätten eben auch einem doppelt so teuren Lautsprecher gut zu Gesicht gestanden. Sicher wäre das ohne den Wissenstransfer aus der vorherigen Entwicklung der größeren Modelle auch nicht möglich gewesen. Aber trotzdem.

Die ersten Töne sind dann etwas ernüchternd. Sehr klare und kräftige Höhen auf der einen stehen einem etwas kompakten dichten Bassbereich auf der anderen Seite gegenüber. Dazwischen gibt es ein kleines Loch, dünne Stimmen und wenig Substanz. Kann nicht sein, die werden die Abstimmung doch nicht so vergurkt haben bei dem ganzen Aufwand? Sicher klingt das nicht schlecht, aber doch weit von dem entfernt, was ich jetzt erwartet habe. Die Anfrage bei WOD-Audio ergibt die ernüchternde Diagnose: brandneu, brauchen noch ein Bisschen.

Reinstes Kupfer ohne Nickelsperrschicht für besten Kontakt. Sogar das Lautsprecherterminal wird im eigenen Haus gefertigt
Reinstes Kupfer ohne Nickelsperrschicht für besten Kontakt. Sogar das Lautsprecherterminal wird im eigenen Haus gefertigt

Also einspielen. Das war in diesem Fall gar nicht so schlimm wie sonst. Da die Kinder gerade Ferien haben, dudelt sowieso den ganzen Tag irgendeine Kinder-CD oder ein Hörspiel über die Lautsprecher. Trotzdem werden sie zwischendurch verpolt Stirn an Stirn gestellt und richtig durchgeknetet. Nach ungefähr zwei Wochen verändern sie sich nicht mehr, und ich kann konzentriert mit dem eigentlichen Hörtest beginnen. Ein Wort zur Aufstellung: Am besten hat mir eine Basisbreite von zweieinhalb Metern gefallen, Hörabstand bis drei Meter. Die Lautsprecher standen dabei mindestens 40 Zentimeter weg von jeder Wand und wurden nicht eingewinkelt. Und tatsächlich klingen die Giglio jetzt ganz anders. Die anfängliche Unausgewogenheit ist einer bemerkenswerten Homogenität und Neutralität gewichen. Na gut, neutral und homogen. Da sitzt man manchmal davor wie mit einem Klemmblock: „Neutralität? Da!“ Kriegt 'nen Häckchen. „Homogenität? Da!“ Am Ende stehen da dann ganz viele Sachen auf der Habenseite, und man macht gelangweilt die Anlage aus.

Keine halben Sachen: Die Innenverkabelung ist mal nicht aus dem eigenen Haus, aber standesgemäß hochwertig von van den Hul dazugekauft
Keine halben Sachen: Die Innenverkabelung ist mal nicht aus dem eigenen Haus, aber standesgemäß hochwertig von van den Hul dazugekauft


Das passiert einem mit den kleinen von Rosso Fiorentino ganz sicher nicht. Trotz einer sehr ausgeprägten Ausgeglichenheit hat jeder Bereich auch seine Eigenart. Obwohl im Grundtonbereich sauber ausbalanciert, bringen sie beispielsweise eine Fülle mit, die man von so einem kleinen Lautsprecher nicht erwartet hätte. Eine alte lieblose Überspielung von RCA mit Brahms Symphonien mit der Staatskapelle Dresden unter Sanderling aus den frühen 70-ern klingt gern etwas substanzlos und unsauber muffig. Die Giglio füllen untenrum auf, ohne dick zu sein und hauchen der Aufführung fast zeitgemäßen Klang ein. Die Streicher werden dabei hervorragend differenziert, und der Hochtonanteil lässt auch diese alte CD fast modern klingen. Und auf eine ganz besondere Weise scheinen die Musiker just bei der Aufnahme einen ganz besonders guten Tag gehabt zu haben. Das bedeutet im Umkehrschluss übrigens nicht, dass moderne Aufnahmen höhenbetont oder schrill klingen. Die Giglio schöpfen ihre Spielfreude dabei aus einer Gelassenheit, die mich ein wenig an meine alten Rogers erinnert. Das aufwändige Gehäuse trägt sicher zur bemerkenswerten Sauberkeit und Resonanzarmut bei, bewirkt in seiner Wahl wohl auch eine charakteristische klangliche Ausrichtung, die man wohl nicht messen kann. Wie schreibt Rosso Fiorentino? „Reproducing reality“ und davon scheinen die Entwickler ein klare Vorstellung zu haben. Bleiben wir im unteren Bereich. Ein ganzes Orchester, eine Big Band oder ein Bühne voller Schlagwerk in den Raum zu stellen, bereitet der Giglio keinerlei Mühe. Klang und Resonanzkörper füllen mühelos den Raum und das auch mit dem gebotenen Nachdruck und viel Luft auf der virtuellen Bühne.

Moderne Konstruktion. Der in Zusammenarbeit mit Scan-Speak entwickelte Tieftöner mit Fiberglasmembran, das auch den Lautsprecherkorb verstärkt
Moderne Konstruktion. Der in Zusammenarbeit mit Scan-Speak entwickelte Tieftöner mit Fiberglasmembran, das auch den Lautsprecherkorb verstärkt

Glücklich, wer ordentlich Leistung zur Verfügung hat. Pumpt man diese in die kleinen Lautsprecher, werden sie souverän laut und ungemein dynamisch. Lediglich im Basskeller ist irgendwann Schluss, was bei dem enorm sauberen und differenzierten Oberbass aber nur bei elektronischer Musik richtig ins Gewicht fällt. Geht aber auch. Delikat wird es dann, wenn beispielsweise ein im Takt mittappender Fuß aufgenommen wurde und die Giglio dies als Tieftonschwingung besonders frei und ansatzlos zu Gehör bringen. Sind aber Spielereien, wie sie auf Messen gern genutzt werden, um mal wieder High-End zu zelebrieren.

Nein, da kann die Giglio viel mehr. Björk mit „Oh so quiet“ hat alles, was man braucht, um einen Lautsprecher zu testen. Fein- und Grobdynamik, eine Frauenstimme, Big-Band und ein Glockenspiel. Das ist schon ganz großes Kino wie Frau Gudmundsdottir ihre Kapriolen schlägt und die Band nochmal eine Schippe drauf legt – das geht im schnellen Teil mächtig los, um dann in den ruhigen Parts richtig intim zu sein. Wenn es das ist, was „Reality“ meint, dann ist die Giglio nah dran. Vielleicht sind Stimmen manchmal etwas zu direkt und etwas mehr Mund als Brustkorb, aber so klingt das live ja an sich auch fast immer. Bei Chören wird ohne jede Analytik ausgezeichnet differenziert, und wenn da Obertonschwingungen fast lästig drücken, reicht die Rosso Fiorentino das auch so durch. Das gleiche bei Klavier, das extrem gespielt wird. Obwohl: Ohne jede Betonung des Hochtonbereichs gehen Becken niemals unter, wird auch das Blecherne nicht unterschlagen. Und das, ohne jemals lästig zu werden. Es macht richtig Spaß, mit den Lautsprechern auch mal Vollgas zu geben – unabhängig von der Musikrichtung. Dabei bleiben die mittleren Lagen ausdrucksvoll und detailliert. Nichts geht unter und im großen Getümmel geht nicht nur nichts unter, sondern wird fast aufreizend souverän an die richtige Stelle gestellt oder im Raum kreiseln gelassen. Das hat hier bisher nur die PMC DB1 Gold so schön hingekriegt, die aber weder so laut und dynamisch kann noch im Bassbereich mitkommt und auch diese Magie nicht verbreiten kann. Dafür hat sie etwas schönere Stimmen. Irgendwas ist ja immer. Räumlich gibt es an sich gar nichts zu meckern. Durch die präzise Staffelung und die enorme Differenzierungsfähigkeit ist das richtig, wenn auch nicht überbordend ausladend. Mir ist jedenfalls nichts Kritikwürdiges aufgefallen. Sie merken schon, ich hatte richtig Freude mit den Dingern.


Kunstwerk. Die Spulen werden auf den richtigen Wert handgewickelt, als Kondensatoren kommen in den Lautsprechern von Rosso Fiorentino ausschließlich Bauteile von Jantzen, Mundorf und Clarity Cap zum Einsatz
Kunstwerk. Die Spulen werden auf den richtigen Wert handgewickelt, als Kondensatoren kommen in den Lautsprechern von Rosso Fiorentino ausschließlich Bauteile von Jantzen, Mundorf und Clarity Cap zum Einsatz

Jazz ist ein Genuss über die Giglio, die Live-Qualitäten so beachtlich, dass man einfach immer weiter hört. Da wird jeder Ton getroffen, das Ganze in sich gelassen und trotzdem mit Energie aufgeladen und subtil vorangetrieben. Sehr schön. Pop und richtig hartes Zeug geht natürlich auch, wobei bei massivem Einsatz elektronischer Kickdrums auch eine Giglio irgendwann die Segel streichen muss, im Tieftonbereich etwas aufweicht und komprimiert. Dazu muss ich aber hinzufügen, dass das mit normalem Mitwohnalltag nichts mehr zu tun hatte. Genau genommen habe ich meine Frau nicht gehört, als sie ins Zimmer kam und anfing zu reden (brüllen), aber der Gesichtsausdruck sprach Bände und sagte: „Bist Du völlig bekloppt, hier so einen Lärm zu machen?“

Natürlich geht es mit der Giglio auch ganz leise sehr gut. Dann sollte aber die Umgebung auch ruhig sein, sonst verpasst man zu viel von den Feinheiten, die im großen Ganzen verpackt mit auf den Weg gebracht werden. Der oft beschworene musikalische Fluss findet auch hier seinen Ursprung aus einer Ruhe, die am ehesten vergleichbar ist mit dem Effekt, den große Plattenlaufwerke an sich haben. Sie lässt die Musik erst richtig durch und ist damit Basis für Lebendigkeit und zwingenden Rhythmus. Oft erwartete ich am Ende eines Stückes instinktiv den Applaus des Publikums, dem ich mich innerlich schon angeschlossen hatte um dann festzustellen, dass die Hörkonserve ja aus dem Studio kommt.

STATEMENT

Wie machen die Italiener dass bloß? Perfekt verarbeiteter Lautsprecher mit involvierend echtem Klang. Dabei neutral und ausgewogen und trotzdem mit Spielfreude, Auflösung, Bass und musikalischem Fluss gesegnet. Dies zu einem Preis, der ihn bei aller Exklusivität zu allem Überfluss auch noch wie ein Sonderangebot dastehen lässt.
Gehört mit
Plattenspieler Pro-Ject RPM-6.1 SB / SE, Yamaha MC 9
Phonopre AMR ifi iPhono
PC Fujitsu Siemens, Dual Core 1.60 GHz, 2 GB RAM
Software Foobar2000, JRiver 2.0
CD-Laufwerk Denon DCD-1290
Wandler Teac UD-501 S
Verstärker Unison Unico, Muse 20X
Lautsprecher Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest
Herstellerangaben
Rosso Fiorentino Giglio
Wirkungsgrad 88 dB (2,83 V/1 m)
Scheinimpedanz 8 Ohm
Frequenzgang (-3dB) 50 Hz – 30 KHz
Abmessungen (HxBxT) 42 x 24 x 29 cm
Gewicht 13 kg
Paarpreis 1800 Euro
Preis Ständer Giglio 650 Euro

Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
Anschrift Westendstr. 1a

61130 Nidderau
Telefon +49 6187 900077
E-Mail info@wodaudio.de
Web www.wodaudio.de

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Die Zeiten, in denen man sich nach reiflicher Überlegung und intensivem Hören für eine Hifi-Komponente entschieden, sie erworben, in die Kette integriert hat und danach einfach nur genießen konnte, sind vorbei. Heute sollte man sich auch regelmäßig um Updates kümmern – selbst bei einem Netz-Regenerator wie dem P5 Power Plant.

Nun gut, ich habe recht stark verallgemeinert. Die Einleitung trifft ganz gewiss nicht auf die Geräte aller Hersteller zu, wohl aber auf die von PS Audio. Ich kenne keine andere Firma, die so häufig neue Soft- und Firmware für ihre Produkte veröffentlicht wie Paul McGowans Team in Boulder. Daran, dass dies bei D/A-Wandlern so ist, habe ich mich schon gewöhnt und schaute dementsprechend auch beim lange Zeit genutzten Mytek immer mal wieder auf der Website der Digitalspezialisten nach. Aber auf die Idee, nach neuer Firmware für den P5 Power Plant zu suchen, wäre ich von allein wohl nicht gekommen. Bei dessen Test vor mehr als drei Jahren habe ich den Ethernet-Anschluss und den SD-Card-Schlitz noch als Spielerei abgetan. Als ich jetzt bei Jürgen Sachweh die PerfectWave Bridge II bestellte und ankündigte, dass der Kollege Roland Dietl diese im Zusammenhang mit dem neuen Yale-final-Betriebssystem des DirectStream DAC beschreiben würde, erzählte mir der Chef des deutschen PS-Audio-Vertriebes, dass bei einem Kunden neue Firmware für ein P3 Power Plant klanglich noch einmal einen deutlich hörbaren Vorteil gebracht habe – wohl ein dezenter Hinweis darauf, auch meinen P5 mal mit neuer Firmware zu versorgen.

Mit dieser Firmware habe ich den P5 jahrelang zufrieden benutzt. Achten Sie bitte auch auf die Versionsnummer des Oszilators
Mit dieser Firmware habe ich den P5 jahrelang zufrieden benutzt. Achten Sie bitte auch auf die Versionsnummer des Oszilators

Dass sich mein Netzgenerator noch immer im Auslieferungszustand befindet, liegt allein daran, dass ich bisher schlicht nicht auf die Idee gekommen bin, mal auf PS Audios Download Site (http://www.psaudio.com/support/downloads/) nachzusehen, ob es neue Firmware für den P5 gibt. Ganz unten auf der Seite findet man auch ein Video, dass die völlig unkomplizierte Update-Prozedur für Windows-Nutzer Schritt für Schritt beschreibt. Aber auch für jeden Mac-User, der in der Lage ist, auf dem Desktop heruntergeladene Dateien aus einem Ordner auf eine SD-Card zu ziehen, ist ein Update kein Hexenwerk. Danach braucht man die Karte nur noch korrekt auszuwerfen, dann auch physisch aus dem Computer zu ziehen und beim ausgeschalteten Power Plant in den entsprechenden Schlitz zu stecken. Nach der Betätigung des Netzschalters wird die neue Firmware automatisch geladen und nach einiger Zeit startet der P5 – oder auch der P10, für den dieselbe Firmware verwendet werden kann – wie üblich. Fertig.

Beim Test des P5 lief noch meine gesamte Kette bis auf das digitale Equipment, das über einen anderen Netzfilter mit einer eignen Wandsteckdose verbunden ist, über den PS Audio. Seitdem hat sich bei meiner Anlage aber so einiges geändert. So übernehmen inzwischen die mit KT 150 bestückten Ayon Epsilon statt der Brinkmann Monos die Verstärkung. Und die harmonieren nicht mit dem P5, vielleicht müsste es für die Röhrenboliden schon die Numero 10 sein. Aber jetzt höre ich erst einmal, ob die Firmware für den Netz-Regenerator wirklich etwas am Klang von Plattenspieler, Entzerrern und Vorstufe ändern kann.


Die neue Firmware macht den Unterschied: Sie macht aus einem guten Netz-Regenrator einen ganz hervorragenden.
Die neue Firmware macht den Unterschied: Sie macht aus einem guten Netz-Regenrator einen ganz hervorragenden.

Ich bin nach langen Jahren der Beschäftigung mit Hifi schon so einiges gewohnt, immer mal wieder haben vermeintliche Kleinigkeiten überraschende Wirkungen gehabt, aber mit so einer so eindeutigen und großen Verbesserung hatte ich einfach nicht gerechnet: Das Klangbild ist viel luftiger, die Abbildung großer und zum Greifen plastisch. Dynamisch tut sich mehr und auch die Feinauflösung hat ein gutes Stück zugenommen. Um eine solche Verbesserung durch Kabel zu erzielen, müsste man schon hoch im vierstelligen Preisbereich investieren. Was da passiert ist richtig großes Kino – und das ist nur halbwegs eine Metapher: Die Halle, in der Dick Schory und sein New Percussion Ensemble ihr Impuls-Feuerwerk abbrennen, erscheint nun deutlich höher. Die Bühne wirkt breiter und tiefer, und die Musiker sprühen nur so vor Spielfreude. Auch im Tiefbass-Bereich gibt’s nun noch etwas mehr Druck, die Instrumente kommen mir farbiger und strahlender vor. Aber vor allem hat die Darbietung nun noch mehr Drive. Ich bin fast versucht, einmal nachzumessen, ob sich der Teller des LaGrange noch immer mit derselben Geschwindigkeit dreht wie zuvor. Aber liefe er wirklich schneller, dann müsste es ja auch ein tonalen Verschiebung zum Hellen hin gegeben – anstatt mehr Druck im Tieftonbereich. Nein, das Kontrollieren der Geschwindigkeit kann ich mir wirklich sparen. Da genieße ich die Scheibe lieber im Breitbildformat bis zu Ende.

STATEMENT

Für Besitzer eines PS Audio P5 oder P10 ist ein Firmware-Update wohl der preisgünstigste und wirklich unkomplizierte Weg, ihrer Kette zu noch mehr Luft, Raum und Dramatik zu verhelfen. Alle anderen Lesen sollten sich durch die hier geschilderten Erfahrung ermutig sehen, immer mal wieder nach Upgrades für ihre Komponenten zu suchen. Ein riesiges Lob für Paul McGowan und das PS-Audio Team für diese neue, kostenlose Firmware!
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Brinkmann 12.1, Thales Symplicity II
Tonabnehmer Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
PS Audio P5 Power Plant
Stromlieferfähigkeit 1200 Watt permanent, 1500 Watt kurzfristig
Ausgangsnetzspannung 200 – 280 Volt
Ausgangsnetzfrequenz 50 Hz
Verzerrung (THD + N) unter 0,5 %
Eingangsspannung 230 Volt
Eingangsfrequenz 50 Hz
Leerlauf Stromverbrauch < 20 Watt eingeschaltet (ohne angeschlossene Komponenten)
Stromverbrauch max. 800 Watt
Maße (B/H/T) 43/10/36 cm
Gewicht 24 kg
Preis 5000 Euro

Vertrieb
HiFi2Die4
Anschrift Austrasse 9
73575 Leinzell
Telefon +49 (0) 7175 909032
E-Mail hifi2die4@gmx.de
Web www.hifi2die4.de

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Montag, 24 August 2015 02:00

Melco HA-N1A, Teil 2

Wer sich mit Streaming im Allgemeinen und mit Musik in hochauflösenden Formaten im Besonderen beschäftigt, kommt um die Frage, wo die Dateien gespeichert werden sollen, nicht herum. Der übliche Weg ist, entweder die im PC oder Notebook eingebaute Festplatte oder ein Netzwerkspeichergerät, auf neudeutsch ein Network Attached Storage (NAS), zu verwenden

Ganz gleich ob Billig-NAS aus dem Elektromarkt um die Ecke oder teures High-End-Gerät: die grundlegenden Konzepte und Funktionen sind bei allen Netzwerkspeichern sehr ähnlich. Im Grunde handelt es sich um einen einfachen Computer, ja Sie haben richtig gelesen einen Computer! In den Geräten kommen oft Kombiprozessoren zum Einsatz, die CPU, SATA-, USB- und Ethernet-Controller in einem Chip vereinen. Als Betriebssystem wird meist ein vom Hersteller angepasstes Linux-System verwendet. Die Daten auf den Festplatten fasst das Betriebssystem zu einem oder mehreren logischen Laufwerken zusammen und die Benutzerverwaltung regelt, wer zugreifen darf. Daneben ist zur Musikwiedergabe eine Streaming-Server-Software erforderlich, die die Verwaltung der Musik-Dateien übernimmt und diese in bestimmten Formaten, wie FLAC oder AIFF, für den Streamer oder Player bereitstellt.

Klarer Innenaufbau: Die beiden 2 TB Festplatten rechts und links, in der Mitte die Hauptplatine mit Prozessor und der gesamten Peripherie, oben links Netzfilter und Relaisplatine für den Ein-/Ausschaltvorgang, unten das Schaltnetzteil
Klarer Innenaufbau: Die beiden 2 TB Festplatten rechts und links, in der Mitte die Hauptplatine mit Prozessor und der gesamten Peripherie, oben links Netzfilter und Relaisplatine für den Ein-/Ausschaltvorgang, unten das Schaltnetzteil

Über Ethernet werden die Daten in das lokale Netz (LAN) geliefert. Wenn das Ganze dann mit dem heimischen Netzwerk zusammengestöpselt wird, mit dem gleichzeitig eine Vielzahl weiterer Geräte, wie das heimische TV-Gerät, verbunden sind und über das zeitgleich im Netz gesurft wird und Filme geladen werden, braucht man sich nicht wundern, dass die Musikwiedergabe über die teuren High-End-Geräte klanglich nur bedingt den Erwartungen entspricht. Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich sehe, wie wenig Aufmerksamkeit der Quelle und dem Netzwerk geschenkt wird. Der Anspruch des hier zum Test stehenden Melco HA-N1A ist, nicht ein lediglich teurer Nachbau handelsüblicher NAS zu sein, sondern über die Funktion, Netzwerkspeicher bereitzustellen, weit hinaus zu gehen und sich von anderen Geräten dieser Art zu unterscheiden.

Eine der beiden 2 TB Festplatten von Seagate mit Festplattenhalterung auf Dämpfungsfüßen
Eine der beiden 2 TB Festplatten von Seagate mit Festplattenhalterung auf Dämpfungsfüßen

Das Hauptaugenmerk bei der Konzeption des N1A lag auf einfacher Bedienbarkeit und gutem Klang. Der N1A soll es seinem Benutzer ermöglichen, in die Streaming-Welt einzutauchen, ohne einen Computer einsetzen und gleichzeitig ein IT-Spezialist sein zu müssen. Hierzu gehören der einfache Import von Musik-Dateien, die leichte Erweiterbarkeit und eine unkomplizierte Datensicherung.

Auf technischer Seite hat dies zu interessanten Detail-Lösungen geführt. Auf der Rückseite befinden sich drei USB 3.0 Buchsen, bei der jede eine ganz spezielle Aufgabe übernimmt. Durch den Anschluss weiterer Festplatten an die mit „Expansion“ bezeichnete Buchse kann die interne Speicherkapazität von 4 TB unkompliziert und nahezu unbegrenzt erweitert werden. Eine Datensicherung wird einfach durch den Anschluss entsprechender Laufwerke an die mit „Backup“ bezeichnete Buchse ausgeführt. Ein weiterer USB-Anschluss ermöglicht, den N1A direkt mit einem USB-DAC zu verbinden, sofern der DAC Class 2 USB kompatibel ist. Für die technische Umsetzung der drei Anschlüsse wird ein eigener USB 3 Controller verwendet, der gleichzeitig zu einer gewissen Entkopplung der USB-Anschlüsse vom übrigen System beiträgt.

Das Herz des N1A: In der Mitte der Armada 370 Kombiprozessor, der große Chip links enthält die System Software, die 4 Chips rechts bilden den 2 GB Hauptspeicher
Das Herz des N1A: In der Mitte der Armada 370 Kombiprozessor, der große Chip links enthält die System Software, die 4 Chips rechts bilden den 2 GB Hauptspeicher


Die interessanten Lösungen setzen sich bei der Art und Weise fort, wie der N1A mit einem Netzwerk und einem Streamer verbunden wird. Statt der üblichen Ethernet-Buchse finden sich auf der Rückseite des N1A deren zwei, die über Filterelemente verfügen und von einer eigenen Spannungsregelung mit Strom versorgt werden. Über die mit „LAN“ bezeichneten Buchse wird der N1A mit dem Router verbunden, an der mit „Player“ bezeichneten Buchse wird der Streamer angeschlossen. Hierdurch soll der Streamer vom übrigen Netzwerk entkoppelt werden, wobei es sich technisch gesehen um eine im N1A integrierte Bridge handelt. Andere an das Netzwerk angeschlossene NAS-Geräte können deshalb weiterhin mit dem Streamer kommunizieren und ebenfalls von der Entkopplung des Streamers profitieren. Gleichzeitig kann die auf dem N1A gespeicherte Musik auch weiteren im Netzwerk befindlichen Systemen und Räumen zur Verfügung gestellt werden. Das stabile Gehäuse und das Netzteil sind ordentlich geerdet und geschirmt. Hinter der Kaltgeräte-Netzbuchse sorgt ein Netzfilter für saubere Verhältnisse. Über ein Relais ist eine Ausschaltverzögerung realisiert, die dafür sorgt, dass nach Betätigung des Netzschalters, das Betriebssystem und die Festplatten kontrolliert heruntergefahren werden.

Das rückseitige Anschlussfeld mit den drei USB-3-Anschlüssen für DAC, Erweiterung und Backup sowie die Ethernet-Anschlüsse zur Verbindung mit einem LAN und dem speziellen Player-Anschluss
Das rückseitige Anschlussfeld mit den drei USB-3-Anschlüssen für DAC, Erweiterung und Backup sowie die Ethernet-Anschlüsse zur Verbindung mit einem LAN und dem speziellen Player-Anschluss

Das Netzteil besteht aus einem kräftigen 60 W Schaltnetzteil und Spannungsregelungen auf der Hauptplatine. Im Übrigen arbeiten auch im N1A ein Kombiprozessor vom Typ Marvell Armada 370 in Verbindung zwei 2 TB Standard-Festplatten von Seagate und weitere handelsüblichen Komponenten, die sich auch in „normalen“ NAS-Geräten finden lassen. Als Betriebssystem kommen Linux und ein modifizierter Twonky Server7 als Medienverwaltungssoftware zum Einsatz. Wer einer gut bebilderten Anleitung folgenden kann, wird den N1A in kürzester Zeit ohne Schwierigkeiten zum Laufen bringen, auch wenn er kein Computer-Spezialist ist. Ist der N1A einmal installiert, kann er in ein übliches Rack gestellt und vergessen werden.

Ich habe den N1A mit meinem Audio-Netzwerk verbunden, an das auch der hervorragende Ayon S3 als Streamer angeschlossen war. Die Steuerung erfolgte über die App PlugPlayer auf einem iPad. Zunächst habe ich mich damit beschäftigt, einen Eindruck zu gewinnen, welchen Einfluss die beiden Ethernet Buchsen des N1A auf den Klang haben. Beim Anschluss des Ayon S3 über die im N1A eingebaute Bridge sind die Unterschiede im Vergleich zu einem direkten Anschluss im Netzwerk nicht dramatisch, aber hörbar. Für mich war die Musikwiedergabe über diese Art der Verbindung insgesamt einen Tick klarer und transparenter. Ich habe mich deshalb für den weiteren Hörtest dafür entschieden, den Ayon S3 am „Player“ Ausgang des N1A angeschlossen zu lassen.

Mit verschiedenen Musik-Dateien, die ich von meinem NAS auf den N1A kopiert habe, hat mich der N1A mit der Zeit immer mehr überzeugt. Am einfachsten lässt sich der Effekt des N1A in meiner Kette mit dem oft genannten Vergleich eines Vorhangs umschreiben, der vor der Wiedergabe aufgezogen wird.

Die beiden Ethernet Anschlüsse mit jeweils vier Entkopplungselementen
Die beiden Ethernet Anschlüsse mit jeweils vier Entkopplungselementen

Gleichgültig welches Genres, ob Rock, Jazz oder Klassik, unabhängig von der Bitrate: der N1A ändert den grundlegenden Klangcharakter der angeschlossenen Komponenten nicht, sondern bringt diesen mit dem gewissen Schuss Raffinesse auf ein neues, höheres Niveau. Für mich ist die glockenklare Transparenz der Wiedergabe ohne jegliche Schärfe in den Höhen das hervorstechende Merkmal. Im 1. Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Sergei Profiev mit dem Scottish Chamber Orchestra (Scottish Chamber Orchestra, Prokofiev: Symphony No. 1; Violin Concerto No. 2; Five Melodies for Solo Violin & Strings) wird dies besonders offensichtlich: Die Aufnahmetechnik hat das Orchester mit ihrer eher kammermusikalisch angelegten Interpretation mit präzisem Focus und großer Räumlichkeit perfekt eingefangen, aber insbesondere die Fagotte, die zu Beginn Seite an Seite mit den Streichern spielen, sind mit größerer Klarheit als gewohnt, zu hören. In Verbindung mit dem herausragenden Streamer Ayon S3 ist die Summe der Details, die offenlegt werden, mehr als erstaunlich.

Das Netzfilter
Das Netzfilter


Aber auch die klare und natürliche Wiedergabe von Stimmen beeindruckt mich bei jeder Aufnahme, die ich höre. So wird „And the Boy“ von Angus & Julia Stone (Angus & Julia Stone: Down the way) mit kraftvollem Bassfundament wiedergegeben, ohne die zerbrechlich wirkende Stimme von Julia Stone zu verdecken – ganz im Gegenteil: Die besondere Charakteristik dieser Stimme kommt voll zur Geltung. Ein ähnlicher Eindruck, aber noch intensiver, ergibt sich bei „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): knackige Bassläufe und eine Stimme, die glasklar im Raum steht.

Im praktischen Betrieb hat sich der N1A als äußerst zuverlässig und beeindruckend flexibel erwiesen. So habe ich zeitweise auch noch den PS Audio DirectStream DAC an den hinteren USB-Eingang angeschlossen. Mit Hilfe von PlugPlayer konnte ich dann zwischen der Wiedergabe über den Ayon S3 oder den DirectStream wählen und als NAS sowohl den N1A als auch meinen eigenen Server verwenden. Dies funktionierte in allen denkbaren Kombinationen. Immer war für mich deutlich zu hören, wann der N1A in der einen oder anderen Funktion Teil der Kette war. Was mir im Vergleich immer sofort aufgefallen ist, ist die kristallklare Reinheit der Wiedergabe über den N1A.

Das kräftige 60 W Schaltnetzteil
Das kräftige 60 W Schaltnetzteil

Es besteht für mich kein Zweifel: Auch im digitalen Streaming-Zeitalter beginnt das Klangergebnis an der Quelle. Sollten Sie geglaubt haben, alle Festplattenspeicher klingen gleich, dann wird Sie der N1A zum Nachdenken bringen. Der N1A ist ein Netzwerk-Gerät, dem es auf beeindruckende Weise gelingt, Klangqualität und Benutzerfreundlichkeit zu vereinen.

STATEMENT

Wer sich ernsthaft mit Streaming beschäftigt, erhält mit dem N1A eine tolle Gesamtlösung aus einer Hand für die Speicherung seiner Musik-Dateien, um damit klanglich das Beste aus seinem System herauszuholen.
Gehört mit
NAS Windows Home Server mit JRiver 19
Streamer Ayon S3
Endstufe Omtec CA 25
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul
Herstellerangaben
Melco HA-N1A
LAN-Schnittstelle IEEE 802.3ab (1000BASE-T)
IEEE 802.3u (100BASE-TX)
IEEE 802.3 (10BASE-T)
LAN-Übertragungsgeschwindigkeit 1000 Mbps Vollduplex (Auto-Negotiation)
100 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation)
10 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation)
Anzahl der LAN-Anschlüsse 2 Anschlüsse (unterstützt Auto-MDIX)
LAN-Verbindungstyp RJ-45 8-polig
LAN-Protocol TCP/IP
LAN-Zugriffsmethode CSMA/CD
USB-Anschluss 1 X USB 2.0-Anschluss (Serie A)
3 X USB 3.0-Anschluss (Serie 1), Rückseite
Eingebaute Festplatte Für die internen Festplatten verwendet HA-N1A Festplattenlaufwerke (Hard Disk Drives, HDD). Wenn eine Festplatte nicht korrekt funktioniert, wenden Sie sich für weitere Hilfe an den technischen Support von Buffalo
Abmessungen (B/H/T) 436/70/352 mm
Gewicht ca. 7 kg
Stromversorgung 100–240 VAC, 50/60 Hz
Stromverbrauch (max.) 60 W
Betriebsumgebung Temperatur: 5–35°C,
Luftfeuchtigkeit: 20-80% (nicht kondensierend)
Preis 2000 Euro

Vertrieb
G8 & friends GmbH
Anschrift Werner Möhring
Ferdinand-Poggel-Str. 17
59065 Hamm
Telefon +49 5254 660188
E-Mail info@g8friends.de
Web www.g8friends.de

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Freitag, 21 August 2015 02:00

DePhazz in DSD und HiRes

„Electronic goes handmade“ nennt Pit Baumgartner das neue Gewand, in dem DePhazz' Songs im letzten Jahr im Berliner A-Trane zu hören waren. Ähnlich ungewohnt wie die neuen Versionen für die – dennoch begeisterten – Zuhörer war für die Combo das Aufnahmeequipment: Bandmaschinen statt Computer. Wir haben für Sie einen der analogen Tracks zum Download in DSD und 192/24 gewandelt.

Ich bin eigentlich kein Fan von Aufnahmen mit Gesang. Aber Pat Appeltons Stimme und Bühnenpräsenz brachten meine Einstellung arg ins Wanken
Ich bin eigentlich kein Fan von Aufnahmen mit Gesang. Aber Pat Appeltons Stimme und Bühnenpräsenz brachten meine Einstellung arg ins Wanken

Pit Baumgartner war von der Idee, eine LP für das Triple-A-Label aufzunehmen, sofort begeistert. Das sollte allerdings kein Aufguss von Wohlbekanntem sein, sondern sich auch musikalisch deutlich von bisherigem unterscheiden. Passend zum Aufnahmeort, dem fantastischen Berliner Club, entwickelte DePhazz jazzigere Arrangement. Besser als ich kann Ihnen aber Victoriah Szirmai, die auch Liner-Notes für das Album verfasste, die Band und das Projekt vorstellen:

DePhazz | Garage Pompeuse

Jahrtausendwende. Elegante elektro-akustische Klänge wabern aus den Boxen der In-Bars, über die Dancefloors der After-Work-Partys und nicht zuletzt durch die heimischen Wohnzimmer. Die Lounge-Welle hat uns fest im Griff. Ganz vorn mit dabei: das Heidelberger Musikerkollektiv DePhazz, das spätestens mit Veröffentlichung seines dritten Albums Death By Chocolate Kultstatus erreicht hat.

Pit Baumgartner brillierte mit einem Ukulele-Solo und sorgte dafür, dass die für den Band-Sound so charakteristischen Effekte auch live perfekt zur Geltung kamen
Pit Baumgartner brillierte mit einem Ukulele-Solo und sorgte dafür, dass die für den Band-Sound so charakteristischen Effekte auch live perfekt zur Geltung kamen

Fünfzehn Jahre und sieben weitere Longplayer später leistet die Combo um Mastermind Pit Baumgartner und Sängerin Pat Appleton einmal mehr Pionierarbeit. Unter der Devise „Mehr Jazz wagen“ unterzieht sie die Highlights ihres umfangreichen Repertoires, wie etwa „The Mambo Craze“, „Jeunesse Dorée“ oder das aus der Mon-Chéri-Werbung bekannte „No Jive“, am 29., 30. und 31. August 2014 im renommierten Berliner Jazzclub A-Trane einer gründlichen Revision und hüllt sie in ein neues, semi-akustisches Gewand. Zwar zeichnete sich DePhazz‘ Easy-Listening-Melange aus Soul, Latin und Elektronika schon immer durch eine hohe Jazzaffinität aus – sie als klassisches Jazzclub-Set zu hören, ist aber noch einmal etwas ganz anderes! Getrieben von der Fragestellung, wie die Songs mit Jazzbesetzung klingen würden, beauftragte man Pianist Ulf Kleinert mit den Neuarrangements. Der erwies sich als wahrer Meister der Reduktion, welcher es versteht, die Seele der Songs bloßzulegen. Die intime Atmosphäre des nur knapp einhundert Besucher fassenden Clubs trägt ihr Übriges zu dem Gefühl bei, DePhazz ganz pur zu erleben – ein Treffen also von Soundschraubern und Groove-Handwerkern in der Garage Pompeuse.

Frank Spaniol wechselte zwischen treibendem Saxophon und den – auch durch Effekte veredelten – Klangfarben der Bassclarinette
Frank Spaniol wechselte zwischen treibendem Saxophon und den – auch durch Effekte veredelten – Klangfarben der Bassclarinette


Das Ergebnis, das Baumgartner als „elektronisch goes handmade“ bezeichnet, überzeugt selbst jene Skeptiker, die nicht gedacht hätten, dass DePhazz im Jazzclub funktioniert. Auch für die Musiker selbst ist das erst einmal eine Herausforderung. Sängerin Pat Appleton gibt zu Protokoll: „Es ist neu für mich, mich ganz ohne Elektronik und Videotechnik wieder nur dem Singen hinzugeben. Es hat mir auch Angst gemacht, weil ich mich in den letzten Jahren immer mehr hinter der Fassade des Gesamtkunstwerkes DePhazz versteckt und mich gewissermaßen als Teil der der Ausstattung gesehen habe. Plötzlich musste ich mich wieder auf jeden Song ganz neu einlassen.“ Und das gelingt ihr mit Bravour. So ist Garage Pompeuse nicht zuletzt ein Dokument des Schrittes vom Projekt zur Band – und zwar einer Band, die den Zauber des Moments zu zelebrieren weiß: Bei den A-Trane-Sessions werden Baumgartner an der Live-Elektronik und eine in jeder Hinsicht strahlende Pat Appleton am Mikrofon von Frank Spaniol an Baritonsaxophon und Bassklarinette, Matti Klein an Rhodes und Wurlitzer, Markus Bodenseh am Bass und Oli Rubow am Schlagzeug unterstützt. Die Lust auf das neue Material kann man dem hochkarätigen Jazz-Quartett, das durch seine überbordende Spielfreude glänzt, in jedem Moment anhören. So entspannt und doch auf den Punkt hat man DePhazz noch nie gehört! Garage Pompeuse führt die Band zurück zu jenen Wurzeln, die es bei ihr so noch nie gegeben hat.

Matti Klein machte das Spiel auf dem Rhodes so viel Spaß, dass er am dritten Abend noch sein Wurlitzer mitbrachte
Matti Klein machte das Spiel auf dem Rhodes so viel Spaß, dass er am dritten Abend noch sein Wurlitzer mitbrachte

Um dieses besondere Hörerlebnis mit einem größeren Publikum teilen zu können, wurden die drei Nächte im A-Trane von Tonmeister Dirk Sommer mitgeschnitten, der sich als ehemaliger Chefredakteur des Periodiukms Image HiFi und heutiger Betreiber des Online-Magazins Hifistatement einen Ruf als „Klang-Sommelier“ erarbeitet hat. Aktuell zeichnet Sommer für die Reissues des legendären MPS-Labels verantwortlich. Nun endlich liegt auch sein Live-Mitschnitt von DePhazz‘ Garage Pompeuse-Sessions auf limitierten Vinyl im Triple-A-Format vor, wobei Triple A für konsequent analoges Arbeiten – analoge Aufnahme, analoge Mischung und analoges Mastering – steht. Damit haben DePhazz wieder einmal die Trend-Nase vorn, denn Vintage-Aufnahmetechniken erfreuen sich längst nicht mehr nur in der kleinen Gemeinde eingefleischter Fans audiophiler Langspielplatten höchster Beliebtheit, sondern erleben im Zuge des Vinyl-Revivals – im Gegensatz zu den kränkelnden Umsätzen aus CD-Verkäufen und enttäuschenden Ergebnissen des Streamings – eine allgemeine Renaissance.

Markus Bodenseh lässt seinen Kontrabass singen, aber auch heftig rocken
Markus Bodenseh lässt seinen Kontrabass singen, aber auch heftig rocken

Und das zu Recht. Das Knistern! Die Coverkunst! Und überhaupt die Haptik! Das Ritual des Aus-der-Hülle-Holens, Mit-dem-Anti-Statik-Tuch-Abwischens, Auf-den-Teller-Legens! Allein das Vinylformat versteht es, diesen drei Abenden gerecht zu werden, an denen eine Lounge-Band das Experiment wagt, sich den kritischen Ohren eines Jazzpublikums zu stellen. Dass dies nun gelingen konnte, verwundert nicht weiter, denn schließlich tragen DePhazz den Jazz ja seit jeher im Namen, steht das Akronym doch für „DestinationPhutureJazz“. Mit Garage Pompeuse haben sie ihr Ziel endlich erreicht.

Victoriah Szirmai

 

 

Kleiner Tipp: Verzichten Sie lieber auf die Behandlung mit dem Anti-Statik-Tuch und das Knistern. Doch ernsthaft: Mir gefällt der Sound der Scheibe abgesehen von der großartigen Pat Appleton vor allem wegen des speziellen Kontrabass-Klangs. Markus Bodenseh verwendet für seine Hundehütte ein Ampeg-SVT-Röhren-Top samt 6x10“-Box. Da musste ich ihm einfach zwei Mikros und Kanäle sowie den entsprechenden Platz im Mix zubilligen. Da DePhazz natürlich nicht auf alle Effekte und die typischen elektronischen Spielereien verzichtete, waren schließlich 16 Kanäle live auf die zwei Spuren der beiden im überlappenden Betrieb laufenden Studer A 810 zu verteilen. Ob dies gelungen ist, beurteilen Sie am besten selbst. Dafür habe ich „Trashbox“ einmal mit dem Ayre QA-9 in ein File mit 192/24 gewandelt und dann mit dem Weiss Sample Rate Converter auch noch einmal ins CD-Format heruntergerechnet.

Oli Rubow ist nicht nur eine Meister der lässigen Grooves, sondern auch ein feinfühliger Percussionist und klangverliebter Elektroniker
Oli Rubow ist nicht nur eine Meister der lässigen Grooves, sondern auch ein feinfühliger Percussionist und klangverliebter Elektroniker

Zur DSD-Erstellung lief das Signal zur Pegelanpassung durch einen aktiven Neumann-Fader, der von einem Funk-Netzteil mit sauberer Energie versorgt wird. Danach ging es in den professionellen dCS 904. Dessen Datenstrom schrieb dann der Tascam DA-3000 als Files auf eine Compact Flash Card. Dabei synchronisierte eine dCS 990 Master Clock den A/D-Wandler und den Teac. Die Daten der Compact Flash Card wurden dann im Computer ausgelesen und auf unseren Server hochgeladen. Übrigens habe ich nicht die Session-Tapes digitalisiert, sondern das Master-Tape für die LP-Herstellung, dem Christoph Stickel und ich den Aufnahmen im CSM-Mastering-Studio noch den letzten klanglichen Feinschliff verpassten.

PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio
Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio

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Montag, 17 August 2015 02:00

Auralic Taurus MKII

Wie auch die CanJam in Essen beweist, die in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet, haben sich Kopfhörer und dafür entwickelte Verstärker zu einem prosperierenden Marktsegment entwickelt. Wenn sich der Konstrukteur eines solchen auch noch auf die Studio-Legende Rupert Neve beruft, kann ich das Gerät einfach nicht links liegen lassen: Das ist beim Auralic Taurus MKII der Fall.

Hinzu kommt noch, dass ich meinen recht neuen Audeze LCD-X bisher erst an einem Verstärker, dem hervorragenden Bryston BHA-1, in der symmetrischen Anschluss-Variante hören konnte und mich diese Betriebsart völlig überzeugte. Womit ich angedeutet hätte, dass auch der Auralic über die vierpolige XLR-Buchse verfügt. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit: Auch wenn der Kopfhörer an diese Buchse angeschlossen ist, kann er unsymmetrisch betrieben werden. Ein Druck auf die „OUTPUT“-Taste erlaubt während der Wiedergabe die Wahl der Betriebsart. Entscheidet man sich für balanced oder symmetrisch werden allerdings die unsymmetrischen Ausgänge – das sind die 6,3-Millimeter-Kopfhörer-Klinkenbuchse und die Cinch-Vorverstärkerausgänge – stumm geschaltet. Man kann also, ohne die Anschluss-Kabel des Audeze zu tauschen, mit nur einem Knopfdruck die beiden Betriebsarten vergleichen.

Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer
Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer

Doch bevor ich Ihnen weitere Ausstattungsmerkmale des Taurus MKII vorstelle, möchte ich noch einmal kurz auf Rupert Neve zurückkommen, den englischen Elektronik-Ingenieur, der sich vor allem durch seine – heute würde man wohl sagen: High End – Mischpulte einen Namen in der Studioszene gemacht hat. Ähnliche Wertschätzung wie seine Kreationen genießen allenfalls noch die von Harrison oder SSL. Xuanqian Wang, einer der Gründer von Auralic und ausgebildeter Elektronik- und Aufnahmeingenieur, verrät auf der Website, dass er sich bei Entwicklung von Auralics ORFEO Class-A-Ausgangsmodul vom Schaltungsdesign von Rupert Neves in den 70-ern gebauten, handverdrahteten Mischpulten der 8078 Baureihe hat inspirieren lassen. In diesem Modul verwende er eine Menge von kleinen Signalkomponenten im Bereich ihrer linearsten Kennlinie. Dank eines thermischen Kopplungsverfahrens und der im Class-A-Betrieb arbeitenden Transistoren produziere ORFEO selbst beim Open-Loop-Betrieb weniger als 0,001% Verzerrungen.

Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt
Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt

Auralic legt Wert auf eine sehr saubere Stromversorgung und hat für seine Bemühungen den Begriff „Purer Power™ Solution“ geprägt. Noch bevor der Netzstrom zum in Kooperation mit Plitron gefertigten Transformator gelangt, durchläuft er ein sogenanntes „Auralic Power purification module“, in dem Gleichstromanteile und Störungen aus der Netzfrequenz herausgefiltert werden. Nach dem Trafo, den eine hohe Effektivität, ein geringer Innenwiderstand und eine niedrige Vibrationsanfälligkeit auszeichnen sollen, geht es in eine Filterstufe mit hoher Sieb-Kapazität und dann zu mehrstufigen, rauscharmen Reglern mit geringem Innenwiderstand. Xuanqian Wang zieht diese Lösung einer Batteriespeisung vor, da diese ihren Innenwiderstand je nach Ladungszustand ändere und konstant elektrochemisches Rauschen produziere. Um Einstreuungen zu vermeiden, hat Auralic ein eigenes Gehäusematerial namen AFN402™ entwickelt. Die spezielle Eisenlegierung mit Zusätzen von Nickel, Silicon und seltenen Metallen soll die Elektronik im Audiobereich um den Faktor drei und bei Frequenzen darüber bis um den Faktor zehn besser gegen elektromagnetische Interferenzen isolieren als herkömmliches Gehäusematerial und zudem Resonanzen entgegenwirken. Demselben Zweck dienen die ebenfalls von Auralic entwickelten Alire™ Resonance Damper, Platten, für die mehrere Schichten aus Materialen verschiedener Resonanzfrequenz verpresst werden und die im Inneren des Gehäuses verklebt werden.

Der Taurus MKII besitzt je einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Ein- und Ausgang und kann daher auch als minimalistische Vorstufe eingesetzt werden. Einen Schalter für die Wahl zwischen Vorstufen- oder Kopfhörerbetrieb oder die Möglichkeit, an den Ausgangsbuchsen einfach nur das durchgeschleiftes Eingangssignal zu erhalten wie beim in Sachen Ausstattung vorbildlichen Phonitor 2 gibt es beim Auralic leider nicht. Aber letztlich geht es ja nicht um einzelne Features, sondern um den Klang.


Die Ausgänge stellen das gewählte Eingangssignal in der Lautstärke geregelt für Endstufen oder Aktivlautsprecher zur Verfügung
Die Ausgänge stellen das gewählte Eingangssignal in der Lautstärke geregelt für Endstufen oder Aktivlautsprecher zur Verfügung

Der Taurus MKII bezieht sein Signal vom M2Tech Young DSD, der vom van-der-Graaf-Netzteil mit Energie versorgt wird. Nach einer mehrtägigen Einspielphase beginne ich mit dem unsymmetrisch verkabelten Audeze EL-8 Closed Back und Wolfgang Puschnig und Steve Swallows wunderbarer Version von „In A Sentimental Mood“ vom Quinton-Album Grey: Die innere Ruhe und Entspanntheit der Interpretation, die Schönheit der Klangbildung von akustischer, aber dennoch verstärkter Bassgitarre und Saxophon, die Intimität der Aufnahme auf der einen und der Kopfhörerwiedergabe auf der anderen Seite bringen mich der Musik so nahe, dass ich einfach nur genieße, Ihnen diese Scheibe ganz nachdrücklich ans Herz lege und mir zum Vergleichen weniger Anrührendes suche. Für den jetzt nötigen Drive sorgen Van Morrison und John Lee Hooker mit ihrer Cover-Version von Gloria auf Too Long in Exile: Den beiden erfahrenen Bühnen-Profis gelingt es ganz hervorragend, den alten wohlbekannten Song enorm spannend zu gestalten. Hookers Beginn zu sparsamer, verhaltener Begleitung, dann Morrisons Einsatz, der die Spannungskurve anzieht, und die auf dem Weg zum beinahe explosiven Refrain nach und nach hinzukommenden Instrumente erzeugen eine Dynamik, die einen zwingt, den Lautstärkeregler ein gutes Stück nach links zu drehen, wenn man den Song im Pegel ein wenig zu heftig angegangen hat. Der Auralic bietet schon im unsymmetrischen Betrieb eine Intensität, die selbst oft gehörte Songs zum Erlebnis werden lassen. Auch über den Bryston BHA-1 entfaltet der Spannungsbogen seine Wirkung, allerdings nicht mit ganz derselben Stärke wie beim Taurus, was an der einen Tick unterschiedlichen Tonalität liegen dürfte: Der Auralic ist einen Hauch heller timbriert als der Bryston, der dennoch mindesten ebensoviele Details präsentiert wie der Taurus.

Unter der gelben Abdeckung sitzt das sogenannte „Auralic Power purification module“, rechts daneben unten dem großen Kühlkörper befinden sich die ORFEO Class-A-Ausgangsmodule
Unter der gelben Abdeckung sitzt das sogenannte „Auralic Power purification module“, rechts daneben unten dem großen Kühlkörper befinden sich die ORFEO Class-A-Ausgangsmodule

Die beiden Verstärker spielen auf demselben hohen Niveau und die Unterschiede zwischen Ihnen sind deutlich geringer, als der Versuch, sie zu beschreiben, vermuten lässt. Wo ich gerade bei Van Morrison bin, ziehe ich auch noch seine Interpretation eines meiner Lieblingssong, „St. James Infimary“ vom Album What's Wrong With This Picture?, in die Amarra-Playlist. Der Bryston wirkt auch hier eine minimale Spur dunkler, aber dennoch genauso offen und feinzeichnend wie der Auralic, der Van Morrisons Vortrag mit einer Prise zusätzlicher Dramatik würzt. Für's erste hat der Bryston jetzt Pause, da ich erst einmal herausfinden muss, ob der Auralic den symmetrisch verkabelten Audeze LCD-X im symmetrischen oder unsymmetrischen Betrieb besser im Griff hat. Dazu habe ich einen recht basslastigen Track ausgesucht: Jonas Helborgs „Wounded Knee“ von der CD The Silent Life. Da bedarf es keines mehrmaligen Hin- und Herschaltens um zu erkennen, in welcher Betriebsart der Taurus die Bewegungen der großen Folien des LCD-X besser kontrolliert. Die symmetrisch arbeitenden ORFEO-Module sorgen so eindeutig für mehr Offenheit und einen präziseren Tieftonbereich und damit subjektiv auch für mehr Schnelligkeit, dass die Frage „Symmetrisch oder nicht?“ ein für alle Mal geklärt ist.

Die Buffer direkt hinter den Eingangsbuchsen sollen auch mit hochohmigen Quellimpedanzen wie etwa CD-Playern oder Wandlern mit Röhrenausgangsstufe gut harmonieren
Die Buffer direkt hinter den Eingangsbuchsen sollen auch mit hochohmigen Quellimpedanzen wie etwa CD-Playern oder Wandlern mit Röhrenausgangsstufe gut harmonieren

Bevor ich mich weiteren Vergleichen widme, genieße ich noch einmal „In A Sentimental Mood“, das zum Dahinschmelzen schöne Duet von Steve Swallows Bass und Wolfgang Puschnigs Saxophon. Das kommt über den symmetrisch ansteuerten LCD-X noch souveräner, lockerer und emotional ansprechender rüber. Allein das intensivere Knarzen des Basses sorgt zumindest bei einem Tiefton-Fan wie mir für noch mehr Genuss. Nein, auch jetzt werde ich diesen großartigen Song nicht zum Vergleichen missbrauchen. Dafür nehme ich lieber einen in letzter Zeit seltener benutzten Test-Klassiker: „Davy The Baby“ von Marty Krystalls Album Seeing Unknown Colors. Wie viele, wahrscheinlich unkomprimierte Aufnahmen mit viel Luft nach oben für kurze Impulse kommt der Song recht leise daher und auch nicht ganz so brillant wie ich ihn von der Wiedergabe über Lautsprecher in Erinnerung habe. In den Frequenzbereichen darunter überzeugt die Einspielung aber durch ungefilterte Dynamik und schöne, realistische Klangfarben – vom letzten Glanz der Becken einmal abgesehen. Daran ändert erwartungsgemäß auch der Wechsel auf den Bryston nichts. Die beiden Verstärker machen es einem nun wirklich nicht leicht: Sie weisen im symmetrischen Betrieb so gut wie keine Unterschiede auf. Mal erscheint der eine minimal mehr Drive zu entwickeln, mal der andere. Da entscheiden ein, zwei Grad mehr oder weniger beim Dreh am Lautstärkeregler. Und leider kann ich die Lautstärke der Kopfhörerwiedergabe nicht exakt messen. Da komme ich mit dem üblichen A/B-Vergleich nicht weiter. Nach längerem Hören der beiden Kopfhörerverstärker stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass der Bryston die Instrumente mit ein ganz klein wenig mehr Luft umgibt, der Auralic minimal spielfreudiger und dramatischer zur Sache geht. Da entscheiden Geschmacksfragen, hier geht es nicht um Qualitätsunterschiede.


Ein Blick unter den gelben Berührungsschutz: Das Power purification module soll den Netzstrom von Gleichstromanteilen und HF-Verunreinigungen befreien
Ein Blick unter den gelben Berührungsschutz: Das Power purification module soll den Netzstrom von Gleichstromanteilen und HF-Verunreinigungen befreien

Statt weiter vermeintliche Unterschiede aufzuspüren, genieße ich mit der stimmigen Audeze-Auralic-Kombination lieber einige länger nicht gehörte Song wie Michael Nymans „Miranda“ aus dem Soundtrack zu Prospero's Books: eine spannende Melange aus fröhlicher Klassik, leicht verzerrten Sounds, harmonischem Gesang, immer abwechslungsreich, vielschichtig und überraschend. Taurus und LCD-X differenzieren die einzelnen Klangebenen ganz vorzüglich und lassen auch die hektischeren Phasen nie ins Nervöse kippen. Bei der akzentuierten Rhythmik kann man sich gegen das Mitwippen der Füße einfach nicht wehren. Die Spielfreude des Duos sorgt dafür, dass neben den intellektuellen auch die sinnlichen Aspekte des Songs nicht zu kurz kommen.

Eine der schönsten Duo-Aufnahmen überhaupt haben schon vor einigen Jahren Charlie Haden und Pat Metheny eingespielt. Auf Beyond The Missoury Skies wurden Gitarre und Bass aber reichlich fett eingefangen, was über meine Lautsprechern grade noch angenehm ist, beim in diesem Frequenzbereich aber gewiss nicht zurückhaltenden Audeze zuviel des Guten sein könnte: Bei Charlie Hadens Komposition „Waltz for Ruth“ ist es das aber dank der straffen Kontrolle des Auralic erfreulicherweise nicht. So kann man als Hifi-Fans in Details wie Griffgeräuschen schwelgen, sich an der Dynamik des Saitenanschlag erfreuen und sich von der wohligen Wärme des Tieftonbereichs umspülen lassen – oder als Musikfreund die Melodien und die solistischen Fähigkeiten Methenys und Hadens genießen. Da vermisse ich meine Lautsprecher nun wirklich nicht.

Von den ORFEO Class-A-Ausgangsmodulen mit ihren thermisch gekoppelten Bauteilen ist nur wenig zu erkennen
Von den ORFEO Class-A-Ausgangsmodulen mit ihren thermisch gekoppelten Bauteilen ist nur wenig zu erkennen

STATEMENT

Der Auralic treibt meine Kopfhörer zu klanglichen Höchstleistungen. Besonders im Zusammenspiel mit dem symmetrisch verkabelten Audeze in der entsprechenden Betriebsart sorgt er für höchsten Genuss. Dabei stellt er sich völlig in den Dienst der Musik und tritt selbst in den Hintergrund. Wenn er denn charakterliche Eigenheiten erkennen lässt, sind das Spielfreude und Dynamik. Was will man mehr?
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kopfhörerverstärker SPL Phonitor 2
Kopfhörer Audeze LCD-X und EL-8 closed back
Kabel Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Nordost Walhalla, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Auralic Taurus MKII
Frequenzgang 3Hz - 300KHz, ± 3dB 20Hz - 20KHz, ± 0.1dB
Klirrfaktor < 0.002%, 20Hz - 20KHz at rated output
Dynamikumfang 130dB, 20Hz-20KHz, A-gewichtet
Übersprechen -80dB bei 1kHz
Ausgangsleistung 4500 mW an 32Ω (Standard-Betriebsart)
1200 mW an 120Ω (Standar-Betriebsart)
500 mW an 300Ω (Standard-Betriebsart)
250 mW an 600Ω (Standard-Betriebsart)
1200 mW an 32Ω (symmetrischer Betrieb)
4500 mW an 120Ω (symmetrischer Betrieb)
2000 mW an 300Ω (symmetrischer Betrieb)
1000 mW an 600Ω (symmetrischer Betrieb)
Eingänge Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (Cinch)
Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (XLR)
Kopfhörerausgänge 6,35mm Stereo Klinkenbuchse (STD only)
4-polige XLR Buchse (AKG K1000 Pinbelegung)
Vorverstärkerausgänge 1 x Cinch (unsymmetrisch), 1 x XLR (symmetrisch)
Leistungsaufnahme 50W max.
Maße (B/T/H) 33/23/6,5cm
Gewicht 5,3kg
Preis 1800 Euro

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/15-08-17_auralic
Freitag, 14 August 2015 02:00

XiVero Headphone Experience

Ich bleibe unserem Sommer-Thema Kopfhörer treu und stelle Ihnen – von unseren kostenlosen Downloads einmal abgesehen – das bisher günstigste Produkt vor, das es in Hifistatement zu einem eigenen Bericht gebracht hat: ein Programm, das Musikdateien für den Genuss über Kopfhörer optimiert.

Es soll einige – wenige? – glückliche Menschen geben, die die übliche Einschränkung bei der Verwendung von Kopfhörern nicht kennen. Die brauchen gar nicht erst weiterzulesen, denn sie leiden nicht unter der sogenannten In-Kopf-Lokalisation, also dem Eindruck, dass Instrumente und Stimmen quasi auf einer Linie zwischen den Ohren angeordnet sind, wenn die Musik aus den Wandlern eines Kopfhörers direkt auf ihre Ohren trifft. Einige Hersteller versuchen, das Problem abzuschwächen, indem sie die Treiber in einem recht großen Gehäuse soweit wie möglich nach vorne rücken und schräg zum Kopf anwinkeln. Das mag zwar ein wenig Linderung bringen, ist letztlich aber keine überzeugende Lösung. Bei der Lokalisation einer Schallquells im Raum spielen nicht nur die Zeitdifferenz beim Eintreffen eines Signals in den beiden Ohren eine Rolle, sondern auch die durch die Ohrmuscheln und den Oberkörper verursachten tonalen Beeinflussungen des Signals. Andernfalls könnt man ja nicht zwischen einen Signal vor und hinter einem unterscheiden, wenn die Laufzeitunterschied zwischen rechtem und linkem Ohr in beiden Fällen gleich wären.

Kein Wunder also, dass sich die Wiedergabe über Kopfhörer von der über Lautsprecher in einem Raum deutlich unterscheidet. Das Phänomen und ist schon seit langem bekannt und auch wissenschaftlich untersucht. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen ist die Head-Related Transfer Function (HRTF), was man mit kopfbezogene Übertragungsfunktion oder auch Außenohrübertragungsfunktion übersetzen kann. Das ist logischerweise nicht einfach eine konstante Frequenzgangbeeinflussung durch Ohrmuschel, Kopf und Oberkörper, sondern eine, die vom Winkel der Schallquelle zum Hörer abhängig ist. Außerdem ist die HRTF individuell sehr verschieden, so dass der gemittelte Wert recht weit vom eigenen Hörempfinden entfernt sein kann. Aber es gibt ja – fast – nichts, was sich mit Digitaltechnik nicht richten ließe: Den radikalsten Ansatz verfolgt der Symth Research Realiser 8, ein kleines Kästchen, das den Frequenzgang und die Laufzeiten von Eingangssignalen so verändern soll, dass man die Lautsprecher im dem Raum zu hören glaubt, in dem der Realiser eingemessen wurde. Dazu werden Miniaturmikrofone in den Gehörgang gesetzt und Testsignale einmal über die Lautsprecher und ein zweites Mal über den Kopfhörer abgespielt und aufgenommen. Aus den Unterschieden errechnet der Realiser die notwendige Frequenzgang- und Laufzeitänderungen. Ein erster Versuch lieferte zwar ein tonal absolut stimmiges Abbild meines Hörraums, eine ausgeprägte Vorne-Ortung konnte ich aber nicht erreichen. Ich werde mit Sicherheit einen zweiten Versuch machen, auch wenn der Realizer für acht(!) Kanäle ausgelegt ist und um die 3000 Euro kostet und sich damit wohl eher an dezidierte Kopfhörerfans oder professionelle Nutzer wendet.

Die ebenso übersichtliche wie schmucklose Gestaltung gibt dem Benutzer keine Rätsel auf: Dateien in die Liste laden, Ausgangsordner und Format bestimmen und „Start“ anklicken – fertig
Die ebenso übersichtliche wie schmucklose Gestaltung gibt dem Benutzer keine Rätsel auf: Dateien in die Liste laden, Ausgangsordner und Format bestimmen und „Start“ anklicken – fertig

Einen um Klassen besseren Kopfhörerverstärker als den im Realizer eingebauten kombiniert SPL in seinem Phonitor 2 mit einer Matrix, die auf rein analogem Wege das Übersprechen zwischen den beiden Lautsprechern im Raum und ihre Anwinkelung zum Hörer auf moderate Weise ins Klangbild einfließen lässt. Hier geht es nicht um Simulation eines gegebenen Hörraums, sondern vorrangig um die Verminderung der Im-Kopf-Lokalisaton mit Annäherungen an die Abhörsituation im Raum. Beinahe dieselbe Technik bei Verzicht auf einige – leider durchaus angenehme – Features bietet SPLs Phonitor Mini zum deutlich günstigeren Preis.


Preislich unschlagbar aber dürfte die Lösung sein, die XiVero anbietet: Die HPEX oder Headphone Experience Software modifiziert Musik-Daten so, dass die Im-Kopf-Lokalisation stark abgeschwächt wird. Das kann auf zwei Arten passieren: Einmal, indem man die Songs in die Programm-eigene Playlist lädt und über den Computer respektive den angeschlossenen Wandler abspielt. Zum anderen können die Musik-Dateien aus der Playlist auch dem HPEX-Prozess unterzogen werden und dann abgespeichert werden. In diesem Fall erhält das neue File den Namenszusatz „[XX% - XX%]“, wobei die erste Zahl den Prozentsatz der Tiefe der imaginären Bühne, der zweite den ihrer Breite für die Umrechnung beschreibt. Wie breit und tief die Darstellung nach der Umrechnung erscheinen soll, kann im Programm ganz nach individuellem Geschmack eingestellt werden. HPEX akzeptiert Dateien in den Formaten .waf, .aiff, .FLAC, .ALAC und .MP3. Ganz nach Wunsch werden die für die Kopfhörerwiedergabe aufbereiteten Dateien in den Formaten .waf, .aiff oder .FLAC ausgegeben, wobei bei letzterem auch der Grad der Kompression gewählt werden kann.

Da anders als beim Realizer keine Messung der individuellen Head Related Transfer Function des Hörers mit in den Prozesses einfließt, ähnelt die Arbeitsweise des HPEX eher der des Phonitor 2 respektive Mini. Stephan Hotto, der Entwickler der Software, beschreibt ihre Eigenschaften wie folgt:

  • HPEX nutzt keine HRTF, um Fehlanpassungen an die Ohren des Hörers und somit falsche Klangquellen-Lokalisierungen zu verhindern.
  • m Prinzip wird ein Hörraum mit entsprechenden Lautsprechern simuliert. Hierbei werden die typischen Hörraumeigenschaften dem Signal hinzugefügt:
    a) Cross Talk vom linken Lautsprecher auf das rechte Ohr und umgekehrt
    b) Frühe Reflektionen
    c) Eine Hallfahne
  • Die digitale Signalverarbeitung erfolgt so sparsam wie möglich, um den In-Kopfeffekt aufzuheben, jedoch die Tonalität der Musik nicht zu stark zu beeinflussen
  • Da es sich um einen Transcoder handelt, können die transformierten Dateien auf der favorisierten Software oder Hardware abgespielt werden
  • Die Software arbeitet extrem schnell und parallelisiert auf einer Stapelverarbeitungsliste und nutzt unsere 64Bit Audio Engine
  • Bei der AIFF- und FLAC-Konvertierung bleiben die Meta-Daten erhalten.

Das mit MusicScope ermittelte Frequenzspektrum der originalen Datei (oben) unterscheidet nur geringfügig von dem der mit HPEX errechneten
Das mit MusicScope ermittelte Frequenzspektrum der originalen Datei (oben) unterscheidet nur geringfügig von dem der mit HPEX errechneten

Da ich in den letzten Wochen – zumindest gefühlt – mehr Zeit unter Kopfhörern verbracht habe als im letzten Jahr, habe ich natürlich gleich ein paar Songs in das Kopfhörer-optimierte Format konvertiert und dann vom Rechner über den Hugo oder M2Tech plus Bryston BHA-1 gehört: Bei Gianluigi Trovesis „Herbcap“ vom Album Dedalo über den Audeze EL-8 C klingen die Instrumente in der Orignalversion extrem klar und direkt, alles spielt sich auf einer Ebene, ja einer Line ab. In der HPEX-Variante, scheinen die Instrumente im und den Kopf zu schweben, die Abbildung wirkt dadurch minimal diffuser, ein wenig verrundet, lädt dadurch aber auch zu längeren ermüdungsfreien Hören ein. Wenn es nicht um die Beurteilung der Qualität einer Aufnahme, sondern um Musikgenuss ist die Wahl einfach: Mit HPEX macht mir die Kopfhörerwiedergabe einfach mehr Spaß. Das ist auch bei Paul Kuhns „Griff“ so. Der Songs ist übrigens nie in digitaler Form veröffentlicht, er findet sich allerdings in verschiedenen Versionen in unserer Klangbibliothek. In der Originalversion wirkt er zwar minimal klarer und sogar einen einen Hauch lauter, dank HPEX scheint die Musik aber entspannter zu fließen, ohne an Spannung einzubüßen. Tonale Ungereimtheiten konnte ich in den beiden bearbeiteten Songs nicht entdecken.


Weiter geht’s mit dem symmetrisch angeschlossenen Audeze LCD-X und der „Improviation Patrice Heral“ vom Album Le Concert des Parfums: Auch hier kommen die Instrumente bei der HPEX-Version minimal weniger scharf fokussiert rüber, dafür wirkt der Nachhall in den kahlen Klostermauern ein gutes Stück realistischer. Der Anfang von Keith Jarretts Köln Concert macht klar, dass bei der Konvertierung in die Kopfhörer-kompatiblere Version auch feinste Details nicht verloren gehen. Tonal gibt es an dieser kritischen Aufnahme ebenfalls nicht das geringste auszusetzen. Der Saal scheint ein dank HPEX wenig freier zu atmen. Auch hier sorgt das Processing für minimal mehr Hörgenuss.

Aber probieren Sie dieses kleine Programm doch einfach selbst aus. Unter https://www.xivero.com/hpex/ können Sie es kostenlos herunterladen und von Ihren Lieblingssongs Test.Files von einer Minute Länge erzeugen.

STATEMENT

HPEX wirkt der oft störenden In-Kopf-Lokalisation moderat entgegen und sorgt für entspannteres und angenehmeres Hören beim Kopfhörer-Einsatz. Da XiVero gerade mal neun Euro für die Lizenzierung der Software verlangt, fällt es mir nicht schwer, HPEX das beste Preis/Leistungs-Verhältnis aller bisher in Hifistatement getesteten Produkte zu bescheinigen. Wer viel mit mobilen Playern unterwegs ist, sollte die Software unbedingt einmal testen, da der Effekt bei In-Ear-Hörern noch größer sein dürfte als bei den ausgewachsenen Audezes.

 

PS: Eine iOS-Version für iPhone und iPad befindet sich in der Entwicklung und wird in Kürze erhältlich sein. Dann brauchen Sie ihre Songs nicht erst vor der Überspielen in den Speicher auf dem heimischen Computer zu konvertieren, sondern kommen direkt beim Abspielen in den Genuss dieses kleinen, aber wirkungsvollen akustischen Helfers.

Gehört mit
Computer MacBook Pro 2,2 GHz, 16GB, OS X Yosemite 10.10.4
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Pure Music 2.0.2
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Chord Hugo
Kopfhörerverstärker Bryston BHA-1, Auralic Taurus MKII, HD-Klassik Headphone Optimizer, SPL Phonitor 2
Kopfhörer Audeze LCD-X, EL-8 c
Kabel Sunwire Reference, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio , Harmonix Real Focus
Herstellerangaben
XiVero HPEX Software
  • Die Software funktioniert für Windows und Mac OSX
• Als Eingangsformat wird WAV, AIFF, FLAC, ALAC und MP3 unterstützt
• Als Ausgangsformat werden WAV, AIFF und FLAC Dateien erstellt
• Bei der AIFF- und FLAC-Konvertierung bleiben die Meta-Daten erhalten
• Eine iOS (iPhone und iPad) Version befindet sich soeben in der Entwicklung
Preis 9 Euro

Hersteller
XiVero GmbH
Anschrift Schiessstraße 43
D-40549 Düsseldorf
Telefon +49 1578 6796782
E-Mail info@xivero.com
Web www.xivero.com

Weitere Informationen

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