Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Olympos |
Tonarm | Kuzma 4Point mit durchgehender Verkabelung |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 130,1 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Lyra Olympos |
Tonarm | Kuzma 4Point mit durchgehender Verkabelung |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 157,4 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | Brinkmann 12.1 |
Tonarm | Forcelines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 112,3 mb |
Berichte über Veranstaltungen sowie News finden Sie jetzt neben anderem unter Panorama, während die Anmerkungen zum Team, das Hifistatement (aus)macht, ebenso wie das Impressum über Links im Fußbereich der Seite zu erreichen sind. Und so blieben die Artikel, die sich mit Grundlagen unseres Hobbys beschäftigen, einsam übrig. Allerdings fehlte uns auch noch ein Platz für die Downloads, in denen es nicht um musikalische Inhalte, sondern – wie im weiter unten zu findenden Artikel Das Ende der Klangbechreibung? näher beschrieben – um Klangbeispiele bekannter oder gerade getesteter Tonabnehmer, Tonarme und Phonoentzerrer geht. Die drei bisher veröffentlichten Beispiele, eine kleine Anzahl zur Feier des Tages neu eingestellter, die in Klangbeispiele statt Klangbeschreibung! näher beschrieben werden, sowie alle in Zukunft produzierten Beispiele finden Sie ab sofort unter dem Stichwort Klangbibliothek. Diese und die beinahe verwaisten Grundlagenartikel machen ab sofort gemeinsame Sache und zwar genau hier: im neu geschaffenen Bereich Wissen.
Was wir hier vorhaben – und da beziehe ich Sie und Ihre Dialogbereitschaft unbedingt mit ein – ist das, was man im Englischen so schön work in progress nennt. Und das bedeutet unter anderem, dass es nichts Endgültiges oder Statisches gibt. Wir sind für Anregungen offen. Andererseits macht diese Klangbibliothek nur dann Sinn, wenn wir uns an einmal gesetzte Standards halten. Da bisher aber lediglich drei Files im Umlauf sind, werde ich Sie bitten, diese Dateien zu löschen und statt ihrer die hier angebotenen zu speichern. Nicht, dass ich es bei der Überspielung beispielsweise an Sorgfalt bei der Justage der Pegel hätte fehlen lassen. Aber während ich mir Gedanken um eine Standardisierung des Verfahrens und beinahe parallel die ersten Aufnahmen machte, habe ich nicht daran gedacht, die Tonabnehmer zumindest ein, zwei Plattenseiten lang einzuspielen. Dabei weiß jeder halbwegs erfahrene Analog-Fan, dass manche Abtaster schon nach einem Tag Pause mindesten ein paar Minuten Spielzeit benötigen, um ihre gewohnte Leistung zu bringen. Mich hatten aber vor der Überspielung der Songs von der Platte auf die Nagra die Aufnahmen für unsere Downloads und für eine in diesem Jahr zu erwartende LP schon seit geraumer Zeit so in Trab und vom analogen Musikgenuss im trauten Heim abgehalten, so dass das Lyra Olympos und das Brinkmann EMT bei der Überspielung bestimmt nicht unter optimalen Bedingungen arbeiteten. Ob dies nun auf den Files hörbar ist oder nicht, sei dahingestellt. Ab jetzt aber gilt: Es wird kein Tonabnehmer mehr aufgenommen, bevor er nicht mindestens eine LP abgespielt hat.
Die neue Aufnahmerunde macht auch deshalb Sinn, weil Frank Kleinschmidt, der Inhaber des Labels in + out records, uns zwei seiner Produktionen aus der „Limited Audiophile Edition‟ für Klangbeispiele freigegeben hat: Die Live-Doppel-LP Saying Something der Saxophonisten-Allstar-Band Roots (IOR 77031-1) und Chico Freemans Threshold (IOR 7022-1), die gut klingen und für etwaige eigene Experimente Ihrerseits noch zu äußert zivilen Preisen erhältlich sind (www.inandout-records.com/artists/freeman-chico/freeman-chico.html). Aus Threshold habe ich das kurze „Duet‟ ausgesucht, aus dem Album von Roots den letzten Teil der „Ballads For Trane‟: „How Deep Is The Ocean‟. Der gesamte Track setzt sich aus fünf Songs zusammen, die Coltrane häufig spielte, und in jedem Song hat einer der vier Saxophonisten sein Solo. Das fehlende fünfte steuert Pianist Kirk Lightsey bei, der auch die Verbindung zwischen den fünf Teilen herstellt. Während der letzten dieser Brücken steigen wir abrupt ins Geschehen ein: Eine sanfte und punktgenaue Einblendung ist nahezu unmöglich, wenn man den Pegel auf 0,1 Dezibel genau einstellen will, was bei der Nagra mit etwas Fingerspitzengefühl und Zeit möglich ist. Hier gebe ich dem exakten Pegel Vorrang vor einer gelungenen Einblendung.
Die Mischung aus Stimmen und Studioeffekten sowie die live aufgenommenen akustischen Instrumente dürften zusammen mit dem groovenden „Griff‟ des Paul Kuhn Trios ausreichend Material sein, um verschiedene Komponenten zumindest tendenziell einzuordnen. Dass alle drei Stücke trotz ihrer Verschiedenheit dem Begriff Jazz zugeordnet werden können, hat übrigens nicht das Geringste mit meinen persönlichen musikalischen Vorlieben zu tun. Wer lieber Pop hören möchte, kann gerne einmal mit einer Major-Plattenfirma über die Freigabe von Songs für unsere Zwecke verhandeln. Mir sind da kleine, feine und unabhängige Label lieber.
Doch nun zu unseren heutigen Downloads: Auch wenn Sie nicht der im Artikel Das Ende der Klangbeschreibung dargestellten Standardkonfiguration mit dem SME V entsprechen, reiche ich Ihnen die Aufnahmen vom nun eingespielten Brinkmann EMT ti im Brinkmann 12.1 entzerrt von der symmetrischen Einstein-Phonostufe nach. Statt allein Paul Kuhns „Griff‟ erhalten Sie nun aber den kompletten Drei(er)-Satz mit Chico Freemans „Duet‟ und „How Deep Is The Ocean‟ von Roots. Dieselben Songs habe ich dann auch mit dem Lyra Olympos im Kuzma 4Point überspielt. Weiter geht’s dann mit der ersten Standardkonfiguration: einem Denon DL-103 im SME V, ebenfalls entzerrt vom Einstein.
Sie merken schon, mir macht die Spielerei mit Tonabnehmern, Armen und Phonostufen nach so langer analoger Enthaltsamkeit wieder richtig Spaß. Und deshalb habe ich auch noch gleich eine akustische Vorschau produziert: Sie können noch einmal das Lyra Olympos hören, diesmal entzerrt von dem famosen Burmester Phono Preamp 100, mit dem ich mich gerade ausführlich beschäftige. Weitere Downloads mit anderen Abtastern werden dann zeitgleich mit dem Test des chromglänzenden Schmuckstücks veröffentlicht.
Die Downloads finden Sie, wie schon erwähnt in der Rubrik Klangbibliothek. Viel Spaß!
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | Brinkmann 12.1 |
Tonarm | Forcelines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 131 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Tonarm | Brinkmann 12.1 |
Tonarm | Forcelines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 157,9 mb |
Wer in dem schon übervollen heimischen Markt für Lautsprecher mit einer neuen Marke bestehen will, muss schon etwas Besonderes oder anderes bieten als die Konkurrenz, um nicht total unterzugehen. Die kanadische Marke PSB versucht es mit entspannter Gelassenheit. Ob das reicht, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen?
Am Anfang des Tests bekam ich erst mal ungewollt eine Antwort auf die Frage, inwieweit sich Temperaturen auf die Wiedergabequalität von Lautsprechern auswirken. Die Image T5 kamen aufgrund des Schnees in der Republik verspätet an und müssen wohl etliche Tage bei Minusgraden gelagert worden sein. Dies verdrängend, habe ich die Lautsprecher einfach ausgepackt und angeschlossen und das, wo ich normalerweise kalter Elektronik erst mal mehrere Stunden bei Zimmertemperatur gönne, bevor ich sie überhaupt ans Netz hänge... Um es kurz zu machen, tiefgekühlte Tieftöner machen keinen nennenswerten, oder nur äußerst zurückhaltenden Bass. Die Image T5 haben es zum Glück überlebt, und alles andere wäre auch schade, da PSB-Lautsprecher ja noch nicht wirklich alltäglich sind.
Die kanadische Firma PSB wurde 1973 von Paul Barton gegründet und erfreut sich weltweiter Beliebtheit. Seit ungefähr einem Jahr ist die komplette Palette an Lautsprechern auch in Deutschland erhältlich. Preiswürdigkeit und natürlichen Klang hat sich PSB ganz oben auf die Fahnen geschrieben. Dabei ist man besonders stolz auf den Zugriff auf die Räume des National Research Council (NRC) in Ottawa. Dort steht der größte schalloptimierte Raum in Kanada zur Verfügung, in dem Lautsprecher entwickelt und abgestimmt werden. Ebenfalls im NRC werden auch Blindtests mit „normalen“ Hörern durchgeführt, in denen die eigenen Lautsprecher im Vergleich zu anderen Produkten bewertet werden. Hierbei hat sich laut PSB eine Präferenz der Hörer zur natürlichen Klangwiedergabe herauskristallisiert.
Nachdem ich die Image T5 auf Bildern gesehen hatte, war ich nach dem Auspacken beruhigt: In der realen Welt sehen sie wesentlich hochwertiger und besser aus als auf den Bildern. Schmale Standlautsprecher mit durchaus noch harmlosen Abmessungen und hinter einer gebogenen Front eingelassenen Schallwandlern und einer Bassreflexöffnung, die jeweils einen Rand mit Vorsatz aus Gummi für besseres Abstrahlverhalten spendiert bekommen haben. Die Verarbeitung ist makellos. Sowohl Furnier als auch Passungen lassen eine durchaus höhere Preisklasse vermuten. Sanftes Abfallen des Gehäuses vorne und hinten nach unten beziehungsweise zur Schall- und Rückwand hin lassen die Lautsprecher zierlicher wirken, als sie eigentlich sind. Die T5 stehen auf Füßen aus hohlem Hartkunststoff, die unten an den Seiten angebracht sind – dazu später noch mehr.
Aufgebaut sind die PSBs als 2,5-Wege-Systeme mit den etwas unüblichen Übergangsfrequenzen von 800 und 1800 Hertz, die rasiermesserscharf mit einem aufwendigen Linkwitz-Riley-Filter (Filter vierter Ordnung, Flankensteilheit 24 Dezibel pro Oktave) getrennt werden. Meist wird ja das untere Chassis nur für den Bass genutzt, dem oberen dann noch zusätzlich der Mitteltonbereich aufgebürdet. Bei der PSB werden beide Tiefmitteltöner fast bis zu einem Kilohertz parallel eingesetzt, was nur klappt, wenn die Schallwandler im überlappenden Bereich sehr glatt laufen. Die Membranen der beiden 133 Millimeter Tiefmitteltöner mit Doppelmagneten bestehen aus Polypropylen mit einer Zugabe von Keramikstaub. In der Mitte soll ein Phaseplug aus Gummi segensreiche Wirkung bei der zeitrichtigen Abstrahlung entfalten. Die 25 Millimeter Titankalotte ist Ferrofluid gekühlt und hat einen Schalldiffusor, der die Abstrahlung weniger gerichtet gestaltet und nebenbei die empfindliche Membran vor neugierigem Zugriff schützt. Sämtliche Schallwandler werden bei PSB selbst gefertigt.
Auch PSB hatte nicht den Mut, mit der Unsitte des Bi-Wiring aufzuräumen, und so finden auf der Rückseite entweder verschiedene Kabel und/oder Verstärker im Terminal Anschluss. Zur unproblematischen Aufstellung auf unterschiedlichen Böden können konterbare Spikes (Teppich) oder Gummifüße (Parkett, Fliesen) verschraubt werden. Zum Festziehen der Kontermuttern legt PSB einen kleinen Maulschlüssel bei. Das ist an sich ein schönes Detail. Leider kann man ihn nicht benutzen, da die vier Fußimitate unten hohl sind und die Gewinde für die Spikes in diesen etwas weiter oben direkt am Außenrand sitzen. Sind die Spikes eingeschraubt, verhindert der Rand der Füße, dass man die Mutter mit dem Schlüssel anziehen kann. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als selbst – im wahrsten Sinne des Wortes – Hand anzulegen. Da die Plastikfüße direkt am Lautsprecher keinen ersichtlichen Sinn außer der der Optik haben, könnte man sie an sich auch einfach weg lassen.
Vor der Klangbeschreibung noch ein kurzer Einwurf zu den von mir so ungeliebten Bi-Wiring-Anschlüssen. Man sollte bei der T5 unbedingt die oberen Ports des Bi-Wiring-Terminals benutzen. Es macht technisch zwar überhaupt keinen Sinn, und ich will mich da auch auf keine Diskussion einlassen, aber es klingt so einfach sauberer und entspannter. Und nochmal mein Appell an die Hersteller: Lasst diese Option in Zukunft bitte einfach weg – sie macht nur Ärger und bringt in der Praxis nichts.
Die Plazierung der Lautsprecher im Raum ist relativ unkritisch. Eine Aufstellung mit großem Abstand voneinander ist möglich, ohne dass das Klangbild in links und rechts zerfällt, was für einen sehr guten Paarabgleich der Image T5 spricht. Gegen Wandnähe haben sie nichts einzuwenden, wenn zumindest ein Achtungsabstand von 30 Zentimetern zur Rückwand und 50 Zentimetern zu den Seitenwänden eingehalten wird. Leichtes Anwinkeln reicht aus, um die Lautsprecher akustisch verschwinden zu lassen.
Ganz schön viel Aufwand steckt hier in einem Lautsprecher der 1000-Euro-Klasse. Also, über 40 Liter Gehäusevolumen, zwei Tieftöner mit extra kräftigem Antrieb, die zusammen auf eine große Bassreflexöffnung spielen – das wird pumpen! Äh, nein, tut es nicht. Überhaupt nicht. Die Image T5 sind optimale Kandidaten für die Single-Speaker-Demonstration, bei der immer nur ein Lautsprecher in Ruhe gehört wird. Neben diversen anderen Probanden, mal eben ohne Pegelabgleich über eine Umschaltanlage kurz angeworfen, geht die PSB einfach unter. Kein vorlauter Bass, keine besonders strahlenden Höhen, kein Riesenraum, sondern noble Zurückhaltung.
Die Weite und die großartige Natur Kanadas scheinen auf die Hörtester, die an der Abstimmung von PSB-Lautsprecher beteiligt sind, wohltuende Wirkung zu entfalten, haben sie sich doch darauf geeinigt, Stress und Anspannung beim Musikhören außen vor zu lassen. Und tatsächlich gehen die PSB betont natürlich zu Werke, Hektik und Aufregung sind ihnen gänzlich fremd. Dieser Ansatz kommt vor allem Musik mit hohem Anteil an echten Instrumenten zugute.
Lampchops AWCMON lasse ich einfach durchlaufen und erfreue mich an dem gelungenen Zusammenspiel von Schlagzeug, Klavier, Gitarren und der Stimme von Kurt Wagner. Da ist nichts aufgesetzt oder übermäßig betont, die Stimme entfaltet sich sehr klar und trotzdem facettenreich vor den Instrumenten im Raum, alles steht da, wo es hingehört. Dabei frönen die PSB keiner aufgesetzten Analytik. Schon jetzt steht fest, dass man mit den Image T5 sehr angenehm Musik hören kann. Die schlanke Abbildung und die völlige Abwesenheit einer Bassbetonung tragen zur guten Durchhörbarkeit bei. Subjektiv geht die PSB nicht tief runter beziehungsweise nur dann, wenn es sein muss. Neutral halt, aber im Vergleich zu effektvolleren Lautsprechern zunächst etwas ungewohnt.
Im klassischen Fach bei Claude Debussys „Nocturnes“ mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Armin Jordan bestätigt sich die natürliche Gangart der PSBs. Ortung und Übersicht sind für einen Lautsprecher dieser Preisklasse außergewöhnlich, die räumliche Zuordnung ist sehr gut. Dabei behalten die Instrumente ihr Größenverhältnis zueinander und spielen als Einheit auf. Das Timing ist bemerkenswert. Tiefe Kontrabässe setzen sich gut in Szene. Jawohl, der hier zunächst beobachtete, subjektive Mangel an Bass ist in Wirklichkeit nicht vorhanden – er muss halt auf dem Tonträger drauf sein.
Die Image T5 ist in der Lage, schon leichte Geschwindigkeits- und Lautstärkeänderungen aufzuzeigen und das auch bei sehr geringen Pegeln. Grobdynamisch schwingt sie keinen Hammer, sondern löst alles schön im Raum auf. Dabei kann man ihr überschwängliches Temperament kaum vorwerfen. Je größer der abzubildende Klangraum wird, umso stärker macht sich die Tendenz bemerkbar alles zu verkleinern, um es in der Abstrahlbreite unterbringen zu können.
Nun aber mal Vollkost. Massive Attack mit Mezzanine. Viel Bass steht trocken, dröhnfrei und durchhörbar im Raum. Der Boden schwingt tieffrequent mit, die Scheiben klirren, und trotzdem kriegt man keine Schläge verabreicht, keinen Tritt in die Magengrube verpasst. Ich persönlich lasse mich gern mal von tiefen Tönen vermöbeln, anderen Hörern ist das physisch entschieden zu heftig. Das teilweise manische Rhythmusgeklöppel auf Mezzanine nimmt die PSB gelassen und kümmert sich lieber um die realistische Abbildung von Toms und anderem delikaterem Schlagwerk, als dass sie es richtig knallen lässt. Freunde wummernder Bässe, Drum 'n' Bass- und Technohörer werden mit der PSB sicher nicht glücklich, dafür ist der Lautsprecher zu ehrlich.
Die Höhen der T5 üben in den allerhöchsten Lagen leichte Zurückhaltung, sind darunter aber voll da. Dies und die sehr sachlich-trockene Darstellung in den Mitten fördert gerade bei hellen elektronisch erzeugten Sounds, aber nicht nur da, ein wenig Bissigkeit und Strenge, die zwar sicher auf dem Tonträger drauf sind, so verabreicht allerdings nicht jedermanns Sache sind. Hier gehen Neutralität und Präzision auch mal nach hinten los.
Zurück auf angestammtes Terrain. Dizzy Gillespie spielt live, erst „Tanga“ dann „Olinga“ von der LP Musician-Composer-Raconteur (Pablo Live). Gillespie und Ed Cherry an der E-Gitarre spielen toll zusammen, kleine Nuancen und Feinheiten werden gut herausgearbeitet und die Live-Atmosphäre sehr schön transportiert. Bei „Olinga“ gefallen besonders die Feindynamik und das Timing, wenn Milt Jackson das Vibraphon bedient, und der weite Raum, in dem am Ende das Publikum singend den Meister auf den Arm nimmt. Übrigens kommt den PSB die Wiedergabe über LP sehr entgegen. Sie freuen sich geradezu über das Mehr an Plastizität, das dieses Oldtimer-Medium immer noch von den zahlreichen digitalen Wiedergabeformaten abhebt.
Dank ihrer unaufgeregten Art nimmt man die Image T5 immer etwas leiser wahr, als sie eigentlich spielen, was erst auffällt, wenn zum Beispiel während des Musikhörens das Handy klingelt und man den Klingelton kaum noch hört. Bei der Wahl des Verstärkers geben sich die Lautsprecher erfreulich anspruchslos. Selbst mit kleinen Verstärkern lassen sich beachtliche Pegel erzielen, wobei die Image T5 etwas mehr Verstärkerleistung durch eine ruhigere Gangart durchaus quittieren.
Gehört mit
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Tonarme | Acosutic Solid WTB 211 |
Phonopre | stst Agmen Phono |
Systeme | Denon DL-103, Ortofon 2M-Bronce, AT-OC9/MLII, AT-95Pro HE |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Wandler | Heed Dactilus 2 |
Verstärker | Creek 4040S3, Audiolab 8200A |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Pioneer S-71 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
Herstellerangaben
PSB Image T5
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Empfindlichkeit | 88 dB |
Impedanz | 6 Ohm |
Übergangsfrequenzen | 1800 Hz, 800 Hz |
Weiche | Linkwitz Riley, vierte Ordnung |
Belastbarkeit | 175 Watt |
Gehäusevolumen | 40,2 Liter |
Funktionsprinzip | Bassreflex |
Maße (B/H/T) | 214/936/325 mm |
Gewicht | 16,6 kg |
Paarpreis | 1000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
psb Lautsprecher Deutschland Stahl//Ross GbR
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Anschrift | Im Klingen 18 65719 Hofheim/Ts. |
Telefon | 0700-77200000 |
Web | www.psb-lautsprecher.de |
zentrale@psb-lautsprecher.de |
Machen wir uns also munter ans Werk:
Zu Anfang sollten wir einmal untersuchen, was symmetrisch überhaupt bedeutet und welche Auswirkungen bei der Signalübertragung zu erwarten sind. Entstanden ist eine derartige Übertragungskette zu Beginn der Rundfunkzeit. Dort musste man den relativ leisen Pegel von Mikrofonen auf ein höheres Level hieven, das zur weiteren Verarbeitung geeignet war – sei es für den Eingang einer Tonaufzeichnungsmaschine oder den Eingang eines Mischpults. Als einfache Lösung bot sich ein Transformator an: Allein durch die Windungsverhältnisse der Primär- und Sekundärseite bestimmte man die Signalverstärkung. Außerdem war es die einzige Möglichkeit, relativ rauschfrei niedrigpegelige Signale zu verstärken. Immerhin reden wir hier vom Beginn des Röhrenzeitalters.
Dabei waren zwei Drähte notwendig, um das Signal zu transportieren sowie eine Abschirmung drum herum, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Sozusagen als positiver Nebeneffekt stellte sich heraus, dass diese Art der Verbindung sich als äußerst resistent gegenüber Einstreuungen erwies. Um dies zu verstehen muss man einige physikalische Eigenheiten des zu übertragenden Signals und der daran beteiligten Bausteine genauer betrachten. Nachstehend ein typisches Bild, wie bei einer normalen, unsymmetrischen Verbindung Sender und Empfänger miteinander verbunden sind. Dabei ist der Sender ein Quellgerät wie ein CD-Player oder ein Tonabnehmer. Der Empfänger soll ein Vor- oder Vollverstärker sein. Die Verbindung wird über ein herkömmliches Cinch-Kabel hergestellt.
Wie man deutlich erkennen kann, mischen sich „böse“ Einstreuungen in das zu übertragende Signal, die letztlich als Brummen oder Zirpen den Musikgenuss stören. Dies ist wohlgemerkt eine „kann“ Situation. In den meisten Fällen funktioniert alles störungsfrei. Dabei sollte man „störungsfrei‟ etwas genauer definieren: Bei Anschluss eines Tonabnehmers sollten mehr als 70 dBA Dynamik zur Verfügung stehen, bei einem Hochpegelanschluss mehr als 96 dB (linear 20 Hz bis 20 kHz).
Vergleichen wir die unsymmetrische Übertragungsstrecke nun mit einer Symmetrischen, so fällt die andere Struktur der Übertragung auf:
Bild 1 zeigt eine Leitung, die als Zuleitung die grüne Ader benutzt und als Rückleitung die Abschirmung, blau dargestellt. Von außen kommende Störungen durchdringen erst die Abschirmung und dann den inneren Leiter, aber beide in verschiedener Stärke. Dadurch wird nach dem Induktionsgesetz eine Störspannung induziert. Diese Störspannung ist dann auch später im Signal hörbar.
Bild 2 zeigt eine Zweidrahtleitung, bei der die Signale nur die beiden Innenleiter benutzen (welche räumlich eng und parallel beieinander liegen), während über die Abschirmung überhaupt kein Tonsignal läuft. Der Sender spaltet das Signal in zwei exakt gleich große Signale auf, die aber entgegengesetzte Phasenlagen haben, zu sehen an den Darstellungen neben den Tonadern. Out erzeugt ein „invertiertes“ Signal. Am Empfänger wird das in+ Signal normal weitergereicht, das in- Signal aber in seiner Phasenlage um 180° gedreht, so dass es sich gleichsinnig zum in+ Signal addiert.
Eventuelle Einstreuungen, die auf diese Leitung einwirken, erzeugen natürlich gleichsinnige Störungen in beiden Leitungen – da das Signal aber am in- Eingang invertiert wird, wird die Störung mit invertiert. Der Rest ist normale Mathematik – Addition und Subtraktion: Die Signale addieren sich, die Störungen subtrahieren sich, zu sehen in Bild 3.
Zurück zum Transformator, dem Urvater aller Symmetrierer, damals zu Beginn der Rundfunktechnik. Der Einsatz eines Transformator scheint einfach, hat aber viele Haken und Ösen: Transformatoren bewirken eine sogenannte quadratische Rückwärtstransformation des Eingangswiderstandes der nachfolgenden Schaltung in Abhängigkeit des Übertragungsfaktors. Auf die Unverständlichkeit dieses Satzes bin ich besonders stolz, versuche aber, diese physikalische Eigenheit einmal simpler zu erklären: Wird ein Übertrager eingesetzt, der den Signalpegel der Quelle auf den zehnfachen Wert anhebt, so sieht die Quelle einen Widerstand von einem hundertstel des Widerstandes des nachfolgenden verstärkenden Gerätes. Hat dieses Gerät einen Eingangswiderstand von einem Megohm (eine Million Ohm), so sieht „durch“ den Übertrager die Quelle davon nur noch eine Million Ohm dividiert durch 10², also 10 Kiloohm. Diese Regel gilt für alle Übertrager ohne Ausnahme. Das bedeutet: Je höher der Transformator das Signal transformiert, desto kleiner wird der Widerstand, den die Quelle sieht. Das kann bei einigen Quellen schon mal zu Problemen führen, da der Quellwiderstand ja quadratisch vom Transformationsverhältnis abhängig ist. Zudem sind Transformatoren oder Übertrager keine idealen Bauelemente. So entstehen bei ihrer Herstellung, wenn die Wicklungen auf den Kern oder den Spulenkörper aufgebracht werden, Kapazitäten sowohl zwischen den verschiedenen Wicklungen als auch innerhalb der Wicklungen selber. Ebenfalls beeinflusst die Wahl des Kernmaterials und dessen mechanischer Aufbau direkt die entstehenden Verzerrungen, die Begleiterscheinungen eines jeden Transformators sind.
Hier aber erst einmal eine Darstellung einer transformatorischen Übertragungsstrecke mit dem Einfluss der Widerstandstransformation. Zuerst ein idealer Transformator, der an einem nachfolgenden Gerät mit 100 Kiloohm Eingangswiderstand arbeitet.
Wie man sehen kann, transformiert der Übertrager brav mit dem Verhältnis eins zu zehn, an seinem Ausgang stehen 7,071 mV zur Verfügung. Übrigens, nicht verwirren lassen: Die 1 mVpk der Quelle entsprechen exakt 0,707mV effektiv. Aber in der realen Welt gibt es keine idealen Bauteile oder Quellen. So fügen wir im nächsten Bild Widerstände ein und betrachten die gleich Schaltung noch einmal.
Ordnet man der Quelle also einen Widerstand zu, der real auch immer vorhanden ist, so sieht man einen Spannungsabfall in Verbindung mit dem angeschlossenen Transformator entstehen (der Eingang des Transformators – linke Seite- verhält sich wie ein Widerstand von einem Kiloohm). Steigt der Quellwiderstand weiter, dann wird die Widerstandstransformation dominant.
Alle anderen Faktoren wie die Induktivität eines Transformators, Abhängigkeit von kapazitiver Belastung oder limitierter Frequenzgang durch interne Koppelkapazitäten lassen wir hier mal unter den Tisch fallen, obwohl sie sich genauso gravierend auswirken können wie die reine Widerstandstransformation. Die offensichtlichen Vorteile eines Transformators sind die völlige (galvanische) Trennung von Quelle und nachfolgendem Verstärker. Dadurch spielt es keine Rolle, ob entlang der Übertragungsstrecke verschiedene Potentiale herrschen. Gebrauch von dieser Eigenschaft macht man bei Liveübertragungen, an denen diverse Partner beteiligt sind: In der Veranstaltungshalle steht ein Mischpult, im Übertragungswagen vor der Halle steht das zweite Mischpult und in einem Nebenraum das Dritte, mit dem gerade ein Livemitschnitt fabriziert wird. Verschiedene Potentiale und Hunderte von Kabelmetern sind garantiert – und auch die damit einhergehenden Störungen. In einem solchen Fall benutzt man „Splittübertrager“ wie nachstehend abgebildet.
Tatsächlich werden mit einem solchen Teil die Widerstandstransformationen noch komplizierter, in der Praxis handelt es sich, wie oben gezeigt, tatsächlich um drei (oder zwei oder vier) ineinander gewickelte Übertrager, je nach Bedarf. Am Eingang mit V1 bezeichnet, befindet sich wieder das Mikrofon, der Rest geht aus der Skizze hervor.
Übertrager sind – verglichen mit ihren Halbleiterpendants – schwer, teuer und empfindlich gegen magnetische Einstreuungen. Um diese zu minimieren, kapselt man solche Trafos in MU-Metall (MU = magnetisch undurchlässig). Da macht den Trafo noch teurer, funktioniert aber ganz ordentlich. Als rein passives Bauteil ist ein Transformator überall einsetzbar, man benötigt keine Spannungsversorgung. Dagegen stehen die schon zuvor aufgezählten Restriktionen, deren Größte die Unflexibilität ist.
Welche Quellen sind in der Hifi-Technik heutzutage noch symmetrisch? Dazu sollte man eine enger gefasste Definition von symmetrisch einführen: Die Quelle sollte niederohmig und potentialfrei sein sowie intern keinerlei verstärkende Elemente aufweisen. Damit bleiben eigentlich nur noch der MC-Tonabnehmer und seine Verwandten übrig. Alles andere, was unter dieser Flagge segelt, kann man als „zwangssymmetriert“ auflisten. Dazu gehören Geräte wie CD-Player, Vorverstärker oder Tuner. Von Haus aus sind derartige Quellgeräte unsymmetrisch – wenn sie trotzdem über einen symmetrischen Ausgang verfügen dann nur, weil man sie gewollt damit versehen hat. Warum aber?
Außer der Tatsache der Störunterdrückung für „Gleichtaktstörungen“ gibt es keinen realen technischen Vorteil für eine symmetrische Verbindung im Hifi-Bereich. Aus- und Eingangswiderstände, Verzerrungen oder Rauschabstände sind als absolut vergleichbar zu betrachten. Mit der Einführung der Transistoren wurde der teure Transformator sehr schnell durch entsprechende Schaltungen ersetzt. Diese sollten die gleiche Funktion wie der Trafo übernehmen – was aber nicht möglich ist, da die beim Übertrager natürlich vorhandene Potentialtrennung fehlt. Dafür gab es nun keinen Einfluss mehr auf den Frequenzgang durch ansonsten unvermeidliche Transformatorkennwerte. Verzerrungen bei kleinen Pegeln entfallen vollständig ebenso wie variable Impedanzen.
Nachstehend einige Beispiele für Transformatoren und Halbleiterschaltungen:
Der Unterschied der beiden Systeme ist in ihrem Innenwiderstand zu finden: Das Denon hat 42 Ohm, das ZYX 2,2 Ohm. Dadurch bildet sich mit dem relativ niedrigen Eingangswiderstand des Transformators und seiner Induktivität ein Spannungsteiler, der sich frequenzabhängig vornehmlich in den tieferen Bereichen als Tieftonabsenkung äußert.
Die vorstehend gezeigten Frequenzgänge lassen nur einen Schluss zu: Transformatoren sollten nur für niederohmige Systeme verwandt werden, ansonsten bekommt man Pegelverluste und kräftige Veränderungen im Frequenzgang.
Im nächsten Schritt verwenden wir moderne Operationsverstärker, um die gleichen Tonabnehmer um den gleichen Betrag zu verstärken. Zuerst wieder das DL103.
Im nächsten Bild werden die Frequenzgänge von beiden Systemen miteinander verglichen. Man beachte, dass überall die gleiche Skalierung gewählt ist (Bild 16).
Wie man unschwer erkennen kann, sind die Pegelunterschiede auf ein unhörbares Maß zurückgegangen (kleiner als 0,2 dB) und die Frequenzgänge sind spiegelglatt. Hier haben wir ein gehöriges Maß an Präzision mehr gegenüber dem Transformator erreicht. Ob einem das tonal gefällt, steht auf einem anderen Blatt.
Was allerdings vergleichbar ist, ist die sogenannte Gleichtaktunterdrückung. Sie stellt das Verhältnis zwischen Nutzsignal und unterdrücktem Störsignal (in dB) dar. Bei unsymmetrischen Verbindungen ist die Gleichtaktunterdrückung gleich Null, also nicht vorhanden. Bei symmetrischen Verbindungen beträgt sie zwischen 40 dB bis zu über 80 dB, jeweils bezogen auf 1 kHz.
Betrachtet man Bild 15 näher, so fällt auf, dass die Signalquelle „schwebend“ an den Eingängen des Verstärkers hängt – sie hat keinerlei direkte Verbindung mehr zur Masse, die hier gleichzeitig als Potential der Abschirmung fungiert. Im englischen Sprachgebrauch bezeichnet man diese Anschlussart als „balanced“ und die unsymmetrische Betriebsform konsequenterweise als „unbalanced“. Damit ist auch der Bezug zur Wahl des Titels dieses Artikels hergestellt.
Mittlerweile sind etwa 98 Prozent aller Eingangsschaltungen so oder so ähnlich ausgeführt und unterscheiden sich hauptsächlich in den Größen des Eingangsrauschens, der Verzerrungen, des Eingangswiderstandes und der Gleichtaktunterdrückung. Für letztere ist es zudem noch wichtig, dass sie so linear wie möglich verläuft, also auch noch oberhalb von 1 kHz nennenswerte Größenordnungen aufweist. Dies ist nicht immer einfach zu erreichen, wie nachfolgende Simulationen zeigen sollen. Hierbei soll der Innenwiderstand der Quelle unberücksichtigt bleiben. Aber die in der realen Welt vorkommenden Toleranzwerte werden berücksichtigt, immer in ihrer maximalen Auswirkung.
Hier also die maximale Toleranzabweichung bei der Verwendung von einprozentigen Widerständen, ohne zusätzliche Streuinduktivitäten und Streukapazitäten. Zum Einsatz gelangt ein moderner, rauscharmer Operationsverstärker für Audioanwendungen.
Die Frequenzgänge zeigen folgendes:
Grün = Frequenzgang normale Verstärkung
Rot = Gleichtaktunterdrückung bei idealen Bauteilen
Gelb = Gleichtaktunterdrückung bei realen Bauteilen
Wie man sieht, wäre der theoretische Wert von ca. 128 dB (ein phantastischer Wert übrigens) nur durch den IC limitiert. Aber die realen Widerstände drücken diesen Wert schnell auf ca. 48 dB. Das ist nicht sehr viel, verglichen mit den Werten, die man mit Übertragern erreicht – so etwa um die 80 bis 86 dB. Also muss was getan werden, um dieses Verhalten zu verbessern: Wir setzen 0,1 prozentige Widerstände ein.
Das sieht doch schon mal viel besser aus. Leider wird eine derartige Schaltung in der Praxis nicht verwendet, da die Widerstände R1 und R2 eine Unmenge Rauschen zur Quelle addieren würden. In der Praxis sehen die Frequenzgänge also eher so aus:
Man sieht sehr deutlich, dass die Gleichtaktunterdrückung ab etwa 1 kHz kontinuierlich abnimmt (auf 52 dB bei 20 kHz gegenüber 68 dB bei 100 Hz), bedingt durch unvermeidliche Kapazitäten im Schaltungsaufbau. Das kann man nur durch einen sehr sorgfältigen Schaltungsaufbau teilweise kompensieren. Deshalb greift man eher zu folgender Schaltungstopologie:
Sehr viel aufwendiger, wie man sieht aber auch sehr viel besser zu handhaben. Spezialschaltungen in dieser Topologie erreichen Gleichtaktunterdrückungen bis zu 90 dB über den gesamten Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 20 kHz. Das stellt auch in etwa die physikalisch erreichbare Grenze dar. Nun haben wir uns viel mit dem MC-Tonabnehmer beschäftigt, weil er die einzige Hifi-Quelle ist, die man als „balanced“ bezeichnen kann.
Was ist mit CD-Playern und ähnlichen Gerätschaften, denen in dieser Anschlusskonfiguration auch bessere klangliche Eigenschaften nachgesagt werden? Fast immer wird klanglich die lautere Quelle als besser empfunden. Stellt man eine perfekten Pegelausgleich zwischen zwei Tonquellen her (< 0,2 dB), so verschwinden auch diese Unterschiede. Symmetrische Ausgänge weisen im Gegensatz zu ihren unsymmetrischen Brüdern fast immer einen doppelt so großen Pegel auf (und auch sehr oft einen andern Ausgangswiderstand, was einen Vergleich zusätzlich erschwert), dessen Ausgleich fast nie durchgeführt wird. Dazu kommen andere Kabel und andere Stecker, was das Problem nicht gerade verkleinert. Stellt man aber gleiche Bedingungen her, so wird eine Unterscheidung zwischen symmetrischen und unsymmetrischen Anschlüssen nahezu unmöglich – exakt so, wie es die Physik und die Technik auch gar nicht anders erwarten lassen.
Große Störquellen sind nur im Bereich der Tonabnehmer zu erwarten – dort hat symmetrische Verstärkertechnik ihre sinnvolle Anwendung. Bei Hochpegelquellen ist im Hifi-Bereich ihr Einsatz jedoch eher zweifelhaft. Ausgangsstufen von DA-Wandlern oder Vorverstärkern sind von Natur aus unsymmetrisch, es sei denn, man fügt Bauteile hinzu, die eine Symmetrie erzeugen. Dabei wird von vielen Benutzern erwartet, dass alle an der Signalverarbeitung beteiligten Baugruppen doppelt vorhanden sind inklusive der Schleiferbahnen eines Potentiometers. Das ist nun der größte Unsinn, wird hier doch einfach nach der These gehandelt: Mehr muss besser sein!
Eine einfache Überlegung für einen Stereovorverstärker sollte diese These ad absurdum führen: Jedes Potentiometer hat Gleichlaufunterschiede. Bei vier Potentiometerbahnen ist wohl eher als bei zwei Bahnen eine Differenz zu erwarten. Wenn der Unterschied bei der Gleichtaktunterdrückung bei einer Veränderung von 1-prozentigen auf 0,1-prozentige Widerstände schon so dramatisch ausfällt, um wieviel dramatischere Auswirkungen sind dann bei den relativ großen Differenzen von Potentiometerbahnen zu erwarten?
Zu guter Letzt noch einmal eine Aufzählung der positiven und negativen Eigenschaften von balanced contra unbalanced:
Pluspunkte symmetrisch (balanced)
Minuspunkte symmetrisch (balanced)
Pluspunkte unsymmetrisch (unbalanced)
Minuspunkte unsymmetrisch (unbalanced)
Dass Messwerte so gut wie nichts über den Klang aussagen, weiß jeder, der sich auch nur oberflächlich mit Hifi beschäftigt. Also bleibt dem Redakteur nur, seine Hörerfahrungen in blumige Metaphern zu verpacken, mit denen sich Klang mehr schlecht als recht beschreiben lässt. Oder sollte es – zumindest in unserem Medium – einen anderen Weg geben?
Ich kenne wenige Kollegen, für die es die reine Freude ist, die Eindrücke, die sie bei der Beschäftigung mit noch so interessanten Komponenten gewinnen konnten, wortreich darzustellen. Und dabei fasse ich den Begriff Kollegen gerne recht weit und beziehe alle mit ein, die ihre Erfahrungen mit Hifi einem größeren Kreis mitzuteilen bereit sind – sei es hauptberuflich oder eher zum Spaß. Im Extremfall führt die persönliche Abneigung gegen das „Klanggesülze‟, wie ein ehemaliger Mitarbeiter es charmant zu nennen pflegte, dazu, dass die letzte Schraube, jeder Widerstand und noch das winzigste Schaltungsdetail haarklein geschildert werden, für den eher emotionalen Teil der Geschichte aber gerade mal ein paar stereotype Zeilen übrigbleiben. Das krasse Gegenteil stellen die Autoren dar, in deren Metaphern-Feuerwerk man nur mit Mühe – wenn überhaupt – ein paar verwertbare Klang-Informationen zum Gerät findet. Zwischen diesen Extremen muss ein jeder, der in unserer Branche tätig ist, seinen Weg finden. Aber da es ähnlich viele technisch interessierte wie klangorientierte Leser gibt, hat bisher jeder Redakteur seine Zielgruppe gefunden.
Vor Jahren bekam ich über Umwege eine CD, die Michael Fremer, langjähriger Autor bei Stereophile und noch ein wenig analog-fixierter als ich zu jener Zeit, gebrannt hatte. Und darauf befanden sich die immer gleichen Songs, die jedoch mit verschiedenen Tonabnehmern von einer Platte abgespielt und dann ins Digitale gewandelt worden waren – quasi ein digitales Notizbuch für klangliche Eindrücke von Analogkomponenten. Da ich CDs und ihrer Wiedergabe nicht besonders viel abgewinnen konnte, wenn sie nicht gerade mit Playern von Schlage eines Wadia oder dCS wiedergegeben wurden, fand ich die Idee jedoch wenig spannend, so dass sie bald darauf in Vergessenheit geriet. Danach musste ich mich wegen meiner Aufnahmetätigkeit beinahe gezwungenermaßen mit digitalen Sicherungskopien beschäftigen, was meine Einstellung zu Digitalaufzeichnungen mit hoher Auflösung zumindest partiell änderte. Dann kam der Wechsel zu Hifistatement und eine Menge neuer Ideen für diese Publikation. Eine davon sind die Downloads aus dem Birdland sowie von anderen Konzerten. Der Zugriff auf feinste Aufzeichnungsgerätschaften aus dem Hause Nagra und die intensive Auseinandersetzung mit der Bearbeitung und Wiedergabe hochaufgelöster Digitaldaten per iMac, Amarra und sounBblade führte dann langsam, aber endgültig zum Umdenken. Den letzten Anstoß lieferte Burmesters Phonostufe 100, die mit einem hochwertigen Analog-Digital-Wandler-Modul ausgestattet werden kann. Da ich meine LPs weder für einen Music-Server noch für iPod und Co wandeln würde, überlegte ich mir eine sinnvolle Anwendung. Und da der Burmester digitale Daten mit 24 Bit und 192 Kilohertz liefern kann, schien mir eine Erinnerungshilfe für den Klang von Tonabnehmern das Naheliegendste. Und so kommt man von einer Frage zur nächsten: Wäre es nicht auch sinnvoll, den Klang von Phonostufen zu archivieren? Wie lässt sich der Pegel exakt angleichen? Wie gelangen die Daten per S/PDIF oder Toslink auf das Speichermedium, da der USB-Augang des Burmester nur mit 48 Kilohertz arbeitet? Wie soll es weitergehen, wenn Burmester sein Schmuckstüch zurück haben möchte? Könnte man das digitale Notizbuch nicht auch den Lesern von Hifistatement zugänglich machen, und wie steht es mit den Rechten der Künstler, deren Platten man verwendet?
Doch bevor ich mich an die Beantwortung zumindest einiger der Fragen mache, möchte ich noch einmal auf die Anfangsfrage zurückkommen: Gibt es eine Möglichkeit, die Klangbeschreibungen abzuschaffen? Prinzipell nein. Denn zum Beispiel bei Lautsprechern ist der Klang so stark vom Raum abhängig, dass eine Aufnahme, der auch noch einmal die Mikrofone und ihre Positionierung ihren Stempel aufdrücken, keinerlei Sinn machen würde. Auch kann ich mir nicht vorstellen, wie sich die Klangcharakteristik einer Endstufe einfangen ließe, die ja in einem nicht geringen Maße von der Interaktion mit dem angeschlossenen Lautsprecher abhängt. Und die Differenzen zwischen wirklich guten Vorstufen sollten so gering sein, dass sie durch die Unschärfe einer Digitalaufnahme nivelliert werden. Für die größten Klangprägungen in einer Kette waren und sind noch immer die Schallwandler verantwortlich: Die Umwandlung von Bewegung in Spannung beim Tonabnehmer und von Spannung respektive Strom in Bewegung beim Lautsprecher sind vom theoretischen Ideal noch deutlich weiter entfernt als etwa die Verstärkerelektronik. Eine Aufzeichnung von Lautsprechersignalen haben wir ja bereits ausgeschlossen, also bieten sich für Klangbeispiele vor allem Tonabnehmer und, wenn auch in weit geringerem Maße, Tonarme und Phonostufen an.
Und damit ist die Katze aus dem Sack: Wir planen, Ihnen von möglichst vielen, wenn nicht allen getesteten Tonabnehmern und hin und wieder auch von Phonostufen Dateien mit einer Auflösung von 24 Bit und wegen der größeren Verbreitung der Wiedergabegerätschaften mit einer Abtastrate von 96 statt der möglichen 192 Kilohertz anzubieten. Dabei ist uns völlig bewusst, dass Sie dadurch nur einen Eindruck von der Tendenz des Klanges des so portraitierten Systems bekommen. Nicht jeder Arm harmoniert mit jedem Abtaster, nicht jeder Arm läuft auf jedem Laufwerk zur Hochform auf, und auch ein glückliches Händchen bei der Kabelwahl kann den entscheidenden Kick bringen. Eine gewisse Aussagekraft erhalten die Downloads nur dann, wenn wir das Verfahren ihrer Aufnahme weitgehend standardisieren. Aus praktischen Gründen greifen wir dabei natürlich auf Komponenten zurück, die sich im privaten Besitz befinden und daher jederzeit zur Verfügung stehen. Die Auswahl soll definitiv keinen Referenzcharakter haben – auch wenn einige der verwendeten Geräte bei den üblichen Test durchaus als Maßstab herangezogen werden. Als Basis dient – nicht zuletzt, weil es leicht mit unterschiedlichen Armen bestückt werden kann – das Brinkmann LaGrange Laufwerk. Beim Tonarm fällt die Wahl ebenfalls nicht schwer: Der SME V genießt einen guten Ruf, selbst wenn es noch den ein oder anderen ein wenig besseren Tonarm gibt. Zudem ist er weit verbreitet und extrem leicht zu justieren. Was nützte da der absolute Überflieger, der nur in den Händen seines Entwicklers zu Spitzenleistungen aufläuft? Einem SME V kann mit überschaubarer Justagezeit mindestens 95 Prozent seines Potenzials entlocken.
Da die Nagra LB ausschließlich symmetrische Eingänge besitzt, bietet es sich an, einen Entzerrervorverstärker zu benutzen, der über symmetrische Ausgänge verfügt. Mein Einstein tut dies, hat allerdings den Nachteil, ausschließlich die Signale von Moving-Coil-Systemen zu akzeptieren. Hier haben wir noch keine endgültige Lösung. Für einen halbwegs aussagekräftigen Vergleich ist die exakte Einhaltung ein und desselben Pegels unabdingbar. Da die Lautstärke an der Nagra geregelt wird, messen wir an ihren Ausgängen mit einem RTW-Peak-Program-Meter: Eine Messplatte mit einem definierten Pegel wird abgespielt und an der Nagra der Aufnahmepegel so justiert, dass das PPM auf dem linken Kanal exakt -4 Dezibel anzeigt. Ich habe den Wert ermittelt, indem ich das gewünschte Musikstück so eingepegelt habe, dass eine Übersteuerung der Nagra sicher vermieden wird und anschließend den Pegel notiert habe, den die Messplatte mit eben dieser Einstellung lieferte. Erfreulicherweise lagen die Lautstärkeunterschiede zwischen den beiden Kanälen bei den ersten beiden Tonabnehmern, die ich ausprobiert habe, deutlich unter einem Dezibel. Es liegt nahe, als Musikbeispiel einen Song von einer eigenen Produktion auszuwählen, vorausgesetzt der Musiker oder sein Management stimmen dieser Verwendung zu. Bei unserer Paul Kuhn LP ist dies erfreulicherweise für das Stück „Griff‟ der Fall. Mit Frank Kleinschmidt, dem Inhaber des Labels in+out records, habe ich bereits weitere Stücke aus seinem auf LP erschienenen Repertoire besprochen. An Musik wird es uns also nicht mangeln.
Ich habe für diesen ersten Versuch die Arme und Systeme verwendet, die aktuell auf meinem Laufwerk installiert waren, da es hier ja nur um einen ersten Eindruck gehen soll. Später werde ich dann das oben beschriebene Verfahren genau umsetzen. Zur Einstimmung habe ich „Griff‟ gleich dreimal auf die Nagra überspielt. Bei ersten Mal wurde die Rille von einem Lyra Olympos im Kuzma 4Point abgetastet. Das elektrische Signal lief durch die Kabel des Armes, die ohne Unterbrechung von den Clips für die Pins des Tonabnehmers bis zum XLR-Stecker führen. Dann entzerrte Einsteins „The Turntable‘s Choice‟ in der symmetrischen Variante. Von dort ging es durch nicht einmal einen Meter HMS Gran Finale Jubilee zur Nagra, die beim erstem Mal mit 192 Kiloherzt wandelte. Beim zweiten Mal war die Abtastrate auf 96 Kilohertz eingestellt. Das dritte File enthält die Aufzeichnung des Signals, das ein Brinkmann EMT ti lieferte, das vom Brinkmann 12.1 Arm geführt wird. Für den Anschluss an die Phonostufe war ein Kabel von Precision Interface Technology zuständig. Die Nagra arbeitete mit 96 Kilohertz. Es wird sich zeigen, ob diese Abtastrate reicht, selbst kleinere klangliche Differenzen deutlich zu machen, ob die Wandler der Nagra für diesen Job taugen und ob Ihre digitalen Abspielmöglichkeiten die erforderliche höhe Auflösung bieten. Downloads zur parziellen Ersetzung von Klangbeschreibungen machen nur dann Sinn, wenn man diese System im Dialog entwickelt. Ich bin auf Ihre Reaktionen gespannt. Viel Spaß mit dieser audiophilen Spielerei, aus der einmal mehr werden könnte.
Lyra Olympos im Kuzma 4Point 24 bit / 192 kHz ca. 317 mb (wav) |
Lyra Olympos im Kuzma 4Point 24 bit / 96 kHz ca. 158,4 mb (wav) |
Brinkmann EMT ti im Brinkmann 12.1 24 bit / 96 kHz ca. 160,9 mb (wav) |
Flächenstrahler fristen in der Lautsprecherwelt nicht ganz ohne Grund ein Nischendasein, sind sie doch aufgrund ihrer Dipolnatur nicht so ohne weiteres in eine Wohnlandschaft zu integrieren, und nicht zwingend so bassstark, wie der eine oder andere dies gern hätte. Gegen diese Vorurteile treten zwei ein Meter dreißig hohe Flächenstrahler aus Griechenland an.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit Flächenstrahlern verbindet mich eine tiefe Hassliebe. Ersten Kontakt mit dieser Spezies von Schallwandlern hatte ich Ende der 80-er Jahre. Für FonoForum schreibend tätig hörte ich damals bei einem Kollegen die Quad ESL63. Das war ein tiefer Kulturschock, den ich nur dadurch überwinden konnte, dass ich umgehend ein Pärchen dieser Elektrostaten erwarb. Nach ein paar Monaten, während denen ich im höchsten Elektrostaten-Glück schwelgte – welcher Schallwandler ist denn auch nur annähernd so schnell, tonfarbecht und im wahrsten Sinne des Wortes durchsichtig wie ein Vollbereichselektrostat – folgte prompt die Ernüchterung: Wie soll man mit diesem Schallwandler tiefe und tiefste Töne erzeugen? Vielleicht mithilfe eines Subwoofers? Nur mit welchem? Immerhin ist der ESL 63 ebenso wie alle anderen Flächenstrahler, also auch Magnetostaten à la Magnepan ein Dipol, der nach hinten genauso wie nach vorn abstrahlt. Was aber, wenn der Subwoofer kein Dipol ist? Wie harmoniert dann die Kombination aus Flächenstrahler und Subwoofer? Gut, dass damals der extra für den ESL 68 gebaute Dipol-Subwoofer von Gradient über den deutschen Quadvertrieb zu haben war. Auf dem Gradient stehend erreichte der ESL abgesehen vom Tieftonfundament eine optimale Betriebshöhe. Was will der Flächenstrahler-Junkie mehr? Ganz einfach: einen knackigen Bass und nicht die weiche Vorstellung des Gradient. Dann doch lieber den ESL 63 solo.
Mangelnder Tiefbass in Verbindung mit unzureichend punktscharfer Abbildung trotz Pseudopunkschallabstrahlung des 63-ers führten dann nach etwa einem Jahr himmelhochjauchzender Begeisterung für und zutiefst betrübtem Frust über den ESL 63 erst einmal zum Ende meiner großen Liebe zu Flächenstrahlern. Was ich damals nicht wusste, war, dass man einmal infiziert vom Flächenstrahlervirus niemals mehr ganz gesundet. Heute weiß ich, dass es die verzerrungsarme, unvergleichlich live-nahe Mittenwiedergabe eines Quad-Elektrostaten ist, die sich, einmal erlebt, tief in die Hörerinnerung eingräbt und einen nie mehr ganz loslässt. Gute 15 Jahre später führte diese Erkenntnis bei mir zum finalen Erwerb eines Quad ESL 57 in der von der Quad Deutschland GmbH angebotenen refurbished version mit neuen Elektrostaten-Panels und kultiviertem Äußeren. Das ist auch der Grund, weshalb in unserer Redaktion ein Pärchen ESL 57 steht, großzügig ignoriert vom Chefredakteur, dessen Sache Flächenstrahler nicht sind.
Während der 15 Jahre passierte folgendes: Beim nächsten Ausbruch des Virus – keine zwei Jahre waren vergangen – traf mich eine elegant in die Höhe bauende Martin Logan Sequel II, ihres Zeichens ein Hybrid-Elektrostat mit integriertem dynamischen Subwoofer, der sich schnell als zu langsam, jedenfalls viel zu langsam im Vergleich zum Elektrostaten-Panel erwies. Ende der neunziger Jahre schließlich konnte ich es mir nicht verkneifen, eine Quad 989 zu testen und zu erwerben, deren im Vergleich zur 63 deutlich stabileres Gerüst und größere Schallabstrahlfläche einen strafferen, substanzreicheren Tiefbass zeitigte. Von adäquater Röhrenelektronik angetrieben konnte ich nunmehr immerhin über fünf Jahre den Makel aller Quad-ESL ertragen, keinen wirklich knackigen Bass zu erzeugen. Längst nicht mehr die einzigen Schallwandler, mit denen ich Musik hörte, setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass es tatsächlich der Mitteltonbereich ist, für den man immer wieder einmal einen Quad ESL hören sollte, weshalb die 988 schlussendlich durch die ESL 57 ersetzt wurden.
Wiederum fünf Jahre später wurde mein schlummernder Flächenstrahler-Virus auf der High End 2009 erneut virulent: nicht größer als die Quad ESL 988 machte dort die Analysis Audio Epsilon mit ihrem großen Basspanel neben dem Hochtonbändchen genau das, was ich bei allen Quads bislang vermisst hatte: einen knackigen, druckvollen Tiefbass. Warum das? Ich schätze mal, dass dies der speziellen Realisierung des Basspanels des Epsilon geschuldet ist, das natürlich angesichts der Übergangsfrequenz zum Hochtonbändchen von nominell 650 Hertz in Wirklichkeit ein Tief/Mitteltonpanel ist. Nicht dem Unterschied zwischen dem elektrostatischen und dem magnetostatischen Antrieb dürfte der Bass beim Epsilon den Kick verdanken, sondern der Tatsache, dass beim Epsilon das bewegte Organ nicht wie bei Elektrostaten (und Magnetostaten) eine mit hauchdünnen Leitern belegte großflächige Folie ist, sondern eine Vielzahl von zieharmonikaartig gefalteten Aluminiumbändchen. Diese sind parallel zueinander vertikal verlaufend auf einer Mylarfolie befestigt, die in erster Linie dazu dient, den Verbund der Bändchen dauerhaft stabil zu halten. Der Antrieb der Bändchen erfolgt über das anliegende Signal in einem statischen Magnetfeld, das wie bei Magnetostaten durch perforierte Polplatten beiderseits der Mylarfolie erzeugt wird. Im Gegensatz dazu weist der Antrieb des Hochtonbändchens bei der Epsilon Magnete beiderseits der Bändchen auf. Insofern ist das Tief/Mitteltonpanel bei der Epsilon weder eine klassische Magnetostatenanordnung noch eine klassische Bändchenanordnung, sondern ein tieftonimpulsfester Mix aus beiden.
Von den Hoch- und Tief/Mitteltonbändchen geht es übertragerfrei direkt auf biwiring- oder biampingfähige Lautsprecheranschlüsse. Die Weiche ist minimalistisch aufgebaut und trennt den Mittelton- vom Hochtonbereich mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel. Eine entscheidende Eigenschaft für den praktischen Betrieb des Epsilon und aller anderen Flächenstrahler des griechischen Herstellers Analysis Audio – es gibt zwei größere und ein kleineres Modell – ist ein völlig unkritischer Impedanzverlauf über den gesamten Frequenzverlauf von etwa sechs Ohm. Durch diese verstärkerfreundliche Auslegung des Epsilon und seiner Brüder unterscheiden sich die griechischen Flächenstrahler von den auf den ersten Blick zum verwechseln ähnlichen Apogee-Flächenstrahlern aus den USA, die in den 80-er und 90-er Jahren in audiophilen Kreisen nicht nur aus klanglichen Gründen, sondern auch deshalb für großes Aufsehen sorgten, weil sie als wahre Endstufenkiller fast alles, was damals unter den Hochleistungsgiganten Rang und Namen hatte, in Schutt und Asche legten. Diese Killermentalität ist den Griechen fremd, die im übrigen auch keine gigantischen Endstufen benötigen, um auf Trab gebracht zu werden. Vielmehr empfiehlt der Hersteller angesichts eines Wirkungsgrads von 86 Dezibel eine Endstufenleistung von 100 Watt an acht Ohm, wobei der Epsilon auch mit 50 Watt schon ganz schön in Fahrt kommt, wie ein kurzer Versuch mit dem Vollverstärker Crayon CFA-1 zeigte.
Ähnlich den Apogee-Konstruktionen besitzt das Tief/Mitteltonpanel der Analysis Audio Flächenstrahler einen trapezförmigen Umriss, der den Lautsprechern mit ihrem rechteckigen Holzrahmen nicht nur eine gewisse Eleganz verleiht, sondern auch akustisch vorteilhaft ist, weil die schwingende Mylarfolie dadurch über ihre gesamte Höhe an keiner Stelle dieselbe Breite aufweist, was ihr Resonanzverhalten unkritisch macht. Im Gegensatz zur den seinerzeitigen Apogee-Flächenstrahlern ist die Mylarfolie auch nicht direkt in den Holzrahmen eingespannt, was eine unerwünschten Schwingungsübertragung auf den Rahmen und Partialschwingungen zur Folge hat, sondern über eine umlaufende Sicke von diesem entkoppelt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die griechischen Konstrukteure sich zwar von der Vorgabe aus den USA inspirieren ließen, jedoch eine eigenständige Konstruktion vorgelegt haben, die dem Vorbild aus Übersee offenbar überlegen ist.
Wie die Epsilon klingen? Wie bereits gesagt, übertreffen sie für mich die ESL aus dem Hause Quad durch einen knackigen, impulsivstarken und tief hinunter reichenden Bass, der zumindest bei mir mit meiner Klassik- und Jazzvorliebe im Gegensatz zu den ESL keinen Wunsch offen lässt. Die Mitten präsentieren die Epsilon vergleichbar verfärbungsarm, wenn nicht gar verfärbungsfrei, nur ohne Tendenz zum Ätherischen, ja Körperlosen, wie mitunter von den Quad-ESL oder auch den elektrostatischen Kopfhörer von Stax zu hören. Vielmehr haben die Epsilon stets Fleisch an den Knochen, machen also unter allen Umständen klar, dass Instrumente in der Regel schwingende Körper sind oder solche umfassen, ganz zu schweigen von menschlichen Stimmen, die stets in einem mehr oder weniger mächtigen Resonanzraum erzeugt werden. So faszinierend Elektrostaten durch ihre schwingende, schier masselose Folie gerade im Mittenbereich aufspielen, ja Musik geradezu immer aus der Mitte heraus aufbauen, ziehe ich diesem unzweifelhaften Faszinosum die körperhaftere Gangart des Espilon vor, deren vergleichsweise kräftigere Höhenwiedergabe dem eher körperlos abgehobenen Ansatz der Quad-Elektrostaten durch mehr Glanz und Schimmer erfolgreich Paroli bietet.
Es soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben, was den Epsilon ebenso wie allen anderen Flächenstrahlern zu eigen ist: Durch die große bewegte Fläche sind sie nur eingeschränkt in der Lage, in Art von Punktstrahlern Schallereignisse im Raum auf den Punkt zu bringen. Das heißt, sie bilden Schallquellen regelmäßig ein wenig zu groß ab und lassen sie mit größerem Abstand vom Mikrofon auch nicht proportional kleiner werden. Aber wie heißt es schon in Manche mögen's heiß: nobody is perfect. Ich empfehle hierzu, beim nächsten Konzertbesuch einmal die Augen zu schließen, und das mit der punktgenauen Lokalisation in der Praxis einmal zu überprüfen. Sie werden sich wundern, wie wenig akustische Punktgenauigkeit in der Realität herrscht.
Noch stehen die beiden klavierlackschwarzen Epsilons in meinem Hörraum. Vielleicht werden sie für mich gar die finalen Flächenstrahler werden. Schaun wir mal, ob sich das bewahrheitet, tauchen doch am Horizont bereits neue Flächenstrahler der elektrostatischen Art von Audio Exlusiv auf. Ich bin gespannt. Jedenfalls scheint meine persönliche Reise durchs Land der Flächenstrahler immer noch nicht am Ende angelangt zu sein.
Gehört mit
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Vorstufe | Ayre KX-R Vorstufe |
Endstufe | Ayre MX-R Endstufen |
Kabel | Kubala Sosna Emotion Netz,- NF- und Lautsprecherkabel |
Zubehör | HMS-Wandsteckdosen Copulare Basen Finite Elemente Resonator 1000 |
Herstellerangaben
Analysis Audio Epsilon
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Prinzip | zwei Wege |
Wirkungsgrad | 86 dB/W/m |
Maße (B/H/T) | Te61/132/6 cmxt |
Garantie | 3 Jahre |
Preis | 9900 Euro |
Vertrieb
audio technik m.schneider
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Anschrift | Geschäftsführer: Matthias Schneider Am Hohlen Weg 7 35075 Gladenbach |
Telefon (Büro) | 06462 / 926656 |
Telefon (Privat) | 06462 / 8502 |
Mobil | 0151 1830 3640 |
dipolstudio@aol.com | |
Internet | www.dipolstudio.de |
Zu diesem Test hatte ich ausgesprochen wenig Lust: Das vertraute Design der Komponenten verhieß wenig Neues, Computer-High-End schien mir deutlich spannender und Analoges ich hatte schon viel zu lange vernachlässigt. Zudem ließen mich die edlen Materialien und die Verarbeitung der Verstärker von einem mehrfach höheren Preis ausgehen. Kurz: Ich erlebte die Überraschung des Jahres.
Wer nicht beruflich mit Hifi und High-End zu tun hat, könnte annehmen, für unser einen wäre jedes einzelne der oft kostspieligen Geräte, die im Laufe der Zeit durch den Hörraum wandern, ein Anlass zur Freude. Wenn man jedoch schon länger im vermeintlichen Schlaraffenland zu Hause ist, freut man sich über die Zeiten, in denen die eigene Kette, die man ja mit viel Sorgfalt optimiert hat, völlig unverändert für den heimischen Musikgenuss sorgt. Natürlich gibt es immer mal wieder das eine oder andere unerschwingliche Ausnahmegerät, bei dem man für jeden Tag dankbar ist, den es noch in der eigenen Anlage bleiben darf. So etwas kommt natürlich am ehesten bei den Gerätegattungen vor, bei denen die eigene Kette schwach besetzt ist oder die entsprechenden Komponenten allmählich in die Jahre gekommen sind. Doch in diese Rubrik fallen der Brinkmann Marconi und die Monos gewiss nicht. Vielleicht hatte meine mangelnde Begeisterung auch damit zu tun, dass während der ersten Hochphase der Marke Audio Exklusiv die schwarz-goldenen Wertanlagen außerhalb des studentischen Budgets lagen und später puristischeres Design eine höhere Anziehungskraft auf mich ausübte. Und damit wären wir bei der Firmengeschichte angelangt.
Gerd Pütz gründete Audio Exklusiv am 1. Oktober 1979. Nach einigen Jahren als Leiter der Entwicklungsabteilung eines großen deutschen Lautsprecherherstellers wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, um seine Idee eines idealen Lautsprechers, nämlich eines Elektrostaten, in die Tat umzusetzen. Sein erstes serienreifes Produkt war dann aber ein dynamischer Schallwandler, die Tubular Bell. Ich kann mich noch gut erinnern, dass auch mich die elegante, schlanke Lautsprechersäule damals so unruhig machte, dass ich sie unbedingt ausleihen und in der eigenen Kette hören musste. Letztlich konnte sie meine damaligen Favoriten zwar in einigen Disziplinen überflügeln, blieb aber in puncto Grobdynamik ein wenig hinter diesen zurück, so dass ich dann doch meinen Boxen treu blieb. Die Tubular Bell begeisterte mit ihrer filigranen, schwerelosen, eher von einem Elektrostaten zu erwartenden Spielweise aber eine große Zahl von – vielleicht reiferen, nicht auf (Grob-)Dynamik fixierten – Musikfreunden und legte so den Grundstein für den Erfolg von Audio Exklusiv. Im Jahre 1981 wurde dann der Plattenspieler vorgestellt, es folgten der erste Elektrostat, der P3, der allerdings so schwierig zu treiben war, dass man ihm eine eigene Endstufe zur Seite stellte. Bald darauf vervollständigte die Vorstufe P2 das Programm. 1986 wurde dann der große Elektrostat P6 präsentiert, der den Ruf des „Pütz-Elektrostaten‟ begründete. Konsequenterweise gab es dann auch bald direktgekoppelte Röhrenendstufen. Nach dem Tod von Gerd Pütz im Jahr 1990 führten seine Frau und seine Söhne die Firma dann noch eine ganze Zeit weiter. 2004 wurde die Geschäftstätigkeit bis auf den Service eingestellt.
Seit 2009 ist Audio Exklusiv nun wieder am Markt zurück: Andreas Schönberg erwarb von der Familie Pütz die Design-, Technik- und Markenrechte. Als langjähriger Freund des Hauses ist ihm daran gelegen, dass eine der ältesten und renommiertesten deutschen High-End-Marken nicht von der Bildfläche verschwindet, wie er auf der Website ausführt. Als Elektrostaten-Fan sieht er natürlich das Potential, das die Geräte auch heute noch haben. Er bringt als ehemaliger Produktmanager und Vertriebsleiter verschiedener großer japanischer Unterhaltungselektronikfirmen jede Menge Erfahrungen in der Branche mit. Für die Wiederbelebung von Audio Exklusiv arbeitet er mit einem kleinen Team freier Entwickler zusammen, um für vor 2009 gebaute Geräte Optimierungsangebote zu erarbeiten und gänzliche neue Geräte zu konzipieren. Bisher umfasst das Programm die Vollverstärker P12 und den noch kräftigeren P112, die Elektrostaten P3.1, die Endstufe P11 und einiges resonanzabsorbierendes Zubehör – und die mich auf den ersten Blick wenig begeisternde Vor/Endstufen-Kombination P7 und P1.
Aber schon bei näherer Betrachtung der beiden Verstärker erwachte ein gewisses Interesse, da mir so langsam dämmerte, dass diese Komponenten nichts mehr mit den vor 20 Jahren gebauten zu tun hatten, sondern eine Reihe von spannenden Innovationen aufweisen. Da wäre als erstes die spezielle Befestigung der Platinen im Gehäuse: Andreas Schönberg nennt das in der Produktinformation „Einsatz von Resonanzabsorbungstechnologien in eigens gefertigten Platinenabstandshaltern‟. Auf der Website kann man dazu lediglich in Erfahrung bringen, dass er und einer seiner Entwickler 2008 sowie im folgenden Jahr zwei Materialien entdeckten, von denen das eine dazu geeignet ist, ein Gerät möglichst effektiv von der Umgebung zu entkoppeln. Das andere Material nimmt Vibration auf und setzt sie in Wärme um, ohne dass die Dynamik der Wiedergabe darunter leiden soll. Wenn Ihnen – wie mir – diese Beschreibung zu wenig konkret erscheint, sollten Sie wissen: Das ist natürlich Absicht. Mehr über die Materialien zu verraten, würde nach Ansicht von Andreas Schönberg nur die Mitbewerber auf den Plan rufen. Schuld daran, dass trotz der recht opaken Beschreibung des Materials meine Neugierde geweckt wurde, hatte Reinhold Martin, der die Basen, Füße und sogenannten Silentplugs gleich nach dem Besuch von Andreas Schönberg in seinen Hörraum ausprobiert hat und seitdem in den höchsten Tönen davon schwärmt. Er hat versprochen, sein Erfahrungen noch vor Weihnachten zu Papier zu bringen.
Doch zurück zu P1 und P7: Nicht nur die Abstandshalter der Platinen sind mit dem speziellen Werkstoff behandelt. Auch ein Teil der Schrauben wurde aufgebohrt und der Hohlraum mit dem geheimnisvollen Material befüllt, das bei der Röhrenvorstufe auch den Knopf des Lautstärkepotentiometers beruhigt. Weiteren Schutz vor Vibration bietet das Gehäuse aus zwei Millimetern Stahlblech, das mit Schwermatten beruhigt wird. Glücklicherweise zählt Andreas Schönberg nicht zu den Entwicklern, die sich eines klangfördernden Aspekts bis in letzte Detail annehmen, darüber aber weitere wichtige Konstruktionsaufgaben vergessen.
So legt er zum Beispiel auch hohen Wert auf eine grundsolide Stromversorgung: Die Vorstufe verfügt über zwei Trafos hoher Leistung – ein strikter Doppel-Mono-Aufbau –, eine Gleichrichtung mit EZ 90 Röhren und aufwendige Siebungen der Versorgungsspannungen – teilweise sogar mit R-C-L-C Siebketten. Die Heizspannung ist pro Kanal mit 20000 Mikrofarad gepuffert, die Signalverarbeitung bedient sich aus 1760 Mikrofarad bei 400 Volt. In der Endstufe beginnt der Doppel-Mono-Aufbau nach dem 500-VA-Transformator, der seine Energie – wie in der Vorstufe – über ein Netzfilter bezieht. Auf der Sekundärseite werden die Versorgungsspannungen mit einer R-C-Siebkette mit 60000 Mikrofarad pro Kanal geglättet. Beiden Verstärkern gemein ist, dass ihre Platinen eine Kupferschicht mit einer Dicke von 105 Mikro aufweisen, speziell für Audio Exklusiv gefertigte Folienkondensatoren zum Einsatz kommen, Röhrendämpfer und eine hochwertige, aufwendig geschirmte Innenverkabelung Verwendung finden und ein Phasendetektor beim richtigen Netzanschluss hilft. Eine Schutzschaltung greift bei DC-Offset, Kurzschluss und Clipping ein, und eine Softstart-Automatik sorgt für sicheres und schonendes Hochfahren.
Die Vorstufe beruht auf einer direktgekoppelten Anoden-Kathodenschaltung mit nur einem Koppelkondensator im Signalweg. Genaugenommen ist es mehr als ein Kondensator, nämlich mehrere unterschiedliche, parallel geschaltete Typen, die in einem Gehäuse, dem sogenannten X-Modul, vergossen sind. An klanglich relevanten Stellen werden Vishay-Widerstände eingesetzt, und in der Hochvolt- und Heizspannungsversorgung wird noch einmal unmittelbar vor den Röhren mit MKP-Kondensatoren gepuffert, was für mehr Schnelligkeit, Luftigkeit und Sauberkeit sorgen soll. Die vier Eingänge und die klassische Tape-Schleife werden mit gasgefüllten Reedrelais geschaltet. Und auch bei der Lautstärkeregelung wurde nicht gespart: Das Potentiometer bezieht Audio Exklusiv von TKD. Aktive Bauelemente sind je eine streng selektierte ECC 803 S in der Goldpinvariante. Zu den klassischen Bedienelementen kommen beim P7 noch Schalter für die Verstärkung und Gegenkopplung hinzu. Beide Parameter lassen sich in drei Stufen einstellen. Die Variation der Gegenkopplung bewirkt dabei eine Änderung sowohl der Klangcharakteristik als auch der Verstärkung.
Der P1 ist eine Hybrid-Stereoendstufe mit einer selektierten E88CC für die Eingangsverstärkung und einer ebenfalls selektierten 6N6 als Sourcefolger – natürlich pro Kanal, da der Verstärker – wie erwähnt – ab dem Trafo in Doppelmono aufgebaut wurde. Spezial-FETs liefern die Leistung und sollen einen röhrenähnlichen Klang garantieren. Die Versorgungsspannung wird unmittelbar vor den Endstufentransistoren mit MKP-Kondensatoren gepuffert, um Schelligkeit und Durchzeichnung zu verbessern. Manganinfolien werden als Emitterwiderstände und im Boucherotglied eingesetzt. Für die optisch und wegen der dicht beieinanderliegenden Kontakte auch haptisch wenig beeindruckenden Eichman Cable Pods entschied man sich aus rein klanglichen Erwägungen. Verarbeitung und Bauteileauswahl ließen mich von deutlich höheren Preisen als den 3500 Euro für die Vorstufe und den 4000 Euro für die Endstufe ausgehen. Wenn die Audio Exklusiv jetzt auch noch akustisch überzeugen können, sind sie wirklich ein nahezu unwiderstehliches Angebot.
Wie immer habe ich die neuen Geräte erst einmal ohne jeglichen Vergleich zu den entsprechenden etatmäßigen Komponenten meiner Kette gehört. Und wie schon häufig zuvor fehlte mir gar nichts: Ich war mit der klanglichen Leistung rundum zufrieden. Allerdings ist ein solcher Eindruck, wie die Erfahrung zeigt, oft trügerisch. Wenn man beispielsweise wie jetzt im Spätherbst durch Messen und eine Menge anderer Auswärtstermine nur selten Zeit für entspannten Hörgenuss hat, erscheint einem nach der mobilen Musikberieselung – komme sie nun bewusst gewählt vom iPod oder sei es die unvermeidliche Rundumbeschallung in Restaurants, Kaufhäusern oder Verkehrsmitteln – die Anlage in den eigenen vier Wänden grundsätzlich als Wohltat. Selbst wenn da ein paar Prozent zum in ruhigeren Zeiten vertrauten Optimum fehlen mögen.
Doch bevor es zu einem aussagekräftigen Vergleich mit meinen Brinkmann-Verstärkern kam, erhielt ich Besuch von Andreas Schönberg, der einmal wissen wollte, wie seine Verstärker mit den LumenWhite harmonieren. Und obwohl er das Ergebnis trotz genereller Skepsis gegenüber den Lautsprechern, die er bisher wohl nie unter guten Bedingungen zu hören bekommen hat, recht ansprechend fand, ließ er es sich nicht nehmen, seinen Komponenten mit den Audio Exklusiv d.C.d-Feet und -Basen den letzten Schliff zu verpassen. Zusätzlich hatte er noch einige Silentplugs im Gepäck: Die ähneln Cinchsteckern und kommen in unbenutzten Buchsen zum Einsatz. Da das resonanzabsorbierende Material, aus dem der Mittelstift gefertig ist, keine elektrische Leitfähigkeit besitzt, schließen sie die Ein- oder Ausgänge nicht kurz, sondern beruhigen Buchse und Gehäuse rein mechanisch. Um dem Zubehörtest von Reinhold Martin nicht vorzugreifen, verzichte ich auf eine detaillierte Beschreibung der Effekte, die die Füße samt Basis unter der Vorstufe und eine zusätzliche Stellfläche unter der Endstufe brachten. Ebenso wie die Silentplugs war jede einzelne Maßnahme klanglich leicht nachzuvollziehen – und eindeutig positiv. Andreas Schönberg meinte dann, eine spezielle Ankopplung der P1 an die Basis würde noch eine weitere Verbesserung bringen. Da uns die d.C.d-Füße ausgegangen waren, versuchten wir es einmal mit den zumindest direkt auf den Bodenfliesen bestens bewährten Cerabase. Auch zwischen d.C.d-Basis und Audio-Exklusiv-Endstufe sorgten sie für einen noch besseren Sound. Als dann später noch ein Set der Füße eintraf, wechselte ich diese gegen die Cerabase aus, wodurch die Wiedergabe ein ganz klein wenig Druck einbüßte. Dafür erschien nun der virtuelle Raum ein Stückchen größer, und Impulse setzten sich klarer von einem ruhigen, tiefschwarzen Hintergrund ab. Die Kette wirkte nun von jeder noch so kleinen Rauhigkeit befreit und spielte sehr geschmeidig.
Die Wirkung des gesamten d.C.d.-Zubehörs geht in dieselbe Richtung: Jedes einzelne Teil hilft, die Musik von minimalen Unsauberkeiten und Störungen zu befreien und garantiert so stundenlanges entspanntes Hören. Das heißt aber keinesfalls, dass die Musik ihrer inneren Spannung beraubt würde. Diese baut sich lediglich aus größer Ruhe auf. Die Detailwiedergabe profitiert ebenso wie die Raumdarstellung von der Reduzierung der Vibrationen in den Verstärkern. Wer es doch lieber etwas „schmutziger‟ mag, braucht übrigens nur mit dem NFB-Schalter an der Vorstufe drei Dezibel weniger Feedback einzustellen, und schon bekommt das Klangbild mehr Biss und einen Hauch mehr Aggressivität.
Der Schalter erlaubt es, die Grundcharakteristik des P7 sehr subtil an den eigenen Geschmack anzupassen. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Tausch der d.C.d-Füße gegen die Cerabase eine Zeit lang die Einstellung mit der geringeren Gegenkopplung favorisiert habe, langfristig dann aber doch wieder zur Mittelstellung zurückgekehrt bin. Aber egal, wie viele Basen, Füße und Silentplugs gerade im Einsatz waren und wie der NFB-Schalter stand: Der Wunsch, endlich wieder mit den eigenen Verstärkern zu hören, war inzwischen völlig verschwunden. Die Audio Exklusiv musizierten so stimmig und frei von jeglichen Effekten, dass ich gar nicht mehr über die momentane Zusammenstellung der Kette nachdachte und einfach nur die Musik genoss.
Und damit lag ich gar nicht so falsch, wie der abschließende Vergleich mit den Brinkmann zeigte: Eine fantastische Durchzeichnung, eine sehr platzgreifende Raumdarstellung und eine tiefe Schwärze sind die Schokoladenseiten der Audio-Exklusiv-Kombi, während die Brinkmann mit ein wenig mehr Attacke und Druck vor allem im Tiefbass für sich einnehmen. Dabei liegt beiden Verstärker-Duos jeweils ein so schlüssiges klangliches Konzept zugrunde, dass es keinerlei Sinn macht, die Komponenten der beiden Hersteller zu mischen, um das Beste aus den beiden gar nicht so unterschiedlichen Welten zu bekommen. Den Ausschlag für die ein oder andere Verstärkerkombination kann nur eigene Geschmack geben – vorausgesetzt, es geht vorrangig um den Klang. Sieht man einmal auf den Preis, spricht vieles für die Audio Exklusiv – selbst wenn man alles erwähnte d.C.d.-Zubehör hinzurechnet. Benötigt man aber eine Reihe von symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen, die auf einen gemeinsamen Pegel gebracht werden können, um Lautstärkesprünge beim Umschalten der Eingänge zu vermeiden, und zum Beispiel für Tests sicher reproduzierbare Pegel, sind die Brinkmann erste Wahl.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4poin |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Air Tight ATE-2005 |
CD-Laufwerk | PS Audio Perfect Wave Transport |
D/A-Wandler | PS Audio Perfect Wave DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Ortofon TSW 5000 Silber Precision Interface Technology HMS Gran Finale Jubilee Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier Clearaudio Matrix Sun Leiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acapella Basen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
Röhrenvorstärker P7
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Frequenzgang | 10 Hz - 79 kHz (-3dB) |
Geräuschspannungsabstand | 106 dB |
Fremdspannungsabstand | 98 dB |
THD+N | 0,046 % |
IMD | 0,059 % |
Kanaltrennung (10 kHz) | 63 dB |
Eingangsempfindlichkeit | 142 mV |
Eingangsimpedanz | 105 kOhm |
Ausgangsspannung max. | 22 V |
Ausgangsimpedanz | 857 Ohm |
Verstärkungsfaktor | 3 / 5 / 7 |
Leistungsaufnahme | 29 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/465 mm |
Gewicht | 16,5 kg |
Preis | 4000 Euro |
Herstellerangaben
Hybridendstufe P1
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Ausgangsleistung (8/4 Ohm) | 70 / 130 W |
Frequenzgang | 10 Hz - 110 kHz (-3dB) |
Störspannung | -90 dBu |
THD+N (1 W/8Ohm) | 0,043 % |
IMD | 0,445 % |
Kanaltrennung (10 kHz/1 V) | 73 dB |
Eingangsempfindlichkeit ( Vollaussteuerung 8 Ohm) | 350 mV |
Eingangsimpedanz | 25 kOhm |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | 125 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/465 mm |
Gewicht | 19 kg |
Preis | 3500 Euro |
Garantie | 2 Jahre |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
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Anschrift | Andreas Schönberg Sudetenstrasse 11 63691 Ranstadt |
Telefon | +49 6041 9624217 |
Fax | +49 6041 9624218 |
info@audioexklusiv.de | |
Web | www.audioexklusiv.de |
Wenn ein Hersteller von Pro-Audio anfängt, auch im Heimbereich mitzumischen, kommt dabei entweder ein verkleidetes Profigerät mit seinen Vor- und Nachteilen für den heimischen Gebrauch heraus oder so etwas wie die ADAM Audio Classic Compact Mk3.
Mit dem Begriff Pro-Audio wird meist entweder Beschallung von Fahrstühlen, Konzerten oder Fußballstadien assoziiert oder Equipment für die Musikaufzeichnung. Im letzteren Bereich ist die Firma ADAM Audio aus Berlin mit ihren aktiven Studio-Monitoren seit Jahren weltweit äußerst erfolgreich. Erst seit kurzem werden auch Lautsprecher gezielt für den heimischen Hifi-Bereich hergestellt. Man sollte eigentlich annehmen, dass sich die Ansprüche beider Bereiche nicht so weit unterscheiden, schließlich soll jeweils Musik in möglichst bester Qualität wiedergegeben werden.
Ein bisschen aufhübschen und gut ist, sollte man meinen. Leider ist es doch nicht so einfach. Abgesehen davon, dass sich im Markt die Aktivtechnik, trotz unbestreitbarer Vorteile bei Aufstellung, Größe und besserem Preis-Leistungsverhältnis, einfach nicht durchgesetzt hat, sind die Anforderungen zu Hause auch prinzipiell andere. Ein Lautsprecher mit den Abmessungen der Classic Compact Mk3 würde im Studio als Nahfeldmonitor für einen Hörabstand bis zwei Meter auf dem Regiepult eingesetzt werden. Die für normale Wohnzimmerverhältnisse passenden Studio-Monitore sind in der Regel riesige Klötze (gern auch mal breiter als hoch oder gleich für den Wandeinbau gedacht) und ohne Rücksicht auf die Optik konzipiert. Weiterhin ist die Aufgabe von Monitoren nicht unbedingt, Musik schön klingend zu präsentieren, sondern jeden kleinen Fehler bei der Aufnahme hörbar zumachen. Unbedingte Neutralität ist natürlich Pflicht. So etwas kann zwar auch zu Hause interessant sein, überfordert aber die meisten Hörer und ist häufig auch einfach nicht entspannend. Gnadenlos um die Ohren gehauen zu bekommen, dass tatsächlich ausnahmsweise nur der Praktikant bei der Aufnahme an den Reglern saß, ist nicht unbedingt Jedermanns Sache.
Optisch ist die Classic Compact Mk3 auf jeden Fall weit entfernt von ihren Geschwistern aus dem Profibereich, wo Echtholzfurnier und akribisch gerundete Kanten nicht wichtig sind. Robust und kratzfest muss sie für den Studioeinsatz sein (fällt ja auch mal vom Pult, so ein Teil) – nicht hübsch. Aber die Technik ist dieselbe. So werden in allen ADAM Lautsprechern die gleichen, selbst produzierten Hochtöner eingesetzt, egal ob im Minimonitor oder im großen High-End-Standlautsprecher. Es handelt sich um einen Air Motion Transformer nach dem Prinzip von Dr. Oskar Heil, der in diesem Fall X-ART (eXtended Accelerating Ribbon Technology) genannt wird. Hier wird eine mit einer Leiterbahn versehene Folie gefaltet und im Permanentmagnetfeld angesteuert. Dies zieht die Folie auseinander beziehungsweise zusammen und bewegt so bis zu vier Mal mehr Luft als ein normaler Kalottenhochtöner. Nebenbei sind Phasengang, Frequenz- und Impedanzverlauf zumindest messtechnisch herkömmlichen Lösungen überlegen.
Abgelöst nach unten wird der X-Art-Hochtöner bei 2400 Hertz von einem 18er Tiefmitteltöner mit Konusmembran aus „HexaCone“ von Eton. Genau genommen handelt es sich um eine Sandwichmembran aus Nomexwaben mit beidseitiger Kevlarbeschichtung. Unterstützung erhält der Tiefmitteltöner durch eine Bassreflexöffnung auf der Vorderseite. ADAM scheint großes Vertrauen in seine verbauten Chassis zu haben, wird doch bei einer Nennbelastbarkeit von unbescheidenen 200 Watt 10 Jahre Garantie gewährt.
Die Stoffabdeckungen werden durch Magnete gehalten, wodurch die Front frei von Löchern sehr elegant wirkt. Aufgesetzt fliegen die Dinger allerdings bei leichter Berührung durch die Gegend, weswegen ich den Betrieb ohne favorisiere. Akustisch treten sie kaum in Erscheinung. Mit 440 x 230 x 290 Millimeter und 11 Kilogramm Gewicht noch recht handlich, wandern die ausgezeichnet verarbeiteten, sehr stabilen ADAMs auf passende Ständer. Kabel finden Anschluss über vier sehr große und hochwertige Polklemmen auf der Rückseite, die mit massiven Kupferleitern gebrückt sind. Bei Bedarf kann der Lautsprecher auch im Bi-Wiring/Amping-Modus angesteuert werden. Mir fällt jetzt spontan nichts an Verbindern oder Kabeln ein, was man da nicht standesgemäß festzurren könnte.
Bei der Aufstellung verhalten sich die Classic MK3 relativ unproblematisch. Ein stabiler Ständer ist Pflicht, der Hochtöner sollte sich dabei unbedingt mindestens auf Ohrhöhe befinden, etwas höher schadet auch nicht – auch wenn's unter Umständen etwas seltsam aussieht. Sollen die Lautsprecher vor eine Wand, sollten 50 Zentimeter Abstand nach hinten und zu den Seiten nicht unterschritten werden, sonst wird es etwas mulmig in den unteren Mitten. Man kann auf diesem Weg der Wiedergabe allerdings durchaus einen Schuss Wärme zumischen, das ist aber Geschmackssache. Am besten hat mir die ADAM mit jeweils gut einem Meter Abstand zu Rück- und Seitenwänden gefallen.
Und wie klingt das Ganze nun? Wenig. Zum Glück! ADAM hat vermieden, irgendeinen Bereich anzuheben oder abzusenken, um im Consumer Markt auf sich aufmerksam zu machen. Und dies ist gerade im Bereich des X-ART ein echter Gewinn, wenn man diese Treiber nicht einsetzt, um Effekte, Sibilanten, Details, Phrasierungen besonders effektvoll spielen zu lassen. Lässt man sie neutral spielen, wird es durchaus eindrucksvoll.
Der Hochtonbereich der Classic Compact spielt sehr frei, durchsichtig und detailreich. Dabei wird zum Glück auf extra „Zing“ verzichtet, das im Laden immer so schön Auflösung suggeriert und zu Haus nach drei Tagen nur noch furchtbar auf den Senkel geht. Die Abstimmung der Classic Compact geht durchaus in Richtung Kalotte – nur mit besserer Auflösung. Ich habe mich durch eine Unzahl an Tonträgern gehört, um ihr doch mal die eine oder andere Unartigkeit im Hochtonbereich nachzuweisen und schließlich aufgegeben. Die vielen Informationen kommen eher so beiläufig, als wäre es nichts. Zum Beispiel angeschlagene Bleche bei moderner Klassik.
Abgesehen davon, dass diese prima im Raum stehen und ordentlich Krach machen, gibt es am Ende des Gedängels noch so ein letztes Ausschwingen, das ich bisher nicht gehört habe. Klingt wie ein scheppernder Fahrradkotflügel – sehr faszinierend. Dabei haben es sich die Entwickler verkniffen, analytisch abzustimmen und irgendetwas in den Vordergrund zu stellen. Becken bleiben, bei aller Feininformation und Durchhörbarkeit, immer brav an ihrem Platz, ohne deswegen weniger zu strahlen. Stimmen profitieren ebenfalls enorm. Oft wird ja das Volumen zugunsten des Umrisses zurück genommen, um besondere Präzision vorzutäuschen. Die ADAMs sind in sich so präzise, dass sie das nicht nötig haben. Stimmen sind klar umrissen, aber eben auch mit dem richtigen Volumen ausgestattet. Wie die Entwickler dabei noch so viel Farbe und Ausdruck untergebracht haben, bleibt ihr Geheimnis.
Dies trifft besonders auch auf Streicher zu: viel Schmelz und Volumen bei gleichzeitig hoher Präzision und Genauigkeit. Überhaupt spielen die Classic Mk3 sehr sauber. Irgendwie bringen sie Dinge klar und deutlich, deren Unsauberkeit ich bisher mit dem jeweils benutzten Verstärkern in Verbindung gebracht habe. Nicht dass dieser auf einmal unwichtig wäre, aber man kommt an den ADAMs schon mit günstiger Elektronik sehr weit. Die Mitten profitieren von dieser Sauberkeit und schließen nahtlos und unauffällig an. Auch in diesem Bereich gibt es ein großes Repertoire an Details und Farbe. Der Bassbereich kommt locker und ist kräftig und tief genug, um auch mittelgroße Räume mit ausreichend Schalldruck zu füllen. Dabei fällt die Stabilität auf, die auch bei Zugabe heftiger Leistung nicht leidet. Insgesamt sehr schön ausbalanciert und nicht übermäßig trocken wird bis hinunter zu sehr tiefen Frequenzen nicht nur eine realistische Größe, sondern auch Druck erzeugt. Ganz unten im Frequenzkeller gibt es irgendwann eine Begrenzung – alles andere wäre bei einem passiven Lautsprecher dieser Größe auch unmöglich. Tiefe Bassläufe sind mühelos zu verfolgen, auch hier agiert die ADAM sehr sauber und aufgelöst, bei Bedarf auch sehr laut. Lediglich im Bereich zwischen circa 60 und 80 Hertz geht es etwas vorlaut zu. Einerseits kommen dadurch Kick Drums so wie sie heißen, gezupfte Kontrabässe werden allerdings mit etwas zu viel Impetus auf den Hörer losgelassen.
Der räumliche Eindruck ist eher breitflächig als sehr tief, hallende Gewölbe (Arvo Pärt Te Deum) werden in Tiefe und Höhe bis zum Chor ausgeleuchtet, aber eben auch nicht weiter. Hier kommt wieder die Neutralität ins Spiel, immerhin stammen die Macher aus dem Profibereich. Daraus resultiert einerseits bei entsprechenden Aufnahmen eine schon fast erschreckend realistische Wiedergabe: RickyLee Jones auf Pop, Pop steht direkt im Raum, in dem man wenig später bei Faurés Klavierquartetten die Hand nach den Musikern ausstrecken möchte. Bei modernen, bis zum Anschlag komprimierten Popaufnahmen mündet die neutrale Gangart teilweise in totale Belanglosigkeit (Amy McDonald) oder tickernden Krach (Depeche Mode Sounds of the Universe).
Die Abbildungsgröße ist jeweils so, wie ich es von Studiomonitoren her kenne: einfach immer richtig. Dies gilt sogar für großorchestrales Programm (Schostakovich Symphonie Nr. 5), wo allein die Pauken daran gemahnen, dass hier eben keine riesigen Membranflächen zur Verfügung stehen. Da die ADAMs dabei aber weder fein- noch grobdynamisch etwas vermissen lassen, fällt das erst im sehr lauten Betrieb auf, der im normalen Mietwohnalltag wohl eher selten realisierbar ist. Natürlich können die Classic Compact die Physik auch nicht außer Kraft setzen, martialische Tiefbässe mit vollem Pegel kriegt man woanders.
Spaß macht es auch, sich sehr dicht produziertes Material anzuhören. Sigur Ros' ( ), Radioheads Amnesiac oder McCoy Tyners Bon Voyage werden zwar nicht seziert, aber unheimlich klar und bei gegebenem Druck und Fülle mit sehr viel Feininformation gereicht. Wieder ohne einen Anflug von aufgesetzter Analytik. Die Ortbarkeit ist ausgezeichnet, überhaupt ist die Abbildung insgesamt außerordentlich stabil. Rhythmus und Groove müssen allerdings schon vom Datenträger kommen.
Zwischendurch dachte ich immer mal wieder: „Mehr Lautsprecher braucht doch kein Mensch“. Was natürlich anmaßend ist, sind die Geschmäcker und Anforderungen doch sehr verschieden. Aber trotzdem die ADAMs haben so viel von einem „großen“ Lautsprecher, machen so viel richtig, wie es mir nur ganz selten untergekommen ist.
Gehört mit
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Computer | iBook G4 |
Wandler | Aura Neo |
CD-Spieler | Denon DCD-1290, Aura Neo |
Verstärker | Aura Groove, Creek 4040S3, Marantz PM5004 |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Kef Q15 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
Herstellerangaben
ADAM Audio Classic Compact Mk3
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Belastbarkeit | 200 W / 300 W |
Wirkungsgrad | ≥87 dB / W / m |
Frequenzgang | 38 Hz - 50 kHz |
Übergangsfrequenz | 2400 Hz |
Nennimpedanz | 4 Ohm |
Gewicht | 11 kg |
Abmaße (H x B x T) | 440 mm x 230 mm x 290 mm |
Garantie | 10 Jahre |
Preis | 2000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
ADAM Audio GmbH
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Adresse | Ederstr. 16 12059 Berlin |
Telefon | 030 / 8630097-0 |
Fax | 030 / 8630097-7 |
Internet | www.adam-audio.com |
info@adam-audio.com |
Das SONOS System bietet auch heute noch einige technische Features, die ziemlich einmalig sind. Während fast alle Konkurrenten in irgendeiner Weise auf die offene Netzwerkumgebung rund um den Computer vertrauen, baut SONOS ein in sich geschlossenes drahtloses Netzwerk auf, das die einzelnen Geräte miteinander verbindet.
Die Technologie dahinter ist dabei nicht der ausschlaggebende Faktor – in den Geräten funkt die gleiche Hardware wie in vielen Laptops, Computer oder Routern. Aber SONOS verwendet eigene Zugriffsmethoden für die Verbindung untereinander und verringert so ungewollte Störungen mit anderen Teilnehmern im Netz.
In den einzelnen Geräten steckt aber noch mehr Intelligenz. Die Player tauschen untereinander Informationen aus und reichen die Daten und Informationen von einem Gerät zum nächsten weiter. Beim normalen Computernetzwerk ist es anders: Dort verteilt der Router oder die WiFi-Basisstation die Daten sternförmig an jeden einzelnen Empfänger. Daher muss jedes der Geräte auch im Sendebereich des Routers stehen, soll die Verbindung klappen.
Bei SONOS funktioniert das besser. Hier wird nur das erste Gerät per Kabel an das Netzwerk angeschlossen – wohl bemerkt per Kabel, nicht drahtlos – und dieses Gerät funkt dann die Informationen weiter zu allen anderen SONOS-Geräten im Sendebereich. Die wiederum senden die Daten dann weiter an andere Stationen und dienen nebenbei als eine Art Relaisstation. Dadurch ist es möglich, auch größere Entfernungen im Haus zu überbrücken: Solange irgendein Gerät ein anderes noch erreicht, klappt es mit der Übertragung auch in entlegenen Winkeln. Die dabei ausgetauschten Daten bestehen aber nicht nur aus reinen Musikfiles, sondern auch aus allen anderen relevanten Steuerungsdaten und somit braucht das SONOS-System auch keinen laufenden Computer oder eine Spezialsoftware: Es reicht ein einziger Anschluss an das heimische Netzwerk mit Verbindung zum Internet und irgendeinen Ort, an dem die Musikdaten gespeichert sind. Das kann ein Computer sein (der dann aber immer laufen muss) oder ein NAS, was wiederum eine Festplatte ist, die mittels ein wenig Intelligenz am Netzwerkrouter hängt. Alles andere machen die Geräte dann untereinander aus.
Im einzelnen besteht das SONOS-System aus einer überschaubaren Anzahl von Modulen, die es sinnvoll zu kombinieren gilt. Insgesamt drei Empfangsgeräte stehen dabei zur Verfügung. Der Zoneplayer ZP90 dient dazu, das Funksystem mit der HiFi-Anlage zu verbinden. Es stehen sowohl ein Analog- wie auch ein koaxialer und ein optischer Digialausgang zur Verfügung. Der Analogausgang ist allerdings nur von mittelmäßiger Qualität – wer mehr will, greift besser zum Digitalausgang mit einem externen Wandler. Aber der Player bietet nicht nur Ausgänge, sondern erstaunlicherweise auch einen analogen Eingang. Damit darf man beliebige analoge Geräte mit ins Netzwerk einbinden. Leider gibt es keinen digitalen Eingang – hier besteht also noch Verbesserungsbedarf.
Auch zwei Netzwerkanschlüsse findet man auf der Rückseite des ZP90, denn neben der Möglichkeit drahtlos zu verbinden, kann man auch eine eventuell vorhandenen Ethernet-Verkabelung nutzen. Aber nicht nur das – man darf den Ethernet-Anschluss auch zweckentfremden, um einen Laptop oder Computer anzuschließen, so dass der Empfänger auch noch als eine Art Netzwerkbrücke dient. Das heißt zwar, dass SONOS doch irgendwie mit dem Computernetzwerk anbandelt, über Details wollte sich allerdings niemand bei SONOS auslassen. Doch egal, es funktioniert und das ist schon erstaunlich genug.
Der Zoneplayer ZP120 verzichtet auf die Digital- und Cinch-Analogausgänge, bietet aber dafür eine Stereo-Endstufe und einen Subwooferausgang. Die Endstufe sollte mit 2x55 Watt an acht Ohm kräftig genug sein, um mit den meisten normalen Lautsprechern klar zu kommen. Sobald ein Kabel im Subwooferausgang steckt, schaltet sich ein 80 Hertz-Filter vor die Endstufen und und ermöglicht so ein unkompliziertes Kombinieren der Hauptlautsprecher mit einem Subwoofer. Auch ein Analogeingang ist wie beim ZP90 vorhanden. Solange die Anzahl der Netzwerkplayer nicht zu groß ist, lässt sich übrigens der Analogeingang ohne bandbreitenschonende Datenkompression im Netzwerk verteilen. Das klingt nicht nur besser, sondern erlaubt es auch, Fernsehton ohne Verzögerung abzuspielen. Damit bleiben Bild und Ton synchron und machen einen ZP120 zum idealen Spielpartner beispielsweise fürs Schlafzimmer, um auch den dortigen Fernseher klanglich aufzupäppeln.
Sowohl der Zoneplayer ZP90 als auch der Zoneplayer ZP120 verzichten nicht vollständig auf Bedienung am Gerät. Beide lassen sich auf Knopfdruck sowohl muten als auch in der Lautstärke anpassen. Wer schon mal seine Fernbedienung bei lauter Musik verlegt hat wird beides zu schätzen wissen.
Auch der dritte und neuste Player im Bunde, der Zoneplayer S5, hat die gleichen Bedienelemente wie seine älteren Brüder, ist aber ansonsten ein Komplettgerät mit Lautsprechern. Sicherlich eine gute Wahl für die Küche, den Balkon oder wenn kein Platz für eine richtige Anlage da ist. Immerhin finden sich auch hier wieder die beiden Netzwerkanschlüsse und der analoge Eingang fehlt ebenfalls nicht. Ja sogar ein Kopfhörerausgang ist vorhanden, wenn auch auf der Rück- und nicht auf der Vorderseite, wo man so was sinnvollerweise platzieren sollte.
Alle drei Zoneplayer lassen sich auf verschiedenste Weise kontrollieren und steuern. Für PC und Mac gibt es jeweils einen Softwarecontroller. Diese Programme erlauben es, das System leicht zu installieren, zu verwalten und natürlich auch zu bedienen. Die Software ist kostenlos und reicht völlig aus, um in einem Minimalsystem Musik zu streamen. Natürlich geht es noch komfortabler – SONOS liefert auch einen eigenen Touchscreen-Controller, der ganz im iPod-Stil gehalten das gleiche kann wie der Softwarecontroller, jedoch mit rund 350 Euro durchaus seinen Preis hat. Schick sein kostet eben seinen Preis.
Umsonst ist dagegen die Software für das iPhone und den iPod Touch. Damit lässt sich so ziemlich alles bedienen, was im täglichen Leben gebraucht wird – und für alles andere gibt es den Softwarecontroller auf dem Computer. Geplant ist übrigens auch eine eigene Software für das Apple iPad.
Als wichtiges Zubehör gibt es noch die Zonebridge BR-100. Wie der Namen vermuten lässt, dient es als Brücke zwischen einzelnen Geräten. Zum einen kann es zwischen zwei Zoneplayern aufgestellt werden, wenn die Entfernung für eine stabile Verbindung zu gering ist, und zum anderen darf es als erste Verbindungsstelle ins Heimnetzwerk dienen. Wie schon eingangs erwähnt, muss ja ein SONOS-Gerät immer per Kabel mit dem Router verbunden sein. Wenn der aber im Keller steht, ist es nicht sehr effektiv, einen Zoneplayer für den Erstkontakt zu missbrauchen – es sein denn, die Musik soll auch im Keller spielen. Leider nutzt die Zonebridge noch eine etwas ältere Netzwerktechnik, die nur geringere Datenraten erlaubt als die aktuellen Zoneplayer. In der Praxis und bei kleineren Systemen sollte der Datendurchsatz jedoch allemal reichen. Dafür gibt es auch hier die zwei Netzwerkanschlüsse und mit knapp 100 Euro ist das Gerät nicht übermäßig teuer.
Ein SONOS-System in der Praxis aufzubauen, ist nicht schwierig. Es reicht in der Regel, das Controller-Programm auf einem Rechner aufzuspielen und einen Zoneplayer oder eine Zonebridge mit dem Netzwerk-Router zu verkabeln. Damit steht auch die Verbindung ins Internet, die für Musikdienste und Internetradio unverzichtbar ist. Das Contoller-Programm erklärt, was noch gemacht werden muss: Einfach zwei Knöpfe am Gerät so lange drücken bis es blinkt, kurze Zeit warten und schon steht die Verbindung. Die restlichen Einstellungen sind dann schnell erledigt. Genau genommen braucht das Programm jetzt nur noch zu wissen, wo die Musikdaten im Netzwerk liegen und damit ist bereits alles getan, um Musik zu streamen.
Allerdings ist das noch lange nicht alles, was SONOS grundsätzlich bietet. Selbstverständlich gibt es auch Internetradio, und der Zugang zu gängigen Musikdiensten fehlt auch nicht. Beim Internetradio merkt man die langjährige Erfahrung von SONOS mit Kunden hier in Europa – trotz amerikanischer Abstammung findet man leicht auch exotische deutsche Lokalsender und im Zweifelsfall lässt sich ein Sender sogar nachträglich einprogrammieren. Allerdings ist das nichts für Anfänger, denn manche Radiostationen verschleiern die Webadresse, die man bei SONOS eintragen muss.
Bei den angebotenen Musikdiensten ist sicherlich NAPSTER der Klassiker. Für knapp zehn Euro im Monat streamt der einst illegale Datenlieferant so viel Musik über SONOS, wie man will. Nun gut, die Qualität ist nicht High-End sondern nur MP3, aber wo sonst bekommt man legal für so wenig Geld so viel Musik geliefert? Wer wie der Autor vorwiegend alten Blues hört, ist froh, wenn er den überhaupt irgendwo findet und MP3 ist für Aufnahmen aus den 40er Jahren wahrlich kein Problem.
Umsonst ist der Musikdienst „Wolfgang's Vault“, der sich auf Liveaufnahmen spezialisiert hat. Frühe Allman Brothers, unbekannte Hendrix-Konzerte? Alles da und ganz umsonst. Ist das System einmal eingerichtet, lässt es sich auch über die iPhone-Applikation bestens bedienen und verwalten. Kein Rechner muss dazu laufen – alles passiert verborgen zwischen den einzelnen SONOS-Geräten.
Bei soviel guten Ansätzen sollte man allerdings einen Pferdefuß des SONOS-Systems nicht verschweigen: Es kann nur Abtastfrequenzen bis maximal 48 Kilohertz verarbeiten und ist damit für alles, was deutlich über das gängige CD-Format hinausgeht, nicht zu gebrauchen. Hier zeigt sich halt das Alter der Entwicklung, denn als SONOS 2003 begann, dachte noch niemand an 96 Kilohertz.
Hersteller: SONOS USA
Vertreib: SONOS Europa, Hilversum, Niederlande
Preise:
S5 Komplettgerät mit integrierten Lautsprechern 400 Euro
ZP90 zum Anschluss an die HiFi-Anlage 350 Euro
ZP120 mit eingebauten Endstufen 500 Euro
Zonebridge ZR100 100 Euro
SONOS Controller 200 350 Euro
SONOS Controller für IPHONE, MAC oder PC: Kostenlos