Der Entwickler und Firmeninhaber Dan Bellity ist übrigens in der französischen Szene kein Unbekannter, im Internetmagazin „Melaudia“ sind immer wieder Berichte über ihn zu lesen. Leider nur in französischer Sprache.
Der Musikserver gehört zu einer Gerätegattung, die noch am Anfang der Entwicklung steht, aber immer mehr Liebhaber findet. Insbesondere von Leuten, die mit dem Computer auf Kriegsfuß stehen und eigentlich nur Musik hören wollen. Deshalb wird der PC nur noch zum Rippen der CDs verwendet, den Rest erledigt der Server. Aber auch das Rippen wird einem teilweise schon von den Servern abgenommen.
Einen völlig anderen Weg hat Dan Bellity mit den LaRosita Geräten eingeschlagen. Dies zeigt bereits ein Blick ins Innere des Servers. Hier erinnert nichts an eine herkömmliche Computerplatine, wie sie mancherorts gerne verwendet wird. Im Gegensatz dazu gleicht der Aufbau der Rosita eher einem Verstärkernetzteil. Dies ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs, was sonst noch alles an Ideen dahinter steckt sieht man nicht auf den ersten Blick. Die Grundvoraussetzungen für eine optimale Musikwiedergabe per Computer sind aber immer die gleichen:
Hier setzt Bellity bei seinen Überlegungen an, er hat den Server um die Apple Basisstation Airport express konstruiert. Airport ist entwickelt worden, um aus dem Programm iTunes Musikdateien streamen zu können. Und dies in einer absolut stabilen Verbindung. Nun kommt natürlich der Einwand, die stabilste Verbindung, die ich kenne, ist ein Stück Draht! Stimmt irgendwie, allerdings gab es mit Airport express während der gesamten Zeit nicht einmal einen Dropout. Der Vorteil bei dieser Lösung ist natürlich die völlige galvanische Trennung des Computers vom Wandler. Die Schaltnetzteile im Computer sind eine wunderbare Störquelle für die gesamte Anlage.
Wenn man nun die Musik von einem Notebook im Akkubetrieb streamt, existiert überhaupt keine physische Verbindung mehr zum Wandler! Die Grundidee ist natürlich nicht neu, aber die Ausführung wurde hier für High End Wiedergabe optimiert und nicht, um irgendwelche MP3 Dateien auf Lautsprecher im Badezimmer zu streamen.
Die Installation ist Mac typisch – Microsoft Fans weghören – einfach und problemlos. Zudem kann jemand, der bei dem Begriff Windows allenfalls an „Fensterln“ denkt, sich jederzeit Unterstützung vom Fachhandel holen. Nun gibt es Microsoft Fans, die bei dem Wort Apple sofort einen Hautausschlag bekommen; aber keine Sorge, das System funktioniert natürlich auch mit einem PC.
Neben einem Wireless Netz vom Internet-Router (WLAN) ist also zusätzlich eine Airport Basisstation erforderlich. Diese wird zur Zeit von Apple zum Preis von 99 Euro angeboten, im Internet teilweise noch darunter. Die weitere Vorgehensweise ist einfach, die Airport-Station wird an das Stromnetz angeschlossen, meldet sich anschließend am Computer an und bildet ein neues, stabiles WLAN, in dieser Form nur zum Musikhören gedacht. Man kann natürlich die Basisstation auch direkt an den Router anschließen, womit dann sämtliche Internetfunktionen zur Verfügung stehen. Nach Einschalten der Rosita meldet sich diese an der Basisstation an und schon kann es losgehen. Der Vorgang ist in einer beiliegenden Broschüre zur LaRosita detailliert beschrieben.
Man kann – und sollte – die Performance mit einigen zusätzlichen Schritten noch erheblich verbessern. Über Einstellungen im Audio-MIDI Setup des Mac kann man die Synchronisation von der Computer Clock auf die Clock in LaRosita übertragen. Durch diesen Schritt erhält die Wiedergabe erheblich mehr Auflösung und Dynamik. Außerdem bietet die Firma zum Preis von 295 Euro ein Programm unter der Bezeichnung „Plugin“ an. Hiermit werden eben genannte Einstellungen automatisch vorgenommen, zudem benutzt das Programm nur die Oberfläche von iTunes, es soll also ähnlich wie Amarra oder entsprechende Zusatzprogramme funktionieren. Ich hatte dieses Plugin nicht zur Verfügung, weil es für OS X.10.8 und die kommende iTunes 11 Version noch nicht fertig programmiert und getestet war. Nach meinem Erfahrungen mit Amarra bei Dirk Sommer sollten sich mit einem speziellen Audioplayer aber noch deutliche Verbesserungen ergeben. Um der Sache nachzugehen, hat uns der deutsche Vertrieb von Amarra freundlicherweise eine Testversion für diesen Bericht zur Verfügung gestellt. Dazu später mehr.
Wenn man zum Rippen der CDs ein Programm wie XLD für den Mac benutzt, ist man manchmal überrascht, wie lange der Einlesevorgang dauern kann Dadurch, dass schlecht lesbare Tracks bis zu 20 Mal gelesen werden, sind drei Minuten Einlesezeit pro Track keine Seltenheit. Da stellt sich natürlich die Frage, wie macht das der herkömmliche CD Spieler, der ja diese Möglichkeit nicht hat? Letztlich muss wohl die Fehlerkorrektur einspringen.
Hierzu haben unsere französischen Kollegen ein Experiment durchgeführt. Über eine Wiederholungsschleife am CD Spieler wurde eine bestimmte Stelle mit obertonreicher Musik mehrfach hintereinander abgespielt. Dabei konnte man tonale Unterschiede bei den einzelnen Abspielvorgängen feststellen. Die gleiche Stelle über die Rosita mehrfach abgespielt ergab immer gleiche Ergebnisse. Ich habe dies anhand einer Vibraphonaufnahme ebenfalls überprüft, allerdings konnte ich sowohl über LaRosita als auch über das Ayon Laufwerk keine Unterschiede ausmachen.
Unser Testgerät heißt Beta-Connect und wird mit einem eingebauten Vorverstärkerzweig ausgeliefert. Damit kann man die Endstufen direkt ansteuern. Zusätzlich lässt sich dann die Lautstärke mit einer Fernsteuerung im Scheckkarten-Format regeln. Nun ja, eine chicere Fernsteuerung hätte das Gerät schon verdient.
Über einen Kippschalter lässt sich der Beta auch auf reinen DAC Betrieb umschalten und kann somit an die hauseigene Vorstufe angeschlossen werden. Getestet habe ich beide Varianten, die Klangbeschreibungen beziehen sich aber auf den Direktbetrieb mit der eingebauten Vorstufe. Zudem enthält die Rosita einen S/PDIF Digitalausgang, über den man seinen eigenen Wandler anschließen kann. In diesem Fall wird nur die WLAN Übertragung der Daten genutzt. Auch diese Variante habe ich natürlich ausprobiert.
Das Gerät selbst ist solide verarbeitet, durchschussfeste Frontplatten findet man hier aber nicht. Bellity hat offensichtlich mehr Wert auf die Qualität der Innereien gelegt. So gibt es zwei voneinander getrennte Stromversorgungen für den Digitalzweig und die Vorstufe. Die BHC-Elektrolytkondensatoren im Netzteil für das Digitalgerät sind mit Mica-Shuntkondensatoren gebrückt, was erfahrungsgemäß einen deutlichen Klanggewinn bringt. Auch die Nichicon-Kondensatoren im Analogteil sind von hervorragender Qualität. Überhaupt scheint man auf eine stabile Stromversorgung großen Wert zu legen. Die Schaltung hierfür ist patentiert und kann, laut Hersteller, ohne Verzögerung unbegrenzt Energie zur Verfügung stellen.
Über die Digitaleinheit erfährt man nichts, sie ist nämlich komplett vergossen. Bellity will sich hier natürlich ungern in die Karten schauen lassen. Der Block ist auf einer dicken Aluminiumplatte gelagert. Trotzdem denke ich, dass hier mechanisch gesehen noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Wie klingt es denn nun? Zunächst sollte man dem Gerät genügend Zeit geben, sich am Stromnetz aufzuwärmen. Direkt aus der Verpackung angestöpselt klingt der (die?) Rosita – wie fast jedes Gerät – nach kaltem Transistor und weit unter ihren Möglichkeiten. Nach einer angemessenen Aufwärmphase und der veränderten MIDI-Einstellung für die asynchrone Taktung über die LaRosita Clock fällt sofort eine deutlich gesteigerte Auflösung des Geschehens gegenüber vorher auf. Es geht aber noch mehr: Der Hersteller bietet zum Server passende Gerätefüße an, die man unbedingt mit verwenden sollte. Bei Geräten mit sehr hoher Auflösung neigt die Wiedergabe manchmal dazu, etwas zu körperlos zu werden, die speziellen Füße stellen hier die richtige Balance wieder her. Zudem wird ein Netzkabel angeboten, das zwar aussieht, als wäre es bei einem Bügeleisen abgeschnitten worden, das aber zusammen mit dem Beta zu einer deutlich flüssigeren Wiedergabe führt. Und das zeigt, dass sich der Hersteller seine Geräte sehr genau anhört und abstimmt.
Eine weitere, erhebliche Verbesserung der Wiedergabe erreicht man durch Einschleifen der Amarra Software. Was sich hier klanglich verändert, wurde in einem früheren Bericht von Dirk Sommer in Hifistatement bereits ausführlich beschrieben. Ich kann mich dem nur anschließen. Im Falle des Beta wird die Wiedergabe zusätzlich körperhafter und bekommt mehr Klangfarben. Und zwar so eindeutig, dass ich mit der normalen iTunes Version eigentlich nicht mehr hören möchte. Die kleinere Version, Amarra Hifi, wird zum Freundschaftspreis von 41 € plus Märchensteuer angeboten. Was sich mit dem firmeneigenen Plugin verändert, konnte ich aus oben genannten Gründen nicht testen.
Die gesteigerte Auflösung ist natürlich etwas für Großorchestrale Aufnahmen. Deshalb habe ich mir als erstes die legendäre Aufnahme von Aida mit Herbert von Karajan und den Wiener Philharmonikern ausgesucht. Die Originalaufnahme stammt aus dem Jahre 1959! Das Orchester und der riesige Chor werden mit der Rosita sehr differenziert abgebildet, der Raum macht weit nach hinten auf. Der wunderbare lirico spinto Sopran von Renata Tebaldi ist immer noch ein Traum. Und das kommt auch so rüber! Eine ihrer ganz großen Stärken waren Verdi Opern; hiermit konnte sie sich auch klar von ihrer damaligen Konkurrentin Maria Callas distanzieren. Neben der wunderbaren Stimmwiedergabe kommt hier eine weitere Stärke der Rosita zur Geltung: die fulminante Dynamik in den Fortissimo Passagen. Insbesondere mit dem Wolf von Langa Lautsprecher A100i werden der riesige Chor, die Fanfaren und Kesselpauken mit explosivem Druck wiedergegeben. Insgesamt ist diese Aufnahme ein Heimspiel für den Beta Connect. Trotzdem muss man natürlich feststellen, die Arena von Verona bekommt man nicht ins Wohnzimmer! Wobei diese Aufnahme des legendären Decca Aufnahmeingenieurs John Culshaw nicht in Verona gemacht wurde, sondern in verschiedenen Lokalitäten, deren Größe den einzelnen Szenen angepasst war. Auch das kann man deutlich hören.
Nach dem Verdi-Riesenspektakel ist natürlich interessant, was Rosita bei kleineren Besetzungen zu bieten hat. Im Gegensatz zu den oben genannten Stärken kommt es hier mehr auf die feindynamischen Schattierungen an. Gut zu hören ist dies auf der CD A Trace of Grace von Michel Godard. Hier handelt es sich um Musik von Monteverdi aus der Renaissance, teilweise aber auch um eigene Kompositionen, die stilistisch ähnlich aufgebaut sind. Godard spielt auf einem Serpent, einem Bass Instrument aus dem 16.Jahrhundert, hier ein Nachbau des Schweizer Hersteller Wetter-Berger. Was die Schwyzer so alles bauen! Wenn das Instrument auf dem Boden liegt, könnte man meinen, hier sei eine Schlange aus dem Zoo entkommen. Der Serpent macht einen tubaähnlichen Ton, der bei schlechter Auflösung der Kette wie eine strukturlose Wolke erscheint. Über LaRosita wird das Instrument kompakt und umrissen abgebildet. Von der hohen Auflösung profitiert auch der wunderbar seidige Ton der Barockvioline von Fanny Paccoud. An einer Stelle werden die a und e Saite der Violine simultan mit dem Bogen gestrichen und dissonant gegriffen, was sehr knifflig wiederzugeben ist. Das kann so weit gehen, dass man nur schwer erkennen kann, um welches Instrument es sich handelt. Auch hier macht der Beta eine sehr gute Figur, wobei man allerdings sagen muss, dass die Wiedergabe einer Violine wegen des komplexen Ausschwingverhaltens generell sehr schwierig ist. Wenn man Madame Paccoud einmal live gehört hat, dann weiß man auch, wie weit wir davon noch entfernt sind. Ein weiteres Schmankerl ist die Wiedergabe der Theorbe von Bruno Helstroffer. Hier kann man deutlich den tonalen Unterschied zu einer Gitarre heraushören, auch wenn die zusätzlichen Bass-Saiten gerade nicht gespielt werden. Helstroffer spielt hier eher dezent, um sich perfekt in das musikalische Geschehen einzufügen. Die Feinheiten seiner teilweise erfindungsreichen Anschlagstechnik werden hervorragend abgebildet. Alles in allem hochinteressante und sehr gut aufgenommene Musik; von der Gruppe gibt es übrigens auch eine LP.
Zu guter Letzt konnte ich mir einen Gag nicht verkneifen: Als nächstes höre ich mir La rosita an. Klar, wissen wir doch! Nein, ich meine den Titel „La rosita“ von der Scheibe Coleman Hawkins Encounters Ben Webster. Bean und Frog also, wie die beiden in Musikerkreisen genannt wurden. Hier begleitet von Oscar Peterson, Ray Brown und Herb Ellis. Hawkins war der Musiker, der das Tenorsaxophon für den Jazz salonfähig gemacht hat. Die Musik tendiert in Richtung Mainstream Jazz, wobei es sich bei „La rosita“ um eine schwulstige Ballade handelt, was allerdings mit dem Gerät Rosita überhaupt nichts gemein hat. Interessant ist bei dieser Aufnahme, wie gut die beiden Saxophonisten auseinanderzuhalten sind. Stilistisch spielen sie sehr ähnlich und Hawkins verzichtet bei diesem Stück auf seinen aggressiven „Growl“ mit dem er natürlich leichter zu erkennen wäre. Ich will jetzt nicht behaupten, sagen zu können, welches Blättchenfabrikat der eine oder andere Musiker benutzt hat, aber mit der hohen Auflösung der Beta ist sofort klar, welcher von den beiden Musikern gerade spielt.
Woher kommt nun diese zusätzliche Auflösung? LaRosita hat ein extrem niedriges „digitales Grundrauschen“, wie der Hersteller dies bezeichnet. Durchschnittliche CD Spieler liegen bei -70 bis -80 Dezibel, die besten Geräte bei -93 Dezibel. Der Beta kann mit bei -103 Dezibel aufwarten. Soweit der Hersteller. Es ist aber einleuchtend, dass bei einem zu hohen Rauschteppich die Mikrodetails der Musik untergehen würden.
Auch beim Beta Connect kann man feststellen, dass der eingebaute Vorverstärker den Klang maßgeblich beeinflusst. Die Darstellung hierüber ist etwas sachlicher und neutraler, aber auch ein wenig trockener im Vergleich zu dem etwas volleren und auch plastischeren Klang einer Triode. Dies ist kein Qualitätskriterium, mir geht es lediglich um die Feststellung. Letztlich eine Frage der persönlichen Präferenzen. Allerdings sollte man bei der Auswahl der übrigen Komponenten darauf achten, dass diese nicht zu sehr in die schlanke Richtung tendieren, sonst könnte es des Guten zuviel werden. Dies gilt aber in erster Linie für die Version ohne Amarra. Für hochauflösende Formate war das vorliegende Gerät noch nicht ausgelegt, dies soll aber in Zukunft über ein Update möglich sein.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Server | LaRosita Beta Connect |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET, Uchida 300B |
Lautsprecher | WVL A100i |
HERSTELLERANGABEN LaRosita Beta Connect | |
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Max. Ausgangspegel | 1,53 Vrms |
Frequenzbereich | 20 – 22000 Hz |
Ges. Harmonische Verzerrung | 0,01% |
Abmessungen (B/H/T) | 430 x 100 x 325 mm |
Gewicht | 7.2 kg |
Preis | 4198 Euro für die DAC Version 5298 Euro für die Connect Version 180 Euro Gerätefüße 180 Euro Netzkabel |
HERSTELLER dbsystem | |
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Anschrift | 5 Ave Jean XXIII 06130 Grasse, France |
VERTRIEB Aquitane-Fidelity and More | |
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Anschrift | Hornauerweg. 4 65843 Sulzbach |
info@me-geithain-audio.de | |
Internet | www.larosita.fr |
Es war meine Initiative, die Mandolin zum Test zu bestellen. Die größere Violin hat mir so gefallen, dass ich Jörg Klein vom deutschen Lawrence Audio Vertrieb fragte, ob er Interesse hätte, mir die Mandolin zur Verfügung zu stellen. Er hatte. Meine Motivation gründet sich einmal auf meine Begeisterung für die Violin und zudem auf den Gedanken, dass es schade sei, wenn ein so interessanter, hierzulande noch fast unbekannter Hersteller nur einmal bedacht wird, so nach dem Motto „einmal ist kein mal“. Eine weitere Besprechung, denke ich, wird der Marke Lawrence Audio gut tun. Denn mehr Bekanntheit im Lautsprecher-übersättigten Deutschland hat dieses taiwanesische Unternehmen nach meiner Auffassung verdient. Es gibt in der Produktlinie von Lawrence Audio mit Instrumenten-Namen neben der Violin mehrere größere Modelle. Die Mandolin ist meine Wahl, weil sie von der Bestückung her der Violin am nächsten verwandt ist und zudem mit 4800 Euro Komplettpreis für einige Leser mehr in Betracht kommen dürfte.
Wenige Wochen nach der telefonischen Anfrage bringt Jörg Klein die Lautsprecher selbst bei mir vorbei. Wir lassen sie erst einmal verpackt stehen und Jörg Klein nutzt die Gelegenheit, mir die Zilplex Klangschalen vorzustellen, über die ich im September hier auf hifistatement.net berichtete.
Als es dann ans Auspacken geht, ist meine Neugierde nicht allzu groß, da ich ja von der Violin annähernd weiß, wie die Mandolin aussieht, in der Hauptsache etwas kleiner. Doch irgendwie ist´s wie beim Striptease. Da ist ja auch klar, was gleich zu sehen sein wird, aber Mann oder auch Frau erwartet doch gespannt das Besondere, Individuelle, was so faszinierend sein kann. Ich habe Lust auf diesen Lautsprecher, dahingehend, was er musikalisch vermitteln wird. Beim Auspacken der Mandolin gefällt mir auf Anhieb ihre Größe und ihre Proportionen. Ein wesentlich zierlicherer Eindruck als bei der Violin verschafft ihr gleich meine Sympathie ob Ihrer ansprechenden Gestalt. Und die ist erst wirklich schön, sobald sie auf Ihrem schwarzen Standfuß montiert ist. Also müssen die jeweils vierteiligen Ständer zusammengebaut und mit der Mandolin zu einer Einheit verschraubt werden. An dieser Stelle wird ein konstruktiver Unterschied zwischen den beiden Modelle evident.
Während die große Violin ihre Bassreflex-Öffnung nach unten hat – entprechend ist der Ständer ausgespart – strahlt die kleinere Mandolin ihre tieffrequenten Energien durch eine rückseitige 2,5 Zentimeter hohe und etwa 12 Zentimeter breite Öffnung im unteren Teil des furnierten Gehäuses in den Raum. Also braucht sie etwas Platz nach hinten. Den wird man ihr ab sicher ohnehin schon wegen ihrer besonderen Bauform gerne zugestehen und so den akustischen Vorteil mit ihrer Eigenschaft als dekoratives Objekt im Wohnraum verbinden. Die Aufstellung bei mir wählte ich – ähnlich wie bei der Violin – frei im Raum. Auch bei der Mandolin gehören solide und verstellbare Spikes zum Lieferumfang, die sich auf meinem etwas unregelmäßigen Fliesen-Fußboden prima justieren lassen und für soliden Stand sorgen. Komplettiert werden die Spikes durch passende Unterlegscheiben mit einer mittigen Vertiefung, damit an dieser Stelle nichts verrutscht.
Die Gehäuse-Ausführung meines Test-Paares ist das braune „Cherry“. Alternativ gibt es das rötliche „Rosewood“. Gegen Einwurf entsprechender Münzen sind auch diverse Lackierungen lieferbar. Die Styling-Elemente in Gehäuse und Ständer, dekorative Nuten, sind vergleichbar mit denen der Violin. Nur, wie gesagt, alles wirkt zierlicher. Um Irritationen entgegen zu wirken: Mr. Lawrence Liao, der Musiker, Firmeninhaber und Chef-Designer von Lawrence Audio, erklärt die Namen dieser Baureihe mit seiner ihm eigenen Sympathie für Musikinstrumente im Allgemeinen. Keineswegs möchte er seine Namens-Kreationen so verstanden wissen, dass über die besondere Gehäuseform die entsprechenden Instrumente nachgebildet werden. Akustisch betrachtet ergeben die Formen dieser Modelreihe durchaus Sinn, etwa wegen entfallender paralleler Wände und deshalb vermiedener stehender Wellen und auch wegen relativ wenig reflektierender Gehäuseflächen.
Technisch ist die Mandolin der Violin absolut verwandt. Darum erlaube ich mir jetzt, von mir selber aus dem Violin-Test abzuschreiben. Dies ist ja keine Doktor-Arbeit: Es handelt sich um ein Zwei-Wege-Bassreflex-Konzept. Das aufwändige Gehäuse besteht aus hochwertigem MDF und beinhaltet zwei Systeme aus dem Hause Aurum Cantus: einen 165-Milliimeter-Tief-Mitteltöner und ein Hochton-Bändchen aus hochreinem Aluminium mit 130 mal 8,5 mal 0,01 Millimeter Membran-Abmessungen. Vor der Membran liegt zum Schutz ein feinmaschiges, beinahe transparentes Metallgitter, damit dem empfindlichen Musikanten mechanisch von außen kein Schaden zugefügt werden kann. Das Bändchen, so Lawrence Audio, ist hoch belastbar und magnetisch abgeschirmt. Die Übernahme-Frequenz zum Mittel-Tieftöner liegt bei 2,6 Kilohertz, etwas höher als bei der Violin. Bändchen-seitig fällt der Pegel mit einer Steilheit von 18 Dezibel pro Oktave ab, das untere Chassis wird mit 12 Dezibel Steilheit aus dem musikalischen Zusammenspiel genommen.
Der Aluminium Korb des Tief-Mittelon-Chassis ist der Arbeitsplatz für eine Sandwich-Membran aus Karbonfiber-Zellstoff-Karbonfiber. Der Antrieb besteht aus eine 50 Millimeter großen, aus Flachdraht gewickelten und mit Kupfer beschichteten Aluminium-Schwingspule und einem 120 mal 20 Millimeter großen Ferrit-Magneten. Somit haben wir den gleichen Antrieb wie bei der Violin bei kleinerem Membrandurchmesser. Das verspricht Schnelligkeit und Präzision. In der Frequenzweiche ist feinstes Material verbaut: Hochwertige MKP Kondensatoren gesellen sich zu Spulen aus hochreinem OFC. Metallfilmwiderstände nach Military Standard werden ebenso verwendet wie Teflon-isolierte OCC-Kabel. Beide Chassis sind in die nach oben geneigte Vorderseite des Gehäuses eingelassen. Davor befindet sich die schwarze Holzplatte mit der Schallführung für das Bändchen zur optimalen Ankopplung an den Raum.
Mein Test-Lautsprecher ist das eingespielte Vorführmodel von Jörg Klein. Wenn Sie heute eine Mandolin bestellen, erhalten Sie diese mit WBT 0703 Polklemmen, über deren Qualitäten Sie sich im Bericht von Dirk Sommer informieren können. Dieser WBT-Anschluss ist neu und in meinem Exemplar noch nicht implementiert. Daraus folgt, dass die aktuellen Mandolin wohl klanglich noch „eins drauflegen“ können.
In meinem Musikzimmer erweist sich das Kupferkabel im Vergleich zu der Silber-Legierung bei Verbindung zum Endverstärker als der stimmigere Partner für die Mandolin. Genau anders empfand ich es seinerzeit bei der Violin. Und da wären wir auch schon beim Klangcharakter der Mandolin: Eindeutig ist sie die schlankere und schnellere der beiden Geschwister. Dies ist bei der beschriebenen Bestückung und Weichen-Auslegung nicht überraschend. Eine anspringende Lebendigkeit und eine hohe Genauigkeit zeichnet die Mandolin aus. Den leicht voluminöse Klang der Violin produziert sie nicht. Aber ich vermisse ihn keineswegs, so gut er mir seinerzeit auch gefallen hat. Denn die Mandolin punktet durch Spielfreude. Beide Geschwister sind dennoch tonal recht ähnlich ausbalanciert: Vor allem die bravourösen Eigenschaften des Bändchens gleichen sich. Herrlich diese Farben, die Offenheit und das Nachklingen. Da spielt die Musikrichtung nicht die geringste Rolle. Die Mandolin gestaltet bei Rockmusik das Live-Bühnengeschehen direkter, weniger nach hinten orientiert, aber sehr räumlich. Der Bass ist schnell, sicher schlanker, aber keineswegs mager. So beeindruckt beispielsweise auch hier die dramatische Einleitung mit dem tiefen Orgelton bei Richard Strauss´ Also sprach Zarathrustra. Stimmen besitzen Körper und Präzision. Ja, was mich an der Mandolin so fasziniert dieses hohe Maß an Präzision verbunden mit einer Fülle kräftiger Klangfarben. Im Obertonbereich glänzt sie zart und öffnet den Raum. Sie ist ausgewogen abgestimmt. Meine Wochen mit der Mandolin waren musikalisch, aber auch unter optischen Gesichtspunkten ausgesprochen vergnüglich. Während der ganzen Hörzeit hatte ich nie das Bestreben, auf meine Referenz-Lautsprecher zu wechseln. Ich gebe zu, in einigen Momenten zog ich die Mandolin sogar meinen um vieles teureren, geliebten Boliden vor.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra 2.4 /Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30/Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Endstufen | Spectral DMA 100 S mit Enacom, alternativ Air Tight ATM-3 |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Absolute Créations Intim mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Lawrence Audio Mandolin | |
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Design | 2-Wege Bassreflex |
Frequenzgang | 45 Hz – 40 kHz |
Empfindlichkeit (2,83 V/m) | 89 dB |
Impedanz | 8 Ohm (min. 6,4 Ohm) |
Empfohlene Verstärkerleistung | 30-150 W |
Hochtöner | Bändchen aus hochreinem Aluminium, 130 mm x 8,5 mm x 0,01 mm |
Tiefmitteltöner | 165 mm (6.5″), Aluminum Korb |
Übernahmefrequenz | 2.600 Hz, -12 dB Tieftöner und -18 dB Hochtöner |
Anschlüsse | Polklemmen WBT-0703 CU |
Gehäuse Material | High quality MDF |
Oberfläche | Cherry and Rosewood |
Abmessungen mit Ständer | 109 cm x 24 cm x 30 cm |
Gewicht mit Ständer | 15 kg |
Abmessungen ohne Ständer | 56 cm x 23 cm ×28 cm |
Gewicht ohne Ständer | 12 kg |
Preis | 4800 Euro komplett mit Ständern |
VERTRIEB Hoergenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Jörg Klein Fichardstraße 56 60322 Frankfurt am Main |
Telefon | 06940326292 |
info@hgfa.de | |
Internet | www.hgfa.de |
Als ich die Mail des Chefredakteurs las, dass NuForce und Amphion auf dem Weg zu mir sind, dachte ich bei mir: „Schön, dass wir mal drüber geredet haben“. Die Ankündigung traf mich völlig unvorbereitet, und ich muss zugeben, dass die Geräte bisher ziemlich an mir vorbei gegangen sind. NuForce, das sind doch so kleine Class-D-Amps für den Anschluss an den Computer, Amphion hatte ich mal so am Rande gehört, konnte mir darunter aber nichts Konkretes vorstellen. Desktop-Hifi, schoss es mir durch den Kopf.
Ganz anders, doch auch nicht viel größer. Als die beiden Pakete eintrafen, hatte ich mich entsprechend kundig gemacht, diverse Wissenslücken aufgefüllt und war sehr gespannt. NuForce residiert in Kalifornien und Miami und existiert seit 2005, als – mit eigenen Patenten ausgestattet – der erste Class-D-Verstärker der Firma auf den Markt kam. Seitdem hat sich die Palette um ein großes Angebot erweitert. Besonderer Wert wird auf die Integration digitaler Zuspieler gelegt. Am bekanntesten ist wohl der NuForce Icon, ein Verstärkerchen, das auch aufrecht stehend betrieben werden kann und unter Freunden der gehobenen Schreibtischbeschallung einen ausgezeichneten Ruf genießt – wie viele minimalistische Class-D-Verstärker, denen wahre Wunderdinge nachgesagt werden. NuForce huldigt dabei dem Prinzip der Pulsweitenmodulation, also einem Schaltungskonzept, in dem vereinfacht gesagt die analogen Signale in Einzelimpulse auf einer Frequenz zerlegt werden. Die Leistungstransistoren schalten entsprechend zwischen Durchlass und Sperre hin und her. Daraus resultiert ein höherer Wirkungsgrad und die Verlustleistung ist niedrig. In einem Tiefpassfilter wird das Ganze wieder zu einem Signal zusammengesetzt und an die Lautsprecher weiter gereicht. Vorher muss eine Drossel noch allerlei Hochfrequenzdreck unschädlich machen.
Der angelieferte DDA-100 soll nun gar ganz digital arbeiten. Die Wandlung soll laut Bedienungsanleitung direkt während der Verstärkung stattfinden, alles andere (Umschaltung und Lautstärkeregelung) erfolgt vorher. Wie das jetzt funktioniert, ob wir es hier mit einer PDM-PWM oder einer wie von B&O benutzten ICE-Power-Digital-Schaltung zu tun haben, lässt sich auch auf Nachfrage beim Hersteller nicht wirklich klären. Stolz ist man allerdings auf den im Ausgang eingesetzten FIR-Filter, der die digitalen Impulse phasenrichtig wandeln soll. Ein tieferes Einsteigen in die Materie würde den Rahmen eines Tests sprengen und wäre vielleicht mal einen Grundlagenartikel wert. Wie auch immer, es lassen sich keine analogen Geräte mehr anschließen. An das gerade mal 1,2 Kilogramm schwere, zigarrenkistengrosse Kästchen können neben einem Paar Lautsprecher vier digitale Geräte, entweder über USB, zwei mal SPDIF oder einmal koaxial angeschlossen werden, außerdem steht ein SPDIF-Ausgang zur Verfügung. Über den USB-Eingang können Signale bis 96 Kilohertz verarbeitet werden, die drei anderen gestatten Datenraten bis 176,4 Kilohertz in 24 Bit-Auflösung. In Empfang genommen werden diese durch einen Filter mit 96 Kilohertz und maximal 24 Bit. Die eingehenden Signale werden zur Vermeidung von Jitter noch mal zwischengespeichert und getaktet.
Im Handel kostet der DDA-100 599 Euro. Das Gert ist perfekt verarbeitet und mobilisiert immerhin 2 mal 74 Watt an 4 Ohm, auch die weiteren technischen Daten lassen nicht Böses vermuten. Über den Drehregler vorne schaltet man den Verstärker durch drei Sekunden Druck auf selbigen ein oder aus, ein kurzes Antippen wechselt zwischen den Eingängen. Gleichzeitig lässt sich in 100 Schritten die Lautstärke einstellen. Wer nicht durchdrehen möchte, nimmt dafür lieber die schmucke, scheckkartengroße Fernbedienung, man kurbelt sich sonst blöd. Das Display zeigt Quelle sowie gewählte Lautstärke an und kann bei Bedarf ausgestellt werden, was in der Praxis kaum nötig sein wird, denn man kann es schon bei leichtem Lichteinfall kaum noch ablesen.
Die Verstärker von NuForce sollen nun ganz besonders gut zu den Lautsprechern der finnischen Firma Amphion passen. Diese entwickelt und produziert seit 1998 Lautsprecher, sowohl für den professionellen als auch für den Gebrauch zu Hause. Das Angebot umfasst diverse Lautsprecher ähnlicher Abmessungen und identischer Optik wie die ION+. Ich finde das etwas unübersichtlich, so kostet die ION+ mit 999,01 (wie neckisch) Euro/Paar genauso viel wie ein optisch identisches Pärchen ION. Anssi Hyvonen, Entwickler und Kopf hinter Amphion, will seinen Lautsprecherkonzepten besonders die Phasenrichtigkeit und den unproblematischen Einsatz in normaler Abhörumgebung, sprich Wohnräumen, anerzogen haben. Hierbei geht er recht unkonventionelle Wege. Wichtig sei für eine homogene Abstrahlung, dass die Schwingspulen von Tief- und Hochtöner auf einer Ebene lägen. Deswegen sei der Hochtöner versenkt eingebaut und strahle über einen Hornvorsatz (oder neudeutsch Waveguide), der in der Lautsprecherfront integriert ist, möglichst definiert ab. Da laut Ansicht des Entwicklers der Bereich zwischen 2000 – 4000 Hertz für die saubere Wiedergabe von Tönen am wichtigsten ist, da hier die größte Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs liege, wurde dieser Bereich einem einzigen Chassis, nämlich dem Hochtöner, anvertraut, der bereits bei tiefen 1,6 Kilohertz einsetzt. Diesen undankbaren Job übernimmt eine 25 Millimeter Titankalotte, die für derlei Dinge eigentlich viel zu klein ist. Und dann noch Titan, das bei unsachgemäßem Einsatz in heftige Partialschwingungen aufzubrechen pflegt. Die breite Aufhängung soll am unteren Rand des Übertragungsbereich aushelfen, den Rest macht der Schalltrichter. Das akustische Zentrum liegt genau zwischen Hoch- und Tieftöner. Diese Maßnahmen sollen das Abstrahlverhalten soweit definieren, dass die Lautsprecher auf verschiedene Räume und deren Akustik unkritisch reagieren beziehungsweise andersrum. Na gut, wir werden sehen.
Immerhin findet das im Durchmesser 14 Millimeter messende Tieftonchassis aus Aluminium einen idealen Arbeitsbereich vor, wobei man dem kleinen Ding, trotz Bassreflexunterstützung, eigentlich schwere Tieftonarbeit kaum zumuten mag. Die Chassis werden durch Lochbleche geschützt und sind in ein schmuckes Gehäuse aus 19 mm-MDF eingesetzt. Es gibt nur Single-Wiring-Anschlüsse für die Lautsprecherkabel, das Terminal ist kein High-End, aber erfüllt seinen Zweck. Der Widerstand beträgt im Mittel 8 Ohm, der Wirkungsgrad ist mit 86 Dezibel aus einem Watt in einem Meter Abstand niedrig, besonders für die bei 4 Ohm angegebenen 75 Watt des NuForce, die sich an den Amphion ungefähr halbieren.
Auf der Website von Amphion werden diverse Kombinationen von NuForce Verstärkern und Amphion Lautsprechern im Verbund mit PC/Mac angepriesen. Laut Anssi Hyvonen zeichnen sie sich durch problemloses „Plug – play and smile" aus und machen die Aufrüstung des Computers in eine kleine, feine Anlage auf dem heimischen Schreibtisch ganz einfach. Mit schnuckeligen 268 x 134 x 220 Millimetern passen die ION+ da eigentlich auch prima hin, der NuForce DDA-100 mit seinen handlichen 51 x 229 x 216 Millimetern findet sicher auch noch einen Platz unter dem Standfuß des Flachbildschirms, Kühlöffnungen hat er ja keine und stabil genug ist er auch.
Da Hifistatement aber ein Hifi-Magazin ist, mussten die kleinen ION+ erst einmal auf Ständer mitten in den Raum - die leider etwas niedrig waren, so dass ich einen Großteil der Hörzeit auf dicken Kissen auf dem Boden verbringen durfte. Wieso den Großteil? Weil sich der NuForce DDA-100 zwischendurch an meinen Rogers austoben durfte – da passt dann der Hörsessel wieder.
Nuforce DDA-100 und Amphion ION+ wurden so nebenbei in die Anlage eingeschleift. Den Anfang macht der NuForce, der mit dem digitalen Coaxialausgang meines alten Denon CD-Players (er möge noch lange leben) verbunden und probeweise an die Rogers angeschlossen wurde. Das lief dann erst mal so im Hintergrund mit „Kruder und Dorfmeister“ vor sich hin – Frau und Kinder mögen das auch, passt an sich immer. Dabei fiel sofort auf, dass der Nuforce äußerst sauber aufspielt. Kleine Class-D-Verstärker mit 2 x 15 Watt kenne ich als enorm druckvoll und groß abbildend, so lange die Puste eben reicht. Der DDA-100 ist da ganz anders. Druck macht er wenig, dafür spielt er schon knapp über der Hörschwelle verständlich und durchhörbar, modelliert dabei so gut wie nicht. Ok, beim ersten Reinhören fehlt ein wenig Bass und Raum, vielleicht sind die Höhen ein bisschen zurückhaltend, aber das scheint ganz ordentlich zu sein. Nach ein paar Minuten empfinde ich den Klang als „unsichtbar“, irgendwie kommt der Verstärker nicht vor, mischt sich nicht ein und lässt die Musik einfach durch. Er verändert sich auch nicht, wenn man lauter macht. Etwas später bemerkt man dann die sehr gute Auflösung. Na gut, nur als Desktopgerät will ich den an sich nicht nutzen. Die ION+ werden im laufenden Betrieb erst auf den einen Hauptlautsprecher gestellt und angeschlossen – nur nachmachen, wenn Bananenstecker an den Kabeln hängen und bitte darauf achten, nichts kurzzuschließen – und dann auf den anderen. So stehen sie zum einen viel zu hoch, zum anderen sehen sie sich mit der Aufgabe konfrontiert, 26 Quadratmeter beschallen zu dürfen und das mit basslastiger, elektronischer Musik. Klingt auch die ersten paar Takte etwas ausgedünnt, dafür sind die Lautsprecher akustisch nicht zu orten, einfach komplett weg. Dahinter etablieren sich die dorthin produzierten Synthesizer stabil im Raum, alles ist extrem klar, durchhörbar und sauber. Nach dem Wechsel kommt jetzt richtig das Gefühl auf, dass die Geräte nur eine untergeordnete Rolle spielen, hier geht es um Musik oder - anders ausgedrückt – hier spielt echte Musik in meinem Raum. Das ist jetzt doch ein wenig unerwartet, und man sollte sich nicht mal nur so nebenbei mit so etwas beschäftigen. Nachdem ich etwas nervös geworden die familiäre Brut unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Raum vertrieben habe, stelle ich die Amphion erst mal richtig auf die schon erwähnten, leider zu niedrigen Ständer und bastele mir eine Sitzecke aus Kissen vor dem Schreibtisch. Ob es nun an der speziellen Anordnung der Chassis, der gewählten Übergangsfrequenz, dem Waveguide oder an der Kombination von allem liegt, ist an sich egal. Wichtig ist, dass die ION+ fast überall im Raum funktionieren und somit die Aussage des Herstellers bestätigen.
Die Kombination spielt phänomenal durchhörbar und plastisch. Attribute wie schnell, zackig, glänzend, farbig, geschmeidig oder rhythmisch bleiben gleich in der Schublade, werden dem Gehörten nicht gerecht. Es klingt einfach echt. Es gibt auch kein Mogeln, wie dies bei Kleinlautsprechern gern gemacht wird: Oberbass anheben, um Volumen vorzutäuschen und dafür jeden Tiefbass abwürgen und über leicht angezogene Höhen Auflösung vorgaukeln - nichts davon. Vielmehr blickt man direkt auf die Musiker und was sie da so veranstalten. Dabei herrscht, wie schon angesprochen, eine so große Klarheit, dass man glaubt, vieles das erste Mal zu hören. Es geht dabei nicht nur um kleine Details oder Hochtongezirpse. Eine Solovioline beinhaltet so viel mehr an Information als gewohnt. Der Umgriff auf dem Steg, die Haltung des Instruments, man sieht förmlich, wie sich der Solist beim Spiel bewegt. Und das völlig frei im Raum und in realistischer Größe. Leise angeschlagene Glöckchen schweben unglaublich lange aus, bis sie immer leiser werden und danach noch eine Spur Schwingung hinterlassen, die man eher spürt als hört. Sehr faszinierend, da es auch überhaupt keine Betonung eines bestimmten Bereichs gibt, das ist einfach so.
Die angesprochenen, fehlenden Eigenschaften bedeuten nicht, dass man es hier mit lahm oder unengagiert spielenden Komponenten zu tun hat, die einen gleichmacherischen Effekt haben. Sie mischen sich nur nicht ein. Steigert sich ein Schlagzeug sowohl im Tempo als auch in der Lautstärke, geschieht dies so nebenbei. Hat der Musiker einen guten Tag, fängt das dann auch an zu treiben, man geht mit und erlebt unerwartete Dramatik. Dies liegt sowohl an den hervorragenden feindynamischen Eigenschaften der ION+ als auch an dem definierten Abstrahlverhalten. Durch die angesprochene Klarheit und Auflösung lassen sich komplexe Arrangements sehr gut verfolgen und bekommen durch die Fülle an Informationen plötzlich eine Geschwindigkeit, die einem den Atem rauben kann. Dazu kommt eine Klangfarbentreue, wie ich sie bisher nur sehr selten gehört habe. Das von Kleinlautsprechern und einem Kleinverstärker für den Gebrauch am PC? Niemals! Das spielt alles mehr so, wie High-End dereinst mal definiert war und sein sollte, und nicht wie eine kleine Stereoanlage. Letztendlich erinnert mich das an professionelle Monitore mit der Ausrichtung auf das Musikhören. Machen Lautsprecher für die Musikproduktion dem normalen Musikhörer das Leben oft durch extreme Präzision und glasklare Reproduktion sauer, spielen die Amphion ION+ einfach nur natürlich.
Es folgt ein interessanter Mailwechsel mit Anssi Hyvonen, der bereitwillig über seine Philosophie beim Lautsprecherbau Auskunft gibt. Und tatsächlich sind die ION+ technisch nichts anderes als die Amphion One12, Nahfeldmonitore für den professionellen Einsatz. Anssi Hyvonen spricht davon, dass sich im Laufe der Zeit Musik und Hifi immer weiter auseinanderentwickelt haben, die Geräte immer mehr eigene Eigenschaften einbringen, die vielleicht verkaufsfördernd, letztendlich aber wenig mit der authentischen Musikwiedergabe zu tun haben. An sich beschreibt er etwas prosaisch, dass heute bewusst verfärbt wird. Eine Meinung, mit der er bei mir offene Türen einrennt. Die ION+ führen die beiden Zweige nach seiner Aussage wieder zusammen und weisen den Weg in die Zukunft – ich hoffe sehr, dass er damit Recht hat. Interessanterweise lehnt er aktive Konzepte ab. Warum solle man Technik in Lautsprecher verbauen, die in spätestens zwei Jahren wieder überholt sei?
Beruhigt ob der gegebenen Informationen wende ich ich mich wieder dem Musikhören zu. Die räumliche Darstellung der Kombination ist eben so, wie sie vom Datenträger runter kommt. Mal spielen die Akteure auf der virtuellen Bühne ein wenig weiter vorne, mal etwas weiter hinten. Bei entsprechenden Aufnahmen ist die Bühne nach hinten hin grenzenlos tief, der Raum bis unter die Decke gewölbt. Stimmen stehen zum Niederknien klar im Raum und werden so akzentuiert und manchmal auch schön wiedergegeben, wie man es nur rein analoger Technik nachsagt. Bisher als schlechte oder sehr „seltsame“ Aufnahmen wahrgenommene CDs kann man plötzlich hören. „Ach so haben die das gemeint, dann ist ja gut, dann stört das auch nicht mehr.“
Bei alldem ist noch nicht viel über den NuForce DDA100 gesagt worden, was total unfair ist. Allein, es gibt nicht viel zu berichten. Die genannten Eigenschaften der Amphion werden durch den kleinen Verstärker auf das Positivste befördert. Er mischt sich eben nicht ein und macht nur lauter. Welches Kompliment könnte man einem Verstärker sonst machen. Wie gut er das macht, merkt man spätestens dann, wenn man ihn austauscht. Ein Roksan Kandy LII an den ION+ bringt mehr Druck – an sich zu viel –, spielt gedeckt mit Betonung des Präsenzbereichs und hat wesentlich weniger Auflösung. Also gleich wieder zurück. Die Kombination spielt übrigens ab Hörschwelle völlig verständlich und ersetzt so spät Abends den Kopfhörer. Es macht richtig Spaß, immer leiser zu hören – und das von mir als Fan von hohen Pegeln –, trotzdem in die Musik reingezogen zu werden, um sich dann fürchterlich zu erschrecken, wenn draußen eine Autotür knallt.
Wo so viel Licht ist, muss es Schatten geben. Auch wenn die ION+ für ihre Größe erstaunlich tief in den Basskeller gehen und zumindest den Oberbass mit viel Energie bringen – Kesselpauken, Schlagzeug, synthetische Bässe und die ganz große Bühne in voller Größe, Wucht und Dynamik können sie einfach nicht, und richtig laut geht auch nicht. So grotesk es erscheint, klingen sie dabei immer noch „richtig“, und an sich fehlt auch nichts, aber natürlich setzt hier die Physik irgendwann Grenzen. Allerdings reicht mir persönlich das Gebotene in Räumen bis 18 Quadratmeter völlig aus, da gibt es dann auch genug Druck in den tiefen Lagen. Und was ist schon perfekt auf diesem Planeten? Grad mal gar nichts!
Auch wenn Anssi Hyvonen so schön das „Plug – play and smile" propagiert und inzwischen auch mein Notebook abgerüstet wurde, so dass bei Wiedergabe digitaler Musikdateien fast keine Last mehr entsteht, sind die Komponenten dafür zu schade. Über USB unterstützt der DDA-100 nur den synchronen Modus und welche Klimmzüge man auch anstellt, das CD-Laufwerk hat mit klarerer und dynamischerer Wiedergabe immer die Nase vorn. Kennt man ausschließlich PC, MAC oder MP3-Player als digitale Zuspieler, wird einem die Kombination trotzdem wie eine Offenbarung vorkommen, weiß man doch nicht, was noch alles geht. Insofern wäre es für den Nörgler aus der Hifi-Ecke schön, wenn es mehrere Koaxial-Eingänge gäbe, die den optischen weiterhin klanglich überlegen sind, aus welchen Gründen auch immer.
GEHÖRT MIT | |
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Windows PC | Foobar, JRiver Media Center |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Verstärker | Roksan Kandy LIII |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | Baumarkt, Conrad |
HERSTELLERANGABEN NuForce DDA-100 | |
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Eingänge | 2 x TOSLINK, 1 x RCA koaxial 75-Ohm, 1 x USB 2.0 |
Maximale Auflösung | 24-bit |
USB Sampingraten | 44,1; 48; 96 KHz |
S/PDIF Samplingraten | 44,1; 48; 88,2; 96; 176,4 KHz |
Ausgangsleistung | 75 W x 2 (4 Ohm), 50 W x 2 (8 Ohm) |
THD+N | 0,07% @ 15W |
Ausgangsleistung (peak) | 250 W |
Frequenzgang | 20 Hz bis 20 KHz +/- 0.1dB |
Abmessungen (B x T x H) | 229 mm x 216 mm x 51 mm |
Gewicht | 1,2 kg |
HERSTELLERANGABEN Amphion ION+ | |
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Prinzip | 2-Wege Bassreflex |
Hochtöner | 25 mm Titan |
Tiefmitteltöner | 114 mm Aluminium |
Überangsfrequenz | 1600 Hz |
Nennimpedanz | 8 Ohm |
Wirkungsgrad | 86 dB / 1Watt/ 1 Meter |
Übertragungsbereich | 52 - 25 000 Hz +/-3dB |
Empfohlene Leistung | 25 - 120 W |
Abmessungen (H x B x T) | 268 x 134 x 220 mm |
Gewicht | 6 kg |
Farben | schwarz, weiß, ganz weiß mit farbigen Lochblechen |
HERSTELLER Amphion Loudspeakers Ltd. | |
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Anschrift | PL 6 Kuopio Finland |
Telefon | +350 17 2882 100 |
Fax | +358 17 2882 111 |
info@amphion.fi | |
Internet | www.amphion.fi |
VERTRIEB NUFORCE Higoto GmbH digital-highend | |
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Anschrift | Isenbergstr. 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 8 32 58 25 |
info@digital-highend.com |
Zu bestaunen gab es Bekanntes und Neues. Musikalisches wurde nicht nur medial, sondern auch live geboten. Tagsüber jazzten „Henry‘s Fidgety Feetwarmers“ und im Samstagabend-Programm krönte die „Blues Company“ den ersten Messetag.
Die Aussteller präsentierten auskunftsfreudig in gelungenen Vorführungen und technischen Demonstrationen Ihre Produkte. Auch Hersteller, die im Handel seltener zu finden sind, zeigten, was sie können. Herausheben möchte ich eine Welt-Neuheit: Gerhard Brandl, der renommierte Hersteller der Copulare Basen, baut sein Unternehmen aus. Für die Schnäppchen-Jäger unter uns gab es hier und da kleine attraktive Sonderangebote. Fenn-Music bot wieder reichlich Tonträger feil und die Fachpresse hielt eine große Auswahl Literatur zum Kauf bereit.
Wie sich an den interessierten und zufriedenen Gesichtern der Besucher und der Vielzahl der Fachgespräche leicht ablesen lässt, dürfte sich für sie alle der Besuch gelohnt haben. Das neue Konzept der High End On Tour scheint aufzugehen. Es bietet den Vertrieben die freie Wahl, die eigenen Produkte selbst vorzuführen oder sich zusammen mit anderen Anbietern zu präsentieren. Die Moderation gestalteten kompetente Mitarbeiter der Firmen oder Persönlichkeiten aus der Hifi-Szene, wie etwa Branko Glisovic, der „Vater“ dieser Veranstaltung.
Endgültige Besucherzahlen liegen bis jetzt nicht vor, man geht aber davon aus, dass die Werte von 2011 erreicht wurden. Beim traditionellen Aussteller-Umtrunk kurz nach Schluss der Messe sah man jedenfalls ausschließlich zufriedene Gesichter. Einen ganz beträchtlichen Anteil daran hatte natürlich auch das bewährte Veranstalter-Team der klangBilder und der individuelle Einsatz einiger Hotel-Mitarbeiter. Hifistatement wird sich die klangBilder 2013 auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf den Gesichtern der Aussteller stellte sich dieser Glanz aber erst am Nachmittag des ersten Messetages ein. Zuvor war die Stimmung eher besinnlich ruhig. Später füllten sich dann aber die Ausstellungsräume in gewohnter Weise und am Samstagmorgen, als ich diese Zeilen verfasse, herrscht schon ab 10 Uhr reger Andrang.
Das „i‟ in iPhone, iPod und iPad hat vieles revolutioniert, nicht zuletzt auch beim sogenannten „Personal Hifi‟. Sicherlich, Sony hatte mit der Walkman-Serie auch mehr als anderthalb Dekaden Erfolg. Allerdings war der nicht so durchschlagend und allgegenwärtig wie der der i-Geräte. Denn dieser Erfolg wurde von iTunes unterstützt, weil Apple die Tatsche voraussah, dass wir uns de Facto in eine neue, mobile Ära bewegen, eine Ära, die nicht nur für Apples eigene Zukunft, sondern auch für die Zukunft der Branche entscheidend sein wird. Die Produkte der i-Generation haben praktisch im Alleingang Industrien mit einem Milliarden-Dollar-Umsatz geschaffen. Viel augenfälliger als die Geräte, mit denen Sie auf Reisen Musik hören, ist eine zweite, wertvolle Errungenschaft, Ihr Kopfhörer. Nicht nur das untere Preisegment boomte, sondern auch das obere, trauen wir uns, es zu sagen, eine Prozent. Gehen Sie über den Campus einer Universität, durch den Park eines College, eine wuselige Shopping Mall oder Ihren Flughafen, und ich wette eine Dose Limonade, dass Sie mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr Teens, Twens und über Dreißigjährige entdecken, die die neueste Kopfhörer-Couture tragen.
Das Design wurde hipper, cooler, ja einfach akzeptabler als in der bisherigen Geschichten tragbaren Hifis. Offenbar wurden viele, wenn nicht die meisten dieser Produkte auf einen gewissen Preispunkt hin entwickelt, der zur gemeinhin für portables Hifi üblichen Investition passt. Daher gibt es im Bereich von 200 bis 300 Dollar die größte Auswahl an Kopfhörern, während in oberen Regionen ein Aufschlag für einen theoretisch größeren und besseren Sound zu entrichten ist. Die traditionellen Kopfhörer-Marken wie Sennheiser, AKG und Beyerdynamik haben ein wenig mit der aktuellen Entwicklung zu kämpfen – was ist hipper, ein Dr. Dre Beats oder ein Sennheiser HD 800, Sie verstehen was ich meine – und tummeln sich in den höheren Preisregionen mit völliger Gelassenheit.
Ach, wie bei so viele Dingen der Audio-Geschichte – oder jedem anderen Produktsegment – ist das Problem des einen die Chance des anderen. Es treten auf: Alex Rosson und Sankar Thiagasmudram, die vor ein paar Jahren – 2009 um genau zu sein – ihre neue Firma Audeze gründeten, um genau das eine Prozent zu bedienen, das nach absoluter klanglicher Perfektion strebt. Ihr technischer Ansatz war nicht nur anders, sondern, wie ich finde, genial: Statt dynamische Treiber zu verwenden, entschieden sie sich für etwas exklusiveres und besseres: magnetostatische Treibertechnologie.
Offensichtlich hatten Alex und Sankar noch ein paar weitere Asse im Ärmel: Als Ergebnis kam der LCD-2 auf den Markt und kurze Zeit später der LCD-3, Audezes Topmodell und „Überknüller‟-Kopfhörer. Mit Preisen von 1000 und 2000 Dollar zielten diese Hörer auf ein ganz spezielles Marktsegment: das beste, und nichts weniger. Einerseits haben Kopfhörer viele Vorteile gegenüber Lautsprechern wie einen unmittelbareren, direkten Klang ohne die Probleme von Raumflexionen et cetera. Andererseits haben sie einige den Prinzip geschuldete Nachteile: Erstens, und da spreche ich aus persönlicher Erfahrung, muss alles, das meinen Kopf umgibt, perfekt passen. Zweitens zielen bei einem Kopfhörer zwei Treiber direkt auf das Innenohr. Das bedeutet, dass alle Klänge, die die Treiber reproduzieren, sofort von Ohr verarbeitet werden, ohne Verzögerung, ohne Beeinträchtigung oder äußere Einflüsse. Und genau das ist meiner bescheidenen, aber vorgefassten Meinung nach für mich die Achillesferse beim möglichst optimalen Hifi-Genuss über Kopfhörer: Die meisten Schallwandler klingen für mich viel, viel zu hell. Einzige Ausnahme: das dem Gehörgang individuell angepasste In-Ear-Headphone JH Audio 13, auf das ich nun schon seit zwei Jahren vertraue. Die Drei-Wege-Konstruktion produziert einen sehr ausgewogenen Sound, der dem Klang und der Abbildung meiner Zu Definition MK IV Lautsprecher sehr nahe kommt.
Selbst der gewohnte AKG 701, den ich nun schon seit fast sechs Jahren besitze, wird selten genutzt und zwar wegen seines unnatürlich hellen Klangbildes. Wenn ich ihn höre, klingt Musik für mich nicht wie Musik. Deshalb habe ich ihn zum einfachen Monitoring oder schnellen Überprüfen der Klangquelle degradiert, wenn ich einige meiner Platten auf DSD konvertiere. Ein anderes Problem bei den Kopfhörern, die ich probiert habe, ist der Bass. Ein Bass, der echt ist, nicht verzerrt oder aufgebläht, sondern einfach richtig. Auch hier ist der einzige Kopfhörer, der glänzen kann, der zuvor erwähnte JH-13, der einen außergewöhnlichen Bass reproduziert – außergewöhnlich deshalb, weil er sich mit dem in wirklicher Musik deckt.
Als ich dann Alex und Sankar bei einem örtlichen Hifi-Händler Anfang des Jahres traf, war ich wirklich neugierig zu erfahren, was an all dem Hype wirklich dran ist: Googlen Sie einfach mal den Namen Audeze und Sie wissen, was ich meine. Von Zero to Hero in 0,5 Sekunden! Und das ist besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass die beiden weder über den finanziellen Hintergrund oder über breit aufgestellte Muttergesellschaften wie AKG oder Beyerdynamik verfügen. Es scheint, dass Audeze wirklich eine Firma unserer Zeit ist, organisch gewachsen durch kunsthandwerkliche Fertigung.
Während ich gespannt auf mein Exemplar wartete, brachte ich mein technisches Verständnis dieser neuen Kopfhörer auf Vordermann. Magnetostatische Treiber sind elektrostatischen Lautsprechern nicht unähnlich: Kraftvolle Magnete treiben hier nahezu die gesamte Membranfläche an, so dass sie sich kolbenförmig bewegt. Es gibt so gut wie keine Chance für Partialschwingungen. Anders als ihre elektrostatischen Brüder benötigen die Magnetostaten jedoch starke und dabei auch relativ schwere Magnete. Zudem ist die gesamte Konstruktion recht groß, so dass der Tragekomfort schon beim ersten Entwurf mit berücksichtigt werden muss. Ansonsten würde sie niemand benutzen wollen. Wie schon gesagt, wenn jemand möchte, dass ich etwas auf meinen Kopf stülpe, sorgt er besser dafür, dass es angenehm zu tragen ist. „Mach' Dir keine Gedanken darüber‟, sagte mir Alex, „Du wirst unsere Kopfhörer mögen‟.
Ein paar Wochen später, als ich dann den LCD-3 auspackte, war ich wirklich überrascht von dem, was ich da fand: Erstens gehören die Passform und Verarbeitung dieses Kopfhörers zum feinsten und besten, das ich je gesehen habe. Zweitens passte das extrem feine Lammleder, das für die Ohrmuscheln und das Trageband verwendet wird, besser zu eleganten Ferragamo-Accessoires als zu typischen Kopfhörern. Dritttens sind die Chassis des LCD-3 in bestens verarbeiteten Zebrano-Holz montiert. so dass ich in diesen Kopfhörer mehr Vertrauen setze als in alle anderen: Selbst Sennheisers HD 800 – um von meinem AKG 700 erst gar nicht zu reden – wirkt im Vergleich fast zerbrechlich und weniger haltbar. Dem LCD-3 ist ein 2,4 Meter langes Kabel beigepackt, das auf der einen Seite mit der allgegenwärtigen 6,3-Millimeter-Klinke und auf der anderen mit zwei Mini-XLR-Steckern versehen ist, die mit der rechten und linken Ohrmuschel verbunden werden.
Und wie klingt das Ganze nun? Mitt einem Wort: Beeindruckend! Nein, treffender: Ungeheuer beeindruckend! Während der letzten Jahre habe ich eine ganze Reihe von Kopfhörern ausprobiert, vom AKG 1000 bis zu verschiedenen Stax-Modellen. Dennoch: Keiner – und ich meine das wörtlich – hat so geklungen wie der LCD-3. Lassen Sie mich mit meinem Hauptkritikpunk an allen Kopfhörern anfangen: den Höhen oder in den allermeisten Fällen: den zu scharfen Höhen. Der LCD-3 schafft es, den feinsten, ja ich wage zu sagen den besten Hochtonbereich zu reproduzieren, den ich je von einem Kopfhörer gehört habe.
Als ich gut produzierte und crisp aufgenommene elektronische Musik hörte wie die von Yello, Kraftwerk oder von Tracy Thorn oder James Blake, versetze mich das enorm hohe Auflösungsvermögen des Audeze beinahe in Ehrfurcht. Niemals überhell, niemals schrill gab der LCD-3 Musik einfach mit der richtigen Menge an hohen Frequenzen wieder, er klang schlicht natürlich. Vergleichen Sie das einmal dem überhellen und hervorgehobenen höheren Frequenzbereich, den der AKG 701 bei denselben Songs produziert, und Sie wissen, wem ich den Vorzug gebe. Harsche Höhen beim Audeze? Nicht im mindesten. Da ist nicht einmal ein Hauch von falschem Glanz oder Härte, und was zuvor mit anderen Kopfhörern ein fundamental falsches Hörerlebnis brachte. wird dank des LCD-3 zur richtiger Musik.
Die Basswiedergabe erweist sich ebenfalls als fantastisch. Es wird ein fester, wohl definierter und äußerst definierter Tieftonbereich reproduziert, der bestens ausbalanciert ist und als Ganzes darum bettelt, die Musik lauter und lauter zu spielen. Im Gegensatz zu anderen Kopfhörern, die eine unrealistische, überwältigende Menge Bass bieten – Dr. Dre, Ultrasone und ein paar andere fallen mir da ein –, zeichnet den LCD-3 eine besondere Qualität aus: Er präsentiert den Bass so, wie er in der realen Welt klingt. Tiefrequente Impulse kommen blitzschnell unabhängig von der Quelle: Seien es die unterirdischen Tieftöne des American-Beauty-Soundtraks oder die Zwerchfell-erschütternden Frequenzen in Strawinskys Feuervogel: Der LCD-3 liefert einen sehr kontrollierten, festen und definierten Bass. Das Ausklingen und der darauffolgende Nachhall sind präzise voneinander zu unterscheiden, frei von jeglicher Aufgeblasenheit. Um es kurz zu machen: Was die Quelle bietet, ist da, nicht mehr, nicht weniger.
Die Mittelton-Struktur ist ebenfalls bestens definiert. Hier haben meiner Erfahrung nach die meisten Kopfhörer einen unnatürlich wirkenden Übergang von Bass zu Oberbass, der nach einiger Zeit – probieren Sie es mal für fünf Minuten – zermürbend und offen gesagt ermüdend wirkt. Der Mittenbereich des LCD-3 ist flüssig, glatt, von organischer Natur und damit einem Schluck eines großen Burbons verwandt, der geschmeidig durch Ihren Mund und Ihre Kehle strömt. Alles in allem ist der Mittenbereich völlig stressfrei und leitet ebenso ausgewogen zu den hohen Frequenzen über, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – es sei denn, die Musik gebietet dies.
Es mit einem LCD-3 so richtig rocken zu lassen, ist vielleicht eines der stressfreiesten Erlebnisse, die man haben kann. Sie hören lieber leise? Kein Problem, der Audeze kann auch das. Wenn Sie aber im Gegenteil, Ihre Ohren mal so richtig freiblasen möchten, vermag dieser Kopfhörer das ebenso überzeugende – und meiner Meinung nach besser als jeder andere, den ich kenne. Kompressionseffekte, Ermüdungserscheinungen oder Schmerzen von zu strammen Sitz auf dem Kopf sind beim Audeze kein Thema. Er spielt auch bei Pegeln noch unverzerrt, bei denen schon das Trommelfell blutet.
Insgesamt klingt der LCD-3 sehr ansprechend, kraftvoll und einladend. Egal welche Musik sie bevorzugen, mit dem Audeze werden Sie sie neu erleben und einiges vielleicht zu ersten Mal hören. Wer Premium-Qualität zu schätzen weiß, wird sich bei Audeze sofort zuhause fühlen. Wer Kunsthandwerk, Kleinserienfertigung und großartigen Klang mag, dürfte meinen, mit diesem Kopfhörer eine Goldader entdeckt zu haben. Und wer nicht mal eben 2000 Euro für einen LCD-3 aus dem Ärmel schüttelt, des sollte sich mit einen LCD-2 für 1000 weniger verwöhnen. Für den halben Preis bekommt man einen fast identischen Gesamtklang. Hier und da fehlen lediglich ein paar Kleinigkeiten. Nur überhaupt einen Audeze zu besitzen, bringt einen in den illustren Kreis derer, die diesen Klang genießen: Der Besitzer eines Ferrari 458 wird sich auch nicht darüber beschweren, keinen FF oder F12 sein eigen zu nennen.
HERSTELLERANGABEN Audeze LCD-3 | |
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Prinzip | magnetostasische Wandler |
Gehäuse | Zebrano-Holz |
Ohrpolster | Premium Lammleder oder Acantara in der veganen Version |
Kanalgleichheit | +/- 0.5 dB zwischen rechtem und linken Wandler |
Frequenzgang | 5 Hz - 20 kHz, nutzbarer Hochfrequenzbereich bis 50 kHz |
Verzerrungen | < 1% bei vollen Ausgangspegel |
Maximale Membranauslenkung | 2,5 mm peak to peak |
Empfindlichkeit | 93 dB/1 mW |
Maximler Ausgangpegel | 133 dB, 15 W |
Anschlusskabel | 6,3 Millimeter Klinke auf Mini-XLR-Stecker |
Gewicht | 550 g ohne Kabel |
Preis | 2000 Euro |
VERTRIEB audioNEXT GmbH | |
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 507 39 50 |
ed.txenoidua@ofni | |
Internet | www.audionext.de |
Ende September im Birdland ging es mir aber nicht nur um hochkarätigen Musikgenuss für Sie und mich, sondern auch um eine kleine Feier mit Michel Godard: Zwei Tage zuvor war seine neuste Produktion frisch aus dem Presswerk in Gröbenzell eingetroffen: Soyeusement ist Michel Godards erste LP auf unserem Label sommelier du son, deren ausführliche Vorstellung inklusive Download ich Ihnen hier schon einmal verspreche. Ein paar weitere Informationen finden Sie auf der sds-Seite. Doch nun wieder zurück zum begeisternden Konzert im Neuburger Jazzclub, das Tobias Böcker in der Neuburger Rundschau rezensierte:
Beim Soundcheck war ich schon ein wenig enttäuscht, als Luciano Biondini sein Akkordeon mit gleich drei Mikrofonen bestückte und sie mit der Club-eigenen Verstärkeranlage verband. Damit stand fest, dass ich mich allein auf die Jecklin-Scheibe mit den beiden Kugelmikros beschränken würde, die den Sound im Club so unverfälscht wie möglich einfangen und mit ein wenig Glück eine gute Portion Direktschall vom Akkordeon abbekommen würden, so dass die Ortung des keinesfalls statisch an einem Platz verharrenden Musikers und seines Instrumentes trotz der zusätzlichen Wiedergabe über die beiden Bose-Boxen links und rechts der Bühne einigermaßen klappen könnte. Während des Konzertes wich dann langsam die Skepsis: Nur dank der Verstärkung setzen sich auch Nuancen von Biondinis Spiel gegen Schlagzeug, Tuba oder E-Bass durch. Dabei gelang die Abbildung des Akkordeons recht fokussiert: Der Sound aus den Boxen machte sich nicht so negativ bemerkbar, wie ich befürchtet hatte.
Auf beiden Seiten der Jecklin-Scheibe kamen ältere Mikros aus der Produktion in Gefell zum Einsatz, deren Kapseln noch das Neumann-Logo schmückt: zwei Neumann Gefell M 93. Da ich bei der Vorbereitung der Aufnahme nicht sicher war, ob ich ohne Stützmikrofone auskommen würde, hatte ich neben einer kleinen Auswahl an Schallwandlern auch das Audio Development Mischpult mitgenommen, das während der Sommerpause des Birdlands von Zeigerinstrumenten auf schnellere und präzisere LCD-Anzeigen umgerüstet worden war. Und das hat bestimmt auch ein klein wenig zu der Entscheidung beigetragen, dessen Mikrofonverstärker statt die in der Nagra LB integrierten zu verwenden. Woran es auch immer gelegen haben mag, das Ergebnis hat die Musiker jedenfalls so überzeugt, dass sie gleich mehrere Songs freigegeben haben. So blieb schließlich mir die Qual der Wahl. Ich habe mich für Johann Sebastian Bachs „Adagio in F‟ entschieden, auf dem Michel Godard nicht nur auf der Tuba, sondern auch auf dem schon erwähnten Rickenbacker zu hören ist. Der hängt üblicherweise so gut wie unbeachtet in Gröbenzell und wurde nur deshalb wieder aktiviert, um Michel Godard das beschwerliche Reisen mit Tuba und Serpent in diesem Falle ein klein wenig zu erleichtern.
![]() Biondini, Godard, Nigli Adagio in F (Bach) 16 bit / 44,1 kHz ca. 127,4 (wav) |
![]() Biondini, Godard, Nigli Adagio in F (Bach) 24 bit / 192 kHz ca. 554,8 mb (wav) |
PS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Nachdem schon im letzten Jahr die Kapazitätsgrenze des Hotels erreicht wurde, waren auch diesmal alle verfügbaren Räume ausgebucht, was verschiedene Hersteller und Importeure dazu veranlasste, sich ein Ausstellungszimmer zu teilen, um überhaupt bei dieser Messe vertreten sein zu können. in einigen Fällen führte diese Kooperation zu einer überraschend gelungenen Kette mit klanglich überzeugenden Ergebnissen. Dennoch wünschten sich einige Aussteller für die Zukunft einen Veranstaltungsort mit größeren Kapazitäten – ein Wunsch, der zum Glück so schnell nicht erhört wird: Auch im nächsten Jahr wird die Erfolgsstory in Krefeld fortgeschrieben, denn eine Atmosphäre, wie früher auf der HighEnd in Frankfurt, eine ordentliche Akustik der Ausstellungsräume, wie man sie sich auch auf anderen Messen wünschen würde, und eine gute Erreichbarkeit machen das Mercure Hotel in Krefeld-Traar zum einer attraktiven Adresse.
Eine Rekordmarke setzte der Plattenspieler von Rossner und Sohn, der im Raum von Mal Valve zu sehen war: Allein der Teller dieses Unikats brachte über 230 Kilogramm auf die Waage. Mit einem Preis von 70000 Euro dürfte er nur für einen sehr kleinen Teil des Publikums wirklich interessant gewesen sein – womit wir beim zweiten, gewiss noch bedeutenderen Rekord wären: Erstmals in der Geschichte dieser Veranstaltung wurden rund 2500 Besucher gezählt. Und darauf dürfen der AAA-Vorsitzende Rainer Bergmann und sein Veranstaltungs-Team zu recht stolz sein. Wir haben jedenfalls schon für das unseren Stand Forum 2013 bestellt.
Ohne den Kollegen und seine fotographische Unterstützung machte ich mich auf den Weg zum Steigenberger Hotel Remarque am Rande der Altstadt. Dort veranstaltete HiFi-TV Bosse aus Mettingen zum zweiten Mal, diesmal in Kooperation mit der Klangstube Berling in Neuenkirchen die Osnabrücker Edel-HiFi-und Heimkinotage. Gezeigt wurden TV, Heimkino, HiFi To Go, aber vor allem High End. Die Räumlichkeiten des Steigenberger Remarque waren bestens geeignet, den engagierten Ausstellern ein adäquates Forum zu bieten. Die musikalischen Vorführungen waren gelungen, hörenswert und von morgens bis Toresschluss gut besucht. Die Präsentationen wurden fachkundig und hochkarätig begleitet: Die Importeure und sogar mehrere Entwickler und Firmeninhaber standen höchstpersönlich Rede und Antwort. Erfreulich war auch, dass sehr unterschiedliche Musik von Vinyl, CD, vom Computer und Blue-Ray vorgeführt wurde. So demonstrierte KEF beispielsweise Kino-Sound auch mit Klassik der Berliner Philharmonikern, während Quadral für seine Surround-Präsentation das ergreifende Konzert von Adele in der Royal Albert Hall ausgewählt hatte. Alle Beteiligten haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Besucher zu begeistern. Selten empfand ich eine Hotel-Ausstellung so gelungen. Hoffen wir, dass sich der Aufwand für die Initiatoren lohnt und es eine dritte Auflager der Osnabrücker Edel-HiF-und Heimkinotage gibt. Auch wenn sie als regionale Messe angelegt ist, lohnt hier ganz sicher eine längere Anreise. Wer wollte, konnte sogar zu Messe-Konditionen kaufen.
Gleich das multimediale Entrée zeigte, wo die Reise hinging. Es war eine moderne Messe, die audiophile Enthusiasten genauso bediente wie die jüngere Generation, die ganz selbstverständlich mit dem Smartphone aufwächst. Auf zwei Etagen tummelte sich dichtgedrängt ein großes Mulitmedia-Angebot. Da waren klangvolle Namen der Hifi-/Highend Szene genauso vertreten wie Hersteller von hochwertigen LED- oder Plasma-TVs. Ein großer Hörraum für wechselnde Vorführungen stand ebenfalls zur Verfügung. Die akustischen Gegebenheiten waren allerdings für alle vorführenden Vertriebe gleich schlecht. Um so beeindruckender geriet das trotzdem mehr als befriedigende Ergebnis.
Auch einen Vortragsraum gab es. Dort konnte man sich über die Möglichkeiten von Smart-TV genauso informieren wie über Lautsprechertechnik oder die Möglichkeiten des digitalen DAB-Radios. So wie Wolfgang Kemper und ich hatte jeder Messebesucher die Möglichkeit, zum Beispiel von Udo Besser von AVM, von Stefan Thewes vom Elac/Primare-Vertrieb oder auch von Manfred Penning von BMC-Audio Neuigkeiten aus erster Hand zu erfahren. Eine tolle Sache! Es war einmal wieder eine rundum gelungene Veranstaltung, für die ich Bernd Sander und seinem Team von Radio Ferner herzlich danke. Wir freuen uns schon auf die Braunschweiger Funkausstellung 2013!
Das Feldspulenchassis wurde entwickelt, weil zur damaligen Zeit keine ausreichend starken Dauermagneten existierten. Die Verstärker in dieser Zeit hatten allenfalls ein paar Watt Ausgangsleistung, so dass der Lautsprecher einen entsprechend hohen Wirkungsgrad haben musste. Dieser wurde zusätzlich noch unter Zuhilfenahme eines Horns erhöht. Somit konnte man mit ein paar Watt sogar Kinos oder andere öffentliche Einrichtungen beschallen.
Worum geht es bei den Feldspulen eigentlich? Mittlerweile haben fast alle Lautsprecherchassis einen Permanentmagneten, der als Antrieb für die Schwingspule dient. Sonderkonstruktionen wie Elektrostaten oder Magnetostaten lassen wir einmal außen vor. Der Magnet wird bei dem Feldspulensystem durch eine Spule ersetzt. Historisch gesehen war es natürlich umgekehrt. Die Spule muss mit Gleichstrom durchflossen sein, damit überhaupt ein Magnetfeld entsteht. Es gab verschiedene Versionen mit bis zu 20 Volt Spannung, aber auch 100 – 200 Volt. Zu den Feldspulenchassis muss also auch noch ein geeignetes Netzteil angeschafft werden. Eigentlich alles sehr umständlich, woher kommt nun die neue Vorliebe für derartige Chassis? Aufmerksam auf diese Technologie wurden wieder einmal die Japaner, weshalb sich viele Raritäten von damals wie Klangfilm oder Western Electric in japanischer Hand befinden. Neuerdings findet man sie auch in Korea.
Wir haben uns als Testobjekt einen Lautsprecher der Firma Wolf von Langa ausgesucht, der auch auf der HiFi Deluxe 2012 in München unter Messebedingungen zu hören war. Es handelt sich hier um das Zweiwegesystem A 100i, bestehend aus einem Basschassis und einem Hornsystem in einer offenen Schallwand. Das Prinzip der offenen Schallwand beziehungsweise hinten offenen Gehäusen war früher Gang und Gäbe. Auch alte „Dampfradios“ waren hinten offen und mit einer perforierten Pappwand versehen. Die hat natürlich lustig mitgeschwungen, aber ganz offen lassen wollte man die Geräte damals wegen der hohen Spannungen an den Röhren dann doch wieder nicht.
Die hier verwendete offene Schallwand orientiert sich an einer Wharfdale-Konstruktion von Gilbert Briggs aus dem Jahre 1956 mit der Bezeichnung SFB3. Als Basstreiber wird der Typ WVL A2080 eingesetzt, ein 38-er mit einem Kennschalldruck von bis zu 102 Dezibel, je nach eingestelltem Versorgungsstrom. Der Wirkungsgrad ist schon erstaunlich, da es sich hier nicht um ein PA Chassis handelt. Als Horntreiber fungiert der WVL A284, ein 1,4-Zoll-Treiber mit einem Kennschalldruck von 105 Dezibel, angeflanscht an ein 50/80Grad Constant Directivity Horn. Die Chassis werden in Handarbeit in Deutschland hergestellt, die Verarbeitung ist hervorragend. Hier werden die besten verfügbaren Materialien verwendet und mit sehr viel Liebe zum Detail verarbeitet. Beispielsweise wird nur Eisen mit einem Reinheitsgrad von 99.85 Prozent verwendet, das exzellente magnetische Eigenschaften besitzt. Nur am Rande bemerkt, der Mittel-Hochtontreiber allein hat ein Gewicht von über 13 Kilo!
Für den Einbau des Basses in eine offene Schallwand muss man die Thiele Small Parameter des A2080 etwas verändern, was ja durch Anpassung des Versorgungsstroms leicht möglich ist. Angestrebt werden sollte eine Gesamtgüte von 0,7 – sonst wird die Basswiedergabe zu schlank. Mit dieser Einstellung verliert das Chassis etwas an Wirkungsgrad, hat aber immer noch einen Kennschalldruck von 97 Dezibel. Das verwendete Horn ist relativ kurz, so dass sich kaum Probleme mit Laufzeitunterschieden zwischen Treiber und Chassis ergeben. Dies ist für eine exakte räumliche Abbildung elementar wichtig. Zudem muss man hier zwei unterschiedliche Abstrahlprinzipien unter einen Hut bringen, die offene Schallwand als Dipolstrahler und das Horn als Direktstrahler.
Bei der Aufstellung muss ein wenig experimentiert werden, weil bei einer offenen Schallwand durch die rückwärtige Schallabstrahlung die Raumreflexionen eine noch größere Rolle spielen als sonst. Andererseits fehlt bei diesem Prinzip der „Kistenklang“ vollständig, das Chassis kann völlig frei aufspielen. Die Frequenzweiche hat akustisch eine Flankensteilheit von zwölf Dezibel, mit einer Trennfrequenz bei 1500 Hertz. Das ist für einen 38-er schon relativ hoch und nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Zur individuellen Pegelanpassung kann man den Hochtöner über einen Autoformer in Zwei-Dezibel Schritten zusätzlich abschwächen.
Ein Netzteil des Lautsprecherherstellers übernimmt die Stromversorgung der Treiber. Man sollte sich angewöhnen, dieses Netzteil vorzeitig einzuschalten, die Feldspulen brauchen nämlich eine Weile, bis sie die volle Performance erreicht haben. Vergessen darf man dies auch nicht, sonst besteht die Gefahr, dass die Schwingspule zu heiß wird und abraucht. Wahlweise gibt es für Vergessliche eine Einschaltautomatik, die sich bei dem ersten Ton einschaltet und nach einiger Zeit ohne Signal wieder abschaltet.
Durch Veränderung des Stroms – und damit der Feldstärke des Antriebs – lässt sich die Tonalität der Wiedergabe verändern. Am Hochtöner wird mit höherer Stromstärke die Wiedergabe dynamischer, mit geringerem Strom runder und flüssiger. Beim Bass ist es ähnlich, mit höherer Feldstärke wird der Bass trockener und schlanker, ansonsten runder und voller.
Bei der Aufstellung des Lautsprechers konnte ich bereits mit 50 Zentimeter Abstand von der Rückwand ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Damit sollte man es natürlich nicht belassen, dies gilt nur als Startposition. Etwas Luft links und rechts kann auch nicht schaden. Insgesamt gesehen ist der A100i aber deutlich weniger prätentiös als ich es mir auf Grund der Konstruktion vorgestellt hatte. Durch Feintuning der Abstände und des Einwinkelns lässt sich natürlich noch einiges an Verbesserung erzielen; der Lautsprecher sollte mit dem Raum und nicht gegen den Raum spielen.
Aber Schluss jetzt mit dem Techno-Gebabbel, viel interessanter ist, was vorne raus kommt (frei nach Helmut Kohl): Als erstes habe ich mich nicht entblödet, nach meiner Led Zeppelin II zu kramen: „Whole Lotta Love‟. Schließlich ist dies der erste 38-er in meiner häuslichen Stube. Die Familie ist außer Haus, da kann man endlich einmal die Kuh fliegen lassen! Und wie sie fliegt! Der Schlagzeuger John Bonham war einer der einflussreichsten Drummer der Hardrockszene, galt aber wegen seiner Lautstärke tontechnisch als nicht aufnehmbar. Um mehr Wucht zu erzeugen spielte er eine Bassdrum in der ungewöhnlichen Größe von 26“. Und das kommt genauso rüber! Nach dem bekannten Gitarren-Riff am Anfang kommt der Bass mit unheimlichen Druck dazu; hierfür ist übrigens eher der Bereich um 150 Hertz ausschlaggebend und nicht etwa der Tiefbass von 20 Hertz oder so. Der dreckige Sound der Gibson LesPaul-Gitarre über den 69-er Marshall gespielt wird genau so wiedergegeben, wie er damals eben geschätzt war – und Jim Marshall berühmt gemacht hat. Mittlerweile baut die Firma Marshall auch Transistorverstärker... Aber das ist ein anderes Thema. Mit dieser Scheibe und dem A100i wird erstmals klar, was die Fans seinerzeit an Led Zeppelin so fasziniert hatte. Über ein Zehn-Zentimeter-Chassis gespielt ist das Ganze nur kalter Kaffee. Allerdings kommen die Mängel der CD Überspielung mit dem WVL genauso deutlich rüber.
Sollte jetzt jemand meinen, der A100i ist nur fürs Grobe geeignet, kann sozusagen nur geradeaus, so muss ich ihn enttäuschen. Leise und feine Töne werden ebenso filigran wiedergegeben. Als Kontrastprogramm und damit das Klingeln in den Ohren wieder nachlässt, habe ich Salzau Music on the Water ausgewählt. Die Aufnahme wurde morgens um fünf Uhr im Freien mit einem tragbaren Recorder gemacht, auf einer kleinen Bühne im See von Schloss Salzau gelegen. Der A100i bringt uns die morgendliche Geräuschkulisse mit Vogelgezwitscher unheimlich realistisch ins Wohnzimmer. Man hört sehr deutlich, dass die Musiker im Freien aufgenommen wurden und nicht in einem geschlossenen Raum. Auf der Bühne ist ein fachwerkartiges Gerüst aufgebaut, an dem verschiedene metallische Gegenstände aufgehängt sind, die zusätzlich im Morgenwind leise erklingen. Die Musik fügt sich wunderbar in die morgendliche Stimmung ein, zunächst nur Bass und Vibraphon, schließlich kommt noch die Posaune dazu. Sehr geschmackvolle, ruhige Improvisationen, die man in die Rubrik Ethnojazz einordnen könnte. Der tonale Charakter der einzelnen Instrumente wird sehr gut dargestellt; insbesondere ist ein Vibraphon immer eine Herausforderung für einen Lautsprecher.
Nun die Gretchenfrage, kann er auch klassische Musik, oder besser gesagt E-Musik realistisch wiedergeben? Er kann. Zunächst einmal kommt La Folia in den Player. Aber diesmal nicht die schon abgewetzte Version von Gregorio Paniagua, sondern eine Einspielung mit Jordi Savall auf Alia Vox. Bei dieser Variante fehlen die Slapstick Einlagen von Paniagua wie Spielzeugpistole, Landrover oder explodierende Champagnerflasche. Schade eigentlich, schließlich war die Folia ein fröhlicher, volkstümlicher Tanz.
Die sieben Musiker spielen auf historischen Instrumenten, Savall beispielsweise auf einer Viola da Gamba aus dem Jahre 1550. Der besondere Klang der Instrumente wird über den WVL sehr gut wiedergegeben; ob nun Viola da Gamba, Vihuela, Truhenorgel oder Harfe, alle Instrumente behalten ihren eigenen Charakter. Zudem stellt sich das Gefühl ein, die Musiker befänden sich im eigenen Wohnraum.
Offensichtlich lassen sich die historischen Instrumente nicht so virtuos spielen, wie man es heutzutage von den Highspeed-Technikern gewohnt ist. Dies gibt der Einspielung aber eine höchst interessante Note.
Eine Besonderheit hat die CD noch aufzuweisen; die Aufnahmen wurden an verschiedenen Orten von unterschiedlichen Aufnahmetechnikern gemacht. Beim Durchhören der CD fällt sofort die veränderte Raumakustik auf den entsprechenden Tracks auf, aber auch die Abbildung der Instrumente ist dem einen Techniker wesentlich besser gelungen. Alles leicht zu hören mit dem WVL. Ein Quercheck mit einer anderen bereits besprochenen Aufnahme wie der Mozart Sinfonia Concertante mit Vater und Sohn Oistrakh zeigt auch, dass ein gut aufgenommenes größeres Orchester glaubhaft wiedergegeben wird. Allerdings ist die räumliche Ausdehnung in die Tiefe nicht so ausgeprägt, wie ich es schon gehört habe.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Feldspulenchassis sind nicht dafür gedacht, die Hifi Spielwiese um ein weiteres Gerät zu bereichern. Für den optimalen Klang gibt es nur eine geeignete Einstellung. Diese hängt natürlich von der Konstruktion des Lautsprechers, aber auch von geschmacklichen Präferenzen und der räumlichen Umgebung ab. Neben den idealen Anpassungsmöglichkeiten bieten sich auch eindeutig tonale Vorteile, die Durchsichtigkeit der Wiedergabe nimmt ganz klar zu. Ich hätte nicht gedacht, dass hervorragende Chassis mit Alnicomagnet noch so einfach zu toppen sind. Zudem fehlt durch die offene Bauweise jeglicher Kistenklang; dies fällt einem erst auf, wenn man es einmal anders gehört hat. Die explosive Dynamik, zu welcher der A100i fähig ist, muss man einfach einmal gehört haben. Und das funktioniert schon mit 5 Watt Verstärkerleistung. Im Gegensatz zu einer PA Anlage ist dieser Lautsprecher aber kein Krachmacher, sondern kann alle Feinheiten und Klangfarben der Musik realistisch wiedergeben.
Auf eines möchte ich jedoch hinweisen, der Lautsprecher zeigt ganz klar auf, wenn die Kette vorne nicht gut abgestimmt ist. Mit der Auswahl der Endstufe sollte man sich also etwas Zeit nehmen. Hervorragende Ergebnisse konnte ich hier mit der Shindo F2A und einer Uchida 300B erzielen. Etwas weniger romantisch aber dafür noch straffer im Bass und dynamischer wird es mit der 6HS5 PSE.
Das Horn ist mit Akustikschaumstoff bedämpft, dies habe ich in der Form auch noch nirgends gesehen. Man kann den Schaumstoff natürlich entfernen, in dieser Variante spielt der Lautsprecher luftiger und offener. Allerdings wird er auch kritischer, was die Komponenten vorne betrifft. Ein – aus seiner Sicht – unpassendes Kabel haut einem der Treiber dann sofort um die Ohren. Autsch! Im Vergleich zu meinem sonst verwendeten Lautsprecher ist die Darstellung weniger tief und etwas mehr nach vorne gerichtet. Das möchte ich aber nicht als allgemein gültige Regel betrachten, weil dies natürlich sehr von der Aufstellung und den Räumlichkeiten abhängt.
Der Tiefbass ist bei einem Chassis mit so hohem Wirkungsgrad naturgemäß begrenzt. Für die gängige Musikwiedergabe spielt dies keine so große Rolle, aber Orgelfans und Tiefenräumlichkeitsfanatiker werden sich vielleicht einen Subwoofer wünschen. Der sollte dann allerdings mit der Geschwindigkeit des 38-ers mithalten können.Einen anderen Aspekt wollte ich auch nicht unerwähnt lassen, der Lautsprecher hat – trotz seiner Größe – einen hohem WAF! Meine bessere Hälfte war jedenfalls ganz begeistert. Und das geht normalerweise nicht so schnell, meistens gar nicht. Zum Schluss habe ich noch eine große Enttäuschung für den einen oder anderen Spaßvogel parat: bei dieser Konstruktion entfällt der Uralt Gag mit der zugehaltenen Nase; hier trötet nämlich rein gar nichts!
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET, Uchida 300B |
Lautsprecher | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN Wolf von Langa A100i Feldspulenlautsprecher | |
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Kennschalldruck | 97dB |
Impedanz | 5 Ohm |
Belastbarkeit | 30 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 900/800/280 mm |
Gewicht | 41 kg |
Preis | 17.600 € |
HERSTELLER / VERTRIEB Wolf von Langa | |
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Anschrift | Roedlas 54 91077 Neunkirchen |
listen@kilimanjaro-series.com | |
Internet | www.wolfvonlanga.com |
Die Klärung der im Kommentar zum ersten Test von „Freaky‟ aufgeworfenen, mindestens ebenso interessanten Frage, ob der Austausch der Terminals am Verstärker nicht ebenfalls eine gravierende Verbesserung bringe, muss ich leider noch ein wenig hinauszögern, da meine Brinkmann Monos nach dem Malheur mit dem Göbel Epoque Fine noch nicht vom Service zurück sind. Den Kollegen Jürgen Saile hingegen treibt seit dem Test der Klemmen die Frage um, welche Verbesserungen wohl die nextgen Einbau-Cinchbuchsen im Vergleich zu den klassischen WBTs oder etwa Neutriks bringen könnten. Letztlich hat der erste Test also mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet: Das Thema WBT könnte uns also noch eine Weile beschäftigen.
Um die Polklemmen mit Kupfer- und Silberleiter miteinander zu vergleichen, stand aber erst eine kleine Umbaumaßnahme bei den LumenWhite an: Die hochglanzlackierten Brettchen aus hartem Instrumentenholz, in denen die serienmäßigen WBT-Klemmen direkt verschraubt und die kupfernen 0703er mit stark bearbeiteten Teilen des WBT-Körperschalldämpfers provisorisch montiert waren, mussten so ausgefräst werden, dass der Körperschalldämpfer perfekt hineinpasste. In diesen ließen sich dann leicht die jeweiligen Polklemmen einsetzen und auch wechseln. Und für diese Versuche reichte es auch, wenn das Kabel wie bei der Lumen üblich per Kabelschuh mit der Klemme verbunden ist. Wenn ich mit den verschiedenen Materialien zu einem Ergebnis gelangt bin, werde ich den Kabelschuh jedoch entfernen und die Leitungen direkt mit der Klemme verlöten.
Da das Fräsen der Brettchen ein wenig Zeit in Anspruch nahm, gab ich sie zur Bearbeitung, während die großartigen Göbel-Schallwandler in meinem Hörraum gastierten. Ein zeitnaher Vergleich zwischen Provisorium und vorschriftsmäßig montierten Körperschalldämpfern war also nicht möglich. Haptisch irritiert es schon ein wenig, die Lautsprecherkabel an den Terminals anzuklemmen, die nicht hundertprozentig fest mit dem Gehäuse verschraubt sind, sondern sich – wenn auch minimal – bewegen können. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, brachte es klanglich noch einen kleinen Vorteil, wenn die Polklemmen nicht fest mit ihrer Umgebung in Kontakt standen: Die Durchzeichnung nahm ein wenig zu, und die Wiedergabe wirkte insgesamt ein wenig entspannter. Das sollte einem – falls die Montage kein unlösbares Problem darstellt – auf jeden Fall die Ausgabe von zweimal 20 Euro für die beiden Körperschalldämpfer wert sein.
Bei einem Test, bei dem es nicht ganz so einfach ist, mal eben schnell zwischen zwei Komponenten umzustecken, höre ich erst ein paar bekannte Testscheiben und dann eine, die ich in diesem Umfeld für besonders aussagekräftig halte, mindestens drei mal, bevor ich mit der Umbaumaßnahme beginne. Nach dem Hören der wichtigsten Testscheibe versuche ich dann mit den übrigen Songs das erste Urteil zu untermauern. In diesem Fall kann ich ein kleines Vorurteil gegenüber überhell klingendem Silber im Signalweg nicht leugnen. Deshalb habe ich Keith Jarretts Trio-Version von „ God Bless The Child‟ vom Album Standards 1 ausgewählt, da hier rhythmisch einiges passiert, es eine Menge von Details gibt und der Sound der Becken je nach Anlagenkonfiguration leicht ins Nervige kippen kann.
Bei diesem Vergleich sorgt aber nicht nur die Vertrautheit mit der Testscheibe für ein verlässliches Urteil. Ich hatte dabei Unterstützung von einem Hifi-begeisterten Freund aus Dortmund, der gerade zu Besuch weilte und mich überredete, am Sonntagnachmittag ein wenig zu arbeiten. In letzter Zeit hatte ich hin und wieder auch mit Helmut Baumgartner und Jürgen Saile gemeinsam gehört und war überrascht darüber, welch unterschiedliche Kriterien die Kollegen für sich den Vordergrund rückten. Kein Wunder, dass wir je nach individueller Gewichtung der Disziplinen zu recht unterschiedlichen Bewertungen kamen. Für mich stehen meist Räumlichkeit und Dynamik im Fokus, bei Jürgen Saile zum Beispiel tonale Ausgewogenheit und Klangfarben.
Der Wechsel von den Polklemmen mit Kupferkern zu denen mit Silberleiter führte aber zu keinerlei Differenzen. Und auch der Bestätigung durch weitere Scheiben bedurfte der erste Eindruck nicht: Die WBTs mit silbernem Leitermaterial gefielen beiden Hörern besser, auch wenn dafür jeweils andere Kriterien ausschlaggebend waren: Die 0703 Ag sorgen für eine etwas luftigere Abbildung, einen minimal größere Bühne und eine bessere Durchzeichnung. Erfreulicherweise ändert sich die Tonalität der Wiedergabe dadurch so gut wie nicht. Auch der Hochtonbereich bleibt geschmeidig und unaufdringlich. Ich werde jedenfalls bald zum Lötkolben greifen und die Polklemmen mit Silberleiter fest mit den Kabeln der LumenWhite verbinden. Und auch in Dortmund dürfte bald eine Audiophysic neue, silberne Polklemmen bekommen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC, Calyx Femto |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Aanlog Domain The Athene |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon MK VI |
Kabel | Precision Interface Technology, Göbel Lacorde, Audioplan Powercord S, Audioquest |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Polklemme WBT-703 Ag | |
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Durchmesser | 19 mm |
benötigte Bohrung | 11,5 mm mit Nut 2,5 x 2 für Verdrehsicherheit |
mögliche Wandstärken | 0,9 bis 8 mm |
Dauerstrom | > 30 A |
Spitzenstrom | > 200 A |
Übergangswiderstand | < 0,1 mΩ |
Preis | 54.10 Euro pro Stück |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLER / VERTRIEB WBT-Distribution GmbH | |
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Anschrift | Im Teelbruch 103 45219 Essen |
Telefon | + 49 2054 87 5520 |
sales@wbt.de | |
Internet | www.wbt.de |
Hornsysteme, Röhrenverstärker, Plattenspieler oder Bandmaschinen gehören irgendwie zusammen. Diese veralteten Technologien wurden später auf Grund von Bequemlichkeit oder Profitmaximierung wieder verworfen. Leider ist auf diesem Wege auch sehr viel Know-how verloren gegangen.
Bevor jetzt jemand losrennt und nach alten Klassikern aus den 50-ern Ausschau hält, eine Warnung vorweg: manche dieser Konstruktionen sind stark kompromissbehaftet und für den Heimgebrauch eher ungeeignet. Die Systeme wurden primär zur Beschallung von Kinos oder Theatern konstruiert. Deshalb liegt der ideale Hörplatz oftmals in einer Entfernung von 15 bis 20 Metern. Zudem musste irgendwie eine breite Schallverteilung erzeugt werden, was für ein Horn keine so einfache Aufgabe ist. Um dies zu erreichen, wurden in anderen Bereichen Zugeständnisse gemacht, die der Klangqualität nicht unbedingt förderlich waren. Die damals benutzten Multisektoralhörner erfüllten ihren Zweck optimal, dieser richtete sich aber nicht nach Hifi-Kriterien. So sagt man diesen Hörnern einen negativen Effekt auf die Impulswiedergabe nach. Andererseits klingt Filmmusik aus den 50-ern über ein Altec Horn gespielt sehr „richtig“; kein Wunder, über Altec Monitore wurde ja auch abgemischt.
Hörner haben einen hohen Wirkungsgrad, von bis zu 25 Prozent gegenüber herkömmlichen Konstruktionen von circa einem Prozent oder noch weniger. Der offensichtliche Vorteil dabei liegt in der Impulsfähigkeit und Dynamik. Daran scheitern die meisten konventionellen Konstruktionen. Der Klang ist ungewöhnlich klar und relaxed, auch bei hohen Lautstärken. Andererseits werden durch die schnelle Ansprache der Treiber auch bei kleiner Lautstärke geringste Feinheiten wiedergegeben. Mit gut konstruierten Single-Ended-Trioden kombiniert kann sich zudem eine magische dreidimensionale Abbildung ergeben. Allerdings benötigt die Aufstellung und Kombination mit geeigneten Komponenten viel Zeit und Experimentierfreude. Was in den meisten Fällen nicht gut funktioniert ist ein 100 Watt Transistorverstärker an einem 105 Dezibel Horn. Damit könnte man zwar ein AC/DC-Konzert livehaftig wiedergeben, aber bei den sonst üblichen Abhörlautstärken liegt die erforderliche Verstärkerleistung im Milliwattbereich, womit die 100-Watt-Boliden meist nicht so gut klar kommen. Dafür sind sie allerdings auch nicht konstruiert worden.
Hornlautsprecher sind groß – oder sie decken nur den oberen Teil des Frequenzspektrums ab. Solche Konstrukte können hervorragend klingen, sofern man einen Basstreiber findet, der mit dem schnellen Horn mithalten kann. Ein Zweiwegesystem böte auch noch die einfachere Möglichkeit des Bi-Ampings oder des Aktivbetriebs. Bei dem hohen Wirkungsgrad der Mittel-Hochtontreiber würden beispielsweise die 1,5 Watt einer 45 Röhre locker ausreichen. Und diese ist eine der am besten klingenden Röhren überhaupt. Wobei es hierbei natürlich auch auf das Schaltungskonzept ankommt, die Röhre allein macht noch keinen exzellenten Verstärker. Für den Bass dürfen es dann ein paar Watt mehr sein.
Soll der Hornlautsprecher nun den gesamten Frequenzbereich übertragen, wird es komplizierter. Ein Beispiel einer derartigen Konstruktion mit modernen Hörnern – ich weiß, das ist ein Oxymoron – der Firma Cessaro war auf der Highend 2012 zu sehen:
Hier handelt es sich um ein Fünfwegesystem, das Basshorn ist schneckenförmig, liegend angeordnet und wird aktiv von zwei 16“ Bässen befeuert. Eine Besonderheit an der Konstruktion ist nun, dass sämtliche Hörner direkt abstrahlen, „frontloaded“ auf Neudeutsch. Meistens wird aus Platzgründen der Bass in einem „backloaded“ Horn untergebracht. Dabei wird der rückwärtige Schall über ein gefaltetes Horn zur Verstärkung genutzt. Nachteil dabei ist, dass das Signal zeitverzögert und phasenverschoben noch einmal abgestrahlt wird. Ähnliche Probleme hat man natürlich auch bei einem Dipolstrahler. Zudem hat der Entwickler des abgebildeten Konstruktion mechanische Einstellmöglichkeiten geschaffen, mit der die einzelnen Treiber phasenrichtig angepasst werden können, so dass sich ein zeitrichtiges Signal ergibt. Sind die Hörner bündig in eine Frontplatte eingelassen, so mag dies vielleicht cooler aussehen, die Phasenprobleme bekommt man in diesem Fall aber nur mit digitaler Laufzeitkorrektur in den Griff. Trotzdem findet man solche Konstrukte auch bei teuren Hörnen.
Nun sind im PA-Bereich Hörner nicht mehr wegzudenken. Auch hierzu ist zu sagen, dass diese Systeme für einen völlig anderen Zweck konstruiert wurden als zum Heimgebrauch. Wenn der Schlagzeuger aus Versehen einmal anstatt des Crash-Beckens das Mikro trifft, dann dürfen die Schwingspulen nicht sofort abrauchen. Eine Belastbarkeit der Bässe von 1000 Watt ist im Profibereich nichts ungewöhnliches, aber interessiert dies wirklich jemanden für zu Hause? Insbesondere in Anbetracht des hohen Wirkungsgrads dieser Chassis.
Ein Argument gegen den Gebrauch von Hörnern wird immer wieder ins Feld geführt: Alle Hörner tröten. Scherzbolde erfreuen sich dauerhaft an dem Gag mit der zugehaltenen Nase, haben aber wohl noch nie ein gut konstruiertes Horn gehört.
Woran liegt es nun, dass das eine Horn trötet – die gibt es natürlich auch – und das andere überhaupt nicht? Horn ist Horn? Eben nicht, dazu muss man sich kurz überlegen, wie ein Horn überhaupt funktioniert: Schwingt eine Membran mit tiefer Frequenz, so kann die Luft seitlich ausweichen, es entsteht kaum hörbarer Schalldruck. Bei hohen Frequenzen ist die Membranbewegung zu schnell, als dass die Luftmoleküle seitlich ausweichen könnten, es entsteht also wirksamer Schalldruck. Mit einem Horn versucht man nun ganz einfach das seitliche Ausweichen der Luft zu verhindern. Das einfachste Horn wäre ein Rohr mit dem Durchmesser der Membran. Hiermit würde auch bei tiefen Frequenzen entsprechender Schalldruck aufgebaut. Allerdings käme es am Rohrende zu einem starken Druckabfall, der als Unterdruckwelle wieder zur Membran zurücklaufen und somit zu „Rohrverfärbungen“ führen würde. Man versucht dies nun zu umgehen, indem man das Rohr trichterförmig aufweitet: Der Druck wird dann langsam abgebaut. Das Horn ist somit geboren. Nun gibt es mittlerweile Unmengen an geometrischen Formen, die unterschiedliche Stärken und Schwächen haben.
Konus | wird wegen der einfachen Bauweise oft im Tief-Mitteltonbereich eingesetzt. |
Exponentiell | bündelt stärker bei hohen Frequenzen, kann deshalb außerhalb der Achse dumpf klingen. |
Traktrix | das Horn ist bei gleicher Grenzfrequenz kürzer und kleiner. Gilt als äußerst verfärbungsarm. |
Constant Directivity | Hybridkonstruktion, von exponentiell übergehend in konisch. Streuwinkel unabhängiger von der Frequenz, neigt aber manchmal zu Verzerrungen am Übergang der beiden Formen. |
Le Cléac’h | Neueres Berechnungsmodell aus Frankreich, das zu wulstigem Hornmund führt. Weniger Sekundärschallquellen am Hornmund, bündelt nicht so stark. |
Sektoralhorn | Aufwändig in der Herstellung, wegen der breiten Dispersion üblicherweise im PA Bereich eingesetzt. |
Daneben gibt es natürlich noch Unmengen anderer Formen wie Iwata, Mantaray, Smith Horn, die „Arschbacke“ von JBL...
Diese Aussagen sind natürlich sehr verallgemeinert. Wie immer, hängt das Ergebnis weniger vom Prinzip, als von der Ausführung und Gesamtkonstruktion ab. Verständlicherweise proklamiert jeder Hersteller für sein verwendetes Prinzip die beste Performance. Was die Hörner allerdings nie haben sollten, ist ein Knick im Richtungsverlauf. Deshalb ist der glatte Übergang vom Treiber ins Horn elementar wichtig. Auch ist ein runder, wulstiger Verlauf am Hornrand von Vorteil. Eine scharfe Kante würde hier zu Sekundärschallquellen führen, worunter die Abbildungsfähigkeit leiden würde. Nun liefert nicht jeder Treiber mit jedem Horn gute Ergebnisse, unabhängig von der Qualität der Komponenten. Hier ist ausprobieren und messen angesagt. Irgendwelche Vorhersagen diesbezüglich ähneln mehr der Trefferquote beim Wetterbericht.
Neben der Form spielt auch noch das Hornmaterial eine Rolle, Hörner aus Pappe – gibt es wirklich! – sind weniger zu empfehlen, massive Bauweise ist hier kein Nachteil. Mit einem Problem kämpfen alle Hörner: dem „Glockeneffekt“, das heißt am Hornmund schwingt das Horn wie eine Glocke. Netter Effekt, aber für HiFi natürlich unerwünscht. Dies lässt sich aber durch geeignete Dämpfungsmaßnahmen beheben. Allerdings werden dünne Plasikhörnchen hier eher Schwierigkeiten haben.
Elementar wichtig ist natürlich die Qualität der Treiber, hier werden starke Magnete und leichte Membranen benötigt. Teuer! Um Kosten zu sparen wird aber oftmals umgekehrt vorgegangen: leichte Magneten und schwere Membranen. Dann darf man sich über das Ergebnis aber auch nicht wundern.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Tröten: Einer der Hauptgründe für trötigen Sound liegt nun darin begründet, dass die Kombination Horn/Treiber – gemessen an der Horngröße – zu tiefe Frequenzen wiedergeben muss. Jedes Horn hat eine bestimmte untere Grenzfrequenz, bei der der Treiber bereits ausgeblendet sein muss. Gute Ergebnisse werden erzielt, wenn die Trennfrequenz der Weiche eine Oktave über dem Cutoff des Horns liegt. Trotzdem wird immer wieder versucht, aus optischen Gründen einem zu kleinen Horn zu tiefe Frequenzen abzuverlangen.
Möchte man den Bassbereich auch mit einem Horn übertragen und beherzigt die Cutoff-Regel, kommt man schnell in die Bredouille: Soll das Basshorn noch eine Frequenz von 40 Hertz übertragen, müsste der Hornmund einen Durchmesser von etwa vier Meter haben, ganz zu schweigen von der Länge des Horns! Der WAF (wife acceptance factor) befände sich in einem Dauertief!
Eine raffinierte Idee zu diesem Thema hatte Paul Klipsch bei seine Klipschorn: Hier wurden die Raumwände als Verlängerung des gefalteten Eckhorns hergenommen. Damit hatten sich die raffinierten Ideen allerdings auch schon erschöpft.
Der nächste Stolperstein ist die räumliche Anordnung der Treiber. Idealerweise liegen sie alle in einer Linie übereinander, wie bei den meisten in Deutschland produzierten Hörnern zu sehen. An dem Foto von Audio Tekne Japan kann man aber erkennen, dass die Hörner dort nebeneinander und übereinander angeordnet wurden, so wie es eben am einfachsten passt. In Japan eine sehr verbreitete Methode. Ganz so einfach machen es sich die Audio Tekne-Leute dann doch wieder nicht, hier wird der Hochton- und Hochmitteltontreiber zeremonienartig von Meister Imai per Gehör ins System eingepasst. Einfacher ginge es wahrscheinlich mit einer Messapparatur; aber das ist ein anderes Thema.
Aber es kommt noch schlimmer, die Horntreiber sollten zusätzlich noch so angeordnet sein, dass sie in einer akustischen Ebene bezüglich der Z-Achse liegen. Das kann bedeuten, dass das ein Meter lange Horn für den mittleren Bass weit in den Raum hinein ragt. Aber jede andere Anordnung würde zu Phasenverschiebungen führen und Hörner, bei denen dies nicht beachtet wurde, spielen weit unter ihrem Niveau. Es sei denn, man benutzt digitale Weichen mit der Möglichkeit einer Laufzeitkorrektur.
Wozu denn nun der ganze Aufwand? Bei einem gut konstruierten Horn fehlt das Spektakuläre, Anspringende, was man sich oft bei einem derartigen System vorstellt. Die Wiedergabe ist eher leichtfüßig schnell und fein auflösend. Trotzdem sind die außergewöhnlichen dynamischen Fähigkeiten natürlich vorhanden und können jederzeit abgerufen werden, aber sie werden einem nicht permanent um die Ohren gehauen. Ein Trauermarsch soll nicht zur Open Air Party werden. Wenn alles stimmt – und das ist die Voraussetzung – dann kann ein Horn einen unglaublich magischen, realistischen Sound produzieren. Und damit ist nicht die realistische Wiedergabe einer startenden 747 gemeint. Die Magie bleibt auch bei geringen Lautstärken erhalten. Beschreiben lässt sich dieser Effekt natürlich nicht, deshalb gibt es nur eines: selbst anhören!
„Common wisdom“ – wer immer da dahinter stecken mag – behauptet, nach einer langen Hifi-Suche landet jeder bei einem Horn oder einem Breitbänder. Sagt man.