Manche Tests sind das Resultat langer Planung, andere ergeben sich spontan. Zu letzteren zählt dieser. The Pickup war noch im SME V montiert, den Einstein-Chef Volker Bohlmeier nach der High End zusammen mit dem Air Force One in meinen Hörraum wuchtete. Da ein Test mit zwei Unbekannten wenig Sinn macht, wollte ich zuerst den Tonabnehmer genauer kennenlernen.
Extrem verwöhnte Analog-Fans, die meinen, Laufwerke vom Kaliber eines Air Force One verdienten noch besseres als den bewährten SME, kann ich übrigens beruhigen: Für die eingehende Beschäftigung mit dem Analog-Monument von TechDAS liegt schon ein von Graham speziell für die Japaner gefertigter Tonarm bereit. Und ein nach TechDAS-Wünschen von Yoshio Matsudaira konstruierter Abtaster ist ebenfalls schon bestellt. Aber natürlich möchte ich das Graham-Derivat auch mit The Pickup hören. Der Einstein-Tonabnehmer ist nämlich das Produkt einer Kooperation zweier alter Bekannter aus der Hifi-Szene. Da ist zum einen – wie schon erwähnt – Volker Bohlmeier, dessen Musikgeschmack ich schon seit Jahrzehnten kenne: Für ihn sind bei all seinen Produkten, egal ob er sie vertreibt oder für die Marke Einstein entwickeln lässt, ein mitreißender Groove, eine gute Portion Druck im Bass und jede Menge Dynamik einfach unverzichtbar. Kein Wunder also, dass er sich jahrelang mit der Modifikation von EMT-Tondosen beschäftigte, die er unter dem Markennamen Tubaphon in seinem Portfolio hatte. Ich gebe gerne zu, dass ich in den Jahren 1982 bis 1996 ebenfalls eine ausgeprägte EMT-Phase hatte, in der ich nahezu ausschließlich aus Tondosen ausgebaute Generatoren mit Paroc-, Fineline- oder van-den-Hul-Nadelschliffen, Tubaphons oder Roksan-Shiraz' hörte – aus denselben Gründen wie Volker Bohlmeier.
Dessen Partner bei der Konstruktion von The Pickup war Leif Johannson, der seit einigen Jahren für Ortofon als Entwickler tätig ist. Er hat unter anderem das limitierte 90th-Anniversary-Model des SPU gebaut, das mich vor Jahren bei einem Test nachhaltig beeindruckte, verband es doch auf großartige Weise die Vorzüge des klassischen SPU mit einer zeitgemäßen Auflösung und Feinzeichnung. Ich bin jetzt schon auf die Variante zum 95. Firmenjubiläum gespannt: Was hinter den Kulissen auf der High End zu sehen war, wirkte zumindest ungemein vielversprechend. Auch das aktuelle Ortofon-Topmodell Anna Heritage, das beim Test des Catano aus der Klangwellenmanufaktur einen nicht unwesentlichen Anteil am enorm positiven Ergebnis hatte, trägt natürlich Leif Johannsons Handschrift.
Von der Bauform her erinnert der Einstein-Tonabnehmer ein wenig an die SPU-N-Modelle, die mit dem entsprechenden Adapter in Tonarmen mit dem üblichen Halbzoll-Headshell montiert werden können. Der Korpus von The Pickup besteht aus Dur-Aluminium, das Volker Bohlmeier beim Test von Prototypen Titan vorzog. Dieses habe zwar in einigen Teilbereichen Vorzüge, klänge in Summe aber nicht so stimmig wie eben ein Alu-Korpus. Auch bei der übrigen Materialauswahl setzte er meist auf Bewährtes. Statt aus einer der bei Ortofon bei den hochpreisigen Modell gern eingesetzten Gold/Silber-Kombinationen bestehen die Spulenwicklungen von The Pickup aus hochreinem Kupfer. Sie werden auf einen quadratischen Spulenträger aufgebracht, den ein Boron-Stäbchen mit dem Diamanten mit Shibata-Schliff verbindet. Der Innenwiderstand der Spulen liegt bei 12 Ohm, die Ausgangsspannnung bei 0,4 Millivolt. The Pickup stellt also keine übermäßigen Anforderungen an nachfolgende Phonostufen. Einsteins The Turntable's Choice in der symmetrischen Variante beispielsweise, der seit nun fast einem Jahrzehnt seinen Platz in meiner Kette behauptet, machte selbst bei der Hälfte des genannten Wertes in puncto Signal/Fremdspannungsabstand noch keinerlei Probleme.
Zum ersten Mal hörte ich The Pickup beim Funktionstest des Air Force One, als er, wie gesagt, im SME V montiert war. Und das Trio bezauberte mit einer derart weiträumigen und luftigen Abbildung, dass ich kurz darüber nachdachte, es ohne jegliche Veränderung zu beschreiben. Nach ein paar Stücken, in denen es vorrangig um die Dimensionen der imaginären Bühne ging, wurde dann aber Jonas Hellborgs unvermeidlicher Elegant Punk per Unterdruck auf den Teller des AFO gesaugt. Damit wurde schnell klar, dass das wohl doch recht ungleiche Trio im Tiefbass nicht an die Geschwindigkeit und den Druck heranreichte, den ich von Brinkmann LaGrange, Thales Simplicity und Lyra Olympos gewohnt bin. Und damit stand fest, dass sich The Pickup erst einmal einer genaueren Betrachtung in ansonsten bekannter Umgebung stellen musste.
Die Montage von The Pickup im Mini-Headshell des Thales geht locker von der Hand. Man sollte beim Einlegen von System und Headshell in die Justage-Einheit nur ein wenig aufpassen, dass die Nadel wegen der recht hohen Bauform des Abtasters nicht mit dem Plexiglas des Justage-Gestells kollidiert. Dieses perfekt gestaltete Zubehörteil des Thales stellt ja sicher, dass man die Ausrichtung des Tonabnehmers anhand des Nadelträgers statt wie sonst anhand der Gehäusekanten des Systems vornehmen kann, was immer dann von Vorteil ist, wenn der Nadelträger nicht perfekt parallel zu einer Kante montiert wurde. Bei The Pickup fällt nur auf, wie präzise mittig das Boronstäbchen mit dem Diamanten ausgerichtet wurde. Ein wenig stört allerdings, dass die zumindest bei meinem Exemplar farblich nicht gekennzeichneten Anschlussstifte des Einstein-Systems ausgesprochen dünn ausfallen. Das machte es nötig, die Feder-Clips am Ende der Tonarmkabel mit einer Pinzette zusammenzudrücken, damit ein sicherer Kontakt entsteht. Ich finde es immer ein wenig heikel, an einer solch sensiblen Verbindung wie der zwischen Tonarmkabel und Anschluss-Clip Kraft anwenden zu müssen.
Aber es ist noch einmal alles gut gegangen und The Pickup wandelt die in den Rillen von Dean Peers Ucross gespeicherten Signale in feine elektrische Spannungen. Die Solo-Elektrobass-Scheibe könnte man als Gegenentwurf zu Elegant Punk ansehen: Geht es Jonas Hellborg darum, den vollen Frequenzgang seines Instruments und seine virtuose Schnelligkeit zu demonstrieren, lebt Dean Peers Spiel von Stimmungen, Klangfarbenmalerei und den im Studio geschaffenen Hallräumen. Und wohl selten waren diese in all ihrer Ausdehnung und Tiefe so fein wahrzunehmen wie mit The Pickup. Aber man kann damit nicht nur in Feininformationen schwelgen. An den wenigen Stellen, an denen es der amerikanische Bassist mal wirklich krachen lässt, beweist der Einstein-Tonabnehmer dann seine dynamischen Fähigkeiten und seine souveräne Tieftonwiedergabe: Sie verbindet Druck und Farbigkeit auf feinste. So werden Dean Peers Monologe zu einem mitreißenden, in sich stimmigen Erlebnis – weit entfernt von einem kurzzeitig interessanten, dann aber nervenden Spektakel.
Vielleicht liegt's an den Erinnerung ans EMT, aber mir fällt gerade eine Scheibe ein, die Volker Bohlmeier 1994 mitproduzierte, über deren Entstehung ich meinen ersten Artikel für eine angesehene Hifi-Zeitung schrieb und die mich lange Jahre als Testscheibe begleitete, inzwischen aber in Vergessenheit geriet: das Reissue von Muddy Waters Folk Singer. Statt wie üblich gleich „Good Morning School Girl“ aufzulegen, fange ich mal vorne an und höre beide Seiten: So differenziert und mit einem so großen Raum habe ich die ehedem vertraute Aufnahme noch nicht erlebt. Das mag natürlich auch damit zu tun haben, dass zu den Zeiten, als ich ohne diesen Song keinen Test für komplett hielt, noch nicht über so gutes Equipment verfügte wie jetzt. Aber ein kurzer Quer-Check mit dem Brinkmann EMT ti im AMG-Arm bestätigt nur die besonderen Fähigkeiten von The Pickup in puncto Raumdarstellung. Die Aufnahmeumgebung wirkt größer, die Instrumente werden räumlich besser voneinander getrennt, und Willie Dixons schon immer leicht rumpelnder Kontrabass besitzt mehr Kontur. Besonders bei den Gitarren fallen plötzlich feinere dynamische Abstufungen auf. Und das beste daran: Die zusätzlichen Informationen tun dem Drive des Songs keinen Abbruch. Im Gegenteil!
Bevor ich mich zwei, drei meiner aktuellen Testscheiben zuwende, tauche ich noch einmal in die Zeit ab, in der Muddy Waters die Aufgabe zukam, mir verlässliche Einschätzungen von Komponenten zu ermöglichen – und zwar zusammen mit Dave Grusin und seinem „Keep Your Eye On The Sparrow“ vom Sheffield Lab Direktschnitt Discovered Again: Hier knallen die Drums, so wie ich es in bester Erinnerung habe, Ritenours E-Gitarre pluckert voller Effekte, Ron Carters Bass kommt mit Macht und für die nicht in allen Lagen hundertprozentig perfekte Aufnahme ausgesprochen definiert: Der ehemalige Klassiker hat nichts von seinem unwiderstehlichen Groove verloren, erstrahlt nun aber in satteren Klangfarben und lässt mehr Details erkennen. The Pickup verbindet packenden Drive mit penibler Feinzeichnung. Analyse und musikalischer Fluss sind hier keine Widersprüche, Spielfreude paart sich mit in keiner Weise vordergründiger Informationsfülle: So werden nostalgische Ausflüge zum Hochgenuss.
Natürlich habe ich auch noch einmal Elegant Punk aufgelegt und kann nun mit Gewissheit sagen, dass The Pickup im Thales auch im Tiefbass in Sachen Druck und Geschwindigkeit keine Wünsche mehr offen lässt. Pflichtschuldigst habe ich mich dann selbst um Klassik und sogar die ein oder andere Stimme nicht gedrückt: Ich habe keine Disziplin entdecken können, in der sich das Einstein-System auch nur die geringste Schwäche leistete. Fast wäre ich versucht zu schreiben, The Pickup sei ein idealer Allrounder mit besten Leistungen in allen Bereichen, aber ohne besondere Auffälligkeiten. Das mit dem Allrounder mit besten Leistungen kann so stehen bleiben. Aber zwei kleine Auffälligkeiten gibt es doch: die schon mehrfach erwähnte vorzügliche Raumdarstellung und die Riesenportion Spielfreude. Für soviel analogen Genuss geht auch der nicht unbeträchtliche Preis völlig in Ordnung – verglichen mit japanischen Pretiosen könnte man sich sogar dazu versteigen, das Einstein-System als überaus preiswert zu bezeichnen!
Gehört mit
| |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Symplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym), van den Hul The Grail SB |
Vorverstärker | EAR 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, SwissCable, Göbel Statement, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
Herstellerangaben
Einstein The Pick-Up
| |
---|---|
Generatorprinzip | Moving Coil |
Nadelschliff | Shibata |
Frequenzgang | 20 – 30kHz ±3dB |
Ausgangsspannung | 0,4mV bei 5cm/sek |
Kanalgleichheit | < 1dB bei 1kHz |
empfohlene Auflagkraft | 2,3g ± 0,1g |
Impedanz der Spule | 12Ω |
Empfohlener Abschlusswiderstand | 150-300Ω |
Dynamische Nadelnachgiebigkeit | 13µm/µN |
Abtastfähigkeit bei 315 Hz | 80µm bei 2,2g |
Vertikaler Abtastwinkel | 20º |
Gewicht | 13g |
Preis | 4400 Euro |
Hersteller / Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Prinz Regent Straße 50-60 44795 Bochum |
Telefon | +49 234 9731512 |
info@einstein-audio.de | |
Web | www.einstein-audio.de |
Hersteller / Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Prinz Regent Straße 50-60 44795 Bochum |
Telefon | +49 234 9731512 |
info@einstein-audio.de | |
Web | www.einstein-audio.de |
Vertrieb
Tom Habke Audiovertrieb GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Bismarckstr. 48 28203 Bremen |
Telefon | +49 421 24199330 |
kundenservice@tomhabke.de | |
Web | www.tomhabke.de |
Thomas Mayer ist ein Hersteller, der bislang in der Highend Szene in Deutschland noch nicht so bekannt ist. International sieht die Sache wieder ganz anders aus; zudem ist er hier auch durch seine fundamentalen Fachkenntnisse ein gesuchter Gesprächspartner. Als Testgerät habe ich die „große“ Vorstufe 10Y ausgewählt
Die etwas kryptische Typenbezeichnung unseres Testgerätes bezieht sich auf den eingesetzten Röhrentyp. Üblicherweise findet man bei Röhrenverstärkern bekannte Gesichter, wie beispielsweise eine 300B, wo immer die auch herkommen mag, oder bei Vorstufen irgend eine ECC8x. Das muss nun beileibe nichts Schlechtes sein, aber es geht eben auch anders. Wenn man mit NOS Röhren arbeiten will – und die Fans wissen warum –, dann muss man sich nach anderen Typen umsehen, nachdem die Lagerbestände der gängigen Röhren alle in Übersee gelandet sind. Trotzdem gibt es nach wie vor hervorragend geeignete und qualitativ hochwertige Röhren. Man muss sie nur zum Leben erwecken. Und man kann dabei leider nicht auf alte, bekannte Schaltungen von Tektronix, Telefunken oder ähnliche zurückgreifen, sondern muss sie selbst entwickeln.
Bei der vorliegenden 10Y handelt es sich um eine einstufige, in reiner Class-A-Technik und komplett manuell aufgebaute Vorstufe. Bevor jetzt einer denkt: noch’n Gedicht neuer Verstärkerhersteller und sich lieber dem Fernsehprogramm zuwendet, kann ich nur sagen, hier versäumt man etwas! Wenn ich jetzt mit dem Satz komme, alle Geräte werden mit den besten verfügbaren Komponenten aufgebaut, kommt natürlich postwendend: kenn’ ich schon, das sagen ja alle...
Also probieren wir es einmal anders, die Geräte von Thomas Mayer haben eine Option, die ich sonst noch bei keinem Hersteller gesehen habe: Der Käufer kann – bis zu einem gewissen Grade – bei der Auswahl der Komponenten Wünsche äußern. Zunächst einmal gibt es zwei optische Varianten, der traditionelle Aufbau, sozusagen im „Landschaftsbau“, bei dem alle sichtbaren Bauteile, einschließlich Schalter und Buchsen, auf der oberen Platine angebracht sind. Oder aber, wie bei diesem Modell, eine etwas modernere Form mit den Reglern auf der Frontplatte. Zusätzlich kann zwischen verschiedenen Hölzern der Zarge sowie bei den Farben für Haube und Kondensatoren gewählt werden. Vergoldung mit Brillanteneinsatz für den Scheich kostet wahrscheinlich extra.
Interessanter sind aber die Möglichkeiten zwischen verschiedenen Transformatoren und Autoformern zu wählen. Mayer hat sich noch rechtzeitig mit Übertragern der japanischen Firma Tango eingedeckt, die bedauerlicherweise den Betrieb eingestellt hat. Diese gehörten zu den Besten, die der Markt zu bieten hatte. Logischerweise ist diese Option natürlich begrenzt. Üblicherweise werden bei seinen Vorstufen Übertrager der Firma Lundahl eingesetzt, hier kann man dann zwischen einer Wicklung mit Kupfer- oder Silberdraht wählen. Wobei die Silberdrahtwicklung einen nicht unerheblichen Aufpreis nach sich zieht. Gleiches gilt für die Eingangstransformatoren, sofern solche zum Einsatz kommen. Die Eingänge der Vorstufe können auch über Transformatoren symmetriert werden, so wie dies im Profibereich üblich ist.
Thomas Mayer bevorzugt bei allen seinen Vorstufen eine induktive Lautstärkeregelung, also über einen Autoformer, wie dies bei dem „Meteor“ von Audio Consulting. Diese Technologie wurde früher bereits von Western Electric eingesetzt und in den 70-ern von Luxman wieder aufgegriffen. Leider ist sie heutzutage aus Kostengründen fast gänzlich vom Markt verschwunden. Übrigens, auch bei Hochtönern waren früher Transformatoren zur Pegelanpassung Gang und Gäbe. Die Regelung über ein Potentiometer hat einen gravierenden Nachteil, die nichtbenötigte Energie wird über Masse „vernichtet“. Man kann sich hier einen Automotor mit konstanter Drehzahl vorstellen, wobei man die Geschwindigkeit des Autos dann über entsprechenden Einsatz der Bremse reguliert. In dieser Analogie entspräche der Autoformer dann einem Getriebe.
Zurück zur 10Y Vorstufe, hier bietet Thomas Mayer zwei Varianten an: die Kombination Lundahl-Ausgangstrafo plus Autoformer der amerikanischen Firma Inputaudio. Oder – wie hier – ein spezieller Ausgangstrafo des holländischen Spezialisten Tribute. Der Holländer wickelt jeden Trafo speziell nach den Vorgaben des Kunden, es existiert praktisch kein Katalog mit bestimmten, vorgefertigten Typen. Jedenfalls wurden hier die Primärwicklung und der Luftspalt speziell auf die einsetzbaren 10Y/801 Trioden ausgelegt und die Sekundärwicklung für die Lautstärkeregelung mit 24 Abgriffen versehen. Mit beiden Versionen lässt sich die Lautstärke in Zwei-Dezibel-Schritten regulieren. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und geringfügig unterschiedliche tonale Eigenschaften. Am Besten hier mit Thomas Mayer selbst reden, um herauszufinden, was für den eigenen Geschmack und die vorhandenen Komponenten am besten passen könnte.
Zudem kann die hier vorliegende Vorstufe mit zwei unterschiedlichen Röhren betrieben werden: entweder mit einer 10Y oder einer 801 Triode. Noch nie davon gehört? Beides sind direkt beheizte Trioden, mit denen Mayer sehr große Erfahrung hat, weshalb er sie optimal nutzen kann. Der Einsatz dieser deutlich größeren Röhren hat nun nichts mit Sigmund Freud zu tun, sondern der Vorteil dieser Trioden liegt in der sehr guten Linearität, wodurch eine Wiedergabe mit sehr geringen Verzerrungen möglich wird. Zudem besitzen diese Trioden thorierte Wolframkathoden (Heizfäden), mit denen ein sehr transparenter Klang möglich ist. Sofern man sie richtig einsetzt. Dazu gehört eine penibel ausgelegte Heizspannungsversorgung, Schlampereien in diesem Bereich sind sofort hörbar. Und eine Versorgung mit Gleichstrom ist ebenfalls Pflicht.
Die Vorstufe ist – wie alle Geräte aus dem Hause Mayer – komplett Punkt zu Punkt mit teflonisoliertem Silberdraht verdrahtet. Wenn nun jemand die Variante mit den Silberdraht-Übertragern wählt, dann erinnert dies schon sehr an Produkte aus einer berühmten Manufaktur in Japan. Zudem hat man sich über Mikrophonie Gedanken gemacht, diese ist ja bei Röhrengeräten – bei Transistoren übrigens auch – immer ein Thema, deshalb hat Mayer die Röhrensockel über ein Subchassis schwingungsdämpfend befestigt.
Bei unsrer Vorstufe kann man drei elementare Grundprinzipien der Designs von Thomas Mayer erkennen: 1. die Stromversorgung, 2. die Stromversorgung, 3. die Stromversorgung! Diese etwas plakative Darstellung zeigt natürlich nur einen Teilaspekt, aber Störungen im Stromnetz sind unser Feind Numero eins! Deshalb wird allergrößter Wert auf eine stabile Stromversorgung gelegt.
Die Gleichrichtung der Anodenspannung übernehmen TV-Dämpfer-Röhren, jeweils vier Stück in einer Graetz-Brückenschaltung. Diese Röhren wurden entwickelt, um auftretende Schwingungen beim Rücklauf des Elektronenstrahls bei Fernsehbildröhren zu dämpfen. Durch die hierfür erforderlichen Eigenschaften sind sie als Netzgleichrichterröhren ebenfalls hervorragend geeignet. Gefiltert wird anschließend immer passiv über Chokes, wobei mehrere Chokes und Kondensatoren zum Einsatz kommen. Auch hier werden nur Chokes von Lundahl eingesetzt, bei den Kondensatoren handelt es sich um NOS Folientypen des amerikanischen Herstellers Sprague. Ähnliches gilt für die Heizspannungsversorgung, hier allerdings in etwas einfacherer Ausführung und mit Schottkydioden als Gleichrichter. Somit bringt das getrennte Netzteil gut 20 Kilogramm auf die Waage.
Verbunden werden die beiden Komponenten über ein geschirmtes Kabel; im Inneren der Vorstufe wird die Hochspannung für den linken und rechten Kanal zusätzlich über separate LC-Filter voneinander getrennt. Wer bei den Steckverbindern an Nato-oliv und die Bundeswehr denkt, liegt genau richtig! Die hier eingesetzten Amphenol-Verbinder werden primär für das Militär und für die Industrie gefertigt.
So, wie klingt es denn nun mit der Vorstufe in der Kette? Von hier ab wird die Sache schwieriger. Es ist immer einfach, ein Gerät mit irgendwelchen Fehlern oder herausfallenden tonalen Eigenschaften zu beschreiben, wenn man aber nichts Derartiges findet, was dann? Für spezielle Fragen habe ich eine spezielle Aufnahme in der Hinterhand, mit der ich sehr schnell sehen kann, was Sache ist. Dies ist eine Aufnahme meiner großen Tochter, sie singt dort ohne Begleitung den Titel „Angel Eyes“ von Matt Dennis. Einfach ohne großes Brimborium in den Recorder gesungen, ein leichter Brumm ist auch mit dabei, Dirk Sommer würde sich wahrscheinlich die Haare raufen. Nachdem mir ihre Stimme natürlich bestens vertraut ist, kann ich aber auf diesem Wege sehr leicht feststellen, ob die gebotene Wiedergabe nun meiner Tochter entspricht oder nicht. Und da kann ich sagen, so authentisch wie mit der 10Y habe ich diese Aufnahme noch nie gehört. Um das Ganze einmal mehr unter Hifi-Gesichtspunkten zu betrachten: Die Stimmverständigkeit hat sich mit einem Schlag verbessert, ohne dass dabei andere Bereiche in Mitleidenschaft gezogen werden, wie beispielsweise durch erhöhte Präsenz. Ein anderer Aspekt ist hier auch klar zu hören, direkt beheizte Trioden können Stimmen mit einer besonderen Magie wiedergeben. Das soll aber nicht heißen, dass meine Tochter über den Verstärker nun besser singt, als sie eigentlich kann...
Nun ist diese Aufnahme natürlich nichts, mit dem außer mir irgendjemand anderes etwas anfangen kann, deshalb habe ich als nächstes die CD Mozart, eine Aufnahme mit Claudio Abbado und Martha Argerich herausgesucht.
Diese entstand während des Luzern Festivals letzten Jahres und beinhaltet zwei Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier treffen nun zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander, auf der einen Seite Abbado als eher besonnener Maestro, auf der anderen Argerich als temperamentvolle Latina. Nun gilt Mozart nicht unbedingt als die ganz große Stärke italienischer Dirigenten, oftmals geht die Interpretation zu sehr in Richtung Gute-Laune-Musik. Die Einspielung hier fällt nun völlig aus dem üblichen Klischee, sie wirkt unheimlich griffig mit sehr viel Substanz. Dazu trägt natürlich auch der furiose Stil von La Martha bei. Ein Problem beim Orchesterklang fällt über die Vorstufe sofort auf, das Orchester zerfällt stellenweise in einzelne Instrumentengruppen. Schwer zu sagen, ob das nun am Dirigat, oder an der Aufnahme liegt, jedenfalls bleibt der 10Y auch hier nichts verborgen. Das Klavier dagegen wird sehr plastisch wiedergegeben und steht deutlich vor dem Orchester, die Anschläge kommen mit Wucht und Präzision.
Allgemein kann man bei dieser Aufnahme feststellen, dass die Abbildung des Orchesters mit der 10Y etwas mehr in die Tiefe geht als in die Breite.
Als nächstes lassen wir John McLaughlin mit seinen Mitstreitern Kai Eckhardt und Triok Gurtu eine Runde spielen. Die Aufnahme entstand 1989 in der Royal Festival Hall in London. 1989 war noch nicht unbedingt die technische Blütezeit der Digitalkunst, die Aufnahme ist aber nicht schlecht gelungen. Mit der 10Y hört man durchaus, dass da noch mehr in den Rillen, äh Bits steckt, als bisher gehört. Beispielsweise bei Kai Eckhardt mit seinem Schack-Bass; zu der Zeit waren gerade die Headless Bässe in Mode gekommen, also Instrumente, die aussehen wie geköpft, weil die Kopfplatte mit den Einstellwirbeln fehlt. Eckhardt spielt natürlich auch so ein Teil, aber zusätzlich noch mit einem Carbonhals bestückt. Dies führt dann zu einem drahtigen, leicht sterilen Ton, der so deutlich allerdings bisher noch nie zu hören war. Die Slap-Einlagen kommen mit Druck und Präzision, was sicher ein Vorteil dieser Basskonstruktion ist. Auch ist klar zu hören, dass McLaughlin auf der Akustikgitarre nicht mit den Fingern spielt, wie ein Flamencogitarrist, sondern mit dem Plektrum. Die Gitarre wird auch wunderbar plastisch abgebildet, was früher einfach nicht in der Form zu hören war. Und immer auf die Aufnahmequalität geschoben wurde.
Es gibt eine neue, hervorragende Einspielung der Beethoven Diabelli Variationen mit dem Ungarn András Schiff. Der Pianist wollte hier nicht die hundertste Version dieser Komposition einspielen, sondern hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Neben seiner exquisiten Spieltechnik natürlich. Schiff hat die Variationen einmal auf einem Hammerflügel von Franz Brodmann aus den Jahre 1820 eingespielt und zusätzlich noch auf einem moderneren Flügel der Firma Bechstein von 1921. Dem Pianisten geht es hier natürlich nicht um Hifi, sondern darum, zu vermitteln, wie die Musik zu Lebzeiten Beethovens wohl geklungen haben könnte. Man kann aber diese Aufnahme gut für Hifi-Zwecke missbrauchen.
Ich hatte diese Aufnahme natürlich schon vorher auf verschiedenen Kombinationen gehört und der unterschiedliche Charakter der Instrumente war mir durchaus bewusst. Mit der 10Y wird die Aufnahme mit dem Hammerflügel wie eine Zeitreise in eine vergangene Welt. Die eher subtilen Klangfarben des Hammerflügels werden hervorragend übermittelt. Das Instrument klingt weniger voluminös mit mehr Obertönen und etwas trockener, als man es von modernen Flügeln gewohnt ist. Diese Unterschiede kann man keinesfalls in jedem Setup so deutlich hören, in vielen Fällen wird gar nicht groß auffallen, dass es sich bei der zweiten CD um ein völlig anderes Instrument aus einer anderen Zeit handelt. Damit würde allerdings auch eine elementare Aussage, die Schiff mit dieser Einspielung bezweckt hat, verloren gehen. Der Flügel wird sehr klar umrissen abgebildet und steht fast physisch im Raum. Toll!
Letztlich ist es immer die gesamte Kette, die Musik macht. Das ist natürlich eine Binsenweisheit, wird aber trotzdem oft ignoriert. Bezogen auf die 10Y bedeutet dies, dass diese hier sozusagen ein Heimspiel hat und in Kombination mit der hauseigenen Elrog 211 Endstufe spielen kann. Die Geräte sind natürlich irgendwie aufeinander abgestimmt und können jetzt die beste Performance abliefern. Der Grundtenor liegt hierbei auf einer holistischen Wiedergabe. Kein Bereich springt sofort ins Auge, die Musik wird als Ganzes dargestellt. Die 10Y macht es einem sehr leicht, sich auf die Musik zu konzentrieren und den ganzen technischen Kram zu vergessen. Wenn ich nun unbedingt irgendeinen Aspekt hervorheben müsste, dann würde mir die ungewöhnliche hohe Auflösung einfallen. Der 10Y entgeht nix! Allerdings ist die Auflösung harmonisch in die Musik integriert, wie in natura auch. Wenn nun Martha Argerich direkt vor uns Klavier spielen würde, hätten wir 100 Prozent Auflösung, ohne dass man sich darüber irgendwelche Gedanken machen würde. So sollte es im Hifi-Bereich auch sein. Die Vorstufe verbindet die Magie der direkt geheizten Trioden mit exzellenter Auflösung. Dabei klingt sie sehr neutral und nicht euphonisch.
Einen interessanten und sehr wichtigen Aspekt möchte ich nicht unerwähnt lassen: die Geräte rauschen nicht, brummen nicht, knistern nicht oder machen sonst irgendwelche Mätzchen, wenn es draußen zu regnen beginnt. Einfach nur einschalten und Musik hören und nach ein paar Jahren die Röhren tauschen. Dies kenne ich mittlerweile aus eigener, jahrelanger Erfahrung mit Geräten dieses Herstellers, ich habe im Betrieb nie irgendwelche Probleme gehabt. Zudem können ängstliche Gemüter beruhigt sein, für Röhrenersatz ist gesorgt. Thomas Mayer verfügt über ein riesiges Arsenal an Röhren, trotzdem ist es sicher nicht verkehrt, sich einen kleinen Vorrat an Ersatzröhren zuzulegen. Dies gilt natürlich auch für andere Hersteller.
Was ich nicht gleich verraten habe, innerhalb der Röhrenfamilie gibt es noch andere Typen, die man einsetzen kann: 10, UX210, 10Y, VT25, VT25A, 801, 801A, VT62 und 1602. Für den „Tuberoller“ die geeignete Spielwiese! Die oben beschriebenen Klangbeispiele wurden mit einer Taylor VT25, also einer Militärversion der 10Y gemacht. Als nächstes habe ich einmal aus meinem privaten Fundus eine 801 mit Keramiksockel und Graphitanode eingesetzt. Diese mittlerweile schon seltener gewordene Röhre ist bekannt für ihre Mikrophonie-Armut. Dies äußert sich nun in einer noch klareren und detaillierteren Wiedergabe. Kann aber manchmal ein bisschen kühl wirken, insbesondere bei Frauenstimmen. Das ist aber reine Geschmackssache. Als letztes stand noch ein Paar VT25 in Globe-Form zur Verfügung, hier handelt es sich gewissermaßen um den Großvater der 10Y. Bei diesen Röhren fehlt oben das Glimmerplättchen, mit dem bei neueren Typen die Elektroden an der Anode gegen den Glaskolben abgestützt wurden. Deshalb ist sie etwas mikrophonie-empfindlicher. Jedenfalls wird die Wiedergabe hiermit deutlich farbiger und filigraner, mit mehr Soul, allerdings auch weniger kräftig. Das mag natürlich auch daran liegen, dass man von diesen Typen kaum noch ungebrauchte Exemplare findet und man deshalb nie weiß, wie viele Stunden sie schon auf dem Buckel haben. Trotzdem eine hochinteressante Erfahrung.
Gehört mit
| |
---|---|
Digitallaufwerk | Ayon CDT, Aurender W20 |
D/A Wandler | Borbely Audio, totalDAC d1-monobloc |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Thomas Mayer 10Y
| |
---|---|
Verstärkung | 3 dB 15 dB in der vorliegenden Version. Kann gewählt werden. |
Ausgangswiderstand | 50 Ohm Trioden Gleichstrom geheizt |
Gewicht | 20kg |
Höhe | 260 mm |
Breite | 270 mm |
Tiefe | 400 mm |
Preis | 12.500 Euro ( abhängig von der Ausführung) |
Hersteller
Thomas Mayer
| |
---|---|
Anschrift | Robert Boschstr. 26a 88131 Lindau |
Telefon | +49 173 3773747 |
thomas@vinylsavor.de | |
Web | www.vinylsavor.blogspot.com |
Hersteller
Thomas Mayer
| |
---|---|
Anschrift | Robert Boschstr. 26a 88131 Lindau |
Telefon | +49 173 3773747 |
thomas@vinylsavor.de | |
Web | www.vinylsavor.blogspot.com |
Hersteller / Vertrieb
audiodata elektroakustik GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Gneisenaustr. 11-17 D - 52068 Aachen |
Telefon | +49 241 512828 |
Fax | +49 241 535366 |
info@audiodata.eu | |
Web | www.audiodata.eu |
Vertrieb Sun Audio Vertriebs GmbH | |
---|---|
Anschrift | Schneckenburgerstraße 30 81675 München |
Telefon | +49 (0) 89 479443 |
info@sunaudio.de | |
Web | www.sunaudio.de |
Vertrieb
HiFi2Die4
| |
---|---|
Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | +49 (0) 7175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Web | www.hifi2die4.de |
VERTRIEB
Preference Audio
| |
---|---|
Anschrift | Peter Schmitz Sommerstrasse 34 81543 München |
Telefon | +49 (0) 89 47077691 |
Fax | +49 (0( 89 47077692 |
schmitz@preference-audio.de | |
Web | www.preference-audio.de |
HERSTELLER
Sound Performance Lab
| |
---|---|
Anschrift | SPL electronics GmbH Sohlweg 80 41372 Niederkrüchten |
Telefon | +49 (0) 2163 98340 |
Fax | +49 (0) 2163 983420 |
Internet | www.spl.info |
Nein, wir sind nicht zum Lifestyle-Magazin konvertiert und betrachten nun das In-Getränk des Sommers aus der Perspektive eines britischen High End-Herstellers. Chords Hugo ist ein Wandler mit integriertem Kopfhörerverstärker, gerade noch nicht zu groß für den mobilen Einsatz
Auf den ersten Blick habe ich Hugo für – wie man neudeutsch wohl sagt – ein Gadget der Luxusklasse gehalten. Mit dem Chord-typischen Lupenfenster, das freie Sicht auf die Platine samt einigen LEDs gewährt, die über unterschiedliche Betriebszustände informieren, dem opaken, farblich hinterleuchteten Kreis und dem Chameleon-ähnlich die Farbe wechselnden Lautstärkeregler buhlt Hugo um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Das Aluminiumgehäuse mit eingefrästem Geräte- und Firmennamen macht dann schnell klar, dass sich Hugo in einer anderen Preisklassen tummelt als etwa ifi und Co. Die technischen Daten verraten dann, dass Chord es mit dem Wandler durchaus ernst meint: Über S/PDIF und USB akzeptiert Hugo Signale mit 32 Bit und 384 Kilohertz, DSD mit doppelter Frequenz, also 5,6 Megahertz, soll über die Computer-Schnittstelle ebenfalls kein Problem darstellen. Bluetooth-Fähigkeit, der eingebaute Akku und die drei Kopfhöreranschlüsse, einmal 6,3 und zweimal 3,5 Millimeter, legen nahe, Hugo den mobilen Hifi-Geräten zuzurechnen.
Nachdem ich Hugo im Chord-Raum auf der High End getroffen und ihn gleich zu mir eingeladen hatte, stellte ich ihn direkt nach dem Messe zuhause auf dem Balkon bei einem ersten kurzen Test dem Kollegen Kemper vor. Allzu großen Aufwand wollte ich nicht betreiben, deshalb entschied ich mich für das iPhone als Zuspieler und die Apple Ear Pods als Schallwandler. Der Hugo verfügt zwar über zwei USB-Eingänge, die aber wohl aus Platzgründen nicht als Type B, sondern als Micro-USB-B ausgeführt wurden. Das USB-Kabel mit dem passenden Stecker bringt Hugo mit, sogar in zwei unterschiedlichen Längen. Das nutzt aber nur wenig, da zwar ich für das schon etwas ältere iPad und das 4-er iPhone meiner Gattin einen Kamera-Adapter zur Hand habe, nicht aber einen solchen nach dem Lightning-Standard. So bleibt mir nichts anders übrig, als die Musik-Daten per Bluetooth vom 5-er iPhone an Hugo zu schicken. Auch wenn dieser dank APTX 16-Bit-Signale mit bis zu 48 Kilohertz per Bluetooth empfangen kann, dürften die im Handy in CD-Qualität gespeicherten Musik-Files dort erst auf eine für den qualitativ schlechteren A2DP-Standard verdauliche Datenmenge heruntergerechnet werden.
Keine idealen Voraussetzungen also für Hugo, da er weniger Daten bekommt als der im iPhone integrierte Wandler. Aber dennoch ist für Wolfgang Kemper und mich sofort klar, dass die Aufnahmen über den Chord freier, detailreicher und dynamischer klingen als am Kopfhörerausgang des Mobiltelefons. Wie gesagt haben wir dazu keinen schwer zu treibenden Edelkopfhörer verwendet, der dann Unterschiede im Nuancen-Bereich offenbarte: Die bessere Klangqualität bei Hugos Einmischung war selbst über die dem iPhone beigepackten Ohrstöpsel erfahrbar. Wirklich beachtlich!
Nachdem dann der letzte Bericht zur High End geschrieben war, habe ich den Kopfhörer PSB M4U ausgepackt und Hugo mit dem MacBook Pro verbunden. Ohne den Adapter von 3,5 auf 6,3 Millimeter weigerte sich der PSB aber, mit Hugo Kontakt aufzunehmen. Der 3,5-Millimeter-Stecker des Kopfhörerkabels ist abgewinkelt, was bei iPod und Konsorten praktisch ist, es aber unmöglich macht, ihn in die ein Stück versenkt angebrachten Buchsen von Hugo einzustecken. Da hilft nur der Umweg über den Adapter am Kopfhörerkabel und die 6,3-Millimeter-Buchse. Die reine Freunde ist, wie unkompliziert Hugo die über Audirvana abgespielten HighRes- und DSD-Dateien akzeptiert, ganz egal ob es sich bei letzteren um DSD 64 oder 128 handelt. Über den aktiven PSB oder den so angenehm zu tragenden Ergo 2 klingen die bekannten Songs ganz vorzüglich. Hugo ist also auch dann für mich der ideale Reisebegleiter, wenn ich beispielsweise unterwegs an den Hifistatement Downloads arbeiten möchte. SoundBlade, das Mastering-Programm, lässt dies nämlich nur dann in 192 Kilohertz zu, wenn es erkennt, dass ein entsprechender Wandler angeschlossen ist. Und die Qualität von Hugos DAC und Verstärker ist so gut, dass über einen entsprechenden Kopfhörer aussagekräftige Urteile über den Klang der Aufnahmen möglich sind. Selbst die oft minimalen Unterschiede zwischen Hochbit- und DSD-Files vermag der Chord deutlich zu machen.
Mit einem Kopfhörer wie dem wohlklingenden Audeze LCD-XC dürfte der Chord eine der begehrenswertesten audiophilen Lösungen für unterwegs darstellen. Daran hat auch Hugos Crossfeed-Schaltung ihren Anteil. Sie simuliert die Tatsache, dass beim Hören in einem Raum jedes der beiden Ohren nicht nur den Schall des nächstgelegenen Lautsprechers wahrnimmt – wie beim Kopfhörer –, sondern leiser und minimal zeitverzögert auch den des entfernteren. Wie positiv sich eine solche Simulation des räumlichen Übersprechens auf die Kopfhörerwiedergabe auswirkt, habe ich ja schon bei der Besprechung des großartigen SPL Kopfhörerverstärkers Phonitor beschrieben. Hugo bietet drei unterschiedlich starke Varianten des Crosstalks an. Aber auch dieses klangfördernde Ausstattungsmerkmal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Preis von knapp 2000 Euro für eine mobile Wandler/Kopfhörer-Kombination extrem hoch ist.
Wer sich aber einmal mit Chord-Chef John Franks über Hugo unterhalten hat oder sich auf der Chord-Website über ihn informiert, erfährt, dass Chord den im Hugo verwendeten Wandler sowie die Digitalfilter für die höchste Entwicklungsstufe seiner im Jahre 1995 eingeführten Technik hält: Schon damals verzichtete man auf den Zukauf fertiger Wandler-Chips und übertrug diese Arbeit Field Programmable Gate Array oder kurz FPGAs. Das sind ICs, in denen logische Schaltungen programmiert werden können. Die Wandler-Technologie des Hugo soll sich auf sechs FPGA-Chips stützen, die bei 1,2 Volt weniger als ein Watt verbrauchten, und mit einem 2024-fachen Oversampling arbeiten. Der digitale Störteppich des 32-Bit-Wandlers liege bei -200 Dezibel und die digitalen Verzerrungen erreichten denselben hervorragenden Wert. Weiter geht’s mit den Besonderheiten von Rob Watts Transient Aligned Filter... Spätesten hier bin ich dann ausgestiegen. Wer sich in die Feinheiten der Chordschen Wandler-Technologie einarbeiten möchte, dem sei empfohlen, auf der entsprechenden Website ganz unten die Powerpoint-Präsentation Hugo DAC Technical Master Class (1).pptx herunterzuladen.
Ich habe dann lieber den Praxistest gemacht und sowohl den Mytek Stereo192-DSD DAC als auch Hugo unsymmetrisch mit der EAR 912-Vorstufe verbunden. Üblicherweise verwende ich ja die XLR-Ausgänge des Mytek. Da der Chord aber nur zwei recht eng beieinander liegende Cinch-Ausgänge bietet, die den Einsatz von High-End-Kabeln mit überdimensionierten Steckern ausschließen, habe ich mich um Chancengleichheit für die beiden Wandler bemüht. Und das war gut so: Denn wenn die Klangunterschiede so gering sind wie zwischen dem Mytek – für mich immer noch ein leuchtendes Beispiel in Sachen Preis/Klang-Verhältnis – und dem auch mobil einsetzbaren Hugo, dann kann schon die Differenz zwischen XLR- und Cinch-Ausgang größer sein als die zwischen den zu vergleichenden Geräten. Es bedurfte schon Verstärkern wie der EAR 912-Vorstufe und Ayons Epsilon so wie den hochauflösenden LumenWhite Schallwandlern, um überhaupt minimale Klangvarianten aufzuspüren können: Wenn es um die Solidität des Tieftonfundaments und Grobdynamik ging, hatte der Mytek marginale Vorteile, in puncto Luftigkeit und Größe des imaginären Raumes lag der Chord einen Hauch vorne. Ich genieße mit beiden Wandlern gleich glücklich und zufrieden meine Lieblingssongs.
Es gibt nur eines, das ich Hugo zu Vorwurf machen kann: Er klingt selbst über die Bluetooth-Verbindung so gut – zumindest ohne direkten Vergleich mit über Amarra oder Audirvana abgespielten Daten aus dem Computer –, dass ich für ein paar Songs nicht extra den iMac hochfahre, sondern sie vom iPhone zum Wandler schicke. O tempores, o mores!
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana 1.5.12 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon VI |
Kopfhörer | Ergo 2, Apple Ear Pods, Ultrasone Pro 750, PSB M4U |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Chord Hugo | |
---|---|
Eingänge | 1 x Toslink (24/192), 1 x Cinch (24/384), 1 x USB (SD, 16/48), 1 x USB (HD, 24/384, DSD 128), 1x Bluetooth (16/48) |
Ausgänge | 3 x Kopfhörer (2 x 3,5mm Klinke, 1 x 6,3mm Klinke), 1 x S/PDIF |
Abmessungen (B/H/T) | 100/20/132 mm |
Gewicht | 400 g |
Preis | 1800 Euro |
Vertrieb
G8 & friends GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Werner Möhring Ferdinand-Poggel-Str. 17 59065 Hamm |
Telefon | +49 5254 660188 |
info@g8friends.de | |
Web | www.g8friends.de |
Nach den bisher sieben Artikeln zu High End und hifideluxe ist dies nun der letzte. Hier gibt es die Zahlen aus dem Abschlussbericht der High End Society und noch einmal eine Menge interessanter Produkte.
Die High End 2014 hat die Messe des Vorjahres in allen Bereichen übertroffen. Nun gut, die Zahl der akkreditierten Journalisten stieg gerade einmal um zwei Promille. Doch Scherz beiseite: Die Zuwächse bei der Ausstellungsfläche – plus 33 Prozent – und den beteiligten Firmen – plus 25 Prozent – sind nicht nur für sich genommen geradezu sensationell, sondern zeigen gemeinsam betrachtet auch, dass die Aussteller sich in der Mehrheit auf dieser für sie so wichtigen Show breiter aufstellten als zuvor. Die Zahl der Fachbesucher nahm um drei Prozent zu, die der übrigen Besucher um 14 Prozent. Da kann man der High End Society zu ihrer rundum erfolgreichen Arbeit nur gratulieren.
Eines möchte ich gern noch los werden: Das Preisniveau der gezeigten Geräte auf der Highend ist schon ziemlich abgedreht. Es gab aber auch viele deutlich günstigere Produkte, als die von mir im Messebericht gezeigten. Bedenken Sie bitte, dass die Hersteller auf dieser Veranstaltung natürlich gern ihr Bestes zur Schau stellen. Ich versichere Ihnen nach meinem Rundgang: Es geht auch musikalisch hervorragend für weniger Geld. Hier nun meine letzten Impressionen für Sie – ohne Rücksicht auf das Preisschild.
Nach einigen Umzügen in den Anfangsjahren hat sich die hifideluxe im Münchener Marriot etabliert. Die Form der Messe dürfte vor allem jene ansprechen, die den wohnraum-ähnlicheren Bedingungen der High-End in Frankfurt nicht zu Unrecht nachtrauern. Wer hat schon einen großen Ausstellungsraum als Hörzimmer?
Die ausgeräumten Hotelzimmer dürften da der heimischen Realität der meisten Hifi-Fans näherkommen als die Räume im M.O.C. Dennoch blieb die Anzahl der Aussteller im Marriot recht überschaubar. Das hatte zur Folge, dass die Zimmer weiter voneinander entfernt lagen und das „Übersprechen“ zwischen den einzelnen Vorführungen erfreulich gering blieb. Allerdings ließ die großzügige Verteilung der Räume über die Etagen des Hotels die hifideluxe kleiner wirken, als sie in Wirklichkeit war. Aber letztlich geht es nicht um Zahlen und den Eindruck von Größe, sondern um die Qualität der Demonstrationen und der gezeigten Komponenten.