boulevard/14-10-24_kaiser
 

Ein Besuch bei Kaiser Acoustics

24.10.2014 // Jürgen Saile

Lerne Deutschland kennen mit Hifistatement! Nein, Sie sind nicht im falschen Film, aber so ähnlich kam es mir neulich vor. Nach der beeindruckenden Vorstellung des kleinsten Lautsprechers Chiara aus dem Hause Kaiser war es naheliegend, sich die Firma einmal näher anzusehen. So lernte ich auf der Fahrt dorthin auch einmal den bayerischen Wald kennen!

Der Hörraum von Rainer Weber ist in die Erde eingelassen, die Oberlichter sind von draußen betrachtet etwa ebenerdig. Im Hörraum selbst sind sie so hoch, dass sie eigentlich keinen Unsinn mehr machen sollten. Doch dazu später mehr.
Der Hörraum von Rainer Weber ist in die Erde eingelassen, die Oberlichter sind von draußen betrachtet etwa ebenerdig. Im Hörraum selbst sind sie so hoch, dass sie eigentlich keinen Unsinn mehr machen sollten. Doch dazu später mehr.

Diesmal war aber nicht unser Chefredakteur mitgefahren, sondern unser Fotograf Helmut Baumgartner. Möglicherweise kommt den älteren Lesern unter uns dieser Name bekannt vor, nämlich im Zusammenhang mit dem ehemaligen Hifi-Kultmagazin Das Ohr. Dort war er seinerzeit als Autor tätig. Helmut ist erklärter Transistorfan, und wundert sich eher, warum ich bei meinen Röhrengeräten seit Jahren noch keinen Ausfall hatte. So gesehen ging uns während der Fahrt nie der Gesprächsstoff aus, bis wir schließlich bei unserer ersten Station, Regensburg, angekommen waren.

Hier lebt der Entwickler und Konstrukteur der Kaiser Lautsprecher und Akustikelemente. Als erfahrener Akustik-Ingenieur ist er auch für die technische Ausführung der Optimierung von Aufnahmestudios oder Konzertsälen zuständig. Ein gut gelaunter Rainer Weber erwartet uns bereits und führt uns in sein Allerheiligstes, das vom eigentlichen Wohngebäude getrennt ist und einen separaten Eingang besitzt. In diesem Raum können sich auch Interessenten die Produkte der Firma anhören.

Nein, nein, unser Fotograf hatte nichts getrunken, die Wände sind so! Das dunkle Holz in der Mitte ist ein Bassabsorber, konstruiert auf der Basis eines Plattenabsorbers. Daneben ein sogenannter QRD-Diffusor, der aus unterschiedlich tiefen, durch eine dünne Wand voneinander getrennten Streifen besteht. Das mathematische Modell zur Berechnung basiert auf einer Primzahl, das würde hier aber zu weit gehen
Nein, nein, unser Fotograf hatte nichts getrunken, die Wände sind so! Das dunkle Holz in der Mitte ist ein Bassabsorber, konstruiert auf der Basis eines Plattenabsorbers. Daneben ein sogenannter QRD-Diffusor, der aus unterschiedlich tiefen, durch eine dünne Wand voneinander getrennten Streifen besteht. Das mathematische Modell zur Berechnung basiert auf einer Primzahl, das würde hier aber zu weit gehen

Wie bereits erwähnt, stellt Kaiser neben Lautsprechern auch Akustikpaneele und Diffusoren her, die zwar für den Einsatz im Profibereich gedacht sind, aber auch zuhause eingesetzt werden können. Wie man hier ganz deutlich sehen kann. Diese doch äußerst ungewöhnliche Architektur zieht natürlich sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Aber erst auf den zweiten Blick erkennt man, welch immenser Aufwand hier getrieben wurde. So wurden bereits die Dimensionen des Anbaus so gewählt, dass Raummoden möglichst wenig Unsinn anstellen können. Die Anordnung der Paneele folgt dem Konzept von LEDE ( Live End Dead End ), danach sollte ein möglichst großer zeitlicher Abstand zwischen dem Direktschall und der ersten Reflexion liegen. Und möglichst wenige Reflexionen von hinten kommen. Diese empfindet der Mensch seit Urzeiten als gefährlich, es hätte ja auch der Säbelzahntiger sein können. Jedenfalls ganz früher einmal. Mit den an die Wand genagelten Eierkartons aus Studentenzeiten hat das Ganze hier soviel zu tun wie ein Feuerwerkskörper mit der Saturn V. Nachdem das alles nicht unbedingt einfach zu realisieren ist, bietet Kaiser auch die Möglichkeit an, mit geeigneten Messungen und Berechnungen jeden Raum zu optimieren, nicht nur Rundfunkstudios. Zum Thema Messen meint Weber übrigens: Messen ist gut, die Frage ist nur, was man misst und wie man das Ergebnis dann interpretiert. Ob nun die beste aller Ehefrauen in jedem Fall mit so einer Komplettlösung einverstanden ist, muss jeder für sich ausprobieren. Jedenfalls hatte ich hier das erste Mal im Leben das Vergnügen, in einem akustisch optimierten Raum Musik zu hören. Und ich muss gestehen, ein toller Hörraum hat schon was!


  • Ein wenig Raumakustik

    Auch wenn man sich über 30 Jahre beruflich mit Hifi beschäftigt, ist man vor Überraschungen nicht gefeit. Tauscht man eine Komponente für einen Test in der stimmig spielenden Kette aus, ist das eben ein Teil des Jobs und man muss auf einiges gefasst sein. Diesmal wollte ich aber nur ein bisschen aufräumen – mit ungeahnten akustischen Folgen. Natürlich habe ich ein wenig zur klanglichen Optimierung meines Hörraums getan: So hängen an den Wänden das ein…
    30.12.2024
  • AIM Kabel: Interview mit Akira Oshima und Johnny Lee

    Bei der Verteilung von Kabeltests duckt sich Roland Dietl gern mal weg, was bei den AIM Ethernet-Kabeln aber nicht klappte. Dann beeindruckten sie ihn derart, dass er den Artikel über AIMs Top-USB-Kabel selbst initiierte – und sie später erwarb. Auf der Messe in Wien hatte ich die Gelegenheit, mehr über den Japanischen Kabelhersteller zu erfahren. Wenn sich ein nicht gerade als Kabel-affin bekannter schreibender Kollege – und darüberhinaus auch Helmut Baumgartner, der die Strippen nach…
    20.12.2024
  • High End Wien 26

    Im kommenden Jahr wird noch einmal alles so sein, wie es war. Zumindest, was die wichtigste Messe unserer Branche angeht, die High End in München. Das wird dann die 21. Messe dort sein, nach ebenso vielen Veranstaltungen zuvor, einmal in Düsseldorf und danach in Frankfurt. Nach der magischen Zahl 42 geht es dann im Austria Center Vienna weiter. Am besten wäre es, man beginnt in Vorbereitung der High End in Wien schon heute mit leichtem…
    06.12.2024
  • Interview mit Jean-Pascal Panchard – Teil 2

    Nach den Ausführungen zu seinem beruflichen Werdegang und einigen Stenheim-Modellen in Teil eins wird Jean-Pascal Panchard auch hier noch über das ein oder andere Modell aus dem Portfolio sprechen, bevor er Fragen zur internationalen Aufstellung der Firma, dem Audio-Club und seinen Lieblings-Medien für Tests und den privaten Hörgenuss beantwortet. Als Jean-Pascal Panchard Stenheim erwarb, hatte man lediglich die Alumine Two mit der optional zu ergänzenden Basssektion im Angebot. Um der Marke internationale Beachtung zu verschaffen,…
    25.11.2024
  • Interview mit Jean-Pascal Panchard – Teil 1

    Als ich im Juli darTZeel in der Nähe von Genf besuchte, machte ich auch einen Abstecher nach Vetroz, wo Jean-Pascal Panchards Lautsprecher-Manufaktur Stenheim beheimatet ist. Vor mehr als sieben Jahren hatte mich seine Alumine Five in meinem Hörraum begeistert. Für Anfang nächsten Jahres ist die ausgiebige Beschäftigung mit der Five SX geplant. Natürlich war ich neugierig darauf zu sehen, wie groß die Fertigungstiefe bei Stenheim ist: Zwar werden die Chassis zugekauft, aber von den Herstellern…
    21.11.2024
  • Statements in High Fidelity | Polish Edition 2024

    Wenn es um die Statements in High Fidelity geht, teilen Wojciech Pacuła und ich uns die Arbeit. Es hat sich eingespielt, wer die Ankündigung in seiner Sprache und dann die englische Übersetzung formuliert, wer die Einladung für die Gewinner schreibt und wer die Preise in Auftrag gibt. Den Bericht über die Feier verfasst traditionell mein Kollege: „Diesmal gingen die Preise an Jark Waszczyszyn für seinen CD-Player Ancient Audio Lektor Joy und an MSB Technology, in…
    04.11.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.