Hersteller
Sonic Studio LLC
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Adresse | 330 Sir Francis Drake Blvd. Suite A San Anselmo CA 94960-2552 |
Internet | www.sonicstudio.com/amarra/ |
Haben Sie Kinder? Nein? Sie verpassen was! Mein Jüngster kann mit zweieinhalb schon Fußball spielen. Einen Ball schießt er Ihnen aus fünf Metern Entfernung gezielt volley aus der Hand vor den Kopf. Etwas kritisch wird es dann, wenn der begabte Nachwuchs einen mittelgroßen Gummiball unter die Decke donnert und dieser durch die spontan wirkende Schwerkraft von oben auf einen spielenden Plattenspieler befördert wird.
Der Schaden ist beträchtlich. Bekennende Analog-Hörer benutzen ja bekanntlich keine Haube auf ihrem Wiedergabegerät, und so setzte der Korpus des Tonabnehmers unter Verlust des Nadelträgers mit einem wirklich hässlichen Geräusch einmal auf der LP auf, um dann zur Mitte über das Label eskortiert zu werden. Ein kleines Klicken beim Überfahren des Mitteldorns, und dann war es plötzlich ganz still...
Das Linn Asaka ist sicher kein aktuelles Tonabnehmersystem und wandert auch bei mir nur noch ab und zu unter den Tonarm. In diesem Fall übrigens ein Rega RB-300 aus den Anfangsjahren, der die Aktion weitestgehend unbeschadet überstanden hat. Mechanisch in Ordnung hatte lediglich ein Kanal leichte Aussetzer. Die abgespielte LP hat übrigens keinen Schaden genommen, warum auch immer. Den Arm schickte ich am nächsten Tag zu Mario Grözinger von highend-online, wo dieser zum erträglichen Kurs von 145,90 Euro komplett neu durchverkabelt und überholt wurde. Die Arbeit und Materialwahl überzeugen mich immer wieder, auch wenn man manchmal etwas Geduld mitbringen muss.
Aber da war ja noch der Tonabnehmer. Bei dem Linn, das schon sehr lange bei mir ist, mochte ich immer den etwas prominenten Bassbereich, die substantiellen farbigen Mitten und den eher zurückhaltenden Hochton, der aber nicht zu sanft war. Eine prima Sache, um der ganzen analytischen Moderne mal einen Moment den Rücken zuzukehren. Ganz nebenbei finde ich das Ding auch noch richtig schick. Und jetzt Totalschaden, ärgerlich das. Irgendwie hat es mich auch nicht losgelassen. Sicher haben im Laufe der Zeit diverse Systeme bei mir das Leben mit Nadelbruch ausgehaucht, aber das waren immer eher die kleinen Kaliber. Ich erinnere mich an ein Denon DL-110, ein AKG P8ES Nova vdHII, ein Ortofon X3MC, und die waren eh schon am Ende ihrer Laufzeit gewesen.
Da gibt es die Möglichkeit des Retippens, also den defekten MC-Abtaster mit einer neuen Nadel beziehungsweise einem Nadelträger versehen zu lassen. In der Regel wird dabei der alte Nadelträger abgeknipst und ein neuer aus Aluminium samt Abtastdiamant darauf geschoben und verklebt. Derartiges habe ich mal mit einem Accuphase AC3 machen lassen und war über das Ergebnis, trotz Shibata-Schliff, nicht besonders erfreut – besonders dann nicht mehr, als im Bekanntenkreis eines im Originalzustand zum Vergleich zur Verfügung stand.
Die Option der Inzahlungnahme beim Kauf eines neuen Abtasters ist auch eher nichts, wollte ich doch keinen neuen Linn-Abtaster, sondern mein altes Asaka erhalten. Ganz nebenbei sind die aktuellen MC-Modelle preislich etwas außerhalb meiner Reichweite angesiedelt, ich muss ja jetzt ganz viele neue Bälle kaufen. Wobei, wenn sich das fußballerische Talent meines Sohnes so weiter entwickelt, vertickere ich ihn mit 15 für 80 Millionen an den FC Barcelona, dann habe ich das ganz schnell wieder drin.
Als dann ein paar Tage später ein Monk-Übertrager vom bt-vertrieb, den ich mal zum Ausprobieren mit dem Linn angefragt hatte, kam, habe ich Stefan Becker, dem Geschäftsführer von bt die Geschichte erzählt, weil ich ihm das Gerät nun zurückschicken würde, ohne es gehört zu haben. Seine Anregung war, das System an Altmeister A. J. van den Hul zur Überarbeitung zu schicken. Den hatte ich in diesem Zusammenhang ganz vergessen und verdrängt, dass er auch einen Reparaturservice anbietet. Andererseits hat das System schon einige Jahre auf dem Buckel und van den Hul nimmt bei Bedarf Systeme komplett auseinander und wickelt sogar die Spulen neu, wenn dies möglich ist.
Nun ist der Schliff eines Tonabnehmers nicht unerheblich für den Gesamtklang verantwortlich und der alte elliptische Schliff sicher nicht unbeteiligt am etwas gemütlichen Charakter des Asaka. Das sollte man sich überlegen. „Schick's einfach her und wir geben es weiter, mehr als kaputt sein kann es ja nicht.“ Das leuchtete mir irgendwie ein. Auf die Frage nach dem Preis wurde mir erläutert, dass es keine festen gäbe. Das System wird erst mal gemessen und bei Bedarf auseinandergenommen und in Abhängigkeit vom Schaden der Preis kalkuliert. Zehn Tage später bekam ich die Nachricht, dass das System intern nichts abbekommen habe und elektrisch wie neu sei. Empfohlen wurde mir die Instandsetzung mit Bornadelträger und (natürlich) vdH-Nadel für 371,34 inklusive Versand. Das ist im Verhältnis zur Inzahlungnahme bei Neukauf extrem günstig, dafür gibt es nicht mal eine Ersatznadel für ein höherpreisiges Magnetsystem. Dazu kommt das gute Gefühl, dass da jemand mit tiefgreifender Ahnung und Erfahrung in der Materie zu Werke geht. Ganz nebenbei gelten die Diamanten von van den Hul als außerordentlich langzeitstabil. Also habe ich nicht lange nachgedacht und das Angebot bestätigt.
Knappe drei Wochen später erreichte mich ein Päckchen vom Vertrieb. Außen auf der Verpackung des Linn klebte ein van den Hul Aufkleber, auf dem System vorne auch, sowie eine feine, eingeritzte Signatur an der Rückseite. Der sehr dünne Nadelträger sitzt absolut gerade, der Abtastdiamant mit etwas viel Klebstoff daran befestigt. Der neue massive Bohrstab, auf dem der vdH1 Diamant thront, ist wohl von vorne in das alte Aluröhrchen geschoben worden.
Schnell in den zwischenzeitlich genesenen Rega eingebaut, Pi-mal Daumen einjustiert und an den inzwischen bei mir etablierten iFi Phono angenabelt. Keine Angst, ich habe später mein „Reinschätzen“ mit einer Schablone überprüft und tatsächlich die Nullpunkte des Rega-Arms genau getroffen – es gibt Momente, da fühlt man sich einfach gut!. Ganz nebenbei wird die Gefährlichkeit scharfer Nadelschliffe, in diesem Fall einer mit 3 x 85 µM Verrundungsradius, in meinen Augen überschätzt. Da gibt es immer drei Schablonen in der Schublade mit unterschiedlichen Nullpunkten, und die stimmen dann auch nur an zwei Stellen auf der Platte. Also keine Panik.
Die Einspielphase gestaltete sich erfreulich kurz und unkompliziert, nach zwei LP-Seiten passierte nichts Bemerkenswertes mehr. War das jetzt noch mein altes Asaka? Nein. Aber die häufig kolportierten Horrorgeschichten, dass der Charakter eines Systems komplett zerstört werde und man hinterher ein van den Hul-System hat (immerhin!), bewahrheitet sich nicht. Geblieben ist die Substanz, Farbe und der Schub untenrum. Dazu gekommen ist eine ausgeprägte Souveränität und vor allem unglaubliche Sauberkeit im Hochtonbereich. Die befürchtete Betonung oberer Frequenzen bleibt völlig aus, und es fügt sich ein Mehr an Information harmonisch in das Klangbild ein. Die Abtastgeräusche sind kaum noch wahrnehmbar, die Töne kommen aus einer bisher nicht bekannten Tiefe vor einem nicht vorhandenen – gern als schwarz bezeichneten – Hintergrund. Ist das System besser? Im Sinne des Erfinders, der aufgrund der Stellung im eigenen Programm – darüber rangierte noch das Karma – einige Limitierungen eingebaut hatte, sicher nicht. Insgesamt auf jeden Fall. Das Asaka ist im Vergleich zu vorher einfach ein richtig kompletter Abtaster geworden. Vielleicht stellt Dirk Sommer ja noch mal ein paar Klangbeispiele in die Klangbibliothek, damit sich jeder ein Bild davon machen kann.
Die Frage, ob sich das gelohnt hat, stellt sich nicht. Davon abgesehen, dass ich für das Geld heutzutage nicht mal in die Nähe eines adäquaten neuen Tonabnehmers käme, ist mein altes Schätzchen gerettet, was an sich unbezahlbar ist, und sollte mir noch auf Jahre hinaus Freude bereiten – solange kein Ball von oben kommt. Dass es auch noch besser klingt als vorher, nehme ich dabei durchaus gerne in Kauf.
Gehört mit
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Analoglaufwerk | Thorens TD-321, Technics SL-151/II |
Tonarme | Rega RB 300, Roksan Tabriz |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Linn Asaka v.d.H. |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
Verstärker | music hall a15.2 |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Heissmann-Accoustics Cinetor, RFT BR25E |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable |
Tonabnehmerreparatur van den Hul
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Hersteller/Vertrieb | B&T hifi vertrieb GmbH |
Adresse | Hauptstr. 14, 40699 Erkrath |
team@bthifi.com | |
Web | www.bthifi.com |
Tonarmrevision
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Hersteller/Vertrieb | Highend-Online, Mario Grözinger |
webmaster@highend-online.eu | |
Web | www.highend-online.eu |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Ein Streamer, der mit einer Vielzahl von digitalen Ausgängen gesegnet ist, aber dennoch ohne eigenen D/A-Wandler auskommt? Zugegeben, die Infos zu Auralics neustem Produkt haben mich zuerst etwas befremdet. Ohne integrierte Wandlung schien so ein Gerät seiner Kernkompetenz beraubt zu sein. Und genau hier beginnt der Irrweg
In vielen hochklassigen Musiksystemen arbeiten bereits kompetente D/A-Converter, die ihren Nutzern eine Menge Freude bereiten. Auralics Aries Streaming Bridge öffnet in diesen Setups die Tür zu allen Vorzügen, die eine Vernetzung bietet. Musikdateien die im heimischen Netzwerk auf einem Rechner oder auf einem Network Attached Storage (NAS gleich netzgebundenem Speicher) liegen, können via Netzwerkverbindung über die „Brücke“ im D/A-Wandler verarbeitet werden. Online-Streaming-Dienste wie WiMP oder Qobuz mit ihrem riesigen Musikarchiven werden komfortabel mittels iPad & Co. erreichbar und über das vorhandene Equipment adäquat wiedergegeben und, und, und…
Aber es ist nicht nur der Zugriff auf die vielfältigen Möglichkeiten – Auralic hat mit seinem Produkten zudem den Anspruch, eine überragende klanglich Performance zu bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde nicht einfach um ein Streaming Modul eines x-beliebigen Herstellers eine angepasste Peripherie aufgebaut.
Nein, die beiden musikbegeisterten Firmengründer Xuanqian Wang und Yuan Wang beschritten den beschwerlichen Weg, sie entwickelten ihr eigenes Board. Ein schneller Prozessor mit viel Rechenleistung, ein umfänglicher Puffer, ein schlankes Betriebssystem und der doppelte Einsatz von Auralics Waffe gegen Jitter, die famose Femto-Clock, sind die wohlfeilen Zutaten der Eigenentwicklung. Technisch formuliert: ARM Cortex-A9-1GHz-Prozessor, 1-GB-DDR3-Hauptspeicher kombiniert mit einem 4GB großen internen Massenspeicher.
Geballte Elektronik – und sei sie noch so leistungsfähig – benötigt heute nicht mehr viel Platz und so sind die Abmessungen der Streaming Brigde entsprechend kompakt. Das umgebende Kunststoffgehäuse ist zudem mit seiner wellenförmigen Oberseite ausgesprochen attraktiv gestaltet. Bis auf das schlanker ausgestattet Grundmodell Aries LE nimmt zur Zeit kein weiteres Gerät der Auralic-Produktfamilie diese eigenständige Designsprache auf, aber das muss ja so nicht bleiben. Schalter sucht man auf der Front vergebens, hier dominiert ein großes über alle Betriebszustände informierendes Display. Gedrückt und geschaltet wird entweder über die beiliegende Fernbedienung oder auf dem nicht beiliegenden Tablett. Auf der Rückseite befinden sich die digitalen Ein- und Ausgangspforten, sowie der Anschluss für das ausgelagerte Netzteil. Alle Buchsen sind von hoher mechanischen Güte, die gewählten Abstände bieten auch üppigen Kabelquerschnitten ausreichend Platz. Einen harten Netzschalter am Gerät gibt es nicht, der befindet sich am üppig dimensionierten Kraftspender. Und wie so oft gilt auch hier: Wohlklang vs. Abschalten.
Im Inneren verborgen ist die W-LAN Antenne, die auch die richtig dicken Päckchen empfangen kann. Traditioneller hingegen die kabelgebundene LAN-Verbindung, die einen mit ausreichend Bandbreite ausgestatteten zuverlässigen Kontakt herstellt. In welcher Verpackung die Datenpakete Auralics Jüngsten erreichen spielt in der Praxis keine Rolle – salopp gesagt versteht er eigentlich alles. So kann der Datenfluss sowohl aus DSD- wie auch aus PCM- Inhalten bestehen, daneben werden alle gebräuchlichen und etliche außergewöhnliche Audioformate unterstützt. Differenzierter sieht es ausgangsseitig aus, wobei die Grenzen nicht durch den Aries gesetzt werden. DSD64 respektive DSD128 wird originär über den USB-Anschluss ausgegeben, viele D/A-Wandler verstehen diese Sprache. DoP (DSD over PCM) kultiviert die S/PDIF bzw. AES/EBU Ausgänge und macht sie damit prinzipiell DSD tauglich. Leider funktioniert das nicht ohne Einschränkungen, denn DoP verhüllt die DSD-Daten im PCM-Datenstrom und nur wenige Converter können zur Zeit diese Verkleidung umkehren. Aufgrund der Bandbreitenbegrenzung wird die Rate zudem bei DSD64 gedeckelt.
Und noch etwas gilt es zu beachten, nicht jedes NAS-Laufwerk ist DSD tauglich. Vor einer umfänglichen DSD-Shopingtour auf den einschlägigen Plattformen (zum Beispiel www.highresaudio.com) sollte eine Kompatibilitäts-Abfrage stehen. Weitaus gebräuchlicher ist die Übertragung im PCM-Modus, der an allen Schnittstellen bis maximal 384 kHz mit 32 Bit abgegriffen werden kann (S/PDIF und AES/EBU bis maximal. 192 kHz mit 24 Bit).
Als Steuerungssoftware für den Auralic steht Lightning DS kostenlos im Apples App-Store zum herunterladen bereit. Android Anwender finden ab dem Spätsommer ein entsprechendes Angebot auf ihrer Download-Plattform, zum Jahresende sind die Desktop-Varianten avisiert. Lightning DS macht nicht nur die Bedienung der Bridge leicht, in dessen Menü werden auch die grundlegenden Geräte-Einstellungen für den Aries vorgenommen. Hilfreich ist dabei die perfekt eingebundene Online-Bedienungsanleitung, die mit einem „Tastendruck“ erreicht wird. Alle Funktionen werden dort in englischer Sprache anschaulich erläutert. Die eigene Musikbibliothek, in der Testkette der Medienserver Minim, wird schnell als Quelle identifiziert. Daneben stehen je nach gewählter Betriebsart (OpenHome, uPnP oder AV) in der „Sidebar“ die (Online-)Streaming-Dienste, Radio, WiMP oder Qobuz, AirPlayTM und Songcast zur Verfügung.
Gradlinig ist der Zugriff auf die einzelnen Dienste. Augenblicklich müssen allerdings beim Internet-Radio die Stationen noch händisch eingegeben werden: Das geht auch komfortabler. Jedoch wird die App kontinuierlich weiterentwickelt und stetig aktualisiert, einer Nachbesserung steht damit nichts im Weg.
Apropos Update: Sobald die Aries Streaming Bridge mit dem Netz verbunden wird, sucht auch sie nach Aktualisierungen. So folgte auf die erste Inbetriebnahme meines Testgerätes eine größere Revision der Firmware. „Wir werden zukünftig regelmäßig kostenlose Online-Upgrades bereitstellen, um die Performance und Kompatibilität laufend zu verbessern sowie neue spannende Funktionen hinzufügen wie etwa Local-Storage-Playback, DSD-Upsampling, Raumkorrektur und Mehrkanal-Audio“ so Firmengründer Xuanqian Wang. Aus dem zitierten Update-Fahrplan möchte ich Local-Storage-Playback herauspicken, da hier die Bestimmung eines bisher unbeschriebenen USB-Eingangs liegt. Mittelfristig kann dort ein Speichermedium Anschluss finden, dessen musikalischer Content durch den Aries ausgelesen und zur Verfügung gestellt wird.
Da Auralic die gleiche OpenHome-Struktur nutzt wie der schottische Hersteller Linn, werden entsprechend spezifizierte Endgeräte problemlos erkannt und als mögliche Ausgabegerät ausgewiesen. Umgekehrt funktioniert es gleichfalls: Die Linn´sche Steuerungssoftware Kinsky kooperiert stressfrei mit dem Aries, wenn auch mit eingeschränkten Funktionsumfang. Lightning DS hat sich alle für die Musik relevanten Daten geholt, die Cover der Alben erscheinen auf dem iPad, der Auralics Aries sowie der Linn werden als potentielle Abspielstationen aufgelistet. Es kann losgehen!
Für gewöhnlich versuche ich, hastig durchgeführte Vergleiche zweier Komponenten zu vermeiden, zu schnell wird das Bekannte als das Bessere beurteilt. Bei der Streaming Bridge konnte ich allerdings der Versuchung nicht widerstehen, zu sehr brannte ich darauf zu erfahren, ob ein scheinbar so untergeordnetes Modul wie eine Streaming-Einheit wirklich klangrelevant ist. Beide Streamer bekamen einen drahtgebundenen Zugang zum Router, vom Auralic ging es dann via Digitalkabel zum Wandler des Sparringspartners. Schlechtere Voraussetzungen hat damit der Aries, da sein Signal längere Wege sowie eine zusätzliche Steckverbindung überwinden muss.
Achtziger Jahre Pop steht ganz oben auf der Playlist, „Famous last word“ von Tears for Fears. Der Sennheiser lässt in meinem Kopf eine mächtige künstlich erzeugte Weite entstehen, Synthieklänge und der pathetische Sprechgesang Roland Orzabal füllen die Sphäre. Bevor das Schlagzeug zu seinem Einsatz kommt, steht fest, Streaming-Boards können sehr verschieden klingen!
Emiliana Torrini folgt mit ihrem eindringlichen Stück „Lifesaver“ auf In our sleep, das Laurie Anderson mit ihrem Lebensgefährten Lou Reed intoniert: Das Ergebnis verändert sich nicht. Empfängt der Aries die Datenpakete vom NAS, entsteht ein größerer Raum, die Musiker wirken gelassener, die Aufnahme gewinnt an Ausstrahlung. Befeuert die Endstufe die Schallwandler, wird der Zugewinn an Räumlichkeit noch fassbarer: Die virtuelle Bühne weitet sich „sichtbar“ hinter der Lautsprecherebene. Die Tonalität verändert sich indes kaum, hier dominiert offenkundig der Einfluss des Wandlers.
Befragt man die sympathischen Macher von der deutschen Auralic-Dependance nach dem Warum, dann steht der Terminus Jitter – Wikipedia erklärt: …engl. für „Fluktuation“ oder „Schwankung“, bezeichnet das zeitliche Taktzittern bei der Übertragung von Digitalsignalen – im Zentrum der Antwort. Dies klangabträglichen, umfassbar kleinen Stolpersteine, die den kontinuierlichen Datenstrom aus dem Takt bringen, sollen von den eigens entwickelten Schaltungen des Auralic aus dem Weg geräumt. Die Kombination aus Aries und dem hauseigenen Wandler Vega soll diesen Ansatz weiter untermauern. Beiden gemein sind die patentierten ActiveUSB Anschlüsse, die mit ihrem speziellen Protokoll ebenfalls in den Kampf gegen den Jitter ziehen. Dies passiert einerseits mit einer größeren Daten-Pufferung, anderseits durch eine verbesserte Synchronisation dank der außerordentlich präzisen Femto-Clock. Diese Maßnahmen haben übrigens keine Bedeutung für die Kompatibilität mit „gewöhnlichen“ USB-Buchsen.
Wenige Takte reichen, um die Überlegenheit der Auralic-USB-Verbindung zu erkennen. Mehr Akkuratesse, Ruhe und Natürlichkeit begleiten den Wechsel von S/PDIF zu USB. Damit wäre die Kabelfrage geklärt, dem weiteren genussvollen Streifzug durch die Musikbibliothek steht nichts im Weg. „Since I´ve been lovin you“ live von Led Zeppelin: Eine fette Gretsch-Bass-Drum in Kombination mit einem ekstatischen Sänger und einer Les Paul, die zwischen Rohheit und Genialität pendelt. Oder Rory Gallaghers Irish Tour: Der Mann ging mit seiner Stratocaster vermutlich ins Bett. Gemeinsam erzählen sie in „A million miles away“ eine Geschichte. Und mit jeder gespielten Note wird mir klar: Kollege Wolfgang Kemper hat in seinem Test völlig zu Recht die musikalischen Qualitäten des Vega gerühmt. Als Direct-Stream-Digital-Datei liegt mir das Album Night von Holly Cole vor: Wie immer bei der kanadischen Jazz-Interpretin sind die gecoverten Songs perfekt produziert. Erstmalig werden damit in meiner Kette Daten in Töne verwandelt, die dem für die SACD entwickelten Datenstrom entsprechen: Im Zusammenspiel weben Aries und Vega aus den 2,8224 Millionen Datenbits, die pro Kanal und Sekunde nativ zugespielt werden, ein feines extrem stabiles, räumliches und entspanntes Klanggespinst. Chapeau! Hollys Interpretationen über die dunklen Stunden des Tages stehen im Mittelpunkt der Darbietung, alle anderen Aspekte der Reproduktionen treten hingegen in den Hintergrund. Zum aufkeimenden – nach meinem Dafürhalten völlig überflüssigen – Formatstreit soll dies ausdrücklich kein Beitrag sein, denn die alternativ gehörten hochaufgelösten Datenströme im PCM-Modus klangen ebenso souverän. Auralics Duo geht mit der Formatvielfalt ganz pragmatisch um. Egal was kommt, egal wie es kommt, Aries und Vega holen immer das Beste heraus.
Gehört mit
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Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109, Minim Server, Router Speedport W 723 V |
Streaming Server | Minimserver |
Steuerung | UpnP Kontroll Auralic Lightning-DS App für Apple iPad (eine App für Android steht voraussichtlich im Herbst 2014 bereit), Linn Kinsky (eingeschränkter Funktionsumfang), Apple iPad Mini |
D/A-Wandler | Auralic Vega, Linn Majik I DS |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25+ |
Kopfhörerverstärker | Lake People G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 |
Kabel | Monster Cable LAN, Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
Herstellerangaben
AURALiC ARIES Wireless Streaming Bridge
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Typ | Streaming Modul (das ist eine „Brücke“ zwischen Musikdateien im Netzwerk respektive. Online Streaming-Musikdiensten und einem D/A Wandler |
Digitale Eingänge | Ethernet (LAN), USB 2.0, WLAN (IEEE-802.11n-Standard) |
Digitale Ausgänge | S/PDIF Toslink (Lichtleiter), S/PDIF (RCA), AES/EBU (XLR), USB |
Auflösung/Datenstrom | Eingang: PCM bis 384 kHz / 32 Bit (DXD), DSD64, DSD128 Ausgang: PCM via USB (max. 384 kHz / 32 Bit), S/PDIF & AES/EBU (max. 192 kHz / 24 Bit) Ausgang: DSD originär via USB, via DoP in Verbindung mit vorbereiteten Wandlern über S/PDIF & AES/EBU bis DSD64 |
Audioformate | AAC, AIFF, ALAC, DIFF, DSF, FLAC, MP3, OGG, WAV, WV, WMA |
Online-Streaming-Dienste | Radio, WiMP & Qobuz (weitere sind in Vorbereitung) |
Streaming-Dienste | AirPlayTM (AirPlay is the trademark of Apple Inc.), Songcast |
Stand der Firmware | August / September 2014 |
Abmessungen (H/B/T) | 70/250/200mm |
Gewicht | 0,8 kg ohne Netzteil |
Preis | 1500 Euro |
Lieferumfang | Externes Linearnetzteil, Fernbedienung, Netzkabel |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Im zweiten Teil des Bericht über das 94. Treffen der Krakauer Musik- und Hifi-Fans geht um eine Weltpremiere von Ayon Audio und den Vergleich des Klanges von HiRes-Files mit dem von CD
Im Folgenden lesen Sie, wie die Anwesenden die Qualität ein und desselben Songs beurteilen, der über denselben Wandler einmal als hochaufgelöste Musik-Datei und einmal von einer MFSL-Gold-CD-R, abgespielt auf einem Ayon CD-T, erklang.
Wiktor
Um ehrlich zu sein, der Unterschied war nicht so groß. Wir hatten mehr Micro-Informationen und ein wenig mehr Glanz bei den Audio-Files. Dennoch haben sie mich nicht überzeugt. Für mich war der entscheidende Moment der, in dem das Serpent einsetzt. Ich dachte bei mir: Wow, der Typ ist verdammt gut. Deshalb ziehe ich die CD vor. Sie klingt für mich ehrlicher, selbst wenn sie im Vergleich zur Datei ein paar Details vermissen lässt.
Bartosz G.
Die harmonischen Obertöne der Instrumente hörte man bei den Dateien besser, den Körper der Instrumente bei der CD. Aber ich muss zugeben, dass mich der Sound der CD umgehauen hat. Er war wie aus einem Guss, wirklich fantastisch!
Janusz
Ich bin seit langer Zeit ein Anhänger der Compact Disc und werde das vermutlich auch bleiben. Die Aufnahme wirkte als Datei lauter, auch wenn das in Wirklichkeit nicht so war. Wohl, weil man die größere Menge an Details als höhere Lautstärke interpretiert. Aber ich liebe die CD. Warum? Wegen ihrer wunderschönen Weichheit und Fülle des Klanges. Der Unterschied war nicht groß, nach einigem Nachdenken würde ich jedoch sagen, da gab es irgend etwas zusätzliches bei der Musik-Datei, das auf der CD nicht vorhanden war. Ich meine etwas „hinter“ dem Klang, was ihn glaubwürdig macht. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich daher für die Datei entscheiden.
Ryszard B.
Jesus Maria – die Musik-Datei ist es. Punkt.
Ryszard S.
Ich verstehe, was ihr sagt und bin auch mit allem einverstanden. Lasst mich aber wiederholen, dass wir über geringe Unterschiede reden. Ich würde die CD wählen, wegen ihrer Geschmeidigkeit und ihres Flusses. Das kompensieren die zusätzlichen Details der Datei nicht.
Jarek
Ich stehe immer fest hinter der CD. Aber diesmal nicht. Ich kann kein Gefühl im Klang der CD erkennen, wenn ich sie mit der Datei vergleiche. Als ich die CD hörte, hätte ich nicht sicher sagen können, welche Saite zu welchem Instrument gehört. Dieses Problem hatte ich mit der Datei nicht, wegen der besseren Differenzierung des Raumes und der Klangfarben.
Andrzej
Der generelle Eindruck, den die Datei nach dem Abspielen bei mir hinterließ, war der von Ruhe. Ein sehr positiver Eindruck. Das war nach meiner Meinung die Art von Darbietung, bei der etwas geschieht. Die CD klang angenehm und flüssig, war aber selbstzentriert und weniger sensibel gegenüber der Aufnahme an sich.
Wiciu
Ich bin über diese Meinungen überrascht, weil ich im Gegensatz zu meinen Vorrednern glaube, dass die CD deutlich besser klingt. Sie bietet mehr von allem, zuerst wären da mal die Obertöne, woraus ein in sich voller Klang und eine bessere Tonalität resultiert. Der Fluss des Klanges war einfach brillant. Der Vergleich erinnerte mich an die Unterschiede zwischen Schallplatten, die zwischen 1950 und 1960 hergestellt wurden und in diesem Fall das Äquivalent zum Klang der CD sind, und heute veröffentlichtem Vinyl, das der Musik-Datei entspricht. Ich ziehe erstere vor, denn ich hasse letzteres.
Marcin
Ich habe keine Idee, warum das so ist, aber für mich klangen die Dateien besser. Folglich mag ich eine Menge Details und, dass alles klarer ist.
Tomek
Nachdem ich fünf Sekunden lang die Aufnahme als File gehört hatte, fing ich an, nach etwas im Klang zu suchen, das seine Überlegenheit beweisen könnte. Das ist üblicherweise ein verräterisches Zeichen dafür, dass etwa falsch ist. Wenn etwas besser ist, ist es einfach besser und man muss nicht speziell danach suchen. Aber nach einer Weile habe ich losgelassen und nur noch auf die Musik gehört. Ich kann ehrlich sagen, dass ich auf dieser Basis den Klang der CD vorgezogen habe. Bei der Datei konnte ich mehr Details hören, aber das bedeutete für mich nicht „mehr Musik in der Musik“. Genaugenommen beeinträchtigten so viele Detail sogar mein Musikhören; es war unnatürlich.
Janusz
Dazu sage ich Amen.
Bartek P.
Ich bestätige, was Tomek sagte: Die Datei war detailreicher, und das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber die Details wurde auf eine so grobe Art rübergebracht, dass sie einem die Freude am Hören nahmen. Zumindest im Vergleich mit der CD, die tiefer, kohärenter und natürlicher klang.
Das neue Gerät, das Gerhard mit nach Krakau brachte, war das erste und bis dahin auch einzige dieser Art in der Welt. Bald werden aber alle Ayon Player diese Funktion an Bord haben: Ich spreche über die Fähigkeit, DSD-Dateien direkt abzuspielen, ohne dass die DSD-Audio-Daten in PCM-Container gepackt und als PCM-Datenstrom verkleidet werden, was die Idee hinter dem zur Zeit verwendeten DoP-Transfer-Protokoll ist (DSD over PCM).
Sony führte zusammen mit Philips das SACD-Format ein, das waren optisch abzutastende Scheiben zur Speicherung von DSD-Daten. Das Ziel, das auch schon den Start der CD begleitete, war es, soviel Geld wie möglich mit dem neuen Format zu machen, und zwar sowohl direkt als auch durch den Verkauf von Lizenzen. Das ist eine ebenso normale wie effektive Geschäftspraktik. Nur, dass Sony es damit übertrieben hat, die Geheimnisse für sich zu behalten, wie aus heutiger Sicht deutlich wird. Die SACD kam mit so vielen verschiedenen Kopierschutzmethoden und die DSD Signalbearbeitung auf dem Computer wurde so schwer gemacht, dass die meisten Plattenfirmen und Label gefolgt von den Endverbrauchern sich von diesem Format abwandten. Inzwischen sind wir im 21. Jahrhundert angekommen, in dem Musik-Dateien jedermann zugänglich sind und er damit machen kann, was er möchte. Aber selbst die Verfügbarkeit von DSD-Dateien zum Download, die Linn zuerst eingeführt hat, änderte die Situation nicht.
Eines der größten Defizite des Formats – zumindest aus Sicht des Audio-Perfektionisten – ist die Tatsache, dass es nicht möglich ist, DSD-Daten aus dem SACD-Player herauszubekommen. Es ist nun für Audio-Enthusiasten selbstverständlich, externe Wandler zu benutzen. Zwar gewährte man Esoteric und Accuphase, den wohlbekannten japanischen High-End-Herstellern, eine Lizenz, um mit dem Signal ihre eigenen Wandler zu speisen, sichere Protokolle, die mit allem anderen nicht kompatibel sind. Das hat das Schicksal des Formats besiegelt.
Das ist Grund dafür, dass die Audio-Firmen so viel Zeit benötigten, um einen Weg zu finden, DSD-Daten aus dem Computer zu streamen. Die Lösung erwies sich als relativ einfach, schien es aber nicht zu sein, bevor man darauf kam. Andreas Koch von Playback Designs, Andy McHarg von dCS und Rob Robinson von ChannelID entwickelten eine neue Vorgabe, die sie DSD-over-PCM (DoP) nannten. Die Idee ist, DSD-Daten in PCM-Container zu packen und diese über USB zu senden. Das DSD-Signal wird nicht verändert und bleibt natives DSD, aber während der Dauer und zum Zweck des Transportes wird es als etwas anderes verkleidet. Sehr schnell haben andere Firmen den Standard für sich übernommen, denn DoP ist ein offener Standard, und damit begonnen, DSD-fähige Wandler zu produzieren. Momentan erlebt der Markt die Einführung von Komponenten, die DSD256-Signale mit 11,2 Megahertz, dem Vierfachen der DSD-Sampling-Frequenz, verarbeiten können. Ayon Audio war weltweit die erste Firma, die einen Music-Player mit einer Röhren-Ausgangsstufe vorstellte, der DSD wiedergeben konnte, und dann auch die erste Firma, die einen Röhrenwandler entwickelte, der DSD-Signale akzeptiert. Wie ich schon gesagt habe, war das nicht genug für Gerhard. Er kannte DSD-fähige D/A-Wandler aus dem professionellen Audio-Bereich und wusste, dass der Prozess des Ein- und Auspackens der DSD-Daten das Signal signifikant beeinträchtigt. Daher entwickelte er zusammen mit den Ingenieuren von Stream Unlimited etwas, was der Durchbruch sein könnte: eine direkte DSD-Übertragung unmittelbar von einem NAS-Drive per Ethernet-Kabel. Wir waren die ersten, die den überarbeiteten S-5 Network-Player sehen und hören durften und die Möglichkeit hatten, damit PCM-24/192- und DSD-Dateien zu vergleichen, DSD128 inklusive. Die Dateien hatte Dirk Sommer vom selben analogen Mastertape erstellt.
Wir hatten uns für einen Blindtest entschieden, bei dem die Teilnehmer nicht wussten, welche Datei sie hörten. Sie sagen dann, was sie bevorzugten, begründeten ihre Meinung und erfuhren erst am Ende der Befragung, wofür sich sich entschieden hatten. Zehn Personen zogen PCM-Dateien vor und fünf von uns, mich eingeschlossen, stimmten für DSD. In den nächsten Absätzen zeigt der Buchstabe hinter dem Namen die Wahl der jeweiligen Person, wobei A für DSD steht und B für PCM.
Janusz [B]
Das Tempo war bei der ersten Darbietung nicht gleichmäßig, und das ist der entscheidende Faktor bei dieser Aufnahme. Alles, was kein konstantes Tempo hält, ist für mich fehlerbehaftet. Es passierte mehr bei der zweiten Aufnahme, sie war lebendiger. Ich habe daher die zweite Darbietung vorgezogen. Aber bisher waren die Unterschiede nie so gering wie hier.
Ryszard B. [B]
Die zweite Darbietung brachte mehr Informationen, war klarer und lebendiger. Die Durchzeichnung, die Abbildung und die Differenzierung schien beim zweiten mal besser zu sein. Aber die Unterschiede waren sehr gering.
Ryszard S. [B]
Als ich A hörte, mochte ich es wirklich sehr. Aber dann hörte ich Beispiel B, und das schien mir besser zu sein. Und dabei blieb es auch, als wir noch einmal zu A zurückkehrten. Als ich B hörte, fiel mir die bessere Differenzierung der Saiten und der Raumakustik auf.
Jarek [B]
Ich stimme dem zu, was Rysiek sagte: B besaß eine bessere dynamische Differenzierung, das heißt, man konnte leichter hören, was die Musiker beabsichtigten und wie sie miteinander zusammenspielten. Bei B waren auch Tempo und Dynamik besser abgestuft. Ich hörte einen klaren Unterschied wie den zwischen Meister [B] und Lehrling [A].
Gerhard [A]
Als Hersteller habe ich eine Menge Geld in DSD investiert und das mit gutem Grund. Deshalb habe ich A gewählt, denn ich wusste es war DSD. Aber damit das alles Sinn macht, muss das Signal direkt übertragen werden, so wie das in diesem Fall war. DoP nivelliert die Unterschiede.
Wiktor [A]
In diesem Fall waren die Unterschiede weniger gut wahrzunehmen als zuvor, denn wir bewegen uns hier auf einem wirklich hohen Niveau. Die Darbietung B hatte einen satteren Sound, doch A war auf einen grundlegenderen, musikalisch Level ansprechender. Es mag weniger Details gehabt haben, aber was man gehört hat, war schlüssiger.
Wiciu [B]
Die Unterschiede waren minimal. Ich wähle B aus der Notwendigkeit heraus, etwas aussuchen zu müssen und nicht, weil ich völlig überzeugt bin.
Andrzej [A]
Die Darbietung B brachte uns mehr Informationen, die waren aber eher hervorgehoben als allgemeingültig. A war ruhiger, glatter und dunkler. Für mich klang A viel besser.
Bartek P. [B]
Die Unterschiede waren minimal und es ist eigentlich lächerlich, sich für eine Version zu entscheiden. Weil ich es aber muss, wähle ich die Darbietung B.
Wojtek Pacuła [A]
Ich habe ich mich entschieden, meine Meinung zum Schluss auch zu äußern, weil dieser Vergleich für mich besonders wichtig ist. DSD hat ein riesiges Potential. Die Version B kam mir stark euphonisch vor, hier wurden gewisse Teile des Frequenzspektrums betont. Was aber wichtiger ist: Mir schien, dass die Enden des Spektrum verrundet wurden. A, von dem wir nun wissen, dass es DSD war, wirkte natürlicher, glatter und klang mehr wie das, was wir von der Nagra gehört hatten. Und im High-End-Audio sind es die kleinen Verbesserungen, um die wir kämpfen. In Anlagen auf Einsteiger-Niveau würden diese Kleinigkeiten keinen Unterschied machen.
Fazit
1. Tape rulez.
2. Die Unterschiede zwischen dem Tonband und der LP sind sehr groß, zum Vorteil des Bandes.
3. Die Unterschiede zwischen der LP und der CD sind deutlich, aber die Zustimmung ist fast gleichmäßig verteilt, abhängig davon, welche Aspekte der Darbietung für den Hörer wichtig sind.
4. Audio-Files und die CD sind zwei unterschiedliche Welten, aber nicht notwendigerweise zum Vorteil der Dateien. Mir scheint, dass wir noch eine Weile warten müssen, bevor wir eine verbindliche Einschätzung treffen können.
5. Die Unterschiede zwischen PCM und DSD sind gering und die meisten Hörer schienen PCM zu bevorzugen. Aber man sollte bedenken, dass es oft die kleinen Unterschiede sind, die im High-End-Audio große Bedeutung besitzen.
Die Anlage für die Hörvergleiche
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Quellen | |
Bandmaschine | Nagra IV-S auf Acoustic Revive RAF-48H Luft-Isolationsbasis |
Plattenspieler | Thales TTT-Compact auf Thales LEVIBASE mit Thales Easy Tonarm und Kuzma CAR 40 |
Phonoentzerrer | RCM Audio THERIAA |
CD-Laufwerk | Ayon Audio CD-T |
File-Server | Aurender X100L |
Wiedergabekette |
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Vorverstärker/DAC | Ayon Audio Stratos |
Endverstärker | Accuphase A-70 |
Lautsprecher | Dynaudio C4 Signature |
Kabel | Acrolink (LS), Oyaide (Netz) |
PS: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hierzulande nicht ähnliche Hifi-Zirkel gibt. Allerdings finden deren Aktivitäten – von Foren mit ihrem manchmal auch recht rüdem Ton einmal abgesehen – leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wenn Sie möchten, können wir das gern ändern: Berichten Sie doch einmal von Ihren Treffen in Hifistatement.
In Krakau trifft sich schon seit Jahren eine Reihe von Hifi- und Musik-Enthusiasten, um gemeinsam bei gepflegten Getränken dem gemeinsamen Hobby zu frönen. Dazu laden sie Hersteller, Vertriebe oder auch Musikproduzenten ein. Diesmal waren es Ayon-Chef Gerhard Hirt sowie meine Gattin und ich für unsere Plattenfirma sommelier du son. Ein Forum findet die Krakow Sonic Society in High Fidelity, dem Magazin des Kollegen Wojciech Pacula, der auch den folgenden Artikel schrieb
Es ist schwer zu sagen, was an Vinyl so besonders ist, dass die Technologie, von der man vor 20 Jahren glaubte, sie würde verschwinden, sehr lebendig ist. Es mag daran liegen, dass die Existenz des Plattenspieler kulturell verankert ist, oder an der Tatsache, dass Vintage gerade sehr angesagt ist. Manche heben das fast schon feierliche Ritual beim Abspielen einer LP hervor, andere verweisen auf den künstlerischen Wert der Cover-Gestaltung, während wieder andere die überlegene Klangqualität in den Vordergrund stellen. Egal, wie wir nun das triumphale Comeback der schwarzen Scheibe interpretieren: Es ist eine Tatsache, dass die Schallplatte wieder eines der wichtigsten Formate für engagierte Audio-Enthusiasten darstellt.
Ist Ihnen bewusst geworden, dass es üblich ist, die Begriffe „Analog-Platte“ und „Analog“ synonym zu verwenden? Der Grund für diese semantische Verschiebung des Begriffs „Analog“ scheint klar: Man wollte eine klare Unterscheidung zwischen digitalen Audiosystemen wie zum Beispiel der CD und Plattenspielern treffen. In den späten 80-ern, als die Dominanz der schwarzen Scheibe nur noch in der Erinnerung existierte, wurde „Analog“ auf diese Bedeutung reduziert. Die Compact Cassette und die CD wurden nie als gleichwertige Quelle betrachtet – ich sage nicht, dass dies wahr ist, sondern gebe nur eine weitverbreitete Meinung wieder. Bandmaschinen wurden nur noch von wirklichen Hardcore-Analog-Fans benutzt.
Ich spreche über den Begriff „Analog“, weil er sich über mehrere Jahrzehnte auf beides bezog: Plattenspieler und Tonbandmaschinen. Letztere wurde in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts erfunden, erlangte aber erst in den 40-ern ihre jetzige Form mit auf Spulen gewickeltem Magnetband. Interessanterweise enthält der englische Wikipedia-Eintrag zu Bandmaschinen ein Bild eines deutschen Magnetophons aus dem Zweiten Weltkrieg und eines vom ZK-147 des polnischen Herstellers Unitra. Ein interessanter Zufall, dass in der September-Ausgabe von High Fidelity, die wie immer exklusiv polnischen Audio-Produkten gewidmet ist, ein Artikel von Maciej Tulodziecki, Assistenz-Professor an der Fakultät für Automotive- und Konstruktions-Maschinenbau der Warschauer Technischen Hochschule und privat ein Vinyl-Liebhaber und Plattenspieler-Experte, erscheint, in dem er die Geschichte der polnischen Bandmaschinen beschreibt, einschließlich der Aria und der Concert sowie verschiedener Modelle der ZK-Serie.
Um zu Thema zurückzukehren: Aktuell ist der Plattenspieler nur ein Teil dessen, wofür „Analog“ steht. Und darüber hinaus muss man feststellen, dass der Klang der Vinyl-Scheibe nicht ganz an den eines analogen Mastertapes herankommt. Wir haben dies Thema bei Treffen der Krakow Sonic Society diskutiert, als wir eine Studer A807-0.75 VUK gehört haben. Ich versuche dies immer klarzustellen, wenn ich höre, Vinyl sei das beste Musikformat der Welt. Ist es nicht.
In den vergangenen Jahren wurde beim Thema Vinyl am häufigsten die Frage nach dem Sinn oder Unsinn – ganz nach Standpunkt – der Fertigung von LPs von digitalen Aufnahmen diskutiert. Jemand, der sich recht dezidiert dazu äußert und es einen Fehler und eine Irreführung nennt, ist Dirk Sommer. Sie sind ihm schon in meinem Interview begegnet, das in der Serie „The Editors“ veröffentlicht wurde. In diesem Interview lernten wir ihn vorrangig als Audio-Journalisten, langjährigen Chefredakteur des deutschen Magazins image hifi und jetzigen Chef des Online-Magazins hifistatement.net kennen. High Fidelity arbeitet mit letzterem seit nun zwei Jahren zusammen, in dem wir Artikel austauschen.
Allerdings habe ich während unseres Gesprächs, das wir in Krakau im Restaurant Miód i Malina – Honig und Himberre – bei polnischen Bier und regionalen Spezialitäten führten, den Eindruck gewonnen, dass das Betreiben des Magazins nur eine Hälfte von Dirks Jobs ist. Im Fall von Enthusiasten ist „Job“ ein recht relativer Begriff, weil man wohl auch „Leben“ sagen könnte. Die andere Hälfte von Dirks Job ist derzeit etwas, das aus einer Eingebung des Augenblicks, aus reiner Neugier entstanden ist: Das Schallplattenlabel sommelier du son. Ich traf übrigens nicht nur Dirk in besagtem Restaurant, denn er war zusammen mit seiner Gattin Birgit Hammer-Sommer nach Krakau gekommen. Auch wenn man auf den ersten Blick sieht, wie sehr sie sich lieben, beschränkt sich Birgits Rolle keineswegs darauf, Dirk zu begleiten. {Vielleicht sollte ich den polnischen Kollegen für weitere Artikel um ein wenig mehr Diskretion bitten. Der Übersetzer.} In der Tat ist Birgit zu gleichen Teilen am Label beteiligt und während der Aufnahmen übernimmt sie den Job, den man auch in Polen als „Tape Operator“ bezeichnet. Sie kümmert sich darum, dass jederzeit ausreichend Band vor den Tonköpfen ist.
Für ihr Schallplatten-Label nehmen Herr und Frau Sommer Musik auf und veröffentlichen LPs. Alles wird rein analog gemacht. Daher tragen auch die Schallplatten, die sie für Edel:Kultur produzieren, stolz das AAA-Logo: die Triple A Series. Derzeit produziert Dirk die Reissues von Kult-Alben des deutschen MPS Label, denn Edel hat den gesamten MPS-Katalog gekauft. Ich habe die gerade erschienene, völlig analog produzierte Box mit Platten von Oscar Peterson jedenfalls sehr genossen. Die ist übrigens ungemein günstig.
Deshalb konnte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, und wir trafen während der High End 2014 in München eine Verabredung für ein Treffen der Krakow Sonic Society mit sommelier du son. Wir planten ein Meeting, bei dem wir die Gelegenheit haben würden, Kopien von Mastertapes auf einer Nagra IV-S Bandmaschine zu hören und sie mit LPs, die vom selben Mastertape produziert wurden, und auch mit PCM- und DSD-Files – ebenfalls direkt vom selben Master – zu vergleichen. Aber darauf werde ich später zurückkommen. Unsere Pläne materialisierten sich schließlich bei einem Meeting der Krakow Sonic Society bei Tomek am Tag nach der Ankunft von Herrn und Frau Sommer in Krakau und meinem Abendessen mit Ihnen im Restaurant Miód i Malina.
Ich sprach mit Dirk und Birgit über viele Dinge, zum Beispiel über eine Beinahe-Zusammenarbeit von Dirk mit Charlie Haden, aus der dann doch nichts wurde, über die Tatsache, dass Dirk einmal mehr als 50 Prozent aller ECM-Veröffentlichungen gesammelt hatte oder über Birgits Hauptjob als Stadtquartiersleitung von Kindertageseinrichtungen in München und vieles anderes. Im Folgenden finden Sie ein paar Auszüge unseres Gesprächs, um ein Gefühl für die Atmosphäre unseres Treffens zu bekommen.
Wojciech Pacuła: Wann hast Du mit sommelier du son begonnen?
Dirk Sommer: Birgit und ich gründeten sommelier du son im Jahr 2008. Bis jetzt haben wir drei Alben veröffentlicht:
Und für September ist das vierte Album, Hans Theessink, Live At Jazzland geplant.
Wojciech Pacuła: Wie kamt Ihr auf den Namen Eures Labels?
Dirk Sommer: Es hat wirklich eine Zeit gedauert, einen Namen zu finden, der uns gefiel. Beim jetzigen Namen kommen einige Aspekte zusammen:
Wojciech Pacuła: Was war Dein erster Job in Sachen Schallplattenproduktion?
Dirk Sommer: Ich habe einige Platten für image hifi als Executive Producer gemacht. Dieter Ilg, Bass war das erste Album, das ich aufgenommen habe.
Wojciech Pacuła: Für welche anderen Label arbeitest Du derzeit noch?
Zusätzlich zur Arbeit als Toningenieur und Produzent für sommelier du son arbeite ich für Lutz Precision und edel:content. Für letztere verantworte ich die Triple A Series, in der bisher fünf Alben erschienen sind und produziere die Reissues aus dem MPS Katalog, den Edel Anfang des Jahres erworben hat.
Wojciech Pacuła: Erzähl uns ein wenig mehr über die MPS Reissues!
Dirk Sommer: MPS machte bis in die 80-er Jahre Aufnahmen. Danach wurde der Katalog mehrfach verkauft, zuletzt an Edel. Ich habe nun einen Vertrag mit dem Label, laut dem ich die Vinyl-Reissues machen werde. Alben von Ella Fitzgerald, Joe Pass und den Singers Unlimited sind inzwischen remastered und werden noch in diesem Jahr erhältlich sein.
Wojciech Pacuła: Warum analog?
Dirk Sommer: Ich denke, langfristig wird es zwei Musik-Formate geben: Vinyl-Scheiben und Files zum Download – mp3 für die Masse und HighRes oder DSD für Audio-Liebhaber. {Und Tonband-Kopien für die wirklich Qualitäts-Besessenen. Der Übersetzer.} Ich persönlich ziehe es vor, physischen Kontakt mit dem Medium zu haben, auf dem die Musik gespeichert ist – beispielsweise das Cover einer LP aufzuklappen. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass die Klangqualität von Vinyl ganz hervorragend ist, vorausgesetzt, die LP wurde sorgfältig produziert. Ich halte von Files überspielte LPs für Irreführung des Käufers. Deshalb schleppen Birgit und ich Unmengen Analog-Equipment zu den Aufnahmeorten. Entschuldige, aber da stimme ich nicht mit dem überein, was Du in Deinem Bericht über den Air Force One Plattenspieler über Scheiben, denen digitale Aufnahmen zugrunde liegen, geäußert hast ...
Wojciech Pacuła: Noch eine abschließende Bemerkung von Dir?
Dirk Sommer: Ich war von der ungemein seriösen und kenntnisreichen Diskussion bei der Krakow Sonic Society sehr beeindruckt und auch dem Respekt, den man anderen Meinungen entgegenbrachte. Aber nicht nur deswegen war es für alle ein großartiger Abend.
Verstehen Sie es nicht falsch, wenn Sie Gerhards Namen erst weit hinten auf diesen Seiten finden, hinter eine lange Einleitung über Dirk und Birgit gequetscht. Das hat nichts mit mangelnder Wertschätzung meinerseits zu tun, noch möchte ich seine Rolle bei unserem Treffen schmälern, geschweige denn das, was er uns vorstellte. Das passiert eher deshalb, weil ich Gerhard als Freund sehe, ja beinahe schon als Landsmann, weil wir uns so oft in Krakau treffen. Und was noch schwerer wiegt, ist, dass er zum Ehrenmitglied der Krakow Sonic Society ernannt wurde, was sogar mit einer Urkunde belegt ist. Herr und Frau Sommer waren das erste – und ich glaube, nicht das letze – Mal bei uns und wir waren zusammen mit Gerhard ihre Gastgeber. Denn in Polen genießen die Gäste Vorrang.
Was unser Freund aus Hart in Österreich präsentierte, war nicht weniger wichtig und interessant als der Spaß, den wir mit analog hatten. Wir waren die ersten – ja, es war eine Weltpremiere –, die die Möglichkeit hatten, den neuen Ayon Audio S-5 Network Player zu hören, der DSD-Files direkt von einem Netzwerk-Laufwerk lesen kann, statt das DoP Protocol zu verwenden. Das ist eine wirkliche Revolution. Wie Gerhard ausführte liegt das Problem mit DoP darin, dass die USB-Audio-Spezifikationen alles andere als perfekt sind. Darüber hinaus müssten die DSD-Dateien im Wandler erst „entpackt“ werden. Obwohl moderne DSP-Prozessoren dazu durchaus in der Lage sind, bürdet es ihnen eine beträchtliche zusätzliche Last auf. Diese zusätzliche Last führe zu einem Anwachsen des Jitters. Aufnahmestudios benutzen spezielle DSD-Transfer-Protokolle und drei BNC 75-Ohm Verbindungen als Schnittstelle, die man auch in allen D/A-Wandlern von Ayon findet. Allerdings gibt es nicht allzu viele Audio-Komponenten, die in der Lage sind, DSD-Signale auf diese Art zu senden. Deshalb hat Gerhard zusammen mit seinen Kollegen von Stream Unlimited eine Methode entwickelt, DSD direkt via Ethernet zu übertragen, ähnlich wie ein ganz normales Netzwerk-Laufwerk dies tut. Lassen Sie mich Sie daran erinnern, dass bei Stream Unlimited ehemalige Philips-Ingenieure arbeiten, die unter anderem auch für die Entwicklung des CD-Pro2 Laufwerks verantwortlich waren, sich nun aber auf moderne Audio-Streaming-Lösungen spezialisiert haben. Sie wissen also mehr als ein bisschen über Digital-Audio.
Das Treffen gliederte sich in zwei Teile. Im ersten, den Birgit und Dirk leiteten, machten wir die folgenden Vergleiche: Ein Tonband, das vom Mastertape kopiert worden war, auf einer Nagra IV-S abgespielt gegen eine LP, produziert vom selben Mastertape und von einem Thales TTT-Compact-Plattenspieler wiedergegeben. Dieselbe LP, wieder auf dem Thales abgespielt, gegen eine Mobile Fidelity Gold CD-R, die vom selben Mastertape produziert worden war; die CD-R wurde über das Ayon CD-T Laufwerk und den Ayon Audio Stratos DAC wiedergegeben. Dieselbe CD-R gegen Dateien mit 24/192, die vom Aurender X100L zum selben Wandler geschickt wurden wie das Signal des CD-Transports. Im zweiten Teil, den Gerhard Hirt durchführte, verglichen wir PCM 24/192- und DSD-Dateien, die Dirk vom selben analogen Master erstellt hatte. Abschließend verglichen wir DSD64 und DSD128.
Janusz
Meine Entscheidung ist klar: Die Wiedergabe der Nagra ist die bessere. Warum? Für mich war der erste Eindruck der wichtigste: Als ich den Plattenspieler hörte, schien es mir, dass die Bass-Linie etwas zu leicht war und weniger Inhalt hatte. Ich rede hier nicht über etwas, das man mit dem Bass-Regler beheben könnte, ich meine wirkliche Information. Über die Nagra „sah“ ich plötzlich, dass die Saiten nicht mit einem Finger, sondern mit einem Plektron angeschlagen wurden. Ich glaubte, die Berührung der Saite mit Plektron direkt vor Augen zu haben. Aber der entscheidende Unterschied war die tonale Differenzierung: Die gelang beim Band sehr viel reichhaltiger und die Basswiedergabe war klar differenzierter. Das Vinyl produzierte eine große Klangwolke, die zwar auch sehr beeindruckend war, aber dem, was die Nagra darbot, nicht einmal nahe kam. Der reine Genuss. Für mich ist es das Band und nur das Band. Einen so großen Unterschied hätte ich nicht erwartet.
Dirk
Wenn wir eine Schallplatte herstellen lassen, versuchen wir natürlich, auf der Scheibe so viel wie möglich von dem, was auf dem Mastertape ist, hinüberzuretten. Beim Transfer der Bandes auf die Lackfolie verliert man etwa zehn Prozent an Qualität. 90 Prozent des Qualitätsverlustes handelt man sich auf dem Weg von der Lackfolie zur fertigen Schallplatte ein. Die Verschlechterung durch den mechanischen Kopierprozess ist einfach unvermeidlich.
Tomek
Für mich klang das Vinyl irgendwie nicht richtig… Aber wahrscheinlich nur deshalb, weil die Nagra so erstaunlich gut spielte. Ich liebe den Klang des Bandes, er ist außergewöhnlich.
Ryszard S.
Ich stimme den beiden Herren zu. Was die Entscheidung für mich aber nicht gerade leichter gemacht hat, war, das ich eines der Instrumente – das Serpent – bisher noch nie gehört hatte. Aber ich habe keinerlei Zweifel: Die Nagra ist besser.
Bartosz G.
Der Klang des Plattenspielers wirkte auf mich ein wenig aufgebläht. Das Thema hat Janusz ja schon angesprochen. Der Tiefbass ist hier in Tomeks Raum nicht völlig kontrolliert, was die unerwünschte Resonanz hervorgerufen haben könnte. Und dieser Effekt war bei der Musik vom Plattenspieler stärker. Dennoch klangen die tiefsten Töne sehr angenehm. Das Vinyl bekam keinen Punkt gegen den Klang der Nagra. Zwar mag der letzteren ein wenig vom sensationellen Tiefton der Platte gefehlt haben, aber über alles gesehen war die Nagra der klare Gewinner.
Ryszard B.
Für mich klang das Vinyl diesmal schlecht. Das mag ein wenig hart klingen, aber so empfinde ich es. Ich konnte die Bass-Linie nicht so gut verfolgen, obwohl jede Menge Bass da zu sein schien. Der Bass von der Schallplatte klang immer gleich und ließ den Klangfarbenreichtum vermissen, während sich der Bass bei der Nagra immer veränderte und hier einfach mehr passierte. Auch der Nachhall und die Akustik des Aufnahmeraumes waren beim Band interessanter. Es bot mehr von allem.
Jarek
Wie Ihr wisst, mag ich Vinyl nicht besonders. Ich bin durch und durch ein Digital-Typ. Deswegen entwickle und fertige ich ja auch CD-Player statt Plattenspieler. Dies vorausgesetzt mag das, was ich sagen will, sonderbar klingen, aber ich kann nicht anders: Meiner Meinung nach waren die Unterschiede der beiden Darbietungen nicht groß. Ich glaube, dass Ihr Euch zu stark auf die Details konzentriert habt, in denen sie sich unterschieden. Mein erster Eindruck war, dass die LP schärfer und heller klang, und dass der Bass und seine Definition bei der Nagra besser waren. Da stimme ich mit Euch überein. Am größten war der Unterschied, als beide Instrumente auf einmal spielten, da war die Differenzierung der Nagra einfach besser. Ich denke, dass die klangliche Färbung des Tonbandgerätes und des Plattenspielers samt Entzerrers für sich genommen größer waren als die Unterschiede zwischen den beiden Darbietungen. Wie dem auch sei, beides zu hören, war eine große Freude und eine wunderbare Erfahrung!
Bartek P.
Ich war ein wenig über die klare Position von Janusz und anschließend die von Ryszard verwundert und dachte schon, ich sei ein wenig verwirrt. Glücklicherweise beruhigten mich dann Jareks Worte. Die Wahrheit ist, dass ich das Vinyl mag. Ich verstehe dieses ganze Vinyl-Bashing nicht. Am besten gefiel mir der Klang des Serpents, und es war dieses Instrument, bei dem man wirkliche Unterschiede zugunsten der Nagra hören konnte. Das Band bot eine bessere Differenzierung, kein Zweifel, und deswegen klingt die Nagra angenehmer. Dennoch war meiner Meinung nach das Gesamtniveau der beiden Darbietungen ähnlich. Da ist eben etwas am Vinyl, das mich anspricht.
Marcin
Die Nagra hat diesen Vergleich gewonnen – wie man erwarten konnte. Ich stimme dem zu, dass die Unterschiede wohl nicht zu groß waren. Sie waren am besten wahrzunehmen, wenn beide Instrumente spielten: Ihre Klänge flossen bei der LP ineinander.
Wiktor
Als Musiker kenne ich den Klang eines Serpent vom Spielen im Orchester. Ich muss zugeben, dass die Art, wir wie die Nagra deren eigenständiges Timbre wiedergab, fantastisch war. Sogar der räumliche Aspekt, der bekanntermaßen schwer zu reproduzieren ist, war sehr glaubwürdig. Das ist eine überragende Aufnahme. Die LP klang irgendwie nicht ganz richtig. Ihr fehlte das gleiche Maß an Spannung. Das Klangbild wirkt vergrößert und aufgehellt, mit weniger Tiefe.
Wiciu
Ich stimme dem zu, was Bartek zuvor sagte: Auch ich habe die LP genossen. Da ich nur CDs höre, war es lange Zeit her, dass ich analog in irgendeiner Form hörte. Nun war ich überrascht von dieser Klangqualität – in beiden Fällen, von der Nagra und dem Plattenspieler. Doch es war das Vinyl, das mich mehr ansprach. Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich gebe zu, dass die Nagra tonal differenzierter spielte, da passierte einfach mehr. Aber für mich bedeutet das nicht automatisch, dass daraus eine bessere Darbietung resultiert. Es war einfach anders.
Im zweiten Teil geht es dann um verschiedene Digital-Formate im Vergleich untereinander und zur LP sowie natürlich um Gerhard Hirts Ayon Audio S-5 Network Player.
Die Anlage für die Hörvergleiche
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Bandmaschine | Nagra IV-S auf Acoustic Revive RAF-48H Luft-Isolationsbasis |
Plattenspieler | Thales TTT-Compact auf Thales LEVIBASE mit Thales Easy Tonarm und Kuzma CAR 40 |
Phonoentzerrer | RCM Audio THERIAA |
CD-Laufwerk | Ayon Audio CD-T |
File-Server | Aurender X100L |
Vorverstärker/DAC | Ayon Audio Stratos |
Endverstärker | Accuphase A-70 |
Lautsprecher | Dynaudio C4 Signature |
Kabel | Acrolink (LS), Oyaide (Netz) |
Auf die Frage meines Chefredakteurs, ob ich auch einmal etwas über Demidoff schreiben wolle, antwortete ich spontan: Ich bin Nichtraucher. Nächster Versuch: der beste Transistorverstärker für hochempfindliche Lautsprecher! Na gut, dachte ich leichtsinniger Weise
Wie ich dann festgestellt habe, kommt das Gerät auch nicht aus Kuba, sondern aus Italien. Mit Geräten aus unserem bevorzugten Urlaubsland hatte ich ja bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, also her damit! Ein Vollverstärker; den klemme ich mir mal eben schnell unter den Arm und los gehts. Dachte ich. Als ich dann die Verpackung sah, beschlich mich so ein ungutes Gefühl, ausgehend von meinem Kreuz. Ein kurzer Blick in die Unterlagen bestätigte meinen Verdacht: 80 Kilogramm Lebendgewicht!
Zunächst einmal gilt es zwei gleichgroße (aber ungleich schwere) Gehäuse aus der Verpackung zu wuchten. Das habe ich bei einem Vollverstärker in der Form auch noch nicht gesehen. Ausgelagerter Netztrafo, ok, das ist aber bei reinen Line-Verstärkern wie dem Demidoff eher selten. Jedenfalls haben wir hier die gesamte Stromversorgung in einem gigantischen Gehäuse von knapp 50 mal 50 Zentimetern untergebracht. Und der eigentliche Verstärker ist genauso groß. Übereinander gestellt haben wir dann gefühlt einen halben Kubikmeter Elektronik.
Was mich ja erst einmal am meisten interessiert, war die Frage, wo kommt eigentlich das ganze Gewicht her? Innenleben aus Carrara Marmor? Versteckte Weinflaschen? Also habe ich zuerst einmal den Deckel vom Netzteil abgeschraubt um zu sehen, was da innen vor sich geht. Das mache ich normalerweise nie, sondern ich höre mir die Geräte immer vorher erst einmal an. Sonst besteht bei mir die Gefahr, dass ich aufgrund des Gesehenen irgendwelche Rückschlüsse auf den Klang ziehe. Deshalb also nur ein ganz kurzer Blick: Das Ding besteht innen praktisch nur noch aus Transformatoren! Da wundert mich gar nichts mehr. Für jeden Kanal existiert jeweils eine komplett eigene, symmetrische Stromversorgung. Gefiltert wird rein passiv mit Hilfe einer Choke-Kondensator Schaltung CLCL... Verbunden sind die beiden Geräte über jeweils eine professionelle Neutrik-Powercon-Verbindung pro Kanal.
So, nach der kurzen Peepshow habe ich zur Wiedergutmachung erst einmal eine CD aufgelegt: Goin’ Yard mit dem Pianisten Monty Alexander und daraus den Titel „King Tubby meets the rockers uptown“. Alexander ist ja gebürtiger Jamaikaner, der Albumtitel ist deshalb der Rastasprache entlehnt und bedeutet soviel wie nach Hause. Und rockers ist auch keine Motorradgang, sondern beschreibt eine Reggae-typische Schlagzeugfigur. Wenn ein Jazzer sich an Reggae-Rhythmik versucht, ist das Ergebnis meistens ein bisschen absurd. Nicht so bei Alexander, der hier mit fünf weiteren Jamaikanern spielt, zudem sind die besten Stücke auf dieser CD die Reggae-Titel. Diese Aufnahme zeigt schon, wohin die Reise mit dem Demidoff wohl gehen wird. Es ist ja eine Live-Aufnahme, das Publikum ist weit hinten zu hören, die Musiker sind sehr klar voneinander getrennt, auch der Bass ist sehr konturiert, was er aber in der Reggae-Musik eigentlich nicht ist. Dadurch schiebt die Musik nicht so richtig. Das Wesen und Feeling der Reggae-Musik geht ein bisschen verloren, dafür werden andere Effekte mehr herausgestellt wie klarer, sauberer Ton, präzise Abbildung der Musiker, räumliche Ausdehnung nach hinten beispielsweise. Allerdings ist dies auch keine reine Reggae-Einspielung, bei der einem gleich nach dem ersten Track der Ganja Geruch entgegen weht. Insofern hat der Demidoff vielleicht sogar Recht mit seiner Darstellung.
Rein optisch machen die Geräte einen sehr ansprechenden Eindruck, trotz der Größe. Auf der Frontplatte des Netzteils ist ein römischer Cornu-Spieler abgebildet, der darf allerdings nicht mitspielen. Die Verstärkereinheit mit den beiden VU-Metern und blauer Beleuchtung erinnert ein bisschen an McIntosh. Diese fungieren gleichzeitig als eine Art Scheinwerfer, wer aber gerne im Dunkeln hört und nicht im Rampenlicht stehen will, kann diese auch dimmen. Sogar seitengetrennt. Allerdings konnte ich im Zusammenhang mit meinem Hochwirkungsgradlautsprecher die Zeiger nicht dazu bringen, sich irgendwie zu bewegen. Hingen immer faul in der linken Ecke.
Etwas ungewöhnlich sind die unterschiedlichen Designs der beiden Geräte ja schon, zumal auf der Homepage von Gold Note beide Geräte den Cornu-Spieler zeigen. Aber egal. Auf Nachfrage beim Vertrieb klärte sich die Sache auf: Versehentlich wurde ein Netzteil mit neuem Design mit einem Verstärker und optisch älterem Design kombiniert. Schaltungstechnisch ergeben sich aber keine Unterschiede.
Der Verstärker kann sowohl über Drucktasten und Drehschalter an der Frontplatte als auch über eine Fernsteuerung bedient werden. Raffiniert: Durch Drücken des Lautstärkereglers kann zusätzlich auch die Balance verändert werden. Die Lautstärke wird nun nicht durch ein schnödes Motorpotentiometer eingestellt, sondern über ein L-Pad und einzeln geschaltete Widerständen. Die Regelung wird von einem Chip von Texas Instruments übernommen, der eine Brigade von SMD Widerständen schaltet. Damit lässt sich die Lautstärke in 0,5-Dezibel-Schritten regulieren. Die momentan eingestellte Lautstärke kann man über eine OLED Anzeige in der Mitte des Verstärkers ablesen. Bei Betätigen des Eingangswahlschalters springt diese automatisch um und zeigt an, welcher Eingang gerade aktiv ist. Neben vier RCA-Eingängen existieren übrigens auch noch zwei symmetrische XLR-Eingänge. Was ungewöhnlich ist: Der Verstärker wird nicht mit einer Kaltgerätebuchse für den Netzanschluss geliefert, sondern einem fest installiertem Netzkabel. Eine Spielwiese weniger!
Gold Note gibt an, für die Herstellung eines Demidoff Diamond Aniversary 200 Stunden präzise Handarbeit zu benötigen, sozusagen pro Watt eine Stunde. Gold Note hieß übrigens früher Blue Note, musste dann aber den Namen ändern, wahrscheinlich wegen einer Intervention der Plattenfirma Blue Note. Im Gegensatz zu dem Netzteil geht es in dem Verstärkerteil weniger kompakt zu, sogar die riesigen Kühlkörper für die Endtransistoren konnten noch innen untergebracht werden. Hier findet man allerdings keine Batterie von parallel geschalteten Transistoren, sondern lediglich zwei einsame Endtransistoren und den dazugehörigen Treiber. Das erinnert ein bisschen an die Ideen von Jean Hiraga früher. Das Schaltungsprinzip beruht auf einem kaskodierten Differenzialverstärker, der unter der Bezeichnung Mirror-Amp patentiert ist. Damit lassen sich bessere Signal/Rauschabstände erzielen, sowie geringere Verzerrungen. Diese reduzieren allerdings in erster Linie Verzerrungen zweiter Ordnung, die das menschliche Gehör ja eher als weniger unangenehm empfindet.
Der Verstärker ist als reine Line_Stufe konzipiert, einen Phonoeingang gibt es nicht. Gold Note bietet in der Aniversary Serie auch keinen Phonoverstärker an; noch einmal zwei solche Boliden könnten wohl auch in keinem Rack mehr untergebracht werden.
Der Demidoff wird aus klanglichen Gründen ohne Schutzschaltung bei den Lautsprecherausgängen geliefert. Hier sollte man tunlichst aufpassen und einen Kurzschluss vermeiden. Sonst geht das Ganze doch eher in Richtung Davidoff. Eine Schutzvorrichtung gegen thermische Überlastung existiert, allerdings wird das Gerät im Betrieb kaum handwarm. Trotzdem sollte man dem Verstärker eine gewisse „Aufwärmperiode“ zugestehen, so nach einer Stunde legt das Gerät noch einmal deutlich zu. Nun wollen wir nach dem Reggae-Knaller einmal sehen, wie der Demidoff mit etwas feinfühligerer Musik wie einer Cembalo Einspielung umgeht.
Deshalb habe ich eine Aufnahme des belgischen Labels Rameé herausgesucht, Suites de Pièces pour le Clavecin von Georg Friedrich Händel, gespielt von Cristiano Holtz. Rameé ist ein kleines Label und versucht, sich durch qualitativ hochwertige Produktionen von den Mitbewerbern zu unterscheiden. Holtz spielt bei dieser Aufnahme einen Nachbau eines Cembalos von Christian Zell mit einem 16’ Register. Der Verstärker kann das Cembalo sehr plastisch abbilden, auch der Raum (eine Kirche), in dem das Instrument steht ,wirkt sehr natürlich. Die einzelnen Töne werden sehr klar, eher nüchtern wiedergegeben. Nun ist ein Cembalo ja ein Instrument, bei dem die Saiten nicht wie bei einem Klavier angeschlagen werden, sondern über einen Federkiel angerissen. Mittlerweile hat man den Federkiel natürlich durch ein Plastikteil ersetzt. Jedenfalls erzeugt diese Anschlagsart einen hellen Klang mit sehr vielen Obertönen und einer scharfen Attacke. Was mir bei der Wiedergabe hier ein bisschen fehlt, ist das Feuer, zu dem dieses Instrument fähig ist. Und das meine ich jetzt nicht unter pyrotechnischen Gesichtspunkten. Das liegt auch nicht am Interpreten; ein Quercheck zu Nicolau de Figueredo mit einem Stück von Antonio Soler zeigt ähnliches. Nun sind Geschmäcker bekanntlich Geschmackssache, es wird sicher der eine oder andere die hier gebotene klare und nüchterne Darstellung bevorzugen.
Als nächstes lassen wir Diane Krall mit ihrer Aufnahme Only trust your heart einmal auftreten. Böse Zungen behaupten ja, Diane Krall kümmere sich mehr um ihr Make up als ihren Gesang, aber darum soll es hier nicht gehen. Gesangsstimmen sind für mich immer wichtig zur Beurteilung des Gebotenen. Die oben genannte Tendenz der Wiedergabe über den Demidoff bleibt hier ebenfalls erhalten. Wir haben wieder eine räumlich sehr gute Darstellung des Klaviers und des Raumes, in dem es steht. Auch meint man zu hören, dass Krall am Klavier sitzt und singt, so wie sie es bei ihren Konzerten auch macht. Die Perspektive ist mehr wie bei einem Blick in den Aufnahmeraum, man hat weniger das Gefühl, die Musiker stehen direkt vor einem und spielen. Die Tonalität der Stimme ist sehr gut, die Sängerin ist nur nicht so dreidimensional abgebildet, wie ich es sonst gewohnt bin. Dies soll auch keine Wertung sein sondern lediglich eine Feststellung, es geht hier ja nicht um irgendwelche persönlichen Präferenzen. Pace, Rhythm and Timing, wie die Engländer sagen, ist hervorragend, die Musik swingt richtig bei den entsprechenden Stücken.
Großorchestrale Aufnahmen müssten ja eigentlich den räumlichen Abbildungsfähigkeiten des Italieners entgegenkommen. Deshalb hören wir uns einmal Claudio Abbado mit dem Lucerne Festival Orchestra in einer Aufnahme aus dem Jahre 2003 an. Dies ist das Gründungsjahr des Orchesters, vorliegende Aufnahme die erste Einspielung davon. Daraus Claude Debussys Symphonische Skizzen La Mer.
Die Aufnahme ist nun technisch nicht unbedingt der Hammer, es ist aber interessant, was Demidoff daraus macht. Ich weiß, es sollte viel interessanter sein, was Abbado aus der Musik gemacht hat. Wie gesagt, war dies ja die Erstaufführung des Lucerne Festival Orchestra, einem Eliteorchester, das Claudio Abbado nach dem Vorbild von Arturo Toscanini aus dem Jahre 1938 geformt hatte.
Nun ist Debussys La Mer keine symphonisch strukturierte Musik, sondern eine Aneinanderreihung spontaner Musikfragmente in schnell wechselnder Harmonik, die das Spiel von Wind und Wellen ausdrücken soll. Ich habe diese CD nun in verschiedensten Kombinationen gehört, mit mittelmäßigen Komponenten plätschert die Musik so ein bisschen orientierungslos vor sich hin. Der Demidoff kann hier sehr gut die Substanz herausarbeiten, die in dieser Interpretation steckt. Dies erscheint mir in diesem Fall wichtiger zu sein als Hifi-Kriterien wie Bässe, Mitten oder Höhen. Die Musik bleibt spannend, es sind einfach impressionistische Bilder, die im Raum stehen. Auch die enorme Kraftentfaltung des Orchesters kommt souverän über den Verstärker. Super!
Zweimal 100 Watt Ausgangsleitung, so etwas hatte ich bisher überhaupt noch nie. Meine früher selbstgebauten Transistorverstärker kamen auf zweimal 40 Watt und das kam mir schon viel vor. Nun gab es einmal das Statement von Dick Olsher, dass das erste Watt das musikalisch entscheidende und wichtigste ist. Wen interessiert noch, wie ein Verstärker bei 500 Watt klingt, wenn er bei einem Watt Sch... klingt? (Den Originalwortlaut verkneife ich mir hier.) Da ist natürlich etwas dran, der größte Teil der Musikwiedergabe spielt sich im Bereich von unter einem Watt ab. Hier haben die großen Klopper eher so ihre Probleme, der Demidoff allerdings weniger, die Wiedergabequalität ist bei geringer Lautstärke kaum eingeschränkt. Eine weitere Stärke des Gerätes ist die gute Fokussierung der Instrumente.
Mit dem Demidoff lässt sich eine sehr hochwertige Musikanlage mit einfacher Struktur aufbauen, sofern jemand genügend Platz im Rack hat. KISS, Keep It Simple Stupid, würden die Amerikaner sagen. Da ist durchaus etwas dran. Der Verstärker ist an der Stelle aufwändig gemacht, wo es darauf ankommt, nämlich beim Netzteil. Und hier extrem aufwändig.
Einen militanten Röhrenfan wird der Demidoff sicher nicht zur wahren Lehre bekehren, das hat er aber auch gar vor. Der Verstärker klingt nun nicht wie eine Röhre, aber auch nicht wie nach dem Klischee ein Transistorverstärker klingen muss. Die negativen tonalen Eigenschaften, die Transistorgeräten immer wieder nachgesagt werden, hat er sicher nicht. Die Wiedergabe geht eher in die warme Richtung als in die analytisch-kühle. Trotzdem sind die Instrumente klar konturiert. Tonal ist er etwas dunkler timbriert, was man natürlich im Zusammenhang mit dem Rest der Anlage berücksichtigen sollte. Dynamisch gesehen lässt er nichts anbrennen, Billy Cobham an der Schießbude beispielsweise, kommt mit Druck und Kraft.
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT |
D/A Wandler | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Demidoff Diamond Aniversary
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Ausgangsleistung | 2x 100 Watt |
Eingangsempfindlichkeit | 0.55Volt / 47kOhm |
Frequenzgang | 5Hz bis 30kHz (+/-1dB) |
Dämpfungsfaktor | > 150 |
Gewicht | 80kg (gesamt) |
Höhe | 240mm |
Breite | 460mm |
Tiefe | 450mm |
Preis | 21000 Euro |
Hersteller
Gold Note (Italien)
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Web | www.goldnote.it |
Vertrieb
World of Highend
| |
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Anschrift | Heimo Waltenberger Sand 46 A-4650 Lambach Österreich |
info@highend-stereo-cinema.at | |
Web | www.highend-stereo-cinema.at |
Vertrieb
World of Highend
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Anschrift | Heimo Waltenberger Sand 46 A-4650 Lambach Österreich |
info@highend-stereo-cinema.at | |
Web | www.highend-stereo-cinema.at |
Hersteller
Gold Note (Italien)
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Web | www.goldnote.it |
Vertrieb
Pioneer Deutschland
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Web | www.pioneer.de |
„Exclusively For My Readers“ könnte dieser Download im Untertitel heißen, denn Edel:Kultur plant nicht, die Alben der Oscar-Peterson-LP-Box, die Ihnen Jürgen Saile in seinem Artikel über MPS kürzlich hier vorstellte, als HiRes-Download zu veröffentlichen. Nun können Sie zumindest einen Song in höchster Qualität herunterladen
Wenn ich schließlich doch noch einen A/D-Wandler finden sollte, der das Niveau des dCS bei DSD in einfacher Frequenz auch mit der doppelten Abtastrate von 5,6 Megahertz erreicht, wird es eine Ein-Bit-Version der legendären Peterson Aufnahmen für MPS zum kostenpflichtigen Download geben. Bis dahin beschränke ich mich in Sachen DSD auf 2,8 Megahertz und nutze den legendären dCS 904. Die HiRes Version wurde mit einer Nagra VI direkt vom Mastertape erstellt. Das File in CD-Qualität wurde ebenfalls mit der Nagra produziert und nicht wie sonst meist bei unseren Downloads mit einem Sample-Rate-Converter auf die 44,1 Kilohertz heruntergerechnet, sondern gleich bei dieser Frequenz vom Band überspielt. Lediglich die Wortbreite wurde im Mastering-Programm soundBlade auf die CD-üblichen 16 Bit reduziert, so dass Sie auch hier eine Menge Hörgenuss erwarten können.
Dass Hifistatement überhaupt die Erlaubnis erhielt, Ihnen einen Song des Piano-Heroen anzubieten, liegt daran, dass der Autor dieses Artikels auch als Produzent der MPS-Wiederveröffentlichungen fungiert. Mit welchem Anspruch Christoph Stickel, der Mastering Ingenieur, den ich Ihnen erstmal im Text zum Download eines Titels der New Mastersounds vorstellte, und ich an die klangliche Restauration – der übliche Terminus Remastering trifft die Sache nicht wirklich – herangingen, habe ich in folgendem kurzen Artikel dargestellt:
Die sechs Alben dieser Wiederauflage sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben, haben sich im Laufe der Jahre einen hervorragenden Ruf erworben, können klanglich aber nicht ganz mit hervorragenden Produktionen unserer Tage Schritt halten. Das mag zu einem geringen Teil am nun auch schon beträchtlichen Alter der Bänder liegen, schließlich wurden sie vor mehr als 40 Jahren aufgenommen. Vor allem aber ist jede Klangästhetik zeitbedingt – und sei es auch nur auf Grund der zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Technik. Mit heutigem Equipment ließe sich der Sound für die Wiederveröffentlichungen so zeitgeistig perfektionieren, dass Oscar Peterson und sein Trio sich fast selbst nicht mehr wiedererkennen würden: Eine Tonhöhenschwankung am Anfang eines Songs, wohl weil der Techniker das Tonband etwas zu spät gestartet hat und die Maschine sich erst stabilisieren muss? Kein Problem, digital könnten wir es leicht richten. Ein Lautstärkesprung im Applaus von „I'm In The Mood For Love“ auf Girl Talk, weil ein Raummikrofon etwas verzögert eingeschaltet wurde? Lässt sich ausgleichen. Man könnte aber auch das gesamte Klatschen wegschneiden, wie das bei den Veröffentlichungen der Alben auf SACD gemacht wurde.
All das haben wir nicht getan. Zum einen erscheinen die Reissues ja in der Triple-A-Series. Und da verzichten wir prinzipiell auf jegliches Digital-Equipment, was die Möglichkeiten der Nachbearbeitung schon einmal einschränkt. Zum anderen bringen wir den klassischen Aufnahmen soviel Respekt entgegen, dass sich beispielsweise die Änderung des damals weit verbreiteten Ping-Pong-Stereobildes von selbst verbietet. Christoph Stickel und ich haben in den MSM-Studios München mit feinsten analogen Equalizern und Studer-Bandmaschinen sehr behutsam zum Beispiel dem Piano seinen an einigen Stellen recht topfigen Klang genommen, dem Bass hier und da zu etwas mehr Druck verholfen oder einem Schlagzeugbecken etwas mehr Glanz gegeben oder Schärfe genommen. Es ging uns um subtile klangliche Verfeinerungen, die den Charakter der Erstauflagen erhalten. Den Lautstärkesprung haben wir übrigens gelassen, wie er war. Denn so ist er auch auf der im Jahre 1968 erschienen Schallplatte zu hören. Für uns kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nur lauten: Wohlklang und Werktreue!
Hören Sie selbst, ob wir unserem Anspruch gerecht werden oder vergleichen Sie einmal die klangliche Qualität der verschiedenen Digital-Formate! Übrigens, wenn Sie mit Digitalem nichts anfangen können und Ihnen selbst LPs vom Original noch zu weit entfernt sind: Die Peterson-Alben sind auch als bespielte Tonbänder zu bestellen: in Halbspur, Viertelzoll und 38 cm/sec. Weitere Informationen finden Sie hier und die Seite www.mps-music.com informiert über weitere Neuveröffentlichungen auf Vinyl.
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
Den Aurender W20 kennen wir ja bereits, ich halte diesen für eine der besten Digitalquellen überhaupt. Leider liegt dieser in einer Preisregion, die nicht unbedingt für jeden Geldbeutel geeignet ist. Um es einmal so auszudrücken. Die koreanische Firma TV Logic hat deshalb eine kleinere Version entwickelt; wie nahe diese an den W20 herankommt, wollen wir in diesem Test herausfinden.
Im Vergleich zum W20 kommt der X100S daher wie ein halbes Hemd, er ist nämlich etwa nur halb so breit und auch viel kürzer. Erinnert größenmäßig irgendwie an einen Schuhkarton. Trotzdem finde ich das professionelle Industriedesign sehr ansprechend. Auch die Anfassqualität ist hervorragend. Es existieren zwei X100 Varianten mit der zusätzlichen Bezeichnung „S“ für small und „L“ für large, wobei der hier vorliegende X100S eine Festplatte mit einer Speicherkapazität von 1TB besitzt, der X100L hat zwei Festplatten mit jeweils 3TB. Ansonsten sind die beiden X100 Varianten so ziemlich gleich. Wobei mir die 1TB bei dem Testgerät etwas wenig vorkommen, selbst wenn man keine hochauflösenden Formate speichert.
Ein optisches Laufwerk fehlt in allen Aurender Geräten, weil man der Meinung ist, dass dieses nur RF-Intermodulationen und Vibrationen erzeugen würde. Nun kämen diese durch eine rotierende Festplatte natürlich genauso ins System, deshalb dient die Festplatte nur als Datenspeicher; zum Abspielen der Musik werden die Dateien dann in einen 120 GB SSD Festspeicher geladen und die Festplatte abgeschaltet. Das Überspielen dauert ein paar Sekunden. Der X100 ist sehr solide gebaut, profitiert aber trotz nicht vorhandener beweglicher Teile während des Abspielens von einer Platzierung auf der LeadingEdge Plattform. Soweit ist alles ähnlich wie beim großen Modell W20. Worin liegen nun die Unterschiede, nachdem der W20 ja fast fünfmal so teuer ist? Da man auch in Südkorea nicht zaubern kann, musste man beim X100 ja irgendwo der Rotstift ansetzen.
Wie gesagt handelt es sich hier um eine schlankere Variante und nachdem das Gehäuse nur etwa halb so breit ist, mussten einige Baugruppen geopfert, beziehungsweise in anderer Form aufgebaut werden. Zunächst einmal fällt die aufwändige Batterieversorgung mit drei unterschiedlichen Batterieblöcken aus dem Flaggschiff weg. Für ein lineares Netzteil wie im S10 Modell war ebenfalls kein Platz mehr, die Stromversorgung übernimmt ein neuartiges 100-Watt-Schaltnetzteil. Geblieben sind die seitlichen Kühlkörper, obwohl es seitlich eigentlich nichts zu kühlen gibt. Der eigentliche Kühlkörper für die Hauptplatine sitzt nämlich - von außen unsichtbar – im Gerät. Als nächstes musste die temperaturstabile OCXO-Clock weichen und wurde durch ein einfacheres, nicht weiter definiertes Modell ersetzt. Und schließlich wurde auf S/PDIF- und AES/EBU-Digitalausgänge verzichtet, es existiert nur noch ein spezieller USB 2.0 Ausgang für den Anschluss an den DA-Wandler. Dieser entspricht allerdings der aufwändigen Version aus dem W20. Dabei ist das USB-Audiosignal mit einer eigens entwickelten Schaltung gepuffert, um Jitter und Störeinflüsse zu unterdrücken. Zudem bietet die USB-Audio-Schnittstelle eine kräftigere 5Volt/1A-Stromversorgung. Diese Reduktion der Eingänge kann natürlich trotzdem für den einen oder anderen eine Limitierung darstellen. Geblieben ist das gestochen scharfe AMOLED Display, hier zwangsläufig in einer schmaleren Ausführung. Cover können – wie beim großen Bruder auch – nicht angezeigt werden, dafür hat Aurender eine weit bessere Lösung parat. Auch die Anzeigemöglichkeit der VU-Meter im Design von McIntosh oder Accuphase ist nicht möglich – geschenkt!
Die Frage, die todsicher bei solchen Gerätschaften immer wieder gestellt wird, ist folgende: Wozu so ein Gerät, ich habe doch einen Computer, der dies auch alles kann. Mein Computer macht das alles mit links! Und außerdem ist auch der X100 nichts anderes als ein spezieller Computer, eben für diesen einen Zweck optimiert, nämlich Musikdateien auszulesen und an den DA-Wandler weiterzuleiten. Allerdings sollten wir eines im Auge behalten: In der Computerbranche tobt ein gnadenloser Preiskampf, deshalb werden hier nur die billigsten Bauteile verbaut, die ihren Zweck gerade so erfüllen. Und möglichst noch bis zum Ende der Garantiezeit durchhalten. In der Audiobranche kommt ein Gerät, das spätestens nach zwei Jahren mausetot ist, nicht so gut an. Zudem möchte der Computer just dann, wenn wir gerade die neu erstandene Scheibe spielen wollen, ein wichtiges Update aufspielen, oder stürzt gerade aus anderen Gründen ab. Viel wichtiger aber: Ein Computer ist für einem völlig anderen Zweck konstruiert worden, er soll möglichst viele Prozesse gleichzeitig in möglichst kurzer Zeit abarbeiten können. Das bedeutet, er ist mit völlig anderen Dingen beschäftigt, die für ihn eine viel höhere Priorität haben, als unsere Audiodateien abzuspielen. Und es sollte auch keiner glauben, dass Computerhersteller wie Dell, Acer, Lenovo oder wie sie alle heißen, irgendetwas für die Highend-Gemeinde entwickeln werden. Beim X100S gibt es weder eine Grafikkarte, noch eine Soundkarte, noch Tastatur, Maus und all die Dinge, die ihn von seinem eigentlichen Tun ablenken könnten. Das verhindert übrigens auch, dass einer auf die Idee kommen könnte, neben dem Musikhören gleichzeitig mit dem Computer E-Mails zu schreiben.
Der Mini-Aurender enthält auch nicht einfach ein abgespecktes Computerboard, optisch nett verpackt, sondern die Platinen sind von TVLogic selbst entwickelt. Das Betriebssystem des Aurender basiert auf der professionellen Linux-Software und ist so programmiert, dass es eben nur Audiodateien verarbeiten muss. Zudem hat das Linux-Programm für ängstliche Gemüter den Vorteil, dass es kaum Hackerangriffen ausgesetzt ist, im Vergleich zu Windows. Verarbeiten kann der X100S sämtliche gängigen Formate, also WAV, FLAC, ALAC, AIFF und wie sie alle heißen, einschließlich DSD 64 und DSD 128. Letzteres konnte ich allerdings nicht überprüfen, weil der La Scala Wandler dieses Format nicht unterstützt.
Die Musikdateien für den Test wurden mit dBpoweramp gerippt, in diesem Fall mit einem interessanten Gerät namens RipNAS solid; diese Dateien hatte ich früher für einem älteren Artikel in Hifistatement aufgenommen. Man sollte unbedingt dBpoweramp zum Rippen der Dateien benutzen, mit iTunes oder auch XLD beispielsweise verschenkt man die Hälfte. Mindestens!
Als Wandler stand für diesen Test noch der italienische La Scala DAC zur Verfügung, weil dieser hervorragend klingt und ich ihn sehr gut kenne und weil mein eigener DAC keinen USB Eingang besitzt. Könnte ich zwar einbauen, habe aber hierfür bisher noch keine Notwendigkeit gesehen. Für die Verbindung zum La Scala hatte ich zwei USB-Kabel zur Verfügung, einmal ein Standardkabel vom Blödmarkt (billig!) sowie ein Kabel mit Filter der Firma TotalDAC. Bits sind Bits, ich weiß, ich möchte aber trotzdem wissen, was sich damit für Unterschiede ergeben. Dazu später mehr.
Eine der großen Stärken aller Aurender Systeme ist die Bedienungsmöglichkeit per iPad. Das haben mittlerweile alle anderen auch, werden Sie vielleicht denken. Stimmt zwar, aber nicht in dieser ausgetüftelten Form. Der Trick dabei ist, dass die gesamten Mediadaten, einschließlich der Cover auf dem iPad gespeichert werden. Hierfür gibt es ein kostenloses App bei Apple. Über Androidgeräte lässt sich der X100S leider nicht bedienen. Die Verfügbarkeit der Mediadaten auf dem iPad ist beim Browsen größerer Musiksammlungen ein Riesenvorteil, das kann im anderen Fall sehr zäh werden, weil die Daten jedes Mal erst vom Server geladen werden müssen.
Um diese Steuerung per WLAN zu ermöglichen, benötigt man natürlich eine Ethernet-Verbindung zum Router.Trotzdem ist die Installation auch für Leute, die mit Computernetzwerken nichts am Hut haben, total einfach: Nachdem man die App auf dem iPad geöffnet hat, fragt das Programm nach einem Code, den der Aurender auf seinem Display anzeigt. Diesen gibt man in das Programm ein und fertig ist die Laube! Natürlich könnte man den X100S auch über die vier Tasten und das Display an der Frontplatte bedienen, zumindest die Basisfunktionen. Bei größeren Bibliotheken: Viel Spaß damit! Auch der Anschluss an einen Wandler macht keine Probleme, Aurender verbindet sich automatisch mit dem DAC.
So, wie klingt es denn nun? Zunächst einmal hatte ich X100S und La Scala mit dem Billig-USB-Kabel verbunden und aus der CD Será Una Noche den Titel „Soledad“ ausgewählt. Das Album beinhaltet Tango Musik, die allerdings mit der herkömmlichen Vorstellung dieser Musik nichts gemein hat. Ausgedacht hatte sich diese Musik der argentinische Perkussionist Santiago Vazquez. Die Idee dabei war nicht die formalen Elemente des Tango zu übernehmen, sondern nur den Kern dieser Musik und diese dann von Musikern außerhalb der Tangotradition spielen zu lassen. Die Aufnahme entstand in einer kleinen Kirche in der Nähe von Buenos Aires. Bei „Soledad“ hören wir links zunächst eine Bassklarinette – nicht unbedingt das typische Tangoinstrument – der Raumklang der kleinen Kirche ist fantastisch aufgenommen, und wird auch über den X100S realistisch wiedergegeben. Man kann die Größe der Kirche fast erahnen. Die Wiedergabe von Raumakustik scheint überhaupt eine der Stärken des Aurender zu sein. Aber auch der erdig warme Klang der Bassklarinette behält alle tonalen Facetten und dynamischen Abstufungen. Anschließend kommt die Gesangsstimme von Pedro Aznar dazu, die genauso plastisch im Raum abgebildet wird, wie die Bassklarinette. Überhaupt fühlt sich der Aurender bei dieser Aufnahme wie zu Hause.
Szenenwechsel, Mahler 2. Symphonie mit Riccardo Chailly und dem Royal Concertgebouw Orchestra. Diese Aufnahme gehört zu den Sternstunden der modernen Decca-Aufnahmen, wozu sicher auch die hervorragende Akustik des Amsterdamer Concertgebouw beiträgt. Chaillys Interpretation zu dieser Auferstehungssymphonie ist weniger mystisch-religiös als man sonst zu hören bekommt, er hält sich aber minutiös an die Anweisungen Mahlers. Die Wiedergabe über den X100S wirkt sehr transparent und detailliert, was Chaillys Intention, jedes Detail hörbar zu machen, sehr entgegenkommt. In „Urlicht“ ist gut zu hören, dass Chailly die Bläser weit in den Hintergrund platziert hat, so wie es der Komponist auch gefordert hat. Damit kommt der schlichte Charakter der Musik an dieser Stelle erst richtig zum Tragen. Aber auch in komplexen Passagen verliert der Kleine nie den Überblick, die Kesselpauken kommen mit gehörigem Druck. Wobei Chaillys Einspielung nicht auf spektakuläre Effekte ausgelegt ist.
Crystal Silence ist das erste von zahlreichen Alben, die der Vibraphonist Gary Burton und der Pianist Chick Corea zusammen eingespielt haben. Die Musik ist eher ruhig, mit viel Freiraum für Improvisationen und melodische Soli. Allerdings teilweise über komplizierte Harmonien. Die Aufnahme aus dem Jahre 1972 stammt von Jan Eric Kongshaug, was bereits hohe Erwartungen an die Qualität stellt. Ein Vibraphon ist für eine Musikanlage immer schwierig wiederzugeben. Ohne Dämpfer gespielt hat es einen harten, metallischen Klang mit sehr vielen Obertönen. Die Klanghärte und die Klangfarben können durch die Wahl der Schlägelköpfe variiert werden. Insgesamt wird das Vibraphon sehr realistisch abgebildet, es fehlt vielleicht ein bisschen an Volumen. Die relaxte Wiedergabe des Aurender kommt dieser Musik natürlich sehr zugute. Auch bei dieser Aufnahme merkt man wieder deutlich, dass der Aufnahmeraum – im Vergleich zu der anderen Scheibe - wesentlich kleiner ist und kaum Nachhall bietet. Chick Coreas Flügel steht offenbar näher an der Wand, was auch sehr deutlich zu hören ist.
Zunächst hatte ich den X100S mit dem La Scala Wandler über ein USB Standardkabel verbunden. Dabei sollte es ja nicht bleiben, als nächstes kam das Kabel von TotalDAC an die Reihe. Dieses enthält ein Filter, mit welchemvom Computer kommende digitale Störungen ferngehalten werden sollen. Und ein Computer ist eine Störquelle allererster Güte. Hier genügte bereits ein Titel aus Será Una Noche um festzustellen, wo der Hammer hängt. Da geht es auch nicht mehr um Geschmacksfragen, das Ding ist einfach in allen Belangen besser. Die Musik wird flüssiger und nuancenreicher, ohne dass tonal etwas verfärbt oder dynamisch eingeschränkt wird. Mit dem MacBook als Quelle wird dieser Effekt noch deutlicher. Was uns auch wieder zeigt, dass sich die Computerindustrie keine großen Gedanken macht, die Störgeräusche der Schaltnetzteile von den Datenschnittstellen fernzuhalten. Hier kommt auch ein anderer Riesenvorteil des Aurender gegenüber einem herkömmlichen Computer zum Tragen, nämlich dass seine USB-Schnittstelle als einzige an den host controller angeschlossen ist und diesen nicht mit anderen Anwendungen teilen muss. Über die USB-Schnittstelle werden die Daten in einer Art Paket, „Frames“ genannt, gesendet. Diese in einem genau definierten Zeittakt von einer Millisekunde und unabhängig davon, ob der Frame nun voll oder leer ist. Von einem kontinuierlichen Datenstrom kann also keine Rede sein, insbesondere, wenn der Computer zwischendurch auch noch andere Daten sendet, die für ihn eine höhere Priorität haben. Diese Art der Übertragung ist natürlich für zeitkritische Audiodateien nicht unbedingt der Wahnsinn. Ich weiß, mit S/PDIF gibt es wieder andere Probleme. Trotzdem war ich bisher nicht der große Fan von USB Verbindungen im Audiobereich, aber mit der speziellen Pufferschaltung im Aurender und dem TotalDAC Kabel ist auch über USB eine sehr relaxte Wiedergabe möglich.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: wie ist denn nun der Unterschied zum W20? Ist dieser tatsächlich fünfmal so gut? Und überhaupt, wie viel ist denn fünfmal so gut? Also, die Schnäppchenjäger muss ich leider enttäuschen, so ganz easy lässt sich die Performance des W20 nicht erreichen. Die Ruhe und Souveränität, sowie die Transparenz und Neutralität der Wiedergabe ist mit dem X100S nicht in dem gleichem Maße möglich. Wäre ja auch noch schöner! Einen großen Teil dazu trägt sicher die Akkuversorgung im W20 bei. Der X100S arbeitet mit einem Schaltnetzteil. Allerdings könnte man ein lineares Netzteil von ausreichender Kapazität in dem kleinen Gehäuse auch nicht mehr unterbringen. Der Komfort und die Bedienungsmöglichkeiten über das iPad sind bei beiden gleich. Wir leben in einer freien Welt (so sagt man), ob nun der tonale Zugewinn durch den W20 – und der ist zweifelsfrei gegeben – den Mehrpreis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wie groß dieser Zugewinn nun ist, hängt natürlich auch von den restlichen Komponenten ab.
Interessant ist auch ein Vergleich mit einem CD-Laufwerk, wie beispielsweise dem zuletzt getesteten Laufwerk La Diva oder meinem Ayon CDT. Allerdings muss man fairer Weise sagen, dass mein CDT-Laufwerk mittlerweile stark „aufgebretzelt“ ist und erheblich mehr Performance bieten kann. In punkto Auflösung gibt es ein Patt, allerdings nur, wenn die Dateien auch perfekt gerippt sind. Dateien über XLD oder gar i-Tunes gerippt, haben gegen beide Laufwerke keine Chance. Die Wiedergabe wirkt über beide Laufwerke kräftiger mit mehr Grundton, auf Unterschiede zwischen den beiden will ich hier nicht eingehen. Über den X100 klingt es etwas filigraner. Wir dürfen natürlich auch nicht aus den Augen verlieren: Eine gerippte Datei ist und bleibt eine Kopie, egal mit welchem System man das vorgenommen hat.
Die gleiche Aufnahme über mein MacBook pro abgespielt ist im Vergleich zum Aurender kalter Kaffee. Trocken, kühl und „digital“ würde ich dies bezeichnen. Ich kenne überhaupt nur eine Installation, bei der die Wiedergabe über einen Computer sensationell klingt und die steht bei Kaiser Acoustics. Dies ist allerdings ein bis an die Zähne bewaffnetes Doppelserversystem und hat mit einem käuflich zu erwerbenden Computer überhaupt nichts mehr zu tun. Dieser Server ist auch bis zu den allernötigsten Basisfunktionen soweit heruntergefahren, dass er der Arbeitsweise des Aurender schon fast wieder ähnelt. Mal abgesehen von dieser Konstruktion, ist der Aurender für die Musikwiedergabe besser geeignet. Und überlässt dem PC wieder die Aufgaben, für die er eigentlich geschaffen wurde.
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT, Aqua La Diva |
D/A Wandler | Borbely Audio, Aqua La Scala |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
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Festplatten Speicherkapazität | 1TB |
SSD Cache | 120GB |
Eingänge | USB Class 2.0 |
Gewicht | 5kg |
Höhe | 83mm |
Breite | 215mm |
Tiefe | 257mm |
Preis | 2990 Euro |
Hersteller
TVLogic, Korea
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Web | www.aurender.com |
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | +49 69 40326292 |
Fax | +49 69 40326293 |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
Hersteller
TVLogic, Korea
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Web | www.aurender.com |
Vertrieb
EMPIRE Deutschland
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Anschrift | Jürgen Welte Am Rembergsee 20 47259 Duisburg |
Fon | +49(0)203/75 999 004 |
info@empire-hifi.com | |
Internet | www.empire-hifi.com |