Schlichter geht es nicht: Weder Tasten noch Drehknöpfe am Vorverstärker, an den Endstufen-Monos nur ein Standby-Schalter. Das alles in einem warmen Weißton gehalten, als Schmuck lediglich ein paar Seitenwangen aus handschmeichlerischen Holz. Bei seiner Verstärkerkombination setzt van den Hul ebenso auf Understatement wie bei seiner Weltklasse-Phonostufe The Grail.
Eigentlich hätte ich mich ja schon längst daran gewöhnt haben müssen, dass eine Vorstufe heutzutage nicht mehr so aussieht wie etwa die ungemein sympathische EAR 912 mit ihren neun Schaltern, einem Potentiometer und zwei analogen Pegelanzeigen auf der Frontplatte. Da ich mich deren nostalgischen Charmes – und erdverbundenen Klanges – jedoch nun schon eine Weile erfreue, wirken moderne Konzepte wie beispielsweise das der Viola Crescendo mit ihrer iPod touch Fernbedienung für mich immer noch ein wenig fremd. Als ich beim Aufbau von van den Huls The Emerald schlicht vergessen hatte, das ausgelagerte Netzteil mit dem Netz zu verbinden und sich die Vorstufe daher einfach nicht einschalten lassen wollte, widmete ich mich erst einmal der Fernbedienung, um die Spannung der Batterie zu überprüfen. Das Gehäuse ist zwar schon fast ein wenig zu groß, um wirklich handlich zu sein, kann aber als pars pro toto für den Qualitätsanspruch von van den Hul gelten: Die obere Schale wurde aus dem Vollen herausgearbeitet und der Boden ist mit acht Schrauben befestigt. Hier hat man jedenfalls nicht gespart. Da die Batterie noch genügend Energie besaß, habe ich genauer hingeschaut, das Netzkabel eingesteckt und die Vorstufe dann doch in Betrieb nehmen können. Der „On/Off“-Druckknopf auf der Fernbedienung ist strenggenommen ein Standby-Schalter, da sich am Netzteilgehäuse der Hauptschalter befindet.
Auch bei den Gehäusen der Vor- und Endstufen setzt van den Hul auf Solidität: Sie werden aus sechs respektive zehn Millimeter starken Stahlplatten aufgebaut, die der magnetischen Abschirmung dienen sollen. Sie bewirken aber auch, dass selbst die Vorstufe knapp 20 Kilogramm auf die Waage bringt. Bei dem identisch aufgebauten aufgebauten Gehäuse der Phonostufe wirkte die schiere Masse auch Mikrofonie-Effekten entgegen. Die spielten aber bei den Signalspannungen in der Line-Vorstufe so gut wie keine Rolle mehr, erklärte Jürgen Ultee, der Entwickler der van-den.Hul-Elektronik, während eines Telefongesprächs.
Wie beim Grail kämen auch bei The Emarald Hochfrequenz-geeignete Platinen mit vergoldete Leiterbahnen, auf 0,1 Prozent selektierte Bauteile und das „Accumulator Simulation Power Supply“ zum Einsatz, das die Vorteile eines Akkus mit denen einer Netzversorgung kombiniere. Die Versorgungsspannung liege bei 36 Volt. Obwohl die vollsymmetrische Vorstufe mit ihrer kaskadierten Eingangsschaltung, die abermals einen doppelten Bauteileaufwand erfordere, ohne Gegenkopplung arbeite, besitze sie dennoch einen sehr geringen Klirrfaktor. Die MosFet-Ausgangsstufe erlaube es auch, längere Kabelstrecken verlustfrei zu treiben. Weder bei der Eingangswahl noch bei der Lautstärkeregelung kämen elektronische Schalter zum Einsatz. Relais arbeiteten einfach verlustfreier. Ein Vielzahl von diesen erlaubten in Kombination mit selektierten Widerständen sowohl eine sehr feine Pegeleinstellung in 128 Stufen von je 0,75 Dezibel als auch eine Balance-Regelung.
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