Am vergangenen Wochenende fand erstmals eine World of Headphones außerhalb einer High End statt. Die High End Society hatte das Oktogon auf dem Gelände der als Unesco-Welterbe anerkannten Zeche Zollverein in Essen als stilvollen Veranstaltungsort ausgewählt. Ein attraktives Angebot – und Regenwetter am ersten Tag – sorgten für gute Besucherzahlen.

Das Oktogon bot ein historisches, technisches Ambiente für die Kopfhörermesse
Das Oktogon bot ein historisches, technisches Ambiente für die Kopfhörermesse

Am regen Publikumszuspruch dürfte auch einen Anteil gehabt haben, dass die Veranstaltung eine Woche nach dem Ferienende in Nordrhein-Westfalen stattfand. Außerdem liegt Essen in einem der größten Ballungsräume des Landes mit einem Einzugsgebiet bis in die Niederlande. Auch wenn viele Hersteller und Vertriebe ihre Neuheiten schon im Mai in München präsentiert hatten, gab es dennoch die ein oder andere Premiere. Aber um die sollte es ja primär auch gar nicht gehen. Die Besucher sollten die Möglichkeit haben, die Objekte ihrer Begierde in möglichst entspannter Atmosphäre ausgiebig vergleichen zu können. Und dazu bot die Veranstaltung im Oktogon beste Vorraussetzungen: Es gab eine große Anzahl von Hörplätzen, die fast durchgängig besetzt waren. Nur Fans von In-Ears kamen lediglich an den Ständen von Sennheiser und Final auf ihre Kosten. Denn entweder müssen die Testmodelle immer wieder gereinigt werden oder die Interessenten gleich eigene, für ihre Ohren optimale Passstücke verwenden.

Für einen angeregten Informationsaustausch unter Gleichgesinnten oder kurze Ruhephasen standen im Zentrum der Ausstellungsstände einige Sitzlandschaften bereit. Dennoch gab es bei Stefan Dreischärf, dem Geschäftsführer der High End Society eine leichte Irritation: Die World of Headphones war seine erste Messe, auf der in den Veranstaltungsräumen nicht das kleinste bisschen Musik zu hören war. Der Autor allerdings empfand es als ausgesprochen angenehm, sich umsehen und Informationen sammeln zu können, ohne von „Hotel California“, „Die Tänzerin“ oder „Coal Train“ beschallt zu werden ...

 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/23-08-14_woh
  • Social Introtext Am vergangenen Wochenende fand erstmals eine World of Headphones außerhalb einer High End statt. Die High End Society hatte das Oktogon auf dem Gelände der als Unesco-Welterbe anerkannten Zeche Zollverein in Essen als stilvollen Veranstaltungsort ausgewählt. Ein attraktives Angebot – und Regenwetter am ersten Tag – sorgten für gute Besucherzahlen.

Klangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer Sumiko Palo Santos Presentation
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean“
Downloadgröße 113,6mb
Recorder Nagra VI
 

Klangbibliothek.

Griff

Tonabnehmer Sumiko Palo Santos Presentation
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Griff“
Downloadgröße 158,7mb
Recorder Nagra VI
 

Klangbibliothek.

Duet

Tonabnehmer Sumiko Palo Santos Presentation
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Duet“
Downloadgröße 129,2mb
Recorder Nagra VI
 

Bevor das Sumiko Palo Santos Presentation an den neuen deutschen Vertrieb zurück muß, nutze ich die Gelegenheit, die drei üblichen Songs damit aufzunehmen, damit Sie sich im Vergleich mit den anderen Tracks aus der Klangbibliothek ein akustisches Bild von den außerordentlichen Leistungen dieses Systems machen können.

Auch wenn das letzte der drei Lieder die fortlaufende Nummer 100 trägt, sind die Aufnahmen keine reine Routine, abgesehen einmal von der peniblen  Geschwindigkeitseinstellung mit dem Allnic Audio SpeedNic und der Pegeleinstellung an der Nagra VI mit einem RTW-Peakmeter. Mit einer Nadelnachgiebigkeit von acht Mikrometer pro Millinewton sollte das Sumiko in einem schwereren Arm als dem SME V mit seinen etwa elf Gramm effektiver Masse noch ein Stückchen besser klingen. Im Test kann ich auf solche Besonderheiten durch die Auswahl des passeneden Tonarm leicht eingehen, wenn die Vergleichbarkeit mit den anderen hier kostenlos angebotenen Tracks aber gegeben sein soll, muss ich einfach am SME festhalten. Behalten Sie also im Hinterkopf, dass das Palo Santos im passenden Arm noch ein wenig mehr zu leisten im Stande ist. An der allgemeinen Klangcharakteristik dürfen ein paar Gramm zu wenig effektive Masse aber nichts ändern.

Seidem ich die Degritter-Plattenwaschmaschine erworben habe, wasche ich üblicherweise alle LPs vor dem Abspielen – weil das das klangliche Ergebnis ein wenig verbessert. Daran ändere ich bei den drei Testscheiben nichts. So gesehen findet das Palo Santos hier minimal besser Bedingungen vor als die Tonabnehmer vor ihm. Und dritten treibt mich immer noch die Frage um, ob es nicht langsam Zeit für eine Klangbibliothek 3.0 wird, für die die Aufnahmen in 192 Kilohertz oder gleich in DSD gemacht werden. E-mails mit entsprechenden Anregungen Ihrerseits würden mich freuen. Aber genießen Sie erste einmal das Palo Santos.

b_850_0_16777215_10_images_content_basics_23-08-11_klangbibliothek_content.jpg Zur Klangbibliothek...

Weitere Informationen

  • Imagefolder basics/23-08-11_klangbibliothek/
Donnerstag, 10 August 2023 00:01

Neue Ferrum Control App

Ab heute bietet Ferrum seine Control-Anwendung für Mac und PC an. Das ist eine App für Windows 10/11 und macOS 10.14 oder höher. Sie ermöglicht es, die Firmware aller Ferrum-Geräte zu aktualisieren. Außerdem hält sie die Geräte dank der Cloud-Technologie von Ferrum auf dem neuesten Stand. Die App gibt's im Apple Mac App Store und im Microsoft Store.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-10_ferrum_1-Start-screen.jpg

Die neue Ferrum-Control-Applikation wurde so gestaltet, dass sie dem Look & Feel aller bisherigen Ferrum-Komponenten entspricht. In diesem Sinne fügt sich die Anwendung perfekt in das Ferrum-Ökosystem ein. Mit der Ferrum-Control-App kann man Firmware-Updates und Upgrades direkt aus der Cloud durchführen, so dass es nicht mehr notwendig ist, Dateien herunterzuladen und sie manuell zu installieren. Von nun an genügt ein Mausklick, um HYPSOS, ERCO und WANDLA auf dem neuesten Stand zu halten. Man kann sogar mehrere Ferrum-Geräte gleichzeitig anschließen.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-10_ferrum_3-WANDLA-firmware-update.jpg

Weitere Informationen zur Control-Anwendung finden man auf der Support-Seite.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-10_ferrum_4-WANDLA-firmware-update-in-progress.jpg

Über Ferrum: Der Blick auf die Kompetenzen von HEM und die reiche lokale Geschichte der Qualitätshandwerkskunst in der Region Warschau in Polen inspirierte die Idee, eine neue Marke für hochwertige HiFi-Produkte zu schaffen. Die Marke Ferrum wurde Anfang 2020 ins Leben gerufen, um Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Qualität in kompakten und attraktiven Getäten zu vereinen, die sich nur auf eines konzentrieren: das bestmögliche Audioerlebnis zu einem erschwinglichen Preis zu bieten. Mit der Entwicklung von HYPSOS hat Ferrum das Design von Stromversorgungen neu definiert. Mit dem Kopfhörerverstärker OOR hat Ferrum die Messlatte für ein intimes, analoges Hörerlebnis über Lieblingskopfhörer höher gelegt. Mit dem Kopfhörer-DAC/AMP ERCO hat Ferrum eins und eins zusammengefügt, um die Art und Weise, wie man digitales und analoges Audio genießt, für immer zu verändern. Mit dem Flaggschiff DAC/PREAMP WANDLA hat Ferrum den High-End-DAC von morgen schon heute verfügbar gemacht und sein Ökosystem an erschwinglichen, hochwertigen HiFi-Geräten um ein weiteres Element ergänzt. Aufregende zukünftige Produkte werden auf einzigartige, aufregende und neue Weise folgen.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-10_ferrum_5-WANDLA-firware-update-completed.jpg

Über HEM: HEM wurde vor mehr als 20 Jahren von Marcin Hamerla in Warschau, Polen, gegründet, um an der Spitze der Audiotechnologie zu arbeiten. Nach mehreren Projekten für die polnische Regierung verlagerte sich der Schwerpunkt von HEM durch die Zusammenarbeit mit Mytek Digital auf branchenführende Digitaltechnologie. HEM experimentierte mit Hi-Res-Audio und insbesondere mit Master Quality Authenticated Files und stellte unter der Marke Mytek die besten Digital-Analog-Wandler her. HEM ist nicht nur für die Herstellung von Mytek verantwortlich, sondern vertreibt die Marke auch auf den europäischen und fernöstlichen Märkten. Eine weitere Marke im HEM-Vertrieb ist Clarus Cable. HEM hat vor kurzem eine neue, komplett selbst entwickelte Marke für Hifi-Produkte unter dem Namen Ferrum eingeführt, die HEM ebenfalls vertreiben wird. Aufgrund der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung und der Abteilung für Softwareprogrammierung umfasst das Fachgebiet von HEM auch die Herstellung von elektronischen Originalgeräten (OEM) und elektronischen Designs (ODM).

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-10_ferrum_7-Searching-for-HYPSOS.jpg

Weitere Informationen

  • Imagefolder news/23-08-10_ferrum
Mittwoch, 09 August 2023 00:01

audioNEXT auf der World Of Headphones

Die Sonderfläche World Of Headphones auf der High End in München war so erfolgreich, dass es am 12. und 13. August dieses Format jetzt auch als eigenständige Veranstaltung im Oktogon auf Zollverein in Essen gibt. AudioNEXT wirdTeil dieser Premiere sein und freut sich, dort viele Highlights vorstellen zu können.

ROSSON AUDIO DESIGN MPL-0: Vor etwas mehr als zehn Jahren revolutionierte die Verbesserung der magnetostatischen Treiber-Technologie den Kopfhörermarkt. Mitinitiator dieser Revolution war Alex Rosson, als Co-Gründer der Firma AUDEZ'E mit dem legendären ersten LCD-2. Dem Thema Kopfhörer blieb der Mastering-Ingenieur und Musiker auch nach dem Verlassen der Firma AUDEZE treu. Unter dem Namen Rosson Audio Design fertigt er in Los Angeles Kopfhörer, die seinen Qualitätsvorstellungen entsprechen. Jüngste Entwicklung und mit einer im Vergleich günstigen Preisempfehlung von 2.000 Euro versehen, ist das in Ahorn-Holz (Maple) gearbeitete Modell MPL-0 exklusiv auf der World Of Headphones in Essen zu hören.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-09_audionext_RAD_MPL-0.jpg

ZÄHL HM-1 und DAN CLARK AUDIO STEALTH & EXPANSE: Michael Zähl hat nicht nur schon im Studio von Conny Plank, in dem legendäre Aufnahmen, von Kraftwerk, Brian Eno, DAF, Ultravox, Gianna Nannini, Eurythmics, entstanden, mitgewirkt. Er entwickelte und baute auch Mischpulte für Conny Plank und das CAN Studio und tut dies bis heute zum Beispiel für Aphex Twin, Chemical Brothers und Nils Frahm. Sein Kopfhörerverstärker HM-1 gilt als einer der weltweit besten und ist in der Lage, anspruchsvollen Kopfhörern, wie dem Stealth und dem Expanse von Dan Clark Audio das volle klangliche Potenzial zu entlocken. Am Sonntag, dem 13. August, ist Michael Zähl auf der World Of Headphones zugegen und stellt sich den Fragen der BesucherInnen,

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-09_audionext_ZaehlHM-Expanse.jpg

LOTOO MJÖLNIR: Der Prototyp der Interpretation von Thors Hammer „Mjölnir“ vom Digital-Audio-Spezialisten Lotoo war schon auf der High End 2023 das Highlight. Der offizielle Bestellstart für die finale Version wird in Kürze bekannt gegeben. Wer den High-End-Digitalplayer, der insbesondere für sehr anspruchsvolle digitale HiFi-Reisende konzipiert wurde, ansehen, testen und vor allem anhören möchte, kann dies auf der World Of Headphones tun.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-09_audionext_MJOELNIR_WOH.jpg

WARWICK ACOUSTICS APERIO Limited Edition Black: Tiefschwarz wie die damals auf Zollverein geförderte Kohle präsentiert sich das APERIO Limited Edition Black System. Mit einer Preisempfehlung von knapp 38.000 Euro ist diese binaurale Wiedergabestation und Vorverstärker höchster Güte kein Schnäppchen. Wer aber wissen will, was derzeit State of the Art im Bereich Kopfhören ist, kommt um einen Hörtermin mit dem Aperio nicht herum.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-09_audionext_Aperio-Black-58-1-2000-x-1600.jpg

AN CLARK AUDIO CORINA
CORINA ist ein kühner neuer Ansatz für elektrostatische Kopfhörer. Ausgestattet mit DCAs zum Patent angemeldetem Acoustic Metamaterial Tuning System (AMTS), setzt CORINA einen neuen Standard für elektrostatische Auflösung mit natürlichem Klang. Erleben Sie die einzigartigen Vorteile eines elektrostatischen Kopfhörers im Höhen- und Mittenbereich mit einer bislang unbekannten realistischen Basswiedergabe.

b_850_0_16777215_10_images_content_news_23-08-09_audionext_Corina-001-website.jpg

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder news/23-08-09_audionext
Dienstag, 08 August 2023 00:13

Sumiko Palo Santos Presentation

Seit über 40 Jahren fertigt Sumiko Tonabnehmer. Die Produktpalette beginnt mit MM-Systemen für knapp 100 Euro und wird vom Palo Santo Presentation gekrönt. Während meiner professionellen Beschäftigung mit dem Thema Hifi – und die währt inzwischen beinahe drei Jahrzehnte – ist mir nie ein Sumiko begegnet. Sehr schade, wie ich nun feststellen musste.

Während der gesamten Zeit, die das Palo Santos, dessen Namenszusatz „Presentation“ ich im Folgenden der Einfachheit halber unterschlagen werde, in meinem Hörraum verbrachte, konnte ich nur ein Argument finden, das generell gegen den Test eines Tonabnehmers der japanischen Firma spricht: ihre Informationspolitik. Auch wenn ich es höchst spannend finde, bei wichtigen Baugruppen sogar Details zu ihrer Struktur im Nano-Bereich zu erfahren, wäre ich hier schon mit ein wenig Firmengeschichte, dem ein oder anderen Namen eines Entwicklers oder Firmengründers und ein paar über die rudimentären technischen Daten hinausgehende Fakten zur Konstruktion zufrieden gewesen. Aber selbst ATRs Analog-Spezialist Günter Antoniazzi und sein Kollege Oliver Unkel konnten nicht mehr in Erfahrung bringen als das wenige, das im Netz zu finden ist.

Drei Seitenteile des Gehäuses bestehen aus Rosenholz
Drei Seitenteile des Gehäuses bestehen aus Rosenholz

Hier die Fakten: Das Palo Santos ist ein Moving-Coil-Tonabnehmer mit einer für diese Tonabnehmer-Variante recht hohen Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt. Die Impedanz von 12 Ohm lässt darauf schließen, dass mehr als eine Lage Draht auf den Spulenkörper aufgebracht wurde, um die genannte Spannung zu generieren. Über das Material des Drahtes und die Form des Spulenträgers habe ich leider keine Informationen. Auf dem Nadelträger aus Boron ist ein Diamant mit Micro-Ridge-Schliff moniert. Das System mit seinem schmucken, unten offenen Gehäuse mit Seitenteilen aus Rosenholz und der metallenen Montageplatte wiegt moderate 8,3 Gramm, so dass Sumiko bei der lateralen Nadelnachgiebigkeit von acht Mikrometer pro Millinewton folgerichtig die Montage in einem schweren Tonarm empfiehlt. Die Auflagekraft soll zwei Gramm betragen und der Abschlusswiderstand zwischen 100 und 1.000 Ohm liegen.

Dank der geraden Gehäusekanten und des freien Blicks auf den Nadelträger geht die Montage des Palo Santos leicht von der Hand. Da ich einen 12-Zwölf-Arm zum Test erwarte, lasse ich diese Position auf dem LaGrange erst einmal unbesetzt und wähle als Spielpartner für das Sumiko den schwersten 9- respektive 10-Zoll-Arm aus meinem Fundus aus: Einsteins The Tonearm in der kurzen Variante, für den der Hersteller eine effektive Masse von 17,5 Gramm angibt. Daraus resultiert eine Arm/System-Resonanz von nicht ganz elf Hertz, also am oberen Ende des idealen Bereichs. Einen einfach zu bedienenden Rechner finden Sie übrigens auf dieser Seite. Ich hätte dem Palo Santos keine Zeit zum Freispielen gewähren müssen, denn Helmut Thiele probierte das System vor mir aus und spielte es in seinem Tonarm ein. Da der TA01 eine effektive Masse von circa 14 Gramm besitzt, fertigte sein Entwickler für das Zusammenspiel mit dem Sumiko Aluplättchen zur Montage zwischen Headshell und System, um in den gewünschten Resonanzbereich zu kommen, eine Maßnahme, die beim Einstein-Arm jedoch nicht nötig ist. Die Kombination aus The Tonearm und Palo Santos passt aber nicht nur rechnerisch: Vor dem Hören von irgendwelchen Testscheiben erlaube ich mir gerne, mich mit einigen lange nicht gehörten LPs an ein System zu gewöhnen. So vermeide ich auch ein vorschnelles Urteil.


Die Anschlusspins sitzen in einer Teflonplatte
Die Anschlusspins sitzen in einer Teflonplatte

Diesmal sollte es ein Reihe von Eberhard Webers Werken auf meinem Lieblingslabel sein. „More Colours“, das erste Stück auf The Colour Of Chloë, beginnt mit den flächigen Sounds der Cellisten des Südfunk Symphonie Orchesters, bevor der Bassist auf seinem ganz eigenen, elektrisch verstärkten Instrument ein kurzes Solo beisteuert. Danach greift Rainer Brüninghaus am Flügels ins Geschehen ein. Auch im folgenden Titelstück faszinieren die ungemein realistische Reproduktion des Flügels, der sonore und solide Ton des tiefen Fünfsaiters und die dynamische Lebendigkeit. Das Klangbild ist präzise durchgezeichnet, und bei Ack van Rooyens Flügelhorn auf „An Evening With Vincent van Ritz“ findet das Palo Santos die perfekte Balance: Das Instrument strahl hell und besitzt den nötigen Biss, kippt aber nie ins Nervige oder Aggressive. Schon jetzt steht fest, dass die stimmige tonale Ausgewogenheit und die Spielfreude des Sumiko zu seinen positiven Eigenschaften zählt.

Diese massive Metallplatte stellt den Kontakt zum Headshell her
Diese massive Metallplatte stellt den Kontakt zum Headshell her

Weiter geht’s mit The Following Morning: Hier sind neben dem Bassisten und dem oben genannten Keyboarder an Flügel und Synthesizer noch die Celli, Oboen und Waldhörner des Philharmonischen Orchesters Oslo zu hören. Die eher kontemplative Musik lebt von Klangfarben, abwechslungsreichen Bass-Sounds – so ist der E-Bass einmal mit minimalen Variationen gleichzeitig auf beiden Kanälen zu hören – und dem von Jan Erik Kongshaug hervorragend aufgenommenen Flügel ebenso wie von kurzen dynamischen Passagen zwischen den Klangflächen. Das alles macht das Palo Santos mit sehr guter Auflösung, seiner schnellen Ansprache und der rundum stimmigen Tonalität zu einem emotionalen Erlebnis, ohne sich in einem Hifi-Kriterium besonders hervorzutun. Das Sumiko agiert in allen Disziplinen auf einem ähnlichen, sehr hohen Niveau.

Inzwischen ist Transrotors TRA 9 - 12 Zoll eingetroffen und mithilfe einer speziellen exzentrischen Basis auf dem LaGrange montiert. Eine Basis mit dem für SME-Arme üblichen Langloch ist auch an der eigentlich für lange Arme vorgesehenen Position des Brinkmann nicht weit genug vom Tellerdrehpunkt entfernt. Mehr dazu an dieser Stelle in Kürze. Schon für die Neun-Zoll-Variante des Transrotor-Arms gab der Hersteller eine effektive Masse von 18 Gramm an, bei der langen Version müsste es also ein wenig mehr sein, so dass die Resonanzfrequenz sich in Richtung neun bis zehn Hertz verschiebt. Aber daran verschwende ich keinen weiteren Gedanken, nachdem ich die ersten Töne von Eberhard Webers Later That Evening gehört habe. Im ersten Stück, „Mauritius“, erinnert der von Lyle Mays gespielte Flügel bei der Härte des Anschläge in einigen Passagen an die spektakulären Three-Blind-Mice-Aufnahmen. Und auch Paul McCandless Auswahl an Holzblasinstrumenten erklingt mit jeder Menge Energie, doch frei von Schärfe. So ausgewogen das Sumiko auch agiert, ein Leisetreter oder ein Kind von Traurigkeit ist es in keinem Falle.


Auf dem Bor-Nadelträger wurde ein Diamant mit Micro-Ridge-Schliff befestigt
Auf dem Bor-Nadelträger wurde ein Diamant mit Micro-Ridge-Schliff befestigt

„Death In The Carwash“ fasziniert mit einem enorm kräftigen, tiefen und bestens konturierten Bass. Wenn Arm und System sich hier nicht vertrügen, dürfte der mächtige, gestrichene Bass das Stück zu einem einzigen Klangbrei verkommen lassen. Aber Transrotor-Arm und Sumiko harmonieren so gut miteinander, dass ich dieses Stück in den letzten Tagen öfter als nur ein-, zweimal genossen habe. Dazu trägt natürlich auch bei, dass das Palo Santos Michel DiPasquas filigranes Spiel auf den Becken feinstens auflöst und Schläge auf Triangel und Holzblocks außerordentlich echt rüberbringt. Zudem gibt es gerade bei den Perkussionsinstrumenten eine beeindruckende Feindynamik zu entdecken. Ich höre die tolle Scheibe noch bis zu Ende und suche dann ein paar vertrautere LPs heraus. Bevor ich aber zu den Testscheiben komme, erlaube ich mir eine weitere ECM-Produktion: Keith Jarrett und Jack DeJohnetts Ruta And Daitya aus dem Jahr 1973: Aus alter Gewohnheit habe ich den für das Transrotor Tamino und Lyra Olympos meist genutzten Pegel eingestellt, ohne zu bedenken, dass das Palo Santos eine deutlich höhere Ausgangsspannung bereitstellt. Bei „Overture/Communion“ klingt das Fender Rhodes heftig angezerrt – und damit wie beabsichtigt – und die Bass Drum kommt einer live gespielten schon erschreckend nahe. Auch wenn der Tieftonbereich des Sumiko im Transrotor-Arm keineswegs fett oder auch nur ein wenig überbetont ist, ist die Attacke allein ein Grund dafür, vom diesem System zu schwärmen.

Der Bor-Nadelträger verbindet nicht wie üblich die Nadel mit dem Spulenträger, sondern endet im einem Aluminiumröhrchen. Dazu hätte ich genauso gerne mehr Informationen wie zur Struktur des weißen Dämpfungsgummis
Der Bor-Nadelträger verbindet nicht wie üblich die Nadel mit dem Spulenträger, sondern endet im einem Aluminiumröhrchen. Dazu hätte ich genauso gerne mehr Informationen wie zur Struktur des weißen Dämpfungsgummis

Daran ändert sich, nachdem ich den Pegel ein gutes Stück reduziert habe, auch beim folgenden Titelstück der LP nichts. Die zu Beginn perkussiv gespielte Flöte beweist wieder einmal die schnelle Ansprache des Sumiko. Die teils extrem harten Anschläge auf die Tasten des Flügels strotzen nicht nur in den tiefen Lagen vor Kraft, Jack DeJohnettes abwechslungsreiche Perkussion rückt erneut die Tieftonfähigkeit und die unwiderstehliche Lebendigkeit des Palo Santon in den Fokus. Auch das Verklingen der Impulse im großen virtuellen Raum dürfte nicht nur mich erfreuen. Bevor ich meiner Begeisterung weiterhin freien Lauf lasse, komme ich zu etwas Ruhigerem, das gewiss nicht auf meiner Favoritenliste steht: „In The Wee Small Hours Of The Morning“ von Jacinthas Album Here's To Ben. Auch wenn das Sumiko bei den ECMs Trompete und Klavieranschläge ohne falsche Zurückhaltung reproduziert, tauchen in diesem Standard keine scharfen Sibilanten auf. Jacinthas Stimme erklingt fein sehr differenziert und dennoch einschmeichelnd. Der warme, samtene Sound des Kontrabasses, das gefühlvolle Piano, der mit den Besen hingetupfte Rhythmus und die sanften, aber dennoch kraftvollen Sounds des Tenorsaxophons machen den Song zu einem audiophilen Klassiker: Auch Fans weiblicher Stimmen – im Jazz – dürften mit dem Palo Alto glücklich werden.

Das Palo Santos wird in diesem Holzkästchen mit einem Inbusschlüssel und Befestigungsschrauben geliefert
Das Palo Santos wird in diesem Holzkästchen mit einem Inbusschlüssel und Befestigungsschrauben geliefert


Beim Durchblättern einer Reihe von noch nicht eingeordneten LPs bin ich auf Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 aus der Living Concert Series gestoßen. Bei vielen Test von Digital-Equipment hat sich Ralf Koschnickes Aufnahme als Prüfstein in Sachen Klangfarben und Raumdarstellung bewährt. Mit der LP-Ausgabe der High-Res-Aufnahme habe ich bisher aber noch keine Erfahrungen gesammelt. Was ich hiermit nachhole: Mit dem Palo Santos überzeugt die LP in den genannten Kriterien ebenso wie das File. Und dynamisch hat die Scheibe sogar noch etwas mehr zu bieten. Aber ein wirklich vertrautes Klassik-Stück sollte ich dennoch hören. Ich entscheide mich für „Mars“ aus Holsts Die Planeten mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha als Stereo-Laboratory-Reissue. Das Palo Santos entführt einen in einen großen Konzertsaal. Der Rhythmus der pizzicato gespielten Streicher vorne auf der recht tiefen Bühnen zieht einen in seinen Bann, dahinter agieren die Blechbläser kurz vor den Pauken und der kleinen Trommel. Auch hier tragen wieder die Dynamik und die präzise, schnelle Tieftonwiedergabe einen großen Teil zum Genuss bei. An dem haben aber auch die kräftigen Klangfarben, die gute Durchzeichnung und die realistische Raumanmutung einen beträchtlichen Anteil. Ich kann wirklich keine Scheibe – egal aus welchem Genre – finden, die meine enorme Wertschätzung für das Topmodell von Sumiko auch nur ansatzweise schmälerte: Eigentlich unverzeihlich, dass ich mich nicht schon früher um die Tonabnehmern dieses Traditionsherstellers bemüht habe!

STATEMENT

In einen Tonarm mit einer effektiven Masse von mindestens 17 Gramm agiert das Sumiko Palo Santos in allen Disziplinen auf sehr hohem Niveau, ohne sich auch nur die kleinste Anomalie zu leisten. Als solche kann man die ungeheuer druckvolle und dennoch hochpräzise Tieftonwiedergabe, die anspringende Dynamik und mitreißende Spielfreude ja wirklich nicht bezeichnen. Das Palo Santos Presentation macht auch extrem anspruchsvolle Analoghörer rundum glücklich – zu einem für das Gebotene überaus fairen Preis!
Gehört mit
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Einstein The Tonearm 9“, Thales Simplicity II
Tonabnehmer Transrotor Tamino, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorstufe WestminsterLab Quest, Audio Exklusive P7
Endstufe Einstein The Poweramp, Westminsterlab Rei
Lautsprecher Børresen 05 SSE
Kabel Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Dragon XLR, ForceLines, Ansuz Speakz D-TC Supreme und Mainz D2
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Acapella Basis. Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, PowerBox D-TC SUPREME, Degritter Mark II
Herstellerangaben
Sumiko Palo Santos Presentation
Ausgangsspannung 0,5mV
Verstärkeranschluss Phono MC
Kanalabweichung <0,5dB /1kHz
Übersprechdämpfung 30dB /1kHz
Frequenzgang 10 - 50.000Hz
Nadelnachgiebigkeit, lateral 8µm/mN
Empf. Tonarm-Typ schwer
Abtastdiamant Micro-Ridge
Verrundung r/R 2,5 x 75μm
Auflagekraftbereich 18 - 22mN (1,8 - 2,2g)
Empf. Auflagekraft 20mN (2,0g)
Abtastwinkel 20 Grad
Impedanz 12 Ohm /1kHz
Empf. Abschlusswiderstand 100 Ohm -1kOhm
Abmessungen 18 x 17,2 x 30,3mm
Gewicht 8,3g
Sonstiges Gehäuse aus Rosenholz, Bor-Nadelträger
Preis 5.500 Euro

Vertrieb
ATR - Audio Trade
Anschrift Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660
E-Mail email@audiotra.de
Web www.audiotra.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/23-08-08_sumiko
  • Social Introtext Seit über 40 Jahren fertigt Sumiko Tonabnehmer. Die Produktpalette beginnt mit MM-Systemen für knapp 100 Euro und wird vom Palo Santo Presentation gekrönt. Während meiner professionellen Beschäftigung mit dem Thema Hifi – und die währt inzwischen beinahe drei Jahrzehnte – ist mir nie ein Sumiko begegnet. Sehr schade, wie ich nun feststellen musste.
Montag, 07 August 2023 00:01

World Of Headphones in Essen

Am 12. und 13. August 2023 wird das Oktogon auf der Zeche Zollverein in Essen Gastgeber der WORLD OF HEADPHONES. Auf der Spezialmesse sind Aussteller mit über 50 Marken vertreten. Sie versprechen eine breitgefächerte Vielfalt an Kopfhörermodellen, die vor Ort ausprobiert werden können. Der Eintritt zur Messe ist kostenlos.

b_850_0_16777215_10_images_content_events_23-08-07_woh_HIGH-END-2023-world-of-headphones1.jpg

Der Markt für Kopfhörer verzeichnet in den letzten Jahren ein starkes Wachstum und bietet etliche Möglichkeiten für die unterschiedlichen Einsatzbereiche der tragbaren Klangwunder. Für viele Menschen sind sie ein unverzichtbarer Begleiter, der gerade im Sommer bei Outdoor-Aktivitäten zum Einsatz kommt. Wer seine Lieblingssongs unterwegs hören möchte, kann zwischen zahlreichen Modellen wählen, was die Kaufentscheidung nicht immer leicht macht. Auf der WORLD OF HEADPHONES haben Besucher:innen die Möglichkeit, in Ruhe verschiedene Varianten des mobilen und stationären Audiozubehörs zu testen und miteinander zu vergleichen.

b_850_0_16777215_10_images_content_events_23-08-07_woh_world-of-headphones-oktogon-essen_1200_01.jpg

Das Oktogon auf der Zeche Zollverein bildet mit seiner individuellen Architektur einen attraktiven Rahmen für die WORD OF HEADPHONES. Die einst größte Kohleförderanlage Europas gilt als schönste Zeche der Welt, symbolisiert das Ruhrgebiet und ist UNESCO-Welterbe. Seit ihrer Stilllegung steht sie unter Denkmalschutz und gilt als beliebtes Ausflugsziel, das weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt ist. Mitten im Herzen des Ruhrgebiets gelegen, profitiert die Stadt Essen von einem rund einhundert Kilometer umfassenden Einzugsgebiet des größten deutschen Ballungsraums. Für Besucher:innen aus dem Rheinland und Westfalen ist Essen ebenfalls sehr gut erreichbar.

b_850_0_16777215_10_images_content_events_23-08-07_woh_highend2022_hr_0761.jpg

Die HIGH END SOCIETY Service GmbH ist ein eigenständiges Tochterunternehmen des Interessenverbandes für hochwertige Ton- und Bildwiedergabe HIGH END SOCIETY e. V. Seit die Gesellschaft 1995 gegründet wurde, wickelt sie alle wirtschaftlichen Projekte des Verbandes ab. Hierzu zählen insbesondere die Planung, Organisation und Durchführung der HIGH END Munich und der FINEST AUDIO SHOW sowie weiterer Ausstellungen, Verkaufsveranstaltungen, Tagungen und Fachvorträge.

Information
World Of Headphones
Termin 12. und 13. August 2023
Öffnungszeiten Samstag, 12. August: 10 bis 18 Uhr
Sonntag, 13. August: 10 bis 17 Uhr
Eintritt kostenlos
Veranstaltungsort Oktogon auf der Zeche Zollverein
UNESCO-Welterbe Zollverein
Bullmannaue 11
45327 Essen
Veranstalter HIGH END SOCIETY Service GmbH
Vorm Eichholz 2g
42119 Wuppertal
Tel. +49 202 702022
info@highendsociety.de
www.highendsociety.de
Web www.highendsociety.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/23-08-07_woh

Anfang Juni berichteten wir über die Aufnahme zweier Konzerte von De-Phazz in den Showrooms von ATR in der Villa Belvedere. Anfang Juli machten wir das rein analoge Mastering der acht Songs in Christoph Stickels Studio in Wien zum Thema. Jetzt geht es darum, wie der Klang in die Rille kommt. Dafür sorgte Thorsten Scheffer im Organic-Music-Studio.

Das Studio liegt recht versteckt in einem schmucken Bauernhaus im idyllischen Hinterland des Chiemsees. Außer dem Schneideraum und der Regie mit einem Telefunken 800 Mischpult gibt es dort noch einen großen Aufnahmeraum mit „klassischen“ Instrumenten wie einer Hammond B3 samt Leslie, einem Wurlitzer Piano und einem Bechstein B-88. Doch bevor wir zum Schneide-Equipment kommen, erlauben ich mir einige Anmerkungen zur Zukunft analoger Produktionen und zu einigen technischen Details der Erstellung einer Lackfolie. Schließlich hat nicht jeder Vinyl-Fan Zugang zu einem Schneidestudio.

Hier geht es los: Das Mastertape liegt auf der Schlaufenmaschine. Zwischen den Bandtellern befindet sich der Auszug für den Umweg, den das Band zwischen dem ersten Wiedergabekopf links unter der Tonkopfabdeckung und dem zweiten auf der rechten Seite nimmt. Mit den beiden Rändelschrauben lässt sich der Azimut des jeweiligen Kopfes einstellen
Hier geht es los: Das Mastertape liegt auf der Schlaufenmaschine. Zwischen den Bandtellern befindet sich der Auszug für den Umweg, den das Band zwischen dem ersten Wiedergabekopf links unter der Tonkopfabdeckung und dem zweiten auf der rechten Seite nimmt. Mit den beiden Rändelschrauben lässt sich der Azimut des jeweiligen Kopfes einstellen

Schon seit einigen Jahren tauchen in einigen Hifi-Publikation immer mal wieder Schreckensmeldungen in Sachen Vinyl-Verfügbarkeit auf: Einmal sollte der Mangel an Schneideköpfen der Erstellung von LPs ein schnelles Ende bereiten, dann wieder die Alterung der in die Jahre gekommenen, viel genutzten Ortofon- und Neumann-Schneidemaschinen. Der Grund für solche Artikel dürfte vor allem gewesen sein, dass man mit der Nachricht, auch in Jahren werde die Versorgung der Vinyl-Fans mit ihrem Suchtmittel kein unüberwindliches Problem darstellen, keinen Leser respektive Käufer hinter dem Ofen hervorlockt. Natürlich ist es ein wenig erschreckend zu sehen, zu welchen sechsstelligen Preisen heutzutage Schneideanlagen gehandelt werden. Da muss man schon eine Menge Folien schneiden, bis sich eine solche Investition amortisiert. Aber zur Beruhigung: Thorsten Scheffner hat während der letzten Jahre eine vergleichsweise günstige Schneidemaschine voller innovativer Lösungen entwickelt und auch schon sechs Exemplare davon verkauft – und natürlich sind alle mit einem Schneidekopf ausgestattet: Vinylium respektive FloKaSon in der Schweiz reparierte und repariert noch immer Neumann-Schneideköpfe und entwickelt seit mindestens 20 Jahren auch eigene Modelle. Es war übrigens auch ein Vinylium-Kopf, mit dem die Folien für das De-Phazz-Album geschnitten wurden.

Hier sieht man die Schlaufe noch ein wenig besser
Hier sieht man die Schlaufe noch ein wenig besser

Fast alle Lackfolien werden heute von einem digitalen Master erstellt, da den meisten Künstlern und Produzenten eine rein analoge Aufnahme und Nachbearbeitung zu aufwendig erscheint. Aber selbst wenn man wie sommelier du son rein analog aufnimmt und mastern lässt, ist man im Schneidestudio vor der Wandlung ins Digitale nicht gefeit, denn jede Schneideanlage braucht zwei zeitlich versetzte Musiksignale. Das erste steuert den Vorschub, also die Geschwindigkeit, mit der sich der Schneidekopf von außen zum Plattenmittelpunkt bewegt. Bei großen seitlichen Auslenkungen der Rille, also einem hohen Signalpegel, muss das schneller geschehen als bei einem geringen, andernfalls läuft man Gefahr, dass die weit ausgelenkten Rillen sich berühren, was die abtastende Nadel aus der Spur brächte. Würde man konstant mit dem größten benötigten Rillenabstand schneiden, verringerte sich die mögliche Laufzeit der LP drastisch. Daher bestimmt eine Art analoger Computer, der das erste Signal vom Mastertape erhält, den benötigten Vorschub. Das zweite, spätere Signal wird dann vom Scheidekopf in die Lackfolie geritzt. Bei RCA sprach man bei diesem Verfahren von „Dynagroove“, es gibt aber auch einen deutschen Fachbegriff dafür: Füllschrift.


Die Pegel werden mit aktiven SPL-Volume-2-Controllern geregelt und von einem DK Audio-Instrument angezeigt
Die Pegel werden mit aktiven SPL-Volume-2-Controllern geregelt und von einem DK Audio-Instrument angezeigt

Klassisch verwendet man für die Ansteuerung der Schneidemaschine eine „Schlaufenmaschine“ – oder Preview Reel Tape Machine – mit zwei Wiedergabeköpfen. Der erste – Preview head – liefert das Signal für den Vorschub, dann legt das Band einen längeren Weg zwischen Umlenkrollen – die Schlaufe – zurück, bevor es zum zweiten Wiedergabekopf gelangt, dessen Signal in die Folie geschnitten wird. Die Länge der Schlaufe hängt von zwei Faktoren ab: einmal der Bandgeschwindigkeit, 38 oder 76 Zentimeter pro Sekunde, und zum zweiten von der Abspielgeschwindigkeit der LP, 33⅓ oder 45 Umdrehungen pro Minute. Es sind also vier Kombinationen möglich. Da Schlaufenmaschinen – am bekanntesten sind Varianten der Studer A80 mit zahlreichen Umlenkrollen oder AEG Telefunken M15 mit einer etwas einfacheren Mechanik – recht rar sind, kamen clevere Studioausstatter schon vor mehreren Jahrzehnten auf die Idee, die Verzögerung digital umzusetzen: Es wurde also ein zwischenzeitlich digitalisiertes Signal in die Rille geschnitten. Damals war man von Formaten wie etwa 24 Bit und 192 Kilohertz übrigens noch weit entfernt…

Die modifizierten Higher Fidelity 138 liefern die Leistung für den Schneidekopf
Die modifizierten Higher Fidelity 138 liefern die Leistung für den Schneidekopf

Da auch einige durchaus renommierte Schneidestudios mit einer digitalen Verzögerung arbeiten, verantworte ich keine Überspielung auf Lackfolie, bei ich nicht zugegen sein kann. Schließlich bräuchte man ja das gesamte Analog-Equipment nicht zu schleppen, wenn die feine analoge Aufnahme dann doch digitalisiert wird. Bei Organic Music muss man da keine Bedenken haben: Thorsten Scheffner besitzt nicht nur eine M15-Schlaufenmaschine für Viertelzoll-Bänder, sondern nennt auch eine Halbzoll-Version sein eigen. Vor Jahren verwendete er eine Neumann VMS 66/70 und noch hat er seine eigene eigene Kreation nicht in sein System integriert. Momentan benutzt er eine Scully Vinyl-Schneidemaschine mit einem Technics SP-10 Mk3 als Direktantrieb, einem Vinylium-Schneidekopf und einem Röhrensteuerverstärker, einer Sonderanfertigung von David Manley. In dessen Studio stand früher auch die auf Hochglanz polierte Skully. Als Schneideverstärker dienen zwei High Fidelity 138. Die leistungsstarken Monos wurden von Einstein-Audio-Entwickler Rolf Weiler modifiziert und verrichteten vor Jahren im Wohnzimmer des Autors ihren Dienst. In die symmetrische Stromversorgung des Studios ist übrigens auch ein PS Audio Power Plant Premier integriert.

Thorsten Scheffners Hand am Bedienpult der Scully Schneidemaschine. Hier kann unter anderem der Rillenabstand, das sogenannte „Land“, eingestellt werden. Auf Knopfdruck werden zwischen den einzelnen Stücken Kennrillen eingefügt
Thorsten Scheffners Hand am Bedienpult der Scully Schneidemaschine. Hier kann unter anderem der Rillenabstand, das sogenannte „Land“, eingestellt werden. Auf Knopfdruck werden zwischen den einzelnen Stücken Kennrillen eingefügt


Aber viel wichtiger als hervorragendes Equipment ist die Art und Weise, wie man damit umgeht. Thorsten Scheffner nimmt sich alle Zeit, die es braucht, einen Folienschnitt zu machen, der seinen Qualitätsansprüchen genügt – und nicht nur klanglich. Nachdem eine der Folien für das De-Phazz-Album fertig war und nach der gründlichen Inspizieren unter dem Mikroskop für fehlerfrei befunden wurde, warf er noch einen Blick auf die Folie und befand das Schnittbild – die Verteilung der Rillen auf der zu nutzenden Fläche – als nicht ideal. Die Folge: Er schnitt die Seite mit einer veränderten „Land“-Einstellung noch einmal. Als „Land“ wird der Raum zwischen den Rillen bezeichnet, der unabhängig vom automatischen Vorschub des Schneidkopfes eingestellt werden kann. Dass klanglich alles passte, hatten wir schon beim Anhören eines Probeschnitts auf der Rückseite einer nicht mehr verwendbaren Folie gehört. Im Studio steht ein Pärchen Tannoy Westminster, das zwei etwa 70 Jahre alte Telefunken-Röhrenverstärker ansteuern. Der Vorverstärker stammt von Audio Research. Die Folie landete auf einem Micro Seiki RX-1500, der mit einem Ortofon-Arm mit SPU und einem Fidelity Research FR66 mit Ortofon Diamond bestückt ist. Wenn die fertige Scheibe auch nur annähernd so gut klingt wie die Folie über diese Kette, können wir uns jetzt schon auf die De-Phazz' Jazz Ltd. freuen.

Hier das Bedienpult im Detail
Hier das Bedienpult im Detail

Der Teller der Schneidemaschine wird von einem Technics SP-10 Mk3 angetrieben
Der Teller der Schneidemaschine wird von einem Technics SP-10 Mk3 angetrieben

Der Vinylium-Kopf wird mit seiner massiven Haltung in Richtung Tellermitte bewegt
Der Vinylium-Kopf wird mit seiner massiven Haltung in Richtung Tellermitte bewegt

Die Folie wird mit einer Unterdruckabsaugung auf dem Teller fixiert
Die Folie wird mit einer Unterdruckabsaugung auf dem Teller fixiert

Hier wir der aktuelle Unterdruck angezeigt
Hier wir der aktuelle Unterdruck angezeigt


Nach dem Schneiden kontrolliert Thorsten Scheffner per Mikroskop den Abstand der Rillen
Nach dem Schneiden kontrolliert Thorsten Scheffner per Mikroskop den Abstand der Rillen

Wenn alles passt, wird die Folie mit diesem Storchenschnabel respektive Pantograhen beschriftet
Wenn alles passt, wird die Folie mit diesem Storchenschnabel respektive Pantograhen beschriftet

Die Abhöranlage gegenüber der Schneidemaschine machte auch in jedem Hörraum eine gute Figur
Die Abhöranlage gegenüber der Schneidemaschine machte auch in jedem Hörraum eine gute Figur

Der Micro Seiki RX-1500 mit Ortofon- und Fidelity-Research-Arm
Der Micro Seiki RX-1500 mit Ortofon- und Fidelity-Research-Arm

Wir haben die Folie mit dem Ortofon Diamond gehört
Wir haben die Folie mit dem Ortofon Diamond gehört

Diese Telefunken Röhren-Amps lieferten die Leistung für die Tannoy Westminster
Diese Telefunken Röhren-Amps lieferten die Leistung für die Tannoy Westminster

Information
ORGANIC MUSIC
Anschrift Thorstadl 1
D-83119 Obing
Telefon +49 8624 829668
Fax +49 8624 829669
E-Mail scheffner-scheffner@t-online.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder boulevard/23-08-04_dephazz

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.