Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Transrotor Figaro |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Forceline |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm) |
Musik | „Griff“ |
Downloadgröße | 160,4 mb |
Recorder | Nagra VI |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Transrotor Figaro |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Forceline |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm) |
Musik | „Duet“ |
Downloadgröße | 132,3mb |
Recorder | Nagra VI |
Auch wenn ich das nach den überaus positiven Eindrücken von Transrotors Figaro mit dem Deep-Purple-Album ein wenig schade finde, servieren wir Ihnen hier die drei wohlbekannten Songs von Chico Freeman, Paul Kuhn und Roots. Um das Transrotor mit anderen Abtastern zu vergleichen, ist das ja auch durchaus sinnvoll.
Mehr Spaß hätte mir momentan jedoch ein wenig Rock gemacht. Kennen Sie nicht zufällig einen der Musiker von Deep Purple oder jemanden aus dem Management, der es uns erlauben würde, einen Song der Band zu verwenden? Schade! Doch ernsthaft: Auch wenn sich die Charaktere unserer drei Songs recht deutlich voneinander unterscheiden, decken sie leider nicht das gesamte Musikspektrum ab. Wenn Sie also die Rechteinhaber von professionellen Rock- oder Klassikproduktionen kennen sollten und sie überzeugen könnten, uns einen Track für diese Rubrik freizugeben, wäre das für alle analoginteressierten Hifistatement-Leser ein Gewinn – und Werbung für die beteiligten Musiker respektive Plattenfirmen.
Ich bemühe mich, die Bedingungen für die Aufnahmen möglichst identisch zu gestalten. In dem Falle, dass gravierende Änderungen wie der Wechsel der Aufnahmemaschine stattfinden, mache ich dies durch die Erhöhung der Nummer der Klangbibliothek deutlich: So reden wir aktuell von der Klangbibliothek 2.0 und zwar seitdem die Nagra VI Dienst tut. Kleinere Änderungen beim Aufbau lassen sich aber leider nicht immer vermeiden. Allerdings rechtfertigen sie meines Erachtens keine besondere Kennzeichnung. Was ist passiert? Ich habe in dieser Woche sehr feine Racks von Artesania Audio zum Test bekommen – mehr dazu im Laufe der nächsten Woche – und kann das Laufwerk für die Aufnahmen zur Klangbibliothek leider nicht mal eben auf ein Pagode-Rack an seinem angestammten Platz im Hörraum zurückstellen. Genau dort stehen nämlich nun die Artesanias. Da das LaGrange-Laufwerk aber nach wie vor zuerst mit einer Acapella Audio Arts Basis in Kontakt steht und sich nur der Unterbau für diese geändert hat, ergeben sich durch diese Änderung zwar minimale klangliche Vorteile, die aber wohl nur zum Tragen kommen dürften, wenn Sie glücklicher Besitzer eines MSB Technology Select DAC oder eines ähnlichen Boliden sind und diesen zur Wiedergabe der neuen Files aus der Klangbibliothek verwenden. Ich wollte auf diese kleine Änderung beim Aufnehmen der Musik-Dateien aber zumindest hingewiesen haben. Am besten, Sie vergessen die technischen Details und genießen unsere drei Songs mit dem Transrotor Figaro!
Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Wohl selten dürfte in die Entwicklung und Abstimmung eines Tonabnehmers soviel analoge und musikalische Erfahrung eingeflossen sein wie in Transrotors Figaro, das in einer generationsübergreifenden deutsch-englischen Koproduktion entstand. Und das hört man.
Wer sich auch nur ein wenig für Plattenspieler interessiert, dem brauche ich über die Geschichte von Transrotor und den Firmenchef Jochen Räke nichts mehr zu erzählen: Er hat sich fast sein Leben lang mit Analogtechnik beschäftigt und verfügt über einen entsprechenden Erfahrungsschatz. Weniger bekannt dürfte sein, dass Dirk Räke, der sich seit acht Jahren mehr und mehr die Aufgaben bei Transrotor mit seinem Vater teilt, auch aktiver Musiker ist. Die Abstimmung des Figaro war – wie inzwischen auch die Entwicklung neuer Laufwerke – ein Gemeinschaftsprojekt der beiden, das sich über ein Jahr und damit deutlich länger als geplant hinzog. Die klanglichen Vorstellung der beiden setzte auf der englischen Seite der Entwicklungsingenieur von Goldring um, dessen Vater dort übrigens auch schon in ähnlicher Funktion tätig gewesen sein soll.
Als Ausgangspunkt der Entwicklung diente Goldrings Topmodell Legacy. Die Veränderungen begannen aber schon beim Magnesium-Gehäuse. Das Material wurde, wie mir Dirk Räke mitteilte, wegen seines Resonanzverhaltens und Gewichts gewählt. Dass SME für die eigenen Topmodelle und auch für die für Transrotor gefertigten Tonarme denselben Werkstoff verwende, sei daher zwar naheliegend aber keinesfalls ein Grund für die Materialwahl beim Tonabnehmergehäuse gewesen. Der Körper des Legacy musste einige Veränderungen über sich ergehen lassen, um den Ansprüchen der Analogspezialisten aus Bergisch Gladbach zu genügen: Er wurde resonanzoptimiert und die Masse reduziert, so dass letztlich für das Figaro ein neues Gehäuse entstand. Der Generator soll gänzlich neu entwickelt worden sein. Aus den recht spärlichen Informationen schließe ich, dass die Spulen des Figaro auf einem Spulenkörper gewickelt wurden, der sich von dem des Legacy unterscheidet. Auch die Anzahl der Wicklungen soll geringer sein, damit die bewegte Masse kleiner wird und Nadel, Nadelträger, Spulenkörper und Spulen den Modulationen der Rille spontaner folgen können. Obwohl der Innenwiderstand des Legacy um 40 Prozent höher liegt als der des Figaro – was auf mehr Wicklungen hindeuten könnte –, liegt seine Ausgangsspannung unter der des Transrotor-Tonabnehmers. Es war gerade noch in Erfahrung zu bringen, dass der Nadelträger aus Aluminium besteht und die Spulen aus Kupferdraht gewickelt werden. Angaben zu Form und Material des Spulenträgers oder zur Reinheit des Kupfers waren nicht zu bekommen. Der Magnet dürfte wie beim Legacy ein Seltene-Erden-Neodym-Eisen-Bor-Typ sein. Den Nadelschliff bezeichnet Goldring als Vital Fine Line. Transrotor respektive Goldring liefert das Figaro mit einem individuellen Datenblatt aus, das über den Frequenzgang, das Übersprechen und den Pegelunterschied zwischen den Kanälen Aufschluss gibt. Das war früher einmal Standard. Heutzutage kann man einen solchen Qualitätsnachweis aber selbst bei mehrfach teureren Tonabnehmern nicht mehr erwarten. Schön, dass sich Transrotor auch in diesem Punkt qualitäts- und traditionsbewusst zeigt.
Die Form des Figaro mit ihren Radien wirkt der Ausprägung von Resonanzen durch stehende Wellen entgegen, macht das Ausrichten des Gehäuses im Headshell aber nicht gerade einfacher. Im Thales Simplicity, bei dem in einer Lehre mit Blick auf Nadel und Nadelträger justiert wird, und in SME-Armen mit Headshells ohne Langlöcher kommen jedoch nur die Vorteile der speziellen Formgebung zum Tragen. Ich montiere das Figaro erst einmal in meinem momentanen Tonarm-Favoriten, dem Simplicity. Schon bei den ersten Tönen strahlt das Figaro eine hohe Ausgewogenheit und Stimmigkeit aus und verwöhnt in den Mitten mit einer satten Farbigkeit. So kommt beispielsweise das Vibraphon auf Big Blues sehr warm und voll rüber. Dynamisch wirkt der Tonabnehmer jedoch ein wenig gebremst, so dass der Schluss naheliegt, dass er gerade die ersten paar Minuten seiner Einspielzeit hinter sich bringt. Dirk Räke bestätigt dann auch diese Vermutung. In den folgenden Tagen höre ich dann so viele LPs wie schon lange nicht mehr. Da sind zum einen die zuvor lange nicht aufgelegten Scheiben von Enrico Rava. Auf Opening Night etwa werden seine melodiösen Trompetenlinien spannend von Franco D'Andreas freierem Pianospiel kontrastiert, ohne dass die immense Spannung jemals ins Unangenehme, Nervöse kippen würden. Dabei tritt der Klang des Figaro weit in den Hintergrund: Schnell vergesse ich den Anlass, aus dem ich wieder mal in den Vinylschätzen schwelge, und verliere mich in Betrachtungen über interpretatorische Besonderheiten der Stücke. Transrotors Tonabnehmer macht es schon in dieser frühen Phase leicht, sich auf das musikalische Geschehen zu konzentrieren.
Das wird auch bei einer alten Prestige-Scheibe zum Spaß: Drag 'em Out mit Shirley Scotts etwas ungewöhnlich besetztem Orgel-Trio. Statt eines Gitarristen ist Major Holly, der seine gestrichenen Soli gesanglich dezent begleitende Bassist, mit von der Partie. Obwohl die Oberfläche der LP alles andere als „mint“ ist, sind so gut wie keine Knackser zu hören. Roy Brooks sensibles Spiel mit den Besen kommt fein aufgelöst rüber, der Kontrabass groovt, wenn auch – aufnahmebedigt – in der Lautstärke ein wenig zurückgenommen, und die Hammond schillert und faucht in einem breiten Farbspektrum. Dank des Figaro merkt man der Scheibe weder ihr Alter noch ihren alles andere als perfekten Erhaltungszustand an: Die Musik steht im Mittelpunkt. Und so soll es sein.
Auch bei Speakers Corner Reissue des Concierto der Aranjuez begeistert das Figaro mit seiner Farbigkeit. Es ist zwar absolut stimmig und ehrlich abgestimmt und verzichtet auf jegliche Effekthascherei, darf sich aber dennoch einer leichten und überaus angenehmen Mittenverliebtheit rühmen. Die Solisten und Orchestergruppen werden exakt voneinander getrennt und festen Positionen auf der imaginären Bühne zugewiesen, die sich bei einigen mehrfach teureren Abtastern zwar etwas spektakulärer, aber nicht unbedingt glaubwürdiger in die Tiefe ausdehnt. Besonders hoch ist dem Transrotor anzurechnen, dass es nicht wie einige extrem hochauflösende Abtaster in den sehr leisen Passagen ausgezehrt und einen Hauch langweilig wirkt. Beim Figaro stehen die Gitarren auch in den verhalteneren Solopassagen plastisch, körperhaft und in realistischer Größe auf der Bühne. Da braucht man nicht gleich zum Lautstäkeregler zu greifen, um der Wiedergabe mehr Leben einzuhauchen. Das wäre auch schon deshalb keine gute Idee, weil das Figaro auch grobdynamisch kein Kind von Traurigkeit ist. Die Orchesterpassagen kommen mit jeder Menge Druck, Lebendigkeit und Frische.
Da das Transrotor bisher keine Vorliebe für bestimmte Genres erkennen lässt und bis auf die letzte Scheibe kein audiophiles Material benötigt, um seine beträchtlichen Fähigkeiten zu demonstrieren, vertraue ich ihm auch meine letzte analoge Neuerwerbung an. Und die ist alles andere als klanglich vielversprechend: ein Live-Mitschnitt des Deep Purple Konzertes in Montreux aus dem Jahr 2011, aufgezeichnet auf 96 digitalen Spuren. Die Menge der Mikrofone und Spuren war nötig, da die Rocker das 40-jährige Jubiläum der in „Smoke On The Water“ geschilderten Ereignisse zusammen mit den 38 Musikern der Neuen Philharmonie Frankfurt begingen. Trotz allem hätten mich digital produzierte LPs gewiss nicht zum Kauf verleiten können – wenn ich dem Toningenieur David Richards in seinem Voyager I Recording-Truck während der Aufnahme nicht hin und wieder hätte über die Schulter sehen dürfen.
Doch zurück von den Erinnerungen an Montreux zu den musikalischen meiner frühen Jugend: Nach einer kurzen Ouvertüre der Neuen Philharmonie – ein elektrisch verstärktes Orchester in einer unbestuhlten, wenig gedämpften Halle kann wohl nicht besser klingen – nehmen Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice sowie Steve Morse und Don Airey mit dem „Highway Star“ richtig Fahrt auf. Das klingt trotz oder besser wegen des recht zurückhaltenden Orchesters, das erfreulicherweise treibende Akzente setzt, statt die Musik auf einen schmuseweichen Klangteppich zu betten, ungemein frisch und mitreißend. Bei „Hard Lovin' Man“ aus dem In Rock-Album bin ich dann kurz davor, die Scheibe mit der Luftgitarre zu begleiten. Und das kann man dem Figaro – irgendwie wirkt der Name in diesem Umfeld eine wenig unpassend – nicht hoch genug anrechnen. Es bringt den Groove und den unwiderstehlichen Drive dieser auch nach 40 Jahren noch unverbrauchten Songs unheimlich emotional rüber. Selbst die allerfeinsten, hochauflösenden, detailverliebten und entsprechen hochpreisigen Nobeltonabnehmer haben bei mir nie den Wunsch aufkommen lassen, mal eine Rockscheibe aufzulegen. Beim Transrotor war der Griff zu Deep Purple zwar eher Zufall, aber jetzt bin ich sicher, dass es auch bei dieser Art von Musik eine Menge Genuss garantiert.
Nach der Rückkehr aus dem Fotostudio montiere ich das Figaro im Fünfer von SME und gönne mir erst noch zwei Seiten der drei violetten LPs, obwohl ich eigentlich mit den üblichen Testscheiben noch die ein oder andere Erkenntnis gewinnen wollte. Dafür passiert es mir zum ersten mal, dass ich „Woman From Tokyo“ von Who Do We Think We Are! etwas abgewinnen kann. Das war für mich bisher immer ein sehr schwaches wenn nicht das schwächster Album in der Besetzung mit Ian Gillan. Dank der Spielfreude der Band beim Jubiläumskonzert in Montreux und des ebenso spielfreudigen und völlig allürenlosen Transrotor Tonabnehmers ist das zumindest beim ersten Song des besagten Albums nun anders. Bei „Good Bless The Child“ in der Interpretation des Keith Jarrett Trios stellt das Figaro seine rhythmischen Qualitäten unter Beweis, wenn das nach dem furiosen Auftritt mit Deep Purple überhaupt noch nötig ist: Die Snare treibt ebenso heftig wie die High Hat, Gary Peacocks Viersaiter schnarrt und knarzt und das Piano pulsiert vor Leben. Purer Genuss! Ja, auch wenn ich bei Systemen für den mehrfachen Preis hier und da noch mal ein begleitendes Stöhnen Jarretts zusätzlich gehört habe. Die musikalische Aussage bringt das Figaro jedenfalls hundertprozentig, weil darauf fokussierter rüber. Bei Dick Schorys „Buck Dance“ bestechen die Klangfarben des unüberschaubaren Percussion-Arsenals und die Wucht, mit der Trommeln und Pauken hier in der große Halle beinahe explodieren: Das Figaro hat sich inzwischen völlig frei gespielt und beweist seine Fähigkeiten in puncto Dynamik.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity, SME V |
Tonabnehmer | Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, AudioMachina Maestro GSE |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Transrotor Figaro
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Prinzip | Moving Coil |
Frequenzgang | 20 Hz - 30 khz ±1 dB |
Kanalgleichheit | 1 dB max. bei 1 kHz |
Kanaltrennung | 27 dB min. bei 1kHz |
Ausgangsleistung | 0,28 mV ±1 dB bei 1kHz |
Nadelnachgiebigkeit | 16 mm/N |
Abtastwinkel | 20° |
Nadelschliff | Vital Fine Line |
Nadeltyp | nicht auswechselbar |
Abschlusswiderstand | 100 Ohm |
Belastungskapazität | 100 - 500 pF |
Eigenwiderstand | 5 Ohm |
Auflagekraft | 1,7 - 2,0 g (Nennwert 1,8 g) |
Befestigungsbohrungen | 12,7 mm (0,5 in) |
Tonabnehmergewicht | 8,8 g |
Gehäusematerial | Magnesium |
Nadelträger | Aluminium |
Preis | 2500 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Die Auralic Aries Bridge ist nicht brandneu, wurde aber im ersten Jahr nach Markteinführung im Detail verbessert und wirft die spannende Frage auf: Klingen Audio Files über das Netzwerk mit dem Aries besser als vom Computer? In beiden Fällen wird ein externer Digital-Analog-Wandler benötigt. Eine Netzteil-Option von SBooster erregt zusätzliches Interesse
Schon vor vier Jahren veröffentlichte Dirk Sommer seinen „PS Audio Perfect Wave DAC: USB versus Bridge“ überschriebenen Erfahrungsbericht zu Thema. Dort verglich er am D/A-Wandler dessen optionales Streaming Modul mit dem Computer als Zuspieler. Sein Resümee damals war: Keine signifikanten Unterschiede. Seit dem ist viel Zeit vergangen, und mich lässt dieses Thema nicht ruhen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es klanglich keinen Unterschied machen soll, ob ich Audio-Dateien vom Rechner über ein geeignetes USB-Kabel an den Wandler schicke oder ob ich die Dateien von einem NAS (Network Attached Storage) über den Router per Lan oder WLan an einen Streamer sende. Mehr Unwägbarkeiten beinhaltet die zweite, die Streaming-Variante. Denn dort fließt der Router und die Qualität der WLan/Lan-Verbindung zusätzlich mit ein. Darüber gibt es eine Kabelverbindung mehr, nämlich die vom NAS zum Router per Ethernet. Falls andererseits am Computer die Audio-Dateien auf einer externen Festplatte liegen, benötigt diese auch eine USB- oder Firewire-Verbindung zum Rechner. Nicht ohne klangliche Auswirkung ist auch die Wahl der Player-Software auf dem Computer. In diesem Erfahrungsbericht verwende ich überwiegend Audirvana Plus, weil es sehr verbreitet ist. Klanglich steht er nach meiner Auffassung auf dem gleichen Level wie meine Amarra-Software, auch wenn beide unterschiedlich klingen. Der Auralic Streamer verwendet eine eigene Player-Software namens Lightning DS 1.0. Also entfällt hier die mühsame Suche nach der optimalen Player-Software, üblicherweise nach den Kriterien Klangeigenschaften und Anschaffungskosten. Meine grundsätzliche Frage nach dem besseren Weg zu beantworten ist nicht einfach, da in der Regel Streamer und D/A-Wandlern in einem Gerät kombiniert sind. Wenn ich aber nicht denselben DAC verwende, vergleiche ich Äpfel mit Birnen. Genau dieses Problem löst nun die Streamer Bridge von Auralic. Sie ist in der Lage, hochaufgelöstes PCM bis 384 kHz und DSD nativ sogar bis 256 an den DAC weiterzugeben. Dies ist mit der neuesten Firmware möglich, nur muss der folgende DAC DSD256 auch erst einmal verarbeiten können. Im Hause Auralic ist man gern einen Schritt voraus.
Zwei Wochen vor der High End bekam ich den Aries und freute ich mich auch darüber, im Wesentlichen nur eine klangliche Beschreibung machen zu müssen. Denn Bert Seidenstücker hat kurz nach der Markteinführung den Auralic Aries umfänglich beschrieben und getestet. Wer also über den Aries im Detail informiert sein möchte, lese bitte Berts Bericht.
So einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, gestaltete sich das Probieren dann doch nicht. Denn ich habe in meinem Heim kein Musik-Netzwerk. Somit installierte ich meine externe Seagate-Festplatte, die üblicherweise über Firewire mit meinem MacMini verbunden ist, im Wechsel über ihre USB-Schnittstelle mit dem USB-Eingang des Aries und dem des Rechners. Dies ist eine komfortable Anschlussoption, die seit dem Firmware-Update 1.10 Ende 2014 möglich ist. Den Aries verkabelte ich per Coax-SPDIF und zum Vergleich per AES/EBU mit meinem Antelope Zodiac+. Mein MacMini war ursprünglich ein MacMini Server. Er ist mit zwei 500-GB-Festplatten ausgestattet, von denen eine ausschließlich die Audio-Dateien beinhaltet. Im direkten Vergleich Aries gegen Computer mit interner HD konnte ich keine bewertbaren Unterschiede festmachen. Dies wurde jedoch anders, als ich die Audio-Files dem Computer von der externen Seagate HD über Firewire zuführte. Da hatte der Aries die Nase vorn. Ganz gleich, ob ich seinen Coax- oder XLR- Digital-Ausgang benutzte, die Musik klang eindeutig befreiter und vermittelte etwas mehr Offenheit. Bei Genesis´ The Lamb Lies Down on Broadway in CD-Qualität war der Unterschied frappierend. Der Aries steigerte das Hörvergnügen deutlich.
An dieser Stelle möchte ich lobend die benutzerfreundliche Lightning DS Software erwähnen, die dem Aries implantiert ist. Auch wenn es einige Zeit dauerte, bis die gut 500 GB von der Festplatte eingelesen waren, machte die Bedienung keinerlei Schwierigkeiten. Die Geduldprobe des Einlesens brauchen sie künftig nicht mehr fürchten. Denn die neue Software Lightning DS 2.0 ist dreifach schneller. Sie wurde auf der High End vorgestellt und steht in Kürze zur Verfügung. Sie wird auch weitere Bedienungsvorteile bieten wie zusätzliche Suchkriterien. Eine weitere, wichtige Neuigkeit zum Aries ist die Android-Variante der Lightning DS Software. Waren die beiden Aries Modelle bislang nur mit Apples IOS bedienbar, können bald auch Android Anwender den Auralic Streamer handhaben. Die Ingenieure im Hause Auralic scheinen wirklich rührig, was die Pflege und Weiterentwicklung ihrer Kreationen anbelangt. So ist längst auch das Brummproblem behoben, welches in den ersten Monaten den Aries begleitete. Die Ursache lag im Display. Das ist nun Vergangenheit. So unterscheidet sich das Gerät aus Bert Seidenstückers Test zur aktuellen Version außer durch die Option, einen USB-Datenträger anzuschließen, im Wesentlichen durch kontinuierlich verbesserte Firmware. In den letzten zehn Monaten geschah dies bereits zwölfmal. Automatisch aktualisiert sich der Aries über das Netz und bringt sich selbst und ohne, dass Sie sich darum kümmern müssen, auf den neuesten Stand. Als ich von der High End nach Hause kam, war Version 2.5 installiert.
Nach Angaben aus dem Hause Auralic ist der klanglich beste Weg, den Aries einzubinden, folgender: Datenzugriff über WLan und Anschluss an den D/A-Wandler per USB-Ausgang. Also machte ich mich daran, ihn so zu konfigurieren, konnte aber meinen Antelope Zodiac+ nicht dazu bewegen, die USB-Verbindung zu akzeptieren und einzuloggen. Er blinkte nur nervös mit seiner roten LED und machte mich ratlos. Der Grund: Er akzeptiert keine Linux basierte Ansprache. Also ist er für diesen Test nicht weiter zu gebrauchen. Auf der „Ersatzbank“ meines Geräte-Kaders wartet der Teac UD-501. Diesen Wandler liebe ich wegen seiner Vielseitigkeit, seiner unproblematischen Bedienbarkeit, seines attraktiven Preises von deutlich unter 1000 Euro und seines sehr guten Klanges. Er verarbeitet in seinen Burr-Brown Chips auch DSD-Signale nativ, und schon deshalb werde ich ihn nicht wieder hergeben. Musikalisch bevorzuge ich allerdings in meiner persönlichen Anlagen-Konfiguration den Antelope – deshalb die Ersatzbank für den Teac. Jetzt darf er ran, und aus Erfahrung kann ich seinen musikalischen Charakter auch gut einordnen.
Als Musik-Spender im Netzwerk integrierte ich meine Samsung Harddisc an meiner FRITZ!box 7390 und generierte so das FritzNAS mithilfe der Router Software. Die Samsung HD enthält genau die Musik Files, die ich auf der internen HD meines MacMini habe. Der schnitt ja im oben beschriebenen ersten Teil dieses Tests im Wettbewerb gegen den Aries gleich gut ab. Alternativ stand die Samsung Festplatte dem MacMini natürlich auch über das Netzwerk zur Verfügung. Leider schickt die FritzNAS der Lightning DS Software die Album-Cover nicht rüber, so dass ich mit der Ordner-Struktur arbeiten muss. Laut Christian Rechenbach vom Auralic Vertrieb liegt das an der FRITZ!box. Nicht so schlimm für Sie, liebe Leser, denn üblicherweise werden Sie eine „richtige“ NAS verwenden, und da gibt es keine Probleme. Sowohl den Aries als auch den MacMini verband ich mit dem Audioquest Diamond USB Kabel. So haben wir gleiche Bedingungen und faire Verhältnisse. Im Grunde ist ein Test an einem nicht so teuren Wandler wie meinem Teac DU-501 auch sehr aussagekräftig und sinnvoller als an einem besseren und deutlich teureren DAC. Denn wenn ich mit dem Teac Unterschiede feststelle, werden diese von aufwändigeren Wandlern umso deutlicher zu Gehör gebracht. Anders herum kann es sein, dass die Klangunterschiede bei einem einfacheren Wandler weniger klar herausgearbeitet werden.
Zuerst habe ich den Vergleich beider Varianten so durchgeführt, dass ich auch für den MacMini die FritzNAS benutzt habe. Dies ging solange gut, bis ich die Trondheimer Solistene mit Mozarts Violinkonzert KV 21 in der originären PCM Auflösung mit 352,8 kHz (DXD) abspielte. Da setzte mein Mac, Baujahr 2010, zwischendrin aus. Der Musikfaden riss wohl wegen seiner zu schwachen, schon relativ altertümlichen WLan-Fähigkeit. Der Aries spielte munter durch und zeichnete farbenfroh und zart die Violinen in den Raum. So schön habe ich diese Aufnahme nirgendwo und zu keiner Zeit je gehört.
Ab jetzt schaufelte mein Mac seine Audio-Files von der eigenen Festplatte und der Aries weiterhin vom FritzNAS. Lange brauchte ich nicht, um zu erkennen, dass hier der Bessere des Guten Feind ist. Die klangliche Überlegenheit des Streaming mit dem Auralic Aries war klar. Leichter und frischer klangs mit mehr Offenheit und ohne irgendein Manko im direkten Vergleich. Da lösten sich die Instrumente vor allem bei komplexer Musik wie Mussorgskys Pictures at an Exhibition, „The Great Gate of Kiev“, mit dem New Zealand Symphony Orchestra unter Peter Breiner, nicht die remasterte Version, in 96 kHz von highresaudio.com. Hier wird schlichtweg mehr Tiefe geboten. Das Orchester spielt gestaffelter in der dritten Dimension. Auch bei kleinen Besetzungen war der musikalische Mehrwert des Aries klar, wenn ich nach längerem Hören auf den Mac zurückging. Auch wenn es schwer an Details festzumachen und zu beschreiben ist, der Aries bescherte mir mehr Hörvergnügen. Er interpretierte unbeschwerter.
Zu bedenken ist jedoch auch, dass der Aries auch die kostspieligere Lösung darstellt. Wenn wir die NAS bei der Rechnung außen vor lassen, bekommt man für den Preis des Aries auch einen anderweitig nutzbaren Apple Rechner. Nur nach diesem Hörvergleich ist der musikalische Sieger eindeutig der Auralic Aries. Seine Überlegenheit konnte er am Teac-Wandler unter Beweis stellen. Investiert man in einen besseren DAC, dürfte der Unterschied noch evidenter sein.
Den Aries gibt es auch für 650 Euro weniger als Aries LE. In zwei wichtigen Punkten unterscheiden sich diese zwei Steamer. Der LE besitzt nicht die Femto Clock und hat ein wesentlich bescheideneres Netzteil im Lieferumfang. Für diesen Test hatte ich die Version mit der Femto Clock beim deutschen Vertrieb bestellt, weil mir deren positive Auswirkung auf die Klangqualität bekannt war und ich darauf nicht verzichten wollte. Nun gibt es bei der Schwesterfirma des Auralic Deutschland-Vertriebes ein Netzteil namens SBooster, das die klanglichen Fähigkeiten des Aries nochmals steigern soll.
Netzteile von SBooster (ehemals Squeeze-Upgrade) aus den Niederlanden begeisterten Dirk Sommer bereits in zwei Testberichten hier und hier. Nun macht das originale Netzteil des Aries wirklich keinen schlechten Eindruck und lädt, betrachtet man den Aufwand, nicht dazu ein, es auszutauschen. Das im Kunststoffkleid relativ schlicht wirkende SBooster BOTW P&P ECO ist jedoch deutlich größer und wirkt somit recht vielversprechend. Auffällig sind zwei in den Kabel-Weg vom Netzteil zum Anschluss an den Aries integrierte schwarze Gehäuse, von denen eines aus der Stromleitung herausgenommen werden kann. Kompliziert? Fangen wir vorn an. Das klassische groß dimensionierte Netzteil ist in unserem Fall extern zugänglich von 15 auf 16 Volt umschaltbar. An die jeweils vorhandene Netzspannung ist der SBooster intern anpassbar, so dass das Gerät weltweit einsetzbar ist. SBooster Netzteile sind in ihrer Ausgangsspannung optimiert auf die anzuschließenden Geräte. So findet man im Web auch entsprechende Kompatibilitäts-Listen für D/A-Wandler. Der Wirkungsgrad des ECO-Designs ist laut SBooster um 50 Prozent effektiver als konventionelle Netzteile und auch gegenüber dernVorgänger-Modelle. Integriert sind, so sagte mir Firmen-Inhaber Wiebren Draaijer auf der High End, Netzfilter im Plus- Minus-Leiter sowie auch Drosselfilter am Erdleiter. Der Ringkerntrafo ist elektrostatisch abgeschirmt. Fest im Anschlusskabel zum Auralic Aries integriert ist ein Filter mit Kapazitäten, die für kurzzeitigen Strombedarf Leistungsreserven bereithalten. Die zweite Blackbox im Kabel ist zwar nicht obligatorisch, jedoch für die Qualität des Aries sinnvoll, und somit auch fester Bestandteil der Test-Konfiguration. Dieses aktive Ultra-Filter reduziert zusätzlich Störanteile im Strom.
Zum Vergleich mit dem originalen Aries Netzteil habe ich beide stets am Netz gelassen und natürlich „vorgewärmt“. Es wurde nur am Auralic Aries umgesteckt. Und siehe da, an dieser Stelle, wo ich eigentlich den geringsten Qualitätsunterschied erwartet hatte, bekam ich unüberhörbar vorgeführt, was Netzteil-Optimierung ausmachen kann. Oben beschriebene Mussorgsky-Einspielung erhielt mehr räumliche Tiefe und fundamentale Wucht. Die Akkuratesse, die bereits das originale Netzteil vermittelte, blieb erhalten. Die erweiterte Tiefen-Staffelung brachte auch eine klarere Abgrenzung der Instrumente und glaubhafte Platzierung mit sich. Die Sopranistin Patricia Petibon überzeugte bei „El bajel que no recela“ aus Nouveau Monde (96kHz). Carolina Chocolate Drops gefielen mit ihrem Album Genuine Negro Jig in CD-Qualität, das sehr klar und direkt aufgenommen ist, durch Plastizität und Schmelz der Violine sowie ungekannter Farbigkeit bei den Percussions.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini / Yosemite 10.10.3. / Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus 2.0.11 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac+, Teac UD-501 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping), Quadral Platinum 5 50 |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber, Audio Exklusiv Silent Plugs Cinch |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d Basen |
Herstellerangaben
Auralic Aries Streaming Bridge
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Streaming-Eigenschaften | Lokales uPnP/DLNA Inhaltsverzeichnis, Qobuz und WiMP online streaming (weitere in Vorbereitung), Internet Radio, Airplay und Songcast, USB Harddisc Dateien |
Unterstützte Formate | AAC, AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, MP3, OGG, WAV, WV and WMA |
Sampling Rates | PCM in 44.1Khz-384Khz bei 16-32bits und DSD64, DSD128, DSD256 |
Control Software | Auralic Lightning DS, Auralic RC-1 Fernbedienung, OpenHome kompatible Software, uPnP AV compatible Software |
Media-Server Kompatibilität | Minimserver, Twonky, Asset UPnP, JRiver, DLNA/uPNP kompatible Server Software |
Eingänge | RJ45 Gigabit Ethernet, Dual-Band WiFi, USB 2.0 für externe Festplatte |
Ausgänge | USB 2.0 für kompatiblen DAC, AES/EBU, SPDIF Cinch, Toslink (nur PCM 192 kHz, DSD 64) |
Stromverbrauch | Standby < 2 Watt, Betrieb maximal 15 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 25/20/7 cm |
Gewicht | 800 Gramm ohne Netzteil |
Preis | 150 Euro |
Herstellerangaben
S Booster Netzteil BOTW P&P Eco 15-16 Volt
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Netzteiltyp | für Auralic Aries Femto, Auralic Aries LE und Auralic Aries , Mini: Ausführung 15/16V mit Sbooster Ultra 15V |
Abmessungen (B/H/T) | 12,5/22,0/7,5 cm ohne die Kabelfilter |
Preis | 306,50 Euro (Netzteil ohne SBooster Ultra 250 Euro) |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
| |
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Web | www.digital-highend.de |
High-End-Röhrengeräte werden ja gern außerhalb jeder Konkurrenz gesehen. Geradezu ätherisch der Welt entrückt sieht man ihnen ob ihrer großen Abbildung, der warmen, weichen, plastischen und hingebungsvollen Wiedergabe die Einbußen in Dynamik, Lautstärke und Gewalt nach. Dichtung oder Wahrheit?
Als ich auf den Norddeutschen Hifitagen 2015 auf dem Stand der TAD Audiovertrieb GmbH mit Paula Knorn über den Unison-Lautsprecher MAX-1 fachsimpelte und mich gleichzeitig als sehr zufriedener Besitzer eines Unico äußerte, war schnell der Entschluss für einen Test gefasst. Allerdings kann ich die MAX-1 leider nicht sinnvoll in meinen Räumlichkeiten stellen. Und so stand einige Monate später ein Unison Sinfonia bei mir im Hörraum. In der Hierarchie der reinen Röhrenverstärker des italienischen Herstellers in Ultralinear-Class-A, die auch wirkungsgradschwache Lautsprecher treiben können, steht er ganz unten – und das bei einem Einstandspreis von 5000 Euro und niedlichen 25 Kilogramm Eigengewicht. Immerhin kriegt man das Gerät noch so halbwegs allein aus dem Karton. Übrigens eine richtig gute stabile und sinnvolle Verpackung – muss man einfach immer wieder erwähnen.
Dass die Italiener einfach gute Designer sind, zeigt auch der Sinfonia. Die Holzwangen aus Kirschholz, die Edelstahlabdeckung mit den Röhren, die nicht nur schön aussehen, sondern auch noch die Hitze reflektieren, die Drehknöpfe aus Edelstahl, all das macht einen gediegenen, formal gelungenen Eindruck. Verarbeitung und Haptik sind über jeden Zweifel erhaben, auch die Kühlrippen. Kühlrippen? Bei einem Röhrenverstärker? Ein Blick ins Innere klärt auf: Diverse Halbleiter tummeln sich im prall gefüllten Inneren. Diese besorgen sowohl die Ruhestromregelung als auch die Anodenspannung der vier in Single-Ended-Parallel-Schaltung betriebenen 6550 (oder KT88) Endstufenröhren. Die Vorstufe besteht aus parallel geschalteten Doppeltrioden 12AX7 (ECC83), die die Signale an ein Pärchen 12AU7 (ECC82) weitergibt. Dies alles natürlich streng kanalgetrennt. Alle Röhren verfügen über ein Autobias, dadurch wird gewährleistet, dass jede Röhre immer im optimalen Bereich arbeitet und dies auch, wenn die Parameter aufgrund von Alterung nicht mehr dem Original entsprechen. Die verwendeten Röhren stammen aus neuer Produktion von Tung-Sol aus Russland und sind preislich moderat, für High-End-Ansprüche regelrecht billig. Da besonders die Endstufenröhren reine Verschleißteile sind, die ab und zu gewechselt werden müssen, nimmt man dies erfreut zur Kenntnis. Wer möchte, kann natürlich auch gematchte Röhren anderer Hersteller ausprobieren.
Man hat es also mit einem „modernen“ Röhrenverstärker zu tun, wenn es so etwas bei Schaltungen, die prinzipiell von Anfang des letzten Jahrhunderts stammen, überhaupt geben kann. Dazu gehören auch Relais in den Eingängen, eine Systemfernbedienung, ein gepufferter Subwooferausgang und – neben vier Hochpegeleingängen – eine vollwertige Tapeschleife. Sogar doppelte Lautsprecherausgänge mit 4- beziehungsweise 8-Ohm-Abgriff sind vorhanden. Wer will, kann auch den hauseigenen Phono-Vorverstärker Phono One über eine spezielle Buchse mit Strom versorgen. Heutzutage gilt Puritanismus – besonders bei Röhrenverstärkern – ja als schick. Es scheint einen Automatismus zu geben: Je weniger Knöpfe, Anschlüsse und Komfort, um so mehr Klang wird angenommen und und auch ein höherer Preis akzeptiert. Sehr sympathisch, dass Unison da nicht mitmacht.
Etwas schlucken muss ich bei der Ausgangsleistung. Gerade mal 27 Watt pro Kanal stemmen die KT 88. Obwohl das für die Art der Schaltung bemerkenswert viel ist und Röhrenwatt bekanntlich ja (mindestens) doppelt gerechnet werden müssen, überkamen mich Zweifel. Meine Spendor haben für heutige Verhältnisse zwar keinen besonders schlechten, mit 85 Dezibel pro Watt und Meter aber auch keinen hohen Wirkungsgrad. Fragen bezüglich der Kombination beantwortete Frau Knorn vom Vertrieb mit dem Hinweis, dass bisher keine Unverträglichkeiten mit Lautsprechern bekannt seien. Na dann ist ja gut. Aber trotzdem…
Ok, der Sinfonia möchte also wie ein normales Gerät behandelt werden, dann tun wir ihm diesen Gefallen. Mir geht ja auf die Nerven, dass reine Röhrenvollverstärker in Tests oft nur mit klassischer Musik gefüttert werden – gern kleine Besetzungen– ansonsten mit Singer/Songwritern oder altem Jazz, an besten in Mono vom alten TD-124 mit EMT- oder Ortofonarm und SPU. Nur so können sie ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten wirklich vermitteln. Soweit das gängige Vorurteil. Nichts da, ich bin eigentlich für Hifi zuständig, das Ding kostet 5000 Stecken und jetzt mal Butter bei die Fische!
Von den angeführten Klischees will der Unison tatsächlich nichts wissen. Es dauert zwar eine Minute nach dem Einschalten, bis ihm Töne entströmen, und die sind anfänglich auch noch wie aus dem Nebenraum, aber schon innerhalb von fünf Minuten hat er sich gefangen, nach 20 Minuten Aufwärmphase ist er voll da. Gemessen an einigen Konkurrenten aus dem transistorisierten Lager, wo der rechte Arbeitspunkt der Geräte erst nach mehrtägigem oder sogar -wöchigem Betrieb erreicht werden soll, gibt sich der Unison reichlich unkapriziös.
Am Anfang verfalle ich übrigens tatsächlich darauf, das Gerät ob seiner schmächtigen Leistung und all der Vorurteile mit Schonkost zu hören, was Blödsinn ist. Der Unison Sinfonia ist einfach nur ein Verstärker. Und zwar ein unglaublich guter. Punkt. Nö, nicht Punkt, sonst wäre hier Schluss.
Was die Abbildungsgröße angeht, ist das Klischee erfüllt: Der Raum vor, hinter, über und neben den Lautsprechern ist komplett gefüllt und definiert und so ausgedehnt, dass ich ihn mal „begehbar“ nenne. Alles ist realistisch groß, was bei den Spendor – man kann ihnen eigentlich nichts vorwerfen, aber groß abbildend spielen sie nicht wirklich – nicht so alltäglich ist. Dabei werfen sie einen tiefen, absolut kontrollierten Bass in den Raum, dass mir erst mal angst und bange wird. Diese schlanken, kleinen Säulchen sollten rein physikalisch nicht zu so etwas in der Lage sein. Sind sie aber und das ab Zimmerlautstärke aufwärts dank des Sinfonia, der sie an die ganz kurze Leine nimmt und ihnen scheinbar unmögliche Dinge aufzwingt. Und das scheinen die Spendor auch noch zu mögen. Um die spekulativ knappe Leistung mache ich mir inzwischen übrigens keine Sorgen mehr. Eher platzen meine Lautsprecher, als dass dem Sinfonia die Puste ausgeht. Bleiben wir gleich beim Bass. Anfänglich noch den eingebildeten Vorgaben folgend bekam der Unison Rickie Lee Jones, kleine Besetzungen von Debussy und Franck oder Bill Evans vorgesetzt. Klar kann er das und wie!
Aber wenn man dem Verstärker mal mit elektronisch verstärkten und Synthiebässen zu Leibe rückt, erlebt man ein kleines Wunder. Auf der Recoloured und der Remakes von Nils Petter Molvear haben sich die Produzenten so richtig im Basskeller ausgetobt. Was der Sinfonia da anstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen. In der Tendenz eher trocken und präzise, verleiht er tiefen Tönen eine ungeahnte Ausdruckskraft. Bei aller gegebenen Wucht bekommen diese eine eigene Gestalt, Form, Farbe und auch ein Eigenleben, dass man erst mal sprachlos ist ob der zusätzlichen Information, die einem hier so nebenbei reingereicht wird. Ich ahne schon, der Weg zurück wird schwer. Bei „Dead indeed (Jan Bang's 7:00 AM mix)“ gibt es im Hintergrund eine Reihe tiefer Töne in immer wiederkehrendem Intervall. So dachte ich bisher. Jetzt laufen diese in einem Halbkreis hinten im Raum mit viel Luft um sich, und der letzte schwingt tief und voll nach unten aus. Und mehr sind es auch noch als bei meinem Unico, den ich übrigens für einen ganz ausgezeichneten Verstärker halte, aber dagegen kommt er nicht mal ansatzweise an. Natürlich profitieren auch gezupfte und gestrichene Bässe von der Informationsflut. Ich habe den Begriff „Bassfigur“ gern mal in Bezug auf andere Geräte benutzt und werde damit jetzt wesentlich zurückhaltender umgehen, der Unison definiert diese Begriff auf eine ganz eigene, nur schwer zu überbietende Art. Darüber gibt es grenzenlos Luft, Bühne und Auflösung. Lediglich einmal, bei hart angeschlagenen Trommeln von der Elbtonal Percussion in Concert kommt mir der Gedanke, dass hier vielleicht Lautsprecher mit höherem Wirkungsgrad noch einen Tick mehr Attacke bringen könnten. Ist aber bei einer Lautstärke jenseits von gut und böse, und liegt vielleicht auch an den Spendor. Natürlich habe ich den Sinfonia nicht nur mit Elektro malträtiert, finde aber besonders erwähnenswert, dass hier auch absolut keine Abstriche gemacht werden müssen.
Jetzt aber zurück zu etwas sinnlicheren Genüssen. Ravels Klaviermusik für vier Hände mit „Ma mère l'Oye“ bestehend aus 5 kleinen Stücken. Das letzte davon fängt ganz langsam an, um sich dann immer mehr zu steigern. Der Klavierkörper wird in seiner ganzen Größe und Fülle durchleuchtet, jedes Ausschwingen fast sichtbar. Und, obwohl die Aufnahme insgesamt eher auf der sachlichen Seite liegt, gibt es genug Klangfarben zu erkunden. Jetzt zeigt sich auch eine unaufhaltsame Spielfreude und – mir persönlich immer sehr wichtig – die Fähigkeit, auch kleinste Lautstärkeabstufungen darzustellen. Dabei kommen einzelne Anschläge völlig ansatzlos und blitzschnell aus dem Nichts mit einer enormen Impulssauberkeit. Da der Unison dabei nicht dazu neigt, gefällig oder rund zu tönen, peitschen einem harte Klavieranschläge entgegen, wenn das auf der Aufnahme drauf ist. Den Weg von ganz leise bis ganz ganz laut geht er dabei mit, als wäre es seine leichteste Aufgabe.
Das ist schon aufreizend souverän. Es bleibt absolut nichts im Verborgenen, der Blick auf die Musik total unverstellt, wie ich das bei anderen großen Verstärkern so noch nicht gehört habe. Feinheiten aufzuspüren und zu verfolgen ist gar nicht nötig, die kann man, auch wenn sie ganz leise oder im Hintergrund sind, einfach nicht überhören. Dabei ist der Grundton gar nicht mal besonders schlank, sondern genau richtig. Obwohl in den Höhen voll da, neigt der Unison Sinfonia zu keinerlei Härten. Auch hier besticht er durch eine ungewöhnliche Fülle an Farben, Plastizität und Details. Den weichen, goldenen Schimmer, der Röhrengeräten gerne bescheinigt wird, spart er weitestgehend aus. Aufgrund seiner Neutralität deckt der Unison Sinfonia schlechte Aufnahmen unbarmherzig auf, auch wenn diese durchaus noch erträglicher klingen als auf anderem Equipment.
Am Anfang habe ich übrigens den Vier Ohm-Abgriff benutzt, um sicher zu gehen, dass die größtmögliche Kontrolle zur Verfügung steht. Völlig unnötig, so dass ich nach dem Wechsel auf die 8-Ohm-Ausgänge dabei geblieben bin, denn so klingt es meines Erachtens sogar noch einen Tick geschmeidiger bei immer noch absolut kontrollierter Wiedergabe.
„So klingt doch keine Röhre“, werden die hartgesottenen Fans des Glühkolbens sagen. Spaßeshalber habe ich mal die eingesetzten ECC82 von Tung-Sol gegen welche von Electro Harmonix getauscht, die ich noch in der Schublade hatte. Jetzt klang das alles tatsächlich weicher, voller mit etwas mehr Schimmer obendrauf, aber diese faszinierende Durchhörbarkeit war eingeschränkt, der Informationsgehalt im Bass auf ein wesentlich kleineres Maß eingedampft. Im Vergleich zu vorher hing ein Schleier über allem. Nach 20 Minuten kamen wieder die Tung-Sol zum Einsatz.
All die vorher angesprochenen Fähigkeiten kommen natürlich auch bei großen Besetzungen, Chören und Stimmen zum Tragen. Gerade bei letzteren vermag der Sinfonia eine fast erschütternde, atemberaubende Intimität aufzubauen. Überhaupt fragt man sich des Öfteren, ob diese ganze Information wirklich auf den eigentlich wohlbekannten Datenträgern vorhanden ist. Bei ganz großer Kavallerie würde man den Sinfonia vielleicht nicht an wirkungsgradschwachen Lautsprechern auf einen Tanzsaal oder Dancefloor loslassen – dafür gäbe es dann die großen Geschwister. Im normalem Betrieb ist er für jede Art Musik und Lautstärke bestens gerüstet.
An dieser Stelle ein Wort zur durchaus inflationären Preisentwicklung im High-End-Segment, die man auf der High-End in München wieder beobachten konnte. Im direkten Umfeld der Konkurrenten wirkt der Preis des Unison wie ein Sonderangebot. Der geneigte Interessent möge bedenken, dass ein Produkt wie der Sinfonia, das in Handarbeit mit vielen selbst entwickelten und produzierten Teilen gefertigt wird, ohne die jahrelange Erfahrung und Entwicklungsarbeit gar nicht möglich wäre. Käme er neu auf den Markt und vor dem eigentlichen Preis stünde noch eine 1, 2 oder gar 3, niemand würde sich wundern.
Gehört mit
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Analoglaufwerk | Technics SL-151/II |
Tonarme | SME V |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Linn Asaka v.d.H., Ortofon Quintet Black |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290 |
Wandler | Audiobyte Black Dragon |
Verstärker | Unison Unico, Muse 20X |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Unison Sinfonia
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Leistung | 2 x 27 Watt |
Maße (B/T/H) | 400/385/195 mm |
Gewicht | 25 kg |
Preis | 5000 Euro |
Vertrieb
TAD Audiovertrieb GmbH
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Anschrift | Hallwanger Strasse 14 83209 Prien am Chiemsee |
Telefon | +49 8052 9573273 |
hifi@tad-audiovertrieb.de | |
Web | www.tad-audiovertrieb.de |
Vertrieb
TAD Audiovertrieb GmbH
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Anschrift | Hallwanger Strasse 14 83209 Prien am Chiemsee |
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hifi@tad-audiovertrieb.de | |
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Vor kurzem hatte ich mich ausführlich mit dem DirectStream DAC (DS) von PS Audio beschäftigt. Der DS rechnet alle eingehenden Daten – also auch PCM – in ein DSD-Signal um, und die damit erzielten klanglichen Ergebnisse sind auch und gerade mit CD-Aufnahmen herausragend
Dies beeindruckt umso mehr, als jede Wandlung eines PCM-Signals in ein DSD-Signal aus technischen Gründen ein verlustbehafteter Prozess ist. Es kommt entscheidend auf die bei der Umrechnung verwendeten Rechenalgorithmen und Filter an. Darüber hinaus hat eine DSD-Datei wesentlich mehr Rauschanteile zwischen 20 und 100 Kilohertz, die wieder ausgefiltert werden müssen. Sinn macht die Umwandlung von PCM in DSD deshalb eigentlich nur, wenn die unvermeidlichen Verluste bei der Umrechnung durch Vorteile bei der Rückwandlung des DSD-Datenstroms in ein analoges Signal überkompensiert werden. Ich gebe offen zu, dass ich den verschiedenen Arten von Signalbearbeitung, wie Upsampling oder Konvertierung, sehr skeptisch gegenüber stehe.
Eine Umrechnung von PCM in DSD kann sowohl – wie im DS – innerhalb eines Digital-Analog-Wandlers als auch extern mit Hilfe eines PC erfolgen. Dies brachte mich auf die Idee, verschiedene Aufnahmen im PCM-Format testweise auf dem PC mit verschiedenen Programmen in das DSD-Format umrechnen, dem DS diese dann als DSD zu zuspielen und das Ganze mit der direkten Wandlung derselben PCM-Dateien direkt im DS zu vergleichen. Damit, so meine Überlegung, müsste es möglich sein, die Qualität der DSD-Wandlung im DS abschätzen zu können. Der DS muss bei der externen Anlieferung von DSD intern grundsätzlich weniger Rechenarbeit verrichten, da einige, wenn auch bei weitem nicht alle Rechenschritte entfallen. Allerdings kann aufgrund der Konzeption des DS der Funktionsbereich, in dem die Umrechnung von PCM in DSD vorgenommen wird, nicht vollständig umgangen werden. Alle im Folgenden gemachten Aussagen, können deshalb nicht verallgemeinert werden und sind ausschließlich im Zusammenhang mit dem DS zu verstehen. Mit anderen Wandlern können sich andere Einschätzungen ergeben. Für den Test habe ich zwei Programme zur offline Konvertierung und ein Programm, das die Konvertierung während des Abspielvorgangs vornimmt, ausgewählt. Dabei wurden verschiedene PCM-Dateien, die in den Formaten 44 kHz/16 Bit, 96 kHz/24 Bit und 192 kHz/24 Bit vorlagen, einheitlich in DSD 128 umgerechnet.
Die folgenden Programme und Einstellungen wurden verwendet:
1. JRiver Media Center19 mit den Standardeinstellungen für die Konvertierung nach DSD: dsf, 5,6448 MHz, Bit-Tiefe automatisch;
2. Weiss Saracon mit den Standardeinstellungen für die Konvertierung nach DSD: dff, CRFB 8th Order, 0 gain, 5,6448 MHz, Auto channel mode, Smart Interleave, Enable Stabilizer;
3. HQPlayer mit den von mir gewählten Einstellungen für die Konvertierung nach DSD: poly-sinc-shrt, ASDM 5,6448 MHz
Zur Wiedergabe habe ich in den Varianten 1 und 2 JRiver und in der Variante 3 HQPlayer ausgangsseitig mit meinem JPLAY dual PC Setup sowie dem DS verbunden. Mit der einheitlichen Verwendung von JPLAY habe ich versucht, den Einfluss von JRiver und HQPlayer bei der Wiedergabe zu minimieren. Vor dem Abspielen jeder Datei kontrolliere ich sorgfältig, ob auf dem PC das gewählte Datenformat von JRiver und HQPlayer auch wirklich korrekt erkannt wird. Auf der Eingangsseite des DS leistet das übersichtliche Display wertvolle Dienste.
Den Hörtest beginne ich mit den von JRiver konvertierten Dateien. Zum Einstieg wähle ich von Otmar Lieberts Album Barcelona Nights den Titel „Santa Fe“. Die Musik klingt weich und fließend mit schöner Räumlichkeit, aber im Vergleich zum DS seltsam leblos. Dieser Eindruck verfestigt sich bei „Castilla (Seguidillas)“ von Isaac Albéniz in der Bearbeitung und unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos und dem New Philharmonia Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90. Diese Aufnahme besticht durch ihren Farbenreichtum der verschiedenen Instrumente und spritzt geradezu vor Dynamik. Und genau diese Farben wirken jetzt ein wenig blass und die anspringende Dynamik fehlt.
Auch beim ersten Satz aus dem „Concerto de Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo mit Antony Hermus und der Anhaltinischen Philharmonie Dessau auf España, der von einer PCM-Version mit 192 KHz/24 Bit in DSD umgerechnet wurde, ergibt sich kein anderer Eindruck: Tiefgestaffelte Räumlichkeit, in den hohen Lagen weiche Streicher und wieder vermisse ich im Wechselspiel zwischen Orchester und Sologitarre im Vergleich zum DS die Feindynamik, so dass alles etwas kraftlos klingt. Damit steht für mich fest: die Wandlung von PCM-Dateien in DSD mit JRiver ist für mich im Zusammenspiel mit dem DS keine brauchbare Lösung. Es ist wesentlich besser, dem DS die Dateien im Originalformat PCM zu zuspielen und die Wandlung in DSD zu überlassen. Die Unterschiede sind für meinen Geschmack und auch zu meiner Überraschung sehr deutlich zu hören.
Ich setze meinen Hörtest mit den gleichen Musiktiteln fort, die aber diesmal mit Weiss Saracon ins DSD-Format umgerechnet wurden. Es zeigt sich schnell, dass die Konvertierung mit dem Weiss ein ganz anderes Niveau hat. Was zuvor noch leblos geklungen hat, wird nun sehr straff und mit großer innerer Energie wiedergegeben. Ganz deutlich lässt sich dies wieder bei dem mit superber Dynamik aufgenommenen „Castilla (Seguidillas)“ nachvollziehen. Auch die Sologitarre im „Concerto de Aranjuez“ erhält ihre subtilen Klangfarben zurück. Im direkten Vergleich klingt der DS für mich noch etwas anspringender, was ich auf dessen stärker ausgeprägte Mikrodynamik zurückführe, und die bessere Trennung einzelner Instrumente lässt einen exzellenten, dreidimensionalen Bühnencharakter entstehen. Genau diese Eigenschaften sind es, die mich bereits bei meiner ersten Beschäftigung mit dem DS, beispielsweise bei der Aufnahme von „España“ von Emmanuel Chabrier mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 so beeindruckt haben.
Als nächstes verwende ich den HQPlayer, mit dem eine Umrechnung von PCM in DSD während des Abspielvorgangs vorgenommen werden kann. Ich bin erst einmal von der Vielzahl der Einstellmöglichkeiten für verschiedene Filter und Modulatoren regelrecht erschlagen. Zunächst unbewusst und dann mit voller Absicht orientiere ich mich bei der Auswahl am Klangbild des DS. Mit den obengenannten Einstellungen schrumpfen für mich die Unterschiede zum DS auf ein Minimum. Ich kann hier sowohl mit der Variante der Umwandlung von PCM in DSD über den HQ Player als auch mit der direkten Zuspielung von PCM Dateien an den DS mit großem Vergnügen Musik hören.
Zum Abschluss meiner Versuchsreihe höre ich die mit JRiver und Weiss Saracon erstellten DSD-Dateien auch noch mit dem HQPlayer im Vergleich zu den entsprechenden PCM-Versionen. Die verschiedenen Filtermöglichkeiten bleiben dabei am HQPlayer ausgeschaltet. Die zuvor festgestellten Unterschiede zwischen den mit JRiver oder Weiss Saracon konvertierten Dateien bleiben nahezu unverändert.
Die vorstehend beschrieben Versuche mit verschiedenen Programmen und deren Einstellmöglichkeiten haben mir deutlich vor Augen geführt, welch großen Einfluss verschiedene Filter und Modulatoren bei der Umrechnung von PCM-Material in DSD auf das klangliche Gesamtergebnis haben. Eine Patentlösung gibt es hier nicht, im Gegenteil: Die Gefahr ist sehr groß, zu klanglich suboptimalen Ergebnissen zu kommen. Ich war überrascht, wie groß die klanglichen Unterschiede bei ein und demselben Musikstück je nach verwendetem Programm sein können und wie deutlich sie vom DS herausgearbeitet werden. Sicherlich ist der DS bei den vorgenommenen Vergleichen insoweit im Vorteil gewesen, als die DSD-Umrechnung im DS ein Teil des Gesamtkonzepts ist und mit den übrigen Funktionseinheiten, wie Digital-Analog-Wandler und Ausgangsstufe, perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Dennoch: Für mich steht fest, dass mit der externen Umrechnung von PCM-Dateien in DSD bei Verwendung des DS kein Klanggewinn zu erzielen ist, andererseits aber der technische Aufwand erheblich ist.
Gehört mit
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Computer | JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 7 JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 7 MacBook 13”, Intel Core i5 2,5 GHz, 4 GB, OSX 10.9.5 |
Audioplayer | JPlay 5.2.1, Amarra 3.02 |
D/A-Wandler | M2Tech Young |
Vorverstärker | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul |
Herstellerangaben
PS Audio DirectStream DAC
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Maße (B/H/T) | 44/10/36 cm |
Gewicht | 19 kg |
Eingänge (digital) | I2S (2x), Coax, XLR Balanced, TOSLINK, USB, Network Bridge slot |
Sampling Raten | 44.1kHz bis 192kHz 16bit, 24bit, DSD 64, DSD 128 (I2S, S/PDIF und USB), 44.1kHz bis 96kHz 16bit, 24bit (TOSLINK) |
Ausgänge (analog) | RCA (unsymmetetrisch), XLR (symmetrisch) |
Garantie | 3 Jahre |
Preis | 7600 Euro |
Vertrieb
HiFi2Die4
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Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | +49 (0) 7175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Web | www.hifi2die4.de |
Der Mystere fasziniert auf den ersten Blick mit seiner eleganten Linienführung und noblen Anmutung. Aber weder seinen Preis noch den konstruktiven Aufwand würde man spontan wohl richtig einschätzen – von den klanglichen Leistungen ganz zu schweigen: ein audiophiler Wolf im Schafspelz.
Vor mehr als 15 Jahren entdeckten ein Kollege und ich auf der alljährlichen Hifi-Messe in Wien das erste Produkt der damals noch unbekannten Firma LumenWhite, den Drei-Wege-Lautsprecher WhiteLight. Danach dauerte es nicht allzu lange, bis zwei der ersten Exemplare zum Test in meinem Hörraum standen. Und damit war es um mich geschehen: Ich wollte diese betörenden Erscheinungen nicht mehr missen und habe sie schließlich käuflich erworben. Zwar wurden die frühen Versionen noch gegen aktuelle Serienmodelle ausgetauscht und nach weiteren fünf Jahren wechselte ich von den White- zu den DiamondLight. Aber seit den schon erwähnten 15 Jahren findet bei mir zuhause weder audiophile Arbeit noch Genuss ohne LumenWhite statt. Sie können sich also vorstellen, dass mich allein schon die Nachricht von der Existenz eines LumenWhite Laufwerks unruhig machte. Also habe ich gleich mal ein Gerät zum Test bestellt.
Ich weiß nicht mehr genau, wie lange das wirklich her ist – vielleicht drei bis vier Jahre –, gefühlt waren es mindesten acht. Aber so ein Mystere ist ein rares Gut: Die Fertigung kann man nicht mal so eben ausbauen, und in vorrangig fernöstlichen Gefilden gibt es jede Menge Nachfrage. Da wäre es für Hersteller und Vertrieb eher kontraproduktiv, hierzulande durch einen Test verstärkt Aufmerksamkeit auf das Laufwerk zu lenken. Inzwischen hat sich die Liefersituation soweit entspannt, dass ein Mystere bei mir schone einige Zeit seine Runden drehen kann. Und Gerhard Hirt, Ayon-Chef und Weltvertrieb von LumenWhite, versteckt sein Vorführmodell auch nicht länger, so dass man es während der High auch hören kann – oder aus Ihrer Sicht korrekter: konnte, denn dieser Artikel wurde zwar vor der Messe geschrieben, wird aber erst danach veröffentlicht.
Mit einem Mystere allein ist es nicht getan. Hartmut Roemer, der schon das Konzept der Lautsprecher erdacht und umgesetzt hat, hat natürlich auch konkrete Vorstellungen vom Umfeld, in dem sein Laufwerk optimal arbeitet. Noch gibt es keinen Tonarm, der seinen Anforderungen vollständig entspricht. In Sachen Energie-Transfer sei der Helius Omega sein momentaner Favorit. Dessen äußere Gestaltung harmoniert auch bestens mit der auf mich ungemein organisch wirkenden Form des Mystere-Tellers. Zwei unbekannte Komponenten bei einem Test sind mir aber eine zuviel und deswegen bestellte ich eine Basis für den Thales Simplicity. Unter den Spikes des Mystere mit ihren winzigen Diamant-Spitzen sollten idealerweise Shun Mook Pucks liegen. Als Plattengewicht empfiehlt Hartmut Roemer die Shun Mook LP Clamp, die aber nur in einer sehr begrenzten Anzahl gefertigt wird und daher nicht mal eben für einen Test verfügbar war. Als Ersatz ließ er einen vollständig drehsymmetrischen Körper aus verschiedenen Tonhölzern fertigen, dessen Durchmesser nach oben hin so abnimmt, dass der Körper außer der Kontaktfläche zur Platte keine gerade Seite aufweist, womit stehende Wellen im Inneren ausgeschlossen werden.
Das Prinzip sich verändernder Radien und Winkel zur Vermeidung von Resonanzen bildete natürlich auch die Grundlage für die Gestaltung der verschieden Baugruppen des Laufwerks. Augenfälligstes Beispiel hierfür ist die ausgesprochen handschmeichlerische Form des Plattentellers, bei dem fast keine parallelen Flächen zu finden sind. Als sehr zeitaufwendig erwies sich die Gestaltung des wechselbaren, hochglanzlackierten Holzrahmens. Hartmut Roemer merkte eher beiläufig an, dass er eine Vielzahl von Entwürfen benötigte, bis es ihm gelang, die technischen Erfordernisse mit einem ebenso zeitlosen wie harmonischen Erscheinungsbild zu verbinden. Ich finde, dass es sich wirklich gelohnt hat, diese Zeit zu investieren. Nach dem jahrelangen Umgang mit all den technisch wirkenden Plattenabspielmaschinen weckt der Mystere bei mir schon allein durch sein nahezu klassisch anmutendes, stimmiges Äußeres Begehrlichkeiten.
Der Teller des Mystere soll ein hohes Trägheitsmoment besitzen, wurde wie beschrieben durch die Formgebung resonanzoptimiert und aus einer Legierung gefertigt, die unter der Handelsmarke „balanced-spectrum alloy“ firmiert. So weit mir bekannt, besitzt diese Legierung einen sehr hohen Titananteil. Das Laufwerk ist mit einem Luftlager ausgestattet, das nach den in der Molekularmechanik-Forschung geltenden Standards für die technisch geringstmögliche Lagerreibung unter allen klimatischen Bedingungen konstruiert wurde. Der Teller ist völlig auf Luft gelagert und besitzt keinen mechanischen Kontakt zum Rest des Plattenspielers. Dadurch soll das Auslesen der in der Rille gespeicherten Informationen optimal gegen mechanische Umgebungseinflüsse und die Energieübertragung vom Gehäuse auf den Teller immunisiert werden. Die Zentrierung der Achse und auch die Exzentrität des Plattentellers wird mit kleiner als ein Mikron angegeben.
Lager und Motor entwickelte LumenWhite übrigens in Kooperation mit einem der führenden Universitäts-Forschungslabors. Der mehrpolige Motor soll ein hohes Drehmoment besitzen, keine magnetischen Streufelder generieren, Rastmoment-frei und in der Lage sein, Lasten bis 1,2 Tonnen zu drehen. Daher treten weder Bremseffekte noch Geschwindigkeitsschwankungen des Tellers beim Abtasten großer Modulationen auf. Dadurch erreicht der Mystere laut den Ausführungen seines Entwicklers beim Abtasten dynamischer Signale im Zeitbereich eine höhere Präzision als konventionelle Riemen-, Direkt- oder Reibradantriebe. Die programmierbare Logik-Laufwerkssteuerung arbeite mit „weichen“ Algorithmen, einer Auflösung von 16 Millionen pro Umdrehung und sei auf eine Drehzahlwelligkeit kleiner 0,08 eingestellt. Die „virtuelle-konstante-Gegenkraft“-Technik eliminiere das Überschwingen von Regelimpulsen, das bei alternativen Kontrollsystemen auftrete.
Zum System gehört ein eigenständiger Kompressor nach Laborstandard mit integriertem Luftfilter, -reservoir, -kühler und -entfeuchter. Das Gehäuse beherbergt auch die Logiksteuerung mit umfassenden Notlauf- und Schutzprogrammen. Zwei Displays geben Auskunft über den Luftdruck, den Betriebsstatus und die Temperatur der Luft für das Lager. Eine großzügige Überdimensionierung der für Dauerbetrieb ausgelegten Bauteile garantiert hohe Zuverlässigkeit und ein Minimum an Wartungsaufwand.
In seiner Broschüre zum Mystere betont Hartmut Roemer mehrfach, dass er bei seinem Laufwerk auf die sonst oft zu findenden Dämpfungsmaßnahmen und den Einsatz großer Masse verzichtet hat. Dadurch würde ein „Verschmieren“ im Zeitbereich durch Energiespeicher-Effekte genauso verhindert wie die Verschleierung des Obertonspektrums und der Verlust von für die Emotion entscheidenden feinstofflichen musikalischen Inhalten. Leider gibt es auch auf Nachfrage keine genaueren Materialangaben oder Konstruktionsdetails – im Gegenteil: Unser Fotograf wurde sogar gebeten, eine bestimmte Ansicht nicht explizit ins Bild zu rücken. Aber an die Tatsache, dass LumenWhite-Produkte viel stärker durch ihre Anmutung und ihre klanglichen Leistungen bedrucken als durch die Auskunftsfreude ihrer Schöpfer, konnte ich mich ja in den vergangenen 15 Jahren schon ein wenig gewöhnen.
Wenn Laufwerk und die Kompressor/Controller-Einheit erst einmal im Hörraum angekommen sind, ist der Aufbau des Mystere eine Kleinigkeit: Der etwa zwei Meter lange, direkt aus dem Plattenspieler herausführende Geflechtschlauch wird zum Kompressorgehäuse verlegt, mit dem der Luftschlauch und die beiden mächtigen Stecker mit den Kabeln für die Laufwerkssteuerung verbunden werden. Die Länge der Kabel legt nahe, Laufwerk und Kompressor-Einheit im selben Raum zu verwenden. Das ist akustisch auch kein Problem, denn der Kompressor arbeitet extrem leise, fast könnte man sagen: geräuschlos. Am Kompressor gibt es unter dem Netzschalter die übliche IEC-Netzbuchse. Der Standby-Schalter befindet sich am Laufwerk. Nach dem Einschalten dauert es wenig, bis der nötige Luftdruck aufgebaut ist, einige Prüfroutinen abgearbeitet sind und der Teller durch den Druck auf eine der beiden Tasten zur Geschwindigkeitswahl gestartet werden kann.
Wenn der Arm montiert ist, lässt sich LumenWhites Hightech-Maschine ebenso leicht bedienen wie etwa ein Thorens TD126. Nur eines nimmt der Mystere krumm: schüsselförmig gebogene Schallplatten. Die lassen sich mit dem Gewicht in der Mitte zumindest in einer Richtung nicht anpressen. Aber wem seine Analog-Liebhaberei die Investition in einen Mystere wert ist, der wird auch vor der Ausgabe für einen Plattenbügler nicht zu zurückschrecken, zumal man lange darüber diskutieren kann, wie sich die Materialspannungen im Vinyl klanglich auswirken, die beim kräftigen Andrücken welliger oder schüsselförmiger LPs mit Vorrichtungen wie beispielsweise der des LaGrange entstehen.
Schon beim Warmspielen des Lyra Etna war mir bei Art Farmer und Jim Halls Big Blues aufgefallen, dass die Kombination aus Mystere, Thales und Etna ganz besondere grob- und feindynamische Fähigkeiten entwickelt und immer mal wieder Transienten mit nie zuvor gehörter Intensität rüberbringt. Nach dem Wechsel auf das Lyra Olympos waren diese besonderen „Energieleistungen“ dann immer noch zu vernehmen. Nach der Beschäftigung mit der technischen Beschreibung des Mystere würde ich mich fast trauen, das enorme Drehmoment des Spezialmotors für diese klangliche Phänomen verantwortlich zu machen. Andererseits hatte ich mir schon vor Jahren vorgenommen, technische Besonderheiten einer Komponente nicht mehr klanglichen Eindrücken zuzuordnen. Denn glücklicherweise funktioniert weder die Musikreproduktion noch die Wahrnehmung von Musik monokausal. Also formuliere ich es lieber von irgendwelchen Konstruktionsmerkmalen unabhängig: Dem Mystere gelingt es, selbst wohlvertraute Stücke durch dynamische – und rhythmische – Akzente spannender wiederzugeben als die allermeisten mir bekannten Laufwerke. Ob dies am überaus kräftigen Motor oder vielleicht an der größtmöglichen Freiheit von Resonanzen und einem daher tiefschwarzen Hintergrund liegt, vor dem die Klänge entstehen, lasse ich mal dahingestellt.
So sehr ich mich für Dynamik und Rhythmik begeistern kann, eine so untergeordnete Rolle spielen diese Einzeldisziplinen bei der Bewertung des Mystere. Mir sind sie – wie gesagt – beim Test des Lyra Etna aufgefallen und deshalb habe ich dieselbe Scheiben dann nochmal mit dem Olympos gehört. Aber da ging es mir vor allem um die Leistungen der Tonabnehmer. Mit dem Mystere hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Erfahrungen sammeln dürfen: Beim ersten Kontakt erweist er sich als völlig unspektakulär. Wenn man beispielsweise dasselbe Stück auf einem anderen High-End-Laufwerk gehört hat und dann Arm und System auf dem Mystere installiert, merkt man zwar sofort, dass der Mystere alles richtig macht und sich nicht den geringsten Fehler leistet. Aber man wohnt keiner Sensation bei: Kein Frequenzbereich, keine Einzeldisziplin zieht die Aufmerksamkeit des Hörers plötzlich stärker auf sich. Hört man aber länger, merkt man zuerst unterschwellig und mit zu zunehmender Zeit immer bewusster, auf welch hohem Niveau der Mystere agiert. Er bringt in allen Disziplinen Spitzenleistungen, die sich nicht selten bei anderen sehr guten Laufwerken gegenseitig im Weg stehen. Der Mystere verbindet beispielsweise einen fantastischen Detailreichtum und beste Durchzeichnung mit einem ganzheitlichen, emotionalen musikalischen Fluss. Er verbindet auch locker Bass-Druck mit leichtfüßiger Spielfreude, während ansonsten ein satter Tieftonbereich leicht zu einer gewissen Behäbigkeit führt. Die überragenden Leistungen in puncto Dynamik und Rhythmik, die mir sbei der Fokussierung auf die Tonabnehmer aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind, stehen letztlich nur als pars pro toto. Konzentriert man sich etwa auf die Raumdarstellung, fallen einem schnell mal hier eine etwas luftigere Darstellung, dort ein etwas größerer Raum und da eine etwas tiefere Bühne auf. Aber wie gesagt, man muss sich auf diese Aspekte konzentrieren, um sie für die Bewertung aus dem Ganzen herauszulösen. Der Mystere zwingt einen fast dazu, die Musik als Einheit auf sich wirken zu lassen und sie nicht in ihre Bestandteile zu zerlegen.
Ganz besonders trägt dazu bei, dass der Mystere über eine Eigenschaft verfügt, die ich ansonsten nur beim großen Continuum, dem Air Force One und etwas weniger stark ausgeprägt auch beim Bergmann Sleipner entdecken konnte: Er fügt der Wiedergabe so gut wie keine mechanischen Artefakte hinzu. Anders ausgedrückt, wenn sich mal den Luxus gönnt und eine Lackfolie auflegt, kommt der Klang einem Mastertape noch einmal ein gutes Stückchen näher, als das beispielsweise bei sehr guten Masselaufwerken der Fall ist.
Wenn ich in letzter Zeit bei Tests Keith Jarretts Köln Concert verwendet habe, war das – ich gestehe – aus Bequemlichkeitsgründen immer die 96-Kilohertz-Version aus dem Computer. Da mich die Improvisationen nach wie vor in ihren Bann ziehen und ich mit keiner Testscheibe, die über Teilaspekte der klanglichen Leistung einer Analog-Komponente Aufschluss gibt, mehr nach Stärken und Schwächen des Mystere in Einzeldisziplinen suchen muss, habe ich kurz bevor sich das Laufwerk auf den Weg ins Fotostudio machen sollte, noch einmal die erste LP des weißen Doppelalbums gehört: Ich will jetzt nicht wieder die alte Analog/Digital-Diskussion aufwärmen, aber so geschmeidig fließend und dabei fast vor Energie berstend, so emotional ansprechend kann man diese fantastische Musik aus dem Computer einfach nicht genießen. Und auch mit mehr als mindestens 99,9 Prozent aller Analog-Laufwerke erreicht Keith Jarretts Meisterwerk nicht diese Intensität. Wenn Sie den Mystere mit einer seiner Qualität zumindest in weiten Teilen entsprechenden Arm/System-Kombination lediglich einmal kurz hören, besteht keine große Gefahr. Sobald Sie jedoch auch nur ein paar Stunden mit ihm verbringen, werden Sie ihm – wie ich – unrettbar verfallen.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Einstein The Pickup |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon, Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, AudioMachina Maestro GSE |
Kabel | Precision Interface Technology, Göbel Lacorde Statement, Audioquest Wild Blue Yonder und Wild Wood, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs AHP Sicherungen |
Herstellerangaben
LumenWhite Mystere
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Laufwerk | |
Geschwindigkeiten | 33⅓, 45 Umdrehungen pro Minute (78 und andere auf Anfrage) |
Ausführungen | Ebenholz, Palisander oder Rosenholz (andere Hölzer und schwarzer Klavierlack auf Anfrage) |
Maße (B/T/H) | 50/40/17cm |
Gesamtgewicht | 45kg |
Kompressor | |
Maße (B/T/H) | 40/54/45cm |
Versorgungskabel | 2m |
Gewicht | 45kg |
Preis | 62500 Euro |
Web | www.lumenwhite.com |
Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
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Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com | |
Web | www.ayonaudio.com |
Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
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Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com | |
Web | www.ayonaudio.com |
Heute ist der letzte Tag der Highend 2015 und da gibt es noch einige wichtige Aussteller zu besuchen und interessante Geräte aufzustöbern.
In den letzten Stunden der Messe erreichten die Gespräche auch ein neues Niveau. So unterhielt ich mich mit einem namhafter Hersteller hochwertiger Vinyl-Dreher – er posiert auf einem der Fotos mit dem Plattenteller seines Spyder –, ob es nicht wegen unseres fortschreitenden Alters sinnvoll sei, neben dem objektiven, gemessenen auch das gefühlte Gewicht beispielsweise eines Plattentellers anzugeben. Bei Temperaturen ist dies inzwischen ja gebräuchlich – was meinen Sie?
Dem Motto, das meine Kollegen mit „variatio delectat“ für unsere diesjährige Berichterstattung geprägt haben, schließe ich mich gerne mit einigen Impressionen aus Halle 1 und Halle 2 an.