Als Jürgen Sachweh, der Chef des deutschen Vertriebs von PS Audio, uns vor einigen Wochen in der Redaktion besuchte, hatte er eines der ersten in Deutschland erhältlichen Exemplare der PerfectWave Network Bridge II im Gepäck.
Die Bridge II ist der Nachfolger der PS Audio Bridge I und kann in jeden PS Audio PerfectWave DAC oder DirectStream DAC eingebaut werden. Gegenüber dem Vorgängermodell weist die neue Version einige wichtige Verbesserungen auf wie Gapless-Wiedergabe, eine stabilere Netzwerkverbindung, niedrigeren Jitter und soll wesentlich besser klingen. Also genug Gründe, mich ausführlich mit der Bridge zu beschäftigen. Bei der Bridge handelt es sich um einen Renderer in Form eines Steckkarteneinschubs, der es ermöglicht, den DirectStream DAC über Kabel direkt mit dem heimischen Netzwerk zu verbinden. Der DirectStream DAC kann damit direkt auf einen Netzwerkspeicher (NAS) zugreifen, so dass auf einen PC in der Audiokette und die nicht unproblematische USB-Verbindung verzichtet werden kann.
Der Kern der Bridge besteht aus einem kleinen 32-Bit-Prozessor mit 500 Megahertz Taktfrequenz und 256 MB Arbeitsspeicher. Eingangsseitig wird PCM bis 32 Bit/192 Kilohertz sowie DSD 64 akzeptiert, ausgangsseitig erfolgt in einem speziell programmierten Baustein eine Umsetzung der Daten in das I2S-Format für die Weiterverarbeitung im DirectStream DAC. Die Daten im I2S Format werden in einem Speicher zunächst gepuffert und von einer hochpräzisen Clock mit einem neuen Takt versehen. Der ganze Aufwand dient dazu, dem DAC ein möglichst Jitter-freies Signal zur Verfügung zu stellen.
Ich habe die Bridge mit dem DirectStream Dac verwendet, mit dem ich mich aus einem anderen Grund gerade nochmals intensiv beschäftigt hatte. Der DirectStream DAC verwendet ein frei programmierbares FPGA (Field-programmable Gate Array), das alle Rechenoperationen, wie Umrechnung, Filterung und Wandlung durchführt. Die Verwendung eines FPGA bietet nicht nur den Vorteil der völligen Flexibilität in der Konzeption, sondern ermöglicht auf einfache Weise, Weiterentwicklungen der Firmware – PS Audio spricht hier mittlerweile von einem Betriebssystem – umzusetzen. Dieses Konzept klingt zumindest in der Theorie sehr überzeugend, sollte es doch damit möglich sein, die stolzen Besitzer eines DirectStream Dac mit aktuellen Weiterentwicklungen zu versorgen.
Ich halte diese Möglichkeit für hoch interessant, denn haben Sie sich schon einmal Gedanken über den Werterhalt Ihrer HiFi-Anlage gemacht? Gerade im Bereich der Digital-Analog-Wandler war der technische und klangliche Fortschritt in den letzten Jahren enorm groß und das wird sicherlich noch eine Weile so anhalten. Als Folge bringen die Hersteller in relativ kurzen Abständen neue Geräte auf den Markt, die ihre Vorgänger im wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aussehen lassen. Die Upgrade-Fähigkeit der bisherigen Geräte steht dabei meist nicht im Vordergrund. Doch es gibt Ausnahmen!
Als ich den DirectStream Dac im Frühjahr testete, war auf dem Gerät das damals aktuelle Betriebssystem „Pikes Peak“ installiert. Vor kurzem hat PS Audio nun ein neues Betriebssystem mit dem Namen „Yale“ veröffentlicht. Folgt man einer Pressemitteilung von PS Audio, hat Ted Smith, der Entwickler des Betriebssystems, für Yale etwa die Hälfte des Programmcodes neu geschrieben. Dabei sind besonders die zwischenzeitlich gewonnen Erfahrungen mit Grundrauschen und Jitter im FPGA in die Neuentwicklung eingeflossen. So soll es gelungen sein, den Rauschpegel noch einmal um drei Dezibel zu verringern, was der Auflösung und Klarheit der Musikwiedergabe zu Gute kommen soll. Bei der Entwicklung von Yale hat sich PS Audio aber nicht nur der technischen Möglichkeiten bedient, die ein FPGA bietet, sondern auch seine Kunden aktiv miteinbezogen. PS Audio unterhält auf seiner Website ein äußerst aktives Forum, auf dem auch Paul McGowan, der Chef von PS Audio, und Entwickler Ted Smith sehr aktiv sind. So war bereits in einem frühen Stadium eine Beta-Version von Yale zum Download verfügbar, deren Vor- und Nachteile im Forum ausgiebig diskutiert wurden. Wie immer gab es neben Befürwortern der neuen Version auch Teilnehmer, die die Vorgängerversion bevorzugten. Wie ernst PS Audio den im DirectStream Dac verfolgten Softwareansatz und die Meinung seiner Kunden nimmt, zeigt sich meiner Meinung nach auch daran, dass alle bisher veröffentlichten Versionen des Betriebssystems nach wie vor auf der Website zum Herunterladen erhältlich sind. Damit kann der Besitzer eines DirectStream Dac in aller Ruhe die verschiedenen Versionen des Betriebssystems in seiner eigenen Anlage ausprobieren.
Die Installation einer neuen Version ist unkompliziert: Betriebssystem von der PS Audio Website herunterladen, Dateien entpacken und auf eine SD-Karte kopieren. Im nächsten Schritt wird der DirectStream DAC vollständig vom Netz getrennt und die SD-Karte in den auf der Rückseite vorgesehenen Kartenslot einsteckt. Anschließend wird der DS wieder eingeschaltet und das Betriebssystem wird von der SD-Karte geladen, wobei das Display auf der Frontseite dabei solange blinkt, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist. Über das Display lässt sich durch Berühren des kleinen Zahnradsymbols oben links zum Abschluss noch einmal kontrollieren, ob die richtige Version installiert wurde.
Zum Hörtest habe ich den DirectStream DAC wieder mit meinem JPLAY dual PC Setup verbunden, bei dem JRIVER 19 als Media Server fungiert und mit dem iPad über JRemote gesteuert wird. Beim seinerzeitigen Test des DirectStream DAC hatten mich besonders dessen räumliche Wiedergabe und die Fähigkeit beeindruckt, feindynamische Abstufungen und feinste Details innerhalb eines Raumes wiederzugeben. Die Klangbalance von Yale ist im Vergleich unverändert hervorragend. Ein pechschwarzer Hintergrund verleiht dem Klangbild noch mehr Ruhe und Stabilität. Stimmen wirken dadurch unglaublich natürlich. Ich höre "Don't know why" von Norah Jones (Norah Jones: Come Away With Me; 96KHz) und bin begeistert. Die Wiedergabe der Stimme gelingt dem DirectStream DAC meisterhaft.
Ein großer Unterschied besteht für mich auch in der Breite und Tiefe der räumlichen Abbildung sowie in der Genauigkeit, mit der einzelne Instrumente auf der Klangbühne platziert werden. In dem bekannten Stück „España“ von Emmanuel Chabrier gilt es für Dirigent und Orchester, die richtige Mischung aus Tempo und Durchhörbarkeit zu finden. Viele Interpretationen huschen mit hohem Tempo durch das Stück, wodurch oft all die faszinierenden Feinheiten verloren gehen; liegt der Schwerpunkt umgekehrt zu sehr auf den Details, ist die Gefahr groß, dass der Gesamtzusammenhang darunter leidet und die Wiedergabe in Einzelteile zerfällt. Eine sehr gelungene Interpretation des Werks liegt in der phantastischen Einspielung mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 vor. Die Aufnahme sprüht nur so vor Temperament und legt gleichzeitig faszinierende Details offen. Was für die Interpretation gilt, gilt erst recht für den DAC. Eine extrem die Feinheiten betonende Wiedergabe geht zu Lasten des Gesamteindrucks. Pikes Peak war für mich in dieser Beziehung bei dieser Aufnahme immer an der Grenze. Ganz anders nun die Darbietung mit Yale: Bei noch größerer räumlicher Tiefe ist der phantastische Detailreichtum unverändert vorhanden, aber die Wiedergabe wirkt insgesamt fließender und dadurch entsteht ein unglaublich geschlossener Gesamteindruck.
Eine derartige klangliche Verbesserung hat bisher immer einen teuren Austausch der Hardware erforderlich gemacht. Beim DirectStream DAC genügt ein kostenloses (!) Upgrade des Betriebssystems. PS Audio nimmt die Weiterentwicklung des DirectStream DAC also sehr ernst, und ich bin mir sicher, wir haben noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Der DirectStream DAC war mit Yale also bestens für den Test der Bridge gerüstet. Würde die Verwendung der Bridge die herausragende Wiedergabe des DirectStream DAC in irgendeiner Wiese positiv oder negativ beeinflussen? Ich war gespannt.
Die Installation der Bridge gestaltete sich dank der gut gemachten Anleitung sehr einfach. Auf der Website von PS Audio kann auch eine überzeugende Video-Anleitung geladen werden, die alle Schritte ausführlich erklärt. Die Bridge wird in den dafür auf der Rückseite des DS vorgesehenen Kartenslot eingeschoben. Hierzu sind auf der Rückseite zwei Schrauben zu lösen und die Leerblende abzunehmen. Im nächsten Schritt sollte man sich unbedingt mit dem beigelegten Armband mit einem Erdungspunkt verbinden, damit keine Beschädigungen durch elektrostatische Aufladungen entstehen, wenn man die Bridge aus der Verpackung entnimmt. Die Bridge wird nun vorsichtig in den Kartenslot eingeschoben und mit den beiden zuvor entfernten Schrauben fixiert. Danach muss die auf einer SD Karte mitgelieferte Firmware zum Betrieb der Bridge installiert werden. Das Vorgehen ist grundsätzlich das Gleiche wie bei der oben beschriebenen Installation von Yale. Zum Abschluss wird die Bridge mit einem Ethernet Kabel mit dem heimischen Netzwerk verbunden. Bei mir wurde die Bridge danach sofort im Netzwerk erkannt, Plug and Play so wie man es sich wünscht.
Die Bridge unterstützt den UPnP-Standard und kann mit den verschiedensten Media-Controllern gesteuert werden. Zusätzlich werden Titel und Album-Cover im Farbdisplay des DirectStream DAC angezeigt. Für den Hörtest habe ich als Media Server wieder meinen Windows Server mit JRiver und den dazu passenden Media-Controller JRemote verwendet. Als weiterer Media-Server kam der Melco N1A zusammen mit Kinsky als Controller zum Einsatz. Bei beiden Setups funktionierte das Zusammenspiel zwischen Media-Server, Media-Controller und der Bridge ganz hervorragend und war jederzeit absolut stabil.
Nach dem ersten Hören steht für mich schnell fest, dass die Bridge und der DirectStream DAC perfekt miteinander harmonieren. Ich wähle das Album Nights From The Alhambra von Loreena McKennitt: Die Atmosphäre des Konzerts ist hier wunderbar eingefangen und die bei Live-Aufnahmen so wichtige Gapless Wiedergabe funktioniert einwandfrei. Bei „Narrow Daylight“ beeindruckt mich, wie klar die ausdrucksstarke Stimme von Diana Krall wiedergegeben wird (Diana Krall: The Girl In The Other Room; 96 KHz); Sängerin und Begleitinstrumente sind hervorragend im Raum platziert.
Bei Verwendung der Bridge bleiben die übrigen Eingänge des DirectStream DAC weiterhin uneingeschränkt funktionsfähig. Ich habe deshalb den Melco N1A zusätzlich per USB mit dem DirectStream DAC verbunden. Mit der Fernbedienung konnte ich dann bequem zwischen dem USB-Eingang und der Bridge umschalten. Beim 1. Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Sergei Prokofiev klingt das Scottish Chamber Orchestra unter Joseph Swensen (Sergei Prokofiev: Symphony No. 1 in D major 'Classical') wunderschön entspannt, weich und großflächig. Über beide Übertragungswege wird die beeindruckende Klangqualität der Aufnahme, die das Orchester in seltener räumlicher Tiefe und Präzision abbildet, ungemein intensiv wiedergegeben. Für meinen Geschmack ist die Darbietung über die Bridge noch einen Tick fließender und die Abbildung der einzelnen Instrumentengruppen im Raum noch ein Quentchen präzisier. Wer also keinen PC in der heimischen Anlage haben möchte, ist mit der Bridge klanglich erstklassig bedient.
Gehört mit
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NAS | Windows Home Server mit JRiver 19; Melco N1A |
Computer | JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10 JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10 |
Audioplayer | JPlay 6.2 |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN |
Herstellerangaben
PS Audio DirectStream Bridge
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Eingänge (digital) | Ethernet LAN |
Sampling Raten | 44.1KHz bis 192KHz 16 Bit, 24 Bit, 32bit, DSD 64 |
Preis | 1200 Euro |
Vertrieb
HiFi2Die4
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Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | +49 (0) 7175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Web | www.hifi2die4.de |
Dass die Beschäftigung mit der Sarastro IIS eher Freude als harte Arbeit werden würden, hatte ich gehofft. Aber dass der edle Schallwandler mir auch noch neue Erfahrungen mit der Akustik meines Hörraums bescheren würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Die Verity sorgt für Genuss und Erkenntnis.
Rein ästhetisch ist schon die Anlieferung der Sarastros ein Vergnügen, denn sie kommen in vier hochwertigen Alu-Flightcases, die allerdings gemeinsam fast 240 Kilogramm auf die Waage bringen. Jedenfalls gelang es Jan Sieveking, dem Inhaber des deutschen Verity-Vertriebes, und mir dank der durchdachten Verpackung, die Schallwandler in meinen Hörraum zu verfrachten, ohne dass dabei deren hochglänzenden Oberflächen oder unsere Bandscheiben Schaden nahmen. Obwohl die Sarastro IIS zur „eXR Loudspeaker Line“ zählen, wobei das Buchstaben-Kürzel für Extended Range steht und auf einen erweiterten Wirkungsgrad, erweiterte Dynamik und einen erweiterten Frequenzbereich verweisen soll, wirken sie im meinem Arbeitszimmer auf dem den LumenWhite angestammten Platz sehr wohnraumfreundlich und elegant. Sie dominieren ihre Umgebung nicht im mindesten. Verity ist es gelungen, einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher – laut Datenblatt soll der Frequenzbereich bis 20 Hertz hinabreichen und der Wirkungsgrad bei 93 Dezibel pro Watt und Meter liegen – so zu gestalten, dass er dennoch recht zierlich ausschaut. Das dürfte zum einen daran liegen, dass die Sarastro auf den ersten Blick wie ein Monitor auf einem Fuß im selben Furnier erscheint, denn im unteren Teil ist kein Chassis zu sehen. Zum anderen wird das Gehäuse nach hinten ein wenig breiter: Nur so findet der 280-Millimeter-Tiefton-Treiber ausreichend Platz. Auch das Bassreflex-Rohr, das sich Verity nach Problemen mit Luftgeräuschen bei Fertigprodukten heute aus Aluminium anfertigen lässt, ist auf der Rückseite montiert.
Das Bass-Chassis stellt Audio Technology in Dänemark ebenso wie den (Tief-)Mitteltöner im „Monitor“-Gehäuse nach den Spezifikationen von Verity her. Nach Lieferengpässen bei ihren amerikanischen Zulieferer fertigen die kanadischen Lautsprecherspezialisten die Bändchen-Hochtöner für die Sarastro IIS – und das Topmodell der eXR-Linie, die Lohengrin – selbst: Die Einzelteile werden aus Europa bezogen und dann von Hand in den USA zusammengesetzt. Die relativ dicht beinander liegenden, direkt vergoldeten Lautsprecherterminals aus weichem Kupfer, die den Anschluss von massiven Gabelschuhen wie denen von Göbel ein wenig schwierig gestalten, hat man schon kurz nach der Firmengründung konstruiert und bis heute beibehalten. Spezielle Folienkondensatoren lässt man bei Solen in Frankreich herstellen. Sie sehen schon, es gibt so gut wie kein Detail, dem Verity keine Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.
Das gilt selbstverständlich auch für die Konstruktion des Gehäuses. Dass es wie erwähnt nach hinten breiter wird, hat auch zur Folge, dass die Seitenwände nicht parallel sind und sich im Inneren keine stehenden Wellen ausbilden können. Das Tiefton-Modul ruht serienmäßig auf den „Floor Isolation Stands“: Zwischen der oberen Platte und dem Gehäuse befindet sich ein Sandwich aus zwei Elastomer-Schichten, die tiefe Resonanzen bedämpfen sollen, mit einigen Zentimetern Karbon-Schaum dazwischen. Der wurde ursprünglich zu Schirmung von Hochfrequenzstrahlung entwickelt, besitzt aber auch die Fähigkeit, sehr effektiv im Audiobereich Energie zu absorbieren und in Wärme zu wandeln.
Der recht massiv wirkende, dabei aber überraschend leichte schwarze Block verhindert nicht nur, dass Energie von Lautsprecher den Boden zum Mitschwingen anregt, sondern soll die Sarastro IIS auch von der Beschaffenheit der Bodens unabhängig machen, so dass es so gut wie keinen Einfluss mehr hat, ob sie auf Teppich, Holz- oder Fliesenböden steht. Unter dem Entkopplungsblock sind vier große, griffige höhenverstellbare Aluminium-Füße angebracht, die die wackelfreie Ausrichtung des Lautsprechers zum Kinderspiel machen. Das Mittelhochton-Gehäuse wird durch eine drei Zentimeter dicke Aluminum-Platte mit Sorbothan-Kissen von der Tiefton-Modul entkoppelt. Diese Maßname, mit der Verity laut Produktinformation den mechanischen Wellenwiderstand der Konstruktion in einen günstigen Bereich legen will, führt aber nicht dazu, dass sich das Gehäuse des „Monitors“ gegenüber dem Fuß leicht bewegen ließe: Die Position von Tiefmittel- und Bändchen-Hochtöner sind fest definiert, was einer stabilen Raumdarstellung zugute kommt.
Ich gebe zu: Ich bin kein Leser von Bedienungsanleitungen. Es hatte mich zwar ein wenig gewundert, dass Verity Audio in den Technischen Daten weder Trennfrequenzen noch Flankensteilheit der Frequenzweiche angibt. Kurz bevor ich mit dem Schreiben dieses Textes fertig war, schaute ich dann doch einmal ins Manual und fand diese Angaben: Der 280-Millimeter-Tieftöner übergibt bei 150 Hertz an den Mitteltöner, wobei die Weiche mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel zu Werke geht. Bei 6,5 Kilohertz trennen dann Filter dritter Ordnung Mitteltöner und Hochtonbändchen.
Da dies die erste Begegnung von Verity und Hifistatement ist, möchte ich nicht versäumen, Ihnen den inzwischen sehr renommierten Lautsprecherhersteller ein wenig genauer vorzustellen: Verity besteht heuer seit 21 Jahren und hat seinen Firmensitz in Quebec City im französisch-sprachigen Teil Kanadas. Die Firma wurde vom Elektroingenieur und passionierten Gitarristen Bruno Bouchard und von Julien Pelchat gegründet, der schon in seiner Jugend in Tonstudios und bei Live-Veranstaltungen arbeitete und später als Akustiker für Studios tätig war. Die beiden waren vor der Gründung von Verity bei Oracle beschäftigt, das vor allem als Hersteller des ungemein schmucken und gut klingenden Delphi-Laufwerke bekannt wurde. Pro Jahr fertigt Verity zwischen 200 und 300 Paar Lautsprecher. Als reiner Manufakturbetrieb begann man bis vor einiger Zeit mit dem Bau eines Pärchens Schallwander erst nach dem Auftragseingang, um den Kundenwünschen in puncto Furnier oder Lackierung gerecht werden zu können. Auf Drängen der internationalen Vertriebe werden nun aber zumindest Gehäuse in schwarzem Klavierlack auf Vorrat produziert, da sie erfahrungsgemäß zwei Drittel aller Bestellungen ausmachen. Das Paar, das Jan Sieveking mitbrachte, war allerdings in Afrikanisch-Birnbaum furniert, was leider aufpreispflichtig ist, meinen Hörraum aber noch ein wenig wohnlicher machte. Dass ich dem Test der Sarastro IIS mit recht hohen Erwartung entgegensah, liegt übrigens an einem Besuch bei Nagra, bei dem ich den Prototypen des HD-DAC im firmeneigenen Hörraum erleben durfte. Dort wandelte eine Verity Audio Lohengrin II die Signale der Nagra MSA-Endstufen in Schall: Schon nach zwei, drei bekannten Songs fühlte ich mich in der Lage, mit diesen Lautsprechern kleine Veränderungen in der Kette zu beurteilen. Und den Spaß an der Musik vermittelten die großen Veritys praktisch nebenbei.
Wohl weil ich Jan Sieveking auf die Frage, ob mein ja nicht gerade riesiger Hörraum wohl die von der Sarastro IIS abgestrahlte Tieftonenergie verkraften würde, geantwortet hatte, zuviel Bass hätte ich bei mir noch nie erlebt, dirigierte er Lautsprecher näher an die Rückwand als in meinen Raum üblich und entfachte damit einen Bassdruck, der eindeutig zu viel des Guten war. Nach und nach näherten wir uns dann dem Punkt an, um den herum die meisten Schallwandler ihre beste Leistung brachten. Die – vorderen – Schallwände der Veritys standen schließlich etwa fünf Zentimeter weniger weit von der Rückwand entfernt als das für meine Lumen ideal ist. Jan Sieveking war mit der Aufstellung zufrieden, sich aber auch sicher, dass die Sarastros in puncto Feinauflösung, Raumdarstellung und Ablösung der Klanges vom Gehäuse noch einmal ein gutes Stück zulegen würden, sobald sie sich nach dem Transport etwa 72 Stunden „gesetzt“ hätten. Und damit hatte er recht. Ich war ein paar Tage unterwegs und danach klangen die Sarastro offener, luftiger und auch noch ein wenig dynamischer als direkt nach dem Aufbau – immer immer noch ungeheuer druckvoll im Bass.
Ich hatte ja bis zum Test der AudioMachina Maestro GSE (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1524-audiomachina-maestro-gse) angenommen, meine LumenWhite, spielten im oberen Bassbereich ein wenig zu zurückhaltend, bemerkte dann aber beim Blick auf die Regler der aktiven Tiefton-Module der AudioMachina, dass ich mich mit der Einstellung nach Gehör schon weit von der Nullstellung weg in den Plus-Bereich bewegt hatte: Nicht die Lumen, sondern mein Raum sorgen dafür, dass der obere Tiefton-Bereich an meinem Hörplatz ein wenig unterbelichtet wirkt. Wird dieser Frequenzbereich aber nicht direkt, sondern wie von den Sarastro nach hinten abgestrahlt, ist das Problem verschwunden! Wundern Sie sich also nicht, falls in Zukunft häufiger Lautsprecher mit nach hinten oder zur Seite gerichteten Tieftönern in Hifistatement auftauchen.
Für mich ging es nur erst einmal darum, die Sarastro so aufzustellen, dass ich ihren Tieftonanteil – nach den jahrelangen Entbehrungen im oberen Bassbereich – als angenehm empfand. Ein klein bisschen weniger als bei der Position, die ich noch mit Jan Sieveking kurz nach der Lieferung gefunden hatte, durfte es schon sein. Letztlich landete ich etwa fünf Zentimeter weiter von der Rückwand des Hörraums entfernt. Wegen des nicht hundertprozentig ebenen Fliesenbodens musste ich danach die Füße der „Floor Isolation Stands“ minimal nachjustieren. Und das war die reine Freude – zumindest wenn man ansonsten mit Spikes, Kontermuttern und Schraubenschlüsseln hantieren muss. Am jetzigen Standort verwöhnen die Sarastro mit einem soliden, ja satten und gut definierten unteren Frequenzbereich, der auch bei solch extremen Scheiben wie Jonas Hellborgs Elegant Punk nicht aufweicht oder schwammig wird. Dabei gehen die Veritys auch im darüber liegenden Frequenzbereichen ungemein schnell und offen zu Werke. Man kann daher sehr gut nachvollziehen, wie gekonnt der Aufnahmeingenieur den Hall eingesetzt hat. „It's The Pits, Slight Return“ widerlegt dann aufs feinste das Vorurteil, dass ein großes Bass-Chassis langsamer sein muss als mehrere kleine mit derselben Membranfläche. Dieses Slap-Bass-Gewitter würde jeder auch nur ein ganz klein wenig träge Treiber in einen Tiefton-Sumpf verwandeln. Dazu zählt das 280-Millimeter-Chassis der Sarastro aber in keinem Fall. Er sorgt auch in meinem Hörraum für einen sehr homogenen, tief herab reichenden und wohl artikulierten Bass. Einfach Klasse!
Danach habe ich dann die Testscheiben im Regal gelassen. Es gab nämlich keine Auffälligkeiten, die einer besonderen Überprüfung bedurft hätten. Schon nach dem ersten Tag war klar, dass ich mich bei den anstehenden Tests anderer Komponenten auf die Veritys genauso gut verlassen konnte wie auf inzwischen ein Jahrzehnt lang vertrauten Lumen. Die Sarastro bieten eine so grandiose Feinauflösung, dass man damit etwa spielend die Menge an Feininformationen bei unterschiedlichen Ethernet-Kabeln beurteilen kann. Auch als ich zusammen mit Mastering-Ingenieur Christoph Stickel, mit dem ich den letzten Jahren die ein oder andere Produktion erfolgreich abgeschlossen habe, eher zum Vergnügen den Ayon S-3 mit dem Auralic Aries Femto in Kombination mit den Chord Hugo TT verglichen habe, stellte die Sarastro die Unterschiede bei der Darstellung von Raumhöhe und -tiefe deutlich dar. Die Verity ist in der Lage, einen sehr plastischen – imaginären? – dreidimensionale Aufnahmeraum vor dem Hörer entstehen zu lassen. Dass dabei bei derselben Einspielung je nach verwendeten Komponenten Unterschiede auftreten, beweist, dass die Sarastro den Hörer nicht mit einen – wenn auch sehr attraktiven Effekt – für sich einnimmt, sondern präzise wiedergibt, was die vorgeschaltete Kette liefert. Als eigenes Verdient darf man ihr aber hoch anrechnen, dass sie sich völlig zurücknimmt und ihre Position bei entsprechend guten Aufnahmen im bestens fokussierten Klangbild nicht zu orten ist: Sie tritt dann völlig hinter die Musik zurück.
Als ich kurz in eine Vorstufe mit ausschließlich unsymmetrischen Eingängen reinhörte und nur ein im Präsenzbereich nicht gerade verhalten agierendes Nordost Walhalla zur Hand hatte, fiel auf, dass die Verity in diesem Bereich keine übertriebene Zurückhaltung an den Tag legt, was mit ausgeglicheneren Kabeln allerdings nicht zu bemerken war. Dieser kleine Hauch mehr Energie – zumindest im Vergleich zu meiner Lumen – sorgt allerdings bei Stimmen oft für das gewisse Etwas. Ich möchte mich da ohne Messung keinesfalls festlegen, welcher Lautsprecher der ehrlichere ist. Das ist dann auch schon die einzige minimale Auffälligkeit der Verity, die ich in vielen Wochen aufspüren konnte. Bei 99 Prozent aller Stücke konnte ich mich auf die Besonderheiten der zu beurteilenden Komponenten konzentrieren, ohne einen einzigen Gedanken an dieses außergewöhnliche präzise Arbeitsgerät zu verschwenden. Beim reinen Genuss-Hören ohne jegliches Erkenntnisinteresse ließ ich mich dann von den so stimmigen Tieftonwellen der Sarastro hinweg tragen!
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Laufwerk | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity II |
Tonabnehmer | Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Etna |
Bandmaschine | Studer A80 |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Verity Audio Sarastro II S
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Frequenzgang | 20 Hz bis 60 kHz ± 3.0 dB |
Empfindlichkeit | 93 dB bei 1 Watt 1 Meter |
Impedanz | 8 Ohm mit einen Minimum von 4 Ohm |
Musikleistung | bis 250 Watt |
Höhe/Breite/Tiefe | 127,5 / 34,8 / 50,5 cm |
Gewicht | 78 kg netto und ca. 117 kg in Verpackung pro Lautsprecher |
Einspielzeit | 75 Stunden (63%), 400 Stunden (99%) |
Ausführungen | in schwarzem oder weißem Klavierlack (Standard), Sonderlackierungen in fast allen RAL- oder Automobilfarben möglich, Sonderfurniere in Echtholz – entweder mehrfach handgeölt oder mehrschichtig hochglanzlackiert – möglich |
Preis | ab 48000 Euro |
Vertrieb
Sieveking Sound GmbH & Co KG
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Ansprechpartner | Jan Sieveking |
Anschrift | Plantage 20 28215 Bremen |
Telefon | +49 421 6848930 |
kontakt@sieveking-sound.de | |
Web | www.sieveking-sound.de |
Ein Grund für eine gewisse Zurückhaltung bei Kabeltest ist für mich, wie ich gewiss schon des Häufigeren geschrieben habe, die recht geringe Übertragbarkeit der in der eigenen Kette gefundenen Ergebnisse auf andere Anlagen. Die Vielfalt möglicher Konfigurationen zur Wiedergabe von Musik-Files macht die Sache keinesfalls einfacher. Dennoch: drei Ethernet-Kabel im Vergleich.
Die bisherige Beschäftigung mit der Musikwiedergabe über das Netzwerk hat zumindest in meinem Hörraum erbracht, dass die Datenverteilung über Kabel besser klingt als über WiFi – auch wenn diese Erfahrung der weitverbreiteten Ansicht gegenübersteht, die kabellose Verbindung hätte aufgrund der galvanischen Trennung zwischen beispielsweise Router und Streaming-Bridge Vorteile. Ich sehe es ebenfalls als gesichert an, dass der Speicherort der Daten eine Auswirkung auf die Intensität des Musikgenusses hat: Verwendet man einen üblichen netzwerkgebundenen Speicher – oder kurz und englisch: NAS – wie etwa den Western Digital MyCloud, darf man nicht dieselbe Klangqualität erwarten wie von einem für die Musikwiedergabe optimierten Gerät wie dem Melco. Das gilt allerdings mit dieser Einschränkung: Wenn der nachfolgende Netzwerk-Player die gesamte Datei vor dem Abspielen auf eine entsprechend große SSD kopiert, wie dies etwa die Aurender tun, wird man keinen Unterschiede zwischen Standard- und audiophilem Datenspeicher hören.
Alles andere werde ich bei Veränderungen in der digitalen Wiedergabekette immer mal wieder überprüfen, denn die an der Wiedergabe beteiligten Komponenten interagieren miteinander und selbst Geräte in ihrer Peripherie wirken sich klanglich aus – und sei es das Netzteil eines Netzwerkschalters. Da sich der Router auf der einen Seite meines Hörraumes befindet und die Anlage auf der gegenüberliegenden, verlegte ich ein gut geschirmtes Cat6-Kabel von Conrad hinter den Lautsprechern und Endstufen her bis in die Nähe der Artesania Racks. An dieser Stelle sind aber mehrere Geräte anzuschließen, und deshalb erwarb ich ein Netzwerk-Switch von Netgear inklusive Stecker-Netzteil. Dessen Austausch gegen eine 5-Volt-Stromstromversorgung von SBooster – eine „Best Of Two Worlds Solution“ aus der alten Serie – brachte einen minimal schwärzeren Hintergrund und einen etwas größeren, offeneren Raum. Vom Netgear geht es wieder über Conrad-Kabel einmal zum Ayon S-3, einem sogenannten Network-Player mit integriertem Wandler, und zum anderem zu einem Auralic Aries (Femto) samt SBooster BOTW P & P ECO Netzteil und weiter über Audioquests Jitterbug und Diamond USB zum Hugo TT Wandler. Als Datenlieferant für Ayon und Auralic steht ein Melco HA-N1Z über ein Melco-Kabel mit dem Netgear in Verbindung.
Nachdem die Entscheidung für eine kabelgebundene Netzwerkverbindung gefallen war, wollte ich die Conrad-Kabel möglichst schnell durch etwas gediegeneres ersetzen und zog den Audioquest-Katalog zu Rate. Da unterscheiden die Kabelspezialisten erst einmal zwischen unkonfektionierten und in sechs Längen vorgefertigten Kabeln. In jeder der beiden Kategorien gibt es fünf Qualitätsstufen, die sich aber nicht entsprechen. Die unkonfektionierten Kabel decken einen deutlich niedrigeren Preisbereich ab als die konfektionierten. Die Unterschiede in der Qualität sind dieselben wie bei allen Audioquest NF- oder Digital-Kabeln: Mit zunehmendem Preis kommt zum reinen Kupferleiter eine immer dickere Silberschicht hinzu, das Topmodell besitzt dann Leiter aus reinem Silber. Die Schirmung wird besser und bei den Spitzenprodukten unter den vorgefertigten Leitungen veredeln noch das „Noise-Dissipation System“ und beim Diamond auch das „Dialectric Bias System“ das Kabel. Beide Audioquest-Entwicklungen habe ich schon mehrfach und zuletzt im Artikel über das NF-Kabel Fire ausführlich beschrieben.
Vom weit oben in einem Regal stehenden Router bis hin zum Netzwerk-Switch sind es bei möglichst unauffälliger Verlegung des Kabels in meinem Hörraum knapp 15 Meter. Und damit scheidet die Verwendung eines konfektionierten Kabels schon einmal aus. Audioquest bietet Ethernet-Verbindungen nämlich nur in den Längen 0,75, 1,5, 3, 5, 8 und 12 Meter an. So komme ich gar nicht erst in Versuchung, mit der Bestellung eines Diamond zu liebäugeln, das bei einer Länge von besagten 12 Metern schon mit knapp 9000 Euro in der Preisliste steht. Das beste unkonfektionierte Kabel ist das Carbon, dessen Kupferkern eine Silberschicht von fünf Prozent des Leiterquerschnitts umgibt. Die Leiter sind paarweise und noch einmal insgesamt geschirmt. Das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“ sind für diesen Kabeltyp nicht erhältlich. Dafür liegt der Meter-Preis aber auch bei im Vergleich zum Diamond sehr moderaten 65 Euro pro Meter. Hinzu kommen noch zwei Telegärtner-Stecker zum Preis von je 22,50 Euro.
Im ersten Durchgang bleiben die in der Überschrift genannten, fertig konfektionierten Kabel noch einmal außen vor, und ich probiere aus, ob oder wie sich das Carbon zwischen Router und Switch bemerkbar macht. Das Rendern und Wandeln übernehmen dabei zuerst der Aries (Femto) und der Hugo TT. Ja, das Carbon macht sich bemerkbar, und zwar eindeutig positiv: Wie bei fast allen Veränderung am Netzwerk tut sich in puncto Tonalität so gut wie nichts, aber dynamisch bietet das Audioquest ein ganz klein wenig mehr. Wie immer liegen die beeindruckendsten Verbesserungen bei der Raumabbildung. Der Saal wirkt mit dem Carbon noch einmal ein Stückchen tiefer, breiter und höher. Bei Schostakowitschs „Polka“ aus dem Ballet The Age Of Gold sind es vor allem Mikroinformationen wie die weit hinten links nun leichter und plastischer zu hörende Triangel und die kurz vor Schluss an derselben Stelle wahrzunehmende kleine Trommel, die die Überlegenheit des Carbon belegen. Auch beim Ayon S-3 ändert das Carbon den Raumeindruck: Die Instrumente scheinen noch ein wenig weiter von Hörer entfernt zu sein, wirken aber dennoch besser fokussiert. Feindynamische Strukturen werden deutlicher präsentiert, Pauken besitzen jedoch einen Hauch weniger Druck, erklingen dafür aber besser differenziert.
Ich sollte vielleicht noch nachtragen, dass ich für den Vergleich das Ethernet-Filter SOtM iSO-CAT6 vor dem Eingang des Netgear entfernt hatte, um nicht eine bereits modifizierte Verbindungsstrecke mit verschiedenen Kabeln zu beurteilen. Allerdings hat mich das bei bekannten Songs minimal irritiert, da ich deren Klang ja inklusive der Verbesserungen durch den SOtM im Ohr hatte. Deswegen habe ich dann das Conrad- und das Audioquest-Kabel noch einmal mit dem in Reihe geschalteten iSO-CAT6 gehört. Damit waren die Vorteile des Carbon dann in jeder Disziplin eindeutig.
Nachdem jetzt die Strecke zwischen Router und Switch optimiert ist, kommen wir endlich zu den drei Kabeln, die hier in der Hauptsache Thema sein sollen. Anders als beim Test der Firewire- und USB-Kabel habe ich diesmal nicht alle Varianten der konfektionierten Kabel bestellt, sondern dachte, mich auf das günstigste, mittlere und teuerste Modell beschränken zu können. Also bekam ich ein Pearl, ein Cinnamon sowie ein Diamond zugesandt. Allerdings liegen die ersten beiden preislich recht dicht beieinander: Für eine Länge von 1,5 Metern steht das Pearl mit 29, das Cinnamon mit 99 und das Diamond mit fast 1300 Euro in der Preisliste. Da wäre die Beschäftigung mit dem Vodka zum Preis von 375 Euro gewiss auch interessant gewesen. Aber das lässt sich ja nachholen.
Für knapp 30 Euro bietet Audioquest ein Ethernet-Kabel mit massiven Leitern aus langkristallinem Kupfer, die – wie für Kabel der Qualitätsstufe Cat7 vorgeschrieben – paarweise und noch einmal gesamt geschirmt sind. Das Dielektrikum ist Polyethylen mit hoher Dichte, das sicherstellen soll, das die Leiter in der gewünschten geometrischen Anordnung bleiben. Audioquest betont, dass auch bei Digitalkabeln die Laufrichtung wichtig sein und kennzeichnet seine Produkte entsprechend. Das Cinnamon unterscheidet sich vom Pearl durch 1,25 Prozent Silber, das auf den langkristallinen Kupferleiter aufgebracht wurde. Das Diamond besitzt dann Leiter aus reinem Silber und – wie bereits erwähnt – das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“. Das Top-Kabel ist ebenso wie das Carbon, das Router und Switch verbindet, mit den recht beeindruckenden Telegärtner-Steckern konfektioniert.
Das Pearl ersetzt nun das Conrad-Kabel, das bisher das Netzwerk-Switch mit dem Ayon verband. Und schon das preiswerteste Audioquest sorgt an dieser Stelle für einen etwas größeren Raum, einen Hauch mehr Druck mehr im Tieftonbereich und eine minimal bessere Durchzeichnung. Und das ist zu diesen Preis für mich schon eine kleine Sensation, da die Verbesserung in etwa so groß ist wie die, die der Austausch des Netzteils für das Netzwerk-Switch bewirkt hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wechsel von einem Standard-Kabel zum Pearl in Ihrer Konfiguration ebenfalls mehr Wohlklang zur Folge haben wird, denn auch im Zusammenspiel mit dem Auralic Aries (Femto) stellen sich die gerade beschriebenen positiven Veränderungen ein.
Sie wollen von allem noch ein klein wenig mehr? Dann nehmen Sie einfach anstelle des Pearl das Cinnamon. Mehr Luft um die Instrumente, eine etwas größere Abbildung und eine Spur mehr Dynamik lohnen die Investition allemal, besonders in einem so noblen Umfeld wie dem von Auralic Aries und Chord Hugo TT. Das gilt natürlich so auch für den Ayon S-3: Auch hier sollte man nicht zögern, ein wenig tiefer in die Tasche und zum Cinnamon zu greifen. Mehr Dynamik, Spielfreude und Luft intensivieren den Musikgenuss, wie erst Malcom Arnolds „English Dances“ und dann Keith Jarretts „Wrong Blues“ deutlich machen.
Wie immer bei kostspieligen Kabeln muss man auch beim Diamond genau abwägen, ob die Investition noch in einen sinnvollen Verhältnis zu den Preisen der Geräte steht. Außer Frage steht, dass es noch einmal mehr Informationen weiterleitet. Bei der schon fast überstrapazierten „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums ließ sich über den Ayon S-3 auch zuvor schon bei stärkeren Impulsen der in der Tiefe des Raumes auslaufende Hall verfolgen. Nun wird die immense Größe des klösterlichen Refektoriums auch bei weniger heftigen Schlägen auf die Trommeln deutlich – und das, obwohl ich ein gutes Stücken leiser gehört habe als sonst. Dank des Diamond sind einfach noch mehr Feininformationen vorhanden. Und wie leider jeder weiß, der sich mit High End beschäftigt, ist für die letzten paar Prozent mehr Klang ein erheblicher konstruktiver und in der Folge auch finanzieller Aufwand nötig. Das ist beim Diamond nicht anders. Es beweist seine enormen Fähigkeiten auch nach dem Wechsel zu Aries und Hugo TT: Bei Don Cherry und Ed Blackwells Medley „Mutron – Bemsha Swing – Solidarity – Arabian Nightingale“ begeistert es mit satteren Klangfarben, viel – definiertem – Druck im Tieftonbereich und einer fantastischen Luftigkeit.
PS: Es bringt übrigens mehr, das Diamond vom Switch zum Ayon oder Auralic einzusetzen statt es für die Verbindung des Melco mit dem Switch zu verwenden.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT, Matrix Audio Quattro DAC2 |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Verity Sarastro IIS |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Audioquest Pearl, Cinnamon und Diamond RJ/E (Ethernet)
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Audioquest Pearl Preis | 29 Euro für 1,5m |
Audioquest Cinnamon Preis | 99 Euro für 1,5m |
Audioquest Diamond Preis | 1295 Euro für 1,5m |
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | +31 165 54 1404 |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.de |
Vertrieb
Libra Audio
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Anschrift | Stahl/Ross GbR Weilbergstr. 6 61389 Schmitten |
Telefon | +49 0700 77200000 |
zentrale@pearaudio.de | |
Web | pearaudio.de |
Schon wieder der Osten. Aus Slowenien stammt der kleinste Plattenspieler von Pear Audio, der auf den Namen Robin Hood hört. Nicht nur dies, auch die Konstruktion kommt einem verdächtig britisch vor. Eine nähere Betrachtung
Dem Pear Audio Blue Robin Hood bin ich das erste Mal auf den Norddeutschen Hifi-Tagen 2015 begegnet. Da noch ohne Namen, aber schon in dem gleichen knalligen Farbton, der inzwischen auf den Namen Lamborghini-Orange hört. Mein erster Gedanke war: „Das ist ja mal ein hübscher Nottingham“. Knapp daneben ist auch vorbei. Zwar ist der Robin Hood eine Kreation des vor fünf Jahren leider verstorbenen Nottingham-Gründers Tom Fletcher und teilt sich auch konstruktiv einige Gemeinsamkeiten mit übrigen Nottigham-Programm, doch handelt es sich um eine unabhängige Entwicklung. Nachdem sich die Wege von Tom Fletcher und Nottingham getrennt hatten, fand er in Peter Mezek den geeigneten Partner, um seine Arbeit fortzusetzen. Mezek zeichnete unter anderem schon 1985 für die Entwicklung des Rational Audio TT verantwortlich, dessen damals wegweisender Tangentialtonarm in leicht abgewandelter Form heute noch als Clearaudio TT5 die Szene bereichert. Von Fletcher als sein legitimer Nachlassverwalter auserkoren, führt Peter Mezek heute die Entwicklung und Verfeinerung der Laufwerke fort.
Die eingangs angesprochene Ähnlichkeit kommt dabei nicht von ungefähr. Natürlich hat Tom Fletcher nach seinem Weggang von Nottingham nicht alle bisherigen Prinzipien und Erfahrungen über Bord geworfen, sondern bestehendes weiter entwickelt und modifiziert. Der Robin Hood ist das Einstiegsmodell aus der Blue-Reihe, die insgesamt vier Laufwerke und zwei Tonarme umfasst. 3000 Euro ruft die Libra Audio - Stahl/Ross GbR für den Spieler auf. Darin enthalten bereits der hauseigene Tonarm Cornet 1 und als Tonabnehmer ein Audio Technica AT-150MLX, das auch schon mit ungefähr 290,- Euro zu Buche schlägt. Damit macht Pear Audio nicht die Mode vieler Hersteller mit, ihren doch relativ teuren Plattenspielern 40 Euro teure Alibi-Abtaster mit auf den Weg zu geben, wie ein Ortofon OM 5E, AT95E oder Goldring Elektra. Nichts gegen diese Systeme, sie haben aber schlicht und ergreifend nichts in solchen Plattenspielern zu suchen. Dann lieber gar kein System. So, das musste ich einfach mal loswerden!
Nimmt man den Robin Hood genauer unter die Lupe, fallen einem, neben Bekanntem, auch einige Besonderheiten auf. Kennen tut man den extrem drehmomentschwachen Synchronmotor mit großem Pulley, der, wenn der Teller per Hand auf Drehzahl gebracht ist, gerade genug Energie aufbringt, um den schweren Aluteller bei Drehzahl zu halten. Um 45 Umdrehungen pro Minute zu erreichen, wird der Riemen auf den größeren Pulleydurchmesser gelegt. Angehalten wird per Hand. Laut Hersteller ist es nicht nötig, den Motor vom Netz zu nehmen, wenn der Spieler nicht benutzt wird. Der Motor vibriert in diesem Fall fühlbar vor sich hin. Wer das nicht mag (der Autor auch nicht), muss entweder den Stecker ziehen oder sich eine schaltbare Steckdose besorgen. In diesem Fall ist der Motor übrigens vorne links und in einer Führung des Chassis fest angebracht. Der Teller hat, wie bei seinen Ahnen, einen umlaufenden Gummiring, um Resonanzen zu unterbinden.
Unterhalb des Tellers wird es interessant. An der Unterseite schleift ein Gummischlauch, der durch eine Bohrung im Chassis bis auf die Stellfläche reicht. Durch die definierte Bremsung soll das bei Synchronmotoren gefürchtete Polruckeln egalisiert werden. Zusätzlich sollen Geräusche welcher Art auch immer so in die Stellfläche geleitet werden. Das Chassis besteht aus zwei Lagen Birke-Multiplex, die mit mehreren Gummidämpfern fest miteinander verbunden sind. Stehen tut das Konstrukt auf relativ wuchtigen höhenverstellbaren Füßen aus POM. Das massive Tellerlager aus Bronze ist auf der unteren Ebene fest verschraubt. Aufnahme findet eine Tellerachse aus Edelstahl, die an der Unterseite einen kurzen schmalen Stab hat, der die Berührungsfläche auf ein Minimum reduziert. Nanu, sollten sich Lager und Arm nicht am besten starr gekoppelt auf einer Ebene befinden, um Relativbewegungen ausschließen zu können? Nein, findet Tom Fletcher und bewertet den Klanggewinn durch die entkoppelte Anordnung höher als etwaige Verluste. Wobei die Konstruktion so steif aufgebaut ist, dass man sich keine Sorgen machen muss.
Auch der Tonarm kommt einem bekannt vor, handelt es sich doch um eine Weiterentwicklung des Spacearms, er hört auf den Namen Cornet 1 und ist auch separat für 1700 Euro erhältlich. Dieser einpunktgelagerte Tonarm verfügt über eine beidseitige Führung neben der Lagerspitze, die ihm zu einem unproblematischen Handling verhilft. Die Lagerspitze läuft in einem Flüssigkeitsbad, über dessen Inhalt aber nichts in Erfahrung zu bringen ist. Bis auf ein leichtes Kippeln fühlt sich der Arm an wie ein kardanisch gelagertes Exemplar. Einen Fingertip gibt es nicht, er kann aber bei Bedarf nachgeliefert werden. Die Empfehlung lautet, diesen dann zwischen Headshell und Tonabnehmer zu platzieren. Durch den tiefen Schwerpunkt des Gegengewichts aus Bronze erübrigt sich die sonst übliche Einstellung des Azimuts durch das seitliche Verdrehen desselben.
Das Tonarmrohr besteht aus einem Kohlefaserverbundstoff, das Headshell ist aus einem Aluminiumblock gefräst und hat keine Kröpfung. Der Tonabnehmer muss beim Einbau also entsprechend der mitgelieferten Einbauschablone eingedreht werden. Die Einstellung des Arms ist nichts für zartfühlende Naturen. Um das Gegengewicht einzustellen, muss man am Gegengewicht ruckeln, bis die richtige Auflagekraft erreicht ist, dabei ist ordentlich Bewegung im und Druck auf dem Lager. Der Vertrieb beruhigt, der Cornet sei äußerst robust. Muss er auch, denn die Feineinstellung des Azimut erfolgt durch Verdrehen der Headshell, wobei auch einiges an Kräften auf das Lager wirkt. Löst man eine Madenschraube aus Kunststoff an der verdrehbaren Basis, lässt sich der Arm in der Höhe einstellen. Die Feinjustage erfolgt über ein Gewinde, das in einem ebenfalls in der Höhe verstellbaren Kragen um den Armschaft sitzt. Die für derlei Einstellungen vorgesehenen Nylonschrauben mit Kreuzschlitz (!) sollen übrigens gerade so angezogen werden, dass sie halten. Ein guter Hinweis, zumal die Schraubendreheraufnahme schnell ausgeschlagen ist. Ein kleines, auch mit Nylonschraube an einem blauen Kunststoffausleger befestigtes Gewicht erledigt die Skatingkompensation und verleiht dem Spieler zusammen mit dem Orange einen farbenfrohen Touch.
Ein Wort zu den Einstellmöglichkeiten: Es geht durchaus eng zu. Nur wenn der richtige Armabstand eingestellt ist, ist es möglich, den Hubzylinder des Lifts an der Armbasis so gerade eben vorbeizuführen, und nur wenn über die Armhöhe der richtige VTA eingestellt ist, landet die Nadel auch richtig in der Rille, da der Lift relativ hoch eingestellt ist. Da man nicht jeden Tag Tonabnehmer wechselt, an sich nicht schlimm, aber mal eben einen Tonabnehmer Pi mal Daumen reinzuhuschen, geht höchstwahrscheinlich schief.
Das serienmäßig verbaute Audio Technica AT-150 MLX ist das größte MM-System von Audio Technica und steht damit in der langen Tradition legendärer Systeme wie dem AT-24 oder dem AT-ML180. Der Autor besaß dereinst ein AT-ML150 und trauert diesem immer noch hinterher. Das 150MLX verfügt über einen sehr feinen goldbedampften Bornadelträger, die winzige Nadelspitze mit dem sehr scharfen Microlinear-Schliff ist mit bloßem Auge kaum zu sehen. Beim Anschluss gibt es sich reichlich unkompliziert: 47 Kiloohm und am besten 100 Picofarad im Phonoeingang bringen es zum Aufblühen. Mit einer Testplatte durchgeführte Versuche bescheinigen dem System Abtastwerte jenseits von 90 Micron, die horizontale und vertikale Tiefenresonanz um die neun Hertz sprechen für eine gelungene Kombination mit dem Cornet 1.
In den Höheneinstellungen ist das System eine Zicke ersten Grades. Ein klein wenig zu tief, und der Höhenglanz ist weg, etwas zu hoch, und es spielt zu dünn mit Hang zum Kreischen. Getestet wurde natürlich nur mit der Einstellung genau dazwischen. Hat man die mitgelieferte Neoprenmatte, die wohl nicht zufällig an die Spacemat erinnert, auf dem Teller platziert, eine LP obendrauf und den Robin Hood mit ordentlichem Schwung angedreht, kann es also endlich losgehen.
Und da ist erst mal eine bemerkenswerte Ruhe. Davon abgesehen, dass der feine Nadelschliff des Audio Technica kaum Nebengeräusche produziert, hält sich das Laufwerk ebenfalls extrem zurück mit rumpelnden Dreingaben und erinnert damit eher an Plattenspieler mit Riesenplattenteller. Diese spielen, bei aller Ruhe, manchmal etwas gebremst und überdämpft, da schmiert die schiere Masse gern mal Impulse zu. Dies ist dem Pear Audio gänzlich unbekannt. Sehr offen frei und durchhörbar nimmt er von der ersten Sekunde für sich ein. Ich fange an mit Prokofievs „Klavierkonzert Nr. 3“ unter Claudio Abado mit Martha Argerich und den Berlinern von 1967. Und zwar nicht das Reissue, sondern die Originalausgabe. Die Platte war an sich schon im Eimer, als ich sie gebraucht vor 30 Jahren gekauft habe. Aber trotz des erhöhten Grundgeräuschpegels und einiger Knackser zeigt sich mit dem Robin Hood alles, was die analoge Magie am Leben erhält. Schon mit den ersten Takten folgt man der Musik und blendet den Rest einfach aus. Mit zwingendem Fluss und einem Gespür für feindynamische Abstufungen zieht einen die Kombination in ihren Bann. Feine Details gehen nicht unter trotz kräftiger Kontrabässe: Das AT-150MLX unterschlägt nichts, und der Pear Audio verstellt nicht die Sicht darauf. Klavieranschläge kommen mit exaktem Timing und der gegebenen Wucht und Macht, der Raum ist sehr breit und hoch. In die Tiefe geht es auch, wenn auch nicht grenzenlos. Die Tonalität ist dabei zum Glück absolut neutral, aufgesetzte Effekte sucht man vergebens.
Kompletter Szenenwechsel. Mit The Dreaming hat Kate Bush ihr wohl originellstes Werk abgeliefert. Rhythmisch vertrackt und mit vielen Wendungen stellt es auch einige Anforderungen an das Equipment. Mit vielen Hintergrundgeräuschen und kleinen Einspielern versehen, verliert man gern mal die Übersicht, und dann macht das auch nicht mehr so einen Spaß. Aber auch hier nimmt einen der Robin Hood gleich mit auf die Reise: Spannungsvoll mit dramatischen Bögen in den einzelnen Songs und sehr klarer Sicht auf die Details bis in feinste Verästelungen, lässt einen die Kombination Dinge hören, die man glaubt, noch nie gehört zu haben. Und dass bei einer LP, die ich wirklich in- und auswendig kenne. Stimmen werden regelrecht ausgepackt und in ihrer Essenz dargereicht, wobei das Volumen erhalten bleibt. Lediglich in den ganz unteren Regionen erinnert der Pear Audio daran, dass die großen Plattenspielerbrüder hier etwas mehr Wucht und Schwärze zu liefern in der Lage sind. Höhere Regionen sind klar sauber und manchmal auch schwebend fein. Richtig aggressiv wird es nie dabei, die räumliche Akkuratesse bleibt auch bei hohen Lautstärken erhalten, die Ortung stabil.
Den Bass wollte ich erst als etwas schlank und mit hohem Informationsgehalt und Farbigkeit beschreiben. Die beiden letzten Attribute behalte ich bei, ersteres habe ich in präzise geändert, nachdem ich bei neuen Produktionen von Radiohead, Kraftwerk und Sigur Ros regelrecht mit sauberem Bass überschwemmt worden bin. Auch wenn der Robin Hood mit dem Audio Technica Deftiges einwandfrei verarbeitet, liegen seine größeren Stärken bei Jazz, Klassik und allem Akustischen. Das letzte Quentchen Punch und Grobdynamik gehen ihm etwas ab, oder treffender: lassen größeren Laufwerken dann doch noch ihre Existenzberechtigung. Anders ausgedrückt: Er mag lieber John Coltrane als Gary Thomas, lieber Bruckner als Massenet. Das AT-150MLX wirkt bei diesem großartigen Auftritt keinesfalls als Bremse. Trotzdem könnte man dem kleinen Laufwerk von Pear Audio Blue durchaus mal ein System gönnen, das ruhig so viel wie die ganze Testkombination kosten darf.
Gehört mit
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Analoglaufwerk | Technics SL-1310/II, Dual CS 714Q |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Ortofon Quintet Blue, Ortofon OM30 Super |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290 |
D/A-Wandler | Teac UD-501 |
Verstärker | Unison Unico |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
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Preis | (mit Tonarm Cornet 1 und Audio Technica AT-150MLX) 3000 Euro |
Vertrieb
Libra Audio
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Anschrift | Stahl/Ross GbR Weilbergstr. 6 61389 Schmitten |
Telefon | +49 0700 77200000 |
zentrale@pearaudio.de | |
Web | pearaudio.de |
Jahrelang residierten die klangBilder im Hilton Plaza an der altehrwürdigen Ringstraße. Im letzten Jahr zog man ins Arcotel Kaiserwasser nah der Donau vis-a-vis der UNO City und dem Kongresszentrum Austria Center Vienna mit ihrer ebenso spannenden wie modernen Architektur. Auch inhaltlich gab es leichte Veränderungen.
Heuer kam auch noch eine terminliche Verschiebung hinzu. Im letzten Jahr mussten Sie leider auf einen Bericht von den klangBildern verzichten, da wir uns entschlossen hatten, statt über die Wiener Show über die heimische Messe unseres Kooperationspartners Wojtek Pacula und seines Magazin High Fidelity in Warschau zu berichten. Wohl auch wegen der internationalen terminlichen Überschneidung verschob klangBildner Dr. Ludwig Flich seine Veranstaltung auf das erste Adventwochenende, mit ohne den Hintergedanken, dass das Weihnachtsgeld auch für die Produkte seiner Aussteller gut angelegt wäre und deklarierte die klangBilder offiziell zur Verkaufsmesse. Natürlich konnte man bisher in Wien und anderswo mit den Herstellern oder Vertrieben über den Erwerb der Ausstellungsstücke reden. Aber solche Verhandlungen fanden bisher fast immer in einer Art Grauzone statt. Damit ist jetzt bei den klangBildern Schluss – und das lockte auch den ein oder anderen zusätzlichen Teilnehmer an.
Aber dennoch stand der Kommerz nicht im Mittelpunkt: Wie auch schon in den Jahren zuvor hatte Ludwig Flich ein attraktives musikalisches Programm zusammengestellt. Bei wohl keiner anderen Messe wird man so oft mit dem eigentlichen Zweck der Beschäftigung mit HiFi konfrontiert wie bei der Wiener Veranstaltung: Trotz aller Begeisterung für technische Lösungen geht es schließlich um die Musik.
Das Wort Manufaktur ist bei HABST durchaus wörtlich zu nennen, denn alle Kabel der Berliner Firma werden in reiner Handarbeit hergestellt. Firmeninhaber Daniel Steinert fertigt diese seit dem Jahr 2010 und hat sich bislang vor allem als Studioausstatter für namhafte Masteringstudios einen Namen gemacht. Doch was für Profis gut genug ist, sollte auch im High End Bereich seinen Markt finden. Steinert ist kein Marketingmann der schrillen Töne, seine Produkte verkaufen sich vor allem über Weiterempfehlungen. Statt teurer Werbung und aufwändiger Verpackung steckt er das Geld lieber in hochwertige Materialien, um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu erreichen. Tests hat er bisher bewusst vermieden. Für Hifistatement macht er hier erstmals eine Ausnahme. Ich habe ihn als erstes gefragt, warum er seine Kabel nicht industriell fertigen lässt. Steinert sagt, dass einige klangentscheidende Fertigungsschritte nur manuell machbar seien. Welche das sind, hat er aus verständlichen Gründen nicht preisgegeben. Wichtig ist ihm auch, dass das verwendete Material in seinen Kabeln auch dem entspricht, was er angibt. Beispielsweise bei der Reinheit des Silbermaterials. Man sollte meinen, dies sei eine Selbstverständlichkeit, aber Steinert sagt, dass das leider bei vielen Wettbewerbern beileibe nicht so ist. Uns haben seine Kabel jedenfalls sehr neugierig gemacht.
Beim Leitermaterial setzt HABST vor allem auf Silber, das von allen Metallen mit Abstand die beste Leitfähigkeit besitzt. Dabei wird ausschließlich in Deutschland hergestelltes Reinsilber (5N) mit einem Silberanteil von 99,999% verwendet. Die Solid Core Signal- und Masseleiter des Enso SL NF-Kabela werden zudem extra kryogenisiert, also unter -150°C abgekühlt und in so genannten Air-Tubes geführt. Reine Baumwolle, die Verwendung verschiedener Lacke – von Habst aus natürlichen Rohstoffen entwickelt – und ein vergrößerter Abstand zum Schirm sollen dabei für eine noch dynamischere, ausgewogene und unverfälschte Übertragung der Signale sorgen. Die Abschirmung erfolgt separat vom Masseleiter. Als Dielektrikum kommt Luft/PTFE zum Einsatz. Die Schirmung ist einlagig ausgelegt: ein spezielles Silbergewebe. Nicht nur optisch eine Augenweide sind die amerikanischen XLR und RCA Stecker von XHADOW, mit denen die Kabel konfektioniert sind und deren Kupferstecker eine Silberbeschichtung aufweisen.
Das noch aufwändigere NF-Kabel Magenso ist dem Enso SL zwar im Aufbau ähnlich, doch kommt hier ein speziell für HABST gefertigtes reines ePTFE ins Spiel, die Abschirmung ist zudem 3-fach ausgelegt, um Einstreuungen im Gigahertz-, Funk- und Radiowellenbereich zu verhindern. Im Gegensatz zu Enso SL weist das Kabel einen enormen Kabeldurchmesser aus. Das liegt vor allen an der Kabelgeometrie und der Anzahl der Innenleiter, die im niedrigen zweistelligen Bereich angesiedelt ist. Im Durchmesser wird das Magenso NF-Kabel von den Magenso Lautsprecherkabeln nochmals übertroffen, das in dieser Dimension an eine Boa Constricta Königsschlange erinnert. HABST verwendet hier Silberleiter mit unterschiedlichen Querschnitten und sehr hochwertiges PTFE/ePTFE-Isolationsmaterial. Das mehrfach spezialbehandelte 5n (99,999%) Silberkabel ist vibrations-, EMC- und übersprechbedämpft.
Bei den Hörtests habe ich das Pferd diesmal von hinten aufgezäumt und mir als erstes die neu entwickelten Magenso Lautsprecherkabel in meiner Anlage gegönnt. Das standardmäßig in einer Zwei-Meter-Ausführung gelieferte Kabel kostet knapp 5.000 Euro das Paar. Die preisliche Messlatte hatte ich aber noch deutlich höher gelegt, denn als Vergleichsobjekt musste sich das HABST Magenso gegen ein 15.000-Euro-Kabel behaupten. Um es vorwegzunehmen, es tat dies mit Bravour. Auffällig war sofort ein sehr offenes, livehaftiges Klangbild mit viel Luft um die Instrumente. Einzelne Schallereignisse waren klar voneinander abgegrenzt. Das Klangbild ist dabei stabil, Instrumente wandern nicht. Der Mund einer Sängerin ist klar umrissen. Insgesamt spielte das Magenso auf dem Niveau des drei Mal so teuren Kabels, lediglich der Punch im Tiefbassbereich war beim Referenzkabel noch etwas ausgeprägter.
Als nächstes setzte ich das NF-Kabel HABST SL zwischen Vorverstärker und den Monoblöcken ein. Ich hatte vorher jahrelang mit den SUN WIRE Referenz gehört, zwischendurch immer wieder Alternativen getestet, sah aber niemals eine Notwendigkeit, dieses wirklich hochwertige Silberkabel auszutauschen. Bis jetzt. Ich hörte gerade Paco de Lucias Live in America, neben mir saß mein Kater Bardo, der sich erstaunlicherweise auch bei hohen Lautstärken wohlfühlt. Ein paar schnelle Impulse kamen aber plötzlich derart präzise und knackig, dass nicht nur er zusammenzuckte. Dennoch dominierte bei mir der Wunsch, immer lauter zu hören. Ich legte Hans Thessinks Call me auf und hörte seine tiefe Stimme so durchdringend wie nie. Der Druck und auch die Präzision im Tiefbass waren enorm, wie ich nicht nur bei der „Improvisation Patrice Héral“ in Le Concert des Parfums feststellen konnte.
Im letzten Durchgang ersetzte ich meine SUN WIRE Kabel zwischen Vorverstärker und DA-Wandler durch das NF-Kabel HABST Magenso. Das ist gar nicht so einfach, da durch die Dicke des Kabels das Handling beim Anschließen je nach Anlage Geduld und Präzision erfordert. Aber vor den Genuss haben die Götter ja bekanntlich den Schweiß gesetzt. Kennen Sie das Gefühl, wenn man Musik hört und denkt, ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, dann könnte es nahezu perfekt sein? Noch besser ist es, diese fehlenden „Kleinigkeiten“ wirklich zu erleben. So geschehen mit dem HABST Magenso. Die Klangcharakteristik ist dabei dem ENSO SL sehr ähnlich, das bereits auf einem sagenhaft hohen Niveau spielt. Das Magenso macht aber alles noch einen Touch besser, noch kraftvoller und luftiger. Klavieranschläge sind glasklar zu hören. Selten habe ich Friedemanns Sourdos (auf Inakustik) so detailreich gehört. Joanne Shaw Taylors Stimme bei „Heavy Heart“ löst ein Gänsehaut-Feeling bei mir aus. Aber auch bei nicht audiophile- Mainstream Aufnahmen wie denen der spanischen Tenöre IL DIVO mit „Notte di Luce“ (aus Nights in white satin) bewirken genau dieses Erlebnis. Man hat das Gefühl, gar kein Kabel zu hören – ein größeres Kompliment kann man einem Kabel kaum machen.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
CD Transport | Wadia 7 |
D/A Wandler | Auralic Vega, Mark Levinson 360 |
Vorverstärker | Musical Fidelity M8 und Classé Audio Omega |
Endstufen | Musical Fidelity M8-700m |
Lautsprecher | Audiophil |
Kabel | Sun Wire Reference, Audioquest |
Zubehör | Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch |
Herstellerangaben
HABST Kabel
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Enso SL NF Kabel (Paarpreise) | Xhadow XLR 0,50m 879,90 Euro Xhadow XLR 1,00m 1269,90 Euro Xhadow XLR 2,00m 2049,90 Euro Xhadow XLR 3,00m 2829,90 Euro Xhadow RCA 0,50m 699,90 Euro Xhadow RCA 1,00m 1089,90 Euro Xhadow RCA 2,00m 1859,90 Euro Xhadow RCA 3,00m 2635,90 Euro |
Enso Magenso NF Kabel (Paarpreise) | Xhadow XLR 1,00m 4200 Euro Andere Längen auf Anfrage |
Enso Magenso Lautsprecherkabel (Paarpreise) | 2,00m 4998 Euro |
Vertrieb
ProAudioGear.de
| |
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Anschrift | Frankfurter Str. 14 64521 Groß-Gerau |
Telefon | 06152 / 8164-0 |
Mobil | 0179/2158596 |
Fax | 03212/1055889 |
Kontakt@ProAudioGear.de | |
Web | www.proaudiogear.de |
Etwas später als bisher üblich öffnen die klangBilder heuer ihre Pforten: Am ersten Adventswochenende treffen sich Musik- und Technik-Begeisterte auf Österreichs High-End-Veranstaltung.
Initiator Dr. Ludwig Flich ist es wieder gelungen, eine unnachahmliche Melange aus Hifi-Technik und Musik zu bereiten. Diesmal werden die Gerätepräsentation, die Workshops und die Begegnungen mit Künstler des vorwiegend klassischen Fachs durch das „TubeProfi Anniversary Festival“ bereichert: Die die in Wien beheimateten Röhrenspezialisten feiern mit den Auftritten von Blues- und Jazz-Musikern das 15-jährige TubeProfi-Jubiläum und den 60. Geburtstag des Firmengründers Dkfm. Robert Losonci. Der dritte Grund zum Feiern ist die Premiere des JJ-One Gitarren-Amps für die Bühne. Besonders spannend dürfte es samstags ab 14 Uhr mit Hans Theessink und sonntags um 13 Uhr mit Harry Solal werden. Auch wer für gewöhnlich die Adventssamstage für Einkäufe nutzt, braucht wegen der klangBilder nicht mit der Tradition zu brechen: Sie sind in diesem Jahr ganz bewusst auch als Verkaufsveranstaltung konzipiert. Man darf gespannt sein.
Informationen
klangBilder 15
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Datum | 27. bis 29. November 2015 |
Öffnungszeiten | freitags und samstags von 10.00 bis 19.00 Uhr sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr |
Eintritt | 15 Euro (Tageskarte) 12 Euro (bei online Registrierung bis zum 24.11.15 , 16 Uhr) 21 Euro (Bonuspass für alle drei Tage) |
Ort | Arcotel Hotel Kaiserwasser Wagramer Straße 8 1220 Wien Telefon +43 1 224 240 |
Web | www.klangbilder.eu |
Ja, in puncto analog haben wir einen nicht geringen Nachholbedarf. Und deshalb folgt auf Wolfgang Kempers Plattenspieler-Test gleich ein weiterer. Denn so spannend die Entwicklung der Streaming-Technologie aktuell auch sein mag, die schwarzen Scheiben besitzen immer noch das gewisse Etwas – besonders, wenn sie von einem so faszinierenden Plattenspieler wie dem AMG Giro wiedergegeben werden.
Analogfans werden wissen, dass AMG hier nichts mit Hochleistungsautomobilen zu tun hat, sondern für Analog Manufaktur Germany steht. Die Firma wurde von Werner Röschlau gegründet, als er sich entschied, nicht länger für einen renommierten deutschen High-End-Hersteller Laufwerke und Tonarme zu fertigen, sondern seine Entwicklungen unter eigenen Markennamen anzubieten. Bald engagierte sich auch sein Sohn, Julian Lorenzi, in der Firma, die mit dem Viella-Laufwerk und dem passenden Zwölf-Zoll-Tonarm national und international für Furore sorgte. Das ist gewiss auch dem überaus gelungenen Design geschuldet, vor allem aber den technischen Lösungen, die für einen hervorragenden Klang sorgen. Übrigens hält schon seit Jahren eine sehr frühe Version des Tonarms die linke hintere Tonarmbasis meines LaGrange besetzt. Und ich bin mit seinen klanglichen Leistungen noch immer hoch zufrieden.
Nach dem frühen Tod Werner Röschlaus führt nun Julian Lorenzi die Firma weiter. Er entwickelte auf Grundlage der Technik des Viella den preislich darunter angesiedelten Giro 9W samt passendem 9W2 Tonarm. Letzterer ist eine verkürzte Version des Zwölfzöllers, es kommt also auch das Horizontallager mit zwei nur 0,4 Millimeter starken Stäben aus Federstahl zum Einsatz, das eine „freie, aber fest geführte Auslenkung des Arms“ ermöglichen soll und bei dessen Konstruktion sich Werner Röschlau von der Lagerung der Rotorblätter bei Helikoptern inspirieren ließ. Eine von oben zugängliche Schraube über einem der Federstäbe erlaubt eine feinfühlige Azimut-Justage. Wie man es bei einem intelligent konstruierten und aufwändig verarbeiteten High-End-Tonarm erwarten darf, ist die Azimut-Schraube durch eine zweite gesichert, so dass ein unabsichtliches Verstellen dieses sensiblen Parameters ausgeschlossen ist.
Die Einstellung des vertikalen Abtastwinkels geschieht nach dem Lösen der Arretierschraube im Tonarmsockel über eine längere Gewindestange, über die die Höhe des Arms oberhalb seines Montagesockels eingestellt werden kann. Die waagerechte Ausrichtung des Arms lässt sich mithilfe der im oberen Lagerblock eingelassenen, kleinen Wasserwaage kontrollieren. Die Drehbewegung des Tonarmrohres wird durch ein Nadellager ermöglicht. Zur Kompensation der Skating-Kräfte dienen ein Ring- und ein nach Lösen einer Madenschraube in der Höhe verstellbarer Stabmagnet. Die Antiskating-Einrichtung arbeitet also berührungsfrei. Die Auflagekraft wird statisch über das Gegengewicht eingestellt, das mit einer Teflonschraube an das Tonarmrohr aus eloxiertem Aluminium geklemmt wird. Litzen aus sehr reinem Kupfer übernehmen den Signaltransport vom Headshell zum üblichen SME-Stecker im Tonarmschaft. Der Arm bietet also alles, was sich der engagierte Analogfan wünschen kann.
Das zentrale Konstruktionselement des Laufwerks ist eine etwa 35 Millimeter dicke Scheibe aus Flugzeug-Aluminium, die nicht nur die Position des mächtigen Tellerlagers und des Tonarms definiert, sondern auch den präzisen, schweizer Gleichstrommotor, die zu seiner Regelung eingesetzte Elektronik mit ihrem Quarzoszillator und die Bedienelemente beherbergt. Über die beiden Tasten zum Einschalten respektive zur Geschwindigkeitswahl lässt sich auch die Drehzahl fein regulieren. Der aus Edelstahl gefertigte Pulley, der unter dem Plattenteller verborgen ist, treibt diesen über einen Rundriemen. Der Teller besteht wie das Lagergehäuse aus POM oder Polyoxymethylen, einem Kunststoff, der sich durch Festigkeit, Härte und einen niedrigen Reibungskoeffizienten auszeichnet und daher seit Jahren bei der Plattenspieler-Herstellung zum Einsatz kommt. Ein weiterer Grund dafür dürfte sein, dass er ähnliche Eigenschaften wie Vinyl aufweist und daher eine gute Ankopplung der Platte an den Teller ermöglicht.
Die POM-Lagerdose des Giro umgibt eine Konstruktion, die der im großen AMG sehr nahe kommt: Eine Stahlachse – hier in einer Stärke von 16 Millimetern – läuft in hydrodynamisch geschmierten Radiallagern und steht auf einer Fläche aus PFTE auf, besser bekannt unter dem Markennamen Teflon. Im Boden der Lagerdose ist dezentral ein Spike eingelassen. Zwei weitere, diesmal von oben durch die Aluminiumscheibe hindurch höhenverstellbare Spikes sitzen zentral in bis auf die Bohrung für die Spikes massiven Aluminiumzylindern. Der Teller wird aus einem Stück POM gedreht, das auf einem Subteller aufliegt und in das die Spindel zu Zentrierung der Schallplatte eingesetzt wird. Es gibt also keine durchgehende Verbindung vom Lager zur Spindel. In diese wurde ein Gewinde eingeschnitten, so dass die mitgelieferte Plattenklemme mit dem Teller verschraubt werden kann. Ein kleiner, zum Mittelloch hin dicker werdender Ring gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Legt man ihn um die Spindel, drückt er eine auf den Teller gelegte Platte mittig nach oben. Mit Hilfe der verschraubbaren Plattenklemme lassen sich dann auch schüsselförmig nach oben gebogene Platten an den Teller drücken, ein Prinzip, das sich beim Viella – und Laufwerken anderer Hersteller – bewährt hat. Auch wenn der Giro G9 durchaus kostenbewusst konstruiert wurde, sparte man nicht an den Klang entscheidenden Stellen. Und das Design hat von der Reduktion auf das Wesentliche nur profitiert. Beim „kleinen“ AMG gilt „form follows function“: In meinen Augen ist der Giro in puncto Ästhetik eine der gelungensten Laufwerk-Kreationen der letzten Jahre.
AMG wird in Deutschland – und Europa – vom High-Fidelity Studio und im Rest der Welt von Musical Surroundings vertrieben. Und diese beiden Vertriebspartner ergänzten die Produktpalette der bayrischen Manufaktur um einen Tonabnehmer, das Teatro. Den Generator des Abtasters lassen sie in Japan fertigen, das zweiteilige Titangehäuse in den USA. Die Endmontage und die abschließenden Tests finden in Japan statt. Selbstverständlich erfolgte die klangliche Feinabstimmung in AMG-Tonarmen.
Das Schöne an einem solchen Paket aus einer Hand ist es, dass der Kunde sich oft nicht mehr um die Justage kümmern muss. Der Tonabnehmer ist im Arm justiert, und nach dem Transport braucht lediglich der Arm in seine Halterung gesteckt und arretiert zu werden. Da Augsburg, der Sitz des deutschen AMG-Vertriebes, nicht weit von Gröbenzell entfernt ist, musste ich aber nicht einmal diese paar Handgriffe selbst erledigen. Gerald Jakob, einer der beiden Inhaber des High-Fidelity Studios, wollte sich sicher sein, dass der AMG auch in meinem Hörraum so klang, wie er es gewohnt ist, und baute ihn daher selbst auf. Als Stellfläche diente – wie beim Artesania Audio Rack gleich daneben unter meinem Brinkmann LaGrange – eine Acapella-Basis, die sich gegenüber den Artesania Krion-Shelves als Stellfläche unter Laufwerken als deutlich überlegen erwiesen hatte. Nachdem Gerald Jacob den Arm in der von der Gewindestange vorgegebenen Höhe arretiert hatte, drehte er die Stange ein paar Umdrehungen nach oben, so dass sie keinen Kontakt mehr zur Tonarmbasis hatte, und merkte dazu an, dass es so besser klänge. Aber das wird höchstens ein paar Prozent dazu beigetragen haben, dass das AMG-Trio auf Anhieb überzeugte: Mit so viel Spielfreude, Dynamik und Offenheit hatte ich nicht gerechnet – vor allem nicht, da Gerald Jakob mich nachdrücklich darauf hingewiesen hatten, nichts auf die ersten Eindrücke zu geben, da das Teatro erst einmal seine Einspielzeit von 70 Stunden hinter sich bringen müsste.
Die ersten 20 bis 30 Stunden habe ich dann mit einigen LPs mit einer Laufzeit von weit über 25 Minuten pro Seite absolviert, mit minimaler Lautstärke, teils ohne dabei im Raum zu sein. Weitere zehn Stunden dürften wohl beim entspannten abendlichen Musikhören zusammengekommen sein. Tagsüber habe ich mich wieder mehr mit Digitalem beschäftigt. Die erste Scheibe, die ich dann nach längerer analoger Abstinenz auf den Teller des Giro legte, war Collin Walcotts Album Grazing Dreams, das ich in der CD-Version einige Tage zuvor mit dBpoweramp gerippt und anschließend auch in Auszügen gehört hatte. Der Giro brachte die wohlbekannte Scheibe ungemein offen und weiträumig, vor allem aber ungeheuer dynamisch rüber. Die Wiedergabe strotzte nur so vor Spielfreude und Lebendigkeit. An einer Überbetonung eines Frequenzbereiches lag dieser Eindruck jedenfalls nicht, wie zum Beispiel bei meinen damals hochgeschätzten Roksan Darius Lautsprechern, die durch eine kleine, bewusste Frequenzganganomalie alles etwas dynamischer wirken ließen, als es in Wirklichkeit war. Schließlich habe ich auch noch die Geschwindigkeit des Giro überprüft, da ja auch hier ein kleines Plus den Eindruck von mehr Dynamik hervorrufen könnte. Aber Allnics SpeedNic zeigte lediglich, dass der Giro mit der Sollgeschwindigkeit stoisch seine Runden drehte. Das AMG-Trio bedarf also keiner akustischen Taschenspieler-Tricks, um ausgesprochen dynamisch zu klingen.
Der Giro ist eine dieser recht raren Komponenten, bei denen sich auch ein verwöhnter High-End-Genießer fragt, ob ein höherer technischer und finanzieller Aufwand überhaupt Sinn macht: Natürlich dürfte ein Vergleich mit dem einen oder anderen Boliden zeigen, dass in einigen Disziplinen noch ein wenig mehr möglich ist. Dieses – bisher theoretische – Wissen ändert aber nichts daran, dass man mit dem Giro ganz vorzüglich Musik hört und währenddessen gar nicht auf die Idee kommt, über irgendwelche Hifi-Kriterien nachzudenken. Das AMG-Trio macht auf Anhieb die Vorzüge der analogen Wiedergabe erlebbar und zieht einen tief ins musikalische Geschehen.
Beim Sammeln der letzten Stunden der Einspielzeit habe ich ganz bewusst erst einmal die bekannten Testscheiben gemieden und beispielsweise statt Codona 2 das erste und dritte Album von Collin Walcott, Don Cherry und Nana Vasconcelos gehört – mit viel Freude: Don Cherrys Taschentrompete etwa kommt mit dem nötigen strahlenden Glanz und manchmal auch Biss, bleibt aber immer frei von übertriebener Schärfe. Auch das Berimbau wird mit großer Klarheit und einer enormen Detailfülle wiedergegeben. Die Klangfarben des teils exotischen Instrumentariums sind schlicht umwerfend, und die anspringende Dynamik der Trommeln und Tablas brauche ich wohl nicht noch einmal besonders zu erwähnen. Die Scheiben sprühen nur so vor mitreißendem Groove. Das ist auch beim Testklassiker „God Bless Child“ mit dem Keith Jarrett Trio nicht anders. Die hier recht präsent aufgenommene Hi-Hat trägt ihren Teil zum unwiderstehlichen Drive bei, kippt aber nie ins Nervige. Einfach ungemein stimmig!
Ich merke schon: Ohne Vergleich droht die Beschreibung des AMG in eine haltlose Schwärmerei auszuufern. Deshalb greife ich jetzt zu einem der bewährten Songs, den ich erst auf dem Giro, dann auf dem LaGrange mit dem Thales Simplicity 2 und Einsteins The Pickup höre. Nun gut, das deutlich teurere Trio bietet von allem noch zwei, drei Prozent mehr. Am auffälligsten – aber trotzdem handelt es sich auch hier nur um Nuancen – ist etwas mehr Schwärze und ein Hauch mehr Druck im untersten Tieftonbereich bei LaGrange und Co. Um zumindest einen Eindruck davon zu bekommen, welchen Anteil The Pickup daran hat, baue ich den Einstein-Tonabnehmer noch einmal in den AMG-Arm. Die kleine Mühe wird umgehend belohnt: Mit dem Einstein im AMG 9W2 gerät die Abbildung noch ein kleines Stückchen größer, die imaginäre Bühne gewinnt minimal an Breite und Tiefe. Auch gibt es noch mehr Luft um die Instrumente, und die Klangfarben sind einen Hauch kräftiger. In puncto Dynamik tut sich allerdings so gut wie nichts. Aber die war ja bisher schon die Schokoladenseite des Giro.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12, Thales Symplicity II |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, Einstein The Pickup |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Verity Sarastro IIS |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Plattenspieler AMG Giro G9
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Prinzip | Masselaufwerk mit quarzgeregeltem Riemenantrieb |
Geschwindigkeiten | 33, 45 u/min |
Motor | Gleichstrom 24V, bürstenlos |
Tellerlager | teil-hydrodynamisch mit zentralem Feststofflager und 16mm starker Achse |
Mitgeliefertes Zubehör | AMG Plattenklemme |
Abmessungen (B/T/H) | 43/32/15cm |
Gewicht | 12kg |
Herstellerangaben
Tonarm AMG 9W2
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Einbaumaß | 211mm |
effektive Länge | 229mm |
effektive Masse | 9g |
Lager | 2-Punkt-Lager horizontal, Nadellager vertikal |
Tonarmkabel | mehradriges High Quality Kupfer |
Gegengewicht | zweiteilig, mit Teflonisolierung |
Besonderheit | Antiskating-Mechanismus mittels Stabmagneten,leichte Azimut-Justage über Schraube über Federstab |
Preisempfehlung | 7200 Euro inklusive des für 3000 Euro auch separat erhältlichen Tonarms |
Herstellerangaben
Tonabnehmer AMG Teatro
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Gehäuse | Titanium 6Al4vEli, im Tiodized-Type-III-Verfahren eloxiert, mit Gewinden für 2,5-mm-Schrauben |
Generator | aus monokristallinem, hochreinem, sauerstofffreien Kupferdraht gewickelte, kanalgetrennte Spulen (V type), Neodymium Magnete, Joch aus spezieller, weicher magnetischer Legierung |
Nadelschutz | Aluminium, aus dem Vollen gefräst |
Nadelträger | massives Boron, 0,26mm Durchmesser |
Nadelschliff | 40 x 7μm, Line Contact (Ogura) |
Ausgangsspannung | 0,4mV (1kHz bei 5 cm/sek.) |
Auflagegewicht | 1,8 - 2,2g (2,0g empfohlen) |
Innenwiderstand | 12Ω |
Lastimpedanz | 120 - 47000Ω (120 - 500Ω empfohlen) |
Nadelnachgiebigkeit | 18 x 10-6 cm/dyne |
Gewicht | 10,95g |
Preis | 2400 Euro |
Komplettpreis Giro G9 und Teatro | 8900 Euro |
Vertrieb
High-Fidelity Studio
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Anschrift | Dominikanergasse 7 86150 Augsburg |
Telefon | +49 821 37250 |
Mobil | +49 170 3303343 |
Fax | +49 821 153634 |
info@high-fidelity-studio.de | |
Web | www.high-fidelity-studio.de |
In der Grundausstattung hat der neue Transrotor Jupiter bereits einen vorzüglichen Einstand gegeben. Die im ersten Teil geprüften Ausbau-Optionen lassen keinen Zweifel: Im Jupiter steckt viel Potential. Hören wir doch mal, was darüber hinaus klanglich möglich ist.
In diesem zweiten Teil der Schilderung meiner Hörerfahrungen mit dem jüngsten Spross aus der Fabrik von Jochen und Dirk Räke werden die Upgrades etwas kostspieliger. Schon die Installation des Figaro Tonabnehmers war ein Schritt, der möglicherweise die Investitions-Hemmschwelle vieler potentieller Jupiter-Kunden überschreitet. Gemeint ist damit das Verhältnis der Preise für den Jupiter und den Tonabnehmer. Lässt man die Aufwertung durch das SME-Kabel am Jelko Tonarm einmal außer Acht, so ist ja das Figaro ebenso teuer wie der Jupiter selber. Allerdings war der klangliche Sprung nach vorne so gewaltig, dass, wer ihn nicht probiert, eigentlich fahrlässig handelt. Oder anders herum formuliert: Wer das Geld für das Figaro nicht investieren kann oder will, tut gut daran, diese Kombination erst gar nicht zu testen. Auch das Upgrade durch das Netzteil Konstant Eins war in der Kombination zweifelsfrei ein klanglicher Gewinn.
Transrotors bekanntes TMD-Lager ist schon seit zehn Jahren erhältlich und in etliche Modelle integriert. Für andere Transrotor-Plattenspieler ist es als Optimierungs-Möglichkeit erhältlich. Im Austausch gegen das Gleitlager werden dafür immerhin 780 Euro fällig. Das ist das Doppelte im Vergleich zur Investition für das Netzteil, das zusätzlich auch ästhetisch Eindruck macht. Das TMD-Lager tritt ja nur bei abgenommenem Teller optisch in Erscheinung. Die Erwartungshaltung bei mir ist durchaus hoch, aber nicht in jedem Transrotor Laufwerk müssen die klanglichen Auswirkungen des aufwändigeren Lagers identisch sein. So macht es Sinn zu prüfen, was das TMD am Jupiter bewirkt. TMD steht für Transrotor Magnetic Drive. Es handelt sich um ein zweigeteiltes Lager. Das untere Segment wird durch den Riemen bewegt und läuft in einem Kugellager. Dieses ist absolut ruhig und akustisch nicht wahrnehmbar. Mechanisch sorgt es für einen soliden, gleichförmigen Rundlauf. Über mehrere kräftige Neodym-Magnete wird die zweite, obere Lager-Scheibe, der Subteller, in Rotation versetzt. Auf dieser liegt der Plattenteller auf. Magneteinflüsse auf den Tonabnehmer können Sie dank Abschirmung und Abstand getrost vergessen. Diese Konstruktion verspricht eine gesteigerte Laufruhe und Gleichmäßigkeit gegenüber dem Standard-Lager und bleibt gehörmäßig nicht ohne Folgen.
Die Klangunterschiede erschlossen sich mir nicht so signifikant und schnell wie bei den vorausgegangenen Veränderungen. Anfänglich wechselte ich die Lager nach jedem Titel und hörte auch Unterschiede. Richtig deutlich wurde mir die musikalische Überlegenheit des TMD aber erst nach längerem Hören, dann jedoch nachhaltig und beschreibbar: Die Musik stand vor einem ruhigeren Hintergrund und die Positionierung von Instrumenten und Stimmen im Raum war klarer. Dieser Raum öffnete sich auch und gab den einzelnen Instrumenten mehr Plastizität und Kontur. Der musikalische Fluss gewann an harmonischer Gleichmäßigkeit. So empfand ich die „Pictures At An Exhibition“, diesmal in der Aufnahme mit Fritz Reiner, RCA Red Seal, beim magnetischen Lager als mit mehr Schmelz, mehr Orchester-Tiefe, insgesamt feiner aufgelöst und weniger flächig-plakativ. Die Druckwellen der tiefen Lagen erreichten mich mit mehr Gewalt, ohne fetter zu sein. Relativ deutlich empfand ich die klangliche Überlegenheit bei Ella Fitzgeralds MPS-Album Sunshine Of Your Love. Die komplette A-Seite, beginnend mit dem Beatles Klassiker „Hey Jude“, macht die, wenn auch subtilen, Verbesserungen durch das Magnetlager sehr deutlich. Vor allem das Mehr an Feinheiten und die verbesserte Zugänglichkeit zur Musik lässt auf Dauer das TMD unentbehrlich erscheinen. Ja, auch mit dem Gleitlager klingt der Jupiter beeindruckend. Er spielt schon damit auf einem Level, auf dem Verbesserungen kaum mehr wirklich gravierend sein können. Dies meinte ich zumindest. Es ließe sich damit auch wirklich glücklich leben. Haben Sie jedoch eine Weile das TMD-Lager gehört, glaube ich fest, dass Sie es nicht wieder hergeben möchten. Es ist alles auf eine subtile Weise musikalischer und nuancierter. Die 780 Euro müssen vielleicht nicht unbedingt sofort sein – aber Weihnachten kommt ja bald und alle Jahre wieder.
Die folgende Tuning-Maßnahme ist absolut Jupiter-spezifisch: Hierbei handelt es sich um einen bedämpften Unterboden, der in seiner Konstruktion sehr ungewöhnlich ist. Eine Acryl-Basis ersetzt die drei polierten Teller der Grundversion unterhalb der beiden Stellschrauben und des Lagers. In der Basis befinden sich an eben diesen Stellen drei in mit einem blauen, speziellen Dämpfungs-Gummi unterlegte Aluminium-Aufnahmen. Unterhalb der Basis bilden Alu-Gummi-Füße den Kontakt zum Möbel. Es ist jetzt zwingend, den Motor in das Subchassis zu integrieren. Denn der Jupiter wächst durch die neue Basis in der Höhe. Beließe man den Motor extern, würde der Riemen über die Kante der Sub-Basis schleifen. Eine Vertiefung legt in der neuen Basis die Motor-Positionierung fest. Der zum Lieferumfang gehörende kurze Rundriemen ersetzt nun den langen. Die schwarze Acryl-Basis hat die gleiche Stärke – 20 Millimeter – wie das ursprüngliche, jetzt obere Chassis und folgt ihm auch in der Linienführung, ist aber links deutlich weiter ausladend. Sie fluchtet dort mit dem Tellerrand. In dem Freiraum links außen, unterhalb des Tellers, sehen wir nun das Ungewöhnliche und Bemerkenswerte dieser Konstruktion. Dort sind in entsprechenden Aussparungen, die ganz leichtes Spiel erlauben, drei Zylinder eingelassen. Sie unterscheiden sich nicht in der Höhe, wohl aber im Durchmesser und somit in der Masse. Ihre Aufgabe soll die Eliminierung von Rest-Resonanzen sein. Klanglich hat diese Basis erhebliche Auswirkungen: Der Bass gewinnt unüberhörbar an Intensität. Hier kann das Figaro nun seine analytischen Qualitäten voll zur Geltung bringen.
Im Tieftonbereich gibt es mehr Volumen und gleichzeitig mehr Kontur. Bei Beethovens „Mondscheinsonate“ in der Interpretation von Ray Brown und Lorindo Almeida auf der überarbeiteten Jeton-LP fürchtete ich, dass es jetzt meine Lautsprecher zerreißt. So gewaltig tönte der gestrichene Kontrabass und beeindruckte gleichzeitig mit der Schärfe seiner Konturen. Die Gitarre gewann deutlich an Körper und Wärme und wurde größer abgebildet als ohne die Sub-Basis. Das Saxophon-Intro in „Tin Can Alley“ auf dem gleichnamigen Album von Jack DeJohnette´s Special Edition war der Wahnsinn an Klangfülle und Energie. Gregory Porters Stimme auf Be Good veränderte sich zum voluminöseren. Insgesamt wurde bei allen Aufnahmen die Musik runder und schöner. Für mein Empfinden war das aber etwas dick aufgetragen. Dies liegt jedoch möglicherweise auch im Bereich des persönlichen Geschmacks. Zur Wahrheitsfindung verglich ich die LP von Gregory Porter mit der beiliegenden CD. Letztere klang weniger opulent. Bei Dillons Titel „Undying Need To Scream“ von Ihrem Album This Silence Kills gefiel aber mir die imposante, präzise Darbietung des Tiefbasses mit der zusätzlichen Basis. Doch auch hier zeigt der Vergleich mit der beiliegenden CD: Das ist etwas viel des Guten. Es muss also etwas passieren. Ich denke, es gilt, den Transrotor TR 800-S Tonarm jetzt mit Applaus zu verabschieden. Er hat hervorragende Fähigkeiten bewiesen und harmonierte in mechanischer Hinsicht mit den drei gehörten Tonabnehmern. Auch war er in der Lage, Unterschiede der bisherigen Setups deutlich zu Gehör zu bringen. Aber dieser letzten Ausbaustufe scheint er nicht mehr gewachsen zu sein. An seiner Statt sollte nun endlich der Transrotor 5009 ins Spiel kommen. Dieser ist baugleich mit dem SME 5009, einem neun-Zoll-Arm aus Magnesium. Vom berühmten SME V unterscheidet er sich durch einige Details wie die fehlende Bedämpfungs-Vorrichtung und ein abnehmbares Headshell. Die wichtigen technischen Details, das Lager und die Verkabelung sind identisch. Klanglich war sofort offensichtlich: Dieser Wechsel war überfällig.
Ich habe die oben erwähnten LPs erneut aufgelegt, und die Tonalität war, wie sie sein sollte. Jetzt wirkte die neue, untere Resonatoren-Basis mit dem aufwändigeren Tonarm harmonisch zusammen. Die Überlegenheit dieses Setups gegenüber dem Status vor Basis und SME zeigte sich in einer auf Anhieb wahrnehmbaren verbesserten Klarheit und mehr Detail-Schärfe im Bereich der menschlichen Stimme. Ella Fitzgerald singt auf „Sunshine Of Your Love“ nun alle ihre Songs so intensiv und gleichzeitig beschwingt, wie ich sie zuvor vom Jupiter nicht zu hören bekommen habe. Auf seiner für das Analog Forum 2015 in Krefeld auf 500 Exemplare limitierten Vinyl-Ausgabe des Albums „Sweet ´N´ Low“ interpretiert Ingram Washington so körperhaft und nuanciert amerikanische Standards, dass diese sofort unter die Haut gehen. Jetzt liegt Spannung in der Musik. Alles gewinnt noch einmal an Nuancenreichtum. Klassische Musik vermittelt der Jupiter nun beinahe so schwerelos, zart und kraftvoll, wie es der Komponist wohl beabsichtigt haben mag. Zarte, feine Töne bringt er plastisch rüber – und explodiert förmlich, wenn die Partitur es vorsieht.
Gehört mit
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Tonabnehmer | Goldring Elektra, Benz Micro Glider L2, Transrotor Figaro |
Phonoverstärker | Plinius Koru |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Base, Finite Elemente Pagode |
Herstellerangaben
Transrotor Jupiter
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Abmessungen (B/H/T) | 44/16/40 (Motor innen) |
Gewicht | ca. 17 kg |
Preis | 2000 Euro inkl. Platten-Beschwerer |
Aufpreise | 500 Euro für Tonarm Transrotor TR-800 S incl. Goldring Elektra 300 (350) Euro für Netzteil Konstant I (bei Nachbestellung) 2500 Euro für Tonabnehmer Transrotor Figaro 780 Euro für TMD 880 Euro für Unterplatte 2800 (3120) Euro für SME-Transrotor 5009 (bei Nachbestellung) |
Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Hersteller
OCTAVE Audio
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Anschrift | Industriestr. 13 76307 Karlsbad |
Telefon | +49 7248 3278 |
Fax | +49 7248 3279 |
Web | www.octave.de |
hofmann@octave.de |
Transrotor Plattenspieler genießen einen besonderen Stellenwert. Bei dieser Marke vereint sich musikalischer Anspruch mit edlem Design, bei dem auch der Laie den Prestigewert erkennt. Der Jupiter ist ein brandneuer Transrotor und er fällt auf.
Zu sehen war der Jupiter als Vorserien-Exemplar bereits im Mai auf der High End in München. Ein für mich auffälliges Merkmal dieser Messe war – neben sehr viel Positivem – das gefühlt hemmungslos nach oben explodierende Preisniveau bei einigen Herstellern, auch bei Plattenspielern. Transrotor zeigte sich von einer ganz anderen Seite: Zwei neue Modelle wurden am unteren Ende der Preisskala vorgestellt. Schon wegen des erkennbaren Material- und Verarbeitungs-Aufwands darf nicht erwartet werden, dass ein Transrotor in der untersten Preisklasse platziert werden kann. Da sind 2500 Euro für so viel Plattenspieler schon auf den ersten Blick sehr fair. Denn hier wird nicht mit reduzierten Mitteln zu Werke gegangen. Der zentrale Blickfang eines jeden Transrotor, der hochglänzende, massive Plattenteller steht auch beim Jupiter optisch im Mittelpunkt. Auch das Chassis aus schwarzem Acryl ist von Material und Wertigkeit nicht weniger aufwändig als bei den hochpreisigeren Modellen. Dennoch schlägt der Jupiter aus der Art. Betrachtet man ihn genauer, erkennt man ein konstruktives Merkmal bereits von außen, das die übrigen Transrotor-Laufwerke nicht aufweisen. Jochen Räke, der Begründer und Spiritus Rector des Unternehmens, ist nicht nur ein audiophiler, sondern auch ein designorientierter Konstrukteur. Gerade dies macht das Transrotor Portfolio so vielfältig und attraktiv.
So ergab sich im Prozess der Ideenfindung und Entwicklung eine im Grunde runde Form für das Acryl-Chassis. In diesem Rund nimmt die große, austauschbare Tonarmbasis einen erheblichen Raum ein, rechts auf vier Zylindern aus Aluminium erhöht angeordnet. Die Aussparung im Acryl-Chassis darunter erlaubt eine saubere Führung und Verlegung des Tonarm-Kabels. So ergibt sich, dass die Lager-Einheit des Plattentellers nicht mittig, sondern nach links außen verschoben ihren Platz in der schwarzen Acryl-Basis findet. Daraus folgt die Anordnung der drei Geräte-Füße des Jupiter. Ein Fuß befindet sich direkt unter dem Tellerlager. Somit schultert er den mit Abstand überwiegenden Teil der Lager- und Teller-Masse. Die Kräfte aus Lager und Teller werden auf diese Weise direkt an den Untergrund angekoppelt. Die beiden hinten und rechts vorn angeordneten Beine halten im Wesentlichen nur die Balance und die zusätzliche Masse des Tonarm-Segments. Beide sind von oben über große und griffige, runde Stellscheiben leicht und bequem in der Höhe zu justieren. Die drei Geräte-Füße finden mi ihren Gewindeschrauben in polierten Tellern ihren Gegenpart, die den Kontakt zum Möbel bilden. Bei der Aufstellung des Jupiter ist Sorgfalt bei der Wahl der Stellfläche angebracht. Denn ebenso wie Resonanzen durch die direkte massive Verbindung der bewegten Teile und ihrer Lagerung zum Untergrund abgeleitet werden, besteht anders herum auch die Gefahr der Aufnahme von Resonanzen aus dem Möbel. Also macht eine gute Basis – ich habe die preisgünstige d.C.d. Base von Audio Exklusiv im Einsatz – Sinn. Sie ist eigentlich Pflicht. Transrotor selber offeriert speziell für den Jupiter eine interessant konzipierte Acryl-Basis, über die ich später berichten möchte.
Für die Aufstellung des Motors sind zwei Optionen vorgesehen: Entweder außerhalb des Gerätes in mittels Schablone definiertem Abstand zum Teller oder integriert in das Chassis, weitgehend unsichtbar unterhalb des Tellers. Vorteil der externen Positionierung ist, dass am Motor-Gehäuse der Ein-Aus-Schalter bedient werden kann. Ansonsten muss das Starten und Stoppen am Blackbox-Netzteil Transrotor No. 8 per rot beleuchtetem Kippschalter geschehen. Dies ist doch etwas umständlich. Auch lässt sich nur bei externer Motor-Platzierung der Riemen auf dem Pulli von Hand umlegen, wenn von 33 auf 45 UpM gewechselt werden soll. Zu einer eleganteren Lösung kommen wir später im Laufe des Tests.
Der Jupiter kostet in der einfachen Komplett-Ausstattung mit dem S-förmigen Transrotor TR 800-S Tonarm (baugleich mit Jelco SA-250) und einem Goldring Elektra MM-Tonabnehmer 2500 Euro. In dieser Ausführung steht er hier zum ersten Hörtest. Es ist ein Weilchen her, dass ein Transrotor-Plattenspieler in meinem Musikzimmer stand – den Crescendo testete ich im Dezember 2012. Nicht nur daher habe ich für den Transrotor eine ganz bestimmten Klang-Schublade im Kopf: Ich assoziiere die Marke mit einem angenehm ruhigen, entspannenden Charakter. So war ich denn nicht wenig perplex, als ich die ersten Takte vernahm. Auf dem Teller lag die B-Seite von Captured for Good. Joo Kraus und das Tales In Tones Trio beginnen mit ihrer Version von Peter Gabriels „Sledgehammer“. Ich hörte ein eher schlankes, knackiges Klangbild mit extrem viel Drive. Der Sound passte irgendwie zum Titel des Stückes, weil richtig Punch in der Musik lag. Die Auflösung und Durchhörbarkeit war überraschend hoch und der Spaßfaktor vor allem wegen der forschen, dynamischen Gangart richtig hoch. Das Goldring Elektra kostet lediglich 135 Euro – separat, wenn man es nicht im Bundle kauft. Dem System allein will ich diesen musikalischen Auftritt nicht zuschreiben. Es muss auch die besondere Konstruktion des Jupiter damit in Verbindung stehen. Zur Wahrheitsfindung baute ich umgehend mein Clearaudio Da Vinci ein, weil es vom Klang-Timbre dem Elektra ähnelt und mir sehr vertraut ist, da ich es gern und oft benutze. Meine Ahnung bestätigte sich: Sofort waren die typischen Charakterzüge des Clearaudio unüberhörbar. Selbstredend spielte es auf einem anderen Niveau – bei beinahe dreißig-fachem Preis. Die Unterschiede waren in allen Bereichen deutlich. Ebenso klar und doch etwas überraschend war die Erkenntnis, dass der preisgünstige Transrotor-Tonarm gar nicht übel musiziert. Beinahe alles, was ich am Da Vinci zu schätzen weiß, brachte er zu Gehör. Es wurde offenkundig, dass der Drive und die dynamische Spielfreude eindeutig ihre Ursache im Jupiter-Laufwerk haben. An vielen anderen Laufwerk-Tonarm-Kombinationen konnte das Da Vinci nicht so explosiv und impulsfreudig aufspielen. Bei klassischer Musik – ich hatte da Herbert von Karajans DG-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern mit Mussorgsky-Ravels Bilder einer Ausstellung auf dem Plattenteller – war der Hochtonbereich jedoch etwas harsch und wurde lästig. Die Ursache lag nahe. Zu dem preiswerten Tonarm kann logischerweise kein besonders hochwertiges Anschlusskabel gehören. Eigentlich hätte ich dessen rote Ummantelung schon als Warnsignal interpretieren können. Da für diesen Test auch ein Transrotor-SME 5009 Tonarm als weitere Ausbau-Option geliefert wurde, ersetzte ich das signalrote Kabel am TR 800-S Tonarm durch das hochwertige Silber-Kabel des SME-Armes, das aus dem Hause van den Hul kommt. Dies war genau das, was das Defizit aufhob. Jetzt war auch oben herum Glanz und Feinsinnigkeit zu vernehmen.
Inzwischen hatte ich etliche Stunden lang vielfältiges Plattenmaterial gehört und der Umgang mit dem Jupiter machte mir richtig Freude. Dadurch, dass der sechzig Millimeter hohe Teller linksseitig über den Rand des Chassis hinaus seine Runden dreht, kann ich ihn nach dem Stoppen des Motors per Taster prima manuell abbremsen, indem ich einfach in den Teller unten hineingreife. Ansonsten läuft der Teller dank hervorragender Lagerung und beachtlicher bewegter Masse lang nach. Bei der beschriebenen Art zu bremsen bleibt auch die glänzende Oberfläche außen von Handabdrücken verschont. Von unten ist der Teller Transrotor-typisch mit einem Rillenprofil zur Resonanz-Vermeidung versehen. Zum Lieferumfang des Jupiter gehört übrigens auch das edle Plattengewicht zum Beschweren und Andrücken des Vinyls. Oben im Teller ist die Transrotor-Teller-Auflage aus Acryl-Komposite eingelassen, einem Material mit Eigenschaften, die denen des Vinyls ähneln. So ist das Eigenresonanz-Verhalten von Teller-Oberfläche und Schallplatte in hohem Maße harmonisiert. Gelagert ist der Teller in einem invertierten Gleitlanger im Ölbad mit enger Toleranz.
Um wieder zur Musik zurückzukehren: Ich konnte mich nicht bremsen, den Transrotor Figaro Tonabnehmer anstelle des Clearaudio einzubauen. Der Figaro war bereits im besagten Transrotor-SME Tonarm vormontiert und eigentlich mit dem SME zusammen als maximale Ausbaustufe dieses Tests vorgesehen. Dirk Sommer testete das Figaro bereits im Juni , deshalb beschreibe ich es hier nicht näher. Es ist sicher etwas ungewöhnlich, in einen so preisgünstigen Tonarm einen Tonabnehmer einzubauen, der mit stolzen 2500 Euro zu Buche schlägt. Aber ich war neugierig, angetan von dem bereits Gehörten und wollte es einfach wissen. Im Übrigen hatte ich ja den Wert des TR 800-S Tonarm durch das klanglich klar überlegene SME Tonarmkabel schon deutlich nach oben korrigiert. Nebenbei bemerkt, harmonieren alle drei Tonabnehmer mechanisch problemlos mit dem TR 800-S. Die jeweiligen Eigenresonanzen liegen stets im idealen Bereich und das horizontale Abtast-Verhalten bei 315 Hertz ist einwandfrei. Das Figaro tastete auf Anhieb 80 Mikron ab und versetzte mich musikalisch sofort in Begeisterung. Ich gestehe, Tonabnehmer in dieser Preisklasse höre ich nicht alle Tage. Bei der Musikalität und Klanggestaltung des Figaro frage ich mich jedoch: Warum eigentlich? Ja, ein Tonabnehmer ist ein Verschleißteil und muss auch irgendwann überholt werden. Zudem ist er mehr als andere HiFi-Komponenten mechanischen Zerstörungs-Risiken ausgesetzt. Nur, was an dieser Stelle möglich ist, gibt zu denken. Gegenüber dem deutlich teureren, aber auch in die Jahre gekommenen Da Vinci, gestaltete das Figaro die Musik auf frappierende Weise neu: in puncto Plastizität der Instrumente, räumliche Anordnung und Festigkeit und besonders faszinierend in den Klangfarben – betörend. Dagegen wirkte alles andere zuvor beinahe blutleer.
In dem großen Paket mit Accessoires zur Erweiterung und Optimierung des Jupiter befindet sich auch das gediegene Netzteil KONSTANT EINS. Es wiegt 1,5 Kilogramm und besteht aus einem 85 Zentimeter hohen, poliertem Massiv-Aluminium-Zylinder mit elf Zentimetern Durchmesser. Der obere Teil ist ein haptisch anmutiger Drehschalter für die Geschwindigkeitswahl zwischen 33 und 45 sowie das Ein- oder Ausschalten des Jupiter. Über eine kleine Öffnung lässt sich die Geschwindigkeit über ±5 Prozent feinjustieren. Mittels des KONSTANT EINS ist jetzt auch die Integration des Motors in die Acryl-Basis des Jupiter eine Option ohne Einbußen beim Bedienungskomfort. Und was macht das KONSTANT EINS klanglich? Es setzt nochmal unüberhörbar eins drauf. So musiziert Joo Krauss mit seiner Combo nun mit noch mehr Leichtigkeit. Das Klangbild öffnet sich noch einmal mehr in die Tiefe und auch ein leichter Gewinn an feiner und grober Dynamik geht auf das Konto des Edel-Netzteils. Auch ein bislang unbemerkter, leichter Schleier wird gelüftet, der aber auch zuvor kleine Aufnahmeschwächen der einen oder anderen LP kaschiert hatte. Nachdem ich auf die einfache Stromversorgung zurückgebaut hatte, um meinen eigentlich recht deutlichen Eindruck so zu verifizieren, stellte sich so etwas wie minimale musikalische Langeweile ein. Hat man das hochwertigere Netzteil erst einmal eine Weile gehört, wird es schwierig, wieder davon loszukommen. Es ist bei seinem relativ moderaten Preis eigentlich ein Muss, da es sowohl musikalisch als auch optisch eindeutig einen Mehrwert bedeutet. Und so genieße ich jetzt in dieser Konfiguration den Jupiter, bevor ich mich den weiteren Ausbaustufen im zweiten Teil des Tests widme. Da wird es um drei zusätzliche Erweiterungs-Möglichkeiten gehen, die den Jupiter dann in den musikalischen Olymp hieven könnten – im eigentlichen thront ja bereits sein griechisches Pendant Zeus. Bei den Optionen handelt sich um das magnetische Transrotor TMD Lager, die spezielle Bedämpfungs-Basis des Jupiter und den Transrotor-SME Tonarm 5009.
Gehört mit
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Tonabnehmer | Clearaudio Da Vinci |
Phonoverstärker | Plinius Koru |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Base, Finite Elemente Pagode |
Herstellerangaben
Transrotor Jupiter
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Abmessungen (B/H/T) | 44/16/40 (Motor innen) |
Gewicht | ca. 17 kg |
Preis | 2000 Euro inkl. Platten-Beschwerer |
Aufpreise | 500 Euro für Tonarm Transrotor TR-800 S incl. Goldring Elektra 300 (350) Euro für Netzteil Konstant I (bei Nachbestellung) 2500 Euro für Tonabnehmer Transrotor Figaro |
Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Am Bodensee ist das Klima immer um 2 Grad wärmer als in München. Sagt man. Common Wisdom, oder wie der Kerl heißt. Das war aber nicht der Grund, warum wir dorthin gefahren sind, sondern es ging um einen Besuch bei AcousticPlan.
Dem Klischee entsprechend war es dann auch in München bei Abfahrt neblig-trüb und am Bodensee begann bereits die Sonne zu scheinen. Neben den eher beruhigend wirkenden Weinstöcken links und rechts gab es auch ein Highlight aus historischer Zeit am Himmel zu bewundern, nämlich einen Zeppelin. Eigentlich hätte ich hier irgendeinen Kommentar unseres Fotografen wie „den habe ich extra für Dich gebucht“ erwartet. Hat er aber nicht. Weiter geht’s auf der Zeppelinstraße Richtung Dornierstraße; wir befinden uns gewissermaßen auf historischem Boden. Im Vorbeifahren liest man Namen wie MTU, Airbus, ZF. Nicht schlecht, denke ich mir. Neben Großindustrie und gutem Wein haben sich hier auch etliche mittelständische Betriebe angesiedelt, ein ideales Umfeld für eine kleine Manufaktur wie AcousticPlan.
Zunächst einmal hatten wir Schwierigkeiten, den Eingang zu der Firma zu finden. Die Adresse stimmte zwar, aber das Navi hatte uns in einen Hinterhof geleitet, wo es zunächst nichts außer der Autolackiererei Ünlü zu sehen gab. Diese mit einem güldenen Opel Manta oder so vor der Tür. Letztlich führte dann eine Art Feuertreppe im vorderen Teil des Gebäudes zu AcousticPlan im 1. Stock. Dort angekommen sieht die Welt gleich wieder ganz anders aus, hier liegt nichts rum, alles adrett und proper, meine Frau hätte ihre helle Freude. Was im Zusammenhang mit HiFi eher ungewöhnlich wäre.
AcousticPlan gibt es seit etwa 19 Jahren, angefangen hatte Jäckle bereits im Alter von 15 Jahren mit dem Bau von Lautsprechern. Für die er schon damals Käufer gefunden hatte. Aus der Leidenschaft ist dann – nach der Berufsausbildung zum Elektroniker – die Firma AcousticPlan entstanden. Somit gehörte auch ein Lautsprechermodell zu den ersten professionellen Produkten, bestückt mit einem seiner Favoriten, dem legendären Breitbänder JX 92 von Ted Jordan. Allerdings würde die Produktion der Lautsprecher momentan die Kapazität der Manufaktur sprengen, aus diesem – und auch anderen Gründen – sind die Lautsprecher nicht mehr erhältlich.
AcousticPlan ist eine kleine Manufaktur, die momentan von dem Besitzer im Alleingang betrieben wird. Der zeitweise eingestellte Mitarbeiter für einfache Lötarbeiten konnte den Hersteller offensichtlich nicht mit seinen Löt-Künsten überzeugen. Somit wird jedes Gerät vom Chef persönlich verdrahtet, gemessen und verlässt das Haus erst nach ausgiebiger Hörprüfung. Die Geräte haben überwiegend Namen von indischen Musikinstrumenten oder aus der indischen Mythologie. Dies – und die Vorliebe für indische Musik – rührt noch von seinem Aufenthalt in Indien, wie Jäckle mir erzählte.
Was man bei all den Gesprächen leicht heraushören kann: Jäckle ist ein Präzisionsfanatiker. Unterschiedliche Farbnuancen bei den Blautönen der Frontplatten beispielsweise werden natürlich nicht akzeptiert und umgehend reklamiert. Oder anders ausgedrückt: für AcousticPlan müssen die Zulieferer sehr präzise arbeiten. Dies hat auch schon zu Schwierigkeiten mit dem einen oder anderen Hersteller geführt.
Zugeliefert werden mittlerweile bestückte Platinen, hier lohnt sich das Einsetzen der Chips und ähnlicher Bauteile vor Ort nicht mehr, die Feinverdrahtung wird allerdings im eigenen Hause vorgenommen. Und natürlich die gesamte Mechanik, diese wird von Firmen aus dem Umfeld gestellt. Sozusagen alles aus dem Schwabenländle.
Mit welcher Liebe zum Detail hier gearbeitet wird kann man auf dem Bild oben sehen: Beim Ausgangstrafo einer original WE 46C wurde eine kleine Ecke des Kernmaterials abgekratzt und in einem Universitätslabor analysiert. Somit verfügt der neuproduzierte Wickelkern über die gleiche Materialzusammensetzung wie das Original. Dies hat natürlich entscheidenden Einfluss auf den Klang. Jäckle ist ein Präzisionsfanatiker! Ach ja, sagte ich bereits.
Nun ist AcousticPlan keine Garagenfirma, sondern die Geräte werden professionell entwickelt, Schaltungen über ein Computerprogramm simuliert und natürlich das entstandene Ergebnis gemessen. Trotzdem wird hier kein Messfetischismus betrieben, letztlich ausschlaggebend ist der Höreindruck. Das Platinenlayout entsteht am Computer im Hause, da nach Meinung des Entwicklers Signal- und Masseführung mit klangentscheidend sind. So bekommt beispielsweise das Philips-Laufwerk im CD Spieler eine komplett selbstentwickelte Software.
J.S. Herr Jäckle, wie lange dauert die Entwicklung eines Ihrer Geräte, beispielsweise der Aruna?
C.J. Also von der Idee über die Recherche, wie man alles umsetzen kann, bis zum Aufbau des Gerätes dauert das schon zwei Jahre insgesamt.
J.S. Im Fall Aruna war die Schaltung mehr oder weniger bereits vorgegeben, nehmen wir einmal ein anderes Gerät von Ihnen, was Sie von Anfang an entwickeln, wie lange dauert so etwas?
C.J. Also bei dem neuen Hybridvollverstärker hat die Entwicklung von der Idee bis zum fertigen Gerät auch zwei Jahre gedauert.
J.S. Und wie lange benötigen Sie für die Produktion eines Gerätes?
C.J. Das ist natürlich abhängig davon, um was für ein Gerät es sich handelt, wie viel Handarbeit da drin steckt. Ich mache ja immer Baugruppen, wenn die schon fertig sind, wird das Gerät am Schluss nur noch zusammengesetzt. Jetzt ist es noch abhängig von der Farbe der Frontplatte, ist die schwarz, silber oder blau. Deshalb kann ich die Geräte auch erst nach Bestellung fertig machen. Wenn die Baugruppen also fertig sind, etwa zwei Wochen. Wenn diese nicht fertig sind, kann es auch schon einmal sechs Wochen dauern.
J.S. Stellen Sie die Baugruppen im Batch her?
C.J. Ja, ja natürlich, sonst lohnt es sich nicht. Aber wenn ich feststelle, von einer Baugruppe gibt es nur noch wenige, dann fange ich natürlich wieder an, welche zu bauen. Wenn aber einmal alles weg ist und eine Bestellung kommt, die eilig ist, dann mache ich zum Teil auch Einzelanfertigungen.
J.S. Machen Sie alles alleine, oder haben Sie noch Mitarbeiter?
C.J. Ich habe bis vor kurzem einen Mitarbeiter gehabt; aber dieses Jahr mache ich noch alles alleine und nächstes Jahr suche ich wieder einen Mitarbeiter.
J.S. Früher hatten Sie einmal einen digitalen Server auf Ihrer Homepage. Gibt es den nicht mehr?
C.J. Den gibt es nicht mehr. Der war so in der Mitte der Entwicklung, da habe ich das Projekt gestoppt. Das ging sehr langsam vorwärts, das ist zu aufwändig für eine kleine Firma und da gab es dann die Teile schon nicht mehr in der Mitte der Entwicklungsphase.
J.S. Haben Sie mit Digital noch irgendetwas vor für die Zukunft?
C.J. Also Digimaster und Drivemaster haben nur noch eine bestimmte Produktionszeit, weil dann die Teile ausgehen. Da muss ich mir dann etwas Neues überlegen. Was ich gerne machen würde, vielleicht auch mit jemandem zusammen, ist ein diskreter Wandler. Ein Multibit-Wandler, etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe aber das Gefühl, die Produktzyklen der Halbleiter werden immer schneller und dann gibt es sie nicht mehr und dann fängt man wieder von vorne an. Wir haben momentan CD-Laufwerke, ich würde aber gerne noch einmal einen CD-Player machen, vielleicht mit jemandem zusammen. Ich habe auch jemanden, der eigene Laufwerke produzieren will, da muss man eben schauen, wie gut die sind, wie teuer und lohnt sich der Aufwand noch für CD.
J.S. Digital ist also für Sie zu schnelllebig, als dass es sich da lohnen würde, etwas Neues zu probieren?
C.J. Was richtig aufwändig ist zu machen, das kann ich mir nicht mehr vorstellen zu machen. Aber einen Wandler könnte ich mir schon gut vorstellen.
J.S. Welches Ihrer Produkte verkauft sich denn am besten?
C.J. Also schon der kleine Wandler mit dem Laufwerk zusammen.
J.S. Welche neuen Geräte wird es zukünftig von AcousticPlan geben?
C.J. Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres kann der neue Hybridvollverstärker ausgeliefert werden. Dann habe ich vor, den 6L6 Push-Pull Vollverstärker fertig zu machen.
J.S. Lautsprecher werden keine mehr gebaut?
C.J. Nein. Ich hatte verschiedene Modelle angeboten, am besten hatte mir dabei der 6.5“ Lowther gefallen, da hatte ich aber wohl zu viel reklamiert und zurückgeschickt, so dass ich von dort keine Chassis mehr bekommen habe. Zudem braucht man bei größeren Modellen viel Platz, man muss verschiedene Furniere anbieten und dann kommt ein Kunde und will genau das Furnier, welches ich gerade nicht habe und irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Später war ich in Südkorea gewesen und habe dort die Western Electric 16A gehört und dann war für mich klar, da brauche ich nichts mehr machen.
Wirft man einen Blick in das Lager, kann man einen Hang zu historischen Bauteilen nicht übersehen. So gibt es neben NOS Röhren auch historische Jensen 12“ Feldspulen-Bässe, Transformatoren aus der Western Electric Zeit und jede Menge anderer Preziosen. Alles natürlich fein säuberlich geordnet. An den neuen Modellen 46C und Aruna – und auch aus den Gesprächen mit Jäckle – kann man erkennen, dass die Performance der alten Western Electric Modelle nicht spurlos an dem Entwickler vorbeigegangen ist. Auf einem der Labortische steht ein Paar Monoblöcke aus „prähistorischen Tagen“, es werden offensichtlich auch Reparaturaufträge für antike Geräte angenommen. Wenn etwas Zeit ist, wie Jäckle betont. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass hier das Hobby zum Beruf wurde.
Resümierend lässt sich feststellen, dass sich Jäckle mit seiner Firma so eingerichtet hat, wie er überzeugt ist, dass es für die Herstellung eines Qualitätsproduktes erforderlich ist. Er macht alles selbst, hat damit alles unter Kontrolle, kein Gerät verlässt die Firma, das nicht seinen hohen Ansprüchen genügt. Marketing, Wachstum, Kostenreduktion, Benchmarking sind alles Begriffe, die hier nichts verloren haben. Vielleicht liegt das alles doch nicht so sehr an den Weinbergen, sondern eher an der Technikgeschichte der Bodenseegegend. Seeblick mit Weitsicht, wie die Werbeprosa der Stadt Friedrichshafen verspricht.
Hersteller
Sombetzki-Elektrostaten
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Anschrift | Am Plättchen 29 35418 Buseck |
Telefon | +49 549 0240 |
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