Dass Messwerte so gut wie nichts über den Klang aussagen, weiß jeder, der sich auch nur oberflächlich mit Hifi beschäftigt. Also bleibt dem Redakteur nur, seine Hörerfahrungen in blumige Metaphern zu verpacken, mit denen sich Klang mehr schlecht als recht beschreiben lässt. Oder sollte es – zumindest in unserem Medium – einen anderen Weg geben?
Ich kenne wenige Kollegen, für die es die reine Freude ist, die Eindrücke, die sie bei der Beschäftigung mit noch so interessanten Komponenten gewinnen konnten, wortreich darzustellen. Und dabei fasse ich den Begriff Kollegen gerne recht weit und beziehe alle mit ein, die ihre Erfahrungen mit Hifi einem größeren Kreis mitzuteilen bereit sind – sei es hauptberuflich oder eher zum Spaß. Im Extremfall führt die persönliche Abneigung gegen das „Klanggesülze‟, wie ein ehemaliger Mitarbeiter es charmant zu nennen pflegte, dazu, dass die letzte Schraube, jeder Widerstand und noch das winzigste Schaltungsdetail haarklein geschildert werden, für den eher emotionalen Teil der Geschichte aber gerade mal ein paar stereotype Zeilen übrigbleiben. Das krasse Gegenteil stellen die Autoren dar, in deren Metaphern-Feuerwerk man nur mit Mühe – wenn überhaupt – ein paar verwertbare Klang-Informationen zum Gerät findet. Zwischen diesen Extremen muss ein jeder, der in unserer Branche tätig ist, seinen Weg finden. Aber da es ähnlich viele technisch interessierte wie klangorientierte Leser gibt, hat bisher jeder Redakteur seine Zielgruppe gefunden.
Vor Jahren bekam ich über Umwege eine CD, die Michael Fremer, langjähriger Autor bei Stereophile und noch ein wenig analog-fixierter als ich zu jener Zeit, gebrannt hatte. Und darauf befanden sich die immer gleichen Songs, die jedoch mit verschiedenen Tonabnehmern von einer Platte abgespielt und dann ins Digitale gewandelt worden waren – quasi ein digitales Notizbuch für klangliche Eindrücke von Analogkomponenten. Da ich CDs und ihrer Wiedergabe nicht besonders viel abgewinnen konnte, wenn sie nicht gerade mit Playern von Schlage eines Wadia oder dCS wiedergegeben wurden, fand ich die Idee jedoch wenig spannend, so dass sie bald darauf in Vergessenheit geriet. Danach musste ich mich wegen meiner Aufnahmetätigkeit beinahe gezwungenermaßen mit digitalen Sicherungskopien beschäftigen, was meine Einstellung zu Digitalaufzeichnungen mit hoher Auflösung zumindest partiell änderte. Dann kam der Wechsel zu Hifistatement und eine Menge neuer Ideen für diese Publikation. Eine davon sind die Downloads aus dem Birdland sowie von anderen Konzerten. Der Zugriff auf feinste Aufzeichnungsgerätschaften aus dem Hause Nagra und die intensive Auseinandersetzung mit der Bearbeitung und Wiedergabe hochaufgelöster Digitaldaten per iMac, Amarra und sounBblade führte dann langsam, aber endgültig zum Umdenken. Den letzten Anstoß lieferte Burmesters Phonostufe 100, die mit einem hochwertigen Analog-Digital-Wandler-Modul ausgestattet werden kann. Da ich meine LPs weder für einen Music-Server noch für iPod und Co wandeln würde, überlegte ich mir eine sinnvolle Anwendung. Und da der Burmester digitale Daten mit 24 Bit und 192 Kilohertz liefern kann, schien mir eine Erinnerungshilfe für den Klang von Tonabnehmern das Naheliegendste. Und so kommt man von einer Frage zur nächsten: Wäre es nicht auch sinnvoll, den Klang von Phonostufen zu archivieren? Wie lässt sich der Pegel exakt angleichen? Wie gelangen die Daten per S/PDIF oder Toslink auf das Speichermedium, da der USB-Augang des Burmester nur mit 48 Kilohertz arbeitet? Wie soll es weitergehen, wenn Burmester sein Schmuckstüch zurück haben möchte? Könnte man das digitale Notizbuch nicht auch den Lesern von Hifistatement zugänglich machen, und wie steht es mit den Rechten der Künstler, deren Platten man verwendet?
Doch bevor ich mich an die Beantwortung zumindest einiger der Fragen mache, möchte ich noch einmal auf die Anfangsfrage zurückkommen: Gibt es eine Möglichkeit, die Klangbeschreibungen abzuschaffen? Prinzipell nein. Denn zum Beispiel bei Lautsprechern ist der Klang so stark vom Raum abhängig, dass eine Aufnahme, der auch noch einmal die Mikrofone und ihre Positionierung ihren Stempel aufdrücken, keinerlei Sinn machen würde. Auch kann ich mir nicht vorstellen, wie sich die Klangcharakteristik einer Endstufe einfangen ließe, die ja in einem nicht geringen Maße von der Interaktion mit dem angeschlossenen Lautsprecher abhängt. Und die Differenzen zwischen wirklich guten Vorstufen sollten so gering sein, dass sie durch die Unschärfe einer Digitalaufnahme nivelliert werden. Für die größten Klangprägungen in einer Kette waren und sind noch immer die Schallwandler verantwortlich: Die Umwandlung von Bewegung in Spannung beim Tonabnehmer und von Spannung respektive Strom in Bewegung beim Lautsprecher sind vom theoretischen Ideal noch deutlich weiter entfernt als etwa die Verstärkerelektronik. Eine Aufzeichnung von Lautsprechersignalen haben wir ja bereits ausgeschlossen, also bieten sich für Klangbeispiele vor allem Tonabnehmer und, wenn auch in weit geringerem Maße, Tonarme und Phonostufen an.
Und damit ist die Katze aus dem Sack: Wir planen, Ihnen von möglichst vielen, wenn nicht allen getesteten Tonabnehmern und hin und wieder auch von Phonostufen Dateien mit einer Auflösung von 24 Bit und wegen der größeren Verbreitung der Wiedergabegerätschaften mit einer Abtastrate von 96 statt der möglichen 192 Kilohertz anzubieten. Dabei ist uns völlig bewusst, dass Sie dadurch nur einen Eindruck von der Tendenz des Klanges des so portraitierten Systems bekommen. Nicht jeder Arm harmoniert mit jedem Abtaster, nicht jeder Arm läuft auf jedem Laufwerk zur Hochform auf, und auch ein glückliches Händchen bei der Kabelwahl kann den entscheidenden Kick bringen. Eine gewisse Aussagekraft erhalten die Downloads nur dann, wenn wir das Verfahren ihrer Aufnahme weitgehend standardisieren. Aus praktischen Gründen greifen wir dabei natürlich auf Komponenten zurück, die sich im privaten Besitz befinden und daher jederzeit zur Verfügung stehen. Die Auswahl soll definitiv keinen Referenzcharakter haben – auch wenn einige der verwendeten Geräte bei den üblichen Test durchaus als Maßstab herangezogen werden. Als Basis dient – nicht zuletzt, weil es leicht mit unterschiedlichen Armen bestückt werden kann – das Brinkmann LaGrange Laufwerk. Beim Tonarm fällt die Wahl ebenfalls nicht schwer: Der SME V genießt einen guten Ruf, selbst wenn es noch den ein oder anderen ein wenig besseren Tonarm gibt. Zudem ist er weit verbreitet und extrem leicht zu justieren. Was nützte da der absolute Überflieger, der nur in den Händen seines Entwicklers zu Spitzenleistungen aufläuft? Einem SME V kann mit überschaubarer Justagezeit mindestens 95 Prozent seines Potenzials entlocken.
Da die Nagra LB ausschließlich symmetrische Eingänge besitzt, bietet es sich an, einen Entzerrervorverstärker zu benutzen, der über symmetrische Ausgänge verfügt. Mein Einstein tut dies, hat allerdings den Nachteil, ausschließlich die Signale von Moving-Coil-Systemen zu akzeptieren. Hier haben wir noch keine endgültige Lösung. Für einen halbwegs aussagekräftigen Vergleich ist die exakte Einhaltung ein und desselben Pegels unabdingbar. Da die Lautstärke an der Nagra geregelt wird, messen wir an ihren Ausgängen mit einem RTW-Peak-Program-Meter: Eine Messplatte mit einem definierten Pegel wird abgespielt und an der Nagra der Aufnahmepegel so justiert, dass das PPM auf dem linken Kanal exakt -4 Dezibel anzeigt. Ich habe den Wert ermittelt, indem ich das gewünschte Musikstück so eingepegelt habe, dass eine Übersteuerung der Nagra sicher vermieden wird und anschließend den Pegel notiert habe, den die Messplatte mit eben dieser Einstellung lieferte. Erfreulicherweise lagen die Lautstärkeunterschiede zwischen den beiden Kanälen bei den ersten beiden Tonabnehmern, die ich ausprobiert habe, deutlich unter einem Dezibel. Es liegt nahe, als Musikbeispiel einen Song von einer eigenen Produktion auszuwählen, vorausgesetzt der Musiker oder sein Management stimmen dieser Verwendung zu. Bei unserer Paul Kuhn LP ist dies erfreulicherweise für das Stück „Griff‟ der Fall. Mit Frank Kleinschmidt, dem Inhaber des Labels in+out records, habe ich bereits weitere Stücke aus seinem auf LP erschienenen Repertoire besprochen. An Musik wird es uns also nicht mangeln.
Ich habe für diesen ersten Versuch die Arme und Systeme verwendet, die aktuell auf meinem Laufwerk installiert waren, da es hier ja nur um einen ersten Eindruck gehen soll. Später werde ich dann das oben beschriebene Verfahren genau umsetzen. Zur Einstimmung habe ich „Griff‟ gleich dreimal auf die Nagra überspielt. Bei ersten Mal wurde die Rille von einem Lyra Olympos im Kuzma 4Point abgetastet. Das elektrische Signal lief durch die Kabel des Armes, die ohne Unterbrechung von den Clips für die Pins des Tonabnehmers bis zum XLR-Stecker führen. Dann entzerrte Einsteins „The Turntable‘s Choice‟ in der symmetrischen Variante. Von dort ging es durch nicht einmal einen Meter HMS Gran Finale Jubilee zur Nagra, die beim erstem Mal mit 192 Kiloherzt wandelte. Beim zweiten Mal war die Abtastrate auf 96 Kilohertz eingestellt. Das dritte File enthält die Aufzeichnung des Signals, das ein Brinkmann EMT ti lieferte, das vom Brinkmann 12.1 Arm geführt wird. Für den Anschluss an die Phonostufe war ein Kabel von Precision Interface Technology zuständig. Die Nagra arbeitete mit 96 Kilohertz. Es wird sich zeigen, ob diese Abtastrate reicht, selbst kleinere klangliche Differenzen deutlich zu machen, ob die Wandler der Nagra für diesen Job taugen und ob Ihre digitalen Abspielmöglichkeiten die erforderliche höhe Auflösung bieten. Downloads zur parziellen Ersetzung von Klangbeschreibungen machen nur dann Sinn, wenn man diese System im Dialog entwickelt. Ich bin auf Ihre Reaktionen gespannt. Viel Spaß mit dieser audiophilen Spielerei, aus der einmal mehr werden könnte.
Lyra Olympos im Kuzma 4Point 24 bit / 192 kHz ca. 317 mb (wav) |
Lyra Olympos im Kuzma 4Point 24 bit / 96 kHz ca. 158,4 mb (wav) |
Brinkmann EMT ti im Brinkmann 12.1 24 bit / 96 kHz ca. 160,9 mb (wav) |
Flächenstrahler fristen in der Lautsprecherwelt nicht ganz ohne Grund ein Nischendasein, sind sie doch aufgrund ihrer Dipolnatur nicht so ohne weiteres in eine Wohnlandschaft zu integrieren, und nicht zwingend so bassstark, wie der eine oder andere dies gern hätte. Gegen diese Vorurteile treten zwei ein Meter dreißig hohe Flächenstrahler aus Griechenland an.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit Flächenstrahlern verbindet mich eine tiefe Hassliebe. Ersten Kontakt mit dieser Spezies von Schallwandlern hatte ich Ende der 80-er Jahre. Für FonoForum schreibend tätig hörte ich damals bei einem Kollegen die Quad ESL63. Das war ein tiefer Kulturschock, den ich nur dadurch überwinden konnte, dass ich umgehend ein Pärchen dieser Elektrostaten erwarb. Nach ein paar Monaten, während denen ich im höchsten Elektrostaten-Glück schwelgte – welcher Schallwandler ist denn auch nur annähernd so schnell, tonfarbecht und im wahrsten Sinne des Wortes durchsichtig wie ein Vollbereichselektrostat – folgte prompt die Ernüchterung: Wie soll man mit diesem Schallwandler tiefe und tiefste Töne erzeugen? Vielleicht mithilfe eines Subwoofers? Nur mit welchem? Immerhin ist der ESL 63 ebenso wie alle anderen Flächenstrahler, also auch Magnetostaten à la Magnepan ein Dipol, der nach hinten genauso wie nach vorn abstrahlt. Was aber, wenn der Subwoofer kein Dipol ist? Wie harmoniert dann die Kombination aus Flächenstrahler und Subwoofer? Gut, dass damals der extra für den ESL 68 gebaute Dipol-Subwoofer von Gradient über den deutschen Quadvertrieb zu haben war. Auf dem Gradient stehend erreichte der ESL abgesehen vom Tieftonfundament eine optimale Betriebshöhe. Was will der Flächenstrahler-Junkie mehr? Ganz einfach: einen knackigen Bass und nicht die weiche Vorstellung des Gradient. Dann doch lieber den ESL 63 solo.
Mangelnder Tiefbass in Verbindung mit unzureichend punktscharfer Abbildung trotz Pseudopunkschallabstrahlung des 63-ers führten dann nach etwa einem Jahr himmelhochjauchzender Begeisterung für und zutiefst betrübtem Frust über den ESL 63 erst einmal zum Ende meiner großen Liebe zu Flächenstrahlern. Was ich damals nicht wusste, war, dass man einmal infiziert vom Flächenstrahlervirus niemals mehr ganz gesundet. Heute weiß ich, dass es die verzerrungsarme, unvergleichlich live-nahe Mittenwiedergabe eines Quad-Elektrostaten ist, die sich, einmal erlebt, tief in die Hörerinnerung eingräbt und einen nie mehr ganz loslässt. Gute 15 Jahre später führte diese Erkenntnis bei mir zum finalen Erwerb eines Quad ESL 57 in der von der Quad Deutschland GmbH angebotenen refurbished version mit neuen Elektrostaten-Panels und kultiviertem Äußeren. Das ist auch der Grund, weshalb in unserer Redaktion ein Pärchen ESL 57 steht, großzügig ignoriert vom Chefredakteur, dessen Sache Flächenstrahler nicht sind.
Während der 15 Jahre passierte folgendes: Beim nächsten Ausbruch des Virus – keine zwei Jahre waren vergangen – traf mich eine elegant in die Höhe bauende Martin Logan Sequel II, ihres Zeichens ein Hybrid-Elektrostat mit integriertem dynamischen Subwoofer, der sich schnell als zu langsam, jedenfalls viel zu langsam im Vergleich zum Elektrostaten-Panel erwies. Ende der neunziger Jahre schließlich konnte ich es mir nicht verkneifen, eine Quad 989 zu testen und zu erwerben, deren im Vergleich zur 63 deutlich stabileres Gerüst und größere Schallabstrahlfläche einen strafferen, substanzreicheren Tiefbass zeitigte. Von adäquater Röhrenelektronik angetrieben konnte ich nunmehr immerhin über fünf Jahre den Makel aller Quad-ESL ertragen, keinen wirklich knackigen Bass zu erzeugen. Längst nicht mehr die einzigen Schallwandler, mit denen ich Musik hörte, setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass es tatsächlich der Mitteltonbereich ist, für den man immer wieder einmal einen Quad ESL hören sollte, weshalb die 988 schlussendlich durch die ESL 57 ersetzt wurden.
Wiederum fünf Jahre später wurde mein schlummernder Flächenstrahler-Virus auf der High End 2009 erneut virulent: nicht größer als die Quad ESL 988 machte dort die Analysis Audio Epsilon mit ihrem großen Basspanel neben dem Hochtonbändchen genau das, was ich bei allen Quads bislang vermisst hatte: einen knackigen, druckvollen Tiefbass. Warum das? Ich schätze mal, dass dies der speziellen Realisierung des Basspanels des Epsilon geschuldet ist, das natürlich angesichts der Übergangsfrequenz zum Hochtonbändchen von nominell 650 Hertz in Wirklichkeit ein Tief/Mitteltonpanel ist. Nicht dem Unterschied zwischen dem elektrostatischen und dem magnetostatischen Antrieb dürfte der Bass beim Epsilon den Kick verdanken, sondern der Tatsache, dass beim Epsilon das bewegte Organ nicht wie bei Elektrostaten (und Magnetostaten) eine mit hauchdünnen Leitern belegte großflächige Folie ist, sondern eine Vielzahl von zieharmonikaartig gefalteten Aluminiumbändchen. Diese sind parallel zueinander vertikal verlaufend auf einer Mylarfolie befestigt, die in erster Linie dazu dient, den Verbund der Bändchen dauerhaft stabil zu halten. Der Antrieb der Bändchen erfolgt über das anliegende Signal in einem statischen Magnetfeld, das wie bei Magnetostaten durch perforierte Polplatten beiderseits der Mylarfolie erzeugt wird. Im Gegensatz dazu weist der Antrieb des Hochtonbändchens bei der Epsilon Magnete beiderseits der Bändchen auf. Insofern ist das Tief/Mitteltonpanel bei der Epsilon weder eine klassische Magnetostatenanordnung noch eine klassische Bändchenanordnung, sondern ein tieftonimpulsfester Mix aus beiden.
Von den Hoch- und Tief/Mitteltonbändchen geht es übertragerfrei direkt auf biwiring- oder biampingfähige Lautsprecheranschlüsse. Die Weiche ist minimalistisch aufgebaut und trennt den Mittelton- vom Hochtonbereich mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel. Eine entscheidende Eigenschaft für den praktischen Betrieb des Epsilon und aller anderen Flächenstrahler des griechischen Herstellers Analysis Audio – es gibt zwei größere und ein kleineres Modell – ist ein völlig unkritischer Impedanzverlauf über den gesamten Frequenzverlauf von etwa sechs Ohm. Durch diese verstärkerfreundliche Auslegung des Epsilon und seiner Brüder unterscheiden sich die griechischen Flächenstrahler von den auf den ersten Blick zum verwechseln ähnlichen Apogee-Flächenstrahlern aus den USA, die in den 80-er und 90-er Jahren in audiophilen Kreisen nicht nur aus klanglichen Gründen, sondern auch deshalb für großes Aufsehen sorgten, weil sie als wahre Endstufenkiller fast alles, was damals unter den Hochleistungsgiganten Rang und Namen hatte, in Schutt und Asche legten. Diese Killermentalität ist den Griechen fremd, die im übrigen auch keine gigantischen Endstufen benötigen, um auf Trab gebracht zu werden. Vielmehr empfiehlt der Hersteller angesichts eines Wirkungsgrads von 86 Dezibel eine Endstufenleistung von 100 Watt an acht Ohm, wobei der Epsilon auch mit 50 Watt schon ganz schön in Fahrt kommt, wie ein kurzer Versuch mit dem Vollverstärker Crayon CFA-1 zeigte.
Ähnlich den Apogee-Konstruktionen besitzt das Tief/Mitteltonpanel der Analysis Audio Flächenstrahler einen trapezförmigen Umriss, der den Lautsprechern mit ihrem rechteckigen Holzrahmen nicht nur eine gewisse Eleganz verleiht, sondern auch akustisch vorteilhaft ist, weil die schwingende Mylarfolie dadurch über ihre gesamte Höhe an keiner Stelle dieselbe Breite aufweist, was ihr Resonanzverhalten unkritisch macht. Im Gegensatz zur den seinerzeitigen Apogee-Flächenstrahlern ist die Mylarfolie auch nicht direkt in den Holzrahmen eingespannt, was eine unerwünschten Schwingungsübertragung auf den Rahmen und Partialschwingungen zur Folge hat, sondern über eine umlaufende Sicke von diesem entkoppelt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die griechischen Konstrukteure sich zwar von der Vorgabe aus den USA inspirieren ließen, jedoch eine eigenständige Konstruktion vorgelegt haben, die dem Vorbild aus Übersee offenbar überlegen ist.
Wie die Epsilon klingen? Wie bereits gesagt, übertreffen sie für mich die ESL aus dem Hause Quad durch einen knackigen, impulsivstarken und tief hinunter reichenden Bass, der zumindest bei mir mit meiner Klassik- und Jazzvorliebe im Gegensatz zu den ESL keinen Wunsch offen lässt. Die Mitten präsentieren die Epsilon vergleichbar verfärbungsarm, wenn nicht gar verfärbungsfrei, nur ohne Tendenz zum Ätherischen, ja Körperlosen, wie mitunter von den Quad-ESL oder auch den elektrostatischen Kopfhörer von Stax zu hören. Vielmehr haben die Epsilon stets Fleisch an den Knochen, machen also unter allen Umständen klar, dass Instrumente in der Regel schwingende Körper sind oder solche umfassen, ganz zu schweigen von menschlichen Stimmen, die stets in einem mehr oder weniger mächtigen Resonanzraum erzeugt werden. So faszinierend Elektrostaten durch ihre schwingende, schier masselose Folie gerade im Mittenbereich aufspielen, ja Musik geradezu immer aus der Mitte heraus aufbauen, ziehe ich diesem unzweifelhaften Faszinosum die körperhaftere Gangart des Espilon vor, deren vergleichsweise kräftigere Höhenwiedergabe dem eher körperlos abgehobenen Ansatz der Quad-Elektrostaten durch mehr Glanz und Schimmer erfolgreich Paroli bietet.
Es soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben, was den Epsilon ebenso wie allen anderen Flächenstrahlern zu eigen ist: Durch die große bewegte Fläche sind sie nur eingeschränkt in der Lage, in Art von Punktstrahlern Schallereignisse im Raum auf den Punkt zu bringen. Das heißt, sie bilden Schallquellen regelmäßig ein wenig zu groß ab und lassen sie mit größerem Abstand vom Mikrofon auch nicht proportional kleiner werden. Aber wie heißt es schon in Manche mögen's heiß: nobody is perfect. Ich empfehle hierzu, beim nächsten Konzertbesuch einmal die Augen zu schließen, und das mit der punktgenauen Lokalisation in der Praxis einmal zu überprüfen. Sie werden sich wundern, wie wenig akustische Punktgenauigkeit in der Realität herrscht.
Noch stehen die beiden klavierlackschwarzen Epsilons in meinem Hörraum. Vielleicht werden sie für mich gar die finalen Flächenstrahler werden. Schaun wir mal, ob sich das bewahrheitet, tauchen doch am Horizont bereits neue Flächenstrahler der elektrostatischen Art von Audio Exlusiv auf. Ich bin gespannt. Jedenfalls scheint meine persönliche Reise durchs Land der Flächenstrahler immer noch nicht am Ende angelangt zu sein.
Gehört mit
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Vorstufe | Ayre KX-R Vorstufe |
Endstufe | Ayre MX-R Endstufen |
Kabel | Kubala Sosna Emotion Netz,- NF- und Lautsprecherkabel |
Zubehör | HMS-Wandsteckdosen Copulare Basen Finite Elemente Resonator 1000 |
Herstellerangaben
Analysis Audio Epsilon
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Prinzip | zwei Wege |
Wirkungsgrad | 86 dB/W/m |
Maße (B/H/T) | Te61/132/6 cmxt |
Garantie | 3 Jahre |
Preis | 9900 Euro |
Vertrieb
audio technik m.schneider
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Anschrift | Geschäftsführer: Matthias Schneider Am Hohlen Weg 7 35075 Gladenbach |
Telefon (Büro) | 06462 / 926656 |
Telefon (Privat) | 06462 / 8502 |
Mobil | 0151 1830 3640 |
dipolstudio@aol.com | |
Internet | www.dipolstudio.de |
Zu diesem Test hatte ich ausgesprochen wenig Lust: Das vertraute Design der Komponenten verhieß wenig Neues, Computer-High-End schien mir deutlich spannender und Analoges ich hatte schon viel zu lange vernachlässigt. Zudem ließen mich die edlen Materialien und die Verarbeitung der Verstärker von einem mehrfach höheren Preis ausgehen. Kurz: Ich erlebte die Überraschung des Jahres.
Wer nicht beruflich mit Hifi und High-End zu tun hat, könnte annehmen, für unser einen wäre jedes einzelne der oft kostspieligen Geräte, die im Laufe der Zeit durch den Hörraum wandern, ein Anlass zur Freude. Wenn man jedoch schon länger im vermeintlichen Schlaraffenland zu Hause ist, freut man sich über die Zeiten, in denen die eigene Kette, die man ja mit viel Sorgfalt optimiert hat, völlig unverändert für den heimischen Musikgenuss sorgt. Natürlich gibt es immer mal wieder das eine oder andere unerschwingliche Ausnahmegerät, bei dem man für jeden Tag dankbar ist, den es noch in der eigenen Anlage bleiben darf. So etwas kommt natürlich am ehesten bei den Gerätegattungen vor, bei denen die eigene Kette schwach besetzt ist oder die entsprechenden Komponenten allmählich in die Jahre gekommen sind. Doch in diese Rubrik fallen der Brinkmann Marconi und die Monos gewiss nicht. Vielleicht hatte meine mangelnde Begeisterung auch damit zu tun, dass während der ersten Hochphase der Marke Audio Exklusiv die schwarz-goldenen Wertanlagen außerhalb des studentischen Budgets lagen und später puristischeres Design eine höhere Anziehungskraft auf mich ausübte. Und damit wären wir bei der Firmengeschichte angelangt.
Gerd Pütz gründete Audio Exklusiv am 1. Oktober 1979. Nach einigen Jahren als Leiter der Entwicklungsabteilung eines großen deutschen Lautsprecherherstellers wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, um seine Idee eines idealen Lautsprechers, nämlich eines Elektrostaten, in die Tat umzusetzen. Sein erstes serienreifes Produkt war dann aber ein dynamischer Schallwandler, die Tubular Bell. Ich kann mich noch gut erinnern, dass auch mich die elegante, schlanke Lautsprechersäule damals so unruhig machte, dass ich sie unbedingt ausleihen und in der eigenen Kette hören musste. Letztlich konnte sie meine damaligen Favoriten zwar in einigen Disziplinen überflügeln, blieb aber in puncto Grobdynamik ein wenig hinter diesen zurück, so dass ich dann doch meinen Boxen treu blieb. Die Tubular Bell begeisterte mit ihrer filigranen, schwerelosen, eher von einem Elektrostaten zu erwartenden Spielweise aber eine große Zahl von – vielleicht reiferen, nicht auf (Grob-)Dynamik fixierten – Musikfreunden und legte so den Grundstein für den Erfolg von Audio Exklusiv. Im Jahre 1981 wurde dann der Plattenspieler vorgestellt, es folgten der erste Elektrostat, der P3, der allerdings so schwierig zu treiben war, dass man ihm eine eigene Endstufe zur Seite stellte. Bald darauf vervollständigte die Vorstufe P2 das Programm. 1986 wurde dann der große Elektrostat P6 präsentiert, der den Ruf des „Pütz-Elektrostaten‟ begründete. Konsequenterweise gab es dann auch bald direktgekoppelte Röhrenendstufen. Nach dem Tod von Gerd Pütz im Jahr 1990 führten seine Frau und seine Söhne die Firma dann noch eine ganze Zeit weiter. 2004 wurde die Geschäftstätigkeit bis auf den Service eingestellt.
Seit 2009 ist Audio Exklusiv nun wieder am Markt zurück: Andreas Schönberg erwarb von der Familie Pütz die Design-, Technik- und Markenrechte. Als langjähriger Freund des Hauses ist ihm daran gelegen, dass eine der ältesten und renommiertesten deutschen High-End-Marken nicht von der Bildfläche verschwindet, wie er auf der Website ausführt. Als Elektrostaten-Fan sieht er natürlich das Potential, das die Geräte auch heute noch haben. Er bringt als ehemaliger Produktmanager und Vertriebsleiter verschiedener großer japanischer Unterhaltungselektronikfirmen jede Menge Erfahrungen in der Branche mit. Für die Wiederbelebung von Audio Exklusiv arbeitet er mit einem kleinen Team freier Entwickler zusammen, um für vor 2009 gebaute Geräte Optimierungsangebote zu erarbeiten und gänzliche neue Geräte zu konzipieren. Bisher umfasst das Programm die Vollverstärker P12 und den noch kräftigeren P112, die Elektrostaten P3.1, die Endstufe P11 und einiges resonanzabsorbierendes Zubehör – und die mich auf den ersten Blick wenig begeisternde Vor/Endstufen-Kombination P7 und P1.
Aber schon bei näherer Betrachtung der beiden Verstärker erwachte ein gewisses Interesse, da mir so langsam dämmerte, dass diese Komponenten nichts mehr mit den vor 20 Jahren gebauten zu tun hatten, sondern eine Reihe von spannenden Innovationen aufweisen. Da wäre als erstes die spezielle Befestigung der Platinen im Gehäuse: Andreas Schönberg nennt das in der Produktinformation „Einsatz von Resonanzabsorbungstechnologien in eigens gefertigten Platinenabstandshaltern‟. Auf der Website kann man dazu lediglich in Erfahrung bringen, dass er und einer seiner Entwickler 2008 sowie im folgenden Jahr zwei Materialien entdeckten, von denen das eine dazu geeignet ist, ein Gerät möglichst effektiv von der Umgebung zu entkoppeln. Das andere Material nimmt Vibration auf und setzt sie in Wärme um, ohne dass die Dynamik der Wiedergabe darunter leiden soll. Wenn Ihnen – wie mir – diese Beschreibung zu wenig konkret erscheint, sollten Sie wissen: Das ist natürlich Absicht. Mehr über die Materialien zu verraten, würde nach Ansicht von Andreas Schönberg nur die Mitbewerber auf den Plan rufen. Schuld daran, dass trotz der recht opaken Beschreibung des Materials meine Neugierde geweckt wurde, hatte Reinhold Martin, der die Basen, Füße und sogenannten Silentplugs gleich nach dem Besuch von Andreas Schönberg in seinen Hörraum ausprobiert hat und seitdem in den höchsten Tönen davon schwärmt. Er hat versprochen, sein Erfahrungen noch vor Weihnachten zu Papier zu bringen.
Doch zurück zu P1 und P7: Nicht nur die Abstandshalter der Platinen sind mit dem speziellen Werkstoff behandelt. Auch ein Teil der Schrauben wurde aufgebohrt und der Hohlraum mit dem geheimnisvollen Material befüllt, das bei der Röhrenvorstufe auch den Knopf des Lautstärkepotentiometers beruhigt. Weiteren Schutz vor Vibration bietet das Gehäuse aus zwei Millimetern Stahlblech, das mit Schwermatten beruhigt wird. Glücklicherweise zählt Andreas Schönberg nicht zu den Entwicklern, die sich eines klangfördernden Aspekts bis in letzte Detail annehmen, darüber aber weitere wichtige Konstruktionsaufgaben vergessen.
So legt er zum Beispiel auch hohen Wert auf eine grundsolide Stromversorgung: Die Vorstufe verfügt über zwei Trafos hoher Leistung – ein strikter Doppel-Mono-Aufbau –, eine Gleichrichtung mit EZ 90 Röhren und aufwendige Siebungen der Versorgungsspannungen – teilweise sogar mit R-C-L-C Siebketten. Die Heizspannung ist pro Kanal mit 20000 Mikrofarad gepuffert, die Signalverarbeitung bedient sich aus 1760 Mikrofarad bei 400 Volt. In der Endstufe beginnt der Doppel-Mono-Aufbau nach dem 500-VA-Transformator, der seine Energie – wie in der Vorstufe – über ein Netzfilter bezieht. Auf der Sekundärseite werden die Versorgungsspannungen mit einer R-C-Siebkette mit 60000 Mikrofarad pro Kanal geglättet. Beiden Verstärkern gemein ist, dass ihre Platinen eine Kupferschicht mit einer Dicke von 105 Mikro aufweisen, speziell für Audio Exklusiv gefertigte Folienkondensatoren zum Einsatz kommen, Röhrendämpfer und eine hochwertige, aufwendig geschirmte Innenverkabelung Verwendung finden und ein Phasendetektor beim richtigen Netzanschluss hilft. Eine Schutzschaltung greift bei DC-Offset, Kurzschluss und Clipping ein, und eine Softstart-Automatik sorgt für sicheres und schonendes Hochfahren.
Die Vorstufe beruht auf einer direktgekoppelten Anoden-Kathodenschaltung mit nur einem Koppelkondensator im Signalweg. Genaugenommen ist es mehr als ein Kondensator, nämlich mehrere unterschiedliche, parallel geschaltete Typen, die in einem Gehäuse, dem sogenannten X-Modul, vergossen sind. An klanglich relevanten Stellen werden Vishay-Widerstände eingesetzt, und in der Hochvolt- und Heizspannungsversorgung wird noch einmal unmittelbar vor den Röhren mit MKP-Kondensatoren gepuffert, was für mehr Schnelligkeit, Luftigkeit und Sauberkeit sorgen soll. Die vier Eingänge und die klassische Tape-Schleife werden mit gasgefüllten Reedrelais geschaltet. Und auch bei der Lautstärkeregelung wurde nicht gespart: Das Potentiometer bezieht Audio Exklusiv von TKD. Aktive Bauelemente sind je eine streng selektierte ECC 803 S in der Goldpinvariante. Zu den klassischen Bedienelementen kommen beim P7 noch Schalter für die Verstärkung und Gegenkopplung hinzu. Beide Parameter lassen sich in drei Stufen einstellen. Die Variation der Gegenkopplung bewirkt dabei eine Änderung sowohl der Klangcharakteristik als auch der Verstärkung.
Der P1 ist eine Hybrid-Stereoendstufe mit einer selektierten E88CC für die Eingangsverstärkung und einer ebenfalls selektierten 6N6 als Sourcefolger – natürlich pro Kanal, da der Verstärker – wie erwähnt – ab dem Trafo in Doppelmono aufgebaut wurde. Spezial-FETs liefern die Leistung und sollen einen röhrenähnlichen Klang garantieren. Die Versorgungsspannung wird unmittelbar vor den Endstufentransistoren mit MKP-Kondensatoren gepuffert, um Schelligkeit und Durchzeichnung zu verbessern. Manganinfolien werden als Emitterwiderstände und im Boucherotglied eingesetzt. Für die optisch und wegen der dicht beieinanderliegenden Kontakte auch haptisch wenig beeindruckenden Eichman Cable Pods entschied man sich aus rein klanglichen Erwägungen. Verarbeitung und Bauteileauswahl ließen mich von deutlich höheren Preisen als den 3500 Euro für die Vorstufe und den 4000 Euro für die Endstufe ausgehen. Wenn die Audio Exklusiv jetzt auch noch akustisch überzeugen können, sind sie wirklich ein nahezu unwiderstehliches Angebot.
Wie immer habe ich die neuen Geräte erst einmal ohne jeglichen Vergleich zu den entsprechenden etatmäßigen Komponenten meiner Kette gehört. Und wie schon häufig zuvor fehlte mir gar nichts: Ich war mit der klanglichen Leistung rundum zufrieden. Allerdings ist ein solcher Eindruck, wie die Erfahrung zeigt, oft trügerisch. Wenn man beispielsweise wie jetzt im Spätherbst durch Messen und eine Menge anderer Auswärtstermine nur selten Zeit für entspannten Hörgenuss hat, erscheint einem nach der mobilen Musikberieselung – komme sie nun bewusst gewählt vom iPod oder sei es die unvermeidliche Rundumbeschallung in Restaurants, Kaufhäusern oder Verkehrsmitteln – die Anlage in den eigenen vier Wänden grundsätzlich als Wohltat. Selbst wenn da ein paar Prozent zum in ruhigeren Zeiten vertrauten Optimum fehlen mögen.
Doch bevor es zu einem aussagekräftigen Vergleich mit meinen Brinkmann-Verstärkern kam, erhielt ich Besuch von Andreas Schönberg, der einmal wissen wollte, wie seine Verstärker mit den LumenWhite harmonieren. Und obwohl er das Ergebnis trotz genereller Skepsis gegenüber den Lautsprechern, die er bisher wohl nie unter guten Bedingungen zu hören bekommen hat, recht ansprechend fand, ließ er es sich nicht nehmen, seinen Komponenten mit den Audio Exklusiv d.C.d-Feet und -Basen den letzten Schliff zu verpassen. Zusätzlich hatte er noch einige Silentplugs im Gepäck: Die ähneln Cinchsteckern und kommen in unbenutzten Buchsen zum Einsatz. Da das resonanzabsorbierende Material, aus dem der Mittelstift gefertig ist, keine elektrische Leitfähigkeit besitzt, schließen sie die Ein- oder Ausgänge nicht kurz, sondern beruhigen Buchse und Gehäuse rein mechanisch. Um dem Zubehörtest von Reinhold Martin nicht vorzugreifen, verzichte ich auf eine detaillierte Beschreibung der Effekte, die die Füße samt Basis unter der Vorstufe und eine zusätzliche Stellfläche unter der Endstufe brachten. Ebenso wie die Silentplugs war jede einzelne Maßnahme klanglich leicht nachzuvollziehen – und eindeutig positiv. Andreas Schönberg meinte dann, eine spezielle Ankopplung der P1 an die Basis würde noch eine weitere Verbesserung bringen. Da uns die d.C.d-Füße ausgegangen waren, versuchten wir es einmal mit den zumindest direkt auf den Bodenfliesen bestens bewährten Cerabase. Auch zwischen d.C.d-Basis und Audio-Exklusiv-Endstufe sorgten sie für einen noch besseren Sound. Als dann später noch ein Set der Füße eintraf, wechselte ich diese gegen die Cerabase aus, wodurch die Wiedergabe ein ganz klein wenig Druck einbüßte. Dafür erschien nun der virtuelle Raum ein Stückchen größer, und Impulse setzten sich klarer von einem ruhigen, tiefschwarzen Hintergrund ab. Die Kette wirkte nun von jeder noch so kleinen Rauhigkeit befreit und spielte sehr geschmeidig.
Die Wirkung des gesamten d.C.d.-Zubehörs geht in dieselbe Richtung: Jedes einzelne Teil hilft, die Musik von minimalen Unsauberkeiten und Störungen zu befreien und garantiert so stundenlanges entspanntes Hören. Das heißt aber keinesfalls, dass die Musik ihrer inneren Spannung beraubt würde. Diese baut sich lediglich aus größer Ruhe auf. Die Detailwiedergabe profitiert ebenso wie die Raumdarstellung von der Reduzierung der Vibrationen in den Verstärkern. Wer es doch lieber etwas „schmutziger‟ mag, braucht übrigens nur mit dem NFB-Schalter an der Vorstufe drei Dezibel weniger Feedback einzustellen, und schon bekommt das Klangbild mehr Biss und einen Hauch mehr Aggressivität.
Der Schalter erlaubt es, die Grundcharakteristik des P7 sehr subtil an den eigenen Geschmack anzupassen. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Tausch der d.C.d-Füße gegen die Cerabase eine Zeit lang die Einstellung mit der geringeren Gegenkopplung favorisiert habe, langfristig dann aber doch wieder zur Mittelstellung zurückgekehrt bin. Aber egal, wie viele Basen, Füße und Silentplugs gerade im Einsatz waren und wie der NFB-Schalter stand: Der Wunsch, endlich wieder mit den eigenen Verstärkern zu hören, war inzwischen völlig verschwunden. Die Audio Exklusiv musizierten so stimmig und frei von jeglichen Effekten, dass ich gar nicht mehr über die momentane Zusammenstellung der Kette nachdachte und einfach nur die Musik genoss.
Und damit lag ich gar nicht so falsch, wie der abschließende Vergleich mit den Brinkmann zeigte: Eine fantastische Durchzeichnung, eine sehr platzgreifende Raumdarstellung und eine tiefe Schwärze sind die Schokoladenseiten der Audio-Exklusiv-Kombi, während die Brinkmann mit ein wenig mehr Attacke und Druck vor allem im Tiefbass für sich einnehmen. Dabei liegt beiden Verstärker-Duos jeweils ein so schlüssiges klangliches Konzept zugrunde, dass es keinerlei Sinn macht, die Komponenten der beiden Hersteller zu mischen, um das Beste aus den beiden gar nicht so unterschiedlichen Welten zu bekommen. Den Ausschlag für die ein oder andere Verstärkerkombination kann nur eigene Geschmack geben – vorausgesetzt, es geht vorrangig um den Klang. Sieht man einmal auf den Preis, spricht vieles für die Audio Exklusiv – selbst wenn man alles erwähnte d.C.d.-Zubehör hinzurechnet. Benötigt man aber eine Reihe von symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen, die auf einen gemeinsamen Pegel gebracht werden können, um Lautstärkesprünge beim Umschalten der Eingänge zu vermeiden, und zum Beispiel für Tests sicher reproduzierbare Pegel, sind die Brinkmann erste Wahl.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4poin |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Air Tight ATE-2005 |
CD-Laufwerk | PS Audio Perfect Wave Transport |
D/A-Wandler | PS Audio Perfect Wave DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Ortofon TSW 5000 Silber Precision Interface Technology HMS Gran Finale Jubilee Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier Clearaudio Matrix Sun Leiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acapella Basen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
Röhrenvorstärker P7
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Frequenzgang | 10 Hz - 79 kHz (-3dB) |
Geräuschspannungsabstand | 106 dB |
Fremdspannungsabstand | 98 dB |
THD+N | 0,046 % |
IMD | 0,059 % |
Kanaltrennung (10 kHz) | 63 dB |
Eingangsempfindlichkeit | 142 mV |
Eingangsimpedanz | 105 kOhm |
Ausgangsspannung max. | 22 V |
Ausgangsimpedanz | 857 Ohm |
Verstärkungsfaktor | 3 / 5 / 7 |
Leistungsaufnahme | 29 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/465 mm |
Gewicht | 16,5 kg |
Preis | 4000 Euro |
Herstellerangaben
Hybridendstufe P1
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Ausgangsleistung (8/4 Ohm) | 70 / 130 W |
Frequenzgang | 10 Hz - 110 kHz (-3dB) |
Störspannung | -90 dBu |
THD+N (1 W/8Ohm) | 0,043 % |
IMD | 0,445 % |
Kanaltrennung (10 kHz/1 V) | 73 dB |
Eingangsempfindlichkeit ( Vollaussteuerung 8 Ohm) | 350 mV |
Eingangsimpedanz | 25 kOhm |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | 125 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/465 mm |
Gewicht | 19 kg |
Preis | 3500 Euro |
Garantie | 2 Jahre |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
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Anschrift | Andreas Schönberg Sudetenstrasse 11 63691 Ranstadt |
Telefon | +49 6041 9624217 |
Fax | +49 6041 9624218 |
info@audioexklusiv.de | |
Web | www.audioexklusiv.de |
Wenn ein Hersteller von Pro-Audio anfängt, auch im Heimbereich mitzumischen, kommt dabei entweder ein verkleidetes Profigerät mit seinen Vor- und Nachteilen für den heimischen Gebrauch heraus oder so etwas wie die ADAM Audio Classic Compact Mk3.
Mit dem Begriff Pro-Audio wird meist entweder Beschallung von Fahrstühlen, Konzerten oder Fußballstadien assoziiert oder Equipment für die Musikaufzeichnung. Im letzteren Bereich ist die Firma ADAM Audio aus Berlin mit ihren aktiven Studio-Monitoren seit Jahren weltweit äußerst erfolgreich. Erst seit kurzem werden auch Lautsprecher gezielt für den heimischen Hifi-Bereich hergestellt. Man sollte eigentlich annehmen, dass sich die Ansprüche beider Bereiche nicht so weit unterscheiden, schließlich soll jeweils Musik in möglichst bester Qualität wiedergegeben werden.
Ein bisschen aufhübschen und gut ist, sollte man meinen. Leider ist es doch nicht so einfach. Abgesehen davon, dass sich im Markt die Aktivtechnik, trotz unbestreitbarer Vorteile bei Aufstellung, Größe und besserem Preis-Leistungsverhältnis, einfach nicht durchgesetzt hat, sind die Anforderungen zu Hause auch prinzipiell andere. Ein Lautsprecher mit den Abmessungen der Classic Compact Mk3 würde im Studio als Nahfeldmonitor für einen Hörabstand bis zwei Meter auf dem Regiepult eingesetzt werden. Die für normale Wohnzimmerverhältnisse passenden Studio-Monitore sind in der Regel riesige Klötze (gern auch mal breiter als hoch oder gleich für den Wandeinbau gedacht) und ohne Rücksicht auf die Optik konzipiert. Weiterhin ist die Aufgabe von Monitoren nicht unbedingt, Musik schön klingend zu präsentieren, sondern jeden kleinen Fehler bei der Aufnahme hörbar zumachen. Unbedingte Neutralität ist natürlich Pflicht. So etwas kann zwar auch zu Hause interessant sein, überfordert aber die meisten Hörer und ist häufig auch einfach nicht entspannend. Gnadenlos um die Ohren gehauen zu bekommen, dass tatsächlich ausnahmsweise nur der Praktikant bei der Aufnahme an den Reglern saß, ist nicht unbedingt Jedermanns Sache.
Optisch ist die Classic Compact Mk3 auf jeden Fall weit entfernt von ihren Geschwistern aus dem Profibereich, wo Echtholzfurnier und akribisch gerundete Kanten nicht wichtig sind. Robust und kratzfest muss sie für den Studioeinsatz sein (fällt ja auch mal vom Pult, so ein Teil) – nicht hübsch. Aber die Technik ist dieselbe. So werden in allen ADAM Lautsprechern die gleichen, selbst produzierten Hochtöner eingesetzt, egal ob im Minimonitor oder im großen High-End-Standlautsprecher. Es handelt sich um einen Air Motion Transformer nach dem Prinzip von Dr. Oskar Heil, der in diesem Fall X-ART (eXtended Accelerating Ribbon Technology) genannt wird. Hier wird eine mit einer Leiterbahn versehene Folie gefaltet und im Permanentmagnetfeld angesteuert. Dies zieht die Folie auseinander beziehungsweise zusammen und bewegt so bis zu vier Mal mehr Luft als ein normaler Kalottenhochtöner. Nebenbei sind Phasengang, Frequenz- und Impedanzverlauf zumindest messtechnisch herkömmlichen Lösungen überlegen.
Abgelöst nach unten wird der X-Art-Hochtöner bei 2400 Hertz von einem 18er Tiefmitteltöner mit Konusmembran aus „HexaCone“ von Eton. Genau genommen handelt es sich um eine Sandwichmembran aus Nomexwaben mit beidseitiger Kevlarbeschichtung. Unterstützung erhält der Tiefmitteltöner durch eine Bassreflexöffnung auf der Vorderseite. ADAM scheint großes Vertrauen in seine verbauten Chassis zu haben, wird doch bei einer Nennbelastbarkeit von unbescheidenen 200 Watt 10 Jahre Garantie gewährt.
Die Stoffabdeckungen werden durch Magnete gehalten, wodurch die Front frei von Löchern sehr elegant wirkt. Aufgesetzt fliegen die Dinger allerdings bei leichter Berührung durch die Gegend, weswegen ich den Betrieb ohne favorisiere. Akustisch treten sie kaum in Erscheinung. Mit 440 x 230 x 290 Millimeter und 11 Kilogramm Gewicht noch recht handlich, wandern die ausgezeichnet verarbeiteten, sehr stabilen ADAMs auf passende Ständer. Kabel finden Anschluss über vier sehr große und hochwertige Polklemmen auf der Rückseite, die mit massiven Kupferleitern gebrückt sind. Bei Bedarf kann der Lautsprecher auch im Bi-Wiring/Amping-Modus angesteuert werden. Mir fällt jetzt spontan nichts an Verbindern oder Kabeln ein, was man da nicht standesgemäß festzurren könnte.
Bei der Aufstellung verhalten sich die Classic MK3 relativ unproblematisch. Ein stabiler Ständer ist Pflicht, der Hochtöner sollte sich dabei unbedingt mindestens auf Ohrhöhe befinden, etwas höher schadet auch nicht – auch wenn's unter Umständen etwas seltsam aussieht. Sollen die Lautsprecher vor eine Wand, sollten 50 Zentimeter Abstand nach hinten und zu den Seiten nicht unterschritten werden, sonst wird es etwas mulmig in den unteren Mitten. Man kann auf diesem Weg der Wiedergabe allerdings durchaus einen Schuss Wärme zumischen, das ist aber Geschmackssache. Am besten hat mir die ADAM mit jeweils gut einem Meter Abstand zu Rück- und Seitenwänden gefallen.
Und wie klingt das Ganze nun? Wenig. Zum Glück! ADAM hat vermieden, irgendeinen Bereich anzuheben oder abzusenken, um im Consumer Markt auf sich aufmerksam zu machen. Und dies ist gerade im Bereich des X-ART ein echter Gewinn, wenn man diese Treiber nicht einsetzt, um Effekte, Sibilanten, Details, Phrasierungen besonders effektvoll spielen zu lassen. Lässt man sie neutral spielen, wird es durchaus eindrucksvoll.
Der Hochtonbereich der Classic Compact spielt sehr frei, durchsichtig und detailreich. Dabei wird zum Glück auf extra „Zing“ verzichtet, das im Laden immer so schön Auflösung suggeriert und zu Haus nach drei Tagen nur noch furchtbar auf den Senkel geht. Die Abstimmung der Classic Compact geht durchaus in Richtung Kalotte – nur mit besserer Auflösung. Ich habe mich durch eine Unzahl an Tonträgern gehört, um ihr doch mal die eine oder andere Unartigkeit im Hochtonbereich nachzuweisen und schließlich aufgegeben. Die vielen Informationen kommen eher so beiläufig, als wäre es nichts. Zum Beispiel angeschlagene Bleche bei moderner Klassik.
Abgesehen davon, dass diese prima im Raum stehen und ordentlich Krach machen, gibt es am Ende des Gedängels noch so ein letztes Ausschwingen, das ich bisher nicht gehört habe. Klingt wie ein scheppernder Fahrradkotflügel – sehr faszinierend. Dabei haben es sich die Entwickler verkniffen, analytisch abzustimmen und irgendetwas in den Vordergrund zu stellen. Becken bleiben, bei aller Feininformation und Durchhörbarkeit, immer brav an ihrem Platz, ohne deswegen weniger zu strahlen. Stimmen profitieren ebenfalls enorm. Oft wird ja das Volumen zugunsten des Umrisses zurück genommen, um besondere Präzision vorzutäuschen. Die ADAMs sind in sich so präzise, dass sie das nicht nötig haben. Stimmen sind klar umrissen, aber eben auch mit dem richtigen Volumen ausgestattet. Wie die Entwickler dabei noch so viel Farbe und Ausdruck untergebracht haben, bleibt ihr Geheimnis.
Dies trifft besonders auch auf Streicher zu: viel Schmelz und Volumen bei gleichzeitig hoher Präzision und Genauigkeit. Überhaupt spielen die Classic Mk3 sehr sauber. Irgendwie bringen sie Dinge klar und deutlich, deren Unsauberkeit ich bisher mit dem jeweils benutzten Verstärkern in Verbindung gebracht habe. Nicht dass dieser auf einmal unwichtig wäre, aber man kommt an den ADAMs schon mit günstiger Elektronik sehr weit. Die Mitten profitieren von dieser Sauberkeit und schließen nahtlos und unauffällig an. Auch in diesem Bereich gibt es ein großes Repertoire an Details und Farbe. Der Bassbereich kommt locker und ist kräftig und tief genug, um auch mittelgroße Räume mit ausreichend Schalldruck zu füllen. Dabei fällt die Stabilität auf, die auch bei Zugabe heftiger Leistung nicht leidet. Insgesamt sehr schön ausbalanciert und nicht übermäßig trocken wird bis hinunter zu sehr tiefen Frequenzen nicht nur eine realistische Größe, sondern auch Druck erzeugt. Ganz unten im Frequenzkeller gibt es irgendwann eine Begrenzung – alles andere wäre bei einem passiven Lautsprecher dieser Größe auch unmöglich. Tiefe Bassläufe sind mühelos zu verfolgen, auch hier agiert die ADAM sehr sauber und aufgelöst, bei Bedarf auch sehr laut. Lediglich im Bereich zwischen circa 60 und 80 Hertz geht es etwas vorlaut zu. Einerseits kommen dadurch Kick Drums so wie sie heißen, gezupfte Kontrabässe werden allerdings mit etwas zu viel Impetus auf den Hörer losgelassen.
Der räumliche Eindruck ist eher breitflächig als sehr tief, hallende Gewölbe (Arvo Pärt Te Deum) werden in Tiefe und Höhe bis zum Chor ausgeleuchtet, aber eben auch nicht weiter. Hier kommt wieder die Neutralität ins Spiel, immerhin stammen die Macher aus dem Profibereich. Daraus resultiert einerseits bei entsprechenden Aufnahmen eine schon fast erschreckend realistische Wiedergabe: RickyLee Jones auf Pop, Pop steht direkt im Raum, in dem man wenig später bei Faurés Klavierquartetten die Hand nach den Musikern ausstrecken möchte. Bei modernen, bis zum Anschlag komprimierten Popaufnahmen mündet die neutrale Gangart teilweise in totale Belanglosigkeit (Amy McDonald) oder tickernden Krach (Depeche Mode Sounds of the Universe).
Die Abbildungsgröße ist jeweils so, wie ich es von Studiomonitoren her kenne: einfach immer richtig. Dies gilt sogar für großorchestrales Programm (Schostakovich Symphonie Nr. 5), wo allein die Pauken daran gemahnen, dass hier eben keine riesigen Membranflächen zur Verfügung stehen. Da die ADAMs dabei aber weder fein- noch grobdynamisch etwas vermissen lassen, fällt das erst im sehr lauten Betrieb auf, der im normalen Mietwohnalltag wohl eher selten realisierbar ist. Natürlich können die Classic Compact die Physik auch nicht außer Kraft setzen, martialische Tiefbässe mit vollem Pegel kriegt man woanders.
Spaß macht es auch, sich sehr dicht produziertes Material anzuhören. Sigur Ros' ( ), Radioheads Amnesiac oder McCoy Tyners Bon Voyage werden zwar nicht seziert, aber unheimlich klar und bei gegebenem Druck und Fülle mit sehr viel Feininformation gereicht. Wieder ohne einen Anflug von aufgesetzter Analytik. Die Ortbarkeit ist ausgezeichnet, überhaupt ist die Abbildung insgesamt außerordentlich stabil. Rhythmus und Groove müssen allerdings schon vom Datenträger kommen.
Zwischendurch dachte ich immer mal wieder: „Mehr Lautsprecher braucht doch kein Mensch“. Was natürlich anmaßend ist, sind die Geschmäcker und Anforderungen doch sehr verschieden. Aber trotzdem die ADAMs haben so viel von einem „großen“ Lautsprecher, machen so viel richtig, wie es mir nur ganz selten untergekommen ist.
Gehört mit
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Computer | iBook G4 |
Wandler | Aura Neo |
CD-Spieler | Denon DCD-1290, Aura Neo |
Verstärker | Aura Groove, Creek 4040S3, Marantz PM5004 |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Kef Q15 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
Herstellerangaben
ADAM Audio Classic Compact Mk3
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Belastbarkeit | 200 W / 300 W |
Wirkungsgrad | ≥87 dB / W / m |
Frequenzgang | 38 Hz - 50 kHz |
Übergangsfrequenz | 2400 Hz |
Nennimpedanz | 4 Ohm |
Gewicht | 11 kg |
Abmaße (H x B x T) | 440 mm x 230 mm x 290 mm |
Garantie | 10 Jahre |
Preis | 2000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
ADAM Audio GmbH
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Adresse | Ederstr. 16 12059 Berlin |
Telefon | 030 / 8630097-0 |
Fax | 030 / 8630097-7 |
Internet | www.adam-audio.com |
info@adam-audio.com |
Das SONOS System bietet auch heute noch einige technische Features, die ziemlich einmalig sind. Während fast alle Konkurrenten in irgendeiner Weise auf die offene Netzwerkumgebung rund um den Computer vertrauen, baut SONOS ein in sich geschlossenes drahtloses Netzwerk auf, das die einzelnen Geräte miteinander verbindet.
Die Technologie dahinter ist dabei nicht der ausschlaggebende Faktor – in den Geräten funkt die gleiche Hardware wie in vielen Laptops, Computer oder Routern. Aber SONOS verwendet eigene Zugriffsmethoden für die Verbindung untereinander und verringert so ungewollte Störungen mit anderen Teilnehmern im Netz.
In den einzelnen Geräten steckt aber noch mehr Intelligenz. Die Player tauschen untereinander Informationen aus und reichen die Daten und Informationen von einem Gerät zum nächsten weiter. Beim normalen Computernetzwerk ist es anders: Dort verteilt der Router oder die WiFi-Basisstation die Daten sternförmig an jeden einzelnen Empfänger. Daher muss jedes der Geräte auch im Sendebereich des Routers stehen, soll die Verbindung klappen.
Bei SONOS funktioniert das besser. Hier wird nur das erste Gerät per Kabel an das Netzwerk angeschlossen – wohl bemerkt per Kabel, nicht drahtlos – und dieses Gerät funkt dann die Informationen weiter zu allen anderen SONOS-Geräten im Sendebereich. Die wiederum senden die Daten dann weiter an andere Stationen und dienen nebenbei als eine Art Relaisstation. Dadurch ist es möglich, auch größere Entfernungen im Haus zu überbrücken: Solange irgendein Gerät ein anderes noch erreicht, klappt es mit der Übertragung auch in entlegenen Winkeln. Die dabei ausgetauschten Daten bestehen aber nicht nur aus reinen Musikfiles, sondern auch aus allen anderen relevanten Steuerungsdaten und somit braucht das SONOS-System auch keinen laufenden Computer oder eine Spezialsoftware: Es reicht ein einziger Anschluss an das heimische Netzwerk mit Verbindung zum Internet und irgendeinen Ort, an dem die Musikdaten gespeichert sind. Das kann ein Computer sein (der dann aber immer laufen muss) oder ein NAS, was wiederum eine Festplatte ist, die mittels ein wenig Intelligenz am Netzwerkrouter hängt. Alles andere machen die Geräte dann untereinander aus.
Im einzelnen besteht das SONOS-System aus einer überschaubaren Anzahl von Modulen, die es sinnvoll zu kombinieren gilt. Insgesamt drei Empfangsgeräte stehen dabei zur Verfügung. Der Zoneplayer ZP90 dient dazu, das Funksystem mit der HiFi-Anlage zu verbinden. Es stehen sowohl ein Analog- wie auch ein koaxialer und ein optischer Digialausgang zur Verfügung. Der Analogausgang ist allerdings nur von mittelmäßiger Qualität – wer mehr will, greift besser zum Digitalausgang mit einem externen Wandler. Aber der Player bietet nicht nur Ausgänge, sondern erstaunlicherweise auch einen analogen Eingang. Damit darf man beliebige analoge Geräte mit ins Netzwerk einbinden. Leider gibt es keinen digitalen Eingang – hier besteht also noch Verbesserungsbedarf.
Auch zwei Netzwerkanschlüsse findet man auf der Rückseite des ZP90, denn neben der Möglichkeit drahtlos zu verbinden, kann man auch eine eventuell vorhandenen Ethernet-Verkabelung nutzen. Aber nicht nur das – man darf den Ethernet-Anschluss auch zweckentfremden, um einen Laptop oder Computer anzuschließen, so dass der Empfänger auch noch als eine Art Netzwerkbrücke dient. Das heißt zwar, dass SONOS doch irgendwie mit dem Computernetzwerk anbandelt, über Details wollte sich allerdings niemand bei SONOS auslassen. Doch egal, es funktioniert und das ist schon erstaunlich genug.
Der Zoneplayer ZP120 verzichtet auf die Digital- und Cinch-Analogausgänge, bietet aber dafür eine Stereo-Endstufe und einen Subwooferausgang. Die Endstufe sollte mit 2x55 Watt an acht Ohm kräftig genug sein, um mit den meisten normalen Lautsprechern klar zu kommen. Sobald ein Kabel im Subwooferausgang steckt, schaltet sich ein 80 Hertz-Filter vor die Endstufen und und ermöglicht so ein unkompliziertes Kombinieren der Hauptlautsprecher mit einem Subwoofer. Auch ein Analogeingang ist wie beim ZP90 vorhanden. Solange die Anzahl der Netzwerkplayer nicht zu groß ist, lässt sich übrigens der Analogeingang ohne bandbreitenschonende Datenkompression im Netzwerk verteilen. Das klingt nicht nur besser, sondern erlaubt es auch, Fernsehton ohne Verzögerung abzuspielen. Damit bleiben Bild und Ton synchron und machen einen ZP120 zum idealen Spielpartner beispielsweise fürs Schlafzimmer, um auch den dortigen Fernseher klanglich aufzupäppeln.
Sowohl der Zoneplayer ZP90 als auch der Zoneplayer ZP120 verzichten nicht vollständig auf Bedienung am Gerät. Beide lassen sich auf Knopfdruck sowohl muten als auch in der Lautstärke anpassen. Wer schon mal seine Fernbedienung bei lauter Musik verlegt hat wird beides zu schätzen wissen.
Auch der dritte und neuste Player im Bunde, der Zoneplayer S5, hat die gleichen Bedienelemente wie seine älteren Brüder, ist aber ansonsten ein Komplettgerät mit Lautsprechern. Sicherlich eine gute Wahl für die Küche, den Balkon oder wenn kein Platz für eine richtige Anlage da ist. Immerhin finden sich auch hier wieder die beiden Netzwerkanschlüsse und der analoge Eingang fehlt ebenfalls nicht. Ja sogar ein Kopfhörerausgang ist vorhanden, wenn auch auf der Rück- und nicht auf der Vorderseite, wo man so was sinnvollerweise platzieren sollte.
Alle drei Zoneplayer lassen sich auf verschiedenste Weise kontrollieren und steuern. Für PC und Mac gibt es jeweils einen Softwarecontroller. Diese Programme erlauben es, das System leicht zu installieren, zu verwalten und natürlich auch zu bedienen. Die Software ist kostenlos und reicht völlig aus, um in einem Minimalsystem Musik zu streamen. Natürlich geht es noch komfortabler – SONOS liefert auch einen eigenen Touchscreen-Controller, der ganz im iPod-Stil gehalten das gleiche kann wie der Softwarecontroller, jedoch mit rund 350 Euro durchaus seinen Preis hat. Schick sein kostet eben seinen Preis.
Umsonst ist dagegen die Software für das iPhone und den iPod Touch. Damit lässt sich so ziemlich alles bedienen, was im täglichen Leben gebraucht wird – und für alles andere gibt es den Softwarecontroller auf dem Computer. Geplant ist übrigens auch eine eigene Software für das Apple iPad.
Als wichtiges Zubehör gibt es noch die Zonebridge BR-100. Wie der Namen vermuten lässt, dient es als Brücke zwischen einzelnen Geräten. Zum einen kann es zwischen zwei Zoneplayern aufgestellt werden, wenn die Entfernung für eine stabile Verbindung zu gering ist, und zum anderen darf es als erste Verbindungsstelle ins Heimnetzwerk dienen. Wie schon eingangs erwähnt, muss ja ein SONOS-Gerät immer per Kabel mit dem Router verbunden sein. Wenn der aber im Keller steht, ist es nicht sehr effektiv, einen Zoneplayer für den Erstkontakt zu missbrauchen – es sein denn, die Musik soll auch im Keller spielen. Leider nutzt die Zonebridge noch eine etwas ältere Netzwerktechnik, die nur geringere Datenraten erlaubt als die aktuellen Zoneplayer. In der Praxis und bei kleineren Systemen sollte der Datendurchsatz jedoch allemal reichen. Dafür gibt es auch hier die zwei Netzwerkanschlüsse und mit knapp 100 Euro ist das Gerät nicht übermäßig teuer.
Ein SONOS-System in der Praxis aufzubauen, ist nicht schwierig. Es reicht in der Regel, das Controller-Programm auf einem Rechner aufzuspielen und einen Zoneplayer oder eine Zonebridge mit dem Netzwerk-Router zu verkabeln. Damit steht auch die Verbindung ins Internet, die für Musikdienste und Internetradio unverzichtbar ist. Das Contoller-Programm erklärt, was noch gemacht werden muss: Einfach zwei Knöpfe am Gerät so lange drücken bis es blinkt, kurze Zeit warten und schon steht die Verbindung. Die restlichen Einstellungen sind dann schnell erledigt. Genau genommen braucht das Programm jetzt nur noch zu wissen, wo die Musikdaten im Netzwerk liegen und damit ist bereits alles getan, um Musik zu streamen.
Allerdings ist das noch lange nicht alles, was SONOS grundsätzlich bietet. Selbstverständlich gibt es auch Internetradio, und der Zugang zu gängigen Musikdiensten fehlt auch nicht. Beim Internetradio merkt man die langjährige Erfahrung von SONOS mit Kunden hier in Europa – trotz amerikanischer Abstammung findet man leicht auch exotische deutsche Lokalsender und im Zweifelsfall lässt sich ein Sender sogar nachträglich einprogrammieren. Allerdings ist das nichts für Anfänger, denn manche Radiostationen verschleiern die Webadresse, die man bei SONOS eintragen muss.
Bei den angebotenen Musikdiensten ist sicherlich NAPSTER der Klassiker. Für knapp zehn Euro im Monat streamt der einst illegale Datenlieferant so viel Musik über SONOS, wie man will. Nun gut, die Qualität ist nicht High-End sondern nur MP3, aber wo sonst bekommt man legal für so wenig Geld so viel Musik geliefert? Wer wie der Autor vorwiegend alten Blues hört, ist froh, wenn er den überhaupt irgendwo findet und MP3 ist für Aufnahmen aus den 40er Jahren wahrlich kein Problem.
Umsonst ist der Musikdienst „Wolfgang's Vault“, der sich auf Liveaufnahmen spezialisiert hat. Frühe Allman Brothers, unbekannte Hendrix-Konzerte? Alles da und ganz umsonst. Ist das System einmal eingerichtet, lässt es sich auch über die iPhone-Applikation bestens bedienen und verwalten. Kein Rechner muss dazu laufen – alles passiert verborgen zwischen den einzelnen SONOS-Geräten.
Bei soviel guten Ansätzen sollte man allerdings einen Pferdefuß des SONOS-Systems nicht verschweigen: Es kann nur Abtastfrequenzen bis maximal 48 Kilohertz verarbeiten und ist damit für alles, was deutlich über das gängige CD-Format hinausgeht, nicht zu gebrauchen. Hier zeigt sich halt das Alter der Entwicklung, denn als SONOS 2003 begann, dachte noch niemand an 96 Kilohertz.
Hersteller: SONOS USA
Vertreib: SONOS Europa, Hilversum, Niederlande
Preise:
S5 Komplettgerät mit integrierten Lautsprechern 400 Euro
ZP90 zum Anschluss an die HiFi-Anlage 350 Euro
ZP120 mit eingebauten Endstufen 500 Euro
Zonebridge ZR100 100 Euro
SONOS Controller 200 350 Euro
SONOS Controller für IPHONE, MAC oder PC: Kostenlos
Der zu Recht viel gelobte Amarra Ultrafidelity™ Computer Music Player ist ab sofort in der neuen, noch besser ausgestatteten Version 2 für 650 Euro zu haben. Beim Mini-Player, der wie bisher lediglich Abtastraten bis 96 Kilohertz unterstützt, steigt der Preis moderat von 333 auf 350 Euro, und für weniger ambitionierte Hörer gibt es nun die 44,1-Kilohertz-Variante Junior für 80 Euro. Bevor Sie sich nun aber als bis jetzt glücklicher Amarra-Besitzer wegen des vermeintlichen Preisverfalls des Top-Produktes die Haare raufen, freuen Sie sich lieber: Denn Sie werden in Kürze – voraussichtlich Mitte August – Amarra Vinyl, eine Software zur Digitalisierung vom Schallplatten, kostenlos herunterladen können, wie Higoto-Geschäftsführer Carsten Hicking verspricht. Letztlich soll sich für die Käufer der ersten Version sogar ein Preisvorteil ergeben, wenn man die bisherigen Kosten für Amarra mit denen für Numero 2 und Amarra Vinyl vergleicht.
Das für Amarra-1-Eigner kostenlose Herunterladen der Version 2 lohnt sich auf jeden Fall, denn diese bietet nun viel mehr Komfort beim Erstellen von eigenen Playlists. Und die Wiedergabe über die Playlist unter Umgehung von iTunes bringt noch einmal einen nicht unbeträchtlichen klanglichen Zugewinn, wie ich schon im ersten Artikel (hallo Simon, hier bitte einen Link einbauen) zum Amarra Music Player dargestellt habe. Allerdings war die Verwendung der Playlist damals recht umständlich. Das haben Jon Reichbach und sein Team nun geändert: Nach einem Klick auf den Playlist-Button öffnet sich ein Fester, in das sich Songs aus iTunes per Autopilot oder manuell oder auch ganz klassisch aus einem Ordner mittels Finder übernehmen lassen. Die erstellten Listen können selbstverständlich gespeichert und auch erneut geladen werden.
Die Integration des Fensters macht es nicht nur einfacher, die klanglich vorteilhafte Playlist zu nutzen, sondern erlaubt es nun erstmals, auch ohne Umwege über Dateikonvertierungen wie beispielsweise MAX Flac-Dateien abzuspielen: Man zieht die Datei ins Fenster oder importiert sie mit dem Finder und schon geht’s los. Dabei darf man Songs verschiedener Wortlängen, Abtastraten und Formate beliebig kombinieren. Amarra stellt sich – und bei den ersten beiden Variablen auch den Wandler – problemlos darauf ein. Damit gehört das wohl einzige ernstzunehmende Argument gegen die Verwendung von Amarra der Vergangenheit an. Auch die bei Downloads weit verbreiten Flac-Dateien profitieren ab sofort von den klanglichen Meriten der Sonic Studio Engine, einem Wiedergabemodul, das von Sonic Studio für professionelles High-End Mastering entwickelt wurde. Dass nun auch komprimierte Formate wie MP3 und AAC unterstützt werden, dürfte engagierte Verfechter des Wohlklangs weniger interessieren. Unter dem Menu-Punkt Preferences kann man wählen, ob die klanglich mediokren Formate überhaupt von Amarra bearbeitet oder einfach nur an das Wiedergabemodul von Apple weitergereicht werden sollen.
Der sogenannte Background Manager erlaubt es, wie sein Name schon andeutet, während des Betriebs von Amarra im Hintergrund Flac- in AIFF-Dateien umzuwandeln, falls man zum Beispiel heruntergeladene Songs doch lieber in iTunes verwalten möchte, als sie direkt über die Playlist von Amarra wiederzugeben. Der Manager beinhaltet auch einen Sample-Rate Converter, mit dem sich die Abtastraten eines Songs hoch- oder herunterrechnen lassen. Eine Änderung der Bitrate ist leider (noch) nicht möglich.
Ein weiterer Vorteil von Amarra 2 ist die nun mögliche Verwendung des Progamms beim Abspielen einer CD mit dem eingebauten oder einem externen CD-Laufwerk: Man braucht lediglich die Audio-CD wie einen Ordner zu öffnen und die gewünschten Songs in das Playlist-Fenster von Amarra zu ziehen und CD-Drive, Amarra und Computer arbeiten als CD-Transport. Ob ein solcher es mit Geräten aus dem High End-Bereich aufnehmen kann, werden wir später hören. Alle genannten Funktionen von Amarra 2 sprechen meiner Meinung nach dafür, es schon jetzt zu installieren, auch wenn es noch nicht ganz so stabil läuft wie die alte Version, die aber bis zum jetzigen ausgereiften Status auch einige Updates über sich ergehen lassen musste.
Wenn Amarra 2 einmal aussteigt, bleibt beispielsweise jegliches Signal aus, was sich jedoch meist durch einen Neustart von Amarra und iTunes oder die Spielerei an den Lautstärke-Schiebereglern der Programme beheben lässt. Zur Beeinträchtigung des Betriebssystems oder einem Absturz führten die Kinderkrankheiten bei mir nie. Die Behebung des ein oder anderen kleinen Bugs wird auch nicht lange auf sich warten lassen. Jon Reichbach hat per E-mail versichert, dass in ein paar Wochen ein Update mit einigen Fixes erhältlich sein wird: Dabei geht es um die Stabilität bei der Benutzung der Playlist, Probleme mit MP3-Files und eine bessere Unterstützung von CD-Laufwerken. Die benötigt der PlexWriter Premium bei mir übrigens nicht: Er läuft reibungslos mit Amarra.
Noch am Tag des Erscheinens habe ich Amarra 2 heruntergeladen, die alte Version gelöscht und die neue installiert. Und damit hatte ich leider meinen Bezugspunkt für die Beschreibung von Amarra 2 verloren. Also noch einmal zurück auf die Seite von Sonic Studio und die Version 1.2 heruntergeladen – mit dem Ergebnis, dass nun nichts mehr ging. Zwei Versionen des Programms laufen nicht, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. Und auch die Idee, die beiden Versionen jeweils für einen anderen Nutzer zu installieren, brachte keinen Erfolg. „The Amarra Plugin (in iTunes) may get confused‟ nennt Jon Reichbach als Grund für die Probleme bei der Installation von mehr als einer Version auf ein und demselben Computer. Der klassische, in audiophilen Kreisen so beliebte A/B-Vergleich ist also unmöglich.
Auch wenn die Bedingungen dabei nicht völlig identisch sind, habe ich Amarra 1.2 noch einmal auf dem MacBook Pro installiert, mal wieder Jonas Hellborgs „Iron Dog‟ in die Playlist geladen, ein paar mal gehört, und mir dann denselben Song aus der Playlist von Amarra 2 auf dem iMac zu Gemüte geführt. Die Unterschiede waren nicht Welt bewegend, aber die neue Sofware-Variante und der stationäre Apple ließen den virtuellen Raum ein wenig größer erscheinen, die Dynamik wirkte hier packender und die tonale Abstimmung tendierte noch einen Hauch mehr in Richtung Farbe und Wärme, was zumindest über die eher nüchternen LumenWhite-Lautsprecher deutlich angenehmer klingt. Unter diesen nicht hundertprozentig gleichen Voraussetzungen ziehe ich Amarra 2 seinem Vorgänger eindeutig vor. Da es für Besitzer der älteren Version keiner zusätzlichen Investition und auch nur geringer Mühen bedarf, Amarra 2 zu installieren, kann ich nur dringend dazu raten. Der bisher schon sehr gute Computer Music Player hat klanglich noch einmal zugelegt.
Abschließend kann Amarra 2 dann noch zeigen, wie es sich als Tuning-Maßnahme eines Computer-CD-Laufwerks bewährt – sozusagen als Software-Variante der Acoustic-System-Füße unter dem CD-Transport. In meiner Kette bereitet es die Signale des externen PlexWriter Premium auf. Die CD wird dazu, wie oben beschrieben, als Ordner geöffnet und die gewünschten Dateien respektive Songs per Drag and Drop in das Playlist-Fenster bewegt. Bei Schostakowitschs Polka gaukeln einem Plextor, iMac, Amarra 2 und PS-Audio Perfect Wave DAC eine enorm breite und tiefe Bühne vor, auf der das London Symphony Orchestra unter Jean Martinon voller Spielfreude agiert (LSCCD-2322). Die Instrumente werden sehr fein differenziert und selbst delikateste Ausschwingvorgänge akribisch nachgezeichnet. Das macht selbst der ebenso betagte wie bewährte Wadia WT 3200 mit seinem massiven Druckguss-Chassis nicht besser. Zwar gibt es zwischen High-Tec-Elektronik und High-End-Mechanik minimale Unterschiede, insgesamt spielen der Wadia auf seinen drei Acoustic-System-Topline-Füßen und das Amarra beflügelte Plextor-Laufwerk jedoch auf dem selben Niveau. Noch mehr Raum, eine zum Greifen plastische Abbildung und eine Spur mehr Spritzigkeit hat allerdings der fantastische Perfect Wave Transport zu bieten. Aber der nutzt ja auch gleich eine ganz Reihe ausgeklügelter technischer Lösungen wie die Digital Lens oder de I2S-Verbindung zum Wandler, um diese Spitzenleistung zu erbringen. Doch dazu in Kürze mehr und zurück zu Amarra 2: Das Programm emanzipiert sich immer mehr von iTunes und seinen Einschränkungen und verhilft nun auch noch enorm preisgünstigen Laufwerken zu einer Wiedergabe, die man lange Zeit nur von einem hochwertigen CD-Transport erwarten durfte.
Gehört mit
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB MacBook Pro 15‟, 2,53 GHz Intel Core 2 Duo, 4 GB |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200, PS Audio Perfect Wave Transport |
D/A-Wandler | PS Audio Perfect Wave DAC, Weiss DAC 2 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Sun Wire Reference, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier SunLeiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
Preise
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Amarra Junior | 44.1 kHz, 16/24-bit kompatibel 79 Euro |
Amarra MINI 2.0 | 96 kHz, 16-/24-bit kompatibel 350 Euro |
Amarra 2.0 | 192 kHz, 16-/24-bit kompatibel 650 Euro |
Hersteller
Sonic Studio LLC
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Adresse | 330 Sir Francis Drake Blvd. Suite A San Anselmo CA 94960-2552 |
Internet | www.sonicstudio.com/amarra/ |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Web | www.digital-highend.de |
Um ein Verständnis dafür zu entwickeln, weshalb gerade den tieffrequenten Spektren im Übertragungsverhalten eines Raumes eine besondere Bedeutung zukommt, widmen wir uns zunächst noch einmal der Situation des Originalschauplatzes eines musikalischen Geschehens. Als Beispiel betrachten wir einen großen Raum mit einer Orgel, wie den in der ersten Abbildung dargestellten St. Stephan Dom in Passau.
Ein solch schönes und mächtiges Instrument wie eine Orgel ist in einem großen Raum in der Lage, sehr tiefe Töne zu erzeugen und dabei die akustische Charakteristik des Raumes voll mit zu nutzen. Eine Contraprincipal-Basspfeife mit 32 Zoll Länge erzeugt zum Beispiel einen Subcontra-C Grundton mit einer Frequenz von 16,35 Hertz. Das entspricht einer Wellenlänge des sich ausbreitenden Tones von circa 21 Metern. Instrumente wie Orgeln erzeugen diskrete Töne an bestimmten Frequenzstützstellen, abhängig von der jeweiligen Länge der Orgelpfeifen. Der Klang von Orgeltönen wird nun neben der Bauweise der Orgel (Material und Konstruktion der Pfeifen) in hohem Maße von der Geometrie des sie umgebenden Raumes und den darin vorherrschenden Nachhallzeiten bei tiefen Frequenzen bestimmt. Der Schall legt während seiner Ausbreitung im Raum und des Abklingens der Energie sehr lange Strecken zurück, die sich für uns zu einem klanglichen Gesamteindruck verdichten. Ein wesentlicher Anteil der Eigenschaften eines solchen Originalraumes – speziell die wahrnehmbare Räumlichkeit oder Raumgröße – ist also speziell in den sehr langwelligen Schallanteilen enthalten. Dies lässt sich auch anhand einer Detailuntersuchung von Aufnahmen in großen Räumen bestätigen. Betrachtet man den dekorrelierten, tieffrequenten Schallanteil (also vereinfacht die räumlichen Informationen) speziell in abklingenden und Pausensequenzen der Musik, so kann man feststellen, dass hier eine sehr große „Aktivität“ vorhanden ist. Diese Bereiche enthalten also sehr wichtige Informationen über die Größe des Originalraumes und sind im tieffrequenten Spektrum der Aufnahme eingebunden. Werden diese Informationen nun während der Reproduktion beschnitten oder verfälscht, hat das eine erheblich beeinträchtigte Tieftonqualität aber auch „misshandelte“ Räumlichkeit zur Folge – viel von der Atmosphäre und dem „Aaah“ des Originals geht verloren!
Im heimischen Hörraum besteht das Problem, dass sich die Abmessungen des Raumes in vergleichbaren Dimensionen wie die Wellenlängen der zu reproduzierenden Informationen bei tiefen Frequenzen bewegen. Bei der Ausbreitung von Schallwellen im Raum kommt es durch die Reflexion der Schallenergie an den Raumbegrenzungsflächen zu einem Resonanzeffekt durch die Überlagerung von direktem und reflektiertem Schall für explizite Wellenlängen/Dimensionen – es entstehen sogenannte Raumeigenmoden. Dieses Phänomen ist nicht primär verknüpft mit der Parallelität oder grundlegenden Form des Raumes, sondern wird rein durch Energiespeichereffekte und damit durch Reflexionseigenschaften der Begrenzungsflächen bestimmt. Damit sei an dieser Stelle bereits mit einem grundlegenden Missverständnis im Zusammenhang mit Raummoden aufgeräumt – schräge Wände oder nicht rechteckige, beispielsweise gekrümmte Formen verhindern in keiner Weise Raummoden! Auch Räume mit etwa dreieckigem oder völlig anderen Grundrissformen entwickeln Raumeigenmoden. Ganz im Gegensatz zur klassischen rechteckigen Form entsteht hier der unerwünschte Effekt, dass diese Moden häufig in Ihrer Struktur und Verteilung unkalkulierbar sind.
An dieser Stelle sollen keine Formeln oder Berechnungen für die Raummoden aufgeführt werden, dafür ist mittlerweile im Internet eine Vielzahl von Plattformen verfügbar. Wichtig ist allerdings, sich die geometrischen und physikalischen Rahmenbedingungen vor Augen zu führen. Grundsätzlich entstehen im tieffrequenten Bereich eines Raumes mit sechs begrenzenden Flächen drei Arten von Moden, die mit den jeweiligen Dimensionen korrespondieren. Axiale Raummoden werden durch jeweils eine Dimension – also durch die Resonanz zwischen zwei gegenüberliegenden Begrenzungsflächen – hervorgerufen. Eine axiale Fundamentalmode entsteht, wenn die halbe Wellenlänge des Schalls der jeweiligen Raumdimension entspricht. Die tiefste Eigenmode eines Raumes tritt also über seine größte Dimension auf (zum Beispiel bei 6 Metern Raumlänge eine Längengrundmode von circa 28 Hertz). Unterhalb dieser Eigenmode reagiert der Raum wie eine Druckkammer, soweit er in sich abgeschlossen ist.
Eine effektive Schallabstrahlung im Bereich der Druckkammer ist ohne weiteres möglich, wenn die entsprechenden Lautsprecher in der Lage sind, eine hinreichende Luftvolumenverschiebung zu erzeugen. Damit kann gleich mit dem zweiten Missverständnis aufgeräumt werden – unterhalb der ersten Mode wäre keine Wiedergabe im Hörraum möglich! Ganz im Gegenteil! Haben wir einen in sich abgeschlossenen Raum, so kann beispielsweise ein geschlossenes Lautsprechersystem auch subsonische Töne erzeugen, vorausgesetzt es ist in der Lage, mit genügend Membranfläche hinreichend Luftvolumen zu verschieben. Dass dies „gar nicht so schwer“ ist, kann man daran festmachen, dass aufgrund des Druckkammerverhaltens im Raum für einen linearen Frequenzgang „nur“ eine konstante Luftvolumenverschiebung erforderlich ist! Soweit aber hier nur am Rande. Auf die Effekte jenseits der Raummoden wird später noch einmal im Zusammenhang mit den Beispielen von Raumübertragungsfunktionen (Raumfrequenzgängen) eingegangen.
Sogenannte tangentiale Raummoden entstehen, wenn vier Begrenzungsflächen, also zwei verknüpfte Dimensionen eingebunden sind. Schließlich bilden dreidimensionale „schräge“ Moden über sechs Begrenzungsflächen das obere Ende der Resonanzeffekte. Die Beschreibung der jeweiligen Moden wird häufig über eine dreistellige Indizierung mit der Dimension und Modenordnung vorgenommen - 100 bedeutet beispielsweise eine Längengrundmode, während 021 eine Tangentialmode zwischen Breite und Höhe beschreibt.
Je mehr Begrenzungsflächen zur Energiespeicherung beitragen, desto mehr Pegel können die jeweiligen Moden theoretisch erzeugen. Da die Schallausbreitung im Raum ja, wie bereits angesprochen, ein komplexer zeitlicher und räumlicher Vorgang ist, unterscheidet man bei den Raummoden prinzipiell zwei Zustände – das Ein- respektive Ausschwingen und den eingeschwungenen Zustand! Um dieses Verhalten näher zu veranschaulichen ,sind in den nachfolgenden Abbildungen drei Raummoden dargestellt. Hierbei handelt es sich um eine Simulation der ersten 0,3 beziehungsweise 0,4 Sekunden der Schallausbreitung in einem 6 mal 5 Meter großen Raum ohne Bedämpfung für drei beispielhafte modale Stützstellen (100 Längenmode bei etwa 28 Hertz, 110 Längen-Breiten-Tangentialmode bei etwa 44 Hertz und 200 erste Längenoberwelle bei etwa 56 Hertz). Durch das Anklicken der Bilder kann eine kleine Animation zum zeitlichen Verlauf des Vorganges aufgerufen werden.
Klicken Sie zum Starten der Animation bitte auf das entsprechende Bild: |
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Abbildung 2a-c: Vorgang der Schallausbreitung bei Anregung mit einer Quelle und einem Sinuston für drei Beispielmoden in einem schallharten Raum der Abmessungen 6x5m für die ersten 0,3 bzw. 0,4 Sekunden im Zeitraffer dargestellt, links: 100 Längenmode bei 28Hz 0,3s Dauer / Mitte: 110 Tangentialmode bei ca. 44Hz 0,3s Dauer / rechts: 200 Längenoberwelle bei ca. 56Hz 0,4s Dauer, hoher Druck gelb/blau, geringer Druck schwarz |
Wie man anhand der Animation sehen kann, handelt es sich um einen dynamischen Vorgang, bei dem für die jeweiligen Moden durchschnittlich nach circa zwei bis vier kompletten Wellenzügen der eingeschwungene Zustand erreicht wird. Das Abklingen der Schallenergie wird dann von den Reflexionseigenschaften der Begrenzungsflächen bestimmt. Da es bei den langwelligen Moden um verhältnismäßig langsame Vorgänge geht, kann es bei sehr lang anhaltenden Ausschwingvorgängen der Moden zu einer Überlagerung mit den jeweiligen Einschwingvorgängen und damit zu einem „Verschmieren“ der reproduzierten Signalimpulse kommen. Darüber hinaus besitzen die jeweiligen Moden eine sehr unterschiedliche Druckverteilung im Raum – sie sind also an verschiedenen Stellen unterschiedlich laut (mit ganz enormen Pegelunterschieden) für uns wahrnehmbar!
Die grundsätzliche Problematik der Raummoden besteht darin, dass sie in einem bestimmten Frequenzbereich des Raumes „das“ für die Wiedergabe bestimmte Phänomen sind. Für gängige Raumgrößen liegt dieses Frequenzspektrum etwa in einem Bereich von 20 bis 200 Hertz je nach Größe. Da ist zunächst die jeweilige Fundamentalmode des Raumes. Mit steigender Frequenz nimmt die Anzahl der auftretenden Moden stetig zu, bis eine so hohe Dichte erreicht ist, dass dieser Effekt keine Rolle mehr spielt. Die Frequenzen, bei denen Raummoden explizit auftreten, korrespondieren mit den Abmessungen des Raumes, sind also faktisch in den Raum „eingeprägt“ und können ohne erhebliche geometrische Veränderungen nicht mehr verändert werden. Form und Größe des Raumes bestimmen also bereits im Rohzustand seine grundlegenden Eigenschaften bei tiefen Frequenzen. Je nach Abmessungsverhältnis liegt eine bestimmte Verteilung der Raummoden über die Frequenz vor. Meist ist gerade das Spektrum unterhalb von 80 bis 100 Hertz mit einer geringen Dichte versehen. Bei großen Abständen zwischen den einzelnen Stützstellen der Raummoden ist eine Anregung des Raumes und damit die Hörbarkeit der Signale ganz erheblich eingeschränkt – es kann also zu wirklichen „Löchern“ im Übertragungsverhalten kommen. Darüber hinaus bestimmen Art und Standort der Schallquelle wie auch die Hörposition die Anregungssituation der Moden und damit letztendlich den wahrnehmbaren Schallpegel bei tiefen Frequenzen.
Der zweite wichtige Aspekt im Zusammenhang mit den Raummoden betrifft die starke Energiespeicherung. Übliche Räume weisen in aller Regel bei tiefen Frequenzen eine sehr geringe Bedämpfung meist sämtlicher Moden auf, was auch mit der bei uns gängigen massiven Bauweise und dem erreichbaren Schallschutz zusammenhängt. Damit wird dem Resonanzeffekt der Mode sehr wenig Energie entzogen und es kom mt zu sehr lang anhaltenden Ausschwingvorgängen. Ausschwingzeiten von zwei bis vierSekunden sind keine Seltenheit. Es lässt sich also resümieren – bei tiefen Frequenzen macht der Raum die Musik!
Wie unser Beispiel des Originalraumes mit Orgel gezeigt hat, können im ursprünglichen Quellenmaterial sehr wichtige Informationen enthalten sein – teils mit definierten Frequenzanteilen. Werden diese in einem Hörraum mit entsprechend markanten Eigenmoden selektiv verzerrt reproduziert, kommt es zu einer fast vollständigen Zerstörung der gewünschten Illusion des Originalraumes. Welche Ausmaße das annehmen kann, sollen einige Beispiele aus der Praxis zeigen.
In den nachfolgenden drei Beispielen sind die hochauflösenden, tieffrequenten Übertragungseigenschaften als Frequenzgänge an typischen Positionen in den Räumen zusammen mit den zugehörigen Ausschwingzeiten der Raummoden dargestellt. Bei den Räumen handelt es sich um einen rechteckigen, geschlossenen Raum, einen L-förmigen Raum sowie einem einseitig offenem Raum mit angrenzenden Räumlichkeiten.
Diese drei Beispiele aus der Praxis machen deutlich, dass wir es im tieffrequenten Bereich eines Raumes mit zwei fundamentalen Problemstellungen bezüglich der Moden zu tun haben. Dies ist einerseits die Dichte und Verteilung der modalen Stützstellen in Verbindung mit extremen Pegelunterschieden für bestimmte Bereiche. Andererseits sind dies die erheblichen Energiespeichereffekte, welche zu sehr lang anhaltenden Abklingvorgängen für bestimmte Tonlagen führen.
Für den ersten Punkt muss man sich als Vergleichsmaßstab für die auftretenden Pegelvariationen die äquivalenten elektrischen Verhältnisse vor Augen führen. Für die Charakteristik in der Abbildung 1 ist zwischen dem lautesten Pegel der markanten Mode bei circa 30 Hertz und der großen Pegellücke bei circa 70 Hertz eine Differenz von sage und schreibe 40 Dezibel. Das entspricht elektrisch einem Leistungsverhältnis von 1:10 000, sollte man versuchen, diesen Unterschied mit einem Verstärker zu kompensieren! Auch für die beiden anderen Beispiele sind Schwankungen zwischen 20 und 30 Dezibel festzustellen. Damit ist nachvollziehbar, dass alleine die Betrachtung der durch die Moden hervorgerufenen Pegelsituation in Räumen ein maßgebliches Indiz für deren absolut prägende Einflussnahme darstellt. Wir befinden uns also im vom Raum diktierten Normalzustand weit jenseits einer linearen Tonwiedergabe.
In Verbindung mit den besonders stark angeregten Moden der Räume zeigt sich, dass auch die Energiespeicherung eine dramatische Wirkung entfaltet. Indirekt ist dieses Phänomen auch an der erkennbaren Bandbreite der jeweiligen Moden sichtbar. Je „schärfer“ und „lauter“ eine Mode zu Tage tritt, desto länger dauert in der Regel auch Ihr Ausschwingen. Generell steigt das Ausschwingen der Räume mit sinkender Frequenz stetig an, da hier die Bedämpfung deutlich nachlässt. Das dritte Beispiel zeigt weitere Phänomene auf. Diese treten auf, wenn der Raum nicht in sich abgeschlossen ist. Ähnlich der Konstruktion eines Bassreflexlautsprechers kommt es durch an den eigentlichen Hörraum angebundene Volumina zu zusätzlichen „akustischen Impedanzen“, die weitere Resonanzeffekte bei sehr tiefen Frequenzen (unterhalb von 10 bis 20 Hertz) hervorrufen. Sind diese Volumina außerhalb des eigentlichen Raumes erheblich größer als der Hörraum selbst, treten „vagabundierende“ langwellige Störungen bei sehr tiefen Frequenzen auf, die nicht mehr kontrollierbar sind und sich ungemein negativ auswirken können. Es findet dann kein gleichmäßiges Abklingen der Schallenergie mehr statt, vielmehr kehren sondern nach einiger Zeit Schallenergiepakete wieder in den Raum zurück.
Unsere Wahrnehmung der klanglichen Eigenschaften im Bass wird zudem von einigen psychoakustischen Effekten wie beispielsweise der Verdeckung beeinflusst. Werden zwei dicht nebeneinander liegende Töne gleichzeitig reproduziert, so wird der leisere der beiden Töne nicht mehr wahrgenommen, wenn er unterhalb einer bestimmten Hüllkurve liegt. Im Raum bedeutet dies unter Umständen, dass markante Raummoden das klangliche Verhalten bis in die mittleren und hohen Tonlagen negativ beeinflussen!
Was also tun, um einen bei tiefen Frequenzen möglichst gut klingenden Raum zu erhalten? Soweit dies möglich ist, d.h., vor allem dann, wenn der Hörraum noch nicht gebaut, sondern erst geplant ist, steht am Anfang die Auswahl einer guten Geometrie mit vernünftigem Abmessungsverhältnis und in sich abgeschlossener Bauweise. Die Wahl der jeweiligen Dimensionen wird dabei stark von den Anforderungen an den Raum geprägt. Dazu gehören Aspekte wie zum Beispiel die Größe der Hörzone und die Anzahl der eingesetzten Lautsprecher. Diese beiden Gesichtspunkte legen letztendlich geometrisch fest, mit welchen potentiellen Schwankungen im modalen Verhalten man zu rechnen hat und welcher prinzipielle Platzbedarf vorliegt. Selbstverständlich kann dies auch nicht losgelöst von den anderen akustischen Eigenschaften eines Raumes betrachtet werden!
Da die Raummoden sich als physikalischer Effekt bei tiefen Frequenzen einstellen und letztendlich über die Qualität der Raumakustik bestimmen, heißt es dieses Phänomen zu akzeptieren und möglichst konstruktiv damit umzugehen! Es sollte ein Längen-Breiten-Höhen Verhältnis für den Raum gewählt werden, welches eine möglichst hohe Anzahl von Moden mit gleichmäßiger Verteilung der Stützstellen erzeugt. Es geht dabei aber keineswegs darum, einen möglichst großen Raum oder einen nach bestimmten Regeln festgelegten (zum Beispiel „Golden Ratio“) Raum zu kreieren, sondern in Anbetracht der geplanten Nutzung eine sinnvolle Größen- und Dimensionskonstellation zu finden. Diese Tatsache ist deshalb erwähnenswert, da selbst sehr große Räume bei bestimmten Positionskonstellationen recht unangenehme Eigenschaften besitzen können. Man sollte also bereits im Vorfeld für eine gewählte Raumgröße die zu erwartenden Übertragungseigenschaften für die Raumnutzung überprüfen und sich nicht alleine an der Raumgröße orientieren.
Hat man die Abmessungen seines Raumes festgelegt – oder sind sie einem unveränderbar vorgegeben – kann man auf die Suche nach günstigen Positionen für die Abhörsituation gehen. In normalen rechteckigen Räumen hat man mit zwei grundsätzlichen Problemen zu tun, die direkt mit den modalen Eigenschaften des Raumes verknüpft sind. Wie man aus Abbildung 2 erkennt, erzeugen die ersten Moden eines Raumes in der Mitte der jeweiligen Dimension einen sehr geringen Druck. An diesen Stellen ist die zu den Moden jeweils gehörende Frequenz kaum wahrnehmbar. Man steht also in dem Dilemma sich zwischen einer Ausrichtung längs oder quer im Raum entscheiden zu müssen. In beiden Fällen befindet sich der Hörplatz aufgrund seiner Lage in der Raummitte jeweils im Druckminimum einer der Grundmoden und man erhält eine Lücke im Übertragungsverhalten. In der nachfolgenden Abbildung 6 ist dieses Verhalten schematisch für eine durchschnittliche Raumgröße dargestellt.
Es ist also erforderlich, sich zwischen diesen beiden Konstellationen zu entscheiden und die Vor- und Nachteile auch unter Berücksichtigung der anderen akustischen Eigenschaften des Raumes abzuwägen.
Bisher gehen alle Überlegungen davon aus, dass eine Anregung des Raumes bei tiefen Frequenzen mit einem Lautsprecher stattfindet. Dies ist zwar grundsätzlich richtig, doch haben wir es bei Stereo nicht mit zwei Lautsprechern und bei Mehrkanalbetrieb sogar mit fünf bis sechs oder noch mehr Lautsprechern im Raum zu tun? Im „schlimmsten“ Fall regen doch alle diese Lautsprecher den Raum an oder? Was passiert dann mit den Raummoden?
Die Abbildung 7 versucht diese Situation anhand einer klassischen 5.1 Konstellation in einem Raum visuell zu veranschaulichen.
Klar und deutlich befinden sich einzelne Lautsprecher in gegensätzlichen Druckbereichen der Raumresonanz. Die gegensätzlichen Druckbereiche der Moden stellen eine sogenannte „modale Phase“ dar. Das bedeutet zwischen dem Überdruck- und Unterdruckbauch einer Raummode besteht ein Phasenunterschied von 180° – die Positionen sind also „gegenphasig“. Da normale Lautsprecher eine Raummode im Bereich ihres Druckes am stärksten anregen, bedeutet dies, die verschiedenen Quellen befinden sich teilweise in gleich- und teilweise in gegenphasigen Bereichen des Raumes. Befinden sich die Quellen im gleichen Phasenbereich, wird die Mode entsprechend verstärkt angeregt – befinden sie sich in entgegengesetzten Phasenbereich so wird die Mode weitgehend nicht angeregt. Dies trifft zu, wenn die jeweiligen Lautsprecher „dasselbe“ Signal (also eine Monoinformation) abstrahlen. Doch was passiert, wenn dies nicht der Fall ist. Schon bei Stereo ist doch das tieffrequente Signal zwischen den beiden Lautsprechern nicht unbedingt identisch! Im Falle von mehreren Schallquellen im Raum, die gemeinsam Signale abstrahlen und die Signale dabei nicht mono, sondern dekorreliert sind, kommt es zu einer Überlagerung der modalen Phase mit der jeweiligen Signalphase. Es entsteht also eine sehr komplexe Raumanregung, die nicht vorhersagbar ist, da wir nicht wissen, welche Informationen uns der Tonmeister auf seiner Aufnahme zur Verfügung gestellt hat.
Um die ganze Angelegenheit an dieser Stelle nicht unnötig zu komplizieren, lässt sich folgende, zusammenfassende Schlussfolgerung für dieses Phänomen eines Raumes treffen: Soll bei tiefen Frequenzen eine höchstmögliche Übertragungsqualität erreicht werden und sollen wichtige Informationen des Originalraumes (dekorrelierte Signalanteile) erhalten bleiben, so muss der geometrische Einfluss der Moden sehr gering gehalten werden. Dies bedeutet in der Praxis eine sehr gute Bedämpfung aller modalen Effekte mit optimierter Positionierung. Will man den Aufwand bezüglich des Raumes stärker kontrollieren, kann man mit einer „monauralen“ Reproduktion (zum Beispiel klassische THX-Setups mit einem Sub und Satelliten) der tiefen Frequenzen im Raum negative Einflüsse reduzieren. Man handelt sich dadurch jedoch auch einen Verlust an Informationen ein!
Damit sind wir nun letztendlich bei der Frage: Mit welchen Mitteln außer der Positionswahl lässt sich die akustische Situation im modalen Bereich eines Raumes verbessern? Die verschiedenen, heute verfügbaren Methoden und Mittel sind folgende:
Die aufgelisteten Punkte wollen wir nun etwas detaillierter betrachten und dabei ihre jeweiligen Vor- und Nachteile möglichst unvoreingenommen beurteilen.
Die passive Bedämpfung des tieffrequenten Bereiches eines Raumes stellt nach wie vor die wichtigste Methode zur akustischen Optimierung dar. Sie garantiert – die richtige Durchführung vorausgesetzt – die beste erreichbare Übertragungsqualität in Räumen mit guten Proportionen unabhängig von der Hardwarekonstellation. Diese Vorgehensweise erfordert jedoch den größten Aufwand und am meisten Platz. Es werden spezielle, hinreichend effektive passive Absorber im Raum eingesetzt, um die Ausschwingzeiten der Moden entsprechend zu kontrollieren. Damit werden nicht nur die Bandbreiten der jeweiligen Moden vergrößert und so Pegelanhebungen reduziert, sondern auch die Lückenbereiche zwischen den Moden aufgefüllt. Die Durchhörbarkeit bei tiefen Frequenzen wird merklich gesteigert. Aufgrund der großen Wellenlängen der Moden sind hier „druckempfindliche“, reaktive Absorber die beste Wahl, da sie im Bereich der Begrenzungsflächen den höchsten modalen Druck antreffen.
Auch wenn heute poröse Materialien eine weite Verbreitung erlangt haben, sind sie im tieffrequenten Bereich unterhalb von etwa 80 bis 100 Hertz nicht wirklich nützlich und benötigen unnötig viel Volumen. Besser geeignet, breitbandig und sehr platzsparend dimensionierbar sind hocheffektive Membran- und Plattenabsorber oder Verbundplattenresonatoren. Üblicherweise wird hier in einem Rohraum ein Flächenbedarf von „minimal“ 10 Prozent der Raumoberfläche für Bedämpfungsmaßnahmen zugrunde gelegt. Bei hohen Anforderungen an die Wiedergabequalität können natürlich entsprechende größere Flächenveränderungen erforderlich werden.
Sollen punktuelle Probleme im Modalbereich bearbeitet werden – und auch wirklich nur dann – können sogenannte Helmholtz-Absorber eingesetzt werden. Diese auf den ersten Blick recht einfach wirkende Mechanismen erweist sich in der Praxis als sehr anspruchsvoll und erfordert eine große Sorgfalt in der Anwendung. Das hängt in erster Linie mit der erforderlichen Bandbreiten-Güten-Abstimmung auf die zu bearbeitende Mode, zahlreichen Parasitäreffekten und dem vorgegebenen Volumenbedarf für eine bestimmte Energieentnahme zusammen. Für die hochwertige Reproduktion von reinem Audio, wie auch Audio-Video-Konstellationen wird heute eine weitgehend lineare Abstimmung der Ausschwingzeiten bei tiefen Frequenzen – mit sanftem Anstieg bei sinkender Frequenz – favorisiert. Wer einmal eine derart korrekte Durchzeichnung der Basswiedergabe eines solchen Raumes gehört hat, wird in normalen Räumen kaum mehr zufrieden sein!
Die zweite, vorstehend aufgeführte Methode mit aktiven Absorbern hat ihren Ursprung im Bereich der gewerblichen Akustik, aus der sogenannten „noise cancelation“ Technik. Dabei wird, vereinfacht ausgedrückt, über ein Mikrofon das Schallsignal im Raum aufgenommen, durchläuft einen adaptiven Regelkreis und wird als „Antischall“ wieder über eine Schallquelle abgestrahlt. Speziell im Bereich der störenden tieffrequenten Signale für gewerbliche Anlagen gibt es hier mittlerweile sehr effektive Systeme, die statistische Signalanteile unterdrücken können. Für Audioanwendungen besteht aber in aller Regel das Problem, dass es sich um extrem impulsartige Schallsignale handelt, die von den momentan verfügbaren Regelungen und nachgeschalteten Quellen noch nicht in hinreichender Qualität verarbeitet werden können. Es hat zwar immer wieder entsprechende Ansätze auch für den Einsatz in Hörräumen gegeben. Letztendlich gibt es jedoch derzeit kein wirklich erfolgreiches System für Audioanwendungen zur Unterdrückung vom Raummoden. Diese Methode hat deshalb zur Zeit noch keine wirkliche Bedeutung bei der Verbesserung der Akustik kleiner Räume.
Elektronische Vorentzerrungen gehören heute bereits zum gängigen Standard in der Audiotechnik – auch für den modalen Bereich der Räume. Die Leistungsfähigkeit moderner DSP Prozessoren hat hier einen großen Schritt nach vorne bewirkt und in fast jedem gängigen AV-Receiver ist heute eine Raumentzerrung eingebaut. Dies sagt aber leider noch überhaupt nichts über die Wirksamkeit und Qualität, speziell bei tiefen Frequenzen im Raum aus.
Worin liegt nun der Grundgedanke einer elektronischen Vorentzerrung?
Wie die drei Raumbeispiele aus der Praxis gezeigt haben, entstehen an den jeweiligen Positionen im Raum unter Umständen Übertragungseigenschaften mit dramatischen Pegelschwankungen und erheblichen Ausschwingvorgängen. Was nun, wenn man einfach an die Lautsprecher ein Signal sendet, welches bereits die inverse Pegelcharakteristik der gemessenen Situation enthält? So grundlegend falsch ist dieser Gedanke nicht, wenn man einige wesentliche Aspekte berücksichtigt. Den Schwerpunkt bildet dabei die Tatsache, dass man sich zu jeder Zeit des physikalischen Phänomens bewusst sein sollte, welches man bearbeiten möchte. Dies ist besonders wichtig, da man ja durch eine Vorentzerrung nicht den eigentlichen Effekt im Raum verändert, sondern ihm „nur“ eine andere Ausgangsbedingung schafft! Ein absolutes Tabu bildet dabei der Versuch, Anregungslücken im Übertragungsbereich durch die Zuführung von mehr Schallpegel auszugleichen. Dies ist einerseits aus energetischer Sicht völliger Unsinn, da kein Verstärker so ohne weiteres in der Lage ist, an einer bestimmten Frequenzstelle eine Pegelanhebung von, sagen wir, 20 Dezibel (entspricht eine Leistungsverhältnis von 1:100) aufzufüllen, ohne nicht ständig an seinem Limit zu sein. Andererseits liegen die Ursachen für eine Lücke im tieffrequenten Bereich ja alleine in den Moden – wir haben also entweder ein Bereich in dem gar keine Mode im Raum entsteht oder einen Standort im Raum an dem die Mode nicht hörbar ist. In beiden Fällen ist der Versuch, den Pegel anzuheben, völlig sinnlos! Für den letztgenannten Fall kann der Versuch sogar zum Desaster führen, da ja im Druckbereich der Mode, wo sie hörbar ist, der Pegel auch entsprechend lauter wird.
Also bleibt nur die Möglichkeit, modale Bereiche, die zu laut wiedergegeben werden, durch eine entsprechende Entzerrung leiser zu machen. Auch hier sollte man grundsätzlich berücksichtigen, dass die jeweiligen Übertragungseigenschaften stark von den Positionen abhängig sind – eine entsprechende Entzerrung also auf einen lokal begrenzten Bereich hin festgelegt wird. Die Dosis eines Eingriffs durch Pegelreduzierung sollte also immer im Kontext mit den Wellenlängen der jeweiligen modalen Stützstellen und so mit den Druckvariationen über die Hörfläche gewählt werden. Außerdem sollte man grundsätzlich immer im Hinterkopf behalten, dass sehr starke Pegeleingriffe zugleich das dynamische Verhalten der gesamten Wiedergabekette, speziell der Lautsprecher deutlich verändern können. Letztendlich kann man sagen, je weniger schwere Eingriffe mit einer einfachen Entzerrung notwendig sind, desto besser. Und das Ausschwingen der Moden – eine Eigenschaft des Raumes – wird durch eine Pegelkorrektur auch nicht wirklich verbessert!
Noch eine Anmerkung zu den heute gängigen digitalen Filtern, die in aller Regel für die elektronische Vorentzerrung eingesetzt werden: Im Prinzip lassen sich zwei verschiedene Typen von Filtern unterscheiden. Dies sind einerseits die sogenannten IIR Filter, die quasi eine Nachbildung der analogen Filter mit verknüpftem Amplituden-Phasen-Verhalten darstellen und andererseits die sogenannten FIR Filter, die phasenlineare Korrekturen zulassen. Letztgenannte sind für die direkte Beeinflussung von Raummoden nur bedingt geeignet. Dies hat zwei Gründe: Einerseits ist die Funktion von FIR Filtern durch eine Aneinanderreihung von Verzögerungsgliedern – sogenannten Taps – bestimmt. Um bei sehr tiefen Frequenzen eine hohe Filterpräzision zu erreichen – und das ist für die Korrektur von Raummoden nötig – sind sehr viele Taps erforderlich. Dies sorgt dafür, dass ein solches Filter ein sehr langes Delay (100 bis 1000 Millisekunden erzeugt. Ein einzelner korrigierter Lautsprecher hätte also immer mit einer erheblichen Grundverzögerung zu leben. Andererseits ist das phasenlineare Verhalten der FIR Filter für die direkte Beeinflussung der Moden auch gar nicht erforderlich – ganz im Gegenteil erzeugen die Moden an Ihren jeweiligen Frequenzpunkten einen sehr ausgeprägten „Phasenhub“, der durch das entzerrende Filter mit kompensiert werden sollte. Genau diese Charakteristik erzeugen IIR Filter. FIR Filter sind eher dann sinnvoll, wenn räumlich gemittelte Entzerrungen vorgenommen werden sollen.
Der Methode der vorstehend angeführten Auflistung – Schallquellenkonstellationen zur Minimierung der Modaleffekte einzusetzen – hat sich erst in den letzten Jahren so richtig entwickelt. Er stellt jedoch mittlerweile ein mächtiges Werkzeug auf dem Weg zu einer optimalen Wiedergabe tiefer Frequenzen in kleinen Räumen dar. Verschiedene Ansätze haben sich dabei heraus kristallisiert, die aber alle eines gemeinsam haben: Es wird von vornherein die Situation des tieffrequenten Verhaltens im Raum miteinbezogen, mehrere Schallquellen mit teilweise unterschiedlichem akustischen Verhalten oder entsprechenden Aufgaben werden eingesetzt, um eine intelligente elektronische Ansteuerung beziehungsweise ein Signalmanagement zu realisieren. Alle Verfahren nutzen in irgendeiner Weise das spezifische Verhalten der Raummoden aus. Dabei kommt zum Tragen, dass Raummoden auf mehrere Quellen an verschiedenen Orten im Raum sehr unterschiedlich reagieren und ihre Ausbildung/Anregung stark von der Art der Schallquelle und deren Abstrahlverhalten bestimmt wird. Es sollen nachfolgend kurz drei Beispiele beschrieben werden, um die Eigenschaften der verschiedenen Ansätze zu verdeutlichen. Wer sich näher mit dieser Thematik beschäftigen möchte, kann die jeweiligen Veröffentlichungen der Links im Detail durcharbeiten.
Die erstgenannte Konstellation ist ein rein statistisches Verfahren, das mit ganz einfachen Worten nach der Methode arbeitet: Wie viele Bassquellen an welchen Orten im Raum mit welcher Art von Entzerrung liefern die effektivsten Ergebnisse in der Übertragungsqualität? Ihr Ursprung ist ganz klar von den üblichen 5.1 AV-Mehrkanalkonstellationen und den damit verknüpften Problemen im Modalbereich der Räume abgeleitet. In erster Linie wird also die teils dramatische Schwankung der Übertragungseigenschaften über eine größere Hörfläche, wie sie hier typisch ist, kompensiert. Die Wiedergabe erfolgt in Mono mit dem sogenannten .1-Kanal innerhalb des Modalbereiches eines Raumes über mehrere Bassquellen mit einer zusätzlichen, definierten Entzerrung. Innerhalb der digitalen Entzerrung werden unter anderem Pegel, Phase und Delays für die einzelnen Quellen genutzt. Hat man eine entsprechende Gerätekonstellation mit den notwendigen Features zur Verfügung, bietet dieses Verfahren die Möglichkeit, recht flexibel für die jeweiligen Räume eine vom Aufwand her tolerierbare Lösung zu finden, bei gleichzeitig sehr guter Übertragungsqualität. Nachteil dieses Verfahrens ist die Tatsache, dass in der Bassübertragung ausschließlich eine Mono-Reproduktion möglich ist, entsprechende, akustische Rauminformationen also nur über die zu tiefen Frequenzen hin bandbegrenzten Hauptkanäle übertragbar sind.
Die zweitgenannte Konstellation ist ein strukturelles Verfahren, das die Tatsache ausnutzt, dass sich Raummoden unterdrücken lassen, wenn mehrere tieffrequente Schallquellen im Raum definierte Positionen einnehmen. Dabei wird im Frontbereich des Raumes ein Array aus mehreren Schallquellen eingesetzt, das eine ebene Wellenfront in den Raum abstrahlt. Auf der Rückseite des Raumes befindet sich ein entsprechendes Array, welches über eine geeignete Ansteuerung die abgestrahlte Wellenfront wieder „entnimmt“. Durch diese Methode werden erst gar keine Moden innerhalb des Raumes erzeugt bzw. angeregt und im Idealfall wird „nur“ das Originalsignal wiedergegeben. Es kann also eine sehr hohe Übertragungsqualität erreicht werden, ohne dass passive akustische Maßnahmen im tieffrequenten Bereich notwendig sind. Die Nachteile dieses Verfahrens liegen im recht hohen Aufwand bei der erforderlichen Hardware und der sehr sensiblen Ansteuerung, der weitgehenden Fokussierung auf „rechteckige“ Raumformen und – auch hier – die rein monaurale Wiedergabe.
Die drittgenannte Konstellation beinhaltet auch Mechanismen, wie sie bei den beiden ersten Verfahren genutzt werden. Also sowohl statistische Aspekte bezüglich der Positionierung und Ansteuerung der Quellen, wie auch die Eigenschaften der „Modenverhinderung“. Darüber hinaus wird der spezifische Einfluss der Abstrahlcharakteristik (Richtwirkung) einer tieffrequenten Quelle auf die Modalanregung mit genutzt. Man erhält damit zusätzliche Freiheitsgrade bei der Platzierung im Raum, wie auch der entstehenden Energieeinkopplung – also den entstehenden Ausschwingvorgängen – durch den Einsatz von Schallquellen mit nierenförmigem Abstrahlverhalten. Es ergeben sich im Wesentlichen zwei entscheidende Vorteile: Ein solches System ist in seiner Komplexität je nach Anwendungsfall skalierbar. Damit kann der Aufwand auf die Gesamtsituation des Raumes und die Modenproblematik abgestimmt werden. Darüber hinaus ist diese Methode als Ergänzung zu einem vorhandenen Setup auch für reine Stereowiedergabe mit dekorrelierten Signalen konfigurierbar und damit weitgehend unabhängig von den Vorgaben der Originalzuspielung. Von Nachteil ist, wenn man so will, dass die Einstellung einer solchen Konstellation ein hohes Vorwissen voraussetzt und großer Sorgfalt bedarf, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen.
Allen drei Konstellationen oder auch entsprechenden Mischungen davon ist gemeinsam, dass mit den modalen Eigenschaften eines Raumes flexibler und intelligenter als bei passiven akustischen maß-nahmen umgegangen werden und eine „sehr hohe“ Übertragungsqualität bei tiefen Frequenzen erreicht werden kann – teils mit mehr oder weniger Unterstützung durch passive akustische Maßnahmen. Im Einzelfall wird es für den jeweiligen Raum und seine Qualitäten im Bassbereich immer zweckmäßig sein, neben den rein akustischen Eigenschaften, auch die Gerätekonstellation auf mögliches Optimierungspotential hin zu überprüfen.
Wer über Computer und Audio nachdenkt, besitzt vermutlich einen Rechner. Und wer dies heutzutage tut, nutzt vermutlich auch das Internet. Und damit ist der erste Schritt schon mal gemacht. Egal welches Computeraudio-Abenteuer geplant ist, es braucht ein Netzwerk. Und ein Computer am Internet ist schon ein Netzwerk. Heutzutage üblich sind DSL-Anschlüsse und die meisten Anbieter liefern zusammen mit dem Anschluss auch einen sogenannten Router mit Modem. Solch ein Gerät wandelt die Daten aus der Telefonbuchse in computertaugliche Versionen um und verbindet sie mit der Außenwelt entweder über ein drahtlosen WiFi-Netzwerk oder ein Ethernetkabel. Meist sind beide Verbindungsvarianten vorhanden, die Ethernetanschlüsse oft sogar mehrmals.
An diesem Netzwerk wird in der Regel auch die zukünftige Musikabspielvorrichtung betrieben, weshalb dort also auch die entsprechenden Daten zur Verfügung stehen sollten.
Die wohl einfachste Methode besteht darin, die Daten einfach auf dem Rechner zu lassen, der das Rippen erledigte. Allerdings kann von außen so ohne weiteres niemand auf die Musik zugreifen. Erst einmal müssen die entsprechenden Verzeichnisse auf dem Computer freigeben werden. Je nachdem, ob es ein Mac oder ein PC ist, geschieht das unterschiedlich. Beim Mac ruft man die Systemeinstellungen auf und wählt anschließend das Symbol für Sicherheit. Jetzt lassen sich mit der Datenfreigabe die entsprechenden Ordner für alle Benutzer erreichbar machen.
Ein Rechtsklick mit der Maus auf den Musikordner bringt beim Windows-PC die Option „Freigabe“ zutage, die ebenfalls das gewünschte Musikverzeichnis allgemein zugänglich macht.
Je nach verwendetem Abspielsystem ist es nötig, zusätzliche Software zu installieren: So braucht zum Beispiel das LOGITCH Squeezebox-System ein Programm namens Squeezebox-Server, das die Verteilung der Musikdaten an die entsprechenden Empfänger übernimmt und das Musiknetz auch verwaltet. Das würde sogar ohne Freigabe der Ordner funktionieren, aber dafür muss das Programm dann immer laufen.
Andere Systeme wie zum Beispiel das von Linn, erwarten einen sogenannten UPnP- Server, der die Datenverteilung übernimmt. Dafür, dass ein solcher gefunden wird, sorgt in neueren Windows-Versionen automatisch der eingebaute MediaPlayer, wenn er entsprechend konfiguriert wird. Er muss dafür gar nicht laufen, sondern nur still im Hintergrund den Service zur Verfügung stellen. Allerdings steht der Mediaplayer von Microsoft nicht gerade im Ruf, mit allen Systemen besonders zuverlässig zu arbeiten. Das sollte „ASSET UPnP“ besser erledigen, ein Programm vom Autor des ausgezeichneten Rippers „dBpoweramp“ . Es gibt den UpnP-Server in Versionen für Windows einschließlich dem Windows-Home-Server. Eine richtige Mac-Version existiert leider nicht, nur eine Lösung mit einem Emulator, die nicht immer stabil arbeitet.
Für Apple-Rechner existiert aber eine Version des TWONKY-Servers, ein extrem weit verbreiteter UpnP-Verteiler, und EyeConnect von Elegato, ein Programm, das vorrangig Video-Daten streamt. Wie der Mediaplayer von Microsoft sind TWONKY und EyeConnect universelle UpnP-Server, die auch Bilder und Videos im Netzwerk zur Verfügung stellen. Nur ASSET UPnP ist „Audio only“ und wird vor allen Dingen deshalb besonders oft von Linn-Jüngern eingesetzt. Überhaupt ist der UpnP-Standard nicht gerade das, was er sein sollte – ein wirklich verbindlicher Standard. Es gibt zu viele Variationsmöglichkeiten. Deshalb wurde im Jahr 2003 die Organisation „DLNA“ (Digital Living Network Alliance) gegründet, um bessere Standards zu definieren und auch zu überprüfen. Wer die Prüfung besteht, bekommt dann deren Logo verpasst. Damit steigt die Chance, das Geräte, die das Logo tragen, auch miteinander funktionieren.
Aber egal welche Software auf dem Rechner läuft – dieser muss halt immer laufen, soll die Musik erreichbar sein. Je nach Rechnertyp ist das übers Jahr gerechnet nicht nur teuer, sondern auch laut. Wenn schon ein Rechner, dann könnte ein NetTop eine Lösung sein. Solch ein Rechner ist klein, kann mit externen Festplatten erweitert werden und ist mit rund 250 bis 400 Euro auch nicht zu teuer.
Die Alternative zum Rechner ist ein sogenanntes NAS (Network attached Storage). Von außen sieht ein solches NAS-Gerät aus wie eine externe Festplatte, was es im Grunde genommen ja auch ist. Allerdings stecken je nach Ausführung zwischen einer und zehn Platten in einem NAS.
Was die Speicherkapazität angeht, liegt man mit einem Terabyte schon mal nicht falsch. Wer gern größer plant, greift gleich zu zwei Terabyte. Zusätzlich zu den Festplatten werkelt im NAS aber auch noch ein Computer – allerdings meist ein recht kleiner mit LINUX als Betriebssystem. Da aber die Anforderungen an ein NAS nicht sehr hoch sind, reicht die Rechenleistung in der Regel aus. Bei Versionen mit zwei oder mehr Platten kann es sinnvoll sein, das Laufwerk in einem sicheren Modus zu betreiben, in dem die gleiche Information immer gleichzeitig auf zwei Festplatten landet. Das halbiert natürlich die maximale Kapazität um die Hälfte. Doch der Vorteil liegt auf der Hand – geht eine kaputt, bleibt immer noch die andere.
Der Anschluss eines NAS-Laufwerks ans Netzwerk ist meist ziemlich simpel: Stromkabel rein, Netzwerkkabel in ein freies Loch des Routers stecken und schon sollte sich alles automatisch einstellen. Das Gerät meldet sich dann selbständig im Netzwerk an und ist damit sofort erreichbar. Wie das geht? In einem Netzwerk hat jedes Gerät eine eigene Adresse, damit die Daten auch immer dort ankommen, wohin sie gehören. Eines der Geräte – meist der Router – übernimmt die Verteilung de Adressen automatisch und verwaltet sie. Erkennt er jetzt einen Neuling, sucht er eine frei Adresse raus, übergibt sie und schon hat das Netzwerk einen Anwohner mehr.
Wer das NAS-Laufwerk dann noch weiter verwalten möchte, um zum Beispiel verschiedene Musikordner anzulegen, findet oft ein beigepacktes Programm, das einmal installiert, den direkten Zugriff über einen PC erlaubt. Mache Hersteller bieten das Zugriffsprogramm nur für Windows an – wer also einen Mac hat, sollte das vorher klären. Im Grunde genommen kann man auch ohne extra Software auskommen, wenn die sogenannte IP-Adresse im Netzwerk bekannt ist. Denn damit und mit einem normalen Webbrowser kommt man auch an die Verwaltung der Festplattenspeicher ran. Wer aber beispielsweise nicht weiß, wie er eine IP-Adresse ermittelt, achtet besser auf ein entsprechendes Verwaltungsprogramm, um den Kontakt aufzunehmen.
Das ist auch nötig, wenn man die erweiterten Möglichkeiten des Geräts nutzen will. Wer möchte, kann genau festlegen, wer auf das Laufwerk zugreifen darf und neue Ordner anlegen. Wer sich jedoch nicht mit Netzwerken auskennt, lässt besser die Finger davon und beschränkt sich darauf, nur die „öffentlichen“ Verzeichnisse zu nutzen.
Fast alle NAS-Laufwerke haben auch gleich noch einen UpnP-Server mit an Bord. Besonders verbreitet ist auch hier der TWONKY-Server, was auch eine halbwegs vernünftige Kompatibilität mit einer Vielzahl von Geräten garantiert. Fast immer muss er allerdings eigens aktiviert werden. Doch bevor man an die Konfiguration geht, sollte erstmal die Musik auf die interne Festplatte übertragen werden. Am besten nimmt man dafür, wie schon erwähnt, ein Verzeichnis, das der Hersteller bereits für Musik eingerichtet hat, häufig „Music“ oder „Shared Music“ heißt und manchmal in einem übergeordneten Folder mit Namen „Public“ steckt. Geduld ist nötig bei der Übertragung der Musikdaten – je nach Größe dauert es Stunden, bis sich alles über das Netzwerk vom Rechner auf die NAS-Platte gequält hat. Erst dann sollte der UPnP-Server zum Leben erweckt werden. Es dauert eine Weile, bis das Programm startklar ist, denn erst muss es die Musiksammlung untersuchen und katalogisieren, damit später ohne große Verzögerung Musik zur Auswahl steht.
Einige NAS-Laufwerke auf dem Markt (Synoloy, QNAP) erlauben es, ebenfalls gleich das Squeeze-Server-Programm mitlaufen zu lassen. Damit kann auch das Logitech-System ohne externe Rechner leben. Man braucht allerdings schon einige Computerkenntnisse, wenn das ganze problemlos gelingen soll.
Wer die nicht hat, greift zur Luxuslösung. Seit kurzem bietet Maik Berendt, Hersteller des Rundum-Sorglos-Pakets zum einfachen Rippen von CDs namens RIPNAS ein Asset-NAS zum Preis von 795 Euro an. Asset-NAS steckt im gleichen netten Gehäuse wir sein Ripping-Bruder und kommt komplett vorkonfiguriert ins Haus. Der Musikordner ist bereits eingerichtet, der Asset-UPnP-Server läuft bereits und für Logitech-Kunden steht der Squeeze-Server zur Verfügung. Als Betriebssystem läuft wie schon beim RIPNAS ein Windows-Home-Server im Hintergrund und als Grundausstattung stecken zwei Terabyte an Festplattenspeicher unter dem Deckel. Wer mehr braucht, kann eine gleich großes Ergänzungsgerät mit vier Terabyte für 590 Euro dazukaufen. Und wem das immer noch nicht reicht, der nutzt alle drei USB-Ports des Asset-NAS für Erweiterungen und kommt auf insgesamt 14 Terabyte. Das reicht auch für richtig große Musiksammlungen.
Verglichen mit einem normalen NAS aus der Computerwelt, ist das Asset-NAS schon teurer, bietet aber auch eine Menge mehr. Der eingebaute INTEL Atom-Prozessor funktioniert ganz ohne Kühler, die Platten laufen besonders leise und das Windows-Homeserver-Betriebssystem kann bei Bedarf auch die komplette Datensicherung übernehmen. Und das nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Windows-Computer im gleichen Netzwerk. Und natürlich macht das Gehäuse einen deutlichen Unterschied. Ein Computer-NAS gehört in der Ecke, das Asset-NAS darf auch ins HiFi-Rack. Auch der Service rund um alles, was Audio betrifft, ist beim Asset-NAS ein anderer: Während beim Gerät aus dem Computershop eben genau jener für die Fragen zuständig ist, wird das Asset-NAS über den HiFi-Handel vertrieben. Das heißt zwar nicht, dass dort jemand alles über Netzwerke weiß, aber die Wege zum Hersteller sind kurz und direkt.
Aber egal, ob Computer, Einsteiger-NAS für kleines Geld oder Luxus-NAS von Maik Behrendt: Sobald die Musikdaten erst einmal im Netzwerk angekommen sind, steht die nötige Infrastruktur fürs Musikvergnügen. Jetzt wird es Zeit sich zu entscheiden, welches Wandlersystem es denn sein soll. Davon mehr in Teil3 von Computer und Hifi.
Markus Sauer: Guten Morgen, Paul. Wie gefällt es Dir hier in Europa?
Paul McGowan: Ich bin ein großer Europa-Fan und freue mich jedes Mal, wenn ich hier hin kommen kann. Heute morgen bin ich gejoggt. Direkt hier am Hotel ist ein Wald und Jürgen (Jürgen Sachweh, vom deutschen PS Audio-Vertrieb hifi2die4) hat mir erklärt, dass das Hotel am Rande eines Naherholungsgebietes liegt. Wie macht Ihr Europäer das nur? Bei uns in Amerika wäre schon längst ein Investor gekommen, hätte den Wald platt gemacht und teure neue Häuser hochgezogen.
Ich bin im Orange County nahe Los Angeles aufgewachsen. Als ich klein war, gab es da tatsächlich noch jede Menge Orangenbäume. Heute gibt es im ganzen County keinen einzigen mehr, alles ist zubetoniert.
MS: Na ja, Europäer leisten sich den Luxus von öffentlichem Raum, wahrscheinlich deshalb, weil wir viel weniger Raum haben als ein Land wie die Vereinigten Staaten.
Paul McGowan: Und ansonsten habe ich schon deshalb ein gutes Verhältnis zu Europa und insbesondere Deutschland, weil ich hier meine Frau Terri getroffen habe. Ich war damals bei der Army stationiert und habe Terri, die auch Amerikanerin ist, in München kennen gelernt, als sie dort Urlaub machte. Uns hat Deutschland so gut gefallen, dass wir beschlossen hatten, hier zu leben, wenn ich meine Army-Zeit hinter mir hätte. Ich hatte damals einen Nebenjob im Studio von Giorgio Moroder, wir haben jede Menge deutsche Cover-Versionen von internationalen Hits aufgenommen. Giorgio hatte mir einen festen Job angeboten.
Leider schickte mich die Army dann ein halbes Jahr vor Ende meiner Dienstzeit zurück in die USA, nach Fort Benning in Georgia. Sie hatten herausbekommen, dass ich meine Haare lang hatte wachsen lassen. Die anderen Soldaten setzten sich langhaarige Perücken auf, um nicht in der Freizeit mit dem uncoolen „Crew Cut“ herumlaufen zu müssen. Ich machte es andersherum, ich ließ meine Haare wachsen und setzte tagsüber eine Kurzhaarperücke auf. Als ich dann meine „Strafversetzung“ hinter mir hatte, war der Job bei Giorgio weg und er hatte jemand anderen gefunden.
MS: Paul, vielleicht können wir das Interview beginnen, indem Du kurz Deinen Werdegang und den von PS Audio schilderst.
Paul McGowan: Gegründet wurde PS Audio im Jahre 1974 von mir und Stan Warren, dem P und dem S im Firmennamen. Wir wollten beweisen, dass man großartigen Klang zu vernünftigen Preisen bieten konnte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Unser erstes Produkt war eine sehr erfolgreiche Phonovorstufe, dann kamen Vor- und Endstufen dazu.
1990 fragte mich Arnie Nudell, der vorher bei Infinity unter anderem für die Infinity Reference Standard verantwortlich gewesen war, ob ich mit ihm eine Lautsprecherfirma aufmachen wollte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, mit dem ich lieber zusammengearbeitet hätte als mit Arnie. Also sagte ich begeistert ja und verkaufte die Firma, aus der Stan bereits vorher ausgeschieden war, an Investoren, bei denen ich PS Audio in guten Händen wusste und die die Firma dann auch mehrere Jahre erfolgreich führten.
Die neue Lautsprecherfirma, die Arnie und ich gründeten, war Genesis. Zu Anfang machten wir preiswerte Modelle (5200 und 8200), aber dann wurden unsere Qualitätsansprüche unserem Vorlieferanten und Miteigner, der kanadischen Firma API, zu lästig. Nach drei Jahren standen wir ohne Produktion dar. Für den Aufbau unserer eigenen Produktion war es einfacher, mit sehr teuren Lautsprechern anzufangen, da wir dann keine so großen Mengen bewältigen mussten. Daraus entstand die Genesis I. Das Ziel war aber von Anfang an, auch wieder preiswerte Modelle zu bauen.
1997 suchte ich nach einer neuen Herausforderung, weil ich meine Interessen bei Genesis nur begrenzt einbringen konnte. Ich war nur für die Elektronik und die Genesis Digital Lens verantwortlich. Also sprach ich mit Arnie, der mich fragte, was ich mitnehmen wollte. Ich sagte, ich wollte nur die Rechte an der Digital Lens. Wir wurden uns schnell einig und sind bis heute befreundet.
Zur gleichen Zeit war der Eigentümer von PS Audio, dem unter anderem auch die Marke Threshold gehörte, in Probleme geraten. Für einen Dollar konnte ich die Rechte an dem Markennamen PS Audio erwerben.
Mit der wiedergeborenen Firma PS Audio, die anfangs nur aus mir und Terri bestand, wollte ich etwas Frisches, Neues machen. Bei all meinen elektronischen Designs vorher war mir die Bedeutung der Stromversorgung für den Klang immer sehr bewusst. Schon das erste PS Audio-Produkt, die Phonostufe, hatte ein Batterienetzteil. Klangfortschritte bei meinen Geräten hatte ich hauptsächlich durch Verbesserung der Netzteile erreicht. Der nächste logische Schritt war es, den Strom schon von Störungen zu reinigen, bevor er überhaupt in die Verstärker kam. Das war die Geburtsstunde des Power Plant, unseres Stromregenerators. Die Grundidee war es, den Netzstrom gleichzurichten und dann eine komplett neue, saubere Sinusschwingung als Wechselstrom wieder aufzubauen. Der Power Plant war sehr erfolgreich, die verschiedenen Nachfolgemodelle machen auch heute noch einen wesentlichen Teil unseres Umsatzes aus.
Ab 2002 boten wir dann auch wieder klassische Audio-Produkte an, angefangen mit der HCA (Hybrid class A) II Endstufe. „Hybrid“ deshalb, weil die Eingangsstufe Class A war, die Ausgangsstufe Class D. „II“ deshalb, weil es ein Infinity-Produkt gleichen Namens gab. Dieser Verstärker war auch wieder sehr erfolgreich, wir haben einige Tausend Exemplare verkauft. Heute haben wir wieder eine komplette Baureihe von Elektronik. Auf mittlere Sicht werden übrigens alle PS Audio-Produkte in einem Netzwerk verbunden werden können.
MS: Hatte die HCA II ein Schaltnetzteil?
Paul McGowan: Nein. Schaltnetzteile haben eine relativ hohe Ausgangsimpedanz, weil sie ein Filter brauchen, um die Schaltfrequenz aus den nachfolgenden Stufen herauszuhalten. Wir sind generell der Meinung, dass lineare Netzteile jedenfalls für Endstufen besser sind. Schaltnetzteile sind gut, wenn es um gleich bleibenden Leistungsbedarf geht. Bei Endverstärkern muss aber in Millisekunden auch mal ein Spitzenstrom von 60 Ampère bereit gestellt werden. Das können lineare Netzteile besser.
MS: Okay, damit sind wir in der Jetzt-Zeit angekommen. Womit beschäftigt sich PS Audio im Moment?
Paul McGowan: PS Audio hat das Ziel, Musik, egal auf welchem Medium sie gespeichert ist, also inklusive Vinyl, in einem Netzwerk verfügbar zu machen. Der Ausgangspunkt war meine Beschäftigung mit einem im Markt sehr erfolgreichen Multi-Room-System. Eines unserer Produkte ist ein D/A-Wandler, der DL III. Ich dachte, wunderbar, ich nehme dieses Multi-Room-System, das ich für sein hervorragendes und sehr leicht bedienbares User Interface sehr schätze, installiere es in meinem Haus, schließe meinen Wandler an und kann überall zufrieden Musik hören. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass die Klangqualität des Multi-Room-Systems Mist war. Der Grund dürfte darin liegen, dass alle mir bekannten Multi-Room-Systeme auf dem Markt von Leuten gemacht werden, die nicht aus der Audio-, sondern aus der Computerbranche kommen.
Also wollten wir herausfinden, warum die Klangqualität so miserabel war. Es geht einerseits um Timing-Probleme, den berühmten Jitter. Andererseits geht es auch um Spacing-Probleme, also wie lange die Bits sind. Das Ergebnis unserer Überlegungen sind drei Produkte, von denen zwei, ein Laufwerk und ein DAC, schon auf dem Markt sind, sowie ein Software-Paket.
Das erste Produkt ist der PerfectWave Transport. Den Namen haben wir übrigens durch einen Aufruf in unserem Newsletter gefunden. Wir baten die Leser, uns Namensvorschläge zu machen, und setzten einen Preis für den besten Vorschlag aus. Der Name, der uns dann am besten gefiel, war PerfectWave.
MS: Die Zielgruppe sind also Surfer?
Paul McGowan: (lacht) Na ja, das wäre dann wohl doch etwas zu eng. Aber der Namensgeber wohnt tatsächlich in Kalifornien. Er ist aber, so weit ich weiß, kein Surfer, sondern jemand, der professionell Namen für Produkte erfindet und unter anderem schon die Namen für mehrere Automodelle geliefert hat. Beim PerfectWave Transport war unsere Grundidee, den Datenstrom von der Auslesung aus dem physischen Medium zu entkoppeln. Der PWT war übrigens das schwierigste Projekt in den 35 Jahren, in denen ich mich mit Audio beschäftigt hatte, ein echter „ball buster“, wie wir bei uns sagen.
Wir fanden kein CD-Laufwerk auf dem Markt, das unseren Anforderungen genügte. Wir haben uns letztendlich für ein DVD-ROM-Laufwerk entschieden und dieses gründlich umgebaut. Das DVD-ROM-Laufwerk nehmen wir, weil es uns erlaubt, eine CD bis zu 84 Mal abzuspielen, bis wir sicher sind, keine Datenfehler zu haben, die durch Interpolation ausgeglichen werden müssten. Die so ausgelesenen Daten werden dann in einem 64-MB Zwischenspeicher abgelegt.
MS: Warum ist der Speicher nicht gleich auf 1 GB ausgelegt, so dass die gesamte Datenmenge der CD auf dem Solid State Speicher zur Verfügung steht?
Paul McGowan: Weil der Nutzer dann mehrere Minuten warten müsste, bis die CD komplett ausgelesen ist und er endlich Musik hören kann. So eine lange Wartezeit wollten wir nicht, sie würde unsere Kunden verärgern. Unser Laufwerk sollte sich, trotz abweichenden Funktionsprinzips, weitgehend so verhalten wie ein normales CD-Laufwerk, das Daten in Echtzeit ausliest und ausgibt.
Andererseits war es uns wichtig, dass der Datenstrom, der aus dem Zwischenspeicher herauskommt, nicht mir irgendetwas anderem im PWT synchron ist, schon gar nicht mit etwas so – relativ – langsam Reagierendem wie dem DVD-Laufwerk.
MS: Da möchte ich mal einhaken. Andere Hersteller, insbesondere von Wandlern, behaupten, dass die Datenquelle letztendlich ohne Bedeutung sei, das oft gehörte „Bits sind Bits“-Argument. Wenn man die ankommenden Bits asynchron wandle, komme es nur noch auf die Qualität des Taktgebers im Wandler an. Jitter im Eingangssignal werde dadurch vollständig unterdrückt, so dass der billigste DVD-Player vom Kaffeeröster nebenan als Datenquelle genauso geeignet ist wie hoch gezüchtete High-End-CD-Laufwerke.
Paul McGowan: Schön wär‘s. Dass Bits nicht gleich Bits sind, wusste ich schon seit der Genesis Digital Lens, und das zeigt sich auch, wenn man verschiedene Kabel zwischen Laufwerk und Wandler einschleift. Man kann auch unterschiedliche Laufwerke hören. Hierauf im Einzelnen einzugehen, würde aber sicherlich zu weit führen.
Auch bei Abtastratenwandlern bin ich skeptisch. Ich höre eine Veränderung des Audio-Signals, wenn so ein Abtastratenwandler im Spiel ist. Beim PerfectWave DAC (PWD) bieten wir natürlich auch das Upsampeln von 44,1 Kilohertz CD-Daten auf 192 Kilohertz an, mit diversen Zwischenschritten und Bitlängen, aber ich höre am liebsten mit dem, was wir Native Mode nennen, wenn also keinerlei Abtastratenwandlung stattfindet, noch nicht mal von 44,1 auf 44,1 Kilohertz (Re-Clocking), wie das fast jeder andere Wandler macht, sondern wenn das Signal so verarbeitet wird, wie es von der CD kommt. Eine tragfähige technische Begründung kann ich nicht wirklich nennen; ich bin im Grundsatz ein analoger Ingenieur, wir müssten einen meiner Digital-Ingenieure befragen. Die klanglichen Ergebnisse lassen sich in unserem Hörraum jedenfalls nachvollziehen. Das funktioniert aber nur mit der I²S-Verbindung.
Wenn ich zunächst noch einmal zum PWT zurückkommen darf, der zweite Grund, warum wir uns für das DVD-ROM-Laufwerk entschieden haben, ist, dass das Laufwerk nicht auf CDs beschränkt sein, sondern auch für hochauflösenden Formate offen sein sollte. Unser PWT spielt zum Beispiel auch die HRx-Scheiben von Reference Recordings.
Der PWT hat die üblichen Ausgänge: S/PDIF in Koax und optisch sowie AES/EBU. Diese Ausgänge benutzen alle das S/PDIF (Sony/Philips Digital Interface) Format, bei dem vier Signale zu einem einzigen Datenstrom zusammengefasst werden. Master Clock, Word Clock, Bit Clock und schließlich die Musikdaten. Intern arbeitet jedes Laufwerk respektive jeder CD-Player mit dem sogenannten I²S Signal, die Abkürzung steht für Integrated Interchip Sound. Bei diesem Format sind Musikdaten und Datentakt (Clock Signal) voneinander getrennt und können sich nicht gegenseitig beeinflussen. Wir bieten unseren Kunden dieses Datenformat zusätzlich an einem Ausgang an, der mit einer HDMI-Buchse versehen ist. Wohlgemerkt: das Laufwerk liefert keine Videodaten, wir benutzen nur die HDMI-Buchse, weil sie sorgfältig definierte Impedanzen bietet und weil es sehr gute und bezahlbare HDMI-Kabel gibt, die unserer Erfahrung nach besser funktionieren als die üblichen CAT-5 oder -6-Kabel. Über diese HDMI-Verbindung wird das nach Musik und Takt getrennte Signal an den PWD geliefert. Und wenn dieses Signal dann im Native Mode wiedergegeben wird, klingt das nach unserer Erfahrung deutlich besser, als wenn Daten aus dem S/PDIF-Signal heraus gerechnet werden, wie dies bei 99,9 Prozent der anderen Angebote auf dem Weltmarkt der Fall ist. Unsere Kunden können das nachvollziehen, indem sie zwischen dem Native Mode und den verschiedenen Oversampling-Möglichkeiten hin und her schalten.
Unsere Lösung haben wir übrigens auf verschiedenen DIY-Webseiten veröffentlicht, beispielsweise auf diyaudio.com, weil wir es gut fänden, wenn die Audio-Community im Allgemeinen sowie andere Hersteller unsere Idee aufgreifen. Wir glauben, dass dies einen spürbaren Fortschritt bringen würde.
Der PWD hat natürlich einen I²S-Eingang mit der HDMI-Buchse und daneben die „normalen“ Eingänge. Ansonsten ist er ein äußerst sauber gemachter DAC, der zudem auch noch als Vorverstärker dienen kann. Seine Ausgangsstufe ist stark genug, eine Endstufe direkt anzutreiben. Bei sehr langen Verbindungskabeln sollte man allerdings den symmetrischen Ausgang benutzen.
MS: Und das dritte Produkt?
Paul McGowan: Das ist unsere PerfectWave Bridge, die in ein paar Wochen erhältlich sein wird. Wenn ich eben gesagt habe, dass der PWT das schwierigste Projekt war, das PS Audio je unternommen hat – das war gar nichts im Vergleich zu dem, womit wir bei der Bridge kämpfen mussten.
Die Bridge ist eine Schnittstelle, die in einen dafür bereits vorgesehenen Schlitz auf der Rückseite des PWD eingesetzt wird. Über diese Schnittstelle kann der PWD dann mit allem kommunizieren, was an einen Router in einem Netzwerk angehängt werden kann wie Server, NAS, Laptop – egal. Wir benutzen das UPnP (Universal Plug’n’Play) Format. Die Bridge kann Daten bis zu 192 kHz und bis zu 32 Bit verarbeiten.
Die Bridge funktioniert mit jeder UPnP-Software, aber wir sind auch dabei, unsere eigene Software herauszubringen. Als ich angefangen habe, mit iTunes zu spielen, hat es mich geärgert, dass bestimmte Funktionen in iTunes wie das Importieren von Covern zum Teil recht umständlich waren. Und wir haben viele Kunden, erfolgreiche Leute, bei denen es bestimmt nicht an Intelligenz mangelt, die uns sagen, sie haben einfach keine Lust, sich mit Computern und Programmen herumzuschlagen. Sie wollen etwas, das sie nur anschließen müssen, damit es funktioniert.
Keines der auf dem Markt erhältlichen Produkte ist so einfach zu bedienen, wie unsere Kunden es wollen. Es ist vielleicht naiv, aber ich war der festen Überzeugung, dass man das besser machen könnte. Das Ergebnis ist unsere PerfectWave Software, die wir nicht nur unseren Kunden, sondern jedem Interessenten weltweit kostenlos zur Verfügung stellen wollen.
Einfach war es natürlich nicht. Die Entwicklung dieser Software kostete ein Vermögen für ein Unternehmen unserer Größe. Wir haben derzeit 30 fest angestellte Mitarbeiter. Für die Bridge und die Software haben wir ein internationales Team von 12 Spezialisten und Programmierern zusammengestellt, die jetzt zusätzlich in Vollzeit für uns tätig sind.
MS: Wie könnt Ihr Euch es dann leisten, die Software zu verschenken?
Paul McGowan: Wir verstehen das als Werbemaßnahme. Wir hoffen, dass sehr viele Leute unsere Software benutzen werden. Wenn die dann den Namen PS Audio mit etwas nützlichem und gut funktionierendem verbinden, gewinnen wir mittel- und langfristig hoffentlich weitere Kunden für unsere Produkte. Unsere Software ist zur Steuerung jedes Netzwerks geeignet, das auf dem UPnP-Protokoll basiert, also auch für Produkte unserer Mitbewerber. Ich habe hier ein iPad, mit dem ich unsere Software vorführen kann.
Im Grunde funktioniert unsere Software so, wie man es auch von anderen Herstellern kennt: Alben oder einzelne Songs werden gespeichert und können nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden, man kann Playlists erstellen, und so weiter. Das besondere ist, dass das Speichern und Organisieren so einfach ist: Der Benutzer muss nur seine CD einlesen, alles andere macht die Software beziehungsweise wir!
Ein Feature, auf das ich sehr stolz bin: Wenn man den Finger ein paar Sekunden auf den Namen eines Titels hält und dann nach rechts bewegt, ist dieser Song automatisch in die eigene Playlist eingefügt. Außerdem haben wir rechts oben auf dem Bildschirm ein kleines, kursives „i“ wie Information eingerichtet. Wenn man einen Titel oder ein Album ausgesucht hat und diesen Button anklickt, bekommt man Informationen zu diesem Titel oder Album.
Aber das eigentlich Interessante ist, dass unsere Software über das Internet auf einen Server hier bei uns in Boulder, Colorado zurückgreift und von dort die Metadaten inklusive Cover herunterlädt. Und wenn unsere Library, wie wir sie nennen, noch Lücken hat, dann wird einer unserer Mitarbeiter sich sofort auf die Suche machen und zum Beispiel das Cover finden. Wir sehen das als Service für die Benutzer unserer Software.
MS: Funktioniert das nur mit Apple-Produkten als Bedienung?
Paul McGowan: Im Moment haben wir Apps für iPad, iPod Touch und iPhone (die allerdings noch im Lizenzierungs-Verfahren bei Apple sind), und natürlich kann man unsere Software nicht nur auf Apple-Computern, sondern auch auf Windows-Maschinen installieren, wenn man sich einen Rechner oder ein Laptop ins Wohnzimmer stellen will. Zu Hause benutze ich derzeit einen iPod Touch, aber wir arbeiten an unserer eigenen Fernbedienung, die dann so ähnlich wie ein Touch funktionieren wird.
MS: Paul, vielen Dank für das Gespräch.
Es ist kaum 30 Jahre her, da assoziierte man das Ruhrgebiet mit grauen Landschaften, die den Niedergang der Steinkohleförderung und Stahlerzeugung illustrierten. Mittlerweile ist das Grün zurück gekehrt, neue Gewerbezweige ergänzen die geschrumpfte Montanindustrie. Aufgegebene Zechenbauten und still gelegte Hochöfen werden als Industriedenkmäler geschätzt. Der Charme der Industriekultur zieht nicht nur Touristen an, sondern führt auch dazu, dass die traditionell starke regionale Verbundenheit gefestigt wird. Waren früher industrielle Infrastruktur und Wohnraum nicht nur räumliche und bestimmungsgemäße Gegensätze, so verschmilzt heute die Ästhetik der industriellen Vergangenheit mit dem zeitgemäßen Anspruch großzügigen Wohn- und Arbeitsraumes. Verlassene Fabrikhallen werden zu hippen Lofts, Zechen zu Ausstellungsräumen – und eine alte Malzfabrik zur Heimstätte einer der bemerkenswertesten Adressen deutscher audiophiler Kultur: Holger Steins Lebenswerk, die Firma Steinmusic in Mülheim a. d. Ruhr.
Ein Blick durch das grüne Eingangstor des imposanten Ziegelsteinbaus macht deutlich, dass unter diesem Dach vieles Platz hat. Der erste Eindruck ist kein technischer, Kunst empfängt den Besucher. Hinter den Ölgemälden steht der schöpferische Geist von Gabriele Stein, der Dame des Hauses. Sie ist es auch, die den Überblick über die dicken Aktenordner hinter der Staffelei wahrt, die von 25 Jahren Geschäftstätigkeit zeugen. Gleich nebenan stapeln sich gute Tropfen edlen Weins. Hier hat offensichtlich jemand seine Vorstellung von Lebensqualität verwirklicht und schafft es, Verbindungen zwischen verschiedensten Lebensbereichen organisch bestehen zu lassen.
Erst nach einigen Metern steht zur Rechten eine kleine Glasvitrine mit Produkten des Hauses als Appetitanreger auf all die Schätze, die auf den weiteren Ebenen der Malzfabrik noch auf den Besucher warten. Doch vorerst passiert man noch den Flaschenhals des Bauteilelagers, das garantiert, dass der Käufer noch auf Jahre mit Ersatzteilen seiner Lieblingsgeräte versorgt werden kann.
Die hellen Fenster des Arbeitsbereiches wo der Meister selbst, von Messgeräten umgeben, Hand an die Entwicklung der umfangreichen Produktpalette legt, sind bereits in Sicht, als der Vorwärtsdrang des Besuchers jäh unterbrochen wird:
Eine Katze stellt sich mir in den Weg. Sie erweckt nicht etwa dadurch Aufmerksamkeit, dass sie bloß um die Beine schleicht und einen Katzenbuckel macht. Ihr Auftreten hat etwas Bestimmendes, Forderndes, das durch linkisches hinter dem Ohr kraulen und schmeichelndes Zureden offensichtlich nicht befriedigt werden kann.
Holger Stein, durch Zuruf zu Rate gezogen und bei Steinmusic tatsächlich für alle Problemlösungen zuständig, klärt nach einem freundlichen Hallo die Situation rasch und präzise, wie es seine Art ist. Er drückt auf einen Knopf. Die Katze ist passionierte Liftfahrerin und wenn sie auf der Suche nach Nahrung in den Wohnbereich der oberen Stockwerke will und gerade keine Lust auf Treppensteigen hat, ruft sie nach dem Liftboy. Holger Stein erfüllt diese Rolle mit Gelassenheit, die durch meinen verdutzten Blick ob des so selbständigen Hausgenossen in keiner Weise beeinflusst wird. Die Katze entschwindet alleine nach oben, wir begeben uns in Allerheiligste, den Ort, an dem gedacht und gelötet wird.
Eine mächtige Vorstufe eines renommierten Herstellers, die auf Wunsch eines Kunden von Holger Stein noch ein wenig „nach vorne gebracht“ werden soll, wird rasch zur Seite geräumt, bald wird sie mit coladosengroßen Elkos fast so gut klingen, wie die von Holger Stein selbst entwickelten Geräte.
„Die vielen Rollen des Holger Stein sind mir ja bekannt, der Katzenversteher war mir neu.“
„Muss auch sein, nützt ja nichts.“
Diese Aussage ist mir von Holger Stein vertraut, ebenso das jugendliche Lächeln, das sie begleitet.
Viele Herausforderungen hat er mit dieser unprätentiösen Herangehensweise in den letzten Jahren bewältigt. Steinmusic hat durch seinen konsequenten Einsatz den Sprung vom Geheimtipp zum Hersteller von anspruchsvollen und ästhetischen Serienprodukten geschafft.
Mir ist noch ein Bild anlässlich eines Besuches vor einigen Jahren vor Augen, als Holger Stein mit seinen Mitarbeitern die Nacht zum Tage machte (muss auch sein, nützt ja nichts), um eine Charge der besonders gefragten Geräte zur sauberen Stromaufbereitung fristgerecht ausliefern zu können. Durch solch großen Einsatz und stets im engen Wechselspiel mit den Bedürfnissen treuer Stammkunden wurde im Laufe der Jahre eine umfangreiche Produktpalette entwickelt. Sie ist nicht nur Zeichen der unglaublichen technischen Kreativität ihres Schöpfers und somit der Traum eines jeden Audiophilen, sondern auch der Albtraum jedes kostenbewußten Lean Production Verfechters.
Sie suchen ein Quellgerät, analog oder digital, oder einen absoluten High End D/A Wandler? Steinmusic hat entsprechendes in unterschiedlichen Ausbaustufen bereit. Vorstufen, Endstufen, Schaltungen mit Röhren, Transistoren, Mosfets? Selbstverständlich, gerne auch ausbaubar. Auf die Spitze getriebene Netzteile, Maßnahmen zur Schwingungsdämpfung, Gerätefüße, Spezialkabel zur Stromversorgung, diverse Interconnect- oder Lautsprecherkabel, solid Core, Litze oder Folie? Natürlich, wie hätten Sie es denn gerne?
Irgendwann war der Punkt erreicht, dem ganzen auch eigene Lautsprecher hinzuzufügen (muss auch sein, nützt ja nichts), besonders da die gängigen Modelle den Vorstellungen des Meisters nicht entsprachen. So gilt mein Besuch auch dem umfangreichen Probehören des Vollbereichslautsprechers SP 1.1 , der die Faszination der Breitbänder auch einem breiten Publikum zugänglich macht, das auf kompakte Gehäuseabmessungen und ästhetische Formgebung wert legt. Neben konventionellen Lautsprecherentwicklungen der letzten Jahre hat sich hier Holger Stein in jahrelanger Arbeit selbst einen Traum erfüllt: Einen Schallwandler, in dessen Frequenzweiche mit Sicherheit „nichts mehr verloren geht“ – weil er nämlich gänzlich ohne Weichenschaltung auskommt!“ Zu diesem Zwecke wurde das 20 cm Chassis in kleinen Schritten behutsam optimiert und über Jahre an der ausgeklügelten Gehäusegeometrie gefeilt.
„Was war denn das Entwicklungsziel, rein klanglich?“
„Ich möchte Musik über meine Kette so hören, wie ich sie aus dem Live-Konzert kenne. Als Referenz nehme ich deshalb immer Stücke her, die ich persönlich aus der eigenen Erfahrung her kenne. Zum Glück habe ich einige Kunden, die selbst aktive Musiker sind.“
Die Lifttüre öffnet sich, gelassen und sichtlich wohlgenährt schaut Nele, die Katze, nach dem Rechten. Neben dem Lötkolben rollt sie sich auf einem Stuhl zusammen und leckt sich die Vorderpfoten. Wir begeben uns, zu Fuß, in eines der drei Vorführstudios der 2. Etage. Sogleich dreht sich im Laufwerk DX 3, über Excel NF Kabel mit Masterclass Vor- und Endstufe verbunden, eine Aufnahme des Concerto per violino in do maggioreRV 175 von Antonio Vivaldi, das von Florian Deuter und Monica Waisman bei Harmonie Universelle eingespielt wurde.
„Die beiden sind übrigens langjährige Kunden, die bei unserer Hausmesse auch mit ihren Instrumenten anwesend sind.“
„… dann bleibt dem Besucher im Vergleich mit dem Original ja absolut nichts verborgen, was die Wiedergabekette an Veränderung dem Musiksignal hinzufügt – oder weglässt!“
„So soll es doch auch sein, ist doch schön.“ Selten habe ich Hersteller erlebt, die dem Vergleich mit Live-Musik so selbstbewusst gegenüber stehen. „Nützt ja nichts“, wollte ich schon fast selbst hinzufügen.
Der Breitbänder spielt wahrlich live-haftig auf, mal direkt und schonungslos, mal weich und schmeichlerisch präsentiert er die Saiten der Violine. Wie sieht es mit natürlichen Stimmen aus? Gibt es vielleicht da auch einen Kunden, der persönlich vorsingt, ziehe ich Herrn Stein auf. „Nicht direkt… trotzdem habe ich ein schönes Beispiel.“
Zu meinem Erstaunen erklingt die Stimme von Lou Reed, nein, er ist nicht der Holger Stein Kunde, aber der Herr am Klavier: Friedrich Paravicini. Als Lou Reed sein Konzeptalbum Raven einspielte, brauchte er jemanden, der ihn bei den ersten Takes am Klavier begleitete. Friedrich Paravicini, anerkannter Studio Musiker, Begleiter von Annett Louisan, ja Holger Stein Kunde, wurde kurzfristig engagiert.
„It might be nice to disappear”, haucht Lou Reed heiser ins Mikrofon, „to have a vanishing act” und kommt dabei absolute authentisch in seiner Versunkenheit rüber. Auch die Lautsprecher sind ein totaler „vanishing act“, die Musik kommt aus dem Raum. Lou Reed ist unmissverständlich „close miked“ aufgenommen. Drei Röhrenmikrofone fangen die intime Aufnahmesituation ein, zwei am Flügel, eins am Gesang. Die Aufnahme ist faszinierend, ich möchte mehr vom Setting erfahren.
Holger Stein wählt kurzer Hand eine Nummer und reicht mir den Hörer. Die Verbindung ist hergestellt, Hr. Paravicini erzählt locker von seinen Erfahrungen mit dem Weltstar Lou Reed.
„Ich nahm an einem 50er Jahre Steinway Platz und habe mich nur kurz eingespielt. Das Instrument klang rund und weich, geradezu lieblich. Lou Reed hatte einen Kopfhörer schräg am Kopf, alles war sehr entspannt. Der Klang des Steinways hat mich sofort eingenommen. Der Flügel hatte einen runden Sound, wie man ihn ähnlich von Bill Evans kennt. Im Grunde sollte es nur ein Pilot-Vocal sein. Lou Reed wollte sich begleiten lassen, um für eine spätere Abmischung den Vocal Track fertig zu haben. Wir haben das also live eingespielt, ohne groß zu proben, beim Abhören war bald klar, dass es in dieser Intimität genau so perfekt war. Also wurde es gegen den ursprünglichen Plan nicht weiter remixed oder instrumentiert. Hört Ihr den Track gerade mit Holgers neuem Lautsprecher?“
„Ja, deshalb rufen wir an. Die Aufnahme ist geradezu beklemmend nah.“
„Ich mag Holgers Sachen, weil ich die Lebendigkeit und Dynamik brauche. Ich mag beim Musikhören nicht nachdenken, ob es richtig oder falsch ist, ich brauche auch bei der Wiedergabe Spaß und Freude. Den ganzen audiophilen Wahnsinn habe ich übrigens in der Vergangenheit auch schon mitgemacht.“
„Gab’s mit Lou Reed nach dieser kurzen Erfahrung noch weiteren Kontakt?“
„Nach einigen Wochen kam ein Anruf: Bin übermorgen bei David Letterman in der Show, hast Du Zeit? Also bin ich rüber geflogen. War cool.“
Kennt schon interessante Leute, der Herr Stein, denke ich. Noch während des Gesprächs mit Herrn Paravicini kommt ein Ruf aus der 3. Etage der Malzfabrik: Zeit zum Mittagessen. Wir nehmen den Lift, ich vermisse die Katze. In der großzügigen Wohnküche findet sich wieder die Erfahrung von savoir vivre und der organischen Verbindung von Lebenswelten. Gabriele Stein hat gekocht, man möchte ihr ungesehen ein paar Sterne verleihen.
Um den großen Tisch sitzen unter anderem zwei Mitarbeiter, deren Nach-Hause-Weg zu weit wäre, die Kinder im Teenageralter trudeln von der Schule ein und bringen Freunde mit. Ein Geschäftspartner schaut auch noch vorbei, bringt eine Flasche Wein mit, natürlich kriegt er auch noch eine reichliche Portion. Die Kinder gehen ihrer Wege, die Gespräche konzentrieren sich auf die Konzeptideen hinter den Entwicklungen bei Steinmusic.
„Worauf konzentriert sich Steinmusic bei der Entwicklung neuer Produkte?“
„Das Grundkonzept muss natürlich bei jedem Produkt passen. Du kannst aus allen Zutaten gute und schlechte Sachen kreieren. Daneben gibt es aber eine handvoll Dinge, die mir als Rahmenbedingungen immer wichtig sind.“
„Das wäre?“
„Das ganze Thema Stromversorgung, die mechanische Seite, besonders der Umgang mit Schwingungen, die Leiterbahnführung mit einem zentralen Bezugspunkte der Masse oder die Qualität des Gehäuses als Teil des mechanischen Konzeptes.“
„Holger Stein ist seit Jahren dafür bekannt, die absolute Instanz im Thema Bauteileauswahl zu sein. Da gibt es doch immer wieder Anfragen von Kunden und sogar Herstellern, die einen Rat zur Optimierung brauchen.“
„Wir arbeiten nur mit diskret aufgebauten Schaltungen und verwenden viel Zeit darauf, zum Beispiel Kondensatoren auszusuchen, die vom Klangcharakter unseren Vorstellungen entsprechen. Gleiche Bauteilwerte klingen natürlich nicht automatisch gleich.“
„Worauf habt Ihr Euch fokussiert, Black Gates?“
„Die sind von der Qualität sehr gut, keine Frage. Im Digitalbereich verwende ich zudem gerne OSCONS, die blauen, die sind sehr ausgewogen und stimmig und zählen mit zu meinen Favoriten. Panasonic sind sehr offen und frei und haben einen sehr schlanken Charakter. Für manche Hörer kann sich dadurch ein Mangel an Substanz ergeben, wenn man sie allein verwendet. Dann kombiniere ich sie gerne mit Rubicon Kondensatoren, die sind wärmer und haben mehr Körper. Panasonic und Rubicon ergänzen sich fantastisch.“
„Das klingt wie die Beschreibung eines guten Kochrezeptes.“ Ich war gedanklich wieder kurz zu Gabriele Steins lukullischen Köstlichkeiten abgeschweift.
„Die meisten guten Gerichte haben mehr als ein Gewürz. Ich brauche beides, die Spannung und das Zusammenspiel.“
„Wenn also ein Verstärker am Prüfstand ist und die Wiedergabe eines Kontrabasses voller und wärmer gestaltet werden soll, greife ich also in die Kiste mit den Rubicons?“
„Das wäre zumindest eine Möglichkeit.“
Wir verlassen die Privaträume und fahren mit dem Lift ins Lager, wieder ohne Katze. Herr Stein packt ein paar der soeben angelieferten Gehäuse für CD Player und Verstärker aus. „Wir haben einen Industriedesigner beauftragt, sich einmal grundsätzlich Gedanken zu machen. Das Gehäuse als Teil des mechanischen Konzeptes darf auch schön sein und soll ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Im Inneren geben wir extrem acht, dass die unweigerlich auftretenden Schwingungen in Bereiche gelegt werden, wo sie der menschlichen Wahrnehmung angenehm sind. Dazu verwenden wir auch Materialien wie Geigenstege, Bronze, spezielle Holzverbindungen und Lacke.“
Neben den beeindruckenden Designstücken stehen im Regal auch einige Röhrengeräte aus der guten alten Zeit, die penibel restauriert sind. Der Röhrenfreund in mir fühlt sich sofort zu Hause. Kann man klanglichen Entwicklungen einer Firma misstrauen, deren Eigentümer auch mit Röhrentechnik sozialisiert wurde und dennoch seinen Weg in der Anwendung der Mittel absolut pragmatisch geht?
„Ich bin gegen Glaubenskriege, etwa „Transistor gegen Röhre". Was zählt ist einzig, dass ich durch die Musik über meine Wiedergabekette bereichert werde.“
Sagt’s, bückt sich nach einer Flasche Wein, und wischt kurz über das Etikett.
„Ein hervorragender Tropfen, auch wenn er vordergründig nicht so aussieht. Der sollte zu Hause doch eine gute Erinnerung an den Besuch in der Malzfabrik sein.“
Als ich erwähne, dass mich mein Weg zu Herrn Lukaschek von BENZ MICRO in die Schweiz führt, wird sofort noch eine Flasche eingepackt. „Für Albert.“ Gute Leute kennen sich. Im Büro gehen wir auf die sehr informative Website und drucken die beeindruckend vielfältige Produktübersicht samt Preisliste aus. In die Verabschiedung platzt ein Kunde, der unbedingt direkt vorbei kommen wollte, um zu berichten, wie glücklich er mit den neuen Geräten ist. Wie um sich selbst was Gutes zu tun, nimmt er noch ein Set der Unterstellfüße Naturals mit. Ich übrigens auch.
Auf dem Weg hinaus begegne ich der Katze. Ich kraule sie hinter dem Ohr, begleite sie zum Lift und drücke auf den Knopf. Ich habe etwas dazu gelernt an diesem Tag bei Steinmusic in Mülheim an der Ruhr.
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Unter Analogfreunden hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man um eine vernünftige Reinigung der Vinylscheiben nicht herumkommt. Über das „wie‟ wird fröhlich diskutiert – und jetzt bringt Reiner Gläss auch noch eine neue Variante dazu, die Ultraschallreinigung. Ist das eine interessante Alternative zu den bekannten Verfahren? Wir werden sehen …
Die meisten Freunde der schwarzen Scheiben sind Jäger und Sammler und wohl jeder hat sich schon mal über den Zustand von Neuerwerbungen geärgert, ganz egal, ob sie vom Flohmarkt stammen, aus den Weiten des Internet gefischt oder neu gekauft wurden. Bei gebrauchten Platten ist so gut wie jeder Zustand möglich, von neuwertig bis zu unbrauchbar, je nachdem, ob sie aus einer gepflegten Privatsammlung stammen oder diverse Partyfolterungen über sich ergehen lassen mussten. Aber auch neue Langspielplatten aus aktueller Produktion sind bei weitem nicht „porentief rein‟, um einen alten Werbespruch aufzugreifen. Wo diese Verschmutzungen herkommen, sei hier mal dahingestellt – sie sind vorhanden und müssen weg. Also ist in nahezu jedem Fall eine gründliche Reinigung notwendig. Diese Thematik ist nun wirklich nicht neu, wie die schon längere Historie von Schallplattenwaschmaschinen belegt. Auch nicht neu ist die fast immer gleiche Reaktion unkundiger Mitmenschen, die sich ernsthaft Sorgen um den Geisteszustand des Eigners einer Plattenwaschmaschine machen. Das legt sich zwar zum Teil nach einer Demonstration der Wirkung, trotzdem bleibt weithin das Unverständnis für die meist doch recht üppige Investition bestehen.
Recht früh wurde erkannt, dass eine vernünftige Reinigung ohne Flüssigkeit nicht richtig funktioniert. So kamen die ersten Plattenwaschmaschinen auf den Markt, die wegen geringer Stückzahlen zwangsläufig zu stolzen Preisen verkauft wurden. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot technisch und preislich breiter. Es reicht aktuell von der handbetriebenen Wäsche per Knosti-Apparat über Liniensauger (VPI, Hannl etc.) zu Punktsaugern, deren Urvater die sehr teure Keith Monks war. Dieses Prinzip wird aktuell von Loricraft und Sven Berkner gepflegt, einen Nachbau der Keith Monks von einem deutschen Händler gibt es auch. Bei all diesen Maschinen wird reichlich Flüssigkeit auf die Platte gegeben, mit einer Bürste verteilt und in die Rille eingearbeitet und anschließend abgesaugt. Und: Sie alle kosten immer noch ordentlich Geld. Als rein manuelle, billige und effiziente Methode gibt es noch die Microfasertücher, deren Gebrauch von Frank Wonneberg (der mit dem Vinyl-Lexikon) initiiert wurde. Mit Ausnahme der Knosti habe ich über die Jahre alle Methoden ausprobiert. Aktuell teilen sich die SB 1 Pro von Sven Berkner und die Microfasertuchmethode die Reinigungsarbeit bei mir.
Auf vielen Gebieten ist seit geraumer Zeit die höchst wirkungsvolle Reinigung mittels Ultraschall bekannt und folgerichtig hat es nicht an Versuchen gefehlt, dieses Prinzip auf die Schallplattenreinigung anzuwenden. Die Problematik dabei ist, dass das zu reinigende Teil zwingend in Flüssigkeit getaucht sein muss. Der Schutz des Plattenlabels war immer ein Knackpunkt, ebenso die Trockenlegung der LP nach erfolgter Ultraschallreinigung. Über Prototypen sind die bisherigen Ansätze nicht hinausgekommen. Die boten zwar eine, wie erwartet, erstklassige Reinigungswirkung, waren aber in der Anwendung so gut wie unzumutbar.
Nun hat sich Reiner Gläss der Sache angenommen, der sich bisher mit Behandlungsmethoden für CDs beschäftigt hat. Herausgekommen ist dabei ein kompaktes Maschinchen namens VINYL CLEANER, das mit einem geradezu verblüffenden Bedienkomfort blitzsaubere LPs liefert. Dahinter steckt ein beachtlicher technischer Aufwand, den sich Reiner Gläss erfreulicherweise nicht vergolden lässt – nur angemessen bezahlen.
Der Vinyl Cleaner ist eine kompakte Kiste aus Kunststoff, die in zwei Ebenen unterteilt ist. Die untere Abteilung enthält den Vorrat an Reinigungsflüssigkeit, die sich aus 4,5 Liter destilliertem Wasser und 20 Milliliter eines speziellen Reinigungskonzentrats zusammensetzt. Dieses ist auch als einziges Zusatzmittel erlaubt, da die bekannten Mittelchen nicht die gewünschte Wirkung erzielen und außerdem zu heftiger Schaumbildung führen können. Der richtige Pegelstand wird durch einen Schwimmer in einem Sichtfenster angezeigt. Im Betrieb wird die Reinigungsflüssigkeit nach oben gepumpt, so dass der in der Maschine befindliche Teil der LP zu gut 90 Prozent „unter Wasser“ ist. Mit zwei O-Ringen, die auf rotierende Walzen gespannt sind, wird die LP in Drehung gegen den Uhrzeigersinn versetzt. Die von oben sichtbaren zwei Paar Mikrofaser-Walzen rotieren auch und zwar ein Paar mitläufig und eines gegenläufig zur Rotation der LP. Sie sind nicht für die Bewegung der LP zuständig, sondern für die permanente Umwälzung der Flüssigkeit an der Plattenoberfläche und den Flüssigkeitstransport auf den Innenbereich der LP, der nicht eingetaucht ist. Bei dieser Umwälzung werden die gelösten Schmutzpartikel mit abtransportiert. Die gesamte Flüssigkeit überströmt während des Waschvorgangs ständig den Nassfilter auf der Rückseite, so dass an den beiden Plattenseiten immer gereinigtes Reinigungsmittel ankommt, also keine Schmutzpartikel die Platte beschädigen können. Zwischen den Microfaser-Walzen ist der Ultraschallgenerator angeordnet, der sowohl die Platte als auch die Flüssigkeit in hochfrequente Schwingungen versetzt, die die Verschmutzungen lösen sollen. Nach diesem ersten Arbeitsgang wird die Flüssigkeit wieder in das untere Reservoir abgelassen und der Trocknungsvorgang beginnt. Dieser erfolgt mit zwei Gebläsen, die vorne und hinten in der rechten Hälfte des Gehäuses montiert sind. Die von der LP geblasenen Flüssigkeitsreste wandern, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, in das untere Reservoir ab. Um einen ausreichend starken Luftstrom erzeugen zu können, müssen die beiden Gebläse recht kräftig sein, was zwangsläufig zu einem hohen Geräuschpegel führt. Der wird ein wenig durch die relativ angenehme Frequenz dieses Geräuschs entschärft. Musikhören nebenbei kann man aber trotzdem vergessen. Das ist jetzt bestimmt nicht als Mäkelei zu verstehen, sondern nur als Feststellung! Die Physik verlangt immer ihr Recht …
Die Bedienung an sich ist absolut simpel und unübertrefflich komfortabel: LP senkrecht in die Maschine stellen, Hauptschalter einschalten und bei Grünlicht, also Betriebsbereitschaft, den Startknopf drücken, bis ein Piepton zu hören ist. Ein Ton signalisiert einen Waschumlauf. Durch längeres Drücken kann man bis zu fünf Waschumläufe am Stück vorgeben. Die Aktion an sich läuft völlig automatisch ab, wobei eine gelbe LED leuchtet, und die Beendigung wird wieder durch ein akustisches Signal bekannt gegeben. Dann kann man eine beidseitig (!) saubere und spielfertige LP entnehmen. Das nenne ich einen bisher einmaligen Bedienkomfort und dafür nehme ich auch gerne den (gemäßigten) Radau beim Trocknen in Kauf. Eine blinkende rote LED signalisiert einen zu geringen Flüssigkeitsvorrat. Das ist aber immer nur eine geringe Menge, die durch Verdunstung verloren geht. Erst wenn wieder die korrekte Füllmenge erreicht ist, kann man weiter waschen. Auch das völlig simpel, selbsterklärend und sicher. So einfach und hocheffizient kann Plattenwaschen heutzutage sein!
Wie bei allen Waschmaschinen, gleich welchen Prinzips, kann auch das mit dem Vinyl Cleaner erreichte Ergebnis wenig erfreulich sein, denn eine kaputte Schallplatte bleibt kaputt, auch wenn sie bis in den Rillengrund hinab sauber ist. Gerade dann wird der wahre Zustand ungeschminkt hörbar. Das gilt aber im Umkehrschluss genauso für klangliche Schätze, die erst nach der Wäsche als solche erkennbar werden. Zum Glück überwiegen die letztgenannten, also die Schätze, doch merklich. Und mindestens ebenso erfreulich ist, dass manchmal gerade neue Scheiben nach einer Reinigung ein überaus hohes Klangpotential offenbaren. Leider nur manchmal, denn den Kompressionswahnsinn vieler aktueller Produktionen kann die beste Wäsche nicht ungeschehen machen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Viel bemerkenswerter ist die Erfahrung, dass bei der einen oder anderen schon mehrfach gewaschenen LP nach der Ultraschallreinigung noch ein paar winzige Details mehr auftauchen, als ich bisher hören konnte. Das lege ich jetzt mal unter „spezifisch für Ultraschall“ ab, da ich mir da keinen anderen Reim drauf machen kann. Jedenfalls habe ich noch einige Scheiben, die ich bereits ausgemustert hatte, abermals aus der Kiste geholt und einer Ultraschallkur unterzogen – und siehe da: Ein paar davon entpuppten sich als mindestens gut anhörbar, die eine oder andere sogar als richtig gut. Offenbar wirkt die Ultraschallmethode sehr gründlich.
So gut und überzeugend der Gläss Vinyl Cleaner seine Reinigungstätigkeit verrichtet, hat er auch seine Grenzen, nämlich bei Platten, die sich nicht den normalen Parametern unterwerfen. Da gibt es beispielsweise ein Exemplar der dänische Mono-LP des Labels Metronome (Eartha Kitt at Tivoli), die einen richtiggehend gezackten Rand hat, also schlicht unsauber gefertigt ist. Diese Zacken haken dann in den Höhenanschlag ein und verhindern so eine Drehung der LP. Bei mehreren alten Verve-LPs erfolgte die Rotation über rund zwei Drittel der Scheibe konstant, um dann plötzlich zum Stillstand zu kommen. Das hat vermutlich sowohl mit dem Vinylmaterial selbst als auch mit einem ungleichmäßigen Außenumfang zu tun. In den frühen Tagen der Langspielplatte gab es ja eine Vielzahl von Plattenlabels, von denen jedes seine Eigenheiten pflegte und die – ganz vorsichtig formuliert – recht unterschiedliche Qualitätsstandards beim verwendeten Vinylmaterial und in der Fertigung hatten. Die Dicke der LPs spielt nach meinen Erkundungen keine Rolle, denn eine Dynaflex-Pressung, die mit 0,8 Millimeter Dicke in meinem LP-Bestand den Rekord nach unten hält, durchläuft das Waschprogramm genauso anstandslos wie diverse 180 Gramm-Pressungen. Diese Hinweise wollte ich Ihnen nicht vorenthalten, auch wenn es extrem wenig Problemfälle gibt und diese an der positiven Gesamtbewertung des Vinyl Cleaner keinen Deut ändern!
Noch ein Aspekt, den man – so nichtig er scheinen mag – nicht unterschätzen sollte: Der Vinyl Cleaner versteckt seinen Bestimmungszweck erfolgreich. Die techno-graue Kiste weist optisch keinen Bezug zu Vinylscheiben auf und führt so nicht zu den oben erwähnten abschätzigen Blicken unwissender Zeitgenossen. Klar steht der ambitionierte Analogicus über solchen Anfechtungen ... nervig sind sie trotzdem. Und dank des automatischen Ablaufs der Reinigung kann der Vinyl Cleaner ja auch in einem anderen Raum als dem Hörraum seine Dienste verrichten.
HERSTELLERANGABEN
Audio Desk Systeme Gläss: Vinyl Cleaner
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Reinigungszeit | 5 Minuten |
Maße (B x T x H) | 33 cm x 20 cm x 27 cm |
Gewicht (unbefüllt) | 5,5 kg |
Reinigungsflüssigkeit | 4,5 Liter destilliertes Wasser + Reinigungskonzentrat 20 ml |
Herstellergarantie | 2 Jahre |
Preis | 1800 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB
Audiodesksysteme - Gläss
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Adresse | Reiner Gläss Seestraße 1 89551 Königsbronn |
Telefon/Fax | (+49) 07328/7138 |
Internet | www.audiodesksysteme.de |
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Mathematisch gesprochen: Eine dimensionslose Zahl, die sich dadurch ergibt, dass man den angeschlossenen Widerstand (zum Beispiel den Widerstand eines Lautsprechers) durch den Innenwiderstand der treibenden Stufe (Innenwiderstand des Endverstärkers) dividiert. Allgemein gesehen ist der Dämpfungsfaktor das Verhältnis von Lastwiderstand zu Ausgangswiderstand an einer elektrischen Schnittstelle. Der Dämpfungsfaktor ist eine Wechselstromgröße, denn es existieren in der realen Welt nicht nur rein ohmsche Widerstände, sondern auch Induktivitäten und Kapazitäten, somit ist er tatsächlich das Verhältnis von Eingangsimpedanz zu Ausgangsimpedanz. Der Begriff Impedanz umfasst die realen Anteile eines Wechselstromwiderstandes wie auch die induktiven und kapazitiven Scheinwiderstände.
Es hat sich eingebürgert, für den Lautsprecher eine Impedanz von 8 Ohm anzunehmen, vermutlich deshalb, weil früher die meisten amerikanischen Lautsprecher diese Impedanz besaßen – zumindest dem Datenblatt nach. Allerdings ist eine Lautsprecherimpedanz nie konstant und kann erheblich vom Nennwert abweichen. Zu den Auswirkungen dieser „Realimpedanz“ später mehr.
Jeder analoge Verstärker besitzt in seinem Ausgang verstärkende Elemente wie Röhren und Ausgangsübertrager oder Transistoren – selbst diese werden manchmal mit Ausgangsübertragern versehen. Alle diese Bauteile sind nicht ideal und mit inneren Widerständen und Kapazitäten behaftet. Speziell Ausgangsübertrager weisen einen recht merklichen Innenwiderstand auf, der schon mal bis zu einem Ohm oder mehr betragen kann.
Röhren besitzengegenüber Halbleitern einen sehr hohen Innenwiderstand, der erst durch einen Transformator herabgesetzt werden muss, um einen Lautsprecher treiben zu können. Hilfreich wirkt sich in diesem Falle die Gegenkopplung von Verstärkern aus, welche in der Lage ist, die Ausgangsimpedanz um den Gegenkopplungsfaktor herabzusetzen. Aber auch Transistoren besitzen einen inneren Widerstand, egal ob es sich um Bipolartransistoren oder FETs handelt.
Ein paar Beispiele in Form einer virtuellen Schaltung sollen diesen Sachverhalt erhellen: Zu sehen ist eine Schaltung, die als reiner Buffer arbeitet, ohne jegliche Art von Spannungsgegenkopplung. Diese Schaltung ist auch unter der Bezeichnung Diamond Buffer bekannt und stellt nichts anderes dar, als einen komplementären Emitterfolger, einfach eine etwas „more sophisticated“ Schaltung. Für Selbstbauer: Vergewaltigt man die Schaltung nicht so wie hier gezeigt, eignet sie sich auch ganz hervorragend als Ausgangsstufe für Vorverstärker. Dann sollte man aber die 300 Watt Transistoren im Ausgang durch gemäßigtere Typen ersetzten. Die Übertragungsfunktion, dass heißt, die Spannungsverstärkung, beträgt 0,966, der Ausgangswiderstand beträgt 125 mOhm. Wie man anhand der virtuellen Instrumente sehen kann, sind die restlichen Werte auch nicht von schlechten Eltern. Die abgegebene Leistung beträgt circa 25 Watt.
Man beachte den Frequenzgang, der über 6 MHz reicht! Das virtuelle Oszilloskop in der Abb. 2 zeigt in Grün das Eingangssignal und in Blau das Ausgangssignal.
Der Frequenzgang ist Ordnung und der Klirrfaktor ebenfalls. Der Dämpfungsfaktor dieser Schaltung nach obigen Beschreibungen betrüge dann:
Das ergibt einen Dämpfungsfaktor von 64! Betrachten wir nun mal den relevanten Teil bis 20 kHz, so ist auffällig, dass der Frequenzgang bei einer reinen 4 Ohm Last völlig glatt verläuft und die Phase auch nur minimale Änderungen zeigt.
Wie verhält sich eine solche Schaltung nun beim Anschluss an einen Lautsprecher? Auch der Lautsprecher ist hier als Schaltbild dargestellt, ein kleines Zwei-Wege Modell, entnommen einem etwas älteren Katalog eines Bausatzlieferanten. Es handelt sich um ein Modell ohne große Auffälligkeiten.
Betrachtet man den nun entstanden Frequenzgang, so kann man nur von massiven Veränderungen sprechen. Der gleiche Verstärker zeigt nun eine Berg- und Talfahrt im Frequenzgang zwischen 3,3 kHz und 19 kHz von ca. 1,5 dB und eine Phasenverschiebung von etwa 20 Grad. Und dabei ist für den Lautsprecher noch ein vereinfachtes Schaltbild gewählt, die eigentlichen Chassis sind als ganz brave ohmsche Widerstände eingezeichnet. Die elektrische Interaktion wird noch größer und komplizierter, wenn für die Lautsprecher ein reales elektromechanisches Modell angenommen wird. Aber für unseren Exkurs in die Welt der Verstärker-Lautsprecherkombinationen sollte das vereinfachte Modell eigentlich ausreichen.
Bisher wurde ein Verstärker ohne Spannungsgegenkopplung benutzt. Würde das einführen einer Gegenkopplung etwas am Verhalten dieser Schaltung verändern? Zuerst fällt bei dieser Schaltung auf, dass die Verzerrungen drastisch gesunken sind.
Bei einer Betrachtung des Frequenzganges stellt sich heraus, das dieser nun weiter zu hohen Frequenzen reicht, was aber eher als unbedeutend einzustufen ist.
Dieser Frequenzgang ist nicht mit einem ohmschen Widerstand ermittelt, sondern schon mit einem angeschlossenen Lautsprecher. Nachstehend wieder die graphische Darstellung bis 20 kHz, und dort kann man erkennen, dass sowohl bei Phase wie auch beim Frequenzgang keinerlei Abweichungen mehr auftreten.
So schlimm kann die viel gescholtetene Gegenkopplung dann wohl doch nicht sein, wenn sie diesen positiven Effekt hat. Aber wie kommt dieses Verhalten zustande? Und, wenn man genau hinschaut, sieht man beim Frequenzgang eine kaum mehr sichtbare Abweichung zur 0 dB Linie (es handelt sich um gerade mal 17,72 mdB).
Zuvor betrug die Abweichung zur 0 dB Linie 278,9 mdB. Das ist um den Faktor 15,74 weniger als zuvor und bedeutet eine Reduktion des Ausgangswiderstandes um den gleichen Faktor. Der Übertragungsfaktor ist auf 0,998 angewachsen, es besteht also fast kein Unterschied mehr zu einem Verstärkungsfaktor von 1. Und der Ausgangswiderstand ist auf 248 µOhm gefallen. Das bedeutet eine Erhöhung des Dämpfungsfaktors auf
entsprechend 3226! Das ist ein gewaltiger Unterschied zum vorherigen Verstärker.
Betrachtet man die Zahl im Nenner (248 µOhm) so bemerkt man, dass der Eigenwiderstand der Anschlußkabel ein Vielfaches des Verstärkerausgangswiderstandes beträgt. Das bedeutet: Lautsprecherkabel sorgen mit ihrem Innenwiderstand für eine Verschlechterung des Frequenzganges. Je kürzer und widerstandsärmer sie sind, desto genauer ist das Signal, welches der Verstärker an den Klemmen des Lautsprechers abliefern kann.
Oder mit anderen Worten: Alles spricht für Aktivlautsprecher, weil bei ihnen auch die passive Weiche entfällt, die erst in Interaktion mit dem Ausgangswiderstand des Verstärkers zu solchen Frequenzgangfehlern führt. Und ein ohmscher Widerstand von Spulen fällt damit auch gleich unter den Tisch.
Man kann sich sicherlich vorstellen, wie der Dämpfungsfaktor bei einer Röhrenendstufe aussieht, bei welcher der Ausgangsübertrager mit seinem Innenwiderstand mit dem Lautsprecher verbunden ist. Im obigen Beispiel wurde ein Gegenkopplungsfaktor von 1000 = 40 dB angenommen, was mit Hableitern relativ leicht zu realisieren ist. So hohe Faktoren sind mit Röhrenschaltungen nicht zu erzielen, dort sind Werte von 100 bis 200 üblich (20 bis 26 dB).
Nun gibt es aber noch ein paar andere Eigenschaften von Lautsprechern, die durch den Dämpfungsfaktor und somit auch durch eine Gegenkopplung beeinflusst werden. Bisher waren alle Betrachtungen des Dämpfungsfaktors eher als statisch zu betrachten, das heißt bei Gleichstrom oder eher tiefen Frequenzen. Nun kann ein Lautsprecher nichts mit Gleichstrom anfangen und der nominelle Übertragungsbereich sei auch einmal mit bis zu 20 kHz reichend angenommen.
Eine positive Eigenschaft ist, wie der Name schon sagt, die Bedämpfung von schwingenden Systemen. Wichtig ist so etwas vor allem im Bassbereich, da hier mit recht großen Membranen die größten schwingenden Massen vorhanden sind. Diese gehorchen sehr gern den Gesetzen der Mechanik und wollen sich weiterbewegen, obwohl das elektrische Signal dazu nicht mehr vorhanden ist. Das wäre natürlich der guten Wiedergabe abträglich und muss verhindert werden. Bei Systemen ohne Spannungsgegenkopplung wirkt nur der Innenwiderstand des Verstärkers dämpfend auf das Chassis. Man kann das sehr leicht akustisch überprüfen: Man nimmt eine Lautsprecherbox, die nicht an einen Verstärker angeschlossen ist und klopft mit der Fingerspitze leicht auf den Dom des Basslautsprechers (funktioniert nur dann, wenn der Bass keinen Softdome besitzt). Es entsteht ein dunkles Klopfgeräusch. Nun verbindet man mittels eines dickeren Drahtes die Anschlußklemmen des Lautsprechers miteinander und klopft noch einmal auf den Dome. Das Geräusch sollte nun heller klingen und die Membrane weniger nachgeben. Mit dem Draht hat man einfach einen Verstärkerinnenwiderstand von Null simuliert. Schließt man den Lautsprecher wieder ordnungsgemäß an den Verstärker an, so kann man den gleichen Effekt dadurch erreichen, indem man den Verstärker einschaltet. Dieser versucht mittels seines Innenwiderstandes den Lautsprecher so zu bedämpfen wie zuvor der Kurzschluss durch den Draht.
Gut funktioniert das aber nur mit Lautsprecherboxen, die eine recht niederohmige Spule vor dem Basslautsprecher besitzen, da sich der Eigenwiderstand der Spule zum Ausgangswiderstand des Verstärkers addiert. Anders sieht es aus, wenn eine Spannungsgegenkopplung im Verstärker vorhanden ist. Das durch den tippenden Finger angestoßene System generiert eine Spannung ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo. Diese Spannung liegt auch am Ausgang des Verstärkers an, wo die Gegenkopplung diese „sieht“. Da die so erzeugte Spannung nicht mit dem vom Verstärker generiertem Signal übereinstimmt, versucht die Gegenkopplung die Ursache für die Entstehung des „Fehlersignals“ zu beseitigen. Und die Ursache ist nun mal die ungewollte Bewegung des Chassis. Somit kann man feststellen, dass ein gegengekoppelter Verstärker mittels seines Dämpfungsfaktors aktiv in das Geschehen eingreift und die Bewegung des Chassis in Übereinstimmung mit dem steuernden Signal vergleicht und kontrolliert.
Das ist grundsätzlich für alle schwingenden Systeme gleichermaßen gültig - nicht nur für Tieftöner. Bei Mittel- und Hochtönern sind lediglich andere Frequenzbereiche und kleinere schwingende Massen vorhanden. Leider ist der Dämpfungsfaktor nicht bei allen Frequenzen gleich. Eine Grafik soll dieses illustrieren. Zuerst der Verstärker ohne Spannungsgegenkopplung zu Anfang dieses Artikels.
Hier wird dargestellt, wie bei einem Verstärker der dynamische Dämpfungsfaktor ermittelt wird, und so wird es auch tatsächlich in der Praxis gemacht. Der „Ideale Verstärker“ schickt über einen 8 Ohm Widerstand ein Signal in den zu testenden Verstärker. An dessen Ausgangsklemmen ermittelt man wie viel von diesem „unerwünschten“ Signal übrig bleibt, bzw. wie viel in welchem Bereich gedämpft wird.
Die blaue Linie zeigt den Frequenzgang am Ausgang des Meßverstärkers an, die rote Linie das Maß der Signalunterdrückung an den Lautsprecherklemmen des Testprobanden. Bis 1 kHz funktioniert das recht gut mit etwa 36 dB = 63fach, aber bei 10 kHz sind es nur noch etwa 16 dB =6,3fach. Anders ausgedrückt: Im Hochtonbereich ist der Dämpfungsfaktor wesentlich geringer als im Tieftonbereich.
Nur der Ausgangswiderstand wurde verändert. Und so sieht der Verlauf des Dämpfungsfaktors dann aus:
Bei tiefen Frequenzen massiv besser, bei hohen Frequenzen kein Unterschied, wie auch das direkte Vergleichen der Diagramme zeigt.
Also gibt es offensichtlich noch andere Faktoren, die diese Übertragungsparameter beeinflussen. Verringern wir einmal die unvermeidliche Ausgangsinduktivität L1 des zu messenden Kandidaten von 20 µH auf 5 µH.
Da zeigt sich doch schon ein erheblicher Unterschied, die rote Linie zeigt den Verlauf bei reduzierter Induktivität. Immerhin ist bei 10 kHz der Dämpfungsfaktor schon auf 28 dB angewachsen = 25fach. Nun könnte man die Gegenkopplung vielleicht dazu überreden auch einen Teil der Linearisierung mit zu übernehmen. Schließen wir die Gegenkopplung mal direkt am Ausgang des Verstärkers an. Das sieht dann so aus:
Natürlich erscheinen hier für den Tieftonbereich absurd hohe Werte, aber es ging allein um die Darstellung des Prinzips. Die hier bei 10 kHz auftauchenden 112 dB = 398 000 sind illusorisch, dienen aber auch nur zu Illustration der Zusammenarbeit von Gegenkopplung und „dynamischem“ Dämpfungsfaktor. In der Praxis sind im Tief- bis Mitteltonbereich bis zu 90 dB erreichbar (entspricht etwa 30 000) und im Hochtonbereich etwa 80 dB (entspricht etwa 10 000). Damit ist man aber auch schon weit genug von jeder vernünftigen technischen Grenze entfernt. Solche Werte ermöglichen eine fast perfekte Kontrolle über schwingende elektrodynamische Lautsprechersysteme. Wie weit man einen Unterschied zwischen beispielsweise einem Dämpfungsfaktor von 1000 und 10 000 noch hört, ist wohl eher theoretisch, aber den zwischen 100 und 1000 hört man bestimmt.
Rufen wir uns noch einmal die im ersten Teil gezeigte, zeitliche Struktur eines so genannten Reflektogramms als Quasi-Wegbeschreibung in Erinnerung: Hier stellt sich die Frage, warum gerade diese frühe Zeit eine so große Rolle spielt.
Musik als Mischung verschiedener Töne stellt einen komplexen zeitlichen Vorgang dar, der wesentlich durch seinen „impulsartigen Charakter“ geprägt ist. Es handelt sich also nicht um einen mehr oder weniger statischen Vorgang, sondern um starke Wechsel innerhalb der Zeit – also andauernde Ein- und Ausschwingvorgänge. Unser Gehör ist bei der Analyse von akustischen Reizen sehr stark auf zeitliche, impulsartige Vorgänge konzentriert. Jeder kennt den Effekt, wie einschläfernd eine konstante Dauerberieselung wirkt. Kommt es hingegen zu größeren inhaltlichen Wechseln und Dynamik, sind wir plötzlich hell wach. Evolutionsbedingt reagiert unser Gehör auf diese Art von Signalen erheblich besser, da sie mit „lebenserhaltenden“ Informationen verknüpft waren und sind. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich Sprache, Gesang, Musik und Instrumente haben gezeigt, dass in einem Zeitfenster von ca. 0,02 bis ca. 20 Millisekunden für uns der wichtigste Teil an Informationen verborgen ist. So verdeutlichen akustische und holografische Tests an Instrumenten, dass die Ein- und Ausschwingvorgänge an den Instrumentenkörpern sehr schnell sind und in diesen Zeitbereich fallen.
Der zweite relevante Gesichtspunkt entsteht durch die Rahmenbedingungen während eines Konzertes selbst. Betrachten wir die in der Abbildung 1 dargestellte Situation für die Aufnahme eines kleinen Streichorchesters in einer Kirche.
Für das Instrument rechts von der Mitte sind in der Abbildung 1b beispielhaft einige mögliche Reflexionen in dieser Situation dargestellt. Dabei wird ersichtlich, dass es eine ganze Reihe von „nahen“ Oberflächen, Gegenständen und Personen um den Musiker herum gibt, die für zeitlich sehr frühe Reflexionen verantwortlich sind.
Diese haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie der Musiker sich selbst wahrnimmt und der Gesamtklang vom Mikrofon während einer Aufnahme aufgezeichnet wird. Insbesondere auch deshalb, weil jede Reflexion eine bestimmte Gewichtung durch das jeweilige Abstrahlverhalten der Instrumente besitzt. Statistisch für alle Räume betrachtet, stellt sich ein so genanntes „Direktschallpaket“ ein, das sowohl die Ein- und Ausschwingvorgänge der Instrumente als auch die frühen, ersten Reflexionen enthält.
Offenbar unterscheiden sich die Hörbedingungen für ein Publikum meist erheblich von denjenigen der Musiker, da es in aller Regel eine größere Entfernung zu den Objekten aufweist, die für die ersten Reflexionen verantwortlich sind. Unser Gehör mit seinen komplexen Verarbeitungsmechanismen ist erheblich besser in der Lage, diese Situation akustisch zu analysieren, als dies ein einfaches Aufzeichnungsmikrofon kann. Die Tonmeister befinden sich also immer im Spannungsfeld zwischen Nahbereich der Musiker und Raumklang! In jedem Fall besitzt das akustische Ereignis das genannte „Direktschallpaket“ mit essentiellen Informationen, die auf dem späteren Tonträger mehr oder weniger gut enthalten sind.
Übertragen wir dies nun auf den späteren Wiedergaberaum, so ergeben sich einige Schwierigkeiten. Aufgrund der im Vergleich zu den Originalschauplätzen deutlich geringeren Abmessungen befinden sich die Schallquellen (Lautsprecher) und Hörer in einer meist geringen Entfernung zu den Begrenzungsflächen des Raumes. Es entstehen nun neuerliche frühe Reflexionen. Diese weisen sehr geringe Laufzeiten und hohe Pegel gegenüber dem Direktschall von den Lautsprechern auf. In der Abbildung 2 ist diese Situation im Reflektogramm eines typischen Wiedergaberaums dargestellt.
Es ist gut zu erkennen, dass im Anschluss an den Direktschallimpuls bei circa 11 Millisekunden eine Reihe von markanten Reflexionen (bis circa 30 Millisekunden, siehe auch Abbildung 3) auftreten. Dabei handelt es sich zum größten Teil um so genannte Primärreflexionen – also Schallanteile die über den Umweg „störender“ Flächen zum Hörer gelangen. Dieses Muster überlagert sich nun den während der Aufzeichnung bereits festgehaltenen, besonders wichtigen Nahbereichsinformationen des Originals und stören beziehungsweise verfälschen diese erheblich.
Diese Störungen werden aber bei der Reproduktion vom Hörer als „Eigenschaft“ der Quelle interpretiert und nicht als Eigenschaft des Abhörraumes. Die Folge ist eine weitgehende Zerstörung der „Klangillusion“ des akustischen Originalgeschehens.
Je nach Richtung, Laufzeit und Pegel der störenden Einflüsse durch abhörraumtypische Reflexionen haben diese bestimmte Auswirkungen auf die klanglichen Eigenschaften des Gehörten. Für diese Auswirkungen kann man einige grobe Grundcharaktere herausarbeiten. Primäre Reflexionen von Fußboden und Decke haben vorwiegend negativen Einfluss auf die Tonalität des Klangbildes. Die Anteile der Stirnwand- (Fläche hinter den Lautsprechern) und Seitenwandflächen bestimmen die Lokalisierbarkeit und den räumlichen Eindruck der Wiedergabe. Die Rückwandfläche hinter dem Hörer hat Auswirkung auf das subjektive Auflösungsvermögen. Die Abbildungen 4a/b/c zeigen den Versuch, einige der typischen Störungen visuell darzustellen.
Untersucht man den Einfluss der störenden, frühen Reflexionen im Abhörraum näher, stößt man auf eine „Wahrnehmbarkeitsschwelle“. Die Wahrnehmbarkeit des negativen Einflusses von frühen Reflexionen hängt von Ihrer Laufzeit, Lautstärke, der spektralen Zusammensetzung und Ihrer Richtung ab. Je mehr Reflexionen zeitlich dicht beieinander, respektive aus der gleichen Richtung beim Hörer eintreffen, desto früher werden sie als störend wahrgenommen. Auf Basis der Wahrnehmbarkeitsschwelle ist es möglich, entsprechende Vorgaben und Empfehlungen bezüglich der Reflexionseigenschaften eines Raumes zu definieren. In der Literatur findet man in diesem Zusammenhang häufig den Begriff des V-Kriteriums, das sich aus dem Pegelverlauf der Wahrnehmbarkeitsschwelle ableitet. In Abbildung 5 ist dieses Kriterium auf das Reflektogramm des Beispielraumes angewandt.
Es ist gut zu erkennen, dass nach dem Direktschallimpuls ein „Freibereich“ (eine so genannte Initialzeit) von ca. 10-15 Millisekunden empfehlenswert ist, in dem Reflexionen des Abhörraumes weitgehend unterdrückt werden. Dies führt dazu, dass alle wichtigen Informationen des Direktschallpaketes vom akustischen Originalgeschehen zumindest theoretisch weitgehend wiederhergestellt werden können. Im Anschluss daran darf der Abhörraum einen gewissen „Eigencharakter“ entwickeln, mit dem er positiv zum klanglichen Geschehen der Reproduktion beiträgt. Das realisierte Verhalten im Raum sollte dabei für beide Wiedergabekanäle (beziehungsweise für alle bei Mehrkanalkonstellationen) möglichst symmetrisch sein. Wie bereits in „Raumakustik Teil 1‟ beschrieben, muss der Abhörraum bei einer zweikanaligen Wiedergabe unterstützend mitarbeiten, um eine glaubhafte virtuelle klangliche Situation zu schaffen. In Abbildung 6 ist nun die Charakteristik eines Abhörraums dargestellt, für den man das Attribut „klingt gut“ verwenden kann.
Hier ist gut zu erkennen, dass neben den unvermeidlichen Resten der Fußbodenreflexion (Impuls bei ca. 13,8ms) alle störenden Frühanteile der Reflexion stark vermindert sind und nach der Initialzeit Schallenergie mit einem hohen Diffusschallanteil (keine einzelnen Peaks, sondern ein Paket von gleichmäßig verteilten Reflexionsanteilen) wirksam wird.
In der Praxis ist es aus physikalischer Sicht nicht gerade leicht, ein solches Verhalten des Raums zu erreichen. Dazu sind eine Reihe von markanten Oberflächen-Veränderungen erforderlich. Verfolgt man die Wege, die der Schall für Reflexionen im Raum zurücklegt, so wird deutlich, dass sich im „Frühbereich“ der Reflektogramme ein „geometrisches Patchwork“ von relevanten Oberflächen verbirgt. Neben den reinen Wandflächen gehören hier aber ebenso gut Gegenstände und Einrichtung mit zu den beeinflussenden Bereichen. Das „Flächen-Patchwork“ ist für jeden Raum individuell unterschiedlich. Es macht also nicht unbedingt Sinn, mit einem vorgefertigten Schema an die Probleme eines Raumes heranzugehen, da deren geometrische Voraussetzungen völlig unterschiedlich sein können. Alte Betrachtungsweisen wie beispielsweise „Living End-Dead End“ Konstellationen sind hier nicht hilfreich und sollen deshalb auch nicht berücksichtig werden.
Es geht vielmehr darum, eine genaue Analyse aller wichtigen Reflexionsbereiche nach ihrer Stärke und Beschaffenheit, zeitlichen und örtlichen Lage vorzunehmen und anhand des V-Kriteriums entsprechende Oberflächenveränderungen vorzunehmen. Für Zonen, deren Reflexionen sich innerhalb der Initialzeit befinden, stehen zwei Methoden der Beeinflussung zur Verfügung. Dies ist einmal die Absorption des eintreffenden Schalls oder die Veränderung der Richtung durch eine Schalllenkung vom Hörer weg (sowie natürlich alle sinnvollen Mischungen aus beiden Ansätzen). Für beide Ansätze ist es unerlässlich, das Verhältnis zwischen der Wellenlänge/Frequenz des Schalls und der jeweiligen Fläche in Betracht zu ziehen. Zu berücksichtigen ist dabei auch das Abstrahlverhalten der Lautsprecher. Stark bündelnde Hornlautsprecher strahlen beispielsweise deutlich weniger in Richtung der Stirnwandfläche auf ihrer Rückseite ab, als nach vorn und hinten abstrahlende Elektrostaten. Je nach Raumgestaltung ist das spezifische Abstrahlverhalten der unterschiedlichen Systeme aber nicht zwangsläufig ein Vor- oder Nachteil!
Bei der Absorption von störenden Reflexionen wird häufig der Fehler begangen, dass entweder die wirksame Fläche zu klein (wenn auch tiefere, langwellige Frequenzen mit beeinflusst werden sollen) oder das bedämpfte Spektrum falsch und zu eng bemessen wird. So führt beispielsweise die Bearbeitung einer Primärreflexionsfläche mit einem dünnschichtigen Schaumstoff (eventuell sogar noch mit vergrößerter Oberfläche wie zum Beispiel bei Waffel- oder Pyramidenschaum) zu einer spektral sehr inhomogenen Bedämpfung. Dabei werden Schallanteile mit steigender Frequenz stark unterdrückt. Bei tiefen Frequenzen bleiben die reflektierten Anteile hingegen weitgehend unbeeinflusst. Folge ist, dass der Klangcharakter sehr schnell „stumpf“ und „glanzlos“ sowie tonal unausgewogen werden kann und besonders die Lokalisation sehr inhomogen wird. Die wichtigen Frühinformationen des Originalsignals können nur partiell für höhere Frequenzen wiederhergestellt werden.
Grundsätzlich sollten frühe Reflexionszonen im Raum mit einer möglichst breitbandig wirksamen Veränderung unterdrückt werden. Je nach spektraler Verteilung des Nachhalls ist es sogar zweckmäßig, höhere Frequenzen tendenziell weniger zu bedämpfen und diese eher in Ihrer Richtung zu verändern.
Der zeitliche Bereich „nach“ der Initialzeit (der Einkerbung in der empfohlenen Hüllkurve) steht für die „kreative“ akustische Gestaltung eines Hörraums zur Verfügung. Dabei ist kreativ durchaus im eigentlichen Wortsinn gemeint, denn diese akustischen Eigenschaften beziehen sich nicht auf ein absolutes Maß. Um es klar zu sagen: den Referenz-Abhörraum gib es nicht! Vielmehr richten sich die im positiven Sinn gemeinten akustischen Eigenschaften an den physikalischen Voraussetzungen des Abhörraums und seiner individuellen Nutzung aus. Ein Regieraum, in dem den ganzen Tag intensiv gearbeitet werden muss, sieht sicher akustisch anders aus, als ein Demoraum für kurze Hörproben. Man muss sich folglich zuerst einmal klar darüber werden, was man eigentlich möchte. Wie lange wird gehört, welche durchschnittlichen Hörpegel werden realisiert, welches Material soll abgehört werden und so weiter. Dabei spielen natürlich auch subjektive Hörgewohnheiten und persönliche Präferenzen eine große Rolle. Ebenso kann die spezifische Nutzung des Raums eine entscheidende Rolle spielen. Geht es um den reinen Spaß an der Musik, wird Tonmaterial bearbeitet oder dient der Raum der Beurteilung der klanglichen Eigenschaften von Geräten? Alle diese Faktoren gehen mit in die „kreative“ Akustik eines Abhörraums ein. Um an dieser Stelle die Sache etwas zu vereinfachen, beziehen wir uns nun auf die Situation, in der der Spaß am Hören im Vordergrund stehen soll.
In der Struktur des akustischen Verhaltens eines Raumes direkt nach der Initialzeit verbirgt sich ein mehrdimensionaler Vorgang – also ein komplexes „Schallfeld“. In diesem sind die Lautstärken, die zurückgelegten Wege und die zeitliche Dauer von vielen Reflexionen des Raums enthalten. Bildlich gesprochen bestimmt die Steilheit des Anstieges und die Neigung des folgenden Abfalls der Schallenergie nach der Initialzeit die Lebendigkeit und Intensität des Klangbilds im Raum. Die Beeinflussung der virtuellen Räumlichkeit des Originalschauplatzes, also das, was der Abhörraum zuarbeiten muss, um ein möglichst realistisches Klangbild ohne optischen Reiz zu erzeugen, ist in der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Schallenergie enthalten, jedoch nicht direkt zu erkennen. Mit den nachfolgenden Abbildungen 7a und b sollen diese akustischen Effekte visuell dargestellt werden.
Damit dürfte jetzt klar geworden sein, dass eine Abhörsituation ohne Berücksichtigung der frühen Reflexionen in keinem Fall befriedigende und angemessene klangliche Ergebnisse liefert, völlig unabhängig davon, wie die restliche Gestaltung des Abhörraums aussehen mag! Hier sollte man keinen Illusionen erliegen.
Soll eine wirklich hochwertige Wiedergabequalität in einem Raum erreicht werden, ist eine detaillierte Auseinandersetzung besonders mit den frühen Reflexionen unerlässlich und eine geeignete akustische Gestaltung zwingend notwendig. Dann kann der nächste, akustisch sehr wichtige Aspekt eines Raums – das modale Verhalten – angegangen werden. In „Raumakustik Teil 3‟ werden wir auf dieses akustische Phänomen eingehen.
Natürlich gibt es für einen Analogfan einige mentale Hürden zu überwinden, um sich mit Musik aus dem Computer zu beschäftigen. Wenn man aber dank iPod und iTunes die ersten Songs auf der Festplatte gespeichert hat, folgt der ganz normale audiophile Wahnsinn: Man sucht rastlos nach Klangverbesserungen. Zumindest Mac-Benutzer katapultiert die Amarra-Software da weit nach vorne.
Wie bereits angedeutet, war es auch bei mir die Beschäftigung mit dem iPod, die mich dazu brachte, die zuvor fernen Welten Computer und Musik zusammenzubringen. Sofern man nicht zögert, in ein Abspielgerät mit ausreichend großem Speicher zu investieren, ist Datenreduktion dabei kein Thema. Das zuvor nicht besonders hoch geschätzte CD-Format reicht plötzlich zur Beruhigung des audiophilen Gewissens völlig aus: Selbst unterwegs würde man den verwöhnten Ohren dann ja keine MP3-Files zumuten. So weit, so gut.
Auf die Idee, den iPod und die liebevoll gehegte und gepflegte Hifi-Anlage miteinander zu verbinden, kam ich dennoch lange Zeit nicht – von schon einige Zeit zurückliegenden Tests der Krell- und Wadia-Dockingstations einmal abgesehen. Im Wohnzimmer, wo die Anlage meiner Gattin auch schon mal für ein wenig Hintergrundbeschallung beim Essen oder bei Besuch sorgt, findet allerdings ein iPod-Dock Anschluss an die Vorstufe – seit kurzem erfreulicherweise eines, das die Digitaldaten des kleinen Apple an den Wadia-Wandler weiterreicht. Als dann die Festplatte meines Alesis Masterlink, der für digitale Sicherungskopien eigener analoger Aufnahmen herhalten muss, mal wieder an ihre Kapazitätsgrenze kam, erschien die Vorstellung, die Daten im Computer zu speichern, zwar erstmal recht verlockend, hatte aber keine Konsequenzen. Da bedurfte es schon des näheren Kontakts mit dem famosen Sooloos-System in den Räumen des Vertriebes, um ernsthaft über eine solch bequeme und elegante Art der Musikwiedergabe auch im eigenen Hörraum nachzudenken. Wegen – zumindest gefühlt – wichtigerer, ja geradezu unvermeidlicher Ausgaben für Mikrofone und 100 Kilometer Analogbandmaterial blieb es aber beim Wunschdenken, was den Sooloos-Luxus anbelangt.
Dann standen einige Messen ins Haus, auf denen Hifistatement angemessen präsentiert werden sollte. Und nach Meinung unseres Webmasters konnte dies nur mit dem damals gerade vorgestellten 27-Zoll-iMac geschehen, der dann nach den Veranstaltungen in meinem Arbeits- und Hörzimmer Asyl fand. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis ein USB-Kabel den Mac mit dem PS-Audio DL III verband. Leider akzeptierte der besonders mit den Moll-Modifikationen klanglich hervorragende Wandler über diese Schnittstelle lediglich Dateien mit einer Abtastrate von 48 Kilohertz. Das mag zwar im ganz normalen Alltagsbetrieb ausreichen. Wenn man jedoch gewohnt ist, Aufnahmen mit 96 Kilohertz direkt vom Alesis über die AES/EBU-Verbindung wandeln zu lassen – was der PS Audio ja auch anstandslos tut –, empfindet man die über die USB-Verbindung möglichen 48 Kilohertz doch als Einschränkung.
Um einschätzen zu können, ob man wirklich einen für höhere Abtastraten geeigneten Wandler braucht, sollte man sich einmal kritisch die angebotenen Downloads anschauen. Leider findet man so gut wie keine aktuellen Produktionen bei europäischen Anbietern – die vorzüglichen Aufnahmen von Acousence im Linn-Online-Shop stellen da eine rühmliche Ausnahme dar. Dafür wimmeln die Webseiten von digitalen Versionen meist wohlbekannter audiophiler Tonträger – also nichts wirklich neues. An die Files amerikanischer Händler kommt man aber entweder gar nicht oder nur, wenn man sich nicht scheut, dreist einen amerikanischen Wohnsitz anzugeben. Das zumindest für meinen Geschmack Spannendste, was man derzeit finden kann, ist Keith Jarretts ECM-Album Paris/London. Es kann bei HDtracks für 35,96 Dollar als 24/96-Flac-Datei heruntergeladen werden. Für die Benutzung unter iTunes ist dann allerdings eine Umwandlung in .wav oder .aiff notwendig, die jedoch mit der kostenlos von http://sbooth.org/Max/ zu beziehenden MAX-Software leicht zu bewerkstelligen ist.
Wenn man nicht mit eigenen Aufnahmen in hoher Auflösung hantiert, können Abtastraten bis 48 Kilohertz also durchaus ausreichen. Dem audiophilen Digitalfreund dürfte es allerdings keine Ruhe lassen, wenn sein Equipment nicht für die bestmögliche Qualität ausgelegt ist. Da geht es mir nicht anders und deshalb habe ich mir vom Vertrieb einen Weiss Minerva ausgeliehen, der über die Firewire-Schnittstelle auch 192 Kilohertz akzeptiert. Eigentlich wollte ich auf den bereits auf der Website angekündigten DAC202 warten. Dessen Auslieferung könnte sich aber bis zur High End verzögern.
Das kann dem Glücklichen, der einen Minerva zur Verfügung hat, jedoch herzlich egal sein. Denn dieser bietet alles, was das Herz begehrt. Und das sind erst einmal zwei Firewire-Ein-/Ausgänge, ein optischer S/PDIF-Eingang sowie je ein elektrischer AES/EBU- und ein S/PDIF-Ein- respektive Ausgang. Damit ist der Minerva nicht nur eine Firewire-tauglicher Wandler, sondern auch ein Firewire-AES/EBU-Interface, das in beide Richtungen funktioniert. So lässt sich beispielsweise eine über Firewire aus dem Computer kommende Datei statt mit dem internen D/A-Wandler des Minerva auch mit einem beliebigen anderen umsetzen, wenn dieser andere Wandler das digitale Signal vom AES/EBU-Ausgang des Weiss bezieht. Selbst die Aufnahme auf den Computer über Firewire ist möglich, wenn an den Digital-Eingang des Weiss ein externer Analog/Digital-Wandler angeschlossen wird. Aber der grandiose Minerva ist ja hier nicht das eigentliche Thema. Deshalb werde ich Ihnen auch nicht mit Klangbeschreibungen den Mund wässrig machen. Mich machen die klanglichen Leistungen des Weiss rundum zufrieden – und dass etwa ein vielfach teurerer dCS oder Wadia bei der Wiedergabe einer CD noch einen Hauch mehr Raumgröße suggeriert, ist sofort vergessen, wenn man beispielsweise die Acousense-Einspielung von Mahlers sechster Symphonie in 24/192 hört: Vor allem in Kombination mit der der Amarra-Software bietet der Minerva hier einen riesigen Aufnahmeraum mit zum Greifen plastischen Musikern. Einfach fantastisch.
Und damit wären wir endlich beim Thema: Auf die Amarra-Software bin ich erstmals einige Wochen vor der letztjährigen High-End bei der Ausstellung der Audio Engineering Society oder kurz AES in München aufmerksam geworden. Dort traf ich am Stand von Minnetonka und Adebar Acoustics Jon Reichbach, den geistigen Vater von Amarra und Kopf von Sonic Studio aus den USA. Er zählt zu den Pionieren der Computer-Audiotechnologie und entwickelt seit mehr als 25 Jahren immer neue Anwendungen im professionellen Bereich rund um das CD-Mastering. Schon in den 80ern produzierte Sonic Solutions, die ehemalige Mutterfirma von Sonic Studio, komplette Computersysteme zur CD-Herstellung. Etwa zwei Drittel aller auf dem Markt befindlichen CDs sollen in irgendeiner Phase ihrer Entstehung mit Sonic Studio in Kontakt gekommen sein. 2002 trennte sich Sonic Studio dann von der Mutter Sonic Solutions, die sich damals in Richtung DVD-Technik entwickelte.
Die ersten Systeme liefen auf einem Sun 1 mit Motorola-Prozessor. Kosten und Komplexität des Sun 1 legten dann aber den Wechsel auf die Apple-Hardware nahe, die damals ebenfalls auf einem Motorola-Prozessor basierte. Mittlerweile konvertierte Jon Reichbach seine gesamte professionelle Software für die Musikbearbeitung und für das CD-Mastering auf eine moderne Apple Plattform, wodurch das Arbeiten mit Sonic Studio-Programmen auch für engagierte Amateure erschwinglich geworden ist.
Inzwischen ist Apple zwar auf eine Intel-Prozessorplattform umgestiegen, doch ist Amarra weiterhin ausschließlich für Mac-Computer erhältlich. Es ist auch nicht geplant, eine Windows-Version auf den Markt zu bringen, was wohl zum einen daran liegt, dass im professionellen Studiobereich fast ausschließlich mit Apple gearbeitet wird. Ausschlaggebend dürfte allerdings sein, dass Apple-Hardware immer als Komplett-System geliefert wird, während in der Windows-Welt alles mit allem kombinierbar ist, was nicht selten zu Kompatibilitätsproblemen führt. Amarra läuft auf jedem modernen Mac, der laut Empfehlung auf der Sonic-Studio-Website mit vier Gigabyte Speicher ausgestattet sein sollte. Wünschenswert wäre auch eine moderne Solid-State-Festplatte, die ohne bewegliche Teile auskommt.
Die Entstehungsgeschichte von Amarra gleicht der vieler inzwischen etablierter Hifi-Produkte: Jemand ist mit dem Sound, der ihn umgibt, nicht zufrieden, schafft Abhilfe, und daraus entwickelt sich eine Komponente oder eine kleine Firma. Die Firma hatte Jon Reichbach schon, aber auch ein Problem: Während der Entwicklung seiner Software an seinem Arbeitsplatz verfügte er über alle professionellen Tools, die er zum Musikhören brauchte. Diesem Maßstab wurde iTunes, das er zu Hause nutzte, einfach nicht gerecht. Und da er sich mit dem schlechteren Klang nicht zufrieden geben wollte, fing er an, einen Teil seines Profisystems umzuprogrammieren. Schließlich ersetzte er damit das Wiedergabemodul von iTunes. Und genau das ist heute Amarra: die digitale Masterbandmaschine einer hoch professionellen Studiosoftware.
Amarra spielt Musik-Files mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit bis zu einer Samplingfrequenz von 192 Kilohertz ab. Unterstützt werden die Formate WAV, AIFF, BWF und seit dem letzten Update auch das Apple Lossless Format ALAC. Dabei werden keinerlei Daten verändert und keine Musikinformationen manipuliert. Es sind vielmehr interne Abläufe, die in jahrelanger Entwicklungsarbeit optimiert wurden. Dazu gehören Details wie das Festlegen des Zeitpunkts, zu dem die Musikdaten eingelesen werden, die Konfiguration interner Zwischenspeicher und die Kontrolle darüber, was die restlichen Komponenten des Computers zur gleichen Zeit machen oder auch nicht. Das klingt vergleichsweise simpel – ist es aber nicht, denn wie auch bei herkömmlicher Audiotechnik führt letztlich die Summe vieler kleiner Veränderungen und Modifikationen zum klanglichen Erfolg. Wie beispielsweise Ken Ishiwata über Dekaden die Marantz-CD-Spieler immer und immer wieder in kleinen Schritten verbessern konnte, so hat auch Jon Reichbach jahrelang an seiner Software gefeilt.
Die Benutzung von Amarra ist recht simpel, da es mit iTunes betrieben wird und, wie gesagt, das entsprechende Wiedergabemodul von Apple ersetzt. Während jedoch bei Apple das Ausgabedatenformat nur einmal festgelegt werden kann und dann alle Daten auf den gewählten Wert hoch- oder runtergerechnnet werden, schaltet Amarra den angeschlossen Wandler so um, dass immer nur unveränderte Daten im Originalformat wiedergegeben werden. Ist es dem Wandler nicht möglich, das vorhandene Format wiederzugeben – wie etwa 192 Kilohertz im Fall der meisten USB-Wandler – erkennt Amarra das Problem, schaltet sich auf Stand-by und überlässt die Umrechnung iTunes.
Das Programm bietet auch eine digitale Lautstärkeregelung, bei der je nach eingestelltem Pegel Dither hinzugefügt wird, um trotz reduzierter Auflösung keine hörbaren Artefakte durch das Abschneiden der unteren Bits zu übertragen. Per Menü kann die Ditherfunktion jedoch auch abgeschaltet werden. Aber der puristische Audiophile wird diese Pegeleinstellung gewiss ebenso verschmähen, wie den digitalen dreibandigen parametrischen Equalizer, der aus der Software für den Profibereich stammt. Dabei böte er eine elegante Möglichkeit, ohne weiteren Aufwand die in normalen Wohnräumen häufig auftretenden ein bis zwei störenden Dröhnfrequenzen im Tieftonbereich gezielt herauszufiltern. Da ich aber neben der Musik aus dem Computer auch noch Tonbänder und Schallplatten über meine Anlage genieße und beim Wechsel des Speichermediums keine Klangveränderungen erleben möchte, habe ich auf die Erprobung des Equalizers ebenso verzichtet wie auf die der Lautstärkeregelung. Damit man mir dennoch keinen mangelnden Arbeitseinsatz vorwerfen kann, habe ich noch kurzfristig einen Ayre QB-9 besorgt und zum Einspielen angeschlossen. Bis zum abschließenden Vergleichshören sollte er dann auch die gewünschte Betriebstemperatur erreicht haben.
Noch einfacher als beim Ayre, wo es für mich nur einer Autofahrt von etwa 30 Kilometern zum Vertrieb nach München bedurfte, um seiner habhaft zu werden, ist es, Amarra ganz in Ruhe zu Hause zu testen. In unserer schönen neuen Welt braucht sich niemand mehr zum deutschen Vertrieb digital-highend.de nach Essen zu bemühen. Da genügt ein Besuch auf www.amarraaudio.com und ein oder zwei Clicks zum „Amarra Computer Music Player Demo Download‟ und schon hat man eine Demo-Version der Software auf seinem Computer. Die läuft allerdings nur mit kurzen Unterbrechungen, die jedoch nicht so stark stören, dass man die Klangverbesserungen durch Amarra nicht deutlich wahrnähme.
Darüber hinaus gesteht Sonic Studio aber jedem Interessierten erfreulicherweise zu, was der investitionsbereite Hifi-Fan ansonsten nur vom Händler seines Vertrauens erwarten darf: Dass er das Objekt seiner Begierde ausgiebig und ohne Einschränkungen in der eigenen Kette testen kann. Ausgiebig bedeutet in diesem Falle 14 Tage! Und das, zumindest, was Sonic Studio anbelangt, völlig kostenlos. Voraussetzung für die zeitlich befristete Lizenz ist der Besitz eines iLok. Der sieht einem Schlüssel nicht unähnlich, hat eine Hülle aus grünem, transparenten Kunststoff und an seiner Spitze einen USB-Anschluss. Er ist in größeren Musikfachgeschäften für etwa 35 Euro zu erwerben und speichert Lizenzen verschiedener Hersteller. Mit dem iLok ist es möglich, seine Lizenz auf den unterschiedlichsten Computern zu nutzen, wenn dort das entsprechende Programm installiert ist. Näheres zu iLok findet man unter www.ilok.com. Der Schüssel ist übrigens im Preis von 845 Euro für Amarra enthalten.
Wem der Preis für Amarra zu hoch ist, für den bietet Sonic Studio den Amarra Mini an, der weder eine Lautstärkereglung noch den parametrischen Equalizer mit an Bord hat, was ich nicht weiter schlimm finde. Für Firewire-Nutzer und Weiss-Wandler-Besitzer schwerer zu ertragen ist die Tatsache, dass der Amarra Mini lediglich bis 96 Kilohertz arbeitet. Auch in puncto Optik muss man beim Mini auf einiges verzichten, was man zumindest dann vermisst, wenn man den Umgang mit professionellen Audiogerätschaften gewohnt ist: Amarra zeigt den benutzten Wandler, das Format, die Wortlänge und die Abtastfrequenz der wiedergegebenen Datei an, gibt in einer acht-stelligen Anzeige die abgelaufene Zeit des jeweiligen Songs an und informiert mit zwei Balkenanzeigen über den momentanen Pegel sowie den Höchstwert (Peak Hold). Alles das gibt es beim Mini leider nicht. Wenn er aber bei 96 Kilohertz so gut klingt wie die Vollversion – und das sichert Sonic Studio auf der Homepage zu –, dann dürfte der Amarra Mini Computer Music Player zum Preis von 333 Euro in vielen Fällen die Lösung der Wahl sein.
Nach der Messe in Wien im November letzten Jahres überspielte ich einige eigene CDs auf den iMac und konnte es danach natürlich nicht lassen, deren Wiedergabe von der Festplatte mit der des Originals durch das Wadia-Laufwerk WT3200 zu vergleichen. Da dies nun schon einige Zeit zurückliegt und auch die intensivste akustische Erinnerung ein Verfallsdatum besitzt, habe ich diese noch einmal aufgefrischt : Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life erreicht den Weiss Minerva nun zum einen von der Festplatte des iMac über ein nicht besonders audiophiles Belkin-Kabel – trotz einiger Recherche konnte ich bei den bekannten Kabelspezialisten keine 800 auf 400 Firewire-Leitungen finden – und zum anderen vom Wadia standesgemäß über ein Digicoax Reference. Der Wadia-Transport ist zwar in die Jahre gekommen, aber mechanisch vielen aktuellen Geräten noch immer überlegen. Er nimmt besonders durch die vielfältigen Klangfarben, in denen er Jonas Hellborgs akustische Bassgitarre erstrahlen lässt, für sich ein. Dynamisch schenken sich Festplatte und Laufwerk nichts, bei letzterem gelingt die Abbildung allerdings nicht ganz so stabil fokussiert wie beim iMac. Das kann man ganz nach eigenen Präferenzen einerseits als leicht erhöhte Unruhe oder aber als überbordende Lebendigkeit verbuchen. Vielleicht bringt ja eine weitere persönliche Referenzscheibe mehr Klarheit: Classic Records Gold-CD The Age Of Gold. Auch hier wirkt der Wadia eine Spur wärmer, farbiger, während der iMac die Instrumente schärfer umrissen in einem minimal größeren, aber kühleren Raum darstellt – und das alles ohne die Füße von Acoustic Systems, HMS-Netzkabel und den Resonator von Finite Elemente, die dem Wadia klanglich auf die Sprünge helfen. Zudem hat das Laufwerk vor fast 20 Jahren fast das doppelte von dem gekostet, was für den iMac zu bezahlen ist – nach offiziellem Mark/Euro-Kurs und nicht einmal Kaufkraft bereinigt.
Da kann man getrost darüber nachdenken, auch den Computer ein wenig zu tunen, allerdings nicht mit den gerade erwähnten oder anderen einschlägig bekannten audiophilen Wundermitteln, sondern mithilfe einer Software. Womit wir wieder bei Amarra wären. Das Programm habe ich – wie oben beschrieben – erst einmal als Testversion heruntergeladen und mit der zeitlich befristeten Lizenz ausprobiert. iTunes spielt „Heavy Hour‟ von Micha Alperins ECM-Album Night von der Festplatte, einen ruhigen, durch Fußstampfen und Schellen markierten Rhythmus, dem mächtige Paukenschläge auf beiden Seiten des Raumes die nötige Würze verleihen. Dazu mischt sich dann erst ein leicht befremdlicher Gesang und danach ein bis zur Verzerrung hart angestrichenes Cello. So kreieren Micha Alperin, die Cellistin Anja Lechner und der Percussionist Hans-Kristian Kjos Sørensen eine ungeheure Spannung, die von der aufnahmetechnischen Einbeziehung des Saales aufs feinste unterstützt wird. Die Musik, die weiträumige Abbildung und die explosive Dynamik nehmen derart gefangen, dass ich dieses wunderbare Stück erst nach dem dritten Anhören dazu verwendet habe, wozu ich es anfangs ausgesucht hatte: der Wirkung von Amarra auf die Spur zu kommen. Sobald die Software aktiviert ist, beginnt der Raum plötzlich zu atmen, die Instrumente werden viel schärfer voneinander getrennt und erscheinen optimal fokussiert.
Die Pauken wirken nicht nur wuchtiger, sondern klingen auch lebendig vibrierend aus. Hier geht es wirklich nicht um Marginalien. Mit Amarra lässt die Wiedergabe des Songs diejenige direkt aus iTunes weit hinter sich. Ich könnte mich spontan sogar dazu versteigen zu behaupten, die hier erfahrenen Unterschiede seien größer als beispielsweise die zwischen dem Weiss Minerva und den Wandlersektionen von mehrfach teureren Wadia- oder dCS-Playern.
Als ich dann ein paar Tage später noch immer voller Überschwang Florian Östreicher, dem Besitzer und Betreiber des Realistic Sound Studios in München, den ich während einiger gemeinsamer Projekte kennen gelernt habe, von Amarra erzähle, scheint der Profi interessiert und durchaus aufgeschlossen. Sobald er aber den Preis der Software erfragt hat, fällt das Ganze für ihn dann doch unter High-End-Voodoo – eine Ansicht die er jedoch spontan revidiert, nachdem er den Unterschied selbst gehört hat. Aber ich brauche hier ja gar keine Zeugen, um Sie zu überzeugen, und weitschweifige Klangbeschreibungen kann ich mir ebenfalls ersparen: Sie können – einen Apple vorausgesetzt – ja selbst kostenlos die Probe aufs Exempel machen.
So einfach, es Ihnen selbst zu überlassen, herauszufinden, wie sich Amarra zu Amarra Mini verhält, werde ich es mir allerdings nicht machen. Ich habe beide Programme mit einem weiteren Stück von Micha Alperin verglichen, diesmal einem, das er mit dem Moscow Art Trio für das Jaro-Album Music eingespielt hat: „Today, I am Norwegian‟ ist eine fröhliche Melodie, die immer wieder durch rhythmische Passagen unterbrochen wird, wobei die Akustik des (virtuellen?) Aufnahmeraumes sehr fein eingefangen wurde. Und die Lebendigkeit und Größe gerade dieses Raumes ist es in erster Linie, die die Wiedergabe mit von derjenigen ohne Amarra unterscheidet. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, ob die Voll- oder die Miniversion aktiv ist. Selbst nach vielfachem Hin- und Herschalten bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob es nicht doch marginale Unterschiede zwischen beiden Varianten gibt, die sich allein auf die Abbildung beziehen. Wenn diese jedoch selbst über eine Kette mit extrem hohem Auflösungsvermögen und bester Durchzeichnung nicht eindeutig zutage treten, sind sie gewiss zu vernachlässigen. Klangfarben, Rhythmik und Dynamik erweisen sich bei beiden Programmen als völlig identisch. Und deshalb kann ich Ihnen Amarra Mini genau so nachdrücklich empfehlen wie die teurere Variante.
Bei einigen Download-Anbietern firmieren die Dateien mit 24 Bit und 96 oder 192 Kilohertz als „Studio Master‟, und bei naimlabel.com, wo sie auch mal Hi Definition genannt werden, gibt es Charlie Haden und Chris Andersons Duo-Album None But The Lonely Heart in 96 Kilohertz. Und von dem habe ich vor langer Zeit mal eine Vinyl-Ausgabe produziert, weshalb mir der Aufnahmeingenieur vor etwa drei Jahren seine Mastertapes kopiert hat, und zwar von einer Nagra IVS auf ein ebensolches Modell. Ich hatte Ken Christiansen zwar schon vorher um eine Kopie gebeten, ein wahrer Nagra-Fan überspielt aber eben nur von Schweizer Edelelektronik auf Schweizer Edelelektronik. Erst nachdem er eine zweite Nagra erworben hatte und ich ihm zudem versichern konnte, dass bei mir zu Hause ebenfalls kein anders Abspielgerät in Frage käme, machte er sich an die Arbeit und schickte mir bald darauf einige 18-Zentimeter-Spulen zu. Und so drängt sich dieser Vergleich geradezu auf: Musikdatei in „Studio Master‟-Qualität über Amarra und Weiss-Wandler gegen Ein-zu-eins-Mastertape-Kopie über eine Nagra IVS.
Als Tonband-Fan muss ich mit Bedauern zugeben, dass die Wiedergabe der hoch aufgelösten Musikdaten dem Magnetband erschreckend nahe kommt. Die Mastertape-Kopie bringt noch eine Spur mehr Druck im Bass, versprüht noch ein wenig mehr Atmosphäre, hat aber auch nicht mehr Klangfarben, Raum oder Dynamik zu bieten als die Musik aus dem Rechner. Die Unterschiede sind so gering, dass sie durch die Wahl eines anderen Wandlers egalisiert werden könnten. So brachte der Ayre QB-9, der jetzt leider schon wieder zum Vertrieb zurück musste, ein bisschen mehr Tieftonenergie als der Weiss, so dass seine Wiedergabe insgesamt vollmundiger wirkte. Bei nicht hundertprozentig stimmigen Aufnahmen machte er einfach ein wenig mehr Spaß als der minimal strengere Minvera. Der profilierte sich mit einer noch besseren Durchzeichnung und hievte ein oder zwei Details mehr über die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers – die der Ayre keineswegs verschwieg, wenn man auf ihn zurückschaltete und auf besagte Kleinigkeiten achtete. Der Weiss bot, obwohl er ansonsten nüchterner agierte, beispielsweise bei Muddy Waters „Good Morning, School Girl‟ überraschenderweise einen Tick mehr Drive.
Der QB-9 war übrigens über ein hochwertiges USB-Kabel mit dem Rechner verbunden. Hier bedurfte es nämlich keiner externen galvanischen Trennung, da der Ayre diese intern vornimmt. In den meisten anderen Fällen ist bei USB-Verbindungen aber eine Isolator-Lösung vorzuziehen, wie beispielsweise der Audioenergie HF-Denoiser, der mit zwei hochwertigen Opto-Wandlern arbeitet, um HF-Störungen von der Hifi-Anlage fernzuhalten. Doch noch einmal kurz zurück zu der Frage, ob wie die Bezeichnung „Studio Master‟ für Musikdateien in hoher Auflösung zu bewerten ist. Zumindest bei None But The Lonely Heart und dessen Wiedergabe über Amarra ist keinerlei Skepsis angebracht: Nach dem Mastertape respektive seiner Kopie sind Dateien in dieser Qualität das beste, was dem Musikfreund und Klangästheten passieren kann – und wer hat schon Zugriff auf die Bänder seiner Lieblingsmusiker? Wo bleiben die unbearbeiteten digitalen Kopien der wichtigen Alben von Charles Mingus, Roland Kirk, Miles Davis? Wer veröffentlicht die HiRes-Version des Köln Concerts?
Der Artikel war schon fast fertig, als ich vom Kollegen Fink den Tipp bekam, auch einmal die Playlist-Funktion von Amarrra und Amarra Mini auszuprobieren, was nicht gerade komfortabel, andererseits aber auch nicht wirklich kompliziert ist: Man markiert die gewünschten Titel in iTunes, klickt auf den Playlist-Button und wählt anschließend „Load Playlist‟. Die Wiedergabe lässt sich nun allerdings nicht mehr über die Apple-Fernbedienung oder die Remote-App für das iPhone starten, sondern nur per Maus über die virtuellen Tasten von Amarra. Wenn man dadurch jedoch Verbesserungen erzielen kann, nimmt man diese kleine Unbequemlichkeit aber gern in Kauf: Von der Festplatte erklingt das Allegro risoluto‟ aus dem ersten Set der English Dances von Malcolm Arnold, das von der Lyrita-CD überspielt wurde. Die Aufnahme ist eher hell timbriert, das Orchester scheint zu brodeln, und Geigen, Schlagwerk sowie Hörner besitzen eine gehörige Portion Biss. iMac, Amarra und Minerva bilden die Instrumentengruppen in beeindruckender Größe und Plastizität ab. Ich kann mich nicht erinnern, das Stück je so emotional packend erlebt zu haben – auch wenn Musiker und Dirigent dabei eine Spur getrieben erscheinen. Der Wechsel zum Playlist-Modus gönnt ihnen dann ein kleine Atempause: Ein klein wenig Schärfe verschwindet, die Instrumentengruppen werden noch besser voneinander getrennt und die virtuelle Bühne erscheint noch ein gutes Stück tiefer. Bässe und Pauken kommen mit einer Spur mehr Druck. Um ein gängiges Klischee zu bedienen, könnte man schreiben: So klingt es einfach ein bisschen analoger. Raumdarstellung, Durchhörbarkeit und innere Ruhe nehmen hier zwar nicht im selben Maße zu wie beim Wechsel vom iTunes- zum Amarra-Wiedergabemodul, erfahren aber noch einmal eine so deutliche Steigerung, dass es geradezu ein Frevel wäre, nur aus Bequemlichkeit auf diese enormen Verbesserungen zu verzichten.
Die klanglichen Fortschritte bei der Benutzung der Playlist-Funktion hat Sonic Studio natürlich erkannt und arbeitet deshalb an einer einfacheren und bequemeren Nutzung, die bereits in der Version 2 enthalten sein soll, die auf der High End in München vorgestellt werden wird. Da Amarra eine junge Software ist, werden in Zukunft auch noch weitere Add-On-Module hinzukommen. In Planung befindet sich ein Ripping-Modul zum Einlesen von CDs, und auch das FLAC-Format soll in späteren Versionen unterstützt werden. Erste Entwicklungen gibt es auch schon für ein Vinyl Recording Modul mit digitaler RIAA-Entzerrung und aus dem Profibereich entlehnten Funktionen zur Entfernung von Rauschen und Knacken. Sonic Studio kündigt an, dass die meisten Erweiterungen für Amarra-Besitzer in den nächsten zwei Jahren kostenlos sein werden und mit einem simplen Update zu installieren sein sollen, so dass sich die Investition in die Software auch in Zukunft auszahlt.
Getestet mit
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Bandmaschine | Nagra IVS |
Festplattenrecorder | Alesis Masterlink, Nagra LB |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | PS Audio DL III mit Moll-Modifikationen 1 und 2 Weiss Minerva Ayre QB-9 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee Sun Wire Reference Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier SunLeiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Hersteller
Sonic Studio LLC
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Adresse | 330 Sir Francis Drake Blvd. Suite A San Anselmo CA 94960-2552 |
Internet | www.sonicstudio.com/amarra/ |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
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Web | www.digital-highend.de |