Rufen wir uns noch einmal die im ersten Teil gezeigte, zeitliche Struktur eines so genannten Reflektogramms als Quasi-Wegbeschreibung in Erinnerung: Hier stellt sich die Frage, warum gerade diese frühe Zeit eine so große Rolle spielt.
Musik als Mischung verschiedener Töne stellt einen komplexen zeitlichen Vorgang dar, der wesentlich durch seinen „impulsartigen Charakter“ geprägt ist. Es handelt sich also nicht um einen mehr oder weniger statischen Vorgang, sondern um starke Wechsel innerhalb der Zeit – also andauernde Ein- und Ausschwingvorgänge. Unser Gehör ist bei der Analyse von akustischen Reizen sehr stark auf zeitliche, impulsartige Vorgänge konzentriert. Jeder kennt den Effekt, wie einschläfernd eine konstante Dauerberieselung wirkt. Kommt es hingegen zu größeren inhaltlichen Wechseln und Dynamik, sind wir plötzlich hell wach. Evolutionsbedingt reagiert unser Gehör auf diese Art von Signalen erheblich besser, da sie mit „lebenserhaltenden“ Informationen verknüpft waren und sind. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich Sprache, Gesang, Musik und Instrumente haben gezeigt, dass in einem Zeitfenster von ca. 0,02 bis ca. 20 Millisekunden für uns der wichtigste Teil an Informationen verborgen ist. So verdeutlichen akustische und holografische Tests an Instrumenten, dass die Ein- und Ausschwingvorgänge an den Instrumentenkörpern sehr schnell sind und in diesen Zeitbereich fallen.
Der zweite relevante Gesichtspunkt entsteht durch die Rahmenbedingungen während eines Konzertes selbst. Betrachten wir die in der Abbildung 1 dargestellte Situation für die Aufnahme eines kleinen Streichorchesters in einer Kirche.
Diese haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie der Musiker sich selbst wahrnimmt und der Gesamtklang vom Mikrofon während einer Aufnahme aufgezeichnet wird. Insbesondere auch deshalb, weil jede Reflexion eine bestimmte Gewichtung durch das jeweilige Abstrahlverhalten der Instrumente besitzt. Statistisch für alle Räume betrachtet, stellt sich ein so genanntes „Direktschallpaket“ ein, das sowohl die Ein- und Ausschwingvorgänge der Instrumente als auch die frühen, ersten Reflexionen enthält.
Offenbar unterscheiden sich die Hörbedingungen für ein Publikum meist erheblich von denjenigen der Musiker, da es in aller Regel eine größere Entfernung zu den Objekten aufweist, die für die ersten Reflexionen verantwortlich sind. Unser Gehör mit seinen komplexen Verarbeitungsmechanismen ist erheblich besser in der Lage, diese Situation akustisch zu analysieren, als dies ein einfaches Aufzeichnungsmikrofon kann. Die Tonmeister befinden sich also immer im Spannungsfeld zwischen Nahbereich der Musiker und Raumklang! In jedem Fall besitzt das akustische Ereignis das genannte „Direktschallpaket“ mit essentiellen Informationen, die auf dem späteren Tonträger mehr oder weniger gut enthalten sind.
Übertragen wir dies nun auf den späteren Wiedergaberaum, so ergeben sich einige Schwierigkeiten. Aufgrund der im Vergleich zu den Originalschauplätzen deutlich geringeren Abmessungen befinden sich die Schallquellen (Lautsprecher) und Hörer in einer meist geringen Entfernung zu den Begrenzungsflächen des Raumes. Es entstehen nun neuerliche frühe Reflexionen. Diese weisen sehr geringe Laufzeiten und hohe Pegel gegenüber dem Direktschall von den Lautsprechern auf. In der Abbildung 2 ist diese Situation im Reflektogramm eines typischen Wiedergaberaums dargestellt.
Diese Störungen werden aber bei der Reproduktion vom Hörer als „Eigenschaft“ der Quelle interpretiert und nicht als Eigenschaft des Abhörraumes. Die Folge ist eine weitgehende Zerstörung der „Klangillusion“ des akustischen Originalgeschehens.
In der Praxis ist es aus physikalischer Sicht nicht gerade leicht, ein solches Verhalten des Raums zu erreichen. Dazu sind eine Reihe von markanten Oberflächen-Veränderungen erforderlich. Verfolgt man die Wege, die der Schall für Reflexionen im Raum zurücklegt, so wird deutlich, dass sich im „Frühbereich“ der Reflektogramme ein „geometrisches Patchwork“ von relevanten Oberflächen verbirgt. Neben den reinen Wandflächen gehören hier aber ebenso gut Gegenstände und Einrichtung mit zu den beeinflussenden Bereichen. Das „Flächen-Patchwork“ ist für jeden Raum individuell unterschiedlich. Es macht also nicht unbedingt Sinn, mit einem vorgefertigten Schema an die Probleme eines Raumes heranzugehen, da deren geometrische Voraussetzungen völlig unterschiedlich sein können. Alte Betrachtungsweisen wie beispielsweise „Living End-Dead End“ Konstellationen sind hier nicht hilfreich und sollen deshalb auch nicht berücksichtig werden.
Es geht vielmehr darum, eine genaue Analyse aller wichtigen Reflexionsbereiche nach ihrer Stärke und Beschaffenheit, zeitlichen und örtlichen Lage vorzunehmen und anhand des V-Kriteriums entsprechende Oberflächenveränderungen vorzunehmen. Für Zonen, deren Reflexionen sich innerhalb der Initialzeit befinden, stehen zwei Methoden der Beeinflussung zur Verfügung. Dies ist einmal die Absorption des eintreffenden Schalls oder die Veränderung der Richtung durch eine Schalllenkung vom Hörer weg (sowie natürlich alle sinnvollen Mischungen aus beiden Ansätzen). Für beide Ansätze ist es unerlässlich, das Verhältnis zwischen der Wellenlänge/Frequenz des Schalls und der jeweiligen Fläche in Betracht zu ziehen. Zu berücksichtigen ist dabei auch das Abstrahlverhalten der Lautsprecher. Stark bündelnde Hornlautsprecher strahlen beispielsweise deutlich weniger in Richtung der Stirnwandfläche auf ihrer Rückseite ab, als nach vorn und hinten abstrahlende Elektrostaten. Je nach Raumgestaltung ist das spezifische Abstrahlverhalten der unterschiedlichen Systeme aber nicht zwangsläufig ein Vor- oder Nachteil!
Bei der Absorption von störenden Reflexionen wird häufig der Fehler begangen, dass entweder die wirksame Fläche zu klein (wenn auch tiefere, langwellige Frequenzen mit beeinflusst werden sollen) oder das bedämpfte Spektrum falsch und zu eng bemessen wird. So führt beispielsweise die Bearbeitung einer Primärreflexionsfläche mit einem dünnschichtigen Schaumstoff (eventuell sogar noch mit vergrößerter Oberfläche wie zum Beispiel bei Waffel- oder Pyramidenschaum) zu einer spektral sehr inhomogenen Bedämpfung. Dabei werden Schallanteile mit steigender Frequenz stark unterdrückt. Bei tiefen Frequenzen bleiben die reflektierten Anteile hingegen weitgehend unbeeinflusst. Folge ist, dass der Klangcharakter sehr schnell „stumpf“ und „glanzlos“ sowie tonal unausgewogen werden kann und besonders die Lokalisation sehr inhomogen wird. Die wichtigen Frühinformationen des Originalsignals können nur partiell für höhere Frequenzen wiederhergestellt werden.
Grundsätzlich sollten frühe Reflexionszonen im Raum mit einer möglichst breitbandig wirksamen Veränderung unterdrückt werden. Je nach spektraler Verteilung des Nachhalls ist es sogar zweckmäßig, höhere Frequenzen tendenziell weniger zu bedämpfen und diese eher in Ihrer Richtung zu verändern.
Der zeitliche Bereich „nach“ der Initialzeit (der Einkerbung in der empfohlenen Hüllkurve) steht für die „kreative“ akustische Gestaltung eines Hörraums zur Verfügung. Dabei ist kreativ durchaus im eigentlichen Wortsinn gemeint, denn diese akustischen Eigenschaften beziehen sich nicht auf ein absolutes Maß. Um es klar zu sagen: den Referenz-Abhörraum gib es nicht! Vielmehr richten sich die im positiven Sinn gemeinten akustischen Eigenschaften an den physikalischen Voraussetzungen des Abhörraums und seiner individuellen Nutzung aus. Ein Regieraum, in dem den ganzen Tag intensiv gearbeitet werden muss, sieht sicher akustisch anders aus, als ein Demoraum für kurze Hörproben. Man muss sich folglich zuerst einmal klar darüber werden, was man eigentlich möchte. Wie lange wird gehört, welche durchschnittlichen Hörpegel werden realisiert, welches Material soll abgehört werden und so weiter. Dabei spielen natürlich auch subjektive Hörgewohnheiten und persönliche Präferenzen eine große Rolle. Ebenso kann die spezifische Nutzung des Raums eine entscheidende Rolle spielen. Geht es um den reinen Spaß an der Musik, wird Tonmaterial bearbeitet oder dient der Raum der Beurteilung der klanglichen Eigenschaften von Geräten? Alle diese Faktoren gehen mit in die „kreative“ Akustik eines Abhörraums ein. Um an dieser Stelle die Sache etwas zu vereinfachen, beziehen wir uns nun auf die Situation, in der der Spaß am Hören im Vordergrund stehen soll.
In der Struktur des akustischen Verhaltens eines Raumes direkt nach der Initialzeit verbirgt sich ein mehrdimensionaler Vorgang – also ein komplexes „Schallfeld“. In diesem sind die Lautstärken, die zurückgelegten Wege und die zeitliche Dauer von vielen Reflexionen des Raums enthalten. Bildlich gesprochen bestimmt die Steilheit des Anstieges und die Neigung des folgenden Abfalls der Schallenergie nach der Initialzeit die Lebendigkeit und Intensität des Klangbilds im Raum. Die Beeinflussung der virtuellen Räumlichkeit des Originalschauplatzes, also das, was der Abhörraum zuarbeiten muss, um ein möglichst realistisches Klangbild ohne optischen Reiz zu erzeugen, ist in der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Schallenergie enthalten, jedoch nicht direkt zu erkennen. Mit den nachfolgenden Abbildungen 7a und b sollen diese akustischen Effekte visuell dargestellt werden.
Soll eine wirklich hochwertige Wiedergabequalität in einem Raum erreicht werden, ist eine detaillierte Auseinandersetzung besonders mit den frühen Reflexionen unerlässlich und eine geeignete akustische Gestaltung zwingend notwendig. Dann kann der nächste, akustisch sehr wichtige Aspekt eines Raums – das modale Verhalten – angegangen werden. In „Raumakustik Teil 3‟ werden wir auf dieses akustische Phänomen eingehen.
Natürlich gibt es für einen Analogfan einige mentale Hürden zu überwinden, um sich mit Musik aus dem Computer zu beschäftigen. Wenn man aber dank iPod und iTunes die ersten Songs auf der Festplatte gespeichert hat, folgt der ganz normale audiophile Wahnsinn: Man sucht rastlos nach Klangverbesserungen. Zumindest Mac-Benutzer katapultiert die Amarra-Software da weit nach vorne.
Wie bereits angedeutet, war es auch bei mir die Beschäftigung mit dem iPod, die mich dazu brachte, die zuvor fernen Welten Computer und Musik zusammenzubringen. Sofern man nicht zögert, in ein Abspielgerät mit ausreichend großem Speicher zu investieren, ist Datenreduktion dabei kein Thema. Das zuvor nicht besonders hoch geschätzte CD-Format reicht plötzlich zur Beruhigung des audiophilen Gewissens völlig aus: Selbst unterwegs würde man den verwöhnten Ohren dann ja keine MP3-Files zumuten. So weit, so gut.
Auf die Idee, den iPod und die liebevoll gehegte und gepflegte Hifi-Anlage miteinander zu verbinden, kam ich dennoch lange Zeit nicht – von schon einige Zeit zurückliegenden Tests der Krell- und Wadia-Dockingstations einmal abgesehen. Im Wohnzimmer, wo die Anlage meiner Gattin auch schon mal für ein wenig Hintergrundbeschallung beim Essen oder bei Besuch sorgt, findet allerdings ein iPod-Dock Anschluss an die Vorstufe – seit kurzem erfreulicherweise eines, das die Digitaldaten des kleinen Apple an den Wadia-Wandler weiterreicht. Als dann die Festplatte meines Alesis Masterlink, der für digitale Sicherungskopien eigener analoger Aufnahmen herhalten muss, mal wieder an ihre Kapazitätsgrenze kam, erschien die Vorstellung, die Daten im Computer zu speichern, zwar erstmal recht verlockend, hatte aber keine Konsequenzen. Da bedurfte es schon des näheren Kontakts mit dem famosen Sooloos-System in den Räumen des Vertriebes, um ernsthaft über eine solch bequeme und elegante Art der Musikwiedergabe auch im eigenen Hörraum nachzudenken. Wegen – zumindest gefühlt – wichtigerer, ja geradezu unvermeidlicher Ausgaben für Mikrofone und 100 Kilometer Analogbandmaterial blieb es aber beim Wunschdenken, was den Sooloos-Luxus anbelangt.
Dann standen einige Messen ins Haus, auf denen Hifistatement angemessen präsentiert werden sollte. Und nach Meinung unseres Webmasters konnte dies nur mit dem damals gerade vorgestellten 27-Zoll-iMac geschehen, der dann nach den Veranstaltungen in meinem Arbeits- und Hörzimmer Asyl fand. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis ein USB-Kabel den Mac mit dem PS-Audio DL III verband. Leider akzeptierte der besonders mit den Moll-Modifikationen klanglich hervorragende Wandler über diese Schnittstelle lediglich Dateien mit einer Abtastrate von 48 Kilohertz. Das mag zwar im ganz normalen Alltagsbetrieb ausreichen. Wenn man jedoch gewohnt ist, Aufnahmen mit 96 Kilohertz direkt vom Alesis über die AES/EBU-Verbindung wandeln zu lassen – was der PS Audio ja auch anstandslos tut –, empfindet man die über die USB-Verbindung möglichen 48 Kilohertz doch als Einschränkung.
Um einschätzen zu können, ob man wirklich einen für höhere Abtastraten geeigneten Wandler braucht, sollte man sich einmal kritisch die angebotenen Downloads anschauen. Leider findet man so gut wie keine aktuellen Produktionen bei europäischen Anbietern – die vorzüglichen Aufnahmen von Acousence im Linn-Online-Shop stellen da eine rühmliche Ausnahme dar. Dafür wimmeln die Webseiten von digitalen Versionen meist wohlbekannter audiophiler Tonträger – also nichts wirklich neues. An die Files amerikanischer Händler kommt man aber entweder gar nicht oder nur, wenn man sich nicht scheut, dreist einen amerikanischen Wohnsitz anzugeben. Das zumindest für meinen Geschmack Spannendste, was man derzeit finden kann, ist Keith Jarretts ECM-Album Paris/London. Es kann bei HDtracks für 35,96 Dollar als 24/96-Flac-Datei heruntergeladen werden. Für die Benutzung unter iTunes ist dann allerdings eine Umwandlung in .wav oder .aiff notwendig, die jedoch mit der kostenlos von http://sbooth.org/Max/ zu beziehenden MAX-Software leicht zu bewerkstelligen ist.
Wenn man nicht mit eigenen Aufnahmen in hoher Auflösung hantiert, können Abtastraten bis 48 Kilohertz also durchaus ausreichen. Dem audiophilen Digitalfreund dürfte es allerdings keine Ruhe lassen, wenn sein Equipment nicht für die bestmögliche Qualität ausgelegt ist. Da geht es mir nicht anders und deshalb habe ich mir vom Vertrieb einen Weiss Minerva ausgeliehen, der über die Firewire-Schnittstelle auch 192 Kilohertz akzeptiert. Eigentlich wollte ich auf den bereits auf der Website angekündigten DAC202 warten. Dessen Auslieferung könnte sich aber bis zur High End verzögern.
Das kann dem Glücklichen, der einen Minerva zur Verfügung hat, jedoch herzlich egal sein. Denn dieser bietet alles, was das Herz begehrt. Und das sind erst einmal zwei Firewire-Ein-/Ausgänge, ein optischer S/PDIF-Eingang sowie je ein elektrischer AES/EBU- und ein S/PDIF-Ein- respektive Ausgang. Damit ist der Minerva nicht nur eine Firewire-tauglicher Wandler, sondern auch ein Firewire-AES/EBU-Interface, das in beide Richtungen funktioniert. So lässt sich beispielsweise eine über Firewire aus dem Computer kommende Datei statt mit dem internen D/A-Wandler des Minerva auch mit einem beliebigen anderen umsetzen, wenn dieser andere Wandler das digitale Signal vom AES/EBU-Ausgang des Weiss bezieht. Selbst die Aufnahme auf den Computer über Firewire ist möglich, wenn an den Digital-Eingang des Weiss ein externer Analog/Digital-Wandler angeschlossen wird. Aber der grandiose Minerva ist ja hier nicht das eigentliche Thema. Deshalb werde ich Ihnen auch nicht mit Klangbeschreibungen den Mund wässrig machen. Mich machen die klanglichen Leistungen des Weiss rundum zufrieden – und dass etwa ein vielfach teurerer dCS oder Wadia bei der Wiedergabe einer CD noch einen Hauch mehr Raumgröße suggeriert, ist sofort vergessen, wenn man beispielsweise die Acousense-Einspielung von Mahlers sechster Symphonie in 24/192 hört: Vor allem in Kombination mit der der Amarra-Software bietet der Minerva hier einen riesigen Aufnahmeraum mit zum Greifen plastischen Musikern. Einfach fantastisch.
Und damit wären wir endlich beim Thema: Auf die Amarra-Software bin ich erstmals einige Wochen vor der letztjährigen High-End bei der Ausstellung der Audio Engineering Society oder kurz AES in München aufmerksam geworden. Dort traf ich am Stand von Minnetonka und Adebar Acoustics Jon Reichbach, den geistigen Vater von Amarra und Kopf von Sonic Studio aus den USA. Er zählt zu den Pionieren der Computer-Audiotechnologie und entwickelt seit mehr als 25 Jahren immer neue Anwendungen im professionellen Bereich rund um das CD-Mastering. Schon in den 80ern produzierte Sonic Solutions, die ehemalige Mutterfirma von Sonic Studio, komplette Computersysteme zur CD-Herstellung. Etwa zwei Drittel aller auf dem Markt befindlichen CDs sollen in irgendeiner Phase ihrer Entstehung mit Sonic Studio in Kontakt gekommen sein. 2002 trennte sich Sonic Studio dann von der Mutter Sonic Solutions, die sich damals in Richtung DVD-Technik entwickelte.
Die ersten Systeme liefen auf einem Sun 1 mit Motorola-Prozessor. Kosten und Komplexität des Sun 1 legten dann aber den Wechsel auf die Apple-Hardware nahe, die damals ebenfalls auf einem Motorola-Prozessor basierte. Mittlerweile konvertierte Jon Reichbach seine gesamte professionelle Software für die Musikbearbeitung und für das CD-Mastering auf eine moderne Apple Plattform, wodurch das Arbeiten mit Sonic Studio-Programmen auch für engagierte Amateure erschwinglich geworden ist.
Inzwischen ist Apple zwar auf eine Intel-Prozessorplattform umgestiegen, doch ist Amarra weiterhin ausschließlich für Mac-Computer erhältlich. Es ist auch nicht geplant, eine Windows-Version auf den Markt zu bringen, was wohl zum einen daran liegt, dass im professionellen Studiobereich fast ausschließlich mit Apple gearbeitet wird. Ausschlaggebend dürfte allerdings sein, dass Apple-Hardware immer als Komplett-System geliefert wird, während in der Windows-Welt alles mit allem kombinierbar ist, was nicht selten zu Kompatibilitätsproblemen führt. Amarra läuft auf jedem modernen Mac, der laut Empfehlung auf der Sonic-Studio-Website mit vier Gigabyte Speicher ausgestattet sein sollte. Wünschenswert wäre auch eine moderne Solid-State-Festplatte, die ohne bewegliche Teile auskommt.
Die Entstehungsgeschichte von Amarra gleicht der vieler inzwischen etablierter Hifi-Produkte: Jemand ist mit dem Sound, der ihn umgibt, nicht zufrieden, schafft Abhilfe, und daraus entwickelt sich eine Komponente oder eine kleine Firma. Die Firma hatte Jon Reichbach schon, aber auch ein Problem: Während der Entwicklung seiner Software an seinem Arbeitsplatz verfügte er über alle professionellen Tools, die er zum Musikhören brauchte. Diesem Maßstab wurde iTunes, das er zu Hause nutzte, einfach nicht gerecht. Und da er sich mit dem schlechteren Klang nicht zufrieden geben wollte, fing er an, einen Teil seines Profisystems umzuprogrammieren. Schließlich ersetzte er damit das Wiedergabemodul von iTunes. Und genau das ist heute Amarra: die digitale Masterbandmaschine einer hoch professionellen Studiosoftware.
Amarra spielt Musik-Files mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit bis zu einer Samplingfrequenz von 192 Kilohertz ab. Unterstützt werden die Formate WAV, AIFF, BWF und seit dem letzten Update auch das Apple Lossless Format ALAC. Dabei werden keinerlei Daten verändert und keine Musikinformationen manipuliert. Es sind vielmehr interne Abläufe, die in jahrelanger Entwicklungsarbeit optimiert wurden. Dazu gehören Details wie das Festlegen des Zeitpunkts, zu dem die Musikdaten eingelesen werden, die Konfiguration interner Zwischenspeicher und die Kontrolle darüber, was die restlichen Komponenten des Computers zur gleichen Zeit machen oder auch nicht. Das klingt vergleichsweise simpel – ist es aber nicht, denn wie auch bei herkömmlicher Audiotechnik führt letztlich die Summe vieler kleiner Veränderungen und Modifikationen zum klanglichen Erfolg. Wie beispielsweise Ken Ishiwata über Dekaden die Marantz-CD-Spieler immer und immer wieder in kleinen Schritten verbessern konnte, so hat auch Jon Reichbach jahrelang an seiner Software gefeilt.
Die Benutzung von Amarra ist recht simpel, da es mit iTunes betrieben wird und, wie gesagt, das entsprechende Wiedergabemodul von Apple ersetzt. Während jedoch bei Apple das Ausgabedatenformat nur einmal festgelegt werden kann und dann alle Daten auf den gewählten Wert hoch- oder runtergerechnnet werden, schaltet Amarra den angeschlossen Wandler so um, dass immer nur unveränderte Daten im Originalformat wiedergegeben werden. Ist es dem Wandler nicht möglich, das vorhandene Format wiederzugeben – wie etwa 192 Kilohertz im Fall der meisten USB-Wandler – erkennt Amarra das Problem, schaltet sich auf Stand-by und überlässt die Umrechnung iTunes.
Das Programm bietet auch eine digitale Lautstärkeregelung, bei der je nach eingestelltem Pegel Dither hinzugefügt wird, um trotz reduzierter Auflösung keine hörbaren Artefakte durch das Abschneiden der unteren Bits zu übertragen. Per Menü kann die Ditherfunktion jedoch auch abgeschaltet werden. Aber der puristische Audiophile wird diese Pegeleinstellung gewiss ebenso verschmähen, wie den digitalen dreibandigen parametrischen Equalizer, der aus der Software für den Profibereich stammt. Dabei böte er eine elegante Möglichkeit, ohne weiteren Aufwand die in normalen Wohnräumen häufig auftretenden ein bis zwei störenden Dröhnfrequenzen im Tieftonbereich gezielt herauszufiltern. Da ich aber neben der Musik aus dem Computer auch noch Tonbänder und Schallplatten über meine Anlage genieße und beim Wechsel des Speichermediums keine Klangveränderungen erleben möchte, habe ich auf die Erprobung des Equalizers ebenso verzichtet wie auf die der Lautstärkeregelung. Damit man mir dennoch keinen mangelnden Arbeitseinsatz vorwerfen kann, habe ich noch kurzfristig einen Ayre QB-9 besorgt und zum Einspielen angeschlossen. Bis zum abschließenden Vergleichshören sollte er dann auch die gewünschte Betriebstemperatur erreicht haben.
Noch einfacher als beim Ayre, wo es für mich nur einer Autofahrt von etwa 30 Kilometern zum Vertrieb nach München bedurfte, um seiner habhaft zu werden, ist es, Amarra ganz in Ruhe zu Hause zu testen. In unserer schönen neuen Welt braucht sich niemand mehr zum deutschen Vertrieb digital-highend.de nach Essen zu bemühen. Da genügt ein Besuch auf www.amarraaudio.com und ein oder zwei Clicks zum „Amarra Computer Music Player Demo Download‟ und schon hat man eine Demo-Version der Software auf seinem Computer. Die läuft allerdings nur mit kurzen Unterbrechungen, die jedoch nicht so stark stören, dass man die Klangverbesserungen durch Amarra nicht deutlich wahrnähme.
Darüber hinaus gesteht Sonic Studio aber jedem Interessierten erfreulicherweise zu, was der investitionsbereite Hifi-Fan ansonsten nur vom Händler seines Vertrauens erwarten darf: Dass er das Objekt seiner Begierde ausgiebig und ohne Einschränkungen in der eigenen Kette testen kann. Ausgiebig bedeutet in diesem Falle 14 Tage! Und das, zumindest, was Sonic Studio anbelangt, völlig kostenlos. Voraussetzung für die zeitlich befristete Lizenz ist der Besitz eines iLok. Der sieht einem Schlüssel nicht unähnlich, hat eine Hülle aus grünem, transparenten Kunststoff und an seiner Spitze einen USB-Anschluss. Er ist in größeren Musikfachgeschäften für etwa 35 Euro zu erwerben und speichert Lizenzen verschiedener Hersteller. Mit dem iLok ist es möglich, seine Lizenz auf den unterschiedlichsten Computern zu nutzen, wenn dort das entsprechende Programm installiert ist. Näheres zu iLok findet man unter www.ilok.com. Der Schüssel ist übrigens im Preis von 845 Euro für Amarra enthalten.
Wem der Preis für Amarra zu hoch ist, für den bietet Sonic Studio den Amarra Mini an, der weder eine Lautstärkereglung noch den parametrischen Equalizer mit an Bord hat, was ich nicht weiter schlimm finde. Für Firewire-Nutzer und Weiss-Wandler-Besitzer schwerer zu ertragen ist die Tatsache, dass der Amarra Mini lediglich bis 96 Kilohertz arbeitet. Auch in puncto Optik muss man beim Mini auf einiges verzichten, was man zumindest dann vermisst, wenn man den Umgang mit professionellen Audiogerätschaften gewohnt ist: Amarra zeigt den benutzten Wandler, das Format, die Wortlänge und die Abtastfrequenz der wiedergegebenen Datei an, gibt in einer acht-stelligen Anzeige die abgelaufene Zeit des jeweiligen Songs an und informiert mit zwei Balkenanzeigen über den momentanen Pegel sowie den Höchstwert (Peak Hold). Alles das gibt es beim Mini leider nicht. Wenn er aber bei 96 Kilohertz so gut klingt wie die Vollversion – und das sichert Sonic Studio auf der Homepage zu –, dann dürfte der Amarra Mini Computer Music Player zum Preis von 333 Euro in vielen Fällen die Lösung der Wahl sein.
Nach der Messe in Wien im November letzten Jahres überspielte ich einige eigene CDs auf den iMac und konnte es danach natürlich nicht lassen, deren Wiedergabe von der Festplatte mit der des Originals durch das Wadia-Laufwerk WT3200 zu vergleichen. Da dies nun schon einige Zeit zurückliegt und auch die intensivste akustische Erinnerung ein Verfallsdatum besitzt, habe ich diese noch einmal aufgefrischt : Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life erreicht den Weiss Minerva nun zum einen von der Festplatte des iMac über ein nicht besonders audiophiles Belkin-Kabel – trotz einiger Recherche konnte ich bei den bekannten Kabelspezialisten keine 800 auf 400 Firewire-Leitungen finden – und zum anderen vom Wadia standesgemäß über ein Digicoax Reference. Der Wadia-Transport ist zwar in die Jahre gekommen, aber mechanisch vielen aktuellen Geräten noch immer überlegen. Er nimmt besonders durch die vielfältigen Klangfarben, in denen er Jonas Hellborgs akustische Bassgitarre erstrahlen lässt, für sich ein. Dynamisch schenken sich Festplatte und Laufwerk nichts, bei letzterem gelingt die Abbildung allerdings nicht ganz so stabil fokussiert wie beim iMac. Das kann man ganz nach eigenen Präferenzen einerseits als leicht erhöhte Unruhe oder aber als überbordende Lebendigkeit verbuchen. Vielleicht bringt ja eine weitere persönliche Referenzscheibe mehr Klarheit: Classic Records Gold-CD The Age Of Gold. Auch hier wirkt der Wadia eine Spur wärmer, farbiger, während der iMac die Instrumente schärfer umrissen in einem minimal größeren, aber kühleren Raum darstellt – und das alles ohne die Füße von Acoustic Systems, HMS-Netzkabel und den Resonator von Finite Elemente, die dem Wadia klanglich auf die Sprünge helfen. Zudem hat das Laufwerk vor fast 20 Jahren fast das doppelte von dem gekostet, was für den iMac zu bezahlen ist – nach offiziellem Mark/Euro-Kurs und nicht einmal Kaufkraft bereinigt.
Da kann man getrost darüber nachdenken, auch den Computer ein wenig zu tunen, allerdings nicht mit den gerade erwähnten oder anderen einschlägig bekannten audiophilen Wundermitteln, sondern mithilfe einer Software. Womit wir wieder bei Amarra wären. Das Programm habe ich – wie oben beschrieben – erst einmal als Testversion heruntergeladen und mit der zeitlich befristeten Lizenz ausprobiert. iTunes spielt „Heavy Hour‟ von Micha Alperins ECM-Album Night von der Festplatte, einen ruhigen, durch Fußstampfen und Schellen markierten Rhythmus, dem mächtige Paukenschläge auf beiden Seiten des Raumes die nötige Würze verleihen. Dazu mischt sich dann erst ein leicht befremdlicher Gesang und danach ein bis zur Verzerrung hart angestrichenes Cello. So kreieren Micha Alperin, die Cellistin Anja Lechner und der Percussionist Hans-Kristian Kjos Sørensen eine ungeheure Spannung, die von der aufnahmetechnischen Einbeziehung des Saales aufs feinste unterstützt wird. Die Musik, die weiträumige Abbildung und die explosive Dynamik nehmen derart gefangen, dass ich dieses wunderbare Stück erst nach dem dritten Anhören dazu verwendet habe, wozu ich es anfangs ausgesucht hatte: der Wirkung von Amarra auf die Spur zu kommen. Sobald die Software aktiviert ist, beginnt der Raum plötzlich zu atmen, die Instrumente werden viel schärfer voneinander getrennt und erscheinen optimal fokussiert.
Die Pauken wirken nicht nur wuchtiger, sondern klingen auch lebendig vibrierend aus. Hier geht es wirklich nicht um Marginalien. Mit Amarra lässt die Wiedergabe des Songs diejenige direkt aus iTunes weit hinter sich. Ich könnte mich spontan sogar dazu versteigen zu behaupten, die hier erfahrenen Unterschiede seien größer als beispielsweise die zwischen dem Weiss Minerva und den Wandlersektionen von mehrfach teureren Wadia- oder dCS-Playern.
Als ich dann ein paar Tage später noch immer voller Überschwang Florian Östreicher, dem Besitzer und Betreiber des Realistic Sound Studios in München, den ich während einiger gemeinsamer Projekte kennen gelernt habe, von Amarra erzähle, scheint der Profi interessiert und durchaus aufgeschlossen. Sobald er aber den Preis der Software erfragt hat, fällt das Ganze für ihn dann doch unter High-End-Voodoo – eine Ansicht die er jedoch spontan revidiert, nachdem er den Unterschied selbst gehört hat. Aber ich brauche hier ja gar keine Zeugen, um Sie zu überzeugen, und weitschweifige Klangbeschreibungen kann ich mir ebenfalls ersparen: Sie können – einen Apple vorausgesetzt – ja selbst kostenlos die Probe aufs Exempel machen.
So einfach, es Ihnen selbst zu überlassen, herauszufinden, wie sich Amarra zu Amarra Mini verhält, werde ich es mir allerdings nicht machen. Ich habe beide Programme mit einem weiteren Stück von Micha Alperin verglichen, diesmal einem, das er mit dem Moscow Art Trio für das Jaro-Album Music eingespielt hat: „Today, I am Norwegian‟ ist eine fröhliche Melodie, die immer wieder durch rhythmische Passagen unterbrochen wird, wobei die Akustik des (virtuellen?) Aufnahmeraumes sehr fein eingefangen wurde. Und die Lebendigkeit und Größe gerade dieses Raumes ist es in erster Linie, die die Wiedergabe mit von derjenigen ohne Amarra unterscheidet. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, ob die Voll- oder die Miniversion aktiv ist. Selbst nach vielfachem Hin- und Herschalten bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob es nicht doch marginale Unterschiede zwischen beiden Varianten gibt, die sich allein auf die Abbildung beziehen. Wenn diese jedoch selbst über eine Kette mit extrem hohem Auflösungsvermögen und bester Durchzeichnung nicht eindeutig zutage treten, sind sie gewiss zu vernachlässigen. Klangfarben, Rhythmik und Dynamik erweisen sich bei beiden Programmen als völlig identisch. Und deshalb kann ich Ihnen Amarra Mini genau so nachdrücklich empfehlen wie die teurere Variante.
Bei einigen Download-Anbietern firmieren die Dateien mit 24 Bit und 96 oder 192 Kilohertz als „Studio Master‟, und bei naimlabel.com, wo sie auch mal Hi Definition genannt werden, gibt es Charlie Haden und Chris Andersons Duo-Album None But The Lonely Heart in 96 Kilohertz. Und von dem habe ich vor langer Zeit mal eine Vinyl-Ausgabe produziert, weshalb mir der Aufnahmeingenieur vor etwa drei Jahren seine Mastertapes kopiert hat, und zwar von einer Nagra IVS auf ein ebensolches Modell. Ich hatte Ken Christiansen zwar schon vorher um eine Kopie gebeten, ein wahrer Nagra-Fan überspielt aber eben nur von Schweizer Edelelektronik auf Schweizer Edelelektronik. Erst nachdem er eine zweite Nagra erworben hatte und ich ihm zudem versichern konnte, dass bei mir zu Hause ebenfalls kein anders Abspielgerät in Frage käme, machte er sich an die Arbeit und schickte mir bald darauf einige 18-Zentimeter-Spulen zu. Und so drängt sich dieser Vergleich geradezu auf: Musikdatei in „Studio Master‟-Qualität über Amarra und Weiss-Wandler gegen Ein-zu-eins-Mastertape-Kopie über eine Nagra IVS.
Als Tonband-Fan muss ich mit Bedauern zugeben, dass die Wiedergabe der hoch aufgelösten Musikdaten dem Magnetband erschreckend nahe kommt. Die Mastertape-Kopie bringt noch eine Spur mehr Druck im Bass, versprüht noch ein wenig mehr Atmosphäre, hat aber auch nicht mehr Klangfarben, Raum oder Dynamik zu bieten als die Musik aus dem Rechner. Die Unterschiede sind so gering, dass sie durch die Wahl eines anderen Wandlers egalisiert werden könnten. So brachte der Ayre QB-9, der jetzt leider schon wieder zum Vertrieb zurück musste, ein bisschen mehr Tieftonenergie als der Weiss, so dass seine Wiedergabe insgesamt vollmundiger wirkte. Bei nicht hundertprozentig stimmigen Aufnahmen machte er einfach ein wenig mehr Spaß als der minimal strengere Minvera. Der profilierte sich mit einer noch besseren Durchzeichnung und hievte ein oder zwei Details mehr über die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers – die der Ayre keineswegs verschwieg, wenn man auf ihn zurückschaltete und auf besagte Kleinigkeiten achtete. Der Weiss bot, obwohl er ansonsten nüchterner agierte, beispielsweise bei Muddy Waters „Good Morning, School Girl‟ überraschenderweise einen Tick mehr Drive.
Der QB-9 war übrigens über ein hochwertiges USB-Kabel mit dem Rechner verbunden. Hier bedurfte es nämlich keiner externen galvanischen Trennung, da der Ayre diese intern vornimmt. In den meisten anderen Fällen ist bei USB-Verbindungen aber eine Isolator-Lösung vorzuziehen, wie beispielsweise der Audioenergie HF-Denoiser, der mit zwei hochwertigen Opto-Wandlern arbeitet, um HF-Störungen von der Hifi-Anlage fernzuhalten. Doch noch einmal kurz zurück zu der Frage, ob wie die Bezeichnung „Studio Master‟ für Musikdateien in hoher Auflösung zu bewerten ist. Zumindest bei None But The Lonely Heart und dessen Wiedergabe über Amarra ist keinerlei Skepsis angebracht: Nach dem Mastertape respektive seiner Kopie sind Dateien in dieser Qualität das beste, was dem Musikfreund und Klangästheten passieren kann – und wer hat schon Zugriff auf die Bänder seiner Lieblingsmusiker? Wo bleiben die unbearbeiteten digitalen Kopien der wichtigen Alben von Charles Mingus, Roland Kirk, Miles Davis? Wer veröffentlicht die HiRes-Version des Köln Concerts?
Der Artikel war schon fast fertig, als ich vom Kollegen Fink den Tipp bekam, auch einmal die Playlist-Funktion von Amarrra und Amarra Mini auszuprobieren, was nicht gerade komfortabel, andererseits aber auch nicht wirklich kompliziert ist: Man markiert die gewünschten Titel in iTunes, klickt auf den Playlist-Button und wählt anschließend „Load Playlist‟. Die Wiedergabe lässt sich nun allerdings nicht mehr über die Apple-Fernbedienung oder die Remote-App für das iPhone starten, sondern nur per Maus über die virtuellen Tasten von Amarra. Wenn man dadurch jedoch Verbesserungen erzielen kann, nimmt man diese kleine Unbequemlichkeit aber gern in Kauf: Von der Festplatte erklingt das Allegro risoluto‟ aus dem ersten Set der English Dances von Malcolm Arnold, das von der Lyrita-CD überspielt wurde. Die Aufnahme ist eher hell timbriert, das Orchester scheint zu brodeln, und Geigen, Schlagwerk sowie Hörner besitzen eine gehörige Portion Biss. iMac, Amarra und Minerva bilden die Instrumentengruppen in beeindruckender Größe und Plastizität ab. Ich kann mich nicht erinnern, das Stück je so emotional packend erlebt zu haben – auch wenn Musiker und Dirigent dabei eine Spur getrieben erscheinen. Der Wechsel zum Playlist-Modus gönnt ihnen dann ein kleine Atempause: Ein klein wenig Schärfe verschwindet, die Instrumentengruppen werden noch besser voneinander getrennt und die virtuelle Bühne erscheint noch ein gutes Stück tiefer. Bässe und Pauken kommen mit einer Spur mehr Druck. Um ein gängiges Klischee zu bedienen, könnte man schreiben: So klingt es einfach ein bisschen analoger. Raumdarstellung, Durchhörbarkeit und innere Ruhe nehmen hier zwar nicht im selben Maße zu wie beim Wechsel vom iTunes- zum Amarra-Wiedergabemodul, erfahren aber noch einmal eine so deutliche Steigerung, dass es geradezu ein Frevel wäre, nur aus Bequemlichkeit auf diese enormen Verbesserungen zu verzichten.
Die klanglichen Fortschritte bei der Benutzung der Playlist-Funktion hat Sonic Studio natürlich erkannt und arbeitet deshalb an einer einfacheren und bequemeren Nutzung, die bereits in der Version 2 enthalten sein soll, die auf der High End in München vorgestellt werden wird. Da Amarra eine junge Software ist, werden in Zukunft auch noch weitere Add-On-Module hinzukommen. In Planung befindet sich ein Ripping-Modul zum Einlesen von CDs, und auch das FLAC-Format soll in späteren Versionen unterstützt werden. Erste Entwicklungen gibt es auch schon für ein Vinyl Recording Modul mit digitaler RIAA-Entzerrung und aus dem Profibereich entlehnten Funktionen zur Entfernung von Rauschen und Knacken. Sonic Studio kündigt an, dass die meisten Erweiterungen für Amarra-Besitzer in den nächsten zwei Jahren kostenlos sein werden und mit einem simplen Update zu installieren sein sollen, so dass sich die Investition in die Software auch in Zukunft auszahlt.
Getestet mit
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Bandmaschine | Nagra IVS |
Festplattenrecorder | Alesis Masterlink, Nagra LB |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | PS Audio DL III mit Moll-Modifikationen 1 und 2 Weiss Minerva Ayre QB-9 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee Sun Wire Reference Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier SunLeiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Hersteller
Sonic Studio LLC
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Adresse | 330 Sir Francis Drake Blvd. Suite A San Anselmo CA 94960-2552 |
Internet | www.sonicstudio.com/amarra/ |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Paul Kuhn gastierte mit seinem Trio am 21.03.10 im Birdland und Sommelier du Son hat das gesamte Konzert sowohl analog als auch digital mitgeschnitten. Das Hifistatement-Team ist ein bisschen stolz darauf, Ihnen hier einen Song des swingenden Mannes am Klavier als Download in guter und bester digitaler Qualität präsentieren zu dürfen. Doch zuerst die Konzertkritik der Neuburger Rundschau:
Sollte diese Trio-Aufnahme noch ein wenig besser klingen als der Multimikrofon-Mitschnitt des Joe Kienemann Trios, könnte das am ungeheuren Aufwand liegen, den wir für dieses – wie sich später herausstellen sollte – wunderbare Konzert betrieben haben. So stammten etwa sämtliche Mikrofonkabel vom amerikanischen Nobel-Hersteller Kubala-Sosna. Michael Bönninghoff vom deutschen Earthworks-Vertrieb S.E.A. war eigens angereist, um zu schauen, ob bei der Abnahme des Bösendörfer-Flügels das PianoMic-System auch optimal positioniert war (vgl. Abb. 3 im Kienemann-Artikel) und die Kollegen Fink und Heeren hatten sich bereit erklärt, den Transport des analogen Goldfolien-Halls EMT-240 zu übernehmen. Auch wenn der Hall für die markante Stimme Paul Kuhns schließlich recht dezent eingesetzt wurde, legten die meisten Beteiligten großen Wert darauf, dass bei der Aufnahme alles so analog wie möglich vonstatten ging.
Aber auch ausgesprochene Analog-Fans bewegen nicht zwei je fast zentnerschwere Studer A810 und 70 Kilogramm Hall aus rein ideologischen Gründen durch die Gegend. Der Autor würde den Aufwand zwar billigend in Kauf nehmen, um in den Besitz einer exklusiven analogen Aufzeichnung dieses fantastischen Trios für den privaten Gebrauch zu gelangen, doch dieses egoistische Ziel hätte gewiss keinen der erwähnten Kollegen zur Mitarbeit motiviert. Und dennoch geht es hier um die Erfüllung eines ganz privaten Wunschtraums: Den Hifistatement-Herausgeber Reinhold Martin begleitete die Musik Paul Kuhns seit frühester Jugend und deshalb soll die erste LP des frisch gegründeten Labels Statements in Sound eben eine von Paul Kuhn sein. So kam es nach nicht allzu langer Vorbereitung zu dieser Aufnahme. Wir werden uns bemühen, die fertige Schallplatte bis zur High End in Händen zu halten. Wer nicht so lange warten möchte oder keinen Wert auf Vinyl legt, kann die aktuelle CD, die viele der in Neuburg gespielten Titel enthält und deren Cover wir hier als Download-Button zweckentfremden, mit ein paar Klicks bestellen:
Für alle Fans analoger Aufnahmen und hochaufgelöster Musikdateien jedoch gibt es hier einen Vorgeschmack auf die kommende LP in CD-Qualität und in 24/96er Auflösung: Paul Kuhns Version von „It Don‘t Mean A Thing‟ mit einem superben Scat-Solo.
![]() Paul Kuhn Trio It Don‘t Mean A Thing 16 bit / 44,1 kHz ca. 32 mb (wav) |
![]() Paul Kuhn Trio It Don‘t Mean A Thing 24 bit / 96 kHz ca. 105 mb (wav) |
PS für technisch Interessierte: Der Download ist Teil der digitalen Sicherheitskopie der analogen Mischung, wurde mit einer Nagra LB auf eine Compact Flash Card aufgezeichnet und mit Sonic Studios soundBlade geschnitten, normalisiert und ausgeblendet. Die Umrechnung der originären 24/96-wav-Datei in ein 16/44.1-wav-File erfolgte mit dem Weiss Sample Rate Converter.
Sinnvoll ist es, erst einmal das eigentliche Rippen (das Kopieren der Musik von der CD auf die Festplatte) getrennt von der späteren Anwendung zu betrachten. Speichern und sichern heißt die Devise. Dazu reicht ein PC/MAC und eine möglichst große, externe USB-Festplatte ab ein Terrabyte. Die gibt es preiswert und sie dient als Zwischenlager. Als nächstes stellt sich die Frage, in welchem Format die Daten auf die Festplatte sollen. Weit verbreitet ist das WAV-Format. Es stammt aus der Windows-Welt, ist verlustfrei und unkomprimiert und alles, was irgendwie Bits und Bytes zu Musik verarbeitet, kann damit was anfangen. Nicht wenige High-Ender schwören auf WAV, und man macht damit auch nicht wirklich etwas falsch.
Allerdings hat das Format einen Pferdefuß: Es kann keine zusätzlichen Informationen wie Titel oder Interpreten innerhalb des Musikfiles speichern. Diese sogenannten Metadaten stammen ursprünglich aus der MP3-Welt und ermöglichen es, die Musiksammlung später einfach zu katalogisieren und zu organisieren. Um später trotzdem wenigstens an ein paar Informationen zu gelangen, kann man die Musikfiles in einer bestimmten Reihenfolge auf die Festplatte kopieren. So ist es inzwischen quasi Norm, dem ersten Verzeichnis den Namen des Interpreten zu geben, im Verzeichnis darunter steht der Name des Albums und innerhalb dieses Ordners werden die einzelnen Titel entsprechend aufgeführt. Wer also vier Alben von Count Basie rippt, hat später einen Ordner namens Count Basie, darin vier Ordner mit den Namen der Alben und innerhalb jedes Album-Ordners die entsprechenden Titel. Auch das Cover des Albums wird zusammen mit den Titeln gespeichert. Es heißt in der Regel „folder.jpg“ oder „cover.jpg“ und jedes Abspielprogramm, das diese Speicherorganisation unterstützt, findet es auch.
Somit eignet sich FLAC besonders gut als Anfangsformat für die externe Festplatte. Einmal gespeichert, kann jedes andere Format daraus erzeugt und je nach gewähltem Format mit oder ohne Metadaten genutzt werden. FLAC wird aber auch von vielen Playern direkt unterstützt. Linn, Naim, Logitech und viele andere geben es problemlos wieder. Nur Apple ist die unrühmliche Ausnahme und weigert sich bis heute, FLAC ohne trickreiche Modifikationen zu spielen.
Ob nun WAV- oder FLAC-Files unterschiedlich klingen, hängt sicherlich von der verwendeten Software ab. Von den gespeicherten Daten her sind beide gleich, aber das zusätzliche Rückwandeln von FLAC braucht Prozessorkapazität, was zu einem Störungsspektrum in Computer führen kann. Wer aber FLAC als Format für die Zwischenspeicherung nutzt, macht nichts falsch und lässt sich alle Türen für das spätere Format seines Vertrauens offen.
Ähnlich gute Ergebnisse beim Erkennen exotischer Aufnahmen bietet ein Gerät namens RipNAS. Der Name ist in diesem Fall Programm. Rip steht für „rippen“, NAS für „Network Attached Storage“, was neudeutsch so was wie „rippender Netzwerkspeicher“ bedeutet. Das Gerät gibt es in den verschiedensten Größen und Ausführungen mit und ohne externe Festplatten und meist in einem schmucken Gehäuse, das nicht an einen Computer erinnert. Welche Ausführung auch immer: drin steckt auf jeden Fall trotzdem ein Computer. Der Prozessor ist ein INTEL Atom, das Betriebssystem steuert Microsoft in Form von Windows Home Server dazu. Obwohl im Gerät alles drin steckt, was einen Computer ausmacht, kommt es ohne Tastatur oder Bildschirm aus. Es ist zwar möglich, auf den Server mit den üblichen Programmen zur Steuerung von Windows Home Server zuzugreifen, aber nötig ist es nicht, solange die Konfiguration fertig vom Händler kommt.
Wer so viel Komfort nicht braucht, sondern seinen heimischen Computer zum Rippen nutzen möchte, kann das natürlich auch alles selber machen. Die schon erwähnte externe USB-Festplatte nimmt die Daten auf und ein passendes Ripping-Programm ist leicht zu finden. Auf vielen Rechnern wird wohl iTunes seinen Dienst tun. Denn auch iTunes kann rippen und, solange die eingebaute Fehlerkorrektur eingeschaltet ist, sind die Ergebnisse auch halbwegs brauchbar.
In der Apple-Welt ist die Auswahl dabei eher begrenzt. Neben iTunes existiert eigentlich nur ein Programm, das sich einfach bedienen lässt und das hört auf den Namen RIP. Es stammt vom gleichen Autor wie das Konvertierungs-Tool MAX und lässt sich ähnlich leicht bedienen. Es befindet sich allerdings noch im Beta-Stadium, wenn auch die letzten Versionen problemlos laufen. Die Datenbank-Anbindung zum Laden der Album-Informationen ist nicht annähernd so gut wie die von Naim oder vom RipNAS. Die meisten Treffer bringt noch die Album-Datenbank von iTunes, auf die RIP zugreifen kann. Album-Cover müssen fast immer manuell eingebaut werden.
Besonders gut eignen sich zum erfolgreichen Auslesen ältere und eher langsame Laufwerke. Gerade Plextor hat sich immer schon mit besonders robusten Geräten hervorgetan. Aber auch ältere Pioneer- oder Teac-Geräte können so manche verhunzte CD fehlerfrei kopieren, bei denen die modernen Slimline-Dreher schon längst das Handtuch werfen. Bei Teac gibt es zur Zeit noch ein externes Laufwerk in voller Größe, das bestens funktioniert. Allerdings hat der Hersteller schon angekündigt, es bald auslaufen zu lassen. Bleibt abzuwarten, wie sich die noch relativ teuren BluRay-Laufwerke verhalten – ansonsten hilft dann nur noch Ebay.
Auch ansonsten bietet dBpoweramp eine Menge zusätzlicher Optionen. Mit seinem Ripper kommt ein Konvertierungsprogramm, das auch größere Sammlungen unproblematisch von einem Format ins andere wandelt. Neue Formate können von der Webseite kostenlos als Ergänzung geladen werden und ein eigenes Forum kümmert sich um den Support. Die Benutzeroberfläche ist dagegen eher gewöhnungsbedürftig – einen Beratervertrag bei Apple dürfte Steve Elkins, der Entwickler von dBpoweramp dafür eher wohl nicht bekommen. Aber mit ein wenig Geduld bei der Einarbeitung bekommt man gut funktionierende Musikdatenbanken nahezu ausnahmslos hin.
Ein Geheimtipp bei audiophilen Rippern unter Windows ist ExactAudioCopy, kurz EAC genannt. Es geistert schon seit vielen Jahren durch die Szene, ist immer noch Beta, aber auch umsonst. Wie dBpoweramp ermittelt das Programm Laufwerkseigenschaften, erlaubt deren genauen Abgleich und zeigt zusätzlich auf einer Skala an, wie stark die Fehlerkorrektur beim Auslesen in Anspruch genommen werden musste. Andererseits ist die Anbindung an Titeldatenbanken eingeschränkt, und wer AccurateRip nutzen will, muss selbst Hand anlegen, um alles richtig zu konfigurieren. Auch zusätzliche Formate wie FLAC lassen sich nur manuell einbinden – gut, wer da im Umgang mit Windows schon einige Erfahrung mitbringt.
Aber egal, mit welchem Programm auch immer die CD letztlich den Weg auf die Festplatte fand: Wenn das Laufwerk stimmt und die Optionen richtig eingestellt waren, sollte schließlich auf der Festplatte eine perfekte Kopie Ihrer CD-Sammlung liegen. Wie daraus dann wieder Musik wird, steht in Teil 3 von Computer und Hifi.
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Computer und HiFi Teil 1: Eine Einführung |
Nach dem Topmodell der Pioneer-Lautsprecherfamilie, dem S-1EX, hat sich Helmut Rohrwild den Benjamin, die S-A4-PM „Pure Malt‟, vorgenommen. Können die Zwerge im Pioneer-Programm in ihrer Liga ebenso überzeugen wie die S-1EX?
Nahezu jeder ambitionierte Lautsprecherhersteller hat neben seinen Flaggschiffen quasi als Gegenpol auch ganz kleine Lautsprecher im Programm. So auch Pioneer mit den „Pure Malt‟. Kleine Zweiwegelautsprecher erfreuen sich aus unterschiedlichen Gründen großer Beliebtheit. In vielen Räumen und auch für viele Ansprüche reicht der Tiefgang der „Kleinen‟ völlig aus. Die Anregung von Raummoden fällt sehr viel geringer aus als mit größeren Lautsprechern – ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Sie sind auch etwas leichter in verschiedene Wohnumgebungen zu integrieren. Zwar ist der reale Platzverbrauch bei einer (sinnvollen und anzuratenden) Aufstellung auf Ständern nicht unbedingt geringer als der eines schlanken Standlautsprechers, aber visuell machen sie sich kleiner. Das alles trifft auf die putzigen „Pure Malt‟-Lautsprecher von Pioneer zu, die es in zwei farblich unterschiedlichen Ausführungen gibt.
Ich finde es sehr witzig, Lautsprecher „Pure Malt‟ zu nennen, dabei verbirgt sich dahinter eine ausgesprochen positive Sache – Recycling, also Schonung von Ressourcen. Die Gehäuse sind quasi das zweite Leben von ausgedienten, 100 Jahre alten Whiskyfässern aus dem Holz der amerikanischen Weiß-Eiche. Diese werden zerlegt, aufwendig behandelt und nach entsprechender mechanischer Bearbeitung zu bildhübschen, extrem stabilen Minilautsprechergehäusen. Ob sich der jahrzehntelange Kontakt des Eichenholzes mit dem Whisky tatsächlich auf den Klang auswirkt, wie die Pioneer-Broschüre erzählt, sei mal dahingestellt. Wikipedia sagt dazu, dass dieses Holz keine Feuchtigkeit aufnimmt und gerade deshalb für Fässer verwendet wird. Auf jeden Fall ist das Holz, das übrigens zu den härtesten Hölzern gehört, nach dieser Dienstzeit reichlich abgelagert.
Bestückt sind die Böxchen im halben DIN A 4-Format mit einem Kalotten-Hochtöner von 20 Millimetern Durchmesser, dessen Membran aus Seide besteht. Die Aluminium-Schwingspule wird mit Ferrofluid gekühlt. Der Aufgabenbereich dieses Hochtöners beginnt laut Herstellerangabe bei 3500 Hertz und reicht bis 40 Kilohertz. Der Tief-/Mitteltöner beackert die Frequenzen ab 60 Hertz bis hoch zur Trennfrequenz. Seine Membran besteht einschließlich der Staubschutzkappe aus einem Aramidfaser-Verbundwerkstoff. Zur Frequenzweiche gibt es keine Angaben. Der Wirkungsgrad der Pure Malt beträgt zarte 84 Dezibel, die Belastbarkeit dafür flotte 100 Watt und die Impedanz liegt bei verstärkerfreundlichen sechs Ohm. Da die Lautsprecher magnetisch geschirmt sind, können sie auch in der Nähe von TV-Geräten aufgestellt werden, ohne dass Bildverfälschungen zu befürchten wären. Die Abdeckung der Frontseite wird einfach aufgesteckt, hält zuverlässig und mischt sich so gut wie nicht ins Klanggeschehen ein. An der Rückseite nimmt ein Paar solider Lautsprecherklemmen blanke Kabelenden, Kabelschuhe oder Bananenstecker zuverlässig auf. Unterhalb der Klemmen ist eine kleine Bassreflexöffnung angeordnet.
Ihre Einspielzeit haben die Pure Malt als „Desktop‟-Lautsprecher in meiner Büroanlage verbracht. Am Vintage-Receiver Sony STR 6200 F haben sie mich vom ersten Ton an ausgesprochen positiv überrascht mit einer schön sonoren Wiedergabe, die sauber durchgezeichnet ist. Kollege Markus Sauer war recht erstaunt über die Raumabbildung dieser nicht unbedingt highfidel orientierten Konfiguration. In dieser Disziplin sind die Zweiwege-Konstruktionen schon mal eine ernsthafte Empfehlung. Danach gingen die Böxchen auf Reisen zum Kollegen Uwe Heckers, der sie mit Verstärkern von Bryston, Bel Canto und Sugden erprobte. Seine Höreindrücke waren nahezu deckungsgleich mit meinen.
Die Rückreise der Boxen zu mir war eigentlich nicht geplant, aber nicht unwillkommen, konnte ich doch so meine Hörerfahrungen mit den Winzlingen vertiefen. Die abschließenden Hörrunden verbrachten die Pure Malt also in meinem kleinen Hörraum. Dort fanden sie ihren Platz anstelle der Amphion Prio 520 auf Lautsprecherständern aus Stahl. Da mir eine direkte Aufstellung Holz auf Stahl noch nie gefallen hat, kamen die Dämpfungselemente von Acoustic Solid zwischen Ständer und Boxen. So passte das, zumindest für meine Ohren, und spielte weit „erwachsener‟ als vermutet. Befeuert wurden die „Malties‟ zuerst vom Audiomat Aria, einem sehr vielversprechenden Röhrenvollverstärker französischer Herkunft, dann von einer aktuellen SAC-Kombi aus der Vorstufe beta und den Endstufen Igel 60.
In allen gehörten Kombinationen ließen die „Pure Malt“ schnell erkennen, welche Elektronik gerade zu Gange war. Die Röhre mit ihren schönen, dabei dezenten Klangfarben war ebenso leicht zu identifizieren wie die beherzt-kontrollierte Spielweise der SAC Igel. Dabei behielten die „Pure Malt‟ immer ihre eigene Note, verblüfften ein ums andere Mal mit einer unerwartet stämmigen, sonoren Spielweise, die sie zu jedem Zeitpunkt größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind: eine geschickte Abstimmung mit einer dezenten Anhebung im Bassbereich, die nun ganz sicher keine Pioneer-Exklusivität ist, sondern diesem Boxentypus häufig zu eigen ist. Allerdings ist sie hier so gekonnt gemacht, dass man die kleine Schwindelei einfach nur als wohltönend hinnimmt, ja gar als charmant empfindet. Nach oben hin setzt der fein auflösende, niemals zur Härte neigende Hochtöner keine hörbaren Grenzen. Eine punktgenaue Abbildung einzelner Schallereignisse ist den Kleinlautsprechern generell zu eigen und die Pioneere machen da keine Ausnahme. Die Darstellung der virtuellen Bühne gerät kleiner als mit Standlautsprechern, ist aber immer in sich schlüssig. Die Umsetzung von heftigen Dynamiksprüngen wie auch die Auslese von ganz feinen Abstufungen gelingt erstaunlich gut.
Das funktioniert alles ganz prächtig und auch überzeugend, solange man den Rahmen akzeptiert, den die Physik solchen Boxenwinzlingen nun mal setzt. Das heißt, dass die mögliche maximale Lautstärke – ohne die schön plastische Darbietung aufzugeben – deutlich niedriger liegt als bei ausgewachsenen Standlautsprechern. Bei gehobener Zimmerlautstärke (was schon ganz schön laut sein kann ...) lässt man es sinnvollerweise bewenden. Geht man darüber hinaus, wird die bis dahin wirklich fein gegliederte und präzise sortierte Raumabbildung schwammig und unscharf und der Tiefton konturlos. Dieser Umschwung ist unüberhörbar, so dass man den passenden Grenzpegel für den jeweiligen Raum schnell gefunden hat. Also: Wer gerne großorchestrale Klassik laut hört oder sein musikalisches Glück im Heavy Metal findet, der sollte die Finger von diesen Lautsprechern lassen. Auch wer Bässe unbedingt physisch spüren will, liegt damit falsch. Aber wie soll das mit einem zehn Zentimeter großen Lautsprecherchassis auch funktionieren?
Was hingegen ganz sicher funktioniert, ist die Verwendung der „Pure Malt‟ als Satelliten in einem Subwoofer-Satelliten-System. Der Subwoofer sollte dann aber bitte aktiv und regelbar sein und über einen Hochpass für die Verstärker der Satelliten verfügen, sonst wird das kein harmonisches Zusammenspiel. Ich habe das mit dem kleinen Woofer von Acoustic Solid probiert, der aber nur in der Lautstärke und in der oberen Grenzfrequenz einstellbar ist. Das spielt schon sehr nett zusammen, bringt ein ordentliches Pfund an Bass ins Spiel, aber durch den fehlenden Hochpass werden die Tieftöner der „Pure Malt‟ nicht entlastet, und da man in dieser Konfiguration dann doch versucht ist, lauter zu spielen als anzuraten ist, wird man immer noch mit den oben beschriebenen Effekten „belohnt‟. Wenn ich mich in absehbarer Zeit mit den neuen Velodyne-Subwoofern befassen werde, die sowohl über einen Hochpass als auch über eine Einmesselektronik verfügen, kann ich mehr dazu berichten.
Die „Pure Malt‟ sind für kleinere Räume sehr wohl eine ernsthafte Alternative! Wie weit man den Aufwand verstärkerseitig treibt, liegt nur im eigenen Ermessen. Das kleine und sehr steife Gehäuse ist extrem ruhig, also können die Lautsprecher auch im Regal oder auf einem Sideboard stehen, ohne dass diese zum Mitspielen angeregt werden. Das ist zwar nicht ganz die reine Lehre, funktioniert aber richtig gut.
HERSTELLERANGABEN
Pioneer S-A4-PM
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Impedanz | 6 Ω |
Frequenzgang | 60 - 40.000 Hz |
Empfindlichkeit | (1 V/1m) 84 dB |
Musikbelastbarkeit | 100 W |
Abmessungen (B x H x T) | 154 x 246 x 213 mm |
Gewicht | 3,7 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 800 €/Paar |
Vertrieb
Pioneer Deutschland
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Web | www.pioneer.de |
Dies gilt vor allem für das Hören von Tönen und Musik. So ist die klangliche „Qualität“, die man von einem Instrument oder aber auch von Wiedergabegeräten erwarten kann, nichts Absolutes, sondern etwas Raumabhängiges und gleichwohl Emotionales.
Wird die akustische Welt durch einen optischen Reiz ergänzt, erschließen sich uns neue Erfahrungen, die maßgeblich auch von diesen optischen Einflüssen gesteuert werden; der akustische Reiz tritt dabei etwas in den Hintergrund. Das Zusammenspiel beider Reize beeinflusst jedoch gemeinsam unsere Reaktionen, Bewegungen und Gefühle.
An dieser Stelle ist es besonders wichtig, die jeweiligen Situationen des Hörens klar zu differenzieren und zwischen dem „aktiven Hören“ einer realen akustischen Situation mit optischem Reiz und dem – nennen wir es einmal – „passiven Hören“ eines aufgezeichneten akustischen Ereignisses ohne den zugehörigen optischen Reiz zu unterscheiden. Für den letztgenannten Fall ist der Hörer rein auf den akustischen Reiz konzentriert und damit deutlich kritischer gegenüber dem Gehörten eingestellt. In der realen Situation nehmen wir einen Gesamteindruck war, bei dem der akustische Anteil deutlich „subtiler“ wird. Man kann also die These aufstellen, dass das „passive Hören“ eines auf Tonträger aufgezeichneten Ereignisses über eine Wiedergabekette „realistischer als die Realität“ wahrgenommen werden muss, um fehlende Informationen auszugleichen.
Dass darüber hinaus die Unterscheidung der beiden akustischen Situationen notwendig ist, lässt sich an ganz einfachen physikalischen Fakten festmachen. Üblicherweise finden die Originalschauplätze musikalischer Veranstaltungen in einem äußeren Rahmen statt, der schon geometrisch ganz erheblich von denen einer späteren Reproduktion abweicht. Nehmen wir einmal beispielhaft ein Konzert in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld mit Ihrer sehr „gut klingenden“ Akustik.
Wird während eines Konzerts eine Aufnahme erstellt, zeichnet man diese komplexen akustischen Informationen „mehr oder weniger perfekt“ auf und überspielt diese später auf Tonträger. Was passiert nun akustisch, wenn z.B. eine CD mit dieser Aufnahme im heimischen Wohnzimmer wiedergegeben wird? Die Antwort ist eigentlich einfach: Die aufgezeichneten akustischen Informationen des Originalschauplatzes werden von den akustischen Eigenschaften des Raumes zuhause überlagert.
Man könnte jetzt durchaus zu dem Schluss gelangen, dass es ausreicht, die akustischen Eigenschaften des Wiedergaberaumes zu beseitigen, um eine optimale Reproduktion zu erreichen. Dies funktioniert aber leider in dieser Form nicht, da die Übertragungstrecke von der Aufnahme selbst bis zur Wiedergabe in der Regel nur einen Teil der komplexen akustischen Eigenschaften des originalen Raums festhalten und reproduzieren kann. So ist beispielsweise eine klassische Stereokonfiguration prinzipbedingt nicht in der Lage eine vollständige Wiederherstellung des akustischen Originals durchzuführen, was nicht bedeuten soll, dass auf diese Weise nicht klanglich hochwertige Ergebnisse erzielt werden können.
Es ist aber auch ohne weiteres einleuchtend, dass mit „nur zwei“ Lautsprechersystemen nicht eine hundertprozentige Wiedergabe eines komplexen dreidimensionalen akustischen Ereignisses möglich wird. Recht nahe an diese idealisierte Vorstellung kommen nur moderne Verfahren wie beispielsweise „Ambisonic“ oder „Wellenfeldsynthese“, welche aber mit einem derzeit noch sehr hohen Aufwand bei Aufnahme und Wiedergabe verbunden, für den privaten Gebrauch also unrealistisch sind. Was bedeutet dies nun für den eigenen Wohn- und Hörraum?
Abhängig von der Komplexität der Wiedergabekette „muss“ der eigene Raum einen „gewissen“ akustischen Anteil zur Wiedergabe hinzufügen, um eine möglichst realistische Situation (...oder auch ein bisschen mehr) zu erschaffen. Je mehr Lautsprecher für die Wiedergabe eingesetzt werden, desto geringer kann dieser Anteil ausfallen. In keinem Fall dürfen Eigenanteile des Wiedergaberaums einen störenden Einfluss auf das Original ausüben. Vielmehr müssen sie ganz im Gegenteil zu einer Unterstützung des Klanggeschehens beitragen.
Durch die typischerweise deutlich geringere Größe des Wiedergaberaumes stellen sich im Wesentlichen drei akustische Phänomene ein, die für einen „guten“ Klang in einer definierten Art und Weise berücksichtigt und womöglich beeinflusst werden müssen. In der Reihenfolge Ihre Wichtigkeit handelt es sich bei diesen Phänomenen um:
In den nachfolgenden Teilen dieses Artikels wird auf die Ursachen, die Bedeutung und den Umgang mit diesen Phänomenen eingegangen werden. Mit einigen anschaulichen Beispielen sollen Anregungen für die praktische Situation aufgezeigt, aber auch mit einigen Vorurteilen aufgeräumt werden.
Es folgen: |
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Teil 2 - Der prägende Einfluss früher Reflexionen im Raum |
Teil 3 - Raummoden - ein fundamentaler Bestandteil der Akustik „kleiner Räume“ |
Teil 4 - Vom Nachhall zum guten Klang |
Dass ich neben meiner Arbeit für HIFISTATEMENT zusammen mit meiner Gattin ein etwas abwegiges Hobby betreibe – wir leisten uns das kleine, feine Label sommelier du son, das ausschließlich Schallplatten produziert –, gibt unserem Netmagazin die Möglichkeit, Ihnen ein Stück aus dem letzten Konzert der Saxophon-Legende Charlie Mariano und Deutschlands bestem Jazz-Bassisten, Dieter Ilg, exklusiv als Download zur Verfügung zu stellen.
Der Meister der vier dicken Saiten erlaubt uns für einen beschränkten Zeitraum, seine Komposition „Greenland“ den Lesern von Hifistatement kostenlos digital zugänglich zu machen. Dabei gilt „kostenlos“ zwar für die Leser, nicht aber für den Herausgeber dieser Publikation. Der Song, der am 11.10.08 im Badehaisel in Wachenheim an der Weinstraße aufgenommen wurde, liegt in zwei Versionen zum Herunterladen bereit, einmal in CD-Qualiät, wobei nach dem Mastern mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz zwischengespeichert wurde, und zum zweiten im besten heute verfügbaren und zumindest in High-End-Kreisen verbreiteten Format von 24 Bit und 192 Kilohertz. Da es hier vorrangig um die wunderbare Musik geht, haben wir zwei unterschiedliche Versionen desselben Songs ausgewählt. Für die Beurteilung der klanglichen Auswirkungen von Wortlängen und Abtastraten eignen sich diese Downloads also nicht.
Um Geräusche vom Publikum zu minimieren, haben wir die Mikrofone – ein Neumann U47 für den Kontrabass und ein AKG C12 VR für das Saxophon – sehr nah an den Instrumenten platziert. Diese Vorsichtsmaßnahme wäre allerdings bei einer so konzentrierten Zuhörerschaft, die jedem klassischen Konzert zur Ehre gereicht hätte, gar nicht nötig gewesen, zwang uns aber dazu, den Aufnahmen nachträglich noch etwas Rauminformation hinzuzumischen. Das geschah mit einem analogen EMT Goldfolien-Hall. Um das Ergebnis des Masterings zu dokumentieren, haben wir das bearbeitete Signal mit einem dCS 900 samt zugehöriger Masterclock mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz analog/digital gewandelt und auf einen Alesis Masterlink ML-9600 aufgezeichnet. Dort wurde das Signal auf 16 Bit heruntergerechnet und auf CD gebrannt, um es den Künstlern zur Abnahme vorlegen zu können. Diese wav-Datei steht nun zum Herunterladen bereit.
Die Aufzeichnung auf ein digitales Medium erschien uns sinnvoller, als noch einmal auf ein Tonband zu überspielen, da jegliches analoge Kopieren mit zusätzlichem Rauschen einhergeht.
Bei der Überspielung der Session-Tapes auf die Lackfolie im Schneidestudio haben wir dann live gemastert. Das heißt, dass die klanglichen Veränderungen auf dem Weg vom Band zum Schneidekopf stattfanden. Ein Mastertape hat es nie gegeben. Das Signal für das Life-Mastering kam von den beim Konzert aufgezeichneten Session-Tapes. Um das Mastering zu kontrollieren, ohne die frisch geschnittene Lackfolie abspielen zu müssen, haben wir das bearbeitete Signal nicht nur auf die Schneidemaschine geschickt, sondern parallel auch mit einer Nagra LB mit 192 Kilohertz und 24 Bit aufgezeichnet. Diesen Mitschnitt aus dem Schneidestudio bieten wir Ihnen hier nun ebenfalls an.
Mehr Informationen zur Schallplatte und ihrer Produktion finden Sie demnächst auf sommelier-du-son.com.
Ist das nun das Ende der CD? Vermutlich schon, aber das Ende des klassischen CD-Spielers ist nah, weil die Technologie dahinter nicht mehr von großen Konzernen unterstützt wird. Seitdem die Patente für die CD ausgelaufen sind und die neuen Formate wie DVD-Audio und SACD nicht wirklich erfolgreich waren, gibt es kaum noch Teilehersteller für CD-Spieler. Es ist fast unmöglich, heute noch qualitativ hochwertige CD-Laufwerkskomponenten zu beziehen. Wer nicht zu den exzellenten, aber sündhaft teuren Laufwerken von TEAC und Co. greift, wird nur noch in China fündig oder greift gleich zum DVD-Laufwerk. Aber auch die sterben langsam aus, denn mit dem 30-Euro-Player vom Discounter lässt sich kein Geld verdienen. Klar, es gibt noch die Blu-Ray-Scheibe und damit könnte man auch wieder ein hochauflösendes Audioformat aus der Taufe heben, aber ob das dann erfolgreich wird, steht in den Sternen.
Da ist die Sache mit dem Computer schon einfacher. Fast jeder hat einen, wer DSL zu Hause hat, besitzt auch meist ein drahtloses Netzwerk, und damit hat man in den meisten Fällen schon alles zusammen, was man braucht, um Musik zu hören. Während eine CD mit einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz mit einer Auflösung von 16 Bit auskam, werden moderne Produktionen mit 192kHz und 24 Bit aufgenommen, und einige Labels wie LINN oder NAIM bieten Download im Format 96 Kilohertz und 24 Bit und gar mit 192 kHz an. Übrigens laufen fast alle modernen Aufnahmesysteme über Computer und die Daten landen dabei auf einer Festplatte.
Für diese Verteilerlösung existieren zwei Varianten. Bei der einen benötigt man ein frei erhältliches Programm, das auf irgendeinem Computer installiert werden muss, permanent läuft und die Datenübertragung zwischen den Stationen regelt und überwacht. Dabei wird auch gleich die Musiksammlung verwaltet und Internetradio zur Verfügung gestellt. Solche geschlossenen Systeme bieten zum Beispiel Sonos oder Logitech an. Beide Systeme lassen sich relativ einfach bedienen. Sonos ist ein wirklich einfach zu installierendes System, kann aber nur 44,1 respektive 48 Kilohertz und damit keine hochauflösenden Files abspielen. Logitech bietet 96-Kilohertz-Wiedergabe auf seinem High-End Player Transporter, ab Januar 2010 dann aber auch auf der neuen Squeezebox Touch. Eine andere große Gruppe setzt für die Verteilung der Musikdaten auf eine halbwegs genormte Schnittstelle mit Namen Upnp (Universal Plug and Play) und seit neuerem auch auf DNLA (Digital Living Network Alliance). UPNP ist ursprünglich eine Microsoft-Entwicklung, die für die Steuerung aller möglichen Geräte bestimmt ist. Audio ist nur eine mögliche Anwendung und der Standard dementsprechend nicht wirklich optimiert für das perfekte Zusammenspiel von Audiokomponenten. DNLA konforme Geräte sollten problemlos miteinander kommunizieren, da alle Komponenten einen Test durchlaufen müssen, bevor sie das Logo tragen dürfen. Auch bei einer UPNP/DNLA-Lösung muss irgendwo auf einem Rechner ein Software-Programm laufen, das die Datenverteilung übernimmt. Dieser sogenannte UPNP-Server hat Microsoft Windows schon standardmäßig an Bord, aber bei so ziemlich allen andern Betriebssystemen gibt es Lösungen für nur wenig Geld.
Doch zuerst muss die CD-Sammlung mal rein in das Computernetzwerk. Mit welchen Programmen das besonders gut und einfach geht und welche Software die klanglich besten Kopien macht, verraten wir im nächsten Teil.
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Computer und HiFi Teil 2: Back to the Roots – Richtig Rippen |