Jedes Jahr im Oktober hat man das Gefühl, es wäre schon Weihnachten. Und das Gefühl trügt nicht, trifft man doch auf eine Menge Freunde und kleine Aufmerksamkeiten. Denvers Rocky Mountain Audiofest entwickelte sich zum Ziel von Hifi-Fans aus der ganzen Welt. Im achten Jahr hat sich diese Zusammenkunft der wichtigsten Vertreter der Industrie de facto zum Audio-Ereignis des Jahres entwickelt, woran auch die CES und T.H.E Show – sowie ihr Ableger in Newport Beach im Juni – nicht ändern kann. Denn während sich die CES mehr ans Fachpublikum wendet, geht es in Denver und Newport vor allem um die Konsumenten.
Rocky Mountain Audiofest 2011Der großartigen und cleveren Gastgeberin Majorine Baumert ist es zu verdanken, dass sich auch die diesjährige Messe – wieder einmal – als die bisher größte erwies: Die Zahl der Industrievertreter und der Ausstellungsräume erreichten Rekordzahlen. Die Besucherbeteiligung schienen minimal geringer zu sein als im letzten Jahr, was aber an meiner Einschätzung liegen kann: Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor. Was könnte man auch an Denver nicht mögen? Ein beeindruckendes Herbstpanorama, vorzügliches Essen und überbordende Gastfreundschaft fast überall, wohin man sieht.
Bisher gab es in jedem Jahr jemanden, der etwas wirklich Besonderes präsentierte: Diesmals war es das Team von Chad Kassem, James Guthrie und Kollegen, die allen anderen mit ihrer Live-Vorführung der heiß erwarteten Mehrkanal-SACD von Pink Floyds Wish You Where Here die Schau stahlen. Die Scheibe lief auf einem passenden Playback Designs-Laufwerk und dem Mehrkanal-DSD-Wandler MPS-5 – für mich die beste Digitalquelle, die es gibt –, und das klangliche Ergebnis war schlicht überwältigend. Wish You Where Here ist vielleicht dasjenige Pink Floyd-Album, das es am ehesten verdient, in Surround Sound neu abgemischt zu werden: Mit seinen bezaubernden Klanglandschaften und den mächtigen Kompositionen scheint es von Anfang an für Surround Sound prädestiniert zu sein. Es steht zu hoffen, das Chad und sein Team die Plattenfirma EMI überzeugen können, das Projekt mit weiteren SACD Mehrkanal-Veröffentlichungen – oder besser noch DSD Downloads! – aus Pink Floyds enormen klassischem Katalog fortzusetzen.
Á propos DSD: Es scheint gemeinsame Anstrengungen zu geben, die Musikindustrie insgesamt dazu zu bewegen, DSD Downloads auf den Weg zu bringen. Die Pionierarbeit von Playback Designs Andreas Koch und Jonathan Tinn, DSD-Wiedergabe über USB (!) zu ermöglichen, bringt nichts weniger als eine Offenbarung: Sie stellt jede PCM-High-Resolution-Wiedergabe, die ich kenne, in den Schatten. Die einzige Einschränkung: Wirklich native DSD-Files sind ziemlich rar, da sich die meisten Studios damit zufrieden gaben, Hoch-Bit-PCM in einen 1-Bit-Datenstrom zu konvertieren – und das, obwohl Firmen wie Korg superb klingende DSD-Recorder wie den MR-2000 entwickelt haben, die jeden High-Resolution-PCM-Recorder ihrer Klasse überstrahlen.
Computer-basierte Audioquellen gab es in fast allen Räumen, oft mit Pure Musics neustem iTunes-Add-On Software-Decoder. Natürlich konnte man auch in vielen Zimmern Amarra entdecken, aber ich persönlich ziehe es vor, meine Musik mit iTunes zu verwalten statt in irgendeiner anderen Umgebung. Offensichtlich sind wir in der Zukunft angekommen und die Wiedergabe hochaufgelöster Dateien – sei es nun PCM oder DSD – ist nicht wieder wegzudenken.
Selbstverständlich wurde auch analog vorgeführt: Viele Aussteller hatten Plattenspieler für das geliebte Vinyl mit gebracht. Eines der beeindruckendsten war Luxmans neues Laufwerk mit Jelco-Arm, dass über 40 Pfund auf die Waage bringt und respektable 6500 Dollar kostet. Viele Transrotors, Clearaudios und andere feine Laufwerke bewiesen nachdrücklich, dass das Vinyl-Revival so stark ist, wie eh und je.
Alles in allem war die Show ein gutes Beispiel dafür, wie man feines Hifi so präsentiert, dass die Besucher eine Wiedergabequalität erleben konnten, die weit über die der allgegenwärtigen Mehrkanal-Heimkino-Anlagen und beliebten iPhone/iPad/iPod-Anwendungen hinausgeht. Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Konsumenten diese Qualitäten nicht mehr missen möchten.
Anmerkung der Redaktion
Nicht nur wir haben uns beim Reaktivieren der Seite während des Analogforums ein wenig unter Druck gesetzt. Der Kollege in den USA bekam die Folgen des raschen Wiedereinstiegs ebenfalls spüren. Unsere Bitte um einen Bericht vom Audiofest erreichte ihn vor Ort: Er war bereits in Denver, seine Spiegelreflexkamera in L.A. Als Apple-Repräsentant vertraute er aber einfach auf die Qualitäten seines iPhone 4 und lieferte uns eine ganze Reihe interessanter Fotos, die zwar nicht immer den Ansprüchen Helmut Baumgartners genügen, nach der Bearbeitung mit iPhoto aber einen recht guten Eindruck des Geschehens beim Rocky Mountain Audiofest vermitteln. In Zukunft kann es nur besser werden, meint Danny – nicht zuletzt wegen seines neuen 4S!
Thöress, hier in den USA noch unbekannt, zeigte seinen neusten Röhrenverstärker, der eher so wirkt, als sei er einer Folge von Captain America aus den 40er Jahren entsprungen als ein durchschnittliches Lifestyle-Audio-Produkt heutiger Tage
Wave Kinetics – unter Leitung des immer freundlichen Jonathan Price (Playback Designs) – präsentierte ein Laufwerk mit Direkt-Antrieb, das auf den ersten Blicke wie ein Favoritenschreck wirkt. Mit Ortofons A90 reproduzierte es Musik so absolut großartig, dass ich es so schnell nicht vergessen werde
Das Wave Kinetics Laufwerk ist mit einem Durand Telos Tonarm bestückt. Der ein-Punkt-gelagerte 12-Zoll-Arm ist mit einer neuen Azimut-Einstellung versehen, die zum Patent angemeldet wurde
Das Ortofon A90, das leider nicht mehr produziert wird – ist schon ein Nachfolger in Sicht?–, war in vielen Räumen in der Vorführung zu sehen. Dieser Tonabnehmer ist im passenden Umfeld einer der besten, den ich kenne. Wenn Sie noch einen finden können, überlegen Sie keine Sekunde!
Die maßgeschneiderten Komponenten des Südkoreanischen Herstellers Allnic sind wirklich eine Augenweide. Die Metallverarbeitung entspricht höchstem Fertigungsstandard. Und die Röhrengeräte sehen nicht nur gut aus, sondern – viel wichtiger – klingen auch absolut grandios. Das Modell 1500, ein Vollverstärker auf 300B-Basis, soll bald für einen ausgiebigen Hörtest in meinen vier Wänden eintreffen
Martens Form-Serie – hier die Standbox – ist ein starker Herausforderer, wenn es um besten Klang und gutes Aussehen geht. Keramik-Chassis und Bändchen-Hochtöner garantieren einen grandiosen Sound, ganz besonders wenn sie von E.A.R. Elektronik angetrieben werden
Soulution, wohlbekannt für extrem feine und ebenso kostspielige Elektronik, präsentierte seine neusten Kreationen im Zusammenspiel mit einem Paar JM Lab Grande Utopia. Und dem entsprechend war der Klang: „Grande‟, mit fantastischer Dynamik
Burmester steht für extravagant gestaltete Geräte und Lautsprecher. Wie später auch Einstein hat sich Burmester die Reputation erworben, allerfeinste Audiokomponenten zu fertigen: handmade in Germany. Exquisite Designs für eine anspruchsvolle Kundschaft
Die größere B80, die, wie der Zusatz MK II verrät, kürzlich überarbeitet wurde, reproduzierte Musik mit einer Finesse und Leichtigkeit, die man eher bei Ketten erwartet, die ein Mehrfaches des geforderten Preises kosten. Wer fragen muss, wie viel, braucht sich wahrscheinlich nicht weiter damit zu beschäftigen ...
Olives O4 HD Music Player verbindet auf geschickte Art Lifestyele-Ästhetik mit feingetuntem Klang: Man kann seine CDs direkt auf die Festplatte kopieren und die Musik mit Leichtigkeit streamen. Eine perfekte All-In-One-Lösung
Avalons kompaktes Modell, das noch keinen Namen hat, ist ein wahrer Hingucker, den man dank Gehäuseform und geometrischen Proportionen aber sofort als eine Avalon erkennt. Der Klang entspricht Avalons Philosophie von größtmöglicher Transparenz und Klarheit
Teac / Esoterics Flagschiff-Player mit USB-Eingang ist definitv der letzte Disc-Player, den man sich anschafft. Bester Klang und beste Verarbeitung sind allerdings nicht ganz billig …
Legacy nennt seinen größten Lautsprecher „Whisper HD‟, aber er ist alles andere als ein Flüsterer. Kräftig, dynamisch und groß tritt er im Hörraum unter dem Motto „Shake, Rattle And Roll‟ an. Vorsicht, sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!
emm Labs neuste Kreation vereint einen SACD- und CD-Player mit einem USB-Hub in einem Gehäuse, sieht super aus und fasziniert mit einem Mörder-Sound! Was braucht man mehr? Kleiner Tipp: einen guten Händler und Geld …
Sonicwelds Fertigungsqualitäten sind über jeden Zweifel erhaben: Die Gehäuse werden aus massiven Alublöcken gefräst und erreichen ein unerhörtes Maß an Stabilität und Raffinesse. Das sieht super aus und klingt sogar noch besser
Sonicwelds Pulserod und Subpulse bilden ein aktives, digitales State-of-the-Art-Lautsprechersystem. Der Subwoofer allein bringt fast 100 Kilogramm auf die Waage
Er wird kolportiert, dass die Entwicklung von Luxmans Laufwerk über zehn Jahre gedauert habe. Mit über 20 Kilogramm ist es ein Schwergewicht, das aber bei dem angestrebten Verkaufspreis von 6500 Dollar inklusive Jelco Arm kein Vermögen kostet. Gelungen!
Vivids B2 klingt genau so, wir kürzlich von John Atkinson beschrieben: Mächtig, dynamisch und doch filigran genug, um die volle Mikro- und Makro-Auflösung zu bieten. Der Preis: 14000 Dollar, fangen Sie schon mal an zu sparen
Luxmans SQ 38 im gelungenen Vintage-Design ist ein Vollröhren-Vollverstärker mit aufwändigem Kopfhörer-Verstärker. Klassischer Retro-Look, Luxman Fertigungsqualität gepaart mit Röhren: Wer kann da widerstehen?
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