Als Jürgen Sachweh, der Chef des deutschen Vertriebs von PS Audio, uns vor einigen Wochen in der Redaktion besuchte, hatte er eines der ersten in Deutschland erhältlichen Exemplare der PerfectWave Network Bridge II im Gepäck.

Die Bridge II ist der Nachfolger der PS Audio Bridge I und kann in jeden PS Audio PerfectWave DAC oder DirectStream DAC eingebaut werden. Gegenüber dem Vorgängermodell weist die neue Version einige wichtige Verbesserungen auf wie Gapless-Wiedergabe, eine stabilere Netzwerkverbindung, niedrigeren Jitter und soll wesentlich besser klingen. Also genug Gründe, mich ausführlich mit der Bridge zu beschäftigen. Bei der Bridge handelt es sich um einen Renderer in Form eines Steckkarteneinschubs, der es ermöglicht, den DirectStream DAC über Kabel direkt mit dem heimischen Netzwerk zu verbinden. Der DirectStream DAC kann damit direkt auf einen Netzwerkspeicher (NAS) zugreifen, so dass auf einen PC in der Audiokette und die nicht unproblematische USB-Verbindung verzichtet werden kann.

Der Kern der Bridge besteht aus einem kleinen 32-Bit-Prozessor mit 500 Megahertz Taktfrequenz und 256 MB Arbeitsspeicher. Eingangsseitig wird PCM bis 32 Bit/192 Kilohertz sowie DSD 64 akzeptiert, ausgangsseitig erfolgt in einem speziell programmierten Baustein eine Umsetzung der Daten in das I2S-Format für die Weiterverarbeitung im DirectStream DAC. Die Daten im I2S Format werden in einem Speicher zunächst gepuffert und von einer hochpräzisen Clock mit einem neuen Takt versehen. Der ganze Aufwand dient dazu, dem DAC ein möglichst Jitter-freies Signal zur Verfügung zu stellen.

Die Bridge vor dem Einbau
Die Bridge vor dem Einbau

Ich habe die Bridge mit dem DirectStream Dac verwendet, mit dem ich mich aus einem anderen Grund gerade nochmals intensiv beschäftigt hatte. Der DirectStream DAC verwendet ein frei programmierbares FPGA (Field-programmable Gate Array), das alle Rechenoperationen, wie Umrechnung, Filterung und Wandlung durchführt. Die Verwendung eines FPGA bietet nicht nur den Vorteil der völligen Flexibilität in der Konzeption, sondern ermöglicht auf einfache Weise, Weiterentwicklungen der Firmware – PS Audio spricht hier mittlerweile von einem Betriebssystem – umzusetzen. Dieses Konzept klingt zumindest in der Theorie sehr überzeugend, sollte es doch damit möglich sein, die stolzen Besitzer eines DirectStream Dac mit aktuellen Weiterentwicklungen zu versorgen.

Ich halte diese Möglichkeit für hoch interessant, denn haben Sie sich schon einmal Gedanken über den Werterhalt Ihrer HiFi-Anlage gemacht? Gerade im Bereich der Digital-Analog-Wandler war der technische und klangliche Fortschritt in den letzten Jahren enorm groß und das wird sicherlich noch eine Weile so anhalten. Als Folge bringen die Hersteller in relativ kurzen Abständen neue Geräte auf den Markt, die ihre Vorgänger im wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aussehen lassen. Die Upgrade-Fähigkeit der bisherigen Geräte steht dabei meist nicht im Vordergrund. Doch es gibt Ausnahmen!


Die Rückseite des DirectStream DAC mit den Einschüben für Bridge und SD Karte
Die Rückseite des DirectStream DAC mit den Einschüben für Bridge und SD Karte

Als ich den DirectStream Dac im Frühjahr testete, war auf dem Gerät das damals aktuelle Betriebssystem „Pikes Peak“ installiert. Vor kurzem hat PS Audio nun ein neues Betriebssystem mit dem Namen „Yale“ veröffentlicht. Folgt man einer Pressemitteilung von PS Audio, hat Ted Smith, der Entwickler des Betriebssystems, für Yale etwa die Hälfte des Programmcodes neu geschrieben. Dabei sind besonders die zwischenzeitlich gewonnen Erfahrungen mit Grundrauschen und Jitter im FPGA in die Neuentwicklung eingeflossen. So soll es gelungen sein, den Rauschpegel noch einmal um drei Dezibel zu verringern, was der Auflösung und Klarheit der Musikwiedergabe zu Gute kommen soll. Bei der Entwicklung von Yale hat sich PS Audio aber nicht nur der technischen Möglichkeiten bedient, die ein FPGA bietet, sondern auch seine Kunden aktiv miteinbezogen. PS Audio unterhält auf seiner Website ein äußerst aktives Forum, auf dem auch Paul McGowan, der Chef von PS Audio, und Entwickler Ted Smith sehr aktiv sind. So war bereits in einem frühen Stadium eine Beta-Version von Yale zum Download verfügbar, deren Vor- und Nachteile im Forum ausgiebig diskutiert wurden. Wie immer gab es neben Befürwortern der neuen Version auch Teilnehmer, die die Vorgängerversion bevorzugten. Wie ernst PS Audio den im DirectStream Dac verfolgten Softwareansatz und die Meinung seiner Kunden nimmt, zeigt sich meiner Meinung nach auch daran, dass alle bisher veröffentlichten Versionen des Betriebssystems nach wie vor auf der Website zum Herunterladen erhältlich sind. Damit kann der Besitzer eines DirectStream Dac in aller Ruhe die verschiedenen Versionen des Betriebssystems in seiner eigenen Anlage ausprobieren.

Die Installation einer neuen Version ist unkompliziert: Betriebssystem von der PS Audio Website herunterladen, Dateien entpacken und auf eine SD-Karte kopieren. Im nächsten Schritt wird der DirectStream DAC vollständig vom Netz getrennt und die SD-Karte in den auf der Rückseite vorgesehenen Kartenslot einsteckt. Anschließend wird der DS wieder eingeschaltet und das Betriebssystem wird von der SD-Karte geladen, wobei das Display auf der Frontseite dabei solange blinkt, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist. Über das Display lässt sich durch Berühren des kleinen Zahnradsymbols oben links zum Abschluss noch einmal kontrollieren, ob die richtige Version installiert wurde.

Auf der oberen Platine in der Mitte ist der 32 Bit Prozessor gut zu erkennen
Auf der oberen Platine in der Mitte ist der 32 Bit Prozessor gut zu erkennen

Zum Hörtest habe ich den DirectStream DAC wieder mit meinem JPLAY dual PC Setup verbunden, bei dem JRIVER 19 als Media Server fungiert und mit dem iPad über JRemote gesteuert wird. Beim seinerzeitigen Test des DirectStream DAC hatten mich besonders dessen räumliche Wiedergabe und die Fähigkeit beeindruckt, feindynamische Abstufungen und feinste Details innerhalb eines Raumes wiederzugeben. Die Klangbalance von Yale ist im Vergleich unverändert hervorragend. Ein pechschwarzer Hintergrund verleiht dem Klangbild noch mehr Ruhe und Stabilität. Stimmen wirken dadurch unglaublich natürlich. Ich höre "Don't know why" von Norah Jones (Norah Jones: Come Away With Me; 96KHz) und bin begeistert. Die Wiedergabe der Stimme gelingt dem DirectStream DAC meisterhaft.


Ein großer Unterschied besteht für mich auch in der Breite und Tiefe der räumlichen Abbildung sowie in der Genauigkeit, mit der einzelne Instrumente auf der Klangbühne platziert werden. In dem bekannten Stück „España“ von Emmanuel Chabrier gilt es für Dirigent und Orchester, die richtige Mischung aus Tempo und Durchhörbarkeit zu finden. Viele Interpretationen huschen mit hohem Tempo durch das Stück, wodurch oft all die faszinierenden Feinheiten verloren gehen; liegt der Schwerpunkt umgekehrt zu sehr auf den Details, ist die Gefahr groß, dass der Gesamtzusammenhang darunter leidet und die Wiedergabe in Einzelteile zerfällt. Eine sehr gelungene Interpretation des Werks liegt in der phantastischen Einspielung mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 vor. Die Aufnahme sprüht nur so vor Temperament und legt gleichzeitig faszinierende Details offen. Was für die Interpretation gilt, gilt erst recht für den DAC. Eine extrem die Feinheiten betonende Wiedergabe geht zu Lasten des Gesamteindrucks. Pikes Peak war für mich in dieser Beziehung bei dieser Aufnahme immer an der Grenze. Ganz anders nun die Darbietung mit Yale: Bei noch größerer räumlicher Tiefe ist der phantastische Detailreichtum unverändert vorhanden, aber die Wiedergabe wirkt insgesamt fließender und dadurch entsteht ein unglaublich geschlossener Gesamteindruck.

Eine derartige klangliche Verbesserung hat bisher immer einen teuren Austausch der Hardware erforderlich gemacht. Beim DirectStream DAC genügt ein kostenloses (!) Upgrade des Betriebssystems. PS Audio nimmt die Weiterentwicklung des DirectStream DAC also sehr ernst, und ich bin mir sicher, wir haben noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Der DirectStream DAC war mit Yale also bestens für den Test der Bridge gerüstet. Würde die Verwendung der Bridge die herausragende Wiedergabe des DirectStream DAC in irgendeiner Wiese positiv oder negativ beeinflussen? Ich war gespannt.

Das beigelegte Armband sollte bei der Installation unbedingt verwendet werden
Das beigelegte Armband sollte bei der Installation unbedingt verwendet werden

Die Installation der Bridge gestaltete sich dank der gut gemachten Anleitung sehr einfach. Auf der Website von PS Audio kann auch eine überzeugende Video-Anleitung geladen werden, die alle Schritte ausführlich erklärt. Die Bridge wird in den dafür auf der Rückseite des DS vorgesehenen Kartenslot eingeschoben. Hierzu sind auf der Rückseite zwei Schrauben zu lösen und die Leerblende abzunehmen. Im nächsten Schritt sollte man sich unbedingt mit dem beigelegten Armband mit einem Erdungspunkt verbinden, damit keine Beschädigungen durch elektrostatische Aufladungen entstehen, wenn man die Bridge aus der Verpackung entnimmt. Die Bridge wird nun vorsichtig in den Kartenslot eingeschoben und mit den beiden zuvor entfernten Schrauben fixiert. Danach muss die auf einer SD Karte mitgelieferte Firmware zum Betrieb der Bridge installiert werden. Das Vorgehen ist grundsätzlich das Gleiche wie bei der oben beschriebenen Installation von Yale. Zum Abschluss wird die Bridge mit einem Ethernet Kabel mit dem heimischen Netzwerk verbunden. Bei mir wurde die Bridge danach sofort im Netzwerk erkannt, Plug and Play so wie man es sich wünscht.

Die Bridge unterstützt den UPnP-Standard und kann mit den verschiedensten Media-Controllern gesteuert werden. Zusätzlich werden Titel und Album-Cover im Farbdisplay des DirectStream DAC angezeigt. Für den Hörtest habe ich als Media Server wieder meinen Windows Server mit JRiver und den dazu passenden Media-Controller JRemote verwendet. Als weiterer Media-Server kam der Melco N1A zusammen mit Kinsky als Controller zum Einsatz. Bei beiden Setups funktionierte das Zusammenspiel zwischen Media-Server, Media-Controller und der Bridge ganz hervorragend und war jederzeit absolut stabil.


Nach dem ersten Hören steht für mich schnell fest, dass die Bridge und der DirectStream DAC perfekt miteinander harmonieren. Ich wähle das Album Nights From The Alhambra von Loreena McKennitt: Die Atmosphäre des Konzerts ist hier wunderbar eingefangen und die bei Live-Aufnahmen so wichtige Gapless Wiedergabe funktioniert einwandfrei. Bei „Narrow Daylight“ beeindruckt mich, wie klar die ausdrucksstarke Stimme von Diana Krall wiedergegeben wird (Diana Krall: The Girl In The Other Room; 96 KHz); Sängerin und Begleitinstrumente sind hervorragend im Raum platziert.

Die Bridge II Firmware für den PerfectWave DAC oder DirectStream DAC
Die Bridge II Firmware für den PerfectWave DAC oder DirectStream DAC

Bei Verwendung der Bridge bleiben die übrigen Eingänge des DirectStream DAC weiterhin uneingeschränkt funktionsfähig. Ich habe deshalb den Melco N1A zusätzlich per USB mit dem DirectStream DAC verbunden. Mit der Fernbedienung konnte ich dann bequem zwischen dem USB-Eingang und der Bridge umschalten. Beim 1. Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Sergei Prokofiev klingt das Scottish Chamber Orchestra unter Joseph Swensen (Sergei Prokofiev: Symphony No. 1 in D major 'Classical') wunderschön entspannt, weich und großflächig. Über beide Übertragungswege wird die beeindruckende Klangqualität der Aufnahme, die das Orchester in seltener räumlicher Tiefe und Präzision abbildet, ungemein intensiv wiedergegeben. Für meinen Geschmack ist die Darbietung über die Bridge noch einen Tick fließender und die Abbildung der einzelnen Instrumentengruppen im Raum noch ein Quentchen präzisier. Wer also keinen PC in der heimischen Anlage haben möchte, ist mit der Bridge klanglich erstklassig bedient.

STATEMENT

Über die herausragenden klanglichen Qualitäten des PS Audio DirectStream DAC braucht man eigentlich kein Wort mehr zu verlieren, doch mit dem neuen Betriebssystem Yale wird noch einmal ein ganz anderes Niveau erreicht. Die Bridge II passt technisch und klanglich ganz ausgezeichnet zu diesem Ausnahmewandler und macht diesen zu einem perfekten Netzwerkspieler.
Gehört mit
NAS Windows Home Server mit JRiver 19; Melco N1A
Computer JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10
JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10
Audioplayer JPlay 6.2
Endstufe Omtec CA 25
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN
Herstellerangaben
PS Audio DirectStream Bridge
Eingänge (digital) Ethernet LAN
Sampling Raten 44.1KHz bis 192KHz 16 Bit, 24 Bit, 32bit, DSD 64
Preis 1200 Euro

Vertrieb
HiFi2Die4
Anschrift Austrasse 9
73575 Leinzell
Telefon +49 (0) 7175 909032
E-Mail hifi2die4@gmx.de
Web www.hifi2die4.de

Weitere Informationen

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Freitag, 11 Dezember 2015 01:00

Verity Audio Sarastro IIS

Dass die Beschäftigung mit der Sarastro IIS eher Freude als harte Arbeit werden würden, hatte ich gehofft. Aber dass der edle Schallwandler mir auch noch neue Erfahrungen mit der Akustik meines Hörraums bescheren würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Die Verity sorgt für Genuss und Erkenntnis.

Rein ästhetisch ist schon die Anlieferung der Sarastros ein Vergnügen, denn sie kommen in vier hochwertigen Alu-Flightcases, die allerdings gemeinsam fast 240 Kilogramm auf die Waage bringen. Jedenfalls gelang es Jan Sieveking, dem Inhaber des deutschen Verity-Vertriebes, und mir dank der durchdachten Verpackung, die Schallwandler in meinen Hörraum zu verfrachten, ohne dass dabei deren hochglänzenden Oberflächen oder unsere Bandscheiben Schaden nahmen. Obwohl die Sarastro IIS zur „eXR Loudspeaker Line“ zählen, wobei das Buchstaben-Kürzel für Extended Range steht und auf einen erweiterten Wirkungsgrad, erweiterte Dynamik und einen erweiterten Frequenzbereich verweisen soll, wirken sie im meinem Arbeitszimmer auf dem den LumenWhite angestammten Platz sehr wohnraumfreundlich und elegant. Sie dominieren ihre Umgebung nicht im mindesten. Verity ist es gelungen, einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher – laut Datenblatt soll der Frequenzbereich bis 20 Hertz hinabreichen und der Wirkungsgrad bei 93 Dezibel pro Watt und Meter liegen – so zu gestalten, dass er dennoch recht zierlich ausschaut. Das dürfte zum einen daran liegen, dass die Sarastro auf den ersten Blick wie ein Monitor auf einem Fuß im selben Furnier erscheint, denn im unteren Teil ist kein Chassis zu sehen. Zum anderen wird das Gehäuse nach hinten ein wenig breiter: Nur so findet der 280-Millimeter-Tiefton-Treiber ausreichend Platz. Auch das Bassreflex-Rohr, das sich Verity nach Problemen mit Luftgeräuschen bei Fertigprodukten heute aus Aluminium anfertigen lässt, ist auf der Rückseite montiert.

Bei den Sarastros haben stehende Wellen im Inneren des Gehäuses keine Chance, da es fast keine parallelen Flächen gibt
Bei den Sarastros haben stehende Wellen im Inneren des Gehäuses keine Chance, da es fast keine parallelen Flächen gibt

Das Bass-Chassis stellt Audio Technology in Dänemark ebenso wie den (Tief-)Mitteltöner im „Monitor“-Gehäuse nach den Spezifikationen von Verity her. Nach Lieferengpässen bei ihren amerikanischen Zulieferer fertigen die kanadischen Lautsprecherspezialisten die Bändchen-Hochtöner für die Sarastro IIS – und das Topmodell der eXR-Linie, die Lohengrin – selbst: Die Einzelteile werden aus Europa bezogen und dann von Hand in den USA zusammengesetzt. Die relativ dicht beinander liegenden, direkt vergoldeten Lautsprecherterminals aus weichem Kupfer, die den Anschluss von massiven Gabelschuhen wie denen von Göbel ein wenig schwierig gestalten, hat man schon kurz nach der Firmengründung konstruiert und bis heute beibehalten. Spezielle Folienkondensatoren lässt man bei Solen in Frankreich herstellen. Sie sehen schon, es gibt so gut wie kein Detail, dem Verity keine Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.

Der Bass strahlt bei fast allen Verity-Modell nach hinten ab. In meinem Hörraum ist das ideal
Der Bass strahlt bei fast allen Verity-Modell nach hinten ab. In meinem Hörraum ist das ideal

Das gilt selbstverständlich auch für die Konstruktion des Gehäuses. Dass es wie erwähnt nach hinten breiter wird, hat auch zur Folge, dass die Seitenwände nicht parallel sind und sich im Inneren keine stehenden Wellen ausbilden können. Das Tiefton-Modul ruht serienmäßig auf den „Floor Isolation Stands“: Zwischen der oberen Platte und dem Gehäuse befindet sich ein Sandwich aus zwei Elastomer-Schichten, die tiefe Resonanzen bedämpfen sollen, mit einigen Zentimetern Karbon-Schaum dazwischen. Der wurde ursprünglich zu Schirmung von Hochfrequenzstrahlung entwickelt, besitzt aber auch die Fähigkeit, sehr effektiv im Audiobereich Energie zu absorbieren und in Wärme zu wandeln.


Der recht massiv wirkende, dabei aber überraschend leichte schwarze Block verhindert nicht nur, dass Energie von Lautsprecher den Boden zum Mitschwingen anregt, sondern soll die Sarastro IIS auch von der Beschaffenheit der Bodens unabhängig machen, so dass es so gut wie keinen Einfluss mehr hat, ob sie auf Teppich, Holz- oder Fliesenböden steht. Unter dem Entkopplungsblock sind vier große, griffige höhenverstellbare Aluminium-Füße angebracht, die die wackelfreie Ausrichtung des Lautsprechers zum Kinderspiel machen. Das Mittelhochton-Gehäuse wird durch eine drei Zentimeter dicke Aluminum-Platte mit Sorbothan-Kissen von der Tiefton-Modul entkoppelt. Diese Maßname, mit der Verity laut Produktinformation den mechanischen Wellenwiderstand der Konstruktion in einen günstigen Bereich legen will, führt aber nicht dazu, dass sich das Gehäuse des „Monitors“ gegenüber dem Fuß leicht bewegen ließe: Die Position von Tiefmittel- und Bändchen-Hochtöner sind fest definiert, was einer stabilen Raumdarstellung zugute kommt.

Den perfekt integrierten Bändchen-Hochtöner fertigt Verity aus in Europa zukauften Bauteilen selbst
Den perfekt integrierten Bändchen-Hochtöner fertigt Verity aus in Europa zukauften Bauteilen selbst

Ich gebe zu: Ich bin kein Leser von Bedienungsanleitungen. Es hatte mich zwar ein wenig gewundert, dass Verity Audio in den Technischen Daten weder Trennfrequenzen noch Flankensteilheit der Frequenzweiche angibt. Kurz bevor ich mit dem Schreiben dieses Textes fertig war, schaute ich dann doch einmal ins Manual und fand diese Angaben: Der 280-Millimeter-Tieftöner übergibt bei 150 Hertz an den Mitteltöner, wobei die Weiche mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel zu Werke geht. Bei 6,5 Kilohertz trennen dann Filter dritter Ordnung Mitteltöner und Hochtonbändchen.

Der Mitteltöner wird nach Spezifikationen von Verity bei Audio Technology in Dänemark gefertigt
Der Mitteltöner wird nach Spezifikationen von Verity bei Audio Technology in Dänemark gefertigt

Da dies die erste Begegnung von Verity und Hifistatement ist, möchte ich nicht versäumen, Ihnen den inzwischen sehr renommierten Lautsprecherhersteller ein wenig genauer vorzustellen: Verity besteht heuer seit 21 Jahren und hat seinen Firmensitz in Quebec City im französisch-sprachigen Teil Kanadas. Die Firma wurde vom Elektroingenieur und passionierten Gitarristen Bruno Bouchard und von Julien Pelchat gegründet, der schon in seiner Jugend in Tonstudios und bei Live-Veranstaltungen arbeitete und später als Akustiker für Studios tätig war. Die beiden waren vor der Gründung von Verity bei Oracle beschäftigt, das vor allem als Hersteller des ungemein schmucken und gut klingenden Delphi-Laufwerke bekannt wurde. Pro Jahr fertigt Verity zwischen 200 und 300 Paar Lautsprecher. Als reiner Manufakturbetrieb begann man bis vor einiger Zeit mit dem Bau eines Pärchens Schallwander erst nach dem Auftragseingang, um den Kundenwünschen in puncto Furnier oder Lackierung gerecht werden zu können. Auf Drängen der internationalen Vertriebe werden nun aber zumindest Gehäuse in schwarzem Klavierlack auf Vorrat produziert, da sie erfahrungsgemäß zwei Drittel aller Bestellungen ausmachen. Das Paar, das Jan Sieveking mitbrachte, war allerdings in Afrikanisch-Birnbaum furniert, was leider aufpreispflichtig ist, meinen Hörraum aber noch ein wenig wohnlicher machte. Dass ich dem Test der Sarastro IIS mit recht hohen Erwartung entgegensah, liegt übrigens an einem Besuch bei Nagra, bei dem ich den Prototypen des HD-DAC im firmeneigenen Hörraum erleben durfte. Dort wandelte eine Verity Audio Lohengrin II die Signale der Nagra MSA-Endstufen in Schall: Schon nach zwei, drei bekannten Songs fühlte ich mich in der Lage, mit diesen Lautsprechern kleine Veränderungen in der Kette zu beurteilen. Und den Spaß an der Musik vermittelten die großen Veritys praktisch nebenbei.


Ein Aluminiumblock und acht Sorbothan-Pucks verhindern die Schwingungsübertragung zwischen dem oberen Gehäuse und dem Tieftonmodul
Ein Aluminiumblock und acht Sorbothan-Pucks verhindern die Schwingungsübertragung zwischen dem oberen Gehäuse und dem Tieftonmodul

Wohl weil ich Jan Sieveking auf die Frage, ob mein ja nicht gerade riesiger Hörraum wohl die von der Sarastro IIS abgestrahlte Tieftonenergie verkraften würde, geantwortet hatte, zuviel Bass hätte ich bei mir noch nie erlebt, dirigierte er Lautsprecher näher an die Rückwand als in meinen Raum üblich und entfachte damit einen Bassdruck, der eindeutig zu viel des Guten war. Nach und nach näherten wir uns dann dem Punkt an, um den herum die meisten Schallwandler ihre beste Leistung brachten. Die – vorderen – Schallwände der Veritys standen schließlich etwa fünf Zentimeter weniger weit von der Rückwand entfernt als das für meine Lumen ideal ist. Jan Sieveking war mit der Aufstellung zufrieden, sich aber auch sicher, dass die Sarastros in puncto Feinauflösung, Raumdarstellung und Ablösung der Klanges vom Gehäuse noch einmal ein gutes Stück zulegen würden, sobald sie sich nach dem Transport etwa 72 Stunden „gesetzt“ hätten. Und damit hatte er recht. Ich war ein paar Tage unterwegs und danach klangen die Sarastro offener, luftiger und auch noch ein wenig dynamischer als direkt nach dem Aufbau – immer immer noch ungeheuer druckvoll im Bass.

Bei der Sarastro IIS wäre Bi-Wiring oder BiAmping möglich. Bei solch hochwertigen Kabelbrücken von Cardas, die Sieveking Sound als der deutsche Vertrieb der Kabelspezialisten umsichtigerweise mitlieferte, habe ich daran aber keinen Gedanken verschwendet
Bei der Sarastro IIS wäre Bi-Wiring oder BiAmping möglich. Bei solch hochwertigen Kabelbrücken von Cardas, die Sieveking Sound als der deutsche Vertrieb der Kabelspezialisten umsichtigerweise mitlieferte, habe ich daran aber keinen Gedanken verschwendet

Ich hatte ja bis zum Test der AudioMachina Maestro GSE (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1524-audiomachina-maestro-gse) angenommen, meine LumenWhite, spielten im oberen Bassbereich ein wenig zu zurückhaltend, bemerkte dann aber beim Blick auf die Regler der aktiven Tiefton-Module der AudioMachina, dass ich mich mit der Einstellung nach Gehör schon weit von der Nullstellung weg in den Plus-Bereich bewegt hatte: Nicht die Lumen, sondern mein Raum sorgen dafür, dass der obere Tiefton-Bereich an meinem Hörplatz ein wenig unterbelichtet wirkt. Wird dieser Frequenzbereich aber nicht direkt, sondern wie von den Sarastro nach hinten abgestrahlt, ist das Problem verschwunden! Wundern Sie sich also nicht, falls in Zukunft häufiger Lautsprecher mit nach hinten oder zur Seite gerichteten Tieftönern in Hifistatement auftauchen.

Die Körbe der Bass-Chassis sind achtfach verschraubt. Die glänzenden Scheiben zwischen den Schrauben sind hier wie auch beim Mittel- und Hochtöner Harmonix RF-5700 Ultimate Tuning Tips
Die Körbe der Bass-Chassis sind achtfach verschraubt. Die glänzenden Scheiben zwischen den Schrauben sind hier wie auch beim Mittel- und Hochtöner Harmonix RF-5700 Ultimate Tuning Tips


Für mich ging es nur erst einmal darum, die Sarastro so aufzustellen, dass ich ihren Tieftonanteil – nach den jahrelangen Entbehrungen im oberen Bassbereich – als angenehm empfand. Ein klein bisschen weniger als bei der Position, die ich noch mit Jan Sieveking kurz nach der Lieferung gefunden hatte, durfte es schon sein. Letztlich landete ich etwa fünf Zentimeter weiter von der Rückwand des Hörraums entfernt. Wegen des nicht hundertprozentig ebenen Fliesenbodens musste ich danach die Füße der „Floor Isolation Stands“ minimal nachjustieren. Und das war die reine Freude – zumindest wenn man ansonsten mit Spikes, Kontermuttern und Schraubenschlüsseln hantieren muss. Am jetzigen Standort verwöhnen die Sarastro mit einem soliden, ja satten und gut definierten unteren Frequenzbereich, der auch bei solch extremen Scheiben wie Jonas Hellborgs Elegant Punk nicht aufweicht oder schwammig wird. Dabei gehen die Veritys auch im darüber liegenden Frequenzbereichen ungemein schnell und offen zu Werke. Man kann daher sehr gut nachvollziehen, wie gekonnt der Aufnahmeingenieur den Hall eingesetzt hat. „It's The Pits, Slight Return“ widerlegt dann aufs feinste das Vorurteil, dass ein großes Bass-Chassis langsamer sein muss als mehrere kleine mit derselben Membranfläche. Dieses Slap-Bass-Gewitter würde jeder auch nur ein ganz klein wenig träge Treiber in einen Tiefton-Sumpf verwandeln. Dazu zählt das 280-Millimeter-Chassis der Sarastro aber in keinem Fall. Er sorgt auch in meinem Hörraum für einen sehr homogenen, tief herab reichenden und wohl artikulierten Bass. Einfach Klasse!

Auch im Bass-Reflexrohr findet sich ein Ultimate Tuning Tips
Auch im Bass-Reflexrohr findet sich ein Ultimate Tuning Tips

Danach habe ich dann die Testscheiben im Regal gelassen. Es gab nämlich keine Auffälligkeiten, die einer besonderen Überprüfung bedurft hätten. Schon nach dem ersten Tag war klar, dass ich mich bei den anstehenden Tests anderer Komponenten auf die Veritys genauso gut verlassen konnte wie auf inzwischen ein Jahrzehnt lang vertrauten Lumen. Die Sarastro bieten eine so grandiose Feinauflösung, dass man damit etwa spielend die Menge an Feininformationen bei unterschiedlichen Ethernet-Kabeln beurteilen kann. Auch als ich zusammen mit Mastering-Ingenieur Christoph Stickel, mit dem ich den letzten Jahren die ein oder andere Produktion erfolgreich abgeschlossen habe, eher zum Vergnügen den Ayon S-3 mit dem Auralic Aries Femto in Kombination mit den Chord Hugo TT verglichen habe, stellte die Sarastro die Unterschiede bei der Darstellung von Raumhöhe und -tiefe deutlich dar. Die Verity ist in der Lage, einen sehr plastischen – imaginären? – dreidimensionale Aufnahmeraum vor dem Hörer entstehen zu lassen. Dass dabei bei derselben Einspielung je nach verwendeten Komponenten Unterschiede auftreten, beweist, dass die Sarastro den Hörer nicht mit einen – wenn auch sehr attraktiven Effekt – für sich einnimmt, sondern präzise wiedergibt, was die vorgeschaltete Kette liefert. Als eigenes Verdient darf man ihr aber hoch anrechnen, dass sie sich völlig zurücknimmt und ihre Position bei entsprechend guten Aufnahmen im bestens fokussierten Klangbild nicht zu orten ist: Sie tritt dann völlig hinter die Musik zurück.

Die Bass-Chassis mit ihrem kräftigen Magneten stammen ebenfalls aus der Produktion von Audio Technology
Die Bass-Chassis mit ihrem kräftigen Magneten stammen ebenfalls aus der Produktion von Audio Technology

Als ich kurz in eine Vorstufe mit ausschließlich unsymmetrischen Eingängen reinhörte und nur ein im Präsenzbereich nicht gerade verhalten agierendes Nordost Walhalla zur Hand hatte, fiel auf, dass die Verity in diesem Bereich keine übertriebene Zurückhaltung an den Tag legt, was mit ausgeglicheneren Kabeln allerdings nicht zu bemerken war. Dieser kleine Hauch mehr Energie – zumindest im Vergleich zu meiner Lumen – sorgt allerdings bei Stimmen oft für das gewisse Etwas. Ich möchte mich da ohne Messung keinesfalls festlegen, welcher Lautsprecher der ehrlichere ist. Das ist dann auch schon die einzige minimale Auffälligkeit der Verity, die ich in vielen Wochen aufspüren konnte. Bei 99 Prozent aller Stücke konnte ich mich auf die Besonderheiten der zu beurteilenden Komponenten konzentrieren, ohne einen einzigen Gedanken an dieses außergewöhnliche präzise Arbeitsgerät zu verschwenden. Beim reinen Genuss-Hören ohne jegliches Erkenntnisinteresse ließ ich mich dann von den so stimmigen Tieftonwellen der Sarastro hinweg tragen!


Der „Floor Isolation Stand“ verhindert einerseits die Schwingungsübertragung vom Lautsprecher zum sBoden und soll anderseits den Einfluss unterschiedlicher Stellflächen auf den Klang der Sarastro IIS minimieren
Der „Floor Isolation Stand“ verhindert einerseits die Schwingungsübertragung vom Lautsprecher zum sBoden und soll anderseits den Einfluss unterschiedlicher Stellflächen auf den Klang der Sarastro IIS minimieren

STATEMENT

Die Sarastro IIS klingt deutlich größer als sie im Raum wirkt und vermag akustisch dennoch völlig hinter der Musik zu verschwinden. Dank ihres nach hinten abstrahlenden Tieftöners harmoniert sie nahezu perfekt mit meinem Hörraum. Dort habe ich gerade mal eine Handvoll Schallwandler erleben dürfen, die eine so ausgedehnte, griffige und dreidimensionale Abbildung bieten: ein hervorragend verarbeiteter Traumlautsprecher!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1Z
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra
Network Player Ayon S-3
D/A-Wandler Chord Hugo TT
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity II
Tonabnehmer Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Etna
Bandmaschine Studer A80
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Verity Audio Sarastro II S
Frequenzgang 20 Hz bis 60 kHz ± 3.0 dB
Empfindlichkeit 93 dB bei 1 Watt 1 Meter
Impedanz 8 Ohm mit einen Minimum von 4 Ohm
Musikleistung bis 250 Watt
Höhe/Breite/Tiefe 127,5 / 34,8 / 50,5 cm
Gewicht 78 kg netto und ca. 117 kg in Verpackung pro Lautsprecher
Einspielzeit 75 Stunden (63%), 400 Stunden (99%)
Ausführungen in schwarzem oder weißem Klavierlack (Standard),
Sonderlackierungen in fast allen RAL- oder Automobilfarben möglich,
Sonderfurniere in Echtholz – entweder mehrfach handgeölt oder
mehrschichtig hochglanzlackiert – möglich
Preis ab 48000 Euro

Vertrieb
Sieveking Sound GmbH & Co KG
Ansprechpartner Jan Sieveking
Anschrift Plantage 20
28215 Bremen
Telefon +49 421 6848930
E-Mail kontakt@sieveking-sound.de
Web www.sieveking-sound.de

Weitere Informationen

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Ein Grund für eine gewisse Zurückhaltung bei Kabeltest ist für mich, wie ich gewiss schon des Häufigeren geschrieben habe, die recht geringe Übertragbarkeit der in der eigenen Kette gefundenen Ergebnisse auf andere Anlagen. Die Vielfalt möglicher Konfigurationen zur Wiedergabe von Musik-Files macht die Sache keinesfalls einfacher. Dennoch: drei Ethernet-Kabel im Vergleich.

Die bisherige Beschäftigung mit der Musikwiedergabe über das Netzwerk hat zumindest in meinem Hörraum erbracht, dass die Datenverteilung über Kabel besser klingt als über WiFi – auch wenn diese Erfahrung der weitverbreiteten Ansicht gegenübersteht, die kabellose Verbindung hätte aufgrund der galvanischen Trennung zwischen beispielsweise Router und Streaming-Bridge Vorteile. Ich sehe es ebenfalls als gesichert an, dass der Speicherort der Daten eine Auswirkung auf die Intensität des Musikgenusses hat: Verwendet man einen üblichen netzwerkgebundenen Speicher – oder kurz und englisch: NAS – wie etwa den Western Digital MyCloud, darf man nicht dieselbe Klangqualität erwarten wie von einem für die Musikwiedergabe optimierten Gerät wie dem Melco. Das gilt allerdings mit dieser Einschränkung: Wenn der nachfolgende Netzwerk-Player die gesamte Datei vor dem Abspielen auf eine entsprechend große SSD kopiert, wie dies etwa die Aurender tun, wird man keinen Unterschiede zwischen Standard- und audiophilem Datenspeicher hören.

Das Pearl und das Cinnamon werden mit vergoldeten Steckern geliefert, das Diamond mit Telegärtner-Steckern. Hier ist der Schutz der Kontakte noch aufgesteckt
Das Pearl und das Cinnamon werden mit vergoldeten Steckern geliefert, das Diamond mit Telegärtner-Steckern. Hier ist der Schutz der Kontakte noch aufgesteckt

Alles andere werde ich bei Veränderungen in der digitalen Wiedergabekette immer mal wieder überprüfen, denn die an der Wiedergabe beteiligten Komponenten interagieren miteinander und selbst Geräte in ihrer Peripherie wirken sich klanglich aus – und sei es das Netzteil eines Netzwerkschalters. Da sich der Router auf der einen Seite meines Hörraumes befindet und die Anlage auf der gegenüberliegenden, verlegte ich ein gut geschirmtes Cat6-Kabel von Conrad hinter den Lautsprechern und Endstufen her bis in die Nähe der Artesania Racks. An dieser Stelle sind aber mehrere Geräte anzuschließen, und deshalb erwarb ich ein Netzwerk-Switch von Netgear inklusive Stecker-Netzteil. Dessen Austausch gegen eine 5-Volt-Stromstromversorgung von SBooster – eine „Best Of Two Worlds Solution“ aus der alten Serie – brachte einen minimal schwärzeren Hintergrund und einen etwas größeren, offeneren Raum. Vom Netgear geht es wieder über Conrad-Kabel einmal zum Ayon S-3, einem sogenannten Network-Player mit integriertem Wandler, und zum anderem zu einem Auralic Aries (Femto) samt SBooster BOTW P & P ECO Netzteil und weiter über Audioquests Jitterbug und Diamond USB zum Hugo TT Wandler. Als Datenlieferant für Ayon und Auralic steht ein Melco HA-N1Z über ein Melco-Kabel mit dem Netgear in Verbindung.

Nachdem die Entscheidung für eine kabelgebundene Netzwerkverbindung gefallen war, wollte ich die Conrad-Kabel möglichst schnell durch etwas gediegeneres ersetzen und zog den Audioquest-Katalog zu Rate. Da unterscheiden die Kabelspezialisten erst einmal zwischen unkonfektionierten und in sechs Längen vorgefertigten Kabeln. In jeder der beiden Kategorien gibt es fünf Qualitätsstufen, die sich aber nicht entsprechen. Die unkonfektionierten Kabel decken einen deutlich niedrigeren Preisbereich ab als die konfektionierten. Die Unterschiede in der Qualität sind dieselben wie bei allen Audioquest NF- oder Digital-Kabeln: Mit zunehmendem Preis kommt zum reinen Kupferleiter eine immer dickere Silberschicht hinzu, das Topmodell besitzt dann Leiter aus reinem Silber. Die Schirmung wird besser und bei den Spitzenprodukten unter den vorgefertigten Leitungen veredeln noch das „Noise-Dissipation System“ und beim Diamond auch das „Dialectric Bias System“ das Kabel. Beide Audioquest-Entwicklungen habe ich schon mehrfach und zuletzt im Artikel über das NF-Kabel Fire ausführlich beschrieben.

Das Diamond ist mit dem „Dialectric Bias System“ ausgestattet, bei dem eine Spannung von 72 Volt das Dielektrikum ausrichten soll
Das Diamond ist mit dem „Dialectric Bias System“ ausgestattet, bei dem eine Spannung von 72 Volt das Dielektrikum ausrichten soll


Vom weit oben in einem Regal stehenden Router bis hin zum Netzwerk-Switch sind es bei möglichst unauffälliger Verlegung des Kabels in meinem Hörraum knapp 15 Meter. Und damit scheidet die Verwendung eines konfektionierten Kabels schon einmal aus. Audioquest bietet Ethernet-Verbindungen nämlich nur in den Längen 0,75, 1,5, 3, 5, 8 und 12 Meter an. So komme ich gar nicht erst in Versuchung, mit der Bestellung eines Diamond zu liebäugeln, das bei einer Länge von besagten 12 Metern schon mit knapp 9000 Euro in der Preisliste steht. Das beste unkonfektionierte Kabel ist das Carbon, dessen Kupferkern eine Silberschicht von fünf Prozent des Leiterquerschnitts umgibt. Die Leiter sind paarweise und noch einmal insgesamt geschirmt. Das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“ sind für diesen Kabeltyp nicht erhältlich. Dafür liegt der Meter-Preis aber auch bei im Vergleich zum Diamond sehr moderaten 65 Euro pro Meter. Hinzu kommen noch zwei Telegärtner-Stecker zum Preis von je 22,50 Euro.

Im ersten Durchgang bleiben die in der Überschrift genannten, fertig konfektionierten Kabel noch einmal außen vor, und ich probiere aus, ob oder wie sich das Carbon zwischen Router und Switch bemerkbar macht. Das Rendern und Wandeln übernehmen dabei zuerst der Aries (Femto) und der Hugo TT. Ja, das Carbon macht sich bemerkbar, und zwar eindeutig positiv: Wie bei fast allen Veränderung am Netzwerk tut sich in puncto Tonalität so gut wie nichts, aber dynamisch bietet das Audioquest ein ganz klein wenig mehr. Wie immer liegen die beeindruckendsten Verbesserungen bei der Raumabbildung. Der Saal wirkt mit dem Carbon noch einmal ein Stückchen tiefer, breiter und höher. Bei Schostakowitschs „Polka“ aus dem Ballet The Age Of Gold sind es vor allem Mikroinformationen wie die weit hinten links nun leichter und plastischer zu hörende Triangel und die kurz vor Schluss an derselben Stelle wahrzunehmende kleine Trommel, die die Überlegenheit des Carbon belegen. Auch beim Ayon S-3 ändert das Carbon den Raumeindruck: Die Instrumente scheinen noch ein wenig weiter von Hörer entfernt zu sein, wirken aber dennoch besser fokussiert. Feindynamische Strukturen werden deutlicher präsentiert, Pauken besitzen jedoch einen Hauch weniger Druck, erklingen dafür aber besser differenziert.

Die Kontakte der Telegärtner-Stecker werden von einer Plastikkappe geschützt, die erst bei Druck auf die Entriegelungstaste entfernt werden kann
Die Kontakte der Telegärtner-Stecker werden von einer Plastikkappe geschützt, die erst bei Druck auf die Entriegelungstaste entfernt werden kann

Ich sollte vielleicht noch nachtragen, dass ich für den Vergleich das Ethernet-Filter SOtM iSO-CAT6 vor dem Eingang des Netgear entfernt hatte, um nicht eine bereits modifizierte Verbindungsstrecke mit verschiedenen Kabeln zu beurteilen. Allerdings hat mich das bei bekannten Songs minimal irritiert, da ich deren Klang ja inklusive der Verbesserungen durch den SOtM im Ohr hatte. Deswegen habe ich dann das Conrad- und das Audioquest-Kabel noch einmal mit dem in Reihe geschalteten iSO-CAT6 gehört. Damit waren die Vorteile des Carbon dann in jeder Disziplin eindeutig.

Nachdem jetzt die Strecke zwischen Router und Switch optimiert ist, kommen wir endlich zu den drei Kabeln, die hier in der Hauptsache Thema sein sollen. Anders als beim Test der Firewire- und USB-Kabel habe ich diesmal nicht alle Varianten der konfektionierten Kabel bestellt, sondern dachte, mich auf das günstigste, mittlere und teuerste Modell beschränken zu können. Also bekam ich ein Pearl, ein Cinnamon sowie ein Diamond zugesandt. Allerdings liegen die ersten beiden preislich recht dicht beieinander: Für eine Länge von 1,5 Metern steht das Pearl mit 29, das Cinnamon mit 99 und das Diamond mit fast 1300 Euro in der Preisliste. Da wäre die Beschäftigung mit dem Vodka zum Preis von 375 Euro gewiss auch interessant gewesen. Aber das lässt sich ja nachholen.


Für knapp 30 Euro bietet Audioquest ein Ethernet-Kabel mit massiven Leitern aus langkristallinem Kupfer, die – wie für Kabel der Qualitätsstufe Cat7 vorgeschrieben – paarweise und noch einmal gesamt geschirmt sind. Das Dielektrikum ist Polyethylen mit hoher Dichte, das sicherstellen soll, das die Leiter in der gewünschten geometrischen Anordnung bleiben. Audioquest betont, dass auch bei Digitalkabeln die Laufrichtung wichtig sein und kennzeichnet seine Produkte entsprechend. Das Cinnamon unterscheidet sich vom Pearl durch 1,25 Prozent Silber, das auf den langkristallinen Kupferleiter aufgebracht wurde. Das Diamond besitzt dann Leiter aus reinem Silber und – wie bereits erwähnt – das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“. Das Top-Kabel ist ebenso wie das Carbon, das Router und Switch verbindet, mit den recht beeindruckenden Telegärtner-Steckern konfektioniert.

Auch beim Pearl ist die Laufrichtung – vom Router zum Network-Player oder zur Streaming-Bridge – vorgegeben
Auch beim Pearl ist die Laufrichtung – vom Router zum Network-Player oder zur Streaming-Bridge – vorgegeben

Das Pearl ersetzt nun das Conrad-Kabel, das bisher das Netzwerk-Switch mit dem Ayon verband. Und schon das preiswerteste Audioquest sorgt an dieser Stelle für einen etwas größeren Raum, einen Hauch mehr Druck mehr im Tieftonbereich und eine minimal bessere Durchzeichnung. Und das ist zu diesen Preis für mich schon eine kleine Sensation, da die Verbesserung in etwa so groß ist wie die, die der Austausch des Netzteils für das Netzwerk-Switch bewirkt hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wechsel von einem Standard-Kabel zum Pearl in Ihrer Konfiguration ebenfalls mehr Wohlklang zur Folge haben wird, denn auch im Zusammenspiel mit dem Auralic Aries (Femto) stellen sich die gerade beschriebenen positiven Veränderungen ein.

Sie wollen von allem noch ein klein wenig mehr? Dann nehmen Sie einfach anstelle des Pearl das Cinnamon. Mehr Luft um die Instrumente, eine etwas größere Abbildung und eine Spur mehr Dynamik lohnen die Investition allemal, besonders in einem so noblen Umfeld wie dem von Auralic Aries und Chord Hugo TT. Das gilt natürlich so auch für den Ayon S-3: Auch hier sollte man nicht zögern, ein wenig tiefer in die Tasche und zum Cinnamon zu greifen. Mehr Dynamik, Spielfreude und Luft intensivieren den Musikgenuss, wie erst Malcom Arnolds „English Dances“ und dann Keith Jarretts „Wrong Blues“ deutlich machen.

Wie immer bei kostspieligen Kabeln muss man auch beim Diamond genau abwägen, ob die Investition noch in einen sinnvollen Verhältnis zu den Preisen der Geräte steht. Außer Frage steht, dass es noch einmal mehr Informationen weiterleitet. Bei der schon fast überstrapazierten „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums ließ sich über den Ayon S-3 auch zuvor schon bei stärkeren Impulsen der in der Tiefe des Raumes auslaufende Hall verfolgen. Nun wird die immense Größe des klösterlichen Refektoriums auch bei weniger heftigen Schlägen auf die Trommeln deutlich – und das, obwohl ich ein gutes Stücken leiser gehört habe als sonst. Dank des Diamond sind einfach noch mehr Feininformationen vorhanden. Und wie leider jeder weiß, der sich mit High End beschäftigt, ist für die letzten paar Prozent mehr Klang ein erheblicher konstruktiver und in der Folge auch finanzieller Aufwand nötig. Das ist beim Diamond nicht anders. Es beweist seine enormen Fähigkeiten auch nach dem Wechsel zu Aries und Hugo TT: Bei Don Cherry und Ed Blackwells Medley „Mutron – Bemsha Swing – Solidarity – Arabian Nightingale“ begeistert es mit satteren Klangfarben, viel – definiertem – Druck im Tieftonbereich und einer fantastischen Luftigkeit.

PS: Es bringt übrigens mehr, das Diamond vom Switch zum Ayon oder Auralic einzusetzen statt es für die Verbindung des Melco mit dem Switch zu verwenden.


Die Leiter des Cinnamon sind von einer Silberschicht umgeben, die 1,25 Prozent des Kabeldurchmessers ausmacht
Die Leiter des Cinnamon sind von einer Silberschicht umgeben, die 1,25 Prozent des Kabeldurchmessers ausmacht

STATEMENT

Es wäre für Klang-Gourmets ausgesprochen fahrlässig, Standard-Ethernet-Strippen nicht zumindest einmal probehalber gegen Audioquest Pearls auszutauschen. Wer Komponenten wie den Ayon, den Auralic oder den Chord sein eigen nennen darf, wird um das Cinnamon nicht herumkommen, sollte einen Test des Diamond aber nur wagen, wenn er sich sicher ist, in dieser Preisregion investieren zu wollen. Audioquests Ethernet-Kabel überzeugen in allen Preislagen.
Gehört mit
NAS Melco HA-N1Z, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra
Network Player Ayon S-3
D/A-Wandler Chord Hugo TT, Matrix Audio Quattro DAC2
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Verity Sarastro IIS
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Audioquest Pearl, Cinnamon und Diamond RJ/E (Ethernet)
Audioquest Pearl Preis 29 Euro für 1,5m
Audioquest Cinnamon Preis 99 Euro für 1,5m
Audioquest Diamond Preis 1295 Euro für 1,5m

Vertrieb
AudioQuest BV
Anschrift Hoge Bergen 10
4704RH Roosendaal
Niederlande
Telefon +31 165 54 1404
E-Mail rdrees@audioquest.nl
Web www.audioquest.de

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Samstag, 03 Dezember 2005 01:00

Libra Audio

Vertrieb
Libra Audio
Anschrift Stahl/Ross GbR
Weilbergstr. 6
61389 Schmitten
Telefon +49 0700 77200000 
E-Mail zentrale@pearaudio.de
Web pearaudio.de
Freitag, 04 Dezember 2015 01:00

Pear Audio Blue Robin Hood

Schon wieder der Osten. Aus Slowenien stammt der kleinste Plattenspieler von Pear Audio, der auf den Namen Robin Hood hört. Nicht nur dies, auch die Konstruktion kommt einem verdächtig britisch vor. Eine nähere Betrachtung

Dem Pear Audio Blue Robin Hood bin ich das erste Mal auf den Norddeutschen Hifi-Tagen 2015 begegnet. Da noch ohne Namen, aber schon in dem gleichen knalligen Farbton, der inzwischen auf den Namen Lamborghini-Orange hört. Mein erster Gedanke war: „Das ist ja mal ein hübscher Nottingham“. Knapp daneben ist auch vorbei. Zwar ist der Robin Hood eine Kreation des vor fünf Jahren leider verstorbenen Nottingham-Gründers Tom Fletcher und teilt sich auch konstruktiv einige Gemeinsamkeiten mit übrigen Nottigham-Programm, doch handelt es sich um eine unabhängige Entwicklung. Nachdem sich die Wege von Tom Fletcher und Nottingham getrennt hatten, fand er in Peter Mezek den geeigneten Partner, um seine Arbeit fortzusetzen. Mezek zeichnete unter anderem schon 1985 für die Entwicklung des Rational Audio TT verantwortlich, dessen damals wegweisender Tangentialtonarm in leicht abgewandelter Form heute noch als Clearaudio TT5 die Szene bereichert. Von Fletcher als sein legitimer Nachlassverwalter auserkoren, führt Peter Mezek heute die Entwicklung und Verfeinerung der Laufwerke fort.

In orange ein absoluter Eyecatcher. Dem Pear Audio Blue Robin Hood sieht man die konstruktiven Details erst auf den zweiten Blick an
In orange ein absoluter Eyecatcher. Dem Pear Audio Blue Robin Hood sieht man die konstruktiven Details erst auf den zweiten Blick an

Die eingangs angesprochene Ähnlichkeit kommt dabei nicht von ungefähr. Natürlich hat Tom Fletcher nach seinem Weggang von Nottingham nicht alle bisherigen Prinzipien und Erfahrungen über Bord geworfen, sondern bestehendes weiter entwickelt und modifiziert. Der Robin Hood ist das Einstiegsmodell aus der Blue-Reihe, die insgesamt vier Laufwerke und zwei Tonarme umfasst. 3000 Euro ruft die Libra Audio - Stahl/Ross GbR für den Spieler auf. Darin enthalten bereits der hauseigene Tonarm Cornet 1 und als Tonabnehmer ein Audio Technica AT-150MLX, das auch schon mit ungefähr 290,- Euro zu Buche schlägt. Damit macht Pear Audio nicht die Mode vieler Hersteller mit, ihren doch relativ teuren Plattenspielern 40 Euro teure Alibi-Abtaster mit auf den Weg zu geben, wie ein Ortofon OM 5E, AT95E oder Goldring Elektra. Nichts gegen diese Systeme, sie haben aber schlicht und ergreifend nichts in solchen Plattenspielern zu suchen. Dann lieber gar kein System. So, das musste ich einfach mal loswerden!

Absolut keine milde Dreingabe. Das AT-150MLX mit Microlinear-Nadel auf vergoldetem Bornadelträger ist das größte Moving-Magnet System von Audio Technica
Absolut keine milde Dreingabe. Das AT-150MLX mit Microlinear-Nadel auf vergoldetem Bornadelträger ist das größte Moving-Magnet System von Audio Technica

Nimmt man den Robin Hood genauer unter die Lupe, fallen einem, neben Bekanntem, auch einige Besonderheiten auf. Kennen tut man den extrem drehmomentschwachen Synchronmotor mit großem Pulley, der, wenn der Teller per Hand auf Drehzahl gebracht ist, gerade genug Energie aufbringt, um den schweren Aluteller bei Drehzahl zu halten. Um 45 Umdrehungen pro Minute zu erreichen, wird der Riemen auf den größeren Pulleydurchmesser gelegt. Angehalten wird per Hand. Laut Hersteller ist es nicht nötig, den Motor vom Netz zu nehmen, wenn der Spieler nicht benutzt wird. Der Motor vibriert in diesem Fall fühlbar vor sich hin. Wer das nicht mag (der Autor auch nicht), muss entweder den Stecker ziehen oder sich eine schaltbare Steckdose besorgen. In diesem Fall ist der Motor übrigens vorne links und in einer Führung des Chassis fest angebracht. Der Teller hat, wie bei seinen Ahnen, einen umlaufenden Gummiring, um Resonanzen zu unterbinden.


Unter dem großen Pulley sitzt ein schwacher Synchronmotor, der den Teller so gerade eben am Laufen hält und das sehr zuverlässig. Antriebseinflüsse werden so auf ein Minimum reduziert
Unter dem großen Pulley sitzt ein schwacher Synchronmotor, der den Teller so gerade eben am Laufen hält und das sehr zuverlässig. Antriebseinflüsse werden so auf ein Minimum reduziert

Unterhalb des Tellers wird es interessant. An der Unterseite schleift ein Gummischlauch, der durch eine Bohrung im Chassis bis auf die Stellfläche reicht. Durch die definierte Bremsung soll das bei Synchronmotoren gefürchtete Polruckeln egalisiert werden. Zusätzlich sollen Geräusche welcher Art auch immer so in die Stellfläche geleitet werden. Das Chassis besteht aus zwei Lagen Birke-Multiplex, die mit mehreren Gummidämpfern fest miteinander verbunden sind. Stehen tut das Konstrukt auf relativ wuchtigen höhenverstellbaren Füßen aus POM. Das massive Tellerlager aus Bronze ist auf der unteren Ebene fest verschraubt. Aufnahme findet eine Tellerachse aus Edelstahl, die an der Unterseite einen kurzen schmalen Stab hat, der die Berührungsfläche auf ein Minimum reduziert. Nanu, sollten sich Lager und Arm nicht am besten starr gekoppelt auf einer Ebene befinden, um Relativbewegungen ausschließen zu können? Nein, findet Tom Fletcher und bewertet den Klanggewinn durch die entkoppelte Anordnung höher als etwaige Verluste. Wobei die Konstruktion so steif aufgebaut ist, dass man sich keine Sorgen machen muss.

Der Gummischlauch schleift permanent am Teller. Durch die beständige Bremsung soll das Polruckeln des Synchronmotors keinen Einfluss auf den Drehvorgang haben
Der Gummischlauch schleift permanent am Teller. Durch die beständige Bremsung soll das Polruckeln des Synchronmotors keinen Einfluss auf den Drehvorgang haben

Auch der Tonarm kommt einem bekannt vor, handelt es sich doch um eine Weiterentwicklung des Spacearms, er hört auf den Namen Cornet 1 und ist auch separat für 1700 Euro erhältlich. Dieser einpunktgelagerte Tonarm verfügt über eine beidseitige Führung neben der Lagerspitze, die ihm zu einem unproblematischen Handling verhilft. Die Lagerspitze läuft in einem Flüssigkeitsbad, über dessen Inhalt aber nichts in Erfahrung zu bringen ist. Bis auf ein leichtes Kippeln fühlt sich der Arm an wie ein kardanisch gelagertes Exemplar. Einen Fingertip gibt es nicht, er kann aber bei Bedarf nachgeliefert werden. Die Empfehlung lautet, diesen dann zwischen Headshell und Tonabnehmer zu platzieren. Durch den tiefen Schwerpunkt des Gegengewichts aus Bronze erübrigt sich die sonst übliche Einstellung des Azimuts durch das seitliche Verdrehen desselben.

Das Tonarmrohr besteht aus einem Kohlefaserverbundstoff, das Headshell ist aus einem Aluminiumblock gefräst und hat keine Kröpfung. Der Tonabnehmer muss beim Einbau also entsprechend der mitgelieferten Einbauschablone eingedreht werden. Die Einstellung des Arms ist nichts für zartfühlende Naturen. Um das Gegengewicht einzustellen, muss man am Gegengewicht ruckeln, bis die richtige Auflagekraft erreicht ist, dabei ist ordentlich Bewegung im und Druck auf dem Lager. Der Vertrieb beruhigt, der Cornet sei äußerst robust. Muss er auch, denn die Feineinstellung des Azimut erfolgt durch Verdrehen der Headshell, wobei auch einiges an Kräften auf das Lager wirkt. Löst man eine Madenschraube aus Kunststoff an der verdrehbaren Basis, lässt sich der Arm in der Höhe einstellen. Die Feinjustage erfolgt über ein Gewinde, das in einem ebenfalls in der Höhe verstellbaren Kragen um den Armschaft sitzt. Die für derlei Einstellungen vorgesehenen Nylonschrauben mit Kreuzschlitz (!) sollen übrigens gerade so angezogen werden, dass sie halten. Ein guter Hinweis, zumal die Schraubendreheraufnahme schnell ausgeschlagen ist. Ein kleines, auch mit Nylonschraube an einem blauen Kunststoffausleger befestigtes Gewicht erledigt die Skatingkompensation und verleiht dem Spieler zusammen mit dem Orange einen farbenfrohen Touch.

Ein Wort zu den Einstellmöglichkeiten: Es geht durchaus eng zu. Nur wenn der richtige Armabstand eingestellt ist, ist es möglich, den Hubzylinder des Lifts an der Armbasis so gerade eben vorbeizuführen, und nur wenn über die Armhöhe der richtige VTA eingestellt ist, landet die Nadel auch richtig in der Rille, da der Lift relativ hoch eingestellt ist. Da man nicht jeden Tag Tonabnehmer wechselt, an sich nicht schlimm, aber mal eben einen Tonabnehmer Pi mal Daumen reinzuhuschen, geht höchstwahrscheinlich schief.


Das Antiskating wirkt mechanisch über den Stab auf den Ausleger am Arm. Über das Gewinde lässt sich die Tonarmhöhe sehr fein justieren. Die etwas hoch eingestellte Liftauflage bietet keine Feststellmöglichkeit für den Arm
Das Antiskating wirkt mechanisch über den Stab auf den Ausleger am Arm. Über das Gewinde lässt sich die Tonarmhöhe sehr fein justieren. Die etwas hoch eingestellte Liftauflage bietet keine Feststellmöglichkeit für den Arm

Das serienmäßig verbaute Audio Technica AT-150 MLX ist das größte MM-System von Audio Technica und steht damit in der langen Tradition legendärer Systeme wie dem AT-24 oder dem AT-ML180. Der Autor besaß dereinst ein AT-ML150 und trauert diesem immer noch hinterher. Das 150MLX verfügt über einen sehr feinen goldbedampften Bornadelträger, die winzige Nadelspitze mit dem sehr scharfen Microlinear-Schliff ist mit bloßem Auge kaum zu sehen. Beim Anschluss gibt es sich reichlich unkompliziert: 47 Kiloohm und am besten 100 Picofarad im Phonoeingang bringen es zum Aufblühen. Mit einer Testplatte durchgeführte Versuche bescheinigen dem System Abtastwerte jenseits von 90 Micron, die horizontale und vertikale Tiefenresonanz um die neun Hertz sprechen für eine gelungene Kombination mit dem Cornet 1.

In den Höheneinstellungen ist das System eine Zicke ersten Grades. Ein klein wenig zu tief, und der Höhenglanz ist weg, etwas zu hoch, und es spielt zu dünn mit Hang zum Kreischen. Getestet wurde natürlich nur mit der Einstellung genau dazwischen. Hat man die mitgelieferte Neoprenmatte, die wohl nicht zufällig an die Spacemat erinnert, auf dem Teller platziert, eine LP obendrauf und den Robin Hood mit ordentlichem Schwung angedreht, kann es also endlich losgehen.

Der massive Aluminiumteller trägt mit seiner hohen Masseträgheit in Verbindung mit dem schwachen Motor zu dem sehr ruhigen Lauf bei
Der massive Aluminiumteller trägt mit seiner hohen Masseträgheit in Verbindung mit dem schwachen Motor zu dem sehr ruhigen Lauf bei

Und da ist erst mal eine bemerkenswerte Ruhe. Davon abgesehen, dass der feine Nadelschliff des Audio Technica kaum Nebengeräusche produziert, hält sich das Laufwerk ebenfalls extrem zurück mit rumpelnden Dreingaben und erinnert damit eher an Plattenspieler mit Riesenplattenteller. Diese spielen, bei aller Ruhe, manchmal etwas gebremst und überdämpft, da schmiert die schiere Masse gern mal Impulse zu. Dies ist dem Pear Audio gänzlich unbekannt. Sehr offen frei und durchhörbar nimmt er von der ersten Sekunde für sich ein. Ich fange an mit Prokofievs „Klavierkonzert Nr. 3“ unter Claudio Abado mit Martha Argerich und den Berlinern von 1967. Und zwar nicht das Reissue, sondern die Originalausgabe. Die Platte war an sich schon im Eimer, als ich sie gebraucht vor 30 Jahren gekauft habe. Aber trotz des erhöhten Grundgeräuschpegels und einiger Knackser zeigt sich mit dem Robin Hood alles, was die analoge Magie am Leben erhält. Schon mit den ersten Takten folgt man der Musik und blendet den Rest einfach aus. Mit zwingendem Fluss und einem Gespür für feindynamische Abstufungen zieht einen die Kombination in ihren Bann. Feine Details gehen nicht unter trotz kräftiger Kontrabässe: Das AT-150MLX unterschlägt nichts, und der Pear Audio verstellt nicht die Sicht darauf. Klavieranschläge kommen mit exaktem Timing und der gegebenen Wucht und Macht, der Raum ist sehr breit und hoch. In die Tiefe geht es auch, wenn auch nicht grenzenlos. Die Tonalität ist dabei zum Glück absolut neutral, aufgesetzte Effekte sucht man vergebens.

Die beiden MPX-Platten sind über Gummidämpfer voneinander isoliert, das Tellerlager sitzt unüblich auf der unteren, der Arm auf der oberen Lage
Die beiden MPX-Platten sind über Gummidämpfer voneinander isoliert, das Tellerlager sitzt unüblich auf der unteren, der Arm auf der oberen Lage


Kompletter Szenenwechsel. Mit The Dreaming hat Kate Bush ihr wohl originellstes Werk abgeliefert. Rhythmisch vertrackt und mit vielen Wendungen stellt es auch einige Anforderungen an das Equipment. Mit vielen Hintergrundgeräuschen und kleinen Einspielern versehen, verliert man gern mal die Übersicht, und dann macht das auch nicht mehr so einen Spaß. Aber auch hier nimmt einen der Robin Hood gleich mit auf die Reise: Spannungsvoll mit dramatischen Bögen in den einzelnen Songs und sehr klarer Sicht auf die Details bis in feinste Verästelungen, lässt einen die Kombination Dinge hören, die man glaubt, noch nie gehört zu haben. Und dass bei einer LP, die ich wirklich in- und auswendig kenne. Stimmen werden regelrecht ausgepackt und in ihrer Essenz dargereicht, wobei das Volumen erhalten bleibt. Lediglich in den ganz unteren Regionen erinnert der Pear Audio daran, dass die großen Plattenspielerbrüder hier etwas mehr Wucht und Schwärze zu liefern in der Lage sind. Höhere Regionen sind klar sauber und manchmal auch schwebend fein. Richtig aggressiv wird es nie dabei, die räumliche Akkuratesse bleibt auch bei hohen Lautstärken erhalten, die Ortung stabil.

Den Bass wollte ich erst als etwas schlank und mit hohem Informationsgehalt und Farbigkeit beschreiben. Die beiden letzten Attribute behalte ich bei, ersteres habe ich in präzise geändert, nachdem ich bei neuen Produktionen von Radiohead, Kraftwerk und Sigur Ros regelrecht mit sauberem Bass überschwemmt worden bin. Auch wenn der Robin Hood mit dem Audio Technica Deftiges einwandfrei verarbeitet, liegen seine größeren Stärken bei Jazz, Klassik und allem Akustischen. Das letzte Quentchen Punch und Grobdynamik gehen ihm etwas ab, oder treffender: lassen größeren Laufwerken dann doch noch ihre Existenzberechtigung. Anders ausgedrückt: Er mag lieber John Coltrane als Gary Thomas, lieber Bruckner als Massenet. Das AT-150MLX wirkt bei diesem großartigen Auftritt keinesfalls als Bremse. Trotzdem könnte man dem kleinen Laufwerk von Pear Audio Blue durchaus mal ein System gönnen, das ruhig so viel wie die ganze Testkombination kosten darf.

STATEMENT

Perfekt abgestimmtes Einsteigerpaket von Pear Audio. Herausragende Einzelkomponenten komplettieren sich in Kombination zu einem großen Ganzen. Neben neutraler Tonalität, großer Basskontrolle und klaren Klangfarben beeindrucken besonders der musikalische Fluss und das Gespür für Timing und bestätigen damit die konstruktiven Details. Tolles Ding, und dann noch in orange!
Gehört mit
Analoglaufwerk Technics SL-1310/II, Dual CS 714Q
Tonabnehmer Goldring G-1022GX, Ortofon Quintet Blue, Ortofon OM30 Super
Phonopre AMR ifi iPhono
CD-Laufwerk Denon DCD-1290
D/A-Wandler Teac UD-501
Verstärker Unison Unico
Lautsprecher Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
Preis (mit Tonarm Cornet 1 und Audio Technica AT-150MLX) 3000 Euro

Vertrieb
Libra Audio
Anschrift Stahl/Ross GbR
Weilbergstr. 6
61389 Schmitten
Telefon +49 0700 77200000 
E-Mail zentrale@pearaudio.de
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Montag, 30 November 2015 01:00

klangBilder 15: Das moderne Wien

Jahrelang residierten die klangBilder im Hilton Plaza an der altehrwürdigen Ringstraße. Im letzten Jahr zog man ins Arcotel Kaiserwasser nah der Donau vis-a-vis der UNO City und dem Kongresszentrum Austria Center Vienna mit ihrer ebenso spannenden wie modernen Architektur. Auch inhaltlich gab es leichte Veränderungen.

Heuer kam auch noch eine terminliche Verschiebung hinzu. Im letzten Jahr mussten Sie leider auf einen Bericht von den klangBildern verzichten, da wir uns entschlossen hatten, statt über die Wiener Show über die heimische Messe unseres Kooperationspartners Wojtek Pacula und seines Magazin High Fidelity in Warschau zu berichten. Wohl auch wegen der internationalen terminlichen Überschneidung verschob klangBildner Dr. Ludwig Flich seine Veranstaltung auf das erste Adventwochenende, mit ohne den Hintergedanken, dass das Weihnachtsgeld auch für die Produkte seiner Aussteller gut angelegt wäre und deklarierte die klangBilder offiziell zur Verkaufsmesse. Natürlich konnte man bisher in Wien und anderswo mit den Herstellern oder Vertrieben über den Erwerb der Ausstellungsstücke reden. Aber solche Verhandlungen fanden bisher fast immer in einer Art Grauzone statt. Damit ist jetzt bei den klangBildern Schluss – und das lockte auch den ein oder anderen zusätzlichen Teilnehmer an.

Aber dennoch stand der Kommerz nicht im Mittelpunkt: Wie auch schon in den Jahren zuvor hatte Ludwig Flich ein attraktives musikalisches Programm zusammengestellt. Bei wohl keiner anderen Messe wird man so oft mit dem eigentlichen Zweck der Beschäftigung mit HiFi konfrontiert wie bei der Wiener Veranstaltung: Trotz aller Begeisterung für technische Lösungen geht es schließlich um die Musik.

 

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Das Wort Manufaktur ist bei HABST durchaus wörtlich zu nennen, denn alle Kabel der Berliner Firma werden in reiner Handarbeit hergestellt. Firmeninhaber Daniel Steinert fertigt diese seit dem Jahr 2010 und hat sich bislang vor allem als Studioausstatter für namhafte Masteringstudios einen Namen gemacht. Doch was für Profis gut genug ist, sollte auch im High End Bereich seinen Markt finden. Steinert ist kein Marketingmann der schrillen Töne, seine Produkte verkaufen sich vor allem über Weiterempfehlungen. Statt teurer Werbung und aufwändiger Verpackung steckt er das Geld lieber in hochwertige Materialien, um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu erreichen. Tests hat er bisher bewusst vermieden. Für Hifistatement macht er hier erstmals eine Ausnahme. Ich habe ihn als erstes gefragt, warum er seine Kabel nicht industriell fertigen lässt. Steinert sagt, dass einige klangentscheidende Fertigungsschritte nur manuell machbar seien. Welche das sind, hat er aus verständlichen Gründen nicht preisgegeben. Wichtig ist ihm auch, dass das verwendete Material in seinen Kabeln auch dem entspricht, was er angibt. Beispielsweise bei der Reinheit des Silbermaterials. Man sollte meinen, dies sei eine Selbstverständlichkeit, aber Steinert sagt, dass das leider bei vielen Wettbewerbern beileibe nicht so ist. Uns haben seine Kabel jedenfalls sehr neugierig gemacht.

Objekt der Begierde: Handgefertigte Lautsprecher- und NF Kabel von HABST
Objekt der Begierde: Handgefertigte Lautsprecher- und NF Kabel von HABST

Beim Leitermaterial setzt HABST vor allem auf Silber, das von allen Metallen mit Abstand die beste Leitfähigkeit besitzt. Dabei wird ausschließlich in Deutschland hergestelltes Reinsilber (5N) mit einem Silberanteil von 99,999% verwendet. Die Solid Core Signal- und Masseleiter des Enso SL NF-Kabela werden zudem extra kryogenisiert, also unter -150°C abgekühlt und in so genannten Air-Tubes geführt. Reine Baumwolle, die Verwendung verschiedener Lacke – von Habst aus natürlichen Rohstoffen entwickelt – und ein vergrößerter Abstand zum Schirm sollen dabei für eine noch dynamischere, ausgewogene und unverfälschte Übertragung der Signale sorgen. Die Abschirmung erfolgt separat vom Masseleiter. Als Dielektrikum kommt Luft/PTFE zum Einsatz. Die Schirmung ist einlagig ausgelegt: ein spezielles Silbergewebe. Nicht nur optisch eine Augenweide sind die amerikanischen XLR und RCA Stecker von XHADOW, mit denen die Kabel konfektioniert sind und deren Kupferstecker eine Silberbeschichtung aufweisen.

Das noch aufwändigere NF-Kabel Magenso ist dem Enso SL zwar im Aufbau ähnlich, doch kommt hier ein speziell für HABST gefertigtes reines ePTFE ins Spiel, die Abschirmung ist zudem 3-fach ausgelegt, um Einstreuungen im Gigahertz-, Funk- und Radiowellenbereich zu verhindern. Im Gegensatz zu Enso SL weist das Kabel einen enormen Kabeldurchmesser aus. Das liegt vor allen an der Kabelgeometrie und der Anzahl der Innenleiter, die im niedrigen zweistelligen Bereich angesiedelt ist. Im Durchmesser wird das Magenso NF-Kabel von den Magenso Lautsprecherkabeln nochmals übertroffen, das in dieser Dimension an eine Boa Constricta Königsschlange erinnert. HABST verwendet hier Silberleiter mit unterschiedlichen Querschnitten und sehr hochwertiges PTFE/ePTFE-Isolationsmaterial. Das mehrfach spezialbehandelte 5n (99,999%) Silberkabel ist vibrations-, EMC- und übersprechbedämpft.

Reinsilber-Lautsprecherkabel HABST Magenso mit markierter Laufrichtung
Reinsilber-Lautsprecherkabel HABST Magenso mit markierter Laufrichtung


Bei den Hörtests habe ich das Pferd diesmal von hinten aufgezäumt und mir als erstes die neu entwickelten Magenso Lautsprecherkabel in meiner Anlage gegönnt. Das standardmäßig in einer Zwei-Meter-Ausführung gelieferte Kabel kostet knapp 5.000 Euro das Paar. Die preisliche Messlatte hatte ich aber noch deutlich höher gelegt, denn als Vergleichsobjekt musste sich das HABST Magenso gegen ein 15.000-Euro-Kabel behaupten. Um es vorwegzunehmen, es tat dies mit Bravour. Auffällig war sofort ein sehr offenes, livehaftiges Klangbild mit viel Luft um die Instrumente. Einzelne Schallereignisse waren klar voneinander abgegrenzt. Das Klangbild ist dabei stabil, Instrumente wandern nicht. Der Mund einer Sängerin ist klar umrissen. Insgesamt spielte das Magenso auf dem Niveau des drei Mal so teuren Kabels, lediglich der Punch im Tiefbassbereich war beim Referenzkabel noch etwas ausgeprägter.

NF-Kabel HABST Magenso mit neuer Leitergeometrie und einem Leiterdurchmesser, der auch für ein Lautsprecherkabel angemessen wäre
NF-Kabel HABST Magenso mit neuer Leitergeometrie und einem Leiterdurchmesser, der auch für ein Lautsprecherkabel angemessen wäre

Als nächstes setzte ich das NF-Kabel HABST SL zwischen Vorverstärker und den Monoblöcken ein. Ich hatte vorher jahrelang mit den SUN WIRE Referenz gehört, zwischendurch immer wieder Alternativen getestet, sah aber niemals eine Notwendigkeit, dieses wirklich hochwertige Silberkabel auszutauschen. Bis jetzt. Ich hörte gerade Paco de Lucias Live in America, neben mir saß mein Kater Bardo, der sich erstaunlicherweise auch bei hohen Lautstärken wohlfühlt. Ein paar schnelle Impulse kamen aber plötzlich derart präzise und knackig, dass nicht nur er zusammenzuckte. Dennoch dominierte bei mir der Wunsch, immer lauter zu hören. Ich legte Hans Thessinks Call me auf und hörte seine tiefe Stimme so durchdringend wie nie. Der Druck und auch die Präzision im Tiefbass waren enorm, wie ich nicht nur bei der „Improvisation Patrice Héral“ in Le Concert des Parfums feststellen konnte.

Reinsilber NF-Kabel Enso SL in der XLR-Ausführung
Reinsilber NF-Kabel Enso SL in der XLR-Ausführung

Im letzten Durchgang ersetzte ich meine SUN WIRE Kabel zwischen Vorverstärker und DA-Wandler durch das NF-Kabel HABST Magenso. Das ist gar nicht so einfach, da durch die Dicke des Kabels das Handling beim Anschließen je nach Anlage Geduld und Präzision erfordert. Aber vor den Genuss haben die Götter ja bekanntlich den Schweiß gesetzt. Kennen Sie das Gefühl, wenn man Musik hört und denkt, ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, dann könnte es nahezu perfekt sein? Noch besser ist es, diese fehlenden „Kleinigkeiten“ wirklich zu erleben. So geschehen mit dem HABST Magenso. Die Klangcharakteristik ist dabei dem ENSO SL sehr ähnlich, das bereits auf einem sagenhaft hohen Niveau spielt. Das Magenso macht aber alles noch einen Touch besser, noch kraftvoller und luftiger. Klavieranschläge sind glasklar zu hören. Selten habe ich Friedemanns Sourdos (auf Inakustik) so detailreich gehört. Joanne Shaw Taylors Stimme bei „Heavy Heart“ löst ein Gänsehaut-Feeling bei mir aus. Aber auch bei nicht audiophile- Mainstream Aufnahmen wie denen der spanischen Tenöre IL DIVO mit „Notte di Luce“ (aus Nights in white satin) bewirken genau dieses Erlebnis. Man hat das Gefühl, gar kein Kabel zu hören – ein größeres Kompliment kann man einem Kabel kaum machen.


Hochwertige XHADOW XLR-Stecker mit Gehäuse aus massiven Aluminium, gefrästen Teflon-Isoliereinsatz und silberbeschichteten Kupferkontakten. Stecker dieser Serie sind bei HABST natürlich auch für RCA Kabel erhältlich
Hochwertige XHADOW XLR-Stecker mit Gehäuse aus massiven Aluminium, gefrästen Teflon-Isoliereinsatz und silberbeschichteten Kupferkontakten. Stecker dieser Serie sind bei HABST natürlich auch für RCA Kabel erhältlich

STATEMENT

Die handgefertigten HABST Kabel sind eine Klasse für sich und heben das Klangniveau der allermeisten High-End-Anlagen deutlich an. Bereits das vergleichsweise preisgünstige Enso SL ist eine echt positive Überraschung, die Magenso Serie verdient sich die Bewertung State-of-the-Art. Für mich heißt es ab sofort: Wir sind HABST!
Gehört mit
Plattenspieler Le Tallec Stad S
Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
CD Transport Wadia 7
D/A Wandler Auralic Vega, Mark Levinson 360
Vorverstärker Musical Fidelity M8 und Classé Audio Omega
Endstufen Musical Fidelity M8-700m
Lautsprecher Audiophil
Kabel Sun Wire Reference, Audioquest
Zubehör Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch
Herstellerangaben
HABST Kabel
Enso SL NF Kabel (Paarpreise) Xhadow XLR 0,50m 879,90 Euro
Xhadow XLR 1,00m 1269,90 Euro
Xhadow XLR 2,00m 2049,90 Euro
Xhadow XLR 3,00m 2829,90 Euro
Xhadow RCA 0,50m 699,90 Euro
Xhadow RCA 1,00m 1089,90 Euro
Xhadow RCA 2,00m 1859,90 Euro
Xhadow RCA 3,00m 2635,90 Euro
Enso Magenso NF Kabel (Paarpreise) Xhadow XLR 1,00m 4200 Euro
Andere Längen auf Anfrage
Enso Magenso Lautsprecherkabel (Paarpreise) 2,00m 4998 Euro

Vertrieb
ProAudioGear.de
Anschrift Frankfurter Str. 14
64521 Groß-Gerau
Telefon 06152 / 8164-0
Mobil 0179/2158596
Fax 03212/1055889
E-Mail Kontakt@ProAudioGear.de
Web www.proaudiogear.de

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  • Imagefolder tests/15-11-27_habst

Etwas später als bisher üblich öffnen die klangBilder heuer ihre Pforten: Am ersten Adventswochenende treffen sich Musik- und Technik-Begeisterte auf Österreichs High-End-Veranstaltung.

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Initiator Dr. Ludwig Flich ist es wieder gelungen, eine unnachahmliche Melange aus Hifi-Technik und Musik zu bereiten. Diesmal werden die Gerätepräsentation, die Workshops und die Begegnungen mit Künstler des vorwiegend klassischen Fachs durch das „TubeProfi Anniversary Festival“ bereichert: Die die in Wien beheimateten Röhrenspezialisten feiern mit den Auftritten von Blues- und Jazz-Musikern das 15-jährige TubeProfi-Jubiläum und den 60. Geburtstag des Firmengründers Dkfm. Robert Losonci. Der dritte Grund zum Feiern ist die Premiere des JJ-One Gitarren-Amps für die Bühne. Besonders spannend dürfte es samstags ab 14 Uhr mit Hans Theessink und sonntags um 13 Uhr mit Harry Solal werden. Auch wer für gewöhnlich die Adventssamstage für Einkäufe nutzt, braucht wegen der klangBilder nicht mit der Tradition zu brechen: Sie sind in diesem Jahr ganz bewusst auch als Verkaufsveranstaltung konzipiert. Man darf gespannt sein.

Informationen
klangBilder 15
Datum 27. bis 29. November 2015
Öffnungszeiten freitags und samstags von 10.00 bis 19.00 Uhr
sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt 15 Euro (Tageskarte)
12 Euro (bei online Registrierung bis zum 24.11.15 , 16 Uhr)
21 Euro (Bonuspass für alle drei Tage)
Ort Arcotel Hotel Kaiserwasser
Wagramer Straße 8
1220 Wien
Telefon +43 1 224 240
Web www.klangbilder.eu

Weitere Informationen

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Montag, 23 November 2015 01:00

AMG Giro G9, 9W2 und Teatro

Ja, in puncto analog haben wir einen nicht geringen Nachholbedarf. Und deshalb folgt auf Wolfgang Kempers Plattenspieler-Test gleich ein weiterer. Denn so spannend die Entwicklung der Streaming-Technologie aktuell auch sein mag, die schwarzen Scheiben besitzen immer noch das gewisse Etwas – besonders, wenn sie von einem so faszinierenden Plattenspieler wie dem AMG Giro wiedergegeben werden.

Analogfans werden wissen, dass AMG hier nichts mit Hochleistungsautomobilen zu tun hat, sondern für Analog Manufaktur Germany steht. Die Firma wurde von Werner Röschlau gegründet, als er sich entschied, nicht länger für einen renommierten deutschen High-End-Hersteller Laufwerke und Tonarme zu fertigen, sondern seine Entwicklungen unter eigenen Markennamen anzubieten. Bald engagierte sich auch sein Sohn, Julian Lorenzi, in der Firma, die mit dem Viella-Laufwerk und dem passenden Zwölf-Zoll-Tonarm national und international für Furore sorgte. Das ist gewiss auch dem überaus gelungenen Design geschuldet, vor allem aber den technischen Lösungen, die für einen hervorragenden Klang sorgen. Übrigens hält schon seit Jahren eine sehr frühe Version des Tonarms die linke hintere Tonarmbasis meines LaGrange besetzt. Und ich bin mit seinen klanglichen Leistungen noch immer hoch zufrieden.

Der AMG Giro G9 wirkt recht filigran, bringt aber 12 Kilogramm auf die Waage
Der AMG Giro G9 wirkt recht filigran, bringt aber 12 Kilogramm auf die Waage

Nach dem frühen Tod Werner Röschlaus führt nun Julian Lorenzi die Firma weiter. Er entwickelte auf Grundlage der Technik des Viella den preislich darunter angesiedelten Giro 9W samt passendem 9W2 Tonarm. Letzterer ist eine verkürzte Version des Zwölfzöllers, es kommt also auch das Horizontallager mit zwei nur 0,4 Millimeter starken Stäben aus Federstahl zum Einsatz, das eine „freie, aber fest geführte Auslenkung des Arms“ ermöglichen soll und bei dessen Konstruktion sich Werner Röschlau von der Lagerung der Rotorblätter bei Helikoptern inspirieren ließ. Eine von oben zugängliche Schraube über einem der Federstäbe erlaubt eine feinfühlige Azimut-Justage. Wie man es bei einem intelligent konstruierten und aufwändig verarbeiteten High-End-Tonarm erwarten darf, ist die Azimut-Schraube durch eine zweite gesichert, so dass ein unabsichtliches Verstellen dieses sensiblen Parameters ausgeschlossen ist.

Die Einstellung des vertikalen Abtastwinkels geschieht nach dem Lösen der Arretierschraube im Tonarmsockel über eine längere Gewindestange, über die die Höhe des Arms oberhalb seines Montagesockels eingestellt werden kann. Die waagerechte Ausrichtung des Arms lässt sich mithilfe der im oberen Lagerblock eingelassenen, kleinen Wasserwaage kontrollieren. Die Drehbewegung des Tonarmrohres wird durch ein Nadellager ermöglicht. Zur Kompensation der Skating-Kräfte dienen ein Ring- und ein nach Lösen einer Madenschraube in der Höhe verstellbarer Stabmagnet. Die Antiskating-Einrichtung arbeitet also berührungsfrei. Die Auflagekraft wird statisch über das Gegengewicht eingestellt, das mit einer Teflonschraube an das Tonarmrohr aus eloxiertem Aluminium geklemmt wird. Litzen aus sehr reinem Kupfer übernehmen den Signaltransport vom Headshell zum üblichen SME-Stecker im Tonarmschaft. Der Arm bietet also alles, was sich der engagierte Analogfan wünschen kann.

Der Druck auf eine der Tasten startet den Betrieb in der entsprechenden Geschwindigkeit, der Ring leuchtet dann grün. Abermaliger Druck auf dieselbe Taste stoppt den Plattenteller
Der Druck auf eine der Tasten startet den Betrieb in der entsprechenden Geschwindigkeit, der Ring leuchtet dann grün. Abermaliger Druck auf dieselbe Taste stoppt den Plattenteller


Das zentrale Konstruktionselement des Laufwerks ist eine etwa 35 Millimeter dicke Scheibe aus Flugzeug-Aluminium, die nicht nur die Position des mächtigen Tellerlagers und des Tonarms definiert, sondern auch den präzisen, schweizer Gleichstrommotor, die zu seiner Regelung eingesetzte Elektronik mit ihrem Quarzoszillator und die Bedienelemente beherbergt. Über die beiden Tasten zum Einschalten respektive zur Geschwindigkeitswahl lässt sich auch die Drehzahl fein regulieren. Der aus Edelstahl gefertigte Pulley, der unter dem Plattenteller verborgen ist, treibt diesen über einen Rundriemen. Der Teller besteht wie das Lagergehäuse aus POM oder Polyoxymethylen, einem Kunststoff, der sich durch Festigkeit, Härte und einen niedrigen Reibungskoeffizienten auszeichnet und daher seit Jahren bei der Plattenspieler-Herstellung zum Einsatz kommt. Ein weiterer Grund dafür dürfte sein, dass er ähnliche Eigenschaften wie Vinyl aufweist und daher eine gute Ankopplung der Platte an den Teller ermöglicht.

Die Plattenklemme wird mit der Spindel verschraubt. So lässt sich die Andruckkraft variieren. Die Scheibe ermöglicht es, selbst schüsselförmig nach oben gebogene Platten mithilfe der Klemme an den Teller zu drücken
Die Plattenklemme wird mit der Spindel verschraubt. So lässt sich die Andruckkraft variieren. Die Scheibe ermöglicht es, selbst schüsselförmig nach oben gebogene Platten mithilfe der Klemme an den Teller zu drücken

Die POM-Lagerdose des Giro umgibt eine Konstruktion, die der im großen AMG sehr nahe kommt: Eine Stahlachse – hier in einer Stärke von 16 Millimetern – läuft in hydrodynamisch geschmierten Radiallagern und steht auf einer Fläche aus PFTE auf, besser bekannt unter dem Markennamen Teflon. Im Boden der Lagerdose ist dezentral ein Spike eingelassen. Zwei weitere, diesmal von oben durch die Aluminiumscheibe hindurch höhenverstellbare Spikes sitzen zentral in bis auf die Bohrung für die Spikes massiven Aluminiumzylindern. Der Teller wird aus einem Stück POM gedreht, das auf einem Subteller aufliegt und in das die Spindel zu Zentrierung der Schallplatte eingesetzt wird. Es gibt also keine durchgehende Verbindung vom Lager zur Spindel. In diese wurde ein Gewinde eingeschnitten, so dass die mitgelieferte Plattenklemme mit dem Teller verschraubt werden kann. Ein kleiner, zum Mittelloch hin dicker werdender Ring gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Legt man ihn um die Spindel, drückt er eine auf den Teller gelegte Platte mittig nach oben. Mit Hilfe der verschraubbaren Plattenklemme lassen sich dann auch schüsselförmig nach oben gebogene Platten an den Teller drücken, ein Prinzip, das sich beim Viella – und Laufwerken anderer Hersteller – bewährt hat. Auch wenn der Giro G9 durchaus kostenbewusst konstruiert wurde, sparte man nicht an den Klang entscheidenden Stellen. Und das Design hat von der Reduktion auf das Wesentliche nur profitiert. Beim „kleinen“ AMG gilt „form follows function“: In meinen Augen ist der Giro in puncto Ästhetik eine der gelungensten Laufwerk-Kreationen der letzten Jahre.

Die Lagerbuchse von unten mit einem der drei Spikes, auf denen das Laufwerk steht
Die Lagerbuchse von unten mit einem der drei Spikes, auf denen das Laufwerk steht

AMG wird in Deutschland – und Europa – vom High-Fidelity Studio und im Rest der Welt von Musical Surroundings vertrieben. Und diese beiden Vertriebspartner ergänzten die Produktpalette der bayrischen Manufaktur um einen Tonabnehmer, das Teatro. Den Generator des Abtasters lassen sie in Japan fertigen, das zweiteilige Titangehäuse in den USA. Die Endmontage und die abschließenden Tests finden in Japan statt. Selbstverständlich erfolgte die klangliche Feinabstimmung in AMG-Tonarmen.


Das Schöne an einem solchen Paket aus einer Hand ist es, dass der Kunde sich oft nicht mehr um die Justage kümmern muss. Der Tonabnehmer ist im Arm justiert, und nach dem Transport braucht lediglich der Arm in seine Halterung gesteckt und arretiert zu werden. Da Augsburg, der Sitz des deutschen AMG-Vertriebes, nicht weit von Gröbenzell entfernt ist, musste ich aber nicht einmal diese paar Handgriffe selbst erledigen. Gerald Jakob, einer der beiden Inhaber des High-Fidelity Studios, wollte sich sicher sein, dass der AMG auch in meinem Hörraum so klang, wie er es gewohnt ist, und baute ihn daher selbst auf. Als Stellfläche diente – wie beim Artesania Audio Rack gleich daneben unter meinem Brinkmann LaGrange – eine Acapella-Basis, die sich gegenüber den Artesania Krion-Shelves als Stellfläche unter Laufwerken als deutlich überlegen erwiesen hatte. Nachdem Gerald Jacob den Arm in der von der Gewindestange vorgegebenen Höhe arretiert hatte, drehte er die Stange ein paar Umdrehungen nach oben, so dass sie keinen Kontakt mehr zur Tonarmbasis hatte, und merkte dazu an, dass es so besser klänge. Aber das wird höchstens ein paar Prozent dazu beigetragen haben, dass das AMG-Trio auf Anhieb überzeugte: Mit so viel Spielfreude, Dynamik und Offenheit hatte ich nicht gerechnet – vor allem nicht, da Gerald Jakob mich nachdrücklich darauf hingewiesen hatten, nichts auf die ersten Eindrücke zu geben, da das Teatro erst einmal seine Einspielzeit von 70 Stunden hinter sich bringen müsste.

Rechts sehen Sie die Lagerdose und davor die Achse mit aufgepresstem Subteller. Links im Bild der Subteller des im Laufwerk eingebauten Lagers
Rechts sehen Sie die Lagerdose und davor die Achse mit aufgepresstem Subteller. Links im Bild der Subteller des im Laufwerk eingebauten Lagers

Die ersten 20 bis 30 Stunden habe ich dann mit einigen LPs mit einer Laufzeit von weit über 25 Minuten pro Seite absolviert, mit minimaler Lautstärke, teils ohne dabei im Raum zu sein. Weitere zehn Stunden dürften wohl beim entspannten abendlichen Musikhören zusammengekommen sein. Tagsüber habe ich mich wieder mehr mit Digitalem beschäftigt. Die erste Scheibe, die ich dann nach längerer analoger Abstinenz auf den Teller des Giro legte, war Collin Walcotts Album Grazing Dreams, das ich in der CD-Version einige Tage zuvor mit dBpoweramp gerippt und anschließend auch in Auszügen gehört hatte. Der Giro brachte die wohlbekannte Scheibe ungemein offen und weiträumig, vor allem aber ungeheuer dynamisch rüber. Die Wiedergabe strotzte nur so vor Spielfreude und Lebendigkeit. An einer Überbetonung eines Frequenzbereiches lag dieser Eindruck jedenfalls nicht, wie zum Beispiel bei meinen damals hochgeschätzten Roksan Darius Lautsprechern, die durch eine kleine, bewusste Frequenzganganomalie alles etwas dynamischer wirken ließen, als es in Wirklichkeit war. Schließlich habe ich auch noch die Geschwindigkeit des Giro überprüft, da ja auch hier ein kleines Plus den Eindruck von mehr Dynamik hervorrufen könnte. Aber Allnics SpeedNic zeigte lediglich, dass der Giro mit der Sollgeschwindigkeit stoisch seine Runden drehte. Das AMG-Trio bedarf also keiner akustischen Taschenspieler-Tricks, um ausgesprochen dynamisch zu klingen.

Links der Subtelller, mittig der Pulley und darüber der Teller von unten
Links der Subtelller, mittig der Pulley und darüber der Teller von unten

Der Giro ist eine dieser recht raren Komponenten, bei denen sich auch ein verwöhnter High-End-Genießer fragt, ob ein höherer technischer und finanzieller Aufwand überhaupt Sinn macht: Natürlich dürfte ein Vergleich mit dem einen oder anderen Boliden zeigen, dass in einigen Disziplinen noch ein wenig mehr möglich ist. Dieses – bisher theoretische – Wissen ändert aber nichts daran, dass man mit dem Giro ganz vorzüglich Musik hört und währenddessen gar nicht auf die Idee kommt, über irgendwelche Hifi-Kriterien nachzudenken. Das AMG-Trio macht auf Anhieb die Vorzüge der analogen Wiedergabe erlebbar und zieht einen tief ins musikalische Geschehen.


Beim Sammeln der letzten Stunden der Einspielzeit habe ich ganz bewusst erst einmal die bekannten Testscheiben gemieden und beispielsweise statt Codona 2 das erste und dritte Album von Collin Walcott, Don Cherry und Nana Vasconcelos gehört – mit viel Freude: Don Cherrys Taschentrompete etwa kommt mit dem nötigen strahlenden Glanz und manchmal auch Biss, bleibt aber immer frei von übertriebener Schärfe. Auch das Berimbau wird mit großer Klarheit und einer enormen Detailfülle wiedergegeben. Die Klangfarben des teils exotischen Instrumentariums sind schlicht umwerfend, und die anspringende Dynamik der Trommeln und Tablas brauche ich wohl nicht noch einmal besonders zu erwähnen. Die Scheiben sprühen nur so vor mitreißendem Groove. Das ist auch beim Testklassiker „God Bless Child“ mit dem Keith Jarrett Trio nicht anders. Die hier recht präsent aufgenommene Hi-Hat trägt ihren Teil zum unwiderstehlichen Drive bei, kippt aber nie ins Nervige. Einfach ungemein stimmig!

Die Steuerelektronik für den Motor befindet sich in der runden Basisplatte aus Flugzeug-Aluminium
Die Steuerelektronik für den Motor befindet sich in der runden Basisplatte aus Flugzeug-Aluminium

Ich merke schon: Ohne Vergleich droht die Beschreibung des AMG in eine haltlose Schwärmerei auszuufern. Deshalb greife ich jetzt zu einem der bewährten Songs, den ich erst auf dem Giro, dann auf dem LaGrange mit dem Thales Simplicity 2 und Einsteins The Pickup höre. Nun gut, das deutlich teurere Trio bietet von allem noch zwei, drei Prozent mehr. Am auffälligsten – aber trotzdem handelt es sich auch hier nur um Nuancen – ist etwas mehr Schwärze und ein Hauch mehr Druck im untersten Tieftonbereich bei LaGrange und Co. Um zumindest einen Eindruck davon zu bekommen, welchen Anteil The Pickup daran hat, baue ich den Einstein-Tonabnehmer noch einmal in den AMG-Arm. Die kleine Mühe wird umgehend belohnt: Mit dem Einstein im AMG 9W2 gerät die Abbildung noch ein kleines Stückchen größer, die imaginäre Bühne gewinnt minimal an Breite und Tiefe. Auch gibt es noch mehr Luft um die Instrumente, und die Klangfarben sind einen Hauch kräftiger. In puncto Dynamik tut sich allerdings so gut wie nichts. Aber die war ja bisher schon die Schokoladenseite des Giro.

Im Gegenlicht sind die beiden Federstäbe des Lagers für die horizontale Bewegung und die Tonarmkabel gut zu erkennen. Die Inbus-Schraube im Langloch ist Teil der Antiskating-Einrichtung. Die Gewindestange hilft bei der VTA-Einstellung
Im Gegenlicht sind die beiden Federstäbe des Lagers für die horizontale Bewegung und die Tonarmkabel gut zu erkennen. Die Inbus-Schraube im Langloch ist Teil der Antiskating-Einrichtung. Die Gewindestange hilft bei der VTA-Einstellung

STATEMENT

Der AMG Giro mit dem 9W2 und dem Teatro ist eine ungemein stimmige Kombination, die auch verwöhnte Hörern erst einmal wunschlos glücklich machen dürfte. Natürlich geht für das Vielfache seines Preises noch ein wenig mehr. Daran verschwendet man aber keinen Gedanken, wenn einen der AMG mit seinen enormen musikalischen Fähigkeiten – und vor allem seiner Dynamik – verwöhnt. Laufwerk und Arm sind auch noch höherwertigen Tonabnehmern adäquate Partner. AMGs Trio ist eine rundum gelungene Synthese aus Klang und Design!

Der Tonarm wird mit allem benötigten Werkzeug geliefert
Der Tonarm wird mit allem benötigten Werkzeug geliefert

Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12, Thales Symplicity II
Tonabnehmer Brinkmann EMT ti, Einstein The Pickup
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Verity Sarastro IIS
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße

Die beiden Spikes auf der rechten Seite des Laufwerks können bequem von oben justiert werden
Die beiden Spikes auf der rechten Seite des Laufwerks können bequem von oben justiert werden

Herstellerangaben
Plattenspieler AMG Giro G9
Prinzip Masselaufwerk mit quarzgeregeltem Riemenantrieb
Geschwindigkeiten 33, 45 u/min
Motor Gleichstrom 24V, bürstenlos
Tellerlager teil-hydrodynamisch mit zentralem Feststofflager und 16mm starker Achse
Mitgeliefertes Zubehör AMG Plattenklemme
Abmessungen (B/T/H) 43/32/15cm
Gewicht 12kg
Herstellerangaben
Tonarm AMG 9W2
Einbaumaß 211mm
effektive Länge 229mm
effektive Masse 9g
Lager 2-Punkt-Lager horizontal, Nadellager vertikal
Tonarmkabel mehradriges High Quality Kupfer
Gegengewicht zweiteilig, mit Teflonisolierung
Besonderheit Antiskating-Mechanismus mittels Stabmagneten,leichte Azimut-Justage über Schraube über Federstab
Preisempfehlung 7200 Euro inklusive des für 3000 Euro auch separat erhältlichen Tonarms
Herstellerangaben
Tonabnehmer AMG Teatro
Gehäuse Titanium 6Al4vEli, im Tiodized-Type-III-Verfahren eloxiert, mit Gewinden für 2,5-mm-Schrauben
Generator aus monokristallinem, hochreinem, sauerstofffreien Kupferdraht gewickelte, kanalgetrennte Spulen (V type), Neodymium Magnete, Joch aus spezieller, weicher magnetischer Legierung
Nadelschutz Aluminium, aus dem Vollen gefräst
Nadelträger massives Boron, 0,26mm Durchmesser
Nadelschliff 40 x 7μm, Line Contact (Ogura)
Ausgangsspannung 0,4mV (1kHz bei 5 cm/sek.)
Auflagegewicht 1,8 - 2,2g (2,0g empfohlen)
Innenwiderstand 12Ω
Lastimpedanz 120 - 47000Ω (120 - 500Ω empfohlen)
Nadelnachgiebigkeit 18 x 10-6 cm/dyne
Gewicht 10,95g
Preis 2400 Euro
Komplettpreis Giro G9 und Teatro 8900 Euro

Vertrieb
High-Fidelity Studio
Anschrift Dominikanergasse 7
86150 Augsburg
Telefon +49 821 37250
Mobil +49 170 3303343
Fax +49 821 153634
E-Mail info@high-fidelity-studio.de
Web www.high-fidelity-studio.de

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  • Imagefolder tests/15-11-23_amg

In der Grundausstattung hat der neue Transrotor Jupiter bereits einen vorzüglichen Einstand gegeben. Die im ersten Teil geprüften Ausbau-Optionen lassen keinen Zweifel: Im Jupiter steckt viel Potential. Hören wir doch mal, was darüber hinaus klanglich möglich ist.

In diesem zweiten Teil der Schilderung meiner Hörerfahrungen mit dem jüngsten Spross aus der Fabrik von Jochen und Dirk Räke werden die Upgrades etwas kostspieliger. Schon die Installation des Figaro Tonabnehmers war ein Schritt, der möglicherweise die Investitions-Hemmschwelle vieler potentieller Jupiter-Kunden überschreitet. Gemeint ist damit das Verhältnis der Preise für den Jupiter und den Tonabnehmer. Lässt man die Aufwertung durch das SME-Kabel am Jelko Tonarm einmal außer Acht, so ist ja das Figaro ebenso teuer wie der Jupiter selber. Allerdings war der klangliche Sprung nach vorne so gewaltig, dass, wer ihn nicht probiert, eigentlich fahrlässig handelt. Oder anders herum formuliert: Wer das Geld für das Figaro nicht investieren kann oder will, tut gut daran, diese Kombination erst gar nicht zu testen. Auch das Upgrade durch das Netzteil Konstant Eins war in der Kombination zweifelsfrei ein klanglicher Gewinn.

Eine große, musikalische Überraschung im ersten Teil dieses Hörberichts war auch das Transrotor MC-System Figaro, das allerdings im einfachen Transrotor TR 800-S eingebaut war. Der Hörtest im SME-Arm folgt in diesem Bericht
Eine große, musikalische Überraschung im ersten Teil dieses Hörberichts war auch das Transrotor MC-System Figaro, das allerdings im einfachen Transrotor TR 800-S eingebaut war. Der Hörtest im SME-Arm folgt in diesem Bericht

Transrotors bekanntes TMD-Lager ist schon seit zehn Jahren erhältlich und in etliche Modelle integriert. Für andere Transrotor-Plattenspieler ist es als Optimierungs-Möglichkeit erhältlich. Im Austausch gegen das Gleitlager werden dafür immerhin 780 Euro fällig. Das ist das Doppelte im Vergleich zur Investition für das Netzteil, das zusätzlich auch ästhetisch Eindruck macht. Das TMD-Lager tritt ja nur bei abgenommenem Teller optisch in Erscheinung. Die Erwartungshaltung bei mir ist durchaus hoch, aber nicht in jedem Transrotor Laufwerk müssen die klanglichen Auswirkungen des aufwändigeren Lagers identisch sein. So macht es Sinn zu prüfen, was das TMD am Jupiter bewirkt. TMD steht für Transrotor Magnetic Drive. Es handelt sich um ein zweigeteiltes Lager. Das untere Segment wird durch den Riemen bewegt und läuft in einem Kugellager. Dieses ist absolut ruhig und akustisch nicht wahrnehmbar. Mechanisch sorgt es für einen soliden, gleichförmigen Rundlauf. Über mehrere kräftige Neodym-Magnete wird die zweite, obere Lager-Scheibe, der Subteller, in Rotation versetzt. Auf dieser liegt der Plattenteller auf. Magneteinflüsse auf den Tonabnehmer können Sie dank Abschirmung und Abstand getrost vergessen. Diese Konstruktion verspricht eine gesteigerte Laufruhe und Gleichmäßigkeit gegenüber dem Standard-Lager und bleibt gehörmäßig nicht ohne Folgen.

Die Zweiteilung des TMD Lagers ist auf dem Foto klar zu sehen. Unten erkennt man das kugelgelagerte, vom Riemen bewegte Segment. Den oberen Teil bildet der per Magnetkraft mitgenommene Subteller
Die Zweiteilung des TMD Lagers ist auf dem Foto klar zu sehen. Unten erkennt man das kugelgelagerte, vom Riemen bewegte Segment. Den oberen Teil bildet der per Magnetkraft mitgenommene Subteller

Die Klangunterschiede erschlossen sich mir nicht so signifikant und schnell wie bei den vorausgegangenen Veränderungen. Anfänglich wechselte ich die Lager nach jedem Titel und hörte auch Unterschiede. Richtig deutlich wurde mir die musikalische Überlegenheit des TMD aber erst nach längerem Hören, dann jedoch nachhaltig und beschreibbar: Die Musik stand vor einem ruhigeren Hintergrund und die Positionierung von Instrumenten und Stimmen im Raum war klarer. Dieser Raum öffnete sich auch und gab den einzelnen Instrumenten mehr Plastizität und Kontur. Der musikalische Fluss gewann an harmonischer Gleichmäßigkeit. So empfand ich die „Pictures At An Exhibition“, diesmal in der Aufnahme mit Fritz Reiner, RCA Red Seal, beim magnetischen Lager als mit mehr Schmelz, mehr Orchester-Tiefe, insgesamt feiner aufgelöst und weniger flächig-plakativ. Die Druckwellen der tiefen Lagen erreichten mich mit mehr Gewalt, ohne fetter zu sein. Relativ deutlich empfand ich die klangliche Überlegenheit bei Ella Fitzgeralds MPS-Album Sunshine Of Your Love. Die komplette A-Seite, beginnend mit dem Beatles Klassiker „Hey Jude“, macht die, wenn auch subtilen, Verbesserungen durch das Magnetlager sehr deutlich. Vor allem das Mehr an Feinheiten und die verbesserte Zugänglichkeit zur Musik lässt auf Dauer das TMD unentbehrlich erscheinen. Ja, auch mit dem Gleitlager klingt der Jupiter beeindruckend. Er spielt schon damit auf einem Level, auf dem Verbesserungen kaum mehr wirklich gravierend sein können. Dies meinte ich zumindest. Es ließe sich damit auch wirklich glücklich leben. Haben Sie jedoch eine Weile das TMD-Lager gehört, glaube ich fest, dass Sie es nicht wieder hergeben möchten. Es ist alles auf eine subtile Weise musikalischer und nuancierter. Die 780 Euro müssen vielleicht nicht unbedingt sofort sein – aber Weihnachten kommt ja bald und alle Jahre wieder.


Die drei ungleichen Massen unterscheiden sich im Durchmesser und wirken gemeinsam Resonanzen entgegen
Die drei ungleichen Massen unterscheiden sich im Durchmesser und wirken gemeinsam Resonanzen entgegen

Die folgende Tuning-Maßnahme ist absolut Jupiter-spezifisch: Hierbei handelt es sich um einen bedämpften Unterboden, der in seiner Konstruktion sehr ungewöhnlich ist. Eine Acryl-Basis ersetzt die drei polierten Teller der Grundversion unterhalb der beiden Stellschrauben und des Lagers. In der Basis befinden sich an eben diesen Stellen drei in mit einem blauen, speziellen Dämpfungs-Gummi unterlegte Aluminium-Aufnahmen. Unterhalb der Basis bilden Alu-Gummi-Füße den Kontakt zum Möbel. Es ist jetzt zwingend, den Motor in das Subchassis zu integrieren. Denn der Jupiter wächst durch die neue Basis in der Höhe. Beließe man den Motor extern, würde der Riemen über die Kante der Sub-Basis schleifen. Eine Vertiefung legt in der neuen Basis die Motor-Positionierung fest. Der zum Lieferumfang gehörende kurze Rundriemen ersetzt nun den langen. Die schwarze Acryl-Basis hat die gleiche Stärke – 20 Millimeter – wie das ursprüngliche, jetzt obere Chassis und folgt ihm auch in der Linienführung, ist aber links deutlich weiter ausladend. Sie fluchtet dort mit dem Tellerrand. In dem Freiraum links außen, unterhalb des Tellers, sehen wir nun das Ungewöhnliche und Bemerkenswerte dieser Konstruktion. Dort sind in entsprechenden Aussparungen, die ganz leichtes Spiel erlauben, drei Zylinder eingelassen. Sie unterscheiden sich nicht in der Höhe, wohl aber im Durchmesser und somit in der Masse. Ihre Aufgabe soll die Eliminierung von Rest-Resonanzen sein. Klanglich hat diese Basis erhebliche Auswirkungen: Der Bass gewinnt unüberhörbar an Intensität. Hier kann das Figaro nun seine analytischen Qualitäten voll zur Geltung bringen.

Der Transrotor 5009 Tonarm ist die letzte Ausbaustufe und bringt den Jupiter in unserer Testreihe in die richtige Stimmung
Der Transrotor 5009 Tonarm ist die letzte Ausbaustufe und bringt den Jupiter in unserer Testreihe in die richtige Stimmung

Im Tieftonbereich gibt es mehr Volumen und gleichzeitig mehr Kontur. Bei Beethovens „Mondscheinsonate“ in der Interpretation von Ray Brown und Lorindo Almeida auf der überarbeiteten Jeton-LP fürchtete ich, dass es jetzt meine Lautsprecher zerreißt. So gewaltig tönte der gestrichene Kontrabass und beeindruckte gleichzeitig mit der Schärfe seiner Konturen. Die Gitarre gewann deutlich an Körper und Wärme und wurde größer abgebildet als ohne die Sub-Basis. Das Saxophon-Intro in „Tin Can Alley“ auf dem gleichnamigen Album von Jack DeJohnette´s Special Edition war der Wahnsinn an Klangfülle und Energie. Gregory Porters Stimme auf Be Good veränderte sich zum voluminöseren. Insgesamt wurde bei allen Aufnahmen die Musik runder und schöner. Für mein Empfinden war das aber etwas dick aufgetragen. Dies liegt jedoch möglicherweise auch im Bereich des persönlichen Geschmacks. Zur Wahrheitsfindung verglich ich die LP von Gregory Porter mit der beiliegenden CD. Letztere klang weniger opulent. Bei Dillons Titel „Undying Need To Scream“ von Ihrem Album This Silence Kills gefiel aber mir die imposante, präzise Darbietung des Tiefbasses mit der zusätzlichen Basis. Doch auch hier zeigt der Vergleich mit der beiliegenden CD: Das ist etwas viel des Guten. Es muss also etwas passieren. Ich denke, es gilt, den Transrotor TR 800-S Tonarm jetzt mit Applaus zu verabschieden. Er hat hervorragende Fähigkeiten bewiesen und harmonierte in mechanischer Hinsicht mit den drei gehörten Tonabnehmern. Auch war er in der Lage, Unterschiede der bisherigen Setups deutlich zu Gehör zu bringen. Aber dieser letzten Ausbaustufe scheint er nicht mehr gewachsen zu sein. An seiner Statt sollte nun endlich der Transrotor 5009 ins Spiel kommen. Dieser ist baugleich mit dem SME 5009, einem neun-Zoll-Arm aus Magnesium. Vom berühmten SME V unterscheidet er sich durch einige Details wie die fehlende Bedämpfungs-Vorrichtung und ein abnehmbares Headshell. Die wichtigen technischen Details, das Lager und die Verkabelung sind identisch. Klanglich war sofort offensichtlich: Dieser Wechsel war überfällig.

Sind alle verfügbaren Optionen zur Aufwertung des Jupiters realisiert, wirkt sich dies nicht nur klanglich aus.: Er hat inzwischen nicht nur en Höreindruck der Basis-Version weit hinter sich gelassen, sondern tritt auch optisch imposanter in Erscheinung
Sind alle verfügbaren Optionen zur Aufwertung des Jupiters realisiert, wirkt sich dies nicht nur klanglich aus.: Er hat inzwischen nicht nur en Höreindruck der Basis-Version weit hinter sich gelassen, sondern tritt auch optisch imposanter in Erscheinung


Ich habe die oben erwähnten LPs erneut aufgelegt, und die Tonalität war, wie sie sein sollte. Jetzt wirkte die neue, untere Resonatoren-Basis mit dem aufwändigeren Tonarm harmonisch zusammen. Die Überlegenheit dieses Setups gegenüber dem Status vor Basis und SME zeigte sich in einer auf Anhieb wahrnehmbaren verbesserten Klarheit und mehr Detail-Schärfe im Bereich der menschlichen Stimme. Ella Fitzgerald singt auf „Sunshine Of Your Love“ nun alle ihre Songs so intensiv und gleichzeitig beschwingt, wie ich sie zuvor vom Jupiter nicht zu hören bekommen habe. Auf seiner für das Analog Forum 2015 in Krefeld auf 500 Exemplare limitierten Vinyl-Ausgabe des Albums „Sweet ´N´ Low“ interpretiert Ingram Washington so körperhaft und nuanciert amerikanische Standards, dass diese sofort unter die Haut gehen. Jetzt liegt Spannung in der Musik. Alles gewinnt noch einmal an Nuancenreichtum. Klassische Musik vermittelt der Jupiter nun beinahe so schwerelos, zart und kraftvoll, wie es der Komponist wohl beabsichtigt haben mag. Zarte, feine Töne bringt er plastisch rüber – und explodiert förmlich, wenn die Partitur es vorsieht.

STATEMENT

Der Jupiter garantiert Spielfreude in allen Varianten. Schon in der Basis-Ausführung überrascht er mit seinem dynamischen Auftreten. Danach vermittelt jede höhere Ausbaustufe einen eindeutigen Gewinn an musikalischen Inhalten und Intensität. Das Setup des Jupiter mit TMD, Konstant Eins, TR 800-S, SME-Kabel und dem Figaro war für mich klanglich im Verhältnis zum Preis ungeheuer attraktiv. Die zusätzliche Basis konnte ihre Qualität zusammen mit dem hochwertigen Transrotor-SME Tonarm ausspielen. In dieser Variante ist der Jupiter annähernd viermal so kostspielig wie in der Start-Version. Doch spielt er in dieser Ausstattung auch da, wo sein Name ihn vermuten lässt: im klanglichen Olymp! Zusätzlich ist er, wie bei Transrotor üblich, eine Augenweide.
Gehört mit
Tonabnehmer Goldring Elektra, Benz Micro Glider L2, Transrotor Figaro
Phonoverstärker Plinius Koru
Vorverstärker T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern
Endstufen Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping)
Zubehör Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Base, Finite Elemente Pagode
Herstellerangaben
Transrotor Jupiter
Abmessungen (B/H/T) 44/16/40 (Motor innen)
Gewicht ca. 17 kg
Preis 2000 Euro inkl. Platten-Beschwerer
Aufpreise 500 Euro für Tonarm Transrotor TR-800 S incl. Goldring Elektra
300 (350) Euro für Netzteil Konstant I (bei Nachbestellung)
2500 Euro für Tonabnehmer Transrotor Figaro
780 Euro für TMD
880 Euro für Unterplatte
2800 (3120) Euro für SME-Transrotor 5009 (bei Nachbestellung)

Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
Anschrift Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon +49 2202 31046
E-Mail transrotorhifi@t-online.de
Web www.transrotor.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/15-11-16_transrotor

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