Dienstag, 02 Mai 2006 02:00

ZenSati ApS

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ZenSati ApS
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Enzendorf 10
D-91235 Hartenstein
Telefon +49 151 15659728
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Musikliebhaber, die auf der Suche nach einem Musikserver für die Speicherung ihrer Musiksammlung sind, stehen vor der schwierigen Frage: Verwendung eines Heimcomputers in Form eines PCs oder Notebooks, Anschaffung eines speziellen Musikservers von einem HiFi Hersteller oder gar Eigenbau.

Während letztere Alternative nur für wirkliche Computer-Freaks eine praktikable Lösung ist, haben Heimcomputer und Musikserver jeweils ihre ganz spezifischen Vor- und Nachteile. Für die Musikserver-Lösung sprechen die Funktionalität und der Bedienungskomfort, während der Heimcomputer seine Stärken in der Flexibilität und Unabhängigkeit von einem bestimmten Hersteller hat. Aber ganz gleich welche Lösung man bevorzugt, zeigt meine Erfahrung, dass der Musikserver entscheidenden Anteil an der Klangqualität einer digitalen Kette hat. Was an dieser Stelle verloren geht, kann auch durch den besten DAC nicht mehr aufgeholt werden. Die Klangqualität wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst. Neben der verwendeten Hardware, haben auch das Betriebssystem sowie die Software für Server und Renderer einen großen Anteil am klanglichen Gesamtergebnis. Insbesondere der Einfluss des Betriebssystems wurde meiner Meinung nach lange unterschätzt. Gerade Windows hat hier in klanglicher Hinsicht noch immer nicht den besten Ruf im Vergleich zu Linux- oder Mac-OSX-basierten Geräten. Auf der anderen Seite machen die große Softwareauswahl und die Benutzerfreundlichkeit einen Server mit Windows-Betriebssystem durchaus interessant. Als ich vor einigen Wochen erfuhr, dass der südkoreanische Hersteller SOtM einen Server mit dem Serverbetriebssystem Windows 2012 auf den Markt gebracht hat, war mein Interesse geweckt.

Links oben die USB Audiosteckkarte, darunter verdeckt das Motherboard, oben rechts Clock-Board und darunter SSD Festplatte
Links oben die USB Audiosteckkarte, darunter verdeckt das Motherboard, oben rechts Clock-Board und darunter SSD Festplatte

Carsten Hicking vom deutschen Vertrieb hat dann ein Komplettpaket aus dem Server sMS-100SQ Windows Edition, dem DAC sDP-1000EX und der Stromversorgung sPS-1000 für mich geschnürt. Als die Geräte bei mir eintrafen, war ich ob der Features, die jedes der drei Geräte besitzt und der daraus resultierenden Komplexität erst einmal ein wenig geplättet. Um jedem Gerät gerecht zu werden, beschloss ich, mich dem Paket schrittweise zu nähern. Stufe eins: Beschäftigung mit dem Server und anschließend Ergänzung des Servers um die separate Stromversorgung; Stufe zwei: Beschäftigung mit dem DAC und dann ebenfalls Ergänzung mit der separaten Stromversorgung; zum Abschluss Stufe drei: Beschäftigung mit dem Komplettpaket.

Zur Erinnerung: bei jedem Server handelt es sich um einen Computer. Ein normaler Computer ist aber in keiner Weise für die Wiedergabe von Audio optimiert. Schauen wir zunächst einmal, was der sMS-100SQ WE in dieser Hinsicht zu bieten hat: Der Server kommt in einem formschönen, soliden Gehäuse mit sehr kompakten Abmessungen daher, das uns vergessen lässt, dass sich im Inneren ein Computer befindet. Im sMS-100SQ WE werkelt Intels Prozessor Atom N 2800 mit zwei Kernen und 1,86 GHz Taktfrequenz; der Hauptspeicher beträgt 4 GB. Der Prozessor ist passiv gekühlt, so dass der Server absolut lautlos arbeitet. Ein gesondertes Board mit hochstabilen Clocks sorgt für klaren Takt.

Das Board mit den Clocks
Das Board mit den Clocks


Ein Problemfeld ist grundsätzlich die USB-Verbindung zwischen Computer und DAC. Bei der Entwicklung des USB -Standards war die Benutzung der Verbindung als hochwertige Audio-Schnittstelle kein Thema, sondern es ging um die einfache Anbindung von Computer-Peripherie wie Eingabegeräten, externen Festplatten oder Druckern. Dementsprechend wird die USB-Schnittstelle normalerweise direkt vom Motherboard mit einer wenig sauberen Spannung versorgt, die extrem hohe Störkomponenten enthält und für Audio völlig ungeeignet ist. Darüber hinaus kann der Anschluss von weiteren USB-Geräten an den Computer die Audiowiedergabe nachteilig beeinflussen. Deshalb wird bei guten DACs eingangsseitig ein hoher Aufwand bei der Entkopplung getrieben. SOtM geht das Problem an der Wurzel an, nämlich bei der Auskopplung des USB-Signals auf der Computerseite.

Der sMS-100SQ WE enthält einen ganz speziellen, für Audio-Zwecke optimierten USB-Ausgang, der mit der – auch separat erhältlichen – tX-USBexp-Steckkarte von SOtM realisiert ist. Die Steckkarte besitzt einen eigenen ultra-low-Noise Spannungsregler, eine ultra-low-Jitter Clock und kann darüber hinaus auch von einem externen Netzgerät mit Spannung versorgt werden. Zusätzlich gibt es einen von außen zugänglichen Schalter an der Steckkarte, um den Spannungstransport über die USB-Leitung an den DAC zu unterbrechen; dies funktioniert allerdings nicht mit jedem DAC und ist von dem im DAC verwendeten USB-Receiver abhängig.

Hoher Bauteileaufwand auf der USB-Audiosteckkarte
Hoher Bauteileaufwand auf der USB-Audiosteckkarte

Bewährt hat sich auch die Verwendung von getrennten Festplatten für Betriebssystem und Daten. Zur Speicherung der Musikdaten stehen konventionelle Festplatten bis 4 TB oder SSD bis 2 TB zur Auswahl. Mein Testgerät war mit einer 1-TB-SSD ausgestattet. Das Betriebssystem befindet sich auf einer eigenen kleinen 32-GB-SSD. Damit ist ein schnelles Starten des Geräts nach dem Einschalten gewährleistet. Als Betriebssystem wird Windows Server 2012 R2 (Essentials Edition) verwendet, das normalerweise auf professionellen Servern in Unternehmen eingesetzt wird. Dieses Betriebssystem ist äußerst robust und für den Einsatz auf Servern ausgelegt. Auf einem PC mit einem typischen Windows Betriebssystem, wie Windows 7, Windows 8.1 oder Windows 10, laufen schnell mal an die 50 bis 100 Prozesse und ungefähr 100 Dienste. Der Prozessor muss zwischen all diesen Prozessen und Diensten ständig hin- und herschalten, was Jitter verursacht und der Audio-Wiedergabe nicht gerade dienlich ist. Auf einem Server-Betriebssystem, wie Windows Server 2012 R2, laufen viele Prozesse und Dienste erst gar nicht, da sie für den Serverbetrieb nicht benötigt werden. Allerdings ist ein Server Betriebssystem für den normalen Nutzer nicht so leicht zu handeln wie ein Desktop-Betriebssystem. Und genau an dieser Stelle kommt ein weiteres Programm ins Spiel: AudiophileOptimizer von der in der Schweiz beheimateten Firma Highend-AudioPC. Das Programm optimiert Windows Server 2012 R2 erst richtig für die Audiowiedergabe. Ungefähr 300 Modifikationen verschiedenster Art werden am Betriebssystem vorgenommen. Darüber hinaus unterstützt das Programm den Benutzer bei verschiedenen Verwaltungsaufgaben auf dem Server, wie der Installation von Treibern. Zusätzlich sind auf dem sMS-100SQ WE bereits die Audio-Programme RoonServer, JRiver Media Center, Foobar2000, TIDAL und Qobuz ebenso vorinstalliert, wie der obligatorische USB-Treiber für den hauseigenen DAC sDP-1000EX.

Oben USB-Audioausgang mit der Möglichkeit der externen Spannungsversorgung
Oben USB-Audioausgang mit der Möglichkeit der externen Spannungsversorgung


Der sMS-100SQ WE lässt sich entweder direkt durch Anschluss eines Bildschirms und einer USB-Tastatur und Maus oder Remote mit einem über ein Netzwerk angeschlossen PC bedienen. Ich wählte den Remote Zugang, da ich den sMS-100SQ WE in meinem Hörraum aufgebaut hatte und keinen Bildschirm herumstehen haben wollte. Hierzu habe ich den sMS-100SQ WE mit meinem Audio-Netzwerk verbunden und mich von meinem Windows PC über das Programm Remote Desktop Client (normalerweise Standard auf Windows PCs) auf dem Server eingewählt. Anschließend kopierte ich einige Alben auf die dafür vorgesehene Festplatte. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade begonnen hatte, mich mit der Software Roon zu beschäftigen, aktivierte ich RoonServer auf dem sMS-100SQ WE mit den entsprechenden Einstellungen, deren genaue Beschreibung an dieser Stelle zu weit führen würde. Ich werde mich aber in den nächsten Wochen in einem eigenen Artikel noch ausführlich mit Roon beschäftigen. Anschließend verband ich für einen ersten Test den Server mit dem hauseigenen DAC sDP-1000EX per USB und mit dem Netzteil sPS-1000. Zu meiner Enttäuschung wurde der DAC im Audio Setup von Roon nicht angezeigt. Auch der Neustart aller Komponenten brachte keine Abhilfe.

SSD Festplatte
SSD Festplatte

Da erinnerte ich mich an ein ähnliches Problem, das ich vor einiger Zeit mit meinem Windows Home Server hatte. Der Trick ist, in den Optionen der Remotedesktopverbindung unter Lokale Ressourcen bei Remoteaudiowiedergabe die Einstellung „Nicht wiedergeben“ zu wählen, da sonst die Audiowiedergabe auf den Remote Client umgeleitet wird. Nach einem Neustart funktionierte alles perfekt. Ausgansseitig habe ich den DAC dann wie immer an meine Omtec Vorstufe angeschlossen. Als Endstufe kam der Einstein The Poweramp zum Einsatz.

Zunächst wollte ich wissen, welchen Einfluss der spezielle USB-Ausgang auf den Klang hat. Hierzu habe ich den DAC sDP-1000EX abwechselnd mit dem USB-Ausgang der tX-USBexp Steckkarte und mit einem der normalen USB-Anschlüsse auf der Rückseite verbunden. Für mich war die Musikwiedergabe über die spezielle Steckkarte um so viel klarer und transparenter, dass der normale USB-Anschluss keine ernsthafte Alternative war. Am einfachsten lässt sich der Effekt mit dem oft genannten Vergleich eines Vorhangs umschreiben, der vor der Wiedergabe aufgezogen wird. Unglaublich, was da mit einem standardmäßigen USB-Anschluss bereits an der Quelle alles an Informationen verloren geht.

Die Standard Schaltnetzteile
Die Standard Schaltnetzteile


Als nächstes kam das Netzteil an die Reihe. Ich werde ja nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch bei Digital-Komponenten wie einem Server ein gutes Netzteil eine ganz wichtige Rolle bei dem zu erzielenden klanglichen Gesamtergebnis spielt. Bei SOtM hat man dies offensichtlich erkannt. Der Vergleich zwischen dem mitgelieferten Schaltnetzteil und dem sPS-1000 geht eindeutig zu Gunsten des separaten Linear-Netzteils aus. Wo die Höhen mit dem Schaltnetzteil noch etwas rau und hart klangen, ist die Wiedergabe bei Verwendung des sPS-1000 wesentlich runder und geschmeidiger. Auch die Räumlichkeit und die innere Ruhe in der Wiedergabe legen ganz erheblich zu. Von hier führt kein Weg zurück.

Der Desktop von Windows Server 2012 R2
Der Desktop von Windows Server 2012 R2

Nach dem also die Bedingungen auf der Hardware-Seite geklärt waren, habe ich mich ausführlich mit der Software AudiophileOptimizer (AO) beschäftigt. AO bietet verschiedene Grade der Optimierung des Betriebssystems Windows Server 2012 R2 für Zwecke der Audio-Wiedergabe. Im Express Mode läuft die Konfiguration vollautomatisch und führt zu einer deutlichen Optimierung des Betriebssystems. Aber es geht noch mehr. Im Advanced Mode erhält der Anwender die Möglichkeit, zum einen verschiedene Einstellungen selbst zu wählen und zum anderen mehr Windows Features gezielt zu deaktivieren. Der Ultimate Mode bietet schließlich die meisten Möglichkeiten der individuellen Konfiguration. Allerdings sollte man hier schon sehr genau wissen, was man macht. So empfiehlt es sich, die Netzwerk-bezogenen Dienste und die Remote-Desktop-Dienste nicht zu deaktivieren, da sonst der Server Remote nicht mehr zu erreichen ist und die Musikwiedergabe über Roon nicht mehr gesteuert werden kann!

Auswahl der verschiedenen Modi zur Optimierung von Windows Server 2012 in AudiophileOptimizer
Auswahl der verschiedenen Modi zur Optimierung von Windows Server 2012 in AudiophileOptimizer

Ganz unabhängig vom gewählten Modus fiel mir sofort die außergewöhnliche Reinheit und Sauberkeit der Wiedergabe auf, die mich an den Melco N1A erinnerte. Im Vergleich zu meinem Notebook mit Windows 10 klingen im „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) die Streichinstrumente nun erheblich voller und runder, ohne dabei an Transparenz zu verlieren, und die Anschläge des Konzertflügels sind deutlicher und klarer zu hören.


Der Ultimate Mode bringt noch einmal eine deutliche Steigerung. Noch vorhandene Härten und unnatürlicher Glanz sind jetzt deutlich vermindert. In die Wiedergabe kehrt nun große innere Ruhe und Leichtigkeit ein, die mir besonders bei der Wiedergabe menschlicher Stimmen sehr gut gefällt. In „Don't know why“ kommt die gefühlvolle Stimme von Norah Jones (Norah Jones: Come Away With Me; 96KHz) so klar, rund und voll und gleichzeitig mit so großer Intensität aus der Mitte der Lautsprecher, dass es einfach Spaß macht zuzuhören. Ein ähnlicher Eindruck ergibt sich bei „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): beeindruckend die Stimme, die glasklar im Raum steht.

Auswahl der Sound Signature in AudiophileOptimizer
Auswahl der Sound Signature in AudiophileOptimizer

Die meiner Meinung nach wichtigsten Einstellungen im Advanced und Ultimate Mode mit den größten Auswirkungen auf den Klang sind Sound Signature und Digital Filter. AO bietet hier jeweils vier Einstellungen, die beliebig miteinander kombiniert werden können. Manch einer wird bei dem Begriff Filter die Stirn runzeln. Aber keine Sorge: AO arbeitet außerhalb des Signalwegs. Alle Einstellungen sind Bit-Perfect – lassen die Daten also unverändert – und beeinflussen nur die Art und Weise, wie das Betriebssystem laufende Prozesse und ihre CPU-Zuteilung priorisiert. Diese Einstellungen ermöglichen eine sehr subtile, klangliche Feinabstimmung. Sound Signature 1 und Filter A klangen in meiner Kette sehr transparent und detailliert, während Sound Signature 4 und Filter D die Musik runder und mit mehr Körper wiedergibt. Besonders schön zu hören ist dies bei MOZART 3 Violin Concertos mit Andrew Manze und The English Concert. Die Interpretation von Andrew Manze und dem Orchester, gespielt auf Originalinstrumenten, lässt ganz bewusst jede romantische Wärme und glänzende Klangschönheit vermissen. Ist die Kette zu analytisch, wirkt die Wiedergabe sehr schnell spröde und allzu hart.

Auswahl des Filters in AudiophileOptimizer
Auswahl des Filters in AudiophileOptimizer

Der sMS-100SQ WE senkt aber auch ganz offensichtlich die unvermeidbaren Störgeräusche noch einmal deutlich und entschlackt die Wiedergabe geradezu. So richtig bewusst bemerkt habe ich diesen Effekt bei „High Life“ (Jazz at the Pawnshop Volume I - LIM UHD 71): Die Geräusche aus dem Publikum und einzelne Stimmfetzen leiser Unterhaltung zu Beginn des Stücks sind plötzlich wesentlich deutlicher zu hören und die Artikulation der einzelnen Instrumente ist klarer und tonal runder, so dass der ohnehin stupende Live-Charakter dieser allseits bestens bekannten Aufnahme noch einmal deutlich an Intensität gewinnt.


Beeindruckend ist auch die Weite und Tiefe der Klangbühne. Gut aufgenommene orchestrale Musik legt hier ganz erheblich zu. Die Räumlichkeit der Aufnahme von „El Tambor de Granaderos“ mit dem National Orchestra of Spain unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (Music of Spain – Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain – HDTT 24/192), die von einem London-Vier-Spur-Band überspielt wurde, ist beeindruckend und gegenüber meinem Windows 10 PC wesentlich größer und tiefer.

Im zweiten Teil meines Berichts werde ich mich ausführlich mit dem DAC sDP-1000EX befassen, der, so viel sei schon einmal verraten, ebenfalls einiges zu bieten hat.

STATEMENT

Der SOtM sMS-100SQ WE ist ein technisch durchdachter, hervorragend klingender Server, der sich im täglichen Betrieb als völlig problemlos und stabil erwiesen hat.
Gehört mit
NAS Windows Home Server mit MinimServer
Vorstufe Omtec Anturion
Endstufe Einstein – The Poweramp
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN
Herstellerangaben
SOtM sMS-1000SQ Windows Edition mit sDP-1000EX und sPS-1000
Betriebssystem Windows 2012 R2 oder Windows 8.1
Audio Software Roon, JRiver Media Center, Foobar2000, TIDAL und Qobuz
Festplatte Standard 32GB SSD for Windows Server 2012 R2
Festplatte optional max. 4TB HDD or max .2TB SSD
USB Ausgang Audio grade USB 3.0 port (tX-USBexp)
External power input jack
USB power on/off switch
USB audio class 2.0 support
Unterstützte Formate 32bit/384KHz PCM, DSD
LAN-Zugriffsmethode CSMA/CD
USB-Anschluss 1 X USB 2.0-Anschluss (Serie A)
3 X USB 3.0-Anschluss (Serie 1), Rückseite
Abmessungen (B/H/T) 360/68/240mm
Gewicht ca. 4kg
Stromversorgung 19 V DC
Stromverbrauch (max.) 60 W
Preis 3850 Euro

Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
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Weitere Informationen

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Dienstag, 02 Mai 2006 02:00

in-akustik GmbH & Co.KG

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79282 Ballrechten-Dottingen
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Für jeden, der sich ernsthaft mit High End beschäftigt, ist es eine Binsenweisheit, dass auch die beste Anlage nicht an den Live-Eindruck heranreicht. Diese vermeintliche Tatsache lässt sich – nein, nicht prinzipiell widerlegen – aber zumindest schwer erschüttern und zwar bei einem Besuch im Audio Forum in Duisburg, dem Showroom von Acapella Audio Arts.

Wie üblich geht es auch diesmal nicht mit der Klangbeschreibung los, da müssen Sie sich schon ein wenig gedulden. Beginnen wir mit dem Audio Forum und seinen beiden Gründern: Hermann Winters und Alfred Rudolph lernten sich 1972 – natürlich über das Thema Hifi und Musik – kennen. Hermann Winters betrieb schon seit seiner Schulzeit die Firma Hifi-Elektroakustik und Alfred Rudolph das Unternehmen ARAkustik. Ihr gemeinsames Hifi-Studio, das Audio Forum, eröffneten die beiden am 4. September 1976. Der dazu nötige Gewerbeschein trägt zwar ein noch früheres Datum, als Gründungstermin der Firma sehen die beiden aber die Öffnung der Räume in der Koloniestraße 203 in Duisburg. Der erste Raum, den man von der Straße kommend betritt, war recht klein und akustisch nicht unbedingt ideal. In den links der Tür stehenden Regalen war eine für damalige Verhältnisse eher überschaubare Anzahl sorgfältig ausgesuchter Komponenten aller Preisklasse ausgestellt. Ihnen gegenüber spielten dann die Kreationen Alfred Rudolphs, angefangen von dem kompakten, noch halbwegs erschwinglichen ATR Monitor bis zu den Traumlautsprechern mit dem sphärischen Mitteltonhorn und dem außergewöhnlichen Ionenhochtöner. Auch einige Fremdfabrikate standen zum Vergleich bereit. Hier war Single-Speaker-Demonstration allein aus Platzgründen kein Thema.

Rechts und links die Firmengründer Hermann Winters und Alfred Rudolph. In der Mitte: Richard Rudolph, der schon seit zehn Jahren bei Acapella aktiv ist, seinen Vater bei der Entwicklung unterstützt und mit seinem Bruder Robert die Firma weiterführen wird
Rechts und links die Firmengründer Hermann Winters und Alfred Rudolph. In der Mitte: Richard Rudolph, der schon seit zehn Jahren bei Acapella aktiv ist, seinen Vater bei der Entwicklung unterstützt und mit seinem Bruder Robert die Firma weiterführen wird

Übrigens liegen meiner Schilderung weder plastische Beschreibungen der Firmengründer noch fast 40 Jahre alte Fotos zugrunde: Ich schreibe aus eigener Erfahrung. Als ich von einer beruflichen Beschäftigung mit Hifi nicht einmal träumte, sondern an der Ruhr-Uni Bochum brav Deutsch, Latein und Pädagogik studierte, pilgerte ich regelmäßig ins Audio Forum, das ich zwar nicht gleich nach seiner Eröffnung entdeckte, sondern erst im Jahr 1978 oder 1979. Der Grund für die erste Fahrt nach Duisburg war ein, wie man inzwischen mit Fug und Recht sagen darf, audiophiler Klassiker: Esther Ofarims Soloalbum Esther als „ATR-MASTERCUT RECORDING“. Hermann Winters erinnert sich, mit einem Kombi voller feinsten Hifi-Equipments ins Kölner EMI-Studio gefahren zu sein, um die Überspielung zu kontrollieren. Dort wäre die Ausstattung aber so gut gewesen, dass er sein Equipment getrost im Auto lassen konnte. Die legendäre Wiederveröffentlichung kommentiert er heute lakonisch: „Bei der ersten Esther hatte ich etwas übertrieben. Wir haben mit einem Spitzenpegel von plus sieben Dezibel geschnitten.“ Dass aus dieser leichten Übertreibung einer der größten Marketing-Coups in der High-End-Geschichte wurde, liegt vor allem an dem auf dem Cover aufgedruckten Satz: „Daß ATR-MASTERCUT RECORDINGS verzerrungsfrei abtastbar sind, kann nach Absprache im ATR-Referenzstudio demonstriert werden“

Das Audio Forum in der Koloniestaße 203 ist seit nun bald 40 Jahren eine der ersten Hifi-Adressen in Deutschland. Auch den Autor zog es immer wieder nach Duisburg
Das Audio Forum in der Koloniestaße 203 ist seit nun bald 40 Jahren eine der ersten Hifi-Adressen in Deutschland. Auch den Autor zog es immer wieder nach Duisburg

Natürlich verkrafte auch mein Thorens TD160 mit einem Audio Techica AT20SLA die riesige Rillenauslenkung nicht und ich fand mich bald darauf im ATR-Referenzstudio alias Audio Forum wieder. Es begann ganz harmlos mit der Montage eines Mayware Formula IV auf besagtem Thorens. Aber dann geriet ich unaufhaltsam in den Sog des ausgeklügelten Audio-Forum-Konzeptes: Alfred Rudolph und Hermann Winters hatten klare Vorstellungen davon, wie eine sehr hochwertige Kette zu klingen hatte, und für die Kunden, der dieses Klangideal teilten, einen mehrstufigen Weg zum Gipfel vorbereitet. Man begann beispielsweise mit einem guten Vollverstärker und, wenn man sich von dieser Investition erholt hatte, gab man diesen ohne allzu große finanzielle Einbußen in Zahlung, um eine möglichst ebenfalls zuvor in Zahlung gegebene Vor-/Endstufen-Kombination günstig zu erwerben. Mit Plattenspielern und Lautsprechern ging es nicht anders: Ohne große Verluste zu machen, konnte man sich in kleinen Schritten über die Jahre seiner Traumanlage nähern – natürlich nur solange, wie man im Kosmos des Audio Forums blieb. Dafür wurde man bestens beraten und bekam auch Unterstützung, wenn man gerade keine Unsummen ausgeben konnte.


Zwischen den Basso Nobile mit dem hellblauen Hörnern stehen die Komponenten, mit denen wir gehört haben: The Beast, der LaMusika-Vollverstärker, Alfred Rudolphs großes Laufwerk inklusive dazugehörigem Unterbau und eine Master-Maschine
Zwischen den Basso Nobile mit dem hellblauen Hörnern stehen die Komponenten, mit denen wir gehört haben: The Beast, der LaMusika-Vollverstärker, Alfred Rudolphs großes Laufwerk inklusive dazugehörigem Unterbau und eine Master-Maschine

Beispiel gefällig? Nachdem ich unter größter finanzieller Anstrengung meinen fetten Onkyo-Vollverstärker gegen eine Audiolabor-Fein-Phonostufe samt Michaelson & Austin TVA1 getauscht hatte, mit der grobschrittigen Pegelregelung des Fein nicht zurechtkam, mir aber auch keine Vorstufe leisten konnte, beschaffte mir Herr Winters einen der zu recht hoch angesehenen Burmester-Widerstandsschalter – zum Studentenpreis. Kein Wunder, dass es da mit kritischer Distanz bald vorbei war. Alfred Rudolph propagierte Sandwich-Gehäuse: Der Autor besorgte Holz und Sand und machte so aus seinem ATR Monitor beinahe eine Immobilie, die er – am Rande bemerkt – später zum Einstands- plus Materialpreis wieder veräußerte. Im Audio Forum waren Kabel mit einem Querschnitt von mindestens 10 Quadratmillimetern angesagt: Der Autor ließ sich von einem Freund eine Rolle mit 25 Quadrat besorgen und verdrillte bald darauf mit tatkräftiger Hilfe der glücklicherweise verständnisvollen Freundin und einer geregelten Bohrmaschine die beiden Leiter. Und wenn im studentischen Etat mal 35 Mark übrig waren, wurden die in der Koloniestraße 203 umgehend für eine der so begehrten Three-Blind-Mice-LPs umgesetzt, die dort damals importiert wurden.

Alfred Rudolph verwendet für seine Aufnahmen eine M15 mit deutscher Schichtlage
Alfred Rudolph verwendet für seine Aufnahmen eine M15 mit deutscher Schichtlage

In meinem Falle kann ich eine beginnende Audio-Forum-Abhängigkeit also nur schwer leugnen. Aber selbst als ehemaligem Beinahe-Abhängigen sei mir diese Einschätzung zugestanden: Als Kunde kann einem wohl nichts besseres passieren als das Audio-Forum-Konzept. Man hat ein klangliches Ziel vor Ohren, kann sich ihm schrittweise und ohne unnötige finanzielle Verluste nähern und wird dabei kompetent begleitet. Ein solches Modell erscheint mir gerade heute in Zeiten von Orientierungslosigkeit aufgrund eines Überangebotes, Beratungsdiebstahl und unsäglicher Geiz-Ist-Geil-Mentalität enorm wichtig. Erfreulicherweise wird es von Hermann Winters und Alfred Rudolph noch immer gelebt: Hier bekommt der Kunde auch heute noch musikalischen Lösungen und nicht einfach nur Geräte.

Zum Laudatio-System gehören der Plattenspieler und die massive Unterkonstruktion, die auch Platz für die Phonostufen von Tessendorf und Blue Amp liefert. Der leichte Teller wird über drei Schwungmassen á elf Kilogramm angetrieben
Zum Laudatio-System gehören der Plattenspieler und die massive Unterkonstruktion, die auch Platz für die Phonostufen von Tessendorf und Blue Amp liefert. Der leichte Teller wird über drei Schwungmassen á elf Kilogramm angetrieben


Selbstverständlich gibt es inzwischen eine ganze Reihe von neuen Entwicklungen: Niemand würde heute etwa Kupferschläuche dieses Durchmessers verwenden – Acapella bietet schon seit einiger Zeit deutlich dünnere Kupfer- und Silberkabel an. Und auch die Klassiker im Lautsprecherangebot wie etwa die Violon konnten sich einer regelmäßigen Modellpflege erfreuen – aktuell ist die MK-VI-Version. Doch dem Grundgedanken, dass nur eine sorgfältig abgestimmte Kette den gewünschten Klang liefern kann, sind Alfred Rudolph und Hermann Winters treu geblieben. Trotz beträchtlichen internationalen Erfolgs vor allem mit ihren Lautsprecher-Kreationen sucht Alfred Rudolph weiterhin nach noch so kleinen Verbesserungsmöglichkeiten. Sein besonderes Augenmerk richtet er dabei auf die Verminderung klangverfälschender Resonanzen. Ende des letzten Jahrtausends erreichten dann die Acapella Audio Arts Basis, der Speed und der Big Block Marktreife. Seit einem Test im Jahre 1999 komme ich zumindest unter meinem Plattenspieler nicht mehr ohne eine Acapella-Basis aus. Auch der Wechsel vom Finite-Elemente- zum Artesania-Audio-Rack hat daran nichts geändert. Obwohl letzteres bei allen übrigen Komponenten klangliche Vorteile brachte, konnte dessen spezielle Phono-Plattform nicht überzeugen. Erst als ich eine Acapella-Basis auf die vier Kunststoff-Füße einer der üblichen Geräte-Ebenen legte, klang das darauf stehende LaGrange-Laufwerk wieder so, wie ich es gewohnt war – oder ein wenig besser.

Am langen Tonarm gibt es nichts, das resoniert oder klingelt. Ein komplett justierter Arm inklusive montiertem Tonabnehmer lässt sich leicht gegen ein anderes Exemplar austauschen
Am langen Tonarm gibt es nichts, das resoniert oder klingelt. Ein komplett justierter Arm inklusive montiertem Tonabnehmer lässt sich leicht gegen ein anderes Exemplar austauschen

Momentan erhalten Körper aus Okume-Schichtholz und anderen Hölzern mit und ohne Ebenholz-Einsätze zur Schwingungsableitung den letzten Schliff – unter ihnen auch ein gleichschenkeliges Dreieck, das den Namen „Dreiklang“ erhalten soll. Bei einem Besuch demonstrierte Alfred Rudolph die Wirksamkeit seiner Tuning-Körper in der Anlage in unserem Wohnzimmer, wo meine Gattin und ich schon seit einiger Zeit die Vorzüge einer Violon MK VI genießen dürfen. Immer wieder erstaunlich, welch relativ großen Effekt kleine Veränderungen in einer sehr hochauflösenden Kette haben können: Bei kritischen Aufnahmen beispielsweise entscheiden die intelligent konstruierten und mit Erfahrung platzierten Resonanzminderer darüber, ob diese noch genießbar sind oder so nervig, dass man lieber darauf verzichtet.

Auch beim kleinen Laufwerk ist Holz das Material der Wahl
Auch beim kleinen Laufwerk ist Holz das Material der Wahl

Ist der Tonträger eine Schallplatte, hat Alfred Rudolph noch ein weiteres Rezept, diese offener, freier, geschmeidiger – oder im schlimmsten Fall – einfach nur erträglich klingen zu lassen: Er befeuchte die Samtoberfläche einer Plattenreinigungs„bürste“ mit ein wenig Squalan-Öl und bringt dieses damit auf die Platte auf. Beim Abspielvorgang verteilt der Diamant das Öl in der Rille. Auch wenn der Klang schon nach einer Anwendung angenehmer, fließender und weniger „technisch“ ist, nimmt der positive Effekt bei den nächsten drei Abspielvorgängen noch zu: Der Diamant verteilt das Öl noch feiner und „poliert“ die Rille, wie Alfred Rudolph es ausdrückt. Ich habe vor Jahren mal von einem Tonabnehmerhersteller eine Demonstration des überaus wirksamen flüssigen Klangverbesserers bekommen. Allerdings wurde hier nach dem Grundsatz „viel hilft viel“ verfahren und die behandelte Platte hinterließ Spuren auf Plattenteller und in der Innenhülle, weshalb ich bisher die Finger vom Squalan-Öl gelassen habe. Wenn man es aber so sparsam und effektiv wie von Alfred Rudolph empfohlen aufträgt, überwiegen die klanglichen Vorteile die kleinen Mühen bei der Anwendung bei weitem. Aber es sollte hier ja eigentlich nicht um Tipps zur besseren Schallplattenwiedergabe gehen.


Der LaMusika-Vollverstärker ist ein Wolf im Schafspelz: Er glänzt nicht nur mit einer Bauteiletoleranz von ein Promille, sonders ist auch in der Lage, bis zu zwei Kilowatt Impulsleistung bereitzustellen
Der LaMusika-Vollverstärker ist ein Wolf im Schafspelz: Er glänzt nicht nur mit einer Bauteiletoleranz von ein Promille, sonders ist auch in der Lage, bis zu zwei Kilowatt Impulsleistung bereitzustellen

Es ist nicht so, dass ich in den inzwischen 22 Jahren, die ich in Bayern lebe, nicht mehr im Audio Forum gewesen wäre. Auch auf Messen traf ich die Herren Rudolph und Winters regelmäßig und musste mich hin wieder dabei ertappen, dass ich meine goldene Regel, auf Messen nie zu hören, vor einer Acapella-Kette missachtete. Aber hier ging es ja auch nicht um die unmögliche Aufgabe, in unbekannter Umgebung die ein oder andere einzelne Komponente zu beurteilen. Hermann Winters und Alfred Rudolph sorgen – ob im Messe-Vorführraum oder daheim beim Kunden – immer dafür, dass ein stimmiges Ganzes entsteht. Und deswegen fand ich mich schon auf der ein oder anderen hifideluxe entspannt im Acapella-Raum Musik genießend wieder, statt den dichten Terminen hinterher zu hecheln.

Der große Bruder des Vollverstärkers: Die Endstufe wird mit Drehstrom gespeist, bezieht ihre Energie aus neun Transformatoren und leistet zweimal vier Kilowatt
Der große Bruder des Vollverstärkers: Die Endstufe wird mit Drehstrom gespeist, bezieht ihre Energie aus neun Transformatoren und leistet zweimal vier Kilowatt

Ganz ohne Zeitdruck verlief dann ein ausführlicher Besuch im Audio Forum während eines Ruhrgebiets-Aufenthaltes. Auf den Weg von Dortmund nach Duisburg hatte ich noch kurz einen Schlenker zum Düsseldorfer Flughafen gemacht, um Helmut Baumgartner abzuholen. Denn die glänzenden Hörner der Acapella-Lautsprecher adäquat ins Bild zu setzen, traue ich mir nun wirklich nicht zu, dazu braucht es schon einen Profi. Der kennt natürlich die im Internet zu sehende Darstellung des imposanten Showrooms und will fast nicht glauben, dass sich dieser hinter dem eher unscheinbaren Ladenlokal verbirgt, das man in der Koloniestraße 203 entdeckt. Aber bei Acapella ging es noch nie um die Fassade. Von dem, was wir dann in Gesprächen mit Hermann Winters und Alfred Rudolph erfuhren, kann ich Ihnen übrigens nur einen, wenn auch den größeren Teil berichten. Nein, hier wurden keine vertraulichen Firmengeheimnisse besprochen – wenn es diese denn überhaupt gibt. Vielmehr erkannten die beiden nach einigem Geplauder in größerer Runde schnell, dass sich Helmut Baumgartner mit Hifi und High End mindestens ebenso gut auskennt wie mit Fotografie, und so kam es dann, dass ich eine Weile mit Alfred Rudolph im Eingangsbereich ins Gespräch vertieft war, wären sich der fotografierende Kollege intensiv mit Hermann Winters austauschte, ich dann nach dem Abbau der Lampen im großen Studio abwechselnd mit Hermann Winters sprach oder seinen von The Beast gestreamten Lieblingsscheiben lauschte, während Helmut Baumgartner nebenan mit Alfred Rudolph fachsimpelte.

Die Endstufe von hinten: Unten links der Drehstromanschluss
Die Endstufe von hinten: Unten links der Drehstromanschluss


Doch der Reihe nach: Gleich nach der Begrüßung präsentierte uns Alfred Rudolph einige seiner vor kurzem gemachten Aufnahmen der Talking Horns. Das multiinstrumentale Quartett spielt Alt-, Sopran-, Tenor- und Baritonsaxophon, Bassklarinette, Altflöte, Posaune, Bassposaune, Tenorhorn, Tuba und Flügelhorn und das auch gerne in Kirchenräumen mit ihren beeindruckenden Nachhallzeiten. Für die Aufnahme wurden zwei auf eine Holzkugel ausgerichtete Neumann-Kleinmembranmikrofone verwendet, deren verstärkte Signale mit einer Telefunken M15 aufgezeichnet wurden. Ebendiese Bandmaschine stand nun Audio Forum. Da der Konzertmitschnitt später auf Platte erscheinen soll und damit unnötiges Abspielen tabu war, haben wir das Band gehört, das während der Proben lief, aber durch die Diskussionen der Musiker zwischen den Stücken oder Lied-Fragmenten umso authentischer rüber kam. Bei der Wiedergabe über die Poseydon – eine etwa 600 Kilogramm schwere Konstruktion mit zwölf Zehn-Zoll-Basstreibern, hypersphärischem Horn und Ionen-Hochtöner mit einem Wirkungsgrad von etwa 99 Dezibel zum Paarpreis von über 200.000 Euro – fühlte man sich wirklich wie in eine Kirche versetzt. Die Instrumente erklangen in Originallautstärke und -größe ohne die geringste Dynamikbeschränkung, und man konnte die Akustik des Aufnahmeraumes förmlich greifen.

Im Rack zwischen den beiden Harlekin MK II finden sich neben der LaMusika-Elektronik auch Komponenten von Symphonic Line
Im Rack zwischen den beiden Harlekin MK II finden sich neben der LaMusika-Elektronik auch Komponenten von Symphonic Line

Das war nicht die mit sehr guten Ketten zu erzielenden „Hifi-Räumlichkeit“, eine bis tief hinter die Lautsprecherebene reichende Illusion eines Raumes. Die Acapella-Kette schien den Hörer in einen Raum mit den Musikern zu holen. Und wenn diese im großen Showroom in realistischer Größe und Entfernung vor einem zu stehen scheinen, wäre jede Projektion des Quartetts in die virtuelle Tiefe hinter den Boxen lediglich eine Hifi-Spielerei. Alfred Rudolphs Aufnahme ist bei der Wiedergabe über seine Lautsprecher näher an der Wirklichkeit als alles, was ich zuvor gehört habe. Ob das auch für einen Rim-shot auf der Snare gilt – einen der gemeinsten Impulse, der die dynamischen Fähigkeiten üblicher, auch sehr hochwertiger Anlagen für gewöhnlich überfordert –, habe ich dann nicht mehr überprüft. Aber ein Lautsprechersystem, das nicht die geringsten Probleme damit hat, vier teils entfesselt aufspielende Bläser inklusive Tubisten realitätsnah zu reproduzieren, dürfte auch bei Schlagzeugen keine Schwächen zeigen. Wer auch nur entfernt die räumlichen und pekuniären Vorraussetzungen für eine Poseydon sein eigen nennen kann, sollte sie im Audio Forum unbedingt einmal erleben – an größere Modelle will ich lieber gar nicht erst denken.

Rack und Harlekin umrahmen zwei Poseydon, denen es spielend gelingt, ein Bläserensemble in Lautstärke und Größe lebensecht in den Showroom zu stellen
Rack und Harlekin umrahmen zwei Poseydon, denen es spielend gelingt, ein Bläserensemble in Lautstärke und Größe lebensecht in den Showroom zu stellen

Einen großen Anteil an dieser gelungenen Präsentation hat natürlich die unübertreffliche Quelle, das Master-Band. Aber das ist es nicht allein: Alfred Rudolph hat sowohl die Aufnahme- als auch die Wiedergabe-Kette feingetunt und zwar unter anderem auch mit einer Art hölzernen Wippe in der Nähe des Kopfträgers der M15. Da ein Teil der Probeaufnahmen mit, der andere ohne gemacht wurde, ist der Effekt zumindest über die extrem hoch auflösende Kette im Audio Forum gut nachzuvollziehen. Eigene Aufnahmen von Orchestern oder Jazz-Combos sind übrigens ein weiteres Thema, das die beiden Inhaber von Acapella verbindet. Neben den audiophilen Wiederveröffentlichungen von Esther, Cantate Domino, Jazz At The Pawnshop, Antiphone Blues und Sweet Lucy hat Hermann Winters auch immer wieder eigene Aufnahmen gemacht – erst analog, dann aus logistischen Gründen aber auch zunehmend digital. Wichtig war ihm dabei immer die Beschränkung auf möglichst wenige, am besten nur zwei Mikrofone, um Phasenprobleme auszuschließen. Überraschenderweise hält er ein Masterband dennoch nicht per se für das bestklingende Medium: „Eine Schallplatte kann schöner klingen.“ Auch auf den Einwand, die Schallplattenwiedergabe würde doch von mechanischen Artefakten begleitet, hat er eine Entgegnung parat: „Wenn man mechanische Artefakte hört, hat Alfred den Plattenspieler nicht optimiert. Ein Plattenspieler kann auch ein Instrument sein.“


Einstein-Komponenten werden hier von Fidelio II MK III, High Cecilia und Campanile MK IV flankiert (von innen nach außen)
Einstein-Komponenten werden hier von Fidelio II MK III, High Cecilia und Campanile MK IV flankiert (von innen nach außen)

Inzwischen ist Alfred Rudolph in puncto eigene Aufnahmen der aktivere und scheut, wie erwähnt, auch nicht vor dem Transport einer Telefunken-Maschine zurück. Hermann Winters momentanes Hobby ist die enorm zeitaufwendige Restaurierung eines Ibach-Welte-Flügels. Von diesen Instrumenten, die in der Lage sind, die von führenden Pianisten ihrer Zeit eingespielten Musikstücke dank Notenrollen auch in puncto Anschlagsdynamik originalgetreu zu reproduzieren, sollen nur 1090 Flügel, davon 55 Ibach gebaut worden sein. Insgesamt wurden inklusive Klavieren und Vorsetzern circa 4500 Exemplare gefertigt. Zu Hermann Winters schönsten Erinnerungen gehört es, unter dem heimischen Flügel liegend dem Instrument gelauscht und es eingestellt zu haben. Ob hier schon die Wurzeln für die lebenslange Beschäftigung mit der Reproduktion von Musik gelegt wurden? „Nein“, wendet Hermann Winters ein, „die reichen sehr viel weiter zurück.“ Ursprung waren seines Vaters Plattenspieler, Radio und Tonbandgerät, die er ab dem zarten Alter von etwa drei Jahren bedienen durfte, und die „Superanlage“ seines Freundes, Anfang der Sechziger.

Hermann Winters' Ibach-Welte-Rot-Flügel: Die Notenwerte und die Anschlagsintensität sind auf der roten Papierrolle gespeichert
Hermann Winters' Ibach-Welte-Rot-Flügel: Die Notenwerte und die Anschlagsintensität sind auf der roten Papierrolle gespeichert

Hermann Winters ist übrigens auch für die Produktion der Ionenhochtöner verantwortlich. In der Werkstatt in der Koloniestraße findet man immer eine ganze Reihe dieser vorzüglichen Hochtöner – meiner Erfahrung nach schafft es keine Diamant-Invers-Kalotte, an die Farbigkeit eines TW1S auch nur entfernt heranzukommen –, die vor ihrem Einsatz einen tagelangen Dauertest absolvieren. Die Hochtöner werden allein für den Eigenbedarf produziert, auch wenn ihre Auflistung auf der Website die Vermutung nahelegen könnte, sie seinen auch einzeln zu beziehen. Die Herstellung der TW1S sei viel zu aufwendig, um sie auch anderen Herstellern zur Verfügung zu stellen, merkt Hermann Winters dazu an, nicht ohne kategorisch klarzustellen: „Wir machen keinen Ergänzungschassis für Fremdkonstruktionen.“

Hermann Winters an seinem opulent ausgestatteten Messplatz beim Röhren testen
Hermann Winters an seinem opulent ausgestatteten Messplatz beim Röhren testen


In der nächsten halben Stunde hat mich Hermann Winters dann davon zu überzeugen versucht, dass es gar keinen übertriebenen Aufwandes, ja nicht einmal des kleinsten Acapella-Lautsprechers mit Ionenhochtöner bedarf, um richtig genussvoll Musik zu hören. Vielleicht wollte er mich nach meiner Begeisterung für die unerreichbare Poseydon wieder auf den Teppich holen. So hörten wir dann eine Kette mit den Basso Nobile, Zweiwege-Konstruktionen mit hypersphärischem Horn, die gerade einmal etwas mehr als ein Zehntel der Poseydon kosten. Und wirklich, fast alle Stücke, die er per iPad vom Musik-Server abrief, besaßen das gewisse Etwas. Zur Zeit, als ich regelmäßig im Audio Forum Kunde war, hätte ich es wohl so formuliert: Die bunte Mischung aus verschiedenen Genres klang so, als wären es allesamt Direktschnitte. Denen sagte man in den 80-ern ja nach, sie klängen besonders dynamisch, offen und lebendig. Das tat die Anlage, die momentan spielte, auch. Bei genauerem Hinsehen fiel allerdings auf, dass die einzigen – im Vergleich zum bisher gehörten – preislich moderaten Komponenten die Basso Nobile waren. Denn die Verstärkung übernahm der LaMusika-Vollverstärker, bei dem die Bauteiletoleranzen durchgängig im Promillebereich liegen. Da wundert der Grundpreis, der sich mit ein paar Extras leicht in die Höhe treiben lässt, von 80.000 Euro dann nicht wirklich. Als Quelle diente The Beast von ReQuest Audio, das es Hermann Winters wegen des Klanges und des Bedienungskomforts momentan ziemlich angetan hat. Die beeindruckendste Erfahrung war schließlich für mich, wie deutlich die Basso Nobile die Qualitäten der vorgeschalteten Weltklasse-Elektronik zur Geltung brachte.

Ein Ionenhochtöner im Testbetrieb
Ein Ionenhochtöner im Testbetrieb

Als dann Alfred Rudolph im Showroom wieder übernahm, demonstrierte er den Einfluss seiner hölzernen Wippe in der Nähe der Tonköpfe der M15 auch noch einmal bei der Wiedergabe: Dank ihrer war der musikalische Fluss intensiver, die Wiedergabe geriet einen Hauch weniger „technisch“. Besonders interessant für mich, der ich beispielsweise bei Vergleich von Digitalkomponenten immer diejenige mehr schätzte, die einen größeren Raum suggeriert, war Alfred Rudophs Kabelvergleich: Obwohl das zweite Kabel, wie man sofort hörte, scheinbar weniger Energie transportierte – und ich es deshalb nach ein paar Sekunden für das schlechtere hielt –, erwies sich nach ein paar Minuten als das harmonischere, die Wiedergabe wirkte erdiger, weniger nervös. Der Entwickler formulierte das so: „Nun stimmt der Energiefluss.“ Weniger kann letztlich auch mehr sein.

Das Messinghorn eines Ionenhochtöners
Das Messinghorn eines Ionenhochtöners

Anschließend hat Alfred Rudolph noch ein wenig über die Frühzeit seiner Lautsprecherentwicklung erzählt: Anfangen habe er – wie so viele – mit den Lautsprecher-Büchern von Klinger, dann aber schon bald die darin enthaltenen Begrenzungen erkannt. Zu seinen frühen Entwicklungen hätte so unterschiedliche Konzepte wie ein Vier-Wege-Lautsprecher, eine Kombination aus einem weich aufgehängten Isophon-Tiefmitteltöner mit einer Kalotte sowie eine Transmissionline mit dem Isophon-Orchester-Koax-Chassis gezählt. Heute entwickle er zuerst die „Silver Edition“ eines Modells, die mit ihren Silberkabeln die maximal mögliche Auflösung biete. Daraus leite er dann eine „freundlicher“ abgestimmte Version ab, da die „Silver Edition“ nur in perfekt abgestimmten Ketten funktioniere.


Die wohl besten Hochtöner überhaupt warten auf ihren Einsatz
Die wohl besten Hochtöner überhaupt warten auf ihren Einsatz

Dann blieb gerade noch Zeit für eine Fahrt zur nahegelegenen Fertigungsstätte, bevor ich Helmut Baumgartner wieder zurück nach Düsseldorf bringen musste. In die heiligen Hallen Alfred Rudolphs sind wir diesmal nicht vorgedrungen. Gerüchteweise war zu vernehmen, dass es dort neben aktuellen Neuentwicklung wie weiteren Varianten der hölzernen Resonanzminderer auch solche Kuriositäten wie bei Ebay erstandene, rundum modifizierte Dual-Plattenspieler geben soll. Aber wie sollte ein Tag auch reichen, um die Geschichten, Entwicklungen und Anekdoten aus 40 Jahren auch nur ansatzweise zu erfassen? Da scheint es geradezu unvermeidlich, für die nicht allzu ferne Zukunft einen weiteren Besuch zu planen. Denn Alfred Rudolph und Hermann Winters haben offensichtlich auch nach 40 Jahren noch jede Menge Spaß an guter Musik und ihrer angemessenen Reproduktion.

An Acapellas Fertigungsstätte werden die Platinen für den Ionenhochtöner bestückt
An Acapellas Fertigungsstätte werden die Platinen für den Ionenhochtöner bestückt

Nach der Montage werden die fertigen Lautsprecher vor der Endkontrolle eingespielt
Nach der Montage werden die fertigen Lautsprecher vor der Endkontrolle eingespielt

Aber auch schon vor dem Einbau ins Gehäuse sammeln die Tieftöner jede Menge Betriebsstunden
Aber auch schon vor dem Einbau ins Gehäuse sammeln die Tieftöner jede Menge Betriebsstunden


Eine opulente Lagerhaltung? Der erste Eindruck relativiert sich ein wenig, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in einer Poseydon zwölf Tieftöner verbaut werden
Eine opulente Lagerhaltung? Der erste Eindruck relativiert sich ein wenig, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in einer Poseydon zwölf Tieftöner verbaut werden

Die Treiber für die Mitteltonhörner
Die Treiber für die Mitteltonhörner

Sphärische und hypersphärische Hörner
Sphärische und hypersphärische Hörner

Diese Schienen verbinden die Hornaufsätze zum Beispiel bei der Violon mit dem übrigen Gehäuse
Diese Schienen verbinden die Hornaufsätze zum Beispiel bei der Violon mit dem übrigen Gehäuse

Wem es bis jetzt nicht klar war, der erkennt spätestens an der Vielzahl verschiedener Dämmmaterialien, dass bei Acapella-Schallwandlern auch das kleinste Detail bedacht wurde
Wem es bis jetzt nicht klar war, der erkennt spätestens an der Vielzahl verschiedener Dämmmaterialien, dass bei Acapella-Schallwandlern auch das kleinste Detail bedacht wurde

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Dienstag, 26 April 2016 02:00

Resonessence Labs Veritas

Schön, dass der deutsche Vertrieb es möglich gemacht hat: Der Resonessence Labs Veritas, der erste D/A-Wandler für den Einsatz in HiFi-Anlagen mit dem brandneuen Sabre-ES9028-Pro-Chip, traf für einen Test in Gröbenzell ein – sogar noch bevor ihn der Hersteller auf seiner Website präsentiert.

Der Freude, schon jetzt eines (Vorserien-)Testexemplars habhaft geworden zu sein, wird allerdings ein wenig dadurch getrübt, dass bisher so gut wie keine Informationen zum Gerät zu bekommen sind. Einige Fakten lassen sich zumindest den Datenblättern des Chip-Herstellers entnehmen: Der ES9028PRO SABRE DAC ist das mittlere Modell der neuen Baureihe von 32-Bit-Wandlerchips. Er bietet einen Dynamikumfang von 129 Dezibel und einen Geräuschspannungsabstand (THD+N) von -120 Dezibel. Ess Technology bezeichnet den Chip als „nahtlosen Upgrade-Pfad von der vorausgegangenen Generation“, wozu gewiss auch die Pin-Kompatibilität der alten und neuen Versionen beiträgt. Als Einsatzbereich werden audiophile und Studio-Geräte genannt. Wie bei einem Technikhersteller nicht anders zu erwarten, wird nur kurz die hohe klangliche Qualität der Chips erwähnt, während die Vorteile, die die neue Generation den Anwendern bei der Entwicklung ihrer Komponenten bieten, in den Vordergrund gerückt werden.

Ohne Vergleich wirkt der Veritas auf diesem Bild größer, als er in Wirklichkeit ist: Er misst in der Breite gerade einmal 18,5 Zentimeter
Ohne Vergleich wirkt der Veritas auf diesem Bild größer, als er in Wirklichkeit ist: Er misst in der Breite gerade einmal 18,5 Zentimeter

Damit wären wir bei Resonessence Labs, den kanadischen Wandler-Spezialisten: Dass ein Bruder des Firmengründers Mark Mallinson für Ess Technology tätig ist, hat Lynn Olson ja schon im aus High Fidelity übernommenen Tests des Invicta erwähnt. Vielleicht ist das ja auch der Grund dafür, dass Resonessence, wie wir schon in einer News berichteten, bereits während der Entwicklung den ein oder anderen Chips der neuen Baureihe für den Veritas bekam. In unserem Vorserien-Modell entdeckten wir beim Fotografieren jedenfalls einen Chip mit der Bezeichnung 9018PRO. Der taucht im Angebot von ESS Technology jedoch nicht auf. Es dürfte sich um eine frühe Version des Wandlers handeln, der jetzt unter der Bezeichnung 9028PRO angeboten wird.

Der Veritas bietet symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge und fünf digitale Eingänge
Der Veritas bietet symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge und fünf digitale Eingänge

Der Presseinformation ließ sich auch entnehmen, dass Resonessence Labs zwei eigene Digital-Filter für den Veritas entwickelt hat, die ein klangliches Fine-Tuning bei PCM-Dateien zulassen, die mit 44,1 respektive 48 kHz angeliefert werden: Das sind ein IIR-Upsampling-Filter und ein Apodizing-Filter. Ausgewählt werden sie über die „Menu“-Taste auf der mitgelieferten Apple-Fernbedienung. Das beleuchte Resonessence-Logo am Veritas signalisiert durch einen Farbwechsel die Filteränderung. Ohne Upsampling-Filter leuchtet es blau, nach dem ersten Druck auf die Taste erstrahlt es in magenta: Das Minimum-Phase-IIR-Filter ist aktiv. Ein weiterer Tastendruck bewirkt den Wechsel zum Apodizing-Filter. Die Farbe des Logos ändert sich aber erst nach dem dritten Tastendruck wieder: Blau signalisiert, dass nun kein Upsampling mehr stattfindet. Statt mit der Fernbedienung kann die Umschaltung auch durch einen Druck auf den hübsch gestalteten Drehknopf erfolgen, mit dem sich auch der Ausgangspegel des Veritas regeln lässt. Das Ausgangssignal steht an Cinch- und XLR-Buchsen bereit. Eingangsseitig gibt es zwei S/PDIF-, eine AES/EBU-, eine Toslink- und eine USB-Buchse, die mit den „Up“- und „Down“-Tasten der Fernbedienung ausgewählt werden. Den kleinen Alustick sollte man also tunlichst nicht verlegen. Denn nach der Verbindung mit den Stromnetz – einen Netzschalter gibt es nicht – ist immer der S/PDIF-Eingang aktiv. In puncto Bedienungskomfort und Anschlussvielfalt gibt sich der Veritas etwa im Verglich mit dem Mytek Brooklyn ausgesprochen puristisch. Dafür überzeugt er mit der Resonessence Labs typischen hochwertigen Verarbeitung: Das Gehäuse wurde aus einem massiven Block Aluminium heraus gefräst. Den griffig konturierten Drehknopf hatte ich ja schon erwähnt. Obwohl der schwarze Block noch etwas zierlicher daher kommt als der Brooklyn mit seiner halben 19-Zoll-Breite, ist er trotzdem ein wenig schwerer.


Mehr Elektronik bedarf es nicht, um auf extrem hohen Niveau Daten in Musik zu wandeln
Mehr Elektronik bedarf es nicht, um auf extrem hohen Niveau Daten in Musik zu wandeln

Wie üblich benötigt auch der Veritas für die Zusammenarbeit mit Mac- oder Linux-Systemen keinen speziellen Treiber. In meiner Kette bezieht er seine Daten mal direkt vom Melco N1-A, mal über den dazwischengeschalteten Auralic Aries Femto. Das klappt ebenso wie die automatische Umschaltung der Abtastfrequenzen völlig problemlos. Was auffällt, ist die hohe Ausgangsspannung, bei 0 Dezibel, also ohne Lautstärkeabsenkung. Ebenso wie beim Mytek Brooklyn braucht man das Potentiometer von Einsteins The Preamp selbst für gehobene Laufstärken gerade mal auf neun Uhr aufzudrehen. Hier wäre – wie bei fast allen modernen Wandlern – weniger mehr.

Bei Toots Thielemans „Blues In The Closet“ vom Album For My Lady begeistert der Veritas mit fein differenzierten, warmen Klangfarben, jeder Menge Spielfreude und einem soliden Bassfundament. So macht der Song richtig Spaß! Bei Ravi Shankars unvermeidlichem „West Eats Meat“ gefällt vor allem die große, luftige Abbildung. Der Tieftonbereich erklingt voller Energie und dennoch bestens definiert. Die Ausdehnung der imaginären Bühne reicht zwar nicht ganz so weit in die Tiefe wie etwa beim mehrfach teureren Chord DAVE, lässt ohne diesen Vergleich aber absolut nichts vermissen. Ich mache mit den Test-Titeln erst einmal Schluss und tippe in der Albumliste in DS Lightning auf den ersten Song des Albums und genieße die abwechslungsreich instrumentierten Stücke der Reihe nach. Und dieses entspannte Hören bestätigt nur den ersten Eindruck: Zu den Schokoladenseiten des Veritas zählen die Farbigkeit und die Leichtigkeit der Wiedergabe in Verbindung mit einem grundsoliden Bassfundament. Trotz rhythmischer Spannung fließt die Musik ohne jeglichen Anflug von falscher Schärfe oder Nervosität.

Einen Wandler-Chip mit der Bezeichnung 9018PRO hat ESS Technology nicht im Programm: Hier dürfte es sich um eine Vorserienmuster des 9028PRO handeln
Einen Wandler-Chip mit der Bezeichnung 9018PRO hat ESS Technology nicht im Programm: Hier dürfte es sich um eine Vorserienmuster des 9028PRO handeln

Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf sich dieser Eindruck zurückführen lässt: Vielleicht hatte ich vom neuen Wandler-Chip einfach eine umwerfend andere Klangerfahrung erwartet, die er natürlich nicht hervor zaubern kann, oder der Veritas braucht einfach ein paar Tage Aufwärmzeit, bis seine enormen Fähigkeiten vollständig zutage treten. Nach zwei, drei Tagen möchte ich den Resonessence nicht mehr missen, sein Klang zieht mich mehr und mehr in seinen Bann: Hier und da entdecke ich nun ein Detail mehr, mal schillert eine Klangfarbe kräftiger, dann wieder gibt es einen Hauch mehr Luft um die Instrumente, als ich das in Erinnerung hatte. Hier geht es um subtile Verbesserungen, denn was der Mytek Brooklyn zu bieten hat – und was ich daher in letzter Zeit meist gehört habe –, bewegt sich schon auf sehr hohem Niveau. Enorme klanglich Unterschiede gibt es selbst zwischen einem Boliden wie dem Merging Nadac mit dem Anima-Server und dem Mytek mit dem SBooster-Netzteil nicht. Man sollte die marginalen klanglichen Vorteile des Veritas gegenüber dem Brooklyn, auch wenn sie keinesfalls über Gut und Böse entscheiden, keinesfalls unterbewerten. Zumindest bei meinem Vorserienmodell sind klanglichen Unterschiede zwischen den beiden genannten Wandlern kleiner als die beim Veritas zwischen nativer Wiedergabe und Upsampling. Alle beschriebenen positiven Erfahrungen habe ich gemacht, als das Upsampling deaktiviert war. Für meinen Geschmack klingen sowohl das Minimum-Phase- als auch das Apodizing-Filter eindeutig schlechter.


Der Veritas hört auf die Befehle einer Apple-Fernbedienung. Nur mit ihr lassen sich die Eingänge wählen
Der Veritas hört auf die Befehle einer Apple-Fernbedienung. Nur mit ihr lassen sich die Eingänge wählen

Seit ich ein wenig mit dem Merging Hapi A/D- und D/A-Wandler sowie der Pyramix-Studio-Software experimentiere, habe ich einige Songs in fast allen Formaten vorliegen und mit Audirvana Plus auf einem MacBookPro kann ich die meisten auch über USB ausgeben. Auf diesem Weg akzeptiert der Veritas neben den gängigen Files auch DXD, DSD64, DSD128 und 24/384. Klaglos abgespielt hat er auch 32/384 und DSD256, allerdings zeigte Audirvana hier für den Wandler 24/384 und DSD128 an. Leider informiert das Programm nicht darüber, aus welchem Grund diese Reduzierungen der Datenmenge nötig waren: Ein programm-internes Problem, die Bandbreite von USB oder die Weigerung des Wandlers, einen so riesigen Datenstrom zu akzeptieren? Nach der Spielerei mit den verschiedenen Formaten habe ich spaßeshalber mal wieder Bela Flecks „Flight Of The Cosmic Hippo“ angeklickt – und war ziemlich enttäuscht. Es fehlten Druck im Tiefbass und rhythmischer Drive. Als das USB-Kabel dann aber wieder im Ausgang des Aries Femto steckte, war die (Klang-)Welt in Ordnung: Tieftonwellen wogten wohlig durch den Hörraum und Banjo und Drum-Samples sorgten für den gewohnten Groove. Der Veritas gibt sehr genau darüber Auskunft, in welcher Qualität ihm die Daten angeliefert werden.

Dann müsste er eigentlich auch hören lassen, wie gut der Weg ist, auf dem die Files an seinen Eingang gelangen. Da Pro Audio Gear nicht nur die Wandler von Resonessence Labs im Vertrieb hat, sondern auch die Kabel von Habst, hat PAG-Chef Holger Brinkmann zwei der drei neuen USB-Silberkabel mitgeschickt und zwar die beiden, bei denen außerhalb der Stecker die Signal- und Stromleiter getrennt voneinander geführt werden. Die aufwändigen Kabel haben einen gesonderten Test verdienst, aber ich war zu neugierig, um darauf zu warten, und habe zumindest das USB III, das sich vom Zweier vor allem durch das bessere Dielektrikum unterscheidet, kurz gegen das Audioquest Diamond gehört – auch wenn ich befürchte, dass sich die zwei Meter des USB III in ähnlichen Preisregionen tummeln wie der Veritas. Aber ich weiß momentan weder etwas über den Preis noch über die bisherige Einspielzeit der erhaltenten Habst-USB-Kabel. Dass sie die Illusion einer deutlich größeren Aufnahmeumgebung in den Hörraum zaubern und auch im Tiefbass noch ein wenig mehr Energie rüberbringen als das Audioquest, ist aber schon nach ein paar Minuten klar: einfach großartig. Da dürfen Sie und ich uns jetzt schon auf den ausführlichen Test freuen.

Die Habst-USB-Kabel haben einen eigenen Test verdient: Der erste Eindruck war absolut überzeugend
Die Habst-USB-Kabel haben einen eigenen Test verdient: Der erste Eindruck war absolut überzeugend

STATEMENT

Lassen Sie sich vom kompakten Äußeren des Veritas nicht täuschen. Das schwere Kistchen ist eine in Sache Ausstattung puristische, klanglich fantastische Musikmaschine: Der Resonessence brilliert mit einer großen, luftigen Darstellung, satten Klangfarben, einem mächtigem Tieftonbereich, rhythmischer Spannung und musikalischem Fluss – und einem sehr guten Preis/Genuss-Verhältnis. Unbedingt anhören!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco und SBooster Ultra
Music Server HGFA Anima
D/A-Wandler Chord DAVE, Mytek Brooklyn mit SBooster BOTW P&P Eco, Merging Nadac
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Kaiser Kawero! Classic
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus, Habst USB III
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Resonessence Labs Veritas
Eingänge (digital) 1 x USB, 1x AES/EBU, 2 x S/PDIF, 1 x Toslink
Ausgänge (analog) 1 x symmetrisch (XLR), 1 x unsymmetrisch (Cinch)
Abtastraten bis 384kHz
Wortbreite 16 bis 32 Bit
DSD bis 128-fach
Abmessungen (B/H/T) 18,5/5/16cm
Gewicht 1,8kg
Fernbedienung Apple® Remote beigepackt
Preis 3000 Euro

Vertrieb
ProAudioGear.de
Anschrift Frankfurter Str. 14
64521 Groß-Gerau
Telefon 06152 / 8164-0
Mobil 0179/2158596
Fax 03212/1055889
E-Mail Kontakt@ProAudioGear.de
Web www.proaudiogear.de

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Wenn Sie die Schwelle des HiFi-Händlers mir Ihrem neugekauften Digitalwandler überschritten haben, ist dieser bereits veraltet! Kennen Sie dieses Gefühl? Passiert Ihnen mit dem AcousticPlan DigiMaster garantiert nicht! Und mit dem DriveMaster sowieso nicht.

Sehen die nicht schnuckelig aus? Aber das Äußere darf nicht über den Inhalt hinwegtäuschen, der ist professionell und akribisch sauber gefertigt.
Sehen die nicht schnuckelig aus? Aber das Äußere darf nicht über den Inhalt hinwegtäuschen, der ist professionell und akribisch sauber gefertigt.

Eine neue Gerätegeneration wird zwangsläufig immer dann entwickelt, wenn der bisher eingesetzte Wandler-Chip nicht mehr produziert wird und durch einen neuen, natürlich viel besseren ersetzt wird. Zumindest hoffen das alle. AcousticPlan setzt nun im DigiMaster den guten alten 24-Bit-1704K-Chip ein, den letzten der R2R-Gattung aus dem Hause Burr Brown. Dieser wird seit einiger Zeit nicht mehr produziert und präsentiert das Ende einer Ära, in der Qualität noch an erster Stelle stand. Die mittlerweile hergestellten Chips sind alle Sigma/Delta-Typen, die zwar wesentlich mehr Technologien in einem Chip ermöglichen, bei denen die erreichbare Wiedergabequalität dafür aber nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Jedenfalls konnten die Produktionskosten gesenkt werden. Schöne neue Welt! Wobei man fairerweise natürlich sagen muss, dass beide Technologien Vor- und Nachteile haben. Der BB 1704 wurde seinerzeit in verschiedenen Selektionsstufen geliefert – die Widerstände waren lasergetrimmt – wobei die hier eingesetzte Version 1704 K die höchste Qualität bietet. Dieser aus heutiger Sicht betagte Wandlerchip gilt als einer der besten Audio-DACs überhaupt, was die mittlerweile auch geforderten Fantasiepreise für einzelne Restposten erklärt. Trotz seines „Alters“ kann er High-Res Formate bis 24 Bit/192 Kilohertz wiedergeben.

Die Geräte sind natürlich unter Anderem deshalb so klein, weil die Netzteile ausgelagert sind.
Die Geräte sind natürlich unter Anderem deshalb so klein, weil die Netzteile ausgelagert sind.

Nun macht der Wandler-Chip alleine noch keine gute Wiedergabe, da muss das Umfeld natürlich stimmen. Zunächst einmal liefert der 1704 lediglich ein Stromsignal, das erst in ein Spannungssignal umgewandelt werden muss, sonst hören wir gar nix. Die modernen 1-Bit-„Zappler“ haben diese Funktion bereits integriert, was vom Schaltungsaufwand natürlich einfacher ist, dann aber auch keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten mehr zulässt. Im DigiMaster übernimmt diese Funktion keine elektronische Schaltung, sondern ein Widerstand, der natürlich wegen der Kanalgleichheit möglichst präzise gefertigt sein muss. Von anderem neumodischem Zeugs wie Upsampling oder Oversampling hält Jäckle gar nichts, es befinden sich also keine digitalen Filter im Signalweg. Zu diesem Thema sind schon ganze Bücher geschrieben worden, Interessierte können sich hier einen vergnüglichen Abend im Internet machen. Die einfachste Lösung ist für mich immer: anhören! Und da ist man geneigt, dem Entwickler recht zu geben, tonal hat der DigiMaster einiges zu bieten. Aber ich will nicht vorgreifen. Der Wandler arbeitet im asynchronen Modus; der Arbeitstakt wird also vom Generator des DigiMasters vorgegeben. Damit soll eine jitterfreie Übertragung gewährleistet sein. Die USB Schnittstelle wird vom PC versorgt, allerdings ist das Gerät via iCoupler galvanisch vom PC getrennt. Nein, der iCoupler kommt nicht aus Coupertino!

Sollte jemand – so rein zufällig – eine Schachtel Telefunken EC 806 S herumliegen haben, so kann er diese ebenfalls einsetzen.
Sollte jemand – so rein zufällig – eine Schachtel Telefunken EC 806 S herumliegen haben, so kann er diese ebenfalls einsetzen.


Wie bereits erwähnt benutzt Jäckle keine digitalen Filter, deshalb ist der Wandler so ausgelegt, dass er die Samplingrate des ankommenden Signals erkennt und dann automatisch einen entsprechenden rein passiven, analogen Filter einsetzt. Der Wandler besitzt drei Eingänge: S/PDIF, I2S sowie USB. Der I2S-Eingang ist ungenormt (wie bei fast allen I2S Verbindungen ) und der Betrieb somit nur mit dem hauseigenen Laufwerk möglich. Ein geeignetes Kabel ist dem Laufwerk beigefügt. Die Ausgangsverstärkung übernimmt – wie bei AcousticPlan nicht anders zu erwarten – eine Röhre. Nun wird sich der Leser vielleicht wundern, warum auf dem Wandler vier Röhren vom Typ EC 86 zu sehen sind. Die EC 86 ist keine Doppeltriode wie die gängigen ECC... irgendwas Typen, sondern besitzt nur ein Triodenelement. Deshalb wird für den linken und rechten Kanal jeweils eine Röhre benötigt. Jäckle benutzt hier die erste EC 86 zur Spannungsverstärkung, die zweite ist als Kathodenfolger nachgeschaltet. Diese liefert nun keine Verstärkung, damit kann aber der Ausgangswiderstand auf 200 Ohm gesenkt werden. Die Röhren sind übrigens nummeriert, ebenso wie die dazugehörigen Keramikfassungen, offensichtlich werden die Röhren am Einsatzort eingemessen.

Für die I2S Verbindung wird das hauseigene Kabel benötigt.
Für die I2S Verbindung wird das hauseigene Kabel benötigt.

So, genug des technischen Geschwafels, was haben wir uns denn nun mit DigiMaster und DriveMaster ins Haus geholt? Beim Anblick des winzigen DigiMasters fragte meine Tochter mit süffisantem Grinsen, ob denn die Mobiltelefone früher noch mit Röhren gearbeitet hatten? Die heutige Jugend, ich weiß... Die Testgeräte haben eine silberfarbene Frontplatte, was sehr gut zu meinen übrigen Komponenten passt. Es gibt also nicht nur Geräte mit blauer Front, immerhin leuchten die LEDs blau. Die Gehäuse sind – wie immer bei AcousticPlan – hervorragend verarbeitet. Bedienen lässt sich der DigiMaster auch ohne Blick ins Manual, mit dem obersten Knopf wird das Gerät eingeschaltet, mit dem unteren kann man zwischen den drei Eingängen USB, S/PDIF und I2S wählen. Das funktioniert auch innerhalb von wenigen Sekunden mit trial and error. Die S/PDIF-Verbindung ist übrigens konsequenterweise als 75-Ohm-BNC-Buchse ausgelegt. Zunächst kommt der Wandler solo mit meinem eigenen Laufwerk dran; bevor es allerdings losgehen kann, habe ich ihn erst einmal einen Vormittag vorglühen lassen, neue Röhren sind hierfür immer dankbar. Als erstes habe ich die Scheibe Third decade der Gruppe Art Ensemble of Chicago ausgesucht. Dabei wird sich wahrscheinlich für den einen oder anderen bereits beim Anblick des Covers die Frage aufdrängen: Ist das Kunst, oder kann das weg? Aber egal, gleich den ersten Titel „Prayer for Jimbo“ mit Joseph Jarman in voller Kriegsbemalung an der Vuvuzela. Oder wie das Ding heißt, das er in der Hand hält. Was sofort auffällt, ist eine sehr luftige Wiedergabe, die sich letztlich in allen Musikrichtungen wiederfindet. Der Hochtonbereich wird sehr fein wiedergegeben, was man bei dieser Aufnahme sehr schön anhand der zahlreichen Percussionsinstrumente hören kann. Ob nun der Profi hier zwischen einem Zildjian- und einem Paiste-Becken unterscheiden kann, möchte ich jetzt einmal offen lassen. Auch in dem stellenweise größeren Durcheinander der einzelnen Musikinstrumente behält der DigiMaster stets den Überblick, die Musik bleibt immer homogen. Aufgenommen wurde die Scheibe übrigens von Martin Wieland, einem der beiden genialen Toningenieure aus alten Zeiten von ECM.

So eine aufwändige Ausgangsstufe ist bei den DACs heutzutage leider eine Seltenheit.
So eine aufwändige Ausgangsstufe ist bei den DACs heutzutage leider eine Seltenheit.

Nach dem Zwischenspiel mit meinem eigenen Laufwerk kommt nun der hauseigene DriveMaster zum Zug. Das Laufwerk hat die gleichen putzigen Ausmaße wie der Wandler, eine aufgelegte CD schaut über den rechten und linken Geräterand hinaus. Wandler und Laufwerk passen zusammen wie eineiige Zwillinge, sie werden auch meistens zusammen bestellt, wie mir Claus Jäckle versicherte. Bei beiden Geräten ist die eingesetzte Software eine Entwicklung aus dem eigenen Haus. Auch hier dient der oberste Drehknopf zum Ein- und Ausschalten, mit dem unteren können die einzelnen Tracks nacheinander angewählt werden. Klick – klick – klick. Eleganter geht dies natürlich mit der beigefügten Fernsteuerung. Diese ist auch elementar wichtig; man kann zwar am DigiMaster über den unteren Knopf die CD starten, allerdings benötigt man zum Stoppen dann doch die Fernsteuerung.


Der DAC ist als Doppeldecker aufgebaut, hier die untere Platine mit der digitalen Einheit.
Der DAC ist als Doppeldecker aufgebaut, hier die untere Platine mit der digitalen Einheit.

Ausgestattet ist das Laufwerk mit dem Philips CDPro2M Laufwerk. Sagte ich bereits, dass dieses Laufwerk ebenfalls nicht mehr gebaut wird? An Ausgängen verfügt das Laufwerk über einen S/PDIF- sowie einen I2S-Ausgang. Mit letzterem wird die Umwandlung in ein S/PDIF-Signal und die anschließende Rückkonvertierung umgangen, es sollte zumindest theoretisch die bessere Verbindung sein. Zunächst hatte ich die S/PDIF-Verbindung beibehalten und eine Einspielung des Ensemble Al-Andalus herausgesucht: 21 Strings. Die Scheibe bietet eine sehr interessante Mischung aus andalusischer Musik aus dem 15. Jahrhundert mit Einflüssen zeitgenössischer Musik aus verschiedenen Ländern. Zu hören sind eine Flamenco-Gitarre, ein arabischer Oud und eine Violine. Der Oud gilt als Vorläufer der europäischen Laute, besitzt allerdings im Gegensatz zu dieser keine Bünde, was die Intonation natürlich deutlich erschwert. Zudem hat das hier eingesetzte Instrument elf Saiten, fünf Doppelsaiten und eine zusätzliche Basssaite. Irgendwie muss das Team ja auf die 21 Saiten kommen. Dem DigiMaster gelingt es nun hervorragend, die tonalen Unterschiede zwischen Gitarre und Oud herauszuarbeiten. Bei geschlossenen Augen kann man sehr leicht hören, welches Instrument gerade spielt. Auch die Violine wird sehr harmonisch und mit natürlichen Klangfarben abgebildet. Der Aufnahme wurde offensichtlich etwas Hall zugemischt, um den Eindruck zu erwecken, das Ganze spielt sich vielleicht in der Alhambra ab. Die Tatsache, dass dies kein echter Raum ist, gibt die Kombination sehr gut wieder. Interessant ist nun der Wechsel von S/PDIF auf die I2S-Verbindung. Dies konnte ich vorhin nicht testen, weil mein Laufwerk zwar ebenfalls über eine solche Verbindung verfügt, diese aber nicht genormt ist. Jedenfalls hört man über I2S etwas mehr Details, aber im Vergleich zu meinem VertexAQ Silberkabel liefert letzteres ein bisschen mehr Druck bei ähnlicher Auflösung. Was eindeutig für die Qualität des Kabels spricht. Wenn ich allerdings mein altes, selbstgebautes S/PDIF-Kupferkabel einsetze, dann ist die Sache klar: Die I2S-Verbindung in jeder Hinsicht besser.

Fixiert wird die CD mit einem magnetischen Puck, zum Schutz gegen Staub wird eine Plexiglas-Abdeckung mitgeliefert.
Fixiert wird die CD mit einem magnetischen Puck, zum Schutz gegen Staub wird eine Plexiglas-Abdeckung mitgeliefert.

Von etwas anderem profitiert der DigiMaster enorm: Ich hatte zunächst das Laufwerk direkt auf die Kaiser LeadingEdge Basis gestellt, ohne Ankopplung an das interne Labyrinth. Versuchsweise hatte ich dann das Gerät auf die drei Kopplungsfüße der Basis gestellt, was allerdings auf Dauer wegen der schmalen Gerätebasis keine stabile Lösung ist. Das ist sehr bedauerlich, denn da tut sich einiges, die Instrumente werden noch besser fokussiert, der Hochtonbereich gewinnt zusätzlich an Präzision, es entsteht mehr Raum. Die Musik wirkt noch entspannter und geordneter. In dieser Konstellation etwas zum genießen: Bach Concertos mit der münchener Violinistin Julia Fischer und der Academy of St. Martin in the Fields. Fischer ist gerade am Beginn ihrer Karriere und trotzdem in der Klassik-Szene eine bereits gefeierte Musikerin. Sie versucht der Musik Bachs einen modernen Anstrich zu geben. „Ich spiele für das Publikum des 21. Jahrhunderts“, wie sie sagt. Diese Decca-Aufnahme ist nun nicht zu vergleichen mit den grandiosen Einspielungen aus den 60-er Jahren, trotzdem gelingt es der AcousticPlan Kombi, den ganzen technischen Kram vergessen zu lassen und einfach in die Musik einzutauchen. Nun könnte man vielleicht meinen, die Kombi macht hier einen schönfärberischen Klang, schöner als im richtigen Leben. So ist es natürlich nicht, die Passagen mit massiven Streichereinsätzen in hohen Lagen klingen stellenweise etwas streng, beinahe hätte ich gesagt digital. Das hört man sehr deutlich, aber die Kombi haut es uns nicht um die Ohren, es lenkt einen nicht vom Musikhören ab. Nun verfügt der DigiMaster auch noch über einen USB-Eingang. Hier kann man nun sehr gut vergleichen, wie sich Computer-Hifi im Vergleich zu konventionellem Hifi schlägt. Als Computer diente mein Laptop ausgerüstet mit der Amarra Software. Verglichen wurde die CD direkt mit einer über dBpoweramp gerippten Datei. Durch einfaches Umschalten am Eingangswahlschalter kann man bequem zwischen den einzelnen Quellen hin- und herschalten. Im ersten Moment scheint kein großer Unterschied zu bestehen, im zweiten auch nicht. Nach längerem Hören mit den Computerdateien allerdings ging mir der Hochtonbereich ein bisschen auf die Nerven. Euphemistisch ausgedrückt. Das sind nur subtile Veränderungen, die sich aber im Laufe der Zeit als störend auswirken. Allerdings muss hier natürlich gesagt werden, dass es mittlerweile wesentlich ausgefeiltere Computerlösungen gibt, bei denen ich dieses Problem nicht gehört habe.


Qualitativ gehört das Philips CDPro2M Laufwerk zu den besten, die gebaut wurden. Leider dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Qualitativ gehört das Philips CDPro2M Laufwerk zu den besten, die gebaut wurden. Leider dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Einer geht noch! Geliefert werden beide Geräte mit einem Schaltnetzteil, wofür die Amerikaner den Begriff „Wall wart power supply“ geprägt haben, was soviel wie Wandwarzen-Netzteil bedeutet. Unliebsames Zeug also. So ein Billig-Steckernetzteil kommt hier natürlich nicht in Frage, geliefert wird ein solides Schaltnetzteil, mit dem bereits ein exzellenter Klang möglich ist. Und irgendwelche Energiesparrichtlinien werden damit auch erfüllt. Trotzdem bietet Jäckle auch ein lineares Netzteil namens PowerMaster an, das praktischerweise auch das dazu passende Laufwerk DriveMaster versorgen kann. Dies erleichtert die Portokasse noch einmal um 1100 Euro. Nun liegt das nicht daran, dass sich Jäckle mit dem Netzteil dumm und dämlich verdient, sondern konventionelle Netzteile sind einfach teuer in der Herstellung. Sofern man sie vernünftig aufbaut.

Die beiden Schaltnetzteile im Größenvergleich zum linearen Netzteil.
Die beiden Schaltnetzteile im Größenvergleich zum linearen Netzteil.

Die Frage ist nun, lohnt sich der finanzielle Aufwand? Das hängt natürlich vom Auflösungsvermögen der restlichen Anlage ab. Und vom Geldbeutel. Allerdings tut sich hier schon noch einmal einiges. Die Wiedergabe wird im Hochtonbereich natürlicher und entspannter, was sich gerade bei klassischer Musik sehr positiv auswirkt. Die Musiker werden noch plastischer abgebildet, beispielsweise steht der Altsaxophonist Paul Desmond beim Dave Brubeck Quartett viel deutlicher vor den übrigen Musikern. Sein unverwechselbarer Ton auf dem Altsaxophon kommt viel besser zur Geltung, ebenso wirkt sein filigranes Saxophonspiel noch zerbrechlicher. Im Gegensatz dazu kommt das Schlagzeug von Joe Morello mit mehr Vehemenz und Druck. Insgesamt wirkt die Wiedergabe stimmiger, das können die Schaltnetzteile nicht in dieser Form bieten. Aber: Ist Jammern auf hohem Niveau eigentlich eine Straftat? Claus Jäckle scheint bei der Entwicklung seiner Geräte den Fokus auf Homogenität und eine möglichst natürliche Mittenwiedergabe zu legen. Dies ist mir seinerzeit bei dem Verstärker Aruna auch schon aufgefallen. Davon profitieren natürlich Gesangsstimmen und akustische Instrumente enorm. Das soll aber nun nicht heißen, dass man AC/DC damit nicht hören könnte, sofern der Rest der Anlage da mitspielen würde. Und die Nachbarn natürlich. Großorchestrale Aufnahmen kommen mit Wucht und Präzision, im Zusammenhang mit der luftigen Darstellung entsteht ein sehr realistisches Bild. Auch Percussionsinstrumente wie Congas oder Timbales werden sehr lebendig wiedergegeben. Wobei wir uns nichts vormachen dürfen, gegen einen dynamischen Drummer an der Schießbude kommt keine Hifi-Anlage an. Egal wie viel sie gekostet hat.


Das optional erhältliche lineare Netzteil stammt ebenfalls aus eigener Entwicklung und Herstellung.
Das optional erhältliche lineare Netzteil stammt ebenfalls aus eigener Entwicklung und Herstellung.

Jeder Mensch hat andere Prioritäten, die für ihn bei der Musikwiedergabe wichtig sind. Leute, die mich kennen, wissen, dass für mich Klangfarben und eine natürliche Reproduktion der Instrumente wichtiger sind als eine riesige Tiefenausdehnung der Bühne. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass es durchaus von Vorteil sein kann, dass, wenn eine Violine krätzig klingt, diese dann zehn Meter weiter hinten platziert ist. Insgesamt betrachtet kommen mir deshalb die tonalen Eigenschaften des DigiMasters sehr entgegen. Es gibt sicher Geräte, die mit noch mehr Auflösung beeindrucken können, ob dann aber genau soviel Musik herauskommt bleibt die Frage. Eines zeigt das Triumvirat vom Bodensee sehr deutlich: es kommt immer auf die Gesamtauslegung der Geräte an. Der neueste weltraumerprobte super-duper-Chip alleine macht noch keinen gut klingenden DAC. Wer seine Musikanlage zum Musikhören und weniger als Spielwiese benutzt, ist mit der Kombi von AcusticPlan bestens bedient. Zudem kann er sich beispielsweise beim Thema, vierfach DSD oder lieber doch warten bis es 256faches DSD mit Aufschlagzünder gibt, entspannt zurücklehnen und die nächste Scheibe auflegen. Cool!

STATEMENT

Einschalten und Musikhören. Alles andere vergessen! Ach ja, schnell noch zuschlagen, sonst sind die Dinger vergriffen; vielleicht verschwendet ja der eine oder andere dann keinen Gedanken mehr an andere Moppeds!
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher Wolf von Langa, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference und Reference Plus Netz, VertexAQ Jaya Netzfilter, VertexAQ Taga Verteilerdose, VertexAQ Roraima Netzkabel
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
DigiMaster
Ausgangsspannung 2 Volt
Ausgangswiderstand 200 Ohm
Eingänge USB 192kHz/24bit, S/PDIF 192kHz/24bit, I2S nicht genormt
Höhe 125mm
Breite 106mm
Tiefe 260mm
Gewicht 2 kg
Preis 2990 Euro (DigiMaster)
3150 Euro (DriveMaster)
1100 Euro (PowerMaster)

Hersteller
AcousticPlan
Anschrift Gustav Schwabstr. 14m
78467 Konstanz
Telefon +49 7531 73562
E-Mail info@acousticplan.de
Web www.acousticplan.de

Weitere Informationen

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Montag, 18 April 2016 02:00

Avid Diva II SP

Plattenspieler aus dem britischen Königreich haben einen guten Ruf. Avid HiFi Ltd. bietet ein breit gefächertes Sortiment interessanter Modelle. In diesem macht der Avid Diva II SP durch markante, konstruktive Merkmale auf sich aufmerksam. Wir möchten wissen, wie er bei seinem noch bodenständigen Preis musikalisch auftritt.

Die Antriebssteuerung befindet sich in dieser separaten Einheit und bietet Geschwindigkeit-Umschaltung und Feinregulierung
Die Antriebssteuerung befindet sich in dieser separaten Einheit und bietet Geschwindigkeit-Umschaltung und Feinregulierung

Dreiundvierzig Minuten benötigt die schnellste Zugverbindung von London Kings Cross für die etwa 60 Meilen gen Norden zum Städtchen Huntingdon in Cambridgeshire. Von da ab sind es noch um die zwölf Meilen gen Westen bis Kimbolton. Im Herrensitz Kimbolton Castle verbrachte einst die erste Frau Heinrich VIII, Katharina von Aragon, ihre letzten Jahre. Dieses Schloss ist nicht der Firmensitz von Avid HiFi Ltd. Vielmehr ist Avid ein modernes, in die Zukunft orientiertes Unternehmen mit hohen Ansprüchen an Fertigungsqualität und vor allem an die klangliche Güte der diversen Produkte. Neben Laufwerken stellt man auch mehrere Phono-Vorstufen her. Ein gefächertes Sortiment an aufwändigen Kabeln für Audio Verbindungen gehört ebenso wie Tonmöbel und verschiedenes Zubehör zum Portfolio der Engländer. Unser Diva II SP befindet sich preislich mit 4000 Euro für das Laufwerk ohne Tonarm eher am unteren Ende der Avid-Preisskala. Dennoch gibt es darunter noch mehrere Modelle, wie etwa den Diva II ohne SP. Der technische Unterschied zwischen beiden Diven ist jedoch erheblich, auch wenn sie in der Grundkonstruktion in vielen Punkten gleich sind. Letzteres ermöglicht es dem Besitzer eines Diva II, diesen für 1300 englische Pfund auf den Diva II SP hochzustufen. Diese Option indiziert die konstruktive Nähe der unterschiedlichen Avid Modelle.

Ein derartiges Chassis ist nicht nur für diese Preisklasse etwas Besonderes
Ein derartiges Chassis ist nicht nur für diese Preisklasse etwas Besonderes

Beim Auspacken eines Diva Plattenspielers freut man sich über die professionelle, ausgeklügelte, sichere Verpackung. Auch dies weist darauf hin, dass Avid HiFi Ltd. kein kleines Unternehmen ist. Es wurde 1995 gegründet und hat sich in den zwei Jahrzehnten einen exzellenten Ruf am Weltmarkt gesichert. In Huntingdon legt man Wert auf bestmögliche Verarbeitung und ist deshalb mit einem entsprechend hochkarätigen Maschinenpark ausgestattet. Die Qualität der Fertigung hat zum Image des soliden Unternehmens ebenso beigetragen wie der Name Avid selber. Avid steht für: A Very Interesting Design. Firmen-Chef Conrad Mas ist über die Grenzen der Audio Branche hinaus bekannt und angesehen für die Ingenieurskunst seines Hauses. So stattet auch die Nobelmarke Aston Martin ihre Traumwagen mit Teilen von Conrad Mas aus.


Diese Säulen enthalten ein raffiniertes, beeindruckend wirksames System zur Entkopplung
Diese Säulen enthalten ein raffiniertes, beeindruckend wirksames System zur Entkopplung

Schon die unübersehbaren konstruktiven Besonderheiten beim Aufbau des Laufwerks lassen die Erwartung an die musikalischen Fähigkeiten wachsen. So ist das Chassis eine rigide und resonanzarme, ausgeklügelte Aluminium-Druckguss-Konstruktion. Dieses ist beim Diva II SP absolut identisch mit den teureren Modellen Volvere und Sequel. Diese Konstruktion lässt erahnen, dass an dieser Stelle eine Menge Entwicklungs-Leistung erbracht wurde. Denn diese Basis unterscheidet sich sehr deutlich von anderen Vinyl-Drehern. Fest verbunden ist das Aluminium-Gerüst mit drei soliden Standsäulen, die ein ausgeklügeltes Dämpfungssystem beinhalten. Das Druckguss-Chassis ruht in den Säulen zwischen zwei Lagen aus Sorbothan, einem elastischen und gleichzeitig formstabilen elastomeren Kunststoff. Diese von Avid mitentwickelte, spezielle Gummimischung sorgt für eine hervorragende Entkopplung der Ausleger des Chassis. Die Auslenkungen und das Nachschwing-Verhalten eines Spiral-Federsystems treten bei dieser Konstruktion nicht au. Im unteren Teil der drei Standsäulen befindet sich eine dritte Lage Sorbothan, die die gesamte Einheit vom Untergrund entkoppelt.

Die schematische Darstellung einer der drei Standsäulen
Die schematische Darstellung einer der drei Standsäulen

Im späteren Hörtest werden wir feststellen, dass im Spielbetrieb auch Klopfen gegen diese drei Standfüße so gut wie gar nicht zum Tonabnehmer durchdringt. Die Konstruktion aus absorbierendem Kunststoff einerseits und durch die Anordnung seiner Flächen und seiner Legierung Resonanz minimiertem Aluminium-Guss andererseits fordert aber den Verzicht auf eine Höheneinstellung, die bei nicht waagrechtem Untergrund wünschenswert wäre. Allerdings gehört eine adäquate, ebene Aufstellung wie beispielsweise die mittels der für 350 Euro erhältlichen Avid Plattform ohnehin zum guten Ton.

Der Aufbau eines Ständers in einer Explosion-Zeichnung. Rot kennzeichnet das Sorbothan
Der Aufbau eines Ständers in einer Explosion-Zeichnung. Rot kennzeichnet das Sorbothan


Somit gibt es am Avid Diva II SP eigentlich nicht viel einzustellen. Doch sollte man die folgenden Schritte sorgfältig ausführen. Da wäre nämlich die Platzierung des Motor-Zylinders, der durch stattliches Eigengewicht auffällt. Dies braucht er auch, um bei der Zugkraft des Riemenantriebs standfest seine Aufgabe zu erfüllen. Eine Aussparung für das Motorgehäuse im Chassis des Diva zeigt seine Aufstellung an. Berühren soll er das Chassis nicht, um Resonanz-Übertragungen auszuschließen. Eine Entfernung von 118 Millimetern bildet die perfekte Distanz zwischen Zentrum der Teller-Achse und der Achse des Motor-Pulleys, damit die optimale Spannung der Riemen gewährleistet ist. Ja, Sie lesen richtig. Zwei gleiche, recht kurze Rundriemen treiben den Teller innen an und laufen auf dem Motor-Pulley in zwei eigenen Nuten. Das erhebliche Drehmoment des Antriebsmotors soll durch zwei statt nur einem Riemen direkter und effektiver übertragen werden.

Das invertierte Präzisionslager mit der Kugel aus Wolframcarbid
Das invertierte Präzisionslager mit der Kugel aus Wolframcarbid

Das Aufsetzen des Tellers gestaltet sich deshalb auch etwas anders als üblich und erfordert ein wenig Fingerfertigkeit. Ich hab´s im zweiten Versuch geschafft. Aber erst einmal zum Teller und Lageraufbau. Das invertierte Lager wird auf die im Chassis integrierte Edelstahl-Achse aufgesetzt. In die als leichte Mulde ausgebildete Oberseite der Achse wird eine kleine Kugel aus Wolframcarbid eingelegt, einem extrem harten Keramik-Material. Das Edelstahl-Sinterbronze-Gegenlager setzt der Wolframcarbit Kugel eine Fläche aus Saphir entgegen. So erhält der Diva II SP ein Lager mit minimaler Reibung, das auch kein zusätzliches Ölbad benötigt. Die werkseitige Dauerschmierung der Laufbuchse hat eine hohe Langlebigkeit und soll alle zehn Jahre überprüft werden. Die Spindel ist mit einem Gewinde versehen, auf dem zur Arretierung der Schallplatte die massive, griffige Klemme aus schwarzem Aluminium verschraubt wird. Der Plattenteller des Diva II SP hat mittig entsprechend eine konische Aufnahme. Er besteht nicht wie beim preisgünstigeren Diva II aus MDF sondern aus einer Aluminium-Legierung und bringt trotz seiner geringen Höhe stattliche 6,3 Kilogramm auf die Waage. Fest verklebt ist auf ihm die Korkmatte, die die resonanzarme Ankopplung des Vinyls an den Teller gewährleisten soll. Durch die zentrale Verschraubung bekommt die Schallplatte großflächig festen Kontakt zur Korkoberfläche. Um nun den Teller auf das invertierte Lager zu setzen, bedient man sich eines kleinen Werkzeugs. Denn der Motor befindet sich ja unter dem Teller und die beiden Riemen können nicht direkt per Hand über dessen Pulley gelegt werden. In ein kleines Loch unterhalb des Tellers wird eine zweifach genutete Aufnahme für die Riemen eingesetzt. Darüber und über die Lauffläche des Riemens im Teller-Inneren spannt man die beiden. Während der Teller auf das Lager gesetzt wird, hält man die kleine Hilfs-Spindel mit einem Finger fest, um dann vorsichtig loszulassen und die Riemen auf den Motor-Pulley gleiten zu lassen. Die Hilfs-Spindel fällt dann runter und hat ihren Job erfüllt.

So sind die beiden Riemen vorzuspannen, bevor der Teller aufgesetzt wird
So sind die beiden Riemen vorzuspannen, bevor der Teller aufgesetzt wird

Ein paar Stunden eindrehen lassen soll man das Laufwerk schon. Nur dafür muss erst einmal die Stromversorgung angeschlossen werden. Sie befindet sich in einem externen Gehäuse, das per Niedervolt-Kabel mit dem Motorgehäuse verbunden ist. Auf der Front der Blackbox dominiert optisch der große, matt-silberne Netzschalter. Rechts von ihm befinden sich die zwei Schalter namens Play und Speed. Zum Umschalten der Geschwindigkeit zwischen 33 UpM und 45 UpM muss das Laufwerk gestoppt werden. Das ist wegen des Wechsels der Schallplatte ja ohnehin sinnvoll. Zur Feinjustage der Geschwindigkeit werden beide Taster gleichzeitig gedrückt, bis die Speed-LED blinkt. Mittels beider Taster lässt sich die Geschwindigkeit dann einstellen. Der gleichzeitige Druck auf beide Tasten speicher das gewählte Tempo. Der Blick ins Innere der Versorgungseinheit zeigt einen üppigen Ringkern-Trafo. Hier wird mittels eines digitalen Prozessors kontinuierlicher, ruhiger Stromfluss zum Motor generiert. Selbst Spannungsschwankungen im Stromnetz soll die Steuerung lässig kompensieren.


Der Ringkerntrafo bildet den Blickfang, wenn man den Deckel der Versorgungseinheit entfernt hat
Der Ringkerntrafo bildet den Blickfang, wenn man den Deckel der Versorgungseinheit entfernt hat

Unser Testgerät ist mit einem SME-IV-Tonarm und einem Nagaoka MP-150 Moving-Magnet-Tonabnehmer bestückt. Der Diva II SP wird vom deutschen Vertrieb außer mit allen bekannten 9“-SME-Armen auch mit dem 9“-Pro-Ject-CC-Carbon angeboten. Darüber hinaus gibt es eine große Auswahl an Tonarmboards, so dass der Wahl des Armes kaum Grenzen gesetzt sind, solange man sich im Bereich von neun Zoll bewegt. Auf Wunsch kann auch der Einbau längerer Arme ermöglicht werden. Das Nagaoka System, um es vorweg zu nehmen, durfte nur eine kleine Weile am Hörtest teilnehmen. Es mag zwar für den Preis ganz o.k. sein, passt aber nicht zum Leistungsniveau des Laufwerks und des SME IV. Es wurde im Hörtest durch das Clearaudio Da Vinci ersetzt. Auf meine Nachfrage beim Vertrieb, warum man hier ein nach meiner Auffassung minderwertiges System einbaue, erhielt ich eine recht interessante Antwort. Man wisse sehr wohl, dass die Laufwerk-Arm Kombination mit dem MP-150 unterbestückt sei. Das Testgerät käme aber direkt von einer HiFi-Ausstellung in Wien zu uns. Man führe bei solchen Gelegenheiten gern mehrere Avid Laufwerke im Vergleich vor. Die seien allesamt mit dem silbernen SME IV und diesem Nagaoka System bestückt. Selbst mit dieser bescheidenen Abtaster-Bestückung seien die Eigenschaften der verschiedenen Avid-Modelle klar zu differenzieren. Interessant – vielleicht findet ja mal bei einem Händler in ihrer Nähe, lieber Leser, so eine Vorführung statt. Nicht zum Lieferumfang unseres Diva II SP gehörte eine der zwei erhältlichen Abdeckhauben aus Acryl. Die kleine Variante ist bereits für 110 Euro erhältlich.

Der SME-Tonarm ist eine von vielen Optionen. Die solide Basis ist mit verschiedenen Tonarm-Vorbereitungen zu bekommen
Der SME-Tonarm ist eine von vielen Optionen. Die solide Basis ist mit verschiedenen Tonarm-Vorbereitungen zu bekommen

Wenn man die im Laufe der Jahre in den internationalen Fachzeitschriften erschienen Testberichte über Avid-Laufwerke gelesen hat, so erinnert man sich, dass immer wieder von einer bestechenden Rhythmik zu lesen war. Genau dieser Eindruck erschloss sich auch mir auf Anhieb. Diesen Aspekt halte ich für ungeheuer bedeutsam, da er auch die Spielfreude und das dynamische Verhalten betrifft. So waren denn die beiden Sänger Ingram Washington auf Sweet ´N´ Low und Gregory Porter mit Be Good mit einer bestechenden Präsenz und Prägnanz wie selten zu hören. Auch Kari Bremnes betörender Auftritt auf Over En By hatte ungeahnten Verve – weghören war nicht möglich. Es ist ja nicht ganz einfach, aus dem Setup von Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer die Charakterzüge des Laufwerks zu erkennen. Aber schnell wird klar, dass der Diva II SP ein wirklich sehr stimmiges Gesamtergebnis liefert. Es mag teurere Plattendreher geben, die noch etwas mehr Raumtiefe vor noch schwärzeren Hintergrund abbilden. Schließlich sind wir mit diesem Exemplar ja auch erst im Mittelfeld des Avid-Portfolios. Umso erfreulicher empfinde ich die Selbstlosigkeit, mit der der Avid die Musik inszeniert. Wie bei kaum einem anderen Plattenspieler, hatte ich das Gefühl: Der ist gar nicht da. Das ist leicht zu erklären: Er macht einfach nur Musik. Der Diva II SP ist in hohem Grade neutral, bringt keine übertriebene Ruhe in die Musik und puscht andererseits nicht ungerechtfertigt auf. Die tonale Neutralität befähigt ihn, die Charakteristika von Tonarm und Tonabnehmer zur Entfaltung zu bringen und deren Stärken und Schwächen auszuloten. Positiv überrascht hat mich auf dieser Avid-Konfiguration die Darbietung von Mahalia Jacksons Newport 158, Columbia CS 8071: Sehr dynamisch und kraftvoll standen Gesang und Band im Raum. Bei dieser kritischen Aufnahme sind schon einige Spieler geradezu versumpft.

Für den richtigen Anpressdruck des Vinyls auf die Korkmatte sorgt die massive Schraubklemme. Mit ihrem äußeren Ring spannt sie die Schallplatte über das ganz leicht erhöhte Zentrum des Plattentellers
Für den richtigen Anpressdruck des Vinyls auf die Korkmatte sorgt die massive Schraubklemme. Mit ihrem äußeren Ring spannt sie die Schallplatte über das ganz leicht erhöhte Zentrum des Plattentellers


Pop und Rock kann das Diva II SP Set vorzüglich aufbereiten, nämlich sowohl fein- als auch grobdynamisch packend. So blieb Hearbeat City der Cars von 1984 stets transparent und gleichzeitig reich an Klangfarben. Auf Lou Reeds Transformer hörte ich Details, die ich nicht mehr in Erinnerung hatte. Sehr schön ausgewogen empfand ich Jazz-Stücke wie „Witchi-Tai-To“ von Jan Garbarek und Kollegen. Palle Danielssons Bass knarzte trocken und plastisch, wurde nie fett und ließ den Mitspielern Bobo Stenson und Jon Christensen genug akustischen Raum, sich zu entfalten. Ich kann über den Diva II SP wirklich ins Schwärmen geraten, und zwar wegen seiner Art, sich akustisch nicht einzubringen. Auch mag ich mir durchaus vorstellen, dass die Bestückung mit einem etwas weniger hochkarätigen Tonarm als dem SME IV immer noch musikalisch sehr stimmig bleibt und den Einstiegspreis attraktiver macht. Beim Tonabnehmer würde ich bei diesem Laufwerk stets an die Grenzen des subjektiv Machbaren gehen, da der Diva II SP dessen Qualitäten sehr deutlich zu Gehör bringt. Abschließend sei noch erwähnt, dass die Handhabung der pfiffigen Plattenbefestigung kinderleicht ist und auch leicht welliges Vinyl etwas beruhigt – so geschehen bei meiner David Bowie The Man Who Sold The World von 1972, die auch unglaublich toll klang.

Eine schlichte Gesamterscheinung und klasse verarbeitet sind Laufwerk und Steuergerät
Eine schlichte Gesamterscheinung und klasse verarbeitet sind Laufwerk und Steuergerät

STATEMENT

Wer sich für den Avid Diva II SP entscheidet, hat eine hervorragende Wahl getroffen. Es dürfte schwer möglich sein, einen Plattenspieler mit vergleichbarer Stimmigkeit in Rhythmus, Spielfreude, Ruhe, Stabilität und Dynamik zu diesem Preis zu finden.
Gehört mit
Tonabnehmer Audio Technica AT33PTG/II, Clearaudio Da Vinci
Phono-Vorstufe Plinius Koru oder Primare R-20
Vorverstärker Audio-gd Master 9
Endstufe für Bass: zwei Primare A-32
für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 oder Air Tight ATM-3
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concert
Zubehör Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
Avid Diva II SP
Antrieb Doppelriemen
Geschwindigkeit 33,3 und 45,0 UPM (verstellbar)
Tellermasse 6,3 Kg
Lager Edelstahl, invertiert
Lagerdorn Wolframcarbit / Saphir
Aufbau 3-Punkt Elastomerlager
Tonarmbasis Standard gefräst für SME (Adapter auf Bestellung)
Motor 24 Volt Wechselstrom synchronisiert
Stromversorgung DSP Vari-SPeed Steuereinheit
Eingangsspannung 100-240V Wechselstrom 50/60Hz 20 Watt max.
Abmessungen

Laufwerk (über alles) 450 B x 390 T x 140 H mm
Laufwerk (Aufstellfläche) 380 B x 340 T mm
Netzteil 158 B x 283 T x 60 H mm

Nettogewicht

Laufwerk 12,8 kg
Netzteil 2,2 kg

Versandgewicht 19,0 kg
Garantie 5 Jahre
Preis ohne Tonarm 4000 Euro
Herstellerangaben
SME IV silber
Preis 3400 Euro
Herstellerangaben
Nagaoka MP 150/grün
Ausgangs-Spannung 4,5 mV
Frequenzgang 20-20.000 Hz
Kanaltrennung 24 dB
Kanal Balance > 1,5 dB
Impedanz 47 kOhm
Nadelträger Aluminium, gehärtet
Nadel-Schliff elliptisch
Auflagekraft 1,5 - 2,0 g
Gewicht 6,5 g
Preis 369 Euro

Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Anschrift Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
E-Mail info@mkidc.eu
Web www.idc-klaassen.com

Weitere Informationen

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Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Anschrift Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
E-Mail info@mkidc.eu
Web www.idc-klaassen.com
Mittwoch, 13 April 2016 02:00

ZeroUno DAC – Teil 2

Während im ersten Teil der Klang des ZeroUno im Vordergrund stand, werde ich mich im 2. Teil meines Berichts mit der Technik des ZeroUno beschäftigen. Mitte März hatte ich die Gelegenheit, mich mit Mario Canever über die beim ZeroUno gewählten technischen Ansätze zu unterhalten.

Dabei durfte ich Mario Canever als unglaublich kompetenten Gesprächspartner kennenlernen, der sich in jedem noch so kleinen Detail auskennt und gleichzeitig vollkommen ohne jegliche Allüren auftritt. Was ursprünglich als kurzes Interview geplant war, endete in einem mehrstündigen Fachgespräch. Aus meinen dabei gemachten Aufzeichnungen habe ich nun die interessantesten Aspekte herausgegriffen und im folgenden Artikel zusammengefasst. Vielleicht werden Sie nach der Lektüre so manches Gerät mit anderen Augen betrachten. Schauen Sie also mit mir einmal hinter die Kulissen bei der Entwicklung eines DACs.

Mein Gespräch mit Mario Canever über den ZeroUno begann für den Laien vielleicht etwas unverständlich beim Motherboard, also der zentralen Platine im ZeroUno. Aber in einem DAC, der einerseits digitale Signale mit einer Frequenz von bis zu 12.228 Megahertz und andererseits winzige analoge Signale verarbeitet, sind die Vermeidung von Störkomponenten durch elektromagnetische Induktion und die korrekte Masseführung die absolute Grundlage für gute klangliche Ergebnisse. Die gesamte Schaltung des ZeroUno mit Ausnahme des USB-Eingangsmoduls ist auf einer einzigen, großen vierlagigen Platine mit extra dicken Leiterbahnen aufgebaut. Die Platine gewährleistet sehr kurze Signalwege und minimale externe Verdrahtung über Kabel. Auf der obersten und untersten Ebene der Platine werden digitale und analoge Signale fein sauber getrennt geführt. Von den beiden mittleren Lagen ist jeweils eine für die Führung der Stromversorgung und eine für die Masseführung reserviert. Alle Schaltungsbereiche sind sorgfältig über kleine By-Pass-Kondensatoren entkoppelt. In die Platine hat Mario Canever, wie er mir erzählte, einen ganzen Monat Entwicklungsarbeit gesteckt. Dabei hat er auf die Automatik-Routinen entsprechender Layout-Programme weitgehend verzichtet und die circa 500 bis 600 Bauteile manuell platziert und miteinander verbunden.

Das große vierlagige Motherboard: links das Netzteil für die Röhrenausgangsstufe, in der Mitte die Röhrenausgangsstufe, oben darüber von der kleinen USB-Platine verdeckt der SABRE 9018s, rechts die übrigen Netzteilkomponenten
Das große vierlagige Motherboard: links das Netzteil für die Röhrenausgangsstufe, in der Mitte die Röhrenausgangsstufe, oben darüber von der kleinen USB-Platine verdeckt der SABRE 9018s, rechts die übrigen Netzteilkomponenten

Mario Canever ist überzeugt, dass die Performance einer Audio-Schaltung mit der Qualität der Stromversorgung steht und fällt: „Etwa 60 Prozent der Entwicklungszeit für den ZeroUno sind in die Entwicklung des Netzteils geflossen. Unser Ziel war, die Störkomponenten im Netzteil so niedrig wie möglich zu halten. In vielen Audio-Komponenten sind diese Störkomponenten vorhanden und beeinflussen den Klang negativ.“ Nun ist das sicherlich keine neue Erkenntnis. Wer einmal erlebt hat, was ein gutes Netzteil bei einer an sich schon hervorragenden Line-Stufe an klanglicher Verbesserung bewirken kann, wird mir zustimmen. Schon weniger bekannt ist die Tatsache, dass dies auch bei Digital-Komponenten, wie DAC und Server, gilt, auch wenn es hier vordergründig nur um „Einsen“ und „Nullen“ zu gehen scheint. Insbesondere die billigen, mitunter auch in recht teuren Geräten verwendeten Schaltnetzteile sind für mich ein Graus. Allerdings sollte jedem klar sein, dass ein gutes Netzteil nicht billig sein kann. Die Konsequenz und der Aufwand, mit dem das Thema Netzteil beim ZeroUno gelöst wurde, sind allerdings außergewöhnlich.

Ein gutes lineares Netzteil beginnt ganz vorne beim Trafo und bei den Gleichrichtern. Die Basis des Netzteils im ZeroUno bilden vier Ringkerntransformatoren. Einer für den Digitalteil, einer für den Analogteil und zwei für die Stromversorgung der Röhrenausgangsstufe. Für die Gleichrichtung werden spezielle Silicon-Carbide-Dioden eingesetzt, die weitgehend frei von „converting spikes“ sein sollen. Anschließend folgen sage und schreibe 13 elektronische Stabilisierungen. Die Stabilisierung erfolgt dabei zweistufig. Auf der ersten Stufe nach der Gleichrichtung stellt ein Vorregler eine bereits sehr saubere Gleichspannung bereit und isoliert die nachfolgenden Hauptregler auf der zweiten Stufe nahezu vollständig von der Netzspannungsseite und von dort induzierten Störkomponenten. Der Vorregler ist mit einem integrierten Festspannungsregler der neuesten Generation aufgebaut, der hervorragende technische Eigenschaften aufweist und dem auch ein sehr guter Klang nachgesagt wird. Ein Vorregler versorgt dabei mehrere Hauptregler. Die Regler der zweiten Stufe versorgen die zentralen Schaltungseinheiten des ZeroUno mit extrem sauberer Spannung. Für die Versorgung besonders kritischer Schaltungsteile wie die „main clock“ sind darüber hinaus vier dieser Regler nicht mit integrierten Festspannungsreglern, sondern diskret mit dem Top-Operationsverstärker AD 797 aufgebaut, der oft in High-End-Audio-Verstärkerstufen eingesetzt wird und zum Besten zählt, was man kaufen kann. Diese Regler weisen exzellente Regeleigenschaften und außerordentlich hohe Störspannungsabstände auf. Im gesamten Netzteil kommen organische Polymer-Aluminiumkondensatoren statt normaler Elektrolyt-Kondensatoren zum Einsatz. Zur weiteren Ausfilterung von Störkomponenten werden nach den Reglern kleine Induktivitäten eingesetzt.


Das Netzteil für die Röhrenausgangsstufe ist als Doppel pi-Filter ausgelegt. Ein pi-Filter ist eine Kombination aus Spule und Kondensator mit besonders effektiver Ausfilterung noch vorhandener Restwelligkeiten aus der Gleichrichtung. Mit den zwei hintereinander geschalteten pi-Filtern soll eine Qualität wie bei einer aktiven Stabilisierungsschaltung, aber auf rein passivem Wege erreicht werden. Mario Canever spricht hier von einer „no feedback Lösung“ und meint, dass diese in ihrer Charakteristik besonders gut zur Röhrenausgangsstufe passen würde. Die Heizspannung für die Röhren wiederum wird gesondert elektronisch stabilisiert.

Für den USB-Eingang setzt Mario Canever auf den bewährten XMOS xCore Audio Chip, der die Bit-perfekte Übertragung für 16 Bit, 24 Bit oder 32 Bit Daten im PCM Format bis 384 kHz unterstützt sowie DSD über DoP oder native DSD ermöglicht. Die USB-Schnittstelle befindet sich direkt über dem Digital-Analog-Wandler, um den kürzest möglichen Signalweg zu realisieren. Die Firmware ist in einem separaten Speicherchip abgelegt und ermöglicht zukünftige Upgrades. Das USB-Modul wird nicht über das USB-Kabel mit Spannung versorgt, sondern über einen der oben beschriebenen speziellen Spannungsregler. Zusätzlich puffert ein Super-Kondensator mit einer Kapazität von 1 Farad (!) die Spannung und bildet ein zusätzliches 5 Hz Filter. Im praktischen Betrieb erwies sich dieser aufwendige USB-Eingang als ganz ausgezeichnet.

Damit der ZeroUno nicht aus dem Trittgerät, sorgt eine hochgenaue Clock mit einer Taktfrequenz von 100 MHz sowie äußerst niedrigem Phasenrauschen und Jitter vom Spezialisten Crystek für eine präzise Taktung. Zusätzlich kümmern sich zwei weitere Clocks getrennt um die Samplingraten von PCM- und DSD-Signalen. Die Digital-Analog-Wandlung erfolgt mit dem ESS SABRE32 ES9018s aufgebaut. Dieser Chip enthält acht Wandler-Paare und ist ein wahres Wunderwerk der Chip-Technologie. Er arbeitet intern auf 32-Bit-Basis, bietet verschiedene Filtercharakteristiken für PCM und DSD, einen patentierten Algorithmus zur Jitter-Reduktion und eine integrierte 32-Bit-Lautstärkeregelung. Hört sich alles sehr beeindruckend an, dennoch konnten mich bisher viele DACs, die mit diesem Chip arbeiten, nie so ganz überzeugen. Auf meine dahingehende Frage erklärte mir Mario Canever: „Nach meiner Meinung liegt dies daran, dass der Chip vom Hersteller lediglich in einer Standard-Konfiguration ausgeliefert wird, die nicht das wahre Leistungsvermögen abruft, das in diesem Chip steckt. Und überhaupt ist die rudimentäre Dokumentation, die es von Herstellerseite gibt, ein großes Problem. Das führt dazu, dass der Chip in vielen DACs auch nur in der vom Hersteller vorgesehenen Standardkonfiguration genutzt wird.“ Ganz offensichtlich ist die Zielgruppe von SABRE der Massenmarkt und nicht der High-End-Sektor. Mario Canever hat sich in mühsamer Kleinarbeit im Internet und in diversen Foren alles an Informationen zusammen gesucht, was es zu diesem Chip gibt. Im ZeroUno ist der 9018s in einer Zwei-Kanal-Konfiguration (Stereo) verschaltet, bei dem jeder Kanal aus vier Wandler-Paaren in einer Differenz-Anordnung besteht. Das Herz des DAC ist eine völlig neue Firmware, die Mario Canever für den 9018s programmiert hat. Das Programm besteht, wie mir Mario Canever sagte, aus mehr als 3000 Zeilen Code! Diese selbst programmierte Firmware soll für den wunderschön weichen und natürlichen Klang des DACs verantwortlich sein, der mich im Hörtest so beeindruckte. Die spezielle Konfiguration soll Artefakte im Digital-Bereich des Chips eliminieren, die für einen negativen Effekt auf die Klangqualität verantwortlich sind. Die Firmware ist in einem kleinen Speicherbaustein abgelegt, was die Möglichkeit zukünftiger Upgrades bietet.

Die Übertrager von Lundahl zur Ankopplung des DACs an die Röhrenausgangsstufe
Die Übertrager von Lundahl zur Ankopplung des DACs an die Röhrenausgangsstufe

Für die Ankopplung des Ausgangssignals aus einem DAC an die Ausgangsstufe ist eine Strom-Spannungswandlung erforderlich, die normalerweise mit aktiven Bauelementen wie Transistoren oder ICs umgesetzt wird. Im ZeroUno wird an dieser Stelle völlig ungewöhnlich ein Übertrager eingesetzt. Damit liegen nach Meinung von Mario Canever so wenig Bauteile wie nur möglich im Signalweg und dieser ist damit zugleich extrem kurz. Zusätzlich übernimmt der Übertrager die Funktion eines analogen Filters 1. Ordnung, um verbliebene Verzerrungen und Störkomponenten vor der Ausgangstufe zu unterdrücken. Mario Canever gibt ganz offen zu: „Das Filter habe ich im trial and error Verfahren entwickelt.“ Die Übertrager werden beim Spezialisten Lundahl nach den Spezifikationen von Canever gefertigt. Mario Canever hat mir versichert, dass diese Übertrager keinen negativen Einfluss auf den Klang haben und die Vorteile die Nachteile bei weitem überwiegen würden.


Mit seiner Meinung zur Bedeutung der analogen Ausgangsstufe eines DACs rennt Mario Canever bei mir offene Türen ein: „Das eigentliche Geheimnis eines gut klingenden DACs sind die Topologie und die Qualität der analogen Ausgangsstufe!“ Im Gespräch erwies sich Mario Canever als wahrer Spezialist für Röhren-Schaltungen. Nicht weiter verwunderlich, dass deshalb im ZeroUno in der Ausgangsstufe Röhren zum Einsatz kommen. Es handelt sich um einen reinen Buffer in Class-A-Technik ohne globale Gegenkopplung. Die beiden Hälften einer Doppeltriode sind dabei so trickreich miteinander verschaltet, dass sich Störungen gegenseitig eliminieren sollen. Die Schaltung kommt mit einem Minimum an Bauteilen aus, die von allerbester Qualität sind.

Die CV181 von Psvane in ihrer vollen Schönheit
Die CV181 von Psvane in ihrer vollen Schönheit

Als Röhre wird eine große Doppeltriode aus der 6SN7 Reihe verwendet und zwar die edelste Variante als Nachbau der berühmten Mullard-CV181 von Psvane. Die CV181 besitzt eine Graphit-Beschichtung des Glaskolbens, die die Röhre weniger Mikrofonie-anfällig machen und die Hitze besser ableiten soll. An Kondensatoren, insbesondere als Koppelkondensatoren im Signalweg, kommt alles, was gut und teuer ist, zum Einsatz: OBBLIGATO GOLD PREMIUM und Visahy MKP Folienkondensatoren sowie Superior Z-Caps von Jantzen. Hier wurde ganz offensichtlich großer Aufwand auf die Feinabstimmung mit den Ohren als Messinstrument verwendet. Bei den verwendeten Widerständen handelt es sich um Kohleschicht-Typen, denen gerade in Röhrenstufen besonders gute klangliche Eigenschaften nachgesagt werden. Mario Canever macht kein Geheimnis daraus, dass auch hier die Auswahl mit den Ohren erfolgte und dass aus messtechnischer Sicht Metallfilm- oder Bulk-Metal-Foil-Widerstände vorzuziehen wären.

Eine wahre Sammlung von audiophilen Kondensatoren in der Röhrenausgangsstufe
Eine wahre Sammlung von audiophilen Kondensatoren in der Röhrenausgangsstufe

Kurz nach Abschluss des ersten Teils meines Berichts teilte mir der deutsche Vertrieb noch mit, dass der ZeroUno nun serienmäßig auch symmetrische XLR-Ausgangsbuchsen erhält. Dabei wird ganz offen kommuniziert, dass es sich dabei um keine wirklichen symmetrischen Ausgänge handelt. Diese wären mit der vorliegenden Topologie der Röhrenausgangsstufe technisch auch gar nicht umzusetzen. Die Idee dahinter ist schlicht, Besitzern von symmetrischen Kabeln die Verwendung von Adaptern zu ersparen.


Die neu gestaltete Rückseite des ZeroUno mit den „unechten“ symmetrischen Ausgängen
Die neu gestaltete Rückseite des ZeroUno mit den „unechten“ symmetrischen Ausgängen

Der ZeroUno ist eine selten anzutreffende Symbiose aus durchdachtem Schaltungsdesign in wirklich allen Teilbereichen eines DACs, extrem hochwertigen Bauteilen und ausgezeichneter Verarbeitung. Die dabei erreichte Musikalität und Klangqualität sprechen für sich. Ich würde mir mehr solcher Geräte wünschen. Doch lassen wir zum Abschluss noch einmal Mario Canever zu Wort kommen: „Der SABRE 9018s Chip ist die ,Basis‘ des ZeroUno, die dafür selbst geschriebene Firmware das ,Gehirn‘ und die Röhrenausgangsstufe das eigentliche ,Herz‘ des DAC.“

Gehört mit
NAS Windows Home Server mit MinimServer
Computer JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10, Fidelizer 7, JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10, Fidelizer 7
Audioplayer JPlay 6.2
Vorstufestufe Omtec Anturion
Endstufe Einstein – The Poweramp
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN
Herstellerangaben
ZeroUno DAC
Maße (B/H/T) 40/18,3/36cm
Gewicht 10,1kg
Eingänge (digital) SPDIF Cinch, SPDIF 75ohm BNC, SPDIF optisch mit galvanischer Trenneung, USB type 2
Sampling-Raten PCM: 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz, 352,8 kHz, 384 kHz; DSD over PCM: 2,822 MHz, 3,072 MHz, 5,644 MHz, 6,144 MHz
Ausgänge (analog) RCA Unbalanced
Preis 5450 Euro

Vertrieb
Friends of Audio
Anschrift Friends of Audio
Dipl. Ing. Rainer Israel
Heinrichstraße 26
64347 Griesheim
Mobil 0170 485 7199
E-Mail info@friends-of-audio.de
Internet www.friends-of-audio.de

Weitere Informationen

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Sonntag, 10 April 2016 02:00

Prolight + Sound – Musikmesse

In diesem Jahr wurde die Musikmesse und die sich eher an Profis wendende Prolight + Sound erstmal getrennt – zumindest für ein paar Tage. Macht das neue Konzept die Messe für Hifi-Fans attraktiver? Nein. Aber ein paar wenige, dafür aber umso spannendere Produkte ließen sich dennoch finden – und Interviews und Tests dazu vereinbaren.

Solange ich die Ausstellung besuche, gab es zwar die beiden Bezeichnungen Prolight + Sound und Musikmesse, die jeweils rechts und links des Torhauses liegenden Hallen waren aber allen Interessierten zugänglich – an einigen Tagen nur Fachbesuchern, an ein oder zwei Tagen auch dem breiten Publikum. Heuer fiel diese Unterscheidung weg, die Prolight + Sound fand von Dienstag bis Freitag und die Musikmesse von Donnerstag bis Sonntag statt. Das war zumindest für einige bisher treue Aussteller ein Grund, diesmal nicht teilzunehmen. Ich entschied mich für einen der beiden Tage, an denen beide Ausstellungen geöffnet waren. Unter Hifi- respektive High-End-Gesichtspunkten war das Angebot dennoch sehr überschaubar – was mir andererseits Gelegenheit gab, mit den Anbietern der wirklich interessanten Produkte konkrete Absprachen über Tests und Interviews zu treffen.

Da Merging Technologies leider keinen Nadac-High-End-Wandler mit nach Frankfurt gebracht hatte, kann ich Ihnen hier nur den Hapi zeigen – meines Wissens nach der einzige A/D-Wandler, mit dem man nativ DSD256 und PCM mit 384 Kilohertz und 32 Bit erzeugen kann
Da Merging Technologies leider keinen Nadac-High-End-Wandler mit nach Frankfurt gebracht hatte, kann ich Ihnen hier nur den Hapi zeigen – meines Wissens nach der einzige A/D-Wandler, mit dem man nativ DSD256 und PCM mit 384 Kilohertz und 32 Bit erzeugen kann

Dass USB nicht die ideale Schnittstelle für die Verteilung von Audio-Dateien ist, gehört bei Computer-Audio-Fans inzwischen zum Allgemeinwissen. Eine Alternative wäre die Ethernet-Verbindung, die allerdings erst durch ein spezielles Protokoll zur überlegenen Alternative wird. Für Furore sorgt in den einschlägigen Foren momentan der erste Wandler mit Ethernet-Eingang, der Daten nach dem sogenannten Ravenna-Protokoll empfängt: Der Nadac von Merging Technologies. Die Schweizer Profis genießen dank ihrer Pryramix-Software in Aufnahme- und Mastering-Studios hohes Ansehen und feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. Der Nadac ist ihr erstes Produkt für den High-End-Markt. Kein Wunder also, dass der Stand von Merging Technologies meine erste Anlaufstelle auf der Messe war. Dort war ich mit Thomas Römann, dem technischen Leiter beim Digital Audio Service, dem deutschen Merging-Vertrieb, verabredet. Auf dem Weg zu Merging traf ich dann zufällig Jörg Klein, den Inhaber von Hörgenuss für Audiophile: Er beschäftigt sich sei einiger Zeit mit dem Nadac und hat sogar einen eigenen Musikserver mit Ethernet-Ausgang dafür konstruiert. Zu dritt verabredeten wir einen Test des Nadac samt HGFA-Server, der möglichst noch vor der High End veröffentlicht werden soll. Wenn alles klappt wie von Thomas Römann geplant, sollten wir zuvor auch noch Gelegenheit haben, ein Interview mit Dominique Brulhart, dem Entwickler des Nadac zu führen.

Dass sich auch hier ein Hapi im Einsatz befindet, ist kein Zufall: Auch er sendet und empfängt Daten über Ethernet mit Hilfe des Ravanna-Protokolls, das Axel Holzinger für ALC Network X entwickelte. Da die Firma in München sitzt, ist ein Interview mit ihm geradezu naheliegend
Dass sich auch hier ein Hapi im Einsatz befindet, ist kein Zufall: Auch er sendet und empfängt Daten über Ethernet mit Hilfe des Ravanna-Protokolls, das Axel Holzinger für ALC Network X entwickelte. Da die Firma in München sitzt, ist ein Interview mit ihm geradezu naheliegend

Digital Audio Service hat seit einiger Zeit auch die Lautsprecher der finnischen Schallwandler-Spezialisten Amphion in seinem breitgefächerten Vertriebsprogramm. Firmenchef und Entwickler Anssi Hyvonen konzentrierte sich in den letzten Jahren vor allem auf den Profibereich – und das ausgesprochen erfolgreich. Daher plant er, zur High End in München auch Hifi-Varianten seiner Monitore zu präsentieren. Die Qualität der Amphions konnte man auch in einer Vorführkabine erleben – auf der Musikmesse eher eine Seltenheit.


Anssi Hyvonen vor seinem halbaktiven Monitor-System: oben die passive Two18 zum Paarpreis von 5400 Euro. Die Subwoofer inklusive Verstärker bietet Amphion für 6000 Euro an
Anssi Hyvonen vor seinem halbaktiven Monitor-System: oben die passive Two18 zum Paarpreis von 5400 Euro. Die Subwoofer inklusive Verstärker bietet Amphion für 6000 Euro an

Die Elektronik für den Subwoofer kaufen die Finnen zu, schmücken sie aber mit dem Amphion-Logo
Die Elektronik für den Subwoofer kaufen die Finnen zu, schmücken sie aber mit dem Amphion-Logo

In der Hörkabine konnte man zwei Amphion in Nahfeld-Aufstellung vergleichen. Der Autor verwendet für seine Aufnahmen übrigens seit Jahren Amphions kleinste Monitore
In der Hörkabine konnte man zwei Amphion in Nahfeld-Aufstellung vergleichen. Der Autor verwendet für seine Aufnahmen übrigens seit Jahren Amphions kleinste Monitore

Unser Aufmacher-Foto bildet keine riesige PA-Anlange für die Beschallung von Open-Air-Events, sondern ein System zu Wellenfeldsynthese von Holoplot ab. In etwa zwei Meter Abstand vor dieser Lautsprecherwand waren vier Positionen markiert, auf denen man einem Vortrag folgen konnte: an jeder Position in einer anderen Sprache! In einer zweiten Versuchsanordnung simulierte die Schallwand eine Punktschallquelle: Direkt davor war es recht laut, dann nahm wie gewohnt der Pegel mit dem Quadrat der Entfernung ab. Strahlten die Chassis dann aber eine parallele Wellenfront ab, war die Musik auch in fünf, ja sogar noch in zehn Meter Abstand klar und deutlich und nur wenig leiser als direkt vor den Chassis zu hören. Für das System werden 960 Lautsprecher mit jeweils eigenen Verstärkern eingesetzt. Deren Gesamtleistung beläuft sich auf elf Kilowatt. Zusammen mit den für die Ansteuerung nötigen Rechnern und Wandlern ergibt sich ein Systempreis von über 100000 Euro. Damit wäre es bei entsprechenden Aufnahmen beispielsweise auch leicht möglich, den Klang verschiedener Konzertsäle im eigenen Hörraum zu simulieren.

Helmut Oellers demonstrierte und erklärte das Holoplot System zur Wellenfeldsynthese
Helmut Oellers demonstrierte und erklärte das Holoplot System zur Wellenfeldsynthese


Vor einigen Jahren schien es im Trend zu liegen, dass Hersteller von Profi-Equipment versuchten, ihre Produkte auch für Hifi-Fans Interessant zu machen – man denke nur an Antelope Audio oder Mytek Digital. Die polnisch-amerikanischen Digital-Spezialisten mißtrauten dem neuen Messekonzept und konzentrieren sich auf die High End in München. Antelope hingegen stellt seine Aktivitäten im Hifi-Bereich ein. Ohne Scheuklappen agiert Holger Brinkmann von Pro Audio Gear, der unter anderem die Kabel vom Habst vertreibt, die der völlig begeisterte Kollege Peter Banholzer nach seinem Test umgehend erwarb. Wie berichtet hat Pro Audio Gear auch Resonessence Labs in seinem Portfolio und wird uns den brandneuen VERITAS Wandler sofort nach dem angekündigten Firmware-Update zur Verfügung stellen.

Der Resonessence Labs VERITAS mit dem neuen ES9028 Pro Chip wartet noch auf ein Firmware-Update. Kurz danach soll er in der Redaktion eintreffen
Der Resonessence Labs VERITAS mit dem neuen ES9028 Pro Chip wartet noch auf ein Firmware-Update. Kurz danach soll er in der Redaktion eintreffen

Carsten Hicking, einer der Inhaber von audioNext, am Stand von Pro Audio Gear. Hier wurden unter anderem die Produkte von Auralic, Burson und Audeze präsentiert
Carsten Hicking, einer der Inhaber von audioNext, am Stand von Pro Audio Gear. Hier wurden unter anderem die Produkte von Auralic, Burson und Audeze präsentiert

Sound Performance Lab oder kurz SPL hatte vor Jahren einen speziellen Kopfhörer-Verstärker entwickelt, der es mit seiner Matrix-Schaltung ermöglichen sollte, auch über Kopfhörer Entscheidungen fürs Mastering zu treffen. Zur Überraschung seiner Entwickler entschieden sich aber nicht nur Profis, sondern auch eine Vielzahl von Genuss-Hörern für den famosen Phonitor und seinen noch besseren Nachfolger. Das war dann für Firmenchef Hermann Gier der Grund, mit seinem Team auch eine für die speziellen Bedürfnisse von Hifi-Fans modifizierte Phonitor-Version und dann weitere Hifi-Komponenten auf den Markt zu bringen: die „Professional Fidelity“- oder „Pro-Fi“-Serie. Da weder auf der Prolight + Sound noch auf der Musikmesse allzu viel wirkliches Hifi zu entdecken war, habe hier ausreichend Platz, Ihnen die Komponenten kurz einzeln vorzustellen. Alle Geräte arbeiten übrigens mit der vielgerühmten 120-Volt-Technik.

Hermann Gier (l.) und SPLs Marketing-Leiter Sascha Flocken hinter einer Auswahl von Komponenten der Professional-Fidelity-Linie, die in schwarz, silber und rot angeboten werden
Hermann Gier (l.) und SPLs Marketing-Leiter Sascha Flocken hinter einer Auswahl von Komponenten der Professional-Fidelity-Linie, die in schwarz, silber und rot angeboten werden


Beim Phonitor X wurde auf die extremen Einstellungen der Matrix verzichtet, da sie lediglich im Studiobetrieb sinnvoll sein sollen. Dafür gibt es nun auch einen symmetrischen Kopfhörer-Ausgang.Der Phonitor X kann auch als Vorstufe eingesetzt werden. Der Preis liegt bei 2090 Euro, eine D/A-Wandler-Karte, die die Zahl der Eingänge um drei erweitert, kostet 330 Euro
Beim Phonitor X wurde auf die extremen Einstellungen der Matrix verzichtet, da sie lediglich im Studiobetrieb sinnvoll sein sollen. Dafür gibt es nun auch einen symmetrischen Kopfhörer-Ausgang.Der Phonitor X kann auch als Vorstufe eingesetzt werden. Der Preis liegt bei 2090 Euro, eine D/A-Wandler-Karte, die die Zahl der Eingänge um drei erweitert, kostet 330 Euro

Der Phonitor E ist ein reiner Kopfhörer-Verstärker ohne Vorstufen-Funktion. Auch er besitzt getrennte Endstufen für den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang. Sein Preis: 1340 Euro, DAC-Option 330 Euro
Der Phonitor E ist ein reiner Kopfhörer-Verstärker ohne Vorstufen-Funktion. Auch er besitzt getrennte Endstufen für den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang. Sein Preis: 1340 Euro, DAC-Option 330 Euro

Die Wandler-Vorstufen-Kombination hört auf den Namen „Director“, bietet zwei analoge und vier digitale Eingänge und ist fernsteuerbar. Sie akzeptiert PCM-Signale bis 384 Kilohertz und DSD128. Der Preis: 2850 Euro
Die Wandler-Vorstufen-Kombination hört auf den Namen „Director“, bietet zwei analoge und vier digitale Eingänge und ist fernsteuerbar. Sie akzeptiert PCM-Signale bis 384 Kilohertz und DSD128. Der Preis: 2850 Euro

SPL hat auch an die Freunde der Schallplatte gedacht: Der Phonos zum Preis von 1760 Euro bietet Verstärker für MM- und MC-Systeme, die mit Schaltern auf der Frontplatte in Lastkapazität respektive -impedanz anpassbar sind
SPL hat auch an die Freunde der Schallplatte gedacht: Der Phonos zum Preis von 1760 Euro bietet Verstärker für MM- und MC-Systeme, die mit Schaltern auf der Frontplatte in Lastkapazität respektive -impedanz anpassbar sind

Die klassisch analog aufgebaute Endstufe leistet im Stereo-Betrieb 285 Watt an vier Ohm und 450 Watt im Brückenbetrieb. Das Eingangssignal lässt sich per Schalter bis -5,5 dB trimmen, wodurch eine exakte Balance-Korrektur vorgenommen werden kann. Der Performer s800 steht mit 2970 Euro in der Preisliste
Die klassisch analog aufgebaute Endstufe leistet im Stereo-Betrieb 285 Watt an vier Ohm und 450 Watt im Brückenbetrieb. Das Eingangssignal lässt sich per Schalter bis -5,5 dB trimmen, wodurch eine exakte Balance-Korrektur vorgenommen werden kann. Der Performer s800 steht mit 2970 Euro in der Preisliste

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