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PS Audio Sprout

03.10.2014 // Matthias Jung

Immer wieder ist zu lesen, dass Hifi und High-End ein Spielfeld für langsam aussterbende gestrige Männer sei und es, wie bei so vielem, keinen Nachwuchs mehr gebe. Zum einen war auch früher die Anzahl an Menschen, die für gehobene Musikwiedergabe viel Geld ausgegeben hat, durchaus überschaubar, zum anderen hört die Jugend – heute ja bis mindestens 29 – halt absolut anders als in der guten alten Zeit…

Wirklich weggebrochen ist das mittlere Segment aus Hifi-Türmen, die es heute fast gar nicht mehr gibt. „Aber kein Wunder, guck dir die Sachen doch an. Riesig, unbedienbar, völlig hässlich und meine Quellen wie Notebook und Smartphone kann ich darüber nicht wiedergeben und einen Plattenspieler schon gar nicht“. So oder so ähnlich soll sich Scott McGowan seinem Vater Paul McGowan, Gründer und Besitzer von PS Audio, gegenüber geäußert haben. „Mach doch, aber kümmere dich um alles allein, wenn nötig helfen wir gern.“

Einfach, klein, modern und stylish will der Sprout besonders den Bedürfnissen der jungen Generation entgegenkommen
Einfach, klein, modern und stylish will der Sprout besonders den Bedürfnissen der jungen Generation entgegenkommen

Davon abgesehen, dass Scott die Vertriebsleitung im Unternehmen seines Vaters hat, wollte er trotzdem etwas Eigenes schaffen. Das fing bei der Finanzierung an. Um nicht von PS Audio abhängig zu sein und so dicht wie möglich an seiner Zielgruppe, stellte Scott McGowan die zu entwickelnde moderne Kleinanlage unter dem Namen Sprout bei Kickstarter vor. Sollten über das Crowdfunding 36.000 Dollar zusammenkommen, wird das Ding entwickelt, versprach er. Am Ende waren es 414.693 Dollar. Zum einen ist das natürlich clever, weil jeder Spender selbstverständlich dann auch einen Sprout kaufen wird, wenn auch günstiger, zum anderen kommt so die Entwicklung natürlich erheblich billiger. Wobei ich das schon etwas seltsam finde. Irgendwie so, als wenn der Enkel von Herrn Piëch im Internet Geld sammeln geht, um ein kleines Cabrio für VW auf den Markt zu bringen… Also, der Sprout soll die Antwort auf die Zukunft der High-Fidelity im mittleren Segment sein und hat besonders die jungen modernen Menschen im Visier. Die werden zwar gerade bedrängt, kleine DSD-Wandler und Köpfhörerverstärker für unterwegs zu kaufen, aber wir werden sehen.

Eingangswahlschalter und Lautstärkeregler müssen reichen. Der Sprout macht mit seinem gerundeten Aluprofil als Gehäuse und der Holzoberseite einen durchaus gediegenen Eindruck
Eingangswahlschalter und Lautstärkeregler müssen reichen. Der Sprout macht mit seinem gerundeten Aluprofil als Gehäuse und der Holzoberseite einen durchaus gediegenen Eindruck

Als der kleine Karton bei mir eintrifft, kann ich mir also endlich ein Bild davon machen, was den Bedürfnissen der heute jungen Generation so entspricht. Klein und leicht ist Sprout und in der Anlage eines High-Enders von der Größe her maximal als Phonovorverstärker duldbar, aber dann mit großem externen Netzteil, dass es hier allerdings nicht gibt. Das Gehäuse besteht aus Aluminium, Ober- und Unterseite aus Holz mit feiner Maserung. Sieht richtig nobel aus und wiegt gerade mal 1,8 Kilogramm. Aber Elektronik ist ja nicht schwer, und die in Class-D ausgeführten Verstärkerchips sind auch mit bescheidenen Netzteilen zufrieden. Was heute nebensächlich scheint, ist eine Fernbedienung, dafür muss es ein richtiges Potentiometer für die analog ausgeführte Vorstufensektion sein und ein mechanischer Umschalter für die Eingänge. Derer gibt es insgesamt zwei digitale und zwei analoge. Wobei das nicht ganz stimmt, Bluetooth ist ja auch so etwas wie ein Eingang, selbst wenn man es nicht sieht. Digitale Daten finden über einen koaxialen sowie einen asynchronen USB-Eingang Einlass, Analoges fließt über eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse mit beigelegtem Adapter auf Cinch sowie ein Paar Cinch-Buchsen als Phonoeingang für MM-Systeme. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Eintrag auf der Kickstarter-Seite ein. Hier gibt es Fragen und Antworten für die potentiellen Financiers und Kunden, die auch schön Aufschluss über die Zielgruppe geben: „Kann ich an Sprout jeden Plattenspieler anschließen?“ „Sprout hat einen MM-Eingang. Wenn du nicht weißt, wovon ich rede, dann ist das ok und bedeutet, dein Plattenspieler funktioniert an Sprout.“ Sehr nett und beleuchtet auch die angestrebte Einfachheit, die mit dem Sprout im Wohnzimmer einziehen soll.


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