Für diejenigen, die den Klang von DSD-Downloads nicht kennen: Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihre professionelle Studer- oder Ampex-Bandmaschine im Hörraum und darauf eine Zweispur-Mastertape-Kopie der zweiten oder dritten Generation. DSD ist nicht ganz dasselbe, aber verdammt nah dran und wirklich nicht dasselbe wie die Wiedergabe von Schallplatten oder Digitalem mit PCM.
Die Klangfärbungen von SACD und DSD sind nicht dieselben wir beim guten alten PCM. Wir alle wissen, wie schlechte PCM-Aufnahmen klingen: rauh, grobkörnig, harsch und zweidimensional. Schlechte SACDs und DSD-Files klingen völlig unterschiedlich: dumpf, flach und zuckersüß – fast schon eine Karikatur von analog. Bessere DSD-Files klingen schneller, schwungvoller, die Klangfarben wirken lebendiger. SACDs und DSD-files auf höchstem Niveau beginnen, sich dem Original anzunähern, sie klingen wie ein Mastertape höchster Qualität, oder auf allerhöchstem Level wie das Signal eines Mikrofons: Als wären die Musiker direkt in Ihrem Raum, ohne dass überhaupt Elektronik im Spiel wäre.
Der Invicta erreicht bei DSD das oberste Niveau; nah am Mastertape – vielleicht ein wenig verbindlicher als das Original, aber verdammt nah dran und sehr viel lebendiger als die typische Delta-Sigmal-Digital-Wiedergabe, die ich für ziemlich flach klingend halte. Ich nehme an, dass der Wandler-Hersteller ESS die ausgeklügelten Noise-Shaping-Algorithmen, die er bei der PCM-Wandlung einsetzt, für die DSD-Wandlung optimiert hat. Der Invicta klingt wie ein Studio-Wandler, nicht wir ein Produkt für den einfachen Konsumenten. Wenn Sie Ihre SACD-Sammlung bisher nur mit einem der üblichen One-Box-Player mit der typischen Delta-Sigma-Wandlung gehört haben, machen Sie sich auf etwas gefasst.
Das größte Problem mit der SACD und dem DSD-Inhalt auf der Disc war, dass der Sound im Gehäuse des Players gefangen war. Ich habe jetzt drei dieser überteuerten Geräte durch und habe genug davon, sie zu kaufen und zu verkaufen. Einer der Gründe dafür, dass die SACD letztendlich gescheitert ist, lag im extrem restriktiven Charakter des Mediums: Es gab kein standardisiertes Interface zwischen Laufwerk und externem Wandler, keine Möglichkeit, eine Scheibe auf einen Computer zu kopieren – von der lächerlichen Methode, eine alte, nicht upgedatete Playstation 3 Spielkonsole zu verwenden, einmal abgesehen – oder selbst eine Disc zu brennen. All die Einschränkungen hat zum Teil Sony vorsätzlich vorgenommen, zum Teil entsprangen sie Hollywoods paranoider Angst vor Kopien von Musik und Videos in hoher Auflösung. Zur selben Zeit kopierten Hunderte von Millionen Menschen munter Terrabyte an MP3-Files aus dem Internet. So stellt sich Hollywood dar: als tiefgründiger Denker.
Der Nebeneffekt dieser Einschränkung war, dass Audiophile – die wichtigsten Kunden für SACDs – in die Falle gelockt wurden, integrierte SACD-Player zu kaufen. Nun, ich habe nur eine kleine SACD-Sammlung, aber ich kenne Leute wie David Robinson, die eine sehr große Sammlung ihr eigen nennen. Ein Grund dafür, dass ich mich nicht so intensiv auf das Medium eingelassen habe, war der Wechsel zwischen verschiedenen SACD- und Universal-Playern für SACD und DVD-Audio. Alle waren überteuert und alle blieben hinter den Erwartungen zurück. Den vierten Player nutzte ich dann nur als Laufwerk, was der modifizierte Denon DVD2900 auch außerordentlich gut macht. Der einzige Ausgang, den er hat, ist ein koaxialer S/PDIF-Ausgang, der 44,1 Kilohertz und 16 Bit nach Red-Book-CD-Standard und bei DVD-Audio 96 Kilohertz und 24 Bit ausgibt, aber sorry, kein DSD. Wenn eine SACD abgespielt wird, wird das Ausgangssignal auf 44,1/16 heruntergerechnet. Vielen Dank Sony. Das macht meine SACD-Sammlung wirklich wertvoll.
Wie viele Audiophile hatte ich SACD und DSD schon abgeschrieben. Die analoge Klangqualität meines heftig modifizierten Players ist deutlich schlechter als die meines D/A-Wandlers, eines Monarchy N24 mit Burr-Brown PCM1704-Chips, passiver Strom-Spannungswandlung und analoger Röhrenausgangsstufe. Ich habe eine Menge anderer integrierter Player gehört: dieselbe Geschichte. Es ist schon wahr, es gibt auch integrierte Player für 10000 Dollar und darüber. Aber ich habe mir nicht einmal, nicht zweimal die Finger verbrannt, sondern dreimal. Glauben Sie ich mache das noch einmal? Nein.
Aber David Robinson hat mich wieder auf den Geschmack gebracht – vor allen dadurch, dass ich seine Anlage gehört habe, als ich ihn im letzten Herbst in Portland besucht habe. Nun, Downloads klingen absolut hervorragend. In der Tat, richtig gut. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Computer-Audio, aber was soll's? Ich besitze ein MacBook Pro mit Doppelkern-i7-Prozessor, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und einer 750 Gigabyte Festplatte. Das Gerät nutze ich üblicherweise auf Reisen und bei so langweiligen Aufgaben wie dem Messen von Lautsprechern; da könnte ich auch ein bisschen mehr Nutzen raus ziehen. Ich besorgte mir eine Kopie von Pure Music, einer Wiedergabe-Software zu einem angemessenem Preis und – Überraschung, Überraschung – schon spielte das MacBook 64-fs- (das entspricht der SACD) und 128-fs-DSD-Dateien über den USB- oder Firewire/IEEE-1394-Ausgang.
Und was jetzt? Ich könnte mir die ganze Meute neuer DACs mit USB-Eingang anhören, die auch DSD-fähig sind. USB-zu-S/PDIF-Converter brachten sehr unterschiedliche Ergebnisse und außerdem gibt es da noch immer die „kein-DSD-über S/PDIF“-Beschränkung.