Hersteller
CanEVER AUDIO
|
|
---|---|
Anschrift | Panfilo Castaldi 6 – 30020 Noventa di Piave VENICE - Italy |
Telefon | +39 3357082807 |
info@canever.eu | |
Web | www.canever.eu |
Vor ungefähr einem Jahr hatte ich mit dem ZeroUno DAC einen Digital-Analog-Wandler zum Test, der wie eine kleine Röhrenendstufe aussah und der mich damals mit seinem Klang so richtig begeistert hatte.
Als ich mich seinerzeit mit Ingenieur Mario Canever ausführlich über die Technik des ZeroUno DAC unterhielt, kamen wir beim Punkt der hochwertigen Röhrenausgangsstufe fast zwangsläufig auch auf das Thema analoge Line-Eingänge zu sprechen. Technisch seien ein oder mehrere Line-Eingänge kein Problem, er habe selbstverständlich auch schon daran gedacht, erläuterte mir damals der Entwickler. Knapp ein Jahr später ist es nun soweit und CanEVER Audio aus Italien präsentiert uns mit dem ZeroUno PLUS die konsequente Erweiterung des ZeroUno DAC, an den nun sowohl digitale als auch analoge Line-Quellen angeschlossen werden können.
Zuerst einmal kann ich alle stolzen Besitzer eines ZeroUno DAC beruhigen. Der neue ZeroUno PLUS trägt ganz bewusst das „PLUS“ im Gerätenamen, handelt es sich dabei doch um einen ZeroUno DAC, der zusätzlich zwei analoge RCA-Eingänge (Cinch) an Bord hat. Auf digitaler Seite gibt es vier Eingänge für USB, S/PDIF (RCA oder TOSLINK) und AES/EBU (XLR). Ein echter 75-Ohm-S/PDIF-Eingang über BNC ist optional statt des AES/EBU-Eingangs erhältlich. Die Lautstärkeregelung erfolgt im ZeroUno PLUS vollständig analog, während sie im ZeroUno DAC auf digitaler Ebene vorgenommen wird. Im Übrigen sind alle Baugruppen des ZeroUno Dac von der digitalen Eingangs-Sektion, über den Digital-Analogwandler bis zur Röhrenausgangsstufe und der Stromversorgung unverändert geblieben. Deshalb ist meine ausführliche technische Beschreibung des ZeroUno DAC auch für ZeroUno PLUS weiterhin aktuell, so dass ich meinen Schwerpunkt im Folgenden auf den neuen Analogteil legen kann.
Schauen wir uns noch einmal den Signalweg des ZeroUno DAC nach dem Digital-Analogwandler an: das Ausgangssignal des DAC wird unkonventionell über lediglich einen hochwertigen Zwischenübertrager an die Röhrenausgangsstufe angekoppelt. Im ZeroUno PLUS erfolgt nun genau vor diesem Übertrager die Umschaltung zwischen den beiden analogen Line-Eingängen und dem gewandelten Digitalsignal per Relais. Die Lautstärkeregelung sitzt anschließend zwischen diesem Übertrager und der Röhrenausgangsstufe. Durch den Übertrager wird eingangsseitig die Lautstärkeregelung ohne weitere Kondensatoren, Widerstände oder aktive Bauelemente von der Quelle gepuffert. Ausgangsseitig übernimmt dann die Röhrenstufe die Aufgabe, die Lautstärkeregelung von den nachfolgenden Geräten zu entkoppeln. Daraus resultieren ein extrem kurzer Signalweg mit einem Minimum an Bauteilen und ideale Arbeitsbedingungen für die Lautstärkeregelung. Eine – wie ich meine – äußerst clevere und elegante Konzeption.
Auch die Lautstärkeregelung selbst hat es in sich. Nach Meinung von Mario Canever kann die Bedeutung der Lautstärkeregelung für das klangliche Ergebnis gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Besonders wichtig ist ihm dabei der Gleichlauf zwischen den beiden Stereokanälen, da nach seiner Erfahrung das menschliche Ohr auf solche Abweichungen sehr sensibel reagiert und sich deshalb nur bei sehr kleinen Abweichungen ein stabiler Raumeindruck mit klarem Focus, unabhängig von der gewählten Lautstärke, einstellt. Für die technische Umsetzung einer Lautstärkeregelung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Nach meiner Erfahrung kann man nicht generell sagen, dass ein bestimmtes Konzept grundsätzlich besser ist als das andere, vielmehr kommt es auf die Umsetzung im Detail an. Allerdings besteht auch für mich kein Zweifel an dem extrem großen Einfluss der Lautstärkeregelung auf den Klang, der immer noch sehr oft unterschätzt wird.
Im ZeroUno PLUS kommt eine elektronische Lautstärkeregelung anstelle von elektromechanischen Lösungen, wie Potentiometer, mit Einzelwiderständen bestückte Stufenschalter oder Relais, zum Einsatz. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren elektronische Lautstärkeregelungen aufgrund ihres negativen Einflusses auf den Klang äußerst verpönt und werden noch immer von vielen Audiophilen sehr kritisch betrachtet. Seit einigen Jahren sind aber extrem hochwertige Chip-Lösungen verfügbar, die mittlerweile auch in absoluten High-End-Vorstufen zu finden sind.
Im ZeroUno PLUS ist die Lautstärkeregelung mit dem integrierten Baustein CS3308 von Cirrus Logic realisiert. Der Chip arbeitet vollständig analog mit einem Netzwerk aus hochwertigen Dünnschichtwiderständen mit einer Toleranz von nur 0,1 Prozent. Der Regelumfang ist mit 118 Dezibel enorm groß und reicht von -96 bis +22 Dezibel in ¼ Dezibel-Schritten. Der Gleichlauf zwischen linkem und rechtem Kanal ist über den gesamten Regelbereich besser als 0,005 Dezibel. Dieser Grad an Präzision ist mit elektromechanischen Lösungen – auch mit eng tolerierten Einzelwiderständen – praktisch nicht zu erreichen. Verbunden mit der hohen Rauscharmut und dem extrem niedrigen Klirrfaktor des integrierten Bausteins (THD: 0,0001 Prozent / Dynamikumfang: 127 Dezibel) sind damit beste Voraussetzungen für eine extrem präzise und akustisch transparente Lautstärkeregelung gegeben.
Im ZeroUno PLUS lässt sich die Lautstärke sehr feinfühlig in 65 Schritten von 1,0 Dezibel-Stufen anwählen. Neben der präzisen Lautstärkeregelung ermöglicht der ZeroUno PLUS zusätzlich einen genauen Pegelabgleich für alle analogen und digitalen Eingangssignale. Hierzu kann der Pegel in Schritten von 0,5 Dezibel in einem Bereich zwischen -26 und +17 Dezibel eingestellt werden. Die Signale unterschiedlichster Quellgeräte können damit so aufeinander abgeglichen werden, dass es beim Umschalten der Eingänge zu keinen Lautstärkesprüngen kommt. Darüber hinaus ist noch eine Balanceregelung von - 5 bis + 5 Dezibel, ebenfalls in 0,5 Dezibel Schritten, implementiert.
Wer jetzt ganz klassisch in der analogen Vorverstärkerwelt zu Hause ist, wird die Stirn runzeln und an drei getrennte Regler im Signalweg denken. Und genau an diesem Punkt kommt ein weiteres Feature des CS3308, die digitale Ansteuerung aller Schaltstufen, zum Tragen. Über die im Chip eingebaute Logik werden die gewählten Werte für Lautstärke, Pegelregelung und Balance zu einem Wert addiert und dann genau eine, diesem Summenwert entsprechende Widerstandskombination ausgewählt. Die hierfür notwendige Intelligenz bei der Ansteuerung erfordert ein spezielles Software-Programm, das im Mikroprozessor des ZeroUno PLUS abgelegt ist und in dessen Programmierung Mario Canever sehr viel Zeit investiert hat. Aber die Firmware kann noch mehr. Im Set-Up Menü des ZeroUno PLUS lassen sich alle Eingänge stumm schalten, die nicht belegt sind. Damit kann man durch einfaches Antippen der Eingangswahl – auch auf der Fernbedienung – rasch zwischen den angeschlossenen Quellen umschalten. Zusätzlich lässt sich für jeden Analogeingang je nach angeschlossenem Gerät und eigenem Geschmack eine Bezeichnung wie TAPE, PHONO, TUNER oder auch LINE 1, LINE 2 bzw. AUX 1 oder AUX 2 wählen, die bei Auswahl der entsprechenden Quelle dann im Display angezeigt wird.
An die Lautstärkeregelung schließt sich – wie Mario Canever es gerne bezeichnet – das „Herz“ des ZeroUno PLUS, die Röhrenausgangsstufe an. Diese Stufe ist als Stromverstärker mit niedrigem Ausgangswiderstand und hoher Stromlieferfähigkeit ausgelegt. Damit soll der ZeroUno PLUS unbeeindruckt auf exotische Verbindungskabel reagieren und auch lange Kabelstrecken zu entfernt aufgestellten Endstufen mühelos treiben können. Das Ausgangssignal der Röhrenstufe steht unsymmetrisch an einem Paar RCA-Buchsen und symmetrisch an einem Paar XLR-Buchsen zur Verfügung. Die Symmetrierung erfolgt über zwei bei Lundahl nach Spezifikationen von CanEVER Audio gefertigte, Übertrager. Beide Ausgänge können parallel für Bi-Amping oder den Anschluss eines aktiven Subwoofers genutzt werden.
Der Analogteil des ZeroUno PLUS besitzt drei weitere Netzteile. Ein Ringkerntransformator versorgt die beiden getrennten Spannungsregelungen für den linken und rechten Kanal. Die digitale Ansteuerung der Lautstärkeregelung wird von einem weiteren Ringkerntransformator über eine eigene Spannungsstabilisierung versorgt. CanEVER Audio bleibt damit seiner Philosophie treu, analog und digital bereits auf Netzteilebene konsequent zu trennen, um Einstreuungen der Digital-Sektion auf die empfindlichen Analogsignale von Anfang an konsequent zu verhindern. Noch ein Wort zur Stromversorgung: Das Netzteil des ZeroUno PLUS dürfte gemessen an der Zahl der Bauteile und der beanspruchten Fläche bestimmt knapp ¾ des gesamten Geräts einnehmen. Ich kenne kaum ein anderes kommerzielles Gerät mit einer derart aufwendigen Stromversorgung.
Der gesamte Analogteil einschließlich Stromversorgung ist auf einer eigenen Platine untergebracht, die über der großen Mutterplatine montiert ist. Um dieses Analogboard unterbringen zu können, wurde das Gehäuse des ZeroUno PLUS so geschickt nach unten erweitert, dass es von vorne praktisch nicht zu erkennen ist. Zukünftig können alle ZeroUno DACs auch noch nachträglich zum ZeroUno PLUS aufgerüstet werden.
Für den Hörtest habe ich den ZeroUno PLUS direkt an meine Omtec Endstufen angeschlossen. Auf digitaler Seite kam mein bewährter Signalweg von MinimServer über JPLAY und meine beiden kaskadierten Mutecs in den S/PDIF-Eingang des ZeroUno PLUS zum Einsatz. Anschließend habe ich dem ZeroUno PLUS eine ordentliche Einspielphase gegönnt und dann – quasi zur Auffrischung – erst einmal über den DAC Musik gehört.
Sie kennen das vielleicht: Man trifft nach längerer Zeit einen guten alten Bekannten wieder, mit dem man sich sehr gut verstanden hat, und das alte Verständnis ist sofort wieder da. So oder so ähnlich ist es mir mit dem ZeroUno PLUS ergangen. Da ist er wieder, dieser Klang, der mich seinerzeit so begeistert hatte. Das Klangbild wirkt tonal unglaublich geschlossen, die räumliche Tiefe beeindruckend, aber das Besondere ist, wie sich die Musik von den Lautsprechern löst und gleichzeitig gerade auch direkt hinter den Lautsprechern wieder gegeben wird.
Mit dem ZeroUno PLUS habe ich nun die Gelegenheit auszuloten, welchen Anteil der analoge Teil mit der Röhrenausgangsstufe an diesem Ergebnis hat. Ich schließe hierzu meinen DAC M2Tech Young an einen der Line-Eingänge an und lausche. Bei „High Life“ (Jazz at the Pawnshop Volume I - LIM UHD 71) sind die Geräusche aus dem Publikum und einzelne Stimmfetzen leiser Unterhaltung zu Beginn des Stücks extrem deutlich zu hören, die Artikulation der einzelnen Instrumente ist klar und rund und die Wiedergabe hat eine so faszinierende Dynamik, dass der ohnehin stupende Live-Charakter dieser allseits bestens bekannten Aufnahme noch einmal deutlich an Intensität gewinnt. Großartig ist, wie sich mit dem ZeroUno PLUS, auch wenn der M2Tech Young der Zuspieler ist, das Klangbild wieder von den Lautsprechern löst. Das ist bei einer solistisch geprägten Aufnahme, wie dem Album El Diablo Suelto mit John Williams der Fall, bei der der Solist klar fokussiert aus der Mitte zwischen beiden Lautsprechern kommt. Dies gilt aber genauso für die Abbildung des Orchester und der Sologitarre im „Quintetto No. 4 in Re Maggiore "Fandango" per Corda e Chitarra, (G. 448) von Luigi Boccherini (Luigi Boccherini: Fandango, Sinfonie & La Musica Notturna Di Madrid: Le Concert Des Nations, Jordi Savall).
Nun will ich ganz genau wissen, wie stark der ZeroUno PLUS den Klang meiner Anlage wirklich prägt. Deshalb schließe ich meine Kaneda-Phonostufe und meine Phonostufe von Erno Borbely an die beiden Line-Eingänge des ZeroUno PLUS an und höre abwechselnd mal mit der einen und dann wieder mit der anderen Kombination. Während die Kaneda-Vorstufe für ein Transistor-Gerät einen wunderschön weichen, fast röhrenähnlichen Klang besitzt, hat die Borbely-Vorstufe deutlich mehr Auflösung und lässt kleinste Details hörbar werden, ohne dabei jemals hart oder gar analytisch zu klingen. Der ZeroUno PLUS arbeitet die klanglichen Eigenschaften der beiden angeschlossenen Geräte glasklar heraus. Damit widerspricht der ZeroUno PLUS gängigen Klischees, in dem er genau keinen warmen Schönklang produziert, der Röhren immer nachgesagt wird, sondern im besten Sinne unbestechlich neutral, aber zugleich höchst musikalisch bleibt.
Überragend aber ist auch hier wiederum, wie sich mit beiden Phonovorstufen das Klangbild vollständig von den Lautsprechern löst. Wieder ist nicht die räumliche Tiefe allein, sondern die Art und Weise, wie die Musik gerade auch direkt hinter den Lautsprechern wiedergegeben wird und die Lautsprecher dabei völlig zu verschwinden scheinen. Dabei ergibt sich gerade kein, wie so oft gehörter, irgendwie tunnelartiger Raumeindruck, bei dem der imaginäre Raum zwischen den beiden Lautsprechern spitz zusammenzulaufen scheint. Das „Intermezzo from Goyescas“ von Enrique Granados mit dem Orchesta Nacional de Espana unter der Leitung von Ataulfo Argenta (ALHAMBRA - ALTO (AA006), 1997) wird zu einem großen Genuss mit enormer Räumlichkeit sowohl in der Tiefe als auch in der Breite. Die Streichereinsätze haben eine Strahlkraft und Intensität, die einfach mitreißend ist.
Während ich das Album höre, wird mir noch eine weitere herausragende Eigenschaft des ZeroUno PLUS erst so richtig bewusst und zwar seine ausgeprägte Dynamik. Damit meine ich nicht so sehr die Eigenschaft, Unterschiede zwischen laut und leise wiederzugeben, sondern – ich nenne das einmal innere Dynamik – die Intensität, mit der ein Solist, eine Gruppe von Musikern oder ein ganzes Orchester von leisen zu lauten Passagen und umgekehrt wechselt. In der „Suite Española“ lädt der Komponist Isaac Albéniz den Hörer zu einer ausgesprochen abwechslungsreichen, musikalischen Rundreise durch verschiedene Städte der iberischen Halbinsel ein. Gerade in der Bearbeitung für großes Orchester und unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos und dem New Philharmonia Orchestra (Decca – SXL 6355, Alto High-Fidelity – 0096355) faszinieren die Stücke mit ihrem Farbenreichtum und durch ihre beeindruckende Bandbreite regionaler musikalischer Facetten. Der ZeroUno Plus glänzt dabei mit seiner Kraft und Intensität, dass es eine wahre Freude ist. Szenenwechsel: Auf dem Plattenteller liegt jetzt „High Voltage“ mit dem Count Basie Orchestra (Edel Triple A Series / MPS / 0211545MSW). Der Albumtitel umschreibt das Programm treffend, die Aufnahme und die Arrangements sind erstklassig und die Basie-Band spielt wie immer brillant. Selbst in den Nummern mit gedrosseltem Tempo ist die Spannung mit dem ZeroUno Plus allgegenwärtig und bei den Bläsereinsätzen geht so richtig die Post ab. Was will man eigentlich mehr?
Auch wenn ich es beim Test des ZeroUno DAC schon vermutet hatte – nun bin ich mir sicher. Der Analogteil mit der Röhrenausgangsstufe ist erstklassig. Mit dem ZeroUno PLUS hat Mario Canever dieses Analogteil nun zu einer überragenden analogen Top-Vorstufe erweitert, die den Klang jeder Anlage auf ihre ganz eigene Art und Weise prägen wird.
Gehört mit
|
|
---|---|
Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, Intel Atom 1,6 GHz, 2 GB RAM, Windows Home Server |
Software | MinimServer, JPlay 6.2, JRiver 19 |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler | M2Tech Young |
Plattenspieler | Platine Verdier |
Tonarm | Souther TRIBEAM |
Tonabnehmer | Clearaudio Veritas |
Vorstufe Phono | Kaneda, Erno Borbely |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable |
Herstellerangaben
ZeroUno PLUS
|
|
---|---|
Digital-Eingänge | S/PDIF (RCA bis 24 bit/192 kHz), S/PDIF (BNC 75 Ohm bis 24bit/192 kHz) optional, AES/EBU (XLR 110Ohm bis 24bit/192kHz), TosLink (bis 24bit/96 kHz), USB 2.0 (PCM bis 32 bit/384 KHz und DSD (DoP) bis DSD 64 und DSD 128, Analog-Hochpegel Eingänge, 2 Paar RCA |
Analog-Verstärker-Ausgänge | 1 Paar RCA und 1 Paar XLR |
Gewicht | 11,5 kg |
Abmessungen | 40 cm x 19,8 cm x 36 cm (BxHxT) |
Preis | 6.850 Euro (ZeroUno DAC) 9.950 Euro (ZeroUno PLUS) |
Hersteller
CanEVER AUDIO
|
|
---|---|
Anschrift | Panfilo Castaldi 6 – 30020 Noventa di Piave VENICE - Italy |
Telefon | +39 3357082807 |
info@canever.eu | |
Web | www.canever.eu |
Vertrieb
Friends of Audio
|
|
---|---|
Anschrift | Friends of Audio Dipl. Ing. Rainer Israel Heinrichstraße 26 64347 Griesheim |
Mobil | 0170 485 7199 |
info@friends-of-audio.de | |
Internet | www.friends-of-audio.de |
Hoffentlich hat der erste Teil meines Berichtes keinen zu negativen Eindruck hinterlassen. Weitere Betrachtungen führen zu einem erfreulicheren Bild. Dr. Matthias Lück, der bei Brinkmann-Audio die digitalen Konzepte entwickelt, schrieb folgende Stellungnahme, ebenfalls im Interview-Stil.
Frage: Warum haben Sie sich bei Brinkmann Audio mit MQA beschäftigt?
Dr. Matthias Lück: „Ich habe das erste Mal Gänsehaut bei Digitalmusik bekommen“ – mit dieser Aussage von Richard Vandersteen (Vandersteen Audio) im Jahre 2015 begann unsere Begegnung mit MQA. Wir sind ein Hersteller mit Fokus auf Musikalität und Langlebigkeit unserer Produkte. Daher betrachten wir neue technische Entwicklungen immer unter diesen Aspekten. Trägt es zur Musikalität bei und kann es langfristig erfolgreich sein. Beide Punkte haben sich nach intensiverer Beschäftigung mit MQA bestätigt.
Frage: Welche Vorteile bietet MQA für einen Hersteller von D/A-Wandlern?
Dr. Matthias Lück: Die Klangqualität eines Verfahrens messtechnisch oder gar wissenschaftlich nachzuweisen oder zu widerlegen, ist ein schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Man kann die Grundlagen legen, aber die letzte entscheidende Abstimmung geschieht bei uns immer per Ohr. Grund dafür ist, dass das Hören ein komplexer Vorgang ist, der nur unzureichend mit wissenschaftlichen Modellen beschrieben werden kann. Ein Modell ist letztendlich immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit. In den letzten zwei Jahrzehnten brachten neue Erkenntnisse in der Erforschung unseres Gehörs entscheidende Fortschritte für unser Verständnis, wie wir hören. Die Zeitauflösung unseres Ohres ist wesentlich höher – ungefähr Faktor zehn – als die Frequenzauflösung. Das heißt, man kann zwar Töne über 20kHz nicht wahrnehmen, sehr wohl aber Klangereignisse unterscheiden, die nur fünf Mikrosekunden auseinanderliegen. Unter anderem basiert MQA auf dieser Erkenntnis. MQA versucht die Zeitauflösung des ursprünglichen Analogsignals soweit wie möglich zu erhalten. Dabei werden nicht einzelne Teilbereich der Übertragungskette vom Studio in den Hörraum separat betrachtet, sondern die Kette als Ganzes, von der A/D-Wandlung bis zum D/A-Wandler. MQA setzt bereits im Studio bei der Encodierung an und kann daher dem D/A-Wandler mitteilen, wie er das Signal optimal aufbereitet. Bisher sind die Signalverarbeitung im Studio, inklusive A/D-Wandlung, sowie die Verarbeitung im D/A-Wandler der Grund dafür, dass die Zeitauflösung heute selbst bei hohen Samplingraten, nicht die Auflösung des Ohres erreicht.
Wir hatten uns bei Brinkmann Audio bereits mit verschiedenen Rekonstruktionsfiltern bei der Entwicklung beschäftigt und dabei einen starken Zusammenhang zwischen dem Zeitverhalten der Filter und der Natürlichkeit und Musikalität festgestellt. Unser Höreindruck von MQA hat dies bestätigt. Die Musik scheint von einem Schleier gesäubert. Je nach Material, ist die Verbesserung mehr oder weniger groß. Da Studios in Zukunft mehr Erfahrung mit MQA sammeln werden, sind sicherlich weitere Verbesserungen zu erwarten. Der zweite wichtige Aspekt von MQA, ist das Verpacken des Signals in ein 44,1 respektive 48kHz/24Bit-Format. Hierbei wird versucht, das ursprüngliche analoge Signal im Studio möglichst verlustfrei an den Ausgang des D/A-Wandlers im Hörraum zu bringen. Auf digitaler Ebene nutzt MQA Standardformate wie zum Beispiel FLAC. Dies erlaubt Streaming-Diensten wie etwa Tidal, MQA anzubieten, was zur Verbreitung wesentlich beiträgt und daher unser zweites Kriterium der Langlebigkeit stützt. Des Weiteren ist es kompatibel mit existierender Infrastruktur und Wiedergabegeräten, die MQA nicht unterstützen.
Frage: Was bedeutet dies für die Entwicklung?
Dr. Matthias Lück: MQA basiert auf einem Paradigmenwechsel. Es versucht die gesamte Übertragungskette zu optimieren und geht daher über das hinaus, was bisher mit dem Anbieten verschiedener Filter auf D/A-Wandlerseite versucht wurde. Den Klanggewinn durch MQA würde ich als einen Gewinn an Natürlichkeit, insbesondere auffällig bei Stimmen und akustischen Instrumenten, so wie einer saubereren Wiedergabe beschreiben. Wir bieten MQA als drittes Format in unserem D/A-Wandler/Streamer „Nyquist“ neben konventionellem PCM und DSD an. Der „Nyquist“ übernimmt im Falle von MQA die Entfaltung auf die volle Auflösung, sowie die Optimierung der Zeitauflösung. Die zur Decodierung von MQA verwendete Signalverarbeitung wurde in Zusammenarbeit mit MQA Ltd. individuell auf den „Nyquist“ abgestimmt. Bei der Abstimmung von PCM und DSD mit direkter Wandlung ohne Konversion in PCM des „Nyquist“ haben wir auch immer wieder Vergleiche mit Masterbändern gemacht, soweit sie uns vorlagen. Eine Art, den Klanggewinn durch MQA zu beschreiben, ist, dass es uns näher an den Klang des Masterbandes und damit den Hörer näher an das musikalische Geschehen bringt.
Frage: Was ist Ihr Fazit?
Dr. Matthias Lück: Ich kann jedem interessierten Leser nur raten, sich MQA einmal anzuhören und sich selber ein Bild vom Klanggewinn zu machen. Letztendlich ist unser Ohr das Maß aller audiophilen Dinge. Wir sehen MQA als einen Beitrag, uns ein Stück näher an die Musik zu bringen.
Die Hörprobe zu machen, ist gar nicht so einfach. Ist man nicht Besitzer eines Nyquist oder anderen MQA-fähigen Wandlers, wird man seit kurzem dennoch nicht ausgeschlossen. Denn zum einen bietet Tidal im eigenen Player die Möglichkeit der teilweisen Dekodierung. Bei Tidal heißen die MQA-Dateien Master. Das Angebot bedient überwiegend das Genre Rock mit attraktiven Titeln. Jazz und klassische Musik finden sich relativ selten. Zur Dekodierung sind im Menü unter dem Punkt „Streaming“ entsprechende Einstellungen zu machen. Hier lässt sich festlegen, ob Master-Alben von Tidal selbst entschlüsselt werden sollen. Dies geschieht bis zu einer Auflösung von 96kHz. Tidal zeigt in seiner Player-Software, die zur Zeit nur auf PCs und Macs läuft, sobald ein Master-Album aufgerufen wird, weitere Alben des Künstlers an. Auf diese Weise lässt sich das alternative, Nicht-MQA-Album finden. Aber Vorsicht! Zum ehrlichen Vergleichen benötigt man wirklich das Pendant und nicht eine andere, beispielsweise remasterte Version. Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, solche Vergleiche mit identischen Rahmenbedingungen zu machen, also in diesem Falle im Tidal-Player. Es ist nicht aussagekräftig, ein Tidal Master mit einer gerippten CD zu vergleichen. Zu viele andere Einflüsse wären im Spiel.
Tidal Master lässt sich auch über das neue Audirvana Plus 3 komfortabel aufrufen. Es ist wesentlich übersichtlicher und informativer als der Tidal-Player selber. So lässt sich ablesen, welche PCM-Auflösung das MQA-Format beinhaltet und welche Auflösung an den DAC ausgegeben wird. Brinkmann-Audio stellte mir für diesen Bericht leihweise einen Nyquist zur Verfügung. An diesen gibt Audirvana das verschlüsselte Master weiter, da der Nyquist die Dekodierung komplett übernimmt. Höre ich hingegen über meinen nicht-MQA-fähigen Audio-GD Wandler, gibt Audirvana die dekodierte Musik mit einer Aufschlüsselung bis maximal 96kHz weiter. Über Audirvana Plus 3 klingt jede Musik anders als über den Tidal-Player direkt – für mein Empfinden besser, weil etwas transparenter und strukturierter. Deshalb habe ich auch die meisten Hörvergleiche über Audirvana gemacht. Zudem erlaubt es, die MQA-Alben, die ich von Highresaudio.com oder von 2L auf meinen Mac Mini heruntergeladen habe, zu verarbeiten. Die Player-Software signalisiert auch per kleinem grünen LED-Symbol die Authentifizierung und damit, dass es sich um ein MQA-File handelt. Alternativ leuchtet dieses LED-Symbol in Blau, wenn es darüber hinaus ein vom Künstler oder dessen Rechte-Inhaber autorisiertes MQA-File ist. Dieses besondere Merkmal hat Bob Stuart kreiert. Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang, dass bei Tidal neben einer remasterten PCM-Version gleich zwei Varianten des Eagles Album Hotel California in MQA angeboten werden, die deutlich unterschiedlich klingen, vor allem in der Bass-Intensität. Dazu gab mir Bob Stuart über sein Büro diese Erklärung – hier in Übersetzung wiedergegeben:
„Dies ist ein großartiges Beispiel für unseren Prozess. Wenn man sich die Geschichte dieses berühmten Albums anschaut, war die erste High-Speed-Version von Elektra im Jahr 2001 auf DVD-Audio. Diese Dateien wurden zum Download im Jahr 2011 remastered und die Version ist auf einigen Download-Shops zu finden. Für dieser wurde die Codierung in MQA genehmigt. Anschließend wurde die MQA-Zulassung für ein neueres, 2013 erschienenes Remaster von Bernie Grundman gegeben, der auf das ursprüngliche analoge Band zurückgegriffen hat. Diese spätere Übertragung ist die, die in MQA auf Tidal verfügbar ist. Im Rahmen eines normalen Prozesses hat die veröffentlichende Plattenfirma den Streaming Services die Version von 2013 zur Verfügung gestellt. In einigen Gebieten ist nur noch eine Version verfügbar und wenn man in der Lage ist, zwei Versionen zu finden, muss das während des Übergangs gewesen sein. Unsere Politik für das Streaming ist es, zu jedem Zeitpunkt immer das Beste anzubieten. Zuletzt ist noch anzumerken: In manchen Fällen hat ein Künstler mehr als eine Version genehmigt - wie zum Beispiel die originale und remasterte Version gleichzeitig oder zu verschiedenen Zeiten.“
Lassen Sie mich die klanglichen Eindrücke der gehörten MQA-Musik im Vergleich zu entsprechenden PCM-Files in dergleichen Auflösung zusammenfassend beschreiben: Angefangen habe ich mit dem Vergleichen im Tidal-Player, und zwar in der wenig praxisnahen, nicht entschlüsselten Einstellung. Ich habe also uncodierte 24Bit/44,1 oder 48kHz MQA-Files im Flac-Format Download im Flac-CD-Format gegenübergestellt. Da fiel es mir anfangs nicht so leicht, die gehörten Unterschiede qualitativ einzuordnen. Dummerweise gibt es zwischen den Files auch Pegel-Unterschiede, was die Sache deutlich erschwert. Ich hatte das Gefühl, die MQAs klängen eine Spur gedämpfter, weil die „spitzen“ Höhen des PCM-Files im Vergleich mehr Eindruck machten. Besonders bei natürlichen Instrumenten wird aber bald klar, dass die ruhigere Darstellung per MQA musikalisch glaubwürdiger ist.
Bei den folgenden Hörsitzungen mit dekodierten MQA-Dateien – egal ob als Stream über Tidal, in Audirvana Plus 3 oder vom auf dem Rechner gespeicherten Files – ist MQA die bessere Wahl. Auch ist dieses Ergebnis unabhängig davon, ob ich den hochkarätigen Nyquist mit voller Auflösung bis 352,8kHz einsetze oder über den klanglich schwächeren Audio-GD Wandler mit bei 96kHz limitierter Auflösung höre. In Abhängigkeit von der jeweiligen Musik ist der Unterschied mal sehr, mal wenig deutlich. Das gilt beim relativ schnellen Umschalten. Hier bedarf es oft eines mehrfachen Hin- und Her-Schaltens. Ich habe mir einen Blind-Test auferlegt, indem ich die Files gemischt habe und sie dann, ohne genau hinzuschauen, startete. Beim späteren Blick auf den entfernt stehenden Nyquist konnte ich dann sehen, ob mein Tipp stimmte. Meine Trefferquote lag ziemlich hoch.
Viel aussagekräftiger ist ein Langzeit-Hörvergleich. Hier werden die Vorzüge von MQA evident und zum Hörvergnügen. Mit MQA gerät das Hören wesentlich angenehmer, weil entspannter. Die Darstellung scheint manchmal einen Hauch weicher, ist es aber nicht. Das Fehlen aggressiver Artefakte erweckt diesen erfreulichen Eindruck. Dies ist für mich der eindeutige und überzeugende Vorteil von MQA. Der Gewinn ist deutlich hörbar und wird nicht mit Nachteilen erkauft. Auch zeichnet sich oft eine klarere Darstellung in der räumlichen Tiefe ab. Instrumente und Stimmen erscheinen noch prägnanter. Obwohl MQA in den Höhen und auch im Präsenz-Bereich wegen der fehlenden Überbetonung etwas verhaltener wirken kann, ist die plastische Offenheit überlegen. Ich denke, dies ist der fehlende Schleier, von dem Dr. Matthias Lück spricht. Selbst bei den 352,8kHz aufgelösten PCM- und MQA-Files kann ich den Unterschied hören. Deutlich verbessert MQA, um mal ein nach meinem Geschmack klanglich besonders schönes Beispiel zu nennen, die Musikalität des von ECM produzierten Albums von Eleni Karaindrou David, das bei Highresaudio.com in MQA-Flac-44,1 zu bekommen ist. Kostenlos wird übrigens auf der Website von 2L reichlich Material angeboten, um MQA sowohl mit den DXD-Original-Files und in etlichen anderen Formaten von MP3 bis DSD zu vergleichen. Die musikalische Überlegenheit von MQA hatte ich eigentlich bestenfalls beim Streaming erwartet. Dass MQA darüber hinaus klanglich die hoch aufgelösten PCM-Files auf meinem Rechner schlägt, hat mich dann doch überrascht. Den Grund dafür sehe ich in dem speziellen Filter zur Verringerung des Vor- und Nach-Schwingens bei der Wandlung von Impulsen und möglicherweise auch bei der Implementierung der Merkmale des A/D-Wandlers. In wieweit letzteres in Audirvana Plus 3 oder dem Tidal-Player Berücksichtigung findet, entzieht sich meiner Kenntnis. Für die Wirkung des Ringing-Filters spricht die Tatsache, dass MQA in allen Formaten den Eindruck eines realistischeren, sauberen Klanges erzeugt. Dieser Effekt ist tendenziell immer identisch, wenn auch nicht immer gleich ausgeprägt. Aus meiner Sicht ist die Auswirkung der Bearbeitung durch MQA musikalisch ein Gewinn, selbst wenn durch das Music-Origami Datenverluste entstehen mögen. Künftig werde ich bevorzugt MQA-Files erwerben. Ich empfinde sie als tonal angenehm und sauberer, musikalisch zutreffender und näher an der Realität. Zur Dekodierung ist bereits Audirvana Plus 3 bestens geeignet. Dass ein Nyquist noch mehr musikalische Feinheiten ans Licht bringt, ist neben der vollen Entfaltung des MQA-Files auch der klanglichen Qualität des Nyquist an sich geschuldet. In meinen vier Wänden habe ich nie einen besseren D/A-Wandler erlebt.
Dennoch sollte man nicht übersehen, dass MQA noch eine Baustelle ist. Das Angebot an Musik ist zur Zeit nicht gerade üppig.. Der Forderung von Lothar Kerestedjian nach mehr Transparenz von Seiten der Musikindustrie im Marketing von MQA schließe ich mich an. Würde die erfüllt, hätten wir auch bei Highresaudio.com wieder ein attraktives, umfangreiches MQA-Download-Angebot.
Gehört mit
|
|
---|---|
Computer | Apple MacMini mit OS X Sierra, Audirvana Plus 3.0.1 – 3.0.4 |
Clock | Mutec MC-3+Smart Clock USB |
DA-Wandler | Audio-gd Master 7, Brinkmann Nyquist |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Air Tight ATM-3 |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, Audio-gd LS und NF, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Hersteller: www.mqa.co.uk
Das neue Datei-Format MQA verspricht Klang in Studioqualität. Zur Zeit befindet es sich in einem Marketing-Stadium, wo es kontrovers diskutiert wird. Da stellt sich die Frage: Was kann MQA, und was ist es nicht?
Auf der High End 2016 wurden bei Brinkmann-Audio MQA-Musik-Dateien mit einem Prototypen das DA-Wandlers und Streamers Nyquist vorgeführt. Diese Demonstration klang recht beeindruckend. Die Tatsache, dass Brinkmann-Audio dieses neue Format in den Nyquist implantiert, darf annehmen lassen, dass damit ein klanglicher Gewinn verbunden ist. Der weltweit angesehene Analog-Spezialist ist uns allen ja nicht gerade für technische Gimmicks und überhastete Innovationen bekannt. Damals sprach ich mit Dr. Matthias Lück. Er ist der Digital-Spezialist an der Seite von Helmut Brinkmann. Die musikalischen Fähigkeiten von MQA waren nach seiner Erfahrung bemerkenswert. Da ich aber in meinem Umfeld seinerzeit keinen MQA-fähigen Digital-Analog-Wandler besaß, der damals, anders als heute, noch unabdingbare Voraussetzung für die Nutzung des neuen Formats war, beschäftigte ich mich erst einmal nicht mehr mit dem Thema. Etliche Monate später wurde ich durch Lothar Kerestedjian, den Chef von Highresaudio.com, wieder daran erinnert. Er lud die interessierte Fachpresse und Kunden zu einer MQA-Vorführung nach Hamburg ein. Diese Vorführung geriet recht informativ und ließ mich das Thema für Hifistatement planen. Damals taten sich schon einige Fragen auf, denen ich nachgehen wollte.
MQA ist das Kürzel für die vielversprechende Bezeichnung „Master Quality Authenticated“ und ist ein Format für hoch aufgelöste Musik-Dateien oberhalb des CD-Formats von 16Bit/44,1kHz. MQA-Files werden zum Download oder Streamen im Flac-Format transportiert und sind originär. Das bedeutet: Die Musik wird nach MQA-Spezifikationen als neue Datei kreiert. Die Bearbeitung der Musik basiert auf jahrelangen Arbeiten und Erkenntnissen unter Führung von Bob Stuart, einem der beiden Gründer der Marke Meridian. Bob Stuart geht es dabei um eine Klang-Optimierung. Vor allem erlaubt MQA aber das Streamen von hochaufgelöster Musik. Das Volumen des Musik-Streams entspricht mit MQA nicht mehr als dem CD-Format, selbst wenn es sich um ein DXD-File mit 24Bit/352,8kHz handelt, wie es beispielsweise vom Label 2L angeboten wird. 2L produziert seine Musik im DXD-Format, alle anderen Formate in PCM oder DSD sind davon abgeleitet. Eine geschickte, von MQA als Music-Origami benannte Faltung und Schachtelung bringt die Highres-Datenfülle im Format 24Bit/44,1kHz oder 48kHz unter.
MQA ist mit jedem Spieler kompatibel, der das Flac-Format verarbeiten kann. Sollten Sie bei einem der noch wenigen Anbieter eine MQA-Datei gekauft haben, können Sie diese genauso weiter verwenden, wie Sie es auch von anderen Flac-Dateien kennen. Es ist möglich, beispielsweise auf AIFF oder MP3 umzuformatieren. Entpacken können Sie MQA aber nicht. Es bleibt stets maximal die 24/44,1- oder 24/48-Qualität. Denn der höher qualifizierende Daten-Anteil bedarf immer einer Decodierung. Die muss ein entsprechender MQA-Dekoder – entweder als Gerät oder neuerdings auch als Software – übernehmen.
MQA ist sogar auf CD erhältlich. Das japanische Ottava-Label hat die erste MQA-CD A. Piazzolla by Strings and Oboe auf den Markt gebracht. Sie wurde in 24Bit/176kHz produziert. Auf der Silberscheibe befindet sich die MQA-encodierte Musik nicht im Format Flac, sondern im CD-Audio-Standard 16Bit/44,1kHz. Die volle, ursprüngliche Auflösung wird erst erreicht, wenn das MQA-Signal über den digitalen Ausgang des CD-Players (SPDIF, AES/EBU oder HDMI) an einen MQA-fähigen Digital-Analogwandler ausgegeben wird. Auch andere CD-Labels wollen künftig, so hört man, MQA-CDs produzieren. Namentlich wurde bereits Chesky Records genannt.
MQA faltet aber nicht nur die Musikdatei in seiner platzsparenden Verschachtelung. Zur Verbesserung des Klanges wird die Musik mit einem eigens entwickelten Filtersystem bearbeitet, um den unerwünschten Pre-Ringing und Post-Ringing Effekt zu unterdrücken. Hierbei handelt es sich um ein Vor- und Nachschwingen, das einen Impuls bei der digitalen Umwandlung vorher und nachher umgibt. Laut MQA kommt es mit herkömmlichen Filtern bei der Wandlung zu zeitlichen Verwischungen, die zu einer Erschwerung der Ortbarkeit führen. MQA ist eine von-Anfang-bis-Ende-Konzeption. So ist die Filter-Charakteristik des Analog-Digital-Wandler bei der Erstellung in der MQA-Datei eingearbeitet und muss im Digital-Analog-Wandler am Ende beim Hörer aufgelöst werden. Auf diese Weise sollen Signalverfälschungen durch den A/D-Wandler weitgehend eliminiert werden. Das zeitgenaue MQA-Filter führe, so der Prospekt von MQA, zu einer ungewohnt sauberen, dreidimensionalen Darstellung der Musik bei der Wiedergabe. Bei der D/A-Wandlung werde aufgrund der MQA-Struktur dieses Vor- und Nach-Schwingen ebenfalls minimiert. Als Krönung des ganzen bewirkt die in der Datei hinterlegte Authentifizierung (MQA), dass keine Veränderung am Signal stattfinden kann. Würde man ein MQA-File manipulieren, ginge die MQA-Struktur verloren. Jeder MQA-Decoder besitzt deshalb eine optische Anzeige, mit der er die Echtheit sichtbar macht.
Als ich mir die Preise bei den Highres-Download-Portalen anschaute, wunderte ich mich, dass das Label 2L das MQA-Format, das hier die originäre Auflösung von 352,8kHz besitzt, deutlich günstiger anbietet als die 352,8kHz-PCM-Variante. Ich fragte nach und 2L-Chef Morten Lindberg teilte mir umgehend mit, dass dies ausschließlich an den geringeren Kosten für die Vermarktung mit der deutlich kleineren Datei läge. Wörtlich übersetzt schreibt er weiterhin: „Ich kann Ihnen versichern, dass es keine Korrelation zu unserer Wahrnehmung der Qualität gibt.“ An dieser Stelle erlaube ich mir, eine Kritik an MQA anbringen: Wenn Sie MQA kaufen, findet sich ausschließlich die Beschreibung als MQA und nicht die darin enthaltene Auflösung. Lothar Kerestedjian erklärte mir hierzu, dies sei eine Marketing-Vorgabe von MQA. An dieser Stelle, finde ich, sollte nachgebessert werden. Denn wenn ich eine Musik-Datei kaufe, möchte ich schon wissen, welche, zumindest technische, Qualität ich erwerbe. Das 2L Label umgeht diese Marketing-Vorgabe mit dem Hinweis: „original resolution“. Als Produzent der Alben kann 2L diese Aussagen machen.
Lothar Kerestedjian, der Inhaber von Highresaudio.com, ist im vergangenen Jahr begeistert auf den anfahrenden MQA-Zug aufgesprungen und hat sich mit einem sehr umfangreichen Angebot in seinem Portal dafür stark gemacht. Damit war Highresaudio.com die einzige Quelle, die ein umfangreiches MQA-Sortiment offerierte und ein enorm wichtiger Faktor in der Vermarktung von MQA. Inzwischen hat er sein Angebot deutlich reduziert. Aus Gründen der Ehrlichkeit, wie er mir sagte, hätte er nun Vorbehalte. Seine zum Verkauf stehenden Highres-Files unterliegen stets strengen Prüfungen. Mit der XiVero MusicScope Software von Stephan Hotto werden bei Highresaudio.com die Musik-Dateien auf ihre Echtheit überprüft. Übrigens hat Hifistatement die Software nicht nur vorgestellt, sondern auch über ihre Anwendung in Praxis berichtet. Mit MusicScope lässt sich feststellen, ob es sich um hochgerechnete oder native HighRes-Files handelt. Verkauft werden soll bei Highresaudio.com nur ursprüngliches Material. Dies lässt sich jedoch bei MQA nicht praktizieren, da durch die oben beschriebenen Prozesse keine Bit-Gleichheit mit der Ursprungs-Datei mehr gegeben ist und MQA so selber zum Ursprungsformat wird. Highresaudio.com machte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit „normalem“ Material aus bestimmten Quellen. Deshalb verkauft Lothar Kerestedjian die MQA-Files bestimmter Herkunft nicht mehr, da sie nicht überprüfbar sind, und nannte mir auch Namen, die ich aber hier nicht veröffentliche, um seinen Geschäftsbeziehungen nicht zu schaden. Die folgende Stellungnahme von ihm im Stil eines Interviews macht die Problematik deutlich:
Frage: Lothar, was ist der Hintergrund für deine Entscheidung, MQA-Files aus dem Angebot von HighResAudio zu nehmen?
Lothar Kerestedjian: Wir haben bei HighResAudio ein klares Konzept: Wir bieten nur natives, nicht-manipuliertes und reines HighRes an. Dieses Kriterium erfüllt MQA nicht. Zumindest nicht, wenn einfach batch-encodiert wird und keiner die Quelldateien überprüft oder absegnet – was der Fall ist! Das Versprechen wird unter anderem auch hier nicht eingelöst. Es gibt natürlich Einzelfälle wie beispielsweise die Produktionen von 2L, wo Morten Lindberg zukünftig in der Produktionsphase vom Mastering bis zum Encoding MQA einsetzen möchte. Nur, 2L ist nicht die Referenz für andere und löst das „Lossy“-Problem des MQA-Codecs nicht.
Frage: Nun sagt Bob Stuart aber, MQA sei lossless…
Lothar Kerestedjian: Das sagt er, aber es ist nicht ohne weiteres überprüfbar. Denn MQA ist ein proprietäres Format, das von jedem, der es nutzen möchte, lizenziert werden muss. Das betrifft Soft- und Hardware-Hersteller ebenso wie beispielsweise Studios und Label. Doch obwohl jeder Nutzer für den Codec bezahlt, bietet MQA nach wie vor weder uns als Dienstleister und noch den Kunden Software oder Methoden an, um die Qualität der Files zu überprüfen und zu sehen, ob es wirklich das ist, wofür der Kunde bezahlt hat. Egal ob für Download oder Streaming! Das ist nicht gewährleistet. TIDAL bietet zum Beispiel viele hochgerechnete (up-sampled) Master-Alben an.
Frage: Es gibt keine Analyse-Software, um die Files zu überprüfen, aber du sagst trotzdem, MQA sei lossy. Wie kommst du zu dieser Annahme?
Lothar Kerestedjian: Um die Qualität von Aufnahmen, die von uns als Studio Master angeboten werden, zu überprüfen, haben wir eine enge Partnerschaft mit Xivero, dem Hersteller von Musicscope. Mit Stephan Hotto haben wir aufwändig MQA-Files untersucht und dabei festgestellt, dass MQA lossy ist. Die Begründung hat Stephan in einem 44-seitigen Papier dargelegt. Hierzu wurden MQA-Files mit den derzeit verfügbaren Technologien analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig. Das sagt die Analyse: Tatsächlich liefert das englischsprachige PDF „Hypothesis Paper to support a deeper Technical Analysis of MQA (Master Quality Authenticated) by MQA Limited“ eindeutige Ergebnisse, wobei Stephan Hotto anmerkt, dass grundsätzlich alle Aussagen unter den Rahmenbedingungen gesehen werden müssen, dass es sich um eine proprietäre Lösung handelt und viele Aussagen auf den genannten Quellen wie Patentanmeldungen und Dokumenten des MQA-Marketings basieren. Wichtig ist auch, dass das gesamte Papier referenziert wird, da es einen Gesamtüberblick ermöglicht. Das MQA-Paper kann übrigens hier entweder online gelesen oder als PDF heruntergeladen werden. Zentrale Punkte der Analyse sind: MQA verwendet die Bezeichnung lossless in dem Sinne, dass die Veränderungen nicht für den Menschen wahrnehmbar sind. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Bit-Tiefe verringert werden kann, da 24Bit-Aufnahmen lediglich 20Bit wirkliche Information beinhalten. Die 20Bit werden von MQA weiter reduziert und durch ein spezielles Dithering ersetzt. Im PDF wird näher erklärt, dass sehr gute native High-Resolution-Aufnahmen einen Signal-Rauschabstand deutlich besser als 20Bit erreichen. Ähnlich zu MP3, AAC und so weiter sind alle Annahmen, dass unser Gehör bestimmte Dinge nicht wahrnehmen kann, kritisch, da diese meist von aktuellen Forschungsergebnissen widerlegt werden. Wenn als verlustbehaftet gilt, dass durch ein Bearbeitungsverfahren Daten unwiederbringlich verloren gehen, dann ist MQA ein verlustbehaftetes Audioformat. Hintergrund ist, dass für die Speicherung der Ursprungsdaten laut Patentantrag circa 17Bit nonadaptive noise-shaped dithered zur Verfügung stehen, was vermeintlich einen Rauschabstand von 20Bit ermöglicht. Ein wirkliches 24Bit-High-Resolution-Audio-File wird definitiv nicht wiederhergestellt. Dies ist natürlich alleine schon durch die Aussage von Bob Stuart bestätigt, der klar sagt, dass selbst der hauseigene Lossless Codec (MLP) nur 37 Prozent Kompressionsrate erzielen kann (PDF Seite 6).
MQA verspricht eine Klangverbesserung, indem linear-phase-Filter, die Klingeln (Pre-Ringing) verursachen, vermieden werden. Die alternativ verwendeten kurzen non-linear-phase-Filter haben jedoch den Nachteil, dass sie ein 192kHz/24Bit-Audio-Signal bereits früh bandbegrenzen (vier Dezibel bei 40kHz) sowie Phasenfehler verursachen und somit die zeitliche Auflösung gegenüber einer nativen High-Resolution-Audiodatei deutlich verschlechtern (siehe Kapitel Apodization). Messdiagramme im PDF zeigen einen Vergleich zwischen dem kompatiblen MQA-Baseband und einer echten heruntergerechneten High-Resolution-Audio-Datei. Da wird sichtbar, dass der Noise-Floor angehoben wurde und dass ab 18kHz ein deutlich erhöhtes Rauschen auftritt. Nach der MQA-Dekodierung wird das Signal/Rausch-Verhältnis (SNR) nicht besser. Falls es sich ab 18kHz um Aliasing-Effekte handelt, können diese während des MQA-Decoding-Prozesses zumindest teilweise kompensiert werden. Auch wenn das decodierte MQA-Signal letztendlich wieder die gleiche Sample-Rate wie das ursprüngliche High-Resolution-Audio-File hat, wurde durch das Verfahren die Bit-Tiefe und somit der Rauschabstand verschlechtert. Darüber hinaus wird durch die MQA-Kanalfunktion die Bandbreite und daher die temporale Auflösung begrenzt.
Frage: Ist das Aus für das Angebot von MQA bei HighResAudio ein grundsätzlicher Entschluss?
Lothar Kerestedjian: Ich habe nichts gegen Bob Stuart und den Codec, aber er kann nicht etwas als Highres verkaufen, dass nicht Highres ist, und das ist bei MQA nach aktuellem Wissensstand der Fall. Daher habe ich vorläufig MQA aus dem Angebot genommen, bis der Sachverhalt klar kommuniziert und das Marketing von MQA korrigiert ist. MQA-Codes kommen für Streaminganbieter zum Tragen, um Traffic-Kosten zu sparen. Für Downloads macht es wenig Sinn. Alternative Codecs, die lizenzfrei sind und mit 99,8 Prozent der handelsüblichen HiFi-Geräte gestreamt werden können, existieren ja – wie zum Beispiel WAV, FLAC oder auch ALAC.
Frage: Also wird MQA dauerhaft aus dem Angebot von HRA genommen?
Lothar: Das habe ich nicht gesagt. Man kann gerne darüber reden, MQA wieder in das Angebot von HRA aufzunehmen, wenn der Codec ehrlich als verlustbehaftet beschrieben wird.
Frage: Dann könnte MQA doch einfach Teil des HRA-Angebots bleiben…
Lothar Kerestedjian: Theoretisch schon, aber wir können als Händler nicht etwas als verlustfrei verkaufen, das nicht verlustfrei ist. Denn damit würden wir ein Leistungsversprechen an den Kunden nicht einhalten, und das wird juristisch als Betrug gewertet. Kunden könnten dann von uns die Erstattung der Albumpreise verlangen, weil wir die Kommunikation des Herstellers ungeprüft übernommen haben. Nur bezweifele ich, dass uns der Hersteller in solch einem Fall für die entstandenen Verluste entschädigen würde. Am Ende wäre also nur HRA gekniffen, und das hiermit verbundene finanzielle Risiko ist bei unseren Verkaufszahlen viel zu hoch.
Frage: Dann müsste MQA nur die Kommunikation ändert, um die Files wieder in das Angebot von HighResAudio mit aufzunehmen?
Lothar Kerestedjian: Dass MQA die Kommunikation für die Kunden ändert, müsste man korrekter Weise sagen. Denn in Whitepapern der Audio Engineering Society AES und der Japan Audio Society JAS ist der Codec bereits als verlustbehaftet beschrieben worden. Alternativ kann uns MQA aber auch die seit Jahren versprochenen Werkzeuge zur Verfügung stellen, mit Hilfe derer wir überprüfen können, ob ein MQA-Container eventuell doch verlustfrei be- und verarbeitet werden kann. Dann können wir MQA auch anbieten und unseren Kunden weiterhin garantieren, dass sie native Studio Master Qualität erworben haben.
Frage: Also klare Kante – egal ob links- oder rechtsherum?
Lothar Kerestedjian: Audiophile Menschen sind bereit, für hohe Qualität entsprechendes Geld zu zahlen, aber das macht den HighRes-Markt auch zu einem sensiblen Markt, der ehrlich bedient sein will und muss, denn sonst versauen wir uns alle die Glaubwürdigkeit beim Endkunden. Und die Glaubwürdigkeit von HighResAudio stelle ich nicht auf’s Spiel.
Aus dieser Stellungnahme ergibt sich, dass MQA in den Bekanntmachungen von AES und JAS offiziell als nicht verlustfrei beschrieben wird. Im Marketing stellt es sich anders dar. Was ist von MQA zu halten, wenn zwar gegenüber einer originären Datei aufgrund der MQA-Filterung und eingearbeiteten A/D-Wandler-Merkmale Veränderung im musikalischen Inhalt, aufgrund des Music-Origami auch Bit-Verluste auftreten, dies aber letztlich klanglich dennoch zu klanglichen Verbesserungen führt? Dazu schrieb mir Dr. Matthias Lück von Brinkmann Audio eine Stellungnahme, die Sie im zweiten Teil lesen können. Der erscheint in wenigen Tagen und hat einen deutlich positiven Tenor.
Hersteller: www.mqa.co.uk
Hersteller
ICHOS Schallwandler
|
|
---|---|
Anschrift | Robert Rothleitner Einwanggasse 10/1 1140 Wien, Austria |
Telefon | +43 1 5812141 |
Mobil | +43 664 9676030 |
info@ichos.at | |
Web | www.ichos.at |
Dass ein Musikserver vor allem ein Computer ist, dürfte auch den meisten Audiophilen nicht verborgen geblieben sein. Wohl nirgends ist das so offensichtlich, wie beim Soul-M. Aber schließlich geht es nicht ums Äußere, sondern um den Klang. Und da kann ein musikbegeisterter Programmier eine Menge bewegen.
Besagter Computer-Spezialist heißt Cliff Baier. Bei der Namenswahl hatte seine Mutter Gerüchten zufolge den von ihr verehrten britischen Pop-Sänger im Sinn, der sich inzwischen mit vollem Namen Sir Cliff Richard nennen darf. Auch der bürgerliche Cliff liebt Musik und die zu ihrer Reproduktion nötigen Gerätschaften und kennt sich – wie angedeutet – mit Computern und Software im Allgemeinen und Linux im Besonderen bestens aus. Er ist der Ansicht, dass gute Musikwiedergabe nicht allzu kostspielig sein müsse und das Design eines Gerätes so gut wie keinen Rolle spielen, zumindest aber kein Kostenfaktor sein sollte. Bevor er sich für eine Hardware für seinen Soul-M genannten Musik-Server entschieden habe, habe er an die 20 Motherboards ausprobiert. Aus klanglichen Gründen habe er sich dann für einen MSI-Computer aus der Cube-Serie entschieden, auf den er ein für die Musikwiedergabe angepasstes Linux aufspielt. Auch der elementare Teil des Betriebssystems, den sogenannten Kernel, der direkten Zugriff auf die Hardware hat und die Daten- und Prozessorganisation festlegt, wurde für den Verwendungszweck optimiert. Auf dem Soul-M läuft der „Music Player Daemon“, der mit der bis vor kurzen noch im App Store erhältlichen MPaD-App sogar ISO-Dateien abspielt. Aber auch wenn die MPaD-App für iPads momentan nicht erhältlich ist, hat man bei der Bedienung des Soul-M die Qual der Wahl: Er unterstützt den UpnP/DLNA Standard und ist daher auch mit Apps wie beispielsweise Linns Kazoo zu steuern und Multiroom-fähig. Wenn man die Web-Oberfläche verwendet, braucht man nicht einmal eine App zu installieren, um die Musik-Dateien über einen der USB-Ausgänge auszugeben. Mit dem heimischen Netzwerk nimmt der Soul-M über Ethernet oder WLAN Kontakt auf.
In der Standardausführung ist der Soul-M mit einer Zwei-Terrabyte-Hybrid-Festplatte von Seagate ausgestattet und wird von einem einfachen externen Schaltnetzteil gespeist. In der L-Version wird dieses durch ein SBooster-BOTW-P&P-Eco-Netzteil ersetzt, dessen positiven Einfluss auf Server und Wandler die Kollegen und ich ja schon häufiger beschrieben haben. Der Preis klettert dadurch von 1200 auf 1450 Euro. Aber damit ist noch lange nicht Schluss: Selbstverständlich sind auch Varianten mit SSD-Platten erhältlich. Momentan fungiert die XXL-Variante als Topmodell: Für 4700 Euro bekommt man den Soul-M mit SBooster-Netzteil plus Phonosophie-Netzkabel und einer Vier-Terrabyte-SSD. Zu den günstigen Preisen – vor allem der Standard- und der L-Version – sind die Musik-Server über die unten genannte Website oder ausgesuchte Fachhänder zu beziehen. Schon vor längerer Zeit bekam ich einen Prototyp zum Test. In diesem war nur eine Ein-Terrabyte-Platte installiert, die ich dann hinterher gegen eine größere meiner Wahl austauschte. Das war keine besonders gute Idee: Nun sind deutlich mehr Laufgeräusche wahrzunehmen, als bei der Seagate, die Cliff Baier ausgewählt hatte. Bei der Installation meiner Festplatte ebenso wie beim Einloggen des Soul-M in mein WLAN-Netz war mir Cliff Baier per TeamViewer behilflich. Inzwischen gibt es zwar eine Bedienungsanleitung für alle, die gerne selbst aktiv werden, aber der Support aus der Ferne bei der Installation eines Soul-M ins eigene Netz und die eigene Audiokette ist weiterhin im Preis enthalten. Der Anschluss des Soul-M ans Netzwerk per Ethernetkabel und einen Wandler per USB soll übrigens ohne Blick ins Manual oder die freundliche Übernahme Ihres Computers per TeamViewer vonstatten gehen. Hier gelte plug and play, betont Cliff Baier.
Schon Anfang des Jahres, als ein Freund einen guten, aber erschwinglichen Music-Server suchte, habe ich mit ihm den für einen Server mit eingebautem Wandler preislich wohl unschlagbaren Auralic Aries Mini mit dem Soul-M verglichen. Das machte nur deshalb Sinn, weil besagter Freund schon seit geraumer Zeit den Klang seines Wadia mit einem Mytek 192-DSD-DAC verfeinert. Er benötigt also nur einen Teil des Pakets, das der Aries Mini bietet, oder anders herum ausgedrückt: Für die benötigten Funktionen – eine Festplatte zu beherbergen, Daten von dort abzuspielen und über einen USB- oder S/PDIF-Ausgang auszugeben und mit einem Tablet oder Smartphone zu kommunizieren – wurde beim Aries Mini weniger investiert, als es sein Preis von 500 Euro auf den ersten Blick vermuten lässt. Und deswegen verwundert es auch nicht, dass er dem teureren Soul-M klanglich unterlegen ist. Wenn letzterer die Daten zur Wandlung an den Chord DAVE liefert, erscheinen die – virtuellen – Aufnahmeräume größer, die Musiker wirken motivierter, die Musik macht einfach mehr Spaß. Der Abstand zwischen Aries Mini und Soul-M schrumpft zwar ein wenig, wenn man dem Mini das passende SBooster-Netzteil spendiert, bleibt tendenziell aber bestehen.
Die ungemein beeindruckende klangliche Vorstellung des Soul-M machte uns dann ein wenig übermütig, so dass wir den kleinen Plastik-Kubus mit dem Melco verglichen, der zu diesem Zweck seine Daten über den USB-Anschluss an den DAVE schickte: So gut der Soul-M auch immer ist, die traurige Hifi-Erkenntnis, dass für das letzte bisschen Wohlklang ein unverhältnismäßig großer – auch finanzieller – Aufwand nötig ist, vermag auch er nicht außer Kraft zu setzen. Für mich bleibt der Melco das Maß der Dinge – und in Kombination mit dem Auralic Aries Femto gilt das erst recht. Dass ich über den Soul-M nicht schon früher berichtet habe und Ihnen die gerade beschriebenen Erfahrung vorenthalten habe, liegt übrigens allein daran, dass Cliff Baier damals noch nicht entschieden hatte, wie er seinen Server vermarket. Jetzt, wo der Vertrieb über musicserver24.de und den Fachhandel Formen angenommen hat, wird es Zeit, dass das im besten Wortsinne extrem preiswerte Kistchen seinen Geheimtipp-Status verliert.
In der Zwischenzeit wurde aber nicht nur ein Vertrieb für den Soul-M etabliert: Ich habe auch die Kette im Wohnzimmer unter anderem mit dem Brinkmann Marconi aufgewertet. Im Hörraum hängen Melco und Aries Femto nun in einem speziellen Audio-Netzwerk ohne Internetzugang mit einem nicht sehr kräftigen Router mit eigenem SBooster-Netzteil, so dass die analoge Wiedergabekette von der digitalen so gut wie nicht mehr negativ beeinflusst wird. Da meine Gattin und ich die drei Aries Mini in Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer auch zum Hören von Internet-Radio nutzen, macht es keinen Sinn, sie mit dem Audionetzwerk zu verbinden, sie brauchen die Verbindung zum Internet. Aber dann haben sie keinen Zugriff mehr auf die Daten des Melco. Ich kam also nicht umhin, einen der drei Minis mit einer Festplatte zu bestücken oder ihn gleich durch den Soul-M zu ersetzen. Dafür bietet sich natürlich derjenige im Wohnzimmer an, da wir hier mehr Wert auf die Klangqualität legen als etwa in der Küche. Das war zuvor ja auch der Grund dafür, den Mini im Wohnzimmer über ein SBooster-Netzteil zu versorgen.
Auch wenn ich mir so gut wie sicher bin, wie es ausgehen wir, vergleiche ich Mini und Soul-M auch in der Kette im Wohnzimmer noch einmal. Da mittlerweile auch ein SBooster für 19 Volt eingetroffen ist und den Soul-M wie erwartet klanglich noch ein gutes Stück nach vorne gebracht hat, wird dieser ebenso wie der Mini von einem Linear-Netzteil versorgt. Vor dem Vergleich überprüfe ich noch kurz, ob der Soul-M den Aries Mini im Wohnzimmer als Daten-Lieferant für die beiden verbleibenden Minis in der Küche und im Schlafzimmer ersetzten kann: Das klappt völlig reibungslos. Die beiden Auralics lassen sich weiter bequem über die DS-Lightning-App steuern und greifen problemlos auf die Daten auf der Festplatte im Soul-M zu.
Dann geht’s wieder zurück ins Wohnzimmer, wo die Analog-Ausgänge des Aries Mini noch mit der Marconi Vorstufe verbunden sind. Ich spiele kurz einen Song an, wechsele dann zum Soul-M mit nachfolgendem Mytek und es kann es fast nicht glauben, dass ich zuvor auch mit dem Aries Mini allein recht zufrieden Musik hören konnte. Der Unterschied ist schon recht krass – egal ob in puncto Dynamik, Raum, Offenheit oder Detailauflösung. Ab sofort übernimmt der Mytek Brooklyn, der seine Energie ebenfalls aus einen SBooster bezieht, die Wandlung sowohl für die Daten aus dem Aries Mini als auch für die aus dem Soul-M. Egal ob beim ersten Teil von Keith Jarretts „The Köln Concert“ oder Stevie Ray Vaughan „Tin Pan Alley“ – man hört deutlich, ob der Mytek die Daten aus dem Auralic oder aus dem Soul-M bezieht: Wenn letzterer die Informationen liefert, sind die Stücke rhythmisch akzentuierter, die Abbildung wirkt ein Stückchen größer, die imaginäre Bühne reicht weiter in die Tiefe und die Wiedergabe gerät spannender und emotionaler. Da ist es wirklich nicht nötig noch mehr Stücke aus verschiedenen Genres zu vergleichen. Der Soul-M lässt den Aries Mini als reinen Musikserver klanglich weit hinter sich – aber das ändert nicht das geringste daran, dass der kleine Auralic als Komplettlösung mit einem gradezu fantastischen Preis/Klang-Verhältnis aufwartet.
Momentan stehen drei SBooster-Netzteile unter der Marmorbank, auf der im Wohnzimmer die Vorstufe und üblicherweise der Plattenspieler stehen. Gut, das für den Aries Mini kann ich nach dem Vergleich wieder abbauen, aber schöner wäre es natürlich, mit nur einem zusätzlichen Kästchen für den Soul-M und den Mytek Brooklyn auskommen. Da bietet sich das Doppelnetzteil von Keces, das wir kürzlich in den News vorgestellt haben, geradezu an: Jede der beiden Spannungen kann intern – auch wenn der Hersteller das nicht genau so spezifiziert – zwischen fünf und 20 Volt eingestellt werden. Zudem sieht der Keces in seinem Metallgehäuse wie ein High-End-Gerät aus und ist damit nicht nur eleganter als zwei SBooster, sondern auch noch ein bisschen günstiger. Bleibt die Frage nach dem Klang: Hier geht es langsam mehr um Geschmacks- als um Qualitätsfragen. Die SBooster sorgen für minimal mehr Druck im Tieftonbereich, lassen die Wiedergabe dadurch aber einen Hauch behäbiger wirken. Der Keces hingegen verhilft Soul-M und Mytek zu etwas mehr Offenheit, Raumtiefe und Spritzigkeit. Da die Acapella-Lautsprecher in Wohnzimmer im Bassbereich keine Kinder von Traurigkeit sind, fällt mir in dieser Kette die Wahl leicht. Hier bevorzuge ich das Doppelnetzteil im schmucken Alugehäuse – aber nicht ohne anzumerken, dass das im Hörraum wahrscheinlich genau andersherum ausgehen könnte. Entweder Sie wissen, was Ihrer Kette am ehesten fehlt, oder Sie kommen nicht darum herum, SBooster und Keces in den eigenen vier Wänden an Ihrer Digitalelektronik zu vergleichen.
Inzwischen hat die Digital-Kombination aus Soul-M, Brooklyn und Keces schon ein enorm hohes Niveau erreicht, aber das heißt keinesfalls, dass mit einer weiteren Modifikation nicht noch mehr drin wäre – wenn denn die nachfolgende Kette in der Lage ist, diese Feinheiten darzustellen. Ich erwähne nur den Intona Isolator und den Mutec Mc-3+ Smart Clock USB, der Roland Dietl so begeistert schreiben ließ, dass er, Wolfgang Kemper und ich uns gleich je ein oder zwei Exemplare zulegten. Um diesen Test nicht ausufern zu lassen, probiere ich nur noch einmal kurz den Mutec zwischen Soul-M und Brooklyn: Und wie schon bei meinen ersten kurzen Test des Mutec wird mir auch in dieser Konstellation sofort klar, warum der Kollege so positiv über den Mutec berichtete. Neben mehr Schnelligkeit, Auflösung und einer größer Abbildung ist es vor allem der Raum: Der Mutec vergrößert die imaginäre Bühne deutlich und sorgt für eine ungemein plastische und luftige Darstellung von Instrumenten. Der Soul-M und der Brooklyn sind ein audiophiles Schnäppchen, mit dem entsprechenden Netzteilen von SBooster und Keces spielen sie in High-End-Gefilden, und der Mutec veredelt das Ganze zu einer digitalen Traum-Kombination!
Gehört mit
|
|
---|---|
im Hörraum | |
NAS | Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
Reclocker | Mutec MC-3+ Smart Clock USB |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Eintein The Poweramp und The Silver Bullet OTL |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic, Einstein The Pure |
Kabel | Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Füße und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Audioquest Jitterbug |
im Wohnzimmer |
|
Musikserver | Auralic Aries Mini mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Mytek Brooklyn mit SBooster BOTW P&P Eco |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug |
Herstellerangaben
Soul-M
|
|
---|---|
Unterstützte Formate | DSF, DFF, FLAC, WAV, ALAC, AIFF, AAC, MP3, WMA, OGG, LPCM, Sacd-ISO |
Unterstützte Abtastraten | 44.1K, 48K, 88.2K, 96K, 176K, 192K, 384K, 2.8M, 5.6M, 11.2M |
Abmessungen (B/HT) | 11,6/4,4/11,2cm |
Prozessormarke / Typ | Intel Celeron |
RAM-Größe | 2 GB |
Festplatten | 1 x mSATA SSD 32 GB Betriebssystem, 1 x 2 TB Hybrid Seagate Fiecuda (Standard) |
Netzwerk | Gigabit LAN, WLAN |
Preis | 1200 Euro |
Herstellerangaben
Keces DC-116
|
|
---|---|
Gleichstrom-Ausgangsspannung | 12V/6A oder 19V/6A oder 5V/3A plus 12V/3A oder 12V/3A plus 12V/3A |
Gleichstromstecker | 2,1mm Hohlstecker |
Eingangsspannung | 115V 60Hz / 230V 50Hz, schaltvar |
Gehäuse | Aluminium |
Abmessungen (B/HT) | 220/220/80mm |
Gewicht | 3,5kg |
Preis | 400 Euro |
Vertrieb
Administrator24 GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Am Reuthersbach 25 96120 Bischberg |
Telefon | +49 9503 504240 |
info@musikserver24.de | |
Web | www.musikserver24.de |
Vertrieb
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Alemannenstr. 23 85095 Denkendorf |
Telefon | 08466 905030 |
r.ross@robertross.de | |
Web | www.robertross.de |
Vertrieb
Administrator24 GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | Am Reuthersbach 25 96120 Bischberg |
Telefon | +49 9503 504240 |
info@musikserver24.de | |
Web | www.musikserver24.de |
Ein alter Bekannter? Für einige von uns ist sicherlich. Auf den Norddeutschen HiFi-Tagen brachte eine gelungene Präsentation des RB-Audiovertriebs mir die Elektronik von Crayon wieder nah. Der CFA-1.2 ist nicht der neueste Verstärker des Herstellers aus Österreich, macht aber richtig was her.
Er ist sicher ein Blickfang, da er mit seinem auffälligen Gehäuse beim Betrachter gleich Fragen aufwirft. Bei genauerem Hinsehen sind es nur diese runden, massiven Aluminium-Teile auf dem Gehäuse des CFA 1.2, die ihn aus der Reihe funktional und schlicht gestalteter Verstärker hervorheben. Man mag darüber rätseln, ob diese vier üppigen Aluminium-Teller für ein weiteres Gerät auf dem CFA-1 die Basis bilden sollen – vielleicht einen CD-Spieler? Crayon baut aber ausschließlich Verstärker. Vielmehr sind diese runden Elemente markante Bestandteile eines sehr ungewöhnlichen Gehäuse-Konzepts, zu dem auch die ausgefallen gestalteten Lüftungs-Öffnungen im acht Millimeter starken Aluminium-Gehäuse-Deckel zählen. Ihre entsprechende Ergänzung findet die Belüftung im ebenso massiven Gehäuse-Boden. So dienen denn diese vier Rund-Blöcke auch nur nebenbei dem Resonanz-Verhalten. Ihr Zweck ist der Zusammenhalt des gesamten Gehäuses. Eine Verschraubung wie wir sie üblicherweise kennen, findet sich am CFA-1.2 nicht. Löst man also ohne Werkzeug diese üppigen „Kontermuttern“, die auf vier Gewindestangen genauso verschraubt sind wie die vier gleichartigen Standfüße gegenüber am Boden, kann man den schweren Deckel abheben. Auch die sechs Millimeter starken Aluminium-Seitenteile sind jetzt hiermit vollständig gelöst. Was stehen bleibt, ist der Gehäuse-Boden mit der an ihm verschraubten, aus einem Zentimeter starken Aluminium gefertigten Frontplatte und die Drei-Millimeter Rückwand, voll gespickt mit Anschlüssen, die – von den WBT-Lautsprecher-Terminals einmal abgesehen – direkt, ohne weitere Verdrahtung auf die große Hauptplatine führen. Nur eine kleine Platine für den regelbaren Vorverstärker-Ausgang findet sich zusätzlich.
Der innere Aufbau des CFA-1.2 ist klar gegliedert, erstaunt aber, weil das raumtrennende Kühl-Element ungewöhnlich gestaltet ist. Es besteht aus einer Vielzahl von Kaminen, die im Zusammenspiel mit den Aussparungen im Boden und Deckel den gewünschten thermischen Ausgleich schaffen. An dieser Kamin-Reihe aus Aluminium sind die acht MOSFET-Leistungs-Transistoren verschraubt. Durch Brückenschaltung mit je zwei MOSFETs für die positive und negative Halbwelle ergibt sich eine Ausgangsleistung von 90 Watt an vier Ohm und 64 Watt an acht Ohm pro Kanal. Die vordere Hälfte des Gehäuses nimmt das gekapselte Schalt-Netzteil ein. Dies Modul kommt vom taiwanesischen Hersteller Mean Well und ist für Netzspannungen von 100 Volt bis 240 Volt ausgelegt. Der Wirkungsgrad liegt bei erfreulichen 87 Prozent. Ein integriertes Gebläse sorgt für Kühlung. Hätte ich in den CFA 1.2 nicht hineingeschaut, wäre ich Ihnen diese Information schuldig geblieben. Denn den Ventilator habe ich im Spielbetrieb nie gehört.
Direkt hinter der Frontplatte sind zwei Platinen für das Display, den Empfänger der IR-Fernbedienung und die Bedienelemente montiert. Von letzteren gibt es am Gerät selber nur wenige: Da sind der Taster, der den Verstärker aus dem Standby ruft, und jeweils zwei Taster für die Eingangs-Wahl und die Lautstärke. Auf der Infrarot-Fernbedienung bekommt man zusätzlich eine Mute-Taste geboten. Das warm-gelbe Display im Zentrum der Alu-Front des CFA-1 schaltet sich stets nach wenigen Sekunden ab, sobald die Funktion angezeigt wurde. Man darf sich aussuchen, ob die Lautstärke in Zahlen oder einem waagrechten Pegel-Balken ablesbar ist. Irgendwie souverän wirkt auf mich die Möglichkeit, den Kontrast dieses LC-Displays regeln zu können. Da ein LCD im Laufe der Jahre seine Anzeige-Präzision etwas einbüßt, entnehme ich diesem Feature, das man im Hause Crayon davon ausgeht, dass dieser Verstärker ein langes Leben vor sich haben wird. Crayon Chef und Entwickler Roland Krammer liegt genau dies am Herzen. Wie man an der Typenbezeichnung 1.2 des CFA erkennen kann, handelt es sich hier um eine Weiterentwicklung. Beim ursprünglichen Model traten immer mal wieder nicht erklärbare Fehler auf. In der Konsequenz gestaltete Roland Krammer die Hauptplatine dieses Verstärkers neu. Das liegt inzwischen auch schon einige Jahre zurück und der CFA-1.2 erfreut seine Besitzer mit bester Betriebssicherheit. Dass Herr Krammer das Problem von damals öffentlich und ungeschminkt eingesteht, finde ich bemerkenswert und es zeugt für mich nicht nur von Ehrlichkeit, sondern auch von einem hohen Maß an Überzeugung von der Güte seines Verstärkers.
Bereits 1986 begann Roland Krammer, Verstärker zu bauen. Schon damals waren sie im aktuellen Feedback-Konzept konstruiert. Angeregt durch einen Zeitschriften-Artikel von Burr-Brown im Jahre 1994 verbesserte er sein Layout noch einmal nachhaltig. Roland Krammer schrieb mir dazu folgendes: „Die Dirks'sche Entkoppelung der Versorgungs-Spannung garantiert einen Wellenwiderstand unter 1 Ohm von NF bis 1GHz. Diese Entkoppelung ist breitbandig und wirkt tatsächlich von NF bis 1GHz.“ Durch das Zusammenschalten zweier MOSFET zu einer Einheit ergibt sich die hohe Verstärkung ohne Einbußen an Schnelligkeit und Begrenzung der Übertragungs-Bandbreite. Die Vorteile liegen in der extrem guten Linearität, den sehr niedrigen Verzerrungswerten und einem ordentlichen Dämpfungsfaktor. Die Ausgangsstufen haben eine Bandbreite von ungefähr 500 Kilohertz. Auch die Eingangsstufe arbeitet sehr breitbandig, so dass über Alles reichlich Reserven für das Audio-Signal zur Verfügung stehen. Die Ausgangsstufen sind puristisch aufgebaut. Es gibt keine Relais für die Lautsprecher-Ausgänge. Der Verzicht auf eine Über-Alles-Gegenkopplung bringt jedoch ein geringes Maß an Verzerrungen mit sich – glücklicherweise überwiegend harmonische K2. Das Konzept der Strom-Rückkopplung bewirkt auch ein sanftes Clipping im Leistungs-Grenzbereich, ähnlich wie bei Röhren-Endstufen.
Die MC-MM Phonostufe ist dreistufig aufgebaut. Die mit sehr rauscharmen Transistoren bestückte erste Stufe verstärkt das MM-Signal um 31 Dezibel und das MC-Signal um 43 Dezibel. Es folgt eine passive RIAA-Entzerrung mit Präzisions-Bausteinen wie Widerständen mit maximal 0,1 Prozent und hochwertigen Kondensatoren von Panasonic mit höchstens zwei Prozent Toleranz. Die Abweichung vom Soll-Frequenzgang liegt bei nur ±0,25 Dezibel zwischen 20 Hertz und 30 Kilohertz. Die dritte, aktive Stufe verstärkt um weitere 30 Dezibel. Den Kern dieser Ausgangsstufe mit einer oberen Grenzfrequenz von 100 Kilohertz bildet der Analog Devices 825 Operationsverstärker. Die Kondensatoren im Feedback zwischen den Stufen wirken zusätzlich als subsonische Filter und unterbinden so ungewünschte Belastungen der folgenden Verstärkung und auch der Lautsprecher unterhalb etwa zehn Hertz bei MC und unterhalb sechs Hertz bei MM.
Kommen wir noch einmal auf die Bedienungselemente und das Display auf der Front des Crayons zurück. Durch gleichzeitiges Betätigen der beiden Eingangswahl-Tasten wird der Setup-Modus aktiviert. Hier lassen sich einige wichtige Einstellungen vornehmen. Dazu gehört die Wahl des Phono-Eingangs. Nur die Auswahl zwischen MM und MC wird angeboten. Kapazitive und induktive Anpassungen für den verwendeten Tonabnehmer macht man mittels Steckern parallel zu den Phono-RCA-Anschlüssen auf der Rückseite. Diese können beim Vertrieb geordert werden, oder auch in Eigenarbeit gelötet werden. Wie man den gewünschten Wert berechnet, beschreibt die Bedienungsanleitung. Diese liegt dem Crayon lobenswerterweise in Deutsch und Englisch bei, was heute auch nicht mehr überall üblich ist. Auch die Eingangs-Empfindlichkeit der genutzten Inputs ist in Zwei-Dezibel-Schritten einstellbar, um Pegelsprünge beim Umschalten zu unterbinden. Dabei beginnt man sinnvollerweise mit dem Einrichten des Phono-Verstärkungs-Wertes und passt die anderen Quellen an. Der CFA-1.2 blendet beim Umschalten das Signal weich aus und beim angewählten Eingang wieder sanft ein. Möglich ist auch die Einstellung der Balance, indem der Verstärkungsfaktor in Schritten von einem Dezibel abgesenkt wird. Auch eine Klangregelung für Bass und Hochton ist vorgesehen. Um 100 Hertz und zwölf Kilohertz lassen sich die Pegel um jeweils ±14 Dezibel verändern. Wenn diese Option nicht genutzt wird, also die Werte auf null Dezibel stehen, wird das Signal unbeeinflusst durchgeschaltet.
Dann gibt es da noch eine ganz besondere Einstellung, und zwar die Einstellung der zuschaltbaren Loudness in Abhängigkeit vom Wirkungsgrad der angeschlossenen Lautsprecher. Der kann den Hersteller-Angaben für den Lautsprecher gemäß zwischen 84 und 105 Dezibel in Ein-Dezibel-Schritten programmiert werden. Entsprechend wirkt die Loudness-Schaltung abhängig vom eingestellten Wirkungsgrad und der eingestellten Lautstärke, so dass sie dem Ideal der Fletcher-Munson-Kurve wirklich nahe kommt. Diese Korrektur erfolgt ohne eine qualitative Beeinträchtigung des Musik-Signals. Gesteuert werden die Einstellungen über einen I²C-Bus, der nicht im Signalweg liegt.
In den letzten Monaten konnte ich diverse Vollverstärker ausprobieren. Über zwei digitale Konzepte, den Lyngdorf und den Auralic Polaris, habe ich bei ja an dieser Stelle berichtet. Gänzlich anders, nicht nur traditioneller, ist das technische Design des Crayons. Im Preis liegt er deutlich über den beiden digitalen Artgenossen, die zudem mit attraktiver Ausstattung glänzen. Aber es bedarf nur weniger Takte Musik, um zu realisieren, dass der Crayon klanglich in einer ganz anderen Liga spielt. Sowohl bei meinen mit Real Cable im Bi-Wiring-Betrieb verbundenen quadral Platinum M50 war dies hörbar, als auch über die mit Inakustik 1202 angeschlossenen Analysis Audio Epsilon Vollbereichs-Bändchen. Sofort ist wahrnehmbar, dass der CFA-1.2 überragende Eigenschaften besitzt: An beiden Lautsprechern fällt augenblicklich die räumliche Tiefe auf, die klar beschreibbar ist. Der Crayon öffnet das Klanggeschehen mittig zwischen den Lautsprechern tief in den Raum und umfasst die Lautsprecher, so dass diese nicht lokalisierbar sind. Sehr in die Breite darüber hinaus geht er in meinen beiden Hörräumen nicht. Diese Art und Weise der räumlichen Abbildung gefällt mir ausgesprochen gut, da die Musik zusammenhängend bleibt. Gleichzeitig ist durch die Tiefe eine plastische Abstufung und Differenzierung der Instrumente oder Stimmen gegeben. Der zweite nach kürzester Zeit des Hörens zu konstatierender sympathische Charakterzug dieses Verstärkers ist seine Ruhe. Das ist nun nicht ganz leicht zu erklären, denn ein langweiliges Auftreten ist damit gerade nicht gemeint. Vielleicht ist es die Sauberkeit, mit der er zu Werke geht.
Das technische Konzept lässt, wie gesagt, nur sehr geringen Verzerrungen zu, bei denen die harmonischen überwiegen. Jedenfalls klingt die Musik jeglichen Genres unaufgeregt im positivsten Sinne. Denn loslegen kann der Crayon grandios, so dass man leicht über die angegebene Leistung ins Zweifeln geraten kann. Das liegt wohl in seiner frappierenden dynamischen Schnelligkeit begründet. So explodiert Michael Breckers Tenor-Saxophon auf Pilgrimage geradezu. Das Beste aber sind die Klangfarben – und nicht einmal nur die. Denn mit der realistischen Vielfalt der Farben geht eine wunderbare Transparenz einher, die das Klangbild aber nicht auseinanderreißt. Das Album The Phosphorescent Blues der Punch Brothers, sonst eher minimalistisch cool ertönend, erklingt jetzt begeisternd facettenreich und bereitet mir Hörvergnügen wie selten zuvor. Zur Wahrheitsfindung muss dann auch wieder Gregory Porter, Be Good, auf den Plattenteller. Hier stimmt alles: Die Staffelung, die Klangfarben, die Dynamik. Die Streicher in Wolfgang Amadeus Mozarts „Symphony No. 38“, interpretiert auf Linn-CD vom Scottish Chamber Orchestra unter Sir Charles Mackerras gerät zum schmeichelnden Genuss und bleibt dabei spannend, weil die Details dieser gelungenen Aufnahme in Farbe und Kontur so prächtig herausgearbeitet werden. Der Schmelz der Streicher wirkt nicht übertrieben, sondern bleibt absolut wirklichkeitsnah. Cecilia Bartoli schmettert die Arien auf ihrem Album St. Petersburg mit einer Stimmgewalt und Inbrunst – so hörte ich die Dame bis dato nicht. Bei allen CDs, LPs oder Highres-Files geriet das Hören absolut stressfrei. In der Ruhe liegt die Kraft – das beherrscht der Crayon überzeugend. Diese Fülle an nuanciertem Klangfarben-Reichtum zeichnen ihn aus. Die LIM-Ausgabe der Telarc-CD The Very Tall Band klingt nach meinem Empfinden eine Spur verhangen. Aber selbst bei diesem Live-Album glänzen die Instrumente, werden aufgefächert dargestellt, und man kann das Gefühl haben, im Blue Note dabei zu sein. Der CFA-1.2 kann auch aggressiv, verliert aber auch hier seine Tugenden nicht und wird auf keinen Fall harsch oder nervig. So stellt er auf der Kari Bremnes LP Over En By die Gitarre in „Per og Pål og Janus“ knallhart in den Vordergrund, so wie es sein soll, und bleibt dabei plastisch und wohlkoloriert. Dieser Verstärker begeistert mich, und ich suche für seinen Klang ein etwas sachlicheres Attribut als himmlisch – aber damit ist er eigentlich treffend beschrieben. Wenn ich wirklich – sozusagen mit der akustischen Lupe – nach Kritik suchen will, dann ist da nicht viel. Im Bassbereich sind ihm einige, sündhaft teure Endstufen an Konturenschärfe überlegen. Aber der CFA-1a beinhaltet ja als Vollverstärker zu dem die Vorstufe und eine exzellente Phonostufe, die absolut stimmig ins Gesamtkonzept passt, wie ich finde, zu einem sehr attraktiven Preis.
Gehört mit
|
|
---|---|
Netzwerk-Player | Melco N1A |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Plattenspieler | Musical Life mit Conductor 9 Zoll |
Tonabnehmer | Audio Technica Art 9 |
Lautsprecher | Analysis Audio Epsilon oder Quadral Platinum M50 |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302 und 1202 LS, quadral Real Cable Bi-Wiring 4 qm LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Crayon Audio CFA-1.2
|
|
---|---|
Gehäuse | gefräst aus massiven Aluminiumteilen |
Ausgangsleistung | 2 × 90 Watt an 4 Ohm, Musikleistung 117 Watt an 4 Ohm, 2 × 64 Watt an 8 Ohm |
Eingänge | Line: 2,451V, +10dBu, >10 kOhm CD: 5,127V, +16dBu, >10 kOhm Phono: 5mV (MM) und 0.8mV (MC) |
Verstärkungs-Faktor Phono | 42dB (MM) / 56dB (MC) bei 1kHz |
Genauigkeit der RIAA | +/-0.2dB für 25Hz-20kHz |
Record Out | 2.743V, +10,8dBu (max) |
Frequenzgang | 25 Hz bis 100 kHz +/- 0.5 dB |
Bass-Regelung | +/- 13 dB bei 100 Hz |
Höhen-Regelung | +/- 13 dB bei 7 kHz |
Signal-Rausch-Abstand | >90dB ( Line) |
Anstiegszeit | >25V / µS |
Leistungsaufnahme | circa 325W |
Netzspannungsbereich | 115 bis 230 Volt |
Ausführung | Aluminium natur oder schwarz |
Abmessungen | 85 mm (H) x 438.8 mm (B) x 312 mm (T) |
Gewicht | 11kg |
Preis | 5000 Euro |
Vertrieb
RB-Audiovertrieb
|
|
---|---|
Anschrift | RB-Audiovertrieb Reichenauer Straße 15 A-6020 Innsbruck |
Telefon | +43 676 5906026 |
Fax | +43 512 302878 |
info@audiovertrieb.com | |
Web | www.audiovertrieb.com |
Der mobile Musikgenuss begann mit dem Walkman und über den Diskman ging's zum iPod. Heute sieht man mehr Menschen denn je mit In-Ears oder Kopfhörern im öffentlichen Raum. Man kann seine Lieblingssongs unterwegs sogar in DSD oder HiRes hören und ist dabei nicht auf einen Gerätetyp festgelegt: Der Cayin i5 ist ein mobiler High-End-Audioplayer.
Damit steht der Cayin in der Tradition des iPods – er speichert die Dateien, wandelt sie und besitzt einen Verstärker für den anzuschließenden Kopfhörer – und in Konkurrenz zum Smartphone plus Kopfhörerverstärker oder einer Wandler/Kopfhörerverstärker-Kombination. Letztere gibt es in den verschiedensten Ausführungen: minimalistisch wie etwa das aktive Cipher-Cable für Audezes EL-8 Titanium, Sine oder iSine; immer noch bequem in die Tasche zu stecken wie Audioquests Dragonfly oder fast schon mit Komponentenstatus und entsprechend schwerer wie Chords Mojo oder Hugo. Mit Onkyos HF-Player-App gibt beispielsweise das iPhone PCM-Dateien bis 192 Kilohertz und DSD128 am Digitalausgang aus. Allerdings reduziert das Cipher-Cable höhere Abtastraten auf 48 Kilohertz. Die beiden Dragonflys wandeln noch 96 Kilohertz-Files, während die Chords auch vor 384Kilohertz PCM-Files mit 32 Bit und DSD256 nicht zurückschrecken. Der i5 zeigt sich ähnlich flexibel, bei DSD ist allerdings bei 5,6 Megahertz (DSD6128) Schluss.
Cayins Audioplayer ist aber nicht ausschließlich für den Einsatz unterwegs konzipiert. Er kann mit seinem 3,5-Millimeter-Klinken-Line-Ausgangs auch als USB-Wandler für die heimische Anlage eingesetzt werden. Außer über den – recht kleinen – integrierten SD-Kartenspeicher mit 32 Gigabyte lässt sich der i5 auch über Micro-SD-Karten mit bis zu 200 Gigabyte mit Musik befüllen. In Reichweite des heimischen Wlan-Netzwerks ist es dann noch bequemer: Der i5 kann drahtlos auf die darin befindlichen netzgebundenen Speicher (NAS) zugreifen. In jedem Raum alle Songs der digitalen Musiksammlung für die Wiedergabe per Kopfhörer zur Verfügung zu haben, hat schon etwas.
Die Lautstärke für die Kopfhörer-Wiedergabe wird über das satt laufende, griffig geriffelte Rad oben rechts am Gehäuse eingestellt. Nach der ersten kurzen Bewegung erscheint auf dem Touch Screen das dazugehörige Menü, das den Pegel als nummerischen Wert anzeigt und seine weitere Einstellung auch per Tipp auf kennzeichnete Punkte oder Wischen über entsprechende Symbole erlaubt. Die Anzeige ist ansprechend gestaltet und ermöglicht eine intuitive Bedienung. Auch insgesamt wirkt das Design des i5 sehr gelungen: Er liegt gut in der Hand und die vier Knöpfe – Ein/Aus, Play, Previous und Next, von denen die letzten drei natürlich auch auf dem Touch Screen wieder auftauchen – sowie das Lautstärke-Rad sind bequem zu erreichen. Das Metallgehäuse mit seiner Rückseite im Carbon-Look ist perfekt verarbeitet. Schon vor dem ersten Ton vermittelt der i5 dieses „Haben-Wollen“-Gefühl.
Der i5 nimmt mit einer USB-C-Buchse Kontakt zum Computer oder Ladegerät auf. Da diese Anschlussart noch recht wenig verbreitet ist, legte Cayin dem Audioplayer dankenswerterweise einen Micro-USB auf USB-C-Adapter bei. Der interne Speicher ist dann auch schnell mit bekannten Alben gefüllt, Der Equalizer mit seiner Vielzahl von Presets und einer benutzerdefinierten Einstellung bleibt für den Test natürlich ausgeschaltet. Es braucht keine audiophilen Produktionen in HiRes, um etwa im Vergleich zum iPhone 7 mit Onkyo-HF-Player und dem Cipher-Cable am Audeze EL-8 Titanium zu hören, dass sich der i5 auf hohem klanglichen Niveau bewegt. Da genügt Van Morrisons Down The Road um klar zu machen, dass der Cayin in puncto Farbigkeit, Offenheit und Feinzeichnung deutlich überlegen ist. Die Abbildung gerät hier nicht so dicht, dynamische Abstufungen treten klarer hervor, man hört einfach entspannter. Oder um es mal ein wenig provokanter zu formulieren: Man muss kein ausgesprochener Kopfhörer-Fan sein, um mit dem i5 lange und entspannt Musik zu genießen.
Das praktische Cipher-Cable am iPhone ist also in puncto Klangqualität keine Alternative zum Cayin. Aber man muss die Kopf-nahe Wiedergabe schon mögen, um unterwegs zur qualitativ höherwertigen Lösung mit dem Smartphone zu greifen und etwa mit einem Lightning-USB-Adapter, dem passenden USB-Kabel und dem Chord Mojo unterwegs zu sein. Preislich bewegt sich diese Lösung übrigens fast schon um die Summe, die für einen i5 zu entrichten ist. Dennoch gefällt mir Dr. Lonnie Smiths „Willow Weep For Me“ vom Album Jungle Soul besser, wenn der EL-8 mit dem Cayin verbunden ist. Dass er auch hier freier, im Bass griffiger und emotional ansprechender musiziert, möchte ich keinesfalls dem Mojo anlasten, der kann ja auch nur das verwerten, was das iPhone liefert. Ein gutes Smartphone ist ja nicht zwingend auch eine gute Musikmaschine. Der Cayin hingegen wurde nur zu einem Zweck entwickelt: Auf bestmögliche Art Files zu speichern und zum Klingen zu bringen – und das tut er. Es lohnt sich also durchaus, in einen Audioplayer zu investieren, wenn es um Klangqualität geht. Eine Spiegelreflex-Kamera macht ja auch bessere Bilder, als irgendein Smartphone das zu tun vermag.
Vor einiger Zeit habe ich mir extra einen Auralic Aries Mini zugelegt, um im kurz vor dem Einschlafen noch ein wenig Musik von Server oder NAS hören zu können. Den Line-Ausgang des Aries habe ich mit einem Kopfhörerverstärker verbunden, dessen Lautstärkeregler bequem vom Bett aus zu erreichen ist. Den Aufwand hätte ich mir sparen können, hätte ich damals schon vom i5 mit seiner Wlan-Fähigkeit gewusst. Denn damit kann man – wie oben erwähnt – ebenfalls drahtlos auf die Musiksammlung im eigenen Netz zugreifen und hat noch einen hervorragend klingenden Audioplayer für unterwegs. Langer Rede kurzer Sinn: Der Cayin musste sich auch gegenüber dem Aries samt Teac Head-Amp beweisen, auch wenn diese mehr als doppelt so teuer sind. Ich gebe gerne zu, dass ich spät abends weder Klassischem noch audiophil angehauchtem Jazz lausche. Da darf es gern mal etwas Deftigeres sein wie etwa Tom Waits' „Goin' Out West“ vom Album Bone Machine. Bei Songs dieser Provenienz kann der i5 völlig überzeugen: Er treibt auch den nicht gerade anspruchslosen EL-8 zu dynamischen Hochleistungen, hat ihn rhythmisch völlig im Griff und sprüht vor Spielfreude. Für den Audioquest NightOwl Carbon gilt das erst recht. Songs der raueren Art machen über den Aries Mini samt TEAC Headamp auch nicht mehr Spaß. Hier lohnt sich die höhere Investition nicht wirklich.
Ich versuche es dann noch einmal mit etwas feineren Tönen: Keith Jarretts „Wrong Blues“ von Album Standars Live. Der Song lebt von der Farbigkeit der Becken, der Rhythmik des Kontrabasses und der Feindynamik der Klavieranschläge – und bei diesen Kriterien kann ich keine Nachteile für den Cayin entdecken. Allerdings scheinen die Instrumente beim Auralic und Co. von mehr Luft umgeben zu sein und – auch wenn ich mir vorein paar Jahren nicht hätte vorstellen können, bei der Wiedergabe über Kopfhörer dieses Kriterium bewerten zu können, geschweige denn, darüber zu schreiben – die Abbildung gerät ein guten Stückchen größer. Aber das spielt bei der Musik, die ich gewöhnlich über die Audezes oder den NightOwl höre, so gut wie keine Rolle. Viel faszinierender ist es da für mich, mit dem i5 in der Tasche und dem entsprechenden Schallwandler auf dem Kopf in der Reichweite des Wlan-Senders herumlaufen zu können und zu wissen, dass ich jederzeit bequem Zugriff auf meine gesamte Musiksammlung habe.
Gehört mit
|
|
---|---|
NAS | Melco HA-N1ZH60, iPhone 7 128GB mit Onkyo HF Player |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
Streamer | Auralic Aries Mini |
Musikserver | Soul-M mit SBooster BOTW P&P Eco oder Keces |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Kopfhörerverstärker/Wandler | Chord Mojo |
Kopfhörerverstärker | TEAC HA-501 |
Kopfhörer | Audeze EL-8 Titanium und LCD-X, Audioquest NightOwl Carbon |
Kabel | Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug |
Herstellerangaben
Cayin i5
|
|
---|---|
Unterstützte Formate | DSD (DSF, DFF), SACD-ISO, FLAC, ALAC, AIFF, WAV, APE, WMA, WMA Lossless, MP2, MP3, AAC, OGG |
DAC-Chipset | AK4490EQ |
Ausgangsleistung | 180mW+180mW(@32Ω) |
Eingänge | USB3.1 Type C, Blootooth |
Speicher | 32GB (intern) 200 GB extern |
Ausgänge | Line Out (3,5mm Klinke), Kopfhörer (3,5mm Klinke) |
Akku-Kapazität | 4800mAh 3.7V |
Abmessungen (L/B/H) | 126/64/14mm |
Gewicht | 195g |
Preis | 650 Euro |
Vertrieb
Cayin Audio Distribution GmbH
|
|
---|---|
Anschrift | An der Kreuzheck 8 61479 Glashütten-Schloßborn |
Telefon | +49 6174 9554412 |
Fax | +49 6174 9554424 |
info@cayin.com | |
Web | www.cayin.de |
Hersteller/Vertrieb
Buchardt-Audio ApS
|
|
---|---|
Anschrift | 44C Skolegade 8600 Silkeborg Dänemark |
Telefon | +45 26748680 |
Web | www.buchardt-audio.com |
buchardtaudio@gmail.com |
Was für eine hübsche Geschichte: Zwei hifi-begeisterte Sandkastenfreunde beschließen, den ultimativen Lautsprecher zu entwickeln – mit dem Fokus auf guten Klang. Optik egal, dafür sollen sie natürlich das beste Preisleistungsverhältnis überhaupt haben und alles andere in Grund und Boden spielen. Klar.
Der eine ist Mads Buchardt, Musiker und ehemaliger Inhaber eines Instrumentengeschäfts in der Nähe von Århus, der andere Kaspar Raun, ein Ingenieur, der früher Entwickler bei Dynaudio und anderen Hifi-Herstellern war und heute für Primare arbeitet. Zusammen gründeten sie 2008 RABU Acoustics (RAun & BUchardt), einen DIY-Hifi-Shop. Die Entwicklung der heutigen Buchardt Audio S300 MKII startete bereits 2011. Während Kaspar Raun seine Entwicklerkarriere begann, baute Mads Burchardt die Firma weiter aus, die heute auch den Vertrieb von SB Acoustics Chassis inne hat. 2013 gründete er Buchardt Audio, und die ersten Lautsprecher – die S200 und S300 – erschienen, die sich in Skandinavien bald großer Beliebtheit erfreuten. Die S300 MKII ist das momentane Topprodukt im Angebot. Kunststück, es ist das einzige. Mads Burchardt kündigte in unserem Mail–Wechsel aber bereits weitere passive und aktive Lautsprecher an.
Um preislich die ehrgeizigen Ideen realisieren zu können, wird konsequent auf den Direktvertrieb gesetzt. Gebaut und montiert werden die Lautsprecher in Indonesien bei demselben Unternehmen, das auch die Chassis herstellt. Der Versand an den Endkunden erfolgt weltweit aus Dänemark. 30 Tage Testzeit werden den Kunden eingeräumt. Der so erreichte Endpreis von 1343,35 Euro – der Tagespreis variiert mit dem Umrechnungskurs – für das Paar in Nussbaum soll auf diesem Weg bis zu 70% günstiger sein, als das, was Mitbewerber für ein derartiges Produkt aufrufen. Man wird sehen.
Die eingesetzten Chassis sind in Kooperation mit SB-Acoustics entstanden. Die Membran des 15 Zentimeter messenden Tiefmitteltöners besteht aus einer Mischung aus Polypropylen und einem nicht näher spezifizierten Mineralstoff. Der Materialmix soll die Tieftonfähigkeiten des Kunststoffs mit den Mitteltonqualitäten von Papiermembranen verbinden. Der 26-Millimeter-Hochtöner ist dann als klassische Kalotte mit Weichgewebemembran aufgebaut und verzichtet auf das heute weit verbreitete kühlende Ferrofluid im Magnetspalt. Wer seine Lautsprecher ein paar Jahre länger betreiben möchte, wird dies wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Ist die Pampe im Laufe der Zeit nämlich verdunstet, ändern sich die Parameter, der Urzustand ist nicht mehr so trivial herzustellen, und Ersatz oft teuer oder gar nicht mehr zu bekommen. Dass hinter der Chassis-Entwicklung Ulrik Smith steht, der einst bei Scan Speak die Revelator-Reihe verantwortete, macht die Sache nicht uninteressanter.
Die Buchardt Audio S300 MKII kommen in einem stabilen Karton stehend, eingewickelt in eine dünne Schaumstofffolie und zwar so, dass man weder sehen kann, ob Abdeckungen drauf sind, noch wo die einzelnen Chassis angebracht sind. Sagen wir es mal so, der Hochtöner hat‘s überlebt… Das Ergebnis jahrelanger Entwicklung ist genau genommen ein Zwei-Wege Bassreflex-Lautsprecher ausgeführt als Kasten mit hinten liegender Strömungsöffnung. Es gibt ihn in drei Ausführungen, nämlich in Schleiflack weiß und schwarz und mit Nussbaumfurnier, also echtem Holz. Exotisch! Zumindest das Versprechen, dem Gehäuse nur die notwendigste Aufmerksamkeit zu widmen, haben die Entwickler erreicht. Gefaste Kanten? Brauchen wir nicht. Sich verjüngende Mehrschichtgehäuse? Auch nicht. Stabilisierung? Ach wo. Vielleicht ein besonderes Material? MDF tut‘s auch!
Ok, bleiben wir sachlich. Die Verarbeitung ist in Ordnung, die Chassis sauber eingelassen. Die Polklemmen für das Kabel sind hochwertig stabil und – endlich mal – als Single-Wiring-Terminal ausgeführt. Trotzdem ist es bemerkenswert, wenn heutzutage jemand so eine „plumpe“ Kiste neu auf den Markt bringt. Allenthalben ist zu lesen, wie groß doch der Einfluss von Gehäuseform und -beschaffenheit ist. Nicht angefaste Kanten sind ein No-Go. Diese Erkenntnisse führen dazu, dass heutige Lautsprecher eben all die Fehler vermeiden, die solchen Kästen prinzipiell innewohnen und diese per se eben keine Chance gegen die modernen Konstrukte haben. Man wird sehen.
Vor der Kür kommt die Pflicht oder so. Laut Empfehlung sollen die S300 MKII am besten, also mindestens, 50 Stunden eingespielt werden. Jetzt weiß ich auch, wo die 30-tägige Testphase herkommt. Man darf sie nicht so lange behalten, sondern man muss! Leider hat Mads Buchardt nicht übertrieben, und nach dem ersten Reinhören mit unterbelichtetem Bass, dichten Mitten und pappigen Impulsen ermutige ich meine Kinder, doch die nächsten Tage alles, was sie wollen und so laut sie wollen, über Papas Anlage zu spielen. Dem Wahnsinn nahe verbringe ich die Nachmittage trotz noch kühler Temperaturen gern draußen. 20 Mal Afesa mit Fabellieder & Afrikanischer Trommelschule sind irgendwann zu viel – obwohl an sich entzückend, besonders wenn die Kinder dazu singen, auf der Djembe spielen und tanzen. Wenn sie nicht da sind, läuft alles Mögliche im Hintergrund vor sich hin. Auch nach einer Woche des Einspielens, schon in der eigentlichen Testphase, entwickelten sich die Lautsprecher noch weiter. Ich überspringe jetzt mal die einzelnen Evolutionsschritte und berichte einfach vom vorläufigen Endergebnis.
Von der Aufstellung her sind die Buchardt Audio S300 MKII unproblematisch, und man kann sie, wenn man einen Achtungsabstand zur Rückwand und den Ecken beachtet, einfach so ins Zimmer werfen, das klappt schon. Mit anderen Worten ist das horizontale Rundstrahlverhalten ausgezeichnet, vertikal sollte man mit dem Kopf schon ungefähr auf Höhe der Hochtöner sitzen. Trotzdem gibt es natürlich eine für mich optimale Position: So weit wie möglich auseinander, ganz leicht eingewinkelt. Was als erstes verblüfft, ist das Zurücktreten der Lautsprecher hinter die Musik. Die Kästen auf den Ständern in meinem Zimmer scheinen am Gehörten unbeteiligt. Natürlich sind sie das nicht, aber die Präsentation ist völlig losgelöst und baut sich bruchlos in Tiefe, Breite und Höhe vor einem auf.
Bei Lautsprechern dieser Größe wird ja gern getrickst. Leichte Höhenanhebung für die Brillianz und Analytik, kräftiger Oberbass, um Volumen zu suggerieren. Die S300 MKII machen nichts dergleichen. Sehr ausgeglichen und neutral, aufs erste Hören fast zurückhaltend im Hochtonbereich – ein Trugschluss – und leicht füllig liegen sie tonal völlig anders. Schon an diesem Punkt ist klar, dass die Erwartungshaltung ob der physikalischen Größe des Lautsprechers korrigiert werden muss. Der klingt wie ein Großer – unabhängig davon, welche Art Musik an ihn verfüttert wird. Musik wird mit großer Selbstverständlichkeit in den Raum gestellt, und die Buchardt bringen das Kunststück fertig, völlig homogen mit tollem Timing sehr detailreich zu spielen, ohne auch nur ansatzweise analytisch zu sein. Klingt etwas paradox, und das habe ich in der Kombination so auch noch nie erlebt. Ein bisschen wie ein Monitor, der aber nie auf den Keks geht.
Der Monitor kommt mir auch bei klassischer Musik in den Sinn. Im weiten Saal Streicherteppiche mit wunderschönem Glanz im Anstrich, sehr glaubhafte Blech- und Holzbläser und Kontrabässe mit sanfter Gewalt. Die Ortbarkeit ist sehr gut und bleibt bis zu hohen Lautstärken stabil. Aufgrund der schon erwähnten Fülle ist da nicht besonders viel Luft um einzelne Instrumente – aber die gibt es im Konzertsaal ja auch nicht. Dabei sind die S300 MKII trotzdem sehr genau. Philippe Herreweghe spielt gern große Werke mit kleiner Besetzung ein. Bei der Psalme von Felix Mendelssohn Bartholdy hört man die kleine Besetzung sehr genau wie auf einem Studiomonitor. Da aber gleichzeitig die Aufnahme nicht seziert wird, klingt das trotzdem sehr harmonisch und integriert. Dabei unterschlagen die Buchardt Audio auch nicht den Druck der Stimmen, die von anderen Lautsprechern gern gezähmt werden. Stimmen im Allgemeinen haben nicht nur den Oberton, sondern auch einen darunterliegenden Brustkorb. Obwohl alle Nuancen hörbar sind, werden sie sehr realistisch als Ganzes belassen. Dabei spielen die Buchardt Audio enorm sauber und auch im Hochtonbereich sehr gut aufgelöst, allerdings tonal minimal auf der dunklen Seite von neutral.
Die Abbildungsgröße der Lautsprecher wächst übrigens mit der Lautstärke. Knapp über Zimmerlautstärke wird es realistisch, auch im Bass. Dieser ist auch so eine Sache. Abgesehen davon, dass die Lautsprecher prinzipbedingt bei ganz – wirklich ganz - hohen Pegeln an ihre Grenzen kommen und man auch keine Tanzsäle damit beschallen kann, ist das sehr beeindruckend. Sehr tief und dabei immer noch farbig und mit hohem Informationsgehalt kann das bei elektronischen Bässen regelrecht massiv werden. Man bekommt diese Performance nicht mit dem Anblick der Lautsprecher unter einen Hut.
Dabei agieren die Buchardt Audio S300 MKII aus einer großen Ruhe und Lockerheit heraus. Vielleicht kennen Sie das von analogen Masselaufwerken. Einige sind so fett, dass sie eine Grabesruhe verbreiten und sonst nicht viel passiert. Es gibt aber auch welche, die aus ihrer Souveränität heraus Fluss, Geschwindigkeit und Rhythmus entwickeln. So in etwa muss man sich das bei den Buchardt vorstellen.
Dazu kommt ein großartiges Differenzierungsvermögen, ohne jemals plakativ zu wirken. Wird ein Vibraphon (Elbtonal Percusssion, Milt Jackson) gespielt, bekommen die einzelnen Anschläge ihre eigene Bedeutung, ohne deswegen in den Vordergrund zu treten. Congas oder Djembes sind feindynamisch sehr gut abgestuft, das Timing ist hervorragend. Dies passiert so alles nebenbei, bleibt aber jederzeit nachvollziehbar und geht bei steigender Komplexität nicht unter. Kleine Synthesizer-Spielereien im Hintergrund sind gar nicht so belanglos, sondern laufen im Kreis, auf und ab oder sind doch einfach nur ein Loop, bei dem man Anfang und Ende klar benennen kann. Oder an diesen Bass da („50 Words for Snow“ von eben diesem Album von Kate Bush), den ich schon so lange kenne, ist doch tatsächlich ans Ende des Anschlags eine ganz leise Melodieschleife rangebastelt worden. Das prominente Schlagzeug und die Percussion sind hervorragend nachzuvollziehen: Unterschiedlich starke und schnelle Anschläge in der Begleitung lassen sich nebenbei problemlos verfolgen. Nur ist das eben nicht so, dass man da ständig hinhören muss, es ist einfach da und treibt den Rhythmus voran. Mit anderen Worten, die Buchardt Audio S300 MKII gehen richtig ab, machen Spaß und haben einen hohen Fußwippfaktor. Sehr spannend.
Einen Härtetest mussten sie auch überstehen. Mein Bruder war zu Besuch. Er liebt Orgelmusik und verfügt über einen Fundus an Originalaufnahmen bestimmter Orgeln, die er auch selbst gehört hat. Und er hat immer einen Stapel CDs dabei, wenn er kommt. Normalerweise will er mir dann immer etwas „zeigen“, und ich bin nun mal kein so großer Fan dieses Instruments. Diesmal war alles ganz einfach. Er saß stundenlang vor der Anlage, hörte Solo-Orgelwerke von Praetorius, Weckmann und anderen, und ich hatte meine Ruhe. Hinterher berichtete er, dass er die Instrumente jeweils genau erkannt hatte, so die Orgel in der Abtei Himmerod mit ihrem Klangcharakter und den sechs Sekunden Nachhall.
Was aber immer wieder schwer zu beschreiben ist, ist, wenn ein Lautsprecher punktgenau spielt. Beispiel: Ein Orchester steigert sich ganz langsam bis zu einem Crescendo. Wenn kurz davor die Spannung kaum erträglich ist und dann der dynamische Höhepunkt geradezu erlösend einsetzt und explodiert. Bei den Buchardt scheint dieser Ausbruch am einzig möglichen Zeitpunkt zu kommen. Sie transportieren nicht nur die innere Spannung, sondern auch die große Erlösung. Sehr faszinierend, wenn ein Lautsprecher dies hinbekommt. Geht aber auch ganz banal, wenn Stimmen welcher Art immer so einsetzen, dass man nur denkt: „Ja klar, wie denn sonst?“
So viel Licht, kein Schatten? Na ja, in mittelgroßen Räumen wenig. Manchmal würde man sich die grobdynamische Keule etwas brachialer wünschen. Freunde betont fetziger Wiedergabe und Liebhaber von analytischer Wiedergabe werden vielleicht etwas Präsenz vermissen, aber sonst? Kleine Kisten ganz groß. Ich mag die klassische Optik ja sowieso und jetzt um so mehr. So bekommt die Geschichte aus Dänemark ihr Happy-End, und ich bin um die Erkenntnis reicher, dass sich jahrelange liebevolle Entwicklung auszahlt und gegen vermeintlich moderne technische Konzepte durchsetzen kann. Wer also einen Lautsprecher dieser Größe, gleich welcher Preisklasse sucht, möge sich die Buchardt Audio S300 zur Probe in die eigenen vier Wände holen. Aber Einspielen nicht vergessen!
Gehört mit
|
|
---|---|
Analoglaufwerk | Technics SL-151/II, Technics SL-Q2 |
Tonarme | Roksan Tabriz |
Tonabnehmer | Audio Technica AT-33 PTG/II, Technics EPC-205 MkIII |
Phonopre | ifi iPhono |
PC | Acer Espire, I3 CPU 1.70 GHz, 8 GB RAM |
Software | Foobar2000 |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290 |
Wandler | Phonosophie DAC1 |
Verstärker | Creek 5350 SE, Topping TP60 |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Buchardt Audio S300 MKII
|
|
---|---|
Frequenzgang | 33Hz – 30kHz +/- 3 dB |
Mittlere Impedanz | 4 Ohm |
Wirkungsgrad | 88 dB |
Empfohlene Leistung | 40-200 W |
Abmessungen (H/T/B) | 370/190/330 mm |
Garantie | 5 Jahre |
Paarpreis | 1.343,35 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Buchardt-Audio ApS
|
|
---|---|
Anschrift | 44C Skolegade 8600 Silkeborg Dänemark |
Telefon | +45 26748680 |
Web | www.buchardt-audio.com |
buchardtaudio@gmail.com |
Frank Vermeylen ist nicht nur der Inhaber des belgischen High-End-Vertriebs Very Fine Solutions, sondern auch der Europa-Statthalter von MSB Technology. Er hatte zur Eröffnung seines neuen Show-Rooms und zur Premiere des MSB Reference geladen, überraschte aber mit einem Konzept für ein Haus voller Kultur.
Vor einiger Zeit erwog Frank Vermeylen mit Jonathan Gullman, dem Besitzer und CEO von MSB, ein Gebäude für die Präsentation der noblen Wandler und Verstärker in Europa anzumieten. Doch schließlich entschied man sich, ein Haus in Antwerpen zu erwerben, das nicht nur den entsprechenden Rahmen für die Vorführung der MSB Komponenten bot, sondern in dem Frank Vermeylen auch mit seiner Familie leben und arbeiten kann. Damit nicht genug: Das Haus wird nach Abschluss der Umbauarbeiten auch einen schallisolierten Raum im Raum bieten, in dem Studenten des nahegelegenen Konservatoriums üben können, ohne die Nachbarn zu stören. In der oberen Etage des Hauses entstehen drei über einen Aufzug direkt zugängliche Apartments, die an Studenten vermietet werden sollen. Frank Vermeylen ist selbst Musiker, wovon die Tuba und der Kontrabass neben den Tidal-Schallwandlern seiner Referenz-Kette zeugen. Wenn einem – wie ihm – Musik am Herzen liegt, ist der Schritt zum Mäzenatentum nicht weit. Und deshalb nutzt er freudig die Möglichkeiten, die das frisch bezogene Haus bietet, um junge Musiker zu fördern. Frank Vermeylen ist sich eben bewusst, dass es trotz aller noch so ausgefeilten Technik bei Hifi und High End letztendlich um Musik geht. Sein Motto für das Haus, in dem in Zukunft auch kleinere Konzerte der dort übenden oder wohnenden Studenten und ihrer Kommilitonen stattfinden sollen: Music unites!
Aber das neue Domizil steht nicht nur im Zeichen der Musik: Im Büro von Very Fine Solutions wird ebenso wie in den Wohn- und Vorführräumen Kunst ausgestellt werden. Zur Eröffnung waren nicht nur die Hersteller der von Very Fine Solutions vertriebenen Produkte, die europäischen Distributoren von MSB und Kollegen wie Paul Messenger und Matej Isak eingeladen, sondern auch Lyudmyla Baltakova-Razbitskaya, deren Bilder und Zeichnung im ganzen Haus zu sehen waren. Besonders beeindruckend wirkten ihre großformatigen Werke im imposanten Treppenhaus – trotz oder wegen der stark gemusterten Tapete. Die Künstlerin war am Freitagabend und Sonnabend zugegen und gab bereitwillig Auskunft zu ihren Bildern.
Aber Jürgen Sachweh, der Chef von Hifi2Die4 und damit des deutschen MSB-Vertriebs, und ich waren natürlich nicht zum Kunstgenuss angereist. Daniel Gullman, Bruder von Jonathan, Mitbesitzer von MSB und dort für das mechanische Design, die Produktion und den Versand zuständig, hatte den brandneuen Reference DAC mitgebracht, der seine offizielle Premiere während der High End im Mai feiern wird. Dem Reference Modell sieht man schon rein äußerlich seine enge Verwandtschaft zum „Über“-Wandler Select an, allerdings liegt der Einstiegspreis für den Reference bei 50.000 statt bei 100.000 Euro. Dafür bietet er „nur“ vier statt 16 Hybrid-Module, die bei PCM als Ladder-DACs arbeiten, aber auch die direkte DSD-Wandlung ermöglichen sollen. Daniel Gullman hat versprochen, uns in Kürze eine genauere technische Beschreibung der Funktionsweise der Hybrid-Module zukommen zu lassen. Natürlich kann auch der Reference mit diversen Clock-, Eingangs- und Ausgangsmodulen, einer analogen Lautstärkeregelung – für die direkte Ansteuerung von Endstufen bei DSD-Wiedergabe oder in Kombination mit analogen Eingangsmodulen – sowie Mono-Netzteilen ausgestattet werden. In der Grundversion sind ein S/PDIF-Eingangsmodul, eine Femto 140 Clock, eine digitale Lautstärkeregelung und ein zweikanaliges Netzteil enthalten, und man darf zwischen silbernen und schwarzen Gehäusen wählen. Ich hoffe, Ihnen in nicht allzu ferner Zukunft an dieser Stelle einen MSB Reference DAC vorstellen zu können.
Die Veranstaltung bot auch die Möglichkeit, Kontakte aufzufrischen und Köpfe der Hifi-Szene zu treffen, von denen man bisher nur die Produkte kannte: So vertreibt Very Fine Solutions zum Beispiel auch die Produkte von Ubiq Audio, deren Lautsprecher Model One Anfang letzten Jahres den Kollegen Wolfgang Kemper nachhaltig beeindruckte: Und deshalb war auch Igor Kante, der Inhaber von Ubiq Audio in Antwerpen. Aber diesmal ging es aber nicht um seine Lautsprecher. Er hatte eines der ersten Modelle seiner Wandler/Vollverstärker-Kombination mitgebracht, die er auch voller Enthusiasmus erläuterte: Da für ihn nichts über die Wandler von MSB gehe, habe er einen Analog DAC in seinen Verstärker integriert. Gespeist wird der Wandler von einem im Verstärker integrierten Schaltnetzteil mit zwei sündhaft teuren Duelund-Kondensatoren, das dem Analog DAC zu klanglichen Höhenflügen verhelfen soll. Ein noch deutlich leistungsfähigeres Netzteil mit weiteren vier Duelunds zum Stückpreis von 250 Euro liefere die Energie für die rein analog arbeitenden Endstufenmodule, die zweimal 300 Watt an acht und zweimal 600 Watt an vier Ohm bereitstellten. Die Verstärker/Wandler-Kombination steht mit 27.000 Euro plus Steuer in der Preisliste. Nicht ohne Folgen bleibt das Wiedersehen mit Rumen Artaski, dem Inhaber von Thrax: Über die hervorragende Phonostufe Orpheus hatten wir ja schon berichtet. Nun werde ich Ihnen noch vor der High End die Vorstufe Dionysos und die Class-A-Hybrid-Monos Heros vorstellen.
Entgegen meiner Gewohnheit habe ich im Show Room mit dem großen DAC und den Nachfolgern der bekannt vorzüglichen Monos von MSB doch einige Zeit genauer hingehört: Zum einem ließ mir das entspannte Treffen genug Zeit, auch einmal allein wohl bekannte Musik zu genießen, zum anderen konnte ich sicher sein, dass das klangliche Ergebnis nicht etwa durch Verunreinigungen auf dem Netzstrom beeinträchtigt wurde: Frank Vermeylen versorgt die Anlagen in seinen Vorführräumen über einen riesigen Torus Trenntrafo mit Spannungsregelung, den er im Keller seines Hause installiert hat. Da er die Schallwandler von Tidal vertreibt, benutzt er sie logischerweise auch in seiner Referenz-Kette: Das Modell Contriva kostet nicht einmal die Hälfte dessen, was für einen MSB Select DAC zu entrichten ist. Dennoch erwies es sich als adäquater Spielpartner: Die Kette musizierte absolut stimmig, offen und selbstverständlich und überzeugte mit der nahezu perfekten Balance zwischen Spannung und Entspanntheit. Eine solche Ausgewogenheit und Selbstverständlichkeit habe ich in meinem Hörraum erst im Lauf der Jahre erreicht. Frank Vermeylen hat das in seinem Vorführraum bedeutend schneller hinbekommen: Glückwunsch!
Kontakt
Very Fine Solutions
|
|
---|---|
Anschrift | Frank Vermeylen Camille Huysmanslaan 45 2020 Antwerpen |
Telefon | +32 472 425775 |
sales@veryfinesolutions.eu |
Bereits auf der letztjährigen High End hat mir Gerhard Hirt, Eigentümer und Chef von Ayon, seine Neuentwicklung im Bereich Netzwerkspieler ausführlich vorgestellt und danach war klar, dass wir dieses Gerät so schnell wie möglich zum Test haben wollten. Vor einigen Wochen war es dann soweit und wir haben das Gerät exklusiv zum Test bekommen.
In unserem kürzlich geführten Gespräch erzählte mir Gerhard Hirt dann völlig entspannt, dass der S10 eigentlich bereits seit etwa einem Jahr fertig war und man die Zeit bis zum offiziellen Erscheinen ganz bewusst für das Fine-Tuning genutzt habe. Schließlich sollte der S-10 in jeder Hinsicht ein „echter Ayon“ werden.
Schon rein äußerlich ist der S-10 auf den ersten Blick als ein Gerät von Ayon zu erkennen: massives, hervorragend verarbeitetes, in schwarz gehaltenes Gehäuse aus Aluminium mit den charakteristisch abgerundeten Ecken. Die Frontseite wird von dem großen QVGA-5-Zoll-Farb-TFT-Display für die Anzeige der verschiedenen Menüs des Netzwerkspielers dominiert, das auch aus größerer Entfernung noch gut ablesbar ist. Ein weiteres kleines Display rechts daneben zeigt unter anderem Lautstärke, Input, Mute und Balance an. Der S-10 wird vollständig über die beigelegte Fernbedienung gesteuert. Durch den Verzicht auf jegliche Bedienungselemente an der Frontplatte wirkt der S-10 sehr elegant, aufgeräumt und schnörkellos.
Technisch knüpft der S-10 an den bekannten S-3 an, der bereits seit 2011 unverändert auf dem Markt ist – eine lange Zeit für eine Hifi-Komponente im Allgemeinen und für ein Digital-Gerät im Besonderen. Ich habe die klanglichen Fähigkeiten des S-3 noch in bester Erinnerung und klanglich hervorragende Komponenten gehören nicht plötzlich zum alten Eisen. Aus diesem Grund bleibt der S-3 auch weiterhin im Programm von Ayon. Andererseits hat sich im Digitalbereich in den letzten Jahren doch einiges getan: Ich nenne hier einmal stellvertretend Internet-Streaming-Dienste oder das Thema DSD.
Und genau an dieser Stelle hat Ayon beim S-10 angesetzt. Die Streaming-Einheit besteht nun aus dem neuen High-End-Streamer-Modul „Stream 820“ vom österreichischen Spezialisten Stream Unlimited. Dieses Modul enthält einen flotten 1-GHz Cortex-A8 Prozessor sowie 4GB RAM und 4GB Flash Speicher. Damit steht genügend Rechenpower für die Verarbeitung von PCM-Daten in den Formaten WAV, FLAC oder AIFF bis 24 Bit/384 KHz und DSD-Daten bis 11,2 MHz (DSD256) zur Verfügung. Der Zugang zu Tidal ist ebenso wie die Roon-Kompatibilität bereits integriert. Die Verbindung mit einem Netzwerk erfolgt entweder per Kabel über den RJ45-Ethernet-Anschluss oder drahtlos über das integrierte Wi-Fi-Modul. Zusätzlich verfügt der Netzwerkspieler über zwei USB-Eingänge – jeweils einen auf der Vorder- und Rückseite – zum direkten Anschluss eines USB-Speichergeräts, wie Stick oder Festplatte. Darüber hinaus besitzt der S10 noch einen koaxialen Digital-Ausgang (S/PDIF).
Das Herzstück der digitalen Audio-Sektion bilden zwei hochwertige D/A-Chips vom Typ DSD1792A von Texas Instruments in einer kanalgetrennten symmetrischen Anordnung. Zum Anschluss externer digitaler Komponenten an den DAC verfügt der S-10 über drei digitale Eingänge: einen koaxialen S/PDIF (RCA), einen Toslink und einen USB-PC „B“-Type. Die USB-Schnittstelle basiert auf einem XMOS-DSP-Chip und kann PCM bis 24 Bit/ 192 KHz und DSD bis 128x übertragen.
Bei der analogen Ausgangsstufe hat Ayon auf ein auch im S-3 bestens bewährtes Konzept zurückgegriffen: eine puristische Single-Ended-Class A Schaltung mit der bekannten Doppeltriode 6H30 und nur wenigen Bauteilen ohne Gegenkopplung. Die symmetrischen Ausgänge werden separat und in echter symmetrischer Schaltung bedient. Ausgangsseitig stehen auf analoger Ebene entweder ein Cinch-Ausgang oder ein symmetrischer, mit XLR-Buchsen ausgeführter Ausgang zur Verfügung. Ein Parallel-Betrieb beider Ausgänge ist nicht vorgesehen.
Schon immer ist für Ayon bei allen Geräten eine saubere und stabile Stromversorgung die Grundlage für ausgezeichneten Klang. Beim S-10 kümmert sich ein aufwendiges Netzfilter um saubere Verhältnisse am Netzeingang und ein kräftiger R-Core-Transformator versorgt mit getrennten Wicklungen den Digital- und Analogteil. Großzügig bemessene Siebkapazitäten und eine Vielzahl von Spannungsreglern schaffen stabile Arbeitsbedingungen für die einzelnen Baugruppen und deren Entkopplung untereinander. Das vorstehend beschriebene Gerät läuft bei Ayon unter „Basis“ Version. Denn Ayon verfolgt beim S10 erstmals ein modulares Konzept mit verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten, die sich auch nachträglich einbauen lassen. Die „Preamp“ Version beinhaltet zusätzlich eine fernbedienbare analoge Lautstärkeregelung (4-fach vollsymmetrisch) und zwei Paar analoge Line Eingänge (RCA). Der S-10 wird mit dieser Option zu einem analogen Vorverstärker erweitert. Für die Lautstärkeregelung verwendet Ayon den bewährten Spezialbaustein PGA2320, der das Signal auf der analogen Ebene mit Hilfe eines Widerstandnetzwerks abschwächt. Für den Fall, dass man den S10 doch einmal an eine Vorstufe anschließen möchte, kann die Lautstärkeregelung auch aus dem Signalweg geschaltet werden.
Die „Signature“ Version enthält im Analogteil als Koppelkondensatoren acht hochwertige Mundorf-Kondensatoren vom Typ Silver/Gold. Die Qualität der als Koppelkondensatoren eingesetzten Bauteile spielt eine entscheidende Rolle für das klangliche Gesamtergebnis. Das eigentliche Highlight dieser Version ist aber das Konverter-Modul, das alle eingehenden PCM-Signale bis 24 Bit/192 KHz in DSD Signale umwandelt, wobei zwischen DSD128 und DSD256 gewählt werden kann. Bei nativen DSD-Signalen wird das Modul überbrückt. Das Modul besteht im Wesentlichen aus einem leistungsstarken digitalen Signalprozessor (DSP), der mit einem entsprechenden Algorithmus die PCM-Signale in DSD umrechnet. Über den genauen Inhalt des Moduls hält sich Gerhard Hirt im Gespräch mit mir verständlicherweise etwas bedeckt, da man hier einen echten Wettbewerbsvorteil sieht. Das Modul sei in enger Zusammenarbeit mit den Spezialisten von Stream Unlimited und weiteren externen Digital-Spezialisten entstanden. Für Ayon allein wäre ein derartiges Modul nicht machbar gewesen. Nun ist die Konvertierung von PCM in DSD ja nicht völlig neu. Pioniere auf diesem Gebiet waren und sind Firmen wie dCS, Meitner, Playback Designs oder PS Audio, die individuell programmierte Algorithmen für die Konvertierung verwenden. Neuerdings gibt es auch fertige Sample-Rate-Converter-Chips. Darüber hinaus existieren reine PC-basierte Software-Lösungen, wie HQ Player, Audirvana oder ganz aktuell auch Roon.
Aber wie immer steckt der Teufel im Detail. Die Konvertierung von Digital-Formaten ist eine höchst komplexe mathematische Aufgabe und muss in Echtzeit passieren. Jeder gute Software-Ingenieur kann solche Algorithmen schreiben, aber nach meiner Erfahrung klingen die wenigstens Lösungen wirklich gut. Das ist auch der Grund, warum ich es meistens bevorzuge, auf Upsampling und Konvertierung zu verzichten und die Musik im ursprünglichen Format zu hören. Darauf angesprochen, erzählte mir Gerhard Hirt, dass ihm diese Problematik sehr wohl bewusst sei und dass im S-10 eine besondere Konvertierungsmethode zum Einsatz komme, die die bekannten Nachteile vermeide und auf die man besonders stolz sei. Gerhard Hirt hat uns den S-10 in der höchsten Ausbaustufe, also mit „Preamp“- und „Signature“-Option überlassen. Nachdem Dirk Sommer freundlicherweise und nicht ganz uneigennützig für mich das Auspacken und Einspielen des Geräts übernommen hatte, konnte ich sofort loslegen.
Begonnen habe ich meinen Hörtest diesmal mit dem analogen Vorverstärker. Mein M2Tech Young DAC war an einen der analogen Eingänge angeschlossen und ausgangsseitig war der S-10 direkt mit meinen Omtec-Endstufen verbunden. Der S-10 erwies sich dabei als ein ganz hervorragender Vorverstärker. Die Wiedergabe war unabhängig vom gewählten Musikmaterial und der eingestellten Lautstärke immer ausgesprochen transparent, klar und räumlich. Wer keinen Vorverstärker besitzt, dem kann ich die „Preamp“-Version nur wärmstens empfehlen. Für einen separaten Vorverstärker in vergleichbarer oder gar höherer Qualität muss man jedenfalls eine ungleich höhere Investition tätigen.
Auf digitaler Seite habe ich den S10 dann über den Ethernet-Anschluss in mein Heimnetzwerk eingebunden, das speziell für die Musikwiedergabe konzipiert ist und normalerweise ohne Router und DHCP-Server auskommt. Die dafür erforderliche manuelle Konfiguration der Netzwerkverbindung war mit Hilfe des großen Displays und der gut gemachten Bedienungsanleitung schnell erledigt.
Als Medien-Server kamen zum einen JRiver in Verbindung mit der App JRemote und zum anderen MinimServer gesteuert über die hauseigene Ayon-App zum Einsatz. Darüber hinaus habe ich noch das Zusammenspiel von Roon mit dem S-10 getestet. In allen drei Konfigurationen war die Bedienung des S-10 ein großes Vergnügen. Die Streaming-Einheit reagiert rasch und geschmeidig. Gerade im integrierten Streamer sehe ich eine der großen Stärken des S-10: Das klangliche Ergebnis ist hervorragend und man kann auf einen Computer in der Anlage verzichten. Ein zum Vergleich aufgebauter alternativer Signalweg von MinimServer über JPLAY und meine beiden kaskadierten Mutecs in den USB-Eingang des S-10 bestätigte dieses Ergebnis. Nicht verzichten können wird man langfristig auf einen guten Musik-Server, da der S-10 hier gnadenlos die Unterschiede aufdeckt. Eine Alternative zum Einstieg bei einer nicht allzu großen Musiksammlung ist der direkte Anschluss einer USB-Festplatte, denn hierüber ergibt sich ein erstaunlich feines, luftiges und offenes Klangbild.
Gehört habe ich im ersten Schritt ohne DSD-Konvertierung. Der S-10 eröffnet einen weiten Raum mit ausgezeichneter Tiefenstaffelung. Hinzu tritt die ausgezeichnete Feindynamik. Beides zusammen lässt gute Orchesteraufnahmen mit klassischer Musik beeindruckend klingen. Orchesterstücke wie „El Tambor De Granaderos“ oder „La Revolsta“ aus dem Album Music of Spain mit dem National Orchestra of Spain unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (Music of Spain - Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain - HDTT 24/192), die von der farbenprächtigen Vielfalt der Instrumentierung und der stupenden Dynamik leben, klingen im Zusammenspiel mit der phantastisch eingefangenen Tiefe der imaginären Klangbühne einfach phantastisch. Szenenwechsel: Wie aus dem Nichts steht Lyn Stanley zu Beginn von „How Long Has This Been Going On?“ (Lyn Stanley: Interludes) glasklar zwischen den Lautsprechern. Eines ist klar, der S-10 hat keinesfalls einen soften Röhrensound. Ganz im Gegenteil: Die Live-Atmosphäre bei dem All-Time-Hit „Hotel California“ aus dem Album Hell Freezes Over von den Eagles wird vom S-10 außerordentlich klar und transparent wiedergegeben, hinzu kommt ein knackiger, rollender Bass.
Mit großem Vergnügen habe ich mich dann nach längerer Zeit wieder einmal durch die DSD-Sampler Showcase 2 und 3 von OPUS 3 gehört. Gerade bei DSD-Aufnahmen hat mir in der Vergangenheit oft ein wenig die Dynamik gefehlt, so dass für mein Empfinden alles etwas matt und langweilig klang. Aber jetzt „groovt“ plötzlich Eva Tylor in „Everybody Loves my Baby“ mit einer Intensität, dass es so richtig Spaß macht und der Griff zum Lautstärkeregler nicht ausbleibt. Und plötzlich ist mein Interesse für DSD wieder da.
Nein, ich werde mich jetzt nicht mit der Grundsatzfrage PCM versus DSD auseinandersetzen, sondern mich darauf beschränken, Ihnen meine Höreindrücke zu schildern. Ganz allgemein kann man sagen, dass die DSD-Konvertierung vielen PCM-Aufnahmen ein wenig mehr Glanz und vielleicht das gewisse Extra verleiht. Auch hinsichtlich der Tiefe der räumlichen Darstellung ergibt sich mit der DSD-Konvertierung ein interessanter Effekt. Im Vergleich zur PCM-Wiedergabe erscheint sie mir nicht ganz so tief, dafür rückt das Klangbild leicht nach vorne und wirkt damit präsenter. Gleichzeitig verbessert sich für mich aber der räumliche Eindruck. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt, denn die einzelnen Instrumente sind erheblich natürlicher gestaffelt und jedes Instrument „atmet“ und schwingt gleichsam im Raum.
Sehr gut hören kann man das im 1. Satz aus der „Symphonie Nr. 34“ von W.A. Mozart in der Interpretation des Royal Philharmonic Orchestra unter Josef Krips (Mozart: Symphony 35 & 41- Chesky). Eine Aufnahme in bester DECCA-Tradition mit schönem weichen Klang gepaart mit großartiger Räumlichkeit und gleichzeitig enorm geschlossen und kompakt. Mit der DSD-Konvertierung wirkt die Aufnahme präsenter und alles wirkt etwas luftiger. Ich führe das auf die ausgeprägte Fähigkeit des S-10 zurück, feindynamische Abstufungen innerhalb eines Raums wiederzugeben. Dadurch wird die räumliche Platzierung der Instrumente im Wechselspiel zwischen den rasch aufeinander folgenden forte- und piano-Passagen, die den 1. Satz dieser Symphonie prägen, wesentlich klarer herausgearbeitet. Aber nicht nur Aufnahmen großer Orchester, sondern auch Aufnahmen mit kammermusikalischen Besetzungen profitieren ungemein von der DSD-Konvertierung. Nehmen wir die Streichersonaten von G.A. Rossini für zwei Violinen, Cello und Kontrabass (Salvatore Accardo - Rossini: 5 Sonate a Quattro - LIM UHD): mit der DSD-Konvertierung klingen die Streicher unglaublich samtig und geschmeidig; Man glaubt das „Atmen“ der Musiker zu hören und spürt wie, phantastisch die Musiker miteinander interagieren.
Bis jetzt habe ich immer die Konvertierung auf DSD128 gewählt. Mit der Fernbedienung lässt sich einfach auch während des Hörens auf DSD256 umschalten. Zu meiner Überraschung ergibt sich hier keine weitere Verbesserung. Ganz im Gegenteil: Der Klangeindruck liegt nun subjektiv irgendwo zwischen der originalen PCM Version und DSD128. Aber irgendwie ist der vorstehende Zauber der Konvertierung auf DSD128 weg. Eine Erklärung könnte sein, dass bei der Umrechnung auf DSD256 wesentlich mehr Daten bewegt werden müssen, die zu einer signifikant größeren Belastung des Systems führen. Sie erinnern sich: AAuch im DSD-Modul steckt ein Rechenprozessor. Mehr ist also nicht immer besser!
Bis zu diesem Punkt haben wir uns ausschließlich mit der Konvertierung von CD-Qualität auf DSD beschäftigt. Aber wie sieht das Ganze aus, wenn als Ausgangsmaterial PCM in HiRes vorliegt? Ich wähle ganz bewusst eine Aufnahme der Haydn Symphonien mit der Philharmonica Hungarica unter Antal Dorati (Haydn Symphonies No. 94 and 100 - Antal Dorati The Philharmonia Hungarica - HDTT 24/192), da mir diese Aufnahme sowohl in 24 Bit/176 KHz als auch in 24 Bit/352 KHz Qualität vorliegt. Dorati lässt Haydn mit kammermusikalisch geprägtem Feinschliff musizieren. Dabei bevorzugt er markante schnelle Tempi und lässt das Orchester die Sinfonien voll zupackend ausspielen. Das gibt den Symphonien einen überaus lebendigen Charakter, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die von High Definition Tape Transfers von einem Zweispur-Band angefertigte Überspielung in 24 Bit /352 KHz ist hervorragend gelungen. Tonalität, Dynamik und Räumlichkeit sind vom Feinsten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Konvertierung der 24-Bit/176-KHz-Version in DSD noch einen klanglichen Zugewinn bringen sollte. Aber auch hier stellen sich zu meiner Überraschung die gleichen positiven Effekte – Luftigkeit und Räumlichkeit – ein, wie oben bei einfachem CD-Material. Und die Konvertierung auf DSD256 wiederum führt für mich zu einem Ergebnis, das mich die Originalversion in PCM 24 Bit/352 KHz bevorzugen lässt.
Eine schlüssige technische Erklärung für die Vorteilhaftigkeit der DSD-Konvertierung kann ich Ihnen nicht geben. Viellicht ist einer der Gründe, dass das DSD-Signal nach dem Wandler im Gegensatz zu PCM nur ein relativ einfaches Tiefpassfilter bestehend aus Widerständen und Kondensatoren erfordert und keine komplexen Schaltungen mit zusätzlichen Chips benötigt. Es ist bekannt, dass dieses Tiefpassfilter großen Einfluss auf den Klang hat. Aber egal, wir haben ja unsere Ohren, auf die wir uns verlassen können.
Abschließend bleibt festzustellen, dass ich im Langzeittest die DSD-Konvertierung letztlich immer aktiviert hatte und als besonders angenehm empfand. Ohne Frage ist die mit der Konvertierung auf DSD erreichte Klangqualität verblüffend. Dies gilt unabhängig von der Auflösung des Ausgangsmaterials. Aber natürlich profitiert gerade Musikmaterial in CD-Qualität in ganz besonderem Maße von der DSD-Konvertierung. Und wer von uns hat schon ausschließlich Aufnahmen in HiRes in seiner Musiksammlung?
Gehört mit
|
|
---|---|
Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, Intel Atom 1,6 GHz, 2 GB RAM, Windows Home Server |
Software | MinimServer, JPlay 6.2, JRiver 19 |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler | M2Tech Young |
Vorstufe | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable |
Herstellerangaben
Ayon S-10
|
|
---|---|
Digital-Eingänge | 75 Ω S/PDIF (RCA bis 24/192kHz), TosLink (bis 24/192kHz), USB up to 192KHz and DSD64/128/256, 2x USB für Stick/Festplatte |
Netzwerk-Eingänge | RP-SMA Stecker Wifi Antenneneingang („drahtlose“ Netzwerkverbindung) 802.11b/g, UTP RJ45 10/100Mbps socket („verkabelte“ Netzwerkverbindung) |
Digitale Ausgänge | 75 Ω S/PDIF (RCA) |
Abtastrate | 384kHz / 24 Bit und DSD64/128 |
Analog-Hochpegel Eingänge | 2 Paar RCA (optional) |
Analog-Verstärker-Ausgänge | 1 Paar RCA und 1 Paar XLR, 4 x BNC-Ausgang für Word Clock, terminiert, unsymmetrisch, individuell gepuffert, paarweise einstellbar |
Gewicht | 12kg |
Abmessungen | 48 x 39 x 12 cm (B x T x H) |
Preis | 5500 Euro, plus 500 Euro („Preamp“ Version), plus 1.500 Euro („Signature“ Version) |
Hersteller
Ayon Audio
|
|
---|---|
Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com | |
Web | www.ayonaudio.com |
Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
|
|
---|---|
Anschrift | Inh. Frank Urban Catostr. 7B 12109 Berlin |
Telefon | +49 30 6134740 |
Fax | +49 30 7037939 |
kontakt@audium.de | |
Web | www.audium.com |
Falls Ihnen der Milo bekannt vorkommt, ist das kein Déjà-vu-Erlebnis: Im Bericht über die Messe in Warschau hatte ich Ihnen den originell gestalteten Kopfhörerverstärker und seinen Schöpfer Jeff Wells bereits vorgestellt. Das Testexemplar schickten nun die Kopfhörer- und Digital-Spezialisten von audioNEXT nach Gröbenzell.
Für das gelungene Design des Milo gibt es zwei Gründe. Zumindest auf den einen wäre ich ohne Jeff Wells Informationen per E-mail von allein wohl nicht gekommen, während der erste leicht nachvollziehbar ist: Die recht kleine Stellfläche bei beachtlicher Höhe ist dem Schreibtisch als möglichen Einsatzort geschuldet. Die Abkehr von der – möglichst 19-Zoll breiten – flachen Einheitskiste erfolgte überraschenderweise aber auch aus Kostengründen. Beim Milos ging es nämlich darum, möglichst viel des typischen, später näher zu beschreibenden Wells-Klang des in Kreisen von Kopfhörer-Fans in den USA sehr geschätzten „großen“, Headtrip getauften Verstärkers zum günstigeren Preis zu bieten. Jeff Wells legt Wert darauf, dass seine drei Endstufen, der Voll- und die nun insgesamt drei Kopfhörerverstärker ein und demselben Klangideal folgen. Auch wenn der Headtrip, wie sein Entwickler nicht ohne Stolz anmerkt, aufgrund seiner klanglichen Leistungen einen legendären Ruf genießt, bleibt er aufgrund seines Preises für viele unerschwinglich – schließlich kostet er mehr als das Vierfache des Milo. Also habe er die Kosten für einige Baugruppen wie das Gehäuse und die Kühlkörper, für Ausstattungsmerkmale, Herstellungszeit und Verpackung reduziert, ohne den Wells-Audio-Klang zu verwässern.
So werde im Milo eine kleinere und einfachere Version der Endstufenplatine verwendet, die im Headtrip, dem Enigma und den zweikanaligen Verstärkern zum Einsatz komme. Es habe fast neun Monate von der ersten Idee bis zu ihrer endgültigen Realisierung gedauert. Dafür sei es aber möglich gewesen, die Schaltung zu verkleinern, ohne auf SMD-Technologie zurückgreifen zu müssen. Dies sei ihm, sagt Jeff Wells, sehr wichtig gewesen, da er nicht glaube, dass man mit SMD-Komponenten beste Ergebnisse erzielen könne, denn die am besten klingenden Bauteile seien für ihn solche, die durch Löcher in der Platine montiert würden. Außerdem sei er der Meinung, dass Kreativität nicht mehr koste, als ein paar zusätzliche Gedanken, wie zum Beispiel den, dass jeder Kunde gern etwas Interessantes, Schönes und großartig Klingendes erwerben möchte. Und deswegen versuche er, Interessantes, Schönes und Erinnernswertes zu schaffen. Es gebe keinen Grund dafür, dass dies deshalb teurer sein müsse. Er denke, dass der Milos dafür ein gutes Beispiel sei, denn hier habe er bei Baugruppen und Gehäuse gespart und dennoch etwas entworfen, das anders und interessant ist und sich vom Meer der gleich aussehenden Kisten abhebt.
Den Transformator für den Milos bezieht Jeff Wells von einer amerikanischen Firma, ist aber dennoch davon überzeugt, dass dieser in China produziert wird. Er habe sich eine Reihe von Trafos von den üblichen Verdächtigen angehört, finde aber, dass sie gegenüber seiner Wahl unterlegen seien. Der Transformator des Milo sei sowohl zwischen den Windungen als auch außen komplett geschirmt, wodurch er deutlich leiser sei als die, die er zum Vergleich ausprobiert habe. Im Milo verwende er in einer nicht symmetrischen Push-Pull-Schaltung bi-polare Transistoren. Die Verkabelung werde speziell für die Wells-Audio-Geräte gefertigt und ebenso wie die Platinen und die Buchsen vor dem Zusammenbau kryogen behandelt. Das Potentiometer des Basismodells ist ein Tocos Black. Es sei aufgrund seiner überlegenen klanglichen Eigenschaften im seinem Preissegment und trotz der allgemein bekannten Kanalungleichheiten am Anfang des Regelbereiches ausgewählt worden. Aber es gebe gegen Aufpreis ja auch einen Zwölf-Dezibel-Abschwächer, der es bei lauten Quellen erlaube, den Regelbereich des Potis mit nur geringer Kanalabweichung zu nutzen. Auf Wunsch sei auch ein Khozmo-Pegelschalter statt des Potentiometers zu haben. Gegen einen noch etwas höheren Aufpreis werde dieser dann sogar mit Vishay-Widerständen bestückt. Da die Geräte in Handarbeit gefertigt würden, können man die meisten Kundenwünsche realisieren. So sei der Milos etwa neben den serienmäßigen Cinch- auch mit XLR-Eingängen lieferbar. Der Lautstärkeschalter dürfte klanglich eine lohnende Investition sein, geht es beim Milo doch direkt – also ohne einen Eingangsbuffer – von den Cinch-Eingangsbuchsen zum Potentiometer.
Aber auch ohne Schalter und vielleicht sogar Vishays im Signalweg verhilft der Milo dem Audeze EL-8 Titanium (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1817-audeze-el-8-titanium) zu einem ausgesprochen angenehmen, minimal warmen, dynamisch und rhythmisch akzentuierten Klangbild – frei von Härte oder Rauigkeit. Bei dieser tonalen Abstimmung hört man gern schon mal zwei, drei Dezibel lauter als etwa über den Bryston BHA-1, den ich wegen seiner Neutralität schätze. Anders als dieses „Werkzeug“ erlaubt sich Milo ein ganz klein wenig Grundrauschen – und mehr Charakter. Vor allem seinen satten Klangfarben ist es zu verdanken, dass eine recht frühe Digital-Produktion wie Vaya Con Dios Night Owl gar kein bisschen grätzig klingt. Bei „Nah Neh Nah“ beispielsweise kommen die Gitarren ein Stückchen natürlicher rüber als beim nüchternen BHA-1, der alles einen Hauch kälter und technischer klingen lässt.
Ich gebe gerne zu, dass mehr als 20 Jahre über Hifi zu schreiben, auch seine Spuren hinterlassen hat: Kaum habe ich den Milo nach den ersten Eindrücken auf der wärmeren, vollmundigeren, statt hell analytischen Seite eingeordnet, muss ich einmal ausprobieren, ob das in Kombination mit dem sehr überzeugenden Audioquest NightOwl Carbon (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1957-audioquest-nightowl-carbon), dessen Abstimmung in die gleiche Richtung geht, nicht ein wenig zu viel ist – oder sollte mir den Audioquest nur wegen der Namensgleichheit mit dem gehörten Album eingefallen sein? Wie dem auch sei, auch mit dem im Hochtonbereich eher zurückhaltenden NightOwl Carbon kann der Milo voll überzeugen: Die Musik fließt entspannt, aber plätschert keinesfalls spannungslos vor sich hin. Selbst Songs ohne das Schimmern von Becken wie Jonas Hellborgs tieffrequenter Monolog auf der akustischen Bassgitarre auf „Iron Dog“ vom Album mit dem wohl ironischen Titel The Silent Life fehlt es nicht an Luftigkeit oder an Saitenfunkeln. Dafür darf der Audioquest mit Hilfe des Milo mit seiner Dynamik und Schnelligkeit brillieren. Das Audioquest/Wells-Audio-Duo garantiert einfach stundenlanges, ermüdungsfreies Musikhören.
Dann versuche ich es noch einmal andersherum: Arild Andersons „If You Look“ lebt vor allem von der vielschichtigen, aber dennoch filigranen und Klangfarben starken Percussion – und die bringen Milo und Audioquest auch beeindruckend rüber. Zwar erscheinen die Klangfarben minimal gedeckter als beim Bryston, trotzdem wirkt der Wells Audio frei und offen. Trotz eines Hauchs weniger Luft um die Instrumente begeistert er mit seiner guten, aber nicht kalt-analytischen Auflösung und einer beeindrucken Tiefenstaffelung auf der imaginären Bühne. Die Pauken rollen dräuend, Impulse erklingen ansatzlos und mächtig: ein Genuss!
Aber der lässt sich ja noch steigern, beispielsweise mit dem Audeze LCD-X und einer guten Aufnahme in HighRes wie Mahlers Symphonie Nr. 6 von acousence: Es ist zwar schon enorm eindrucksvoll, wie viel großorchestrale Kraft Milo und LCD vermitteln können, aber noch intensiver wird das Erlebnis, wenn statt des unsymmetrischen der symmetrische Ausgang des Wells Audio aktiv wird: Das Klangbild gewinnt an Farbigkeit und Feinzeichnung, die Abbildung erscheint größer und der Höreindruck wird dem über Lautsprecher noch ein Stückchen ähnlicher. Für den abschließenden Vergleich des Milo mit dem Bryston spendiere ich dem LCD-X noch ein besserer symmetrisches Kabels als das von Audeze: das Habst HPLC Majesty (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1897-habst-hpcl-majesty). So wie Milo und Audeze nun einige meiner Test-Song und ein paar ein wenig in Vergessenheit geratene Stücke wiedergeben – enorm energiegeladen, farbig, mit einem Hauch Wärme, luftig und fein durchhörbar –, steht mir der Sinn nicht im mindesten nach Vergleichen. Dennoch: Der Bryston suggeriert noch ein ganz klein wenig mehr – kühlere – Luft um die Instrumente und löst dichtes musikalisches Geschehen noch einen Tick penibler auf. Die Energiedichte, die Spielfreude und die Emotionalität des Milo erreicht er aber nicht!
Gehört mit
|
|
---|---|
NAS | Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Kopfhörerverstärker | Bryston BHA-1 |
Kopfhörer | Audeze LCD-X, EL-8 Titanium, Audioquest NightOwl Carbon |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Audioquest, Habst Ultra III und HPCL Majesty |
Zubehör | PS Audio Power P5, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Artesania Audio Exoteryc |
Herstellerangaben
Wells Audio Milo
|
|
---|---|
Ausgangsleistung | 18 Watt rms an 8Ω bei 1kHz mit weniger als 0,015% THD, 12 Watt rms an 32Ω @ 0,006% THD, 10 Watt rms an 46Ω @ 0,005% THD |
Frequenzang | ±0.25 db von 16Hz bis 30kHz |
Fremdspannungsabstand | 94db bei voller Leistung |
Eingangsempfindlichkeit | 0,72mV rms |
Verstärkung | 30db (12db Abschwächer erhältlich |
Eingangsimpedanz | 17kΩ |
Ausgangsimpedanz | 0,1Ω |
Dämpfungsfaktor | 80 bei 8Ω nominell |
Leistungsaufnahme | 42 Watt @ Leerlauf, 145 Watt @ Volllast |
Eingänge | 1 Paar Cinch, 1 Paar XLR (250 Euro Aufpreis) |
Ausgänge | 1 x vierpolig XLR, 1 x 6,3mm Klinke |
Betriebsspannung | 120 V, 230 V bei 50 oder 60 Hz |
Abmessungen (B/H/T) | 21/25/20cm |
Preis | 2000 Euro |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
| |
---|---|
Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |