Ein Netzwerk-Streamer inklusive Digital-Analog-Wandler für kleines Geld kann durchaus mehr bieten als man dies auf den ersten Blick glauben mag. Der Advance Acoustic WTX-Microstream ist vielseitig im Hinblick auf die erreichbaren Portale und zudem beinahe unsichtbar.
Auf den ersten Blick mag man diesem kleinen Teil nicht viel zutrauen. In der Blister-Verpackung nehmen die drei Netzsteckeradapter für die unterschiedlichen internationalen Steckdosen jeweils ungefähr den gleichen Platz ein wie das Steckernetzteil und der WTX-Microstream selber. Der für verwöhnte Hifi-Enthusiasten bescheidene Marktpreis von 150 Euro schürt keineswegs die Erwartung auf ein großartiges musikalisches Erlebnis. Der Streamer mit integriertem Digital-Analog-Wandler ist auch für Multi-Room-Anwendung geeignet. Wirft man dazu in die Waagschale, dass dieses kleine Gerät auch noch fähig sein soll, Highres-Dateien bis 24 Bit / 192 Kilohertz wiederzugeben, kommt statt Neugierde eher eine zweifelnde Einstellung bei mir auf, wie „Kann ja nicht viel sein“ oder „Hören wir mal, ob das einigermaßen akzeptabel klingt.“ Durch meinen alltäglichen Umgang mit hochpreisigen Komponenten begründet sich das (Vor-)Urteil, Qualität habe eben auch ihren Preis. Wenn das grundsätzlich richtig sein mag, so überzeugen doch immer wieder Audio-Komponenten im bodenständigen Preissegment. Bei vielen lässt sich konstatieren, dass man deutlich tiefer in sein Portemonnaie langen müsste, wollte man eine ernsthaft nachvollziehbare, qualitative Steigerung. Um es gleich klipp und klar zu sagen: der Advance Acoustic WTX-Microstream gehört genau in diese erfreuliche Kategorie.
Noch attraktiver ist der Preis des WTX-Microstream, wenn Sie einen Vorverstärker, Verstärker oder Receiver mit Norm-Abstand-Cinch-Anschlüssen besitzen. Dann sparen Sie die Investition in ein gutes analoges Anschlusskabel. Denn der Microstream lässt sich direkt in diese Cinch-Eingangs-Buchsen stecken und somit kabellos verbinden. Die Links-Rechts-Beschriftung der integrierten Cinch-Stecker verhindert das Vertauschen der Kanäle. Sobald das Anschlusskabel vom fünf Volt liefernden Stecker-Netzteil verbunden ist, signalisiert eine helle, blaue LED die Bereitschaft des Streamers. Der WTX-Microstream ist immer am Netz, da er keinen Schalter besitzt. Aber auch wenn er mal vom Strom getrennt wird, regeneriert er seine Funktionsfähigkeit vollends, sobald er einmal per Software eingerichtet wurde. Wen das dauerhafte LED-Blau stört, der kann mit einem simplen Steckdosen-Netzschalter Abhilfe schaffen und zudem Energie sparen.
Advance Acoustic aus Brie-Comte-Robert bei Paris stellt zur Installation und Bedienung des Microstream die App „advance playstream“ kostenlos für IOS oder Android in den entsprechenden Download-Portalen zur Verfügung. Die App dient auch der Steuerung hochpreisiger Streaming-Komponenten der Franzosen. Die vom WLAN-Streaming Spezialisten Linkplay entwickelte App wird kontinuierlich gepflegt und optimiert. Mit der IOS-App auf meinem betagten iPad2 gelang die Installation bequemer als mit Android auf meinem Smartphone. IOS bietet automatisch einen alternativen Weg, wenn der Konfigurations-Verlauf der Software nicht zielführend ist und keine WLAN-Verbindung zum Router aufgebaut werden kann. Bei Android gibt es diesen Weg auch, er ist nur weniger komfortabel zugänglich. Wifi ist der einzige Zugangs-Modus zum Router, ein LAN-Anschluss ist nicht vorhanden. Die WLAN-Antenne ist, wie auch bei Smartphones üblich, unsichtbar in das kleine Gehäuse integriert. Die Empfangsleistung ist gut, zumindest hatte ich in allen in Frage kommenden Räumen keine Probleme. Und ja, es gibt tatsächlich ein Bedien-Element am Microstream. Das ist der WPS-Taster, der einmalig während der Installations-Prozedur kurz betätigt werden muss. Das ganze Prozedere macht die App dem Benutzer sehr leicht und verkündet sogar mit etwas nuscheliger, weiblicher Stimme in englischer Sprache, ob die WLAN-Verbindung steht oder nicht. Falls es wiederholt nicht klappt, hilft der erwähnte alternative Weg. Das kleine, aus thermischen Gründen gelochte Gehäuse des WTX-Microstream enthält als wesentliche Elemente ein Streaming-Modul und einen D/A-Wandler, basierend auf einem Wolfson WM8740 Chip. Für den optionalen Multiroom-Betrieb benötigt man entsprechend der Anzahl der Räume ebenso viele WTX-Microstreamer. Diese lassen sich in der App beliebig benennen. So kann man jederzeit von jedem WTX auf beliebige Musik aus dem hauseigenen Netzwerk und dem Internet zugreifen.
Einmal ins Netzwerk eingebunden, darf sich der Besitzer dieses aktuell laut Hersteller kleinsten Gerätes dieser Art am Weltmarkt über eine große Auswahl an Musik-Zugängen freuen. Die App ermöglicht ein bequemes Verbinden mit den Musik-Quellen im eigenen Netzwerk, zu Tunneln als Internet-Radio-Portal, zu Spotify, zu Tidal, zu Napster und zu Qobuz. Unter dem Menü-Punkt „Add More Services“ lässt sich das Angebot erweitern, wie Sie auf dem Screenshot erkennen können. Die Software bietet eine digitale Lautstärke-Regelung. Bei Verwendung eines regelbaren Verstärkers sollte diese besser auf maximal eingestellt sein, um qualitative Verluste in der digitalen Auflösung zu vermeiden. Probeweise habe ich den WTX-Microstream direkt an die NAD-Endstufe angeschlossen, allerdings mangels Norm-Abstand-Buchsen beim NAD mit dem selben In-akustik Cinch-Kabel, mit dem zuvor der Antelope Zodiac in seiner Eigenschaft als analoger Vorverstärker mit der Endstufe verbunden war. Die Pegel-Regelung funktionierte ab mittleren Lautstärken prima. Im leisen Bereich war in meiner Konfiguration die Feineinstellung schwierig. Positiv überrascht hat mich die Klangqualität trotz der digitalen Regelung. Die Musik spielte sehr klar und offen, ließ aber doch eine musikalisch angemessene Wärme vermissen. Die bessere Tonalität lieferte die Lautstärke-Regelung über den Antelope, wenn der Pegel in der App nicht zurückgenommen war. Der WTX-Microstream lässt sich mit der hauseigenen Software „advance playstream“ insgesamt sehr komfortabel handhaben. Die UPnP-Kompatibilität ermöglichte mir, problemlos auch Bubble zur Steuerung einsetzen. Vorteile gegenüber der Software von Advance Acoustic gab es aber keine.
Das Highres-Abonnement bei Qobuz macht in meiner normalen Anlage durch den klanglichen Zugewinn gegenüber der CD-Auflösung bei entsprechend guten Alben viel Spaß. Voraussetzung ist, dass mein ländlich lahmes Internet die Datenmenge liefert und nicht verweigert, weil das zu Aussetzern führt. Technisch funktioniert dies in der Praxis mit dem kleinen WTX-Microstream per Wifi genauso stabil wie mit meinem großen Equipment per LAN-Verbindung. Die klanglichen Unterschiede eines Highres-Albums werden über den Advance Acoustic gegenüber der CD-Auflösung hörbar. Dies geschieht nicht in der Größenordnung wie bei meiner Anlage mit dem Apple MacMini mit Audirvana Plus 3 oder dem ausgezeichneten NAD Masters M50.2 Musikserver, den ich zeitweilig zum Vergleich zur Verfügung hatte. Diese beiden Quellgeräte waren jeweils zudem noch über den Mutec Reclocker mit meinem Audio-gd DA-Wandler verbunden. Dass diese Vergleichs-Konfiguration mehr musikalische Qualität liefert, steht bei ihrem vielfachen Preis außerhalb der Diskussion. So möchte ich auch den WTX-Microstream gar nicht mithilfe von Musik-Beispielen klanglich beschreiben, um seine Fähigkeiten mit Begriffen wie Räumlichkeit, Transparenz und Ähnlichem zu präzisieren. Der WTX qualifiziert sich bei mir als verwöhntem Audiophilen durch seine musikalische Stimmigkeit. Tonal ist er ausgewogen, trägt nirgends zu dick oder zu dünn auf, überbetont und untertreibt nicht. Dabei gelingt ihm seine ausgewogene Darbietung ohne jegliche Nervigkeit. Mit dem kleinen Teil habe ich mich über neun Monate immer wieder beschäftigt und habe stets Spaß dabei gehabt, mit ihm Musik zu hören. Das war der Fall in meiner Kette mit den Epsilon-Bändchen, in meiner Triangle-Anlage oder auch in meinem Canton-Dolby-Surround-System. Der WTX-Microstream zeigte keinesfalls in irgendeiner Weise Schwächen, weil er schön und durchhörbar musiziert und ein ausgewogenes Klangbild darstellt, dem man sich lange widmen mag. Wer mit wenig Geld zu einem beachtlichen Ergebnis in Sachen Streaming kommen möchte, liegt bei dem Einsteiger-Angebot von Advance Acoustic goldrichtig. Wer dem Streaming an sich in seiner Anlage nicht die Bedeutung beimessen mag, die ein hochwertiger Plattenspieler oder CD-Spieler liefert, kann mit dem WTX ohne allzu große Zugeständnisse Musik aus dem Netz genießen.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3, Audirvana Plus 3, Qobuz |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus, Audio-gd Master 7 |
Streamer | NAD Masters M50.2 |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9, Antelope Zodiac plus |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 (an Triangle), Vollbereich: Air Tight ATM-3 oder NAD 2200 PE (an Analysis Audio) |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert, Analysis Audio Epsylon, Canton Surround-Set |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Audioquest Jitterbug, JIB Boaacoustic Silver Digital Carbon SPDIF und Krypton AES/EBU, Sommer Cable Carbokab-AES/EBU, In-akustik Black&White NF-1302, Audio-gd NF Cinch und XLR, QED Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, Real-Cable Bi-Wiring LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Advance Acoustic WTX-Microstream
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Streaming | UPnP Client |
Steuerung | Android oder IOS |
Streaming-Anbieter | Qobuz, Tidal, Tune-In, Spotify etc. |
Internet-Radio | ja |
WLAN | 802.11 b/g/n |
Audio-Formate | APE, FLAC, WAV, APPLE LOSSLESS, ALAC, AAC, AAC-LC, HE-AAC, - HE-AACv2, MP3 (CBR/VBR 32 to 320kpps), WMA 48kHz/16bit oder bis zu 192kHz/24bit |
DA-Wandler | Wolfson WM8740 |
max. Auflösung | 24-bit/192kHz |
Geräuschabstand | 117dB |
Abmessungen (H/B/T) | 75/14/49-55mm |
Preis | 150 Euro |
Hersteller/Vertrieb
quadral GmbH & Co. KG
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Anschrift | Am Herrenhäuser Bahnhof 26-30 D-30419 Hannover |
Telefon | +49 511 79040 |
Web | www.quadral.com |
info@quadral.com |
Noch weigere ich mich standhaft, LPs zu digitalisieren und so Analoges und Computer zusammenzubringen. Für Analogmagiks Hard- und Software habe ich eine Ausnahme gemacht, so dass analoge Signale letztlich im Notebook landeten. Aber keine Sorge: Es ging nicht um Musik, sondern die möglichst perfekte Einstellung von Tonarm und Tonabnehmer.
Ich kenne wohl niemanden, den die perfekte Reproduktion von Schallplatten ähnlich intensiv umtreibt wie Dietrich Brakemeier. Davon zeugen unter anderem seine für Acoustical Systems entwickelten Justage-Werkzeuge wie der SMARTstylus oder der UNI-Protractor, dem die von Dietrich Brakemeier erdachte UNI-Din-Geometrie zugrunde liegt. Wer nach gewichtigeren Argumenten sucht, wurde schon in den 90ern beim sagenumwobenen Apolyt-Laufwerk fündig – und dessen ebenso massebehafteter wie kostspieliger Nachfolger ist seit zwei Jahren der Anziehungspunkt für Vinylfans auf der High End. Jetzt hat Dietrich Brakemeier die Justage-Software Audiomagik des Kanadiers Richard H. Mak entdeckt und für so gut befunden, dass er ihren europaweiten Vertrieb organisiert.
Um Analogmagik nutzen zu können, benötigt man noch einen Analog/Digital-Wandler, der die Signale aus der Phonostufe für den Computer verständlich macht. Doch bevor wir uns näher damit beschäftigen, erlauben Sie mir noch eine kurze Abschweifung: Natürlich hatte ich, durch die per Fingertipp zur Verfügung stehende komplette CD-Sammlung verwöhnt, auch hin und wieder den Wunsch, auf meine LPs ebenso leicht zugreifen zu können. Aber der Transfer meiner schwarzen Scheiben ins Digitale widerstrebt mir irgendwie – um von der damit verbundenen Arbeit einmal gar nicht zu reden. Momentan ist für mich zumindest in der Küche und im Wohnzimmer Qobuz das Mittel der Wahl, denn dort stehen seit einiger Zeit auch über 1700 Alben meines Lieblingslabes ECM zum Streamen bereit. Für die Kette im Hörraum verwende ich einen eigenes (Audio-)Netzwerk, das außer für Updates nicht mit dem Internet verbunden ist. Beim aufmerksamen Hören geht es ja auch nicht vorrangig um Bequemlichkeit beim Abspielen der Lieblingsmusik, sondern um beste Qualität. Da führt für mich kein Weg ums Schallplattenregal herum.
Zur Steigerung des analogen Genusses hat Richard H. Mak sein Analogmagik-System entwickelt: Für den Preis von 750 Euro bekommt man eine solide Box mit zwei LPs voller Messtöne und einem Dongle. Dieser muss sich in einer USB-Buchse des Computers befinden, auf dem die Analogmagik-Software laufen soll. Das Programm und der Treiber für den A/D-Wandler kann über einen Link auf analogmagik.com nach der Registrierung unter Angabe der Seriennummer des Dongles heruntergeladen werden. Die Software startet – wie gesagt – nur bei eingestecktem Dongle. Da es heute Mode ist, extrem flache Notebooks mit nur noch einer USB-C-Buchse auszustatten, benötigt man in diesem Fall eine Docking-Station mit mindestens zwei USB-A-Buchsen: eine für den Dongle und eine zum Anschluss des A/D-Wandlers.
Hier empfehlen Dietrich Brakemeier und Richard H. Mak den ART USB Phono Plus, der für unter 100 Euro im Versandhandel, also beispielsweise bei Thomann, zu beziehen ist. Der ART wandelt mit 16 Bit in 44,1 Kilohertz, was einen natürlich gleich auf die Idee bringen könnte, es mal mit einem viel besseren A/D-Wandler zu probieren. Auf Nachfrage per Email rät Richard Mak davon aber ab. Er könne garantieren, dass seine Platten und sein Programm mit dem ART funktionieren, aber keinen Support für alle möglichen ADCs leisten. Natürlich könne der Nutzer von Audiomagik mit einem Wandler seiner Wahl experimentieren, er stehe dabei aber keinesfalls mit Rat und Tat zu Seite. Also verschiebe ich einen Versuch mit dem Mytek Brooklyn ADC erst einmal und beginne mit dem vom Acoustical Systems zum Verfügung gestellten ART.
In dessen Preisklasse werden natürlich keine symmetrischen Eingänge geboten, weshalb ein Adapter an den Ausgängen der Einsteinschen Phonostufe den Anschluss von Cinch-Kabeln für die Verbindung mit dem ART möglich macht. Dieser besitzt sogar eine eingebaute Phonostufe für MM, dient in der von Analogmagik empfohlenen Konfiguration aber nur als externe Sound-Karte, die die von der Phonostufe bereitgestellten NF-Signale auf Line-Level über USB an den Computer weiterleitet. Ein „Gain-Trim“ Regler in Kombination mit einer Clipping-Anzeige garantiert, dass es auch bei recht hoch verstärkenden Phonostufen und „lauten“ Tonabnehmern wie etwa denen von EMT nicht zu Übersteuerungen kommt.
Auf der Website von Analogmagik finden sich acht Video Tutorials. Im ersten wird – natürlich in Englisch – einmal grob der Einbau eines Tonabnehmers erklärt. Dann folgen sieben Videos, in denen es um die Nutzung des Programms und der LPs geht. Eine der beiden Platten enthält Testsignale für die Einstellung bei 33⅓, die andere für 45 Umdrehungen pro Minute. Da sich die Kräfte bei den unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterscheiden, wäre es durchaus sinnvoll, die Justage der Arm/System-Kombination für die Umdrehungszahl vorzunehmen, die man aktuell verwendet – was man in der Praxis aber gewiss nicht tun wird. Richard H. Mak sieht die 45er-Scheibe eher als Zugabe für diejenigen Analogfans, die auf ihrem Lauf einen Arm speziell für diese Geschwindigkeit reserviert haben. Ich habe mich beim Brinkmann mit Einstein Arm und System und dem Transrotor Massimo mit SME und dem JR Tamino jeweils auf die Signale für 33⅓ Umdrehungen konzentriert. Gleich im zweiten Tutorial nach dem mit den allgemeinen Hinweisen zum Tonabnehmereinbau und bei Track A3 geht es um die exakte Einstellung der Geschwindigkeit. Dazu wird ein konstanter Ton mit 3150 Hertz benutzt.
Die Software bietet zwar auch zwei mit „Oscilloscope“ und „Spectrum Analyser“ bezeichnete Fenster, wichtig ist aber nur der Wert, der im Fenster „Measured Frequency“ angezeigt wird. Die recht hohe Frequenz und die Genauigkeit der Software machen es nicht gerade einfach, beispielsweise über das einfache Trimmpoti am Motor des LaGrange die hundertprozentig richtige Geschwindigkeit zu treffen. Nein, dass stimmt nicht wirklich: Wie man sieht, wird auch bei der vierten Ziffer – also im Promillebereich – der Sollwert erreicht. Verfolgt man aber die Vielzahl von Messungen, die die Länge des Testsignals zulässt, sieht man immer wieder kleine Veränderungen des Wertes. Die Erklärung: Die Präzision der Messung macht auch Dehnung und Kontraktion des Gummi-Antriebsriemens sichtbar, die einen minimalen Einfluss auf die Umdrehungszahl haben. Die Abweichungen von der Sollgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum wird als „Wow & Flutter“ bezeichnet, wobei laut Audio Engineering Society über einen Zeitraum von etwa 30 Sekunden zu messen ist.
Die dritte und vierte Messung geben Hinweise zur Einstellung des Azimut, also zur möglichst exakten senkrechten Stellung der Nadel auf der Schallplatte, was sich optisch so gut wie nicht kontrollieren lässt. Sehr fein und reproduzierbar kann der Tonarm beispielsweise beim Kuzma 4Point oder auch beim AMG 12JT Turbo Tonearm eingestellt werden. Der SME V verzichtet zugunsten einer mechanisch rigiden Struktur auf diese Einstellmöglichkeit, beim Einsteins The Tonearm kann das abnehmbare Headshell nach dem Lösen zweier Inbusschrauben verdreht werden, was allerdings extrem feinfühlig vonstatten gehen sollte. Analogmagik misst mit je einem Track auf der LP das Übersprechen vom linken auf den rechten respektive das vom rechten auf den linken Kanal. Sehr hochwertige Systeme erreichen Werte von über -30 Dezibel. Weichen die Werte der beiden Messungen um nur etwa 0,5 Dezibel voneinander ab, ist der Azimut gut eingestellt. Analogmagik misst die beiden Werte unabhängig voneinander, man sollte sie sich zum Vergleich notieren oder mit Screeshots arbeiten. Beim Einstein-Arm habe ich das Headshell beim Anziehen der Überwurfmutter nur im Arm leicht verdreht und habe trotzdem signifikante Änderungen des Übersprechens messen können.
Der nächste Test in der von Analogmagik vorgeschlagenen Reihenfolge dient der Einstellung des vertikalen Abtastwinkels, aber den verschiebe ich erst einmal, später mehr zu den Gründen. Kommen wir zur Justage der Antiskating-Kraft. Der Test-Track ist der letzte auf der A-Seite, liegt als sehr nahe am Label. Dort muss die Kraft naturgemäß geringer sein, da hier die Geschwindigkeit, mit der die Nadel der Rille folgt, deutlich kleiner ist, als in der Nähe der Einlaufrille. Dennoch empfiehlt Richard H. Mak die Antiskating-Kraft an dieser Stelle so zu wählen, dass die Verzerrungen im linken und rechten Kanal annähernd gleich sind. Das war auch, wie der untenstehende Screenshot zeigt, kein größeres Problem.
Allerdings habe ich diesen Wert am Anfang des Test-Tracks ermittelt – und am liebsten hätte die Verzerrungsmessung hier auch sofort abgebrochen. Wenn man das nicht tut, muss man leider zu Kenntnis nehmen, dass die Verzerrungen auf jedem Millimeter, den sich die Nadel dem Label weiter nähert, recht kräftig ansteigen. Bisher habe ich eine ein gutes Stück vor dem Label beginnende Auslaufrille für Verschwendung von Dynamik gehalten: Man hätte ja eine ein wenig weiter ausgelenkte Rille schneiden können. Eingedenk der zu Plattenmitte rapide ansteigenden Verzerrungen sehe das nun ein wenig anders. Analogmagik versorgt einen also auch mit Fakten, die man lieber nicht wissen wollte.
Der Test-Track A1 mit Rosa Rauschen von 20 bis 24.000 Hertz gibt Aufschluss über den Frequenzgang des Tonabnehmers und die optimale Abschlussimpedanz. Erfahrungsgemäß wirkt sich die Eingangsimpedanz einer Phonostufe vor allem im Hochtonbereich aus. Beim Lyra Etna waren die Unterschiede zwischen 40 und 85 Ohm im Eingang der symmetrischen Einstein-Phonostufe recht gering.
Der vorletzte Punkt sind sind Vibrationen und die Resonanz der Arm-System-Kombination. Bei Etna und AMG ermittelte das Programm einen Peak bei etwa 8,5 Hertz, und beim SME und Transrotor Tamino waren es knapp 11 Hertz, beide Werte liegen also im idealen Fenster zwischen acht und zwölf Hertz. Auch die Intermodulationsverzerrungen, die Aufschluss über unerwünschte Vibrationen geben sollen, lagen im grünen Bereich: unter zwei Prozent.
Kommen wir noch einmal auf die Ermittlung des Vertikalen Abtastwinkels. Dazu soll man die Höhe des Tonarms variieren und schließlich die Einstellung wählen, bei der die geringsten Intermodulationsverzerrungen auftreten. So weit, so logisch. Nur verändert man bei den drei verwendeten Armen zusammen mit dem Winkel leider auch gleichzeitig die Auflagekraft und minimal auch den Überhang, wie Dietrich Brakemeier bei einem Anruf bestätigte. Daher war es für ihn nicht verwunderlich, dass sich bei einer sehr kleinschrittigen Höhenveränderung kein klares Verzerrungsminimum erkennen ließ. Natürlich verzichtete er nicht darauf, kurz anzumerken, dass dies bei seinen Tonarmen und Headshells konstruktionsbedingt nicht so sei.
Auch die Einstellung der optimalen Auflagekraft ist nicht ganz einfach: Richard H. Mak empfiehlt, mit dem größten und dem niedrigsten vom Hersteller angegebenen Wert ein Sieben-Kilohertz-Singal sowie eines mit 300 Hertz abzuspielen und sich dann für das Auflagegewicht zu entscheiden bei dem die wenigsten Verzerrungen auftreten. Da sowohl Lyra als auch Transrotor nur einen Bereich von 0,1 Gramm angeben, Einstein aber 0,2 Gramm Toleranz zugesteht, habe ich letzteren Tonabnehmer ausgewählt.
Leider unterscheiden sich die Verzerrungswerte für den linken und rechten Kanal klar. Wenn man sich entscheidet, den höheren der beiden Werte zu minimieren, ist die Sache klar: Bei 2,4 Gramm treten weniger Verzerrungen auf. Analogmagik versorgt einen mit einer Fülle von Informationen, man benötigt allerdings eine gewisse Kennenlernphase, um diese richtig interpretieren zu können.
PS: Ich habe den Versuch mit dem Brooklyn natürlich nicht vergessen. Und wirklich, Analogmagik kommuniziert auch mit dem Mytek A/D-Wandler. Dazu muss man den „Mode“ des Brooklyn auf „PC“ setzen. Dann stellt Analogmagik die Sample Rate auf 48 Kilohertz. Unter „Settings“ ist im Programm „Sound Card Asio“, „Mytek USB Audio“ und „24 Bits“ zu wählen und schon kann's losgehen. Allerdings ist dann ein Lautstärkeregler – ich benutze einen aktiven Neumann W444STA mit Funk-Netzteil – unverzichtbar, um den Wandler nicht zu übersteuern. Einen sehr großen Gewinn in puncto Auflösung bringt diese Variante allerdings nicht: 24/48 statt 16/44,1. So man möchte, könnte man sich den ART zwar sparen, allerdings ist dieser von Richard H. Mak getestet und für gut befunden worden und damit gewiss die problemlosere Wahl.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, Transrotor Massimo |
Tonarm | Einstein The Tonearm 9, AMG 12JT Turbo Tonearm, SME V |
Tonabnehmer | Lyra Etna, Einstein The Pick-Up Transrotor JR Tamino |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | LumenWhite WhiteLight Anniversery |
Kabel | Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Analogmagik
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Lieferumfang | Box mit zwei LPs und USB Dongle |
Preis | 750 Euro |
Hersteller
Acoustical Systems
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Anschrift | Axinia Schäfer Alpenstr. 26 86935 Rott |
info@acoustical-systems.com | |
Web | www.acoustical-systems.de |
Hersteller
Digitale Audio Systeme
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Telefon | +43 18907030 |
office@digital-audio-systems.com | |
Web | www.digital-audio-systems.com |
Die Purist-Audio-Design-Kabelfamilie Genesis hat mich dazu bewogen, nach Jahren wieder einmal Kabel zu testen. Warum? Zum einen ist es um diese amerikanische Kabel in Deutschland recht ruhig geworden und zum anderen befinden sie sich in einer Preisklasse, die mir sympathisch ist. Beides zusammen hat mein Interesse geweckt.
Die Firma Purist Audio Design ist in Texas beheimatet und fertigt schon seit über 30 Jahren Kabel. Für den Test haben wir die zweitgünstigste Produktlinie gewählt, die laut Frau Barden vom Deutschen Vertrieb WBS Akustik ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis haben soll. Was heisst das konkret in Euro? Das uns zum Test zur Verfügung gestellte Purist Audio Design Genesis Lautsprecherkabel kostet in zweimal drei Meter Länge 975 Euro in Single-Wire Ausführung. Die NF-Kabel standen uns in ein Meter Länge in Cinch- und XLR-Konfektionierung zur Verfügung. Die Cinch-Ausführung schlägt dabei mit 420 Euro zu Buche, die XLR-Ausführung mit 430 Euro. Nicht eben günstig, aber wenn man sieht, was heute an Preisen für hochwertige Hifi-Kabel aufgerufen wird, doch recht moderat.
Vor dem Hörtest noch einige Erläuterungen zum Aufbau der Genesis Kabel: Auffällig ist sofort, dass die Kabel recht leicht sind und sich aufgrund ihrer hohen Flexibilität gut verlegen lassen. Auch engere Radien hinter meinem Regal sind möglich. Das hat mir gut gefallen. Die verwendeten vergoldeten Cinch, XLR und Bananenstecker machen einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Für das Leitermaterial der NF-Kabel wird OFC-Kupfer mit exzellenten elektrischen Werten eingesetzt. Kapazität und Widerstand liegen in unkritischen Bereichen. Das gilt ebenso uneingeschränkt für das Genesis Lautsprecherkabel.
Doch nun zum Hörtest. Angefangen habe ich in meinem Setup mit dem Lautsprecherkabel. Das gefiel mir seinem neutralen, homogenen Auftritt auf Anhieb so gut, dass ich sehr schnell auch die Genesis NF-Kabel zum Einsatz brachte. Das Cinch-Kabel fand seinen Platz zwischen Vor- und Endstufe und das XLR-Kabel verband die Phonostufe mit der Vorstufe. Und dann wurde es schwierig, denn ich fragte mich eine ganze Zeit lang, wo denn nun die Vorzüge der kompletten Verbindung mit den Purist Audio Design Genesis Kabeln lagen. Es klang erst einmal irgendwie unspektakulär und es brauchte ein Weilchen, bis mir klar wurde, dass das das Aussergewöhnliche an dieser Verbindung ist. Alles klang richtig. Das führte dazu, dass immer mehr Aufnahmen in meinem CD-Laufwerk landeten und auch der Plattenschrank eine Menge Scheiben hergeben musste. Selbst nicht so gut aufgenommene CDs und Platten machten dank der Genesis-Kabel deutlich mehr Spass als vorher. Der Fuss wippte auch bei Aufnahmen mit, die mich sonst immer ein wenig genervt haben. Meine Anlage klang nach wir vor herrlich transparent, sogar einen Tick räumlicher als gewohnt, aber nicht mehr ganz so analytisch. Das war sehr angenehm. Nach einiger Zeit vergass ich die Kabel völlig und konzentrierte mich nur noch auf die Musik. Und gehört habe ich dann viel, sehr viel…
Da meine jüngste Tochter schon früh anfing, Saxophon zu spielen, kenne ich den Klang des Instruments recht gut. Die CD Audiophile Saxophone aus der Reihe Uncompressed World von Accustic Arts war eine Genuss, denn das Instrument klang zum Beispiel im Stück „Trees“ des Dirk Blümlein Terzetts ungemein authentisch. Auch Cecile Vernys Live-CD Memory Lane, die manchmal hart an der Übersteuerungsgrenze aufgenommen wurde, konnte ich ohne Einschränkung noch sehr laut geniessen. Das Schöne war, dass ich trotzdem nichts vermisst habe. Alle Details waren da, nur klang es etwas selbstverständlicher und homogener als gewohnt.
Das oben Geschriebene gilt ebenso für Analoges von der Schallplatte. Ein schönes Beispiel ist hier Modern Cool von Patricia Barber (Premonition Records), die durchaus ein bisschen „kalt“ klingen kann. Verkabelt mit dem Purist Audio Genesis XLR kam in meinem Setup wieder dieser kleine, aber scheinbar wichtiger Schuss Wärme hinzu, der dazu führte, dass ich die Doppel-LP zum ersten Mal durchhörte, ohne wie sonst an einigen Stellen die Lautstärke zurückzunehmen. Ähnliches passierte mir mit der LP Water von Gregory Porter. Irgendwann fiel mir auf, dass ich aufgrund der hervorragenden Homogenität der Dargebotenen immer häufiger auch mal lauter hörte als gewohnt.
Am besten gefallen hat es mir mit der kompletten Genesis-Verkabelung. Ich würde mich auf jeden Fall für eine vollständige Verkabelung mit dem Purist Audio Genesis entscheiden, da die beschriebene Homogenität dann am besten zur Geltung kam. Zwischendurch habe ich einmal das XLR-Kabel zwischen Phonostufe und Vorverstärker durch das Cinch-Kabel ersetzt, aber ich konnte beim besten Willen keinen Klangunterschied zwischen den beiden Genesis NF-Verbindern ausmachen. Nun sind die Genesis-Kabel von Purist Audio schon einige Tage wieder weg und ich muss zugeben, dass ich sie immer noch vermisse…
Gehört mit
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Computer | Apple MacBook Pro mit OS X High Sierra, Audirvana Plus 3 |
Vorverstärker/ DA-Wandler | Audio-gd Master 11 Singularity |
CD-Laufwerk | North Star Design CD-Transport Model 192 MKII |
Plattenspieler | Musical Life Jazz Reference Laufwerk und Musical Life Tonarm, Vocalitas 10 |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Endstufe | NAD 2200 PE |
Zubehör | Lautsprecherkabel Inakustik LS 1202 Single-Wiring, Audio-gd Kabel NF, XLR und Lautsprecherkabel Single-Wiring, Sommer Cable Carbokab NF und XLR, Oyaide USB Kabel |
Möbel | Watec-Analog Hifi-Regal Stahl/Multiplex |
Herstellerangaben
Purist Audio Design Genesis NF-Interconnect
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Leitermaterial | OFC Kupfer |
Abschirmung | Geflecht 98% |
Dielektrikum | Santoprene |
Leiterstärke | 24 AWG |
Kapazität | 45pf/FT |
Widerstand | 0,0842 Ohm/m |
Preise | 1m Cinch-Kabel 420 Euro, 1m XLR-Kabel 430 Euro, pro zusätzliche 0,5m 35 Euro |
Herstellerangaben
Purist Audio Design Lautsprecherkabel
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Leitermaterial | PCCC Kupfer |
Dielektrikum | Polypropylene |
Leiterstärke | 10 AWG |
Kapazität (DC) | 55 |
Widerstand | 0,000999 Ohm/FT |
Ausführungen | Single-Wire oder Bi-Wire mit Bananas, Kabelschuhen oder nach Kundenanforderung |
Preis | 2 x 3m Single-Wire 975 Euro, 2 x 3m Bi-Wire 1.220 Euro |
Hersteller
Purist Audio Design
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Anschrift | 1606 Old Angleton Road Clute, Texas 77531 USA |
Telefon | 979.265.5114 |
info@puristaudiodesign.com | |
Web | www.puristaudiodesgn.com |
Vertrieb
WBS-Akustik Systeme Vertriebs-GmbH
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Anschrift | Marissa Barden Anschrift Rittergasse 1 65391 Lorch |
Telefon | +49 6726 8390451 |
info@wbs-acoustics.com | |
Web | www.wbs-acoustics.com |
Hersteller
Purist Audio Design
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Anschrift | 1606 Old Angleton Road Clute, Texas 77531 USA |
Telefon | 979.265.5114 |
info@puristaudiodesign.com | |
Web | www.puristaudiodesgn.com |
Mytek bringt schon seit vielen Jahren die Technologie aus den Tonstudios in die Hi-Fi-Zimmer der digital hörenden Anhängerschaft. Der neuste Digital/Analog-Wandler Liberty DAC nimmt nur 1/3 Rackbreite in Anspruch. Die Breite ist zwar zu Hause weniger relevant, dafür aber umso mehr seine klanglichen Eigenschaften.
Frisch in New York erdacht und in Polen gebaut, reiht sich der Liberty als kleinster stationärer DAC in das Herstellerportfolio von Mytek ein. Er nutzt den bereits in der ersten Generation des Brooklyn DAC langzeiterprobten und altbewährten, ESS ES9018K2M SABRE. Wenn sich also jemand mit dessen Einbindung und Kombination mit anderen Komponenten auskennt, dann die ursprünglich aus dem professionellen Audiobereich stammenden Spezialisten von Mytek um Michal Jurewicz in den USA und um Marcin Hamerla in Polen. Inzwischen werden zwar auch der ESS 9028 im Brooklyn DAC+ und der ESS 9038 im Manhatten DAC II verbaut, dennoch kann man den 9018 durchaus immer noch als Referenz bezeichnen. Man könnte den Liberty im Grunde genommen als Neuauflage der ersten Brooklyn Generation in neuem Gewand und in etwas reduzierter Form sehen. Dennoch bietet der Liberty nicht wenig: 127 Dezibel Dynamikumfang und ein mit zehn Picosekunden sehr präzises Taktsignal sind nur einige der Features. Neben den Analogausgängen, verfügt der Liberty über einen Kopfhörerverstärker, der immerhin drei Watt bei einer Ausgangsimpedanz von 0,1 Ohm leisten und damit auch anspruchsvolle Kopfhörer antreiben können soll.
Nach dem Öffnen der schlichten schwarzen Verpackung mit grauem Mytek-Logo scheint mir zunächst einmal die schicke A4-Bedienungsanleitung im, natürlich, New-York-Design entgegen. Aktuell interessiert mich diese doch eher wenig, vordergründig möchte ich den Liberty DAC in Augenschein nehmen, also zur Seite mit dem, wieder mal englischen, Papierkram und zur Sache: Die Front des Liberty, von vier leicht herausstehenden Innensechskantschrauben mit dem Gehäuse verbunden, wirkt sehr futuristisch und massiv. Die in die Alufront gefrästen Wabenformen verstärken diesen Eindruck zusätzlich. Gegenüber der 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse des Kopfhörerverstärkerausgangs findet sich ein Poti, das gleichzeitig On/Off-Knopf, Quellenwähler und Lautstärkeregler ist. Mittig zwischen den beiden Bauteilen wird die Front durch sechs, per Software in ihrer Helligkeit anpassbare, LEDs komplettiert. Alles in allem ist der Liberty DAC kaum größer als drei aufeinanderliegende DVDs und gefällt mir optisch sehr gut: schlicht und doch interessant. Insbesondere die Belüftungslöcher in Mytek-Logo-Form auf der Oberseite runden das Design ab.
Rückseitig befindet sich der Anschluss für einen Kaltgerätestecker zur Stromversorgung des internen Schaltnetzteils. Alternativ kann man auch ein externes 12V-Netzteil seiner Wahl an dem dafür vorgesehenen Gleichstromanschluss nutzen. Mytek empfiehlt dieses fünf- bis zehnmal größer als das interne 30-Watt-Netzteil zu dimensionieren, in den technischen Daten der Bedienungsanleitung werden vier bis sechs Ampere verlangt. Zur Datenverbindung stehen eine USB-, zwei S/PDIF-, eine Toslink/ADAT- und eine AES/EBU-Schnittstelle zur Verfügung. Für S/PDIF sind zwei Cinch-Buchsen vorgesehen, für AES/EBU eine XLR-Buchse. Die Audioausgabe erfolgt entweder über zwei symmetrische 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen oder zwei unsymmetrische Cinch-Buchsen, der parallele Betrieb beider Ausgänge ist möglich. Ein Kaltgeräte- und ein USB-Kabel sind im Lieferumfang enthalten.
Während über USB bis zu 384 Kilohertz und 32 Bit PCM, DSD256 und DXD verarbeitet werden können, bieten die anderen Schnittstellen maximal 192 Kilohertz PCM und DSD64 via DOP. Bei DOP wird der DSD-Stream in PCM-Container eingebettet und kann unverändert rekonstruiert werden. Ein MQA-Decoder ist zusätzlich mit an Bord. Ich muss zugeben, dass ich MQA aktuell noch gespalten gegenüberstehe. Die ersten MQA-Höreindrucke sind durchaus positiv, allerdings finde ich das gesamte Konzept etwas undurchsichtig. Für Streaming mag das, ich nenne es mal, verschachteln des Höchstfrequenzbereiches einer High-Res-Datei in das Grundrauschen einer niedriger abgetasteten Datei sinnvoll sein, um Bandbreite einzusparen. Für den direkten Download von Hi-Res-Titeln ist diese Prozedur eher überflüssig. Als sinnvoller erachte ich es, sich auf zugrundeliegende Filter der Digitalwandlung und Aufnahme- und Masteringqualität an sich zu konzentrieren, was auch außerhalb von proprietären Codecs geschehen kann. Wie dem auch sei, ich schweife ab. Der Liberty DAC kann zumindest MQA decodieren. Einen Eindruck davon sollte man sich ohnehin mit eigenen Ohren machen. Schlussendlich ist man mit der umfassenden Ausstattung der Liberty DAC für alle Formate gerüstet, die in der heimischen Musiksammlung auftauchen oder beim Lieblings-Streamingdienst angeboten werden.
Mytek, allen voran Michal Jurewicz, schreibt sich höchsten Anspruch, vor allem in Hinblick auf möglichst unverfälschte Reproduktion des digitalen Ausgangsmaterials, auf die Fahnen. Insofern ist das letztendlich abgespielte Format fast zweitrangig, wenn doch der Wandler schon auf extrem hohem Niveau agiert. Ob dem tatsächlich so ist, wird der folgende Hörtest zeigen. Ich werde den Liberty ausschließlich an meinem PC betreiben und meinen guten, alten Pioneer A-878 mit dem unsymmetrischen Ausgangssignal des Mytek erfreuen. Die Installation des von Thesycon entwickelten Treibers und des Mytek Control Panels auf Windows 7 Professional gehen problemlos vonstatten. Sowohl ASIO als auch WASAPI sind möglich, natives DSD nur über das erstgenannte Protokoll. Mein inzwischen etwas in die Jahre gekommener Eigenbau-PC hat leider Masseprobleme mit vielen USB-DACs, diese haben ihren Ursprung wahrscheinlich in der nicht perfekten Entkopplung der USB-Masse von anderen Komponenten auf dem Mainboard. Mit dem Liberty DAC herrscht allerdings absolute Ruhe! Ein erster riesen Pluspunkt, mit der proprietären internen USB-Schaltung hat Mytek schon grundlegend einiges richtig gemacht. Über das Mytek Control Panel überprüfe ich das Gerät auf die aktuelle Firmware und stelle die Helligkeit der LEDs auf der Vorderseite nach meinem Geschmack ein. Die Status-LED lässt sich so konfigurieren, dass sie bei ausgeschaltetem Gerät gar nicht mehr leuchtet, die Quellen/Lautstärke-LEDs lassen sich während des Betriebs nicht ganz ausschalten, dafür sind sie aber auf dunkelster Stufe erträglich. Ich kann ebenfalls die Puffergröße und den Output Mode (2 Kanäle bei 16 oder 24 Bit) bestimmen.
Der mitgelieferte ASIO-Treiber läuft wunderbar stabil, auch mit Freeware-Playern wie zum Beispiel foobar2000, den ich aufgrund seiner Flexibilität gerne nutze. Man muss sich allerdings zunächst etwas umfassender mit dem Player auseinandersetzen, bevor alles so funktioniert, wie es soll. Wer eine Komplettlösung bevorzugt, wird zum Beispiel beim roon-Player fündig. In der roon-Konfiguration bekomme ich eine exakte Rückmeldung über vom DAC unterstützte Formate, die wenigen nicht unterstützten wandelt der Player passend um. Auch ob DSD direkt (nativ), als DOP oder gewandelt in PCM ausgegeben werden soll, kann konfiguriert werden. Die programminterne Lautstärkeregelung stelle ich aus, da ich am liebsten über den digitalen 32-Bit-Hardwareregler am DAC selbst die Lautstärke einstellen möchte. Dieser ist gerastert und bildet 100 Dezibel in Einzelschritten ab. Jede der fünf LEDs auf der Gerätefront repräsentiert 20 Dezibelschritte optisch durch das Durchlaufen eines Farbspektrums von Blau, über Grün zu Rot. Ist die letzte Stufe des Spektrums erreicht, fängt die jeweils nächste LED an zu leuchten. Wenn ich die Quelle wechseln möchte, tippe ich den Lautstärkeregler hingegen kurz an. Zum An- und Ausschalten muss man den Regler länger gedrückt halten. Hübsch gelöst das Ganze. Wer nicht gerne an Reglern dreht, kann die programminterne Lautstärkeregelung wieder einschalten und über die roon-App fürs Smartphone so die Lautstärke auch vom Sofa oder Hörsessel aus bedienen. Eine andere Möglichkeit zur Laustärkeregelung aus der Ferne gibt es leider nicht, der Liberty DAC verfügt nicht über eine Fernbedienung. Wünschenswert wäre eine Kopplung der hardwareseitigen Lautstärke an die in der Abspielsoftware angezeigte. Im Mytek Control Panel läuft der Ist-Zustand des Lautstärkepotis jedenfalls auf, wenn es hier funktioniert, müsste es doch auch anderswo klappen und man könnte sich eine Einstellung sparen. Vielleicht liefert Mytek das ja bei einem Firmware-Update nach.
Ich beginne die Hörsession mit einem Großmeister seines Faches, dem französischen Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons. Das Eröffnungsstück „Navigatore“ des gleichnamigen Albums, vorliegend als CD-Rip im FLAC-Format, strotzt geradezu vor instrumentaler Vielfalt und Virtuosität. Immer wieder greifen neue Melodien und Rhythmen ineinander, werden von Musiker zu Musiker gereicht, changieren irgendwo zwischen mediterran und orientalisch. Der von Beginn an treibende Kontrabass klingt lebendig und dynamisch. Jede einzelne Akzentuierung und Feinheit des Bogenstrichs wird herausgearbeitet. Der Gesamtklang ist überaus neutral, im ersten Moment etwas ungewohnt, bin ich doch leichte Färbungen von meinen bisherigen Wandlern gewohnt. Nach kurzer Zeit jedoch beeindruckt mich diese Neutralität, denn sie ist in keinster Weise langweilig, sondern erlaubt wunderbar, feine Nuancierungen jedes einzelnen Instruments zu entdecken.
Als nächstes nehme ich mir das von James Horner für den Soundtrack zu AVATAR komponierte „Pure Spirits Of The Forest“ vor, ebenfalls als FLAC-44,1/16-Datei. Das Stück baut sich langsam auf, die Streicher steigern ihre Lautstärke nur allmählich und vermischen sich dann mit synthetischen Klängen. Der Liberty gibt diese Mischung derart selbstverständlich und hinreißend wieder, wie ich sie noch nicht gehört habe. Der Einsatz der Percussion wird ebenso impulsiv wie unbeschwert dargeboten, die Hörner heben sich vollständig ab und schweben drohend über dem perkussiven Geschehen. Die Tiefenstaffelung ist faszinierend, Lautsprecher gibt es quasi nicht mehr, so losgelöst verteilen sich die Instrumente im Raum. Ich bin wirklich sehr angetan und lass den Soundtrack direkt mal laufen. Auch das nächste Stück, „The Bioluminescence Of The Night“, bewegt sich zwischen orchestralen und synthetischen Klängen, die mühelos ineinandergreifen und von sanften Klavieranschlägen überlagert werden. Die Feindynamik ist wirklich grandios. Es zeigt sich eindrucksvoll, dass ein hochwertiger Wandler einen extrem wichtigen Stellenwert in einer Stereokette einnimmt, denn das, was er meinem alten Vollverstärker Boliden in Verbindung mit meinen Magnat Quantum 807 entlockt, ist beachtlich. Und das nur bei normaler CD-Qualität!
Weil es so schön ist, höre ich mich einfach noch ein bisschen weiter durch meine Musikbibliothek und teile meine Eindrücke: Zur Abwechslung ein bisschen Jazz und ein anderes Format. Charles Mingus „Bird Calls“ vom Album Mingus Ah Um in DSD64. Es macht herrlich viel Spaß, den Musikern beim Rasen über Saiten, Tasten, Klappen und Felle zuzuhören. Wie schon bei den vorherigen Stücken, löst sich der Klang ausgesprochen leicht vom Lautsprecher – besser als ich es auf meinen Komponenten bisher gehört habe – und die verschiedenen Klangfarben der Instrumente werden kraftvoll wiedergegeben. Das Ride-Becken pulsiert angenehm und durchscheinend, nie unangenehm. Neutraler Klang muss also keinesfalls farblos sein.
Zum Abschluss möchte ich noch wissen, wie sich das jüngste Mitglied in der Mytek-Familie mit Musik der etwas härteren Gangart verträgt. Ich entscheide mich für Iron Maidens „When The Wild Wind Blows“ vom Album The Final Frontier, über TIDAL als MQA gestreamt. Kurz darauf stellt sich heraus, dass dies nicht die beste Wahl war. Der Song an sich ist zwar wirklich hervorragend komponiert und dargeboten, allerdings gefällt mir der Sound überhaupt nicht. Alle Instrumente für sich gesehen klingen transparent, die Beckenwirbel im Intro scheinen silbrig, klar und ohne Härte auf. Die hart nach links und rechts gepanten Gitarren greifen mit dem Bass ineinander und formen ein wirklich harmonisches Grundgerüst für Bruce Dickinsons Stimme. Ebenso wie vorher die Streicher vom neutralen Klangbild profitiert haben, profitiert die Stimme des Frontmannes, ihr Timbre wird perfekt durchgezeichnet. Der Sologitarre kann man genau anhören, wann die Verzerrung des Gitarrenverstärkers je nach Anschlagdynamik mehr oder weniger einsetzt. Wenn aber das Schlagzeug die ruhige Stimmung durchbricht und der Sänger mal eben über eine Oktave nach oben springt, fehlt irgendwie der Druck. Da kann in diesem Fall nur der Mytek nichts für, er macht genau das, was er soll, so exakt wie möglich reproduzieren, das Album gibt einfach nicht mehr her, da hilft auch kein MQA. Ganz anders ist das bei „Brave New World“, dem Titeltrack des gleichnamigen Albums, ebenfalls in MQA über TIDAL gestreamt. Der Song hat eine ganz ähnliche Struktur wie der vorher gehörte, und sobald das Schlagzeug einsetzt, wird einem die Bass Drum konturiert und druckvoll um die Ohren gepfeffert, dass der E-Bass dabei selbstverständlich nicht untergeht, sei nur mal nebenbei erwähnt.
Bevor ich meine mal wieder viel länger als geplant geratene Hörsession beende, möchte ich doch noch einmal den Köpfhörerverstärker mit meinen angepassten In-Ears VE6 X2 von Vision Ears ausprobieren. Ich versuche es ein zweites Mal mit „When The Wild Wind Blows“. Was ich vorher vermisst habe, reproduziert die Kombination mit meinen In-Ears perfekt, obwohl diese sehr linear abgestimmt sind und auch die Ausgangsimpedanz des Kopfhörerverstärkers sehr gering ist. Diese kommt der Linearität von Multi-BA-In-Ears zu Gute, da hohe Ausgangsimpedanzen ihre Abstimmung meist negativ beeinflussen. Der Sound ist druckvoll, rund und gleichzeitig unbeschwert und luftig. Das Stereopanorama und die Tiefenstaffelung sind ebenso beeindruckend wie zuvor über meine Lautsprecher. Es gibt nur ein riesiges respektive lautes Problem: Das Grundrauschen in Verbindung mit meinen In-Ears ist zu hoch, um es bei erträglichen Pegeln ausreichend zu kaschieren. So bleibt ein einziger (!) negativer Aspekt. Für leistungshungrige Kopfhörer wird wahrscheinlich genau das richtige geboten, für meine In-Ears leider nicht. Das ist allerdings nur ein sehr kleiner Minuspunkt auf einer deutlich längeren Plusliste.
Gehört mit
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Computer | Intel i7-2600K @ 3,4GHz, 16GB RAM @ 1600MHz, Windows 7 Professional SP1 (roon, foobar2000, TIDAL) |
Smartphone | Motorola X 2nd Gen, 32GB, Android 6.0 (roon) |
Vollverstärker | Pioneer A-878 |
Lautsprecher | Magnat Quantum 807 |
In-Ears | Vision Ears VE6 X2 |
Kabel | Cordial |
Herstellerangaben
MYTEK Liberty DAC
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Akzeptierte Abtastraten | bis 384k, 32bit PCM, natives DSD bis zu DSD256, DXD |
Dynamikbereich | 127dB |
MQA™ Hi-Res-Decoder | eingebaute zertifizierte Hardware |
Digitale Eingänge | USB2 Class2 (OSX, Linux treiberlos, alle Formate), AES / EBU (PCM bis 192k, bis DSD64 DOP), 2 x S/PDIF (PCM bis 192k, bis DSD64 DOP), 1 x Toslink/ADAT |
Analogausgänge | 1 x unsymmetrisch (Cinch), 1 x symmetrisch (TRS), TRS-zu-XLR-Kabel optional |
Kopfhörerverstärker | 1 unsymmetrische Kopfhörerbuchse, 300mA, 3 Watt, 0,1 Ohm Ausgangsimpedanz, treibt auch anspruchsvolle Kopfhörer |
Clock Generator | 10 Picosekunden Jitter, sehr geringes Rauschen |
Firmware | Update per USB über Mytek Control Panel möglich |
Gleichstrom-Eingang | 12V |
Maße (B/T/H) | 140/216/44 mm |
Gewicht | 1,5 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 995 Euro |
Hersteller
Mytek Digital
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Anschrift | 148 India Street 1FL Brooklyn, NY 11222 USA |
Telefon | +1 347 384 2687 |
highend@mytekdigital.com | |
Web | www.mytekdigital.com |
Vertrieb
HEM Electronics Marcin Hamerla
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Anschrift | Aleje Jerozolimskie 475 05-800 Pruszków Poland |
Telefon | +48 22 823 7238 |
info@hem-e.com | |
Web | ferrum.audio |
QED Kabel gibt es seit vielen Jahrzehnten, genau seit 1973. Das Sortiment ist umfangreich und das Renommee geprägt von Qualität zu vernünftigen Preisen. Im vergangenen Jahr stellte QED sein neues Spitzen-Modell unter den Lautsprecherkabeln vor, getauft auf den verheißungsvollen Namen Supremus.
Im Lateinischen bedeutet Supremus der Oberste. Somit ist mit dem Namen des neuen QED LS-Kabels der Anspruch klar definiert. Das Supremus krönt künftig das QED Kabel-Portfolio. Bis dahin hatte über Jahre das QED Genesis Silver Spiral diesen Platz inne. Dieses bleibt auch weiterhin im Programm der Briten. Das Genesis erhielt weltweit viel Anerkennung ob seiner klanglichen Fähigkeiten und fiel zusätzlich durch einen sehr akzeptablen Preis angenehm auf. Deshalb bin auch ich seit über zehn Jahren zufriedener Besitzer des Genesis Silver Spiral und habe damit die drei Wege meiner Triangle Grand Concert verkabelt. Die zum Mittelhochton-Lautsprecher führende Verbindung ist drei Meter lang und somit qualifiziert, um sich dem Vergleich mit dem neuen Supremus zu stellen, das mir der deutsche Vertrieb in genau dieser Länge lieferte. An den Triangle werde ich das Supremus jedoch nicht testen, da mir kein Supremus für den Bassbereich zur Verfügung steht. Das Silver Spiral habe ich damals eigenhändig mit Hohl-Bananas ausgestattet. Es wirkt geradezu ärmlich im Vergleich zum herstellerseitig konfektionierten Supremus mit seinen Airloc™ Bananensteckern. Die Bananas des Supremus bestehen aus reinem Kupfer, das für den bestmöglichen Oberflächen-Kontakt mit Rhodium beschichtet ist. Das gilt genau so auch für die Airloc™ Gabelschuhe, die alternativ und preisgleich zu den Bananas angeboten werden. Zur einwandfreien Arretierung lassen sich die QED-Bananas durch Verdrehen der Stecker-Kapselung in der Buchsen des Verstärkers und Lautsprechers festspannen. Denn die Bananenstecker sind segmentiert und spreizen sich in der Buchse. Die von QED eigens entwickelt Airloc™ Technologie ist eine sauerstofffreie Kaltverschweißung des Kabels mit dem Stecker. Diese Verbindung isoliert den versilberten Leiter hermetisch von der Luft, verhindert damit die Oxydation und behält ihre Güte lebenslänglich. Jedes Supremus entsteht in Handarbeit und wird vor der Auslieferung individuell geprüft und in einer ansehnlichen Schatulle verpackt. Ein direkter Preisvergleich zwischen dem Genesis Silver Spiral und dem Supremus ist kaum möglich, da das Genesis als Meterware angeboten und vom Fachhandel oder Anwender mit Steckern ausgestattet werden muss. Das Supremus gibt es ausschließlich in der hochwertig konfektionierten Ausführung, für deren Qualität man getrost einige hundert Euro anrechnen darf.
Interessant finde ich es, die technischen Merkmale des Genesis Silver Spiral mit denen des Supremus vergleichend zu betrachten. Beim Lesen des deutschsprachigen Supremus-Prospektes begegnen mir bei den technischen Daten ungewohnte Angaben. Dazu gehört der Begriff Verlustfaktor. Im weitesten Sinne darf man ihn mit dem Wirkungsgrad von Lautsprechern gleichsetzen. Dieser Wert beschreibt das Verhältnis aller physikalischen Schwingungen, die das Kabel tatsächlich durchlaufen, zum theoretischen Optimum. Für das Supremus wird 0,009 angegeben. Das meint wohl, dass nur neun Promille aller Schwingungen in irgend einer Weise nicht ankommen. Das hört sich gut an. Allerdings kenne ich keine derartigen Angabe bei anderen Kabeln und kann diese Größe daher nicht relativieren. Beim Silver Spiral ist der Verlustfaktor niedriger. Angegeben sind hierfür nur 0,007. Da stellt sich die Frage, inwieweit sich dies hörbar auswirkt. Wie wir wissen, muss ein besserer Messwert nicht unbedingt überlegenen Klang bedeuten. Ein weiterer, ungewohnter Begriff bei QED ist die Schleifenimpedanz, die mit 0,005 Ohm pro Meter angegeben ist. Der Schleifenwiderstand ist die Summe aller Impedanzen in einer Verbindungs-Schleife, bestehend aus Hin- und Rückweg des Kabels. Bei den Daten des Genesis Silver Spiral findet sich der etwas schlechtere Wert von 0,006 Ohm je Meter.
Kommen wir zu den geläufigeren Angaben. Der Kabelquerschnitt ist beim Neuen mit 6,16 Quadratmillimeter klar größer als beim Genesis mit 5,5 Quadratmillimeter. Dies verringert den elektrischen Widerstand. Identisch ist das Material der Leiter, nämlich versilbertes, hochreines, sauerstofffreies Kupfer. Deutlich reduzieren konnten die QED-Entwickler die elektrische Kapazität des neuen Supremus. Hier unterscheiden sich die 48 Picofarad je Meter erheblich von den 76 Picofarad des Silver Spiral. Die Induktivität unterscheidet sich kaum, das Supremus hat mit 0,49 Mikrohenry pro Meter einen um nur 0,03 Mikrohenry höheren Wert. Beide QED Kabel sind nicht wesentlich andersartig aufgebaut. Das Supremus ist jedoch qualitativ optimiert. Aus den zweimal neun Bündeln des hochwertigen Kupfer-Leiters des Genesis wurden beim Supremus zweimal sechzehn Bündel. Die Leiter des Supremus sind zudem kryogen behandelt. Dieses Kälte-Verfahren erhöht die Beständigkeit des Materials. Eine neuartige Emaille-Isolierung der einzelnen Leiter verleiht dem Supremus besonders gute Dämpfungs-Eigenschaften. Die von QED selbst entwickelte Aircore™ Technologie wurde schon beim Genesis Silver Spiral angewandt. Sie soll den Skin-Effekt, den ungleichmäßigen Signalfluss höherer Frequenzen mit ihrer Tendenz zur Oberfläche des Leiters, eliminieren. Aircore™ hält die Induktivität und die Kapazität auf sehr niedrigem Niveau. Die Leiter verlaufen um ein zentrales Polyethylen-Röhrchen. Somit bleibt das Magnetfeld schwach und die Selbstinduktion minimal. Der veränderte Gesamt-Aufbau des Supremus soll klanglich zu einer einzigartigen Hochtonauflösung und perfektem Timing führen.
Das überprüfe ich nun gern selber und schließe in der ersten Test-Konstellation wechselweise das Supremus und das Silver Spiral zwischen meinen Air Tight Mono-Endstufen und den Analysis Audio Epsylon Dipol-Lautsprechern an. Die Musik kommt vom Primare CD-Spieler, dessen koaxialer Digital-Ausgang per Boaacoustic SPDIF oder dem grandiosen, aber auch unglaublich teuren Transparent Audio RXLDL mit dem Röhren-Wandler von Sonic Frontiers verbunden ist. Von dort geht es direkt in die Air Tights. Da die einen Eingangs-Pegelregler besitzen, kann ich mir einen Vorverstärker sparen. Insgesamt klingt diese Kette sehr räumlich und transparent und ist bestens geeignet, mir das Erkennen der klanglichen Unterschiede beider QED-Generationen leicht zu machen.
Den Hörreigen eröffnete Gregory Porters Album Be Good und offenbart sogleich, welche Qualitäten dem Supremus eigen sind und inwiefern es sich vom bewährten Genesis Silver Spiral positiv abhebt. Räumlich wird mit ihm die Darstellung noch freier und löst sich in der Tiefe, nicht nur nach hinten, sondern auch nach vorn, von den Lautsprechern. Auffälliger noch sind die seidigen Höhen, die das Supremus beispielsweise den Schlagzeug-Becken verleiht. Da klingt das Silver Spiral eindeutig etwas rauer. Auch mangelt es ihm an einer Spur musikalischer Wärme, während das Supremus der Musik ein angenehmes Timbre verleiht, ohne dass dadurch Informationen verloren gehen. Mehr Dynamik liefert das neue QED-Top-Kabel ebenfalls, so dass dessen Darbietung lebendiger und flüssiger wirkt. Bei „Children´s World“ von Marceo Parkers Album Roots Revisited ertönt dessen Alt-Saxophon über das Supremus einen Hauch zarter und einen Touch filigraner. Das Genesis klingt ähnlich prägnant, hinterlässt aber im Vergleich einen etwas ruppigeren Eindruck. Klar vorzuziehen beim Supremus ist auch bei diesem Album wieder die größere Ausdehnung des Raumes vor und hinter die Dipol-Strahler und damit auch deren Freistellung. Das Supremus legt auch eindeutiger die Merkmale der ausgetauschten digitalen Kabel zwischen CD-Player und Wandler offen. Es offenbart unschwer die prächtigen Klangfarben des Boaacoustic im Unterschied zur Transparenz und Präzision beim Transparent Audio. Bei den ersten Titeln „Rock Me Gently“ und „Somewhere, Somebody“ von Jennifer Warnes´ Album The Hunter überzeugt die QED-Neuschöpfung wieder mit einem seidigen, angenehmen Oberton-Bereich. Deshalb kann ich mit ihm auch länger entspannt hören, da ihm jegliche Nervigkeit fremd ist, die dem Silver Spiral im direkten Vergleich anhaftet. Dies wird sehr deutlich bei Verwendung des Digital-Kabels von Transparent, da dessen großartige Offenheit vom Supremus ohne Lästigkeit-Effekt die Musik bereichert. Der Bass in „Somewhere, Somebody“ klingt mit dem Genesis wiederum erfreulich präzise. Das Supremus lässt ihn hingegen beeindruckend plastisch, Seifenblasen gleich, im Raum vor dem Hörer zerplatzen.
Nun tausche ich die hochpreisigen Air Tight Mono-Endstufen gegen meine NAD 2200 PE und in Konsequenz, da ich jetzt einen Lautstärke-Regler benötige, auch den Sonic Frontiers DA-Wandler gegen den Antelope Zodiac Plus. Durch diesen Geräte-Wechsel sind nun Abstriche an räumlicher Offenheit und Grazilität im Klangbild in Kauf zu nehmen. Mir ist aber wichtig zu klären, wie sich das Supremus in einer vergleichsweise preisgünstigen Konfiguration verhält. Auch hier offenbaren sich bei The Hunter die Vorzüge des Supremus in gleicher Art wie eben beschrieben, immer noch deutlich nachvollziehbar, wenn auch ein wenig abgeschwächt. Vor allem der seidige Glanz im Obertonbereich, bei den Glöckchen beispielsweise, macht nach wie vor einen entscheidenden Unterschied. Ebenso bleiben die Stimmen, wie die Background Vocals von Max Carl in „Somewhere, Somebody“ klarer strukturiert. Bei diesem Album passt die etwas trockenere Gangart des Genesis Silver Spiral insgesamt dennoch recht gut. Seine Plastizität in der Auflösung erreicht aber nicht das Niveau des Supremus. Gustav Mahlers Fünfte Sinfonie in der Aufführung mit Eliahu Inbal gefällt schon mit dem Genesis. Die Denon One-Point-Stereo-Aufnahme besticht durch ein differenziertes Klangbild mit glaubwürdiger tonaler Balance. Dynamisch ist reichlich Energie vorhanden, auch in der feinen Struktur. Die Bläser ertönen farbenkräftig aus der Tiefe der Bühne und die Streicher betören durch ihren zarten Schmelz. So ist alles prima – bis das Supremus seinen Auftritt hat. Denn dies verleiht den Bläsern noch mehr Strahlkraft in einem größeren Raum. Der Bass erscheint eine Spur weniger trocken, dafür runder und mindestens ebenso akkurat. Der Tieftonbereich harmoniert fabelhaft mit den glänzend klar gezeichneten Höhen. Vor allem wirkt der Bass deutlicher in der Tiefe des Raumes platziert und trägt so zu mehr Plastizität und Durchhörbarkeit bei. Wenn diese Sinfonie bereits mit dem Genesis Silver Spiral beeindruckend klingt, so zelebriert das Supremus sie zusätzlich aufgefächerter, zarter und grandioser.
Gehört mit
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CD-Player | Primare DVD 30 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus, Sonic Frontiers SFD-1 |
Vorverstärker | Antelope Zodiac plus |
Endstufe | Air Tight ATM-3, NAD 2200PE |
Lautsprecher | Analysis Audio Epsylon |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Audioquest Jitterbug, JIB Boaacoustic Silver Digital Carbon SPDIF, Transparent Audio RXLDL, Inakustik Black&White NF 1302, Audio-gd NF Cinch, QED Genesis Silver Spiral LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, mbakustik Raum Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basen |
Herstellerangaben
QED Supremus
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Kabelquerschnitt | 6,16 qmm |
Kabeldurchmesser | 5,3 mm |
Stecker Aussendurchmesser | 17 mm |
Stecker Innendurchmesser | 8 mm |
Schleifenwiderstand | 0,005 Ohm / m |
Kapazität | 48 pF / m |
Induktivität | 0,49 µH / m |
Verlustfaktor | 0,009 |
Leiter | 2 x 16 versilberte, 99,999 % sauerstofffreie Kupferleiter |
Isolierung | Einzigartige Emaille mit verlustarmem geschäumten Polyethylen-Dielektrikum |
Stecker & Kabelschuhe | Reines Kupfer, Rhodium-beschichtete Airloc™ Stecker und Kabelschuhe verfügbar. |
Sonstiges | Aircore™ Technologie kryogen behandelt |
Preise | Wahlweise mit Bananas oder Kabelschuhen 2 x 2 Meter: 1199 Euro 2 x 2,5 Meter: 1349 Euro 2 x 3 Meter: 1499 Euro 2 x 4 Meter: 1899 Euro 2 x 5 Meter: 2299 Euro |
Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
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Anschrift | Am Brambusch 22 44536 Lünen |
Telefon | +49 231 9860285 |
info@mkidc.eu | |
Web | www.idc-klaassen.com |
Moderne Wandler können immer höhere Abtastraten verarbeiten. Aber wer verfügt schon über nativ erzeugte Files von selben Master, um etwa DSD128 mit DSD256 vergleichen zu können? Eher aus privatem Interesse habe ich den Playback Designs Pinot getestet und biete ich Ihnen hier vier damit erzeugte hochaufgelöste Files zum kostenlosen Download
Falls Ihnen der in der Überschrift genannte Titel bekannt vorkommen sollte, mag das daran liegen, dass wir Ihnen schon zur Feier unserer Kooperation mit Positive Feedback im Dezember 2012 drei Versionen des Songs zum Download offeriert haben. Im entsprechenden Artikel finden Sie auch genauere Angaben zu den Musikern und der Aufnahme. Damals haben wir den Song in CD-Qualität, 192/24 und DSD64 bereitgestellt. Für die Wandlung in 192/24 verwendeten wir eine Nagra LB. Das CD-Format wurde dann mit einem Sample Rate Converter daraus errechnet. Für die Wandlung in DSD kam ein Tascam DV-RA1000HD zum Einsatz. Die Geräte und die Weiss-Sofware ware damals bestens beleumundet. Aber auch bei der A/D-Wandlung ist die Entwicklung weitergegangen – auch wenn nicht so schnell wie in der Gegenrichtung: Soweit mir bekannt ist, gibt es noch keinen verfügbaren ADC, der in PCM mit mehr als 384 Kilohertz wandelt.
Bei DSD sieht es eher noch schlechter aus: Merging Technologies Hapi und Horus erreichen DSD256, wobei zur Wandlung des Datenstroms in eine Datei die hochprofessionelle und komplexe Studio-Software Pyramix notwendig ist. Da kann eine kleine Unachtsamkeit bei der Einstellung einer der unzähligen Parameter leicht dazu führen, dass ungewollt doch einmal von DSD in PCM und zurück konvertiert wird. Playback Designs' Pinot hingegen kommt mit der Aufnahme-Software „Sonoma Audio Recorder“, bei der lediglich die Abtastrate, die Art des Monitoring und bei DSD die Art der Datei – dff oder dsf – eingestellt werden kann: ein mir ausgesprochen sympathischer Purismus! Eher dem Hifi-Fan, der seine LPs oder Tonbänder auf höchstem Niveau digitalisieren möchte, kommt hingegen ein Ausstattungsdetail am Pinot entgegen: kanalgetrennte Pegelregel für die Eingangsempfindlichkeit, die selbstverständlich in der digitalen Eingangsstufe arbeiten. Nachdem man die lauteste Stelle in einem Song so eingepegelt hat, dass keine Übersteuerung droht, muss man die beiden Kanäle mit Messtönen auf denselben Wert einstellen. Prinzipiell ist die Vorgehensweise mit einem externen Fader und einem festen Eingangspegel des Wandlers wie im Studio üblich dieselbe, war für mich aber dennoch ungewohnt. Für die angepeilte audiophile Zielgruppe ist Playback Designs' Lösung aber wohl die bessere.
Der Song „A Trace Of Grace“ vom dritten Album unseres Labels, Soyeusement – Live at Noirlac (sds 0015-1), ist mir natürlich bestens vertraut, egal ob in analogem oder digitalen Formaten. Als ich ihn dann das erste Mal als vom Pinot erzeugtes File hörte, war mir gleich klar, dass dieser etwas ungemein richtig machte. Deshalb beschloss ich, Sie an diesem fantastischen Musikerlebnis teilhaben lassen, und habe das Band vier Mal digitalisiert: in DSD64, DSD128, D256 und für alle DSD-Skeptiker auch noch einmal in PCM 384/32. Auch bei qualitätsbewussten Anbietern von Musik-Dateien in hoher Auflösung gilt es nicht als unfein, die Datei mit der höchster Abtastrate zu erstellen und diese dann für niedrigere Abtastraten herunterzurechnen. Die Dateien, die Sie hier herunterladen können, wurden jedoch nicht mehr bearbeitet, sondern von der Sonoma-Software lediglich vom Datenstrom in ein File transformiert. Man darf sie als mit Fug und Recht als nativ erzeugte Dateien bezeichnen.
Damit ist allerdings die Frage, ob etwa eine von DSD256 auf DSD64 heruntergerechnete Datei schlechter klingt als eine nativ in DSD64 erstellte, noch nicht beantwortet. Das wäre dann mal ein Thema für einen der nächsten Downloads, bei dem man dann auch den Einfluss verschiedenen Sample Rate Converter zum Gegenstand der Betrachtung machen könnte. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß mit den verschiedenen, aber allesamt nativen Varianten von „A Trace Of Grace“ und Geduld beim Download der beiden Songs mit einer Größe jenseits von 1 GB!
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Blue Amp ist eine kleine Manufaktur im Breisgau, die ausschließlich symmetrische Phono-Vorverstärker fertigt. Hier geht es um das kleinste, das model blue MKII. Dies ist deshalb besonders spannend, weil ich auch das nagelneue Netzteil model ps 300 zur Verfügung habe, das dem blue MKII noch mehr Musikalität verleihen soll.
Kaufen Sie eigentlich gern für viel Geld einen technischen Gegenstand, von dem Ihnen der Hersteller nur 63 Prozent oder für annähernd den doppelten Preis nur 69 Prozent Befriedigung in Aussicht stellt? Blue-Amp-Entwickler Rolf Becker erstellte im Januar 2017 für seine Händler eine anschauliche Grafik, in der er seine Phono-Vorstufen auf einer bei 100 Prozent gipfelnden Kurve einordnet. Minimal unterhalb des Zenits siedelt er seine aktuelle Top-MC-Phono-Stufe model 42 MKIII an, über die Dirk Sommer ausführlich berichtete.
Das model blue MKII findet sich auf dieser „Kurve der audiophilen Glückseligkeit“, wie Rolf Becker seine Grafik taufte, bei bedenklichen 64 Prozent. Wenn Sie noch zusätzlich gut 2000 Euro für das Netzteil-Upgrade investieren, klettern Sie auf immerhin 69 Prozent. Ist doch toll, so viel Geld auszugeben und gerade mal zwei Drittel vom perfekten Glück zu erheischen. Das bin ich eigentlich von der Werbung anderes gewohnt, die mir das Blaue vom Himmel verspricht. Wurde ich da jemals enttäuscht?
Rolf Becker, den ich auf dem AAA-Forum 2017 in Krefeld kennenlernte, ist ein Mensch mit Humor. Mit diesem Wissen sollte man auch seine „Kurve der audiophilen Glückseligkeit“ betrachten. Von Haus aus ist er Ingenieur, ausgestattet mit entsprechenden Bewertungs-Maßstäben, die jedoch ausschließlich einem Zweck dienen: der bestmöglichen Qualität bei der Wiedergabe von Musik von der Schallplatte. Deshalb sollte man auch die Aufrichtigkeit schätzen, mit der er auf diese Weise Marketing betreibt. Ich habe natürlich auch gleich nachgeschaut, wie viel die 100-Prozent-Lösung kostet. Das model 42 MKIII liegt aktuell bei 13600 Euro. Da erscheint der Preis von 2640 Euro für das model blue MKII nicht nur bescheiden, sondern fast als Schnäppchen, da mir hier für zwanzig Prozent des Preises bereits annähernd zwei Drittel der möglichen audiophilen Glückseligkeit in Aussicht gestellt werden. Rolf Becker möchte die sympathisch offenherzige Ranking-Darstellung seiner Blue-Amp-Geräte anders verstanden wissen. Spätestens nach einem persönlichen Gespräch mit ihm wird klar, worauf es ihm wirklich ankommt. Die richtigere Fragestellung lautet demnach: Welchen Eindruck hinterlässt ein Blue Amp für 2640 Euro oder mit dem Netzteil-Upgrade für insgesamt 4950 Euro, wenn ich ihn gehört habe? Welches Qualitäts-Niveau erreicht damit die eigene Audio-Kette?
Mit dieser Herangehensweise widme ich mich dann auch dem model blue MKII zuerst in der Version mit dem Standard-Netzteil, das ein Gehäuse aus Kunststoff besitzt und im Netzkabel integriert ist. Es ist beileibe keine billige Lösung, sondern wird unter der Typenbezeichnung S 5310 im Hause Blue Amp gefertigt. Ein mehr als fünf Millimeter starkes, transparentes Kabel von etwa 1,3 Meter Länge lässt das dichte, silbrige Abschirm-Geflecht erkennen und bildet die Strom-Leitung zur Phono-Stufe. An der wird der acht-polige Stecker per Verschraubung sicher arretiert. Im Unterschied zum Upgrade-Netzteil model ps 300 hat das Basis-Netzteil keinen Netzschalter. In meinem Falle wird es über die MudrAkustik Max Netzleiste ein- oder ausgeschaltet. Eine halbe Stunde, so sagt Rolf Becker, sollte man dem model blue MKII schon geben, bevor klanglich Maximales möglich ist. Das ist im Vergleich zu anderen Geräten nicht lange. Mein Plinius Koru braucht da erheblich mehr Vorlauf – den lässt man am besten immer am Netz. Das schadet dem Blue Amp bei dessen geringem Ruhestrom-Bedarf selbstverständlich auch nicht. Die Verpackung der beiden Blue Amp Komponenten, der Vorstufe und des neuen, einige Wochen später bei mir angelieferten Edel-Netzteils, ist übrigens ein solider Koffer aus Kunststoff, nicht protzig, aber hochwertig und bestens zum Transport geeignet, wenn man mal eben einem Freund in dessen Anlage den Blue Amp vorführen möchte.
Rolf Becker ist ein vehementer Verfechter des Konzepts der symmetrischen Aufbereitung des Phono-Signals. Mit Phono ist im Hause Blue Amp vorrangig ein MC-Tonabnehmer gemeint. Aber unser model blue bietet, wie auch das größere model surzur MKII, eine Option für Moving-Magnet-Tonabnehmer. Dieses MM-Extra kostet beim model blue 80 Euro Aufpreis. Dafür wird auf keine andere Ausstattung verzichtet. Zur Sicherheit, man weiß ja nie, was künftig so in der heimischen Hifi-Anlage noch auftaucht, ist dies bestimmt eine vernünftige Investition. Will man seinen Tonabnehmer elektrisch anpassen, so ist dazu der sehr passgenaue Geräte-Deckel zu öffnen. Hier finden sich bei der MC-Version zwei Jumper. Kanalgetrennt kann man zwischen den vier Eingangs-Impedanzen 100 und 500 Ohm, ein oder 47 Kiloohm wählen. In der MM-Ausführung wählt man mit einem dritten Jumper die Kapazität von 440 Picofarad bei MM und 220 Picofarad bei MC. Mit dem vierten Jumper wird der Verstärkungsfaktor eingestellt: 40 Dezibel für Moving-Magnet oder 60 Dezibel für Moving-Coil. Jeder Blue Amp ist eingangsseitig mit symmetrischen XLR-Anschlüssen ausgestattet. Besitzt man, wie ich, ein durchgehendes Phono-Kabel mit Cinch-Steckern, liefert Rolf Becker zum Test gern hochwertige Adapter auf XLR. Dabei soll die Cinch-Verbindung keinen Kontakt zur Masse haben, also nur den Plus- und Minus-Signalweg führen. Sinnvoller ist selbstverständlich eine Umrüstung auf XLR-Stecker, sobald ein Blue Amp dauerhaft integriert wird.
Kritiker des symmetrischen Aufbaus gibt es durchaus, denn dieser bringt einen hohen Aufwand mit sich, der sich logischerweise im Preis niederschlagen muss: Symmetrie bedeutet stets die doppelte Ausführung der Signalverarbeitung. Zudem ist die Präzision der Bauteile in den parallelen Verstärker-Zügen extrem wichtig. Die Ausgangsstufe des Blue Amp ist nicht symmetrisch Das macht Sinn, weil die entscheidenden Vorteile beim Stör-Abstand in der symmetrischen Eingangstufe erzielt werden. Alles darüber hinaus, wie eine symmetrische RIAA-Entzerrung, wäre viel zu aufwändig und – außer der bei der Verwendung von hochselektierten Bauteilen – auch risikobehaftet, da Abweichungen bei den Bauteilen zu hörbaren Ungleichheiten führen. Für den Aufwand bei der symmetrischen Eingangstufe erhält man hingegen einen klar nachvollziehbaren Gegenwert. Die Abschirmung um die Signal führenden Leiter wird überflüssig und damit entfällt jede daraus resultierende Kapazität. Bei einem Besuch im Hause Blue Amp führte Rolf Becker mir überzeugend vor, weshalb für ihn ausschließlich die symmetrische Erstverarbeitung des Phono-Signals audiophil zielführend ist. Idealerweise verwendet man nach seiner Auffassung ein nicht abgeschirmtes, verdrilltes Kabel vom Tonarm zur Phono-Stufe. Das ist einfach zu machen, wenn der Plattenspieler einen gängigen SME-Norm-Anschluss bietet. Das passende Kabel erhält man bei Blue Amp in beinahe beliebiger Länge. Das kann für viele ein Aufstellungs-Problem beim Plattenspieler lösen. Denn eine verdrillte Phono-Leitung in Verbindung mit einem symmetrischen Eingang ist nahezu immun gegen Brumm durch Störfelder, auch bei größeren Längen. Das ist gerade wegen der RIAA-Entzerrung von Vorteil, weil diese das Signal bei der Netzfrequenz von 50 Hertz nach Norm um 20 Dezibel anhebt. Jeder noch so kleine Brummanteil im Signal wäre da hörbar.
Wirklich frappierend war für mich eine Demonstration im Hörraum in Reute: Nachdem Rolf Becker mir über die Phonostufe model surzur einige schöne Musikstücke mit symmetrischer Verbindung zu Gehör gebracht hatte, schaltete er am Eingang der suzur ein XLR-Zwischenstück in den Signalweg, in dem einer der beiden symmetrischen Leiter mit Masse verbunden wurde. Dies führte zu einer gravierenden Verschlechterung des Klanges: Die Räumlichkeit fiel deutlich zusammen und auch mit der Durchsichtigkeit und dem Erleben von Feinheiten ging es bergab. Schon zuvor hatte ich in meiner heimischen Anlage die Vorzüge der Symmetrie erfahren. Dazu verglich ich das model blue MKII mit meinem Plinius Koru, der bei weit aufgedrehtem Pegelsteller am Vorverstärker Störgeräusche von sich gab. Der Blue Amp blieb bei gleicher Position und darüber hinaus mucksmäuschenstill. Ein weiterer Vorteil der symmetrischen Auslegung der Eingangstufe soll mit dem technischen Konzept von Rolf Becker einhergehen. Musikalisch orientiert, wie Rolf Becker nun einmal ist, erfahre ich nichts über den technischen Hintergrund sondern erhalte dazu dazu per E-Mail folgende Beschreibung: „...leise Signale, wie Cembalo, Saiteninstrumente, Triangel, Klavier et cetera sind dadurch wesentlich präsenter, attraktiver fürs Ohr – und der Klang (und auch die Räumlichkeit) werden dadurch wesentlich intensiver wahrgenommen – und dann kommen bei mir Kommentare an wie „Herr Becker, wie machen sie das nur ...“ - und auf dieses Ergebnis kommt es mir an.“
Erwähnen will ich hier den Aufwand, den Rolf Becker betreibt, um Präzision und Langlebigkeit seiner Geräte zu gewährleisten. Da wäre zu Beispiel das Biegen der Bauteile-Anschlussdrähte auf einer Biege-Lehre zu nennen. Diese zeitaufwändige Prozedur steigert wegen der geringen mechanischen Belastung der Bauteile die Lebenserwartung. Als Ingenieur weiß Rolf Becker genau um die Auswirkungen von Bauteil-Toleranzen. In seiner Fertigung wird mit aufwändigem Mess-Equipment hochgradig selektiert. Im vergangenen Jahr hat er viel Geld aufgewendet, um messtechnisch auf dem bestmöglichen Stand zu sein. Zum Beweis seiner Akribie teilte er mir die Eingangs-Impedanz-Werte der Test-Phono-Stufe mit: Bei der Einstellung 47 Kiloohm beträgt der reale Wert links 47,33 und rechts 47,35 Kiloohm, bei nominell einem Kiloohm sind es links 996,71 und rechts 996,43 Ohm. Beim Sollwert von 500 Ohm misst man links 504,77 Ohm und rechts 504,70 Ohm. Wählt man 100 Ohm, arbeitet der Tonabnehmer links auf exakt 99,79 Ohm und rechts auf den identischen Wert. Die minimale Abweichung vom Sollwert liegt also unter einem Prozent. Das ist prima, hat aber praktisch keinerlei Bedeutung, weil der Tonabnehmer nicht derart sensibel auf die Abschluss-Impedanzen reagiert. Deutlich relevanter ist vielmehr die Gleichheit der beiden Kanäle. Diese Präzision ist typisch für die Kreationen von Rolf Becker, und zwar im gesamten schaltungstechnischen Aufbau. So ist auch die Abweichung der Ausgangsspannungen bezogen auf ein Kilohertz und einen Pegel von 1000 Millivolt mit maximal nur einem einzigen Millivolt ein überragender Wert. Alle Blue-Amp-Phono-Vorverstärker besitzen eine kapazitätskompensierte Ausgangsstufe. Mit einer speziellen Schaltung treibt der Blue Amp das angeschlossene Kabel derart, dass dessen übliche Kapazität – bis 1000 Picofarad – unerheblich bleibt und den Klang nicht beeinflusst.
Die handwerkliche Einzelanfertigung eines jeden Blue Amp dient der musikalischen Qualität, der Präzision, der Gleichheit der Verstärkerzüge und der Langlebigkeit. Verglichen mit Hochtemperatur-Lötbädern von mehreren Hundert Grad Celsius bei automatisierter Fertigung erhöht das manuelle Verlöten die Langzeit-Stabilität. Hier wirken kurzzeitig erheblich geringere Temperaturen auf die Bauteile ein. Diese schonende und sorgsame Fertigung, so Rolf Becker, sei auch ein Grund dafür, dass es nur einen einzigen Geräte-Defekt in der gesamten Blue Amp Historie gibt. Und der geschah durch eine starke elektrostatische Aufladung, also durch Fremdeinwirkung. Dennoch sind seitdem alle Blue Amp durch eine Schutzschaltung gegen so generierte Überspannungen gefeit. Mit Blick auf den technischen und handwerklichen Aufwand ist eine Phono-Stufe aus dem Hause Blue Amp sozusagen „Wenn Schon Nicht Für Immer Dann Wenigstens Für Ewig“ (Ulla Meinecke 1983) gemacht.
Der erste und auch die weiteren Hör-Eindrücke mit dem model blue MKII in der Standard-Version bleiben ohne Auffälligkeiten. Ich genieße meine Schallplatten, freue mich über die Schönheit der Musik und fühle mich wohl. Bitte verstehen Sie dies als großes Lob. Im Grunde ist auch zum model blue MKII mit dem Basis-Netzteil nicht mehr zu sagen. Denn weitere Aussagen erklären bestenfalls diesen angenehmen und zufriedenen Zustand, in den mich meine Anlage mit dem kleinsten Blue Amp versetzt. Diese Phono-Stufe vermittelt Musik, ohne selber auffällig zu werden. Sie hinterlässt keinen für mich erkennbaren klanglichen Fingerabdruck. Demnach ist auch das Klangbild schwer zu beschreiben, um nicht zu sagen unbeschreiblich. Wie war das nochmal mit den 63 Prozent? Gemessen an meinem geliebten Plinius ist der Klang leicht wärmer aber mindestens so transparent, das Bühnenbild etwas offener, homogen und klar strukturiert. Damit beschreibe ich aber eher den Klang des Plinius, da diese Unterschiede nur im direkten Vergleich hörbar sind und den Charakter des Neuseeländers ausmachen. Wie sieht es aus mit musikalischen Details? Kann sein, dass es sie gibt; vielmehr erlebe ich die Musik mit dem Blue Amp ganzheitlich. Ich muss auf einzelne Instrumente oder Stimmen hören wollen, um sie als Einzel-Bestandteil wahrzunehmen. Wenn ich dies möchte, ist der Lauf eines Instruments bei entsprechend guter Aufnahme klar zu erkennen und ich kann ihm mit Leichtigkeit folgen. Das wird überaus deutlich bei orchestraler Musik wie der Also Sprach Zarathustra Einspielung mit Zubin Mehta und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, Decca SXL 6379. Klar, konturiert und homogen musiziert das Orchester, warme Klangfarben passen zu der präzisen Darstellung vordergründiger Instrumente. Ermüdungsfreies Zuhören bringt der Blue Amp in Einklang mit Freude am Detail und spannender Inszenierung. Diese Fähigkeit ist hohe Kunst. Die Synthese aus hervorragender Feinzeichnung, realistischen Klangfarben bei glaubwürdiger Raumordnung und ermüdungsfreiem Hören ist das Maximal-Ziel, das eine Audio-Komponente meiner Auffassung nach erreichen kann. Der model blue MKII vermittelt dieses Gefühl, weil ich nichts vermisse und weil das Musikhören mit ihm Spaß macht und mich mitnimmt.
Der musikalische Fluss und die authentischen Abbildungen von Instrumenten und Stimmen imponieren auch bei Talking Timbuktu von Ali Farka Touré mit Ry Cooder vom Label World Circuit Records. Da ist jedes Instrument, jeder Ton ein farbiger Pinselstrich eines schönen Klang-Gemäldes. Bestechend ist auch bei diesem Album, wie die Musik griffig und konturiert auf der imaginären Bühne inszeniert wird. Dazu scheint sie zu fließen und der Rhythmus überträgt sich auf den Hörer. Der model blue MKII strengt nicht an. Ebenso schön ist, dass er spritzig und lebendig daher kommt. So macht er es seinem Besitzer leicht, in die Musik einzutauchen. Da kann es bei einer guten Aufnahme passieren, dass man die Musiker direkt vor sich spürt. So geht es mir bei Hans Theessink Live at Jazzland, sommelier du son sds 0016-1. Die Blues-Gitarre und der Sänger selber scheinen greifbar, fast hautnah. Auch schroffe Gitarren-Riffs geraten nie nervig, aber mit gebotener dynamischer Aggressivität. Nichts stört diesen Auftritt, weil sich keinerlei Artefakte in die Musik einmischen.
Inzwischen ist das neue Netzteil model ps 300 eingetroffen und hat sich in meinem Stromnetz akklimatisieren können. Rolf Becker hat das model ps 300 entwickelt, um seinen beiden Phono-Stufen model blue MKII und model surzur MK II seitens der Stromversorgung noch mehr Potenz zu verleihen. Optisch unterscheidet sich die Front leicht von der beider Phono-Stufen, und zwar durch den seitlichen Schliff. Dies ist zum einen der Kostenstelle geschuldet, hat aber auch einen fast schon pädagogischen Hintergrund: Denn durch die minimal ungleiche Optik ist man nicht geneigt, die beiden Einheiten übereinander zu stellen. Eine etwas entfernte Positionierung ist nicht von Nachteil und im Hinblick auf perfekten Geräuschspannungs-Abstand ratsam. Das normale Netzteil unseres model blue MKII stellt zweimal 24 Volt Spannung zur Verfügung, aus denen in der Phono-Stufe die benötigten Soll-Spannungen generiert werden. Das model ps 300 liefert in vierfacher Ausführung, also für beide Kanäle jeweils für beide symmetrischen Wege, die richtige Spannung bedarfsgerecht an den Phonoverstärker. Das model ps 300 ist ganz und gar zweikanalig aufgebaut. Demzufolge finden sich zwei Torradial-Transformatoren im Ganz-Metall-Gehäuse. Wie auch die neuste Version der aufwändigsten Phono-Stufe model 42 MK III besitzt das neue Upgrade-Netzteil einen Netz-Phasen-Indikator auf der Rückseite. Grün besagt: Die Trafo-Primärwicklung wird in der optimalen Richtung durchflossen. Rot bedeutet das Gegenteil. Benutzt man einen Trenntrafo in der Stromzuführung, wie ich mit der MudrAkustik Max, zeigt die LED die Ampelfarben gleichzeitig, egal wie der Netzstecker in der Stromleiste eingesteckt ist. Die galvanische Trennung sorgt hier für identische Verhältnisse in beiden Stecker-Positionen. Die LED-Anzeige vermittelt das sichere Gefühl, dass in Sachen Stromzufuhr alles korrekt ist. Das Innenleben des model ps 300 strotzt vor hervorragenden, üppig dimensionierten Bauteilen. Unser Foto gewährt da Einblick. Rolf Becker hält sich bezüglich technischer Informationen gänzlich bedeckt. Recht hat er mit seiner Auffassung, es komme auch hier auf den Klanggewinn und in puncto Technik auf solide Fertigungsqualität sowie maximale Langlebigkeit an. Also widme ich mich auch gleich und gern wieder dem Hören.
Es mag nach dem obigen Lob auf die Version mit dem einfachen Netzteil verwundern, aber ich konnte sofort eine Veränderung wahrnehmen. Das Gute ist, diese positive Veränderung bezieht sich auf etwas, was ich vorher nicht vermisste. Die Klarheit und Abwesenheit von klanglichen Merkmalen, die dem fehlenden Eigenklang des einfachen model blue MKII zuzuschreiben sind, habe ich als angenehm empfunden. Er inszenierte stets eine als sehr natürlich und authentisch empfundene musikalische Darbietung. Das bezieht sich in erster Linie auf die offene und konturierte, stabile Raum-Zeichnung und die glaubwürdigen Klangfarben. Aber auch dynamisch ließ das Grundmodell nichts anbrennen. Feindynamisch imponierte er mit Auflösung und Tiefe. Diese Aspekte sind homogene Bestandteile seiner Musikalität. Die Ruhe, mit der die Standard-Version musiziert, hebt das model ps 300 aber nun auf ein neues, faszinierendes Niveau. Nehmen wir Hans Theessinks Live-Auftritt. Geradezu befreit von jeglicher Umgebung bleiben da nur der Sänger und sein Instrument. Nichts anderes stört. Ich muss zugeben, dass ich mich an dieser Stelle fragte, was jetzt wohl das Top-Modell von Rolf Becker noch mehr könnte. Schließlich befinden wir uns ja bei nur 69 Prozent auf seiner persönlichen „Kurve der audiophilen Glückseligkeit“. Die sechs Prozent mehr gegenüber dem einfachen Netzteil mögen nicht viel erscheinen. Sie sind es auch nicht. Aber sie können subjektiv den entscheidenden Unterschied machen. Das Übel ist, dass diesem relativ unauffälligen, musikalischem Mehr ein hoher Suchtfaktor anhaftet. Er begründet sich in der Authentizität der Darbietung. Sie ist nicht nur hörbar, sondern spürbar in der gesamten Befindlichkeit des Zuhörers. Sie werden das model ps 300 wohl nicht vermissen, wenn sie es nicht erlebt haben. Aber sobald Sie sich darauf einlassen, dürfte es schwer werden, den Schritt zurück zu machen. Der Katalog an von mir gehörten Plattenalben ist umfangreich. Der Feingeist, den der Blue Amp mit dem großen Netzteil zweifelsfrei besitzt, wird Jazz- oder Klassik-Hörern möglicherweise besonders gefallen. Aber auch bei harten, elektronischen Rock-Klängen zeigt die Kombi keinerlei Schwächen. Es mag sein, dass eine etwas fetzigere Gangart, beispielsweise die meines Plinius Koru, in diesen Genres einen hohen Spaß-Faktor besitzt, den auch der Blue Amp nicht toppt. Aber sobald es feinfühlig wird und die Vision einer Bühne ins Spiel kommt, sticht der Trumpf des Blue Amp. Mit dem großen Netzteil kann er auch im Bass mit noch mehr Kontur glänzen, da sich dieser in der gesteigerten räumlichen Offenheit noch differenzierter, konturenreicher und präziser abzeichnet. Die Überlegenheit des Blue Amp liegt in seiner Unauffälligkeit und seiner musikalischen Korrektheit. Dies gilt für beide Ausführungen. Das große Netzteil macht es noch besser und überzeugender. Die Darbietungen gewinnen, vor allem bei orchestraler Musik, an Schwerelosigkeit. Es erschließt sich letztlich jede Art von Musik dem Hörer noch selbstverständlicher.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll |
Tonabnehmer | Audio Technica ART 9 |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Air Tight ATM-3 oder Spectral DMA-100 |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Inakustik Black&White NF-1302, Audio-gd NF Cinch und XLR, QED Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber, Levin Design Vinyl-Bürste |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben (vom Autor ergänzt)
Blue Amp model blue MKII
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Eingang | 1 x symmetrisch (XLR) |
Ausgang | 1 x unsymmetrisch (RCA) |
Ausgangsimpedanz | |
Verstärkung | 54 dB, 60 db |
Eingangsimpedanz | 100, 500, 1k, 47k Ohm |
Abmessungen (B/H/T) | 147 x 63 x 225 mm |
Gewicht | 1720 Gramm |
Preis | 2640 Euro Optional 80 Euro Aufpreis für MM Preisminderung bei Bestellung mit model ps 300: 200 Euro |
Herstellerangaben (vom Autor ergänzt)
Blue Amp model ps 300
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Besonderheiten | Netzphasen-Anzeige |
Abmessungen (B/H/T) | 147 x 63 x 220 mm |
Gewicht | 2000 Gramm |
Preis | 2290 Euro Aufpreis Front wie model blue: 250 Euro |
Hersteller
BLUE AMP
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Anschrift | Vogesenstraße 6 D-79276 Reute |
Telefon | +49 7641 9543296 |
Fax | +49 7641 9543297 |
mail@blueamp.de | |
Web | www.blueamp.de |
Der Name des Audioquest erinnert an den gleichnamigen, zeitlosen Automobilklassiker. Während der mit Sicherheit auch bei Ihnen erinnerungsträchtige Namensvetter aus der Automobilbranche das Tor zu Reiseabenteuern aufstieß, bietet der erschwingliche, vielseitig einsetzbare Audioquest Beetle den Einstieg in die Welt der DACs.
In der Vergangenheit wurden an dieser Stelle bereits die sehr erfolgreichen DragonFlyDACs getestet, nun folgt der große Bruder in Käferform für den Heimgebrauch. Eine Anspielung auf Kafkas Gregor Samsa verkneife ich mir – zu spät. Im Gegensatz zum monströsen Gregor ist der Beetle etwas kleiner als handtellergroß, schwarz, unauffällig, auf der Rückseite ausgestattet mit je einer micro-USB-, Toslinkeingangs- und einer 3,5-Millimeter-Klinkenausgangsbuchse. Auf der Vorderseite ist eine Status-LED eingelassen. Neben dem gravierten Käfer-Logo und dem Audioquest-Schriftzug auf der Oberseite und vier kleinen Gummifüßchen auf der Unterseite gibt es nicht mehr zu sehen, das ist auch gut so, denn schließlich geht es ums Hören. Dennoch ist der Beetle optisch gelungen, hat weder scharfe Kanten noch unschöne Spaltmaße und muss sich auf dem Schreibtisch oder dem HiFi-Möbel nicht unbedingt verstecken. Übrigens weckt er durch seine Formgebung tatsächlich Erinnerungen an einen Käfer, auch an den gleichnamigen Automobilklassiker. Zum Lieferumfang gehören neben dem Gerät selbst noch ein analoges linear geregeltes Netzteil, falls der DAC nicht über USB mit Strom versorgt wird und eine leider nur in Englisch vorliegende Bedienungsanleitung.
Für den Datentransfer über USB und Bluetooth kommt Streamlength, eine asynchrone Übertragungstechnik von Wavelength Audio, zum Einsatz, das Ergebnis der bereits etablierten Zusammenarbeit Audioquests mit Gordon Rankin. Dabei übernimmt nicht der Computer die Taktung des übertragenen Signals, sondern der DAC selbst, somit wird Jitter effektiv reduziert. Die maximale Abtastrate liegt bei 96 Kilohertz, die Bit-Tiefe bei 24 Bit. Das Herzstück des Beetles ist der inzwischen bestens bekannte Digital/Analog-Wandler-Chip ESS Sabre ES9010. Der hochwertigste Wandler, der sich bisher in meinem Besitz befindet, ist hingegen der AKM AK4490EN. Er werkelt in meinem mobilen High-Res-Player FiiO X5 III, der mich unterwegs gemeinsam mit den fantastischen Vision Ears VE6 X2 dauerhaft begleitet. Auch zu Hause ist der FiiO, noch vor dem PC, mein meist genutzter Zuspieler. Sowohl der ESS- als auch der AKM-Chip sind hochwertig und im Hi-Fi Bereich weit verbreitet. Wie stark sich die Soundsignatur der Chips in zwei Geräten mit unterschiedlichen Konzepten – der Beetle hauptsächlich als Upgrade für heimische Zuspieler gedacht, der FiiO die preiswerte Allzweckwaffe für Unterwegs – unterscheiden, wird sich im Hörvergleich zeigen.
Wahnsinnig neugierig auf den Klang des DACs, möchte ich den Beetle zu allererst per USB füttern. Der Anschluss an den PC per USB ist denkbar unkompliziert, ich nutze dazu das Audioquest Pearl USB-Kabel. Mein Windows 7 erkennt den Beetle sofort als Audioschnittstelle „Lautsprecher“, wie den Audioeinstellungen in der Systemsteuerung zu entnehmen ist. Hier gilt es noch ein paar Konfigurationen vorzunehmen: ich setze den Beetle als Standardgerät, deaktiviere in den Eigenschaften sämtliche Erweiterungen und stelle die Samplerate respektive Samplingtiefe ein. Zur Auswahl stehen 44,1 Kilohertz, 48 Kilohertz oder 96 Kilohertz (unter Windows 7), ab Windows 8 werden auch 88,2 Kilohertz bei jeweils 24 Bit unterstützt. Je nach Quelle sollte man sich für das entsprechende Format entscheiden. Für Daten mit größerer oder nicht unterstützter Samplingrate empfiehlt es sich, ganze Teiler in den Voreinstellungen zu wählen. Analog zur getroffenen Auswahl gibt die Status-LED in vier verschiedenen Farben eine optische Rückmeldung. Das ganze Prozedere ist in der Bedienungsanleitung nebst einem kurzen Infotext zu Samplingrate und -tiefe ausführlich beschrieben. Durch die intuitive Handhabung benötigt man die Anleitung nicht, die Hintergrundinformationen sind mitunter dennoch interessant, sofern man denn des Englischen mächtig ist. Zu guter Letzt stellt der Beetle erfolgreich seine Verbindungswilligkeit auch auf einem geliehenen Windows-10-Rechner unter Beweis. Da ich privat aktuell am liebsten noch Windows 7 nutze, werde ich die Hörtests auf diesem Betriebssystem durchführen.
Nebenbei bemerkt bewahrt einen der Beetle nicht vor etwaigen Masseschleifen, die bei einigen PC-Netzteilen durchaus auftreten können. Meistens sind diese nur bei hohen Pegeln der an den DAC angeschlossenen Verstärker auffällig. Bei stationären Rechnern bleibt einem zum Glück noch die Möglichkeit, den Beetle über Lichtleiterkabel per S/PDIF zu verbinden und somit das Problem zu umgehen. Bei Laptops ist mitunter nicht immer eine Toslink-Buchse verfügbar. Im Fall meines ThinkPads T410 gibt es bei angeschlossenem Netzteil ein minimales Störgeräusch auf den Lautsprechern, ohne Netzteil natürlich keines. Für den aufstrebenden High-End-Aspiranten sind dies schon erschwerende Umstände, die einen am perfekten Klanggenuss hindern.
Endlich fehlt nur noch die Verbindung per Audioquest Tower Miniklinke-Cinch-Kabel zum Verstärker. Traditionell dauert die Suche nach dem ersten geeigneten Song aus der Musikbibliothek etwas länger. Letztendlich entscheide ich mich für „Fuga Hirundinum“ aus der Birds Requiem Suite des ebenfalls Birds Requiem betitelten Albums von Dhafer Youssef, als CD-Rip im FLAC-Format. Ein wunderschönes, sphärisches Stück, das auf den richtigen Komponenten geradezu aufblüht, vor allem wenn im Mittelteil der Bass über das auf der Oud gespielte, von zarten Klavierläufen begleite, Leitmotiv improvisiert. Oud, das Paradeinstrument des tunesischen Bandleaders, ist das orientalische Äquivalent zur Laute.
Die Musikauswahl scheint dem Beetle zu gefallen, nach den ersten Klängen wird klar, dass er für seine Preisklasse sehr offen zu spielen vermag. Die Trennung der Instrumente ist eindrucksvoll, gleichzeitig musizieren sie sehr homogen miteinander. Der Kontrabass klingt knackig und direkt, die Oud erhält einen runden, warmen Charakter mit viel Körper, die Anschläge des Klaviers einen wohlausgewogenen Hochtonanteil mit leichtem Glanz.
Der direkte Vergleich zum FiiO drängt sich geradezu auf. Schnell umstecken, Pegel anpassen und Song nochmal starten, diesmal direkt vom FiiO über die hauseigene Music App. Im Direktvergleich spielt der portable Player im Tieftonbereich etwas wärmer, um nicht zu sagen fetter, dafür etwas weniger tief, trocken und präzise. Die Tiefmitten haben ebenfalls eine leichte Färbung und die Höhen sind nicht ganz so brillant wie beim Beetle. Diese Eindrücke sind allerdings nur Nuancen, denn was wirklich auffällt, ist die schönere Detailauflösung des Beetle. Auch die Tiefenstaffelung der Instrumente gefällt mir beim Käfer besser. Hinsichtlich der Dynamik bewegen sich beide Geräte auf einem sehr ähnlichen Niveau.
Der Eindruck bestätigt sich auch beim nächsten, ebenfalls als CD-Rip im FLAC-Format vorliegenden, Song „Is My Love Enough?“ der White Lies vom Album Friends. Die Synth-Sounds zu Beginn des Stückes erhalten viel Raum, die Stimme hebt sich elegant ab, der verwendetet Reverb glänzt schön nach. Im Allgemeinen scheinen sich die Instrumente besser von den Lautsprechern zu lösen als mit dem FiiO. Besonders zu erwähnen ist die wirklich exzellente Detailauflösung des recht weit in den Vordergrund gemischten Hi-Hats, das dem Song den richtigen Biss gibt, ohne aufdringlich zu werden.
Jetzt will ich es wissen und verpasse dem kleinen Insekt die volle Dröhnung mit dem epischen Albumfinale The Holographic Principle – A Profound Understanding Of Reality der niederländischen Symphonic Metal Band Epica von ihrem letzten Studioalbum The Holographic Principle als High-Res Download in 96/24. Genretypisch wird hier alles geboten: Nebst E-Gitarren, E-Bass und Schlagzeug finden sich Klavier, Chor und Orchester – echt und nicht aus der Samplekonserve – ergänzt durch die Mezzosopranistin Simone Simons und Mark Jansen, zuständig für den rauen Gesang. Zugegeben, diese Art Musik – insbesondere Marks Gesang – muss man mögen, aber musikalisch ist das ganze durchaus anspruchsvoll, zumal sehr komprimiert gemischt eine echte Herausforderung der anderen Art an die Wiedergabekette. Komprimiert klingt nach audiophilen Maßstäben vordergründig ziemlich unschön, aber ein derartig facettenreiches Album so kompakt zu mastern, das bedarf in meinen Augen allerdings einiger Expertise. Die exakte Reproduktion der Aufnahme, ohne dass Instrumente komplett im Metal-Bombast untergehen, ist nicht unbedingt eine leichte Aufgabe für die Kette. Es zeigt sich dasselbe Bild respektive derselbe Klangeindruck wie bisher. Zunächst von einem Männerchor mit Streicherunterstützung eröffnet, wird die Komposition schnell durch Klavier, Bass und Schlagzeug ergänzt und auch, wenn das erste Mal die volle Besetzung einsetzt, hilft das breite Stereopanorama, die präzise Auflösung und die gute Tiefenstaffelung des Beetles dem Mix ungemein. Vor allem die Stimmen gehen nicht unter und werden schön herausgearbeitet. Klar geht all das noch hochwertiger und auch der Rest meiner Hi-Fi Ausstattung ist bei weitem nicht High-End. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es hier um eine Investition von etwa 200 Euro geht und gerade in dieser Preisklasse ist es schwierig bis unmöglich, einen ernstzunehmenden Mitbewerber zu finden. Denn zum wirklich sehr gefälligen Klang gesellen sich noch einige weitere Zuspielmöglichkeiten.
Für mich nicht sonderlich interessant ist die Bluetooth-Unterstützung. Seit jeher bin ich es gewohnt, für gute Soundqualität Kabel zu legen, was bei mir in den meisten Fällen sogar schneller gelingt als die Suche und Verbindung über den Bluetooth-Manager am Smartphone oder anderen Geräten. Wenn man beim Musikhören gerne umherläuft und dabei unbedingt seinen Zuspieler in der Tasche haben möchte, ist die kabellose Verbindung natürlich hilfreich. Um sich mit einem zweiten Gerät einzuloggen, muss die Verbindung mit dem ersten Gerät zunächst getrennt werden, ansonsten kommt der Beetle schon mal durcheinander. Der verwendete Chip unterstützt Bluetooth 4.0 A2DP 2.6. Die versprochene Update-Fähigkeit suche ich in der, von Audioquest zur Verfügung gestellten Desktop Device Manager App, vergeblich. Einen anderen Gerätenamen kann ich dort auch nicht vergeben. Theoretisch möglich ist eine maximale Datenrate von 384 Kilobit pro Sekunde bei 48 Kilohertz. Für ein unkomprimiertes 24-Bit-PCM codiertes Signal bei einer Abtastung von 48 Kilohertz wäre jedoch eine Bandbreite von 2.304 Kilobit pro Sekunde notwendig. Anhand dieses einfachen Exempels darf sich jeder seinen Teil denken und entscheiden, ob er der komprimierenden Bluetooth-Verbindung eine Chance geben möchte oder nicht.
Bei einer weiteren Verbindungsart muss nochmal der FiiO zum Vergleich herhalten, da der Beetle auch via OTG-Adapter mit dem Smartphone verbunden werden kann und sich somit in direkte Konkurrenz zum portablen Player begibt. Zugegeben, für die mobile Nutzung ist der Beetle dann doch etwas zu groß. Der Spezialist für diesen Zweck ist ohnehin der DragonFlyDAC aus selbem Hause, dennoch konnte ich nicht widerstehen, meinem Smartphone, zumindest probeweise, dieses genial simple Soundupgrade zu gönnen.
Audioquest empfiehlt die USB-Audio-Player-PRO-App von eXtream Software Development, ich habe mich für den Onkyo-HF-Player entschieden. Auch diese App unterstützt den Beetle, erkennt ihn zwar erst beim zweiten Anlauf und führt zu einem überraschenden Lautstärkesprung, dafür funktioniert die Verbindung danach stabil.
Mit meinen Vision Ears V6 X2 kann ich mich nochmal vom bisher gemachten Klangeindruck überzeugen. Der hörbare Unterschied fällt in dieser Kombination geringer aus und diesmal gefällt mir der etwas kompaktere, wenn auch minimal schlechter auflösende Klang des FiiO an den In-Ears besser, obwohl das Grundrauschen an der Smartphone/DAC-Kombi etwas geringer ausfällt. Massiv stört mich die wenig fein abgestufte Lautstärkeregelung des Android Devices, allerdings gibt es nichts, was man mit einer entsprechenden App aus dem Playstore nicht hinbiegen könnte. Auf der anderen Seite bin ich kein großer Fan solcher hingefrickelten Lösungen, denn derartige Apps überschreiben die 15 Lautstärkeschritte von Android und warnen teilweise explizit davor, dass Android die gesetzten Lautstärken unter Umständen wiederum überraschend überschreiben könnte. Mit etwaigen Lautstärkesprüngen möchte ich mir nicht meine In-Ears zerschießen und schon gar nicht meine Ohren. Um das Smartphone aber zum hochwertigen Zuspieler an der Hi-Fi Kette zu machen, ist Audioquests Beetle hingegen der Clou! Auch wenn man den Klang seines Fernsehers, Blu-Ray-Players, der Spielekonsole, praktisch allem, was einen S/PDIF-Ausgang besitzt, aufwerten möchte, ist der Beetle zur Stelle. Darüber hinaus gewinnen viele Geräte durch den Bluetooth-Chip an Konnektivität.
Gehört mit
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Computer | ThinkPad T410, Intel i5-560M @ 2,66GHz, 8GB, Windows 7 Professional SP1 (foobar2000) |
Smartphone | Motorola X 2nd Gen, 32GB, Android 6.0 (Onkyo HF Player) |
High-Res Player | FiiO X5 III (FiiO Music App) |
In-Ears | Vision Ears VE6 X2 |
Vollverstärker | Pioneer A-878 |
Lautsprecher | Magnat Quantum 807 |
Kabel | Audioquest USB & OptiLink Pearl, Audioquest Tower |
Herstellerangaben
Audioquest Beetle
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Optischer Eingang | 24 bit/96 kHz |
Asynchrones Bluetooth | upgradefähige Software |
Asynchroner USB-Eingang | 24 bit/96 kHz |
Analoger Ausgang | 3,5 mm |
Sonstiges | Mikrocontroller der Mikrochip-MX-Serie ESS9010 DAC (Minimalphasenfilterung) Bitperfekte digitale 64-Bit-Lautstärkeregelung (nur USB und Bluetooth) |
Ausgabespannung | 1,35 V |
Preis | 200 Euro |
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | +31 165 54 1404 |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.de |
„Audia Flights sind auf dem Weg mit Schenker …“ Spätestens bei dieser Nachricht hätte mir klar sein müssen, dass der Begriff „klein“ sehr relativ sein kann. Aber als mir Anfang des Jahres die kleine, brandneue Vor-/Endstufenkombination FLS1 und FLS4 zum Test avisiert wurde, hatte ich mir darüber keine großen Gedanken gemacht.
Die endgültige Gewissheit kam dann beim Verladen der Geräte in mein Auto und dem anschließenden Transport in meinen Hörraum. Eigentlich hätte ich es ja besser wissen müssen, haben sich doch meine Kollegen bei Hifistatement in jüngster Zeit mehrmals mit den Geräten der italienischen Nobelschmiede Audia Flight beschäftigt und von dem dort üblichen, außerordentlich hohen Materialeinsatz berichtet. Audia Flight bietet aktuell drei Produktlinien an. Am unteren Ende rangiert die kleine Serie Flight 3, die derzeit nur aus dem Vollverstärker FL3S mit bescheidenen 16,5 Kilogramm Lebendgewicht besteht. Unter dem Namen Strumento firmieren die großen Modelle von Audia Flight. Groß im wahrsten Sinne des Wortes, bringt doch schon die Hochpegelvorstufe Strumento No. 1 satte 28 Kilogramm auf die Waage, die dazugehörige Stereo-Endstufe wiegt dezente 90 Kilogramm und die Mono-Endstufe kommt mit satten 95 Kilogramm daher, natürlich pro Gerät! Knapp unterhalb der Strumento-Linie ist nun die neue FLS-Reihe platziert, die aktuell aus dem Vorverstärker FLS1, der Stereo-Endstufe FLS4 sowie dem Vollverstärker FLS10 besteht und die bisherige Classic-Serie mit Ausnahme der Phono-Vorstufe ersetzt.
Gerade für ihre Strumento-Serie haben die Entwickler von Audia Flight durchweg hervorragende Kritiken erhalten. Was ist da naheliegender, als den Versuch zu starten, die musikalischen Qualitäten der Top-Geräte zu einem erschwinglicheren Preis zu erreichen – also im Idealfall aus den „Strumentos“ kleine "Strumentinos" zu machen. Hört sich in der Theorie leichter an, als es praktisch tatsächlich ist und erfordert unterschiedliche Maßnahmen bei Vor- und Endstufe.
Als Tester ist man natürlich versucht, nach den Stellen zu suchen, an denen vermeintlich oder tatsächlich gespart wurde. Doch das ist bei den beiden FLS gar nicht so einfach. Bereits auf den ersten Blick ist zu erkennen, wie eng – zumindest optisch – die Verwandtschaft zwischen den Vorstufen FLS1 und Strumento No. 1 sowie den Stereo-Endstufen FLS4 und Strumento No. 4 ist. Wie bei den Strumento-Verstärkern werden die FLS-Chassis aus hochwertigen Aluminiumteilen gefertigt, die nach dem Bearbeiten noch aufwändig manuell poliert werden. Die massive Front enthält die Audia-typische, geschwungene Öffnung, in der das große Display sitzt und auf dem in blauer Schrift alle Betriebszustände gut lesbar angezeigt werden. Ein Unterschied zu den Top-Geräten ist an dieser Stelle nicht auszumachen. Also geht die Suche weiter.
Ein erster, nicht klang-relevanter Unterschied ist bei den Ein- und Ausgängen der Vorstufen zu erkennen. Die FLS1 hat drei unsymmetrische RCA- und zwei symmetrische XLR- Eingänge, während die große Vorstufe fünf symmetrische XLR- Eingänge bietet, von denen zwei auf RCA unsymmetrisch umgeschaltet werden können. Bei beiden Geräten wiederum kann jeder Eingang individuell benannt und um +/- 6 Dezibel im Pegel angepasst werden. Das ist wirklich praktisch, wenn unterschiedlich laute Quellen verwendet werden. Nicht verwendete Eingänge lassen sich bei der FLS1 sogar komplett abschalten. Ausgangsseitig gibt es bei der FLS1 einen RCA- und einen XLR-Vorstufenausgang, die beide gleichzeitig benutzt werden können. Auf den weiteren XLR-Ausgang der großen Vorstufe wurde verzichtet. Des Weiteren steht ein RCA-Tape-Out zu Verfügung. Einen großen Teil des Platzes auf der Rückwand nehmen zwei Abdeckplatten ein, hinter denen sich Steckplätze für Erweiterungskarten befinden. Eine Phono-Platine für MM- und MC-Tonabnehmer und eine D/A-Wandler-Platine sind laut Vertrieb in Arbeit. Wer möchte, kann seine Vorstufe somit später noch aufrüsten.
Wie die große Strumento No. 1 setzt auch die FLS1 auf mehrere getrennte Stromversorgungen in Form von großzügig dimensionierten Ringkerntransformatoren, die von den übrigen Schaltungsteilen abgekapselt sind. Alle Schaltungen sind vollständig diskret und symmetrisch im Doppel-Mono-Aufbau ausgeführt. Der auffälligste Unterschied zur großen Strumento ist der Verzicht auf eine Lautstärkeregelung mit relaisgeschalteten Einzelwiderständen. Stattdessen kommt in der FLS1 eine IC-basierte Lösung mit einem integrierten Baustein aus der Edelserie Muses des Chip-Spezialisten New Japan Radio zum Einsatz. In der Strumento No. 1 ist zwar ebenfalls zusätzlich eine elektronische Lautstärkeregelung vorhanden, wird dort aber nur für schnelle Lautstärkeänderungen verwendet und anschließend wieder aus dem Signalweg geschaltet. Eine Sparmaßnahme kann ich in der Verwendung des Muses Chips allerdings nicht so richtig erkennen, da dieser Baustein extrem hochwertig ist und auch in anderen Top-Vorverstärkern dieser Welt für die Pegelregelung eingesetzt wird. Die damit realisierte Lautstärkeregelung hat eine Spreizung von insgesamt 100 dB, die mit einer Auflösung von 0,5 Dezibel arbeitet und gleichzeitig die Balance-Einstellung übernimmt. Der damit einhergehende Bedienungskomfort ist bestechend. Nach Betätigen des Ausschaltknopfes wird die eingestellte Lautstärkeposition gespeichert und dann die Lautstärkereglung schrittweise heruntergefahren, so dass keine Geräusche des Ausschaltvorgangs an angeschlossene Endstufen und Lautsprecher weitergegeben werden. Beim Einschalten fährt die Lautstärke dann wieder sukzessive auf jene Einstellungen hoch, die beim Ausschalten gespeichert wurden. Mit der beiliegenden, natürlich massiven Aluminium-Fernbedienung können alle Funktionen des Geräts bequem vom Hörplatz aus gesteuert werden.
Ein Feature haben die Entwickler der FLS1 spendiert, das die große Strumento No. 1 nicht besitzt: einen Kopfhörerausgang. Dieser Ausgang kann nicht nur zwischen High Gain und Low Gain umgeschaltet werden, sondern er liefert, wenn es sein muss, satte zwölf Watt an acht Ohm! Damit sollte auch der stromhungrigste Kopfhörer zur Höchstleistung angetrieben werden können.
Kostentreiber bei einer Endstufe sind in erster Linie die verfügbare Ausgangsleistung, der verwendete Betriebsmodus der Ausgangsstufe – Class A, AB, B oder D – und daraus abgeleitet die Größe der Kühlkörper und des Netzteils. Die Ausgangsleistung der FLS4 steht mit 200 Watt an acht Ohm und 380 Watt an vier Ohm der größeren Schwester kaum nach. Allerdings dürfte der reine Class-A-Betrieb nicht ganz so weit gehen wie bei der Strumento No. 4 mit ihren immerhin 25 Watt. Dementsprechend fällt bei der FLS4 alles etwas kleiner aus, aber das Konzept ist das Gleiche: konsequenter Doppel-Monoaufbau, wobei jede Endstufe voll-symmetrisch ausgeführt ist.
Das Herz einer jeden Endstufe ist zweifelsohne das Netzteil. Bei der FLS4 ist das ein vergossener und doppelt geschirmter Zwei-Kilowatt-Ringkerntrafo mit getrennten Spannungsabgriffen für den linken und rechten Kanal. Für die Ausgangsstufe erfolgt die anschließende Siebung mit einer Gesamtkapazität von 288.000 Mikrofarad, aufgebaut aus 16 Kondensatoren mit niedrigem Scheinwiderstand und einer Kapazität von je 18 000 Mikrofarad. Die Ausgangsstufe besteht aus insgesamt 32 Leistungstransistoren. Das Schaltungs-Design der Kleinsignalstufe für die Spannungsverstärkung ist nach dem Transimpedanz-Konzept mit lokaler Stromgegenkopplung aufgebaut und arbeitet vollständig im Class-A-Betrieb. Die gesamte Schaltung ist in ein kleines Metallgehäuse eingebaut und komplett mit Epoxidharz vergossen. Damit soll dieser empfindliche Schaltungsteil thermisch stabilisiert und von äußeren Einflüssen abgeschirmt werden. Für diesen Schaltungsteil stehen nochmal weitere Siebkapazitäten von insgesamt 18.000 Mikrofarad zur Verfügung. Daran anschließend werden die Versorgungen für die Eingangs- und Treiberstufe zusätzlich noch getrennt voneinander elektronisch stabilisiert.
Die gesamte Endstufe wird von einem Mikroprozessor gesteuert und überwacht. Im Signalweg selbst befindet sich keine Sicherung. Der Prozessor regelt die Einschaltstromverzögerung und lässt das Gerät sanft hochfahren. Die Endstufe erreicht nach etwa zwanzig Minuten ihre typische Betriebstemperatur und ist dann auch klanglich voll da. Es spricht für die Konsequenz der Entwickler, dass auch diese Schaltungsteile von einem eigenen Netzteil mit einem kleinen Zusatz-Trafo mit 15 Watt versorgt werden, um jede Störung der Audioschaltkreise auszuschließen. Insgesamt finden sich zwölf Stromversorgungen in der FLS4. Damit sollen die einzelnen Schaltungsteile vollständig entkoppelt und gegenseitige Beeinflussung vermieden werden. Der bei der Stromversorgung getriebene Aufwand spricht für sich.
Die FLS4 lässt sich sowohl per RCA- als auch per XLR-Kabel ansteuern. Wer möchte, kann bei symmetrischem Betrieb die Endstufen auch problemlos für Bi-Amping verwenden, da zusätzlich noch XLR-Ausgänge zu Verfügung stehen und das Vorstufen-Signal so einfach zu einer weiteren Endstufe durchgeschleift werden kann. Ein doppeltes Set an Lautsprecherterminals erlaubt einfaches Bi-Wiring. Jede Endstufe ist vollständig symmetrisch aufgebaut, weshalb die Minus-Terminals niemals zusätzlich geerdet werden dürfen. Mehr noch als die Vorstufe FLS1 ist die Endstufe für mein Empfinden eine nahezu identische kleine Schwester der großen Strumento No. 4.
Für den Hörtest habe ich zunächst nur die Endstufe in meine Anlage eingebaut und mit meinem Jota-System verbunden, bei dem die beiden Säulen im Tief-Mitteltonbereich ohne irgendeine Begrenzung nach unten betrieben werden. Bei der Wahl des Netzkabels habe ich der Erfahrung von Jan Sieveking vertraut und das mitgelieferte, 1,5 Meter lange Cardas Clear Power verwendet. Als Vorverstärker habe ich meine Omtec Anturion an die unsymmetrischen Eingänge der FLS4 angeschlossen. Meine Befürchtung, dass die FLS4 nur bei symmetrischer Ansteuerung ihr volles Leistungspotential würde ausspielen können, erwies sich in der Praxis als unbegründet.
Bereits nach wenigen Takten des Pop-Albums Rumors von Fleetwood Mac (Fleetwood Mac: Rumors 24bit/96kHz) wird klar, wie gut die FLS4 meine Jotas im Tief-Mitteltonbereich im Griff haben. Gerade dieser Bereich ist bei den Jotas zwar sehr sauber und exakt, aber prinzipbedingt auch recht schlank. Und genau in diesem Bereich gibt die Endstufe meinen Jotas mehr Fülle, ohne dass das zu Lasten von Präzision und Schnelligkeit geht. Auf Dee Dee Bridgewaters Album Memphis...Yes, I'm Ready grooven Jackie Clark am Bass und James „Bishop“ Sexton am Schlagzeug mit einem ordentlichen Schuss Funk durch meinen Hörraum. Ich bin erstaunt, was da mit der FLS4 in punkto Kraft und Dynamik geht. Das Schöne daran ist: Die FLS4 ist kein Muskelprotz, der vor Kraft kaum laufen kann, sondern sie versteht es, gerade auch mit ihrer Feinauflösung und Geschmeidigkeit zu überzeugen. So gelingt der FLS4 die Abbildung von Orchester und Sologitarre im „Quintetto No. 4 in Re Maggiore „Fandango“ per Corda e Chitarra, (G. 448) von Luigi Boccherini (Luigi Boccherini: Fandango, Sinfonie & La Musica Notturna Di Madrid: Le Concert Des Nations, Jordi Savall) wirklich hervorragend und macht das Wechselspiel zwischen Solist und Orchester in den feinsten Nuancen hörbar.
Nach diesem gelungen Auftritt war ich auf die Vorstufe FLS1 im Zusammenspiel mit der FLS4 gespannt. Auf der Netzseite kam ein weiteres Cardas Clear Power zum Einsatz und die Verbindung zwischen Vor- und Endstufe erfolgte nun vollsymmetrisch über das ganz hervorragende CARDAS Clear interconnect rev 1, ebenfalls eine Empfehlung von Jan Sieveking. Von einer guten Vorstufe erwarte ich, dass sich damit das Klangbild vollständig von den Lautsprechern löst. Dabei ist für mich nicht die räumliche Tiefe allein wichtig, sondern noch mehr die Art und Weise, wie die Musik gerade auch direkt hinter den Lautsprechern wiedergegeben wird und die Lautsprecher dabei völlig zu verschwinden scheinen. Ein zugegebener Maßen hoher Anspruch.
In meinem gerne verwendeten Teststück, dem „Intermezzo from Goyescas“ von Enrique Granados mit dem New Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Rafael Frübeck des Burgos (Decca Legacy Volume One - FIM UHD), zeigt sich die FLS1 sofort von ihrer besten Seite. Klangfarbenstark, rhythmisch und dynamisch kraftvoll, aber stets mit der gewissen Portion Feingeist, die das Stück so eindrucksvoll macht. Genauso, wie ich es mir wünsche, löst sich das Klangbild in beindruckender Weise von den Lautsprechern. Das Orchester bleibt zu jeder Zeit klar gestaffelt und dennoch unglaublich geschlossen, wobei kleinste Details hörbar werden. Die Streichereinsätze haben eine Strahlkraft und Intensität, die einfach ergreifend ist. Hinzu kommt ein musikalischer Fluss in der Wiedergabe, der mir richtig imponiert. So muss es sein!
Hören wir als nächstes in Soltis Venice, das seit kurzem als exzellentes Reissue von Analogue Productions auch als SACD (Solti & Orchestra Of The Royal Opera House, Covent Garden: VENICE - CAPC 23130 SA) erhältlich ist. Die Originalaufnahme hat unter Sammlern ob ihrer klanglichen Qualitäten und nicht zuletzt auch wegen der ratternden U-Bahn im vierten Stück Legendenstatus. Der Klang der Streicher im „Vorspiel zum ersten Akt von La Traviata“ ist mit den beiden Audio Flights einfach hinreißend: herrlich rund und voll ohne jegliche Härte mit einer Kraft und Intensität, die man in dieser Form nicht oft zu hören bekommt.
Genauso mitreißend gelingt die Wiedergabe des Stücks „Tanz der Stunden“ von Ponchielli, eine Balletteinlage aus dem dritten Akt der Oper La Gioconda. In einem fein abgestimmten Farbenspiel melodischer und instrumentaler Einfälle charakterisiert und illustriert Ponchielli hier die Stunden des Tages und das unaufhaltsame Verrinnen der Zeit. Das Stück beginnt im pianissimo mit der Morgendämmerung, schwillt kräftig an zur Mittagszeit, erliegt der Abenddämmerung bis schließlich die Stunden der Nacht in einem brillanten Finale wieder von den Tagesstunden vertrieben werden. Auch hier löst sich das Klangbild zu jeder Zeit, ganz gleich ob an den lauten oder leisen Stellen, in bestechender Weise von den Lautsprechern. Am meisten beeindruckt mich aber, mit welcher inneren Kraft und Intensität die beiden Audia Flights im furiosen Finale zu Werke gehen. Hier können FLS1 und FLS4 zusammen ihre exquisiten dynamischen Fähigkeiten voll ausspielen. Damit entsteht bei mir subjektiv der Eindruck, dass das Gespann einfach lauter spielt als ich es sonst gewohnt bin.
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil, Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 mit AudiophileOptimizer 2.0, JPLAY USB Card, HDPLEX 200W Linear-Netzteil |
Software | MinimServer, JPlay 6.2, Roon |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler | PS Audio DirectStream DAC, M2Tech Young |
Plattenspieler | Platine Verdier |
Tonarm | Souther TRIBEAM |
Tonabnehmer | Clearaudio Veritas |
Vorstufe Phono | Erno Borbely |
Vorstufe | Erno Borbely, Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable |
Herstellerangaben
FLS1 Vorverstärker
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Eingänge | 3 Paar unsymmetrisch RCA, 2 Paar symmetrisch XLR |
Ausgänge | 1 Paar unsymmetrisch RCA, 1 Paar symmetrisch XLR, 1 Paar unsymmetrisch RCA – Tape out |
Verstärkung | -90 dB bis +10 dB |
Leistungsaufnahme | 50 W (Maximum), Stand-by < 1 W |
Gewicht | 11 kg |
Abmessungen | 450 x 120 x 380 mm (BxHxT) |
Preis | 6.000 Euro |
Herstellerangaben
FLS4 Stereo-Endstufe
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Eingänge | 1 Paar unsymmetrisch RCA, 1 Paar symmetrisch XLR |
Ausgangsleistung | 200 W an 8 Ω, 380 W an 4 Ω |
Verstärkung | 29 dB |
Leistungsaufnahme | 820 W (Maximum), Leerlauf ohne Signal 170 W, Stand-by < 1 W |
Gewicht | 34 kg |
Abmessungen | 450 x 177 x 440 mm (BxHxT) |
Preis | 7.500 Euro |
Hersteller
AUDIA FLIGHT
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Anschrift | Via Alfio Flores, 7 00053 Civitavecchia (RM) Italien |
Telefon | +39 0766 561403 |
info@audia.it | |
Web | www.audia.it |
Vertrieb
Sieveking Sound GmbH & Co KG
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Ansprechpartner | Jan Sieveking |
Anschrift | Plantage 20 28215 Bremen |
Telefon | +49 421 6848930 |
kontakt@sieveking-sound.de | |
Web | www.sieveking-sound.de |
Hersteller
AUDIA FLIGHT
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|
---|---|
Anschrift | Via Alfio Flores, 7 00053 Civitavecchia (RM) Italien |
Telefon | +39 0766 561403 |
info@audia.it | |
Web | www.audia.it |
Gut, dass Bergmann Audio eine Firma und keine Person ist. Denn andernfalls wäre es wenig charmant zuzugeben, dass ich die Nachricht vom zehnjährigen Jubiläum nicht recht glauben wollte: Ich hielt die Dänische Manufaktur für deutlich älter, nämlich dank ihrer technisch eigenständigen Konstruktionen für schon seit Jahrzehnten erfolgreich in der Analog-Szene etabliert.
Nun, Bergmann Audio ist international erfolgreich, die Laufwerke und Tonarme zeichnen sich teils durch nirgendwo sonst zu findende, intelligente technische Details aus – nur in einem Punkt lag ich mit meiner Einschätzung daneben: Die Firma wurde, wie ich in Hobro erfuhr, erst vor knapp zehn Jahren gegründet: Die Geburtstagsfeier wird im Herbst stattfinden. Inzwischen ist es auch korrekt zu behaupten, dass Bergmann Audio nicht eine Person ist, auch wenn Johnnie Bergmann Rasmussen die ersten Plattenspieler ganz allein entwickelte und baute. Nach der Markteinführung des Sindre stieg Eva Seiberg in das Unternehmen ein. Weitere Mitarbeiter sind nicht hinzugekommen, was nicht unwesentlich damit zusammenhängt, dass Johnnie B. jeden Schritt in Entwicklung und Fertigung hundertprozentig kontrollieren möchte. Marketing und alles Finanzielle überlässt er gern seiner Frau.
Eva Seiberg war zuvor über 20 Jahre als Fashion Designerin tätig. Ihr Büro mit vier Mitarbeitern war unabhängig und entwarf Mode für verschiedene Hersteller. Nach langen Jahren der Beschäftigung mit Sportswear war sie allerdings gelangweilt und hatte einfach keine Lust mehr, beispielsweise schon wieder eine Skijacke zu entwerfen, wie sie erzählte. Es war für sie Zeit, bei Bergmann Audio einzusteigen – allerdings nicht als Designerin. Für den sachlichen, reduzierten und funktionalen optischen Auftritt der edlen Analog-Gerätschaften sei ausschließlich ihr Mann zuständig. Wie schon im Bericht über den Sleipner – für mich noch immer eines der drei, vier bestklingenden Laufwerke, die je in meinem Hörraum zu Gast waren – kurz erwähnt, begann Johnnie Bergmanns Beschäftigung mit Hifi bereits im Kindesalter, und zwar als er beim Besuch einen Freundes die Stereo-Anlage von dessen Vater entdeckte, die sich in den Punkten Detailauflösung, Lebendigkeit und imaginäre Bühne von allem unterschied, was er bisher an Hifi gehört hatte. Der Plattenspieler war ein Strathclyde STD 305, die Elektronik stammte von Luxman, die Lautsprecher von B&O.
Nach seiner Ausbildung zum Maschinenbauingenieur hatte er dann 1987 seinen ersten Full-Time-Job und investierte beinahe das gesamte verdiente Geld in seine erste Anlage mit NAD-Verstärker, Dali-Lautsprechern und einem Micro Seiki DDX 1500. Später benutzte er dann auch einen Linn Sondek und mal einen Axis. „In seiner Wohnung hatte er eine Super-Anlage, aber anfangs so gut wie keine Möbel“, merkt Eva Seiberg zu dieser Lebensphase mit einem Augenzwinkern an. Johnnie Bergmann lenkt den Blick aber schnell wieder auf seine Entwicklungen: Er sei schon damals von der Überlegenheit von Luftlagern für Plattenteller und Tonarm überzeugt gewesen und habe bereit 1988 erste Entwürfe für das Lager des Sleipner gezeichnet. Sein Vorbild sei damals der Forsell Air Reference gewesen.
Parallel zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit in einer Firma für die Herstellung von Werkzeugen begann Johnnie Bergmann dann in seiner Freizeit mit der Entwicklung und Fertigung seines ersten Plattenspielers. Wie auch noch lange Zeit danach fertigte er für die erste Serie von zehn Sindres nahezu alle benötigten Teile auf einer rein mechanischen Fräse und einer ebensolchen Drehbank – reine Hand- und Kopfarbeit. Im Herbst 2008 war die Kleinserie dann komplett und ihr Erbauer hoffte, sie innerhalb eines Jahres verkaufen zu können – aber diese Planung erwies sich schnell als falsch: Nachdem ein dänisches Webmagazin den Sindre vorgestellt hatte, wurden innerhalb von ein, zwei Wochen drei Exemplare verkauft, und nur einen Tag nach der Veröffentlichung des Artikels meldete sich ein Norwegischer Vertrieb, der den Sindre in sein Portfolio aufnehmen wollte und gleich ein Laufwerk bestellte. Mit diesem Vertrieb arbeitet Bergmann Audio übrigens noch heute zusammen. Kurz nach dem Norwegischen Vertrieb nahm auch einer aus Hongkong mit den Dänen Kontakt auf. Um es kurz zu machen: Die Startphase von Bergmann Audio gestaltete sich so positiv, dass Eva Seiberg und Johnnie Bergmann ein halbes Jahr nach der Präsentation des Sindre ihre bisherigen Jobs aufgaben und den Sprung in die Selbstständigkeit wagten, was sie bis heute nicht bereut haben.
Recht schnell erweiterte Bergmann Audio sein Programm auf drei Modelle: Zum Sindre kamen noch der Magne und der Sleipner hinzu. Und der ist etwas ganz Besonderes, denn hier kommt der Teller ohne Achse aus und hat keinen mechanischen Kontakt zum feststehenden Teil des Gerätes – zumindest wenn wenn man sich für die Variante entscheidet, bei der die Schallplatte von einem Gewicht auf den Teller gedrückt und nicht von einem Vakuum an diesen angesaugt wird. Bei der Vakuum-Version befindet sich zwischen dem feststehenden Lagerblock mit seinen Luftaustrittsöffnungen und dem Teller eine Gummidichtung. Während es bei allen mir bekannten luftgelagerten Laufwerken eine Achse ist, die von Druckluft umströmt wird und den Teller horizontal stabilisiert, sitzt beim Sleipner der im Querschnitt wie eine umgedrehtes „U“ geformte Teller über dem Lagerblock, dem oben und seitlich rundum Luft entströmt. Dabei sorgt ein höherer Luftdruck an der dem Motor gegenüberliegenden Seite dafür, dass der Teller trotz des Zuges durch den Antriebsriemen perfekt zentriert über dem Lagerblock schwebt. Da müssen die Luftmengen schon sehr exakt eingestellt werden, wenn dieses Lager perfekt funktionieren und seine Vorzüge klanglich zur Geltung bringen soll. Wie aber der oben erwähnte Test zeigte, klappt das ganz vorzüglich, wenn man sich auf die im Werk eingestellten Werte verlässt. Während der – leider viel zu kurzen – Testphase musste ich jedenfalls nichts daran ändern.
Nach einer recht beschaulichen, knapp vierstündigen Autofahrt vom Hamburger Flughafen Richtung Norden erreichten Werner Obst, der schon seit 2010 die Produkte von Bergmann Audio in Deutschland vertreibt, und ich das Industriegebiet von Hobro. Der Plattenspielerhersteller nutzt hier einen sehr weitläufigen Flachbau mit zwei großen Hallen – eine dient als Lager für Rohmaterial und einige, wenige fertige Produkte, in der anderen findet die Metallbearbeitung statt. Es schließt sich ein weiterer großer Raum an, von dem das Fertigteillager und die Büros von Eva Seiberg und Johnnie Bergmann abgeteilt wurden. Auf der – beträchtlichen – verbleibenden Fläche stehen eine Reihe von Tischen zur Montage von Armen, Laufwerken und Kompressoren. Auch wenn es in einem Seitentrakt mit niedrigeren Decken unter anderem eine Küche mit ausreichend Sitzgelegenheiten gibt, setzten wir uns nach einer kurzen Begrüßung zum Kaffee mit der Bergmann-Audio-Belegschaft, also Eva Seiberg und Johnnie Bergmann, um einen der Montage-Tische.
Bei der zwanglosen Plauderei über die Firma erfahre ich dann – wie oben erwähnt – voller Erstaunen, dass das Unternehmen in diesem Jahr erst sein Zehnjähriges feiert. Noch erstaunter oder – oder soll ich sagen: entsetzter? – bin ich, als einer der beiden wie beiläufig erwähnt, dass der Sleipner aktuell nicht mehr gefertigt wird. Es gebe noch ein oder zwei Exemplare. Aber dann sei Schluss. Auch wenn ich außer diesem Modell kein anderes von Bergmann Audio getestet habe, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass es das mit dem besten Preis/Klang-Verhältnis ist – oder muss ich schreiben war? Es konnte klanglich locker gegen etwa doppelt so teure Boliden aus der Luftlager-Fraktion bestehen. Auch Werner Obst würde es begrüßen, wenn das bisher in Deutschland meistverkaufte Modell weiterhin produziert würde. Aber Johnnie B. beschäftigt sich gerade intensiv mit einem neuen Modell am anderen Ende der Produktpalette. Eva Seiberg ergänzt, dass sich ihre Vertriebe nahezu geschlossen ein erschwingliches Einstiegsmodell gewünscht hätten, was auch Werner Obst bestätigt.
Johnnie B. erklärt, dass es keine technische Schwierigkeit sei, ein gut klingendes, kostengünstiges Laufwerk zu bauen. Da der anvisierte Preisrahmen – momentan geht man von etwa 5000 Euro aus – für den „kleinen“ Bergmann keinen Raum für einen Kompressor lasse, müsse er aber folglich auch beim Tonarm ohne ein Luftlager auskommen. Aber in seiner Musikanlage zuhause funktioniere sein erster Tangentialtonarm ohne Druckluft schon sehr zuverlässig. Was liegt also näher, als sich diesen einmal anzuhören und anzusehen? Dabei darf man „naheliegend“ durchaus auch geographisch verstehen, denn das private Domizil und die Firma sind gerade mal ein paar Minuten mit dem Auto entfernt. Wenn Eva Seiberg und Johnnie B. sich ihre Zeit mal unterschiedlich einteilen, kann einer das Auto nehmen, während der andere die Strecke auch zu Fuß in überschaubarer Zeit zurücklegen kann.
Der recht hochauflösenden Kette im heimischen Wohnzimmer merkt man hier und da noch an, dass sie nicht über Jahre auf den Raum hin feingetunt wurde. Eva Seiberg und Johnnie B. leben erst seit etwa einem Jahr in diesem Haus. Aber ob mit oder ohne Feintuning: Ohne Vergleich kann ich die Qualitäten des neuen Arms natürlich in einer auch ansonsten nicht vertrauten Anlagen nur schwer beurteilen, aber der Tangentialarm folgt auch bei leicht exzentrischen Scheiben sicher der Rille. Und am gesamten klanglichen Ergebnis gibt es nichts auszusetzen. Man darf also gespannt sein, was Bergmann Audio bei der High End präsentieren wird. Während wir noch den ein oder anderen Song hören, frage ich die beiden nach ihrem Musikgeschmack: Als Lieblingsgenre nennt Johnnie B. Progressive Rock und erwähnt Bands wie Genesis, Jethro Tull, Pink Floyd und Rush. Später, aber vorrangig für die Entwicklung kamen noch Klassik und Jazz hinzu. Eva Seiberg erzählt, dass sie beide kürzlich erst ein Drei-LP-Album mit der Musik von Carmen wirklich begeistert gehört hätte. Ansonsten teile sie den Musikgeschmack ihres Mannes, Jethro Tull einmal ausgenommen. Der Abend klang dann in einem gemütlichen Restaurant am Hafen von Hobro am Ende des Mariager Fjords aus.
Am nächsten Morgen trafen wir uns dann wieder in der Produktionsstätte und begannen einen kleinen Rundgang. Im Lager mit den Rohmaterialien berichtete Johnnie B., dass er anfangs „Aircraft Grade“-Aluminium verwendet habe, das aber immer wieder Probleme beim Galvanisieren gemacht habe. Nun verwende er eine weniger steife Legierung, wodurch er eine bessere Oberflächenqualität erreiche. Klanglich seien zwischen den Materialvarianten keine Unterschiede zu hören gewesen. Auch die Menge des Material mache einen Unterschiede: Anfangs habe er etwa die Teller aus einen Block von 310 Millimetern gedreht, was selbst beim weicheren Material hin und wieder zu leicht „wolkigen“ Oberflächen geführt habe. Seitdem er nun von größeren Rohlingen zehn Millimeter zusätzlich abdreht, sei das Problem nicht mehr aufgetreten. Die Erklärung: Beim Erkalten des Aluminiums würden sich Materialunreinheiten im Rand konzentrieren – und der würde ja nun abgedreht. Hier führten mehr Materialeinsatz und längere Bearbeitungszeiten zu besserer Oberflächenqualität. Aber dass Johnnie B. jeden Entstehungsschritt seiner Produkte selbst kritisch begleitet, hatte ich ja schon erwähnt.
Allerdings wird die Kontrolle jedes Fertigungsschritts mit zunehmenden Stückzahlen nicht gerade leichter. In letzter Zeit fertigte Bergmann Audio bis zu 80 Plattenspieler im Jahr. Da stieß Johnnie B. mit seinen konventionellen Fräs- und Drehmaschinen an eine Grenze, der wohl auch die Produktion des aufwändigen Sleipner zum Opfer gefallen ist. Wollte man die benötigten Stückzahlen bewältigen und die Qualität halten oder sogar noch steigern, waren größere Veränderungen nötig: Vor etwa einem Jahr verließen Eva Seiberg und ihr Mann dann den Ort Karup, mieteten die jetzige Produktionsstätte in Hobro, leasten CNC gesteuerte Fräs- und Drehmaschinen und bezogen ihr neues privates Domizil. Natürlich trennte sich Johhny B. nicht von seinen manuell betriebenen Maschinen, aber dazu besteht auch nicht die geringste Notwendigkeit: In der Fabrik in Hobro hat man Platz im Überfluss. Dank der modernen Produktionsmittel hat Johnnie B. jetzt auch wieder ausreichend Zeit für neue Entwicklungen, wie etwa den angekündigten „kleinen“ Plattenspieler.
Wie Werner Obst mir auf der Hinfahrt verraten hatte, denkt Johnnie B. seit langem auch über ein noch aufwändigeres Modell nach. Dass er dies tut, bestätigte er auf Nachfrage dann auch bereitwillig. Was er plane, war ihm allerdings nicht zu entlocken. Ebenso uneindeutig blieb er, als es um eine mögliche Wiederauflage des Sleipner ging. Dank des modernen Maschinenparks würde eine solche den Firmenchef ja nicht über Gebühr belasten. Auch wenn jetzt nicht Weihnachten ist: Auf meinem analogen Wunschzettel steht ein Sleipner 2 ganz oben. Dann fehlte nur noch die Möglichkeit, darauf mehr als einen Tonarm zu montieren! Aber lassen wir uns überraschen. Vielleicht erfahren wir auf der High End schon mehr. Bis dahin werde ich mir die Zeit mit der Beschäftigung mit dem neuen Topmodell bei den Tonarmen vertreiben: Nächste Woche geht ein Odin von Hobro auf die Reise nach Gröbenzell. Bergmann Audio wird in Hifistatement auch in Zukunft ein spannendes Thema bleiben!
Produkt-Launch einmal anders: Die neue AudioSolutions Vantage 5th Anniversary Edition wird im Rahmen einer litauischen Kultur-Matinee am 17. März 2018 bei Max Schlundt in Berlin vorgestellt.
Am 17. März 2018 lädt Genuin Audio, der deutsche Vertrieb des litauischen Herstellers AudioSolutions, zu einem außergewöhnlichen Event beim Berliner Fachhändler Max Schlundt Kultur Technik. Im Zentrum der Matinee steht die Präsentation der Vantage 5th Anniversary Edition der aufstrebenden Lautsprecherfirma aus Litauen. Diese Serie markiert nicht nur die Top-Position innerhalb des eigenen Portfolios von AudioSolutions. Vielmehr stellt der Hersteller sich selbstbewusst der internationalen Konkurrenz im Wettbewerb der absolut kompromisslosen High-End-Lautsprecher. Und scheut sich dabei nicht, in der visuellen Wirkung ein unverwechselbares Statement abzugeben.
Diese Veranstaltung möchte aber nicht nur eine besondere Lautsprecher-Reihe präsentieren, sondern auch über das Land Litauen und die Firma AudioSolutions informieren. Handelsattaché Daina Lipps von der litauischen Botschaft stellt das baltische Land vor, während AudioSolutions-Inhaber Gediminas Gaidelis über sein erfolgreiches Unternehmen referiert. Selbstverständlich wird auch typische Musik aus Litauen zu hören sein.
Am 17. März 2018 besteht von 11-14 Uhr die einmalige Möglichkeit, herausragende Lautsprecher in einem interessanten und anspruchsvollen Umfeld kennenzulernen.
Information
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Veranstaltungsort | Max Schlundt Kultur Technik Kantstraße 17 (im stilwerk) D-10623 Berlin |
Telefon | +49 30 31515340 |
Web | www.maxschlundt.de |
Vertrieb
Genuin Audio Vertrieb
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Anschrift | Thomas Wendt Byhlener Straße 1 03044 Cottbus |
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