Gerne gebe ich zu, dass es in nicht allzu ferner Vergangenheit eine Zeit gab, in der ich mich in der Freizeit nicht auch noch mit Computern beschäftigen mochte. Dann kamen iPod, iTunes und Co, und die rigorose Ablehnung von Rechnern für die Musikwiedergabe bekam erste Risse. Der Entschluss, für ein Magazin im Netz zu schreiben und es schließlich selbst zu betreiben, veränderte dann insgesamt die Einstellung zu Computern: Die neuen Möglichkeiten, die Hifistatement bot – wie Downloads oder etwa unsere Klangbibliothek –, und die Beschäftigung mit Mastering-Programmen zur Bearbeitung von digitalen Aufnahmen ließen mich das Potential von Hifi und High End aus dem Computer entdecken. Die Aneignung des Themas im allgemeinen und von Programmen wie Amarra oder soundBlade im besonderen nahm aber soviel Zeit und Energie in Anspruch, dass ich sogar die schreiberische Auseinandersetzung mit meinem Lieblingsthema „analog‟ darüber vernachlässigte. Das wird sich demnächst wieder ändern – versprochen.
Um noch einmal auf Computer-Hifi zurückzukommen: Den iMac mit all seinen Möglichkeiten möchte ich im Arbeitszimmer – und das ist in meinem Fall ja gleichzeitig der Hörraum – so schnell nicht missen. Im Wohnzimmer, wo meine Gattin die Hifi-Hoheit hat, ich aber doch hin und wieder mal die ein oder andere besonders spannende Komponente in die Kette integrieren darf – momentan spielen sich hier gerade Acapellas Violon ein – und wir rein zum Vergnügen Musik hören, wurde außer einem iPod-Dock mit Digitalausgang bisher nichts gesehen, was auch nur entfernt mit Computer-Hifi zu tun hat. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Um es kurz zu machen: Ich kann jeden verstehen, der seine Wohnumgebung nicht mit einem Arbeitsgerät verschandeln möchte, auch wenn der ein oder andere Apple hier ein eher kleines Übel darstellt.
Technisch bietet der CX-7eMP alles, was man von Ayre erwarten darf: Im Netzteil finden sich gleich zwei E-I-Kern-Transformatoren des amerikanischen Herstellers Mercury Magnetics mit extrem fein lamelliertem, hochwertigen Kernmaterial mit einer Schichtdicke von nur 0,36 Millimetern, was sich in einer hohen Verlust- und Streuarmut niederschlagen und für einen hohen Wirkungsgrad sorgen soll. Einer der Trafos ist für die Versorgung von Laufwerk, Steuerung und Display zuständig, der andere für die Digital/Analog-Wandlung und die symmetrischen Ausgangsstufen. Dabei sind die Trafos eigens für die hierzulande, in der Schweiz und in Österreich übliche Netzspannung von 230 Volt ausgelegt. Für die kapazitive Filterung wählte Ayre-Chef Charles Hanson Elkos von Cornel Dublier, die in der 105º-Longlife-Qualität eine vierfach höhere Lebensdauer aufweisen als konventionelle Kondensatoren. Statt über die üblichen magnetischen Stahlpins werden die Dublier-Elkos über vielfach besser leitfähige Reinkupfer-Anschlusstermninals kontaktiert. Insgesamt zehn Spannungsstabilisierungen – an klanglich sensiblen Stellen sind dies diskret aufgebaute, gegenkopplungsfreie Regelungen – sorgen dafür, dass die unterschiedlichen Verbraucher sich nicht gegenseitig beeinflussen. In den Audioschaltungen finden sich noch zusätzliche Feinsiebungen mit WIMA-Polypropylen-Kondensatoren und spezielle für Ayre gefertigte, kyrogen behandelte Styroflex-Zinnfolien-Kondensatoren.
Die Daten liest ein voll gekapseltes Teac-Laufwerk aus, wobei das Gehäuse im Gehäuse abschirmen, aber auch für ein sehr niedriges Laufgeräusch sorgen soll. Für den Transport der Steuer- und Signaldaten zur Elektronik ist ein aufwendig geschirmtes Spezialkabel mit impedanzangepassten Leitungspaaren zuständig. Dort nimmt sich dann ein Digitalfilter der Daten an, das auch Spuren in den Namensgebung des Players hinterlassen hat: MP steht für Minium-Phase-Filter. Dass Filter klangentscheidend sein können, weiss man als interessierter Audiophiler spätestens seit den ersten Wadias, die statt der frequenz- auf zeitoptimierte Filter setzten. Damals wie heute gibt es Filter dieser Qualität nicht von der Stange. Ayre hat seine Filter sehr aufwändig selbst programmiert und in sogenannten FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) realisiert. So könnten sie im Fall neuer Erkenntnisse leicht verändert werden. Das Minium-Phase-Filter, beseitigt zwar das konventionellen Filtern eigene Pre-Ringing, eine Art Vorecho bei Impulsen, vollständig, führt nach dem Impuls aber zu einer Vielzahl von Nachschwingern. Charles Hanson ist es nun gelungen, dieses Filter so zu optimieren, dass es ohne jegliches Vorschwingen und mit lediglich einem Nachschwinger auskommt. Diese dem theoretischen Ideal schon sehr nahe Lösung kommt zum Einsatz, wenn der Kippschalter auf der Rückseite des CX-7eMP in der „Listen‟-Position steht.
Allerdings dürften auf den meisten CDs schon Impulse mit dem klangverfälschenden Pre-Ringing aufgezeichnet sein, da bei vielen Analog/Digital-Wandlern ebenfalls frequenzoptimierte Filter zum Einsatz kamen. Den Erkenntnissen folgend, die Peter Craven schon 2004 in einen Beitrag für die Audio Engineering Society veröffentlichte, hat Charles Hanson in seine Lösung nun auch ein Tiefpassfilter implementiert, das das auf Aufnahmen vorhandene Vorecho eliminiert, so dass nun weder auf den Aufnahmen befindliche Vorschwinger noch vom Filter des D/A-Wandler produzierte den Klang beeinträchtigen können. Kein Wunder, dass Ayre dieses Filter auch in seinem an dieser Stellte schon zweimal gewürdigten USB-Wandler QB-9 und dem Universal-Player C-5xeMP einsetzt.
Aus klanglichen Gründen entschied sich Ayre für ein 16-faches Oversampling, verlässt aber auch hier wieder ausgetretene Pfade: Während bei konventionellen Verfahren die Daten in hintereinandergeschalteten „Finite Impuls Response‟-Filtern jeweils um den Faktor zwei vervielfacht werden und dabei in jedem Schritt Rundungsfehler auftreten, geschieht die Vervielfachung beim vom Ayre angewandten Verfahren in einem einzigen Schritt, was mögliche Fehler minimiert. Nach den Filtern stehen dann Datenworte mit 24 Bit bereit, die ein Burr Brown PCM1738 in vier Analog-Signale wandelt: Für den rechten und linken Kanal werden jeweils nichtinvertierte und invertierte Signale ausgegeben. Ab dem Wandlerausgang erfolgt die Signalverarbeitung also vollsymmetrisch und wie bei Ayre üblich kommen die speziellen Operationsverstärker ohne Über-Alles-Gegenkopplung aus. Ein Platinen-Layout mit sehr kurzen Signalpfaden frei von Kabeln oder Steckverbindern ist eine weiteres klangförderndes Detail. Wie schon eingangs gesagt, erfüllt der CX-7eMP technisch alle Erwartungen, die man an einen Ayre stellen darf.
Auch wenn der Player sich noch so gut in die Computer-freie Kette im Wohnzimmer einfügte, muss er an der noch ein wenig höher auflösenden Anlage im Hörraum zeigen, was er kann. Dazu kommt er direkt auf einer Ebene des Pagode-Racks zu stehen, bezieht seinen Strom über ein HMS Gran Finale und steht über symmetrische Sun Wire Reference mit der Vorstufe in Kontakt. In der Schublade des Ayre liegt eine lange nicht gehörte Scheibe des Saxophonisten André Jaume, die er mit meinem damaligen Lieblingsbassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Oliver Clerc einspielte: Peace/Pace/Paix, Harmonia Mundi CELP C.19. Die Standards und Originale von Haden und Jaume leben von der Spannung zwischen sehr melodischen Passagen und teils solistischen Exkursionen in etwas freiere Gefilde. Die Aufnahme habe ich nicht gerade als audiophil in Erinnerung, doch der Ayre schwelgt in Klangfarben, beispielsweise wenn Jaume vom nie schneidenden Tenor zur Bassklarinette wechselt. Die sensible Besenarbeit ‚Clercs wird ungemein fein aufgelöst dargestellt, wobei die Becken eher warm erstrahlen und man das Reiben auf dem Fell der Snare glaubt sehen zu können. Der charakteristische, singende Ton des mit Darmsaiten bespannten Kontrabasses besitzt Fülle und Kraft und ist dennoch leicht und definiert. Das alles ist völlig frei von Effekten aufgenommen worden und wird vom Ayre auch so entspannt wiedergegeben. Allerdings fand ich die Scheibe – von den Soli Hadens einmal abgesehen – nie sonderlich spannend. Dank des CX-7eMP gibt es hier nun immer neue Kleinigkeiten zu entdecken: Das macht die Scheibe nicht zu einem Spektakel, verführt aber dazu, bis zum Schluss konzentriert zuzuhören. Dem Ayre gelingt es ganz vorzüglich, eine Menge von Details freizulegen, ohne sie aus dem musikalischen Zusammenhang zu reißen.
Um herauszubekommen, ob auch unter dem Ayre die Pulsar Points in Titan zur Ankopplung noch etwas bringen, habe ich mal wieder Keith Jarretts „Wrong Blues‟ von Album Standards Live, ECM 1317 auf- oder besser eingelegt. Beim ersten Hören kann ich mich aber nur schwer auf Rhythmus, Bass und Raum konzentrieren. Schuld daran ist die Wiedergabe der Becken. Wer häufiger Jazzkonzerte besucht, wird mitbekommen haben, dass die wenigsten Schlagzeuger mit ihrem eigenen Drum-Set auf Tournee gehen. Viele begnügen sich mit dem Schlagzeug, das der Club stellt. Wer sich nicht den Luxus des Transports des eigenen Sets leisten kann, aber dennoch besonderen Wert auf seinen eigenen Sound legt, reist zumindest mit seinem eigenen Satz Becken. Nie habe ich dies so gut verstehen können wie beim Hören des „Wrong Blues‟. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir die Unterschiede der verschiedenen Becken und die Varianten der Schläge mit Besen oder Sticks je so bewusst geworden sind wie über den Ayre. Es ist einfach phantastisch, welche feine klangliche Nuancen Jack DeJohnette seinem Blech entlockt. Und all diese farbigen und dynamischen Differenzierung vollbringt der CX-7eMP mit einer völligen Selbstverständlichkeit: Die Becken sind im Klangbild keinesfalls überbetont. Wer allerdings möchte, kann hier eine Menge Entdeckungen machen. Einfach klasse!
Ach ja, die Pulsar Points: Da sie in puncto Dynamik, bei der Ausdehnung der imaginären Bühne, dem Punch im Bass und der subjektiv empfundenen Intensität des Grooves eine Menge Vorteile bringen, lasse ich sie unter dem Ayre und verzichte auf Experimente mit den Ayre Myrte Holzblöcken, die Deutschland-Importeur Sun Audio den Geräten ebenso beipackt wie ein hochwertiges Sun-Netzkabel. Das Einsetzen von audiophilen Feinsicherungen gehört übrigens ebenfalls mit zum Service von Sun Audio.
Schade, dass ich keinen QB-9 zum Vergleich hier habe, denn damit würde der Vergleich einer einmal über den CX-7eMP und einmal aus dem Computer wiedergegebenen CD noch aussagekräftiger. So muss die Wandlung des USB-Signals ein Prototype übernehmen, aus dem nach weiteren Verbesserungen der Phonosophie-Wandler hervorgegangen ist. Um den preislichen Unterschied nicht noch größer werden zu lassen – der Wandler allein bewegt sich in der Preisklasse des Ayre, dazu kommt noch der Rechner und ein hochwertiges und -preisiges AudioQuest-USB-Kabel –, verzichte ich auf einen kostenpflichtigen Audioplayer und spiele Patrice Herals „Improvisation‟ aus Michel Godars Album Le Concert Des Parfums direkt aus iTunes: Auch hier bekommt man eine recht konkrete Vorstellung des Aufnahmeraumes im Kloster von Noirlac. Dass ich den steinernen Saal vor mir sehe und zwar sowohl beim iMac als auch beim CX-7eMP, hat nur zum Teil mit deren Qualität und der der CD zu tun. Es liegt auch mit daran, dass ich im Juni des vergangenen Jahres dort Aufnahmen mit Michel Godard gemacht habe, die noch heuer als Platte erscheinen sollen.
Doch zurück zum Vergleich zwischen Festplatte und CD: In beiden Fällen wirkt der Raum realistisch, wenn auch über den Prototypen etwas tiefer und über den Ayre ein Stückchen breiter. Wenn das Signal aus dem Rechner kommt, umgibt das Schlagwerk ein Hauch mehr Luft, kommt es von der CD, besitzen die Schläge mehr Nachdruck. Gerade untenherum macht der Ayre mehr Dampf, um es einmal salopp auszudrücken. Letztlich agieren sowohl der Wandler mit dem iMac als auch der Ayre auf sehr hohem Niveau. Da ist es eher eine Geschmacksfrage, ob einem die eine oder andere Abstimmung ein bisschen mehr zusagt. Viel wichtiger: Ein CD-Player mit den Qualitäten des Ayre gerät auch heute gegenüber der Musikwiedergabe aus dem Computer nicht ins Hintertreffen.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Prototype, Mytek |
Audioplayer | Amarra 2.3 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder, Wildwood, Coffee |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN CD-Player Ayre CX-7eMP | |
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Ausgänge analog | 1 x Cinch, 1 x XLR |
Ausgang digital | 1 x AES/ABU (XLR) |
Ausgangsspannung | 2,25 V (Cinch), 4,5 V (XLR) |
Abmessungen | 43,5/12/33 cm (B/T/H) |
Gewicht | 12 kg |
Garantie | 5 Jahre |
Preis | 3800 Euro Metallfernbedienung 300 Euro Aufpreis |
VERTRIEB Sun Audio Vertriebs GmbH | |
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Anschrift | Schneckenburgerstraße 30 81675 München |
Telefon | 089-479443 |
Internet | www.sunaudio.de |
info@sunaudio.de |
Es war einmal vor vielen Jahren, irgendwann in den 1970-ern, in einem der ganz frühen HiFi-Jahrbücher, die damals vom Deutschen Hifidelity Institut e.V. herausgegeben wurden und mit Hilfe derer man sich einen Überblick über das Angebot hochwertiger HiFi-Geräte verschaffen konnte. Dort fand sich der Lautsprecher eines großen japanischen Herstellers, dessen Tiefton-Membran der Form des menschlichen Ohres nachempfunden war. Damals hielt ich das für einen peinlichen und untauglichen Innovations-Versuch. Ich hatte jedoch nie die Gelegenheit, dieses besondere Produkt zu hören, so dass ich zu seiner Qualität keinerlei Aussage machen kann. Eine Aussage über die Leistungen der Lawrence Audio dürfen Sie hier aber mit Recht von mir erwarten.
Können Sie sich beim Betrachten des Aufmacher-Fotos vorstellen, an was ich mich erinnert fühle? Die Violin ist eine auffällige Erscheinung und ruft die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, wie so oft bei Dingen, die vom Gewohnten abweichen. In der deutschsprachigen Presselandschaft verstieg sich jemand dazu, die Violin schlicht geschmacklos zu finden. In den USA errang sie 2011 in der Zeitschrift Stereotime die Auszeichnung „Most Wanted Component‟ und erhielt sowohl 2011 als auch 2012 den „CES Innovations Award‟, bei dem auch die optische Komponente in die Bewertung einfließt. Und – viel wichtiger – meine Frau fand die Violin gleich „hübsch“. Es ist vielleicht zu simpel gedacht, wenn man dem Designer unterstellt, dass er habt nach der Devise gehandelt, ein Lautsprecher müsse, weil er Instrumente reproduziert, auch wie ein solches aussehen.
Mister Lawrence Liao, Inhaber und Chef-Designer seines Unternehmens bezeichnet sich selbst als Künstler und hat diese Designlinie, so kann man auf seiner Website nachlesen, aus Liebe zur klassischen Musik und deren Instrumenten so geformt und getauft. Und sind nicht Musikinstrumente immer auch Gebilde, die auch auf Grund ihrer Form spezifische akustische Merkmale haben? Welche Eigenschaften bringt die ausgefallene Formgebung der Violin mit sich? Zuerst fällt mal auf, dass dieses Gehäuse keinerlei parallel verlaufenden Flächen besitzt und somit keine stehenden Wellen zulässt. Allein das ist schon ein gewichtiger Pluspunkt. Wer sich einen so auffälligen Lautsprecher anschafft, wird ihn auch entsprechend platzieren. Findet man ihn hässlich, wird man ihn kaum kaufen. Gefällt er aber, haben wir hier einen Lautsprecher mit besonderem Objektwert, den man auch zur Geltung bringen möchte. So denke ich, dass eine Violin gerade wegen ihrer optischen Erscheinung leichter einen akustisch günstigen Platz findet als viele der üblichen Boxen-Quader oder Säulen. Somit dürfte die Formgebung geeignet sein, durch eine freie Aufstellung aus optisch-ästhetischen Überlegungen auch die akustischen Voraussetzungen für den musikalischen Auftritt im Wohnzimmer zu perfektionieren.
Die Violin kommt mit separaten, schwarzen Ständern ins Haus, die obligatorisch sind und sie zur Standbox machen. Denn die Bassreflexöffnung befindet sich unten im Boden des eigentlichen Lautsprechers und bedarf der Möglichkeit der freien Abstrahlung. Durch zwei Gewindeschrauben werden Lautsprecher-Gehäuse und Ständer miteinander fest verbunden und lassen sich auch gemeinsam bewegen, um die passende Platzierung zu finden. Je vier massive Spikes pro Lautsprecher mit der Option zum Ausgleich von Unebenheiten gehören zum Lieferumfang. Sie werden komplettiert durch passende Unterlegscheiben zur Schonung sensibler Fußböden oder deren Eigentümer. Beide Lautsprecher tragen dieselbe Seriennummer. Es handelt sich also um ein abgestimmtes Paar.
Technisch ist die Violin ein Zwei-Wege-Konzept. Das aufwändige Gehäuse besteht aus hochwertigem MDF und beinhaltet zwei Systeme aus dem Hause Aurum Cantus: einen 20-Zentimeter-Tief-Mitteltöner und ein Hochton-Bändchen aus hochreinem Aluminium mit 130 mal 8,5 mal 0,01 Millimeter Membran-Abmessungen. Vor der Membran liegt zum Schutz ein feinmaschiges, beinahe transparentes Metallgitter, damit dem empfindlichen Musikanten mechanisch von außen kein Schaden zugefügt werden kann. Das Bändchen, so Lawrence Audio, ist hoch belastbar und magnetisch abgeschirmt. Die Übernahme-Frequenz zum Mittel-Tieftöner liegt bei 2,2 Kilohertz. Bändchen-seitig fällt der Pegel mit einer Steilheit von 18 Dezibel pro Oktave ab.
Das Mittel-Tiefton-Chassis steigt mit einer Flankensteilheit von 12 Dezibel ins musikalische Geschehen ein. Der Aluminium Korb ist der Arbeitsplatz für eine Sandwich-Membran aus Karbonfiber-Zellstoff-Karbonfiber. Der Antrieb besteht aus eine 50 Millimeter großen, aus Flachdraht gewickelten, mit Kupfer beschichteten Aluminium-Schwingspule und einem 120 mal 20 Millimeter großen Ferrit-Magneten. Beide Chassis sind in die nach oben geneigte Vorderseite des Gehäuses eingelassen. Davor befindet sich die schwarze Holzplatte mit der Schallführung für das Bändchen zur optimalen Ankopplung an den Raum.
Die Frequenzweiche ist aus hochwertigen MKP-Kondensatoren, Spulen aus hochreinem oxydfreiem Kupfer und Metall-Oxyd-Film-Widerständen nach Militär-Standard aufgebaut. Die Verkabelung von der Weiche zu den beiden Chassis erfolgt mit Teflon-isolierten OCC-Kabeln. Angeschlossen wird die Violin über ein Paar beeindruckender Schraubanschlüsse, die Bananas, Kabelschuhe und offene Kabelenden aufnehmen können. Nicht vorgesehen ist der Betrieb im Bi-Wiring oder Bi-Amping Modus. Insgesamt also ein imposanter Aufwand im Detail, der erfreut und Erwartungen schürt.
Zum Einhören hatte ich Lust auf Bruce Dunlap About Home, erschienen bei Chesky Records, die ich vom Computer vollständig hörte. Denn die Musik entspannte angenehm und klang wunderschön. Räumlich aufgelöst und frei vom Lautsprecher umschmeichelten mich die lieblichen Töne der akustischen Gitarre und ihrer Begleiter.
Haydns Menuett aus dem Divertimento in D, gespielt von Jörg Baumann Violoncello und Klaus Stoll Kontrabass auf Teldec lies mich aufhorchen: Dieses Volumen in den Tiefen, gleichzeitig ungemein detailreich – so war ich das muntere Stückchen nicht gewohnt. Freundlicherweise hat mir Jörg Klein vom Vertrieb Hörgenuss für Audiophile ein Paar drei Meter lange Lautsprecherkabel vom Typ Absolue Création In-Tim mitgeschickt, da meine üblicherweise mit den Triangle-Lautsprechern verwendeten QED-Verbindungen bei gleicher Länge ziemlich steif sind. Ich wollte aber beim Auffinden eines geeigneten Standortes für die Violin nicht eingeschränkt sein.Die In-Tims sind schön beweglich. Die geeignete Position fand ich dann mit etwa einem Meter seitlichem Wandabstand und noch etwas mehr Raum nach hinten.
Es folgte Franz Liszts h-moll Sonate in einer Einspielung auf Decca mit Alfred Brendel vom Rechner: Sagenhaft die Wucht und Dynamik des Flügels. Er stand plastisch im Raum hinter den Lautsprechern, donnerte und blieb dennoch feingezeichnet mit zarten Farben. So ein Grundton-Volumen bei einer derartigen Auflösung war ich nicht gewohnt. Es war faszinierend, aber war das tonal richtig so?
Also griff ich zu Esther Ofarims Kinderspiele, einer meiner Immer-Wieder-Referenz-Aufnahmen. Und siehe da, Stimme und Gitarre schienen ehrlich körperhaft, standen etwas dichter beieinander als oftmals sonst und waren einfach schön anzuhören. Aber Esthers Stimme hatte für mein Gefühl etwas zu viel Grundton, wirklich nur eine Spur zu viel. Ich gebe aber gerne zu, dass Esther Ofarim bislang nicht in meinem Hörraum aufgetreten ist, doch der Klang ihrer Stimme passte nicht zu meiner Vorstellung.
Also schloss ich probehalber mein QED-Kabel an, das gerade bis an die Violin reichte. Und siehe da, der Effekt war weg. Allerdings auch ein wenig der beeindruckenden räumlichen Tiefe und Auflösung im unteren Grundtonbereich bei Alfred Brendels Interpretation der h-moll Sonate von Franz Liszt, die mir das Absolue Création so beeindruckend präsentiert hatte.
Trotzdem entschied ich mich, mit meinem QED weiter zu hören und wählte dazu Tschaikowskys Pathétique in einer Live-Aufnahme mit den Münchener Philharmonikern unter Sergiu Celibidache auf EMI aus dem Jahr 1992. Das war wunderbar rund, warm, trotzdem sehr gut aufgelöst, fein gezeichnet. Das Bändchen zeigte, was es kann. Diese ergreifende, gefühlvolle Musik erklang, wie ich es mir schöner kaum vorstellen kann.
Wenn die Violin so fantastisch auflöst, wie klingt denn dann eine andere meiner· Referenz-Aufnahmen, Oscar Petersons „You look good to me‟? Die Antwort: tonal stimmig, auch hier transparent und der von Ray Brown gezupfte und gestrichene Kontrabass keineswegs zu fett. Bei den beiden folgenden Digital-Versionen von Musikstücken, die ich gleichfalls auf Vinyl besitze, hatte ich den Eindruck, dass der unangenehme, harsche Digital-Charakter abgemildert wurde. Ein erfreuliches Phänomen. Keineswegs ging dies einher mit zu wenig Höhen. Im Gegenteil, das Bändchen der Violin spielt farbenfroh, offen und luftig.
Was mich bei allen Stücken bisher besonders faszinierte, war die in meinem Raum bisher nicht erlebte herrliche Räumlichkeit und Staffelung des musikalischen Geschehens in der Tiefe bis weit hinter die Lautsprecher. Probeweise nahm ich meinen T+A Röhren-Vorverstärker aus der Kette und schloss den DA-Wandler, der ja als Vorverstärker agieren kann, direkt an die kleine Spectral Endstufe an. Das Klanggeschehen wurde sofort weniger in die Tiefe gestaffelt. Erstaunlich, wie die Violin dies deutlich macht. Sofort musste der Vorverstärker wieder mitspielen.
In Richtung Rock-Musik bewegte ich mich über mit „Under The Boardwalk‟, interpretiert von Rickie Lee Jones auf Girl At Her Volcano. Auch hier war ein beeindruckend sauberer und, wie sich‘s gehört, kräftiger Bass zu hören. Sängerin und Sänger standen mit farbigem Timbre auf der Bühne. Genau die Dynamik, die dieses Stück in sich trägt und so, wie ich es hören möchte.
Nun zu den obligatorischen Rolling Stones, jetzt von der Schallplatte, und zwar die A-Seite von Let It Bleed: Alles stimmte bei „Gimmie Shelter‟, die Stimmen glaubhaft, die Instrumente vielschichtig, detailreich, farbenreich und räumlich aufgelöst. Nur irgendetwas war nicht so, wie es sollte. Ich muss zugeben, dass ich eine Weile brauchte, weil die farbige Detail-Vielfalt mich beeindruckte, bis ich mir sicher war, dass die Räumlichkeit hier nicht überzeugte. Mick Jagger steht bei den Stones nicht hinten. Aber so hörte es sich an. Die sich nach hinten öffnende Räumlichkeit ließ das Anmachende nicht rüber kommen. Es fehlte jegliche Aggressivität. Nun kenn ich den Charakter meiner kleinen Spectral-Endstufe. Sie öffnet den Raum nach hinten. Also ersetze ich die Spectral Endstufe durch meine zwei 55 Watt Röhren-Monos in Trioden-Schaltung. Und siehe da, jetzt war das Klangbild weniger tief gestaffelt, aber Mick Jagger sang vorne. Farbe, Details, Dynamik, alles war ähnlich, nur die Raumabbildung war jetzt richtiger.
Ich habe noch viele verschieden Schallplatten gehört, einfach wegen des tollen Klanges. Ganz besonders Spaß gemacht hat mir das Stück „Guter Mond, Du gehst so stille‟ von Dieter Ilg auf BASS. Egal mit welcher Endstufe ich welche Musik hörte, die oben beschriebenen Eindrücke bestätigten sich immer wieder. Ich möchte noch unbedingt erwähnen, dass die tonale Balance der Violin in hohem Maße erhalten blieb, egal ob ich aus meinem Hörsessel aufstand oder zwei Meter vor dem Lautsprecher stand. Die Lawrence Audio gewährt dem Hörer also einen sehr großzügigen Raum, in dem er genussvoll hören kann.
Die Violin kostet komplett 6300 Euro. Das ist gemessen an ihrem musikalischen Können nahezu ein Geschenk. Denn sie kann jede Menge anderer Lautsprecher absolut blossstellen. Dafür ist es aber mit dem Entrichten des Kaufpreises nicht getan. Will man alles aus der Violin herausholen, kommt man nicht umhin, sich Zeit zu nehmen für die Auswahl der richtigen Zuspieler, da sie die Charaktere ihrer Mit-Musikanten sehr, sehr deutlich offenbart. Aber auch die Suche nach dem stimmigen Ganzen ist keine Frage des Geldes: Bei meinen oben beschriebenen Variationen der Kette war auch eine weniger teure Lösung die für mein Empfinden bessere.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8, Amarra Mini 2.3 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus |
Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2 |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 |
Endstufe | Spectral DMA 100 S, AirTight ATM-3 |
Kabel | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral, Absolue Créations In-Tim, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Lawrence Audio Violin | |
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Konzept | 2-Wege Bassreflex |
Frequenzgang | 35 Hz bis 40 KHz |
Empfindlichkeit | 88db oder definiert bei 2,83V/1m: 90dB |
Impedanz | 8 Ohm, minimal 6,4 Ohm |
Empfohlene Verstärkerleistung | 30 bis 150 Watt |
Hochtöner | 13 mm Aluminium-Bändchen |
Tief-/Mitteltöner | 20 cm, Korb aus Aluminium, Membran aus Carbon-Fiber |
Übergangsfrequenz | 2200 Hz |
Höhe inkl. Ständern | 123 cm |
Breite | Box 26 cm, Ständer: 35 cm |
Tiefe | Box 40cm, Ständer 43cm |
Gewicht | Box 19,5kg, Ständer 7kg |
Paarpreis | 6300 Euro inkl. Ständer |
Ausführung | Kirsche Natur oder Rosenholz, Sonderausführungen auf Anfrage |
VERTRIEB Hoergenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Jörg Klein Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | 069 40326292 |
info@hgfa.de | |
Internet | www.hgfa.de |
Wie man aus dem Bericht über den Aurender entnehmen konnte, reicht ein hochwertiger DAC alleine für eine anspruchsvolle Wiedergabequelle nicht aus. Erst das perfekte Zusammenwirken von Laufwerk oder Streamer)und D/A-Wandler sorgt dafür, dass nicht bereits an der Quelle vieles verloren geht.
Nun haben sich zum Thema Datenübertragung via CD Laufwerk schon etliche Leute Gedanken gemacht. Die eine Fraktion behauptet, jedes Computerlaufwerk muss die Daten komplett auslesen können, sonst würde ja kein PC Programm funktionieren. Klingt irgendwie logisch. Wenn man einen Techniker dazu befragt, ist der mit dem Thema auch ganz schnell fertig: bits sind bits, digitale Technik funktioniert entweder überhaupt nicht oder perfekt! Perfekter Klang für immer? Das kommt mir irgendwie bekannt vor!
Für diese Art der Argumentation hat die andere Fraktion eine ganz einfache Frage parat: Warum klingt dann mein 20000-Euro-Laufwerk besser? Tja, woran liegt das nun? Um diese Frage eindeutig zu klären, müsste man mit einer geeigneten Software die jeweils ausgelesenen Rohdaten auf Abweichungen vergleichen. Solche Programme existieren tatsächlich. Aber das ist natürlich noch nicht alles, entscheidend ist nicht nur die korrekte Abfolge von Nullen und Einsen, sondern auch deren zeitliche Zuordnung. Hierfür wäre dann zusätzlich eine geeignete Apparatur zur Jittermessung erforderlich. Man sieht, das wird sehr aufwändig, aber alles andere ginge mehr in die Richtung „Jugend forscht“. Zum Jitter macht der Hersteller allerdings Angaben: Er gibt einen internen Jitter von 1 Picosekunde an; zur Verdeutlichung: In 1 Picosekunde legt das Licht eine Wegstrecke von nur 0,3 Millimeter zurück! Was wollten wir eigentlich? Ach ja, Musik hören!
Ayon wäre nicht Ayon, wenn nicht auch bei dem CD-T irgendeine pfiffige Idee verwirklicht worden wäre. So findet man hier im Digitalausgang eine Röhre! Eine russische 6H14 oder deren Äquivalent ECC 84. Was hat die an dieser Stelle verloren? Die Überlegung ist ganz einfach: Viele Störungen des Signals entstehen auf dem Weg vom S/PDIF Ausgangschip zum DAC, weil der Generator hierfür zu schwach ist. Deshalb hat Ayon hier einen Buffer in Form eines Kathodenfolgers eingebaut. Damit muss der Chip nur das Gitter der Röhre ansteuern, was ein Leichtes für ihn ist. Die eingesetzte Röhre arbeitet in dieser Schaltung ohne Verstärkung, fungiert also als reiner Impedanzwandler. Rechteckimpulse sehen extrem sauber aus, Kabeleffekte dürften sich hier kaum noch auswirken.
Aber welche Röhre nehmen, für diese eher ungewöhnliche Position? Zunächst einmal kommt eine Röhre aus dem Audiobereich wegen zu geringer Bandbreite nicht in Frage. Die hier eingesetzte 6H14 aus alten russischen Militärbeständen wurde im Radarbereich eingesetzt. Sie kann deshalb Frequenzen bis 200 Megahertz verarbeiten und ist für diesen Job ideal geeignet.
Wenn man seine Nase in das Gerät steckt, findet man das bewährte Philips Pro Laufwerk, zwei R-Core Trafos, einen für die Versorgung der I2S Schnittstelle, den anderen für Motor-Servoboard und die restlichen Schnittstellen. Die Leiterbahnen sind vergoldet, was man auch nicht alle Tage sieht. Die sind jetzt nicht für die Dame des Hauses gedacht, sondern verhindern Alterungseffekte aufgrund von Oxidation.
Die Lasereinheit ist nicht mit dem Deckel verschraubt, sondern mit der äußerst stabilen Bodenplatte verbunden. Damit ergibt sich ein deutlich besseres Resonanzableitverhalten. Die Verarbeitung ist – wie üblich bei Ayon – hervorragend.
Für den Anschluss an den DAC bietet der CD-T alle erdenklichen Möglichkeiten. S/PDIF (auch mit BNC Buchse!), AES/EBU, Toslink und I2S. Die Röhre ist natürlich nur im Betrieb mit S/PDIF oder AES/EBU aktiv. Für I2S Verbindungen gibt es leider keinen internationalen Standard, so dass bei der Kontaktbelegung jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht. Allerdings hat Ayon konsequenterweise in der Bedienungsanleitung die Pin Belegung angegeben. Ich benutze also die S/PDIF Verbindung, für I2S müsste ich sonst bei meinem DAC zum Lötkolben greifen. Außerdem interessiert mich als Röhrenliebhaber viel mehr, wie sich die 6H14 im Digitalausgang auswirkt.
Zunächst muss Count Basie ran. Count Basie, der Meister des lässigen, obercoolen Pianospiels. Sitzt am Flügel, grinst und prägt mit seinen sparsamen Akkordeinwürfen den typisch swingenden Sound seiner Bigband. Ohne Basie wäre die Bigband zwar immer noch hervorragend, aber es würde das entscheidende Etwas fehlen. Ein Meilenstein unter den zahlreichen Basie Alben ist das 1957 erschienene Album The Complete Atomic Basie, das der Arrangeur Neal Hefti für Basie geschrieben hat und den zukünftigen Stil der Band prägen sollte.
Bei dem Titel „Lil’ Darlin’‟, einem eher verhalten gespielten Stück, muss die knisternde innere Spannung der Bigband zu spüren sein. Wenn die Musik hier nur dahinplätschert und der letzte macht dann das Licht aus, dann kann die Anlage etwas Entscheidendes nicht übertragen. Das kann der CD-T natürlich nicht alleine, aber es muss vom Laufwerk /DAC angestoßen werden. Ansonsten würde die Anlage auch bei einem Requiem grooven.
Ein anderes Beispiel ist Sketches of Spain, arrangiert von Gil Evans für Miles Davis. Der bekannteste Titel auf der Scheibe ist das Adagio aus dem „Concierto de Aranjuez‟ von Joaquin Rodrigo, hier arrangiert für ein 21-köpfiges Jazzorchester. Ich bin normalerweise kein Fan von verjazzten Klassikern, weil meistens nichts Vernünftiges dabei herauskommt. Aber hier wird weniger improvisiert, es ist mehr ein Umarrangieren für eine andere Orchesterbesetzung und natürlich für Trompete anstatt Gitarre. Schon bei den Anfangstakten kann man die schwüle Atmosphäre der spanischen Sommerhitze förmlich spüren. Nun war die gestopfte Trompete von Miles schon immer problematisch bei der Wiedergabe, in manchen Konstellationen muss ich unwillkürlich an den Zahnarzt denken. Dazu kommt noch das riesige Bläserensemble, welches enorme Anforderungen an das Differenzierungsvermögen der Kette stellt. Hier macht sich die dazu gewonnene Auflösung und die farbige Darstellung durch den CD-T bezahlt, er liefert die bestmöglichen Daten aus der CD. Die ist nämlich nur ein müder Abklatsch der Original Columbia Six Eye LP. Bisher lief diese CD bei mir immer unter der Rubrik „bedingt anhörbar“, mittlerweile könnte ich mich sogar damit anfreunden.
Szenenwechsel, Cembalomusik. Das Cembalo ist wegen seines obertonreichen Klangs nicht ganz einfach wiederzugeben. Hier wird ja die Saite durch einen Kiel angerissen und nicht wie beim Klavier mit einem Filzhammer angeschlagen.
Zum Anhören habe ich mir ein Stück, nein DAS Stück von Pater Antonio Soler herausgesucht, gespielt von dem Brasilianer Nicolau de Figueiredo: „Fandango‟, aus der CD Soler. Hier geht es um einen ausufernd fröhlichen Tanz, der seinerzeit in Spanien sehr beliebt war, womit sich der Pater aber bei der Kirche einige Probleme eingehandelt hatte. Das Instrument ist ein Nachbau eines Cembalos der italienischen Meister Roberto und Frederigo Cresci. Auch hier ist für eine korrekte Wiedergabe des – für heutige Ohren – ungewöhnlichen Klangs eine hohe Auflösung unerlässlich. Und die bietet der CD-T. Das Cembalo ist nicht besonders laut, sprüht aber förmlich vor Kraft. Man hört nicht nur das gesamte Obertonspektrum der angerissenen Saiten, sondern auch wie die Töne in dem Instrument noch zigmal reflektiert werden. Der Klang kommt bei schnellen Tonfolgen nicht ins Schwimmen, sondern bleibt immer klar konturiert. Super!
Was hat sich nun mit dem CD-T in der Anlage verändert? Insgesamt lässt sich sagen, dass ein sehr homogenes, organisches Klangbild entsteht. Sehr farbige Wiedergabe mit hoher Auflösung. Der manchmal bei digitalem Equipment vorhandene, technisch mechanische Klang fehlt hier völlig. Es klingt einfach nach Musik. Grob- und Feindynamik erreichen ein neues Niveau. Attribute, die mit der Musik selbst nichts zu tun haben wie Raum, Fokussierung oder Tiefenausdehnung sind selbstverständlich auf dem gleichen hohen Level. Auch wenn die Musik ganz leise spielt, bleibt sie spannend, man hat nicht das Bedürfnis, ständig lauter zu drehen. Es ist schon erstaunlich, was mit dem veralteten Red-Book-CD-Format für eine Klangqualität möglich ist.
Habe ich etwas vergessen? Richtig, es existiert noch eine Upsampling Funktion auf 192kHz/24Bit , die man bequem per Fernsteuerung bedienen kann. Allerdings habe ich hier keine entscheidenden Veränderungen gehört. Apropos Fernsteuerung: Die könnte man aufgrund des schieren Gewichts durchaus auch als Nahkampfwaffe benutzen.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese |
Lautsprecher | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN Ayon CD-T | |
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Abtastrate | 192kHz/24bit |
Röhre | ECC 84/6H14P |
Dynamikbereich | >120dB |
Jitter am Ausgang | 1 psec |
Digital Ausgänge | S/PDIF, AES/EBU,I2S, TosLink |
Signal Rausch Verhältnis | > 119 dB |
Frequenzbereich | 20Hz – 20kHz +/- 0.3 dB |
harmoniche Verzerrung | < 0.001 % |
Abmessungen (B/H/T) | 48/12/39 cm |
Gewicht | 14 kg |
Preis | 4700 Euro |
HERSTELLER Ayon Audio | |
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ANschrift | Hart 18
A-8101 Gratkorn Österreich |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com |
VERTRIEB AUDIUM | |
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Anschrift | Catostraße 7b
12109 Berlin |
Telefon | +49306134740 |
urban@audium.de | |
Internet | www.ayonaudio.de |
Vor über 30 Jahren auf der ersten High End in Düsseldorf sorgten, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, neben der Rabox vor allem die kleinen, feinen und recht kostspieligen Audioplan Kontrast für Furore. Volker Kühn hatte vieles, was gut und teuer ist, in seine Zweiwege-Box gepackt und damit die Grenzen dessen verschoben, was man gemeinhin von einer solchen Konstruktion erwarten durfte. Und wie damals üblich war das Produkt allein der Leidenschaft seines Entwicklers geschuldet. Da gab es keine Marktanalysen und Marketing-Konzepte, aber jemanden, den der Wunsch nach besserer Musikwiedergabe umtrieb und der dies Ziel nicht mit immer raumgreifenderen Schallwandlern zu verwirklichen suchte, sondern mit solchen, die in ganz normalen Wohnzimmern Platz fanden.
Johannes Rickert, der Stereokonzept mit einem eher im Hintergrund agierenden Partner betreibt, ist wohl zu jung, um sich an die Präsentation eines der ersten audiophilen Zweiwege-Lautsprechers erinnern zu können, nicht aber, um sich bereits über 15 Jahre intensiv mit dem Hobby Lautsprecherbau beschäftigt zu haben. Ganz am Anfang bewegte er sich dabei noch in der Do-It-Yourself-Szene, merkte dann aber schnell, dass sich hier fast alles um ausgesprochen erschwingliche Projekte drehte. Für ihn stand aber fest: „Billig ist nicht das Ziel‟. Wohin diese Einstellung führen kann, illustriert das Modell 3.0 anschaulich: Die superb verarbeitete Box mit den klaren Linien steht mit 14800 Euro in der Preisliste. Doch ernsthaft: Statt mit einfachen Bauteilen und Chassis experimentierte Johannes Rickert lieber mit Kondensatoren und Spulen von Mundorf und Chassis von Accuton oder Scan-Speak. Keine Experimente hingegen gibt es bei Stereokonzept bei der Zahl der Wege: Wenn man sich auf deren zwei beschränkt, wird man mit großer Homogenität des Klangbildes, einer sehr guten räumlichem Abbildung und einer höheren Geschlossenheit der Wiedergabe belohnt, ist Johannes Rickert überzeugt. Und deshalb war bei der Entwicklung der 3.0 das Ziel, schlicht eine der besten Zweiwege-Boxen überhaupt zu kreieren. Dass man dabei in einen Preisbereich vorstößt, in dem üblicherweise mehr Membranfläche und Gehäusevolumen geboten wird, konnte Stereokonzept nicht von seinem Vorhaben abbringen. Es gibt ja schließlich auch Beispiele dafür, dass Zweiwege-Konzepte in ähnlichen oder sogar noch deutliche höheren Preisregionen wie das Modell 3.0 ihre Käufer finden: Man denke nur einmal an die B&W Signature Diamond oder die Kharma Exqusite Mini.
Nach vielfältigen Experimenten hat Johannes Rickert für das Modell 3.0 Chassis von Scan-Speak ausgewählt: Den Bassbereich übernimmt ein 18-Zentimeter-Treiber mit Papiermembran. Was sich nach Altbewährtem anhört, ist jedoch neuster Stand der Fertigungstechnik. Hier werden zwei Lagen Papier mit speziellen Faserbeimengungen und einer stabilisierenden Prägung um 60 Grad gegeneinander verdreht miteinander verklebt. So werden die gewünschte hohe Steifigkeit, ein geringes Gewicht und notwendige innere Dämpfung auf ideale Weise verbunden, erläutert der Entwickler seine Wahl. Für den Antrieb sorgen Neodymmagnete und eine auch thermisch hochbelastbare Schwingspule auf einem leichten Titanträger. Um auch bei hohen Pegeln respektive großen Auslenkungen geringste Verzerrungen zu garantieren, setzt Scan-Speak bei diesem Treiber aus der Illuminator-Serien auf ein sogenanntes Unterhang-System. Anschaulicher ist da die englische Bezeichnung: short coil, long gap. Eine vergleichsweise kurze Schwingspule bewegt sich im langen Luftspalt mit konstanten magnetischen Verhältnissen, so dass das Verhältnis von Signal zu Auslenkung auch bei großen Pegeln linear bleibt. Das Magnetsystem und der Korb wurden selbstverständlich strömungsoptimiert, um die Bewegung der Membran nicht zu behindern.
Im Hochtonbereich setzt Stereokonzept dann Scan-Speaks Ringradiator ein, der in den letzten Jahren mehr und mehr Verbreitung bei High-End-Herstellern findet. Auch er besitzt einen Antrieb mit Neodymmagnet. Die leichte Textilmembran strahlt auch noch Frequenzen jenseits von 30 Kilohertz ab. Aber Stereokonzept, begnügt sich nicht mit dem Zukauf speziell selektierter Chassis, man bietet ihnen auch ein optimales Umfeld. So erhält der Ringradiator sein Signal von einer Weiche, die im Gehäuse des Hochtöners durch Federn entkoppelt aufgehängt ist. Ebenso wie bei den Filtern für den Tiefmitteltöner kommen hier feinste Bauteile aus dem Hause Mundorf zum Einsatz, wie beispielsweise Silber/Gold-Kondensatoren und Kupferflachbandspulen. Die Werte sollen allerdings nicht bekannt werden, weshalb Stereokonzept die Weiche für den Hochtöner vergießt. Die Weichenbauteile für den Tiefmitteltöner sitzen mikrofoniegeschützt in einem entkoppelten Einschub im unteren Gehäuseteil. Die sowohl aufgrund von Messungen als auch in langen Hörsitzungen ausgewählten Bauteile werden in freier Verdrahtung miteinander verbunden.
Johannes Rickert beschränkt sich aber nicht auf beste Chassis, extrem hochwertige Kondensatoren und Spulen sowie deren überlegte Anordnung. Ganz besondere Aufmerksamkeit widmet er der Mechanik der Box. Das beginnt mit dem Gehäusematerial: Die Wände bestehen aus einem Sandwich aus zwölf Millimeter Corian, einem vom DuPont entwickelten, acrylgebundenen Mineralwerkstoff, und 15 oder 18 Millimeter Birkenmultiplex. Für weitere Stabilität sorgt dann eine fest in das untere Gehäuse eingelassene Granitplatte – kein Wunder, dass man das Gewicht der Box unteschätzt: Trotz ihrer moderaten Abmessungen bringt sie 54 Kilogramm auf die Wage.
Sehr eigenständig ist auch das Konzept der Ankopplung an den Boden. Es gibt einen sehr großen, zentralen Spike. Die vier Gewindestangen in den Metallauslegern sorgen hingegen nur als Stützen für einen sicheren Stand: Sie sind zum Boden hin verrundet, so dass sie etwa auf einem Teppich aufliegen und ihn nicht durchdringen. Die Metallverarbeitung scheint überhaupt ein besonders Hobby der Macher von Stereokonzept zu sein: Während man zum Beispiel auf den ersten Blick von vorn keinen Markennamen an der Box erkennt, findet man ihn bei genauerem Hinsehen fein in die Frontseite der Metallausleger eingraviert – wirkliche Liebe zum Detail! Der Markennamen und die Modellbezeichnung werden dann auch noch einmal in die pulverbeschichtete Edelstahlplatte auf der Rückseite eingraviert, die gleich zwei Funktionen erfüllt: Einmal nimmt sie das fein gedrehte, konisch zulaufende und an den Enden sanft gerundete Aluminium-Bassreflexrohr auf, zum anderen ist sie das Gegenlager für eine Verspannvorrichtung für den Tiefmitteltöner. Diese soll den Magneten und den Korb wirkungsvoll bedämpfen. Dass dieser über einen in das Gehäuse eingelassenen Edelstahlring fest mit der Schallwand verbunden ist, reicht den Entwicklern einfach nicht aus.
Der Boden des Hochtongehäuses besteht aus einer gefrästen Aluminiumplatte, die wie einige andere Metallteile in der Box auch mit Korkplatten bedämpft wird. Durch vier Ringe aus einem speziellen Hartschaum steht das Hochtonmodul in Kontakt zum Rest des Gehäuses. Zwei Schrauben sorgen dafür, dass es in seiner Position bleibt. Bedenkt man die Vielzahl solch konstruktiver Details, die die Fertigung eines Modell 3.0 nicht gerade rationeller machen, die Qualität der eingesetzten Materialien und ihre Verarbeitung, kann man sich leicht vorstellen, dass Stereokonzept sein Erstlingswerk nicht gerade großzügig kalkuliert hat, selbst wenn der Preis absolut betrachtet nicht gerade niedrig ist.
Da ich im Gegensatz zu Johannes Rickert kein Freund des Bi-Wiring bin, hatte dieser die serienmäßigen Bi-Wiring-Terminal intern gebrückt, bevor er seine Kreationen auf dem Weg von Lübeck nach Gröbenzell begleitete. Als die Stereokonzept nach dem beschwerlichen Transport in den Hörraum dann an der Stelle standen, die üblicherweise die deutlich größeren – und um ein Mehrfaches teureren – LumenWhite einnahmen, wirkten sie etwas verloren. Der Anschluss der Lautsprecherkabel an die an sich sehr feinen Terminals erwies sich als ausgesprochen schwierig, da sich die sehr ausladenden Knebel und die abgewinkelten Spades an den Kabeln in die Quere kamen. Mit ein wenig Fummelei ließ sich das Problem dann aber auch lösen. In der nächsten Serie werden aber etwas kleiner dimensionierte Knebel zum Einsatz kommen.
Sobald die Stereokonzept dann die ersten Töne von sich gaben, sind physische Größe und kleine mechanische Anpassungsprobleme an meine Kette vergessen: Der Klang löst sich völlig vom Gehäuse, die Musik entfaltet sich frei im Raum, das Klangbild ist sehr homogen und Tiefmitteltöner und Ringradiator spielen wie aus einem Guss. Seit dem Test des famosen Mytek-Wandlers habe ich einen neuen Lieblingstitel für Tests: Den 13. Song von Michel Godards Le Concert Des Parfums, Carpe Diem CD-16277, eine Improvisation des Percussionisten Patrice Heral in dem halligen Gemäuer des Klosters Noirlac: Das Modell 3.0 bringt die Atmosphäre des Aufnahmeortes ungemein realitätsnah rüber, man kann Reflexionen einzelner Schläge und den dann einsetzenden Hall sehr fein nachvollziehen. Dabei zerfällt das Klangbild trotz allen Detailreichtums erfreulicherweise nicht in zusammenhanglose Schallereignisse, sondern bleibt in sich stimmig und plastisch. Vor allem die Größe und Tiefe der Abbildung gehen weit über das hinaus, was ich von den zierlichen Stereokonzept erwartet hätte: Mit geschlossenen Augen erlebt man ganz großes Kino für die Ohren. Akustisch wächst die Stereokonzept weit über ihre Physis hinaus. Auch die Wucht der Paukenschläge lässt keine Wünsche offen. Nur wer sich tagtäglich von einer LumenWhite akustisch verwöhnen lässt, könnte krittelnd anmerken, dass der Raum hier noch ein paar Zentimeter tiefer wirkt und der Diamant-Hochtöner noch eine Spur geschmeidiger zu Werke geht als der Ringradiator. Viel bemerkenswerter ist jedoch, dass das Modell 3.0 auf so hohem Niveau spielt, dass sich ein Vergleich mit der – was das Volumen und die Membranfläche anbelangt – mehrfach größeren und teureren LumenWhite dennoch aufdrängt.
So nach ein, zwei Stunden zum Akklimatisieren im Hörraum kann die zuvor bereits bestens eingespielte Stereokonzept dann zeigen, wie sie extreme Anforderungen im Bassbereich meistert. Dazu kommt dann mal wieder Jonas Hellborgs Elegant Punk auf den Plattenteller: „Drone‟ macht dann klar, dass bei fast subsonischen Klängen auch das Modell 3.0 die Physik nicht außer Kraft setzten kann. Hier bringt ein Lautsprecher mit mehr Membranfläche auch noch etwas mehr Druck. Aber wie viele Scheiben kennen Sie, die solch tieffrequenten Signale enthalten wie Jonas Hellborgs Solo-Bass-Album? Mir fällt da so schnell nichts ein. Die schnelle Folge tieffrequenter Impulse mit dem Titel „It‘s The Pits, Slight Return‟ kann die Stereokonzept nicht im Mindesten in Bedrängnis bringen. Obwohl sie im Oberbass einen Hauch fetter klingt als die Lumen, kommen die Impulse sehr exakt, feinste Griffgeräusche sind fein heraushörbar, und der Groove des Songs verführt zum Fußwippen. Selbst dieses enorm fordernde Material setzt die Stereokonzept in Hörgenuss um.
Und damit sind wir beim Thema: Statt weiter – mehr oder weniger erfolglos – nach Grenzen der Leistungsfähigkeit des Modell 3.0 zu suchen, schwelge ich nun lieber ein wenig in Musik. Dazu kommt die Bandkopie des Mixdowns von Wolfgang Puschnigs Chants (Quinton-CD Q-0102-2) auf die Studer A80 und bei „Peace‟ fluten Wogen warmer Bassschwingungen den Hörraum. Die Bass-Drum kommt mit gehörigem Punch, und Altsaxophon und Trompete finden die richtige Balance zwischen Glanz, Schmelz und der nötigen Aggressivität. Es ist die reine Freude, die von Heinrich Schläfer teils überlebensgroß eingefangenen und mit dem individuell passenden Hallraum veredelten ungemein plastischen Instrumente beinahe greifen zu können. Das Intro von „Chanting‟ fasziniert mit der fast ungezügelten Energie eines Vibraphons, und bei den kräftigen Bass-Drum-Kicks meint man, die Fussmaschine sehen zu können.
Dieses Stück hatte ich übrigens auch gespielt, bevor Johannes Rickert seine Rückreise angetrat. Norddeutsch trocken merkte er an, dass er vorher gar nicht so genau gewusst hätte, wie gut seine Boxen wirklich klängen. Nachdem das Modell 3.0 nun einige Wochen in meinem Hörraum – bei so schmucken Lautsprechern einfach naheliegend – auch im Wohnzimmer verbracht haben, kann ich ihm nicht widersprechen: Seine Lautsprecher klingen wirklich verdammt gut – und nicht nur mit Kopien von Mastertapes. Und egal, ob man es unter dem Aspekt des verschwenderisch erscheinenden, letztlich aber doch sehr wohl begründeten und effektiven Materialeinsatzes betrachtet oder allein die vollkommen überzeugenden klanglichen Leistungen der Stereokonzept ins Verhältnis setzt: Für das Gebotene will mir der absolut gesehen beträchtliche Preis des Modell 3.0 geradezu moderat erscheinen. Eine Entdeckung!
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, Brinkmann Avance |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point, Breuer Dynamic Type 8 |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti, EMT JSD 5 |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch, Lukaschek PP1 |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek Silver Preamp |
Bandmaschine | Studer A 80 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi, Higher Fidelity 2623 |
Endstufe | Brinkmann Monos, Cello Encore Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Stereokonzept Modell 3.0 | |
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Prinzip | dynamischer 2-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexgehäuse und zeitoptimierter Wiedergabe |
Hochtöner | 25mm Ringradiator mit Neodym-Magneten |
Tief-/Mitteltöner | 18cm mit Papiermembran mit Neodym-Magneten |
Gehäuse | Sandwich aus acrylgebundenem Mineralwerkstoff DuPont™ Corian® und schichtverleimten Birkenholzplatten (Multiplex) |
Abmessungen (B/H/T) | 20/94/37cm |
Gewicht | 54 kg |
Lieferumfang | Lautsprecher in stabilem Leih-Flightcase, das wir nach der Auslieferung zurücknehmen |
Preis | 14800 Euro |
HERSTELLER Stereokonzept | |
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Anschrift | Johannes Rickert Helene-Lange-Straße 20 23558 Lübeck |
Telefon | +49 (0) 451 88069949 |
kontakt@stereokonzept.de | |
Internet | www.stereokonzept.de |
Aber trotz der Beschränkung auf vier Qualitäten umfasst das Audioquest Firewire-Sortiment insgesamt zwölf unterschiedliche Modelle, die in jeweils vier Längen erhältlich sind: Es gibt die Verbindungen sowohl mit sechs- als auch mit neunpoligen Steckern (Firewire 400 und 800) und darüber hinaus auch noch eine neun- auf sechspolige Version. Besonders Besitzer von Weiss-Wandlern werden sich über dieses Angebot freuen, denn bisher waren hochwertige Firewire-Kabel äußert rar gesät. Das ist andererseits auch wieder verständlich, denn welcher Hersteller wird schon eine eigene Kabellinie für eine Verbindungsart auflegen, die zumindest im Vergleich zu USB eher selten Verwendung findet? Aber Firewire-Kabel sind nicht nur für diejenigen interessant, deren Wandler über einen Eingang nach diesem Standard verfügt. Doch dazu später.
Statt Sie auf den Artikel über die USB-Verbindungen zu verweisen, um den unterschiedlichen Aufbau der Kabel darzustellen, wiederhole ich lieber kurz die Fakten: Beim erschwinglichen Forrest – je nach Länge sind hier 19 bis 69 Euro fällig – bestehen die massiven Leiter aus sogenanntem „Long Grain Copper‟, einem recht reinen Kupfer mit langer kristalliner Struktur. Die das Audio-Signal transportierenden Leiter sollen eine kontrollierte Laufrichtung besitzen, und ihre Umhüllung aus massivem Polyethylen garantiert eine stabile Geometrie zwischen den für die Audiosignale relevanten Leitern. Diese Maßnahmen sorgen, so die recht knappe Produktinformation, vorrangig für einen zeitlich stabilen Signaltransport, mit anderen Worten: Sie lassen möglichst wenig Jitter zu. Das Cinnamon besitzt denselben Aufbau wie das Forrest, wird aber im Gegensatz zu seinem USB-Pendant von einem Geflecht umgeben, was schon rein haptisch einen hochwertigeren Eindruck vermittelt. Für Preise zwischen 59 und 129 Euro erhält man auch eine bessere Materialqualiät: Die Oberfläche der Leiter wurde silberplattiert, wobei der Silberanteil exakt 1,25 Prozent betragen soll. Das Carbon kostet je nach Länge bereits zwischen 119 und 329 Euro. Dafür beträgt dann der Anteil des Silbers, das auf die Oberfläche aufgebracht wurde, fünf Prozent.
Das ebenfalls von einem attraktiven Geflecht ummantelte Diamond bewegt sich preislich in einer ganz anderen Liga: Es beginnt bei 549 Euro für 75 Zentimeter und endet bei 1450 Euro für fünf Meter. Dafür bekommt man dann aber auch Leiter aus 100% „Perfect Surface Silver‟ – und das DBS, mit dem fast alle extrem hochwertigen Kabel von Audioquest ausgestattet sind. Die Abkürzung steht für das „Dielectric-Bias-System‟, bei dem ein zentral im Kabel angeordneter Leiter und eine Folie unter der äußeren Isolierung mit einem Batteriepack außerhalb des Kabels verbunden sind. Die Knopfzellen liefern 72 Volt, und diese Spannung soll das Isolationsmaterial, das bei einem neuem oder mehrere Wochen nicht benutzten Kabel laut Produktinformation völlig unausgerichtet sei und erst durch das Musiksignal partiell ausrichtet würde, vollständig elektrostatisch polarisieren. Dabei komme es nicht auf die Richtung, sondern ausschließlich auf die Gleichförmigkeit der Ausrichtung an. Eine elektrostatisch nicht polarisierte Isolierung bewirke minimal unterschiedliche zeitliche Verzögerungen für Signale verschiedener Amplitude und Frequenz. Bei einer ausgerichteten Isolierung hingegen verschwänden die Verzerrung aufgrund von „Time Delays‟. Für diese Beschreibung der Wirkungsweise von DBS spricht, dass sie ganz nebenbei den Einspieleffekt bei Kabeln erklärt.
Auch wenn bei den USB-Kabeln erfreulicherweise jegliche Investition in eine höhere Qualitätsstufe eine gut nachvollziehbare klangliche Verbesserung brachte, müssen auch die Firewire-Verbindungen zeigen, ob hier ebenfalls Klang und Preis korrelieren. Den Versuch mit einer Beipackstrippe habe ich mir allerdings erspart. Ich verbinde den iMac also per Forrest mit dem Firewire-Eingang des Mytek. Schon so kann man ein tonal sehr stimmiges Klangbild genießen, dem jeglicher Anflug von Rauhigkeit und Nervosität fehlt. Auch die Dynamik der Wiedergabe ist völlig in Ordnung. Ein wenig mehr geht in dieser Diziplin, sobald Rechner und Wandler über das Cinnamon verbunden sind. Viel wichtiger für mich ist aber der leichte Zugewinn bei der Raumabbildung. In puncto Tiefbass hatte allerdings das Forrest einen Tick mehr zu bieten. Über alles betrachtet ziehe ich das Cinnamon dennoch vor. Jede Menge Druck im Bass, eine deutlich größere imaginäre Bühne, eine plastischere Abbildung und minimal spannendere rhythmische Akzente hat dann das Carbon zu bieten. Einem Weiss DAC2, einem Minerva oder dem Mytek sollte man also mindestens ein Carbon spendieren. Hier ist das Preis/Genuss-Verhältnis in jedem Falle ausgesprochen günstig.
Völlig unstrittig ist es, dass man von Allem noch ein wenig bis ein gutes Stück mehr bekommt, wenn man statt des Carbon das Diamond verwendet: Der Raum öffnet sich nun noch einmal ganz beträchtlich in der Tiefe, erscheint aber auch ein wenig breiter. Das Bassfundament wirkt eine Spur solider, die Höhen offener und feiner gezeichnet. Trefflich streiten lässt es sich allerdings darüber, ob ein Kabel, das in der Fünf-Meter-Version teurer ist als beispielsweise der Mytek, eine sinnvolle Investition sein kann. Wer sich noch immer darüber ärgert, dass das Versprechen der Industrie, bei der Digitaltechnik mit ihren Nullen und Einsen käme es auf solch audiophile Kinkerlitzchen wie Kabelqualität nicht mehr an, ohrenscheinlich nicht ganz der Wahrheit entspricht, möge zum Carbon greifen – ansonsten verschenkt er allzu viel der Klangqualität der heutzutage im besten Wortsinne überaus preiswerten Wandler. Wer einen dieser DACs in einer Kette betreibt, in der vor Jahren eher ein Wadia oder dCS angemessen erschien, sollte nicht zögern, mithilfe des Diamond auch noch das letzte Bisschen aus seinem Wandler herauszukitzeln.
Auch wenn die beiden letzten Sätze durchaus als Fazit durchgehen könnten, sind wir noch nicht am Ende. Es geht aber nicht um den Vergleich zwischen Firewire und USB. Den habe ich nämlich schon gemacht – mit je einem Diamond Firewire und USB beim Test des Mytek. Einer der Gründe, mich mit den Firewire Kabeln zu beschäftigen, obwohl ich mit einem USB Coffee oder Diamond rundum zufrieden Musik vom Computer genieße, war eine Bemerkung von Joe Harley, dem Vizepräsidenten von Audioquest und Aufnahmeingenieur, der unter anderem für Groove Note, Enja, ECM und natürlich das Audioquest Label tätig war. Ich hatte ihm von meinen Erfahrungen bei Brennen von CDs mit dem Plextor und verschiedenen USB-Kabeln berichtet, als er meinte, es sei besser, in diesem Falle ein Firewire Kabel zu verwenden. So würde die Qualität der Musikwiedergabe über USB nicht beeinträchtigt. Da man ja, wenn es um höchsten Musikgenuss geht, auf das Brennen von CDs zur selben Zeit verzichten kann, halte ich diesen Anwendungsfall für weniger spannend. Was aber, wenn man keinen Audioplayer mit Cache benutzt und der Computer während der Wiedergabe auf eine externe Festplatte zugreift? Bringt es in diesem Falle einen Vorteil, den DAC per USB und die Festplatte per Firewire zu verbinden respektive umgekehrt statt DAC und Platte beide über ein und dieselbe Schnittschnelle?
Da der iMac leider nur über einen Firewire-Anschluss verfügt und ein HUB gewiss auch wieder negative Auswirkungen hätte, verbinde ich den Mitek über ein Coffee USB mit dem iMac, und diesen mal mit einem Diamond USB, mal mit einem Diamond Firewire mit einer Iomega Platte. Bei Amarra bleibt der Cache diesmal aus. Ich höre den 24-Bit-96-Kilohertz-Download des ersten Teils des Köln Concerts von der externen Festplatte. Und da bleiben erstmal keine Wünsche offen. Nach dem Umstecken auf Firewire umgibt den Flügel aber plötzlich mehr Luft, die Saiten singen einen Hauch intensiver: Ein paar flirrende Obertöne sind plötzlich deutlicher zu vernehmen, und auch die einzelnen Anschläge werden feindynamisch besser differenziert. Es macht also durchaus Sinn, die Schnittstelle, die mit dem Wandler verbunden ist, möglichst von allen anderen Verbindungen frei zu halten und etwa für weitere Festplatten auf eine andere Schnittstelle auszuweichen. Schon deshalb ist es erfreulich, dass Audioquest einem nun die Wahl zwischen Firewire und USB lässt.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Mytek Digital Stereo 192-DSD-DAC, Prototyp |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
CD-Writer | PlexWriter Premium1 |
Audioplayer | Amarra 2.3 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitor, Acapella Violon MK IV |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Coffee und Diamond, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Audioquest Firewire Forrest, Cinnamon, Carbon und Diamond | |
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Preise für 0,75 m | Forrest 29 Euro Cinnamon 59 Euro Carbon 119 Euro Diamond 549 Euro |
Lieferbare Längen | 0,75, 1,5, 3 und 5 Meter |
Besonderheit | Dielectric Bias System bei Diamond |
VERTRIEB AudioQuest BV | |
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | Telefon 0800 181 5284 (kostenlos) |
Internet | www.audioquest.nl |
rdrees@audioquest.nl |
Der Club besteht in diesem Falle aus nur vier Mitgliedern: Andi Kissenbeck an der Hammond, dem Saxophonisten Peter Weniger, dem Sänger und Gitarristen Torsten Goods sowie dem Drummer Tobias Backhaus. Dass dennoch die entsprechende Atmosphäre aufkam, lag am Auftrittsort, dem Neuburger Jazz Club. Der Club im Club war wirklich ein Erlebnis – eines, das auch bei Tobias Böcker, der unter anderem Konzerte für die Neuburger Rundschau rezensiert, einen tiefen Eindruck hinterlassen hat, wie Sie gleich lesen werden. Die optischen Impressionen stammen wie so oft von Christian Wurm.
Mein Neumann SM 69 Stereomikrofon wartet bei bei Mikrofonguru Andreas Grosser in Berlin noch auf seine Inspektion, und auch das AKG 422 sollte noch einmal auf Kanalgleichheit geprüft werden, bevor es wieder im Birdland zum Einsatz kommt. Seit dem Mitschnitt des Konzertes des Olaf Polziehn Trios mit Jesse Davis mit der Jecklinscheibe vermisse ich die beiden Einpunkt-Stereo-Mikros aber gar nicht mehr. Aus der vermeintlichen Notlösung wurde plötzlich die Mikrofonierung der Wahl. Inzwischen habe ich noch ein besonderes Gelenk für die Mikrofonhalterung von Röschlau und Lorenzi besorgt, so dass ich diesmal die beiden Neumann-Gefell Kleinmembranmikros mit Kugelcharakteristik noch besser auf die Band ausrichten konnte. Für Experimente mit Stützmikros am Leslie blieb während des kurzen Soundchecks leider keine Zeit. Und deshalb handelt es sich bei diesem Download um eine ebenso schlichte wie authentische Zweimikrofonaufnahme. Und diese Beschränkung auf das Wesentliche kommt dem Live-Feeling meines Erachtens nach wirklich zugute. Fühlen Sie sich einfach in die Club-Atmospähre hineinversetzt.
Club Boogaloo The Yellow Theme 16 bit / 44,1 kHz ca. 156,4 mb (wav) |
Club Boogaloo The Yellow Theme 24 bit / 192 kHz ca. 1,02 gb (wav) |
PS: Wer es noch eine Spur heißer mag als in unserem fast 15-minütigen Download, sollte einmal in die CD reinhören, derer Cover wir als Download-Button verwendeten: Hier sind noch ein paar mehr Bläser mit von der Partie.
PPS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen.
Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Zwei kleine Endstufen hat man da vor sich, möchte man denken, nachdem man den zweiteiligen Phono-Entzerrer aus seinen Kartons gehoben hat, einen für den eigentlichen Entzerrer-Vorverstärker und einen für das Netzteil. Die Verpackung ist auffällig: Die von Hand ausgeschnittenen Styropor-Einlagen zeugen von handwerklicher Einzelanfertigung und erinnern mich an meine Jahre bei der ehemaligen Detmolder Edelschmiede Audiolabor, wo wir unsere „fein“, „klar“ und „stark“ ebenso liebevoll verpackten.
Stellt man nun beide Teile nebeneinander, sehen sie beinahe gleich aus. Die glänzenden Chromfronten offenbaren ihre Herkunft durch die Gravur JR Transrotor. Unter dieser ist eine kleine LED zur Anzeige des Betriebszustandes eingelassen. Eines der beiden Geräte hat einen verchromten Ein-Aus-Schalter. Nichtmagnetische Aluminium U-Profile mit reichlich Kühlungs-Oberfläche, sehr sauber verarbeitet, bilden die Gehäuse. Rückseitig geben sich die beiden Zwillinge dann klar zu erkennen: Das frontal schaltbare Kästchen ist das Netzteil mit nur einer Kaltgeräte-Buchse und dem sechspoligen Anschluss für das beiliegende Kabel für die Versorgung des eigentlichen Entzerrer-Vorverstärkers. Der hält nun eine Überraschung parat: Zwar finden wir neben Buchse für das Netzteil-Kabel und dem Masseanschluss erwartungsgemäß ein Paar Cinch-Ausgänge, jedoch sind die Eingänge als symmetrische dreipolige XLR-Buchsen mit vergoldeten Kontakten ausgeführt. Und das macht Sinn: Tonabnehmersysteme sind sowohl als Moving Magnet als auch als Moving Coil grundsätzlich symmetrisch. An jedem Plattenspieler befindet sich deshalb eine separate Masseleitung zum Anschluss an den Verstärker – zumindest seitdem keine DIN-Stecker mehr verwendet werden.
Der symmetrische Eingang erlaubt es, die extrem niedrig-pegeligen Signale eines MC-Tonabnehmers sehr störungsarm aufzubereiten. Sie sind von der Größe mit Mikrofonspannungen vergleichbar, die in der professionellen Studiotechnik stets symmetrisch verarbeitet werden. Deshalb enthält der 8-MC auch Bauteile, die üblicherweise in der Studiotechnik zuhause sind. Nun ist der Phonoentzerrer nicht durchgängig vollsymmetrisch aufgebaut. Bei der weiteren Aufbereitung wird das symmetrische Signal zusammengeführt und asymmetrisch weiter verstärkt und letztlich über Cinch ausgegeben. Auch sind alle Einstell-Optionen bewusst auf der doppelseitig kupferkaschierten Leiterplatte zu finden und nicht, wie es vielleicht praktischer erscheint, auf von außen bedienbare Schalter gelegt. Aus klanglichen Gründen haben hier ganz eindeutig der klare und geradlinige Schaltungsaufbau und die saubere Signalführung Vorrang vor der Bequemlichkeit. Und das finde ich gut so.
Das Konzept des Transrotor Phono 8-MC überzeugt aber nicht nur in Teilbereichen, sondern auch insgesamt. So wurde der Entzerrer in puncto Empfindlichkeit und Schaltungsaufbau konsequent für Moving Coil Tonabnehmern optimiert. In den Regionen, in denen sich der Phono 8-MC tummelt, stellen Systeme mit bewegter Spule sowieso die überwältigende Mehrheit. Besitzer von MM-Systemen müssen da leider nach anderen Spielpartnern Ausschau halten.
Auch den technischen Aufbau des Phono 8-MC kann man nach einem Blick auf die Details nur loben: Hier wurde nur Bestes verwendet, wie zum Beispiel Kondensatoren aus dem Hause Mundorf und anderes Edelmaterial. Ein Mute-Relais garantiert ein geräuscharmes Ein- und Ausschalten, und das „Quasi Akkunetzteil“, wie Transrotor sein Stromversorgung nennt, mit einem vergossenen Ringkern-Transformator, ultraschnellen Gleichrichterdioden und einer Elko-Bank mit 54400 Mikrofarad liefert der Audioschaltung saubere Energie im Überfluss.
MC-Tonabnehmer entfalten ihr musikalisches Können bekanntlich erst bei richtiger Anpassung in Sachen Empfindlichkeit und Abschluss-Widerstand. Diesem Aspekt hat Transrotor selbstverständlich Rechnung getragen: Die Eingangsimpedanz lässt sich in 16 Stufen wunderbar fein abgestuft von 60 Ohm bis 4,7 Kiloohm anpassen. Die Empfindlichkeit kann ebenfalls in 16 Schritten zwischen 0,07 mV und 2,0 mV gewählt werden. Über das Entfernen von Jumpern lässt sich zusätzlich ein Subsonicfilter aktivieren, was ich aber im Test nicht getan habe. Die Geräte konnten also ungefiltert ihr Können zeigen. Wie schon erwähnt, sind alle Anpassungsmöglichkeiten kanalgetrennt im Gerät über Dip-Schalter einstellbar. Da hat Transrotor wohl den Musikfreund im Blick, dem es völlig ausreicht ist, wenn die Anlage einmal optimal eingestellt wird und dann tut, was sie soll: Musik machen.
Der Phono 8-MC bekam seinen Spiel-Platz auf gespiketen Granitplatten und wurde mit einem MudrAkustik Netzkabel an den Strom angeschlossen. Die Kühlrippen der Gehäuse sind sicher äußerst großzügig dimensioniert: Beide Einheiten wurden nicht wirklich warm, auch nicht nach den fünf Stunden der ersten Hör-Session. Als Spielpartner braucht so ein Testkandidat naturgemäß eine adäquate Umgebung und bekam sie in Form eines Brinkmann Balance-Laufwerks, bestückt mit Breuer Tonarm und einem van den Hul Colibri XGP mit Goldspulen. Diese Kombination sollte mit unserem Probanden sicherlich sicherlich auf Augenhöhe musizieren. Die Pegelanpassung wurde auf 0,33mV eingestellt, die Abschlussimpedanz auf ein Kiloohm. Selbst bei sehr weit geöffnetem Lautstärke-Regler war kaum Rauschen zu hören, Brummen schon gar nicht. Wann gibt es das schon bei Phono?
Zum entspannten Einhören wurde das Paul Kuhn Trio Live At Birdland von Hifistatement aufgelegt, beginnend mit „One Morning In May‟, das Vogel-Trillern passend zum Colibri-System. Schon nach einer halben LP-Seite war klar: Der Transrotor Phono 8-MC ist richtig gut, und diese Einschätzung sollte sich auch nicht mehr ändern, sondern weiterhin bestätigen und zu unerwarteten Wahrnehmungen vermeintlich bekannter Schallplatten führen. „Dass da noch so viel möglich ist!“, darf ich meinen Freund Thomas B. zitieren, der als Besitzer einer sehr hochwertigen und musikalischen Anlage weiß, wovon er spricht, und mit dem ich den ersten Teil des Hörtest gemeinsam machte.
Schon mit dem Paul Kuhn Trio offenbarte der 8-MC herrlich glanzvolle Schlagzeugbecken, farbig und feindynamisch ohne auch nur den geringsten Anflug von Härte. Alle drei Instrumente und Paul Kuhns Stimme hatten ihren Raum, ordentlich und stimmig zueinander geordnet. Keine künstliche Räumlichkeit, sondern überzeugend differenziert. Farbenfroh dargeboten wurde auch Midnight Sugar vom Tsuyoshi Yamamoto Trio. Das machte wirklich Spaß. Vor allem kam alles total locker und völlig entspannt beim Hörer an. Tin Can Alley von Jack DeJohnette´s Special Edition, ECM 1189, ging dann wirklich zur Sache. Die beiden Saxophone, vor allem das Bariton-Sax rechts von John Purcell rotzte uns seine Töne richtig entgegen. Niemals überbetont oder holprig in den Basslagen. Vergnügen pur.
Das minimalistischen Pop Arrangement von Dillon in This Silence Kills hatte Transparenz, Farbe und vor allem Griffigkeit und Standfestigkeit. Das war ohnehin bei allen Platten deutlich: Die Instrumente oder Stimmen hatten stabile Plätze und schwankten nicht, auch nicht in Abhängigkeit von ihrer Tonlage in der Höhe. Das ist wirklich bemerkenswert und lässt auf ein extrem sauberes Phasenverhalten des Phono 8-MC schließen.
Pink Floyd Shine On You Crazy Diamond in der Pressung von 1975 war berauschend, plakativ, farbenprächtig, fein gezeichnet, überwältigend, affeng… . Von diesem Erlebnis mussten wir uns wirklich „erholen“, bevor wir uns dann nach einer verdienten Kaffeepause der E-musik widmeten.
Auf dem Glas-Teller des Balance lag Manuel De Fallas Dreispitz, DG von 1977, mit der Mezzosopranistin Teresa Berganza, gespielt vom Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa: eine Aufnahme, in der Alles drin steckt, wie man so sagt. Es klingt, wie ich es mir wünsche: Gut durchgezeichnet, die Pauken sauber und platziert, die Stimme ehrlich körperhaft, die Streicher mit realistischem Schmelz, dynamisch, differenziert. Bravo!
In einer weiteren Hörsitzung – diesmal allein – habe ich wissen wollen, was der Phono 8-MC macht, wenn man ihn mit einem einfacheren Frontend speist. So habe ich meinen Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2 davor gespannt, die Empfindlichkeit der Phonostufe blieb unverändert, die Eingangsimpedanz wurde jedoch auf 4,7 Kiloohm erhöht. Natürlich hörte ich dieselben Aufnahmen: Auch hier das gleiche sehr positive Bild, aber weit weniger ausgeprägt. Eigentlich keine Überraschung, denn was man dem Phono MC-8 nicht gibt, kann er auch nicht umsetzen. Er ist halt kein Zauberkasten, sondern – viel besser – brilliert in allen Disziplinen wie Grob- und Feindynamik, Klangfarbe, Transparenz und Ortbarkeit, spielt dabei aber ungeheuer musikalisch mit bisher so nicht gehörter Echtheit. Da sind 2400 Euro wirklich eher günstig. Zudem bekommt man eine ansprechende Optik und eine exzellente Verarbeitung.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann Balance mit Breuer Tonarm und v.d.Hul Kolibri GXP, Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2 |
Vorverstärker | T+A P-10 |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kabel | Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Transrotor Phono 8-MC | |
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Verstärkung MC einstellbar | 0,1 mV bis 2mV |
Frequenzgang (RIAA) | 20Hz bis 20KHz, +/-0,1dB |
Eingangswiderstand MC | 60 Ohm bis 4,7 kOhm einstellbar |
Stromaufnahme | < 9VA |
Gehäuse | 6 mm Aluminium |
Frontblende | 12 mm Aluminium |
Eingang | 1 x XLR |
Ausgang | 1 x Cinch |
Abmessungen (B/H/T) | je 176/757/300 mm |
Preis | 2400 Euro |
VERTRIEB Räke HiFi Vertrieb GmbH | |
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Anschrift | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Telefon | 02202 31046 |
Internet | www.transrotor.de |
Die Messen in Frankfurt sind auf ihrem Gebiet weltweit führend, was man ja wohl auch von der High End behaupten darf. Doch dann hört es mit den Gemeinsamkeiten – von den Geräten, die in beiden Bereichen auf Interesse stoßen, einmal abgesehen – schon auf: Selbst wenn ich mich nach vier Tagen im Münchener IOC meist ein wenig urlaubsreif fühle, bedaure ich die Kollegen, die vier Tage auf dem Messegelände unterwegs sind, egal ob in ständig vollbesetzten Shuttle-Bussen oder im Individualverkehr per Tretroller – oder zeitgemäßer formuliert per Scooter. Aber es sind nicht nur die Entfernungen, die die Arbeit in Frankfurt nicht gerade zu einem Zuckerschlecken machen. In München umspült einen zwar auch überall Musik und nicht selten so laut, dass selbst in benachbarten Ausstellungsräumen noch viel zu viel davon zu hören ist, aber auf der Musikmesse herrschen offene Stände vor, was jedoch niemand daran hindert, seine Produkte von einer Band präsentieren zu lassen. Zudem müssen die Ausstellungsstücke ja auch mal ausprobiert werden. Besonders beliebt sind zum Beispiel voll übersteuerte Gitarrenverstärker in Kombination mit dem unvermeidlichen „Smoke On The Water‟. Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn der Gesprächspartner nach der Begrüßung erste einmal den Gehörschutz entfernt …
Wie auch auf der High End sind es für mich meist nicht die Geräte, die die Messe zu einem Erlebnis machen. Viel spannender gestaltet es sich meist, die Menschen zu treffen, die die Komponenten entwickelt haben. So war am Stand von Pro Audio Services Michal Jurewicz zugegen, der Gründer, Inhaber und Entwickler von Mytec. Er sprach recht freimütig über künftige Projekte: Ein dem kürzlich in Hifistatement getesteten D/A-Wandler entsprechender Analog/Digital-Converter sei in Planung. Auch dieser werde dann sowohl im 24- als auch im 1-Bit-Format arbeiten.
Bei Mytek denkt man auch intensiv über einen speziell für audiophile Anwendung ausgelegten Wandler nach, der sich nicht nur durch ein aufwändigeres Gehäuse vom bisherigen Modell unterscheiden soll: Wenn man beispielsweise deutlich mehr Geld in ein größeres, für die digitalen und analogen Bereiche getrenntes Netzteil und vielleicht noch in eine potentere Ausgangsstufe investiere, ließe sich der bewährten Grundschaltung noch ein wenig mehr Klang entlocken.
Anders als Mytek setzt Antelope Audio auf die Synchronisation aller Wandler einer Kette oder eines Studios mit hochpräzisen, externen Taktgebern. Neben den Uhren – die hochpräzise Rubidium-Clock soll gerade mal eine Abweichung von einer Sekunde in 1000 Jahren haben – umfasst das Programm auch den Zodiac D/A-Wandler, der in drei Varianten angeboten wird. Ein externes Netzteil zur verbesserten Stromversorgung der Wandler ist ebenfalls lieferbar.
Neuste Komponente im Antelope-Angebot ist der Eclipse 384, wobei die Zahl für die höchste mögliche Taktrate steht: Der Eclipse kann also analoge Signale mit einer Frequenz von 384 Kilohertz in 24-Bit-Worte umsetzen. Selbstverständlich übernimmt er auch die Wandlung in die umgekehrte Richtung. Einen zweiten D/A-Wandler gibt es für das Monitoring der Aufnahmen. Die D/A-Wandler-Chips bezieht Antelope von Burr Brown. Der Eclipse verfügt auch über eine hochpräzise Clock mit thermisch kontrolliertem Oszillator, die externe Geräte steuern kann. Die Synchronisation des Eclipse mit einer externen Rubidium-Clock ist ebenfalls möglich.
Bricasti Design war mir bisher nur auf dem Gebiet digitaler Hallgeräte ein Begriff. Nun nehmen die Amerikaner, die lange Zeit für Lexicon entwickelten, auch den Hifi-Markt ins Visier. Während man sich bei der Ablehnung von DSD mit Antelope völlig einig ist, unterscheiden sich die Konzepte, wie man Jitter bekämpft, grundlegend. Statt auf Hardware setzt Bricasti – vorausgesetzt der Lärm der Messe hat meine Erinnerung an die detailreichen technischen Ausführungen von Bricasti Design-President Brian Zolner nicht getrübt – hier auf die digitale Synthese eines idealen PLL-Oszillators. Je einer davon arbeitet in unmittelbarer Nähe des jeweiligen Wandler-Chips des strikt kanalgetrennt aufgebauten Gerätes. Mit Hilfe eines DSPs sollen die beiden Oszillatoren synchronisiert werden. Für die Auslegung der analogen Ausgangsstufe zog Bricasti einen Spezialisten zur Rate, der auch schon für Madrigal tätig war. Das Gehäuse wird nicht zugekauft, sondern auf den Bricasti-eigenen CNC-Maschinen gefertigt. In Kürze werden die ersten Geräte mit USB Eingang zu haben sein. Ich habe beim deutschen Vertrieb Mega Audio schon ein Exemplar zum Test in Hifistatement bestellt.
Ebenfalls bei Mega Audio im Vertrieb ist Fostex. Der japanische Hersteller war früher für semiprofessionelle Bandmaschinen bekannt, bei denen sich eine Vielzahl von Spuren auf einen relativ schmalen Band aufzeichnen ließ. Für einen passablen Fremdspannungsabstand sorgten dann ausgeklügelte Rauschunterdrückungsysteme. Heute hingegen hat man in puncto Digital einiges zu bieten: Mitte des Jahres wird dieser Wandler zu haben sein, der besonders Freunde von Computer-Hifi ansprechen dürfte: der HPA8, der Digitalsignale intern mit 32 Bit verarbeitet.
Der HPA8 bietet einen S/PDIF-, eine AES/EBU- und zwei Toslink-Eingänge. Digitale Signale werden optisch und per Cinch-Buchse ausgegeben. Computer können per USB Verbindung mit dem Fostex aufnehmen, der sogar Musik-Dateien von SD-Karten abspielt. Ob der Wandler auch per USB angelieferte DSD-Files verarbeiten kann, stand noch nicht endgültig fest.
Weniger puristisch geht es beim HQ-Precision Pre-Amp vom Kompressor-Spezialisten Drawmer zu, der sich als zentrale Steuereinheit fürs Studio ebenso eignet wie für eine hochwertige Hifi-Anlage. Er bietet symmetrische und unsymmetrische Eingänge, von denen einer sogar von Line auf Phono-MM umschaltbar ist. Ein DAC ist ebenfalls mit an Bord: Er bietet USB-, S/PDIF-, AES/EBU- und TosLink-Eingänge. Sämtliche Eingänge können im Pegel voreingestellt werden, so dass Lautstärkesprünge beim Umschalten sicher ausgeschlossen werden. Herzstück des Vorverstärkers ist die „Seamless Relay Volume Control‟, die über den gesamten Regelbereich eine Kanalgleichheit von 0,05 Dezibel garantieren soll.
Auf den ersten Blick glaubte ich, bei Manger eine Neuheit entdeckt zu haben. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich aber eine MSM c1, die technisch der gerade eben in Hifistatement vorgestellten MSN s1 entspricht, hier aber um ein passives Bassmodul erweitert wurde. Dies erlaubt einen höhere Schalldruck, verändert aber selbstverständlich nicht die tonale Balance. Und ein hoher Schalldruck ist, wie oben erwähnt, bei einer Messe ohne Vorführkabinen oberstes Gebot.
Noch leichter als Manger macht der britische Monitor-Spezialist ATC Hifi-Kunden den Umstieg auf Profischallwandler: Man fertigt nicht nur spezielle wohnraumfreundliche, furnierte Modelle, sondern bietet sogar Varianten ohne die aktive, analoge Verstärkerelektronik an. Da bleibt dann genug Platz für lustvolles Experimentieren mit Kabeln und Endstufen.
Doch bevor ich mich intensiver mit dem spannenden Mytek-Wandler beschäftige, sollten wir einen Blick auf die Firmengeschichte werfen. Mytek Digital wurde im Jahr 1992 von Michal Jurewicz gegründet, der in der Blütezeit der großen Studios in Manhattan erst in der Hit Factory und anschließend in den Skyline Studios arbeitete. Er hatte in Warschau ein Studium in Elektronik und Akustik abgeschlossen, war 1989 in den USA eingetroffen und folgte dort seiner Leidenschaft für guten Sound. Mit 20 Jahren Erfahrung und nach mehr als 20 selbstkonstruierten Wandler-Modellen legte Michal Jurewicz bei Mytek besonderen Wert auf musikalische Reinheit und Transparenz. Einige der Wandler waren Auftragsarbeiten für andere Firmen. So entwickelte Michal Jurewicz auch einen DAC für Mark Levinsion – die Person, nicht die Marke. Eines der ersten Produkte von Mytek war das Private Q cue system für die Skyline Studios. Dieses modulare Monitor-System gibt den Musikern größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung ihres Kopfhörer-Mixes. Unter anderen setzten die Rolling Stones und Kiss das System bei ihren Aufnahmen ein.
Um das Jahr 1992 herum entwickelte Michal Jurewicz Prototypen von A/D-Wandlern für den Zwei-Kanal-Mixdown auf DAT, die bei Produktion solch illustrer Musiker wie James Taylor zum Einsatz kamen. In den späten 90-ern arbeitete Mytek kontinuierlich an der Verbesserung der PCM-Technik, von 16 zu 24 Bit und mit Abtastraten bis 192 Kilohertz. Auch bei der Ein-Bit-Wandlung sammelte Michal Jurewicz so viel Erfahrungen, dass Sony ihm ab 2001 ein DSD-Projekt anvertraute: die Endwicklung eines DSD-Festplatten-Master-Recorders. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse schlugen sich in zwei kommerziell erfolgreichen Mytek-Produkten nieder: dem achtfach 192-Kilohertz-Analog-Digital- und -Digital-Analog-Wandler sowie unserem zweikanaligen D/A-Wandler.
Bei der Produktentwicklung setzt Mytek auf kontinuierliche Hörtests, dann auf Messungen und daraus resultierenden Schaltungsmodifikation. Die Firma betreibt in Brooklyn, New York, ein Mastering- und Aufnahme-Studio, das aber vorrangig für wissenschaftliche Experimente und die Entwicklung von Geräten genutzt wird. Bis 2011 fertigte Mytek seine Wandler ausschließlich für professionelle Anwendungen, da es das erste Firmenziel ist, Werkzeuge für eine naturgetreue Aufnahme und Wiedergabe von Sounds bereitzustellen. Und nun will Mytek auch den privaten Musikfreunden einen sehr hohen Gegenwert für‘s Geld bieten, und das bei absolut betrachtet ausgesprochen moderaten Preisen, wie Michal Jurewicz in einer E-mail an den Autor betont.
In puncto Ausstattung übertrifft der Wandler locker die meisten Mitbewerber in seiner Preisklasse: Sie möchten nicht lange mit Treibern hantieren und einfach Musikdateien bis 96 Kilohertz aus Ihren Windows-Rechner abspielen? Kein Problem: Verbinden Sie den Computer mit dem USB 1.1-Eingang und los geht‘s. Sie wollen doch lieber Abtastraten bis192 Kilohertz verwenden? Installieren Sie den entsprechenden Treiber von der Mytek-Website und verbinden Sie Ihren Computer mit dem USB 2.0-Eingang. Hier akzeptiert der Mytek auch DSDIFF-Dateien, also einen DSD-Datenstrom. Bisher geht das mit der bei SACDs üblichen Frequenz von 2,8 Megahertz. Eine neue Software, die sogar die doppelte Frequenz erlaubt, ist aber bereits in Arbeit. Dass der Wandler auch Ein- und Ausgänge für eine Wordclock bietet, überrascht wegen der Herkunft aus dem Profilager schon fast nicht mehr. Erstaunt hat mich jedoch, dass Michal Jurewicz auf die Frage, ob ich den Wandler nicht auch einmal mit der firmeneigenen Studioclock192 CX ausprobieren solle, davon abriet: Die im Wandler eingebaute Clock sei von sehr guter Qualität und allein schon wegen der nötigen Kabel würde ein externer Taktgeber keine besseren Ergebnisse bringen.
Für den Anschluss an die Kette – seien es nun Endstufen, Aktiv-Lautsprecher oder eine Vorstufe – stehen XLR- und Cinchbuchsen zur Verfügung, deren Pegel regelbar ist. Und zwar auf dopppelte Art: einmal analog in der Ausgangstufe in ein Dezibel-Schritten und zum anderen auf digitaler Ebene im Wandler-Chip. Die analoge Regelung wird auch für die beiden Cinch-Eingänge wirksam, die den Mytek zu einer puristischen Vorstufen-Lösung machen. Noch puristischer ist es allerdings, auf jegliche Regelung zu verzichten, und die analoge Pegelbeeinflussung gleich per Relais zu umgehen. Was ich dann auch getan habe. In diesem Fall ist der Drehregler nur für die Lautstärkeregelung des integrierten Kopfhörerverstärkers zuständig. Allerdings sind hier die 100 Schritte nicht gerade praxisgerecht gewählt: Fängt man vorsichtig bei -∞ an, dauert es eine ganze Weile, bis man überhaupt etwas hört, was allerdings nicht heißen soll, dass der Verstärker zu schwach ist: Er soll bis zu 500 Milliampere bereitstellen und treibt selbst hochohmige Kopfhörer souverän. Schaltet man den Mytek in den Menu-Modus, dient der Drehregler der Auswahl der gewünschten Parameter. Trotz der Fülle der möglichen Einstellung geht das recht locker von der Hand – auch wenn man sich hier schon mal ein größeres, höher auflösendes Display wünschte. Ein, wie ich gerne zugebe, in dieser Preisklasse allerdings sehr vermessener, fast schon unverschämter Wunsch.
Nahezu wunschlos glücklich dürfte der Mytek mit der Vielzahl seiner Digitaleingänge Besitzer von CD-Laufwerken und -Playern machen, die ihr Gerät mit moderner Wandlertechnik auf den neusten Stand bringen möchten: Es gibt Tos-Link-, AES/EBU- und S/PDIF-Buchsen. Zum Glück bewahrt mich mein bewährtes wie betagtes Wadia WT-3200-Laufwerk mangels diverser Ausgänge davor, die Qualität der Verbindungsvarianten zu vergleichen. Der Wadia und der Mytek haben lediglich die S/PDIF-Schnittstelle gemein. Aber selbst bei der Beschränkung auf S/PDIF bietet Myteks kleines Kistchen eine Vielzahl von Optionen, die in Vor-Computer-Audio-Zeiten allein für einen spannenden Wandler-Test völlig ausgereicht hätten: Soll ein steiles (sharp) oder eher sanftes (slow) Digitalfilter den Klang prägen? Ist Upsampling dem Sound zuträglich oder bleibt es besser ausgeschaltet? Wird der DAC auf die Daten vom Laufwerk synchronisiert oder werden die ankommenden Informationen intern neu getaktet? Die letzte Frage ist schnell beantwortet: Wenn der Wadia dem Wandler den Takt vorgibt, klingt das ausgesprochen anständig und stimmig, versetzt einen aber nicht in Entzücken, wenn man schon Wandler-Boliden wie die von dCS oder Wadia gehört hat. Die Leistung des fremdbestimmten Mytek durfte man auch schon vor vier, fünf Jahren von einem Wandler dieser Kategorie erwarten. Heute ist es zum Glück deutlich mehr: Wenn die Clock des Mytek den Takt vorgibt, wird der Hörer beispielsweise von jeder Menge Luft um die Instrumente, dem gewissen Funkeln des Blechs und der sonoren Kraft eines Kontrabasses betört.
Noch vor zwei Jahren hätte ich das Upsampling aktiviert, voller Überzeugung, mich so für die bessere Wiedergabe entschieden zu haben. Seit der Begegnung mit dem famosen PS Audio Perfect Wave DAC , der die klanglich besten Ergebnisse im sogenannten „Native Mode‟ ohne Upsampling brachte, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher, weshalb ich bisher auf jegliche Datenmanipulation verzichtete. Um es auch hier kurz zu machen, greife ich mal wieder zu „Davy The Baby‟ von Marty Krystalls Seeing Unknown Colors (MA Recordings M015A): Wie gewohnt musiziert das Quartett in einem riesigen Raum und ist präzise fokussiert, der Drive ist einfach mitreißend, und die Bass Drum kommt mit richtig viel Druck. Wenn man nun über das Menu das Upsampling auf 192 Kilohertz einschaltet – ein anderer Wert ist nicht verfügbar – und den Wandler danach aus- und wieder einschaltet, öffnet sich der imaginäre Raum noch einmal ein gutes Stück und im Hochtonbereich überzieht Becken und Blech ein besonderer Glanz. Mir gefällt der Klang des Mytek so noch einmal ein ganzes Stück besser. So etwas habe ich noch vor ein paar Jahren nur von Wandlern gehört, die mindestens das Fünffache kosteten. Die Macht der Bass Drum lässt einen eher eine „fette‟ diskret aufgebaute Ausgangsstufe samt entsprechendem Netzteil vermuten als die integrierte Schaltung, der Michal Jurewicz bei seinem Wandler diesen Wohlklang entlockt.
Während man in Hifi-Kreisen bei Wandlern mit umschaltbaren Filtern meist ausführlich deren Vor- und Nachteile im puncto Frequenz- und Zeitverhalten diskutiert, begnügt sich Mytek mit dem Hinweis, dass sich die Filter darin unterscheiden, wie das Audioband außerhalb des Hörbereichs beschnitten wird. Da der Wandler gerade in den Tiefen jede Menge Druck zu bieten hat, gönne ich mir ein Bad in wohligen Basswellen beim Titelstück von Bela Flecks The Flight Of The Cosmic Hippo. Die Erwartungen in Sachen Schub werden nicht enttäuscht, und auch der Raum aus dem Mischpult vermag zu gefallen. Da machen die Filter keinen entscheidenden Unterschied. Das steilere Filter fokussiert die Instrumente ein wenig genauer und sorgt so für einen Tick mehr Präzision, das flachere Filter hingegen verleiht der Wiedergabe etwas Weiträumiges, Schwebendes – und das können meine Lautsprecher, die beinahe überakkuraten LumenWhite, durchaus vertragen. Ich bleibe hier bei der Einstellung „slow‟, für die folgenden Stücke aus dem Computer deaktiviere ich jedoch wieder das Upsampling, damit Unterschiede in der Sampling-Frequenz der Audio-Files deutlich werden können.
Als Audioplayer läuft auf dem iMac die neueste Version von Amarra, die Verbindung zum Mytek übernehmen zwei Audioquest Diamond eines in USB-, das andere in Firewire-Ausführung, und ein Sunwire Reference verbindet die symmetrischen Ausgänge des Wandlers mit der Vorstufe. Ich denke nicht, dass die Unterschiede – wenn es denn welche geben sollte – zwischen den beiden Anschlussvarianten eins zu eins auf andere Geräte übertragbar sind, dennoch möchte ich wissen, wie ich dem Mytek in meiner Kette das Maximum entlocken kann. Dazu habe ich eine CD auf die Festplatte überspielt, die Europas bester Tubaspieler Michel Godard mit Kollegen im ehemaligen Kloster Noirlac in natürlicher Akustik eingespielt hat. Die Stücke sind inspiriert von Düften, die eine Parfümeurin für die Aufnahmesessions kreierte. Die Improvisation des Perkussionisten Patrice Heral, der übrigens auch bei Otello, der von sommelier du son produzierten, neuen LP Dieter Ilgs, mit von der Partie ist, findet in einen enorm großen, völlig unbedämpften Raum statt und weckt beste Erinnerungen an einen audiophilen Klassiker: Däfos (Reference Recordings RR-12). Auf der LP finden sich spektakulärere Schlagzeug-Sounds – Patrice Heral geht mit seinem Schlagwerk und seiner Stimme weitaus feinfühliger um als Mickey Hart –, dafür aber gerät die Raumabbildung auf Le Concert Des Parfums geradezu sensationell – zumindest wenn der Mytek die Daten in Musik umsetzt. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, welcher Eingang des Wandlers das Signal empfängt. Darauf, dass die Firewire-Verbindung vielleicht doch für eine Nuance mehr Präzision sorgt, möchte ich mich nicht festlegen: Im Blindtest könnte ich gewiss nicht sagen, welche der beiden Anschlussarten aktiv ist. Damit haben wir endlich mal ein Ergebnis, wie wir es uns von der Digitaltechnik schon immer gewünscht haben: Daten bleiben Daten, egal über welchen Weg sie transportiert werden. Auch wenn ich meinen iMac fast nur für Musik benutzte, ist – außer für diesen Test – meist doch mehr als ein USB-Anschluss belegt, wohingegen es nur eine Firewire-Buchse gibt, womit eine Beeinträchtigung dieser Verbindung durch andere Geräte per se ausgeschlossen ist. Ich bleibe also bei Firewire.
Bei seinem Bericht von der CES mutmaßte der Kollege Danny Kaey, dass DSD das High-Resolution-Download-Format der Zukunft sein würde. Noch ist das Angebot an entsprechenden Files sehr gering, ich konnte mir aber die ein oder andere Datei besorgen, ohne allerdings zu wissen, ob bei ihrem Entstehen nicht doch irgendwann einmal ins Hochbit-Format gewandelt wurde. Um die Ein-Bit-Dateien abzuspielen, muss ich allerdings den Player wechseln, da Amarra das Format bisher nicht unterstützt. Audirvana Plus reicht den Datenstrom jedoch problemlos an den Wandler weiter, der dann auch prompt dSd in seinem Display anzeigt. Die Dateien, die ich ergattern konnte, klingen durch die Bank sehr gut, allerdings tun das über den Mytek – wie oben zu lesen – auch einige ganz normale CDs.
Da ich auch immer auf der Suche nach Verbesserungen für die Hifistatement-Downloads bin, steht nicht ganz zufällig ein Korg MR-2000 im Hörraum, mit dem man beispielweise Mastertapes ins Ein-Bit-Format übertragen kann. Das klappte sogar mit doppelter SACD-Frequenz, die der Mytek aber erst nach einem Firmware-Update wird wiedergeben können. Also beschränken ich mich darauf, ein Band einmal mit dem Korg ins 2,8-Megahertz-Ein-Bit-Format zu wandeln und mit der Nagra LB in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei. Bei Abspielen über den Mytek ergeben sich dann leichte Vorteile für die DSD-Variante: Hier erklingt der Song vom Quinton-Album Gansch and Roses noch eine Spur farbiger, detaillierter und dynamisch feiner strukturiert. Leider kann man aber auch nach diesem Experiment nicht behaupten, dass DSD das überlegene Format ist – die Unterschiede könnten ja auch die verschiedenen Wandler zu verantworten haben. Fest steht aber, dass der Mytek auch mit DSD ganz hervorragend klingt und damit für alle Eventualitäten gerüstet ist, die die Zukunft bringen mag.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Prototyp |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.3 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Coffee (USB), Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Mytek Digital Stereo 192-DSD-DAC Silver Preamp Version | |
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Wandler | 32bit, PCM bis zu 192Kilohertz, 64xDSD (2,8 MHz) |
Dynamikumfang | 128dB (ESS Sabre chipset in 8 Mono zu 2 Kanal-Stereo-Konfiguration) |
Harmonische Verzerrung | -110dB |
Digitale Audio-Eingänge | 1 x S/PDIF, 1x AES/EBU,1 x Toslink (bis 192 kHz) |
Clock | interner Clock Generator (10ps Jitter,) Wordclock In and Out, or |
Hardware Upsampling | Intern asynchron vor der Wandlung auf 24 bit 192 kHz mit Eliminierung von Jitter |
Analoge Pegelreglung | in Ein-dB-Schritten, getrennt für Main-Out und Kopfhörer, Bypass per Relais möglich |
Vorverstärker-Eingang | 1 x Cinch, analoge Pegelregelung möglich |
Kopfhörerverstärker | 500mA Ausgangsstrom |
Spannung | weltweit anpassbar |
Firmware-Update | per online-Download |
Interface | Standard Digitaleingänge zu Computer-Eingang (Firewire oder USB) |
Fernbedienung | mit handelsüblichem Infrarotgeber möglich |
Abmessungen (B/H/T) | 22/5/22 cm |
Gewicht | 2,7 kg |
Preis | 1330 Euro |
HERSTELLER Mytek Digital | |
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Anschrift | 148 India Street 1FL Brooklyn, NY 11222 USA |
Telefon | +1 347 384 2687 |
highend@mytecdigital.com | |
Internet | mytekdigital.com |
VERTRIEB Pro Audio Services | |
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Anschrift | E. Kröckel Kleiststraße 6 65187 Wiesbaden |
Telefon | 0611 205 60 31 / 32 |
e.kroeckel@pro-audio-services.com | |
Internet | www.pro-audio-services.de |
Aurender also. Nie gehört. Es handelt sich hier um ein Wortspiel, bestehend aus Audio und Renderer, wie mich die Homepage des Vertriebs aufklärte. Oberflächlich betrachtet ist der S10 ein Musikserver, kombiniert mit einem Datenspeicher. Verantwortlich hierfür sind die Koreaner, genauer gesagt die Firma WideaLab, eine Tochtergesellschaft der Wonik Corp., einem Industriegiganten der sich mit Halbleiter- und Medizintechnik befasst. Warum das für uns interessant ist? Weil es sich um eine Firma handelt, der es offenbar weder an Geld für die Entwicklung noch an kompetenten Ingenieuren mangelt. Und die Kosten für Forschung und Entwicklung dürften für den S10 nicht unerheblich gewesen sein.
Jetzt kommt natürlich gleich der Einwand, wozu brauche ich so ein Gerät? Ich habe doch einen Computer, der dies nebenbei auch alles kann. Mit einem entsprechend aufgebauten PC und einer geeigneten Software lässt sich natürlich ebenfalls Musik hören und auch sehr gut. Wenn man aber mehr darüber nachdenkt, kommen auch gewisse Bedenken: Ein Computer wurde für einen völlig anderen Zweck konstruiert, er soll möglichst viele Prozesse in möglichst kurzer Zeit und möglichst gleichzeitig abarbeiten. Primär wird er erst einmal alle Systemdienste bedienen, auch diejenigen, die wir zum Musikhören gar nicht benötigen. Das sind die meisten; Audio ist hier nur einer von vielen. Für die Anwendung im Audiobereich ist einzig wichtig, einen gleichmäßigen Stream ohne Jitter an den DAC zu senden. Hierbei sind konkurrierende Prozesse für Keyboard, Maus, Videokarte, Fernbedienung, Drucker, Viren(!) und was sonst noch alles im Hintergrund läuft, eher hinderlich. Ganz so einfach ist die Sache offenbar doch wieder nicht.
Computer Nerds wollen herausgefunden haben, dass hohe Prozessor Taktraten auch mit Einstreueffekten in die Schaltung verbunden sind, so dass der schnellste Computer nicht zwangsläufig auch der am besten klingende sein muss. Festplatten verursachen mechanische Geräusche. Elektromechanische Störungen ebenfalls. Klingt die Festplatte mit 5400 Upm dann besser? Oder gar schlechter? Die Untergrund-Computerszene versucht schon seit längerer Zeit, durch Weglassen möglichst vieler Funktionen den Klang zu verbessern. Und dies mit Erfolg, je mehr deaktivierte Prozesse, desto besser das Ergebnis.
Die Qualität der Hardware spielt natürlich ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der handelsübliche PC wird in erster Linie nach kostenorientierten Gesichtspunkten hergestellt. Auf den Platinen befinden sich dann Bauteile aus aller Herren Länder, von Indonesien bis Mexiko. Je nachdem, was der Einkauf gerade am billigsten bekommen hat. Man darf also nicht erwarten, dass das Schnäppchen vom Discounter um die Ecke irgendwo in der oberen Liga mitspielen kann. Es gibt natürlich Geräte aus der Profiszene, die befinden sich aber in ganz anderen Preisregionen. Da gäbe es auch professionelle Soundkarten, die sehr gut klingen. Diese werden aber dann nur mit 16 Kanälen geliefert, was für unsere Zwecke auch nicht ideal ist.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Aurender S10. Der Aurender gehört zu einer neuen Gerätegruppe, für die sich findige Werbefuzzis den Begriff Transport ausgedacht haben. Das soll wahrscheinlich den potentiellen Käufer ein bisschen an ein klassisches CD-Laufwerk erinnern. Jedenfalls ist der S10 gedacht und gemacht für Hörer, die sich nicht mit der Komplexität und den Befindlichkeiten eines Computers auseinandersetzen wollen. Also für mich. Plug and Play!
Ob man will oder nicht, das Design und die Anfassqualität entscheiden mit, ob man ein Hi-Fi Gerät gerne bedient oder nicht. Ich war schon immer ein Fan von gutem Industriedesign und der S10 sieht für meinen Geschmack einfach super aus!
Dankbar hat dies auch meine bessere Hälfte zur Kenntnis genommen; die ist nämlich durch meine Selbstbauaktionen diesbezüglich nicht sonderlich verwöhnt. Designergerät? Außen hui, innen naja? Von wegen! Keine unsinnige Materialschlacht, aber alles massiv und solide gebaut mit einer perfektionistischen Liebe zum Detail. Bei der Frontplatte fällt sofort ein riesiges, gestochen scharfes AMOLED Display auf, dessen Anzeigemodus über das user-interface, äh, eine kleine Klaviatur rechts verändert werden kann. Mit der Tastatur könnte man auch die wichtigsten Laufwerkfunktionen steuern, das geht aber wesentlich eleganter. Dazu später mehr. Eingeschaltet guckt mich der S10 mit blauen Augen an – wobei das Display in hervorragender Weise zwei analoge VU Meter simuliert. Farblich einstellbar für McIntosh Fans in blau und Accuphase Fans in gelb. Toll gemacht! Natürlich kann man das Display auch für die Anzeige von Titel, Komponist et cetera einstellen.
Die rückseitigen Anschlussmöglichkeiten bieten das Nötigste um einen DAC anschließen zu können. S/PDIF, AES/EBU, Toslink sowie Ethernet und zwei USB Ports. Mehr soll das Gerät ja auch nicht können. Allerdings hätte ich mir bei einem derart durchdachten Design für den S/PDIF Ausgang eine BNC Buchse gewünscht. Dies ist nun mal der offizielle 75 Ohm Standard.
Das Innenleben bietet dieselbe hervorragende Verarbeitungsqualität wie das Gehäuse. Für die Abschirmung gibt es getrennte Kompartimente mit einem Zwischenboden, oben für die Signalverarbeitung und analoge Stromversorgung, darunter für das Digitalmanagement. Lediglich der Sinn der seitlichen Kühlkörper hat sich mir nicht erschlossen; hier sind keinerlei Bauteile angeschlossen. Vielleicht wird hier die CPU auf irgendwelchen verschlungenen Pfaden gekühlt.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, das können andere Hersteller auch, worin liegt denn die Besonderheit dieses Gerätes? Die Grundidee von WideaLab war, alle möglichen Störeinflüsse zu eliminieren, um den Jitter auf ein vernachlässigbares Niveau zu reduzieren. Und hierfür ist die Firma einen weiten Weg gegangen. Wenn man den Innenaufbau genauer betrachtet, stellt man fest, dass für die Steuerung keine der gängigen Computerplatinen verwendet wird. Auch die S/PDIF-Ausgangskarte ist eine komplett eigene Entwicklung. Die Boards sind traumhaft gefertigt, für Technikfans eine Augenweide!
Um den Jitter so gering wie möglich zu halten, wird ein extrem genauer Quarz Oszillator, clock auf neudeutsch, benötigt. WideaLab benutzt hier einen OCXO (oven controlled crystal oscillator) bei dem sich Temperaturschwankungen nicht auf die Resonanzfrequenz des Quarzes auswirken. Damit ist dieser Oszillator um ein Vielfaches genauer als ein traditionelles Modell.
Die Musikdateien werden auf einer 2TB-Festplatte gespeichert, zum Abspielen jedoch in einen 64G-SSD-Cache übertragen. Während des Musikhörens läuft die Festplatte also nicht. Und kann auch somit keine Vibrationen oder elektromagnetische Störungen verursachen. Der 64G-Cache ist groß genug, um etliche Alben im FLAC Format zu speichern, zudem ist er so intelligent, dass er häufig gespielte Alben automatisch im Speicher behält. Die gefühlten zwei bis drei Sekunden Wartezeit für das Übertragen der Datei von der Festplatte in den Cache entfällt dann. Angeschlossen wird der Aurender an einen DAC Ihrer Wahl, übertragen kann er alle gängigen Formate bis 192 Kilohertz. Auch AIFF oder Apple Lossless und auch alle Formate gemischt.
Ebenso beeindruckend wie die Hardware ist die Software. Sie basiert auf dem professionellen Linux Betriebssystem, hier optimiert für den reinen Gebrauch als Audio Computer und für die Bedienung des Gerätes über eine iPad Applikation. Auch hier haben sich die WideaLab Ingenieure etwas Neues ausgedacht. Die gesamten Informationsdaten über Alben, Titel, Komponist, Cover et cetera werden auf dem iPad gespeichert. Damit müssen die Daten beim Browsen nicht erst vom Server geladen werden, was mitunter sehr zäh funktionieren kann. Und natürlich auch wieder die CPU beschäftigt.
Dies bedeutet aber auch, dass zur Bedienung des Aurender ein iPad vonnöten ist und der Server sowohl über WLAN als auch über die Ethernetleitung verbunden sein muss. Wenn man das iPad gerade mal verlegt hat, gibt es auch keine Musik! Die Bedienung des graphischen „user interface“ (schon wieder neudeutsch) auf dem iPad ist vollkommen intuitiv und selbsterklärend. Ich habe während der gesamten Testphase nicht einmal die Bedienungsanleitung benötigt! Was ich allerdings immer zu vermeiden versuche. Die Darstellung erinnert ein bisschen an iTunes; wer sich damit auskennt, kommt mit der Aurender App sofort klar.
Wie kommen nun die Dateien auf den Aurender? Ein CD-Laufwerk zum Rippen der CDs fehlt ja. Deshalb gibt es zwei andere Möglichkeiten: Am elegantesten über das hauseigene Ethernet. Dort angeschlossen lädt sich der S10 automatisch die Dateien vom NAS Laufwerk oder einem PC auf seine interne Festplatte. Dies ist auch die von WideaLab empfohlene Methode. Damit ist auch gleichzeitig das Problem mit der Datensicherung gelöst. Zum Rippen der CDs auf den hauseigenen Computer bietet sich für Mac Benutzer XLD als Software an, für Windows PCs EAC oder dBpoweramp. Der zweite Weg funktioniert über externe Datenträger wie beispielsweise einen USB Stick oder eine USB Festplatte. Unsere Freunde jenseits des Atlantiks haben sich dafür den Begriff „Sneakernet“ ausgedacht. Ebenso ist es möglich, via USB ein externes CD-Laufwerk anzuschließen, der S10 rippt dann automatisch die Alben in das FLAC Format und sucht sich die Metadaten aus dem Internet. Diese Funktion ist aber laut Hersteller nur für Demo Zwecke gedacht.
Probleme? Im praktischen Betrieb keine. Die Frage ist nur, was mache ich, wenn die interne 2TB-Festplatte voll ist? Das ist zwar ein riesiger Speicher, aber mit hochauflösenden Formaten kommt man irgendwann doch an dessen Grenze. WideaLab bietet über das Internet Updates der Software an, so gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, Musik über ein externes NAS zu spielen. Allerdings unterstützt der S10 momentan keine Metadaten oder Cover, wenn das Album auf dem NAS gespeichert ist. Vielleicht nach dem nächsten Update? Unabhängig davon gibt es die Möglichkeit, sich vom Vertrieb eine 3TB-Festplatte einbauen zu lassen. Die mögliche Plattengröße ist offenbar nur abhängig vom momentanen Stand der Technik.
Bevor mir jetzt der eine oder andere Leser das Handtuch schmeißt und sagt, so genau wollte ich das alles gar nicht wissen, komme ich zu dem entscheidenden Punkt: Wie klingt es mit dem Aurender als Quelle überhaupt? Kurz, hervorragend! Offensichtlich hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Mit dem S10 kann jeder DAC sein Potenzial voll ausschöpfen. Am Auffallendsten zunächst ist die feine Auflösung der Wiedergabe. Akustische Instrumente werden dadurch mit viel natürlicheren Klangfarben wiedergegeben. Die Auflösung ist aber Bestandteil der Musik und bewirkt nicht, dass alles in einzelne Teile zerfällt. Es entsteht fast der Eindruck, man habe aus Versehen eine 24/96-Datei erwischt. Hat man aber nicht. Die klingen nämlich noch feiner. Auch der weitere Zugewinn an Natürlichkeit mit 24/192-Dateien ist leicht nachvollziehbar. Im Vergleich zu meinem Sony Laufwerks-Methusalem fällt die deutlich präzisere Fokussierung des S10 auf. Hat man es mit einer guten Aufnahme zu tun, dann steht die Sängerin schon mal vor einem im Raum: Privatauftritt von Diane Krall im eigenen Wohnzimmer!
Beim alten Dave Brubeck Klassiker Live at Carnegie Hall kommt das filigrane, fast zerbrechlich wirkende Saxophonspiel von Paul Desmond richtig zur Geltung. Das ist nicht ganz einfach neben Joe Morello am Schlagzeug, der zwar unheimlich flüssig spielt, aber die Toms auch schon mal mit Vehemenz bedient. Mit dem Aurender gelingt aber noch etwas viel Wichtigeres: Man bekommt einen viel besseren Einblick in die kongeniale Kommunikation der Musiker untereinander. Die etwas eckige Spielweise von Dave Brubeck versucht der Schlagzeuger durch ein eher lässiges, aber trotzdem extrem dynamisches Spiel ein bisschen abzumildern. Bei vielen Anlagen hört man hier eben nur vier Musiker auf einer Bühne spielen. Auch kommt die brodelnde Live Atmosphäre Dank des S10 hier extrem gut rüber, still sitzen kann man dabei nicht!
Ein schwerer Prüfstein für jede Anlage ist für mich die CD Anno 1630 von dem kleinen Label Winter und Winter. Es handelt sich hier um Musik des 17. Jahrhunderts, aufgenommen in einer kleinen Kirche in der Lombardei. Die schwierige Raumakustik in Zusammenhang mit der rustikalen Tonalität der antiken Violine kann einen schon mal zur Verzweiflung bringen. Dabei ist die Musik aus der Frühbarock-Zeit höchst interessant. Mit dem S10 wird der tonale Charakter der Instrumente noch stärker hervorgehoben, aber es nervt nichts, man kann einfach die wunderbare Musik genießen.
Interessante Musik gibt es auch auf dem Album Calima des andalusischen Flamencogitarristen Gerardo Núñez zu hören. Interessant in sofern, als Núñez Jazzelemente in den Flamenco mit einbezieht und auch mit Jazzgrößen wie dem Bassisten John Patitucci auftritt. Die Seele des Flamenco bleibt immer erhalten, die Verschmelzung mit anderen Stilrichtungen jedoch ist perfekt. Für alle Anlagen ist die Wiedergabe der Flamenco Rasgueo Technik extrem schwierig. Oftmals klingt es irgendwie verhuscht, als würden die Saiten nur leicht gestreift, oder es knallt so, als hätte jemand aus Versehen Stahlsaiten aufgezogen. Der hölzerne Klang des Instruments muss aber trotz des „Gerassels“ erhalten bleiben. Unabhängig von der Holzauswahl klingt eine Ramirez trotzdem anders als eine Hermanos und dies sollte über die Anlage auch zu hören sein. Mit dem Aurender kommen wir dem Original einen großen Schritt näher. Aber eben nur näher, was mir der Gitarrist meiner Band wieder eindrücklich vor Ort bewiesen hat.
Zum Schluss kann ich mir eine Anmerkung zu dieser Gerätegattung allerdings nicht verkneifen: mit einer kleinen Fingerbewegung lässt sich das gesamte Musikarchiv vom Sessel aus bedienen. Wenn man von Miles Davis auf Beethoven wechseln will, braucht man seinen Hintern nicht mehr in Bewegung setzen. Ich denke da jetzt weniger an eine Gewichtszunahme durch Musikhören. Sondern eher an die Gefahr, die Musik nicht mehr als Ganzes, sondern nur noch stückweise zu hören. Dies wird noch zusätzlich durch das Erstellen von Playlisten gefördert. Aber vielleicht ist das ein Zeichen der Zeit. Und dafür kann der Aurender nun überhaupt nichts.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Sony X5 |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese |
Lautsprecher | TAD Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN WideaLab Aurender S10 | |
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Clock | OCXO |
Festplatte | 2 TB |
Cache | 64 GB |
Ausgang | AES/EBU, S/PDIF, Toslink |
Abmessungen (B/H/T) | 430/96/353 mm |
Gewicht | 14 kg |
Preis | 5990 Euro |
VERTRIEB Hoergenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Jörg Klein Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | 069 40326292 |
info@hgfa.de | |
Internet | www.hgfa.de |
Die junge Geräte-Kategorie Digital-Analog-Wandler unterscheiden sich von anderen HiFi-Komponenten auch dadurch, dass sich niemand an irgendeine Größen- oder Abmessungsvorgabe hält. Alle haben ein irgendwie beliebiges Äußeres und erwarten vom Nutzer, dass er ihnen ein individuelles Stellplätzchen einrichtet. Denn wirklich groß sind sie selten – zumindest was die Gehäusemaße betrifft. So auch hier. Ich nahm den sympathisch schweren Auralic ARK MX+ aus seiner Verpackung, räumte meinen Antelope und RME zur Seite und stellte ihn auf das Creaktiv Audio Rack. Ich mag Geräte mit Gewicht – der ARK MX+ bringt 5,5 Kilogramm auf die Waage –, weil ich zu den Menschen gehöre, die glauben, dass materieller Aufwand ein Indiz für Qualität sein kann. Ob das hier wahr wird, wird sich zeigen.
Dem wohlproportionierten „Schwergewicht“ beigefügt sind eine Bedienungsanleitung (englisch), ein Netzkabel, ein sehr ordentlich wirkendes, silbriges und überdurchschnittlich dickes USB-Kabel sowie eine CD mit den für Windows-Rechner benötigten Treibern. Im beiliegenden Manual ist die Installation mit foobar 2000 beschrieben. Die auf Apple üblichen Player wie Amarra, PureMusic oder auch andere konfigurieren sich selbst.
Zuerst nun ans Netz mit dem Teil, und zwar an eine der mit Trenntrafo und Filterung versehene Steckdosen meines MudrAkustik Max, einschalten und warm werden lassen. Schließlich hat der ARK MX+ ja eine lange Reise hinter sich. Hergestellt in Hongkong kam er nach Deutschland zu seinem Vertrieb in Essen, nämlich Higoto, von dort zu uns nach Gröbenzell, dort zum Fotografen und nun im meine Anlange
Ich muss gestehen, dass der Hersteller Auralic mir bislang nicht bekannt war. Falls es Ihnen genauso geht: Auralic bietet ein Portfolio bestehend aus dem Gaia Kabel-Sortiment, dem Kopfhörer-Vorverstärker Taurus und eben diesem DA-Wandler ARK MX+. Gegründet wurde die Firma erst vor wenigen Jahren, nämlich 2008, nachdem sich Herr Xuanqian Wang, Ingenieur für Elektronik und Aufnahmetechnik und seit seiner Kindheit begeisterter Pianist, und Herr Yuan Wang, Inhaber eines Unternehmens zur Herstellung von Präzisions-Instrumenten, bei einer Musikveranstaltung in Berlin kennengelernt hatten.
Das optische Erscheinungsbild des Auralic ARK MX+ wird geprägt durch die massive, neun Millimeter starke Frontplatte, die dem Gerät einen äußerst soliden Auftritt verschafft. In der mittig längs über die Front verlaufenden drei Millimeter tiefen Nut zeigt eine rote LED den Betriebszustand an, mehr nicht. Der halbkugelige Ein/Ausschalter befindet sich ebenfalls in der drei Millimeter Vertiefung in der Frontplatte. Das macht einen sehr ansprechenden, soliden Eindruck. Auch die haptische Qualität lässt nichts zu wünschen übrig. Was zeigt uns die Rückseite? Von vorn gesehen rechts findet man je ein Paar analoger Ausgänge: einmal symmetrisch XLR, einmal unsymmetrisch in Cinch ausgeführt. Auralic gibt für Cinch eine Ausgangspannung von zwei Volt an, für XLR vier. In meiner Anlage ergibt sich beim Anschluss über Cinch ein nahezu idealer Regelbereich: Der Lautstärkeregler meines T+A P10 Vorverstärkers bewegt sich zwischen 9 und 12 Uhr.
Neben den analogen Outputs befinden sich drei digitale Anschlüsse. Zuerst kommt der AES/EBU Ausgang, der, so die Bedienungsanleitung, vom Benutzer im „Asio Virtual Device Editor“ konfiguriert werden soll, und links daneben dann der USB-Anschluss, der übliche Typ B, gefolgt von der SPDIF Coax-Buchse. Diese beiden Eingänge sind alternativ und nicht gleichzeitig zu benutzen. Sie können auch nicht umgeschaltet werden.
So, und nun öffne ich den mit Inbus-Schrauben säuberlich montierten, schwarz eloxierten Gehäusedeckel. Und da lacht das Herz! Der saubere, solide Aufbau mit hochkarätigen Bauteilen verspricht viel. Zuerst springt der imposante Ringkern Trafo ins Auge. Kernstück ist der Auralic Sanctuary Audio Processor, den man zusammen mit dem Schweizer Partner Archwave AG entwickelte. Die Auralic-Entwickler setzen auf das Upsampling Konzept und versprechen sich davon gesteigerten Detailreichtum, mehr Tiefe und Auflösung im musikalischen Geschehen. Das sich selbst justierende und optimierende Upsampling erfolgt in Verdopplungen, will sagen: aus 44,1 und 88,2 werden 176,4 Kilohertz und aus 48 und 96 werden 192 Kilohertz.
Kommen wir zur akustischen Betrachtung. Als Quelle benutze ich einen Apple MC Mini Intel Core 2-Duo mit 8 GB und zwei Festplatten mit je 500 GB, eine fürs System, die andere für die Musikdateien, die ich alle in aiff oder wav abspeichere. Meine Abspiel-Software ist Amarra Mini. Verbunden wurde der Rechner und unser Auralic ARK MX+ mit einem 0,7m Audioquest Carbon USB-Kabel. Den ersten Eindruck verschaffte ich mir mit der 24-Bit-96-Kilohertz-Version von Duke Ellington und Johnny Hodges Side By Side. Danach spielte ich eine gerippte Mono-Aufnahme von MFSL Billie Holliday Body And Soul. Und das ist mir noch nie passiert: Ich habe dieses Album zum ersten Mal komplett gehört, ohne Unterbrechung – und mit Begeisterung. Diese musikalische Direktheit, diese Wärme verbunden mit straffer Wiedergabe, Feindynamik in der Stimme und einer glaubhaften, standfesten Bühne habe ich so nie zuvor gehört. Auch das gerippte Album Vuela Tu Vuelo der völlig zu Unrecht kaum bekannten Südamerika-Folklore interpretierenden Gruppe aus dem Großraum Berlin namens Cantaré habe ich mit Vergnügen komplett durchgehört. Irgendwie hat der Auralic eine besondere Note in der tonalen Balance, die ungeheuer musikalisch wirkt.
Auch bei der Denon-Aufnahme von Mahlers 1. Sinfonie unter Eliahu Inbal zeigte der ARK MX+ seine Stärke in Farbigkeit und Detailzeichnung. Das Gleiche bei dem Allegro aus Mozarts Violinkonzert in D-Dur, gespielt von Marianne Thorsen und den TrondheimSolistene, in 24 Bit und 192 Kilohertz: auch hier Detailreichtum ohne Aggression. Bei diesem Stück wirken nicht stimmige Konfigurationen schnell nervig, so dass man lieber die gleiche Aufnahme in 24-Bit 96 KHz hören mag. Nicht beim Auralic, der trägt die 192-Kilohertz-Version überzeugend vor. Auf der anderen Seite klangen auch Oldies, beispielsweise die Rolling Stones mit „19th Nervous Breakdown“ und „Paint It Black“ gerippt von der London Years Single Collection durchhörbar und anmachend. So soll das sein, and I can get satisfaction.
Abschließend habe ich den wunderbaren Anschlag von Emil Gilels bei Beethovens Klaviersonaten einfach nur genossen.
Mit dem Foobar-Player unter Windows gestalte sich der Klangeindruck ähnlich. Jedoch waren die musikalischen Eigenschaften der Gerätesoftware bei klassischer Musik nicht zu überhören. Das fiel besonders bei der 192-Kilohertz-Version von Mozarts Violinkonzert auf. Aber dafür kann ich ja den Wandler nicht verantwortlich machen.
Jetzt interessiert mich, mehr der Vollständigkeit halber, auch, was der Auralic über den S/PDIF-Eingang mit meinen CD-Player macht. Ich benutze einen Alles „fressenden“ Primare 30 DVI, weil ich gerne auch mal Konzert-DVDs sehe und höre und mit dem Primate auch SACDs und DVD-Audio abspielen kann. Nun sollte man sehr wohl berücksichtigen, dass das Zusammenspiel von Playern und Wandlern eine sehr individuelle Sache ist. Was ein Wandler an Laufwerk A klanglich bringt, muss bei Laufwerk B nicht genau so sein. Für diesen Versuch verwende ich ein sündhaft teures Verbindungskabel, nämlich das Wild Digital von Audioquest, da ich normalerweise den Primare über AES/EBU mit meinem Wandler verbinde. Einen solchen Eingang hat der Auralic aber nicht zu bieten. Wieder kamen einige der oben erwähnten CDs zum Einsatz, nun allerdings im Original und nicht gerippt. Sie bestätigten die musikalischen Fähigkeiten und den Charakter des Auralic, den ich über den USB-Eingang so erfreut erlebt hatte. Dennoch wird, so denke ich, der ARK MX+ seine Freunde und Käufer im Kreis der USB-Anwender finden.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra Mini 2.3 Dell Laptop / Vista / Foobar2000 1.1.11 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Vorverstärker | T+A P-10 |
Equalizer für Bass | EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Auralic ARK MX+ | |
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Frequenzgang | DC – 20 KHz, +/- 0,02 dB |
Rauschabstand | 118 dB, 20 Hz – 20 KHz, A-bewertet |
Gesamtverzerrung bei maximalem Pegel | <0,0005 %, 20 Hz – 20 KHz |
Dynamik-Umfang | 124 dB, 20 Hz – 20 KHz, A-bewertet |
Ausgänge | symmetrisch analog XLR 4 Vrms bei > 5 KOhm, Cinch analog, 2 Vrms bei > 5 KOhm, und AES/EBU Digital, unterstützt 44,1 bis 192 KHz Sampling Frequenz bis 24 Bit |
Digitale Eingänge | USB 2.0 ( 44,1 bis 192 KHz bis 32 Bit ), S/PDIF (44,1 bis 192 KHz bis 24 Bit ) |
Leistungs-Aufnahme | 20 Watt |
Abmessungen (B/T/H) | 33/23/6,5 cm |
Gewicht | 5,5 kg |
Preis | 1798 Euro |
VERTRIEB audioNEXT GmbH | |
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Anschrift | Isenbergstr. 20 D-45130 Essen |
Telefon | +49(0)201-5073950 |
Fax | +49(0)201-5073949 |
info@audionext.de | |
Internet | www.audioNEXT.de |
Ich gebe es gerne zu: Auf diese Aufnahme waren wir nicht hundertprozentig vorbereitet. In den letzten beiden Jahren haben wir gelernt, dass es sich meist recht schwierig gestaltet, die Zustimmung für einen Mitschnitt zu bekommen, wenn amerikanische Künstler mit im Spiel sind. Da bestehen doch mehr Bedenken in Sachen Copyright als bei europäischen Musikern. Bei einer so hochkarätigen Besetzung haben wir natürlich trotzdem angefragt, aber nicht unbedingt mit einer Zusage gerechnet. Ich weiß letztlich nicht, ob es daran lag, dass der Leiter der Combo, Olaf Polziehn seinen Band-Kollegen überzeugen konnte oder ob der hervorragende Ruf des Birdlands respektive seines Präsidenten Manfred Rehm uns die Türen öffnete: Jedenfalls wurden wir samstags Mittag von der freudigen Nachricht überrascht, dass eine Aufzeichnung des Konzertes in Ordnung gehe.
Doch leider hatten wir bei unserem Lieblingsstereo-Mikrofon bei einer der letzten Aufnahmen eine Kanalungleichheit entdeckt und es deshalb zu Prüfung eingesandt. Florian Oestreicher, Betreiber und Inhaber von realistic sound in München, hatte uns zur Überbrückung ein ähnliches Modell aus seinen riesigen Mikrofonfundus angeboten. Allerdings war in diesem Falle die Zeit zu knapp, um die Übergabe zu organisieren. Bevor ich die vermeintliche Notlösung beschreibe, übergebe ich aber an Christian Wurm, der das Konzert in Wort und Bild würdigte:
Bisher haben wir ja mit einem Hauptmikrofon – einem Neumann SM 69 fet oder einem AKG 422 comp – sowie einer Stütze für den Bass und eventuell einer weiteren für den Flügel recht gute Erfahrungen gemacht. Multimikrofonie wäre bei einer Quartett-Besetzungen wie dieser mit vertretbarem Aufwand zwar möglich gewesen, hätte aber einen längeren Soundcheck erfordert, der unter den gegebenen zeitlichen Rahmenbedingungen ausgeschlossen war. Deshalb haben wir uns für eine andere Variante mit einem Hauptmikro entschieden: eine Jecklinscheibe mit zwei Kugelmikrofonen und zwar alten Microtech Gefell M93, bei denen die Kapseln noch das Neumann-Logo zeigen. Ergänzt wurde das Duo durch das bewährte Earthworks PianoMic System sowie ein MBHO 603 A / KA 200 N für Ingmar Hellers Kontrabass. Wir finden das Ergebnis recht gelungen und werden versuchen, diese Konfiguration bei den kommenden Aufnahmen zu perfektionieren. Wie immer würden wir uns über Ihre Kommentare freuen.
Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis Solitary Moo 16 bit / 44,1 kHz ca. 80,8 mb (wav) |
Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis Solitary Moo 24 bit / 192 kHz ca. 527,5 mb (wav) |
PS: Als Download-Button haben das Cover von einer von Olaf Polziehns Trio-CD verwendet, bei der auch Ingmar Heller mit von der Partie ist
Da wir gerade bei Vorurteilen sind: Einem naheliegenden möchte ich gleich entgegentreten. Dass die MSMs1 hier Gegenstand näherer Betrachtung wurde, hat nicht das geringste mit meiner seit einigen Jahren wachsenden Affinität zur Studio-Szene zu tun, in der die Kompaktversion der MSMs1, die MSMc1, von einem renommierten Fachmagazin gar zum „besten Studio-Monitor der Welt‟ ausgerufen wurde. Meine erste Begegnung mit dem Manger-Diskus – die offizielle Bezeichnung für das Gehäuse lautet S05 – fand in den frühen 80er statt. Bei diesem auch optisch eigenwilligen Modell musste der von Josef W. Manger entwickelte Biegewellenstrahler den gesamten Frequenzbereich abdecken, was allerdings in den unteren Lagen nicht perfekt gelang. Nach einem Test zweier beiger Diskusse in heimischen Wohnzimmer habe ich lange darüber nachgegrübelt, ob es nicht möglich sei, zwei Paar Lautsprecher unterzubringen – und in Studententagen das größere Problem – zu finanzieren, nach dem Motto: Wenn‘s rocken soll, kommen die konventionellen Lautsprecher zum Einsatz, wenn Präzision und Raum Priorität haben, übernehmen die Manger. Vorrangig aus pekuniären und erst in zweiter Linie aus Platzproblemen ist aus dieser Idee dann leider nicht geworden.
Später, als ich mich auch schreibend mit Hifi auseinandersetzte, kam es dann zu einer zweiten Begegnung mit nun drei Biegewellenstrahlern je Stereokanal, die aber ebenfalls von keinem Happy End gekrönt wurde: Das Trio von Manger-Schallwandlern residierte in der Front und den beiden Seiten der Mittelhochton-Einheit einer Audio Physik Medea. Diese Box faszinierte mich in allen nur erdenklichen Disziplinen außer einer. In meinem Hörraum, der leider kein Saal ist, sorgten die seitlich montierten, der Wand zugewandten Chassis für sehr frühe erste Reflexionen und damit dafür, dass der Standort der Lautsprecher deutlich zu orten war. Und gerade das völlige Zurücktreten der Boxen hinter die Musik war ja ansonsten eine Paradedisziplin von Audio Physic Lautsprechern. Nach einigen Wochen vergeblicher Optimierungsversuche habe ich dann schließlich auf einen Test verzichtet. Um so höher sind nun allerdings die Erwartungen an die MSMs1.
Die weckt rein optisch keinerlei Assoziation an Studioequipment. Mit ihrer hohen, schlanken Form und der perfekten Oberfläche wirkt sie ausgesprochen elegant und hat nach meinen bisherigen Erfahrungen einen ausgesprochen hohen Wife Acceptance Factor: Statt im Flur auf ihren Einsatz im Hörraum zu warten, durften die MSMs1 auf Wunsch meiner Gattin die Zeit im Wohnzimmer verbringen, wo sie nicht nur optisch eine gute Figur machten. Selbst unter den hier nicht optimalen Bedingungen – im diesem Raum habe ich keinerlei Hifi-Hoheit – bezauberten die Manger mit einer so ungeheuer stimmigen, von jeglichen Effekten freien und detailreichen Wiedergabe, dass der unvermeidliche Umzug in den Hörraum nicht ohne einen Anflug von Trennungsschmerz vonstatten ging.
Dort steht dann eben wieder die Beschäftigung mit Hifi statt purem Musikgenuss auf dem Programm: Ich kenne keinen rationalen Grund für die Ablehnung von Aktivlautspechern. Das Signal lässt sich auf Line-Level leichter und verlustfreier in die für die einzelnen Chassis geeigneten Frequenzbereiche aufteilen. Durch die direkte Kopplung der Endstufen an die Treiber wird der volle Dämpfungsfaktor der Verstärker wirksam und selbst Frequenzgangkorrekturen sind mit geringem Aufwand möglich. Ob viele Hifi-Begeisterte der Qualität der eingebauten Verstärker nicht trauen, die Möglichkeit nicht missen möchten, ihre Anlage schrittweise durch den Austausch von Komponenten zu optimieren, oder einfach mit Kabeln und Verstärkern experimentieren wollen und deswegen Aktivboxen links liegen lassen, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist aber leider, dass das technisch überlegene Konzept nicht den Marktanteil hat, der ihm eigentlich gebührte. Genau so verwunderlich ist es, dass der bereits in den 70-er Jahren vorgestellte und seitdem beständig weiterentwickelte Manger-Schallwandler noch immer nicht mehr Verbreitung gefunden hat: Er deckt in seiner heutigen Version einen Frequenzbereich von 80 bis 40000 Hertz ab, auch wenn er in der MSMs1 erst ab 330 Hertz arbeitet, um höhere Pegel zu realisieren, und hat eine Anstiegszeit von nur 13 Mikrosekunden. Zudem weist der Manger-Wandler eine nahezu ideale Sprungantwort auf, die einer konventionellen Mehrwegebox prinzipbedingt verwehrt bleibt. Aber gerade Einschwingvorgänge sind für das Erkennen und Orten von Stimmen und Instrumenten von großer Bedeutung.
Wer sich auch nur ein wenig mit den verschiedenen Schallwandlerprinzipien beschäftigt hat, wird dem Manger-Wandler gewiss schon begegnet sein. Daher erspare ich Ihnen und mir eine detaillierte Funktionsbeschreibung und beschränke mich auf einige wenige Fakten: Anders die Membran eines konventionellen dynamischen Schallwandlers führt die Membran des Manger-Wandlers keine kolbenförmigen Bewegungen aus. Eine schon im Jahre 1969 patentierte Doppelschwingspule, die sich bei deutlich reduziertem Gewicht wie eine sehr lange, lineare Hübe garantierende Spule verhält, versetzt eine sogenannte „biegeweiche Platte‟ in Schwingungen, die sich vom Zentrum zum Rand der Platte ausbreiten. Die Eigenschaften der Platte sollen sich an der Basilarmembran des menschlichen Ohres orientieren: Ihre Steifigkeit nimmt von innen nach außen in einem gleichen Verhältnis zu. Bei der Platte des Manger-Wandlers laufen hohe Frequenzen im inneren Bereich der Membran schnell aus, die langen Wellen tiefer Frequenzen gelangen hingegen konzentrisch bis an den Rand der Platte zum Sterndämpfer, wo sie absorbiert werden, so dass es nicht zu Reflexionen vom Rand kommen kann.
Dieser ungewöhnliche Schallwandler wird in der MSMs1 mit einem konventiellen 20-Zentimeter-Bass-Chassis verbunden, dessen Glasfaser-Polyester-Sandwich-Membram von einer Schwingspule mit 38 Millimeter Durchmesser angetrieben wird. Die Elektronik-Einheit stellt dem Manger-Wandler 180 und dem Bass-Chassis 250 Watt zur Verfügung. An der Vielzahl der Anpassungsmöglichkeiten an unterschiedlichste akustische Raumgegebenheiten erkennt man noch, dass die MSMs1 ihre Wurzeln im Studiobereich hat. Aber weder in unserem Wohnzimmer noch im Hörraum habe ich auch nur die geringste Veranlassung gehabt, einen der Schalter oder Steller aus seiner Null-Position zu bewegen – bis auf die Pegelschalter, die in der Verbindung mit der Brinkmann Marconi für eine höhere Eingangsempfindlichkeit sorgten als zuvor beim Zusammenspiel mit der Higher Fidelity-Vorstufe. Auch bei der Aufstellung erweisen sich die MSMs1 als unkritisch: Wenn sie auf den Hörplatz oder einen Punkt etwa 50 Zentimeter davor ausgerichtet werden, erlauben sie den vollen Musikgenuss auf zwei Plätzen nebeneinander. Hier muss man nicht allein sklavisch an einem Sweetspot verharren.
Zwar ist im Wohnzimmer das Abspielen einschlägiger Testplatten verpönt, aber das konnte – wie erwähnt – nicht verhindern, dass schon dort die besonderen Fähigkeiten des MSMs1 zutage traten: Da gibt es nicht die kleinste Spur von Effekthascherei, tonal stimmt einfach alles, Impulse erscheinen klarer und ein wenig kräftiger, und die Vielzahl von Details lenkt nicht von der Musik ab, sondern zieht den Zuhörer in sie hinein. Selbst wenn das undifferenziert oder abgegriffen klingen mag, mir drängt sich beim Hören der MSMs1 dieser Begriff einfach auf: Dieser Lautsprecher klingt für mich schlicht „richtig‟. Dabei möchte ich keinesfalls verhehlen, dass er mich in einer Disziplin zumindest leicht irritiert. Wenn die MSMs1 mehr Details enthüllt und sie anders als gewohnt gewichtet oder wenn sie Impulse schärfer fokussiert, wirkt dieses Vorgehen für mich spontan völlig überzeugend. Wie sie jedoch mit dem Thema Raumdarstellung umgeht – einige Aufnahmen wirken zweidimensionaler als zuvor, andere zum Greifen plastisch –, will mir auf Anhieb nicht als richtiger oder besser erscheinen. Zu diesem Thema muss ich in vertrauterer Umgebung doch noch einige einschlägige Scheiben auflegen.
Im Hörraum mache ich es mir dann erst einmal bequem. Viele der für mich aussagekräftigen Songs von CDs befinden sich auf der Festplatte des iMac und stehen so blitzschnell zur Verfügung, wobei dank Amarra-Player und Mytek-Wandler auch die Qualität nicht zu kurz kommt: Die digitalen Testklassiker bestätigen die ersten Erfahrungen aus dem Wohnzimmer: Ich finde bei der MSMs1 keinen einzigen Kritikpunkt und lasse mich von messerscharfen Impulsen und einer stupenden, doch nie kalten Auflösung bezaubern. Die vielfach teuren LumenWhite und die Brinkmann-Monos vermisse ich wirklich nicht – außer bei den Stücken, bei denen ich etwas mehr Tiefe erwarte. Wenn es um Raumdarstellung geht, greifen ich gern auf Dick Schorys Bang Baaroom and Harp, Reissue der LSP-1866, zurück: Die MSMs1 erweckt hier die Illusion einer riesigen Halle, auch in die Höhe. Die imaginäre Bühne beginnt aber schon auf der Ebene der Lautsprecher und nicht erst dahinter. Dadurch erscheinen Instrumente nicht ganz so weit entfernt platziert wie von der LumenWhite gewohnt – abgesehen von den beiden in der Tiefe des Raumes verschwindenden Stepptänzern: Die konnte ich bisher nicht so lange auf ihrem Weg von der Bühne verfolgen. Das mag allerdings auch damit zu tun haben, dass ich mich diesmal habe verleiten lassen, den Pegelregler noch ein wenig weiter aufzudrehen als üblich. Die MSMs1 klingen auch bei hohen Lautstärken völlig unangestrengt – das tun die LumenWhite auch –, bleiben dabei aber frei von jeglicher Lästigkeit oder Schärfe und verursachen so auch keinerlei Stress beim Hörer. Mit den Manger kann man sehr laut über eine relativ lange Zeit so entspannt Musik genießen, dass hier ein hohes Maß an Selbstdisziplin gefragt ist, damit es für die Ohren nicht des Guten zu viel wird. Denn die stecken hohe Pegel auf die Dauer nicht so unbeeindruckt weg wie die MSMs1.
Wenn die Ohren nicht durch übermäßigen Druck desensibilisiert sind, fällt auf, dass die MSMs1 sehr fein zwischen einer realistisch anmutenden Raumillusion und recht kunstlos hinzugefügtem Hall aus dem Prozessor unterscheiden können. Deswegen tendiere ich nun stark dazu, die mal völlig flache, mal ungeheure plastische Raumdarstellung der Manger für die ehrlichere zu halten – selbst wenn die der Lumen bei weniger gut gelungenen Produktionen ein bisschen einschmeichelnder rüberkommt. Wer Effekte liebt und unbedingten Wohlklang sucht, der ist für die ebenso präzise wie ehrliche MSMs1 einfach noch nicht reif.
Um noch einmal auf das Thema Selbstdisziplin in puncto Lautstärke zurückzukommen: Bei keiner Platte fällt sie mir so schwer wie bei Jonas Hellborgs Elegant Punk. Das schon fast subsonische „Drone‟ genieße ich einmal über meine LumeWhite, bevor die MSMs1 übernimmt. Ein klein wenig macht sich die deutlich größere Membranfläche der WhiteLight doch bemerkbar: Sie erzeugt noch eine Spur mehr Druck und bietet eine etwas größere Abbildung als die Manger, die jedoch mit schlicht atemberaubender Präzision für sich einnimmt. Bei „It‘s The Pits Slight Return‟ spielt die MSMs1 wie erwartet ungeheuer souverän, schnell und druckvoll. Ihr gelingt das Kunststück, emotional ungeheuer ansprechend und dennoch absolut kontrolliert zu agieren. Dabei erweist sie sich als ausgesprochen pegelfest: Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, die rote Lampe des in die Elektronik integrierten Limiters auch nur zum Flackern zu bringen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek Silver Preamp, Prototyp |
Bandmaschine | Studer A 80 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode, Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Manger Reference Active System MSMs1 | |
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Typ | Aktives 2-Weg System |
Frequenzbereich | 30 Hz - 40 kHz |
Übergangsfrequenz | 330 Hz |
Maximaler Schalldruckpegel | kurzzeitig 110 dB |
Abmessungen (H x B x T) | 1139 x 270 x 214mm |
Gewicht | 48kg |
Chassis |
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Hochtöner | Manger Schallwandler, Bandbreite 80Hz - 40kHz, Anstiegszeit 13μs |
Tieftöner | 200mm Glasfaser-Polyester Sandwich Konstruktion, 38mm Spulendurchmesser |
Gehäuse | Geschlossen |
Verstärkereinheit |
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Max. Ausgangsleistung LF | 250W an 8Ohm |
Max. Ausgangsleistung HF | 180W an 8Ohm |
Leistungsbandbreite HF | 250kHz (-3dB) |
Eingangsempfindlichkeit | 6dBu (1,55V) oder 0dBu |
Eingangsimpedanz | 10kOhm |
Kontrollschalter | Input Trim Schalter: 11 Positionen (-2,5dB bis 2,5dB) Input Sensitivity Schalter: 6dBu, 0dBu Polarity Schalter AV-Filter: Hochpass-Filter (80Hz, 12dB) LF-Module Schalter: LF -6dB Room Acoustics Correction Schalter: Hochpass bei 100Hz (+3dB, 0dB, -3dB, -6dB) Nearfield-/Cinema Screen Correction Schalter: Glockenfilter bei 3,25kHz, 1,0oct.(+3dB, 0dB, -1,5dB, -3dB) High Frequency Trim Schalter: Shelving Filter bei 10kHz (+2dB, +1dB, 0dB, -1dB, -2dB) |
Eingangsbuchse | XLR-3 (symmetrisch) |
Netzanzeige | LED grün |
Limiteranzeige | LED grün/rot |
Ausführungen |
Seidenmatt nach RAL, Nextel oder Klavierlack |
Paarpreis | ab 13200 Euro |
HERSTELLER Manger Products | |
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Anschrift | Industriestraße 17 97638 Mellrichstadt |
Telefon | +49/9776/9816 |
info@manger-msw.com | |
Internet | www.manger-msw.com |
Meine Generation hat Neil Young eine Menge zu verdanken: seit Harvest den endgültigen Soundtrack für Lagerfeuerromantik und seit kurzem auch eine hübsche Argumentationshilfe gegen die MP3 Kultur. Wenn es darum geht, die analoge Welt zu verteidigen, bringt der Kanadier auch schon mal die Ikone der digitalen Alltagskultur ins Spiel: „When Steve Jobs went home, he listened to vinyl.“ Ein feiner Satz, den man in Ruhe genießen kann und der Hoffnung gibt.
Aber welches Angebot hat die klassische HiFi Industrie mit ihrer überalterten Kundenstruktur für junge Konsumenten, die mit Datenreduktion und Miniaturlautsprechern musikalisch sozialisiert wurden? Wie gewinnt man zum Beispiel als Lautsprecherhersteller ein Publikum, das häufig Musik nicht als Kulturgut an sich, sondern als Bestandteil einer Erlebnis -und Eventkultur erlebt? Ein Lautsprecher für diese Zielgruppe müsste halbwegs erschwinglich sein, einen hohen Spaßfaktor besitzen und auch vom Styling einiges hermachen. Wenn er dann noch eine musikalische Performance liefert, die die ältere Generation der Röhrenliebhaber an die gute alte Zeit erinnert, kommt man der Kurzbeschreibung der Zu Audio OMEN DEF Lautsprecher schon recht nahe.
Doch zuerst ein wenig Firmenhistorie: Einige Kommentatoren vergleichen die Geschichte der Firmengründer Sean Casey und Adam Decaria mit dem Leben eines Rockstars, mit dem steilen Aufstieg zu Starruhm und dem jähen Absturz inklusive. Druid war der Name des Lautsprechers, der den guten Ruf von Zu Audio begründete und innerhalb von kürzester Zeit für die junge Firma ein verheißungsvolles Zukunftsbild malte. Was zuerst von Mund zu Mund Propaganda gestützt war und durch Direktverkäufe im Internet kostengünstig abzuwickeln war, wurde nach der euphorischen Pionierphase in die vermeintlich sichere Struktur eines Vertriebes über niedergelassene HiFi Studios umgewandelt. Dabei ging mancherlei schief: Die junge Internetklientel folgte dem Produkt nicht in die Läden, neue Käuferschichten waren zu Zeiten der Finanzkrise 2008 schwer zu finden, die hohen Investitionskosten drohten der Firma das Genick zu brechen. Mit Hilfe eines Finanzinvestors wurde Zu Audio gerettet und besann sich alter Stärken. Man nahm sich zum Ziel, in den Vereinigten Staaten Produkte mit einem erkennbar guten Preis/Leistungsverhältnis herzustellen und setzte in Bezug auf Aussehen und Performance auf Werte, die der Stammklientel wichtig waren, um den Wert der Marke Zu Audio zu stärken und die Kundenbindung zu erhöhen. So hat Zu Audio heute eine Produktpalette, die den Einsteiger in die dynamische Zu Audio Welt ebenso mit dem charakteristischen Breitbänder-Charme begleitet wie den Heimkinofan oder den absoluten Highender, der auch gerne bereit ist, den Wert eines Mittelklassewagens in Lautsprecher zu investieren.
Das Modell OMEN DEF fand den Weg in den Hörraum über einige Umwege. Kollege Amré Ibrahim, der eine wunderbare und liebevoll abgestimmte Röhren-Kette sein Eigen nennt, wurde auf den wirkungsgradstarken Lautsprecher aufmerksam, hatte aber den Eindruck, dass die stattlichen OMEN DEF von ihrer Bassperformance nur schwer mit seinem Raum harmonierten. Eine Übersiedelung der immerhin knapp 1,2 Meter hohen Lautsprecher, die eine Grundfläche von 30,5 x 30,5 Zentimeter aufweisen und 36 kg wiegen, empfiehlt die Verwendung eines guten deutschen Mittelklassekombis und wenn möglich die Unterstützung zweier helfender Hände. Die Testexemplare waren in edlem Walnuss furniert, weitere Versionen sind in schwarzer Esche und in einer roten Lackierung erhältlich, die ein Marketingpoet als „Sangria Red“ bezeichnet hat.
Die gesamte OMEN Produktpalette umfasst den OMEN Center, die kleine Variante des OMEN Bookshelf Lautsprechers und einen kleinen Standlautsprecher, den OMEN Standard. Dabei teilen sich die genannten Produkte etliche Designmerkmale. Verfügt die OMEN Standard über einen der charakteristischen 25 Zentimeter Breitbandpapierlautsprecher, so arbeiten in der OMEN DEF gleich zwei der Zu-typischen Chassis in einer Quasi D’Appolito Anordnung. Dieser Ansatz ist bei Lautsprecherentwicklern durchaus umstritten. Die Breitbänder mit dem beträchtlichen Durchmesser laufen völlig ohne Weiche durch, erst bei 10000 Hertz sorgt ein Superhochtöner dafür, dass auch das oberste Frequenzspektrum vertreten ist. Aufgrund der räumlichen Nähe der Chassis sind im Übernahmebereich Intermodulationen unvermeidlich, was üblicherweise zu einem welligen Frequenzgangverlauf führt. Entscheidend für den Hörgenuss sind jedoch nicht Messprotokolle, sondern die tatsächliche Performance am Aufstellungsort. Bis die Schallwelle das Ohr des Hörers erreicht, spielen noch so viele Einflussfaktoren elektronischer und raumakustischer Art eine Rolle, dass das, was der eine Entwickler als „so nicht machbar“ bezeichnen würde, beim Hörer durchaus als individuelle Klangcharakteristik positiv aufgenommen werden kann.
Zu Audio legt Wert darauf, dass der Zehnzöller und der Superhochtöner in Ogden, in Zu Audios eigener Manufaktur in Utah hergestellt werden. Tatsächlich erinnern die Treiber jedoch stark an Chassis von Eminence, wovon sich jeder Konsument mit ein paar Handgriffen überzeugen kann.
Der Breitbänder bildet den Großteil des Frequenzspektrums ab, laut Zu Audio läuft er ohne Weiche von 30 bis 12000 Hertz. Weil er darüber bauartbedingt stark bündelt und ohnehin steil abfällt, wird der Hochtöner ergänzend mit einem Hochpassfilter dazu geschaltet. Er soll für die nötige Luftigkeit sorgen, einige Glanzpunkte setzen und die an sich hervorragende Räumlichkeit der Breitbänder unterstützen. Insgesamt gibt Zu Audio einen Wiedergabebereich von 30 bis 25000 Hertz an, und das bei einer Nominalimpedanz von sechs Ohm und einem Wirkungsgrad von 98 Dezibel. Mit diesen Daten konfrontiert, werden Liebhaber leistungsschwacher Röhrenverstärker sofort hellhörig. Tatsächlich gibt es am Markt wenige wohnraumfreundliche Lautsprecher, die mit einem derartig hohen Wirkungsgrad gesegnet sind und für Röhrenverstärker eine bewältigbare Last darstellen. Dieser Umstand war auch für mich ein gutes Argument, meinen geschätzten Sun Audio 300 B mit seinen 8 Watt aus der Versenkung zu holen.
Zu Audio weist aber darauf hin, dass auch ein preiswerter Mehrkanalverstärker aus der Heimkinoecke durchaus schon hervorragende Resultate mit den OMEN DEF liefern kann. In dieser Aussage kommt ein wenig der lockere und „coole“ Marketingansatz der durch das Internet sozialisierten Gründer zum Ausdruck, der sich vom strikten und bisweilen rechthaberischen Ansatz einiger sogenannter „audiophiler‟ Hersteller unterscheidet. So liefert das umfangreiche Owner’s Manual einige Informationen, die durchaus augenzwinkernd zu verstehen sind. Darunter fällt der Hinweis, einen in den Wintermonaten gelieferten Lautsprecher erst eine Woche Zeit zu geben, um sich aufzuwärmen. Erst dann würde er anfangen, gut zu klingen. Begründung: „Not sure why, it just is“. Ebenso sollte man nicht vorschnell mit dem Maßband in der Hand die einzig richtige Position ermitteln. Eher ginge es darum, sich im Wohnraum und seiner Einrichtung umzusehen um danach seinem optischen ästhetischen Empfinden zu vertrauen: „What looks good will very likely sound good“. Ein ziemlich pragmatischer Ansatz, der jedoch einen breiteren Kundenkreis anspricht und einen hohen WAF mitbringt.
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man die OMEN DEF für eine geschlossene Box halten. Die Oberfläche ist makellos furniert, kein von außen sichtbarer Reflexkanal unterbricht das gediegene Erscheinungsbild. Das Geheimnis, wie man den Breitbändern am unteren Übertragungsbereich veritable Tieftöne entlocken kann, lüftet sich erst bei näherem Hinsehen. Auf der Unterseite sind vier kleine Schlitze angebracht, die ein Teil dessen sind, was Zu Audio als Acoustic Loading Technology bezeichnet und das Zusammenwirken von Gehäuse, Chassis und Raumakustik in seiner Gesamtheit berücksichtigt.
Die Entwickler Ron Griewe und Sean Casey nahmen angeblich Anleihen aus der Strömungslehre, die beim Motorenbau in der Automobilindustrie angewendet wird. So konnten sie die Bandbreite nach unten erweiterten, in dem sie ein aufwendiges Modell von Impulsverarbeitung und Druckverteilungen im Gehäuse simulierten. Ein Blick ins Innere des Lautsprechers zeigt eine pyramidenähnliche Struktur, die bis zur halben Höhe des Gehäuses reicht und mittels der erwähnten Öffnungen mit den jeweiligen raumakustischen Parametern kommunizieren soll. Damit dies auch funktioniert, braucht die OMEN DEF auch Luft zum Atmen. Direkt auf den Boden gestellt, wird aus dem elaborierten Design ganz einfach eine geschlossene Box, mit deutlichen Auswirkungen auf den dann wiedergegebenen Tieftonanteil. Sechs Millimeter genügen angeblich, um den definierten Luftstrom sicherzustellen, in der Praxis wird der Bass tatsächlich schlanker, wenn diese Grenze unterschritten wird, bei zu großem Abstand wird der Bass weicher aber auch etwas unpräziser.
Nachdem die Aufstellung wie erwähnt bei meinem Kollegen Amré Ibrahim nicht unproblematisch war, kamen leise Zweifel an der Behauptung von Zu Audio auf, dass es sich um völlig aufstellungsunkritische Lautsprecher handelt. Diese wurden jedoch in einem größeren Hörraum, in den die OMENs zum Einspielen verfrachtet wurden, nicht bestätigt. Angeblich wird jeder Lautsprecher 200 Stunden eingespielt, bevor er die Firma verlässt „and they should sound good right out of the box“ behauptet Zu Audio. Da es jedoch ein kalter Wintertag war, hielt ich mich an die oben erwähnte Regel von der Aufwärmzeit und lies es zu, dass sich der Lautsprecher an Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur gewöhnen konnte. Ein erster Höreindruck bestätigte die Vorzüge einer hart aufgehängten Papiermembran. Die Zu Audio Box bestach durch Antrittsschnelligkeit und druckvolle Dynamik. Von der Aufdickung im Bass in Amrés vergleichsweise kleinem Hörraum war bei 60 Qudratmeter nichts mehr zu bemerken. Sehr wohl fiel jedoch der prominent agierende Hochtöner auf, der den breitbändertypischen wunderbaren Mitten allzuviele Glanzlichter aufsetzte.
Über mehrere Tage und Nächte liefen die OMEN DEFs fast ununterbrochen und das bei mitunter beträchtlichen Lautstärken. Die dabei einsetzenden Veränderungen waren deutlich wahrnehmbar. Das Klangbild wurde insgesamt homogener, die faszinierenden Attribute guter Breitbandlautsprecher kamen deutlicher hervor. Dies mag zum einen den mechanischen Veränderungen der Chassis durch die Einspielzeit geschuldet sein, kann aber auch an einem psycho-akustischen Phänomen liegen.
Das menschliche Ohr scheint sich an veränderte Rahmenbedingungen zu gewöhnen und Überlagerungen und Welligkeiten im Frequenzgang oft erstaunlich schnell unterdrücken zu können. Immer wieder verblüfft mich der Umstand, dass zum Beispiel Berufsmusiker oft durchaus mittelmäßige Anlagen zu Hause nutzen. Wer täglich hört, wie ein natürliches Instrument zu klingen hat, verzeiht anscheinend leichter Fehler in einer Wiedergabekette, die ja ohnehin nie an das Original heranreichen kann.
Steigt man von einem sehr neutralen und messtechnisch hervorragenden Lautsprecher wie der Thiel 3.7 oder der Duetta von Udo Wohlgemuth unmittelbar auf den amerikanischen Lautsprecher um, so kann man sich der irritierenden Faszination kaum entziehen, dass Lautsprecher auch nach ganz anderen Kriterien abgestimmt werden können. In der ersten Hörphase wurde die Erinnerung an den Sound, der über einen alten Gitarren-Röhrenverstärker rüberkommt immer wieder wach gerufen. Das macht richtig Spaß, besonders wenn im abendlichen Dunkel auch tatsächlich ein paar Röhren am Hörplatz vor sich hin glimmen. Ganz so abwegig ist dieser Gedanke gar nicht, wenn man die technische Nähe zur Firma Eminence aus Kentucky unterstellt, die einen beträchtlichen Teil ihres Geschäftserfolges durch Chassis für Gitarrenverstärker zurückführen kann.
Nach circa 100 Stunden intensiver Einspielzeit trat das sympathische und anmachend knackige Aufspielen immer deutlicher hervor, der Bass wurde präziser und reichte anscheinend tiefer hinab. Obwohl sich auch der Hochtöner offensichtlich mit der Einspielzeit besser integrierte, stach er bei direkter Ausrichtung auf den Hörplatz durch großen Detailreichtum hervor. Wer etwas weniger Hochtonanteil wünscht, kann das mit einer geringeren Einwinkelung jederzeit dem individuellen Geschmack anpassen. Das große Plus von Lautsprechern, die einen großen Frequenzbereich abbilden, ist die mühelose Darstellung von Räumlichkeit, vielleicht gerade deshalb, weil keine Frequenzweiche die Übergabe von Informationen aus unterschiedlichen Schallquellen vermitteln muss. Mit dem Einwinkeln lässt sich auch die Raumabbildung der OMEN DEF steuern: Auf den Hörplatz ausgerichtet ergibt sich die wunderbare Plastizität aber auch Intimität einer vergleichsweise kleinen Bühne, was durch den Einsatz eines Triodenverstärkers noch unterstützt wird. Weiter nach außen gedreht öffnet sich die Bühne weit über die Position der Lautstärke hinaus, die Abbildung gerät weniger tief, jedoch völlig von den Lautsprechern losgelöst.
Bei der Verwendung von wattarmen Verstärkern wie der erwähnten Sun Audio 300B Endstufe oder einer First Watt von Nelson Pass fällt auf, dass der Wirkungsgrad mit 98 Dezibel wohl eher optimistisch angegeben ist. Tonal eine große Freude, kommen diese Verstärker bei gehobener Lautstärke doch deutlich an ihre Grenzen. Was die Zu Audio OMEN DEF tatsächlich an Dynamikumfang zu bieten haben, offenbarte sich erst, als ein Vintage VTL 300 Verstärker zum Zug kam. Hier verband sich die Autorität der großen Röhre mit der Spielfreude des Lautsprechers auf mitreißende Art und Weise. Dies führt dazu, dass man unmerklich dazu neigt, die audiophilen Vorführschätze zur Seite zu legen und nach alten Schallplatten zu suchen, die vielleicht schon Jahrzehnte zurückliegende Erinnerungen an emotional intensive Zeiten wachrufen können.
Ein entscheidendes Kriterium, ob ein Lautsprecher geeignet ist, einen dauerhaft zu begleiten, ist die Art und Weise, wie glaubhaft Stimmen wiedergegeben werden. Troels Gravesen, dem dänischen Entwickler, ist ein interessanter Test zu verdanken, der leicht in der eigenen Anlage nachvollziehbar ist. Um herauszufinden, wie es um die tonale Balance von Lautsprechern im kritischen Bereich um die 300 Hertz bestellt ist, empfiehlt er einen Track der norwegischen Ausnahmegruppe Siri’s Svalve Band: Wenige Sekunden nach Beginn der Nummer „You make me feel like a natural women“ singt Siri solo „… and when I had to face another day ….” . Gravesen beschreibt das Wort “another“ als reines D, und weißt den Messschrieb mit 293,66 Hz nach. Es ist erstaunlich, wie laut Siri dieses D zu singen vermag, wobei sie wohl auch ihre Stimme überbeansprucht und erstaunliche Obertöne produziert. Ohne auf die künstlerische Qualität der Performance einzugehen, ist es eine Tatsache, dass viele Lautsprecher diese Passage nicht authentisch wiedergeben können.
Kleine Mitteltöner zum Beispiel scheinen einfach eine zu geringe Membranfläche für diese spezielle Anforderung zu haben und produzieren nichtlineare Verzerrungen, die sofort unangenehm auffallen. Gravesen bemerkte, dass Breitbandlautsprecher Siri’s D hingegen durchaus selbstverständlich abbilden können. Dies hängt mit den Kriterien von Phasenrichtigkeit und Impulsgenauigkeit zusammen und dem Umstand, dass die Probleme, die bei der Verwendung von konventionellen Chassis und ihrer oft vorliegenden Trennfrequenz bei 300 Hz entstehen, bei einem Breitbänder prinzipbedingt gar nicht vorkommen.
Die OMEN DEF jedenfalls gehen mit dieser Herausforderung spielerisch um und bilden Siri’s Stimme mit einer Kraft und Farbigkeit ab, die ihresgleichen suchen. Eine Form der Frequenzweiche nützen die Zehn-Zöller jedoch auch ohne Verwendung elektronischer Bauteile. Ihr aus der Chassismitte ragender „whizzer cone“ ist lediglich die mechanische Form einer Frequenzweiche, auch wenn sie erst weit jenseits der 5000 Hz zum Tragen kommt. Auch hier bleiben Phasendrehungen im Hochtonbereich nicht aus, die im Fall der OMEN DEF jedoch das Hörvergnügen nicht beeinträchtigen.
GEHÖRT MIT | |
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CD Player | dcs Puccini |
Plattenspieler | Platine Verdier |
Tonarm | Graham Phantom |
Tonabnehmer | Benz Micro Ruby Open Air |
Vorverstärker | VTL Maximal Deluxe, Musical Fidelity KW, Atoll PR 200 |
Endverstärker | Sun Audio 300B, First Watt/Nelson Pass, Atoll AM 200, VTL 300 Deluxe |
Lautsprecher | Thiel 3.7, Duetta ADW, Avalon Transcendent |
HERSTELLERANGABEN Zu Audio OMEN DEF | |
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Prinzip | Vollbereichslautsprecher mit Superhochtöner |
Abmessungen (B/H/T) | 30,5/119,4/30,5 cm |
Wirkungsgrad | 98 dB/W/m |
Impedanz | 6 Ohm |
Gewicht | 36 kg |
Garantie | 5 Jahre |
Paapreis | 4400 Euro |
VERTRIEB TCG Handels GmbH | |
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Anschrift | Döppers Esch 7 48531 Nordhorn |
Telefon | +49 5921 78849-27 |
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