Montag, 30 April 2012 02:00

Ayre CX-7eMP

Was das Internet so alles aus einem machen kann! Noch vor drei Jahren war ich mittendrin in der Kernzielgruppe des Ayre CX-7eMP – auch wenn es ihn damals in der aktuellen Version noch gar nicht gab. Die Aussage „wer braucht schon Computer-Hifi, solange High-End-Schmieden wie Ayre feine Player bauen‟ hätte ich bedenkenlos unterschrieben. Doch wie sieht das heute aus?
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Das Licht im Studio täuscht ein wenig. Nicht nur die 12 Millimeter starke Frontplatte, sondern auch der Deckel und die Seiten des Ayre erstrahlen in elegantem Silber
Das Licht im Studio täuscht ein wenig. Nicht nur die 12 Millimeter starke Frontplatte, sondern auch der Deckel und die Seiten des Ayre erstrahlen in elegantem Silber

Gerne gebe ich zu, dass es in nicht allzu ferner Vergangenheit eine Zeit gab, in der ich mich in der Freizeit nicht auch noch mit Computern beschäftigen mochte. Dann kamen iPod, iTunes und Co, und die rigorose Ablehnung von Rechnern für die Musikwiedergabe bekam erste Risse. Der Entschluss, für ein Magazin im Netz zu schreiben und es schließlich selbst zu betreiben, veränderte dann insgesamt die Einstellung zu Computern: Die neuen Möglichkeiten, die Hifistatement bot – wie Downloads oder etwa unsere Klangbibliothek –, und die Beschäftigung mit Mastering-Programmen zur Bearbeitung von digitalen Aufnahmen ließen mich das Potential von Hifi und High End aus dem Computer entdecken. Die Aneignung des Themas im allgemeinen und von Programmen wie Amarra oder soundBlade im besonderen nahm aber soviel Zeit und Energie in Anspruch, dass ich sogar die schreiberische Auseinandersetzung mit meinem Lieblingsthema „analog‟ darüber vernachlässigte. Das wird sich demnächst wieder ändern – versprochen.

Die Schublade sitzt sehr unauffällig unter dem auch aus der Ferne gut ablesbaren Display
Die Schublade sitzt sehr unauffällig unter dem auch aus der Ferne gut ablesbaren Display

Um noch einmal auf Computer-Hifi zurückzukommen: Den iMac mit all seinen Möglichkeiten möchte ich im Arbeitszimmer – und das ist in meinem Fall ja gleichzeitig der Hörraum – so schnell nicht missen. Im Wohnzimmer, wo meine Gattin die Hifi-Hoheit hat, ich aber doch hin und wieder mal die ein oder andere besonders spannende Komponente in die Kette integrieren darf – momentan spielen sich hier gerade Acapellas Violon ein – und wir rein zum Vergnügen Musik hören, wurde außer einem iPod-Dock mit Digitalausgang bisher nichts gesehen, was auch nur entfernt mit Computer-Hifi zu tun hat. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Um es kurz zu machen: Ich kann jeden verstehen, der seine Wohnumgebung nicht mit einem Arbeitsgerät verschandeln möchte, auch wenn der ein oder andere Apple hier ein eher kleines Übel darstellt.

Technisch bietet der CX-7eMP alles, was man von Ayre erwarten darf: Im Netzteil finden sich gleich zwei E-I-Kern-Transformatoren des amerikanischen Herstellers Mercury Magnetics mit extrem fein lamelliertem, hochwertigen Kernmaterial mit einer Schichtdicke von nur 0,36 Millimetern, was sich in einer hohen Verlust- und Streuarmut niederschlagen und für einen hohen Wirkungsgrad sorgen soll. Einer der Trafos ist für die Versorgung von Laufwerk, Steuerung und Display zuständig, der andere für die Digital/Analog-Wandlung und die symmetrischen Ausgangsstufen. Dabei sind die Trafos eigens für die hierzulande, in der Schweiz und in Österreich übliche Netzspannung von 230 Volt ausgelegt. Für die kapazitive Filterung wählte Ayre-Chef Charles Hanson Elkos von Cornel Dublier, die in der 105º-Longlife-Qualität eine vierfach höhere Lebensdauer aufweisen als konventionelle Kondensatoren. Statt über die üblichen magnetischen Stahlpins werden die Dublier-Elkos über vielfach besser leitfähige Reinkupfer-Anschlusstermninals kontaktiert. Insgesamt zehn Spannungsstabilisierungen – an klanglich sensiblen Stellen sind dies diskret aufgebaute, gegenkopplungsfreie Regelungen – sorgen dafür, dass die unterschiedlichen Verbraucher sich nicht gegenseitig beeinflussen. In den Audioschaltungen finden sich noch zusätzliche Feinsiebungen mit WIMA-Polypropylen-Kondensatoren und spezielle für Ayre gefertigte, kyrogen behandelte Styroflex-Zinnfolien-Kondensatoren.


Das Teac-Laufwerk ist gekapselt. So werden Einstreuungen in die Elektronik vermieden und die Laufgeräusche gedämpft
Das Teac-Laufwerk ist gekapselt. So werden Einstreuungen in die Elektronik vermieden und die Laufgeräusche gedämpft

Die Daten liest ein voll gekapseltes Teac-Laufwerk aus, wobei das Gehäuse im Gehäuse abschirmen, aber auch für ein sehr niedriges Laufgeräusch sorgen soll. Für den Transport der Steuer- und Signaldaten zur Elektronik ist ein aufwendig geschirmtes Spezialkabel mit impedanzangepassten Leitungspaaren zuständig. Dort nimmt sich dann ein Digitalfilter der Daten an, das auch Spuren in den Namensgebung des Players hinterlassen hat: MP steht für Minium-Phase-Filter. Dass Filter klangentscheidend sein können, weiss man als interessierter Audiophiler spätestens seit den ersten Wadias, die statt der frequenz- auf zeitoptimierte Filter setzten. Damals wie heute gibt es Filter dieser Qualität nicht von der Stange. Ayre hat seine Filter sehr aufwändig selbst programmiert und in sogenannten FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) realisiert. So könnten sie im Fall neuer Erkenntnisse leicht verändert werden. Das Minium-Phase-Filter, beseitigt zwar das konventionellen Filtern eigene Pre-Ringing, eine Art Vorecho bei Impulsen, vollständig, führt nach dem Impuls aber zu einer Vielzahl von Nachschwingern. Charles Hanson ist es nun gelungen, dieses Filter so zu optimieren, dass es ohne jegliches Vorschwingen und mit lediglich einem Nachschwinger auskommt. Diese dem theoretischen Ideal schon sehr nahe Lösung kommt zum Einsatz, wenn der Kippschalter auf der Rückseite des CX-7eMP in der „Listen‟-Position steht.

Allerdings dürften auf den meisten CDs schon Impulse mit dem klangverfälschenden Pre-Ringing aufgezeichnet sein, da bei vielen Analog/Digital-Wandlern ebenfalls frequenzoptimierte Filter zum Einsatz kamen. Den Erkenntnissen folgend, die Peter Craven schon 2004 in einen Beitrag für die Audio Engineering Society veröffentlichte, hat Charles Hanson in seine Lösung nun auch ein Tiefpassfilter implementiert, das das auf Aufnahmen vorhandene Vorecho eliminiert, so dass nun weder auf den Aufnahmen befindliche Vorschwinger noch vom Filter des D/A-Wandler produzierte den Klang beeinträchtigen können. Kein Wunder, dass Ayre dieses Filter auch in seinem an dieser Stellte schon zweimal gewürdigten USB-Wandler QB-9 und dem Universal-Player C-5xeMP einsetzt.

Der CX-7eMP verfügt über symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge und einen abschaltbaren AES/EBU-Digitalausgang
Der CX-7eMP verfügt über symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge und einen abschaltbaren AES/EBU-Digitalausgang

Aus klanglichen Gründen entschied sich Ayre für ein 16-faches Oversampling, verlässt aber auch hier wieder ausgetretene Pfade: Während bei konventionellen Verfahren die Daten in hintereinandergeschalteten „Finite Impuls Response‟-Filtern jeweils um den Faktor zwei vervielfacht werden und dabei in jedem Schritt Rundungsfehler auftreten, geschieht die Vervielfachung beim vom Ayre angewandten Verfahren in einem einzigen Schritt, was mögliche Fehler minimiert. Nach den Filtern stehen dann Datenworte mit 24 Bit bereit, die ein Burr Brown PCM1738 in vier Analog-Signale wandelt: Für den rechten und linken Kanal werden jeweils nichtinvertierte und invertierte Signale ausgegeben. Ab dem Wandlerausgang erfolgt die Signalverarbeitung also vollsymmetrisch und wie bei Ayre üblich kommen die speziellen Operationsverstärker ohne Über-Alles-Gegenkopplung aus. Ein Platinen-Layout mit sehr kurzen Signalpfaden frei von Kabeln oder Steckverbindern ist eine weiteres klangförderndes Detail. Wie schon eingangs gesagt, erfüllt der CX-7eMP technisch alle Erwartungen, die man an einen Ayre stellen darf.

Diese Fernbedienung gehört zum Lieferumgang. Für einen Aufpreis von 300 Euro ist auch eine Vollmetall-Version im Angebot
Diese Fernbedienung gehört zum Lieferumgang. Für einen Aufpreis von 300 Euro ist auch eine Vollmetall-Version im Angebot

 

Auch wenn der Player sich noch so gut in die Computer-freie Kette im Wohnzimmer einfügte, muss er an der noch ein wenig höher auflösenden Anlage im Hörraum zeigen, was er kann. Dazu kommt er direkt auf einer Ebene des Pagode-Racks zu stehen, bezieht seinen Strom über ein HMS Gran Finale und steht über symmetrische Sun Wire Reference mit der Vorstufe in Kontakt. In der Schublade des Ayre liegt eine lange nicht gehörte Scheibe des Saxophonisten André Jaume, die er mit meinem damaligen Lieblingsbassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Oliver Clerc einspielte: Peace/Pace/Paix, Harmonia Mundi CELP C.19. Die Standards und Originale von Haden und Jaume leben von der Spannung zwischen sehr melodischen Passagen und teils solistischen Exkursionen in etwas freiere Gefilde. Die Aufnahme habe ich nicht gerade als audiophil in Erinnerung, doch der Ayre schwelgt in Klangfarben, beispielsweise wenn Jaume vom nie schneidenden Tenor zur Bassklarinette wechselt. Die sensible Besenarbeit ‚Clercs wird ungemein fein aufgelöst dargestellt, wobei die Becken eher warm erstrahlen und man das Reiben auf dem Fell der Snare glaubt sehen zu können. Der charakteristische, singende Ton des mit Darmsaiten bespannten Kontrabasses besitzt Fülle und Kraft und ist dennoch leicht und definiert. Das alles ist völlig frei von Effekten aufgenommen worden und wird vom Ayre auch so entspannt wiedergegeben. Allerdings fand ich die Scheibe – von den Soli Hadens einmal abgesehen – nie sonderlich spannend. Dank des CX-7eMP gibt es hier nun immer neue Kleinigkeiten zu entdecken: Das macht die Scheibe nicht zu einem Spektakel, verführt aber dazu, bis zum Schluss konzentriert zuzuhören. Dem Ayre gelingt es ganz vorzüglich, eine Menge von Details freizulegen, ohne sie aus dem musikalischen Zusammenhang zu reißen.

Zwei E-I-Kern-Transformatoren versorgen den Ayre mit Energie für die Digital- und Analog-Sektion, wobei der Wandler zu letzterer zählt
Zwei E-I-Kern-Transformatoren versorgen den Ayre mit Energie für die Digital- und Analog-Sektion, wobei der Wandler zu letzterer zählt

Um herauszubekommen, ob auch unter dem Ayre die Pulsar Points in Titan zur Ankopplung noch etwas bringen, habe ich mal wieder Keith Jarretts „Wrong Blues‟ von Album Standards Live, ECM 1317 auf- oder besser eingelegt. Beim ersten Hören kann ich mich aber nur schwer auf Rhythmus, Bass und Raum konzentrieren. Schuld daran ist die Wiedergabe der Becken. Wer häufiger Jazzkonzerte besucht, wird mitbekommen haben, dass die wenigsten Schlagzeuger mit ihrem eigenen Drum-Set auf Tournee gehen. Viele begnügen sich mit dem Schlagzeug, das der Club stellt. Wer sich nicht den Luxus des Transports des eigenen Sets leisten kann, aber dennoch besonderen Wert auf seinen eigenen Sound legt, reist zumindest mit seinem eigenen Satz Becken. Nie habe ich dies so gut verstehen können wie beim Hören des „Wrong Blues‟. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir die Unterschiede der verschiedenen Becken und die Varianten der Schläge mit Besen oder Sticks je so bewusst geworden sind wie über den Ayre. Es ist einfach phantastisch, welche feine klangliche Nuancen Jack DeJohnette seinem Blech entlockt. Und all diese farbigen und dynamischen Differenzierung vollbringt der CX-7eMP mit einer völligen Selbstverständlichkeit: Die Becken sind im Klangbild keinesfalls überbetont. Wer allerdings möchte, kann hier eine Menge Entdeckungen machen. Einfach klasse!

Ach ja, die Pulsar Points: Da sie in puncto Dynamik, bei der Ausdehnung der imaginären Bühne, dem Punch im Bass und der subjektiv empfundenen Intensität des Grooves eine Menge Vorteile bringen, lasse ich sie unter dem Ayre und verzichte auf Experimente mit den Ayre Myrte Holzblöcken, die Deutschland-Importeur Sun Audio den Geräten ebenso beipackt wie ein hochwertiges Sun-Netzkabel. Das Einsetzen von audiophilen Feinsicherungen gehört übrigens ebenfalls mit zum Service von Sun Audio.

Die Ausgangsstufe arbeitet vollsymmetrisch und kommt ohne Überalles-Gegenkopplung aus
Die Ausgangsstufe arbeitet vollsymmetrisch und kommt ohne Überalles-Gegenkopplung aus

Schade, dass ich keinen QB-9 zum Vergleich hier habe, denn damit würde der Vergleich einer einmal über den CX-7eMP und einmal aus dem Computer wiedergegebenen CD noch aussagekräftiger. So muss die Wandlung des USB-Signals ein Prototype übernehmen, aus dem nach weiteren Verbesserungen der Phonosophie-Wandler hervorgegangen ist. Um den preislichen Unterschied nicht noch größer werden zu lassen – der Wandler allein bewegt sich in der Preisklasse des Ayre, dazu kommt noch der Rechner und ein hochwertiges und -preisiges AudioQuest-USB-Kabel –, verzichte ich auf einen kostenpflichtigen Audioplayer und spiele Patrice Herals „Improvisation‟ aus Michel Godars Album Le Concert Des Parfums direkt aus iTunes: Auch hier bekommt man eine recht konkrete Vorstellung des Aufnahmeraumes im Kloster von Noirlac. Dass ich den steinernen Saal vor mir sehe und zwar sowohl beim iMac als auch beim CX-7eMP, hat nur zum Teil mit deren Qualität und der der CD zu tun. Es liegt auch mit daran, dass ich im Juni des vergangenen Jahres dort Aufnahmen mit Michel Godard gemacht habe, die noch heuer als Platte erscheinen sollen.


Doch zurück zum Vergleich zwischen Festplatte und CD: In beiden Fällen wirkt der Raum realistisch, wenn auch über den Prototypen etwas tiefer und über den Ayre ein Stückchen breiter. Wenn das Signal aus dem Rechner kommt, umgibt das Schlagwerk ein Hauch mehr Luft, kommt es von der CD, besitzen die Schläge mehr Nachdruck. Gerade untenherum macht der Ayre mehr Dampf, um es einmal salopp auszudrücken. Letztlich agieren sowohl der Wandler mit dem iMac als auch der Ayre auf sehr hohem Niveau. Da ist es eher eine Geschmacksfrage, ob einem die eine oder andere Abstimmung ein bisschen mehr zusagt. Viel wichtiger: Ein CD-Player mit den Qualitäten des Ayre gerät auch heute gegenüber der Musikwiedergabe aus dem Computer nicht ins Hintertreffen.

Der Vollverstärker AX-7e ist der ideale Spielpartner des C-5xeMP, der allerdings auch in deutlich aufwändigeren Ketten eine gute Figur macht
Der Vollverstärker AX-7e ist der ideale Spielpartner des C-5xeMP, der allerdings auch in deutlich aufwändigeren Ketten eine gute Figur macht

 

STATEMENT

Wenn in Ihrer Freizeit einfach keine Computer mehr sehen wollen, bleiben Sie bei Ihrer Haltung. Vorausgesetzt natürlich, Sie vertrauen Ihre CDs einem so herausragenden Player an wie dem Ayre: Der CX-7eMP verwöhnt mit einer exzellenten Auflösung, bleibt dabei tonal jedoch perfekt ausgewogen. Er bringt Impulse mit ordentlich Druck und neigt dennoch nicht zur Effekthascherei. Seine Stimmigkeit, sein musikalischer Fluss garantieren stundenlangen, ermüdungsfreien Musikgenuss, bei dem immer wieder neu zu entdeckende Feinheiten das Salz in der Suppe sind.
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler Prototype, Mytek
Audioplayer Amarra 2.3
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder, Wildwood, Coffee
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
CD-Player Ayre CX-7eMP
Ausgänge analog 1 x Cinch, 1 x XLR
Ausgang digital 1 x AES/ABU (XLR)
Ausgangsspannung 2,25 V (Cinch), 4,5 V (XLR)
Abmessungen 43,5/12/33 cm (B/T/H)
Gewicht 12 kg
Garantie 5 Jahre
Preis 3800 Euro
Metallfernbedienung 300 Euro Aufpreis

 

VERTRIEB
Sun Audio Vertriebs GmbH
Anschrift Schneckenburgerstraße 30
81675 München
Telefon 089-479443
Internet www.sunaudio.de
E-Mail info@sunaudio.de

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Freitag, 27 April 2012 02:00

Lawrence Audio Violin

Trotz des nahezu unüberschaubaren Angebots an Lautsprechern gibt es nur wenige, die auch optisch einen starken Eindruck hinterlassen. Gleich eine ganze Serie feinstens verarbeiteter und ungewöhnlich gestalteter Schallwandler hat Lawrence Audio im Programm. Die Violin soll zeigen, ob der Klang hält, was das Design verspricht.
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Es war einmal vor vielen Jahren, irgendwann in den 1970-ern, in einem der ganz frühen HiFi-Jahrbücher, die damals vom Deutschen Hifidelity Institut e.V.  herausgegeben wurden und mit Hilfe derer man sich einen Überblick über das Angebot hochwertiger HiFi-Geräte verschaffen konnte. Dort fand sich der Lautsprecher eines großen japanischen Herstellers, dessen Tiefton-Membran der Form des menschlichen Ohres nachempfunden war. Damals hielt ich das für einen peinlichen und untauglichen Innovations-Versuch. Ich hatte jedoch nie die Gelegenheit, dieses besondere Produkt zu hören, so dass ich zu seiner Qualität keinerlei Aussage machen kann. Eine Aussage über die Leistungen der Lawrence Audio dürfen Sie hier aber mit Recht von mir erwarten.

Die Violin – keine Geschmacksfrage, hier hört das Auge mit
Die Violin – keine Geschmacksfrage, hier hört das Auge mit

Können Sie sich beim Betrachten des Aufmacher-Fotos vorstellen, an was ich mich erinnert fühle? Die Violin ist eine auffällige Erscheinung und ruft die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, wie so oft bei Dingen, die vom Gewohnten abweichen. In der deutschsprachigen Presselandschaft verstieg sich jemand dazu, die Violin schlicht geschmacklos zu finden. In den USA errang sie 2011 in der Zeitschrift Stereotime die Auszeichnung „Most Wanted Component‟ und erhielt sowohl 2011 als auch 2012 den „CES Innovations Award‟, bei dem auch die optische Komponente in die Bewertung einfließt. Und – viel wichtiger – meine Frau fand die Violin gleich „hübsch“. Es ist vielleicht zu simpel gedacht, wenn man dem Designer unterstellt, dass er habt nach der Devise gehandelt, ein Lautsprecher müsse, weil er Instrumente reproduziert, auch wie ein solches aussehen.

Links im Bild die Bassreflexöffnung des Lautsprechers, rechts die· anschließende Öffnung im Ständer
Links im Bild die Bassreflexöffnung des Lautsprechers, rechts die· anschließende Öffnung im Ständer

 

Mister Lawrence Liao, Inhaber und Chef-Designer seines Unternehmens bezeichnet sich selbst als Künstler und hat diese Designlinie, so kann man auf seiner Website nachlesen, aus Liebe zur klassischen Musik und deren Instrumenten so geformt und getauft. Und sind nicht Musikinstrumente immer auch Gebilde, die auch auf Grund ihrer Form spezifische akustische Merkmale haben? Welche Eigenschaften bringt die ausgefallene Formgebung der Violin mit sich? Zuerst fällt mal auf, dass dieses Gehäuse keinerlei parallel verlaufenden Flächen besitzt und somit keine stehenden Wellen zulässt. Allein das ist schon ein gewichtiger Pluspunkt. Wer sich einen so auffälligen Lautsprecher anschafft, wird ihn auch entsprechend platzieren. Findet man ihn hässlich, wird man ihn kaum kaufen. Gefällt er aber, haben wir hier einen Lautsprecher mit besonderem Objektwert, den man auch zur Geltung bringen möchte. So denke ich, dass eine Violin gerade wegen ihrer optischen Erscheinung leichter einen akustisch günstigen Platz findet als viele der üblichen Boxen-Quader oder Säulen. Somit dürfte die Formgebung geeignet sein, durch eine freie Aufstellung aus optisch-ästhetischen Überlegungen auch die akustischen Voraussetzungen für den musikalischen Auftritt im Wohnzimmer zu perfektionieren.

Der Spike, schwer und justierbar, mit Unterlegscheibe
Der Spike, schwer und justierbar, mit Unterlegscheibe

Die Violin kommt mit separaten, schwarzen Ständern ins Haus, die obligatorisch sind und sie zur Standbox machen. Denn die Bassreflexöffnung befindet sich unten im Boden des eigentlichen Lautsprechers und bedarf der Möglichkeit der freien Abstrahlung. Durch zwei Gewindeschrauben werden Lautsprecher-Gehäuse und Ständer miteinander fest verbunden und lassen sich auch gemeinsam bewegen, um die passende Platzierung zu finden. Je vier massive Spikes pro Lautsprecher mit der Option zum Ausgleich von Unebenheiten gehören zum Lieferumfang. Sie werden komplettiert durch passende Unterlegscheiben zur Schonung sensibler Fußböden oder deren Eigentümer. Beide Lautsprecher tragen dieselbe Seriennummer. Es handelt sich also um ein abgestimmtes Paar.

Technisch ist die Violin ein Zwei-Wege-Konzept. Das aufwändige Gehäuse besteht aus hochwertigem MDF und beinhaltet zwei Systeme aus dem Hause Aurum Cantus: einen 20-Zentimeter-Tief-Mitteltöner und ein Hochton-Bändchen aus hochreinem Aluminium mit 130 mal 8,5 mal 0,01 Millimeter Membran-Abmessungen. Vor der Membran liegt zum Schutz ein feinmaschiges, beinahe transparentes Metallgitter, damit dem empfindlichen Musikanten mechanisch von außen kein Schaden zugefügt werden kann. Das Bändchen, so Lawrence Audio, ist hoch belastbar und magnetisch abgeschirmt. Die Übernahme-Frequenz zum Mittel-Tieftöner liegt bei 2,2 Kilohertz. Bändchen-seitig fällt der Pegel mit einer Steilheit von 18 Dezibel pro Oktave ab.

Das Mittel-Tiefton-Chassis steigt mit einer Flankensteilheit von 12 Dezibel ins musikalische Geschehen ein. Der Aluminium Korb ist der Arbeitsplatz für eine Sandwich-Membran aus Karbonfiber-Zellstoff-Karbonfiber. Der Antrieb besteht aus eine 50 Millimeter großen, aus Flachdraht gewickelten, mit Kupfer beschichteten Aluminium-Schwingspule und einem 120 mal 20 Millimeter großen Ferrit-Magneten. Beide Chassis sind in die nach oben geneigte Vorderseite des Gehäuses eingelassen. Davor befindet sich die schwarze Holzplatte mit der Schallführung für das Bändchen zur optimalen Ankopplung an den Raum.

Das Bändchen in seiner sauber verarbeiteten Umgebung
Das Bändchen in seiner sauber verarbeiteten Umgebung

Die Frequenzweiche ist aus hochwertigen MKP-Kondensatoren, Spulen aus hochreinem oxydfreiem Kupfer und Metall-Oxyd-Film-Widerständen nach Militär-Standard aufgebaut. Die Verkabelung von der Weiche zu den beiden Chassis erfolgt mit Teflon-isolierten OCC-Kabeln. Angeschlossen wird die Violin über ein Paar beeindruckender Schraubanschlüsse, die Bananas, Kabelschuhe und offene Kabelenden aufnehmen können. Nicht vorgesehen ist der Betrieb im Bi-Wiring oder Bi-Amping Modus. Insgesamt also ein imposanter Aufwand im Detail, der erfreut und Erwartungen schürt.

Zum Einhören hatte ich Lust auf Bruce Dunlap About Home, erschienen bei Chesky Records, die ich vom Computer vollständig hörte. Denn die Musik entspannte angenehm und klang wunderschön. Räumlich aufgelöst und frei vom Lautsprecher umschmeichelten mich die lieblichen Töne der akustischen Gitarre und ihrer Begleiter.


Das Bändchen im ausgebauten Zustand von hinten mit Filter-Baustein
Das Bändchen im ausgebauten Zustand von hinten mit Filter-Baustein

Haydns Menuett aus dem Divertimento in D, gespielt von Jörg Baumann Violoncello und Klaus Stoll Kontrabass auf Teldec lies mich aufhorchen: Dieses Volumen in den Tiefen, gleichzeitig ungemein detailreich – so war ich das muntere Stückchen nicht gewohnt. Freundlicherweise hat mir Jörg Klein vom Vertrieb Hörgenuss für Audiophile ein Paar drei Meter lange Lautsprecherkabel vom Typ Absolue Création In-Tim mitgeschickt, da meine üblicherweise mit den Triangle-Lautsprechern verwendeten QED-Verbindungen bei gleicher Länge ziemlich steif sind. Ich wollte aber beim Auffinden eines geeigneten Standortes für die Violin nicht eingeschränkt sein.Die In-Tims sind schön beweglich. Die geeignete Position fand ich dann mit etwa einem Meter seitlichem Wandabstand und noch etwas mehr Raum nach hinten.

Es folgte Franz Liszts h-moll Sonate in einer Einspielung auf Decca mit Alfred Brendel vom Rechner: Sagenhaft die Wucht und Dynamik des Flügels. Er stand plastisch im Raum hinter den Lautsprechern, donnerte und blieb dennoch feingezeichnet mit zarten Farben. So ein Grundton-Volumen bei einer derartigen Auflösung war ich nicht gewohnt. Es war faszinierend, aber war das tonal richtig so?

Auch der Tief-Mitteltöner ist in die vorgesetzte Schallwand eingelassen
Auch der Tief-Mitteltöner ist in die vorgesetzte Schallwand eingelassen

Also griff ich zu Esther Ofarims Kinderspiele, einer meiner  Immer-Wieder-Referenz-Aufnahmen. Und siehe da, Stimme und Gitarre schienen ehrlich körperhaft, standen etwas dichter beieinander als oftmals sonst und waren einfach schön anzuhören.  Aber Esthers Stimme hatte für mein Gefühl etwas zu viel Grundton, wirklich nur eine Spur zu viel. Ich gebe aber gerne zu, dass Esther Ofarim bislang nicht in meinem Hörraum aufgetreten ist, doch der Klang ihrer Stimme passte nicht zu meiner Vorstellung.

Also schloss ich probehalber mein QED-Kabel an, das gerade bis an die Violin reichte. Und siehe da, der Effekt war weg. Allerdings auch ein wenig der beeindruckenden räumlichen Tiefe und Auflösung im unteren Grundtonbereich bei Alfred Brendels Interpretation der h-moll Sonate von Franz Liszt, die mir das Absolue Création so beeindruckend präsentiert hatte.

Trotzdem entschied ich mich, mit meinem QED weiter zu hören und wählte dazu Tschaikowskys Pathétique in einer Live-Aufnahme mit den Münchener  Philharmonikern unter Sergiu Celibidache auf EMI aus dem Jahr 1992. Das war wunderbar rund, warm, trotzdem sehr gut aufgelöst, fein gezeichnet. Das Bändchen zeigte, was es kann. Diese ergreifende, gefühlvolle Musik erklang, wie ich es mir schöner kaum vorstellen kann.

Der stabile Aluminium-Korb des bis 2200 Hertz arbeitenden Konus-Chassis
Der stabile Aluminium-Korb des bis 2200 Hertz arbeitenden Konus-Chassis

 

Wenn die Violin so fantastisch auflöst, wie klingt denn dann eine andere meiner· Referenz-Aufnahmen, Oscar Petersons „You look good to me‟? Die Antwort: tonal stimmig, auch hier transparent und der von Ray Brown gezupfte und gestrichene Kontrabass keineswegs zu fett. Bei den beiden folgenden Digital-Versionen von Musikstücken, die ich gleichfalls auf Vinyl besitze, hatte ich den Eindruck, dass der unangenehme, harsche Digital-Charakter abgemildert wurde. Ein erfreuliches Phänomen. Keineswegs ging dies einher mit zu wenig Höhen. Im Gegenteil, das Bändchen der Violin spielt farbenfroh, offen und luftig.

Was mich bei allen Stücken bisher besonders faszinierte, war die in meinem Raum bisher nicht erlebte herrliche Räumlichkeit und Staffelung des musikalischen Geschehens in der Tiefe bis weit hinter die Lautsprecher. Probeweise nahm ich meinen T+A Röhren-Vorverstärker aus der Kette und schloss den DA-Wandler, der ja als Vorverstärker agieren kann, direkt an die kleine Spectral Endstufe an. Das Klanggeschehen wurde sofort weniger in die Tiefe gestaffelt. Erstaunlich, wie die Violin dies deutlich macht. Sofort musste der Vorverstärker wieder mitspielen.

In Richtung Rock-Musik bewegte ich mich über mit „Under The Boardwalk‟, interpretiert von Rickie Lee Jones auf Girl At Her Volcano. Auch hier war ein beeindruckend sauberer und, wie sich‘s gehört, kräftiger Bass zu hören. Sängerin und Sänger standen mit farbigem Timbre auf der Bühne. Genau die Dynamik, die dieses Stück in sich trägt und so, wie ich es hören möchte.

Ein Teil der hochwertigen Zwei-Wege Weiche
Ein Teil der hochwertigen Zwei-Wege Weiche

Nun zu den obligatorischen Rolling Stones, jetzt von der Schallplatte, und zwar die A-Seite von Let It Bleed: Alles stimmte bei „Gimmie Shelter‟, die Stimmen glaubhaft, die Instrumente vielschichtig, detailreich, farbenreich und räumlich aufgelöst. Nur irgendetwas war nicht so, wie es sollte. Ich muss zugeben, dass ich eine Weile brauchte, weil die farbige Detail-Vielfalt mich beeindruckte, bis ich mir sicher war, dass die Räumlichkeit hier nicht überzeugte. Mick Jagger steht bei den Stones nicht hinten. Aber so hörte es sich an. Die sich nach hinten öffnende Räumlichkeit ließ das Anmachende nicht rüber kommen. Es fehlte jegliche Aggressivität. Nun kenn ich den Charakter meiner kleinen Spectral-Endstufe. Sie öffnet den Raum nach hinten. Also ersetze ich die Spectral Endstufe durch meine zwei 55 Watt Röhren-Monos in Trioden-Schaltung. Und siehe da, jetzt war das Klangbild weniger tief gestaffelt, aber Mick Jagger sang vorne. Farbe, Details, Dynamik, alles war ähnlich, nur die Raumabbildung war jetzt richtiger.

Ich habe noch viele verschieden Schallplatten gehört, einfach wegen des tollen Klanges. Ganz besonders Spaß gemacht hat mir das Stück „Guter Mond, Du gehst so stille‟ von Dieter Ilg auf BASS. Egal mit welcher Endstufe ich welche Musik hörte, die oben beschriebenen Eindrücke bestätigten sich immer wieder. Ich möchte noch unbedingt erwähnen, dass die tonale Balance der Violin in hohem Maße erhalten blieb, egal ob ich aus meinem Hörsessel aufstand oder zwei Meter vor dem Lautsprecher stand. Die Lawrence Audio gewährt dem Hörer also einen sehr großzügigen Raum, in dem er genussvoll hören kann.

Die beachtlichen Anschlüsse der Violin mit sehr erfreulicher Anfass-Qualität
Die beachtlichen Anschlüsse der Violin mit sehr erfreulicher Anfass-Qualität

Die Violin kostet komplett 6300 Euro. Das ist gemessen an ihrem musikalischen Können nahezu ein Geschenk. Denn sie kann jede Menge anderer Lautsprecher absolut blossstellen. Dafür ist es aber mit dem Entrichten des Kaufpreises nicht getan. Will man alles aus der Violin herausholen, kommt man nicht umhin, sich Zeit zu nehmen für die Auswahl der richtigen Zuspieler, da sie die Charaktere ihrer Mit-Musikanten sehr, sehr deutlich offenbart. Aber auch die Suche nach dem stimmigen Ganzen ist keine Frage des Geldes: Bei meinen oben beschriebenen Variationen  der Kette war auch eine weniger teure Lösung die für mein Empfinden bessere.


STATEMENT

An keiner Stelle des Hörtest hatte ich den Eindruck, dass die Violin die eine oder andere Musikrichtung bevorzugt. Sie macht alles auf ihre Art und die ist ehrlich, transparent, detailreich und klangfarbenstark. Die Lawrence Audio hat mir musikalische Erlebnisse beschert, die ich bisher hier so nicht gehört habe. Haben Sie Mut zum Besonderen!
GEHÖRT MIT
Computer Apple MacMini, OS X 10.6.8, Amarra  Mini 2.3
DA-Wandler Antelope Zodiac plus
Plattenspieler Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2
Phonostufe Primare R-20
Vorverstärker T+A  P-10
Endstufe Spectral DMA 100 S, AirTight ATM-3
Kabel Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral, Absolue Créations In-Tim, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel

 

HERSTELLERANGABEN
Lawrence Audio Violin
Konzept 2-Wege Bassreflex
Frequenzgang 35 Hz bis 40 KHz
Empfindlichkeit 88db oder definiert bei 2,83V/1m: 90dB
Impedanz 8 Ohm, minimal 6,4 Ohm
Empfohlene Verstärkerleistung 30 bis 150 Watt
Hochtöner 13 mm Aluminium-Bändchen
Tief-/Mitteltöner 20 cm, Korb aus Aluminium, Membran aus Carbon-Fiber
Übergangsfrequenz 2200 Hz
Höhe inkl. Ständern 123 cm
Breite Box 26 cm, Ständer: 35 cm
Tiefe Box 40cm, Ständer 43cm
Gewicht Box 19,5kg, Ständer 7kg
Paarpreis 6300 Euro inkl. Ständer
Ausführung Kirsche Natur oder Rosenholz, Sonderausführungen auf Anfrage

 

VERTRIEB
Hoergenuss für Audiophile
Anschrift Jörg Klein
Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
Telefon 069 40326292
E-Mail info@hgfa.de
Internet www.hgfa.de

Weitere Informationen

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Samstag, 21 April 2012 02:00

Ayon CD-T

Die traun sich was, die Leute von Ayon! In der heutigen Zeit ein neuentwickeltes CD-Laufwerk  auf den Markt zu bringen. Und dann auch noch mit einer Röhre im Digitalteil! Wo doch heutzutage jeder nur noch downloaded, rippt, rappt... sorry letzteres stimmt zwar, gehört aber nicht hierher. Ich will ja nichts vorweg nehmen, aber Gott sei Dank haben sich die Österreicher getraut!
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Wie man aus dem Bericht über den Aurender entnehmen konnte, reicht ein hochwertiger DAC alleine für eine anspruchsvolle Wiedergabequelle nicht aus. Erst das perfekte Zusammenwirken von Laufwerk oder Streamer)und D/A-Wandler sorgt dafür, dass nicht bereits an der Quelle vieles verloren geht.

Klassischer Toplader, die häufigsten Bedienelemente sind von oben erreichbar
Klassischer Toplader, die häufigsten Bedienelemente sind von oben erreichbar

Nun haben sich zum Thema Datenübertragung via CD Laufwerk schon etliche Leute Gedanken gemacht. Die eine Fraktion behauptet, jedes Computerlaufwerk muss die Daten komplett auslesen können, sonst würde ja kein PC Programm funktionieren. Klingt irgendwie logisch. Wenn man einen Techniker dazu befragt, ist der mit dem Thema auch ganz schnell fertig: bits sind bits, digitale Technik funktioniert entweder überhaupt nicht oder perfekt! Perfekter Klang für immer? Das kommt mir irgendwie bekannt vor!

Für diese Art der Argumentation hat die andere Fraktion eine ganz einfache Frage parat: Warum klingt dann mein 20000-Euro-Laufwerk besser? Tja, woran liegt das nun? Um diese Frage eindeutig zu klären, müsste man mit einer geeigneten Software die jeweils ausgelesenen Rohdaten auf Abweichungen vergleichen. Solche Programme existieren tatsächlich. Aber das ist natürlich noch nicht alles, entscheidend ist nicht nur die korrekte Abfolge von Nullen und Einsen, sondern auch deren zeitliche Zuordnung. Hierfür wäre dann zusätzlich eine geeignete Apparatur zur Jittermessung erforderlich. Man sieht, das wird sehr aufwändig, aber alles andere ginge mehr in die Richtung „Jugend forscht“.  Zum Jitter macht der Hersteller allerdings Angaben: Er gibt einen internen Jitter von 1 Picosekunde an; zur Verdeutlichung: In 1 Picosekunde legt das Licht eine Wegstrecke von nur 0,3 Millimeter zurück! Was wollten wir eigentlich? Ach ja, Musik hören!

Professionell: für den S/PDIF Ausgang stehen auch BNC Buchsen zur Verfügung
Professionell: für den S/PDIF Ausgang stehen auch BNC Buchsen zur Verfügung

Ayon wäre nicht Ayon, wenn nicht auch bei dem CD-T irgendeine pfiffige Idee verwirklicht worden wäre. So findet man hier im Digitalausgang eine Röhre! Eine russische 6H14 oder deren Äquivalent ECC 84. Was hat die an dieser Stelle verloren? Die Überlegung ist ganz einfach: Viele Störungen des Signals entstehen auf dem Weg vom S/PDIF Ausgangschip zum DAC, weil der Generator hierfür zu schwach ist. Deshalb hat Ayon hier einen Buffer in Form eines Kathodenfolgers eingebaut. Damit muss der Chip nur das Gitter der Röhre ansteuern, was ein Leichtes für ihn ist. Die eingesetzte Röhre arbeitet in dieser Schaltung ohne Verstärkung, fungiert also als reiner Impedanzwandler. Rechteckimpulse sehen extrem sauber aus, Kabeleffekte dürften sich hier kaum noch auswirken.

Aber welche Röhre nehmen, für diese eher ungewöhnliche Position? Zunächst einmal kommt eine Röhre aus dem Audiobereich wegen zu geringer Bandbreite nicht in Frage. Die hier eingesetzte 6H14 aus alten russischen Militärbeständen wurde im Radarbereich eingesetzt. Sie kann deshalb Frequenzen bis 200 Megahertz verarbeiten und ist für diesen Job ideal geeignet.


Diese Röhre kann schon mal keinen Unfug mehr bei den Militärs anstellen
Diese Röhre kann schon mal keinen Unfug mehr bei den Militärs anstellen

Wenn man seine Nase in das Gerät steckt, findet man das bewährte Philips Pro Laufwerk, zwei R-Core Trafos, einen für die Versorgung der I2S Schnittstelle, den anderen für Motor-Servoboard und die restlichen Schnittstellen. Die Leiterbahnen sind vergoldet, was man auch nicht alle Tage sieht. Die sind jetzt nicht für die Dame des Hauses gedacht, sondern verhindern Alterungseffekte aufgrund von Oxidation.

Die Lasereinheit ist nicht mit dem Deckel verschraubt, sondern mit der äußerst stabilen Bodenplatte verbunden. Damit ergibt sich ein deutlich besseres Resonanzableitverhalten. Die Verarbeitung ist – wie üblich bei Ayon – hervorragend.

Erstaunlich, wie viel Elektronik für eine saubere Abtastung der CD benötigt wird
Erstaunlich, wie viel Elektronik für eine saubere Abtastung der CD benötigt wird

Für den Anschluss an den DAC bietet der CD-T alle erdenklichen Möglichkeiten. S/PDIF (auch mit BNC Buchse!), AES/EBU, Toslink und I2S. Die Röhre ist natürlich nur im Betrieb mit S/PDIF oder AES/EBU aktiv. Für I2S Verbindungen gibt es leider keinen internationalen Standard, so dass bei der Kontaktbelegung jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht. Allerdings hat Ayon konsequenterweise in der Bedienungsanleitung die Pin Belegung angegeben. Ich benutze also die S/PDIF Verbindung, für I2S müsste ich sonst bei meinem DAC zum Lötkolben greifen. Außerdem interessiert mich als Röhrenliebhaber viel mehr, wie sich die 6H14 im Digitalausgang auswirkt.

Der Puck ist praktischerweise in den Deckel integriert
Der Puck ist praktischerweise in den Deckel integriert

 

Zunächst muss Count Basie ran. Count Basie, der Meister des lässigen, obercoolen Pianospiels. Sitzt am Flügel, grinst und prägt mit seinen sparsamen Akkordeinwürfen den typisch swingenden Sound seiner Bigband. Ohne Basie wäre die Bigband zwar immer noch hervorragend, aber es würde das entscheidende Etwas fehlen. Ein Meilenstein unter den zahlreichen Basie Alben ist das 1957 erschienene Album The Complete Atomic Basie, das der Arrangeur Neal Hefti für Basie geschrieben hat und den zukünftigen Stil der Band prägen sollte.

Bei dem Titel „Lil’ Darlin’‟, einem eher verhalten gespielten Stück, muss die knisternde innere Spannung der Bigband zu spüren sein. Wenn die Musik hier nur dahinplätschert und der letzte macht dann das Licht aus, dann kann die Anlage etwas Entscheidendes nicht übertragen. Das kann der CD-T natürlich nicht alleine, aber es muss vom Laufwerk /DAC angestoßen werden. Ansonsten würde die Anlage auch bei einem Requiem grooven.

Lasereinheiten sind vibrationsempfindlich, deshalb hat sich Ayon besondere Gedanken zur Resonanzableitung gemacht
Lasereinheiten sind vibrationsempfindlich, deshalb hat sich Ayon besondere Gedanken zur Resonanzableitung gemacht

Ein anderes Beispiel ist Sketches of Spain, arrangiert von Gil Evans für Miles Davis. Der bekannteste Titel auf der Scheibe ist das Adagio aus dem „Concierto de Aranjuez‟ von Joaquin Rodrigo, hier arrangiert für ein 21-köpfiges Jazzorchester. Ich bin normalerweise kein Fan von verjazzten Klassikern, weil meistens nichts Vernünftiges dabei herauskommt. Aber hier wird weniger improvisiert, es ist mehr ein Umarrangieren für eine andere Orchesterbesetzung und natürlich für Trompete anstatt Gitarre. Schon bei den Anfangstakten kann man die schwüle Atmosphäre der spanischen Sommerhitze förmlich spüren. Nun war die gestopfte Trompete von Miles schon immer problematisch bei der Wiedergabe, in manchen Konstellationen muss ich unwillkürlich an den Zahnarzt denken. Dazu kommt noch das riesige Bläserensemble, welches enorme Anforderungen an das Differenzierungsvermögen der Kette stellt. Hier macht sich die dazu gewonnene Auflösung und die farbige Darstellung durch den CD-T bezahlt, er liefert die bestmöglichen Daten aus der CD. Die ist nämlich nur ein müder Abklatsch der Original Columbia Six Eye LP. Bisher lief diese CD bei mir immer unter der Rubrik „bedingt anhörbar“, mittlerweile könnte ich mich sogar damit anfreunden.

Szenenwechsel, Cembalomusik. Das Cembalo ist wegen seines obertonreichen Klangs nicht ganz einfach wiederzugeben. Hier wird ja die Saite durch einen Kiel angerissen und nicht wie beim Klavier mit einem Filzhammer angeschlagen.

Zum Anhören habe ich mir ein Stück, nein DAS Stück von Pater Antonio Soler herausgesucht, gespielt von dem Brasilianer Nicolau de Figueiredo: „Fandango‟, aus der CD Soler. Hier geht es um einen ausufernd fröhlichen Tanz, der seinerzeit in Spanien sehr beliebt war, womit sich der Pater aber bei der Kirche einige Probleme eingehandelt hatte. Das Instrument ist ein Nachbau eines Cembalos der italienischen Meister Roberto und Frederigo Cresci. Auch hier ist für eine korrekte Wiedergabe des – für heutige Ohren – ungewöhnlichen Klangs eine hohe Auflösung unerlässlich. Und die bietet der CD-T. Das Cembalo ist nicht besonders laut, sprüht aber förmlich vor Kraft. Man hört nicht nur das gesamte Obertonspektrum der angerissenen Saiten, sondern auch wie die Töne in dem Instrument noch zigmal reflektiert werden. Der Klang kommt bei schnellen Tonfolgen nicht ins Schwimmen, sondern bleibt immer klar konturiert. Super!

R-Core Trafos arbeiten hocheffizient und haben ein extrem geringes Streufeld
R-Core Trafos arbeiten hocheffizient und haben ein extrem geringes Streufeld

 

Was hat sich nun mit dem CD-T in der Anlage verändert? Insgesamt lässt sich sagen, dass ein sehr homogenes, organisches Klangbild entsteht. Sehr farbige Wiedergabe mit hoher Auflösung. Der manchmal bei digitalem Equipment vorhandene, technisch mechanische Klang fehlt hier völlig. Es klingt einfach nach Musik. Grob- und Feindynamik erreichen ein neues Niveau. Attribute, die mit der Musik selbst nichts zu tun haben wie Raum, Fokussierung oder Tiefenausdehnung sind selbstverständlich auf dem gleichen hohen Level. Auch wenn die Musik ganz leise spielt, bleibt sie spannend, man hat nicht das Bedürfnis, ständig lauter zu drehen. Es ist schon erstaunlich, was mit dem veralteten Red-Book-CD-Format für eine Klangqualität möglich ist.

Habe ich etwas vergessen? Richtig, es existiert noch eine Upsampling Funktion auf 192kHz/24Bit , die man bequem per Fernsteuerung bedienen kann. Allerdings habe ich hier keine entscheidenden Veränderungen gehört. Apropos Fernsteuerung: Die könnte man aufgrund des schieren Gewichts durchaus auch als Nahkampfwaffe benutzen.

STATEMENT

Musik hat etwas mit Kultur zu tun. Mit einem klassischen Laufwerk wie dem CD-T wird man wieder einmal daran erinnert. Für jeden, der über seinen eigenen Schatten springen kann und in der heutigen Zeit ein „antiquiertes“ CD Laufwerk kaufen möchte, kann ich dieses wärmstens ans Herz legen. Der Ayon CD-T ist ein Baustein, der uns näher an die Musik bringt. Alles andere kann er sowieso.
GEHÖRT MIT
Laufwerk Ayon CD-T
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese
Lautsprecher TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
Ayon CD-T
Abtastrate 192kHz/24bit
Röhre ECC 84/6H14P
Dynamikbereich >120dB
Jitter am Ausgang 1 psec
Digital Ausgänge S/PDIF, AES/EBU,I2S, TosLink
Signal Rausch Verhältnis > 119 dB
Frequenzbereich 20Hz – 20kHz +/- 0.3 dB
harmoniche Verzerrung < 0.001 %
Abmessungen (B/H/T) 48/12/39 cm
Gewicht 14 kg
Preis 4700 Euro

 

HERSTELLER
Ayon Audio
ANschrift Hart 18

A-8101 Gratkorn

Österreich
Telefon +43 3124 24954
E-Mail ayon@ayonaudio.com

 

VERTRIEB
AUDIUM
Anschrift Catostraße 7b

12109 Berlin
Telefon +49306134740
E-Mail urban@audium.de
Internet www.ayonaudio.de

Weitere Informationen

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Sonntag, 15 April 2012 02:00

Stereokonzept Modell 3.0

Es gibt sie noch, die engagierten Entwickler und ihre exquisiten Produkte. In der Blütezeit der High Fidelity – ja, damals als einige Enthusiasten die High End gründeten – waren Firmengeschichten wie die von Stereokonzept eher die Regel. Heute sind sie hierzulande leider eine Rarität. Gibt es einen besseren Grund, sich mit dem Modell 3.0 näher zu beschäftigen?
teaser


Vor über 30 Jahren auf der ersten High End in Düsseldorf sorgten, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, neben der Rabox vor allem die kleinen, feinen und recht kostspieligen Audioplan Kontrast für Furore. Volker Kühn hatte vieles, was gut und teuer ist, in seine Zweiwege-Box gepackt und damit die Grenzen dessen verschoben, was man gemeinhin von einer solchen Konstruktion erwarten durfte. Und wie damals üblich war das Produkt allein der Leidenschaft seines Entwicklers geschuldet. Da gab es keine Marktanalysen und Marketing-Konzepte, aber jemanden, den der Wunsch nach besserer Musikwiedergabe umtrieb und der dies Ziel nicht mit immer raumgreifenderen Schallwandlern zu verwirklichen suchte, sondern mit solchen, die in ganz normalen Wohnzimmern Platz fanden.

Mit ihren klaren Linien, der moderaten Größe und den perfekten Oberflächen ist das Modell 3.0 in nahezu jedes Wohnumfeld zu integrieren
Mit ihren klaren Linien, der moderaten Größe und den perfekten Oberflächen ist das Modell 3.0 in nahezu jedes Wohnumfeld zu integrieren

Johannes Rickert, der Stereokonzept mit einem eher im Hintergrund agierenden Partner betreibt, ist wohl zu jung, um sich an die Präsentation eines der ersten audiophilen Zweiwege-Lautsprechers erinnern zu können, nicht aber, um sich bereits über 15 Jahre intensiv mit dem Hobby Lautsprecherbau beschäftigt zu haben. Ganz am Anfang bewegte er sich dabei noch in der Do-It-Yourself-Szene, merkte dann aber schnell, dass sich hier fast alles um ausgesprochen erschwingliche Projekte drehte. Für ihn stand aber fest: „Billig ist nicht das Ziel‟. Wohin diese Einstellung führen kann, illustriert das Modell 3.0 anschaulich: Die superb verarbeitete Box mit den klaren Linien steht mit 14800 Euro in der Preisliste. Doch ernsthaft: Statt mit einfachen Bauteilen und Chassis experimentierte Johannes Rickert lieber mit Kondensatoren und Spulen von Mundorf und Chassis von Accuton oder Scan-Speak. Keine Experimente hingegen gibt es bei Stereokonzept bei der Zahl der Wege: Wenn man sich auf deren zwei beschränkt, wird man mit großer Homogenität des Klangbildes, einer sehr guten räumlichem Abbildung und einer höheren Geschlossenheit der Wiedergabe belohnt, ist Johannes Rickert überzeugt. Und deshalb war bei der Entwicklung der 3.0 das Ziel, schlicht eine der besten Zweiwege-Boxen überhaupt zu kreieren. Dass man dabei in einen Preisbereich vorstößt, in dem üblicherweise mehr Membranfläche und Gehäusevolumen geboten wird, konnte Stereokonzept nicht von seinem Vorhaben abbringen. Es gibt ja schließlich auch Beispiele dafür, dass Zweiwege-Konzepte in ähnlichen oder sogar noch deutliche höheren Preisregionen wie das Modell 3.0 ihre Käufer finden: Man denke nur einmal an die B&W Signature Diamond oder die Kharma Exqusite Mini.


Die Rückseite des Modell 3.0 ist so attraktiv, dass es frei im Raum aufgestellt werden kann. Das tut ihm auch akustisch gut. Die Bi-Wiring-Terminals sind serienmäßig
Die Rückseite des Modell 3.0 ist so attraktiv, dass es frei im Raum aufgestellt werden kann. Das tut ihm auch akustisch gut. Die Bi-Wiring-Terminals sind serienmäßig

Nach vielfältigen Experimenten hat Johannes Rickert für das Modell 3.0 Chassis von Scan-Speak ausgewählt: Den Bassbereich übernimmt ein 18-Zentimeter-Treiber mit Papiermembran. Was sich nach Altbewährtem anhört, ist jedoch neuster Stand der Fertigungstechnik. Hier werden zwei Lagen Papier mit speziellen Faserbeimengungen und einer stabilisierenden Prägung um 60 Grad gegeneinander verdreht miteinander verklebt. So werden die gewünschte hohe Steifigkeit, ein geringes Gewicht und notwendige innere Dämpfung auf ideale Weise verbunden, erläutert der Entwickler seine Wahl. Für den Antrieb sorgen Neodymmagnete und eine auch thermisch hochbelastbare Schwingspule auf einem leichten Titanträger. Um auch bei hohen Pegeln respektive großen Auslenkungen geringste Verzerrungen zu garantieren, setzt Scan-Speak bei diesem Treiber aus der Illuminator-Serien auf ein sogenanntes Unterhang-System. Anschaulicher ist da die englische Bezeichnung: short coil, long gap. Eine vergleichsweise kurze Schwingspule bewegt sich im langen Luftspalt mit konstanten magnetischen Verhältnissen, so dass das Verhältnis von Signal zu Auslenkung auch bei großen Pegeln linear bleibt. Das Magnetsystem und der Korb wurden selbstverständlich strömungsoptimiert, um die Bewegung der Membran nicht zu behindern.

Den Hochtonbereich übernimmt der bekannte Scan-Speak Ringradiator. Das Hochtonmodul hat nur an einigen Punkten mit dem Rest des Gehäuses Kontakt
Den Hochtonbereich übernimmt der bekannte Scan-Speak Ringradiator. Das Hochtonmodul hat nur an einigen Punkten mit dem Rest des Gehäuses Kontakt

 

Im Hochtonbereich setzt Stereokonzept dann Scan-Speaks Ringradiator ein, der in den letzten Jahren mehr und mehr Verbreitung bei High-End-Herstellern findet. Auch er besitzt einen Antrieb mit Neodymmagnet. Die leichte Textilmembran strahlt auch noch Frequenzen jenseits von 30 Kilohertz ab. Aber Stereokonzept, begnügt sich nicht mit dem Zukauf speziell selektierter Chassis, man bietet ihnen auch ein optimales Umfeld. So erhält der Ringradiator sein Signal von einer Weiche, die im Gehäuse des Hochtöners durch Federn entkoppelt aufgehängt ist. Ebenso wie bei den Filtern für den Tiefmitteltöner kommen hier feinste Bauteile aus dem Hause Mundorf zum Einsatz, wie beispielsweise Silber/Gold-Kondensatoren und Kupferflachbandspulen. Die Werte sollen allerdings nicht bekannt werden, weshalb Stereokonzept die Weiche für den Hochtöner vergießt. Die Weichenbauteile für den Tiefmitteltöner sitzen mikrofoniegeschützt in einem entkoppelten Einschub im unteren Gehäuseteil. Die sowohl aufgrund von Messungen als auch in langen Hörsitzungen ausgewählten Bauteile werden in freier Verdrahtung miteinander verbunden.

Johannes Rickert beschränkt sich aber nicht auf beste Chassis, extrem hochwertige Kondensatoren und Spulen sowie deren überlegte Anordnung. Ganz besondere Aufmerksamkeit widmet er der Mechanik der Box. Das beginnt mit dem Gehäusematerial: Die Wände bestehen aus einem Sandwich aus zwölf Millimeter Corian, einem vom DuPont entwickelten, acrylgebundenen Mineralwerkstoff, und 15 oder 18 Millimeter Birkenmultiplex. Für weitere Stabilität sorgt dann eine fest in das untere Gehäuse eingelassene Granitplatte – kein Wunder, dass man das Gewicht der Box unteschätzt: Trotz ihrer moderaten Abmessungen bringt sie 54 Kilogramm auf die Wage.

Ein Ring aus POM oder Polyoxymethylen sitzt zwischen dem Ringradiator und dem Corian-Multiplex Sandwich. Er liegt hier auf dem Boden des Hochtonmoduls. Der wurde aus Aluminium gefräst und steht über die vier Hartschaumscheiben und zwei Schrauben mit dem Tiefmittelton-Gehäuse in Kontakt
Ein Ring aus POM oder Polyoxymethylen sitzt zwischen dem Ringradiator und dem Corian-Multiplex Sandwich. Er liegt hier auf dem Boden des Hochtonmoduls. Der wurde aus Aluminium gefräst und steht über die vier Hartschaumscheiben und zwei Schrauben mit dem Tiefmittelton-Gehäuse in Kontakt

Sehr eigenständig ist auch das Konzept der Ankopplung an den Boden. Es gibt einen sehr großen, zentralen Spike. Die vier Gewindestangen in den Metallauslegern sorgen hingegen nur als Stützen für einen sicheren Stand: Sie sind zum Boden hin verrundet, so dass sie etwa auf einem Teppich aufliegen und ihn nicht durchdringen. Die Metallverarbeitung scheint überhaupt ein besonders Hobby der Macher von Stereokonzept zu sein: Während man zum Beispiel auf den ersten Blick von vorn keinen Markennamen an der Box erkennt, findet man ihn bei genauerem Hinsehen fein in die Frontseite der Metallausleger eingraviert – wirkliche Liebe zum Detail! Der Markennamen und die Modellbezeichnung werden dann auch noch einmal in die pulverbeschichtete Edelstahlplatte auf der Rückseite eingraviert, die gleich zwei Funktionen erfüllt: Einmal nimmt sie das fein gedrehte, konisch zulaufende und an den Enden sanft gerundete Aluminium-Bassreflexrohr auf, zum anderen ist sie das Gegenlager für eine Verspannvorrichtung für den Tiefmitteltöner. Diese soll den Magneten und den Korb wirkungsvoll bedämpfen. Dass dieser über einen in das Gehäuse eingelassenen Edelstahlring fest mit der Schallwand verbunden ist, reicht den Entwicklern einfach nicht aus.

Zwei mit einer stabilisierenden Prägung versehene Papierschichten wurden um 60 Grad versetzt für die Tiefmittelton-Membran verklebt
Zwei mit einer stabilisierenden Prägung versehene Papierschichten wurden um 60 Grad versetzt für die Tiefmittelton-Membran verklebt

Der Boden des Hochtongehäuses besteht aus einer gefrästen Aluminiumplatte, die wie einige andere Metallteile in der Box auch mit Korkplatten bedämpft wird. Durch vier Ringe aus einem speziellen Hartschaum steht das Hochtonmodul in Kontakt zum Rest des Gehäuses. Zwei Schrauben sorgen dafür, dass es in seiner Position bleibt. Bedenkt man die Vielzahl solch konstruktiver Details, die die Fertigung eines Modell 3.0 nicht gerade rationeller machen, die Qualität der eingesetzten Materialien und ihre Verarbeitung, kann man sich leicht vorstellen, dass Stereokonzept sein Erstlingswerk nicht gerade großzügig kalkuliert hat, selbst wenn der Preis absolut betrachtet nicht gerade niedrig ist.


Da ich im Gegensatz zu Johannes Rickert kein Freund des Bi-Wiring bin, hatte dieser die serienmäßigen Bi-Wiring-Terminal intern gebrückt, bevor er seine Kreationen auf dem Weg von Lübeck nach Gröbenzell begleitete. Als die Stereokonzept nach dem beschwerlichen Transport in den Hörraum dann an der Stelle standen, die üblicherweise die deutlich größeren – und um ein Mehrfaches teureren – LumenWhite einnahmen, wirkten sie etwas verloren. Der Anschluss der Lautsprecherkabel an die an sich sehr feinen Terminals erwies sich als ausgesprochen schwierig, da sich die sehr ausladenden Knebel und die abgewinkelten Spades an den Kabeln in die Quere kamen. Mit ein wenig Fummelei ließ sich das Problem dann aber auch lösen. In der nächsten Serie werden aber etwas kleiner dimensionierte Knebel zum Einsatz kommen.

Korb und Antrieb des Tiefmitteltöners wurden strömungsgünstig gestaltet
Korb und Antrieb des Tiefmitteltöners wurden strömungsgünstig gestaltet

Sobald die Stereokonzept dann die ersten Töne von sich gaben, sind physische Größe und kleine mechanische Anpassungsprobleme an meine Kette vergessen: Der Klang löst sich völlig vom Gehäuse, die Musik entfaltet sich frei im Raum, das Klangbild ist sehr homogen und Tiefmitteltöner und Ringradiator spielen wie aus einem Guss. Seit dem Test des famosen Mytek-Wandlers habe ich einen neuen Lieblingstitel für Tests: Den 13. Song von Michel Godards Le Concert Des Parfums, Carpe Diem CD-16277, eine Improvisation des Percussionisten Patrice Heral in dem halligen Gemäuer des Klosters Noirlac: Das Modell 3.0 bringt die Atmosphäre des Aufnahmeortes ungemein realitätsnah rüber, man kann Reflexionen einzelner Schläge und den dann einsetzenden Hall sehr fein nachvollziehen. Dabei zerfällt das Klangbild trotz allen Detailreichtums erfreulicherweise nicht in zusammenhanglose Schallereignisse, sondern bleibt in sich stimmig und plastisch. Vor allem die Größe und Tiefe der Abbildung gehen weit über das hinaus, was ich von den zierlichen Stereokonzept erwartet hätte: Mit geschlossenen Augen erlebt man ganz großes Kino für die Ohren. Akustisch wächst die Stereokonzept weit über ihre Physis hinaus. Auch die Wucht der Paukenschläge lässt keine Wünsche offen. Nur wer sich tagtäglich von einer LumenWhite akustisch verwöhnen lässt, könnte krittelnd anmerken, dass der Raum hier noch ein paar Zentimeter tiefer wirkt und der Diamant-Hochtöner noch eine Spur geschmeidiger zu Werke geht als der Ringradiator. Viel bemerkenswerter ist jedoch, dass das Modell 3.0 auf so hohem Niveau spielt, dass sich ein Vergleich mit der – was das Volumen und die Membranfläche anbelangt – mehrfach größeren und teureren LumenWhite dennoch aufdrängt.

Der fein gedrehte Reflexkanal läuft konisch zu. Er endet in einer Edelstahlplatte, die auch als Typenschild und Gegenlager für die Verspannvorrichtung für den Tiefmitteltöner dient. Resonanzanfällige Flächen werden mit Kork bedämpft
Der fein gedrehte Reflexkanal läuft konisch zu. Er endet in einer Edelstahlplatte, die auch als Typenschild und Gegenlager für die Verspannvorrichtung für den Tiefmitteltöner dient. Resonanzanfällige Flächen werden mit Kork bedämpft

So nach ein, zwei Stunden zum Akklimatisieren im Hörraum kann die zuvor bereits bestens eingespielte Stereokonzept dann zeigen, wie sie extreme Anforderungen im Bassbereich meistert. Dazu kommt dann mal wieder Jonas Hellborgs Elegant Punk auf den Plattenteller: „Drone‟ macht dann klar, dass bei fast subsonischen Klängen auch das Modell 3.0 die Physik nicht außer Kraft setzten kann. Hier bringt ein Lautsprecher mit mehr Membranfläche auch noch etwas mehr Druck. Aber wie viele Scheiben kennen Sie, die solch tieffrequenten Signale enthalten wie Jonas Hellborgs Solo-Bass-Album? Mir fällt da so schnell nichts ein. Die schnelle Folge tieffrequenter Impulse mit dem Titel „It‘s The Pits, Slight Return‟ kann die Stereokonzept nicht im Mindesten in Bedrängnis bringen. Obwohl sie im Oberbass einen Hauch fetter klingt als die Lumen, kommen die Impulse sehr exakt, feinste Griffgeräusche sind fein heraushörbar, und der Groove des Songs verführt zum Fußwippen. Selbst dieses enorm fordernde Material setzt die Stereokonzept in Hörgenuss um.


Und damit sind wir beim Thema: Statt weiter – mehr oder weniger erfolglos – nach Grenzen der Leistungsfähigkeit des Modell 3.0 zu suchen, schwelge ich nun lieber ein wenig in Musik. Dazu kommt die Bandkopie des Mixdowns von Wolfgang Puschnigs Chants (Quinton-CD Q-0102-2) auf die Studer A80 und bei „Peace‟ fluten Wogen warmer Bassschwingungen den Hörraum. Die Bass-Drum kommt mit gehörigem Punch, und Altsaxophon und Trompete finden die richtige Balance zwischen Glanz, Schmelz und der nötigen Aggressivität. Es ist die reine Freude, die von Heinrich Schläfer teils überlebensgroß eingefangenen und mit dem individuell passenden Hallraum veredelten ungemein plastischen Instrumente beinahe greifen zu können. Das Intro von „Chanting‟ fasziniert mit der fast ungezügelten Energie eines Vibraphons, und bei den kräftigen Bass-Drum-Kicks meint man, die Fussmaschine sehen zu können.

Die Weiche für den Tiefmitteltöner wurde mit besten Bauteile freiverdrahtet aufgebaut.
Die Weiche für den Tiefmitteltöner wurde mit besten Bauteile freiverdrahtet aufgebaut.

Dieses Stück hatte ich übrigens auch gespielt, bevor Johannes Rickert seine Rückreise angetrat. Norddeutsch trocken merkte er an, dass er vorher gar nicht so genau gewusst hätte, wie gut seine Boxen wirklich klängen. Nachdem das Modell 3.0 nun einige Wochen in meinem Hörraum – bei so schmucken Lautsprechern einfach naheliegend – auch im Wohnzimmer verbracht haben, kann ich ihm nicht widersprechen: Seine Lautsprecher klingen wirklich verdammt gut – und nicht nur mit Kopien von Mastertapes. Und egal, ob man es unter dem Aspekt des verschwenderisch erscheinenden, letztlich aber doch sehr wohl begründeten und effektiven Materialeinsatzes betrachtet oder allein die vollkommen überzeugenden klanglichen Leistungen der Stereokonzept ins Verhältnis setzt: Für das Gebotene will mir der absolut gesehen beträchtliche Preis des Modell 3.0 geradezu moderat erscheinen. Eine Entdeckung!

Die schwarze Pyramide sitzt mit den Weichenbauteilen auf einer Platte und stammt von Creaktiv Systems
Die schwarze Pyramide sitzt mit den Weichenbauteilen auf einer Platte und stammt von Creaktiv Systems

 

 

STATEMENT

Mission erfolgreich beendet: Johannes Rickert ist es schon mit seinem ersten Stereokonzept-Produkt gelungen, eine der besten Zweiwege-Boxen zu entwickeln. Wer auf beeindruckende Abmessungen oder einen Sound voller Effekte setzt, wird das Modell 3.0 erst gar nicht beachten. Wer aber Größe bei der Abbildung des musikalischen Geschehens, ein hohes Maß an Kohärenz, tonale Stimmigkeit und ermüdungsfreien Hörgenuss sucht, kann hier seinen Traumlautsprecher finden.

GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, Brinkmann Avance
Tonarm Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point, Breuer Dynamic Type 8
Tonabnehmer Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti, EMT JSD 5
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch, Lukaschek PP1
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek Silver Preamp
Bandmaschine Studer A 80
Vorverstärker Brinkmann Marconi, Higher Fidelity 2623
Endstufe Brinkmann Monos, Cello Encore Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Stereokonzept Modell 3.0
Prinzip dynamischer 2-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexgehäuse
 und zeitoptimierter Wiedergabe
Hochtöner 25mm Ringradiator mit Neodym-Magneten
Tief-/Mitteltöner 18cm mit Papiermembran mit Neodym-Magneten
Gehäuse Sandwich aus acrylgebundenem Mineralwerkstoff
DuPont™ Corian® und schichtverleimten Birkenholzplatten (Multiplex)
Abmessungen (B/H/T) 20/94/37cm
Gewicht 54 kg
Lieferumfang Lautsprecher in stabilem Leih-Flightcase, das wir nach der Auslieferung zurücknehmen
Preis 14800 Euro

 

HERSTELLER
Stereokonzept
Anschrift Johannes Rickert
Helene-Lange-Straße 20
23558 Lübeck
Telefon +49 (0) 451 88069949
E-Mail kontakt@stereokonzept.de
Internet www.stereokonzept.de

Weitere Informationen

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Weder haben wir zu den Osterfeiertagen mit dem Recyclen bekannter Artikel begonnen, noch wurde das Kabel in der Qualitätsstufe Coffee vergessen: Anders als im Artikel vor knapp einem Jahr geht es hier statt um USB- um Firewire-Verbindungen. Und die bietet Audioquest nur in vier Varianten an.
teaser


Audioquest bietet Firewire-Kabel in vier Qualitätsstufen an. Nur die höchste ist mit einem Dialectric Bias System ausgestattet
Audioquest bietet Firewire-Kabel in vier Qualitätsstufen an. Nur die höchste ist mit einem Dialectric Bias System ausgestattet

Aber trotz der Beschränkung auf vier Qualitäten umfasst das Audioquest Firewire-Sortiment insgesamt zwölf unterschiedliche Modelle, die in jeweils vier Längen erhältlich sind: Es gibt die Verbindungen sowohl mit sechs- als auch mit neunpoligen Steckern (Firewire 400 und 800) und darüber hinaus auch noch eine neun- auf sechspolige Version. Besonders Besitzer von Weiss-Wandlern werden sich über dieses Angebot freuen, denn bisher waren hochwertige Firewire-Kabel äußert rar gesät. Das ist andererseits auch wieder verständlich, denn welcher Hersteller wird schon eine eigene Kabellinie für eine Verbindungsart auflegen, die zumindest im Vergleich zu USB eher selten Verwendung findet? Aber Firewire-Kabel sind nicht nur für diejenigen interessant, deren Wandler über einen Eingang nach diesem Standard verfügt. Doch dazu später.

Statt Sie auf den Artikel über die USB-Verbindungen zu verweisen, um den unterschiedlichen Aufbau der Kabel darzustellen, wiederhole ich lieber kurz die Fakten: Beim erschwinglichen Forrest – je nach Länge sind hier 19 bis 69 Euro fällig – bestehen die massiven Leiter aus sogenanntem „Long Grain Copper‟, einem recht reinen Kupfer mit langer kristalliner Struktur. Die das Audio-Signal transportierenden Leiter sollen eine kontrollierte Laufrichtung besitzen, und ihre Umhüllung aus massivem Polyethylen garantiert eine stabile Geometrie zwischen den für die Audiosignale relevanten Leitern. Diese Maßnahmen sorgen, so die recht knappe Produktinformation, vorrangig für einen zeitlich stabilen Signaltransport, mit anderen Worten: Sie lassen möglichst wenig Jitter zu. Das Cinnamon besitzt denselben Aufbau wie das Forrest, wird aber im Gegensatz zu seinem USB-Pendant von einem Geflecht umgeben, was schon rein haptisch einen hochwertigeren Eindruck vermittelt. Für Preise zwischen 59 und 129 Euro erhält man auch eine bessere Materialqualiät: Die Oberfläche der Leiter wurde silberplattiert, wobei der Silberanteil exakt 1,25 Prozent betragen soll. Das Carbon kostet je nach Länge bereits zwischen 119 und 329 Euro. Dafür beträgt dann der Anteil des Silbers, das auf die Oberfläche aufgebracht wurde, fünf Prozent.

Das Forrest ist das günstigste Firewire-Kabel von Audioquest, was man seiner Oberfläche auch ansieht. Sehr reines Kupfer ist dennoch selbstverständlich
Das Forrest ist das günstigste Firewire-Kabel von Audioquest, was man seiner Oberfläche auch ansieht. Sehr reines Kupfer ist dennoch selbstverständlich

Das ebenfalls von einem attraktiven Geflecht ummantelte Diamond bewegt sich preislich in einer ganz anderen Liga: Es beginnt bei 549 Euro für 75 Zentimeter und endet bei 1450 Euro für fünf Meter. Dafür bekommt man dann aber auch Leiter aus 100% „Perfect Surface Silver‟ – und das DBS, mit dem fast alle extrem hochwertigen Kabel von Audioquest ausgestattet sind. Die Abkürzung steht für das „Dielectric-Bias-System‟, bei dem ein zentral im Kabel angeordneter Leiter und eine Folie unter der äußeren Isolierung mit einem Batteriepack außerhalb des Kabels verbunden sind. Die Knopfzellen liefern 72 Volt, und diese Spannung soll das Isolationsmaterial, das bei einem neuem oder mehrere Wochen nicht benutzten Kabel laut Produktinformation völlig unausgerichtet sei und erst durch das Musiksignal partiell ausrichtet würde, vollständig elektrostatisch polarisieren. Dabei komme es nicht auf die Richtung, sondern ausschließlich auf die Gleichförmigkeit der Ausrichtung an. Eine elektrostatisch nicht polarisierte Isolierung bewirke minimal unterschiedliche zeitliche Verzögerungen für Signale verschiedener Amplitude und Frequenz. Bei einer ausgerichteten Isolierung hingegen verschwänden die Verzerrung aufgrund von „Time Delays‟. Für diese Beschreibung der Wirkungsweise von DBS spricht, dass sie ganz nebenbei den Einspieleffekt bei Kabeln erklärt.


Das Cinnamon besitzt mit einer dünnen Silberschicht umgebene Kupferleiter
Das Cinnamon besitzt mit einer dünnen Silberschicht umgebene Kupferleiter

Auch wenn bei den USB-Kabeln erfreulicherweise jegliche Investition in eine höhere Qualitätsstufe eine gut nachvollziehbare klangliche Verbesserung brachte, müssen auch die Firewire-Verbindungen zeigen, ob hier ebenfalls Klang und Preis korrelieren. Den Versuch mit einer Beipackstrippe habe ich mir allerdings erspart. Ich verbinde den iMac also per Forrest mit dem Firewire-Eingang des Mytek. Schon so kann man ein tonal sehr stimmiges Klangbild genießen, dem jeglicher Anflug von Rauhigkeit und Nervosität fehlt. Auch die Dynamik der Wiedergabe ist völlig in Ordnung. Ein wenig mehr geht in dieser Diziplin, sobald Rechner und Wandler über das Cinnamon verbunden sind. Viel wichtiger für mich ist aber der leichte Zugewinn bei der Raumabbildung. In puncto Tiefbass hatte allerdings das Forrest einen Tick mehr zu bieten. Über alles betrachtet ziehe ich das Cinnamon dennoch vor. Jede Menge Druck im Bass, eine deutlich größere imaginäre Bühne, eine plastischere Abbildung und minimal spannendere rhythmische Akzente hat dann das Carbon zu bieten. Einem Weiss DAC2, einem Minerva oder dem Mytek sollte man also mindestens ein Carbon spendieren. Hier ist das Preis/Genuss-Verhältnis in jedem Falle ausgesprochen günstig.

Völlig unstrittig ist es, dass man von Allem noch ein wenig bis ein gutes Stück mehr bekommt, wenn man statt des Carbon das Diamond verwendet: Der Raum öffnet sich nun noch einmal ganz beträchtlich in der Tiefe, erscheint aber auch ein wenig breiter. Das Bassfundament wirkt eine Spur solider, die Höhen offener und feiner gezeichnet. Trefflich streiten lässt es sich allerdings darüber, ob ein Kabel, das in der Fünf-Meter-Version teurer ist als beispielsweise der Mytek, eine sinnvolle Investition sein kann. Wer sich noch immer  darüber ärgert, dass das Versprechen der Industrie, bei der Digitaltechnik mit ihren Nullen und Einsen käme es auf solch audiophile Kinkerlitzchen wie Kabelqualität nicht mehr an, ohrenscheinlich nicht ganz der Wahrheit entspricht, möge zum Carbon greifen – ansonsten verschenkt er allzu viel der Klangqualität der heutzutage im besten Wortsinne überaus preiswerten Wandler. Wer einen dieser DACs in einer Kette betreibt, in der vor Jahren eher ein Wadia oder dCS angemessen erschien, sollte nicht zögern, mithilfe des Diamond auch noch das letzte Bisschen aus seinem Wandler herauszukitzeln.

Das Carbon besitzt meines Erachtens das beste Preis/Klang-Verhältnis und ist zumindest in moderaten Längen noch erschwinglich
Das Carbon besitzt meines Erachtens das beste Preis/Klang-Verhältnis und ist zumindest in moderaten Längen noch erschwinglich

Auch wenn die beiden letzten Sätze durchaus als Fazit durchgehen könnten, sind wir noch nicht am Ende. Es geht aber nicht um den Vergleich zwischen Firewire und USB. Den habe ich nämlich schon gemacht – mit je einem Diamond Firewire und USB beim Test des Mytek. Einer der Gründe, mich mit den Firewire Kabeln zu beschäftigen, obwohl ich mit einem USB Coffee oder Diamond rundum  zufrieden Musik vom Computer genieße, war eine Bemerkung von Joe Harley, dem Vizepräsidenten von Audioquest und Aufnahmeingenieur, der unter anderem für Groove Note, Enja, ECM und natürlich das Audioquest Label tätig war. Ich hatte ihm von meinen Erfahrungen bei Brennen von CDs mit dem Plextor und verschiedenen USB-Kabeln berichtet, als er meinte, es sei besser, in diesem Falle ein Firewire Kabel zu verwenden. So würde die Qualität der Musikwiedergabe über USB nicht beeinträchtigt. Da man ja, wenn es um höchsten Musikgenuss geht, auf das Brennen von CDs zur selben Zeit verzichten kann, halte ich diesen Anwendungsfall für weniger spannend. Was aber, wenn man keinen Audioplayer mit Cache benutzt und der Computer während der Wiedergabe auf eine externe Festplatte zugreift? Bringt es in diesem Falle einen Vorteil, den DAC per USB und die Festplatte per Firewire zu verbinden respektive umgekehrt statt DAC und Platte beide über ein und dieselbe Schnittschnelle?


Da der iMac leider nur über einen Firewire-Anschluss verfügt und ein HUB gewiss auch wieder negative Auswirkungen hätte, verbinde ich den Mitek über ein Coffee USB mit dem iMac, und diesen mal mit einem Diamond USB, mal mit einem Diamond Firewire mit einer Iomega Platte. Bei Amarra bleibt der Cache diesmal aus. Ich höre den 24-Bit-96-Kilohertz-Download des ersten Teils des Köln Concerts von der externen Festplatte. Und da bleiben erstmal keine Wünsche offen. Nach dem Umstecken auf Firewire umgibt den Flügel aber plötzlich mehr Luft, die Saiten singen einen Hauch intensiver: Ein paar flirrende Obertöne sind plötzlich deutlicher zu vernehmen, und auch die einzelnen Anschläge werden feindynamisch besser differenziert. Es macht also durchaus Sinn, die Schnittstelle, die mit dem Wandler verbunden ist, möglichst von allen anderen Verbindungen frei zu halten und etwa für weitere Festplatten auf eine andere Schnittstelle auszuweichen. Schon deshalb ist es erfreulich, dass Audioquest einem nun die Wahl zwischen Firewire und USB lässt.

Um das aufwändige Diamond kommt man einfach nicht herum, wenn man dem Wandler Spitzenleistungen entlocken will. Es ist selbst bei so preisgünstigen DAC wie dem Mytek das Mittel der Wahl
Um das aufwändige Diamond kommt man einfach nicht herum, wenn man dem Wandler Spitzenleistungen entlocken will. Es ist selbst bei so preisgünstigen DAC wie dem Mytek das Mittel der Wahl

 

STATEMENT

Leider bestätigt es sich immer wieder: Bei der Wiedergabe digital gespeicherter Musik kommt es auf technische Details mindesten ebenso an wie in der analogen Welt: Je mehr man in Audioquests vorzügliche Firewire-Kabel investiert, mit um so mehr Musikgenuss wird man belohnt. Und das gilt nicht nur für die Verbindung zwischen Rechner und Wandler. Auch bei externen Festplatten lassen sich Unterschiede festmachen. Mindestens ebenso wichtig wie die Kabelqualität ist hier aber auch die Wahl der verwendeten Schnittstelle: Die zum Wandler sollte möglichst nicht mit anderen externen Geräten geteilt werden.
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler Mytek Digital Stereo 192-DSD-DAC, Prototyp
CD-Laufwerk Wadia WT3200
CD-Writer PlexWriter Premium1
Audioplayer Amarra 2.3
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitor, Acapella Violon MK IV
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Coffee und Diamond, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Audioquest Firewire Forrest, Cinnamon, Carbon und Diamond
Preise für 0,75 m Forrest 29 Euro
Cinnamon 59 Euro
Carbon 119 Euro
Diamond 549 Euro
Lieferbare Längen 0,75, 1,5, 3 und 5 Meter
Besonderheit Dielectric Bias System bei Diamond

 

VERTRIEB
AudioQuest BV
Anschrift Hoge Bergen 10
4704RH Roosendaal
Niederlande
Telefon Telefon 0800 181 5284 (kostenlos)
Internet www.audioquest.nl
E-Mail rdrees@audioquest.nl

Weitere Informationen

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Für meinen Weg vom Rock- zum Jazz-Hörer war wohl kein anderes Instrument so wichtig wie die Hammond-Orgel – oder in Kurzfassung: von John Lord zu Jimmy Smith. Dennoch ergab es sich nie, eine dieser tollen Klangmaschinen selbst aufzunehmen. Nun hat es doch geklappt und zwar mit einer ganz heißen Orgel-Combo: dem Club Boogaloo.


Der Club besteht in diesem Falle aus nur vier Mitgliedern: Andi Kissenbeck an der Hammond, dem Saxophonisten Peter Weniger, dem Sänger und Gitarristen Torsten Goods sowie dem Drummer Tobias Backhaus. Dass dennoch die entsprechende Atmosphäre aufkam, lag am Auftrittsort, dem Neuburger Jazz Club. Der Club im Club war wirklich ein Erlebnis – eines, das auch bei Tobias Böcker, der unter anderem Konzerte für die Neuburger Rundschau rezensiert, einen tiefen Eindruck hinterlassen hat, wie Sie gleich lesen werden. Die optischen Impressionen stammen wie so oft von Christian Wurm.

Andi Kissenbeck entlockte seiner transportablen Hammond – wenn man sie bei diesem Gewicht überhaupt so bezeichnen darf – die charakteristischen Sounds vieler Orgel-Heroen, faszinierte aber auch mit einer Reihe sehr eigenständiger Registrierungen
Andi Kissenbeck entlockte seiner transportablen Hammond – wenn man sie bei diesem Gewicht überhaupt so bezeichnen darf – die charakteristischen Sounds vieler Orgel-Heroen, faszinierte aber auch mit einer Reihe sehr eigenständiger Registrierungen

 

 

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Jazz aus der Garküche – Andi Kissenbecks Club Boogaloo


Im Hintergrund brutzeln die Becken, tanzt heiß siedendes Öl, platzt ab und an eine Blase auf der Pfanne. Scharfe Gewürze sind angesagt, knallhart angebraten, Geschmacksspitzen, welche die Sinne weniger umschmeicheln als in hellwache Aufregung versetzen. Soulfood aus der besten Garküche am Platz!

Mit Andi Kissenbecks Club Boogaloo feierte die klassische Ära des Souljazz der 50er eine quicklebendige Küchenschlacht am heißen Herd. Jimmy Smith kam zu Ehren wie Brother Jack McDuff, Joey de Francesco und etliche Originals aus der Feder des Leaders. Das Birdland erlebte ein bis ins letzte sich verausgabendes Quartett musikalischer Sterneköche.

Peter Weniger am Saxophon, saft- und kraftvoll, bissig und schmissig, schier überkochend, im rechten Moment auch dem zarten Sahneklecks nicht abgeneigt, Torsten Goods an der Gitarre mit chillischarf gepfefferten Singlenote-Kaskaden bildeten mit dem feurig fetzigen Hammond-Cooker Andi Kissenbeck und dem stets einheizenden Drummer Tobias Backhaus ein eingeschworenes Team.

„If you like it or not“: Die Vier gaben hungrigen Seelen, wonach diese lechzten, heißen, scharfen, bissfesten Jazz. Dabei sorgte immer wieder der flammenzüngelnde Orgelsound mit köchelndem Leslie für Volumen und saftige Konsistenz, in der sich die Gewürze den akustischen Geschmacksknospen nur so entgegen warfen, blumig, bluesig, witzig, spritzig, funky, auch mal „quick & dirty“, ganz wie es sich gehört, ohne aseptische Hochglanzpolitur. Spürbares Leben, leidenschaftliches Spiel, funkenstiebende Lust, „on and on“, so heiß gegessen, wie's gekocht wird!

Dr. Tobias Böcker


Peter Weniger begeisterte das Publikum mit treibenden Soli ebenso wie bei stimmungsvollen Balladen
Peter Weniger begeisterte das Publikum mit treibenden Soli ebenso wie bei stimmungsvollen Balladen

Mein Neumann SM 69 Stereomikrofon wartet bei bei Mikrofonguru Andreas Grosser in Berlin noch auf seine Inspektion, und auch das AKG 422 sollte noch einmal auf Kanalgleichheit geprüft werden, bevor es wieder im Birdland zum Einsatz kommt. Seit dem Mitschnitt des Konzertes des Olaf Polziehn Trios mit Jesse Davis mit der Jecklinscheibe vermisse ich die beiden Einpunkt-Stereo-Mikros aber gar nicht mehr. Aus der vermeintlichen Notlösung wurde plötzlich die Mikrofonierung der Wahl. Inzwischen habe ich noch ein besonderes Gelenk für die Mikrofonhalterung von Röschlau und Lorenzi besorgt, so dass ich diesmal die beiden Neumann-Gefell Kleinmembranmikros mit Kugelcharakteristik noch besser auf die Band ausrichten konnte. Für Experimente mit Stützmikros am Leslie blieb während des kurzen Soundchecks leider keine Zeit. Und deshalb handelt es sich bei diesem Download um eine ebenso schlichte wie authentische Zweimikrofonaufnahme. Und diese Beschränkung auf das Wesentliche kommt dem Live-Feeling meines Erachtens nach wirklich zugute. Fühlen Sie sich einfach in die Club-Atmospähre hineinversetzt.

Trotz seines Erfolgs als Gitarrist und Sänger mit eigenen Projekten gab sich Torsten Goods im Club Boogaloo ausgesprochen gruppendienlich: Die Band agierte als verschworene Gemeinschaft
Trotz seines Erfolgs als Gitarrist und Sänger mit eigenen Projekten gab sich Torsten Goods im Club Boogaloo ausgesprochen gruppendienlich: Die Band agierte als verschworene Gemeinschaft

 

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Club Boogaloo
The Yellow Theme
16 bit / 44,1 kHz
ca. 156,4 mb (wav)
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Club Boogaloo
The Yellow Theme
24 bit / 192 kHz
ca. 1,02 gb (wav)


PS: Wer es noch eine Spur heißer mag als in unserem fast 15-minütigen Download, sollte einmal in die CD reinhören, derer Cover wir als Download-Button verwendeten: Hier sind noch ein paar mehr Bläser mit von der Partie.

PPS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen.
Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.

Die bemerkenswerte Akustik des Birdlands macht es zwar möglich, dass die meisten Musiker unverstärkt spielen können, stellt an Schlagzeuger aber hohe Anforderungen. Tobias Backhaus gelang es vorzüglich, die Band anzutreiben, ohne sie mit seinem energiegeladenen Spiel in den Hintergrund zu drängen
Die bemerkenswerte Akustik des Birdlands macht es zwar möglich, dass die meisten Musiker unverstärkt spielen können, stellt an Schlagzeuger aber hohe Anforderungen. Tobias Backhaus gelang es vorzüglich, die Band anzutreiben, ohne sie mit seinem energiegeladenen Spiel in den Hintergrund zu drängen

 

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Samstag, 31 März 2012 02:00

Transrotor Phono 8-MC

Über viele Jahrzehnte hat Jochen Räke aus Bergisch-Gladbach uns Musikfreunde mit seinen Laufwerkskreationen optisch und akustisch verwöhnt. Jetzt bringt sein Sohn und Nachfolger Dirk mit dem Phono 8-MC die passende Ergänzung dazu.
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Zwei kleine Endstufen hat man da vor sich, möchte man denken, nachdem man den zweiteiligen Phono-Entzerrer aus seinen Kartons gehoben hat, einen für den eigentlichen Entzerrer-Vorverstärker und einen für das Netzteil. Die Verpackung ist auffällig: Die von Hand ausgeschnittenen Styropor-Einlagen zeugen von handwerklicher Einzelanfertigung und erinnern mich an meine Jahre bei der ehemaligen Detmolder Edelschmiede Audiolabor, wo wir unsere „fein“, „klar“ und „stark“ ebenso liebevoll verpackten.

Netzstrom rein – Wunschstrom raus. Hier wird die Energie für den separaten MC-Vorverstärker aufbereitet
Netzstrom rein – Wunschstrom raus. Hier wird die Energie für den separaten MC-Vorverstärker aufbereitet

Stellt man nun beide Teile nebeneinander, sehen sie beinahe gleich aus. Die glänzenden Chromfronten offenbaren ihre Herkunft durch die Gravur JR Transrotor.  Unter dieser ist eine kleine LED zur Anzeige des Betriebszustandes eingelassen. Eines der beiden Geräte hat einen verchromten Ein-Aus-Schalter. Nichtmagnetische Aluminium U-Profile mit reichlich Kühlungs-Oberfläche, sehr sauber verarbeitet, bilden die Gehäuse. Rückseitig geben sich die beiden Zwillinge dann klar zu erkennen: Das frontal schaltbare Kästchen ist das Netzteil mit nur einer Kaltgeräte-Buchse und dem sechspoligen Anschluss für das beiliegende Kabel für die Versorgung des eigentlichen Entzerrer-Vorverstärkers. Der hält nun eine Überraschung parat: Zwar finden wir neben Buchse für das Netzteil-Kabel und dem Masseanschluss erwartungsgemäß ein Paar Cinch-Ausgänge, jedoch sind die Eingänge als symmetrische dreipolige XLR-Buchsen mit vergoldeten Kontakten ausgeführt. Und das macht Sinn: Tonabnehmersysteme sind sowohl als Moving Magnet als auch als Moving Coil grundsätzlich symmetrisch. An jedem Plattenspieler befindet sich deshalb eine separate Masseleitung zum Anschluss an den Verstärker – zumindest seitdem keine DIN-Stecker mehr verwendet werden.

Symmetrischer XLR-Eingang,· Ausgang asymmetrisch über Cinch, mittig oben die 6-polige Buchse zur Stromversorgung, darunter der Masse-Anschluss
Symmetrischer XLR-Eingang,· Ausgang asymmetrisch über Cinch, mittig oben die 6-polige Buchse zur Stromversorgung, darunter der Masse-Anschluss

Der symmetrische Eingang erlaubt es, die extrem niedrig-pegeligen Signale eines MC-Tonabnehmers sehr störungsarm aufzubereiten. Sie sind von der Größe mit Mikrofonspannungen vergleichbar, die in der professionellen Studiotechnik stets symmetrisch verarbeitet werden. Deshalb enthält der 8-MC auch Bauteile, die üblicherweise in der Studiotechnik zuhause sind. Nun ist der Phonoentzerrer nicht durchgängig vollsymmetrisch aufgebaut. Bei der weiteren Aufbereitung wird das symmetrische Signal zusammengeführt und asymmetrisch weiter verstärkt und letztlich über Cinch ausgegeben. Auch sind alle Einstell-Optionen bewusst auf der doppelseitig kupferkaschierten Leiterplatte zu finden und nicht, wie es vielleicht praktischer erscheint, auf von außen bedienbare Schalter gelegt. Aus klanglichen Gründen haben hier ganz eindeutig der klare und geradlinige Schaltungsaufbau und die saubere Signalführung Vorrang vor der Bequemlichkeit. Und das finde ich gut so.

Das Konzept des Transrotor Phono 8-MC überzeugt aber nicht nur in Teilbereichen, sondern auch insgesamt. So wurde der Entzerrer in puncto Empfindlichkeit und Schaltungsaufbau konsequent für Moving Coil Tonabnehmern optimiert. In den Regionen, in denen sich der  Phono 8-MC tummelt, stellen Systeme mit bewegter Spule sowieso die überwältigende Mehrheit. Besitzer von MM-Systemen müssen da leider nach anderen Spielpartnern Ausschau halten.


Auch den technischen Aufbau des Phono 8-MC kann man nach einem Blick auf die Details nur loben: Hier wurde nur Bestes verwendet, wie zum Beispiel Kondensatoren aus dem Hause Mundorf und anderes Edelmaterial. Ein Mute-Relais garantiert ein geräuscharmes Ein- und Ausschalten, und das „Quasi Akkunetzteil“, wie Transrotor sein Stromversorgung nennt, mit einem vergossenen Ringkern-Transformator, ultraschnellen Gleichrichterdioden und einer Elko-Bank mit 54400 Mikrofarad liefert der Audioschaltung saubere Energie im Überfluss.

Klarer Aufbau mit gekapseltem Ringkern-Trafo und der stattlichen Kondensatoren-Batterie
Klarer Aufbau mit gekapseltem Ringkern-Trafo und der stattlichen Kondensatoren-Batterie

MC-Tonabnehmer entfalten ihr musikalisches Können bekanntlich erst bei richtiger Anpassung in Sachen Empfindlichkeit und Abschluss-Widerstand. Diesem Aspekt hat Transrotor selbstverständlich Rechnung getragen: Die Eingangsimpedanz lässt sich in 16 Stufen wunderbar fein abgestuft von 60 Ohm bis 4,7 Kiloohm anpassen. Die Empfindlichkeit kann ebenfalls in 16 Schritten zwischen 0,07 mV und 2,0 mV gewählt werden. Über das Entfernen von Jumpern lässt sich zusätzlich ein Subsonicfilter aktivieren, was ich aber im Test nicht getan habe. Die Geräte konnten also ungefiltert ihr Können zeigen. Wie schon erwähnt, sind alle Anpassungsmöglichkeiten  kanalgetrennt im Gerät über Dip-Schalter einstellbar. Da hat Transrotor wohl den Musikfreund im Blick, dem es völlig ausreicht ist, wenn die Anlage einmal optimal eingestellt wird und dann tut, was sie soll: Musik machen.

Rechts die Anleitung für die unterschiedlichen Einstellmöglichkeiten, links im Schaltungsaufbau die Dip-Schalter für Empfindlichkeit und Abschlusswiderstand. Die Subsonic-Jumper sitzen links von den dicken MKP-Kondensatoren.
Rechts die Anleitung für die unterschiedlichen Einstellmöglichkeiten, links im Schaltungsaufbau die Dip-Schalter für Empfindlichkeit und Abschlusswiderstand. Die Subsonic-Jumper sitzen links von den dicken MKP-Kondensatoren.

Der Phono 8-MC bekam seinen Spiel-Platz auf gespiketen Granitplatten und wurde mit einem MudrAkustik Netzkabel an den Strom angeschlossen. Die Kühlrippen der Gehäuse sind sicher äußerst großzügig dimensioniert: Beide Einheiten wurden nicht wirklich warm, auch nicht nach den fünf Stunden der ersten Hör-Session. Als Spielpartner braucht so ein Testkandidat naturgemäß eine adäquate Umgebung und bekam sie in Form eines Brinkmann Balance-Laufwerks, bestückt mit Breuer Tonarm und einem van den Hul Colibri XGP mit Goldspulen. Diese Kombination sollte mit unserem Probanden sicherlich sicherlich auf Augenhöhe musizieren. Die Pegelanpassung wurde auf 0,33mV eingestellt, die Abschlussimpedanz auf ein Kiloohm. Selbst bei sehr weit geöffnetem Lautstärke-Regler war kaum Rauschen zu hören, Brummen schon gar nicht. Wann gibt es das schon bei Phono?

Zum entspannten Einhören wurde das Paul Kuhn Trio Live At Birdland von Hifistatement aufgelegt, beginnend mit „One Morning In May‟, das Vogel-Trillern passend zum Colibri-System. Schon nach einer halben LP-Seite war klar: Der Transrotor Phono 8-MC ist richtig gut, und diese Einschätzung sollte sich auch nicht mehr ändern, sondern weiterhin bestätigen und zu unerwarteten Wahrnehmungen vermeintlich bekannter Schallplatten führen. „Dass da noch so viel möglich ist!“, darf ich meinen Freund Thomas B. zitieren, der als Besitzer einer sehr hochwertigen und musikalischen Anlage weiß, wovon er spricht, und mit dem ich den ersten Teil des Hörtest gemeinsam machte.

Schon mit dem Paul Kuhn Trio offenbarte der 8-MC herrlich glanzvolle Schlagzeugbecken, farbig und feindynamisch ohne auch nur den geringsten Anflug von Härte. Alle drei Instrumente und Paul Kuhns Stimme hatten ihren Raum, ordentlich und stimmig zueinander geordnet. Keine künstliche Räumlichkeit, sondern überzeugend differenziert. Farbenfroh dargeboten wurde auch Midnight Sugar vom Tsuyoshi Yamamoto Trio. Das machte wirklich Spaß. Vor allem kam alles total locker und völlig entspannt beim Hörer an. Tin Can Alley von Jack DeJohnette´s Special Edition, ECM 1189, ging dann wirklich zur Sache. Die beiden Saxophone, vor allem das Bariton-Sax rechts von John Purcell rotzte uns seine Töne richtig entgegen. Niemals überbetont oder holprig in den Basslagen. Vergnügen pur.


Das minimalistischen Pop Arrangement von Dillon in This Silence Kills hatte Transparenz, Farbe und vor allem Griffigkeit und Standfestigkeit. Das war ohnehin bei allen Platten deutlich: Die Instrumente oder Stimmen hatten stabile Plätze und schwankten nicht, auch nicht in Abhängigkeit von ihrer Tonlage in der Höhe. Das ist wirklich bemerkenswert und lässt auf ein extrem sauberes Phasenverhalten des Phono 8-MC schließen.

Pink Floyd Shine On You Crazy Diamond in der Pressung von 1975 war berauschend, plakativ, farbenprächtig, fein gezeichnet, überwältigend, affeng… . Von diesem Erlebnis mussten wir uns wirklich „erholen“,  bevor wir uns dann nach einer verdienten Kaffeepause der E-musik widmeten.

Auf dem Glas-Teller des Balance lag Manuel De Fallas Dreispitz, DG von 1977, mit der Mezzosopranistin Teresa Berganza, gespielt vom Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa: eine Aufnahme, in der Alles drin steckt, wie man so sagt. Es klingt, wie ich es mir wünsche: Gut durchgezeichnet, die Pauken sauber und platziert, die Stimme ehrlich körperhaft, die Streicher mit realistischem Schmelz, dynamisch, differenziert. Bravo!

In einer weiteren Hörsitzung – diesmal allein – habe ich wissen wollen, was der Phono 8-MC macht, wenn man ihn mit einem einfacheren Frontend speist. So habe ich meinen Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2 davor gespannt, die Empfindlichkeit der Phonostufe blieb unverändert, die Eingangsimpedanz wurde jedoch auf 4,7 Kiloohm erhöht. Natürlich hörte ich dieselben Aufnahmen: Auch hier das gleiche sehr positive Bild, aber weit weniger ausgeprägt. Eigentlich keine Überraschung, denn was man dem Phono MC-8 nicht gibt, kann er auch nicht umsetzen. Er ist halt kein Zauberkasten, sondern – viel besser – brilliert in allen Disziplinen wie Grob- und Feindynamik, Klangfarbe, Transparenz und Ortbarkeit, spielt dabei aber ungeheuer musikalisch mit bisher so nicht gehörter Echtheit. Da sind 2400 Euro wirklich eher günstig. Zudem bekommt man eine ansprechende Optik und eine exzellente Verarbeitung.

Dieses Pärchen ist ein absolut gelungenes Kunstwerk
Dieses Pärchen ist ein absolut gelungenes Kunstwerk

 

 

STATEMENT

Zitat Thomas B.: „Ein deutlicher Schritt für Analog auf dem Weg weg von der CD.“ So ist es. Der Räke Transrotor Phono 8-MC ist ein Meisterstück in Verarbeitung, Optik und vor Allem in seinen musikalischen Fähigkeiten. Probieren Sie ihn aus – eine Investition, die mit viel Freude verzinst wird.
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann Balance mit Breuer Tonarm und v.d.Hul Kolibri GXP, Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2
Vorverstärker T+A  P-10
Equalizer für Bass LA-Audio EQ 231G
Endstufen Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping)
Kabel Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra Netzkabel

 

HERSTELLERANGABEN
Transrotor Phono 8-MC
Verstärkung MC einstellbar 0,1 mV bis 2mV
Frequenzgang (RIAA) 20Hz bis 20KHz, +/-0,1dB
Eingangswiderstand MC 60 Ohm bis 4,7 kOhm einstellbar
Stromaufnahme < 9VA
Gehäuse 6 mm Aluminium
Frontblende 12 mm Aluminium
Eingang 1 x XLR
Ausgang 1 x Cinch
Abmessungen (B/H/T) je 176/757/300 mm
Preis 2400 Euro

 

VERTRIEB
Räke HiFi Vertrieb GmbH
Anschrift Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon 02202 31046
Internet www.transrotor.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/12-03-31_transrotor
Auch wenn die Doppelmesse für Veranstaltungstechnik und Musik mit 2388 Ausstellern aus 54 Ländern und rund 110000 Besuchern nach den Maßstäben unserer Branche unvorstellbar groß ist, bleiben Produkte, die auch Hifi-Fans begeistern, recht dünn gesät. Aber sie sind es wert, vorgestellt zu werden.

 

teaser

Die Messen in Frankfurt sind auf ihrem Gebiet weltweit führend, was man ja wohl auch von der High End behaupten darf. Doch dann hört es mit den Gemeinsamkeiten – von den Geräten, die in beiden Bereichen auf Interesse stoßen, einmal abgesehen – schon auf: Selbst wenn ich mich nach vier Tagen im Münchener IOC meist ein wenig urlaubsreif fühle, bedaure ich die Kollegen, die vier Tage auf dem Messegelände unterwegs sind, egal ob in ständig vollbesetzten Shuttle-Bussen oder im Individualverkehr per Tretroller – oder zeitgemäßer formuliert per Scooter.  Aber es sind nicht nur die Entfernungen, die die Arbeit in Frankfurt nicht gerade zu einem Zuckerschlecken machen. In München umspült einen zwar auch überall Musik und nicht selten so laut, dass selbst in benachbarten Ausstellungsräumen noch viel zu viel davon zu hören ist, aber auf der Musikmesse herrschen offene Stände vor, was jedoch niemand daran hindert, seine Produkte von einer Band präsentieren zu lassen. Zudem müssen die Ausstellungsstücke ja auch mal ausprobiert werden. Besonders beliebt sind zum Beispiel voll übersteuerte Gitarrenverstärker in Kombination mit dem unvermeidlichen „Smoke On The Water‟. Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn der Gesprächspartner nach der Begrüßung erste einmal den Gehörschutz entfernt …

Wie auch auf der High End sind es für mich meist nicht die Geräte, die die Messe zu einem Erlebnis machen. Viel spannender gestaltet es sich meist, die Menschen zu treffen, die die Komponenten entwickelt haben. So war am Stand von Pro Audio Services Michal Jurewicz zugegen, der Gründer, Inhaber und Entwickler von Mytec. Er sprach recht freimütig über künftige Projekte: Ein dem kürzlich in Hifistatement getesteten D/A-Wandler entsprechender Analog/Digital-Converter sei in Planung. Auch dieser werde dann sowohl im 24- als auch im 1-Bit-Format arbeiten.

Mytek Chef Michal Jurewicz hat allen Grund zu guter Laune: Seine Wandler sind so gefragt, dass es immer wieder zu Lieferengpässen kommt. Er führte auch mit DSD-Files vor, die über Pure Music zugespielt wurden
Mytek Chef Michal Jurewicz hat allen Grund zu guter Laune: Seine Wandler sind so gefragt, dass es immer wieder zu Lieferengpässen kommt. Er führte auch mit DSD-Files vor, die über Pure Music zugespielt wurden

Bei Mytek denkt man auch intensiv über einen speziell für audiophile Anwendung ausgelegten Wandler nach, der sich nicht nur durch ein aufwändigeres Gehäuse vom bisherigen Modell unterscheiden soll: Wenn man beispielsweise deutlich mehr Geld in ein größeres, für die digitalen und analogen Bereiche getrenntes Netzteil und vielleicht noch in eine potentere Ausgangsstufe investiere, ließe sich der bewährten Grundschaltung noch ein wenig mehr Klang entlocken.

Michal Jurewicz mit seinem Produktionsleiter Marcin Hamerla, der momentan darum kämpfen muss, die benötigten Stückzahlen des begehrten Wandlers zu fertigen. Die Entwicklung findet in USA statt, die Geräte werden in Polen gebaut
Michal Jurewicz mit seinem Produktionsleiter Marcin Hamerla, der momentan darum kämpfen muss, die benötigten Stückzahlen des begehrten Wandlers zu fertigen. Die Entwicklung findet in USA statt, die Geräte werden in Polen gebaut

 

Anders als Mytek setzt Antelope Audio auf die Synchronisation aller Wandler einer Kette oder eines Studios mit hochpräzisen, externen Taktgebern. Neben den Uhren – die hochpräzise Rubidium-Clock soll gerade mal eine Abweichung von einer Sekunde in 1000 Jahren haben – umfasst das Programm auch den Zodiac D/A-Wandler, der in drei Varianten angeboten wird. Ein externes Netzteil zur verbesserten Stromversorgung der Wandler ist ebenfalls lieferbar.

Igor Levin entwickelt sämtliche Antelope-Komponenten. Er setzt auf immer höhere Abtastraten im PCM-Verfahren. DSD hingegen lehnt er vehement ab, da es nahezu unmöglich sei, Ein-Bit-Aufnahmen ohne Wandlung ins Hochbit-Format nachzubearbeiten
Igor Levin entwickelt sämtliche Antelope-Komponenten. Er setzt auf immer höhere Abtastraten im PCM-Verfahren. DSD hingegen lehnt er vehement ab, da es nahezu unmöglich sei, Ein-Bit-Aufnahmen ohne Wandlung ins Hochbit-Format nachzubearbeiten

Neuste Komponente im Antelope-Angebot ist der Eclipse 384, wobei die Zahl für die höchste mögliche Taktrate steht: Der Eclipse kann also analoge Signale mit einer Frequenz von 384 Kilohertz in 24-Bit-Worte umsetzen. Selbstverständlich übernimmt er auch die Wandlung in die umgekehrte Richtung. Einen zweiten D/A-Wandler gibt es für das Monitoring der Aufnahmen. Die D/A-Wandler-Chips bezieht Antelope von Burr Brown. Der Eclipse verfügt auch über eine hochpräzise Clock mit thermisch kontrolliertem Oszillator, die externe Geräte steuern kann. Die Synchronisation des Eclipse mit einer externen Rubidium-Clock ist ebenfalls möglich.

Oben der Eclipse Mastering-Wandler, darunter die Rubidium-Clock. Schon die Bauform verrät, dass sie fürs Studio konzipiert wurden. Die Zodiac-Wandler jedoch fallen aus dem 19-Zoll-Rahmen
Oben der Eclipse Mastering-Wandler, darunter die Rubidium-Clock. Schon die Bauform verrät, dass sie fürs Studio konzipiert wurden. Die Zodiac-Wandler jedoch fallen aus dem 19-Zoll-Rahmen

 

Bricasti Design war mir bisher nur auf dem Gebiet digitaler Hallgeräte ein Begriff. Nun nehmen die Amerikaner, die lange Zeit für Lexicon entwickelten, auch den Hifi-Markt ins Visier. Während man sich bei der Ablehnung von DSD mit Antelope völlig einig ist, unterscheiden sich die Konzepte, wie man Jitter bekämpft, grundlegend. Statt auf Hardware setzt Bricasti – vorausgesetzt der Lärm der Messe hat meine Erinnerung an die detailreichen technischen Ausführungen von Bricasti Design-President Brian Zolner nicht getrübt – hier auf die digitale Synthese eines idealen PLL-Oszillators. Je einer davon arbeitet in unmittelbarer Nähe des jeweiligen Wandler-Chips des strikt kanalgetrennt aufgebauten Gerätes. Mit Hilfe eines DSPs sollen die beiden Oszillatoren synchronisiert werden. Für die Auslegung der analogen Ausgangsstufe zog Bricasti einen Spezialisten zur Rate, der auch schon für Madrigal tätig war. Das Gehäuse wird nicht zugekauft, sondern auf den Bricasti-eigenen CNC-Maschinen gefertigt. In Kürze werden die ersten Geräte mit USB Eingang zu haben sein. Ich habe beim deutschen Vertrieb Mega Audio schon ein Exemplar zum Test in Hifistatement bestellt.

Brian Zolner, der President von Bricasti Design, hört sich jeden M1 Stereo DAC nach dem Einbrennen an
Brian Zolner, der President von Bricasti Design, hört sich jeden M1 Stereo DAC nach dem Einbrennen an

Ebenfalls bei Mega Audio im Vertrieb ist Fostex. Der japanische Hersteller war früher für semiprofessionelle Bandmaschinen bekannt, bei denen sich eine Vielzahl von Spuren auf einen relativ schmalen Band aufzeichnen ließ. Für einen passablen Fremdspannungsabstand sorgten dann ausgeklügelte Rauschunterdrückungsysteme. Heute hingegen hat man in puncto Digital einiges zu bieten: Mitte des Jahres wird dieser Wandler zu haben sein, der besonders Freunde von Computer-Hifi ansprechen dürfte: der HPA8, der Digitalsignale intern mit 32 Bit verarbeitet.

Laut Frontplatte handelt es sich hier um einen Kopfhörerverstärker. Der eigentliche Clou ist allerdings der 32-Bit-D/A-Wandler
Laut Frontplatte handelt es sich hier um einen Kopfhörerverstärker. Der eigentliche Clou ist allerdings der 32-Bit-D/A-Wandler

Der HPA8 bietet einen S/PDIF-, eine AES/EBU- und zwei Toslink-Eingänge. Digitale Signale werden optisch und per Cinch-Buchse ausgegeben. Computer können per USB Verbindung mit dem Fostex aufnehmen, der sogar Musik-Dateien von SD-Karten abspielt. Ob der Wandler auch per USB angelieferte DSD-Files verarbeiten kann, stand noch nicht endgültig fest.

 

Ein analoger Cinch-Eingang macht es möglich, den HPA8 als Vorstufe einer puristischen Anlage einzusetzen
Ein analoger Cinch-Eingang macht es möglich, den HPA8 als Vorstufe einer puristischen Anlage einzusetzen

Weniger puristisch geht es beim HQ-Precision Pre-Amp vom Kompressor-Spezialisten Drawmer zu, der sich als zentrale Steuereinheit fürs Studio ebenso eignet wie für eine hochwertige Hifi-Anlage. Er bietet symmetrische und unsymmetrische Eingänge, von denen einer sogar von Line auf Phono-MM umschaltbar ist. Ein DAC ist ebenfalls mit an Bord: Er bietet USB-, S/PDIF-, AES/EBU- und TosLink-Eingänge. Sämtliche Eingänge können im Pegel voreingestellt werden, so dass Lautstärkesprünge beim Umschalten sicher ausgeschlossen werden. Herzstück des Vorverstärkers ist die „Seamless Relay Volume Control‟, die über den gesamten Regelbereich eine Kanalgleichheit von 0,05 Dezibel garantieren soll.

Drawmer-Chef Ken Giles hat lange Zeit ein Studio betrieben, bevor er sich der Entwicklung von Equipment zuwandte
Drawmer-Chef Ken Giles hat lange Zeit ein Studio betrieben, bevor er sich der Entwicklung von Equipment zuwandte

Auf den ersten Blick glaubte ich, bei Manger eine Neuheit entdeckt zu haben. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich aber eine MSM c1, die technisch der gerade eben in Hifistatement vorgestellten MSN s1 entspricht, hier aber um ein passives Bassmodul erweitert wurde. Dies erlaubt einen höhere Schalldruck, verändert aber selbstverständlich nicht die tonale Balance. Und ein hoher Schalldruck ist, wie oben erwähnt, bei einer Messe ohne Vorführkabinen oberstes Gebot.

 

Bei Manger kam ein Antelope Zodiac Gold samt Volticus-Netzteil als Wandler und Vorstufe zum Einsatz
Bei Manger kam ein Antelope Zodiac Gold samt Volticus-Netzteil als Wandler und Vorstufe zum Einsatz

Noch leichter als Manger macht der britische Monitor-Spezialist ATC Hifi-Kunden den Umstieg auf Profischallwandler: Man fertigt nicht nur spezielle wohnraumfreundliche, furnierte Modelle, sondern bietet sogar Varianten ohne die aktive, analoge Verstärkerelektronik an. Da bleibt dann genug Platz für lustvolles Experimentieren mit Kabeln und Endstufen.

Besonders charakteristisch für die Lautsprecher von· ATC ist die riesige Mitteltonkalotte im Modell SCM50ASLPro, recht neben Chassis-Entwickler Ben Lilly. Ein Pärchen in Profi-Schwarz ohne Schutzgitter ist für 12000 Euro zu haben
Besonders charakteristisch für die Lautsprecher von· ATC ist die riesige Mitteltonkalotte im Modell SCM50ASLPro, recht neben Chassis-Entwickler Ben Lilly. Ein Pärchen in Profi-Schwarz ohne Schutzgitter ist für 12000 Euro zu haben

 

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D/A-Wandler mit USB-Eingang haben in Zeiten von Computer-Hifi Konjunktur. Viel seltener findet man DACs mit Firewire-Schnittstelle. Und absolut rar sind solche Exemplare, die beide Anschlussarten aufweisen. Einer dieser wenigen ist der Mytek. Und er hat noch mehr zu bieten, nämlich die Fähigkeit, selbst DSD-Signale zu wandeln.
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Die Tasten FN1 und FN2 sind über das Menu ganz nach Wunsch des Benutzers zu belegen. Die Werkseinstellung weist FN1 die Eingangswahl und FN2 die Muting-Funktion zu
Die Tasten FN1 und FN2 sind über das Menu ganz nach Wunsch des Benutzers zu belegen. Die Werkseinstellung weist FN1 die Eingangswahl und FN2 die Muting-Funktion zu

Doch bevor ich mich intensiver mit dem spannenden Mytek-Wandler beschäftige, sollten wir einen Blick auf die Firmengeschichte werfen. Mytek Digital wurde im Jahr 1992 von Michal Jurewicz gegründet, der in der Blütezeit der großen Studios in Manhattan erst in der Hit Factory und anschließend in den Skyline Studios arbeitete. Er hatte in Warschau ein Studium in Elektronik und Akustik abgeschlossen, war 1989 in den USA eingetroffen und folgte dort seiner Leidenschaft für guten Sound. Mit 20 Jahren Erfahrung und nach mehr als 20 selbstkonstruierten Wandler-Modellen legte Michal Jurewicz bei Mytek besonderen Wert auf musikalische Reinheit und Transparenz. Einige der Wandler waren  Auftragsarbeiten für andere Firmen. So entwickelte Michal Jurewicz auch einen DAC für Mark Levinsion – die Person, nicht die Marke. Eines der ersten Produkte von Mytek war das Private Q cue system für die Skyline Studios. Dieses modulare Monitor-System gibt den Musikern größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung ihres Kopfhörer-Mixes. Unter anderen setzten die Rolling Stones und Kiss das System bei ihren Aufnahmen ein.

Um das Jahr 1992 herum entwickelte Michal Jurewicz Prototypen von A/D-Wandlern für den Zwei-Kanal-Mixdown auf DAT, die bei Produktion solch illustrer Musiker wie James Taylor zum Einsatz kamen. In den späten 90-ern arbeitete Mytek kontinuierlich an der Verbesserung der PCM-Technik, von 16 zu 24 Bit und mit Abtastraten bis 192 Kilohertz. Auch bei der Ein-Bit-Wandlung sammelte Michal Jurewicz so viel Erfahrungen, dass Sony ihm ab 2001 ein DSD-Projekt anvertraute: die Endwicklung eines DSD-Festplatten-Master-Recorders. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse schlugen sich in zwei kommerziell  erfolgreichen Mytek-Produkten nieder: dem achtfach 192-Kilohertz-Analog-Digital- und -Digital-Analog-Wandler sowie unserem zweikanaligen D/A-Wandler.

Unsere Preamp-Variante des Mytek bietet zwei Cinch-Eingänge für eine weitere analoge Quelle. Die Mastering-Version verfügt stattdessen über kanalgetrennte DSD-Eingänge mit BNC-Buchsen
Unsere Preamp-Variante des Mytek bietet zwei Cinch-Eingänge für eine weitere analoge Quelle. Die Mastering-Version verfügt stattdessen über kanalgetrennte DSD-Eingänge mit BNC-Buchsen

Bei der Produktentwicklung setzt Mytek auf kontinuierliche Hörtests, dann auf Messungen und daraus resultierenden Schaltungsmodifikation. Die Firma betreibt in Brooklyn, New York, ein Mastering- und Aufnahme-Studio, das aber vorrangig für wissenschaftliche Experimente und die Entwicklung von Geräten genutzt wird. Bis 2011 fertigte Mytek seine Wandler ausschließlich für professionelle Anwendungen, da es das erste Firmenziel ist, Werkzeuge für eine naturgetreue Aufnahme und Wiedergabe von Sounds bereitzustellen. Und nun will Mytek auch den privaten Musikfreunden einen sehr hohen Gegenwert für‘s Geld bieten, und das bei absolut betrachtet ausgesprochen moderaten Preisen, wie Michal  Jurewicz in einer E-mail an den Autor betont.

In puncto Ausstattung übertrifft der Wandler locker die meisten Mitbewerber in seiner Preisklasse: Sie möchten nicht lange mit Treibern hantieren und einfach Musikdateien bis 96 Kilohertz aus Ihren Windows-Rechner abspielen? Kein Problem: Verbinden Sie den Computer mit dem USB 1.1-Eingang und los geht‘s. Sie wollen doch lieber Abtastraten bis192 Kilohertz verwenden? Installieren Sie den entsprechenden Treiber von der Mytek-Website und verbinden Sie Ihren Computer mit dem USB 2.0-Eingang. Hier akzeptiert der Mytek auch DSDIFF-Dateien, also einen DSD-Datenstrom. Bisher geht das mit der bei SACDs üblichen Frequenz von 2,8 Megahertz. Eine neue Software, die sogar die doppelte Frequenz erlaubt, ist aber bereits in Arbeit. Dass der Wandler auch Ein- und Ausgänge für eine Wordclock bietet, überrascht wegen der Herkunft aus dem Profilager schon fast nicht mehr. Erstaunt hat mich jedoch, dass Michal Jurewicz auf die Frage, ob ich den Wandler nicht auch einmal mit der firmeneigenen Studioclock192 CX ausprobieren solle, davon abriet: Die im Wandler eingebaute Clock sei von sehr guter Qualität und allein schon wegen der nötigen Kabel würde ein externer Taktgeber keine besseren Ergebnisse bringen.


Bei einigen Bauteile möchte sich Mytek nicht in die Karten schauen lassen: Dort wurden die Aufdruck unleserlich gemacht
Bei einigen Bauteile möchte sich Mytek nicht in die Karten schauen lassen: Dort wurden die Aufdruck unleserlich gemacht

Für den Anschluss an die Kette – seien es nun Endstufen, Aktiv-Lautsprecher oder eine Vorstufe – stehen XLR- und Cinchbuchsen zur Verfügung, deren Pegel regelbar ist. Und zwar auf dopppelte Art: einmal analog in der Ausgangstufe in ein Dezibel-Schritten und zum anderen auf digitaler Ebene im Wandler-Chip. Die analoge Regelung wird auch für die beiden Cinch-Eingänge wirksam, die den Mytek zu einer puristischen Vorstufen-Lösung machen. Noch puristischer ist es allerdings, auf jegliche Regelung zu verzichten, und die analoge Pegelbeeinflussung gleich per Relais zu umgehen. Was ich dann auch getan habe. In diesem Fall ist der Drehregler nur für die Lautstärkeregelung des integrierten Kopfhörerverstärkers zuständig. Allerdings sind hier die 100 Schritte nicht gerade praxisgerecht gewählt: Fängt man vorsichtig bei -∞ an, dauert es eine ganze Weile, bis man überhaupt etwas hört, was allerdings nicht heißen soll, dass der Verstärker zu schwach ist: Er soll bis zu 500 Milliampere bereitstellen und treibt selbst hochohmige Kopfhörer souverän. Schaltet man den Mytek in den Menu-Modus, dient der Drehregler der Auswahl der gewünschten Parameter. Trotz der Fülle der möglichen Einstellung geht das recht locker von der Hand – auch wenn man sich hier schon mal ein größeres, höher auflösendes Display wünschte. Ein, wie ich gerne zugebe, in dieser Preisklasse allerdings sehr vermessener, fast schon unverschämter Wunsch.

Kein Grund zur Geheimniskrämerei: In unmittelbarer Nähe zum Taktgeber findet man den ESS Sabre32 Ultra DAC. Hier arbeiten acht Mono-Wandler mit 32 Bit
Kein Grund zur Geheimniskrämerei: In unmittelbarer Nähe zum Taktgeber findet man den ESS Sabre32 Ultra DAC. Hier arbeiten acht Mono-Wandler mit 32 Bit

Nahezu wunschlos glücklich dürfte der Mytek mit der Vielzahl seiner Digitaleingänge Besitzer von CD-Laufwerken und -Playern machen, die ihr Gerät mit moderner Wandlertechnik auf den neusten Stand bringen möchten: Es gibt Tos-Link-, AES/EBU- und S/PDIF-Buchsen. Zum Glück bewahrt mich mein bewährtes wie betagtes Wadia WT-3200-Laufwerk mangels diverser Ausgänge davor, die Qualität der Verbindungsvarianten zu vergleichen. Der Wadia und der Mytek haben lediglich die S/PDIF-Schnittstelle gemein. Aber selbst bei der Beschränkung auf S/PDIF bietet Myteks kleines Kistchen eine Vielzahl von Optionen, die in Vor-Computer-Audio-Zeiten allein für einen spannenden Wandler-Test völlig ausgereicht hätten: Soll ein steiles (sharp) oder eher sanftes (slow) Digitalfilter den Klang prägen?  Ist Upsampling dem Sound zuträglich oder bleibt es besser ausgeschaltet? Wird der DAC auf die Daten vom Laufwerk synchronisiert oder werden die ankommenden Informationen intern neu getaktet? Die letzte Frage ist schnell beantwortet: Wenn der Wadia dem Wandler den Takt vorgibt, klingt das ausgesprochen anständig und stimmig, versetzt einen aber nicht in Entzücken, wenn man schon Wandler-Boliden wie die von dCS oder Wadia gehört hat. Die Leistung des fremdbestimmten Mytek durfte man auch schon vor vier, fünf Jahren von einem Wandler dieser Kategorie erwarten. Heute ist es zum Glück deutlich mehr: Wenn die Clock des Mytek den Takt vorgibt, wird der Hörer beispielsweise von jeder Menge Luft um die Instrumente, dem gewissen Funkeln des Blechs und der sonoren Kraft eines Kontrabasses betört.


Todd Garfinkels Zwei-Mikrofon-Aufnahme eines pianolosen Jazz-Quartetts fasziniert mit Klangfarben, Dynamik und jeder Menge Rauminformationen
Todd Garfinkels Zwei-Mikrofon-Aufnahme eines pianolosen Jazz-Quartetts fasziniert mit Klangfarben, Dynamik und jeder Menge Rauminformationen
Noch vor zwei Jahren hätte ich das Upsampling aktiviert, voller Überzeugung, mich so für die bessere Wiedergabe entschieden zu haben. Seit der Begegnung mit dem famosen PS Audio Perfect Wave DAC , der die klanglich besten Ergebnisse im sogenannten „Native Mode‟ ohne Upsampling brachte, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher, weshalb ich bisher auf jegliche Datenmanipulation verzichtete. Um es auch hier kurz zu machen, greife ich mal wieder zu „Davy The Baby‟ von Marty Krystalls Seeing Unknown Colors (MA Recordings M015A): Wie gewohnt musiziert das Quartett in einem riesigen Raum und ist präzise fokussiert, der Drive ist einfach mitreißend, und die Bass Drum kommt mit richtig viel Druck. Wenn man nun über das Menu das Upsampling auf 192 Kilohertz einschaltet – ein anderer Wert ist nicht verfügbar – und den Wandler danach aus- und wieder einschaltet, öffnet sich der imaginäre Raum noch einmal ein gutes Stück und im Hochtonbereich überzieht Becken und Blech ein besonderer Glanz. Mir gefällt der Klang des Mytek so noch einmal ein ganzes Stück besser. So etwas habe ich noch vor ein paar Jahren nur von Wandlern gehört, die mindestens das Fünffache kosteten. Die Macht der Bass Drum lässt einen eher eine „fette‟ diskret aufgebaute Ausgangsstufe samt entsprechendem Netzteil vermuten als die integrierte Schaltung, der Michal Jurewicz bei seinem Wandler diesen Wohlklang entlockt.

Während man in Hifi-Kreisen bei Wandlern mit umschaltbaren Filtern meist ausführlich deren Vor- und Nachteile im puncto Frequenz- und Zeitverhalten diskutiert, begnügt sich Mytek mit dem Hinweis, dass sich die Filter darin unterscheiden, wie das Audioband außerhalb des Hörbereichs beschnitten wird. Da der Wandler gerade in den Tiefen jede Menge Druck zu bieten hat, gönne ich mir ein Bad in wohligen Basswellen beim Titelstück von Bela Flecks The Flight Of The Cosmic Hippo. Die Erwartungen in Sachen Schub werden nicht enttäuscht, und auch der Raum aus dem Mischpult vermag zu gefallen. Da machen die Filter keinen entscheidenden Unterschied. Das steilere Filter fokussiert die Instrumente ein wenig genauer und sorgt so für einen Tick mehr Präzision, das flachere Filter hingegen verleiht der Wiedergabe etwas Weiträumiges, Schwebendes – und das können meine Lautsprecher, die beinahe überakkuraten LumenWhite, durchaus vertragen. Ich bleibe hier bei der  Einstellung „slow‟, für die folgenden Stücke aus dem Computer deaktiviere ich jedoch wieder das Upsampling, damit Unterschiede in der Sampling-Frequenz der Audio-Files deutlich werden können.

Das Titelstück mit dem Solo auf dem fünfsaitigen E-Bass ist ein harter Test für alle Ketten
Das Titelstück mit dem Solo auf dem fünfsaitigen E-Bass ist ein harter Test für alle Ketten
Als Audioplayer läuft auf dem iMac die neueste Version von Amarra, die Verbindung zum Mytek übernehmen zwei Audioquest Diamond eines in USB-, das andere in Firewire-Ausführung, und ein Sunwire Reference verbindet die symmetrischen Ausgänge des Wandlers mit der Vorstufe. Ich denke nicht, dass die Unterschiede – wenn es denn welche geben sollte – zwischen den beiden Anschlussvarianten eins zu eins auf andere Geräte übertragbar sind, dennoch möchte ich wissen, wie ich dem Mytek in meiner Kette das Maximum entlocken kann. Dazu habe ich eine CD auf die Festplatte überspielt, die Europas bester Tubaspieler Michel Godard mit Kollegen im ehemaligen Kloster Noirlac in natürlicher Akustik eingespielt hat. Die Stücke sind inspiriert von Düften, die eine Parfümeurin für die Aufnahmesessions kreierte. Die Improvisation des Perkussionisten Patrice Heral, der übrigens auch bei Otello, der von sommelier du son produzierten, neuen LP Dieter Ilgs, mit von der Partie ist, findet in einen enorm großen, völlig unbedämpften Raum statt und weckt beste Erinnerungen an einen audiophilen Klassiker: Däfos (Reference Recordings RR-12). Auf der LP finden sich spektakulärere Schlagzeug-Sounds – Patrice Heral geht mit seinem Schlagwerk und seiner Stimme weitaus feinfühliger um als Mickey Hart –, dafür aber gerät die Raumabbildung auf Le Concert Des Parfums geradezu sensationell – zumindest wenn der Mytek die Daten in Musik umsetzt. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, welcher Eingang des Wandlers das Signal empfängt. Darauf, dass die Firewire-Verbindung vielleicht doch für eine Nuance mehr Präzision sorgt, möchte ich mich nicht festlegen: Im Blindtest könnte ich gewiss nicht sagen, welche der beiden Anschlussarten aktiv ist. Damit haben wir endlich mal ein Ergebnis, wie wir es uns von der Digitaltechnik schon immer gewünscht haben: Daten bleiben Daten, egal über welchen Weg sie transportiert werden. Auch wenn ich meinen iMac fast nur für Musik benutzte, ist – außer für diesen Test – meist doch mehr als ein USB-Anschluss belegt, wohingegen es nur eine Firewire-Buchse gibt, womit eine Beeinträchtigung dieser Verbindung durch andere Geräte per se ausgeschlossen ist. Ich bleibe also bei Firewire.

Michel Godard und seine Kollegen präsentieren eine Musik, die sich jeder Einordnung wiedersetzt und gerade deshalb ungemein spannend ist. Die unterschiedlichen Räume des Klosters Noirlac bieten den passenden Rahmen. Selbst eine Kostprobe der Düfte ist beigefügt
Michel Godard und seine Kollegen präsentieren eine Musik, die sich jeder Einordnung wiedersetzt und gerade deshalb ungemein spannend ist. Die unterschiedlichen Räume des Klosters Noirlac bieten den passenden Rahmen. Selbst eine Kostprobe der Düfte ist beigefügt
Bei seinem Bericht von der CES mutmaßte der Kollege Danny Kaey, dass DSD das High-Resolution-Download-Format der Zukunft sein würde. Noch ist das Angebot an entsprechenden Files sehr gering, ich konnte mir aber die ein oder andere Datei besorgen, ohne allerdings zu wissen, ob bei ihrem Entstehen nicht doch irgendwann einmal ins Hochbit-Format gewandelt wurde. Um die Ein-Bit-Dateien abzuspielen, muss ich allerdings den Player wechseln, da Amarra das Format bisher nicht unterstützt. Audirvana Plus reicht den Datenstrom jedoch problemlos an den Wandler weiter, der dann auch prompt dSd in seinem Display anzeigt. Die Dateien, die ich ergattern konnte, klingen durch die Bank sehr gut, allerdings tun das über den Mytek – wie oben zu lesen – auch einige ganz normale CDs.

Da ich auch immer auf der Suche nach Verbesserungen für die Hifistatement-Downloads bin, steht nicht ganz zufällig ein Korg MR-2000 im Hörraum, mit dem man beispielweise Mastertapes ins Ein-Bit-Format übertragen kann. Das klappte sogar mit doppelter SACD-Frequenz, die der Mytek aber erst nach einem Firmware-Update wird wiedergeben können. Also beschränken ich mich darauf, ein Band einmal mit dem Korg ins 2,8-Megahertz-Ein-Bit-Format zu wandeln und mit der Nagra LB in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei. Bei Abspielen über den Mytek ergeben sich dann leichte Vorteile für die DSD-Variante: Hier erklingt der Song vom Quinton-Album Gansch and Roses noch eine Spur farbiger, detaillierter und dynamisch feiner strukturiert. Leider kann man aber auch nach diesem Experiment nicht behaupten, dass DSD das überlegene Format ist – die Unterschiede könnten ja auch die verschiedenen Wandler zu verantworten haben. Fest steht aber, dass der Mytek auch mit DSD ganz hervorragend klingt und damit für alle Eventualitäten gerüstet ist, die die Zukunft bringen mag.


Wo findet man so etwas sonst noch? Gleich zweimal USB und Firewire in friedlicher Koexistenz
Wo findet man so etwas sonst noch? Gleich zweimal USB und Firewire in friedlicher Koexistenz

 

 

STATEMENT

Lassen Sie sich von Preis und Größe nicht täuschen: Der Mytek macht auch in einer wirklichen High-End-Kette die allerbeste Figur. Nie war es so günstig, CDs und Computer so viel Wohlklang zu entlocken – und das ganz nach Wahl über USB oder Firewire, DSD oder Hochbit. Da bleibt – zumindest bei mir – nur ein Wunsch offen: der nach einem A/D-Wandler auf demselben extrem hohen Niveau!
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler Prototyp
CD-Laufwerk Wadia WT3200
Audioplayer Amarra 2.3
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Coffee (USB), Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Mytek Digital Stereo 192-DSD-DAC Silver Preamp Version
Wandler 32bit, PCM bis zu 192Kilohertz, 64xDSD (2,8 MHz)
Dynamikumfang 128dB (ESS Sabre chipset in 8 Mono zu 2 Kanal-Stereo-Konfiguration)
Harmonische Verzerrung -110dB
Digitale Audio-Eingänge 1 x S/PDIF, 1x AES/EBU,1 x Toslink (bis 192 kHz)
Clock interner Clock Generator (10ps Jitter,) Wordclock In and Out, or
Hardware Upsampling Intern asynchron vor der Wandlung auf 24 bit 192 kHz mit Eliminierung von Jitter
Analoge Pegelreglung in Ein-dB-Schritten, getrennt für Main-Out und Kopfhörer, Bypass per Relais möglich
Vorverstärker-Eingang 1 x Cinch, analoge Pegelregelung möglich
Kopfhörerverstärker 500mA Ausgangsstrom
Spannung weltweit anpassbar
Firmware-Update per online-Download
Interface Standard Digitaleingänge zu Computer-Eingang (Firewire oder USB)
Fernbedienung mit handelsüblichem Infrarotgeber möglich
Abmessungen (B/H/T) 22/5/22 cm
Gewicht 2,7 kg
Preis 1330 Euro

 

HERSTELLER
Mytek Digital
Anschrift 148 India Street 1FL
Brooklyn, NY 11222
USA
Telefon +1 347 384 2687
E-Mail highend@mytecdigital.com
Internet mytekdigital.com

 

VERTRIEB
Pro Audio Services
Anschrift E. Kröckel
Kleiststraße 6
65187 Wiesbaden
Telefon 0611 205 60 31 / 32
E-Mail e.kroeckel@pro-audio-services.com
Internet www.pro-audio-services.de

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Freitag, 16 März 2012 01:00

WideaLab Aurender S10

Seit geraumer Zeit überlegt Helmut Baumgartner, womit er mich hinterm Ofen vorlocken kann, um mich zu überreden, einen Artikel für Hifistatement zu schreiben. Anstatt Musik zu hören. Nun weiß er, dass mein CD-Laufwerk bereits stark schwächelt und hatte dann mit dem Aurender S10 ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen konnte. Komisch, warum mir dabei immer „der Pate“ einfällt...
teaser


Aurender also. Nie gehört. Es handelt sich hier um ein Wortspiel, bestehend aus Audio und Renderer, wie mich die Homepage des Vertriebs aufklärte. Oberflächlich betrachtet ist der S10 ein Musikserver, kombiniert mit einem Datenspeicher. Verantwortlich hierfür sind die Koreaner, genauer gesagt die Firma WideaLab, eine Tochtergesellschaft der Wonik Corp., einem Industriegiganten der sich mit Halbleiter- und Medizintechnik befasst. Warum das für uns interessant ist? Weil es sich um eine Firma handelt, der es offenbar weder an Geld für die Entwicklung noch an kompetenten Ingenieuren mangelt. Und die Kosten für Forschung und Entwicklung dürften für den S10 nicht unerheblich gewesen sein.

Jetzt kommt natürlich gleich der Einwand, wozu brauche ich so ein Gerät? Ich habe doch einen Computer, der dies nebenbei auch alles kann. Mit einem entsprechend aufgebauten PC und einer geeigneten Software lässt sich natürlich ebenfalls Musik hören und auch sehr gut. Wenn man aber mehr darüber nachdenkt, kommen auch gewisse Bedenken: Ein Computer wurde für einen völlig anderen Zweck konstruiert, er soll möglichst viele Prozesse in möglichst kurzer Zeit und möglichst gleichzeitig abarbeiten. Primär wird er erst einmal alle Systemdienste bedienen, auch diejenigen, die wir zum Musikhören gar nicht benötigen. Das sind die meisten; Audio ist hier nur einer von vielen. Für die Anwendung im Audiobereich ist einzig wichtig, einen gleichmäßigen Stream ohne Jitter an den DAC zu senden. Hierbei sind konkurrierende Prozesse für Keyboard, Maus, Videokarte, Fernbedienung, Drucker, Viren(!) und was sonst noch alles im Hintergrund läuft, eher hinderlich. Ganz so einfach ist die Sache offenbar doch wieder nicht.

Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair
Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair

Computer Nerds wollen herausgefunden haben, dass hohe Prozessor Taktraten auch mit Einstreueffekten in die Schaltung verbunden sind, so dass der schnellste Computer nicht zwangsläufig auch der am besten klingende sein muss. Festplatten verursachen mechanische Geräusche. Elektromechanische Störungen ebenfalls. Klingt die Festplatte mit 5400 Upm dann besser? Oder gar schlechter? Die Untergrund-Computerszene versucht schon seit längerer Zeit, durch Weglassen möglichst vieler Funktionen den Klang zu verbessern. Und dies mit Erfolg, je mehr deaktivierte Prozesse, desto besser das Ergebnis.

Die Qualität der Hardware spielt natürlich ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der handelsübliche PC wird in erster Linie nach kostenorientierten Gesichtspunkten hergestellt. Auf den Platinen befinden sich dann Bauteile aus aller Herren Länder, von Indonesien bis Mexiko. Je nachdem, was der Einkauf gerade am billigsten bekommen hat. Man darf also nicht erwarten, dass das Schnäppchen vom Discounter um die Ecke irgendwo in der oberen Liga mitspielen kann. Es gibt natürlich Geräte aus der Profiszene, die befinden sich aber in ganz anderen Preisregionen. Da gäbe es auch professionelle Soundkarten, die sehr gut klingen. Diese werden aber dann nur mit 16 Kanälen geliefert, was für unsere Zwecke auch nicht ideal ist.

Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden
Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Aurender S10. Der Aurender gehört zu einer neuen Gerätegruppe, für die sich findige Werbefuzzis den Begriff Transport ausgedacht haben. Das soll wahrscheinlich den potentiellen Käufer ein bisschen an ein klassisches CD-Laufwerk erinnern. Jedenfalls ist der S10 gedacht und gemacht für Hörer, die sich nicht mit der Komplexität und den Befindlichkeiten eines Computers auseinandersetzen wollen. Also für mich. Plug and Play!


Ob man will oder nicht, das Design und die Anfassqualität entscheiden mit, ob man ein Hi-Fi Gerät gerne bedient oder nicht. Ich war schon immer ein Fan von gutem Industriedesign und der S10 sieht für meinen Geschmack einfach super aus!

Dankbar hat dies auch meine bessere Hälfte zur Kenntnis genommen; die ist nämlich durch meine Selbstbauaktionen diesbezüglich nicht sonderlich verwöhnt. Designergerät? Außen hui, innen naja? Von wegen! Keine unsinnige Materialschlacht, aber alles massiv und solide gebaut mit einer perfektionistischen Liebe zum Detail. Bei der Frontplatte fällt sofort ein riesiges, gestochen scharfes AMOLED Display auf, dessen Anzeigemodus über das user-interface, äh, eine kleine Klaviatur rechts verändert werden kann. Mit der Tastatur könnte man auch die wichtigsten Laufwerkfunktionen steuern, das geht aber wesentlich eleganter. Dazu später mehr. Eingeschaltet guckt mich der S10 mit blauen Augen an – wobei das Display in hervorragender Weise zwei analoge VU Meter simuliert. Farblich einstellbar für McIntosh Fans in blau und Accuphase Fans in gelb. Toll gemacht! Natürlich kann man das Display auch für die Anzeige von Titel, Komponist et cetera einstellen.

Die rückseitigen Anschlussmöglichkeiten bieten das Nötigste um einen DAC anschließen zu können. S/PDIF, AES/EBU, Toslink sowie Ethernet und zwei USB Ports. Mehr soll das Gerät ja auch nicht können. Allerdings hätte ich mir bei einem derart durchdachten Design für den S/PDIF Ausgang eine BNC Buchse gewünscht. Dies ist nun mal der offizielle 75 Ohm Standard.

Oben rechts erkennbar, die analoge Stromversorgung für die S/PDIF Platine. Darunter die beiden Festplatten samt Digitalmanagement
Oben rechts erkennbar, die analoge Stromversorgung für die S/PDIF Platine. Darunter die beiden Festplatten samt Digitalmanagement

Das Innenleben bietet dieselbe hervorragende Verarbeitungsqualität wie das Gehäuse. Für die Abschirmung gibt es getrennte Kompartimente mit einem Zwischenboden, oben für die Signalverarbeitung und analoge Stromversorgung, darunter für das Digitalmanagement. Lediglich der Sinn der seitlichen Kühlkörper hat sich mir nicht erschlossen; hier sind keinerlei Bauteile angeschlossen. Vielleicht wird hier die CPU auf irgendwelchen verschlungenen Pfaden gekühlt.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, das können andere Hersteller auch, worin liegt denn die Besonderheit dieses Gerätes? Die Grundidee von WideaLab war, alle möglichen Störeinflüsse zu eliminieren, um den Jitter auf ein vernachlässigbares Niveau zu reduzieren. Und hierfür ist die Firma einen weiten Weg gegangen. Wenn man den Innenaufbau genauer betrachtet, stellt man fest, dass für die Steuerung keine der gängigen Computerplatinen verwendet wird. Auch die S/PDIF-Ausgangskarte ist eine komplett eigene Entwicklung. Die Boards sind traumhaft gefertigt, für Technikfans eine Augenweide!

Offenbar stellt die Platine bereits die 2. verbesserte Version dar
Offenbar stellt die Platine bereits die 2. verbesserte Version dar

Um den Jitter so gering wie möglich zu halten, wird ein extrem genauer Quarz Oszillator, clock auf neudeutsch, benötigt. WideaLab benutzt hier einen OCXO (oven controlled crystal oscillator) bei dem sich Temperaturschwankungen nicht auf die Resonanzfrequenz des Quarzes auswirken. Damit ist dieser Oszillator um ein Vielfaches genauer als ein traditionelles Modell.

Die Musikdateien werden auf einer 2TB-Festplatte gespeichert, zum Abspielen jedoch in einen 64G-SSD-Cache übertragen. Während des Musikhörens läuft die Festplatte also nicht. Und kann auch somit keine Vibrationen oder elektromagnetische Störungen verursachen. Der 64G-Cache ist groß genug, um etliche  Alben im FLAC Format zu speichern, zudem ist er so intelligent, dass er häufig gespielte Alben automatisch im Speicher behält. Die gefühlten zwei bis drei Sekunden Wartezeit für das Übertragen der Datei von der Festplatte in den Cache entfällt dann. Angeschlossen wird der Aurender an einen DAC Ihrer Wahl, übertragen kann er alle gängigen Formate bis 192 Kilohertz. Auch AIFF oder Apple Lossless und auch alle Formate gemischt.


Eines der Kernelemente des Aurender, der temperaturstabilisierte Oszillator
Eines der Kernelemente des Aurender, der temperaturstabilisierte Oszillator

Ebenso beeindruckend wie die Hardware ist die Software. Sie basiert auf dem professionellen Linux Betriebssystem, hier optimiert für den reinen Gebrauch als Audio Computer und für die Bedienung des Gerätes über eine iPad Applikation. Auch hier haben sich die WideaLab Ingenieure etwas Neues ausgedacht. Die gesamten Informationsdaten über Alben, Titel, Komponist, Cover et cetera werden auf dem iPad gespeichert. Damit müssen die Daten beim Browsen nicht erst vom Server geladen werden, was mitunter sehr zäh funktionieren kann. Und natürlich auch wieder die CPU beschäftigt.

Dies bedeutet aber auch, dass zur Bedienung des Aurender ein iPad vonnöten ist und der Server sowohl über WLAN als auch über die Ethernetleitung verbunden sein muss. Wenn man das iPad gerade mal verlegt hat, gibt es auch keine Musik! Die Bedienung des graphischen „user interface“ (schon wieder neudeutsch) auf dem iPad ist vollkommen intuitiv und selbsterklärend. Ich habe während der gesamten Testphase nicht einmal die Bedienungsanleitung benötigt! Was ich allerdings immer zu vermeiden versuche. Die Darstellung erinnert ein bisschen an iTunes; wer sich damit auskennt, kommt mit der Aurender App sofort klar.

Wie kommen nun die Dateien auf den Aurender? Ein CD-Laufwerk zum Rippen der CDs fehlt ja. Deshalb gibt es zwei andere Möglichkeiten: Am elegantesten über das hauseigene Ethernet. Dort angeschlossen lädt sich der S10 automatisch die Dateien vom NAS Laufwerk oder einem PC auf seine interne Festplatte. Dies ist auch die von WideaLab empfohlene Methode. Damit ist auch gleichzeitig das Problem mit der Datensicherung gelöst. Zum Rippen der CDs auf den hauseigenen Computer bietet sich für Mac Benutzer XLD als Software an, für Windows PCs EAC oder dBpoweramp. Der zweite Weg funktioniert über externe Datenträger wie beispielsweise einen USB Stick oder eine USB Festplatte. Unsere Freunde jenseits des Atlantiks haben sich dafür den Begriff „Sneakernet“ ausgedacht. Ebenso ist es möglich, via USB ein externes CD-Laufwerk anzuschließen, der S10 rippt dann automatisch die Alben in das FLAC Format und sucht sich die Metadaten aus dem Internet. Diese Funktion ist aber laut Hersteller nur für Demo Zwecke gedacht.

64 GB Cache sind schon ein Wort!
64 GB Cache sind schon ein Wort!

Probleme? Im praktischen Betrieb keine. Die Frage ist nur, was mache ich, wenn die interne 2TB-Festplatte voll ist? Das ist zwar ein riesiger Speicher, aber mit hochauflösenden Formaten kommt man irgendwann doch an dessen Grenze. WideaLab bietet über das Internet Updates der Software an, so gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, Musik über ein externes NAS zu spielen. Allerdings unterstützt der S10 momentan keine Metadaten oder Cover, wenn das Album auf dem NAS gespeichert ist. Vielleicht nach dem nächsten Update? Unabhängig davon gibt es die Möglichkeit, sich vom Vertrieb eine 3TB-Festplatte einbauen zu lassen. Die mögliche Plattengröße ist offenbar nur abhängig vom momentanen Stand der Technik.

Bevor mir jetzt der eine oder andere Leser das Handtuch schmeißt und sagt, so genau wollte ich das alles gar nicht wissen, komme ich zu dem entscheidenden Punkt: Wie klingt es mit dem Aurender als Quelle überhaupt? Kurz, hervorragend! Offensichtlich hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Mit dem S10 kann jeder DAC sein Potenzial voll ausschöpfen. Am Auffallendsten zunächst ist die feine Auflösung der Wiedergabe. Akustische Instrumente werden dadurch mit viel natürlicheren Klangfarben wiedergegeben. Die Auflösung ist aber Bestandteil der Musik und bewirkt nicht, dass alles in einzelne Teile zerfällt. Es entsteht fast der Eindruck, man habe aus Versehen eine 24/96-Datei erwischt. Hat man aber nicht. Die klingen nämlich noch feiner. Auch der weitere Zugewinn an Natürlichkeit mit 24/192-Dateien ist leicht nachvollziehbar. Im Vergleich zu meinem Sony Laufwerks-Methusalem fällt die deutlich präzisere Fokussierung des S10 auf. Hat man es mit einer guten Aufnahme zu tun, dann steht die Sängerin schon mal vor einem im Raum: Privatauftritt von Diane Krall im eigenen Wohnzimmer!


Beim alten Dave Brubeck Klassiker Live at Carnegie Hall kommt das filigrane, fast zerbrechlich wirkende Saxophonspiel von Paul Desmond richtig zur Geltung. Das ist nicht ganz einfach neben Joe Morello am Schlagzeug, der zwar unheimlich flüssig spielt, aber die Toms auch schon mal mit Vehemenz bedient. Mit dem Aurender gelingt aber noch etwas viel Wichtigeres: Man bekommt einen viel besseren Einblick in die kongeniale Kommunikation der Musiker untereinander. Die etwas eckige Spielweise von Dave Brubeck versucht der Schlagzeuger durch ein eher lässiges, aber trotzdem extrem dynamisches Spiel ein bisschen abzumildern. Bei vielen Anlagen hört man hier eben nur vier Musiker auf einer Bühne spielen. Auch kommt die brodelnde Live Atmosphäre Dank des S10 hier extrem gut rüber, still sitzen kann man dabei nicht!

Ein schwerer Prüfstein für jede Anlage ist für mich die CD Anno 1630 von dem kleinen Label Winter und Winter. Es handelt sich hier um Musik des 17. Jahrhunderts, aufgenommen in einer kleinen Kirche in der Lombardei. Die schwierige Raumakustik in Zusammenhang mit der rustikalen Tonalität der antiken Violine kann einen schon mal zur Verzweiflung bringen. Dabei ist die Musik aus der Frühbarock-Zeit höchst interessant. Mit dem S10 wird der tonale Charakter der Instrumente noch stärker hervorgehoben, aber es nervt nichts, man kann einfach die wunderbare Musik genießen.

Nette Darstellung der Cover, die ausgewählten Alben werden nacheinander abgespielt und in der Playlist links angezeigt
Nette Darstellung der Cover, die ausgewählten Alben werden nacheinander abgespielt und in der Playlist links angezeigt

Interessante Musik gibt es auch auf dem Album Calima des andalusischen Flamencogitarristen Gerardo Núñez zu hören. Interessant in sofern, als Núñez Jazzelemente in den Flamenco mit einbezieht und auch mit Jazzgrößen wie dem Bassisten John Patitucci auftritt. Die Seele des Flamenco bleibt immer erhalten, die Verschmelzung mit anderen Stilrichtungen jedoch ist perfekt. Für alle Anlagen ist die Wiedergabe der Flamenco Rasgueo Technik extrem schwierig. Oftmals klingt es irgendwie verhuscht, als würden die Saiten nur leicht gestreift, oder es knallt so, als hätte jemand aus Versehen Stahlsaiten aufgezogen. Der hölzerne Klang des Instruments muss aber trotz des „Gerassels“ erhalten bleiben. Unabhängig von der Holzauswahl klingt eine Ramirez trotzdem anders als eine Hermanos und dies sollte über die Anlage auch zu hören sein. Mit dem Aurender kommen wir dem Original einen großen Schritt näher. Aber eben nur näher, was mir der Gitarrist meiner Band wieder eindrücklich vor Ort bewiesen hat.

Zum Schluss kann ich mir eine Anmerkung zu dieser Gerätegattung allerdings nicht verkneifen: mit einer kleinen Fingerbewegung lässt sich das gesamte Musikarchiv vom Sessel aus bedienen. Wenn man von Miles Davis auf Beethoven wechseln will, braucht man seinen Hintern nicht mehr in Bewegung setzen. Ich denke da jetzt weniger an eine Gewichtszunahme durch Musikhören. Sondern eher an die Gefahr, die Musik nicht mehr als Ganzes, sondern nur noch stückweise zu hören. Dies wird noch zusätzlich durch das Erstellen von Playlisten gefördert. Aber vielleicht ist das ein Zeichen der Zeit. Und dafür kann der Aurender nun überhaupt nichts.

STATEMENT

Exzellentes Design. Perfektionistische Verarbeitung. Hervorragender Klang. Durchdachte Konstruktion. Einfache Bedienung. Was will man eigentlich mehr?
GEHÖRT MIT
Laufwerk Sony X5
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese
Lautsprecher TAD Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
WideaLab Aurender S10
Clock OCXO
Festplatte 2 TB
Cache 64 GB
Ausgang AES/EBU, S/PDIF, Toslink
Abmessungen (B/H/T) 430/96/353 mm
Gewicht 14 kg
Preis 5990 Euro

 

VERTRIEB
Hoergenuss für Audiophile
Anschrift Jörg Klein
Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
Telefon 069 40326292
E-Mail info@hgfa.de
Internet www.hgfa.de

Weitere Informationen

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