Die Klärung der im Kommentar zum ersten Test von „Freaky‟ aufgeworfenen, mindestens ebenso interessanten Frage, ob der Austausch der Terminals am Verstärker nicht ebenfalls eine gravierende Verbesserung bringe, muss ich leider noch ein wenig hinauszögern, da meine Brinkmann Monos nach dem Malheur mit dem Göbel Epoque Fine noch nicht vom Service zurück sind. Den Kollegen Jürgen Saile hingegen treibt seit dem Test der Klemmen die Frage um, welche Verbesserungen wohl die nextgen Einbau-Cinchbuchsen im Vergleich zu den klassischen WBTs oder etwa Neutriks bringen könnten. Letztlich hat der erste Test also mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet: Das Thema WBT könnte uns also noch eine Weile beschäftigen.
Um die Polklemmen mit Kupfer- und Silberleiter miteinander zu vergleichen, stand aber erst eine kleine Umbaumaßnahme bei den LumenWhite an: Die hochglanzlackierten Brettchen aus hartem Instrumentenholz, in denen die serienmäßigen WBT-Klemmen direkt verschraubt und die kupfernen 0703er mit stark bearbeiteten Teilen des WBT-Körperschalldämpfers provisorisch montiert waren, mussten so ausgefräst werden, dass der Körperschalldämpfer perfekt hineinpasste. In diesen ließen sich dann leicht die jeweiligen Polklemmen einsetzen und auch wechseln. Und für diese Versuche reichte es auch, wenn das Kabel wie bei der Lumen üblich per Kabelschuh mit der Klemme verbunden ist. Wenn ich mit den verschiedenen Materialien zu einem Ergebnis gelangt bin, werde ich den Kabelschuh jedoch entfernen und die Leitungen direkt mit der Klemme verlöten.
Da das Fräsen der Brettchen ein wenig Zeit in Anspruch nahm, gab ich sie zur Bearbeitung, während die großartigen Göbel-Schallwandler in meinem Hörraum gastierten. Ein zeitnaher Vergleich zwischen Provisorium und vorschriftsmäßig montierten Körperschalldämpfern war also nicht möglich. Haptisch irritiert es schon ein wenig, die Lautsprecherkabel an den Terminals anzuklemmen, die nicht hundertprozentig fest mit dem Gehäuse verschraubt sind, sondern sich – wenn auch minimal – bewegen können. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, brachte es klanglich noch einen kleinen Vorteil, wenn die Polklemmen nicht fest mit ihrer Umgebung in Kontakt standen: Die Durchzeichnung nahm ein wenig zu, und die Wiedergabe wirkte insgesamt ein wenig entspannter. Das sollte einem – falls die Montage kein unlösbares Problem darstellt – auf jeden Fall die Ausgabe von zweimal 20 Euro für die beiden Körperschalldämpfer wert sein.
Bei einem Test, bei dem es nicht ganz so einfach ist, mal eben schnell zwischen zwei Komponenten umzustecken, höre ich erst ein paar bekannte Testscheiben und dann eine, die ich in diesem Umfeld für besonders aussagekräftig halte, mindestens drei mal, bevor ich mit der Umbaumaßnahme beginne. Nach dem Hören der wichtigsten Testscheibe versuche ich dann mit den übrigen Songs das erste Urteil zu untermauern. In diesem Fall kann ich ein kleines Vorurteil gegenüber überhell klingendem Silber im Signalweg nicht leugnen. Deshalb habe ich Keith Jarretts Trio-Version von „ God Bless The Child‟ vom Album Standards 1 ausgewählt, da hier rhythmisch einiges passiert, es eine Menge von Details gibt und der Sound der Becken je nach Anlagenkonfiguration leicht ins Nervige kippen kann.
Bei diesem Vergleich sorgt aber nicht nur die Vertrautheit mit der Testscheibe für ein verlässliches Urteil. Ich hatte dabei Unterstützung von einem Hifi-begeisterten Freund aus Dortmund, der gerade zu Besuch weilte und mich überredete, am Sonntagnachmittag ein wenig zu arbeiten. In letzter Zeit hatte ich hin und wieder auch mit Helmut Baumgartner und Jürgen Saile gemeinsam gehört und war überrascht darüber, welch unterschiedliche Kriterien die Kollegen für sich den Vordergrund rückten. Kein Wunder, dass wir je nach individueller Gewichtung der Disziplinen zu recht unterschiedlichen Bewertungen kamen. Für mich stehen meist Räumlichkeit und Dynamik im Fokus, bei Jürgen Saile zum Beispiel tonale Ausgewogenheit und Klangfarben.
Der Wechsel von den Polklemmen mit Kupferkern zu denen mit Silberleiter führte aber zu keinerlei Differenzen. Und auch der Bestätigung durch weitere Scheiben bedurfte der erste Eindruck nicht: Die WBTs mit silbernem Leitermaterial gefielen beiden Hörern besser, auch wenn dafür jeweils andere Kriterien ausschlaggebend waren: Die 0703 Ag sorgen für eine etwas luftigere Abbildung, einen minimal größere Bühne und eine bessere Durchzeichnung. Erfreulicherweise ändert sich die Tonalität der Wiedergabe dadurch so gut wie nicht. Auch der Hochtonbereich bleibt geschmeidig und unaufdringlich. Ich werde jedenfalls bald zum Lötkolben greifen und die Polklemmen mit Silberleiter fest mit den Kabeln der LumenWhite verbinden. Und auch in Dortmund dürfte bald eine Audiophysic neue, silberne Polklemmen bekommen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC, Calyx Femto |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Aanlog Domain The Athene |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon MK VI |
Kabel | Precision Interface Technology, Göbel Lacorde, Audioplan Powercord S, Audioquest |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Polklemme WBT-703 Ag | |
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Durchmesser | 19 mm |
benötigte Bohrung | 11,5 mm mit Nut 2,5 x 2 für Verdrehsicherheit |
mögliche Wandstärken | 0,9 bis 8 mm |
Dauerstrom | > 30 A |
Spitzenstrom | > 200 A |
Übergangswiderstand | < 0,1 mΩ |
Preis | 54.10 Euro pro Stück |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLER / VERTRIEB WBT-Distribution GmbH | |
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Anschrift | Im Teelbruch 103 45219 Essen |
Telefon | + 49 2054 87 5520 |
sales@wbt.de | |
Internet | www.wbt.de |
Hornsysteme, Röhrenverstärker, Plattenspieler oder Bandmaschinen gehören irgendwie zusammen. Diese veralteten Technologien wurden später auf Grund von Bequemlichkeit oder Profitmaximierung wieder verworfen. Leider ist auf diesem Wege auch sehr viel Know-how verloren gegangen.
Bevor jetzt jemand losrennt und nach alten Klassikern aus den 50-ern Ausschau hält, eine Warnung vorweg: manche dieser Konstruktionen sind stark kompromissbehaftet und für den Heimgebrauch eher ungeeignet. Die Systeme wurden primär zur Beschallung von Kinos oder Theatern konstruiert. Deshalb liegt der ideale Hörplatz oftmals in einer Entfernung von 15 bis 20 Metern. Zudem musste irgendwie eine breite Schallverteilung erzeugt werden, was für ein Horn keine so einfache Aufgabe ist. Um dies zu erreichen, wurden in anderen Bereichen Zugeständnisse gemacht, die der Klangqualität nicht unbedingt förderlich waren. Die damals benutzten Multisektoralhörner erfüllten ihren Zweck optimal, dieser richtete sich aber nicht nach Hifi-Kriterien. So sagt man diesen Hörnern einen negativen Effekt auf die Impulswiedergabe nach. Andererseits klingt Filmmusik aus den 50-ern über ein Altec Horn gespielt sehr „richtig“; kein Wunder, über Altec Monitore wurde ja auch abgemischt.
Hörner haben einen hohen Wirkungsgrad, von bis zu 25 Prozent gegenüber herkömmlichen Konstruktionen von circa einem Prozent oder noch weniger. Der offensichtliche Vorteil dabei liegt in der Impulsfähigkeit und Dynamik. Daran scheitern die meisten konventionellen Konstruktionen. Der Klang ist ungewöhnlich klar und relaxed, auch bei hohen Lautstärken. Andererseits werden durch die schnelle Ansprache der Treiber auch bei kleiner Lautstärke geringste Feinheiten wiedergegeben. Mit gut konstruierten Single-Ended-Trioden kombiniert kann sich zudem eine magische dreidimensionale Abbildung ergeben. Allerdings benötigt die Aufstellung und Kombination mit geeigneten Komponenten viel Zeit und Experimentierfreude. Was in den meisten Fällen nicht gut funktioniert ist ein 100 Watt Transistorverstärker an einem 105 Dezibel Horn. Damit könnte man zwar ein AC/DC-Konzert livehaftig wiedergeben, aber bei den sonst üblichen Abhörlautstärken liegt die erforderliche Verstärkerleistung im Milliwattbereich, womit die 100-Watt-Boliden meist nicht so gut klar kommen. Dafür sind sie allerdings auch nicht konstruiert worden.
Hornlautsprecher sind groß – oder sie decken nur den oberen Teil des Frequenzspektrums ab. Solche Konstrukte können hervorragend klingen, sofern man einen Basstreiber findet, der mit dem schnellen Horn mithalten kann. Ein Zweiwegesystem böte auch noch die einfachere Möglichkeit des Bi-Ampings oder des Aktivbetriebs. Bei dem hohen Wirkungsgrad der Mittel-Hochtontreiber würden beispielsweise die 1,5 Watt einer 45 Röhre locker ausreichen. Und diese ist eine der am besten klingenden Röhren überhaupt. Wobei es hierbei natürlich auch auf das Schaltungskonzept ankommt, die Röhre allein macht noch keinen exzellenten Verstärker. Für den Bass dürfen es dann ein paar Watt mehr sein.
Soll der Hornlautsprecher nun den gesamten Frequenzbereich übertragen, wird es komplizierter. Ein Beispiel einer derartigen Konstruktion mit modernen Hörnern – ich weiß, das ist ein Oxymoron – der Firma Cessaro war auf der Highend 2012 zu sehen:
Hier handelt es sich um ein Fünfwegesystem, das Basshorn ist schneckenförmig, liegend angeordnet und wird aktiv von zwei 16“ Bässen befeuert. Eine Besonderheit an der Konstruktion ist nun, dass sämtliche Hörner direkt abstrahlen, „frontloaded“ auf Neudeutsch. Meistens wird aus Platzgründen der Bass in einem „backloaded“ Horn untergebracht. Dabei wird der rückwärtige Schall über ein gefaltetes Horn zur Verstärkung genutzt. Nachteil dabei ist, dass das Signal zeitverzögert und phasenverschoben noch einmal abgestrahlt wird. Ähnliche Probleme hat man natürlich auch bei einem Dipolstrahler. Zudem hat der Entwickler des abgebildeten Konstruktion mechanische Einstellmöglichkeiten geschaffen, mit der die einzelnen Treiber phasenrichtig angepasst werden können, so dass sich ein zeitrichtiges Signal ergibt. Sind die Hörner bündig in eine Frontplatte eingelassen, so mag dies vielleicht cooler aussehen, die Phasenprobleme bekommt man in diesem Fall aber nur mit digitaler Laufzeitkorrektur in den Griff. Trotzdem findet man solche Konstrukte auch bei teuren Hörnen.
Nun sind im PA-Bereich Hörner nicht mehr wegzudenken. Auch hierzu ist zu sagen, dass diese Systeme für einen völlig anderen Zweck konstruiert wurden als zum Heimgebrauch. Wenn der Schlagzeuger aus Versehen einmal anstatt des Crash-Beckens das Mikro trifft, dann dürfen die Schwingspulen nicht sofort abrauchen. Eine Belastbarkeit der Bässe von 1000 Watt ist im Profibereich nichts ungewöhnliches, aber interessiert dies wirklich jemanden für zu Hause? Insbesondere in Anbetracht des hohen Wirkungsgrads dieser Chassis.
Ein Argument gegen den Gebrauch von Hörnern wird immer wieder ins Feld geführt: Alle Hörner tröten. Scherzbolde erfreuen sich dauerhaft an dem Gag mit der zugehaltenen Nase, haben aber wohl noch nie ein gut konstruiertes Horn gehört.
Woran liegt es nun, dass das eine Horn trötet – die gibt es natürlich auch – und das andere überhaupt nicht? Horn ist Horn? Eben nicht, dazu muss man sich kurz überlegen, wie ein Horn überhaupt funktioniert: Schwingt eine Membran mit tiefer Frequenz, so kann die Luft seitlich ausweichen, es entsteht kaum hörbarer Schalldruck. Bei hohen Frequenzen ist die Membranbewegung zu schnell, als dass die Luftmoleküle seitlich ausweichen könnten, es entsteht also wirksamer Schalldruck. Mit einem Horn versucht man nun ganz einfach das seitliche Ausweichen der Luft zu verhindern. Das einfachste Horn wäre ein Rohr mit dem Durchmesser der Membran. Hiermit würde auch bei tiefen Frequenzen entsprechender Schalldruck aufgebaut. Allerdings käme es am Rohrende zu einem starken Druckabfall, der als Unterdruckwelle wieder zur Membran zurücklaufen und somit zu „Rohrverfärbungen“ führen würde. Man versucht dies nun zu umgehen, indem man das Rohr trichterförmig aufweitet: Der Druck wird dann langsam abgebaut. Das Horn ist somit geboren. Nun gibt es mittlerweile Unmengen an geometrischen Formen, die unterschiedliche Stärken und Schwächen haben.
Konus | wird wegen der einfachen Bauweise oft im Tief-Mitteltonbereich eingesetzt. |
Exponentiell | bündelt stärker bei hohen Frequenzen, kann deshalb außerhalb der Achse dumpf klingen. |
Traktrix | das Horn ist bei gleicher Grenzfrequenz kürzer und kleiner. Gilt als äußerst verfärbungsarm. |
Constant Directivity | Hybridkonstruktion, von exponentiell übergehend in konisch. Streuwinkel unabhängiger von der Frequenz, neigt aber manchmal zu Verzerrungen am Übergang der beiden Formen. |
Le Cléac’h | Neueres Berechnungsmodell aus Frankreich, das zu wulstigem Hornmund führt. Weniger Sekundärschallquellen am Hornmund, bündelt nicht so stark. |
Sektoralhorn | Aufwändig in der Herstellung, wegen der breiten Dispersion üblicherweise im PA Bereich eingesetzt. |
Daneben gibt es natürlich noch Unmengen anderer Formen wie Iwata, Mantaray, Smith Horn, die „Arschbacke“ von JBL...
Diese Aussagen sind natürlich sehr verallgemeinert. Wie immer, hängt das Ergebnis weniger vom Prinzip, als von der Ausführung und Gesamtkonstruktion ab. Verständlicherweise proklamiert jeder Hersteller für sein verwendetes Prinzip die beste Performance. Was die Hörner allerdings nie haben sollten, ist ein Knick im Richtungsverlauf. Deshalb ist der glatte Übergang vom Treiber ins Horn elementar wichtig. Auch ist ein runder, wulstiger Verlauf am Hornrand von Vorteil. Eine scharfe Kante würde hier zu Sekundärschallquellen führen, worunter die Abbildungsfähigkeit leiden würde. Nun liefert nicht jeder Treiber mit jedem Horn gute Ergebnisse, unabhängig von der Qualität der Komponenten. Hier ist ausprobieren und messen angesagt. Irgendwelche Vorhersagen diesbezüglich ähneln mehr der Trefferquote beim Wetterbericht.
Neben der Form spielt auch noch das Hornmaterial eine Rolle, Hörner aus Pappe – gibt es wirklich! – sind weniger zu empfehlen, massive Bauweise ist hier kein Nachteil. Mit einem Problem kämpfen alle Hörner: dem „Glockeneffekt“, das heißt am Hornmund schwingt das Horn wie eine Glocke. Netter Effekt, aber für HiFi natürlich unerwünscht. Dies lässt sich aber durch geeignete Dämpfungsmaßnahmen beheben. Allerdings werden dünne Plasikhörnchen hier eher Schwierigkeiten haben.
Elementar wichtig ist natürlich die Qualität der Treiber, hier werden starke Magnete und leichte Membranen benötigt. Teuer! Um Kosten zu sparen wird aber oftmals umgekehrt vorgegangen: leichte Magneten und schwere Membranen. Dann darf man sich über das Ergebnis aber auch nicht wundern.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Tröten: Einer der Hauptgründe für trötigen Sound liegt nun darin begründet, dass die Kombination Horn/Treiber – gemessen an der Horngröße – zu tiefe Frequenzen wiedergeben muss. Jedes Horn hat eine bestimmte untere Grenzfrequenz, bei der der Treiber bereits ausgeblendet sein muss. Gute Ergebnisse werden erzielt, wenn die Trennfrequenz der Weiche eine Oktave über dem Cutoff des Horns liegt. Trotzdem wird immer wieder versucht, aus optischen Gründen einem zu kleinen Horn zu tiefe Frequenzen abzuverlangen.
Möchte man den Bassbereich auch mit einem Horn übertragen und beherzigt die Cutoff-Regel, kommt man schnell in die Bredouille: Soll das Basshorn noch eine Frequenz von 40 Hertz übertragen, müsste der Hornmund einen Durchmesser von etwa vier Meter haben, ganz zu schweigen von der Länge des Horns! Der WAF (wife acceptance factor) befände sich in einem Dauertief!
Eine raffinierte Idee zu diesem Thema hatte Paul Klipsch bei seine Klipschorn: Hier wurden die Raumwände als Verlängerung des gefalteten Eckhorns hergenommen. Damit hatten sich die raffinierten Ideen allerdings auch schon erschöpft.
Der nächste Stolperstein ist die räumliche Anordnung der Treiber. Idealerweise liegen sie alle in einer Linie übereinander, wie bei den meisten in Deutschland produzierten Hörnern zu sehen. An dem Foto von Audio Tekne Japan kann man aber erkennen, dass die Hörner dort nebeneinander und übereinander angeordnet wurden, so wie es eben am einfachsten passt. In Japan eine sehr verbreitete Methode. Ganz so einfach machen es sich die Audio Tekne-Leute dann doch wieder nicht, hier wird der Hochton- und Hochmitteltontreiber zeremonienartig von Meister Imai per Gehör ins System eingepasst. Einfacher ginge es wahrscheinlich mit einer Messapparatur; aber das ist ein anderes Thema.
Aber es kommt noch schlimmer, die Horntreiber sollten zusätzlich noch so angeordnet sein, dass sie in einer akustischen Ebene bezüglich der Z-Achse liegen. Das kann bedeuten, dass das ein Meter lange Horn für den mittleren Bass weit in den Raum hinein ragt. Aber jede andere Anordnung würde zu Phasenverschiebungen führen und Hörner, bei denen dies nicht beachtet wurde, spielen weit unter ihrem Niveau. Es sei denn, man benutzt digitale Weichen mit der Möglichkeit einer Laufzeitkorrektur.
Wozu denn nun der ganze Aufwand? Bei einem gut konstruierten Horn fehlt das Spektakuläre, Anspringende, was man sich oft bei einem derartigen System vorstellt. Die Wiedergabe ist eher leichtfüßig schnell und fein auflösend. Trotzdem sind die außergewöhnlichen dynamischen Fähigkeiten natürlich vorhanden und können jederzeit abgerufen werden, aber sie werden einem nicht permanent um die Ohren gehauen. Ein Trauermarsch soll nicht zur Open Air Party werden. Wenn alles stimmt – und das ist die Voraussetzung – dann kann ein Horn einen unglaublich magischen, realistischen Sound produzieren. Und damit ist nicht die realistische Wiedergabe einer startenden 747 gemeint. Die Magie bleibt auch bei geringen Lautstärken erhalten. Beschreiben lässt sich dieser Effekt natürlich nicht, deshalb gibt es nur eines: selbst anhören!
„Common wisdom“ – wer immer da dahinter stecken mag – behauptet, nach einer langen Hifi-Suche landet jeder bei einem Horn oder einem Breitbänder. Sagt man.
Selbstbewusst und von ihrem DragonFly überzeugt scheinen die Leute von Audioquest jedenfalls zu sein. Denn mit dem angekündigten Testkandidaten schicken sie ein Anschlusskabel von Mini-Klinke auf zweimal Cinch, das sich Victoria nennt und mit 265 Euro in der Preisliste steht. Das ist mehr als unser Wandler mit seinen 249 Euro kostet. Somit ist angedeutet, welchen Einsatzbereich Audioquest für seinen Neuling sieht: Neben der Anwendung direkt am Computer anstelle des üblichen Kopfhörer-Ausgangs ist der DragonFly mit Verbindungskabel in der HiFi-Anlage als DAC einsetzbar.
Als er auf der diesjährigen HighEnd in München vorgestellt wurde, erregte der DragonFly Aufsehen. Vom Hersteller Audioquest ist man in audiophilen Kreisen nur Gutes gewöhnt. Das umfangreiche Kabelangebot der Amerikaner überzeugt immer wieder durch musikalisches Können. Da ist die Neugierde schon groß ob der Fähigkeiten diese USB-Wandlers im Format eines USB-Sticks. Er kommt ausgesprochen attraktiv daher. Seine etwa Taschenbuch-formatige schwarze Verpackung ziert eine farbige Libelle, im Englischen: dragonfly. Dort ist auch die technische Beschreibung mehrsprachig aufgedruckt. Zum Lieferumfang gehört ein kleines Stofftäschchen für den künftigen Transport. Chic sieht er aus, der DragonFly. Das schwarze Gehäuse ziert eine stilisierte Libelle und der Name DragonFly in Weiß. Im unteren, leicht verstärkten Teil, der Platz für die Mini-Klinken-Buchse bietet, sieht man das Kürzel aq für Audioquest dezent aufs Schwarze geprägt und auf dem Schutzdeckel an der USB-Seite den ausgeschriebenen Firmennamen. Haptisch ist das mit Weich-Kunststoff überzogene Metallgehäuse sehr angenehm, leicht rau und unempfindlich. Schon das Äußerliche führt bei mir zum Haben-Wollen Effekt. Und ich verrate an dieser Stelle schon, dass die weißlich schimmernde stilisierte Libelle noch mehr fürs Auge bietet, wenn der DragonFly erst im Einsatz ist.
Das Gehäuse ist eine vergossene Einheit und sollte nicht geöffnet werden. Man mag kaum für möglich halten, was die Entwickler auf die winzige Platine dieses Wandlers gepackt haben. Das ist schon eine beachtenswerte Ingenieurs-Leistung. Das Herz des DragonFly ist ein 24-bit ESS SABRE Wandlerchip, den man auch in diversen hochwertigen Playern findet. Besondere Aufmerksamkeit legten die Audioquest-Ingenieure auf zeitrichtige Übertragung des Digital-Signals.Das Timing des asynchronen USB Transfers bestimmt allein die Clocks des DragonFly. Ja, es sind wirklich zwei separate Clocks auf diesem Winzling verbaut, die eine mathematisch optimale Aufbereitung der ursprünglichen Auflösung garantieren. Ein hohes Maß an Jitter-Freiheit wird so erreicht. Der DragonFly gibt alle Formate wieder, die ihm die Player-Software zur Verfügung stellt, angefangen von MP3 bis 24-Bit 192 kHz. Durch das aufwendige Clocking werden alle nativen Formate mit 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz und 96 kHz vom digitalen ins analoge gewandelt. Liefert der Computer 176,4 oder 192 kHz, wird das Signal im Dragonfly vor der Wandlung heruntergesampled. Welche Frequenz gerade gewandelt wird, zeigt eine entsprechende Färbung der Libelle: So bedeutet grün, dass mit 44,1 kHz gewandelt wird, blau zeigt 48 kHz an und gelb indiziert 88,2 kHz. Die höchst mögliche Auflösung von 96 kHz erhellt unsere Libelle in strahlendem Rosarot.
Wie man zur richtigen Einstellung des Computers gelangt, ist sowohl für den Mac mit Lion und Snow Leopard als auch für Windows mit 7, Vista oder XP in der beiliegenden Broschüre klar und deutlich beschrieben. Ein Problem hatte ich. Um zu vermeiden, dass es Ihnen, geschätzter Leser, auch passiert, möchte ich es kurz schildern: Ich hatte den DragonFly gedankenlos in den USB 3 Port meines Windows 7 Rechners gesteckt und er wurde nicht erkannt. In USB 2 funktioniert alles prima, wie in der Anleitung beschrieben.
Eine echter Knaller ist die analoge Lautstärkereglung des DragonFly. Sie ist direkt hinter dem Wandlerchip integriert und greift sich den Regler des Computers als Steuerelement. Das heist: Der Lautstärke-Einsteller des Betriebssystems ist für den DragonFly nutzbar. Bei Windows 7 einfach über die Optionen für die Lautstärkeregelung anwählen, und schon geht´s los! Auf meinem Asus mit Windows 7 läuft Foobar in der aktuellen Version. Testweise habe ich Musikdateien mit verschiedenen Auflösungen in den Player geladen. Zuvor wurde in der Software unter Preferences Output der DragonFly aufgerufen. Wichtig ist hier die Einstellung der Auflösung. Denn mit dieser wird das Musiksignal, egal welchen Ursprungs es ist, gewandelt. Ich kann also problemlos meine MP3s mit 96 kHz aufbereiten lassen, unter 44,1 kHz geht´s sowieso nicht. Und den Unterschied hört man. Zugegeben, ich bin überhaupt kein Freund von Upsampling. Aber hier habe ich wirklich die Option, meine Musikdateien am Rechner klanglich auf meinen Kopfhörer abzustimmen. Ich habe drei verschiedene dynamische Hörer benutzt: Mein Koss InEar ist zwar prima für 100 Euro, aber musikalisch mit dem Denon nicht vergleichbar. Durch die Einstell-Option für die Sampling-Rate kann ich den DragonFly für den verwendeten Hörer optimieren, aber auch ohne dieses Feintuning macht mir die Libelle einfach Freude: So habe ich Musik direkt vom Computer noch nie gehört. Die 249 Euro bringen tollen Sound. Besonders mit 24 Bit und 96 kHz aufgelöste Alben, wie beispielsweise Diana Kralls neuestes Werk, Glad Rag Doll und das ECM Album Small Places vom Michael Formanek Quartett, beides bei www.highresaudio.com zu haben, waren ein Genuss.
Klar, dass da die Neugierde wächst, den DragonFly an die Anlage anzuschließen, und zwar anstelle meines Antelope Zodiac+. Dazu habe ich das mitgelieferte Audioquest Victoria Kabel benutzt. Mit Amarra als Player, gibt der DragoFly die Songs immer mit der Samplingfrequenz wieder, die Amarra ihm zuspielt. 192 kHz sind demnach nicht möglich. Andere Player-Software mag sich da anders verhalten. Aber hier geht vorrangig um die Frage: Was kann dieses preisgünstige Teil im Vergleich zum mehr als zehnfach teureren Zodiac-Wandler? Um es kurz zu machen: Der Dragonfly ist nicht besser und auch nicht gleichwertig, was wirklich keine Überraschung ist. Aber er klingt so gut, dass ich echt perplex war und lange mit ihm gehört habe. Gestern habe ich noch bei www.highresaudio.com das neue Mark Knopfler Album Privateering in 24-bit 96 kHz heruntergeladen. Ein Genuss, wie der DragonFly da musiziert. Die Wiedergabe ist räumlich und voller Detail, im Bass packt er kräftig und artikuliert zu. Also: Auf den Audioquest DragonFly kann man auch eine hochwertige Anlage aufbauen.
In diesem Zusammenhang noch eine Anmerkung zur Lautstärke-Einstellung: Im Zusammenspiel mit meinem Vorverstärker ist die Lautstärke am Dragonfly über den Rechner auf Maximum fixiert. Dabei gibt der DragonFly reichlich Pegel aus. Er kann so laut spielen, dass er ohne Probleme als Vorverstärker zum direkten Ansteuern einer Endstufe oder von Aktiv-Lautsprechern eingesetzt werden darf. Die Ausgangsimpedanz ist extrem niedrig und somit völlig unproblematisch. Ein zusätzlicher Vorverstärker ist aus technischer Sicht überflüssig, wenn man sich auf den Computer als Tonquelle beschränkt. Die Lautstärke regelt man dann in der analogen Stufe des DragonFly bequem über den Rechner.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra Mini 2.3 /Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 / Antelope Zodiac plus |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton, oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kopfhörer | Sony MDR-101, Denon H-D2000, Koss KDX-200 InEar |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen |
HERSTELLERANGABEN Audioquest DragonFly | |
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Typ | Digital-Analogwandler USB auf kleine Klinke |
Unterstützte Abtastfrequenzen | 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz |
Ausgangspannung | 2 V rms |
Maximale Ausgangsleistung | 150 mW |
Mindestimpedanz am Anschluss ( auch Kopfhörerimpedanz ) | 12 Ohm |
Preis | 249 Euro |
VERTRIEB AudioQuest BV | |
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | 0800 181 5284 (kostenlos) |
Internet | www.audioquest.nl |
rdrees@audioquest.nl |
Ich habe wirklich Glück mit meinen Kollegen. Die hören nämlich auch auf großen Messen mit ihren nicht gerade idealen Vorführbedingungen immer wieder konzentriert hin, während ich die Veranstaltungen meist nur zum Gespräch mit alten Bekannten und neuen Herstellern nutze. Auf der diesjährigen High End hatten die Göbel-Schallwandler bei Jürgen Saile, Wolfgang Kemper und Helmut Baumgartner einen bleiben Eindruck hinterlassen, von dem sie mir dann auch ausführlich berichteten. Da sich die Lautsprecher-Manufaktur im selben Landkreis befindet wie Gröbenzell, war für mich der Schaden schnell geschätzt, wie man hier gerne sagt. Es bedarf gerade mal einer Autofahrt von 20 Minuten, um bei Göbel High End in Alling nachzusitzen: Im firmeneigenen Hörraum kann ich auf der Messe Versäumtes nachholen und mich selbst von der Qualität der Epoque überzeugen. Hier spielt wie bei der High End das Topmodell, die Epoque Reference. Für die über zwei Meter hohe Klangskulptur reicht in meinem Hörraum allerdings der Platz nicht aus. Und deshalb bin ich froh, dass, obwohl die Epoque-Modelle üblicherweise nur auf Bestellung gebaut werden, eine optisch zierliche, aber immerhin 100 Kilogramm schwere Fine für ein paar Wochen verfügbar ist. Denn was ich in Alling höre, löst umgehend den Haben- respektive Testen-Wollen-Impuls aus.
Göbel High End ist zwar keine One-Man-Show – in Alling sind insgesamt fünf Personen mit Produktion und Entwicklung beschäftigt –, aber dennoch stark vom Firmengründer und -inhaber Oliver Göbel geprägt. Nicht zufällig dient sein Familienwappen als Firmenlogo. Schon im zarten Alter von 14 Jahren beschäftigte sich Oliver Göbel mit dem Bau von Lautsprechern. Diese Passion beeinflusste dann auch seine Berufswahl: Er machte eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker, seinen Meister in Fernmeldeelektronik und arbeitete dann in der Audio-Entwicklung von Siemens, wo er zwar erstmals mit Biegewellenstrahlern in Kontakt kam und auf diesem Gebiet auch ausgiebige, mit präziser Siemens-Messtechnik dokumentierte Materialtests durchführte. Langfristig ging es Oliver Göbel bei der Entwicklung von Großserientechnik aber zu wenig klangorientiert und audiophil zu, so dass er beschloss, sich 2003 selbstständig zu machen. Das erste Produkt war dann ein Jahr später der Biegewellenstrahler Detail, der ab 160 Hertz das gesamte Frequenzspektrum abdeckt und von passenden, firmeneigenen Subwoofern ergänzt wird. Wieder ein Jahr später wurde dann ein Patent für die Göbel-Biegewellentechnologie erteilt. Es folge die Entwicklung der Wandeinbaulautsprecher Modul und 2008 die Gründung der Göbel Audio GmbH als OEM-Partner für andere Firmen. Noch im selben Jahr entstand für Grundig die Neuauflage des kultigen Audiorama-Lautsprechers. Der Erfolg der Audio GmbH ermöglichte Göbel High End dann die Entwicklung der Cost-No-Object-Baureihe Epoque, die 2010 erstmal vorgestellt wurde und deren kleinstes Modell nach einigen Mühen – das Gewicht der so harmlos wirkenden Schallwandler hatte ich ja schon erwähnt – in meinem Hörraum steht.
Nach der Manger MSMs1 und der German Physiks ist die Epoque Fine nun schon der dritte Biegewellenstrahler in nicht einmal einem Jahr, mit dem ich mich ausführlicher beschäftige. Und dennoch gibt es zwischen diesen Varianten desselben Prinzips nicht unerhebliche Unterschiede. Der Strahler des Fine deckt, wenn auch dicht gefolgt vom German Physiks, den größten Frequenzbereich ab. Im Gegensatz zu diesem Rundumstrahler gibt er Schall aber bis 4000 Hertz nach vorn und hinten, darüber hinaus lediglich nach vorne ab, dies allerdings mit einem von konventionellen Lautsprecherchassis nicht realisierbaren Abstrahlwinkel von nahezu 180 Grad. Vom Manger unterscheidet sich Oliver Göbels Kreation dadurch, dass sie als biegesteifer Biegewellenwandler arbeitet, der auch unterhalb der sogenannten Koinzidenzfrequenz – das ist die Frequenz, bei der die Phasengeschwindigkeit auf der Membran mit der in der Luft identisch ist – noch Schall als Biegewelle abgibt.
Das Kernmaterial der neunschichtigen Membran unter dem von außen sichtbaren Karbonfasergeflecht ist ein spezielles Holz, das aufgrund seiner naturgegebenen Inhomogenität keine ausgeprägten Resonanzen besitzen soll. In der Manufaktur werden darauf verschiedene Lagen aus Harzen und Geweben aufgebraucht und in einem hochentwickelten Pressverfahren verdichtet. Durch die Ausrichtung der Gewebelagen, die Abmessungen der Membran und die Faserausrichtung des Kernmaterials wird die Amplitude der angeregten Biegewelle schon während der Laufzeit auf der Membran stetig gedämpft, führt Oliver Göbel aus. Das größte Problem bei einem Biegewellenstrahler sei nämlich die Einleitung und Dämpfung der Energie in die respektiver in der Membran. Während er sich über konstruktive Details des Antriebs ausschweigt, gibt er bereitwillig zu Protokoll, dass es ihm durch die Kombination von Aluminum, Holz, Silikon, Gummi und Moosgummi für die Einspannung an den Kanten der Membran gelungen sei, einen über den gesamten Frequenzbereich von sieben Oktaven gleichmäßigen Wellenabschluss der Membran an den Rahmen zu schaffen. Reflexionen an den Außenkanten würden so sicher vermieden. Den Einschnitten in der Membran komme vor allem die Aufgabe zu, parasitäre Schwingungsenergien diffus zu zerstreuen, so dass keine stehenden Wellenfelder aufgebaut werden könnten. Dazu müssten die Winkel und Positionen der Einschnitte auf ein hundertstel Millimeter exakt berechnet und ausgeführt werden. Die letztere Anforderung sei nur mit einem Computer-gesteuerten Laser zu erfüllen.
Auch bei der Konstruktion des Gehäuses legt Oliver Göbel großen Wert auf die Vermeidung unerwünschter Resonanzen. So wählt er für den Fuß, in dem die Frequenzweiche untergebracht ist, und die Basskammern ein Verbundbandmaterial aus Papier und Harz aus dem Maschinenbau, das dem bekannten Pertinax ähnelt, jedoch mit deutlich hochwertigerem Epoxyd-Harz hergestellt wird. Das Material in einer Stärke von 20 Millimetern lässt sich nur mit Diamantfräsern bearbeiten. Die 15 Millimeter starke Schallwand besteht wie der Kopf, in dem der Biegewellenstrahler montiert ist, aus massiven Aluminium. Ausgangsform für den Kopf ist ein Alublock von 60 Kilogramm – Fertigungskosten spielten bei der Entwicklung der Epoque-Serie schlicht keine Rolle: Sie soll einfach zeigen, was mit der patentierten Göbel-Biegewellentechnologie klanglich möglich ist. Es gab während der fast dreijährigen Entwicklungszeit für Technik und Design lediglich eine selbst auferlegte Einschränkung: Der Lautsprecher muss bei allem Streben nach Perfektion wohnraumfreundlich sein, darf also nicht allzu raumgreifend ausfallen. Das ist bei der Fine, wie man auf den ersten Blick sieht, hundertprozentig gelungen, und auch die Reference mit ihrem zweiten Bassmodul oberhalb des Biegewellenstrahlers wirkt wie eine interessante technische Skulptur, nicht aber wie eine plumpe Lautsprecherbox – eine entsprechende Raumhöhe natürlich vorausgesetzt.
Doch zurück zu den inneren Werten: Von den sechs Aluminium-Bassmembranen auf Vorder- und Rückseite werden nur zwei von Schwingspulen angetrieben. Jeweils zwei Membranen pro Tieftongehäuse bewegt allein die vom aktiven Treiber nach hinten abstrahlte Energie. Die in China gefertigten Tieftöner besitzen eine lange Schwingspule auf einem Glasfaserträger, die sich in einem kurzen Magnetspalt mit großem linearen Hub bewegt. Die Chassis werden speziell für ihren Einsatz in Epoque Fine und Reference hin optimiert: Sicke, Zentrierung und Membran werden nach Vorgaben von Göbel hergestellt, Hier zahlen sich die guten Kontakte und die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Göbel Audio GmbH und dem Hersteller aus. In der Reference werden vier 32-Ohm-Tieftöner parallel geschaltet, in der Fine sind es zwei 16-Ohm-Varianten. In der recht aufwändigen Frequenzweiche – allein zur Linearisierung des Biegewellenstrahlers sind drei Schwingkreise nötig – kommen ausschließlich Bauteile von Mundorf zum Einsatz. Aber selbst die vakuumgetränkten Null-Ohm-Spulen werden bei Göbel noch einmal mit Epoxyd-Harz verbacken. Zwischen Basschassis und dem Biegewellenstrahler wird mit zwölf Dezibel trennt. Für einen nahtlosen Übergang sorgt ein weiter Überlappungsbereich der Chassis ebenso wie ihre räumlich exakte Positionierung zueinander. Gehäusefüße von Finite Elemente und WBT nextgen Terminals runden das überaus positive Gesamtbild ab.
Bevor ich die ersten Höreindrücke aus meinen Hörraum schildere, kann ich Ihnen ja verraten, was mich an den Epoque Reference in Göbels firmeneigenen Hörraum so fasziniert hat: Das war vor allen Dingen die Homogenität der Wiedergabe. Das macht schon einen Unterschied, ob man einem sehr guten Mehrwegekonzept lauscht oder einer Konstruktion, bei der ab 160 Hertz nur noch ein Chassis den Schall abstrahlt. Zudem war die Abbildungspräzision, die Raumanmutung und die Detailfülle auf ähnlich hohen – oder ohne direkten Vergleich schwer zu entscheiden – gar noch höherem Niveau als bei meiner LumenWhite DiamondLight. Ein höheres Niveau erreichen leider auch die Preise der beiden Epoque-Modelle: Das Pärchen Reference steht mit 175000 Euro in der Preisliste, ein Paar Fine immerhin noch mit 115000 Euro.
In meinem Arbeitszimmer müssen dann nicht nur die DiamondLight weichen, sondern auch die etatmäßigen Lautsprecherkabel: die Audioquest Wild Wood für Single-Wiring. Nicht, dass zwischen ihnen und den Fine eine klangliche Unverträglichkeit bestünde. Die gelieferte Version der Fine erhielt als Sonderausstattung ein Bi-Wiring-Terminal. Und wer wollte bei einem Lautsprecher diesen Kalibers mit Draht- oder Kabelbrücken hantieren? Um dies zu vermeiden hat Oliver Göbel gleich ein Bi-Wiring Kabel aus seiner Lacorde Serie mitgebracht, das natürlich auch perfekt mit der Fine harmoniert. Nach ein wenig Hin- und Herrücken landen die „kleinen‟ Epoque dann nicht weit entfernt von dem Punkt, an dem ansonsten meine Lumen stehen. Allerdings reagieren die Fine ein gutes Stückchen sensibler auf Veränderungen des Abstands zu Rück- und Seitenwand, was wohl auf das Konto der rückseitig montieren Basschassis geht. Der vorerst endgültige Standort ist ein gelungener Kompromiss in Sachen Bass und Tiefstbass: Hier macht die Fine im untersten Register einen Hauch weniger Druck als die Lumen, bietet dafür aber in der Bass- bis Oberbass-Region ein wenig mehr Fülle und Wärme. Und ich gebe gern zu, dass ihre etwas opulentere, farbstärkere Spielweise mehr Hörgenuss bietet als die der Lumen, die in diesem Bereich vielleicht ein wenig zu zurückhaltend agiert.
Einen ganz leichten Vorteil hat die DiamondLight allerdings, wenn es um die Tiefe imaginärer Bühen geht: Sie scheinen sich noch ein Stückchen weiter hinter der Lautsprecherebene auszudehnen als bei der Epoque Fine. Um auch in dieser Disziplin noch ein wenig mehr aus seinen Kreationen herauszukitzeln, rät Oliver Göbel, die Kabel zwischen Phono- und Vorstufe sowie zwischen dieser und den Endverstärkern gegen die Lacorde aus seiner Produktion auszutauschen. Und behält damit Recht: Die Fine quittiert den Wechsel zu den firmeneigenen Kabel mit einer minimal größeren Bühne und einem einen Hauch helleren Klangbild, das aber in einem völlig ausgewogenen Verhältnis zum farbkräftigen Oberbass steht. Ich denke, es ist nur fair, der Fine ein wenig entgegenzukommen und ihr eine Umgebung zu schaffen, in der sie alle ihre Vorzüge zur Geltung bringen kann. Schließlich habe ich ja meine Kette im Laufe der Jahre auch immer weiter optimiert, so dass die Lumen nun in einem nahezu idealen Umfeld arbeiten kann.
Doch dann verlangt die Epoque Fine mehr Entgegenkommen, als ich ihr zuzubilligen gewillt war. Sie besteht darauf, auch von den ihr vertrauten Mono-Endstufen befeuert zu werden: den ebenso mächtigen wie kostspieligen Analog Domain Audio The Athene mit immerhin 4000 Watt an vier Ohm, die Oliver Göbel zur Entwicklung verwendet. Wie mich die Fine dazu gebracht hat, auch noch die imposanten, über 70 Kilogramm schweren Endstufen in meinen im dritten Stock gelegenen Hörraum zu wuchten? Mit einem Impedanzminimum von deutlich unter zwei Ohm hat sie bei Jonas Hellborgs Tieftonspielerei Elegant Punk eine meiner beiden bisher so treuen Brinkmann Monos in die ewigen Jagdgründe geschickt. Zugegeben, wir haben wirklich richtig laut gehört. Aber die feine Art ist so etwas nicht, liebe Fine! Wer allerdings die Investition in eines der beiden Epoque Modelle in Erwägung zieht, für den dürfte gewiss auch der Erwerb einer bis unter zwei Ohm stabilen Endstufe kein Problem darstellen.
Ich gestehe, dass ich es nicht wirklich bedaure, dass ich gezwungen war, mehr als üblich an der ansonsten verwendeten Testumgebung zu ändern. Denn dadurch wird es müßig, immer wieder Vergleiche zur Lumen zu ziehen. Ich kann mich einfach langem genießerischem Hören hingeben, ohne in die leider oft so naheliegende Erbsenzählerei zu verfallen. Und da ich die wichtigsten Testplatten schon bei der Ermittlung der richtigen Aufstellung gehört habe, verzichte ich jetzt auch gerne auf die wohlbekannten Scheiben und genieße lieber neue eigenen Aufnahmen von der Festplatte oder fast vergessene Schätze aus dem ECM-Repertoire: Auch nach Wochen kann ich mich für die ungemein geschlossene, in sich stimmige und daher ungeheuer „natürlich‟ wirkende Wiedergabe begeistern. Ich kenne keinen anderen Lautsprecher, der mit einer solchen Homogenität musiziert. Was schon kurz mit Brinkmann Monos aufblitzte, zeigen die Analog Domains erst recht: die packende Feindynamik, zu der die Biegewellenstrahler fähig sind. Dass sie bei einem Wirkungsgrad von nur 85 Dezibel pro Watt und Meter dazu leistungsfähiger Partner bedürfen, versteht sich von selbst. In puncto Detailverliebtheit und Durchzeichnung angeht bewegt sich die Fine ebenfalls auf allerhöchsten Niveau. Wirklich schade, dass nur wenige Musikfreunde in den Genuss einer so vollendeten Wiedergabe kommen werden!
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC, Calyx Femto |
Bandmaschine | Studer A 80 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon MK VI |
Kabel | Precision Interface Technology, Göbel Lacorde, Audioplan Powercord S, Audioquest |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Göbel Epoque Fine | |
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Prinzip | Biegewellenwandler mit impulskompensiertem Passivradiator |
Treiber | patentierter Göbel®-Biegewellenwandler, 2 Aluminium-Langhubchassis (18 cm), 4 Aluminium-Passivradiatoren (18 cm) |
Gehäuse | akustisch optimiertes Verbundmaterial, massive Schallwände (15 mm Aluminium), Kopfelement aus vollem Aluminium |
Ausführung | Klavierlack weiß und Aluminiumteile seidenmatt natur eloxiert, Klavierlack schwarz und Aluminiumteile seidenmatt schwarz eloxiert |
Gewicht | 100 kg |
Abmessungen | 36 x 40 cm (Fuß), 123 cm (Gesamthöhe) |
Impedanz | 4 Ohm |
Wirkungsgrad | 85 dB / 1 W / 1 m 28 |
Übertragungsbereich | 28 - 31000 Hz |
Abstrahlverhalten | 28 - 31000 Hz (180° frontseitig), 28 - 4000 Hz (rückseitig) |
Preis | 115000 Euro |
HERSTELLER Goebel High End | |
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Anschrift | Schabweg 4a 82239 Alling |
Telefon | +49 8141 2255887 |
info@goebel-highend.de | |
Internet | www.goebel-highend.de |
Als der Cyrus 8 DAC und das PSX-R eintreffen, habe ich lustigerweise einen alten Mission Cyrus II zu Hause, den ein Bekannter zum Durchgucken vorbeigebracht hat. Längst hat sich die Firma in Cyrus Audio Ltd. und Mission Audio aufgeteilt, und doch hat sich das Format und die dahinter stehende Idee bei der Elektronik nicht grundlegend gewandelt. Die schmucken Geräte kommen immer noch mit den unüblichen Abmessungen halber Gerätestandardbreite von nur 210 Millimeter Breite und 73 Millimeter Höhe, dafür geht es mit 360 Millimeter ziemlich in die Tiefe. Als Farben gibt es ein unaufdringliches Silber – mein Favorit, man sieht absolut keinen Staub darauf – oder Schwarz, die Oberfläche ist leicht angeraut. Die Verarbeitung ist erstklassig, man traut den Geräten sogar zu, einen Sturz auf den Fliesenboden zu überstehen. Mit Blessuren zwar, aber immer noch in Funktion. Na gut, das probieren wir lieber nicht aus, ist auch gar nicht Sinn des Tests...
Bei dem Cyrus 8 DAC handelt es sich um den größeren der beiden Vollverstärker im Programm, der Zusatz DAC weist auf eine eingebaute Wandlerplatine hin, die den Anschluss der heute üblichen digitalen Quellen gewährleistet, einen Phonoeingang gibt es nicht. Der Cyrus 8 A solo wechselt für 1600 Euro den Besitzer, mit implantierter Wandlerplatine für 250 Euro mehr, das PSX-R kostet 680 Euro. Also schon eine Preisklasse, in der man einiges erwarten kann.
Entwickelt und gefertigt wird – heutzutage selten – immer noch in Großbritannien, und die Teile kommen teilweise sogar aus Europa, wie das Gussgehäuse aus Schweden von Husqvarna oder Kondensatoren von WIMA und ELNA, was ganz stolz vermerkt wird – irgendwie sympathisch in einer Zeit, wo an sich nur noch am Stammsitz entwickelt, der Rest der Fertigung dann aber nach China ausgelagert wird.
Wenn man sich den Oldtimer, der bei mir im Zimmer steht, so ansieht und mit dem Cyrus 8 DAC vergleicht, merkt man, wie viel sich technisch in den letzten knapp 20 Jahren so getan hat. Ich erinnere mich noch, dass der erste Cyrus 3 auf den Markt kam und dem Kenner damals abschätzig „Chipkiste“ dazu einfiel – geklungen hat er trotzdem. Heutzutage weiß man ob der Möglichkeiten von ICs und ihres intelligenten Einsatzes. Der betriebene Aufwand innerhalb des schlichten Verstärkers ist nicht unerheblich. Allein für die Eingangsstufen kommen fünf getrennte Spannungsregelungen zum Einsatz. Neben dem 350 VA Netzteil gibt es einen weiteren Trafo für die Steuerung, die 80-stufige Lautstärkeregelung und das Display. Die Endstufe ist komplett diskret aufgebaut und mobilisiert 70 Watt an 8 und 110 Watt an 4 Ohm, zwei mal versteht sich. Das hätte man dem Kleinen nun auf den ersten Blick gar nicht so richtig zugetraut. Ist er am Strom, bleibt er dauerhaft im Standby und verbraucht dabei moderate 0,5 Watt. Trotzdem ist mir ein harter Netzschalter lieber und wenn er nur zeitgeistig eine Wippe auf der Rückseite ist – wobei, wer hat sich diesen unergonomischen Blödsinn eigentlich einfallen lassen?
Das PSX-R ist in alter Tradition ein Kasten mit einem Schalter (Wippe auf der Rückseite!) und einem Ausgangskabel, das im Cyrus 8 DAC oder diversen anderen Cyrus-Komponenten Anschluss findet. Es verfügt über einen 500 VA Trafo, 30000 Mikrofarad Siebkapazität und versorgt die Vorstufe mit sauberem, stabilem Strom. Das ist interessant. Die Macher von Cyrus gestehen damit der Vorstufensektion, die an sich sowieso wenig davon braucht, mehr Stromreserven zu als der tatsächlich Strom abliefernden Leistungsabteilung. Darüber hinaus fungiert das PSX-R, je nach Anforderung, auch als Netzfilter, Schutzschaltung und erkennt – je nachdem, ob es an Vor-, Endstufe oder CD-Player hängt – genau, was das nachgeschaltete Gerät an Strom so braucht, und regelt sich dementsprechend aus. Die Bezeichnung Netzteil ist auf jeden Fall etwas tief gestapelt für dieses intelligente Konzept.
Über die Wandlerplatine findet sich nicht so viel Info außer, dass sie optisch und koaxial angesteuert Signale bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz akzeptiert, via USB-Eingang aber bei 16 Bit und 48 Kilohertz Schluss ist. Eine Upsamplingfunktion ist nicht gegeben, und ob der USB-Eingang Daten synchron oder asynchron verarbeitet, ist nicht bekannt. Vielmehr wird in der Beschreibung und auf der Website auf die Updatemöglichkeit mit dem „QX DAC“ hingewiesen, der den Cyrus 8a für 650 Euro Aufpreis in einen Cyrus 8 QX DAC verwandelt. Dieser soll ganz großartig sein und war auch zum Test vorgesehen, ist aber Terminschwierigkeiten zum Opfer gefallen.
Heutzutage ist ein Verstärker ja eher eine regelrechte Medienschaltzentrale geworden und auch der Cyrus 8 DAC will hier nicht zurückstecken. Allein sechs analoge und fünf digitale Quellen – zwei mal optisch, zwei mal koaxial und einmal USB – finden Anschluss, zwei Vorverstärkerausgänge gestatten die Ansteuerung weiterer Endverstärker oder eines aktiven Subwoofers, und ein Paar Cinch-Buchsen mit fixem Ausgangspegel erlauben den Anschluss eines anlogen Aufnahmegeräts (Bandmaschine oder Tape-Deck). Dieser Ausgang wird auch Zone 2 Ausgang genannt und soll/kann zusätzlich genutzt werden, um in einem weiteren Raum einen Verstärker mit eigener Lautstärkeregelung zu betreiben. Früher nannte man sowas „Tape-Out“, heute ist das richtig originell. Der Zone 2-Ausgang kann mit einer anderen Musikquelle versorgt werden als die an der Hauptanlage gehörten. Auch dies gab es schon mal unter der unprosaischen Bezeichnung „Aufnahmewahlschalter“. Irgendwo in dem Anschlussgewusel findet sich auch einen Kopfhörerausgang mit 3,5 Millimeter Klinkenbuchse. Gut, dass es ihn gibt, blöd, dass er sich auf der Rückseite befindet. Schön ist, dass man alle Quellen in der Lautstärke angleichen und umbenennen kann, nicht genutzte lassen sich im Menü ausblenden. Dies erfolgt über ein einfach zu bedienendes Menü via Fernbedienung. Das Potentiometer beziehungsweise der Lautstärkeregler läuft ohne Anschlag. Immerhin merkt sich die Schaltung die beim Ausschalten zuletzt benutzte Lautstärke. Hat man eine Party gefeiert, wird immerhin vorsichtshalber auf -15 Dezibel runter geregelt, was aber immer noch sehr laut ist. Mittels MC-Bus genannten Verbindungskabel können alle Cyrus-Komponenten miteinander verbunden und zentral über den Cyrus 8 DAC gesteuert werden.
Der Ausgang für ein Paar Lautsprecher bietet vier Anschlüsse zum bequemen Verkabeln von Lautsprechern mit Bi-Wiring-Terminals. Es wird zwar nicht explizit darauf hingewiesen, aber der Betrieb von zwei Pärchen Lautsprechern wird mit keiner Silbe im Manual erwähnt und sollte wohl auch nicht einfach so ausprobiert werden. Hergestellt wird der Kontakt über eigene Buchsen und eigene Stecker – die immerhin mitgeliefert werden, es aber irgendwie auch nicht besser machen. Die Verbindung ist sicher gut und bis auf Spezialkabel bekommt man alles bis 4 qmm rein, aber musste das wirklich sein? Hätten es nicht ganz normale, bananengängige Buchsen oder Terminals getan? Der notorische Hang zur Diversifizierung in immer schwieriger werdenden Märkten kann auch einfach nur unpraktisch sein. So, genug gemeckert! Oder auch nicht, wenn auch in eigener Sache. Im Grunde bekommt man mit der Kombi drei Geräte, die man alle möglichst ausführlich beschreiben soll, obwohl nur Zeit für einen Test ist. Na gut, jetzt aber schnell.
Den Start des Hörtest bestimmt mein Nachwuchs - wie immer, wenn ich auf die seltsame Idee komme, nachmittags neue Geräte auszupacken. Also Kinderlieder. „Auf der Mauer auf der Lauer“ mit natürlicher Instrumentierung wie Gitarre, Hackbrett und Akkordeon und sehr realistisch aufgenommenen Kinderstimmen. Eignet sich übrigens hervorragend, um die Neutralität von Geräten zu testen. Sofort fällt eine Eigenschaft des Cyrus ins Auge beziehungsweise Ohr, nämlich die geradezu hingebungsvolle Zuwendung zu Details und und sonst nicht so beachteten Kleinigkeiten. Das Greifen von Gitarrensaiten, ein kurzes, leises Fingertappen auf dem Gitarrenkorpus mit anschließendem Nachhall lässt er sich völlig selbstverständlich im Raum entfalten. Stimmen stehen klar gegliedert und auf keinen Fall übergroß im Raum. Der Cyrus zeichnet jedenfalls nicht weich, Schönfärberei ist nicht seine Sache.
Der Wechsel ins klassische Fach mit Ravels „Konzert für die linke Hand in G-Dur“ mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Armin Jordan (Erato) offenbart weitere Talente des von vorne so schmächtig anmutenden Kästchens. Zum einen spielt der Cyrus schnell und auf den Punkt im besten Sinne, zum anderen sehr dynamisch und sauber. Kleinste Lautstärkeunterschiede zeigt er mit Leichtigkeit auf. Nun hat man das gern mal bei kleinen Verstärkern: viel Gefühl und Akkuratesse, aber keine Luft für Lautstärkesprünge. Hier leistet der Cyrus erstaunliches, auch grobdynamisch lässt er gar nichts anbrennen. Sich wellenförmig auftürmende Orchester schwellen fein abgestuft immer weiter an, und der Cyrus schiebt fröhlich weiter an bis zum Höhepunkt. Dabei bleiben Räume stabil und sauber abgezirkelt. Klavierläufe sind fein nachzuvollziehen und auch der Körper des Flügels steht glaubhaft im Raum. Den allerletzten großen Rumms bleibt er dabei aber etwas schuldig.
Kleine Jazzbesetzungen wie auf der Bon Voyage mit dem McCoy Tyner Trio (Timeless) stellt er sehr intim dar. Bei „Summertime“ lässt der Cyrus die dichte Atmosphäre bestehen und stellt die drei Akteure trotzdem klar dar. Feinheiten kommen hier sehr schön zur Geltung, die bei anderen Verstärkern gerne mal untergehen, und fügen sich trotzdem zu einem Ganzen zusammen. Vielleicht manchmal etwas zu schnell, dabei aber niemals hastig. Stimmen, egal ob im Pop, Jazzbereich oder bei barocken Chören werden klar umrissen und durchgezeichnet abgebildet. Wichtig ist Natürlichkeit und Authentizität anstatt pastellfarbener, übergroßer Münder vor der Stereofront.
Im Bassbereich behält der Cyrus seine sportliche Gangart. Knackig, präzise und unnachgiebig fest behält er hervorragend die Übersicht. Bassfiguren werden durchleuchtet und in Struktur und Volumen wiedergegeben. Obwohl er bestimmt nicht fett im Bass agiert, bleibt immer genug Fleisch, um nicht als schlank durchzugehen. Man muss sich manchmal erst etwas daran gewöhnen, dass gewohnter Tieftonschub nun etwas ausdifferenzierter daher kommt als gewohnt. Bei „Aerodynamik“ von Kraftwerk von der Tour de France (Klingklang) wird der Synthesizer in Melodie und begleitendes Tieftonwerk zerlegt, ohne dass der Eindruck von Analytik ins Spiel kommt. Es macht richtig Spaß, entsprechendes Material nach Aha-Erlebnissen zu durchsuchen. Bei alldem macht der Cyrus zwar Schub, aber für eine Zwerchfellmassage reicht es noch nicht.
Was passiert, wenn man nun das PSX-R einschleift? Erst mal gar nichts. Macht man das nämlich, ohne den Cyrus 8 DAC vom Netz zu trennen, meldet dieser beunruhigend auf dem Display „PSX-R Service“, und es passiert gar nichts weiter. Na, das wollen wir doch nicht hoffen. Ein kurzes Trennen vom Netz, Verbinden und wieder Einschalten beider Geräte, und alles funktioniert, wie es soll. Insgesamt ist die Wirkung sehr spannend, immerhin versorgt das PSX-R nicht die Endstufe, sondern „nur“ die Vorstufe mit sauberem Strom im Überfluss. Das Ergebnis gibt denjenigen Recht, die die Vorstufensektion eines Verstärkers als wichtigstes Gerät der ganzen Wiedergabekette betrachten. Es ist keine Revolution, die das Zusatznetzteil lostritt, das würde den Cyrus 8 DAC im Solobetrieb auch diskreditieren, aber ein klarer Fortschritt. Alle beschriebenen positiven Eigenschaften bleiben erhalten, aber der Verstärker langt jetzt im Bass ganz anders zu, Räume werden durch mehr Energie greifbarer, Töne im Ganzen aufgefüllt. Insgesamt profitiert klanglich jeder Bereich. War der Cyrus auch ohne Netzteil schon sehr dynamisch, spielt er mit noch schneller und gleichzeitig manchmal fast beängstigend dynamisch. Jetzt ist auch der Druck und die Energie vorhanden, die dafür nötig sind. Nur um nicht falsch verstanden zu werden: Der 8 DAC ist immer noch nicht richtig füllig, sondern bleibt der beschriebenen Charakteristik treu.
Wird mein alter Denon CD-Player an den internen DAC des Cyrus 8 DAC angenabelt, fühle ich mich spontan an die erste Vorführung britischen Hifis erinnert, der ich vor ewigen Zeiten beiwohnte. Der Verkäufer meinte damals: „Diese Töne wirst du über deine MB-Quart nie hören.“ Das war damals ein Augenöffner nach Lautsprechern mit viel Bass und Höhen, aber wenig dazwischen – ein Fließen in den Mittellagen mit großer Abbildung, Farbe und bisher nicht wahrgenommenen Feinheiten. Genau dies beherrscht der interne DAC des Cyrus perfekt. Der Raum wird nur etwas weiter, aber die Darstellung dazwischen mehr in dem Sinne, dass sehr viel Modulationen einzelner Töne herausgearbeitet und im Raum mit Abstand und Luft dazwischen platziert werden. Dabei verzichtet der Achter auf jede Analytik und verliert nie den Zusammenhang. Das ist schon beachtlich für einen Wandler, der gerade mal 250 Euro Aufpreis kostet. Auch die höheren Lagen profitieren hörbar, indem Feinheiten noch mal mehr ausgeleuchtet und mit Leben gefüllt werden. Die beim Vollverstärker schon mehrfach erwähnten ausgeprägten dynamischen Fähigkeiten legen noch einmal zu, mehr Luft und Licht sind auf der musikalischen Bühne zu verzeichnen – ein wenig so, wie wenn man das Fenster öffnet und neben klarer Luft auch noch Sonnenlicht einfällt. Im Bassbereich ist nicht unbedingt mehr Wucht und Tiefe, dafür aber ein genaueres, längeres Ausschwingen von Basssaiten, Kontra- oder E-Bässen zu verzeichnen.
Nun ja, nicht übertreiben, aber insgesamt ist der interne Wandler des Cyrus DAC 8 für den geringen Aufpreis schon absolut bemerkenswert und für Interessenten mit mechanisch noch guten, aber älteren Wandlern ausgestatteten Digitalzuspielern quasi Pflicht beim Kauf. Ist damit das Ende der Fahnenstange bereits erreicht? Nein, dass da noch mehr kommen könnte und hier wohl auch die Existenzberechtigung für die QX DAC Karte zu suchen ist, ist die manchmal etwas überengagierte Stimmwiedergabe in präsenten Lagen und bei allem, was zirpt. Hier agiert der DAC des Cyrus 8 manchmal etwas überphrasiert. Insgesamt würden Liebhaber von Konzerten für zwei Spinette, drei Blockflöten und vier Triangel wohl eine zahmere Klangabstimmung bevorzugen. Wer nicht ausnahmslos ausgeprägt präsente Musik zu seinen Favoriten zählt, erhält auf jeden Fall einen schnell, dynamisch, detailreich und räumlich äußerst akkurat aufspielenden Wandler mit vielfältigsten Anschlussmöglichkeiten. Das soll den Jungs von Cyrus erst mal jemand nachmachen zu dem Preis!
Der Versuch mit Musik vom PC ging übrigens daneben. Zum Testzeitpunkt stand nur ein überbordend volles, älteres Notebook mit Windows Vista und Foobar zur Verfügung. Egal, ob man die vorher mit Exact Audio Copy gerippten Tracks als Flac oder WAV spielte, ein auf der letzten Rille ratternder PC als Quellgerät bringt einfach keine Musik zustande, die einem guten CD-Laufwerk gefährlich werden könnte. Natürlich hätte ich den in zwei Jahren vollgeschaufelten und liebevoll durchkonfigurierten PC platt machen und mit kleinerem Windows in Minimalkonfiguration ausprobieren können – klar würde ich das für die gute Sache machen, egal, wo meine Daten hinterher herumfliegen – allein es fehlte an der Zeit. Trotzdem gehe ich nach der Erfahrung mit dem internen DAC davon aus, dass hier das Quellgerät und nicht der Wandler das Nadelöhr ist.
Zum Zusammenspiel mit Lautsprechern kann ich nur soviel sagen, dass der Cyrus 8 DAC mit und ohne PSX-R keine Probleme hatte, meine geliebten Rogers zum einen richtig unter Kontrolle zu haben und auch noch mit angemessener Leistung zu versorgen und zum anderen richtig laut werden zu lassen. Beides gelingt nur wenigen Verstärkern gleichzeitig und adelt den Cyrus, der damit eigentlich an Allem ohne Abstriche betrieben werden können sollte, was heutzutage so auf dem Lautsprechermarkt unterwegs ist. Auch damit folgt er einer guten Tradition. Ließ doch sein Uhrahn mit PSX damals schon bei großen Apogee ohne Übertrager die Flächen schwingen, ohne zu qualmen. Heutzutage reichen manchmal Lautsprecher mit 2 Ohm, um große, teure Endstufen brennen zu lassen – in dem Bereich mobilisiert der Cyrus laut Datenblatt übrigens kurzfristig 320 Watt an einem Ohm. Ich mag gut gemachte Großserientechnik.
GEHÖRT MIT | |
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Analoglaufwerk | TW-Acustic Raven .5 |
Tonarme | Rega RB 250 |
Tonabnehmer | Nagaoka MP200, Audio Technica AT-440 MLa, Denon DL-110 |
Phonopre | Audio Exklusiv P 0.2 / PS 0.2 |
Wandler | Heed Dactilus 2 / PSU |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Verstärker | Roksan Kandy LIII, Mission Cyrus II |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN Cyrus 8 DAC | |
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Eingangsempfindlichkeit (70W/8Ω) Line | 237 mV |
Eingangsimpedanz Line | 40 kΩ |
Frequenzgang (-3dB) Line | 0.1 Hz, >100 kHz |
Geräuschspannungsabstand (A-bewertet) Line | 05 dBA |
Ausgangsleistung pro Kanal 8 Ohm | 70 W |
Klirrfaktor (Vorstufe)1kHz Line | <0.002 % |
Klirrfaktor (1kHz, 2/3 Leistung) 8 Ohm | <0.002 % |
Abmessungen (BxHxT) | 215 x 75 x 365 mm |
Gewicht | 5,9 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 1600 Euro + 250 Euro (DAC) |
HERSTELLERANGABEN PSX-R | |
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Abmessungen (BxHxT) | 215 x 75 x 365 mm |
Gewicht | 4,6 kg |
Preis | 650 Euro |
VERTRIEB SUN AUDIO | |
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Anschrift | Schneckenburgerstr. 30 81675 München |
Telefon | 089-479443 |
Internet | www.sunaudio.de |
info@sunaudio.de |
Nun ärgert mich eben dieses Vorverstärker-Schmuckstück, indem es sporadisch – manchmal tagelang nicht, dann wieder mehrfach an einem Musik-Abend – Mikrofonie-Effekte hören lässt. Eine oder auch mehrere der zehn Röhren geraten in Schwingung und geben einen hellen, singenden Ton über den Lautsprecher ab. Das ist natürlich störend, da es ins Klanggeschehen einfließt. Auch wenn es ein leises Störsignal ist, kann es zu Intermodulationen kommen, die dem gesamten Musikgeschehen schaden. Bei leisen Passagen ist das Schwingen durchaus schon mal lauter als das Nutzsignal. Beheben lässt es sich der Effekt schnell wieder: Den Lautstärkeregler drehe ich gegen Null und nach wenigen Sekunden ist alles wieder ruhig, wie es sein soll. Öffne ich den Pegelsteller wieder, bleibt es üblicherweise erst einmal störungsfrei.
Dieses Mikrofonie-Problem darf man bitte nicht dem Gerät anlasten, auch wenn es in ihm entsteht. Nein, die Röhre selbst ist die Quelle des Übels, da sie konstruktionsbedingt aufschwingen kann und dieses unerwünschte Sirren oder Klingeln erzeugt. Man kann Exemplare erwerben, die besonders unempfindlich sind, habe ich mir sagen lassen. Nur, die habe ich wohl nicht, wie es scheint. Die Mikrofonie ist ein mechanisches Phänomen. Sie kann jedoch, so erfuhr ich vom freundlichen Technik-Support bei T+A, dadurch begünstigt werden, dass ein mit Röhren bestücktes Gerät sehr dicht an einem Magnetfeld-Generator, wie es ein Lautsprecher-Chassis darstellt, aufgestellt ist.
Nur wenige Hersteller bieten für dieses Mikrofonie-Symptom Lösungen an. Diese bestehen in Ringen, die über die Röhren gestülpt werden und den Zweck haben, sie mechanisch zu beruhigen. Die Konstruktionen unterscheiden sich. Es gibt schlichte Ringe oder wie Endstufen-Kühlkörper gerippte Designs. Durch die Masse und das akustische Verhalten des Materials werden die Röhren beruhigt. So kann theoretisch der ungewünschte Effekt verringert oder ganz verhindert werden.
Auch die rührige HiFi-Edelschmiede und Vertriebs-Firma namhafter Produkte Audioplan in Malsch bei Karlsruhe bietet Röhrendämpfer an, und zwar aus dem Werkstoff Sicomin. Die Audioplan Sicomin-Röhrendämpfer gibt bereits seit langer Zeit und sie gehören zu einem Portfolio verschiedener Audioplan Sicomin Produkte. Auf den ersten Blick zeichnen Sie sich durch zwei Merkmale aus: Sie sind nicht gerade billig – zwei Stück kosten 96 Euro – und sie sind optisch eher unauffällig.
Die Sicomin-Ringe haben einen Außendurchmesser von 27 Millimeter bei drei Millimeter Materialstärke. Die Höhe des Rings ist 15 Millimeter. Die Innenfläche bedeckt ein passgenau lose einliegendes Vlies. Insgesamt verdickt der Sicomin-Ring die Röhre um knapp acht Millimeter durch Vlies und Sicomin. Eine Durchtrennung des Ringes ermöglicht ein Aufspreitzen des Sicomin-Dämpfers und erleichtert das Aufsetzen auf die Röhre. Es muss also kein Druck auf den empfindlichen Glaskolben ausgeübt werden. Allerdings verschiebt sich der lose Stoff im Ring leicht und es klappt nicht immer beim ersten Versuch. Wo man den Sicomin Dämpfer auf der Röhre aufzusetzen hat, ist nicht beschrieben. Ich konnte es aber beim Vertrieb erfragen und bekam von Thomas Kühn sehr präzise Anweisungen: Der richtige Sitz ist ein bis zwei Millimeter unterhalb des oberen Glimmerplättchens.
Mein schmucker T+A P10 hat keine offen liegenden Röhren. Alle befinden sich in Käfigen, die zum Geräte-Inneren Masseverbindungen haben. Keine leichte Aufgabe war das Zerlegen des Vorverstärkers, der mir erstmals sein bewundernswertes Innenleben darbot. Auf acht der insgesamt zehn Röhren konnte ich die Sicomin-Dämpfer wie beschrieben platzieren. Bei zweien ist es unmöglich, da die Massekabel in den Röhren-Abschirmkäfigen den Ring nach unten drücken. Es passt einfach nicht. Vielleicht geht´s, wenn man den Spalt des Sicomin-Dämpfers zu einer fünf bis zehn Millimeter großen Öffnung erweitert. Üblicherweise zerstöre ich die Testobjekte ja nicht gleich. Aber in diesem Falle dient es der Wahrheitsfindung. Wenn zwei der zehn Röhren unversorgt bleiben, ist der Versuch nicht aussagekräftig. Denn zwei Röhren reichen ja, um den ungeliebten Effekt herbeizuführen. Ein scharfes Teppichmesser war das geeignete Instrument, mit den ich das Sicomin leicht bearbeiten konnte. Ich verbreitete den Spalt auf knapp zehn Millimeter, so dass ich das Massekabel hindurchfummeln konnte.
Große Erleichterung überkommt über mich, als mein P10 seinen Dienst wieder aufzunehmen bereit ist, was er mir durch sein leises „Klick“ nach der Aufwärmphase signalisiert. Offenbar ist die Operation gelungen. Die Röhren-Dämpfer befinden sich nun in den Käfigen am richtigen Platz auf den Glaskolben. Zu sehen ist unter den Käfigen von den Sicomin-Dämpfern nur noch bei genauem Hingucken etwas.
Was wird passieren? Wird der Mikrofonie-Effekt unterdrückt? Ändert sich das Klangbild? Mit Igor Stravinskys Le Sacre du Printemps, interpretiert von Colin Davis mit dem Amsterdam Concertgebouworkest, Philips 1977, eröffne ich den Musikabend mit dem getunten Vorverstärker. Es reichen wenige Takte, und Frage zwei ist eindeutig beantwortet: Da passiert klanglich etwas, und zwar deutlich. Diese ungekannte Straffheit in der Musik, gepaart mit Transparenz. Etliche Scheiben lege ich an diesem Abend auf und bin angetan. So klein und unscheinbar die Dinger auch sein mögen, vieles klingt neu, die Wiedergab hat mehr Attacke. Selbstkritisch frage ich mich, ob mich nicht vielleicht die gelungene Operation an meinem Vorverstärker euphorisiert hat und meine Glücksgefühle darauf beruhen. Also halte ich es mit dem altgriechischen Philosophen der da rät, abends weinselig gefundene Gedanken am folgenden Tag kritisch zu prüfen. Sollten sie bestehen, möge man entsprechend handeln.
Also geht´s am kommenden Vormittag weiter. Und? Der positive Eindruck des Vorabends bleibt ohne Einschränkung bestehen. „Jean Pierre‟, der erste Titel auf Miles Davis Doppel-LP von 1982, We Want Miles war nie zuvor so packend. Mein Vorverstärker erfährt mit diesen zehn Sicomin-Dämpfer eine Aufwertung, die ihm deutlich mehr Musikalität verleiht. Das Geschehen wirkt deutlich straffer und schneller, einzelne Stimmen und Instrumente zeigen konturenscharf ihre Klangfarben. Und was ist mit der Mikrofonie-Unterdrückung? Um es kurz zu machen: Er tritt weiterhin auf, aber eindeutig seltener und abgeschwächter. Das ist auch ein, wenn auch kleiner Erfolg.
Jetzt möchte ich natürlich wissen, was die Sicomins an den jeweils zwei Treiberröhren meiner Air Tight ATM-3 Röhren-Endstufen bewirken. Für die jeweils sechs großen Leistungsröhren der ATM-3 gibt es keine Bedämpfungs-Optionen aus Sicomin. Die Monoblöcke bereiten mir bislang keinerlei Probleme mit Mikrofonie. Es geht hier somit ausschließlich um die klanglichen Auswirkungen. Weil ich die Dämpfer während des Tests und besonders wegen der Verbesserung aus meiner Vorstufe nicht ausbauen möchte, bitte ich Herrn Thomas Kühn, mir vier weitere Ringe zu schicken. Die treffen schon nach zwei Tagen ein. Die Air Tights spielen stets ohne Gehäusedeckel, damit ich den Umschalter von Triode auf Pentode leicht erreiche. Somit ist das Bestücken mit den Sicomins ein Kinderspiel. Gleich beim Aufsetzen der Ringe fällt auf: Die hier verbauten Röhren sind, obwohl teils gleichen Typs, schlanker als beim T+A. Das bewirkt, dass die Dämpfer längst nicht so stramm auf dem Glaskolben sitzen. Auf seiner Website teilt Audioplan mit, dass die Sicomin für Röhren mit einen Durchmesser von etwa 20 Millimeter die ideale Passform hätten. Die musikalischen Veränderungen durch die Dämpfung der Röhren in den Endstufen sind weit weniger ausgeprägt. Logischerweise gehen sie in dieselbe Richtung. Auch hier klingt es straffer und gefestigter. Woran mag das liegen? Ich glaube, die Intensität der mechanischen Verbindung spielt eine bedeutsame Rolle. Eng umschlungen ist halt anders als leicht berührt. Im Vorverstärker sitzen die Sicomins fest auf den Glaskolben, beim Endverstärker nicht. Demnach ist die Wirkung möglicherweise auch weniger intensiv.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra Mini 2.3 |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton, oder Air Tight ATM-3 |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Audioplan Sicomin Röhrendämpfer | |
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Preis | 96 Euro für 2 Stück |
HERSTELLERANGABEN Gerätebezeichnung | |
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Anschrift | Thomas Kühn e.K. Goethestr. 27 76316 Malsch |
Telefon | 07246 1751 |
Internet | www.audioplan.de |
info@audioplan.de |
Als ich Jörg Klein, den Inhaber des Vertriebes Hörgenuss für Audiophile, anrief, um einen weiteren Lawrence Audio Lautsprecher zum Test zu bestellen, da mir das Model Violin viel Vergnügen gemacht hätte, schlug er vor, mich zu besuchen. Er würde mir die Lawrence Audio Mandolin bringen und, wenn ich wollte, die neuen Zilplex Klangschalen vorführen, die er seit kurzem in seinem Programm hat. Und so geschah es wenige Tage später auch.
Nun ist das Thema Klangschalen nicht neu. In einem der Musikzimmer meines Freundes und Herausgebers dieser Publikation, Dirk Sommer, kann man seit 2004 die Acoustic System Resonatoren bewundern, die hierzulande von Fast Audio vertrieben werden. Seinerzeit beschrieb er in Image HiFi Frank Tchangs Klangschalten und auch seine positiven Hörerfahrungen. Und auch in Hifistatement wurden die Effekte des heute nicht mehr umstrittenen Klangtunigs von Acoustic Systems gewürdigt.
Meine Frau betreibt in unserem Hause ein kleines Wellness-Studio mit vielerlei Angeboten wie Yoga, Massagen et cetera. Auch Klangschalen gehören zu ihren therapeutischen Instrumenten. Schon daher habe ich einen Bezug zu diesen Teilen aus Fernost – und der ist ausschließlich erfreulich. Je nach Größe und Abstimmung erzeugen diese reine, oder auch mehrere harmonische Töne und sind ein Ohrenschmaus, wenn ich mich entspannen möchte. Die Resonanzen regen Körper und Geist an und schaffen Wohlbefinden. Es gibt diese Schalen in verschiedensten Größen mit entsprechenden Tonlagen.
Jeder von uns weiß schon lange, dass ein absolut leerer Raum zum Hören ungeeignet ist. Die Ausstattung mit Möbeln, Blumen, Stoffen, Bildern und so weiter beeinflusst den tonalen Charakter des Musikzimmers. Die unterschiedlichen Materialien absorbieren in verschiedenen Tonlagen, reflektieren, resonieren und sorgen so für eine individuelle Raumakustik. Eigentlich könnte ich dann doch mal einen Testbericht über einen zwei Meter hohen Ficus Benjamini schreiben. Nur schade, dass meine Erfahrungem mit dem Ficus nicht reproduzierbar wären …
Franck Tchang hat mit seinen Acoustic System Resonatoren etwas geschaffen, was ernsthaften Musikfreunden gefällt, weil es eine akustische Verbesserung ihres Musikzimmers bedeutet. Außer Dirk Sommer kenne ich aber persönlich niemanden, der Klangschalen als Raumresonatoren zum Hören mit seiner HiFi-Anlage benutzt. Warum wohl? Die Klangschalen bei Fastaudio kosten abhängig vom Material je Stück von 200 bis 2700 Euro. Es gibt sie unter anderem in Silber, Gold und Platin. Klar, dass sich dies auf den Preis auswirkt. Es kommt also selbst für ein überschaubares Set schon einiges zusammen. Denn Franck Tchangs Konzept beinhaltet einen raumabhängigen Mix verschiedener Materialien zur Wahrung oder Optimierung der tonalen Balance. Mit den preisgünstigsten Schalen allein kommt nicht weiter, wenn man nach Perfektion strebt. Mit Platin allein übrigens auch nicht. Mit anderen Worten: Dieses interessante Produkt zwingt zu einem sehr tiefen Griff ins Geldsäckchen, und genau deshalb habe ich mich nicht näher damit beschäftigt. Zudem besitzen nur wenig Händler hat das Know How, die Klangschalen aus dem passenden Material an der richtigen Stelle zu platzieren. Man sollte sie nicht einfach dem Kunden in die Hand drücken und ihn selbst experimentieren lassen. Da ist fachlicher Beistand absolut wichtig. Thomas Fast mit all seiner Erfahrung bietet zwar auch den Besuch beim Kunden an. Ich kann aber gut verstehen, dass dies dem einen oder anderen ein wenig zu verbindlich sein dürfte.
Für alle, denen der Umgang mit diesen Resonatoren zu kompliziert ist, geht jetzt mit Zilplex Acoustic Adaption über dem niederländischen Friesland die Sonne auf. Denn in dieser, schönen und traditionsbewussten Landschaft lebt Wiebe Greydanus, ein erfahrener HiFi-Enthusiast und Akustik-Fachmann. Zusammen mit Lena van der Schaaf ist er Innhaber der Handelsmarke Zilplex. Sie haben im Jahr 2007 ein Klangschalen-Set auf den Markt gebracht, für dessen Erfolge sie nicht nur international in der HiFi-Szene Anerkennung finden. Sogar branchenübergreifend wurde Wiebe Greydanus in seinem Heimatland für seine Klangschalen ausgezeichnet.
Was ist nun der Unterschied zwischen den Resonatoren von Franck Tchang und Wiebe Greydanus? Ich werde keinesfalls den Versuch unternehmen, die grundsätzlichen Überlegungen der Entwickler zu erklären oder Theoretisches und Physikalisches zu beschreiben. Nein, mir ist allein wichtig, Ihnen nahezubringen, warum Sie die Zilplex Resonatoren gehört haben sollten.
Lassen Sie mich die Zilplex Acoustic Adaption beschreiben: Für 1920 Euro erhalten Sie eine vier Zentimeter hohe, 16 mal 16 Zentimeter große mahagony-farbene Holzschachtel, in der in Watte verpackt ein Sortiment aus elf silbernen halbkugeligen Klangschalen liegt, die einen Durchmesser von 17 Millimetern aufweisen. Sie sind dünnwandig und erzeugen, wenn man sie zart mit einem harten Gegenstand anschlägt, einen hellen, sauberen und anhaltenden Ton. Es gibt drei Arten von Halterungen für diese Resonatoren. Kleine gleichschenkelige Acryl-Dreiecke von 2,5 Zentimeter Schenkellänge tragen jeweils einen Dreifuß. Bei dreien von Ihnen hat der Dreifuß einen größeren Abstand zum Dreieck. Das sind die Bass-Resonatoren. Bei dem Zimmerdecken-Element ist der Dreifuß an einem stabilen Drahtbügel befestigt. Die elf Halterungen werden an den vorgeschriebenen Positionen mittels einer beiliegenden Haftmasse so an Wänden beziehungsweise an der Decke befestigt, dass sich die Dreifüße nach oben öffnen. Wo genau im Raum, in welcher Höhe und mit welchen Abständen die Resonatoren anzubringen sind, ist leicht der englisch-sprachigen Anleitung und einer aufschlussreichen Skizze zu entnehmen. Man stellt die Klangschälchen nun so in die Dreifüße, dass sie einen Winkel von 30 bis 45 Grad zur Wand bilden – aus der Waagerechten gesehen. Die Deckenschale soll sich direkt zur Raumdecke öffnen.
Das alles ist nicht kompliziert und bewaffnet mit Leiter, Zollstock und Geo-Dreieck oder Augenmaß in etwa einer Stunde locker zu schaffen. Das kann jeder, dazu braucht kein Fachmann ins Haus zu kommen. Man kann also in Ruhe installieren und hören, ohne dass jemand nachfragt, ob man denn das eine oder andere Phänomen wahrnimmt – und das ist doch ungeheuer entspannt. Ganz auf sich allein gestellt kann man sich sein eigenes Urteil bilden. Und dazu werden Sie nicht lange brauchen.
Deutlich ist der Unterschied zum Gewohnten. Ich lebe in einem für meinen Geschmack akustisch gut abgestimmten Musikzimmer und benötige keine Korrektur der tonalen Balance. Eindeutig verbessert das Zilplex Acoustic Adaption System in meinem Raum die Detailauflösung. Eindrucksvolle Veränderungen gibt es auch im Tiefbass und im Grundtonbereich. Die erscheinen etwas schlanker, so dass sich die tonale Balance etwas zum Hellen hin verschiebt. Symphonische Musik klingt bei mir deshalb erst einmal ein wenig ungewohnt. Dieser Effekt geht aber mit einem sehr erfreulichen zweiten einher: Im unteren Frequenzspektrum werden sehr filigran Details herausgearbeitet, und die Tiefenstaffelung gerät sehr plastisch. Die gesteigerte Genauigkeit ist nicht zu überhören. Das geht durch sämtliche Musikrichtungen. So lassen Emerson, Lake und Palmer auf der MFSL-CD Pictures At An Exhibition einen feingezeichneten Tieftonbereich aus hart malträtierter Hammondorgel, Bass und Drums hören, wo ich ohne Zilplex weniger fein, dafür voluminöser höre. Besonders schön und aufgelöst ertönt Musik mit vielseitigen Instrumentierungen im Hochtonbereich. Bill Callahans Apocalypse macht ohne Zilplex absolut keinen Spaß mehr, nachdem ich sie vorher mit gehört habe. Diese Tiefenstaffelung und Farbigkeit der Instrumente ist schon begeisternd. Oder Live-Aufnahmen: Eva Cassidy befindet sich auf Live At Blues Alley plötzlich in einem glaubhaften Raum. Das Hörspiel auf der Manger Demo-CD ist plastisch und tief. Zilplex macht die Wiedergabe facettenreicher, das steht für mich fest. Der Raum öffnet sich vor allem nach hinten. Auch die seitlichen Wände scheinen verschoben, manchmal sogar verschwunden. Das Resultat ist eine größere Bühne, die realistisch mit Instrumenten gefüllt ist.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra Mini 2.3 / Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30/Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping), Lawrence Audio Mandolin |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Absolute Créations Intim mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Zilplex Acoustic Adaption System | |
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Preis | 1920 Euro |
VERTRIEB Hoergenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Jörg Klein Fichardstraße 56 60322 Frankfurt am Main |
Telefon | 06940326292 |
info@hgfa.de | |
Internet | www.hgfa.de |
Dieselbe Technologie wie bei den größeren Modellen: Seit der Firmengründung hat sich German Physiks dem Biegewellenstrahler verschrieben. Der Ingenieur, Mathematiker und Soziologe Peter Dicks hatte 1978 mit der Entwicklung eines Schallwandlers dieses Typs begonnen, konnte aber anfangs keinen Lautsprecherhersteller für die Produktion seiner Kreation gewinnen. In den frühen 90-er Jahren wurde dann Holger Müller, der damals unter dem Markennamen Mainhattan Acustik Lautsprecher mit konventionellen Chassis produzierte und vertrieb, auf Dicks Wandler aufmerksam. Als Besitzer einer Ohm F mit Walsh-Wandler war er vom enormen Potential der Biegewellenstrahler überzeugt. Gemeinsam mit Peter Dicks verbesserte er dessen Wandler. Im Jahre 1992 war es dann soweit: Der erste German Physiks Lautsprecher wurde der Öffentlichkeit präsentiert. In meinem Hörraum stand dann vor etwa 15 Jahren erstmals eine German Physiks, die den schönen Namen Windspiel trug und schon damals mit dem Vorurteil aufräumte, ein rundum abstrahlendes Chassis könne keine überzeugende Raumillusion inklusive präziser Tiefenstaffelung hinbekommen.
Der German Physiks Wandler ist inzwischen weiter optimiert worden. So soll beispielsweise eine neue Sicke mit einem definierten Widerstand eine weitere Linearisierung des Frequenzgangs gebracht haben. Der Wandler arbeitet trotz aller Modifikationen nach dem bewährten Prinzip: Aber statt einer Kupferspule auf Titan-Träger wie vor 15 Jahren versetzt nun eine Flachdraht-Aluminiumspule auf einem Kapton-Träger den Konus mit der Form eines Kegelstumpfes in Schwingungen. Als Membranmaterial dient nun ein Verbundmaterial mit Karbonfasern mit einer Dicke von nur 0,15 Millimetern. In den unteren Frequenzbereichen verhält sich der Wandler wie ein Konuslautsprecher. Zu höheren Frequenzen hin werden mehr und mehr und schließlich alle Schallanteile durch Biegewellen in der Membran abgestrahlt. In seinem Hauptarbeitsbereich kommt der German Physiks Wandler dem Ideal einer Punktschallquelle sehr. Das im Gehäuseboden montierte Tieftonchassis mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern strahlt ebenfalls rundum ab. Und deshalb braucht der Lautsprecher einen definierten Abstand vom Fußboden. Den stellen zuerst einmal die von German Physiks empfohlenen Gummifüße her, die sich aber leicht gegen die mitgelieferten Stahl-Spikes samt Rändelmuttern zur Sicherung austauschen lassen. An die passenden Unterlegscheiben, die zur Schonung des Untergrundes auch mit den beigepackten Filzplättchen beklebt werden können, hat man ebenfalls gedacht. WBT-Nextgen-Polklemmen runden den positiven äußeren Eindruck ab.
Die Oberflächen sind mit Schwerlast-Linoleum beschichtet, das sonst in Fabrikhallen für einen möglichst vibrationsfreien Stand von Maschinen sorgt und auch von schwerbeladenen Gabelstaplern nicht aus der Form gebracht wird. Zwei Farben stehen bei der D-Version zur Wahl: schwarz und grau. Noch mehr Aufwand wird im Inneren des Gehäuses betrieben, um durch rückseitig von den Chassis abgestrahlte Energie verursachte Resonanzen zu unterdrücken: Die MDF-Gehäusewände werden mit Hawaphon-Platten bedämpft. Das sind tiefgezogene Kunststofffolien mit Kammern, die mit sehr feinem Stahlschrot gefüllt sind und Schwingungsenergie in Wärme umwandeln. Sie sollen eine breitbandige Körperschalldämpfung von über 50 Dezibel garantieren. Auf das Hawaphon bringt German Physiks noch eine Schicht Wollfilz auf, um Resonanzen auch nicht den Hauch einer Chance zu lassen, den Klang zu beeinträchtigen.
Falls Sie sich in Anbetracht der Menge hochwertiger Materialien, des ganz besonderen Schallwandlers und der Tatsache, dass die Unlimited komplett in Deutschland gefertigt wird, über ihren im Verhältnis überaus moderaten Preis wundern sollten, ist hier die Erklärung: Obwohl German Physiks weltweit und besonders in Asien seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten vom Erfolg verwöhnt wurde, gilt der Prophet des Biegewellenstrahlers im eigenen Land nicht viel – ein Zustand, den German Physiks nicht einfach hinnehmen will. Deshalb legte man von mehreren Modellen eine spezielle D-Version auf, bei der der Kunde lediglich bei der Vielfalt der angebotenen Oberflächen, nicht aber bei klangrelevanten Details leichte Einschränkungen hinnehmen muss. Dafür hat man aber auch einen ganz speziellen „deutschen‟ Preis kalkuliert, bei dem die Spanne für den Importeur, die Frachtkosten und Zölle herausgerechnet wurden, die im Bestreben, weltweit ähnliche Preise anbieten zu können, bisher auch im hierzulande gültigen Preis ihren Niederschlag fanden. Der ungemein positive Effekt für den heimischen Kunden: Ein Pärchen Unlimited MKII in der D-Variante ist nun für 5450 Euro zu haben – glatte 4000 Euro weniger als man bisher auch hier für die internationale Version entrichten musste. Aber selbst dieser aus globaler Sicht ganz immense Preisvorteil ist ja nur dann ein Kaufargument, wenn die Unlimited auch klanglich überzeugt.
Als Holger Müller mit der Box in Gröbenzell eintrifft, stehen meine LumenWhite noch an ihrem angestammten Platz im Hörraum. Wir sind so gemein und hören damit noch ein zwei Songs, bevor wir zur Unlimited wechseln – und zumindest ich bin maßlos überrascht: Trotz des riesigen Preisunterschieds – dabei spielt es keine Rolle, ob man die neue oder alte Kalkulation für die Unlimited in Rechnung zieht – macht die German Physik nach der LumenWhite eine ausgesprochen gute Figur. Und das kann nicht nur an der Aufnahme liegen: dem Mitschnitt eines Konzertes im Refektorium des Klosters Noirlac, in der Mitte Frankreichs, den ich gerade für eine neue LP vorbereite. Fünf Instrumentalisten, drei renommierte Jazzer und zwei in der Barockmusik beheimate Mitspieler lassen in dem großen, halligen Gemäuer ihre Melodien zwischen jazzigen Grooves, historischen Klängen und Weltmusik – im ursprünglichen, positiven Sinne – changieren. Dabei wird die Magie von Raum und Klängen über die Rundumstrahler ebenso intensiv erlebbar wie über die direkt abstrahlenden Lumen. Dass diese noch eine Portion mehr Tieftonenergie in den Hörraum pumpen, kann bei den beträchtlichen Unterschieden in puncto Membranfläche und Gehäusevolumen nicht verwundern. Gewundert hat mich allerdings, wie homogen und schnell die Unlimited zu Werke gehen: Bei Mehrwegesystemen ist ein enorm hoher konstruktiver und materieller Aufwand nötig, um eine so bruchlose, in sich stimmige Spielweise zu erreichen, wie die German Physiks sie bietet, die den Bereich von 200 Hertz bis 24 Kilohertz ja mit nur einem Chassis abdeckt.
Nach diesem überzeugenden Auftritt versuche ich, mit den einschlägigen Testscheiben die Grenzen der Unlimited auszuloten: Bei Bang, Baa-room and Harp glänzt sie mit einer ungemein breiten und recht tiefen Bühnendarstellung, die zwar nicht ganz an die der Lumen heranreicht, aber meine Erwartung für Schallwandler dieser Preisregion bei weiten übertrifft. Wieder fällt die Schnelligkeit auf, mit der die Unlimited die vielen perkussiven Sounds reproduziert. Auflösung und Feinzeichnung zählen ebenfalls zu den Paradedisziplinen des Biegewellenstrahlers. Jonas Hellborgs Elegant Punk macht noch mal kurz klar, dass für die Wiedergabe allertiefster Frequenzen bei höheren Pegeln noch ein wenig mehr Volumen und Fläche nötig sind, als sie der Unlimited zur Verfügung stehen. Aber einer Regalbox kreidet ja auch niemand an, dass sie in puncto Tiefgang nicht mit einem Schallwandler vom Kaliber des Unlimited mithalten kann. Schnelligkeit und Präzision der German Physiks verleiten mich dann dazu, die die Lautsprecher extrem fordernde Scheibe immer noch ein bisschen lauter zu machen – allerdings erst nach Rückfrage bei Holger Müller. Denn der von der Marconi Vorstufe angezeigte Wert liegt wegen des etwas niedrigeren Wirkungsgrades der Unlimited schon ein ganzes Stück über dem sonst Üblichen. Holger Müller hat keinerlei Bedenken, und seine Schallwandler geben akustisch auch nicht das geringste Zeichen, dass ihnen die zuführte Leistung zuviel des Guten sein könnte. Sie differenzieren die schnelle Folge von Impulsen sehr exakt, klingen unkomprimiert und vermitteln ganz nebenbei noch eine recht konkrete Vorstellung vom virtuellen Aufnahmeraum – hier war bestimmt der ein oder andere Studiohall im Spiel.
Mit sehr hohen Lautstärken und extrem anspruchsvollem Programmmaterial kann man die Unlimited schon an ihre Grenzen bringen. Um exakt zu sein: Begrenzt ist lediglich die Fähigkeit, tiefste Frequenzen mit live-ähnlichen Pegeln zu reproduzieren. Wer also beispielsweise eine Big Band in derselben Lautstärke hören möchte wie im Konzert, muss sich ein wenig weiter oben in der Produktpalette von German Physiks orientieren. Die Feinauflösung und das hohe Tempo der Unlimited führen – wenn der Tieftonanteil nicht mehr mithalten kann – zu einem höhenbetonten Klangbild. Überhell timbrierte, kühl analytische Verstärker sind daher nicht die richtigen Spielpartner für diese German Physiks. Doch verlassen wir den Bereich der Extreme.
Ich habe die Unlimited über längere Zeit im Hörraum stehen gehabt und so kam ihr auch die Aufgabe zu, abends zu einen Glas Wein mal wieder eine der alten Lieblingsscheiben zu Gehör zu bringen, wie zum Beispiel Anour Brahem, John Surman und Dave Hollands fantastisches Album Thimar, ECM 1641, aus dem Jahr 1997: Oud, Bass-Klarinette und Kontrabass stellt die Unlimited sehr plastisch und tonal völlig stimmig in einen großen Raum. Die Wiedergabe gerät ungemein leicht und besitzt dennoch ein solides Tieftonfundament. Feindynamik und Impulstreue lassen keine Wünsche offen. Ich kenne wenige Boxen, die einen schon bei gehobener Zimmerlautstärke derart intensiv ins musikalische Geschehen einbeziehen. Zu einem Hochgenuss macht die Unlimited auch Niels-Henning Ørsted Pedersen und Kenneth Knudsens Pictures, SteepleChase SCS-1068. Besonders bei „It's All There‟ lässt einen der Groove von Bass und Piano einfach nicht los. Das knarzende Holz des Tieftöners mischt sich ideal mit der unverzichtbaren Energie. Hier stimmen Druck und Klangfarben. Beim Piano differenziert die Unlimited exakt zwischen Ton und – wohl künstlichem – Nachhall. Auch die unterschiedliche Intensität einzelner Anschläge macht die German Physiks eher spielerisch erfahrbar. Dabei stellt sie die Fülle an Feininformationen nie über Gebühr in den Vordergrund. Dort steht völlig zu Recht die packende Rhythmik des Songs.
Aber die Unlimited taugt nicht nur zum reinen Genussmittel, sie erweist sich durchaus auch als verlässliches Werkzeug: Bei der Beschäftigung mit den AHP Feinsicherungen hatte ich ein Netzfilter völlig vergessen, über das alle Digitalkomponenten einschließlich des iMac angeschlossen sind, um hochfrequente Störungen von den analogen Gerätschaften fernzuhalten. Als die beiden Sicherungen für das Filter dann eingetreffen , tun gerade die German Physiks Dienst und zeigen unmissverständlich auf, dass die dem Filter nachgeschalteten Komponenten wie iMac, CD-Laufwerk und Mytek-Wandler mit einer verbesserten räumlichen Darstellung, einem offeneren Klangbild und noch ein wenig mehr Spielfreude auf die preiswerte Tuningmaßnahme reagierten.
Ich gebe gerne zu, dass ich in puncto High End durch die Beschäftigung mit feinen Geräten ziemlich verwöhnt bin. Und vor einigen Jahren war es besonders bei der Wiedergabe digitaler Medien auch nötig, heftig zu investieren, wenn man Musik auf einem Niveau genießen mochte, das man etwa von einem guten Plattenspieler gewohnt war. Dank solcher Lichtblicke wie dem Mytek-Wandler sieht es heute für den Musikfreund jedoch deutlich besser aus. Man nehme also beispielsweise den polnisch-amerikanischen Profiwandler, eine geeignete Endstufe und die musikalisch voll überzeugenden German Physiks Unlimited MKII-D und erlebe Musik in einer High-End-Qualität, von der man vor gar nicht langer Zeit bei diesem Preis nur träumen konnte. Wenn man dem Biegewellenstrahler dann noch ein wenig Luft zu den umgebenden Wänden zugestehen kann – da sie eine sehr breite Bühnenillusion schaffen, dürfen sie ruhig ein wenig näher beieinander stehen als direkt abstrahlende Boxen –, steht einem hochkarätigen Musikgenuss nichts mehr im Wege.
Selbst wer durch die Unlimited auf den Geschmack kommt und bald vielleicht noch ein wenig mehr Tieftonenergie in den eigenen Wänden erleben will, braucht sich über den Kauf der Einstiegsdroge in die wunderbare Welt der Biegewellenstrahler nicht zu grämen: Wer nach Höherem strebt, bekommt während des ersten Jahres nach dem Kauf den vollen Preis angerechnet, wenn er sich für größeres Modell aus der German Physiks-Produktpalette entscheidet. Was will man mehr?
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Bandmaschine | Studer A 80 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN German Physiks Unlimited MKII-D | |
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Prinzip | 2-Wege-Lautsprecher mit 360 Grad Abstrahlwinkel |
Chassis | Carbon-Biegewellenwandler, 20cm-Tieftöner |
Übergangsfrequenz | 200Hz |
Impedanz | 4 Ohm |
Belastbarkeit | 110 Watt (Sinus), 170 Watt (Musik) |
Wirkungsgrad | 88 dB |
Oberfläche | Akustisches Linoleum |
Abmessungen (B/H/T) | 24/105/24 cm |
Gewicht | 29 kg |
Preis | 5450 Euro |
Garantie | Jahre |
HERSTELLER DDD-Manufactur GmbH | |
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Anschrift | Gutenbergstraße 4 63477 Maintal |
Telefon | +49-6109-5029823 |
contact@german-physiks.com | |
Internet | www.german-physiks.de |
Flaggschiff, das klingt immer nach riesigen Geräten, die das technisch Realisierbare definieren, die Ingenieurskunst des Herstellers nach außen dokumentieren, irgendwie ganz besonders anders aussehen und – natürlich – extrem teuer sind. Unter diesen Prämissen braucht man die 2050i gar nicht erst auszupacken. Für ein Spitzenmodell sind sie mit einem Stückpreis von 629 Euro äußerst zurückhaltend ausgezeichnet, riesig sind sie nicht, und besonders extravagant sehen sie auch nicht aus. Trotzdem soll preisklassenbezogen der Stand des Machbaren markiert werden, und dafür haben nach Aussage des Vertriebes die Entwicklerhirne auch ordentlich geraucht.
Wuchtet man einen immerhin 21 Kilogramm schweren Lautsprecher aus der Verpackung, wähnt man sich in einer anderen Preis- und Anspruchsklasse. Ein ausgewachsener Standlautsprecher, über einen Meter hoch, 27 Zentimeter breit, 32 tief, mit makellos verarbeitetem Gehäuse in hochglanzweiß auf einem Stahlfuß thronend. Die Ecken perfekt gerundet, fassen sie sich auch schön an.
Zum Technischen: Bei den Q-Acoustics 2050i handelt es sich um ein klassisches 2-Wege-System, wobei zwei 165-Millimeter-Tieftöner eine 26-Millimeter-Weichgewebekalotte in die Mitte nehmen und von dieser bei 2600 Hertz getrennt werden. Die Chassis sitzen auf einer leicht erhöhten Kunststoffplatte, die zur Vermeidung von ungewünschten Reflexionen im Gegensatz zu der des Vorgänger geriffelt ist. Auf den ersten Blick sieht das aus wie ein D'Appolito-Design, bei dem durch die Anordnung von zwei Tiefmitteltönern, die den Hochtöner in die Zange nehmen, eine stärker gebündelte vertikale Abstrahlung erreicht werden soll, was die Einflüsse von Boden- und Deckenreflexionen mindert. Guckt man genauer hin, ist der Abstand des unteren Tieftöners zum Höchtöner etwas größer als der des oberen. Warum diese Anordnung gerade so gewählt wurde, konnte leider auch auf Nachfrage nicht herausbekommen werden.
Die beiden Tieftonchassis verfügen über eine Membran aus Papier, dem ein Gemisch aus Kohlefaser und Keramik beigemengt wird – normalerweise wird der Gebrauch solcher Materialien durch Zugabe von Farbe herausgestellt, um den High-Tech-Anspruch visuell zu unterstreichen. Irgendwie sympathisch, wenn einfach mal darauf verzichtet wird. Beackert wird ein Nettovolumen von 35 Liter, zur Unterstützung im Tiefbass sitzt auf der Rückseite ein großer Bassreflexport. Dieser kann für wandnahe Aufstellung mit einem Stopfen verschlossen werden. Der Hochtöner ist mit einem Ring vom Gehäuse entkoppelt, was ihn insgesamt sauberer klingen lassen soll. In dem Metallfuß, unter dem Gummifüße angebracht sind, verbergen sich die Bi-Wiring-Terminals. Um die Lautsprecherkabel anzuschließen, muss das Kabel durch eine Führung an der Rückseite des Fußes geführt und der Lautsprecher nach vorne gekippt werden. Nicht sichtbare Anschlüsse sehen zwar im laufenden Betrieb schön aus, der Aufwand der Verkabelung ist in der Praxis aber zumindest nicht unerheblich. Zieht man für die Prozedur die praktischen, beigelegten Baumwollhandschuhe an, um das bildschöne (glatte) Gehäuse zu schonen, glibbern einem die Dinger durch die Finger und 21 Kilogramm Gehäuse gehorchen, die Lautsprecher voran, dem Gesetz der Schwerkraft... Spaß beiseite - am besten, man legt eine Decke auf den Boden, lässt die Abdeckungen dran und kippt die Q-Acoustics vorsichtig nach vorne, um die Kabel zu befestigen. Insgesamt nicht wirklich schlimm, aber in der Praxis schon etwas nervenaufreibend. Hat man sehr kleine Hände und montiert die beigelegten Spikes unter die Bodenplatte, kommt man auch im laufenden Betrieb an die Terminals, zumindest, wenn man Bananenstecker benutzt.
Damit nichts zittert, sind die Gehäuse innen mehrfach verstrebt, was man auch im laufenden Betrieb durch Berühren der Gehäuse überprüfen kann. Da dringt kaum etwas an die Oberfläche.Beim Blick in die technischen Daten fällt die Angabe des Wirkungsgrades ins Auge, der mit 92 Dezibel bei 2,83 Volt extrem und atypisch hoch für einen Lautsprecher konservativer Bauart ausfällt.
In Fragen der Aufstellung und Platzierung im Raum sind die 2050i relativ unkritisch. Wegen der hinten liegenden Bassreflexöffnung empfiehlt sich ein Achtungsabstand von mindestens 50 Zentimetern von der Rückwand und eben soviel zu den Seitenwänden/Ecken. Direkt vor die Rückwand sollte man die großen Q-Acoustics nicht stellen, dann werden sie fett und unpräzise in den unteren Lagen. Der Gebrauch der beigelegten Schaumstoffstopfen hilft in dem Fall irgendwie auch nicht richtig weiter. Der Basspegel ist dann so niedrig, dass man auch gleich kleinere oder für diese Art der Aufstellung besser geeignete Lautsprecher benutzen sollte. Dafür reagieren sie erfreulich unkritisch auf den Grad des Einwinkelns. Offensichtlich ist die Abstrahlung so gleichmäßig, dass man damit zwar den Hochtonpegel und in Maßen den Raumeindruck ändert, aber Welten sind es nicht – gut so!
So, nun aber endlich mal was zum Klang: Den Beginn mache ich mit Vivaldi Vespers (Ex Cathedra unter Skidmore auf ASV Digital). Kammerorchester, Chor mit viel echtem Raum. Was vom ersten Ton an auffällt, ist die äußerst saubere Wiedergabe durch das ganze Spektrum. Die Entwickler haben bei der Entwicklung der Lautsprecher Wert auf höchste Klirrarmut gelegt und ganz offensichtlich ihr Ziel erreicht. Die Q-Acoustics spannen ein weites, hohes und tiefes Panorama auf, das sich von der Grundfläche der Lautsprecher nach hinten erstreckt. Das Orchester spielt sauber abgesetzt vom Chor, viele Feinheiten und Details werden präsentiert. Auch die 2050i sind, genau wie ihre kleinen Geschwister, im Hochtonbereich keine Kinder von Traurigkeit, ohne aufdringlich hell zu klingen. Der Bereich ist voll da, ohne jemals an den Nerven zu zerren, da ganz oben wieder ein bisschen gerundet wird. Dadurch lässt sich der Anstrich von Streichinstrumenten hervorragend verfolgen. Nuanciert, verständlich und fein sind auch die Sänger sowohl in den Chor- als auch in den Solopartien. Dass dies schon bei niedrigen Lautstärken möglich ist, macht es noch besser. Ein wenig kippt dagegen der Grundtonbereich hinten runter. Insgesamt ist die Abbildungsgröße etwas zurückhaltend, der Brustkorb von Sängern zumindest nicht überdimensioniert.
Im Keller ziehen die Q-Acoustics ihre Membranfläche und das Volumen wie einen Trumpf aus dem Ärmel und drücken tiefe Töne lässig und unbeeindruckt vom Pegel in den Raum. Es geht zwar tiefer, beeindruckend ist das trotzdem.
Kompletter Szenenwechsel, Sigur Rós mit „Góðan Daginn“ von der Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust. Da sich schon andere erfolglos an der Beschreibung der Band aus Island probiert haben, fange ich gar nicht erst damit an. Auf jeden Fall ist die Musik sehr dicht produziert, sehr viel musikalische Information auf engem Raum untergebracht. Den Q-Acoustics kommt das gerade recht. Das faszinierende Geflecht wird sauber aufgelöst und verständlich ausgebreitet mit Glanzlichtern obendrauf und klar abgegrenzter hoher Stimme. Darunter mit Schub und Macht die Basssaiten der Gitarre.
Wenn man sich gerade in moderneren Gefilden aufhält, gleich noch die „Mezzanine“ von Massive Attack (Virgin Records) und dann noch die „Protection“ hinterher. Breite Abbildung, viel Detail und kontrollierter, fester Bass bei der ersten. Normalerweise bereite ich mich beim zweiten Stück „Risingson“ immer schon auf den ersten heftigen Impuls vor, so brachial ist der Dynamiksprung. Bei den 2050i blinzelt man kurz mit den Augen, um fest zu stellen, dass der ganz große dynamische Auftritt nicht ihrer ist. Wirklich böse sind sie nicht, was natürlich der Langzeittauglichkeit zugute kommt und man nicht ständig leiser drehen muss.
Bei der „Protection“, die ich gern als ideales „Röhrenfutter“ bezeichne, da sie trotz heftigen Gebrauchs von synthetischem Tiefton sehr analog klingt und weite Räume bietet, spielen die Q-Acoustics sehr schön, aber manchmal auch ein wenig brav. Tracy Thorns Stimme fehlt etwas Volumen. Dafür entwickeln sie viel Druck im Bass und leuchten Hintergrunddetails schön aus. Am besten scheinen sie sich mit modernen Produktionen zu verstehen, die sie zum Leben erwecken können, indem sie im dichten Getümmel nach Glanzlichtern fahnden und räumliche Struktur erzeugen. Das klappt sogar bei Produktionen, die fast zu Tode komprimiert worden sind, wie die letzten Depeche Mode-Alben.
Die letzte Station, Dizzy Gillespie, Musician, Composer, Raconteur: Plays & Raps in His Greatest Concert mit „Tanga“. Großartiges Zusammenspiel zwischen Trompete und Gitarre (Dizzy und Ed Cherry) über die Q-Acoustics mit viel Live-Atmosphäre und großem, gut durchhörbaren Raum. Das gelingt so gut und intim, dass die verkleinerte Darstellung der Akteure kaum ins Gewicht fällt.
Ein Wort zu dem hohen Wirkungsgrad: Man kann die Lautsprecher durchaus mit kleinen Verstärkern füttern, allerdings stand kein wirklich kleines Exemplar zur Verfügung, aber 2 x 50 Watt reichen locker für gehobene Lautstärken auch in großen Räumen. Da kleinere Elektronik, am besten von der Insel, sich gern besonders hingebungsvoll den mittleren Lagen und auch dem Grundtonbereich widmet, wo die Q-Acoustics einen kleinen Durchhänger haben, funktionieren solche Kombinationen besonders gut. An einer 2A3 Single-Ended-Röhre würde ich sie trotzdem nicht betreiben.
GEHÖRT MIT | |
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Analoglaufwerk | TW-Acustic Raven .5, Audio Technica AT-PL120 |
Tonarme | Rega RB 250 |
Tonabnehmer | Nagaoka MP200, Audio Technica AT-440 MLa |
Phonopre | stst Agmen Phono |
Wandler | Heed Dactilus 2 / PSU |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Verstärker | Roksan Kandy LIII, Mission Cyrus II |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN Q-Acoustics 2050i | |
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Belastbarkeit | 25 - 150 W |
Wirkungsgrad | ≥92 dB / W / m |
Frequenzgang | 44 Hz – 22 kHz |
Übergangsfrequenz | 2600 Hz |
Nennimpedanz | 6 Ohm |
Gewicht | 21 kg |
Abmaße (H x B x T) | 1006 mm x 270 mm x 321 mm |
Garantie | 2 Jahre |
Paarpreis | 1258 Euro |
VERTRIEB Günter Härtel Handelsvertretungen | |
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Anschrift | Lütge Straße 18 59069 Hamm |
Telefon | 02385 - 52365711 |
gh@haertel-vertrieb.de |
Es ist verdammt lange her, dass ich mich mit Step-Up-Trafos beschäftigte. Sie kamen damals aus den renommierten Häusern Ortofon und Fidelity Research und waren unabdingbar, wenn ich ein niederpegeliges MC-System an meinen Audio Research SP-3 anschließen wollte, der eine, auch nach heutigen Maßstäben, ausgezeichnete MM-Röhren-Phonostufe besaß. Bei meinem Transistor-Vorvorverstärker von Pauler Acoustics in den 80ern waren die Trafos ebenfalls unverzichtbar. Damals war die Verwendung eines Step-Up-Trafos und einer MM-Phonostufe der übliche Weg, MC-Systeme zu betreiben.
Audio Technica wurde 1962 in Tokio gegründet und gehört zu den wenigen beständigen Anbietern in der HiFi-Branche und vor allem im professionellen Bereich. Audio Technica Tonabnehmer und Mikrofone sind jedem Kenner der Szene ein Begriff. Somit ist Audio Technica einer der erfahrenen Spezialisten im Umgang mit sehr niederpegeligen Audio-Bausteinen. Der AT2000T baut auf dem Modell AT5000T zum 45-jährigen Jubiläum des Unternehmens in 2007 und dessen verbessertem Nachfolger AT3000T auf – zwei Vorfahren, die qualitativ bemerkenswert waren.
Ein Übertrager ist vom Prinzip her als passives Element nahezu frei von Störgeräuschen. Das ist ein klares Plus selbst gegenüber den besten aktiven MC-Vorverstärkern. Jedoch sind auch die Transformatoren nicht unempfindlich gegenüber Einstreuungen elektrischer Felder. Gut, die Entwickler von Audio Technica haben dem AT2000T eine aufwendige Abschirmung spendiert. Die beiden Transformatoren befinden sich in einem Ganzmetall-Gehäuse. Dennoch ist der Aufstellungsort sorgsam zu wählen, um Brumm-Einstreuungen zu verhindern. In meiner Kette habe ich durch Veränderung der Aufstellung im Radius eines 60 Zentimeter langen Cinch-Kabel zum angeschlossenen Primare MM-Vorverstärkers einen ungestörten Aufstellungsort gefunden, und zwar oberhalb des Phono-MM-Verstärkers.
Optisch stellt sich der AT2000T klein, aber ede darl. Er steht mit seinem schwarzen Ganzmetall-Gehäuse auf vier ausladenden goldfarben eingefassten Absorbern aus Kunststoff-Noppen. Die sorgen für Rutschfestigkeit und wirken solide. Die vorne, links und rechts abgerundeten U-förmigen Gehäuseteile tragen das ebenfalls goldfarbene Firmenlogo und die Modell-Bezeichnung. Für meinen Geschmack wirkt der nur AT2000T mit seiner Größe von 89 mal 140 mal 125 Millimetern sehr ansprechend, weshalb ich ihn ungern unsichtbar platzieren würde.
Dies wäre allerdings durchaus möglich, da er, einmal angeschlossen, niemals bedient werden muss. Auf seiner Rückseite befinden sich je zwei vom Gehäuse isolierte, vergoldete Cinch-Ein- und Ausgangsbuchsen sowie mittig eine Erdungs-Schraube mit Öffnung im Gewinde. Der Anschluss gestaltet sich also ausgesprochen simpel: Es gibt keinerlei Einstellungs-Option. Die Erdung sollte vom Tonarm an die Erdungsschraube des AT2000T und von dort an den Verstärker oder den separaten Phono-MM Vorverstärker geführt werden. Das ist es dann schon.
Der Blick ins Innere des schwarzen Gehäuses überrascht mich dann: Die beiden Transformatoren – logischerweise einer für jeden Kanal – sind mit Schaum im Gehäuse befestigt. Auf jegliche metallischen Elemente wurde verzichtet. Schrauben würden das elektromagnetische Verhalten der sensiblen Trafos beeinflussen können. Vor allem stellten sie eine starre mechanische Verbindung her, die vermieden werden soll, da die eingebauten Transformatoren gegenüber mechanischen Belastungen empfindlich sind. Audio Technica verwendet zwei hochwertige El-Core Transformatoren mit 70-prozentigem Permalloy-Kern.
Sollte ein passiver Übertrager doch der Königsweg sein, um ein niederpegeliges MC-Signal aufzubereiten? Weshalb baut man überhaupt aktive MC-Vorstufen? Einen „Pferdefuß‟ gibt es leider bei jedem Übertrager: Die elektrischen Eingangswerte des Step-Up-Transformers lassen sich generell nicht oder nur in geringem Umfang auf MCs mit unterschiedlichem Innenwiderstand anpassen. Aktive MC-Vorstufen hingegen erlauben die Veränderung der Empfindlichkeit und des Abschluss-Widerstandes zur Optimierung der Anpassung. Am Ausgang eines Step-Up-Trafos ist alles noch ganz einfach: Der Übertrager ist auf einen Abschlusswiderstand von 47 kOhm hin optimiert, wie ihn jeder Phono-MM-Eingang bietet. Somit ist ein Übertrager generell eine überlegenswerte Lösung für jeden, der einen Phono-MM-Eingang besitzt. Jedoch bestimmt eingangsseitig die Primärwicklung des verwendeten Trafos den Bereich, in dem der Innenwiderstand des Tonabnehmers liegen muss, wenn man keine klanglichen Einbußen hinnehmen möchte. Unser AT2000T ist für Systeme geeignet, deren Innenwiderstand zwischen 2 und 17 Ohm liegt. Seine Verstärkung wird mit 24 dB angegeben, und er Frequenzgang hat mit 10 Hz bis 50 kHz (+/-3dB) einen ausgezeichneten Verlauf.
Freuen wir uns über eine Störgeräusch-Armut, die bei aktiven Lösungen kaum zu finden ist und widmen wir uns dem klanglichen Charakter des Probanden. Gehört habe ich unterschiedliche Musikrichtungen zu jeder Tageszeit und nicht immer in der gewünschten entspannten Verfassung. Aber hier zeigt sich eben, was gutes HiFi bewirken kann: Gute Anlagen können Entspannung bringen. Und genau das tut der Audio Technica AT2000T. Bei aller Entspannung verführte er mich aber auch zum aufrechten Hinsetzen, um der einen oder anderen Musikstelle besonders konzentriert und fasziniert zu lauschen: Stimmen hatten Körper, waren aber nie fett. Platzierungen gerieten glaubhaft und besaßen ihre eigene Aura. Es fehlte nichts und es war mehr, da als ich erwartete. Im Bass erlebte ich Druck wie selten gehört – immer akzentuiert. Ganz besonders genussreich war Dieter Ilgs BASS, sds 0013-1, und zwar wieder einmal vom Anfang bis zum Ende. Tendenziell ist der AT2000T warm und das ist gut so – wie im Konzertsaal. Er glänzt mit Raum und Farbe, schillert offen und spritzig – ein Vergnügen!
Wie oben bereits erwähnt, verwende ich bei diesem Test meinen Primare R-20 Phonoverstärker, der sich sowohl für Phono-MM als auch für Phono-MC anpassen lässt und in seiner Preisklasse musikalisch vorbildlich verhält. Würde man eine hochwertigere Phono-MM-Stufe als meine benutzen, so dürften die klanglichen Fähigkeiten des AT2000T noch erheblich deutlicher zu Gehör kommen – da bin ich mir sicher.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2 |
Vorverstärker | Primare R-20, T+A P-10 |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kabel | Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Audio Technica AT2000T | |
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Frequenzgang | 10 Hz bis 50000 Hz +/- 3 dB |
Verstärkung | 24 dB |
Kompatible Systeme | 2 Ohm bis 17 Ohm |
Empf. Abschlusswiderstand | 47 kOhm |
Kanalschwankung | < 0,5 dB |
Kanaltrennung | > 85 dB |
Abmessungen (B/H/T) | 140/89/125 mm |
Gewicht | 1,2 kg |
Preis | ca. 1333 Euro |
VERTRIEB Audio-Technica Niederlassung Deutschland | |
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Anschrift | Lorenz Schott Strasse 5
55252 Mainz-Kastel |
Telefon | +49 6134-25734-0 |
Internet | eu.audio-technica.com/de |
Dass ich lange Jahre die meisten Zubehörprodukte links liegen ließ, hatte zumindest zwei Gründe: Zum einen bedurften die meisten Boliden, mit denen ich mich beschäftigte, der zusätzlichen Helferlein zumindest auf den ersten Blick nicht. Heutzutage, wo Ausnahmegeräte wie der Mytek-Wandler schon mal günstiger sein können als die High-End-Kabel, mit denen sie angeschlossen werden, und dennoch etablierten Platzhirschen der vergangenen Jahre klanglich verboten nahe kommen, lohnt es sich wieder, an den Stellen, an denen hier offensichtlich gespart wurde, mit ausgewähltem Zubehör nachzubessern. Und wenn man dann einmal erfahren hat, für welch geringen Einsatz man doch recht beträchtliche Verbesserungen erzielen kann, probiert man diese vermeintlichen Tricks auch beim Rest der Kette – mit zum Teil umwerfenden Erfolg wie bei den Sicherungen von AHP. Zum anderen erscheint es mir für die Beurteilung von Testgeräten nicht fair, sie mit den eigenen Komponenten zu vergleichen, die zuvor mit einigem zusätzlichem Einsatz zu Höchstleistungen getrieben worden sind. Und vor jeder Beschäftigung mit einer neuen Komponente, beispielsweise erst einmal die passende hochwertige Sicherung zu bestellen und einzusetzen, bedeutet einen beträchtlichen Mehraufwand. Aber um den werde ich ab sofort wohl nicht mehr herumkommen …
Mit Sicherheit ausschließen kann ich aber, dass ich jede in meinem Hörraum neu eintreffende Box mit nextgen-Polklemmen ausstatten werde, selbst wenn sich die WBT-0703 bewähren und ihren vorerst temporären Platz in meiner LumenWhite behaupten sollten. Über die Grundidee hinter den Steckern und Buchsen der nextgen-Serie braucht man in gewöhnlich gut informierten Hifi-Kreisen ja nicht mehr allzu viele Worte zu verlieren: Der Metallanteil der Konstruktion wurde stark reduziert, so dass Massespeicher-Effekte und Wirbelströme sicher ausgeschlossen werden können. Da dem leitenden Metall nun keine tragende mechanische Funktion mehr zukommt, kann man auf Legierungen mit der zuvor nötigen Festigkeit verzichten und das nun verwendete Kupfer oder Silber allein in puncto Leitfähigkeit optimieren. Dabei orientiert sich der Querschnitt grob an dem eines durchschnittlichen Lautsprecherkabels. Darüber hinaus soll die Polklemme eine „neuartige elektrische und mechanische Vibrationskontrolle‟ bieten und ein Druckindikator die erreichte Kontaktqualität signalisieren. Nähere Erläuterungen dazu sind aber bisher leider weder in der Produktinformation noch auf der WBT-Homepage zu finden, aber die ersten Polklemme wurden ja gerade erst ausgeliefert. Wie ich Firmenchef Wolfgang B. Thörner kenne, werden die entsprechenden Erläuterungen nicht lange auf sich warten lassen.
Die größtmögliche Unterdrückung von Vibration hält WBT für so wichtig, da selbst augenscheinlich ebene Kontaktflächen bei entsprechender Vergrößerung eher Kraterlandschaften ähneln und sich selbst bei mit dem Auge nicht mehr wahrnehmbaren Relativbewegungen zwischen Buchse und Stecker die Kontaktflächen permanent verändern, was die Signalqualität nicht unerheblich beeinflusst. Aus diesem Grund hat Wolfgang B. Thörner auch einen sogenannten Körperschalldämpfer entwickelt, auf dem die neuen Polklemmen idealerweise montiert werden. Auch wenn mir die Verwendung des Dämpfers ausgesprochen sinnvoll erscheint, habe ich für einen ersten Test der Polklemmen auf seinen Einsatz verzichtet, da für einen Einbau in die LumenWhite Holzarbeiten in größerem Umfang nötig gewesen wären.
Da selbst der Austausch der Polklemmen gegen die serienmäßigen WBT-0702.12 mit Direkt-Platinierung eine längere Zeit in Anspruch nehmen würde, sich ein mehrmaliger A/B-Vergleich in diesem Fall ausschließt und das akustische Erinnerungsvermögen zeitlich beschränkt ist, bat ich Helmut Baumgartner, beim Test mit dabei zu sein. Dass der Kollege dann den Umbau quasi im Alleingang übernahm, war nicht geplant, aber ausgesprochen angenehm. Dabei gelang es ihm, zumindest eine der beiden Platten des Körperschalldämpfers zum Einsatz zu bringen. Erst nachdem wir vor dem Umbau einige beliebte Test-Stücke gehört hatten, fiel uns auf und mir wieder ein, dass auch die serienmäßigen WBT-Polklemmen der LumenWhite schon ein wenig Tunig erfahren hatten: In den Öffnungen für die Bananas steckten Stifte aus genau dem Material, das Audio Exklusiv in seinen Silentplug Bananas verwendet: Andreas Schönberg hatte die vier Stäbchen vor einiger Zeit mitgebracht, um zu demonstrieren, woran er gerade arbeitete. Aber schon im damaligen Zustand brachte die mechanische Beruhigung der Klemmen mit dem magischen weißen Material so viel, dass ich ihn überredete, es an Ort und Stelle zu lassen, bis die Silentplugs für Lautsprecher fertig sind.
Die gerade montierten nextgen-Polklemmen hatten es also nicht gerade einfach, traten sie doch gegen die bisherigen Topmodelle aus eigenem Hause an, die dazu auch noch mit Audio Exklusiv-Resonanzkillern modifiziert worden waren. Und dennoch war das Ergebnis so eindeutig, dass es nun wirklich nicht der Unterstützung durch einen erfahrenen Ohrenzeugen bedurft hätte: Bei Patrice Herals Improvisation auf Michel Godards Le Concert Des Parfums, Carpe Diem CD-16277, ließen die WBT-0703 und das ein oder andere Bauteil des WBT-Körperschalldämpfers der Raum noch ein wenig größer und die Instrumente ein Stückchen plastischer wirken. Trotz der langen Umbauphase von weit mehr als einer Stunde waren wir uns gewiss, dass die Wiedergabe nun noch eine Spur farbkräftiger und auch merklich schneller gelang. Dabei schlug sie aber nie ins Aggressive um: Obwohl nun mehr Energie im Spiel zu sein schien, hörten wir entspannter und stressfreier. Der Zugewinn an Energie war besonders im Oberbass erfreulich, da sich die Lumen hier eher ein wenig zurückhaltend gibt. Die nextgen-WBTs verhalfen ihr in diesem Frequenzspektrum zu mehr Volumen bei noch besserer Definition. Einfach umwerfend!
Bei Keith Jarretts Klassiker, dem Köln Concert, sorgten die WBT-0703 dann dafür, dass die Anschläge differenzierter zu vernehmen waren. Es gab eine stärker ausgeprägte Feindynamik, und trotz aller Zusatzinformationen klang der Flügel nie zu spitz oder unangenehm, sondern sogar ein wenig harmonischer als bei den alten Klemmen. Selbst die Verstimmung des Instruments beeinträchtigte den Genuss nun weniger stark. Das wichtigste Plus von allen war aber eine plötzlich rhythmisch stärker akzentuierte Spielweise Jarretts: Das Timing war einfach spannender.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Audioplayer | Amarra 2.4.1, Pure Music 1.86 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Diamond, Wild Blue Yonder, Wild Wood, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Polklemme WBT-703 CU | |
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Durchmesser | 19 mm |
benötigte Bohrung | 11,5 mm mit Nut 2,5 x 2 für Verdrehsicherheit |
mögliche Wandstärken | 0,9 bis 8 mm |
Dauerstrom | > 30 A |
Spitzenstrom | > 200 A |
Übergangswiderstand | < 0,1 mΩ |
Preis | 22,60 Euro pro Stück |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLER und VERTRIEB WBT-Distribution GmbH | |
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Anschrift | Im Teelbruch 103 45219 Essen |
Telefon | + 49 2054 87 5520 |
sales@wbt.de | |
Internet | www.wbt.de |
Der Beschreibung der Laufwerks/Wandler-Kombination in Hifistatement folgte ein gutes halbes Jahr später die erneute Beschäftigung mit dem DAC, der diesmal jedoch mit der Bridge für die Integration des Wandlers in ein Netzwerk ausgestattet war. Über diesen Umweg konnten schon damals Dateien mit 192 Kilohertz wiedergegeben werden. Selbst für jemanden, der noch nie einen Gedanken daran verschwendet hatte, seine Musik-Files in der ganzen Wohnung zu verteilen, war die Einrichtung eines Netzwerkes mit dem PWD ein Kinderspiel. Und ganz besonders hat mich die klangliche Qualität des in die Bridge integrierten Audio-Players beeindruckt, der bei dieser Lösung die Aufgabe übernimmt, die auf meinem iMac Amarra erledigte. So weit der Blick zurück.
Der schon seit einigen Monaten verfügbare PWD Mk II spielt nun, wie gesagt, auch ohne die Bridge Musik-Files mit 192 Kilohertz. Um dies zu realisieren, bedurfte es beim PWD mehr als lediglich eines Software-Updates: PS Audio spendierte dem DAC gleich eine komplett neue digitale Eingangsplatine, die entsprechenden Verbindungskabel sowie eine spezielle, „PS Audio Critical Link‟ genannte Sicherung. Die Platine unterscheidet sich so grundlegend von der vorherigen, dass sie den Zusatz „Mk II‟ in der Gerätebezeichnung rechtfertigt: Das beginnt schon mit einem völlig neuen Layout, das in Verbindung mit den zusätzlichen elf lokalen Spannungsversorgungen für weniger Störgeräusche, geringeren Jitter sowie weniger gegenseitige Beeinflussungen der verschiedenen Baugruppen sorgen soll. Die sehr geräuscharmen Spannungsregler versorgen zum Beispiel die sensiblen und sehr genauen Zeitgeber, so dass diese beste Arbeitsbedingungen vorfinden. Aber nicht nur die bessere Trennung von anderen Verbrauchern und stabilere Spannungen sorgen für mehr Präzision im Zeitbereich. Die Clocks, die im PWD Mk II den Takt vorgeben, arbeiten von sich aus doppelt so exakt wie die in der vorherigen Version. Das sorgfältig optimierte Platinenlayout und die zusätzlichen Spannungsregler sind auch dafür verantwortlich, dass die neue Digital-Platine zehn Dezibel weniger digitale Störungen emittiert als die des Vorgängermodells.
Der USB-Eingangspfad wurde beim DAC Mk II komplett neu konzipiert, um trotz der nicht unbedingt idealen Voraussetzungen, die ein recht störungsbehafteter Computer als Datenlieferant bietet, mit dieser Anschlussart mindestens genau so gute klangliche Ergebnisse zu erzielen wie mit CD- und DVD-Audio-Laufwerken oder Netzwerken. Selbstverständlich arbeitet der USB-Eingang im asynchronen Modus. Eine weitere Möglichkeit für klangliche Verbesserungen entdeckte PS Audio bei den sogenannten Gates, elektronischen Schaltern, die den Fluss der Datenströme auf der digitalen Signalplatine steuern: In den meisten Fällen kämen hier „digital gates‟ zum Einsatz, die nach einer „saturation logic‟ funktionierten. Das Problem dabei sei der Übergang vom gesättigten „Ein‟- zum „Aus‟-Zustand. Dieser Übergang variiere zeitlich und zwar umgebungs- und temperaturabhängig und könne so Jitter und in Folge einen schlechteren Klang verursachen. Deswegen würden auf der neuen Platine des DAC Mk II nun sehr schnelle, „analoge‟ CMOS-Schalter verwendet, die dem Signal keinerlei Störungen im Zeitbereich hinzufügten.
Den wohl größten klanglichen Zugewinn dürfte allerdings die nun für alle ankommenden Daten wirksame Digital Lens sein. Diese schon seit Jahren bewährte Entwicklung von PS Audio hat die Aufgabe, aus jedem noch so Jitter-behafteten Signal ein solches mit einer perfekten zeitlichen Abfolge zu machen, so dass der Wandler auf einen idealen Datenstrom zugreifen kann.
Bisher war lediglich die Bridge mit einer Digital Lens ausgestattet, um Daten aus einem Netzwerk wie zum Beispiel die Signale eines Internet-Radios aufzubereiten. Die PS-Audio-Entwickler sehen dennoch selbst für den Fall, dass man Daten aus dem Netzwerk lauscht, einen Vorteil durch die nun neu hinzugekommene Digital Lens auf der digitalen Signalplatine: Zwar sei die Strecke zwischen der Bridge und der Platine sehr kurz, so dass nur eine geringe Chance besteht, dass sich das Signal Jitter einfängt. Aber die Wahrscheinlichkeit liegt eben auch nicht bei Null. Kleine Verbesserungen durch die zweite Digital Lens seinen daher selbst bei Daten zu erwarten, die der PWD Mk II über die Bridge bezieht.
Alle, die den Perfect Wave DAC als Zentrum ihrer digitalen High-End-Kette nutzen und auf eine zusätzliche Vorstufe verzichten, dürften sich über die Möglichkeit einer Balance-Regelung in 1/10-Dezibel-Schritten freuen, die auch über die neue, beigepackte Fernbedienung erfolgen kann.
Für die Beschäftigung mit dem neuen DAC Mk II hat mit Jürgen Sachweh, Chef des deutschen PS Audio-Vertrieb Hifi2Die4, nur ein einzelnes Geräte geschickt – und dennoch steht ein Vergleich alt gegen neu auf dem Programm. Des Rätsels Lösung: Die „Taste‟ auf dem Touch-Screen, mit der man beim PWD zwischen den verschiedenen Upsampling-Frequenzen und dem Native Mode, in dem alle Musik-Files mit der ihnen eigenen Abtastfrequenz verarbeitet werden, umschalten konnte, bietet beim PWD MK II auch die Option „NativeX‟, die die Digital Lens aktiviert. Damit lassen sich selbstverständlich Verbesserungen der Hardware wie bessere Kabel und Sicherungen, zusätzliche Spannungsversorgungen, exaktere Clocks und ein optimiertes Platinenlayout nicht aus- und einschalten, die bestimmt auch ihren Teil zum Klang des PWD Mk II beitragen, aber eben die Schaltung, die wohl am meisten Einfluss auf die Wiedergabe nimmt.
Da der PWD Mk II nun 192-Kilohertz-Files wiedergibt, beginne ich auch mit einem solchen: Acousences Aufnahme von Mahlers 6. Symphonie mit den Duisburger Philharmonikern erklingt im Native Modus sehr kraftvoll, dynamisch auf einer recht großen und dabei vor allem breiten imaginären Bühne. Ich muss aber zugeben, dass mich das Gehörte nicht derart fasziniert, wie es beim Perfect Wave Dac mit anderen Titeln vor etwa anderthalb Jahren der Fall war. Vielleicht habe ich in der Zwischenzeit einfach zu viele ebenfalls sehr gute – und bisweilen auch noch erschwinglichere – Wandler kennengelernt. Im Native Mode spielt der PS Audio zwar noch immer ganz weit vorne mit, hat aber durchaus ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.
Doch dann katapultiert der simple Druck auf einen imaginären Knopf auf dem Touch-Screen den PWD Mk II in andere Spähren: Die Bühne dehnt sich ein gutes Stück weiter in die Tiefe aus, die Instrumentengruppen werden besser differenziert, und vor allem gewinnen die Klangfarben deutlich an Strahlkraft. Die Musiker scheinen engagierter zu Werke zu gehen, die Musik fließt und offenbart plötzlich ihre Spannungselemente – schwer vorstellbar, dass hier wirklich ein und derselbe Wandler arbeitet, bei dem man nur eine einzelne Einstellung geändert hat. Die Auswirkung verschiedener Filter beispielsweise ist gegenüber dem Aktivieren der Digital Lens eine Marginalie. Da bedarf es keiner Fledermausohren, ausgesuchten Programmmaterials oder einer auf hohe Auflösung gezüchteten Kette: Die klanglichen Verbesserungen durch die Digital Lens sind einfach ohrenfällig. Da kann ich mir getrost weitere Vergleiche sparen, um dieses Ergebnis zu untermauern: Wer den PWD II auch nur für ein, zwei Minuten mit PS Audios spezieller Jitter-Unterdrückung erlebt, wird nie wieder ohne hören wollen.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Audioplayer | Amarra 2.4.1, Pure Music 1.86 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Diamond, Wild Blue Yonder, Wild Wood, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave Bridge | |
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Eingänge (digital) | Ethernet, USB |
Preis | 900 Euro |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave DAC Mk II | |
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Eingänge (digital) | 2 x I2S, 1 x XLR, 1 x Coax, 1 x Optical, 1 x USB |
Ausgänge (analog) | 1 x XLR, 1 x Cinch |
Besonderheiten | regelbare Ausgänge, SD-Card, Touchscreen, Vorbereitung für PerfectWave Bridge |
Abmessungen (B/H/T) | 43/10/36 cm |
Gewicht | 11,3 kg |
Preis | 4350 Euro, 5120 Euro incl. Bridge |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave DAC Mk II Upgrade | |
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Preis | 1000 Euro |
HERSTELLER PS Audio International | |
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Anschrift | 4826 Sterling Drive Boulder, CO 80301 |
Telefon | +1 720 4068946 |
customerservice@psaudio.com | |
Internet | www.psaudio.com |
VERTRIEB HiFi2Die4 | |
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Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | 07175 909032 |
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Internet | www.hifi2die4.de |
Falls Sie die Verquickung von Kulinarik und Klang irritieren sollte, hier die simple Erklärung: Vincent Klink genießt nicht nur als Inhaber des Restaurants Wielandshöhe und als Fernsehkoch einen hervorragenden Ruf, sondern auch die Wertschätzung vieler Musikerkollegen ob seines Spiels auf der Basstrompete. Am Sonntag, den 22. Juli gab er dann nicht nur Kostproben der beiden gerade erwähnten Fähigkeiten, sondern verband sie auch noch mit seinem literarischen Interesse. Herausgekommen ist dabei eine musikalisch, kulinarisch und historisch rundum satt und zufrieden machende Veranstaltung in einer dem Anlasse würdigen Umgebung: der Kirche im Kloster Lorch, der Grabstätte der Staufer. Thematisch stellte Vincent Klink in seinen frei vorgetragenen Ausführungen dann ein Kochbuch in den Vordergrund, dessen Autorschaft Friederich II zugeschrieben wird, womit ein Exponent der Staufer mit des Koches Lieblingsthema in Beziehung gesetzt wäre.
Im ersten Teil wurden die historischen Betrachtungen von Dieter Ilgs solistischen Darbietungen auf dem Kontrabass umspielt. Im zweiten Teil griff Vincent Klink dann auch musikalisch in das Geschehen ein und integrierte sich in das multinationale Ensemble mit Patrick Bebelaar am Flügel. Michel Godard wechselte teils sogar während eines Stücke zwischen seinen drei Tieftönern: dem mittelalterlichen Serpent, der Tuba und dem E-Bass. Gavino Murgia ließ größtenteils sein Sopransaxophon singen, hin und wieder aber seine im Obertongesang geschulte Stimme erklingen. Carlo Rizzi tritt auch das ein oder andere Mal als Sänger in Erscheinung‚ fasziniert aber noch viel mehr mit seinen teils einfühlsam lautmalerischen, teils treibenden Rhythmen. Dabei vertraut er einzig und allein jeweils auf ein Tamburin. Davon hat er allerdings für die verschiedenen Songs eine ganze Reihe zur Auswahl. Und jedes dieser Tamburins wird in seinen Händen zu einem kompletten Schlagzeug. Mehr dazu und auch zum recht eigenwilligen Namen des Ensembles finden sich in Joe Bauers Artikel für die Stuttgarter Nachrichten. Die Fotos steuerte bis auf eine Ausnahme Ruediger Schestag bei, dem ich an dieser Stelle ebenso für seine Unterstützung danken möchte wie Joe Bauer und den so tatkräftig zupackenden Mitgliedern des Veranstalters Runder Kultur Tisch.
In der Theorie schien die Aufnahme des Ensemble Stupor Mundi eine der leichteren Aufgaben zu sein. Wie schon bei der Aufzeichnung eines Konzertes mit Michel Godard und Gavino Murgia vor etwa einem Jahr im Kloster von Noirlac – die LP wird wohl gegen Ende des Monats erhältlich sein, die Pressstempel sind soeben fertig geworden – dürfte der natürliche Hall des großen Raumes auch in der Kirche von Lorch für ein großes, lebendiges Klangbild sorgen. Allein die Vielzahl der Kanäle – Michel Godard belegt mit seinen Instrumenten gleich drei davon – führte bei der Mikrofonierung zu einer gewissen Selbstbeschränkung: Das Acousta-Pult bietet nur zehn Känale und die wurden für die Stimmen und Instrumente der fünf Musiker auch benötigt. Wenn ich also mit diesem einen Pult auskommen wollte, musste ich auf zusätzliche Raummikros verzichten, was aber nach den Erfahrungen in Noirlac kein Verlust sein musste.
Bei bisherigen Aufnahmen hatte es sich als überaus vorteilhaft erwiesen, im Zweifelsfall lieber eine Mikrofonvariante zu wählen, bei der sich der Musiker hundertprozentig wohl fühlt als eine, die aus akustischer Sicht ein wenig vielversprechender wäre. Und Carlo Rizzi muss sich bei seinem rhythmischen Spiel einfach frei bewegen können, so dass ein Kopfmikrofon für die Stimme und ein Anklipp-Mikro am Tamburin für ihn die erste Wahl waren – selbst wenn mir die größeren Hallanteile bei etwas weiter entfernteren stationären Mikros lieber gewesen wären. Und in den Proben stellte sich heraus, dass auch Vincent Klink sich nicht gerne durch ein Mikro in seinem Bewegungsdrang einschränken ließ. Er spielte schließlich über ein am Trichter seiner Trompete angebrachtes DPA-Mikro.
Für unseren Download hat Patrick Bebelaar, der musikalischen Leiter der Session, aber „Natuschkas Song‟, das erste Stück aus den Proben ausgesucht, so dass Sie Vincent Klinks Trompetenstimme noch mit etwas mehr Raumanteilen hören als auf den darauffolgenden Stücken. Aber letztlich sind solche Klangbetrachtungen eher Marginalien: Was zählt, ist die wunderbare Musik eines ebenso lustvoll wie engagiert agierenden Ensembles.
Das Konzert haben wir auf eine Studer A810 analog aufgezeichnet, um eventuell eine Schallplatte mit dieser faszinierenden Musik veröffentlichen zu können. Für den Download lief wie fast immer eine Nagra LB mit. Die 24-Bit/192-Kilohertz-Aufnahme wurde dann wie üblich mit Sonic Studios soundBlade geschnitten, normalisiert und auf CD-Format heruntergerechnet. Dieses Mal haben wir zusätzlich einen Tascam DV-RA1000HD verwendet, um Ihnen den Song auch im DSD-Format anbieten zu können. Anfang und Ende des Files wurde dann mit Korgs AudioGate beschnitten, eine Pegelveränderung wurde nicht vorgenommen. Viel Spaß beim Vergleichen!
PS: Als Download-Button haben wir hier in Ermangelung eines gemeinsamen Tonträgers aller Beteiligten – der wird hoffentlich noch in diesem Jahr auf Schallplatte erscheinen – das Cover von Patrick Bebelaar und Michel Godards gemeinsamer, wirklich empfehlenswerter CD Dedications aus dem Jahr 2011 gewählt
PPS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.