Da haben sie sich wirklich Mühe gegeben, damit nicht der Eindruck entsteht, diese Geräte wären an dieser Stelle schon einmal vorgestellt worden: Audio Exklusiv-Chef Andreas Schönberg bei der Auswahl der Fronten der Vor-Endstufen-Kombination und unser Fotograf Helmut Baumgartner bei ihrem Arrangement für den Aufmacher.
Vor etwa fünf Jahren ging es dieser Stelle um den P7 und den P1, die mich vor allem mit ihrem außergewöhnlich guten Preis/Klang-Verhältnis begeisterten. Jetzt geht es um den P7S und die Mono-Endstufen P14. Dass sich die Gehäuse der Komponenten bis auf die edlen Steinfronten und die ganz nach Wunsch golden, silbern, schwarz oder kupfern glänzenden oder schwarz matten Bedienungselemente fast nicht unterscheiden, hat einen guten Grund: das besagte hervorragende Preis/Klang-Verhältnis. Ähnlich wie Audi/VW mit seinem Modularen Querbaukasten sorgt auch Andreas Schönberg mit seinen standardisierten Gehäusen und Platinen dafür, dass die Kosten der einzelnen Modelle im Rahmen bleiben. So wird die „kleine“ Hybrid-Endstufe P1 mit einem Ringkerntrafo und einer Leistung von 130 Watt pro Kanal auf derselben Platine wie die größere Variante P11 mit zwei Trafos und 210 Watt und der Monoblock P14 mit zwei Trafos und 300 Watt aufgebaut. Optisch individualisieren lassen sich die Geräte durch die Vielzahl der angebotenen Steinfronten und die schon erwähnten unterschiedlichen Ausführungen der Bedienungselemente ja trotzdem ganz einfach. So kann Audio Exklusiv kostengünstig Verstärker für – fast – jeden Leistungsbedarf und für jedes Wohnumfeld anbieten, ohne eine Menge unterschiedlicher Platinen oder Gehäuse für die einzelnen Modelle vorrätig halten zu müssen. Wirklich clever!
Kein Wunder also, dass Andreas Schönberg Audio Exklusiv seit der Übernahme der Design-, Technik- und Markenrechte im Jahre 2009 von Erfolg zu Erfolg führt. Inzwischen umfasst das Portfolio neben der Classic Line mit Elektronik, Plattenspieler und elektrostatischen Lautsprechern auch die Eco Line, in der inzwischen ein Vollverstärker sowie wie eine Vor- und eine Endstufe angeboten werden, und noch drei in Kooperation mit dem kanadischen Importeur entwickelte Tonabnehmer, die, wie ich beim MC-1 und MC-2 erfahren durfte und Sie in unserer Klangbibliothek selbst hören können, ebenfalls mit dem Audio-Exklusiv-typischen, sehr guten Preis/Klang-Verhältnis aufwarten können.
Die P7S ist eine aufwändigere Variante der P7-Vorstufe. Andreas Schönberg beschreibt den Aufbau als „direktgekoppelte Anoden-Kathodenschaltung mit nur einem Koppelkondensator im Signalweg“, wobei es sich bei diesem einen Kondensator um Audio Exklusivs X-Modul handelt – eine spezielle Komposition von verschiedenen, zu einem Block vergossenen Kondensatortypen. Die verwendeten Folienkondensatoren werden für Audio Exklusiv gefertigt. Andreas Schönberg betont, dass dies nicht – wie sonst oft – Standard-Typen mit lediglich aufgedrucktem Firmennamen seien. Sämtliche Elkos würden mit schnellen MKP Kondensatoren gebrückt, so auch die 20.000 Mikrofarad pro Kanal für die Heizspannungen. Die Gleichrichtung übernimmt eine EZ 90, und anschließend werden die Versorgungsspannungen teilweise mit R-C-L-C-Ketten aufwändig gesiebt. Anders als bei der P7 beginnt der Doppel-Mono-Aufbau beim S-Modell schon bei den Netztrafos. Und auch die Siebkapazitäten für die Hochvolt-Stromversorgung wurden verdoppelt: Hier sind es nun zweimal 3760 Mikrofarad bei 400 Volt. Die Hochvolt- und Heizspannungsversorgungen werden noch einmal unmittelbar vor den Röhren mit von Glimmerkondensatoren gebrückten MKP-Kondensatoren gepuffert, um mehr Schnelligkeit, Luftigkeit und Sauberkeit im Klangbild zu erreichen.
Als aktives Bauelement dient eine streng selektierte 12 AY 7 in der Goldpinvariante. An klanglich relevanten Stellen werden Vishay-Widerstände eingesetzt. Das Potentiometer stammt von TKD und soll eine besonders hohe Kanaltrennung aufweisen. Der Verstärkungsfaktor lässt sich mit einen Schalter auf der Frontplatte in drei Schritten wählen, nicht zuletzt um eine etwaige Veränderung der Gegenkopplung, die sich auf Klangcharakteristik, aber auch auf den Verstärkungsfaktor auswirkt, zu kompensieren. Die Gegenkopplung lässt sich nämlich ebenfalls frontseitig mit einem dreistufigen Schalter einstellen. Eine fast ebenso große Besonderheit wie die beiden genannten Schalter stellt heutzutage die Tape-Schleife dar. Die Umschaltung erfolgt hier wie bei den vier Line-Eingängen über gasgefüllte Reedrelais, die in der S-Version mechanisch bedämpft werden. Erfreulicherweise zählt Audio Exklusiv nicht zu den Herstellern, die sich einen wichtigen Faktor wie Stromversorgung, kurze Signalwege oder möglichst große Immunität gegenüber Resonanzen herauspicken und über diesen dann andere wichtige Konstruktionsmerkmale vergessen. Und dass Andreas Schönberg das ein oder andere ausgesprochen wirksame Mittel zur Dämpfung und Entkopplung gefunden hat, beweisen seine d.C.d-Basen und Silentplugs, Stecker für unbenutzte Cinch- und XLR-Buchsen mit ihren Stiften aus weißem Kunststoff. Dieses Material kommt bei seinen Verstärkern in eigens gefertigten Platinenabstandshaltern und Befestigungsschrauben sowie bei der Vorstufe im Lautstärkeknopf zum Einsatz. Die Gehäuse aus zwei Millimeter starkem Stahlblech werden zwar bei jedem Gerät der Classic Line bedämpft, aber bei der P7S und der P14 werden Schwermatten noch großzügiger eingesetzt, so beispielsweise bei den Leistungsverstärkern auch zur Beruhigung der Signalplatinen. Vor- und Endstufen werden zudem mit Röhrendämpfern ausgestattet. Alle Verstärker besitzen ein Netzfilter, einen Phasendetektor und eine hochwertige, aufwendig geschirmte Innenverkabelung.
In den Monoblöcken versorgt jeder der beiden 500-Watt-Trafos inklusive eigener Kondensatorbank drei Paar Endstufen-Transistoren. Wegen ihres röhrenähnlichen Klangs entschied sich Audio Exklusiv für spezielle Lateral-FETs. Aufgrund ihrer geringen Temperaturabhängigkeit kommen Manganin-Folienwiderstände im Boucherotglied und als Source-Widerstände zum Einsatz. Die Eingangsverstärkung übernimmt eine selektierte E88CC in der Goldpinvariante, die das Signal an eine ebenfalls selektierte 6N6 als Source-Folger übergibt. Alle Versorgungsspannungen werden aufwändig, teils in R-C-Ketten gesiebt. Dafür stehen 80000 Mikrofard plus 10000 Mikrofarad für die Heizung zur Verfügung. Zusätzlich wird die Spannung unmittelbar vor den Endstufentransistoren mit MKP-Kondensatoren gepuffert. Neben Audio Exklusivs Folienkondensatoren werden in den Endstufen auch Ölpapier- und Glimmerkondensatoren verwendet. Die Verbindung zwischen Endstufe und Lautsprecherkabeln stellen Eichmann Cable Pods her. Schutzschaltung gegen Offset, Kurzschluss und Clipping sowie eine Softstart-Automatik für sicheres und schonendes Hochfahren der Endstufen runden das überaus positive Gesamtbild ab.
Als Andreas Schönberg die Verstärker brachte, haben wir sie natürlich sofort ausprobiert, und danach stand fest, dass mir dieser Bericht richtig Spaß machen würde – nicht nur, weil ich während der Beschäftigung mit P7s und P14 auf so gut wie nichts würde verzichten müssen, sondern vor allem, weil ich Ihnen endlich mal wieder wirkliche High-End-Komponenten mit extrem guten klanglichen Leistungen bei einer vernünftigen, ja absolut kundenfreundlichen Preisgestaltung würde präsentieren können. Und das ist heute leider selten geworden. Eine Einschränkung muss ich aber doch machen – nein, nicht was das hervorragende Preis/Klang-Verhältnis angeht: Beim P7S muss ich doch auf etwas verzichten, nämlich auf die Wiedergabe meiner symmetrischen Quellen, wenn ich keine Adapter benutzen möchte. Der Chord Hugo TT bietet aber auch unsymmetrische Ausgänge, so dass ich meine digitalen Quellen wie gewohnt genießen konnte. Doch vor einer weiteren Beschäftigung mit der Audio-Exklusiv-Kombi besuchte diese erst einmal das Fotostudio. Beim Rücktransport orientierte ich mich am Gewicht und brachte zu erst die Vorstufe mit ihren über 18 Kilogramm in den Hörraum, wo ich sie auch gleich anschloss – die beiden Mono sind jeweils noch vier Kilo schwerer. Die Verbindung der P7S zu den Ayon Monos stellten HMS Gran Finale Jubilee her, der Hugo TT war über Hensler JH 88 NF mit Eichman Bullet Plugs angeschlossen.
Mit dieser Kette verbrachte ich einige Wochen so glücklich und rundum zufrieden, dass mich langsam die Frage beschlich, wodurch der beinahe dreifache Preis von Einsteins The Preamp gerechtfertigt sei. Darüber kann nur ein direkter Vergleich Aufschluss geben. Da Einstein einen hohen Aufwand betreibt, um eine durchgängig symmetrische Signalverarbeitung sicherzustellen, habe ich The Preamp auch symmetrisch mit den Ayons verkabelt, die beide Anschlussvarianten zulassen. Auch für die XLR-Verbindung wählte ich ein HMS Gran Finale Jubilee. Das Signal bezog der Einstein über die erwähnten Hensler-Kabel, da er es ja direkt nach den Cinch-Eingängen symmetriert. Der Lohn dieser Mühen sind noch etwas mehr Druck im Bass, eine noch größere Ausdehnung der auch zuvor schon beeindruckenden imaginären Bühne und minimal kräftigere Klangfarben. Wenn der Rest der Kette so transparent ist, dass man diese kleinen klanglichen Vorteile genießen kann und sich mit der Erkenntnis abgefunden hat, dass in High-End-Ketten die letzten paar Prozent mehr nur mit enormem Aufwand zum entsprechenden Preis zu haben sind, erfreut man sich des Einsteins und seiner klanglichen Leistung. Ohne den direkten Vergleich damit schwelgt man wunschlos glücklich mit dem P7S in seiner Musik und ist froh darüber, dass auch heute noch soviel Klangqualität zu diesem Preis zu haben ist.
Inzwischen sind auch die Endstufen wieder in den Hörraum zurückgekehrt, haben wie von Andreas Schönberg angeregt auf je einer d.C.d-Base Platz gefunden und schon einige Stunden am Netz gehangen. Schon beim Warmspielen fällt auf, dass sie ungemein differenziert und detailreich zu Werke gehen, ohne einen Anflug Härte und ohne eine Höhenbetonung erkennen zu lassen. Diese geschmeidige Offenheit ist sicherlich eine der Schokoladenseiten der P14, noch faszinierender finde ich aber ihr mächtiges, und dennoch wohl definiertes Tieftonfundament. Hatte ich mir im Vergleich mit der Einstein-Vorstufe in diesem Frequenzbereich von der P7S an den Ayons noch ein Quäntchen mehr gewünscht, so ist dieser Wunsch nun in Kombination mit den P14 sofort vergessen: Hier spielt zusammen, was zusammen entwickelt wurde.
An der hohen Wertschätzung des Trios von Audio Exklusiv ändern auch die bekannten Teststücke wie die „Improvisation“ Patrice Herals, Arild Andersons „If You Look“ oder „Psychopomp“ vom Album Däfos nichts. Die wiederentdeckte Version von Berlioz' Symponie Fantastique auf Reference Recordings untermauert mit dem vierten Satz nur noch einmal, zu welch großartigen Leistungen P7S und P14 fähig sind: Das Orchester spielt auf einer enorm großen Bühne, seine Dynamik scheint völlig unbegrenzt und die Pauken am Schluss kommen mit erschreckender Wucht. Fantastisch! Suggerieren Einstein und Ayon eine noch ein paar Zentimeter tiefere Bühne? Strahlt das Blech hier eher golden und bei den Audio Exklusiv silbern? Das mögen audiophile Erbsenzähler entscheiden. Ich genieße mit P7S und P14 lieber wunschlos glücklich den Rest der Symphonie und einige weitere Wiederentdeckungen, die ich beim Rippen meiner CDs gemacht habe. Für den Wechsel zurück zu meiner Kombi gibt es vor allem einen Grund: Ich möchte auch mal wieder Analoges von Band und Platte hören – und diese Quellen haben in meiner Kette symmetrische Ausgänge.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco und SBooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Röhrenvorverstärker Audio Exklusiv P7S
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Frequenzgang | 10 Hz - 79 kHz (-3dB) |
Geräuschspannungsabstand | 106 dB |
Fremdspannungsabstand | 98 dB |
THD+N | 0,046 % |
IMD | 0,059 % |
Kanaltrennung | 63 dB (10 kHz) |
Eingangsempfindlichkeit | 142 mV |
Eingangsimpedanz | 105 kOhm |
Ausgangsspannung | 22 V (max.) |
Ausgangsimpedanz | 857 Ohm |
Verstärkungsfaktor | 3 / 5 / 7 |
Leistungsaufnahme | 29 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/465 mm |
Gewicht | 18,5 kg |
Preis | ab 5700 Euro |
Herstellerangaben
Monohybrid-Endverstärker Audio Exklusiv P14
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Ausgangsleistung | 150 / 300 W (8/4 Ohm) |
Frequenzgang | 10 Hz - 180 kHz (-3dB) |
Störspannung | -105 dBu |
THD+N | 0,085 % (1 W/8Ohm) |
IMD | 0,19 % |
Eingangsempfindlichkeit | 1035 mV für an Vollaussteuerung 8 Ohm |
Eingangsimpedanz | 100 kOhm |
Leistungsaufnahme | 101 Watt (Leerlauf) |
Abmessungen (B/H/T) | 480/125/475 mm |
Gewicht | 22 kg |
Paarpreis | ab 10000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
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Anschrift | Andreas Schönberg Sudetenstrasse 11 63691 Ranstadt |
Telefon | +49 6041 9624217 |
Fax | +49 6041 9624218 |
info@audioexklusiv.de | |
Web | www.audioexklusiv.de |
Die Rahmenbedingungen für die elften Norddeutschen HiFi-Tage hätten vom Wetter her kaum besser sein können. Man gelangte trockenen Fußes zum Holiday Inn. Andererseits war der Himmel über Hamburg nicht verlockend genug, um sonntägliche Spaziergänge dem Messebesuch vorzuziehen.
Der Veranstalter hat sich erfolgreich bemüht, eine langjährige Schwachstelle vergessen zu machen. Zuvor brauchte man an den Aufzügen viel Geduld, wollte man von den unteren vier Ebenen zu den Stockwerken 16 bis 18 gelangen. Freundliche Lift Boys und Lift Damen sorgten diesmal aufmerksam und hilfsbereit für zügigen Verkehr zwischen den sieben Etagen, in denen es reichlich zu Hören und zu Sehen gab. Alljährliche Besucher wissen inzwischen, dass antizyklisches Verhalten klug sein kann. So waren bereits kurz nach Beginn am Morgen die Vorführungen auch in den drei oberen Etagen gut besucht. Enge auf den Hotelfluren wie in den Jahren zuvor war diesmal selten und die Show wirkte entspannter und angenehmer. Dazu trugen ganz erheblich die Aussteller bei, die auch musikalisch für Abwechslung sorgten. Die typischen Vorführ-Dauerbrenner schienen nicht mehr vorzukommen. Das Angebot an hörenswerten Vorführungen, Workshops und interessanten Geräten war riesig – das war in zwei Tagen nicht zu schaffen.
Diese Veranstaltung des HiFi-Studio Bramfeld ist längst so etabliert, dass die Industrie sie nutzt, ihre Innovationen vorzustellen. Das Team um Wolfgang Borchert hat ein audiophiles Erlebnis-Forum geschaffen, das nicht mehr wegzudenken ist. Dafür danken wir und werden am ersten Wochenende im Februar 2017 wieder dabei sein. Im Folgenden stellen wir neben weiteren Bildern einen Teil der Neuheiten mit kurzen Anmerkungen für Sie vor:
Auch am Sonntag war es nicht einfach, einen Platz im Aufzug zur 16, 17 oder 18 Etage zu ergattern. Mit anderen Worten: Am zweiten Tag der Norddeutschen Hifi-Tage konnten sich die zahlreichen Aussteller ebenfalls nicht über einen Mangel an Besuchern beklagen. Wolfgang Kemper hat sich inzwischen von den Strapazen des Wochenendes erholt und schreibt seine Eindrücke nieder, die wir Ihnen dann im dritten, textlastigen Teil des Messeberichtes präsentieren werden.
Ob Glatteis, klirrender Frost wie schon mal in den Vorjahren oder heuer Karneval: Der zunehmende Erfolg der Norddeutschen Hifi-Tage scheint unaufhaltsam. Auch am Samstag waren die Flure ab zehr Uhr pickepacke voll. Und daran änderte sich auch im Verlauf des Tages nichts. Zumindest subjektiv verfestigte sich der Eindruck: Wieder mehr Aussteller, wieder mehr Besucher.
Die technische und klangliche Beschreibung des aufwändigsten GigaWatt Netzfilters, des PC-4 EVO, und des angemessenen Netzkabels LS-2 aus der Feder unseres Kollegen Wojciech Pacula konnten Sie hier im letzten März lesen. Heute geht es hier um etwas weniger kostspielige Netzkabel und die Netzfilterleiste PF-2 MK2.
Der deutsche GigaWatt-Vertrieb ließ mir ein ganzes Sortiment von Kabeln zukommen. Es handelt sich um vier Exemplare vom Typ LC-3 MK3, zwei vom Typ LC-2 MK3 und ein preiswertes LC-1 MK3. Als Krönung lag der Lieferung das LS-1 MK3 mit Silberanteil bei. Alle, mit Ausnahme eines der beiden LC-2, sind 1,5 Meter lang. Das zweite LC-2 habe ich in zwei Meter Länge zur Verfügung. In der Kabel-Bezeichnung steht das C jeweils für Kupfer und das S für Silber(beschichtung). Somit ist schon etwas über das Material der verwendeten Leiter gesagt. Die Stecker sind je nach Kabeltyp unterschiedlich, und zwar in puncto Material für die Kontaktflächen. Nickel, Gold und Rhodium sind die Metalle, mit denen ein optimaler Stromfluss gewährleistet werden soll. Um eine dauerhafte Funktion zu garantieren, werden sie in sehr dicker Schicht aufgebracht. Die Tatsache, dass die Stecker ausschließlich das GigaWatt-Logo tragen, ist ein Indiz dafür, dass sie speziell nach GigaWatt-Spezifikationen gefertigt werden, was mir der deutsche Vertrieb auch bestätigte. Wie langläufig bekannt sein dürfte, wirken sich auch die Steckverbinder am Netzkabel auf den Klang aus. Es ist folglich konsequent, jeden Kabeltyp mit einem optimal harmonierenden Stecker zu versehen. Auffällig ist, dass alle vier Kabel sich in puncto Flexibilität kaum unterscheiden. Trotz ihrer gewissen Steifigkeit lassen sie sich gut handhaben. Es ist demnach weniger das Material und die Anzahl der verwendeten Leiter für die Beweglichkeit verantwortlich, sondern wohl mehr der Isolationsaufbau, der unter verschiedenen physikalisch-elektrischen Aspekten optimiert ist.
Netzkabel zu testen, finde ich nicht besonders verlockend, weshalb ich mich bis heute auch stets dagegen gewehrt habe. Für mich liegt die Problematik einerseits bei den teilweise unglaublichen Preisen, die nicht immer mit nachvollziehbarer Qualität einhergehen müssen. Andererseits gründet sie in der subjektiv empfundenen Unmöglichkeit, das richtige Kabel ausfindig zu machen. Denn es muss ja keineswegs so sein, dass in einer stimmigen Anlage der Austausch bei jedem Gerät den gleichen, erwünschten Erfolg bringt. Was für die Endstufe optimal ist, braucht der Phonovorverstärker vielleicht gar nicht. Heben sich Klangeigenschaften unter Umständen wieder auf oder kann es zu viel des Guten werden? Ich war zufrieden mit meinen preiswerten, soliden Mudra-Kabeln. Aber dass sie längst nicht das Ende der musikalischen Fahnenstange darstellen, weiß ich. Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich bei einem Vergleich meiner Plinius-Phonostufe mit Helmut Brinkmanns famosem Edison allein durch den Tausch von Netzkabeln Klangunterschiede erzielt, die mindestens im Bereich der musikalischen Charaktere der Geräte selber lagen. Also, wie gehe ich jetzt vor?
Naheliegend war, die vier recht hochwertigen LC-3 für je 900 Euro an meine Endstufen anzuschließen. Ich verband also die beiden Primare Endstufen, die je zwei Bassmodule meiner beiden Triangle Grand Concert befeuern, und die Air Tight Mono-Röhren, die das Mittelhochton-Segment verstärken, anstelle der gewohnten, preisgünstigen Mudra-Netzkabel mit LC-3 mit der Mudra-Max-Netzleiste. Alles andere blieb, wie es war und wie ich es kenne. Da bedurfte es keiner geschulten Ohren, um wahrzunehmen, dass die Verstärker nun auf höherem Niveau agierten: Die Musik kam mit mehr Druck. Die tiefen Lagen präsentierten sich energiereicher. Es klang geschlossener und dennoch breiter aufgefächert. Details wurden eine Spur farbiger zu Gehör gebracht. So genoss ich meine Anlage einige Tage, eine Rückkehr zur Ausgangskonfiguration konnte ich mir sparen: Der Klanggewinn stand außer Zweifel. An den im Vergleich zur eigenen Verkabelung etwas wärmeren Klang habe ich mich schnell gewöhnt und ihn als angenehm empfunden. Es ging tonal jetzt in Richtung der kürzlich getesteten Ubiq Audio Lautsprecher, die mich so begeistert hatten. Ebenso wie bei der Ubiq Model One geht auch mit den LS-3 die Wärme des Gesamtbildes nicht zu Lasten der Transparenz und der Liebe zum Detail.
Aber ist dieses Netzkabel-Upgrade das viele Geld wert? Meine Antwort ist an dieser Stelle ein klares Ja. Sie würden zwar beim Austausch eines Tonabnehmers für 280 Euro – das wäre der Preis der vier Mudra-Netzkabel – gegen einen für 3600 Euro zweifellos mehr Klanggewinn herausholen. Der Unterschied zwischen meinen Air Tight Monos für 17000 Euro und meiner Spectral für ehemals 7200 Euro ist trotz dieser stattlichen Preisdifferenz eindeutig kleiner als der klangliche Zugewinn durch die vier GigaWatt LC-3. Dabei sollte ich darauf hinweisen, dass die Verbindung von der Wandsteckdose zur Mudra Max-Steckdosenleiste auch weiterhin ein Mudra Kabel war. Dieses konnte ich wegen der unterschiedlichen Stecker – IEC-Kaltgeräte und Neutrik-Powercon – leider nicht wechseln. So musste dieses „Nadelöhr“ im Stromweg bleiben. Dennoch war der klangliche Sprung zum Besserem signifikant. Auch ein Tausch der Air Tights gegen die Spectral DMA 100 änderte nichts an der positiven Wirkung des LC-3: Der Klanggewinn gegenüber meiner üblichen Verkabelung war auch hier deutlich wahrnehmbar und der bekannte Unterschied zwischen den Röhren- und Transistor-Endstufen blieb ebenfalls erhalten. Das LC-3 MK3 sorgte auch jetzt für mehr Hörvergnügen.
Weil ich einfach nicht genug Kabel gleichen Typs zur Verfügung habe, kann ich den Eigenschaften der anderen Gigawatt-Netzkabel und der PF-2 MK2 Leiste in meiner Anlage nicht auf die Schliche kommen. Also setze ich meine Versuche an anderer Stelle fort. Der mit vier KT-120 Leistungsröhren bestückte Vollverstärker Lyric Ti 140 läuft an meinen Quadral M-50 Lautsprechern ebenfalls seit geraumer Zeit im Hörbetrieb. Als Zuspieler dient mein Primare DVD 30. Dieses Vierergespann erlaubt es, den Netzfilter-Netzkabel-Test übersichtlicher und nachvollziehbarer zu gestalten. Ich installierte also die GigaWatt-PF-2 Leiste mit drei GigaWatt LC-3 Netzkabeln: Zwei LC-3 führten zu den beiden genannten Geräten, das dritte von der Wanddose zum Netzfilter. Die Musikauswahl für den Test umfasst folgende Stücke von CDs: Gregory Porters „Skylark“ aus dem Album Water, „O Fortuna“ aus Carl Orffs Carmina Burana mit dem Atlanta Symphony Orchestra & Chorus unter Robert Shaw sowie den Titelsong aus Jennifer Warnes' The Well. Die Beschränkung auf diese drei Musikstücke erlegte ich mir auf, um mich bei der Umfänglichkeit des Vergleichs nicht zu verzetteln. Zuvor hatte ich jedoch reichlich Musik nach Lust und Laune gehört, um mich auf die gesamte Anlage einzustimmen. Dass dies viel Spaß gemacht hat und einige Tage dabei ins Land gingen, ist wohl auch dem Lyric zu verdanken, der sich als feinsinniger Musikant mit den Quadrals gut verstand. Diese Kette mit PF-2 und LC-3 ist also die Ausgangs- und Referenz-Konfiguration für die weiteren Vergleiche.
Erste Variante: Ich lasse die beiden LC-3 zum Verstärker und CD-Player, wo sie sind, gehe aber auf eine Standard-Netzleiste in Kaufhaus-Qualität zurück. Der klangliche Verlust ist nur schwer zu ertragen! Es fehlt überall an Entscheidendem: Gregory Porters Stimme klingt dünn und faserig. Nie würde man sie mit diesem stattlichen Sänger in Verbindung bringen. Der Glanz der Becken – wo ist er hin? Sie klingen geradezu stumpf. Der großzügig bemessene Raum ist zwar auch hier erkennbar, aber er erscheint weit weniger homogen. Vor allem ist da aber dieses unangenehme Spröde in der Musik. Mit der wieder installierten GigaWatt-Netzleiste kann ich dann durchatmen und genießen. Damit hat sie ihre Verwendung eindeutig gerechtfertigt und bleibt bei allen folgenden Kabel-Variationen fundamentaler Bestandteil des Hörtests. Erfreulich finde ich neben ihrer soliden, schlichten Erscheinung auch ihren Preis. Sie kostet knapp unter 1000 Euro, rechnet man das zum Lieferumfang gehörende LC-2 oder LC-3 heraus. Optisch ist sie immer präsent, weil sie mit ihrer dezenten, blauen LED stets ihre Bereitschaft anzeigt, sobald sie am Netz hängt. Die zweite, rote LED sollte besser nicht leuchten. Sie warnt den Benutzer, wenn die PF-2 nicht phasenrichtig mit dem Stromnetz verbunden ist. Diese Filter-Netzleiste ist konstruktiv den großen, teuren GigaWatt-Netzversorgern sehr verwandt. Hier arbeiten mehrere passive Filter. Die Stromverteilung auf die sechs Schuko-Anschlüsse mit ihren dick versilberten Kontakten erfolgt über ein System von Stromschienen. Versilberte Lötbahnen auf der doppelseitigen Trägerplatine sollen besten Stromfluss im Filtersegment garantieren. Sicherungen und Schalter vermeidet GigaWatt im Interesse des Stromflusses und auch, um keine Einschränkungen der Lebensdauer in Kauf nehmen zu müssen. Das Doppel-Chassis-Metallgehäuse schirmt ab und unterbindet so RF-Interferenzen und elektromagnetische Störungen.
Zweite Variante: Ich tausche am Lyric Verstärker und CD-Spieler die LC-3 gegen die nur halb so teuren LC-2. An der PF-2 bleibt unverändert das LC-3. Gemeinsam ist allen drei LC-Kabel-Modellen die Besonderheit, dass vier Leiter für unterschiedliche Aufgaben im Spiel sind, allesamt aus reinem Kupfer: Da sind zum einen die üblichen Leiter für Phase, Null und Erde. Darüber hinaus gibt es einen Leiter als Abschirmung. Dieser ist nur am Schuko-Stecker mit Erde verbunden. Dadurch werden laut GigaWatt Störungen abgeleitet. Beim LC-2 steht ein doppelt so großer Querschnitt für die Stromzufuhr zur Verfügung wie beim LC-1. Das LC-3 übertrifft das LC-2 dann in puncto Leiterstärke noch einmal um 50 Prozent.
Das wirkt sich durchaus aus. Klangliche Unterschiede sind eindeutig hörbar: Das LC-3 präsentiert sich mit mehr Kraft und Druck. Bei den Carmina Burana haben die Sänger und Sängerinnen nicht nur Stimmen, sondern es lassen ich auch Körper erahnen. Die Unterschiede sind nicht so gewaltig wie beim Tausch der Steckdosenleiste. Aber Gregory Porters Stimme passt mit dem LC-3 doch eher zur Gestalt des Sängers. Besser gefiel mir das LC-2 hingegen bei „The Well“, weil Jennifer Warnes mit ihm nach meinen Vorstellungen realistischer wiedergegeben zu sein schien. Auch die Wucht in den tiefen Lagen kam mir in dieser Kette mit dem LC-2 passender vor – obwohl das LC-3 seine Überlegenheit beim Querschnitt in dieser Disziplin eigentlich hätte ausspielen sollen. Dieser Vergleich hatte keinen eindeutigen Sieger.
Dritte Variante: Verstärker und CD-Spieler sind mit dem LC-3 verkabelt, und ich ersetze das LC-3 zur Netzfilter-Leiste durch das aufwändigste der zu testenden Netzkabel, das LS-1 MK3. Dies unterscheidet sich deutlich von den beiden bisher benutzten Reinkupfer-Kabeln. Es wird komplett in Handarbeit gefertigt, mit einem Zeitaufwand von drei bis vier Stunden. Die Kontakte der Stecker sind mit Rhodium beschichtet. Der Querschnitt entspricht dem des LC-3, allerdings besitzen die Oberflächen der Leiter hier eine Silberbeschichtung. Die Leiterbündel werden mit Teflon isoliert. Das LS-1 besitzt eine mehrschichtige, dichte Abschirmung, die das Kabel über seine gesamte Länge vor Einstrahlungen schütz. An nach Wirksamkeit austarierter Position wird zudem ein passives Nano-Kristall-Filter aufgeklemmt. Dieses soll unerwünschte Schwingungen und Störeinflüsse nachhaltig unterdrücken und gibt dem LS-1 nebenbei ein imposantes Aussehen. Mit dem LS-1 in der Kette hat man plötzlich das sichere Gefühl: Das ist es. Konnte ich in der vorhergehenden Konfiguration beim LC-3 noch hin und wieder ein wenig zu viel Wärme bei Frau Warnes' Stimmer heraushören, so ist jetzt alles richtig, eben auf dem Punkt. Grob- wie Feindynamik wirken ungemein packend. Kraftvoll und plastisch gestaltet sich die Darbietung. Mit diesem Setup werde ich den Abend verbringen.
Letzte Variante: Abschließend möchte ich noch über zwei spannende Versuche berichten. In der beschriebenen, klanglich begeisternden Konfiguration tauschte ich das LC-3 des CD-Spielers gegen das LC-2 und anschließend das LC-1, denn der CD-Spieler ist weniger leistungshungrig als jeder Verstärker und müsste deshalb theoretisch mit geringerem Leiterquerschnitt zurechtkommen. Am Lyric-Vollverstärker belasse ich das LC-3. Die Unterschiede zwischen LC-3 und LC-2 am CD-Player sind nicht einfach zu bewerten. Nach mehrfachem Hin- und Her-Stecken möchte ich dem LC-3 eine Spur mehr Homogenität in den oberen Tonlagen bescheinigen. Die beiden LC-3 spielen stimmiger zusammen und machen als Duo etwas mehr Spaß. Das LC-1 MK3 wird dann zur echten Überraschung. Weil es etwas weniger voll klingt als die beiden teureren Geschwister, wirkt das Klangbild mit dem LC-1 sympathisch transparent. Bei Jennifer Warnes „The Well“ war es die überlegene Wahl. Zur Bestätigung habe ich noch mal Carl Orffs „O Fortuna“ bemüht. Der schwierig sauber und plastisch wiederzugebende Chor überzeugte mit nuancierter Körperhaftigkeit und luftigem, leichten Flair, ohne zu auszudünnen. Auch an dieser Stelle gefällt mir die preiswerte Variante bestens. Hier kann man einige große Geldscheine sparen, um sich vielleicht doch an anderer Stelle das überragende LS-1 MK3 zu leisten.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus 2.02 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus oder Audio-gd Master 7 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II, Clearaudio Da Vinci |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru oder Primare R-20 |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe für Bass | zwei Primare A-32 |
Endstufe für Mittel-Hochton | Spectral DMA-100 oder Air Tight ATM-3 |
Vollverstärker | Lyric Ti 140 |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concert oder Quadral Platinum M 50 |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
GigaWatt PF-2 MK2 Netzfilterleiste
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Netzspannung | 220–240 Volt bei 50/60 Hertz |
Maximale Dauerbelastung | 16 Ampere |
Bruttogewicht | 4,30 kg |
Maximaler Impulsstrom | 20 Kiloampere |
Abmessungen | 420x90x90mm |
Gewicht | 4,3 Kilogramm |
Preis | 1170 Euro (mit 1,5 Metern Anschlusskabel LC-1 MK3) 1470 Euro (mit 1,5 Metern Anschlusskabel LC-2 MK3) |
Herstellerangaben
GigaWatt Netzkabel
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Maximale konstante Belastung | 16 Ampere |
Temperaturbereich | -5°C bis +80°C |
Preis LC-1 MK3 | 1 Meter 150 Euro, 1,5 Meter 180 Euro jeder weitere halbe Meter zuzüglich 29 Euro |
Preis LC-2 MK3 | 1 Meter 400 Euro, 1,5 Meter 490 Euro, jeder weitere halbe Meter zuzüglich 100 Euro |
Preis LC-3 MK3 | 1,5 Meter 900 Euro |
Preis LS-1 MK3 | 1,5 Meter 1860 Euro |
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | +49 69 40326292 |
Fax | +49 69 40326293 |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
„Wer in die Fußstapfen eines anderen tritt, hinterlässt keine eigenen Spuren“ sagte kein geringerer als Wilhelm Busch. Dieses Motto hat auch Thomas Wendt, der Inhaber von Genuin Audio, verinnerlicht. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer einer Telekommunikationsfirma geht er mit seiner High-End-Schmiede neue Wege jenseits des Mainstreams.
HiFi ist für Thomas Wendt pure Leidenschaft. Mit einem Team von erfahrenen Entwicklern bringt er Geräte zur Serienreife, die allesamt Alleinstellungsmerkmale aufweisen. Der hier vorgestellte Lautsprecher Pulse wurde in Zusammenarbeit mit Michael Weidlich konzipiert, der über 25 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Schallwandler besitzt. Die Besonderheit seines Drei-Wege-Lautsprechers für Genuin Audio ist die zeitrichtige Abbildung, die nicht nur durch eine laufzeitkorrigierte Anordnung der Treiber, sondern zusätzlich mittels einer phasenkorrekten und impulsoptimierten Weiche erreicht wird. Michael Weidlich ist überzeugt, dass der zeitrichtige Impuls in der Wiedergabe entscheidend ist für die Authentizität, Räumlichkeit und die richtige Wiedergabe der Klangfarben. Daher erhielt der Genuin Audio Lautsprecher den englischen Name Pulse, was Impuls bedeutet.
Die Pulse Lautsprecher werden in hochwertigen Flightcases geliefert. Unser Testexemplar glänzte in Hochglanz-Weiß. Die schlanken, knapp 30 Zentimeter breiten und 113 Zentimeter hohen Säulen machen eine sehr gute Figur, fügen sich in jedes Wohnraumambiente bestens ein und stehen sicher auf höhenverstellbaren Spikes. Die verwendeten Chassis stammen von ScanSpeak und Morel. Dabei kommt im Bassbereich ein ScanSpeak-Tieftöner mit beschichteter Fiber-Glass-Membran zum Einsatz. Zwei ScanSpeak-Mitteltöner, ebenfalls mit beschichteter Fiber-Glass-Membran und Neodym-Magnet, sowie ein Morel-Gewebemembran-Hochtöner mit Waveguide komplettieren die Chassis-Auswahl. Bei den Anschlussterminals setzt Genuin auf die hochwertigen WBT-nextgen. Aber auch im nicht sichtbaren Gehäuseinneren findet sich eine Auswahl an feinen Bauteilen: Alle Weichenbauteile stammen von Mundorf. Für die Innenverkabelung kommen die auch bei einigen meiner Kollegen beliebten Swisscables zum Einsatz, in diesem Fall textilummantelte Solidcore Kupfer-Leiter. Dabei werden die Signalwege bewusst kurz gehalten. Die Bauteile in der separaten Weicheneinheit sind mit schwingungsmindernder Knete fixiert und beruhigt.
Damit eine optimale Anpassung an den Hörraum gewährleistet ist, entwickelte man eine variable Bassreflexabstimmung mit drei Bassreflexrohren. Die Abstimmfrequenz kann dabei durch das Verschließen von einem oder zwei Rohren variiert werden. Die spiegelbildliche Anordnung der Bassreflexöffnungen ermöglicht eine weitere Einflussnahme auf die Raumakustik, indem man die Öffnungen entweder nach innen oder außen richtet.
Beste Zutaten sind sicher eine gute Voraussetzung für guten Klang, aber der hohe Anspruch einer zeitrichtigen Abbildung erfordert einen erheblichen zusätzlichen konstruktiven Aufwand. Bevor ich auf diese Maßnahmen eingehe, möchte ich mir einen noch kleinen theoretischen Exkurs erlauben und darlegen, warum zeitrichtige Abbildung so wichtig ist: Die Einschwingvorgänge, die auch Transienten genannt werden, beinhalten die höchsten Spitzen-Amplituden innerhalb der Musik und sind maßgeblich an der Erkennung und Ortung einzelner Schallereignisse beteiligt. Diese Initialgeräusche entstehen bei jedem Anschlagen, Anzupfen, Anblasen oder Anstreichen eines Instruments, bei praktisch jeder gespielten Note. Jeder neue Ton, jeder Laut einer Stimme und jede Note beginnt also mit einer Transiente. Das macht die korrekte Reproduktion der Einschwingvorgänge – der Impulse – so wichtig.
Dynamisch zeitrichtig bedeutet, dass der Lautsprecher mit allen Lautsprechersystemen zeitgleich einschwingt und Einschwingvorgänge in ihrer Charakteristik weitgehend originalgetreu in Richtung Zuhörer abstrahlt. Die in den Aufnahmen enthaltenen Zeitbezüge, die entsprechende räumliche Ortung und die Impulsdynamik werden dann in ihrer vollen Intensität wiedergegeben. Lautsprecher die eine zeitgleiche Addition der Schallanteile aller verwendeten Chassis im Einschwingen schaffen, klingen dynamischer, räumlicher und auch authentischer. Das schaffen allerdings nur wenige Schallwandler. Um dieses Ziel zu erreichen hat Genuin Audio eine besondere Schallwandgeometrie entwickelt. Die Tieftöner wurden durch eine vorgesetzte Schallwand an die akustischen Zentren der Mittelhochtoneinheit angepasst, da deren akustisches Zentrum bedingt durch seine Baugröße relativ weit hinten liegt.
Die Anpassung des Hochtöners an das akustische Zentrum der Mitteltöner erfolgt mittels Waveguide, also einer speziellen Schallführung. Zudem wurde die Formgebung der unteren Schallwand so gestaltet, dass eine Spitze in Richtung des unteren Mitteltöners weist, womit eine Reflexion zurück zur Membran verhindert und obendrein auch keine Kantenreflexion in Richtung Hörplatz erfolgen soll.
Des weiteren soll die spiegelbildliche Anordnung der beiden Mitteltöner jeweils ober- und unterhalb des Hochtöners eine symmetrische Schallabstrahlung bewirken. Neben all diesen Optimierungen beim Gehäuse hat man auch einen großen Aufwand bei der Frequenzweichenschaltung betrieben: Die Genuin Pulse wird hier über ein komplexes Filternetzwerk angesteuert und entzerrt, wobei trotz der Filterung das Zeit-/Phasenverhalten stets korrekt bleiben soll
Bei Genuin Audios Pulse Lautsprecher wurde also ein immenser konstruktiver Aufwand betrieben. Umso gespannter war ich, wie sich dies im Hörtest auswirken wird. Da ich vor kurzem in ein größeres Haus umgezogen bin, hatte ich einen erfahrenen Tontechniker in meinem neuen Hörraum, um mit ihm geeignete Maßnahmen zur Optimierung der Akustik zu erörtern. Vor den Hörtests haben wir auch Messungen vorgenommen, um die beste Platzierung der Lautsprecher zu ermitteln. Dabei zeigten die Messungen der Genuin Pulse, dass dieser Lautsprecher in Bezug auf die Aufstellung erstaunlich unkritisch ist.
Als erstes spielte ich dann die „Improvisation“ von Patrice Héral aus Le Concert des Parfums. Besonders auffällig war hier neben einem ungemein druckvollen Tiefbass eine enorme Durchsichtigkeit und die räumliche Tiefe. Einzelne Schallereignisse werden mit der Genuin Pulse klar umrissen wiedergegeben, sind extrem präzise und räumlich greifbar. Sofort begeistert hat mich auch eine Lebendigkeit und Schnelligkeit der Wiedergabe, die niemals Langeweile beim Musikhören entstehen lässt. So zum Beispiel bei Blues-Legende Muddy Waters, der bei „Big Leg Woman“ und auch bei „Good Morning little Schoolgirl“ mit einer derartigen Lässigkeit aufspielt als hätte er das schon immer in meinem Hörraum getan.
Eine Aufnahme von Sophie von Otter, Händels Mariengesänge auf Musica Antiqua, höre ich immer gerne, wenn es um die Beurteilung allerhöchster Töne geht. Damit trennt sich auch bei hochwertigen Schallwandlern hier ganz schnell die Spreu vom Weizen. Die Genuin Pulse zählt nicht einfach nur zum Weizen. Dieser Weizen wäre sogar die richtige Zutat für das Lieblingsgetränk verwöhnter Weißbierliebhaber: Selten habe ich diese Stimme so sauber und facettenreich gehört, extrem klar und dennoch ohne jede Schärfe auch bei sehr hohen Lautstärken. Nicht nur bei dieser Aufnahme erlebte ich, wie gut es der Pulse gelingt, Stimmen und Stimmungen zu transportieren. Die Authentizität der Wiedergabe ist schlichtweg famos und lässt einen emotional nicht unberührt.
Als ich den Lautsprecher im Dezember 2015 zum Test erhielt, habe ich Thomas Wendt scherzhafterweise versprochen, dass seine Pulse ganz gewiss der Beste jemals von mir im Jahr 2016 getestete Lautsprecher sein wird. Da wusste ich natürlich, dass ich im neuen Jahr zuvor keinen weiteren Lautsprecher getestet haben würde. Jetzt bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich bis zum Jahresende 2016 noch einen besseren Schallwandler zum Test bekommen werde…
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | Auralic Vega |
Vorverstärker | Musical Fidelity M8 und Classé Audio Omega |
Endstufen | Musical Fidelity M8-700m |
Kabel | Audioquest, HABST, Sun Wire Reference |
Zubehör | Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch |
Herstellerangaben
Genuin Audio Pulse
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Bestückung | Morel Gewebemembran-Hochtöner mit Waveguide Zwei Scan-Speak Mitteltöner mit beschichteter Fiber-Glass-Membran und Neodym-Magnet Scan-Speak Tieftöner mit beschichteter Fiber-Glass-Membran |
Innenverkabelung | Swisscables |
Anschlussterminal | WBT-nextgen |
Aufstellung | Höhenverstellbare Spikes |
Geäuse | MDF mizHochglanzlackoberfläche |
Impedanz | 4 Ohm |
Wirkungsgrad | 91 dB (2.83V/1m) |
Belastbarkeit | 120 W (Long-term max power) |
Abmessungen (H/B/T) | 113/29,5/30,3cm |
Gewicht | 28kg |
Preis | ab 10000 Euro |
Vertrieb
Genuin Audio Vertrieb
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Anschrift | Thomas Wendt Byhlener Straße 1 03044 Cottbus |
Telefon | +49 355 38377808 |
Fax | +49 355 38377809 |
thomas.wendt@mac.com | |
Web | www.genuin-audio.de |
Eigentlich weiß es jeder. Alle Jahre wieder, am ersten Wochenende des Februar, lädt das Hamburger HiFi-Studio Bramfeld alle HiFi-Freunde zu einer der imposantesten Audio-Shows überhaupt in die Hansestadt ein.
Austragungsort ist wie immer das Holiday Inn am Billwerder Neuer Deich 14 am Rande der City, fahrtechnisch für alle Südländer günstig gelegen,. Über 130 Aussteller zeigen ihr Angebot auf sieben Etagen. Sicher gibt es wieder, wie in den vergangenen zehn Jahren zuvor, viele hörenswerte Vorführungen. Der Eintritt ist frei. Die Tore sind für die Besucher am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Februar jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Natürlich ist Hifistatement auch dabei und wird zeitnah vor allem mit Fotos berichten.
Alle Details wie die Liste der Aussteller, Vorschläge für die Anreise und weiteres Wissenswertes finden sich im Flyer zum Hörtest 2016, den wir hier für Sie bereitstellen.
Im dritten und letzten Teil geht es ansatzlos weiter mit Rob Watts im zweiten Teil begonnenen Ausführungen über das Noise Shaping des DAVE. Seine Diskussion mit dem Entwickler über Gegenkopplungsarten in der Ausgangsstufe hat Kollege Roland Dietl ad usum Delphini zusammengefasst: Er hat den Text nicht von Anstößigem, sondern lediglich von – zumindest für mich – technisch allzu Kompliziertem befreit.
Rob Watts: Beim HUGO kam ich bei der Verbesserung des Noise Shapings nur zu einem bestimmten Punkt aufgrund der Tatsache, dass da nur ein Vier-Element-Pulse-Array-Wandler zum Einsatz kommt, und weil die Zahl der Gates auf dem FPGA beschränkt ist. Diese Beschränkungen habe ich beim DAVE nicht. Daher habe ich angefangen, die Noise Shaper noch einmal neu zu gestalten und das Thema Tiefe der Abbildung zu untersuchen. Ich startete mit dem Standard vom HUGO, also 200 Dezibel. Ich verbesserte das Noise Shaping um 20 Dezibel, die Bühne wirkte tiefer, ich erhöhte noch einmal im 20 Dezibel, die Tiefe nahm weiter zu. Ich erreichte 60 Dezibel und die Tiefenabbildung wurde noch besser. Über einen Zeitraum von 90 Tagen änderte ich die Struktur des Noise Shapers radikal. Schließlich war es möglich, Signale von minus 350 Dezibel zu reproduzieren. Daher musste ich Testsignale von 48 Bit kreieren, um den Noise Shaper damit zu füttern. Wie sich herausstellte, ja wie sich merkwürdigerweise herausstellte, reagiert das Gehirn unglaublich empfindlich auf extrem kleine Fehler bei der Detailauflösung, Fehler die man für vernachlässigbar halten würde. Aber das Gehirn erkennt sie, und zwar durch die Unfähigkeit, den Instrumente einen exakten Platz auf der Bühne zuweisen zu können. Auch heute finde ich es noch abenteuerlich, wie empfindlich das Gehirn reagiert. Es scheint kein Limit für diese Empfindlichkeit zu geben. Die Genauigkeit der Auflösung muss geradezu perfekt sein, um die Raumtiefe richtig wahrzunehmen.
Schließlich landete ich bei einem Noise Shaping 17. Ordnung. Es gibt 46 Integratoren innerhalb des Noise Shapers. Um dieses Leistungsniveau zu erreichen, musste ich alles bisherige über Bord werfen und eine komplett neue Struktur für Noise Shaper entwickeln. Das hat bisher niemand auf einem so komplexen Level getan. Der komplexeste Noise Shaper, den ich zuvor gesehen hatte, war einer 9. Ordnung für DSD. Ein Noise Shaper 17. Ordnung ist schlicht aberwitzig. Das war eine wirklich spannende Zeit, weil ich jeden Tag eine Verbesserung machte, dann dachte ich darüber nach, wie ich es noch besser machen könnte, dann setze ich es um und probierte es aus. Zu dieser Zeit war ich aber auch etwas beunruhigt, ob die Tatsache, dass der Noise Shaper eine Auflösung von 350 Dezibel hatte, der Grund für die Verbesserung war oder nur ein Symptom für etwas anderes, das vor sich ging. Vielleicht brache die Leistungsfähigkeit des Noise Shapers ja irgendetwas in einem ganz anderen Bereich durcheinander, was zufällig dadurch kompensiert wurde. Vielleicht braucht man gar nicht dieses Niveau an Leistung, und es passierte in Wirklichkeit etwas anderes. Aber ich benutze digitale Noise Shaper im DAVE und vor ein paar Monaten musste ich sie neu gestalten, um die 350 Dezibel zu erreichen. Und ich bekam dieselben Ergebnisse. Man braucht im digitalen Pfad wirklich die 350 Dezibel Auflösung oder 48 Bit Genauigkeit. Das scheint kein Symptom für etwas anderes zu sein. Das Gehirn scheint wirklich so sensibel zu sein. Das treibt einen schon um, dass das Gehirn so empfindlich reagiert. Aber das hat natürlich auch Spaß gemacht.
Aber im Hinterkopf dachte ich noch immer über das Problem mit WTA-Filter nach und dachte auch über die Sache mit HUGO nach, dass ich nicht verstand, warum er die magischen Fähigkeiten hatte, die er nun einmal besaß. Eine Sache, die ich bei all meinen Wandlern gemacht habe, ist, dass die Noise Shaper mit 2048-facher Abtastrate arbeiten. Sie laufen also mit 104 Megahertz und ich filtere 104 Megahertz, so dass das Digital-Signal sehr sauber ist. Da ist so wenig Rauschen vorhanden wie möglich. Ich habe Euch ja die Bilder gezeigt: Auf digitaler Ebene ist der Sinus schön glatt. Das wird bei allen Rauschproblemen so gemacht, auch bei der Modulation des Grundrauschens. Das macht den Klang viel geschmeidiger und dunkler. Ich mache das aus guten Grund, denn sowohl Simulationen als auch Hörtests beweisen, das es wirkt.
Aber dann bemerkte ich, dass ich durch die Verbesserung der Filterung bei 2048, die ich beim HUGO mache, auch das zeitliche Auflösungsvermögen verbesserte. Das brachte mich dazu anzunehmen, dass vielleicht das Zeitverhalten bei 16fs nicht das Problem sei, denn da filtere ich üblicherweise, mit einem WTA-Filter bei 16fs. Ich überlegte, ob ich die Frequenz nicht erhöhen müsste. Beim Hugo gibt in der ersten Stufe ein achtfaches Oversampling und dann geht es einer zweiten Stufe auf 16-faches Oversampling. Die WTA-Filterung ist also 16fs. Dann experimentierte ich mit 16-fachem Oversampling in der ersten Stufe. Ich ersetze also den Acht-mal-eins- durch ein 16-faches einstufiges WTA-Filter und es klang deutlich besser. Es war ein großer Unterschied in der Klangqualität, viel größer als der zwischen Filtern mit 26000 und 164000 Taps. Das brachte mich zu dem Schluss: Das Problem ist, dass ich die Genauigkeit des Zeitverhaltens unterschätzte, die im Wandler beim FIR-Filter nötig ist. 16-faches Oversampling entspricht einer Genauigkeit von einigen Mikrosekunden, aber die Genauigkeit sollte bei viel kleineren Werten liegen. Als ich beim HUGO die neuen Filter verwendete, verbesserte ich die Genauigkeit auf Nanosekunden. Ich hatte also 16-faches Oversampling in der ersten Stufe ausprobiert und dann ging ich in der zweiten Stufe von 16-fachen auf 256-fache WTA-Filterung. Die FIR-Filter laufen nun mit 256-facher Frequenz. Niemand ist bisher auf dieses Level vorgestoßen. Wie ich gesehen habe, ist das höchste, das bisher jemand gemacht hat, 16-fach. Eine 256fs-Filterung benötigt eine beträchtliche Rechenleistung, man braucht eine Menge DSP-Cores, damit es funktioniert. Aber es macht einen großen Unterschied.
Roland Dietl: Es überrascht mich, dass Noise Shaper einen so großen Einfluss auf den Klang haben.
Rob Watts: Niemand hört sich Noise Shaper an. Aber ich habe mir meine Noise Shaper immer angehört, weil ich weiß, dass die einen großen Einfluss auf den Klang haben. Aber ich habe die Grenzen für die Leistung von Noise Shapern nie so weit verschoben, weil die Kapazität der FPGAs das nicht erlaubte. Aber ich habe die Noise Shaper immer gehört. In der Tat konnte ich eine der Firmen, mit denen ich zusammenarbeitete, dazu bringen zuzustimmen, dass dies aus klanglichen Gründen auf diese besondere Art gemacht werden müsse. Ich habe ihnen so viele Argumente zu dieser Sache geliefert, aber sie haben mir nicht geglaubt. Also machte ich einen Noise Shaper mit einer Leistung von 190 Dezibel und einen anderen mit 200 Dezibel. Eigentlich sind 190 Dezibel ja ausreichend. Dann brachte ich einen Ingenieur, der kein Audiophiler war, dazu, sich die beiden anzuhören. Am Ende des Hörtests sagte er: „Was mich überrascht hat, war nicht die Tatsache, dass ich einen Unterschied hören konnte, sondern wie leicht ich diesen Unterschied hören konnte.“ Ein Noise Shaper, der nach ihrer Meinung perfekt war und im ingenieurwissenschaftlichen Sinne perfekt ist, wurde leicht von einem Noise Shaper übertroffen, der noch perfekter ist. Er schrieb einen Bericht für die Firma und danach hatte ich kein Problem mehr, Dinge aus Gründen der Klangqualität zu tun. Das Experiment machte sich also bezahlt. Noise Shaper machen wirklichen einen großen Unterschied im Klang. Und wie man die Noise Shaper konzipiert, macht einen großen Unterschied. Ich merkte nicht, welchen großen Unterschied sie bei der Wahrnehmung von Tiefe machten. Das ist wirklich eine sehr, sehr große Veränderung. Ich denke, ich habe in den letzten beiden Jahren mehr gelernt, als in den zehn Jahren zuvor. Die Arbeit am WTA-Filter, die Arbeit am Noise Shaping war eine spannende Zeit in den letzten Jahren.
Dirk Sommer: Haben Sie nach den neuen Erkenntnissen noch Änderungen am HUGO vorgenommen?
Rob Watts: Nein, ich habe mit der Entwicklung des HUGO aufgehört, sein FPGA ist für die neuen Entwicklungen zu klein. Ich kann keine Verbesserungen vornehmen, wenn wir keinen leistungsfähigeren FPGA verwenden. Auch wenn ich einen besseren FPGA hätte, wäre das Ergebnis sehr nahe an dem, wie es heute ist. Da haben wir das Optimum für die Größe, für diese Art von Geräte erreicht. Das Schöne daran herauszufinden, was das Geheimnis von HUGO ist, war, dass es half, als die Verbesserungen der analogen Ausgangsstufe und die Verbesserung des Noise Shapers den DAVE sehr, sehr vollmundig und angenehm klingen ließen, ja fast schon zu vollmundig und zu angenehm. Das Schöne an HUGO ist seine Direktheit, man erkennt den Anfang und das Ende von Noten sehr leicht, und das hat einen gewissen Reiz. Ich fand dann heraus, wo bei DAVE das Problem lag und verbesserte, wie gesagt, die WTA-Filter und einige andere Dinge. Dadurch klang DAVE ein gutes Stück schneller, straffer und dynamischer. Er ist nun auch neutraler, sehr viel transparenter und gleichzeitig vollmundig und angenehm. Und natürlich wird man mit Leichtigkeit die Veränderungen bei der räumlichen Abbildung wahrnehmen. Es ist schön, dass es so ausging. Denn ich versuche nicht, einen bestimmten Sound zu kreieren, ich versuche vielmehr, den Wandler so transparent wie möglich zu machen. Niemand hat bisher einen absolut transparenten DAC gehört. Aber wenn der DAVE in meiner Anlage besser klingt, bin ich glücklicher. So ist es letztlich gut ausgegangen.
Zum Analogteil: Alle bisher beschriebenen Maßnahmen wären nutzlos, wenn die analoge Ausgangsstufe schlecht wäre. Das Problem, das ich bei HUGO hatte, war dass der Klang sich minimal verhärtete, wenn man sehr niederohmige Kopfhörer anschloss. Das war keine große Veränderung, aber man konnte es hören. Wenn man es gemessen hat, konnte man erkennen, dass Verzerrungen höherer Ordnung zunahmen. Ich erkannte, was das Problem und die Lösung dafür war, nämlich eine andere Struktur für die Ausgangsstufe zu wählen. Ein analoger Verstärker ist eigentlich ein Noise Shaper erster Ordnung. Ich dachte also, dass ich das Problem hochfrequenter Verzerrungen durch eine Lösung zweiter Ordnung in den Griff bekomme. Eine analoge Ausgangsstufe erster Ordnung in einen anlogen Noise Shaper zweiter Ordnung zu verwandeln, ist für mich leicht, weil ich die Mathematik dahinter verstehe. Das ist etwas, das in den 80-ern entwickelt wurde, aber nie Popularität erlangte. R. R. Cordell beschrieb „Nested Feedback Loops“, eine Schaltung die sich nie durchsetzte, weil sie Probleme mit der Stabilität hatte. Er konnte die Probleme nicht lösen, weil er die Schaltung als Verstärker ansah. Für mich ist die Stabilität von Noise Shapern keine Schwierigkeit. Man weiß, wie man Stabilitätsprobleme bei Noise Shapern löst, weil jeder Noise Shaper, den man entwirft, erst einmal instabil ist. Daher kennt man Wege, ihn stabil zu machen. Wenn ich die Schaltung nicht als Nested Feedback Look, sondern als Noise Shaper 2. Ordnung betrachtete, konnte ich die Stabilitätsprobleme recht einfach lösen. Ich behandelte die Schaltung wie einen normalen Noise Shaper. Ich veränderte den Verstärker zu einem Noise Shaper, und das löste das Verzerrungsproblem vollständig. Wenn man nun eine Last von 32 Ohm anschließt, gibt es keine Änderungen bei den Verzerrungen, abgesehen davon, dass allein die Verzerrungen 2. Ordnung ganz leicht nach oben gehen. Aber es gibt keine Veränderungen bei der Klangqualität und noch entscheidender: Die hochfrequenten Verzerrungen ändern sich nicht. Obwohl es diesen analogen Noise Shaper 2. Ordnung als Ausgangsstufe gibt, existiert nur ein einziger Über-Alles-Gegenkopplungspfad. Der analoge Bereich ist sehr einfach gehalten. Da sind praktisch nur zwei Widerstände und zwei Polypropylen-Kondensatoren im Signalweg diese Gegenkopplungspfads. Der analoge Bereich ist, wie gesagt, sehr simpel. Weil die Filterung auf digitaler Ebene stattfindet und die Noise Shaper mit so hoher Frequenz arbeiten, kann die analoge Filterung minimal ausfallen. Wir brauchen keine aggressive analoge Filterung.
Roland Dietl: Sie sagten, es gebe eine einzelne Über-Alles-Gegenkopplungsschleife. Vorher war von einem Nested Feedback Loop die Rede.
Rob Watts: Ja, mit dieser Technik bekommen wir eine kleine Gegenkopplungsschleife innerhalb der großen Gegenkopplungsschleife. Die globale Gegenkopplungsschleife, die die Verstärkung festlegt, ist außerhalb und der Nested Feedback Loop liegt innerhalb der globalen Gegenkopplungsschleife. Das Hauptproblem bei einem Verstärker sind bekanntlich die Verzerrungen in der Ausgangsstufe. Mit dem Nested Feedback Loop wird eine lokale Gegenkopplung der Ausgangsstufe erreicht. Damit werden die Verzerrungen der Ausgangsstufe reduziert, bevor die globale Gegenkopplung eingreift. Die Ausgangsstufe verhält sich wie eine ideale Ausgangsstufe ohne Verzerrungen.
Zu den Messwerten: Das Störgeräusch bei 5 Volt liegt A-bewertet bei -124 Dezibel, bei 2,5 Volt, der übliche Ausgangsspannung für einen Wandler, sind es dann -127 Dezibel. Der Dynamikumfang liegt ebenfalls bei 127 Dezibel. Es macht keinen messbaren Unterschied bei der Störspannung, ob man nun keine oder eine sehr geringe Ausgangsspannung oder 2,5 Volt hat. Und das ist total außergewöhnlich. Bisher hat niemand einen DAC vorgestellt, bei dem es zwischen 2,5 Volt und -60 Dezibel keine messbaren Veränderungen bei der Störspannung gibt. Die Verzerrungen liegen bei 0,000015 Prozent. Und auch das ist ganz außergewöhnlich niedrig. Es gibt keine messbare Modulation des Grundrauschens und auch keine nicht harmonischen Verzerrungen. Auch das hat es bei einem Wandler bisher noch nie gegeben. Das trifft auf alle meine Wandler von MOJO zu DAVE zu: Sie haben eine analoge Verzerrungscharakteristik. Wenn das Signal kleiner wird, nehmen auch die Verzerrungen ab. Wenn man ein sehr kleines Signal hat, verschwinden die Verzerrungen vollständig. Unterhalb von -30 Dezibel gibt es überhaupt keine messbaren Verzerrungen irgendwelcher Art. Das erreicht man nicht mit Ladder-DACs. Auch Wandler mit Widerstandsleitern generieren mehr Verzerrungen, wenn das Signal kleiner wird, und das erreicht man auch nicht bei DSD, weil hier eine Menge mehr Verzerrung entstehen, wenn das Signal kleiner wird. Auch bei Wandlern, die mit Chip-Sets arbeiten, nehmen die Verzerrung zu, wenn das Signal kleiner wird. Das ist ein sehr wichtiges Merkmal, das die Klangqualität verändert.
Hier ist Ausdruck von einem Audio Precision APx555, der im November 2014 herauskam, das neueste Test-Equipment und das einzige auf diesem Planeten, dass die Leistungsfähigkeit des DAVE wirklich messen kann. Jetzt komme ich schon sehr nahe an die Grenzen des Audio Precision. Man kann sehen, dass die Harmonischen der Verzerrungen unterhalb von 150 Dezibel sind. Das Grundrauschen liegt bei -180 Dezibel, und was absolut entscheidend ist, ist die rote Linie, die das Verhalten ohne Signal zeigt. Man hat genau dasselbe Grundrauschen ohne irgendein Signal und bei einer Ausgangsspannung von 2,5 Volt. Niemand hat es bisher geschafft, einen Wandler auf diesem Niveau zu bauen, ohne messbare Modulation des Grundrauschen (noise floor modulation) bei 180 Dezibel. Das ist völlig einzigartig. Das ist auch einer Gründe dafür, dass der DAVE so angenehm und präzise klingt. Das führte zwischenzeitlich dazu, dass ich an einem Punkt der Entwicklung dachte, der DAVE klingt zu vollmundig und zu dunkel. Die Modulation des Grundrauschens lässt Dinge heller und härter klingen. Die Beseitigung der Modulation des Grundrauschens lässt den DAVE so außergewöhnlich klingen. Er ist wie gesagt, der einzige D/A-Wandler, bei dem keine Modulation des Grundrauschens vorkommt. Der DAVE besitzt mit Sicherheit die fortschrittlichste Wandler-Technologie der Welt, er definiert die mit einem Wandler erreichbaren Messwerte neu und setzt für mich neu Massstäbe bei Musikalität und Klangqualität – was wir hoffentlich auch gleich hören werden.
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Während es im ersten Teil vorrangig um den Klang des DAVE ging, werden hier die Überlegungen seines Entwicklers Rob Watts und seine ganz eigenen Lösungsansätze im Vordergrund stehen. Die sind umso interessanter, als sie auch der Konstruktion von MOJO, HUGO und HUGO TT zugrunde liegen – um nur die jüngsten Kreationen des Entwicklers zu nennen.
Ich hatte geplant, die Aufzeichnung von Rob Watts' Ausführungen bei seinem Besuch in Gröbenzell zu übersetzen und soweit zu kürzen, dass ein schöner kompakter Artikel über die Technik des DAVE daraus entstünde. Je mehr ich mich aber in die Aufnahme vertiefte, um so klarer wurde mir, dass es hier nicht einfach um die Schaltungen eines Wandlers geht. Rob Watts gewährte vielmehr Einblicke in die Arbeit von Halbleiterherstellern, geizte nicht mit Anmerkungen zu seiner beruflichen und audiophilen Biographie und verknüpfte häufig Höreindrücke mit Messwerten oder technischen Lösungen. Dass es ihm bei seinen Entwicklungen an zentraler Stelle um die Wahrnehmung räumlicher Tiefe ging, machten seine Einlassungen für mich besonders spannend. Da ich nicht ausschließen möchte, dass es Ihnen ähnlich geht, habe ich mich entschlossen, das, was als Interview geplant war, schließlich aber ein Monolog Rob Watts' mit der ein oder anderen Zwischenfrage wurde, ungekürzt zu veröffentlichen. Aufgrund des Umfangs habe ich die gewaltige Textmenge in zwei relativ übersichtliche Portionen geteilt. Für ein wenig optische Auflockerung sorgen die einzelnen, unkommentierten Bilder der englischen Präsentation des DAVE, die uns sein Entwickler freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Bei all seinen für Chord entworfenen D/A-Wandlern greift Rob Watts nicht auf wohlfeile Chipsätze zurück, sondern verwendet Field Programmable Gate Arrays, die er so programmiert, dass sie zusammen mit seinen Algorithmen seiner Idee eines idealen Wandlers nahekommen. Während wir auf den Kollegen Roland Dietl warteten, hatte ich Gelegenheit für eine wenig small talk. Natürlich fragte ich Rob Watts, was er vom aktuellen Hype um DSD halte: Zwar habe PCM deutlich mehr Timing-Fehler als das DSD-Format, dafür aber habe DSD eine Menge Probleme mit dem relativ starken Rauschen oberhalb der Nutzfrequenz. Wenn es – wie in seinen Wandler – nun gelinge, die zeitlichen Probleme bei PCM in den Griff zu bekommen, sei DSD wegen der Störanteile das unterlegene Format. Das provozierte natürlich zu der Nachfrage, ob die Timing-Probleme allein im Rahmen der D/A-Wandlung zu lösen seien und nicht schon bei der Analog/Digital-Wandlung dem Signal aufgeprägt würden. Rob Watts ist davon überzeugt, dass seine D/A-Wandler das Problem weitgehend in den Griff bekämen, aber auch bei der A/D-Wandlung noch Verbesserungen möglich seien, wenn sie analog zu seiner D/A-Wandlung stattfände. Er habe sich bereits intensiv mit dem Problem auseinandergesetzt, so dass es gut möglich wäre, dass noch 2016 ein Chord A/D-Wandler auf den Markt käme – was natürlich Begehrlichkeiten beim Autor weckte. Doch nun zu den Ausführungen des Entwicklers.
Rob Watts: DAVE steht für „Digital to Analog Veritas in Extremis“, also extreme Wahrheit. Ich habe versucht, den Wandler so transparent wie möglich zu machen, mit möglichst geringer eigener klanglichen Signatur, so neutral wie möglich. Das Problem dabei ist, dass niemand weiß, wie ein neutral klingendes Produkt klingt. Oft klingen sogenannte neutrale Komponenten in Wirklichkeit hart und hell, weil das den Eindruck von einer Menge Details vermittelt. Kommen wir zum HUGO. Der war für mich eine große Überraschung. Er hat eine magische Qualität. Die alten internen Module der digitalen Schaltung habe ich im Laufe von sechs Jahren weiterentwickelt, aus Gründen, die mir bewusst wurden und von denen ich wusste, dass sie den Klang verändern. Das war ein wenig so, wie das Betriebssystem von Windows sieben auf zehn zu ändern. Das war ein großes Upgrade all der Software, die unter dem System arbeitet, und ich habe eine Menge des Codes neu geschrieben. Simulationsprogramme waren inzwischen leistungsfähiger geworden und so konnte man Simulationen über eine längere Zeit laufen lassen, Dinge auf digitaler Ebene untersuchen und Probleme entdecken, die man zuvor nicht gesehen hatte. Dieses spezielle Upgrade war nicht für HUGO, sondern für einen neuen Reference-Standard-Wandler gedacht, den wir geplant hatten. HUGO wollte ich machen, weil ich etwas Transportables zum Hören in Hotelzimmern haben wollte. Ich wollte High-End-Hifi „on the go“. Das war der eigentliche Grund, warum ich HUGO verwirklichen wollte. Ich glaubte nicht, dass man viele HUGOs verkaufen könnte. Das war ein Spaß-Projekt, das ich für mich selbst machte. Zu dieser Zeit arbeitete ich in einem Vollzeitjob in der Halbleiter-Entwicklung. Ich verbrachte viel Zeit in Phoenix bei der Analog Design Group und reiste sehr viel. Deshalb wollte ich High-End-Music on the go.
All die Software, die ich für den Reference-Wandler entwickelte, wurde im HUGO angewandt. HUGO war das erste Produkt, das ich hörte, in dem das große Update umgesetzt wurde. Ich erwartete, dass es in einigen Bereichen besser klingen würde, man hat ja Prognosen, wie es klingen wird, man kann sich vorstellen, wie die Bühne sein wird, wie die Detailauflösung sein wird, all diese Dinge. Man hat eben eine gewisse Erwartung, wie die neuen Produkte klingen werden, die man entwickelt hat. Aber HUGO war völlig anders, als ich erwartet hatte. Er machte Dinge, die ich nie zuvor von einer Digital-Komponente gehört hatte. Besonders bei Piano-Musik. In der Zeit vor HUGO war ich an Piano-Musik nicht wirklich interessiert. Sie klang für mich konfus und durcheinander und war nicht spannend. Aber über HUGO hörte ich, wie jede einzelne Taste angeschlagen wurde, warum ein Pianist ein guter Pianist ist, wie die Qualität der Klangfarbe des Instruments ist und wie sich die Klangfarben abhängig vom Anschlag verändern. Plötzlich wurde der Flügel ein wunderbares und interessantes Instrument, das man mit den Sinnen erfassen kann. Vorher war es ein krudes Durcheinander.
Ich wusste voran das lag: an der Fähigkeit, nun den Beginn und das Ende von Transienten wahrzunehmen. Das Rätsel war, was der Grund dafür war. Es war nicht das WTA-Filter. Ich hatte schon in der Vergangenheit Filter mit einer Länge von 32000 Taps verwendet. Die des HUGO haben 26000 Taps, sind aber von besserer Qualität. Das war ein anderer Teil des Upgrades. Ich musste also verstehen, warum mit den HUGO diese außergewöhnliche Wiedergabe möglich war, die ich zuvor von keinen digitalen Produkt gehört hatte. Denn nur wenn man versteht, worauf sie beruht, kann man die Wiedergabe weiter optimieren.
Der Vorteil beim DAVE ist es, dass wir durch die möglichen Kosten nicht eingeschränkt werden. Deshalb können wir viel größere und teurere FPGAs einsetzen. Der HUGO ist hingegen ein Produkt, bei dem die Kosten strikt beschränkt sind. Beim DAVE sind wir da weitaus flexibler. Der FPGA ist zehnmal größer als der des HUGO. Das gibt mir die Möglichkeit, die Länge der Filter zu vergrößern, größere WTA-Filter und sehr viel höher entwickelte Noise Shaper einzusetzen und natürlich auch bessere analoge Schaltungen zu verwenden. Ich kann auch einen besseren diskreten Wandler, einen besseren Pulse-Array-DAC realisieren.
Zum Zeitbereich: Da wird eine Menge Nonsens über Digitales geschrieben und es gibt viele Fehleinschätzungen in diesem Bereich. Einige Leute reden darüber, dass es bei einem Wandler wichtig sei, dass die digitale Daten absolut perfekt gehalten und sie nicht verändert würden. Oder sie reden darüber, dass es im Zeitbereich kein „Ringing“ geben solle. Je weniger Vorschwingen es gebe, um so besser sei es. Leider sind diese Ansätze falsch. Die Aufgabe eines Wandler ist es nicht, digitale Daten zu reproduzieren: Es ist die Aufgabe, die analoge Wellenform zu reproduzieren. Das ist eine andere Schwerpunktsetzung. Denn das, was man zu tun versucht, ist nicht, möglichst perfekt die Digital-Daten, sondern das analoge Signal über den Wandler wiederzugeben. Was man versucht, ist, die fehlende Zeitinformation zwischen zwei Samples wiederherzustellen. Und das bedeutet, dass man die digitalen Daten verändert, weil man die Daten nachbilden muss, die da wären, wenn es so etwas wie ein unbegrenztes Oversampling beim Analog/Digital-Wandler gäbe. Ein komplexer digitaler Bereich ist daher bei einem Wandler etwas wünschenswertes, ein einfacher analoger Bereich ist genauso wünschenswert. Denn die Komplexität in den digitalen Bereich zu verlagern, hat zur Folge, dass man mit einem sehr einfachen analogen Bereich auskommt. Ich sprach vorher über Filter und Oversampling und dass man weniger analoge Filter benötigt, wenn das Filtern im digitalen Bereich stattfindet. Werfen wir einen Blick auf die Mathematik hinter der Sampling-Theorie: Wenn man einen FIR-Filter mit unbeschränktem Oversampling und unbegrenzter Tap-Länge hätte, könnte man die originalen Daten perfekt wiederherstellen. Aber ein Filter mit unbegrenzter Länge ist nicht möglich. Doch wenn man sich die Mathematik anschaut und sagt, lass uns den Koeffizienten dieses perfekten Filters nehmen und eine Genauigkeit von 16 Bit festlegen, was ist dann der Koeffizient bei 16 Bit, so dass man alle übrigen Daten wegwerfen kann und sich nicht mehr darum kümmern zu braucht? Dann benötigt man ein Filter mit einer Länge von einer Million Taps. Eine Million Taps bedeuten eine riesige Menge Rechenaufwand. Konventionelle Wandler haben um die 100 Taps in ihren Filtern. Sie betreiben nur einen sehr geringen Rechenaufwand beim Filtern mit FIR-Filtern.
Wir wissen, dass das Ohr und das Gehirn sehr sensibel auf zeitliche Abläufe reagieren. Die Genauigkeit in puncto Zeit ist entscheidend für Klangfarben: Anhand des Timings, der ersten Transienten-Information nimmt man wahr, ob ein Saxophon voll und weich oder eine Trompete hell und scharf klingt. Man nimmt auch die Tonhöhe eines Bass-Tons durch den exakten Beginn und ein ebensolches Ende der Basslinie wahr. Das Gehirn und das Ohr können die Tonhöhe eines Basses nicht gut erkennen. Das Ohr ist im Tieftonbereich sehr ungenau. Daher bestimmt oder berechnet man die Tonhöhe im unteren Frequenzbereich aus der Transiente zu Beginn. Wie haben da Experimente gemacht: Wenn man eine Bassgitarre nimmt und die erste Transiente entfernt, kann mann die Tonhöhe nicht erkennen. Die Genauigkeit des Zeitverhaltens richtig hinzubekommen, ist für die Wahrnehmung von Bass sehr wichtig. Der andere wichtige Aspekt ist ja offensichtlich, nämlich dass man in der Lage sein muss, den Anfang und das Ende einer Note zu hören. Wenn es irgendeine Unsicherheit bei der zeitlichen Einordnung von Informationen gibt, dann verschmiert das den Klang und man kann den Anfang und das Ende einer Note nicht genau wahrnehmen.
Zur WTA-Filterung: Als ich begann, mir über Filter und Filterlängen und solche Dinge Gedanken zu machen – das war, als in den frühen 80-er Elektronik studierte –, nahmen wir Sampling-Theorie durch und mir fiel schnell auf, dass man Filter mit sehr großer Tap-Länge brauchte, um das Timing wieder korrekt herzustellen. Ich verbrachte einige Zeit damit, mich mit der Physiologie des Ohres und des Gehirns zu beschäftigen und wusste bald, dass der zeitliche Aspekt von Information sehr wichtig für die Wahrnehmung war. Wenn man Unsicherheiten oder Fehler in Zeitverhalten hat, verändert das die Art, wie das Gehirn die Informationen verarbeitet. Man ist dann nicht in der Lage, Musik richtig wahrzunehmen. Ich verstand das schon seit den 80-ern. Zu der Zeit war ich wirklich ein Analog-Freak. Ich hasste digital. Digitales war sehr wenig musikalisch. Ich liebte Vinyl. Vinyl war es für mich einfach das Ding. Aber in den späten 80 waren dann Pulse-Density-Modulation-Wandler erhältlich. Und so begann ich mich mit der Entwicklung von Digitalem zu beschäftigen. Ich konnte mir diese Geräte anhören: Sie klangen einigermaßen musikalisch. Aber das Problem der Filterung und dass man eine große Tap-Länge braucht, behielt ich im Hinterkopf und mir war klar, dass es nützlich wäre, das zu erforschen. Ende der 90-er Jahre waren FPGAs dann groß und leistungsfähig genug, um damit Filter mit großer Tap-Länge zu realisieren. Das erste Produkt, das dann ein WTA-Filter besaß, war der Chord DAC64, der in Deutschland weniger bekannt war, aber in England einen hervorragenden Ruf genießt.. Erst vor etwa sechs Monaten wurde von einem englischen Hifi-Magazin noch einmal ein Artikel über den DAC64 veröffentlicht: Er besitzt Kultstatus wegen der Klangqualität, die er bot. Wie dem auch sei: Der DAC64 hatte ein Filter mit großer Tap-Länge. Ich fand heraus, dass die Vergrößerung der Tap-Länge bei normalen Filtern nach den üblichen Algorithmen einen großen Klangunterschied machte. Zudem fand ich heraus, dass ich durch Veränderung und Verbesserungen der Algorithmen, also den Rezepten, um die Filter zu machen, die zeitliche Auflösung oder die zeitliche Genauigkeit verbessern konnte. Das führte dazu, dass ich den WTA-Algorithmus entwickelte. Ich fand heraus, dass das WTA-Filter eine zehnfache Klangverbesserung brachte.
Dirk Sommer: Können Sie kurz erklären, wofür WTA steht?
Rob Watts: Das steht für Watt's Transient Aligned (Filter) und bedeutet, dass ich damit versuche, die Transienten denen auf der originalen Aufnahme anzupassen. Es gab einige theoretische Prinzipien, die ich nutzen konnte. Ich probierte sie aus, und sie machten einen klanglichen Unterschied, aber hauptsächlich beruht die Art und Weise, in der der Algorithmus erstellt wurde, auf Hörtests. Es gab tausende Hörtest mit einem Stückchen Musik von 30 Sekunden Länge, immer wieder mit Änderungen, vor und zurück. Einige Dinge kann man theoretisch entwicklen, aber das meiste nur durch Hörtests. Ich fand heraus, dass ein WTA-Filter mit 256 Taps besser klingt als ein konventionelles Filter mit 2000 Taps. Daher die obige Behauptung, dass man durch die Veränderung des Algorithmus eine zehnfache Verbesserung erreicht. Jetzt haben wir beim HUGO ein Filter mit einer Länge von 26000 Taps und beim MOJO eine ähnliche Länge. Beim DAVE konnte ich das Filter noch einmal verlängern: Das sind jetzt genaugenommen 164000 Taps. Dafür benutze ich 166 DSP-Cores parallel, um die nötigen „Pferdestärken“ zu haben, die erforderlich sind, die Rechenvorgänge auszuführen. Als ich mit dem WTA-Filter begann, benötigte ich 100000 Programm-Zeilen für das Filter. Das war ein ziemlich großes Projekt. Bei der ersten Version bekam ich kein „time enclosure“, also musste ich es noch einmal machen („time enclosure“ ist ein nicht eins zu eins zu übersetzender terminus technicus, der kurz gesagt bedeutet, dass das zeitliche Verhalten eines Programmen zu der Zeitbasis der Hardware passt und das Programm funktioniert. ds). Auch bei der zweiten Version bekam ich kein „time enclosure“, also musste ich es noch einmal machen. Bei der dritten Version bekam ich kein „time enclosure“, also musste ich es noch einmal machen. Schließlich dauerte es neun Monate, bis das Programm lief, ich bekam ein „time enclosure“ und die Software funktionierte auf einem FPGA. Und als ich es des erste Mal ausprobierte, klang es besser, aber ich dachte, dass es keine neun Monate wert war, dies Ding zu programmieren. Es war zwar besser, aber kein Unterschied wie Tag und Nacht. Das hatte nicht die magische Qualität, die der HUGO bietet, nicht diese Verbesserung. HUGO kann den Anfang und das Ende von Noten exakt wiedergeben. HUGO ist zu enormer Geschwindigkeit fähig, was man hört, wenn man schnelle elektronische Musik hört. Und das neu programmierte Filter brachte auch die Veränderungen von Klangfarben rüber. Also dachte ich mir, da ist noch etwas anderes im Spiel, das ich nicht verstehe. Also gab ich das Thema an diesem Punkt auf und arbeitete an etwas anderem.
Als ich beim HUGO das Noise Shaping optimierte, stellte ich fest, dass Veränderung beim Noise Shaping die Wahrnehmung der Bühnentief sehr stark beeinflussen. Die Wahrnehmung räumlicher Tiefe ist ein sehr interessantes Thema, aber etwas, das Audio-Systeme nur sehr schlecht rüberbringen. Wenn man in eine Kirche geht und eine Orgel hört, die 100 Meter entfernt ist, kann man die Augen schließen und die Orgel 100 Meter weit weg lokalisieren. Überhaupt kein Problem. Wenn aber eine Orgel über eine Audio-Anlange wiedergibt, klingt es, als sei sie ein paar Meter und eben nicht hundert Meter entfernt. Das stört mich, das störte mich schon immer. Das ist ein großes Problem bei Audio, dass man Wahrnehmung von Tiefe nicht richtig reproduzieren kann. Was ich beim HUGO merkwürdig fand, dass Veränderungen beim Noise Shaper die Wahrnehmung von Tiefe veränderten. Es war sehr einfach, Unterschiede am Noise Shaper als veränderte Tiefenwahrnehmung zu hören. Zu diesem Zeitpunkt lag die Leistung des Noise Shaping bei etwa 200 Dezibel, das bedeutet ein 1000-fach größeres Auflösungsvermögen, als man bei üblichen High End Audio Noise Shapern bekommt. Ich sollte erklären, dass ein Teil meiner Arbeit darin besteht, Halbleiter-Chips zu entwerfen. Und ich erwarb Patente mit Halbleiter-Herstellern. Vor einigen Wochen habe ich diesen Teil meiner Tätigkeit beendet und arbeite nun Vollzeit für High-End-Audio. Das heißt, dass ich mich in der Entwicklung von D/A-Wandlern auskenne, dass ich mich mit den Problemen und Schwierigkeiten mit Halbleitern auskenne und dass ich weiss, wie Chips hinsichtlich ihrer Entwicklung entstehen. Niemand macht irgendwelche Hörtests. Da wird nur nach Zahlen entwickelt.
Noch einmal zum Noise Shaper: Er besitzt wie gesagt ein 1000-fach höheres Auflösungsvermögen als solche, die in einem „normalen“ Wandler zum Einsatz kommen und 10000 mal mehr Auflösungsfähigkeit als der bei DSD. Und das Auflösungsvermögen sagt etwas über die Tiefendarstellung aus. Eine hohe Auflösung erlaubt es, sehr, sehr kleine Signale genau zu reproduzieren. Die Sache mit dem Noise Shaper verhält sich so: Alles unterhalb des Grundrauschens des Noise Shapers, jede Information, die es da gibt, ist komplett verloren. Bei PCM ist das so: Wenn man Dither benutzt, werden sehr kleine Signale von Rauschen überdeckt, sind aber immer noch vorhanden. Ein PCM-System mit Dither hat eine unendliche Auflösung bei sehr kleinen Signalen. Bei Noise Shapern, die man nicht richtig dithern kann, ist alles unterhalb des Grundrauschens des Noise Shapers weggeworfene Information. Sie ist für immer verloren. Daher ist die Genauigkeit bei sehr kleinen Signalen ein Problem. Indem man also einen Noise Shaper mit 1000-fach höherem Auflösungsvermögen als üblich macht, verbessert man die Wahrnehmung von räumlicher Tiefe.
Fortsetzung folgt...
Beim Besuch von Entwickler Rob Watts konnte ich – wie kurz in den News berichtet – viel zu wenig Songs mit dem DAVE genießen. Aber ich brauchte glücklicherweise nicht allzu lange auf eine Fortsetzung zu warten: Im Auditorium in Hamm konnte ich des ersten hierzulande verfügbaren Exemplars dieses Wandlers habhaft werden. Ein Grund zu Freude?
Das Ganze geschah genau zwei Tage vor Weihnachten und hunderte von Kilometern von meinem Hörraum entfernt. Und verständlicherweise möchten sich G8 & Friends, der deutsche Chord-Vertrieb mit Leonhard Schwarte in führender Position, auch möglichst bald eingehend mit dem Gerät beschäftigen. Das schränkte seine Verweildauer in Gröbenzell leider stark ein. Außerdem war da noch ein blauer Fleck: Leonhard Schwarte hatte den Karton des DAVE mit dem Aufkleber seines Lieblingsfussballvereins geschmückt. Und obwohl Hamm gar nicht so weit von meinem Geburtsort entfernt ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass er und ich in puncto Fussballverein auf einer Wellenlänge liegen. Aber wenn es darum geht, dass Hifistatement Ihnen den DAVE als erstes Magazin vorstellen kann, springe ich schon mal über meinen schwarz-gelben Schatten.
Wie bei Chord nicht anders zu erwarten, besitzt auch der DAVE ein aus massiven Aluminum-Teilen gearbeitetes Gehäuse, dessen Abmessungen mit der üblichen Gerätebreite von 43 Zentimetern nicht das Mindeste zu tun haben. Das zentrale, leicht gekippt eingesetzte „Bullauge“ gibt hier aber nicht wie bei vielen anderen Chord-Komponenten den Blick ins Innere des Digital/Analog-Wandlers frei, sondern bildet den Rahmen für ein Farbdisplay, das in der ersten Zeile über den Eingang und die Frequenz der dort ankommenden Signale sowie den Ausgangspegel informiert. In drei der vier wählbaren Layout-Varianten des Displays werden Abtastrate und Lautstärke nicht nur numerisch angezeigt, sondern wie bei Mojo, Hugo und Hugo TT auch durch unterschiedliche Farben verdeutlicht. Der zweite Info-Block des Displays zeigt an, ob der Wandler des DAVE für die Decodierung von PCM- oder DSD-Files optimiert arbeitet. In jedem Fall können beide Formate gewandelt werden, allerdings hat es deutliche klangliche Vorteile, wenn man den DAVE auf das auch wirklich zugespielte Datenformat einstellt. Direkt daneben wird die absolute Phase angezeigt. Über die Aktivierung des eingebauten Hochtonfilters, der die nachfolgenden Komponenten vor sehr hochfrequenten Signalen schützt, wird man ebenso unterrichtet wie über die Nummer des gerade aktiven Display-Layouts.
Der dritte und letzte Block nennt den Hersteller sowie den Namen des Gerätes und gibt auch die aktuelle Betriebsart an: Mit seiner eingebauten, wie Chord betont verlustfreien, digitalen Lautstärkeregelung kann der DAVE sowohl als digitale Vorstufe als auch als Wandler mit fixem Ausgangspegel betrieben werden. Sobald man einen Klinkenstecker in die entsprechende Buchse auf der Frontseite steckt, werden die rückwertigen Cinch- und XLR-Ausgänge für die Verbindung mit Vor- oder Endstufen stumm geschaltet und der Chord agiert als Wandler/Kopfhörerverstärker-Kombination. Dabei merkt sich der DAVE die für die verschiedenen Betriebsarten eingestellten Pegel. Die Kopfhörer-Endstufe treibt Lasten von acht bis 800 Ohm, so dass es in der Praxis keinen Kopfhörer geben dürfte, mit dem der Chord nicht zurecht käme. Alle Einstellungen können sowohl über die mitgelieferte Fernbedienung als auch über die vier um den recht auffälligen Potentiometerknopf angeordneten Drucktasten vorgenommen werden. Das geht einfach und beinahe selbsterklärend vor sich. Nur für den speziellen Zwei-Finger-Druck, mit dem sich der DAVE in den DAC-Modus versetzen lässt, muss man ins Manual schauen. Die satte Ausführung der wenigen Bedienelemente und die hervorragende Verarbeitung des Gehäuses lassen keine Wünsche offen. Ich hätte auf meiner Wunschliste allerhöchstens eine kleine Anregung: Wenn man statt der Serifen-Schrift im Display eine ohne Serifen verwendete, erschienen die Zahlen und Buchstaben noch eine Spur satter und passten damit besser zum übrigen perfekten Erscheinungsbild des DAVE.
Wer sich schon einmal mit einem Wandler von Chord beschäftigt hat, weiß, dass Rob Watts bei der Entwicklung seinen ganz eigenen Weg verfolgt. In seinen Lösungen werden Sie keinen Standard-Chip-Satz finden, selbst im sehr kompakten und erschwinglichen Mojo übernimmt ein FPGA oder Field Programmable Gate Array die Wandlung. Bei seinem Besuch in Gröbenzell versorgte Rob Watts den Kollegen Roland Dietl mit so viel Informationen zu seiner neusten Entwicklung, dass wir beschlossen haben, der Wandlertechnik des DAVE einen eigenen Artikel zu widmen, weshalb wir nun direkt zu den klanglichen Leistungen des „großen“ Chord kommen.
Gleich nach der Rückkehr in heimische Gefilde verband ich den DAVE mit dem USB-Ausgang des Auralic Aries Femto, dem Netz und einem symmetrischen Eingang des Einstein. Bevor ich den Chord-D/A-Wandler das erste mal genauer anhörte, hatte er zwei Tage im Dauerbetrieb absolviert. Danach half er dann bei einigen Experimenten mit der Einrichtung meines Hörraums: Nachdem der iMac ja dank des Melco NAS als Datenspeicher und -zuspieler ausgedient hatte, überprüfte ich, welchen klanglichen Einfluss er an seinem angestammten Platz zwischen den Lautsprechern kurz vor einem CD-Regal an der Rückwand des Raumes hatte: Er schränkte die Tiefe der imaginären Bühne ein gutes Stück ein. Selbst die Breite der Abbildung profitierte von der Verbannung des iMac aus dem Zimmer. Wohl auch dank des DAVE schwelge ich – die entsprechende Aufnahme vorausgesetzt – nun in ungemein plastischen, dreidimensionalen Darstellungen des musikalischen Geschehens.
Beim Besuch eines Freundes wechselte ich dann doch einmal zurück zum Hugo TT, der auch beständig am Netz hing und für mich – wie Sie gewiss mitbekommen haben – einige Monate lang das Maß der Dinge war. Der Klangcharakter der beiden Chords unterscheidet sich erfreulicherweise nicht. Aber der DAVE bietet einfach von allem etwas mehr: mehr Weite im – imaginären? – Aufnahmeraum, mehr, oder besser: kräftigere und noch differenziertere Klangfarben, mehr Schwärze in stillen Passagen, mehr Druck bei Impulsen und mehr Dynamik. Dabei sticht keines der erwähnten Kriterien hervor, und die Wiedergabe des Hugo TT scheint im Vergleich auch nicht den geringsten Mangel aufzuweisen. Der DAVE musiziert wie gesagt sehr ähnlich, aber einfach auf einem noch höheren Niveau. Und das will man auf keinen Fall wieder verlassen. Deswegen habe ich die wenigen im neuen Jahr verbleibenden Tage, bevor der DAVE ins Fotostudio umziehen und dann die Rückreise antreten musste, auch fast ausschließlich mit ihm in den inzwischen über 1500 gerippten CDs nach vergessenen Testscheiben gesucht.
Von Airto Moreiras Däfos besitze ich die Reference-Recording-LP und eine CD-Ausgabe von RYCO. Früher habe ich oft das Perkussions-Spektakel „The Gates of Däfos“ zur Überprüfung der dynamischen Fähigkeiten einer Komponente herangezogen, in einer ruhigen Stunde hörte ich die Scheibe aber mal wieder von Anfang an. Und schon lange vor dem Test-Klassiker stand fest, dass sich das Impulsverhalten und die Raumabbildung des DAVE auf absolutem Top-Niveau bewegen. Überrascht und beeindruckt hat diesmal „Psychopomp“, ein Stück bei dem ein aus einem Aluminiumrohr und tiefen Flügelsaiten konstruiertes, eigenwilliges „Instrument“ mit Tonabnehmer, Volumenpedal und kräftigen Subwoofern für zuvor in meinem Hörraum nie erlebte Tieftonenergie sorgt. Da musste ich dann doch einmal hören, was der Hugo TT daraus macht: Er belässt dem Raum erfreulicherweise fast seine gesamte Tiefe, reduziert aber minimal seine Breite. Das tiefe, durch kontrollierte Rückkopplungen zuvor beängstigend wirkende Grollen hat einen kleinen Teil seines Schreckens verloren. Der Effekt lässt sich nur schwer an Hifi-Kriterien festmachen, aber emotional reicht die Wiedergabe des Hugo TT an die des DAVE einfach nicht ganz heran. Der „große“ Chord sorgt für mehr Gänsehaut. Da verschwende ich nicht einmal einen Gedanken daran, zum Vergleich die LP aus dem Regal zu ziehen.
Während ich versuche, das Gehörte in Worte zu fassen, laufen längst „The Gates of Däfos“, und zwar über den Hugo TT. Es klingt so dynamisch wie ich es von LP her zu kennen glaube. Der Raum ist völlig in Ordnung, aber in keiner Weise spektakulär. Das ändert sich sofort, als der DAVE die Wandlung übernimmt. Hier kann man präzise den Nachhall eines jeden Schlages auf die Trommeln und Pauken im Raum verfolgen. Die metallischen Klänge im zweiten Teil des Stücks sind farbiger und der „Knall“ nach etwa zwei Minuten geht tiefer unter die Haut, da in der vorausgehenden Pause eine „schwärzere“ Stille herrscht. Der DAVE spielt einfach in einer höheren Liga: phantastisch!
So gut wie über den neuen Chord habe ich seit den Anfängen von Hifistatement weder meine CDs noch deren Daten von irgendeiner Festplatte gehört. Dabei geht es gar nicht um das ein oder andere Hifi-Kriterium – auch wenn das letzte bisschen Druck im Tiefbass, die ansatzlose Impulswiedergabe sowie die Größe und Dreidimensionalität des Aufnahmeraumes einen ebenso positiven wie nachhaltigen Eindruck hinterlassen –, sondern vor allem um die emotionale Seite der Wiedergabe: Da sich beim DAVE die hervorragenden Leistungen in allen Einzeldisziplinen zu einem ungemein stimmigen, völlig kohärenten Ganzen verbinden, lässt die Musik einen nicht unberührt. Je nach Charakter der Songs empfindet man mit dem Chord noch mehr Entspannung, Spannung oder Dramatik. Glücklicherweise sind die Zeiten, in der man die digitale Musikreproduktion zurecht einer gewissen Seelenlosigkeit zeihen durfte, schon längst vorbei. Der DAVE hebt die Intensität der Wiedergabe nun auf ein enorm hohes Level – und zwar ohne jegliche Effekthascherei, sondern allein dadurch, dass er alles richtig zu machen scheint.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco und SBooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Chord Electronics DAVE
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Eingänge | 1 x USB B, 44 kHz bis 768 kHz, DXD und DSD256 2 x optisch, 44kHz bis 192kHz 1 x AES/EBU, 44kHz bis 192kHz 4 x BNC, 4kHz bis 384kHz Dual-Data Modus möglich |
Digitalausgänge | 2 x Ultra-high-speed BNC, 768kHz im Dual-Data Modus für die Verbindung zu zukünftigen, bisher nicht angekündigten Chord Electronics Geräten |
Maximale Ausgangsspannung | 6V RMS |
Ausgangsimpedanz | 0,0055Ω, gegen Kurzschluss geschützt |
LaDämpfungsfaktorel | 145 |
Totale Harmonische Verzerrungen | 0,000015 % bei 2,5V RMS |
Totale Harmonische Verzerrungen | 127dB bei 2,5V, A gewichtet, 124dB an 33, A gewichtet |
Dynamikumfang | -127 dB bei -60 dBFS und 1 kHz, A gewichtet, (keine messbare Modulation des Grundrauschens, keine harmonischen Verzerrungen) |
Charakteristik analoger Verzerrungen | keine Verzerrungen bei kleinen Signalen Leistungsaufnahme: 20 Watt bei 80V bis 260V |
Abmessungen (B/H/T) | 338/60/145mm |
Gewicht | 7kg |
Preis | 11800 Euro |
Vertrieb
G8 & friends GmbH
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Anschrift | Werner Möhring Ferdinand-Poggel-Str. 17 59065 Hamm |
Telefon | +49 5254 660188 |
info@g8friends.de | |
Web | www.g8friends.de |
In Sloweniens Hauptstadt etabliert sich eine neue Marke, die hohen musikalischen Anspruch mit attraktivem Design und einem moderaten Preis verbinden will: Ubiq Audio. Die drei Macher sind selbstverständlich Musik-Enthusiasten mit reichlich Erfahrung in Sachen HiFi. Ihr Debüt ist der Lautsprecher Model One, der in kürzester Zeit nicht nur in Europa sondern weltweit Aufsehen erregt.
Reicht das Angebot guter und teurer Lautsprecher im deutschen Handel immer noch nicht? Kenner des Marktes müssten eigentlich stöhnen angesichts des Überangebots. Dennoch sollten kluge und kreative neue Entwickler und ihre Schöpfungen wahrgenommen werden. Schade wäre es doch, ginge etwas Vielversprechendes verloren, nur weil es bereits reichlich Standardware gibt. Ist Ubiq Audios Model One so etwas Besonderes? Jörg Klein, Inhaber des Vertriebes Hörgenuss für Audiophile, gehört zu den Menschen, die ihre emotionale Begeisterung für eine Audio-Komponente mit vernünftigen Gesichtspunkten des Marketings in Einklang bringen können. Erst kürzlich hat Dirk Sommer hier die Caas Audio Elysian Verstärker vom selben Vertrieb besprochen und nicht unerwähnt gelassen, dass auch etwas Mut dazugehört, sich einem völlig neuen Hersteller zu widmen. Das Markenimage, denke ich, spielt für die meisten von uns HiFi-Freunden beim Erwerb eines Gerätes durchaus eine Rolle. Denn wir wollen auch die Langzeit-Beständigkeit und den Service gewährleistet sehen. Jörg Klein weiß natürlich auch um diesen Aspekt und beachtet sehr wohl auch den Hintergrund eines neuen, aufstrebenden Unternehmens. Wer also ist Ubiq Audio, wer steht dahinter und was hat man für Pläne? Am wichtigsten ist die Frage: Wie gut ist das Produkt und damit die Perspektive für die Zukunft?
Irgendwann las Jörg Klein über Ubiq Audio und ihr Debüt Model One. Er nahm telefonisch Kontakt zu Igor Kante auf, der das Unternehmen nach außen vertritt. Dieser Erst-Kontakt war sehr vertrauenserweckend. Igor Kante besitzt 30 Jahre Erfahrung im Vertrieb von High-End Audio und ist sozusagen der geistige Vater des Projekts Ubiq Audio. Während seiner langen, professionellen Beschäftigung mit HiFi ist in ihm die unerfreuliche Erkenntnis gewachsen, dass das Verhältnis von Qualität und Preis vornehmlich bei hochwertigen HiFi-Komponenten zunehmend auseinander driftet. Oftmals konnte er den Preis für kostspielige Lautsprecher nicht in deren Klangeigenschaften wiederfinden. Durch seine lange erfolgreiche Vertriebsarbeit kennt Igor Kante eine Menge Leute in der Branche. Somit sprang er nicht ins kalte Wasser, als er sich entschied, zusammen mit zwei Vertrauten etwas Neues, nämlich Ubiq Audio, ins Leben zu rufen. Die beiden Partner heißen Janez Mesarič und Miro Krajnc. Beide sind Kenner und Könner auf ihrem Gebiet.
Janez Mesarič ist ein erfolgreicher slowenischer Industrie-Designer und für eine internationale Klientel kreativ tätig. Er wurde mit dem BIO19 Award und dem I.D. Design Award ausgezeichnet. In diversen Zeitschriften hat er publiziert und seine Werke sind in vielen Ausstellungen weltweit zu sehen. Miro Krajnc ist Experte für die Entwicklung von Lautsprechern und Inhaber von SoulSonic. Sein fundiertes Wissen aus 25 Jahren Forschung und Entwicklung ist eine ideale Voraussetzung für technisch solide Konzepte und die Umsetzung der mit den beiden Partnern gemeinsam erarbeiteten Ideen.
Die tragende Voraussetzung in der Entwicklung ist das gemeinsame klangliche Ideal der drei Kreativen. In dieser Hinsicht sind sie desselben Geistes Kinder und konnten über mehrere Jahre ihr Erstlingswerk in vielen Hörsitzungen zu Ende entwickeln. Protagonist im Trio ist Igor Kante, in dessen über 80 Quadratmeter großen Hörraum die Model One ihren Feinschliff bekam. Allein dafür nahmen sich die drei beinahe zwei Jahre Zeit, nachdem der Lautsprecher technisch im Grunde ausgereift war. Die letzten Feinheiten ließen sich, da war man sich einig, nur über das Hören optimieren, und zwar immer und immer wieder. Offenbar war Ubiq Audio, anders als bei etablierten Herstellern üblich, frei von Zeit- und auch finanziellem Druck. Diesen Vorteil bei der Entwicklung genießen nur ganz wenige Produkt-Designer.
Sieht man wie ich die Model One erstmals auf der Ubiq Audio Website, kann auf den ersten Blick eine Assoziation mit Piega naheliegen, die mit ihrem gelungenen, hochwertig anmutenden Aluminium-Design die Käuferherzen erobern. Verwandtschaft markiert die Front-Verkleidung aus mit schwarzem Textil ummantelten, elastischen Bändern, die senkrecht vor den ebenfalls schwarzen Akustik-Stoff der Model One gespannt sind. Sowohl die Top-Platte, als auch die Boden-Platte der Standbox sind aus fünf Millimeter starkem Aluminium, das oberseitig gebürstet und schwarz eloxiert ist. Optisch profiliert an beiden Platten die silbern glänzend polierte Kante den dreieckigen Grundriss, der hinter stark abgerundet ist. Links und rechts prägen Holzwangen aus Naturholz oder auch in schwarz oder weiß lackiert das Erscheinungsbild. Mein Testexemplar glänzt in einer weinroten Sonderlackierung á la BMW 850i. Dieses spezielle Vergnügen kostet pro Paar 595 Euro Aufpreis. Für denselben Betrag wären auch andere RAL Lackierungen zu haben, je nach Belieben und Wunsch des Käufers. Vor allem die schwarze Standard-Ausführung für 12500 Euro Paarpreis erscheint mir optisch sehr stimmig mit der Form des Lautsprechers und den von Janez Mesarič ausgewählten Design Elementen. Den rückwärtigen Teil unserer 118 Zentimeter hohen Dreiecks-Säule bildet eine großflächige Stoff-Umspannung, die nichts zu verdecken hat, sondern der optischen Gestaltung dient. Nur ein kleiner, zweimal acht Zentimeter langer, senkrechter Luftspalt hinter dem Mitteltöner wird von dem Stoff kaschiert. Die Öffnung dient dazu, für den in einer vom Bass getrennten Kammer arbeitenden Mitteltöner die Druckverhältnisse zu optimieren. Zweck ist nicht eine rückwärtige Schallabstrahlung.
Unterhalb der bodennahen Aluminium-Platte bildet eine zwei Zentimeter starke, nach innen zurückspringende Basis eine Schatten-Fuge zum ebenfalls zwei Zentimeter dicken Sockel. Diese Elemente sind dezent aus schlicht schwarz lackiertem Holz. Der Sockel gibt, von unten betrachtet, den Blick auf die Verschraubung des Bodens frei und lässt auch die beweglichen Soundcare® SuperSpikes erkennen. Fußbodenfreundlich steht der Lautsprecher auf diesen drei rigiden Flächen. So wird die 42 Kilogramm schwere Model One solide an jeden Untergrund angekoppelt. Das Gehäuse der Model One wirkt exzellent verarbeitet. So ist beispielsweise die abnehmbare Textilgummi-Saiten Front alles andere als simpel befestigt. Da werden oben und unten zwei massive Aluminium Profile von einem Zentimeter Stärke mittels zweier langer Metallstifte in die Front eingehängt. Optisch schließen sich die rund verlaufenden Halteprofile perfekt an die Alu-Platten des Gehäuses an. Hier hat man nicht gespart: Eine so gediegene Lösung ist eher unüblich, dürfte aber das Herz jeden Besitzers erfreuen. Oder sagen wir mal: des wissbegierigen Hörers, der interessiert ist, zu erfahren, was sich hinter der Frontverkleidung verbirgt. Denn ohne die mit schwarzem Stoff dezent bezogene Abdeckung hinter den Gummi-Saiten zu entfernen, ist nur der Blick auf den Hochtöner frei. Und so erscheint die Model One dem nicht informierten Betrachter auf den ersten Blick als Ein-Wege-Konzept. Es führen jedoch drei Wege zum Ziel. Zwei weitere Chassis ergänzen den 38-Millimeter-Ringradiator, der mit einem Hornvorsatz, dem sogenannten Wave Guide, an das Luftvolumen des Raumes ankoppelt. Der Wirkungsgrad des Hochtöners ist wohl deutlich höher als die für die Model One von Ubiq Audio ausgewiesenen 88 Dezibel. So darf davon ausgegangen werden, dass mittels eines aufwändig konstruierten Drei-Wege Filter-Netzwerks die drei Chassis im Pegel zueinander perfektioniert werden. Leider ist die Frequenzweiche weder mir noch unserem Fotografen ohne Einsatz von Gewalt zugänglich. Die recherchierten Informationen weisen allerdings auf hochertige, teils speziell angefertigt Bauteile hin. Diese sind direkt miteinander verdrahtet. Verwendet werden Folien-Widerstände von Mundorf und Kondensatoren von Jantzen, der auch den mit Silber beschichteten Kupferdraht der Innenverkabelung liefert .
Hochtöner und Mitteltöner stammen aus dem professionellen Bereich der Musikreproduktion. Jedes der drei Chassis kommt von einem anderen Hersteller So viel Knowhow und Marktübersicht muss ein Entwickler-Team auch erst einmal besitzen, um die Chassis ausfindig zu machen und stimmig miteinander kombinieren zu können. Bei der Model One wurde von Grund auf alles eigens und neu angedacht, erforscht und entwickelt. Man hatte ja Zeit, wohl auch Geld und vor allem das Ziel, etwas Neues zu schaffen, das so derzeit schwer zu finden sein dürfte und in diesem Preissegment vielleicht gar nicht. Denn die musikalische Abstimmung sollte sich von dem unterscheiden, was heute klanglich Mode zu sein scheint. Transparenz, Durchzeichnung, Räumlichkeit, Detailreichtum sind erstrebenswerte Attribute guter HiFi-Komponenten. Bei modernen Lautsprechern geht dies leider nicht selten mit einer gewissen Frigidität des Gesamtklanges einher. Igor Kante erinnerte sich, als er das Ubiq Audio Projekt begann, an den Klang früherer Größen wie Altec Lansing oder Acoustic Research. Er nahm das Klangbild solcher anerkannten Lautsprecher-Legenden der Vergangenheit in gewisser Weise als Referenz zur tonalen Einstimmung seines neuen Sprösslings. Das konnte ich nachempfinden, als ich die Model One in meiner Wohnung in Betrieb nahm. Der Klang weckte Erinnerungen an den warmen Sound der siebziger und achtziger Jahre. Ich behaupte wirklich nicht, den Klang von damals noch im zu Ohr zu haben. Aber das Langzeitgedächtnis sagt mir doch, dass eine tonale Verwandtschaft besteht zu den damals in meinem Umfeld verbreiteten Lautsprechern von Leak, Janszen, Sony (aktiv), Acustic Research LST oder Infinity und meinen eigenen dreiflügeligen Magneplanar Tympani. Räumliche Transparenz und farbenreiche Feinzeichnung wie wir sie heute auch von recht preisgünstigen Lautsprechern kennen, gab’s seinerzeit nur für viel Geld. Da hat sich viel zum Positiven getan in all den Jahren. Die überragende Infinity Reference RS 1, die in für stattliche 150000 D-Mark in der Preisliste stand und die ein gut betuchter Freund von mir sein eigen nennen konnte, war seinerzeit das Maß der Dinge. Sie vereinte Klangfarbe mit Wärme, Raum und holographischer Analytik. Das erforderte jedoch auch einen entsprechenden Raum und ein höllisch aufwändiges Front-End. Nun waren diese Infinitys mit ihren vier mannshohen Gehäusen auch optisch Boliden.
Da ist die Ubiq Audio Model One mit ihren 118 Zentimetern Größe vergleichsweise zierlich. In Wirklichkeit ist sie zwar im Wohnraum etwas auffälliger proportioniert als ich es von den einleitend erwähnten Bildern erwartet hatte. Die Design-Leistung von Janez Mesarič verleiht ihr jedoch einen hohen Objekt-Wert. Sie gehört keineswegs versteckt. Wie alle für anspruchsvollen Hörer gefertigten Lautsprecher bedarf sie ein wenig Aufmerksamkeit bei der Aufstellung. Ich habe sie deutlich in Richtung Hörplatz angewinkelt. Sie muss nicht frei im Raum stehen, sondern darf ruhig die Wand im Rücken spüren. Dann öffnete sich der Klangraum großartig mit fülliger Tiefe.
Der auffällige Hochtöner ist mit einem hart aufgehängten 20 Zentimeter Konus-Chassis mit Wellensicke aus Italienischen Hersteller für den Mitteltonbereich kombiniert. Es ist mit einem speziellen Öl beschichtet, das seinen Ursprung im italienischen Instrumentenbau haben soll. Der Korb dieses Chassis ist direkt unterhalb des Hochtonkorbes in die Schallwand eingelassen. Sehr viel weiter unten, genauer gesagt mit 23 Zentimetern Korbabstand ist der 30-er Tieftöner platziert. Diese bodennahe Anordnung ermöglicht eine Verstärkung der unteren Tieftonlagen, so dass die Model One je nach Raumgegebenheiten im Idealfall recht linear bis 25 Hertz hinunter arbeiten kann statt der nominal angegebenen 40 Hertz im schalltoten Raum. Der Tieftöner arbeitet in einem geschlossenen Gehäuse. Alle drei Treiber besitzen überdimensionierte Schwingspulen, die für einen souverän überlegenen Antrieb sorgen. Unlängst habe ich den Ärger eines Freundes erleben müssen, der ein Paar hochwertige Lautsprecher neu erwarb. Mindestens einhundert Stunden Einspielzeit sollte er sich gedulden bis die neuen Boxen so klangen, wie er sie kennengelernt hatte. Das ist eine verdammt lange Geduldprobe. Da hingegen kommt mit Ubiq Audio Freude auf. Denn die drei Chassis werden werkseitig fünfzig Stunden gezielt eingespielt. Auch die Frequenzweiche wird mit Rosa Rauschen beschickt und vorbereitet, damit die Model One gleich nach dem Auspacken für ihren stolzen Besitzer erwartungsgemäß musiziert. Das ist vorbildlich.
Große akustische Bedeutung hat immer das Gehäuse. Hier wurde geklotzt. Ganz selten sind so aufwändige Konstruktionen zu finden und dann stets zu stattlichen Preisen. Das Material unserer Model One ist Okoume Holz, das aus einem Stück geschnitten wird. Dieses gleichmäßige Holz mit recht geringer Härte wird in vier Lagen so gestaltet, dass das Gehäuse im Inneren unterschiedliche Stärken erhält. Gedämmt wird mittels Lagen aus Bitumen, wie sie in der Auto-Industrie Verwendung finden, kombiniert mit natürlicher, ökologischer Schafwolle. Die Ubiq Audio i:st hochwertig verarbeitet: So stammen beispielsweise alle Schrauben und Muttern vom deutschen Hersteller Würth, qualitativ hochwertig und sicher nicht billig. In nicht allzu ferner Zukunft sollen diesem ersten Lautsprecher von Ubiq Audio noch ein kleineres und zwei höherpreisige Modelle zur Seite gestellt werden.
Es war das Ziel von Igor Kante und Miro Krajnc, der Model One neben einem nicht sterilen, eher ins Warme tendierenden Klangbild einen gewissen Live Charakter zu implantieren. Das ist ihnen unüberhörbar gelungen. Es ist geradezu phänomenal, mit welcher Unbeschwertheit und Dynamik die Model One zu Werke geht. Grobdynamisch kennt sie keinerlei Probleme und im Feindynamischen spielt sie mit einer frappierenden Leichtfüßigkeit auf. Erstaunlich ist das Verhalten bei gemäßigten Pegeln. Mir hat sie im Bereich von Zimmerlautstärke oder etwas mehr oder weniger sogar besser gefallen als wenn sie richtig laut rangenommen wurde. Dank des technisch ausgefeilten Zusammenspiels der drei Chassis stellt die Model One bei keinem Lautheitsgrad einen Bereich tonal in den Vordergrund oder setzt ihn zurück. Das Klangbild bleibt stets über das gesamte Spektrum ausgewogen und homogen. So ist das Hören bei ruhigeren Pegeln weitaus angenehmer als gewohnt und vor allem mit mehr musikalischen Inhalten einhergehend. Selbst die Stones müssen nicht im ganzen Haus zu hören sein. Trotzdem bleibt die Aggressivität ihrer Stücke keineswegs auf der Strecke. Im Gegenteil, die feinen Strukturen, bei großen Lautstärken ein wenig ins plakativ Flächige eingeebnet, gestalten sich filigran und deutlich im Raum geordnet. Auch die Background Vocals erfahren eine klare und körperhafte Plastizität wie selten so deutlich gehört. Meine Frau wunderte sich, warum ich in den letzten Tagen so wenig Musik höre. Sie hat es schlichtweg nicht mitbekommen in ihrem Lesezimmer. Verantwortlich für die Fähigkeit der Model One, bei vergleichsweise sehr kleiner Lautstärke bereits wirklich alles zu bieten, dürften der überdimensionierte Antrieb der Chassis mit den sehr großen Schwingspulen und das für tonale Stimmigkeit sorgende Filternetzwerk sein. Dieser Charakterzug des Ubiq Audio Debütanten ist bemerkenswert und ich kenne keinen anderen Lautsprecher, der dies auf diesem Niveau zu leisten vermag. Die Model One ist mit dieser wunderbaren Eigenschaft enorm sozialverträglich.
Mehr und mehr wurde dieser Test für mich zum Vergnügen. Die Model One spielt ohne zu stressen mit enorm präzisem Timing. Meine aktuelle Lieblings-Tonquelle, das nun finanziell wieder erstarkte Streaming Portal Qobuz, habe ich über meinen MacMini durch alle Genres strapaziert, verglichen, genossen und Spaß gehabt. Welche möglichen Bedenken hatte ich anfänglich bezüglich Newcomern formuliert? Vergessen Sie´s! So wie die Model One daher kommt, ist sie alternativlos. In den ersten Tagen hörte ich die Model One mit meinem QED Genesis Silver Spiral Lautsprecherkabel. Nur aus Interesse, um zu erfahren, was sich ändert, tauschte ich dies gegen ein Paar Shunyata Research Andromeda, die im Grundtonbereich üblicherweise für Verschlankung sorgen. Voluminös tönenden Boxen gerät dies oft zum Vorteil, andere kippen ab ins Schrille. Unsere Ubiq Audio reagierte zwar mit einem etwas weniger warm ausgeprägten Klangbild, behielt aber all ihre Charakterzüge und Fähigkeiten bei.
Was macht die Ubiq Audio Model One musikalisch so außergewöhnlich?
Dazu kommen eine überdurchschnittliche Verarbeitung und die Verwendung wertvoller Materialen. Dabei spielt keine Rolle, ob diese von außen sichtbar sind oder im Inneren, wie die Frequenzweiche oder der Gehäuseaufwand allein dem musikalischen Erlebnis dienen. Die lange Entwicklungszeit und die intelligente Auswahl an Materialien beweist, dass die Macher bei Ubiq Audio sehr wohl wissen, was sie tun. Auf diesen Lautsprecher haben wir gewartet – nur wussten wir es nicht.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus oder Qobuz |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus oder Audio-gd Master 7 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll oder Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II, Clearaudio Da Vinci |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru oder Primare R-20 |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | Air Tight ATM-3 |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Shunyata Research Andromeda LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber, ifi-audio iPurifier2 |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Ubiq Audio Model One
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Durchmesser Hochtöner | 38 mm |
Durchmesser Mitteltöner | 200 mm |
Durchmesser Bass | 300 mm |
Durchmesser Schwingspulen | HT 38 mm, MT 54 mm, TT 76 mm |
Empfindlichkeit | 88 dB |
Frequenzgang im schalltoten Raum | 40 Hz bis 30.000 Hz +/- 3 dB |
Typischer Frequenzgang im Raum | 30 Hz bis 30.000 Hz +/- 3 dB |
Impedanz | 6 Ohm |
Dauerbelastbarkeit | 200 Watt |
Gewicht | 42 kg |
Abmessungen | 42 (B) x 37 (T) plus WBT x 118 (H) cm |
Gehäuse Ausführungen | schwarz, weiß oder Naturholz |
Paarpreis | 12500 Euro |
Aufpreis Sonderlackierung Paar | 595 Euro |
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | +49 69 40326292 |
Fax | +49 69 40326293 |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
Vor etwa eineinhalb Jahren hatte ich begonnen, mich mit dem Aufbau einer Streaming-Lösung rein auf Computer-Basis unter dem Betriebssystem Windows zu beschäftigen. Bei meinen vielfältigen Versuchen bin ich auf das Programm JPLAY gestoßen, das mich seit dem nicht mehr loslässt, denn JPLAY ist so ganz anders als die üblichen Programme
Das beginnt damit, dass JPLAY gleich drei verschiedene Möglichkeiten bietet, eingesetzt zu werden. Zunächst einmal kann man JPLAY im Zusammenspiel mit jedem anderen Audio-Player verwenden, der die Audio-Ausgabe über ASIO unterstützt. Hierzu wird in den Ausgabeeinstellungen des jeweiligen Programms, beispielsweise Foobar, aus der Liste der vorhandenen ASIO Geräte einfach der JPLAY Driver ausgewählt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von JPLAYmini, einem super minimalistischen Player ohne jegliche grafische Oberfläche. Man kopiert die abzuspielende Datei mittels Windows-Explorer in die Zwischenablage und drückt dann im leeren Fenster von JPLAYmini die Leertaste zum Start der Wiedergabe. Ich gebe gerne zu, dass mir dieser Modus dann doch etwas zu puristisch ist; doch in klanglicher Hinsicht liegt JPLAYmini im Vergleich zur ersten Möglichkeit klar vorne. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, JPLAY über JPLAY Streamer zu nutzen. JPLAY Streamer macht aus dem PC einen Renderer und soll bestmögliche Klangqualität mit Bedienungskomfort verbinden. JPLAY Streamer basiert auf dem OpenHome-Standard und ermöglicht die Steuerung von JPLAY mit OpenHome kompatiblen Media Controllern. OpenHome ist ein offener, von LINN entwickelter Standard für in einem Netzwerk verbundene Audio-Geräte (http://openhome.org), der auf dem UPnP Standard aufbaut und insbesondere eine bessere Zusammenarbeit zwischen Renderer und Control Point gewährleisten soll. Allerdings ist das Angebot an verfügbaren Controllern für den OpenHome-Standard (noch) sehr überschaubar.
Ungewöhnlich an JPLAY sind auch die Konzeption und daraus resultierende Detaillösungen. Es ist zwischenzeitlich unstrittig, dass im Digitalbereich exaktes „timing“ eine wesentliche Anforderung für optimale Audiowiedergabe ist. Auf einem modernen PC laufen während der Audiowiedergabe aber oft hunderte anderer Aktivitäten im Hintergrund, die das „timing“ beeinflussen. Josef Piri and Marcin Ostapowicz, die beiden Köpfe hinter JPLAY, glauben, dass ein Computer um so besser ist er für die digitale Audiowiedergabe geeignet ist, je weniger Rechenarbeit er zu verrichten hat. Ein zentraler Ansatz von JPLAY besteht folglich darin, das „timing“-Verhalten von Betriebssystem, Player und DAC-Anbindung in ihrer Gesamtheit zu optimieren. Das Thema „timing“ zieht sich wie ein roter Faden durch JPLAY. JPLAY läuft im Gegensatz zu vergleichbaren Programmen als Windows Dienst im Hintergrund. Dies ermöglicht JPLAY besseren Zugang zu einem nicht fragmentierten Hauptspeicher, da JPLAY bereits beim Start von Windows zum frühestmöglichen Zeitpunkt gestartet wird; gleichzeitig wird JPLAY dabei die höchste CPU-Priorität zugeteilt.
Das Thema „timing“ findet seine konsequente Fortsetzung in den verschiedenen Einstellungsoptionen für JPLAY. Nach Aufruf des Fensters mit den Einstellungen wird zunächst oben in der Mitte mit „Playing via“ der Weg eingestellt, den die Audiowiedergabe zwischen Audioplayer und Audio-Hardware im Betriebssystem Windows nimmt. Hier sollte man am besten die Option „Kernel Streaming“ auswählen. Kernel Streaming ist die Hardware-nächste „Audio-Ebene“ im Windows Betriebssystem und verspricht effizienteres real-time-Streaming und beansprucht geringere Systemressourcen als die Alternativen WASAPI und ASIO.
Im nächsten Schritt gilt es, die „Audio Engine“ auszuwählen. Hier stehen Classic, Xtream, ULTRAStream zur Auswahl. Alle drei Alternativen bieten bit-perfekte Wiedergabe, unterscheiden sich aber in der Art der RAM-Nutzung. Xtream und ULTRAStream erfordern unter „Playing via“ die Einstellung „Kernel Streaming“; ULTRAStream setzt zusätzlich Windows 8 oder höher voraus. JPLAY empfiehlt die Verwendung der Option ULTRAStream, die aufgrund niedrigerer Latenzzeiten und der Verwendung des UDP-Protokolls anstelle von TCP erheblich weniger Betriebssystem-Ressourcen benötigt. Ich habe in meiner Konfiguration mit Kernel Streaming und ULTRAStream die besten Erfahrungen gemacht, die klanglichen Auswirkungen dieser beiden Einstellungen sind eklatant. Für die optimale DAC-Anbindung sind „DAC Link“ und „PC Buffer“ verantwortlich. JPLAY bietet seit Version 6 eine Besonderheit, die ich so noch bei keinem anderen Programm gesehen habe und auf die Josef und Marcin besonders stolz sind. JPLAY synchronisiert sich quasi rückwärts mit dem DAC: ist normalerweise die Clock des PCs die Takt-Referenz, verwendet JPLAY genau umgekehrt die Clock des DAC als Referenz.
„DAC Link“ bestimmt, wie oft neue Musikdaten an den DAC übergeben werden. So werden bei der Einstellung ein Hertz jede Sekunde und bei 10 Hertz alle 0,1 Sekunden neue Daten an den DAC übergeben. Kleine Werte führen grundsätzlich zu einer geringeren Inanspruchnahme der CPU. Auch diese Einstellung hat erhebliche Auswirkungen auf das klangliche Ergebnis, aber auch auf die Funktionsfähigkeit an sich. So können zu kleine oder zu große Werte zu einem Stottern oder Dropouts bei der Musikwiedergabe führen. Hier hilft nur ausprobieren. „PC Buffer“ legt die Größe des Zwischenspeichers fest, aus dem die Daten an den DAC übertragen werden. Für das Verhältnis zwischen DAC Link und PC Buffer gilt, dass der PC Buffer größer sein muss als der DAC Link, also beispielsweise PC Buffer = 10s und DAC Link = 1 Hz = 1s. Ich bin nach vielem Probieren bei DAC Link = 2,5 Hz und PC Buffer = 10s gelandet.
„Throttle“ (ein/aus) reduziert die Prioritäten von allen übrigen, im Hintergrund laufenden Prozessen soweit wie möglich, ohne dabei die Stabilität von Windows zu gefährden. Im „Hibernate“-Modus werden darüber hinaus eine Vielzahl von Diensten und Jitter-verursachenden Threads abgeschaltet, so dass nur die für die Audiowiedergabe unbedingt notwendigen Funktionen des PC aktiv bleiben. Allerdings wird durch diese Einstellung der PC mehr oder weniger lahmgelegt und kann praktisch nicht mehr vernünftig bedient werden. Richtig Sinn macht für mich diese Einstellung deshalb nur in Verbindung mit einem weiteren Feature von JPLAY, dem dual PC Setup.
Hiermit ist eine Konfiguration gemeint, bei der zwei PCs über eine LAN-Verbindung miteinander verbunden sind. Auf dem ersten, als Control-PC bezeichneten Rechner läuft der Renderer (JPLAY Streamer), der die Musikdaten verwaltet. Die einzige Aufgabe des zweiten, als Audio-PC bezeichneten Rechners besteht darin, die „fertigen“ Musikdaten zu empfangen und über die USB-Schnittstelle an den DAC weiterzureichen. Alle rechenintensiven Vorgänge, wie Laden, Decodierung und Verarbeitung der Daten werden mit diesem Konzept vollständig vom Audio-PC isoliert. Der Audio-PC kann dann bei der Wiedergabe über den Control-PC automatisch in den „Hibernate“-Modus geschaltet und damit vollständig für die Musikwiedergabe optimiert werden. Gleichzeitig bleibt die Bedienbarkeit des Gesamtsystems uneingeschränkt erhalten, da Steuerung und Streaming über den Control-PC erfolgen.
Für den Hörtest kamen zwei Laptops mit Windows 10 zum Einsatz, die direkt über ein LAN-Kabel miteinander verbunden waren. Diese Art der Verbindung war im laufenden Betrieb insbesondere im Zusammenspiel mit dem „Hibernate“-Modus deutlich stabiler und klanglich besser als eine Verbindung der beiden Laptops über den Router; nur auf diese Weise ist der Audio-PC auch wirklich vom übrigen Netzwerk isoliert. Damit der Control-PC weiterhin auf mein Audio-Netzwerk zugreifen konnte, habe ich ihm eine zweite Netzwerkkarte spendiert. Damit konnte ich als Quelle den Melco N1A verwenden. Als Controller auf meinem iPad lief das kostenlose Kazoo von Linn. Als DACs kamen abwechselnd der PS Audio DirectStream DAC oder der M2Tech Young zum Einsatz.
Im praktischen Betrieb ist zu beachten, dass JPLAY Streamer PCM-Daten ausschließlich im WAV-Format und DSD-Daten (DFF und DSF) im DoP-Standard (DSD over PCM ) akzeptiert. Auch hier sind Josef und Marcin konsequent, auch wenn ich mir zusätzlich die Verarbeitung von AIFF gewünscht hätte, zumal MinimServer für dieses Format im Gegensatz zu FLAC keine Umrechnung anbietet. Nach vielen Stunden des Hörens seht für mich fest: eine besondere Stärke von JPLAY Streamer ist die räumliche Darstellung, genauer gesagt die Fähigkeit, Instrumente und Stimmen realistisch in einem Raum zu platzieren. Bis zu JPLAY Streamer empfand ich die Wiedergabe über einen Computer oft als etwas flach und zweidimensional angelegt. Die Tiefe und Auflösung komplexer Strukturen großer Orchester gelingt mit JPLAY Streamer besonders eindrucksvoll. Im „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) ist der Konzertflügel perfekt in das Orchester integriert, bleibt aber auch in Forte-Passagen stets klar abgegrenzt von den anderen Instrumenten, so dass dessen Abbildung geradezu dreidimensional wirkt. Im „Concierto Andaluz for 4 Guitars and Orchestra“ von Joaquin Rodrigo spielen die vier Romeros wie aus einem Guss, gleichzeitig bleibt die Virtuosität jedes Solisten für sich hörbar, gefühlvoll begleitet und eingerahmt vom Orchester Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marriner (Joaquin Rodrigo: Complete Concertos for Guitar and Harp – Philips Classics). Bei „The Man Who Sold The World“ in der Interpretation von Claire Martin mit interessanten Jazz- und Tango-Elementen (Linn Records FLAC Studio Master) stehen Sängerin und Begleitinstrumente klar gestaffelt im Raum; dennoch zerfällt die Wiedergabe nicht in einzelne Details, sondern bleibt immer auch in ihrer Gesamtheit unglaublich geschlossen. Dies liegt sicherlich zu einem guten Teil auch an der wunderbaren Klarheit der Wiedergabe, die niemals scharf oder hart ist.
Während meiner Beschäftigung mit JPLAY habe ich mich öfter gefragt, welche Maßnahmen die Wiedergabe noch weiter verbessern könnten. Ich habe diese Frage natürlich auch Marcin von JPLAY gestellt. Dessen Erfahrung ist, dass nahezu alle Teile eines PCs Einfluss auf den Klang haben: Netzteil am Besten linear, für Motherboard und CPU idealerweise spezielle Serverboards und stromsparende XEON Prozessoren, RAM und Festplatten in spezieller Industriequalität und so weiter. Mit meinen beiden Laptops stoße ich da gerätebedingt schnell an Grenzen. Die mir von Marcin ans Herz gelegte spezielle JCAT USB-Karte konnte ich leider nicht verwenden.
Immerhin laufen meine PCs bei der Musikwiedergabe nun immer im Batteriebetrieb statt mit den Schaltnetzteilen. Und ich habe meinen DAC mit dem JCAT USB-Kabel an den Audio-PC angeschlossen und zwischen Control-PC und Audio-PC kommt das JCAT Reference LAN-Kabel zum Einsatz; beide Kabel hatte mir Marcin ebenfalls zum Test zur Verfügung gestellt.
JCAT ist eine Sub-Marke von JPLAY, unter der Hardware-Komponenten für Computer-Audiophile angeboten werden. Das JCAT USB-Kabel besteht aus mehradrigen miteinander verflochtenen Litzen aus versilbertem Kupfer. Die Kabelisolierung ist aus Teflon und die Kabelimpedanz beträgt exakt 90 Ohm gemäß USB-Standard.
Im „Klavierkonzert in A-Moll“ gewinnt das Klangbild mit dem JCAT USB-Kabel nochmals deutlich an Räumlichkeit. Die Abbildung der einzelnen Instrumente sowohl in der Breite als auch in der Tiefe ist präzise und in der Größe natürlich. Die Anschläge der Gitarristen im „Concierto Andaluz“ werden dynamisch und prägnant, aber ohne falsche Härte wiedergegeben. Die Stimme von Claire Martin kommt herrlich klar und realistisch. Ich führe das auf die hervorragende Ausgewogenheit zwischen der Wiedergabe einzelner Details und wunderschön abgerundeten Klangfarben im Mittenbereich zurück. Die Basswiedergabe in „Don't Stop“ von Fleetwood Mac (Rumours 96kHz/24bit) empfinde ich als sehr kraftvoll und klar gezeichnet. Die Klangcharakteristik des Kabels ist in seiner Gesamtheit weder warm oder breit noch kühl, sondern im besten Sinne neutral.
Das JCAT Reference LAN-Kabel entspricht dem Gigabit Ethernet Standard und ähnelt im Aufbau dem USB-Kabel: besonders feine, mehradrige, dreifachgeschirmte Litzen aus versilberten Kupfer. Die Stecker sind doppelt abgeschirmt und sehr stabil.
Hier erwartete ich in klanglicher Hinsicht nicht allzu viel, da ich bisher ein gutes CAT 7 Standardkabel verwendete und es sich ja um eine LAN-Verbindung handelt, der nachgesagt wird, nicht besonders empfindlich auf unterschiedliche Kabel zu reagieren. Der größte Unterschied bei Verwendung des JCAT Reference LAN-Kabels lag in der deutlich größeren Transparenz und Klarheit. Das Kabel hinterließ auch einen volleren und klangfarbenreicheren Gesamteindruck als meine Standardstrippe. Ich war ziemlich überrascht, überhaupt einen Klangunterschied zu hören. Dass dieser dann auch noch so deutlich ausfiel, hatte ich nicht erwartet. Um sicher zu gehen, habe ich das JCAT Reference LAN-Kabel dann auch noch zwischen dem Melco N1A und der PS Audio Bridge II im PS Audio DirectStream DAC eingesetzt. Die klanglichen Ergebnisse waren die gleichen. Diese Erkenntnisse decken sich in auffallender Weise mit den Erfahrungen, die Dirk Sommer mit verschiedenen LAN-Kabeln von Audioquest gemacht hat. Abschließend stelle ich fest: Ja es geht! Bereits mit zwei sorgfältig optimierten Standard-PCs kann eine Streaming-Lösung mit JPLAY Streamer auf absolutem TOP-Niveau spielen. Ich würde zu gern wissen, was da mit richtig guter Hardware noch geht. Die beiden JCAT Kabel harmonieren ganz wunderbar mit JPLAY, aber auch getrennt haben sie bei mir einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.
Gehört mit
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Computer | Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10 Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10 |
Audioplayer | JPlay 6.2 |
D/A-Wandler | PS Audio DirectStream DAC, M2Tech Young |
Vorverstärker | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul |
Herstellerangaben
JPLAY
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Voraussetzungen | Windows 10/8/7/Vista is required (XP is not supported) Windows 10/8 64-bit or W2012 server is highly recommended for best results Minimum 2GB of RAM are required 4GB recommended (for HiRez and Xtream playback engine) Network adapter (Ethernet or WiFi) Kernel Streaming/WASAPI/ASIO capable audio interface (DAC) External DAC connected via USB recommended for best results Minimum dual-core CPU Quad-core is recommended for best sonic results |
Testversion | Trial version is free and fully-functional apart from occasional inserted silence |
Lizenz | 32 Bit und 64 Bit Version valid for whole family; any family member is free to enjoy JPLAY on any computer they own |
Updates | Free lifetime updates |
Support | Premium support directly from the authors |
Bonus | Alternative build |
Preis | 99 Euro |
Herstellerangaben
JCAT USB Cable
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Preis | 349 Euro für 1 m (299 Euro für JPLAY Kunden) |
Herstellerangaben
JCAT Reference LAN Cable
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Preis | 499 Euro für 1 m (449 Euro für JPLAY Kunden) |
Vertrieb
JPLAY
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Anschrift | Rymarska 45/1 53-206 Wrocław Poland |
Web | jplay.eu |