Mehr als die Hälfte dieser Zeit habe ich in der Hifi- und Musik-Industrie verbracht. Und warum ist dies überhaupt wichtig, wenn es um den VPI Traveler Plattenspieler geht? Ich habe Harry Weisfeld, den Gründer und Chef der Firma VPI kennengelernt, als ich als junger Punker bei Pearson Publishing – damals der Verlag von Absolute Sound, The Perfect Vision, Films In Review und anderen Magazinen, die ich vergessen habe – am Telefon saß. Etwa ein Jahr später habe ich für Harry Pearson Anlagen aufgebaut, eine ziemlich schwierige Aufgabe, gelinde gesagt, für einen jungen Kerl, der nur wusste, dass er Musik und guten Klang liebte. Harry Weisfeld war einer der ersten High-End-Hersteller, den ich traf, und er beurteilte mich nicht einfach nur nach meinem Alter. Glauben Sie es oder nicht, da gab es einige Hersteller und Vertriebe, die glaubten, dass ich, nur weil ich jung war, mich nicht wirklich für das gesamten Hifi-Thema interessierte. Man, lagen die falsch.
Harry Weisfeld nahm sich die Zeit, mir die grundlegenden Plattenspielereinstellungen zu erklären. Er erklärte mir Dinge wie den VTA, den vertikalen Abtastwinkel, und wie sie sich auswirkten. Zudem muss ich Ihnen noch mitteilen, dass der Traveler zu Ehren von Harry Weisfelds verstorbener Frau Sheila gebaut wurde. Ob ich glaube, dennoch völlig objektiv sein zu können? Ehrlich gesagt: Nein. Ich kann Ihnen jedoch versprechen, dass ich Harry Weisfeld angerufen und es ihm gesagte hätte, wenn mir der Traveler nicht gefallen hätte. Ich hätte auch den Test abgebogen. Ich hätte gesagt – und geglaubt –, das jemand anderes zweifellos etwas anderes gehört und gemocht hatte, das mir entgangen ist. Alle Arten der Kunst sprechen Menschen auf unterschiedliche Art an. Ich weiß nicht, wie Sie dazu stehen, aber das Gesagte gibt Ihnen einen Eindruck davon, wie sehr mir die gesamte Hifi-Szene am Herzen liegt und die Menschen voller Gutem Willen, die hart dafür arbeiten, sie am Leben zu halten.
Glücklicherweise mag ich den VPI Traveler Plattenspieler sehr gern, so dass ich mich mir um die zuvor geäußerten Bedenken keinen Kopf machen muss. Das Wiederaufleben des Vinyls ist eine fantastische Sache: Es macht die Leute hungrig auf besseren Klang. Ich starte hier keine Kampagne für Vinyl – ich selbst höre auch Musik aus dem Netz –, aber scheinbar verbindet alles Analoge die Menschen tiefer mit ihrer Musik. Wir sind schließlich analoge Lebewesen. Sie glauben gar nicht, wie vielen Menschen ich das erklären musste, wenn ich ihnen die Idee nahebringen wollte, einen besseren Wandler für ihren Computer oder ihr iPhone respektive iPad zu nutzen. Wir leben in einer digitalen Welt, in der das Wort so tief im Lexikon der populären Kultur verwurzelt ist, dass wir manchmal vergessen, dass wir keine Einsen und Nullen verarbeiten! Egal mit welch coolem technischen Spielzeug wir auch immer abrocken – sei es ein iPhone, iPod oder ein Android-Smartphone –, wenn wir das Audio-Signal wahrnehmen, ist es schon längst wieder ins Analoge gewandelt worden, damit unser Gehirn die Informationen aufnehmen kann.
Analog ist die natürlichste Quelle. Daran, denke ich, kann es keinen Zweifel geben. Moment mal, es geht hier schließlich um High-End-Audio. Und deshalb wird es sicherlich Widerspruch geben. Aber wen stört's?
Quintessenz: Der VPI Traveler bewirkt bei mir das, was ein großartiger CD-Player oder DAC oder auch ein großartiger Kopfhörer wie der Audeze LCD-3 – der Test folgt in Kürze – bewirkt haben: In den beiden Wochen nach der Messe in Newport habe ich mehr Musik gehört als im vergangenen Monat, und dabei bin ich ein Musiksüchtiger. Ich höre den ganzen Tag, und sogar auch, wenn wir schlafen. Wie dem auch sei: Typischerweise höre ich zu etwa 80 Prozent der Zeit Digitales von meinem Computer per DAC und den Rest Vinyl. Seit ich aber den Traveler hier für den Test stehen habe, änderte sich das Verhältnis auf etwa 50/50. Ich wühle mich durch meine, wie ich gern zugebe, nicht gerade große Plattensammlung – ein paar hundert Platten – und höre Sachen, die ich seit Jahren nicht mehr aufgelegt habe. Und genau das macht meiner Meinung nach eine großartige Audiokomponente aus: Sie hilft dir, diese magische Beziehung zur Musik aufzubauen. Während du hörst, denkst du an die Menschen in deinem Leben, die Orte, an denen du warst, empfindest Trauer und ungetrübte Freude. Ich denke, Sheile Weisfeld schaut gerade lächelnd herab.
In Ordnung, ich weiß schon, dass ich um ein bisschen Technik nicht herumkomme, wenn ich über einen Plattenspieler schreibe. Die traurige Wahrheit ist, dass ich meine Zeit lieber mit Musikhören verbracht habe. Aber wir tun, was wir tun müssen, um die Rechnungen zu bezahlen. Stimmt's? Wie zum Beispiel Hifi-Geräte hören und darüber scheiben, ein harten Leben. Ernsthaft: Bei Geräten wie diesem wünschte ich, ich könnte das hauptberuflich machen! Der VPI Traveler ist die perfekte Wahl für all jene, die ihre Vinyl-Scheiben mehr genießen möchten und bisher nur einen billigen Allerweltsplattenspieler hatten. Mit 1750 Euro ist der Traveler nach allgemeinem Verständnis nicht billig, aber das Verrückte ist – und die High End Audio Industrie ist ein wenig verrückt – für High High End Standards sind 1750 Euro billig. Wahrscheinlich wäre „erschwinglich“ hier das passendere Wort, um den Qualitäten des Plattenspielers gerecht zu werden. Auch wenn ich VPI damit einen Bärendienst erweise, muss ich sagen, dass ich den Klang des Traveler dem meines doppelt so teuren Scout vorziehe. Ich will nicht sagen, dass das Auflösungsvermögen identisch ist. Ich denke schon, dass der Scout noch ein wenig mehr Ruhe mitbringt. Aber die Leistung, die man beim Traveler für's Geld bekommt, ist – um es mal in Jugendsprache zu sagen – pretty freaking studpid!
Dieser Plattenspieler ist die perfekte, minimalistische Verschmelzung von Form und Funktion. Das Chassis besteht aus Aluminium und Acryl mit konischen Füßen, die zur leichten Ausrichtung höhenverstellbar sind. Der Aluminium-Plattenteller ist mit Edelstahl bedämpft. Der Traveler wird mit einem kardanisch gelagerten, wechselbaren 10-Zoll-Arm geliefert, der den Aufbau zum Kinderspiel macht. Da gibt es nichts zu meckern. Der Teller wird über einen Riemen von einem geräuscharmen Motor angetrieben, der mit 600 Umdrehungen pro Minute läuft und im Chassis montiert ist. Um von 45 zu 33 Umdrehungen pro Minute zu wechseln, braucht man lediglich den Riemen von einer zur anderer Rille des Pulleys auf der Motorachse zu bewegen. In wenigen Minuten hatte ich mein privates Referenzsystem, ein Ortofon 2M Blue installiert und wir begannen sofort zu hören. Um das gesamte analoge Front-End preisgünstig zu halten, verband ich den Traveler mit meiner batterie-gespeisten Ray Samuels F-119 Nighthawk Phonostufe – John Zureks Test finden Sie hier – und zwar mit einem Meter Black Cat Cables Morpheus NF-Kabel. Die sind eine Sensation für den Preis von 125 Dollar: Ich kenne kein anderes NF-Kabel, das den musikalischen Qualitäten des Morpheus nahe kommt und unter 400 oder 500 Dollar pro Meter zu haben ist. Die Kabel harmonierten perfekt mit dem Traveler. Der hat übrigens hinten auf dem Chassis montierte Cinchbuchsen als Stereo-Ausgang. Auch hier ist eine einfache Lösung die beste. Nun noch ein paar technische Fakten, wie man sie auf www.vpiindustries.com/table-traveler.htm findet:
Gleichlaufschwankungen | weniger als 0,02% |
Rumpel-Abstand | größer als 80 dB |
Abweichung von der Nenndrehzahl | unter 0,1% |
Gewicht | 11 kg |
Tellerunwucht | unter 0,08 mm |
Einen ersten Eindruck verschaffte ich mir mit James Blakes „Limit To Your Love“ auf einer 25-Zentimeter-Scheibe mit 45 UpM und die kam flüssig und stimmig rüber. Die gemeine, trällernde TB-303 Basslinie erschütterte den Raum, dennoch war der Tiefbass kontroliert. Das haute mich um! Dann legte ich Radioheads In Rainbows-LP (nicht die beste Pressung, aber auch nicht die schlechteste) auf den Plattenteller: „Nude“ ist mein Lieblingstrack auf dieser Scheibe und es klang warm und gut strukturiert – genauso wie ich es gewohnt bin.
Als nächstes legte ich dann meine neue Testplatte auf: Dusty in Memphis als QRP-Pressung. Bravo an Chad Kassem und seine Gang (die die Platte neu aufgelegt haben)! Der Sound triefte vor Soul, und die Bläser und Streicher kamen sehr üppig und plüschig. Die Bühne und der Raum rundherum waren sehr groß. Man konnte die Luft im Saal und um die Instrumente herum fühlen. Dusty Springfield klang wie auf vielen Spitzenanlagen und ich hatte das Gefühl, Arif Mardin, der Ko-Produzent und Arrangeur der Streicher und Bläser auf dieser Platte, wäre auf diese Art der Wiedergabe stolz gewesen. Meine anderen Favoriten auf dem Traveler waren Jack Whites Blunderbuss, eine durchgängig analoge Aufnahme, und Attack & Release von den Black Keys. Peter Gabriels Scratch My Back (Classic Records Pressung) ist eine unglaublich ruhige Scheibe, die einem erlaubt, sich in der Musik zu verlieren. Ich glaube ich habe mit dieser LP mehr Zeit verbracht als mit jeder anderen. Peter Gabriels getragene Cover-Version von Paul Simons „Boy In The Bubble“ ist eine hinreißende und einzigartige Interpretation, die wirklich aufzeigen kann, was ihre analoge Anlage richtig macht – oder aber falsch! Aber als ich die Platte mit dem Traveler gehört habe, dachte ich keine Sekunde an all das. Da waren nur Peter Gabriel und ich im Raum, und das ist was ich möchte. Es ist das höchste Ziel, wenn ich mit meiner Anlage Musik höre, alles Equipment, die Racks und den Raum zu vergessen und sich in der Bilderwelt der Klänge zu verlieren. Und das ist dem Traveler in der Kette einfach.
Ich werde dieses Testgeräz nicht mehr hergeben. Ich denke, das sagt mehr als jede hochgestochene Formulierung, die ich mir ausdenken könnte, um zu beschreiben, wie sehr ich diesen kleinen Plattenspieler mag. Es ehrt mich, über ein Produkt einer Firma schreiben zu können, mit deren Grundlagen mich ein lange Geschichte verbindet. Und deshalb stellte ich sehr hohe Erwartungen an den VPI Traveler. Und er übertraf sie alle und zwar in der Art, dass ich noch immer nach Platten greife und den Staub von ihnen wegblase, um sie zu hören. Ein höheres Lob kann ich dem Plattenspieler nicht aussprechen. Wenn Sie Vinyl mögen und nach einem Plattenspieler mit besserer Durchzeichnung suchen, suchen Sie nicht weiter. Der VPI Traveler ist es. Sie bekommen einen Teil der VPI-Magie zu einem Bruchteil des vorher üblichen Preises: Es ist, als kaufte man Gold zum Preis von Silber. Viel Spaß beim Hören!
Preise in Deutschland | |
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Travler Black | 1750 Euro |
Travler Rot, Blau, Silber | 1890 Euro |
VERTRIEB H.E.A.R. GmbH | |
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Anschrift | Rappstrasse 9 A 20146 Hamburg |
Telefon | 040 413 55 882 |
Internet | www.h-e-a-r.de |
Wie die Leser von Positive Feedback aus meiner Ankündikung unserer Kooperation und die Leser von hifistatement.net bestimmt wissen, betreibe ich zusammen mit meiner Gattin ein kleines Schallplattenlabel mit dem Namen sommelier du son – ja, wir produzieren wirklich noch Schallplatten aus Vinyl. Dafür verwenden wir aber keine bekannten Aufnahmen, die wir dann als Reissue neu herausbringen. Wir nehmen Konzerte zeitgenössischer Musiker selbst mit Tonbandmaschinen auf, verzichten möglichst auf jedes Mastering und lassen die Mitschnitte dann auf Lackfolien zur Plattenproduktion überspielen.
Mehrspuraufnahmen verbietet sich dabei aus wirtschaftlichen Gründen: Wollte man wie auf dem Höhepunkt der Analogtechnik bis zu 24 Spuren – von den heute durchaus gebräuchlichen 96 Kanälen wagte damals niemand auch nur zu träumen – mit der üblichen Studiogeschwindigkeit aufzeichnen, belaufen sich allein die Materialkosten auf über 300 Euro – für 15 Minuten. Dem steht dann leider eine im Vergleich zu früher doch recht überschaubare Auflage der zu produzierenden Scheiben gegenüber. Aber der Verzicht auf die Mehrspurtechnik sollte keinesfalls als Nachteil verstanden werden: Wie in der Vor-Beatles-Ära muss man „nur‟ wie damals während des Konzertes die Signale aller verwendeten Mikrofone im richtigen Lautstärkeverhältnis auf den rechten und linken Kanal verteilen. Das hat allerdings den Nachteil, dass jeder noch so kleine Fehler – sei er nun künstlerisch oder technisch – auf dem Zwei-Spur-Band verewigt ist und sich nachträglich nicht mehr korrigieren lässt.
Eine der schönsten Melodien des Albums, „Trace of Grace“ haben ich hier für Sie ausgewählt und vom analogen Mastertape einmal auf eine Nagra LB und einmal auf einen Tascam DV-RA1000HD überspielt. Die Nagra wandelte den Song in eine 24-Bit-192-Kilohertz-Datei, die ich auf dem iMac mit SonicStudios Mastering-Programm soundBlade auf den Normpegel gebracht habe. Das Ergebnis können Sie als 24/192-File herunterladen. Für den Fall, dass Ihr Wandler lediglich CD-Qualität verarbeitet, habe ich den Song – ebenfalls mit soundBlade – heruntergerechnet. Der Tascam wandelte die Musik in dsd-files, bei denen ich dann mit Korgs AudioGate lediglich den Anfang- und Endpunkt getrimmt habe. Positive Feedback und Hifistatement wünschen Ihnen viel Vergnügen: Sei es beim Vergleich der Formate oder beim Genuss der wunderbaren Musik!
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Bevor ich mir einen kleinen Rückblick erlaube, lassen Sie mich kurz das „nahezu“ im Vorspann quantifizieren: Dem Simplicity gelingt es nicht, das Tonabnehmersystem auf einer Geraden über die Platte zu führen. Wir bewegen uns auf dem Feld der exakten Geometrie und da ist eine Gerade nun einmal eindeutig definiert. Micha Huber, Inhaber der Firma HiFiction und Entwickler der – wie gesagt nahezu – tangential abtastenden Thales Drehtonarme, gibt dann auch bis auf die dritte Stelle nach dem Komma den Winkel an, in dem sich ein Tonabnehmer im Simplicity vom Ideal der Geraden entfernt: 0,008 Grad. Wem diese Abweichung Kopfzerbrechen bereitet, der möge sich einmal über die Exaktheit der digitalen Schallspeicherung und -reproduktion Gedanken machen.
Die 0,008 Grad verursachen mir keinerlei Unbehagen. Dies stellt sich aber unweigerlich ein, wenn ich bei einem Produkt, das ich lange Zeit für perfekt gehalten habe, plötzlich doch eine, wenn auch noch so kleine Schwachstelle zeigt. So gehörte für mich lange Zeit die LumenWhite DiamondLight mit ihrem tonal stimmigen, derart unauffälligen – dass man versucht sein könnte, ihn natürlich zu nennen – Hochtonbereich zu den in ihrer Art perfekten Komponenten. Hörner oder Ein-Wege-Konstruktionen haben natürlich andere Meriten. Doch seit ich nun schon geraume Zeit die Acapella Violon MK VI für einen Test einspiele, werde ich dabei von deren Ionen-Hochtöner mit einer Wiedergabe verwöhnt, die die der LumenWhite ein wenig farblos wirken lässt. Meine Begeisterung für die DiamondLight hat dadurch einen leichten Knacks bekommen.
Nicht anders ging es mir mit meinem leider unerreichbaren Traumtonarm, dem Continuum Cobra – womit wir uns unserem eigentlichen Thema schon wieder ein Stückchen weiter annähern. Der Cobra macht zwar aufgrund seiner Breite die Justage eines jeden Tonabnehmers zwar zur Qual, fügt dem Klang der Platte aber so wenig – nenne ich es mal – mechanische Artefakte hinzu, dass man sich unwillkürlich an ein Mastertape erinnert fühlt. Der Continuum Arm blieb aber nur solange das Objekt der Begierde, bis er einige Zeit gemeinsam mit dem ersten Thales-Arm, der heute unter dem Namen „Thales original“ firmiert, auf meinem LaGrange Laufwerk verbrachte: Zwar stellt der Cobra auch die filigrane Kreation Micha Hubers in puncto „Natürlichkeit“ in den Schatten, musste sich auf den letzten zwei Zentimetern in Richtung Plattenlabel aber geschlagen geben, wenn es um Sauberkeit der Abtastung und Stabilität der Raumabbildung geht. Diese Erfahrung lässt es mich viel leichter verschmerzen, dass ein Cobra weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten liegt. Seit diesem Vergleich steht für mich aber auch fest, dass ein noch so gut gemachter konventioneller Drehtonarm nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann – zumindest, wenn die effektive Länge lediglich neun Zoll beträgt. So genial die Konstruktion des Thales original auch immer sein mag, für den Testbetrieb drängte er sich nicht auf: Das beginnt schon mit der effektiven Masse von nur zwölf Gramm, die für Tonabnehmer wie das AirTight PC-1 Supreme oder die großen Lyras ein bisschen niedrig liegt. Zudem lädt die ebenso filigrane wie nicht eben mal mit links einzustellende Konstruktion nicht zu häufigen Tonabnehmerwechseln ein. Da wirkt der Simplicity deutlich alltagstauglicher: Zwar bewegt er sich mit seiner Masse von 19 Gramm eher am oberen Rand des Spektrums. Seine kompakte Bauform und die relativ einfache Justage des Tonabnehmers im Arm und des Arms auf dem Laufwerk machen ihn auch für jemanden attraktiv, der doch hin und wieder verschiedene Abtaster hören möchte.
Beim Simplicity wird das Headshell, das drehbar an einem Aluminiumrohr befestigt ist, von einem zweiten Alurohr, das neben dem ersten verläuft, so verstellt, dass die Nadel des Tonabnehmers an jedem Punkt ihres Weges so gut wie ohne Fehlspurwinkel in der Rille steht. Da sich die Abstände der beiden Rohre über den Radius der Platte ändern und sich die Arme am Lagerpunkt bei der Bewegung zur Auslaufrille hin immer näher kommen, mussten die Aluminiumrohre an den beiden einander zugewandten Seiten abgeflacht werden, um die nötige Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Sie ändern über die Länge also fast kontinuierlich ihren Querschnitt. Die Verwendung von zwei Armrohren dieser Form gibt Micha Huber die Möglichkeit, ihre Resonanzfrequenzen so aufeinander abstimmen zu können, dass die daraus resultierenden niedriger liegen sollen als bei jeder Konstruktion mit nur einem Rohr. Die Qualität der Lager des Simplicity steht der des Topmodells des Hauses in nichts nach: Hier kommen sechs hochpräzise Rubin- und vier subminiatur Kugellager zur Anwendung, die geringstes Spiel und eine minimale Reibung sicherstellen sollen. Um die Reibung der Stahlstifte in den Rubin-Lagerschalen gering zu halten, setzt Micha Huber in den Lagern für die horizontale Bewegung der beiden Rohre sich abstoßende Magnete ein. Sie kompensieren einen Teil der Kraft, die sonst zur Gänze auf Rubin und Stahlstift wirken würde. Die gesamte Lagereinheit ist also noch ein wenig aufwändiger ausgeführt, als man ihr von außen ansieht. Ebenfalls nicht ins Auge fallen weitere Magnete in den Gegengewichten der beiden Armrohre, die die Antiskating-Kraft erzeugen. Da sich die Kröpfung durch die Drehung des Headshells auf seinem Weg zum Label hin verringert, nimmt dabei auch die daraus resultierende Skatingkraft ab. Dadurch, dass sich die Magnete zur Erzeugung der Gegenkraft in den beiden Gegengewichten der Armrohre befinden, die ihre Position zueinander auf dem Weg des Armes in Richtung Plattenmitte ändern, variiert auch die Antiskating-Kraft entsprechend.
Die richtige Position des Armes auf einem Laufwerk lässt dank der Armaufnahme mit ihren Langlöchern und der mitgelieferten Lehre sehr bequem finden. Die Lehre hilft bei Laufwerken mit wechselbaren Tonarmbasen wie dem LaGrange auch, eine zuvor bereits penibel justierte und dann vom Plattenspieler entfernte Arm-System-Kombination in kürzester Zeit wieder richtig auf dem Chassis zu positionieren – ein nicht unbeträchtlicher Vorteil für alle experimentierfreudigen Analogfans. Nicht ganz so einfach geht der Wechsel zweier Systeme vonstatten: Hier müssen die Höhe des Armes, das Auflagegewicht und die Stellung die Exzenterscheibe am Hauptgegengewicht, die trotz der Relativbewegung der beiden Gewichte zueinander dieselbe Auflagekraft am äußeren und inneren Radius des abspielbaren Bereich der Platte garantiert, verändert werden.
Die Tonabnehmer selber können auf einem der beiden zum Lieferumfang gehörenden Systemträger vormontiert werden. Der Systemträger samt Tonabnehmer wird seitlich in das drehbare Headshell eingeschoben und mit einer Madenschraube exakt in die vorherbestimmte Position gebracht. Die austauschbaren Systemträger haben aber noch einen weiteren Vorteil: Sie lassen sich in eine aus massiven Aluminium- und Plexiglas-Platten gefertigte Lehre schieben, in der dann der Tonabnehmer mit Blick auf den Nadelträger justiert werden kann. Dieses Verfahren stellt die mechanisch ausgereiftere Version der bei den Graham-Armen üblichen Justage-Methode dar: Die ideale Position für den Abtaster wird anhand der Nadel und des Nadelträgers einstellt. Man muss sich nicht länger an den Gehäusekanten des Tonabnehmers orientieren, über deren Ausrichtung zum Nadelträger man ja nur spekulieren kann.
Für die Befestigung des Tonabnehmers im Systemträger können lediglich die mitgelieferten Schrauben mit flachem Kopf verwendet werden, selbst die Verwendung von Unterlegscheiben verbietet sich, da dann der Systemträger nicht mehr ins Headshell passt. Die extrem glatte Oberfläche des Systemträgers und der Verzicht auf Unterlegscheiben haben aber einen Nachteil: Zwar kann man den Tonabnehmer ohne großen Aufwand in seine Position bringen, dazu müssen die Schrauben aber noch recht locker sitzen. Dreht man dann die Lehre samt Systemträger und Tonabnehmer, um die Schrauben festzuziehen, neigt der Tonabnehmer dazu, sich wieder aus der zuvor gefundenen Position zu bewegen. Diesem kleinen Schwachpunkt dieses ansonsten vorbildlichen Justage-Konzeptes kann aber mit ein oder zwei Kügelchen BluTack begegnen, die man während der Justage neben dem Tonabnehmer auf dem Systemträger drückt und die man nach dem Festziehen der Schrauben wieder entfernt. Die gesamte Verarbeitung, die perfekte Aufbau- und Bedienungsanleitung, das solide Justage-Werkzeug, das einem die Sicherheit gibt, alles richtig gemacht zu haben, und die Haptik des fertig eingestellten Arms machen die Beschäftigung mit dem Simplicity schon vor dem ersten Ton zu einem wahren Genuss. Wer den Thales-Arm einmal auch nur aus seiner Ruheposition in Richtung Platte geschwenkt hat, wird auch das einzige Argument, das sich gegen diese geometrisch überlegene Lösung ins Feld führen lässt, mit einem Schulterzucken abtun: Dass die zusätzlichen Lager zu einer instabilen, mit unnötigem Spiel behafteten Konstruktion führten, die einer raschen Resonanzableitung entgegenstünde. Nein hier wackelt rein gar nichts. An der Präzision und Leichtgängigkeit der Thales-Lager kann sich die Mehrzahl der Mitbewerber ein Beispiel nehmen.
Auf dem LaGrange und mit dem gerade aus Japan von der Überholung zurückgekommenen Lyra Olympos SL verwöhnt der Simplicity den Zuhörer. Auch den Thales original hörte ich vor etwas mehr als drei Jahren mit dem recht seltenen Lyra. Und wenn mich meine Erinnerung nicht völlig im Stich lässt, entlockt der Simplicity dem Olympos noch mehr Wärme, Glanz und pralle Klangfarben, als dies der Thales mit dem leichten Magnesium-Rohr vermochte. Hier kommen erfreulicherweise alle Vorteile des wohl emotionalsten Lyras voll zur Geltung: einfach bezaubernd! Schwer zu sagen, ob dies an der höheren effektiven Masse des Simplicity liegt oder an seiner kompakteren, für äußere Einflüsse wie Luftschall weniger anfälligen Bauform. Unabhängig vom Preis steht für mich schon jetzt fest: Wenn ich die Wahl zwischen dem Thales-Topmodell und dem Simplicity hätte, bekäme letzterer einen Stammplatz auf dem LaGrange.
Als ich zur Auffrischung meiner früheren Eindrücke noch einmal den Bericht über den Thales las, stieß ich dort auf die Erwähnung einer LP, die während der letzten Jahre ein wenig in Vergessenheit geraten war: Codona 2 (ECM 1177), die früher bei keiner Beschäftigung mit analogen Komponenten fehlen durfte. Musikalisch finde ich die Scheibe heute noch ebenso ansprechend wie zuvor, lasse mich auch wieder von den Klangfarben der eher exotischen Instrumente in ihren Bann ziehen, freue mich über die anspringende Dynamik und die großzügige Raumabbildung. Meist lasse ich es bei meinem Lieblingssong „Mayline“ nach dem melodischen Teil gut sein und steige vor dem wildem, perkussiven zweiten von drei Teilen aus. Der Impuls, den Song hier auszublenden kommt mit dem Simplicity allerdings nicht auf. Trotz aller Lebendigkeit und Spielfreude fasziniert die Wiedergabe nun mit einer Schwärze und inneren Ruhe, die selbst die Schreie des Trio über dem dichten Perkussionsgeflecht genießbar macht. Dem Simplicity ist jeder Anflug von Nervosität fremd: Völlig stoisch führt er den Tonabnehmer zu Höchstleistungen – konstruktionsbedingt selbst einige Millimeter vor der Auslaufrille.
Ja ich weiß schon, mit Schwärmereien ist Ihnen nicht wirklich gedient. Und deshalb baue ich das Olympos nun in das Headshell des Kuzma 4point, positioniere den Arm exakt auf dem LaGrange und stelle dann den Überhang des Tonabnehmers ein. Leider gibt es bisher kein Chassis für das LaGrange, auf dem sich zwei neun-Zoll-Arme montieren lassen. Für die nicht allzu ferne Zukunft hat Helmut Brinkmann aber ein solches angekündigt. Die Basis mit dem recht kurzen Simplicity muss nämlich ebenso wie die mit dem Kuzma, auch wenn er deutlich länger ist, auf einer neun-Zoll-Position montiert werden. Daher komme ich nicht umhin, nicht nur den Tonabnehmer, sondern auch die Arme auf dem Laufwerk zu tauschen. Selbst wenn dies einige Zeit dauert, werden die Unterschiede zwischen den Armen deutlich: Der Kuzma verhilft dem Olympos in den untersten Oktaven zu einem Hauch mehr Druck, ohne dass der Simplicity hier ausgedünnt wirkte. Unterschiede werden bei großorchestralen Einspielungen mit Pauken deutlich, bei einem akustisch aufgenommenen Kontrabass lassen sie sich mehr erahnen. In ähnlichen Größenordnungen bewegen sich auch die Unterschiede in den Disziplinen, in denen der Simplicity die Nase vorn hat: Er erzeugt die Illusion eines minimal offeneren und größeren Raumes und lässt die Musiker einer Tick spielfreudiger erscheinen, ohne dass dieses – zugegebenermaßen sehr kleine – Plus an Lebendigkeit auch nur mit einer Andeutung von Unruhe oder gar Nervosität einherginge.
Alle zum Vergleich herangezogenen Stücke befinden sich übrigens auf der ersten Hälfte der jeweiligen Platte, so dass der Simplicity hier keine konstruktionsbedingten Vorteile hatte. Solche Tricks hat der „kleine“ Thales auch nicht nötig, um mich völlig für sich einzunehmen. Er erlaubt selbst sehr hochkarätigen Tonabnehmern, ihre klanglichen Vorzüge voll zur Geltung zu bringen. Quasi als Bonus gibt es dann noch die Gewissheit, dass die wertvollen Scheiben in geometrisch idealer Weise abgetastet werden – ohne Kompressor, Servomotoren oder starke seitliche Kräfte, die auf den Nadelträger einwirken. Den Thales original habe ich vor Jahren als Micha Hubers mechanischen Geniestreich bezeichnet. Vielleicht war das voreilig. Denn den Simplicity zeichnen zusätzlich eine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit und noch minimal höhere klangliche Qualitäten aus.
PS: Als ich im Oktober meine Nagra IV vom Service in der Schweiz abholte, habe ich am späten Nachmittag kurz bei HiFiction in Winterthur Station gemacht. Da waren zwar nur noch der Micha Huber und einer seiner Mitarbeiter in der Firma, einen Eindruck der handwerklichen Fertigung der Arme vermitteln die Bilder aber dennoch.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4point |
Tonabnehmer | AirTight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Cello Encore 50 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Audioquest Wild Blue Yonder, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN HiFiction Thales Symplicity | |
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Länge | 9 Zoll |
Effektive Masse | 19 Gramm |
Preis | ab 7300 Euro |
Garantie | 3 Jahre |
VERTRIEB Gaudios KG | |
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Anschrift | Brandhofgasse 11
A-8010 Graz |
Telefon | +43 316 337175 |
info@gaudios.info | |
Internet | www.gaudios.info |
Der Entwickler und Firmeninhaber Dan Bellity ist übrigens in der französischen Szene kein Unbekannter, im Internetmagazin „Melaudia“ sind immer wieder Berichte über ihn zu lesen. Leider nur in französischer Sprache.
Der Musikserver gehört zu einer Gerätegattung, die noch am Anfang der Entwicklung steht, aber immer mehr Liebhaber findet. Insbesondere von Leuten, die mit dem Computer auf Kriegsfuß stehen und eigentlich nur Musik hören wollen. Deshalb wird der PC nur noch zum Rippen der CDs verwendet, den Rest erledigt der Server. Aber auch das Rippen wird einem teilweise schon von den Servern abgenommen.
Einen völlig anderen Weg hat Dan Bellity mit den LaRosita Geräten eingeschlagen. Dies zeigt bereits ein Blick ins Innere des Servers. Hier erinnert nichts an eine herkömmliche Computerplatine, wie sie mancherorts gerne verwendet wird. Im Gegensatz dazu gleicht der Aufbau der Rosita eher einem Verstärkernetzteil. Dies ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs, was sonst noch alles an Ideen dahinter steckt sieht man nicht auf den ersten Blick. Die Grundvoraussetzungen für eine optimale Musikwiedergabe per Computer sind aber immer die gleichen:
Hier setzt Bellity bei seinen Überlegungen an, er hat den Server um die Apple Basisstation Airport express konstruiert. Airport ist entwickelt worden, um aus dem Programm iTunes Musikdateien streamen zu können. Und dies in einer absolut stabilen Verbindung. Nun kommt natürlich der Einwand, die stabilste Verbindung, die ich kenne, ist ein Stück Draht! Stimmt irgendwie, allerdings gab es mit Airport express während der gesamten Zeit nicht einmal einen Dropout. Der Vorteil bei dieser Lösung ist natürlich die völlige galvanische Trennung des Computers vom Wandler. Die Schaltnetzteile im Computer sind eine wunderbare Störquelle für die gesamte Anlage.
Wenn man nun die Musik von einem Notebook im Akkubetrieb streamt, existiert überhaupt keine physische Verbindung mehr zum Wandler! Die Grundidee ist natürlich nicht neu, aber die Ausführung wurde hier für High End Wiedergabe optimiert und nicht, um irgendwelche MP3 Dateien auf Lautsprecher im Badezimmer zu streamen.
Die Installation ist Mac typisch – Microsoft Fans weghören – einfach und problemlos. Zudem kann jemand, der bei dem Begriff Windows allenfalls an „Fensterln“ denkt, sich jederzeit Unterstützung vom Fachhandel holen. Nun gibt es Microsoft Fans, die bei dem Wort Apple sofort einen Hautausschlag bekommen; aber keine Sorge, das System funktioniert natürlich auch mit einem PC.
Neben einem Wireless Netz vom Internet-Router (WLAN) ist also zusätzlich eine Airport Basisstation erforderlich. Diese wird zur Zeit von Apple zum Preis von 99 Euro angeboten, im Internet teilweise noch darunter. Die weitere Vorgehensweise ist einfach, die Airport-Station wird an das Stromnetz angeschlossen, meldet sich anschließend am Computer an und bildet ein neues, stabiles WLAN, in dieser Form nur zum Musikhören gedacht. Man kann natürlich die Basisstation auch direkt an den Router anschließen, womit dann sämtliche Internetfunktionen zur Verfügung stehen. Nach Einschalten der Rosita meldet sich diese an der Basisstation an und schon kann es losgehen. Der Vorgang ist in einer beiliegenden Broschüre zur LaRosita detailliert beschrieben.
Man kann – und sollte – die Performance mit einigen zusätzlichen Schritten noch erheblich verbessern. Über Einstellungen im Audio-MIDI Setup des Mac kann man die Synchronisation von der Computer Clock auf die Clock in LaRosita übertragen. Durch diesen Schritt erhält die Wiedergabe erheblich mehr Auflösung und Dynamik. Außerdem bietet die Firma zum Preis von 295 Euro ein Programm unter der Bezeichnung „Plugin“ an. Hiermit werden eben genannte Einstellungen automatisch vorgenommen, zudem benutzt das Programm nur die Oberfläche von iTunes, es soll also ähnlich wie Amarra oder entsprechende Zusatzprogramme funktionieren. Ich hatte dieses Plugin nicht zur Verfügung, weil es für OS X.10.8 und die kommende iTunes 11 Version noch nicht fertig programmiert und getestet war. Nach meinem Erfahrungen mit Amarra bei Dirk Sommer sollten sich mit einem speziellen Audioplayer aber noch deutliche Verbesserungen ergeben. Um der Sache nachzugehen, hat uns der deutsche Vertrieb von Amarra freundlicherweise eine Testversion für diesen Bericht zur Verfügung gestellt. Dazu später mehr.
Wenn man zum Rippen der CDs ein Programm wie XLD für den Mac benutzt, ist man manchmal überrascht, wie lange der Einlesevorgang dauern kann Dadurch, dass schlecht lesbare Tracks bis zu 20 Mal gelesen werden, sind drei Minuten Einlesezeit pro Track keine Seltenheit. Da stellt sich natürlich die Frage, wie macht das der herkömmliche CD Spieler, der ja diese Möglichkeit nicht hat? Letztlich muss wohl die Fehlerkorrektur einspringen.
Hierzu haben unsere französischen Kollegen ein Experiment durchgeführt. Über eine Wiederholungsschleife am CD Spieler wurde eine bestimmte Stelle mit obertonreicher Musik mehrfach hintereinander abgespielt. Dabei konnte man tonale Unterschiede bei den einzelnen Abspielvorgängen feststellen. Die gleiche Stelle über die Rosita mehrfach abgespielt ergab immer gleiche Ergebnisse. Ich habe dies anhand einer Vibraphonaufnahme ebenfalls überprüft, allerdings konnte ich sowohl über LaRosita als auch über das Ayon Laufwerk keine Unterschiede ausmachen.
Unser Testgerät heißt Beta-Connect und wird mit einem eingebauten Vorverstärkerzweig ausgeliefert. Damit kann man die Endstufen direkt ansteuern. Zusätzlich lässt sich dann die Lautstärke mit einer Fernsteuerung im Scheckkarten-Format regeln. Nun ja, eine chicere Fernsteuerung hätte das Gerät schon verdient.
Über einen Kippschalter lässt sich der Beta auch auf reinen DAC Betrieb umschalten und kann somit an die hauseigene Vorstufe angeschlossen werden. Getestet habe ich beide Varianten, die Klangbeschreibungen beziehen sich aber auf den Direktbetrieb mit der eingebauten Vorstufe. Zudem enthält die Rosita einen S/PDIF Digitalausgang, über den man seinen eigenen Wandler anschließen kann. In diesem Fall wird nur die WLAN Übertragung der Daten genutzt. Auch diese Variante habe ich natürlich ausprobiert.
Das Gerät selbst ist solide verarbeitet, durchschussfeste Frontplatten findet man hier aber nicht. Bellity hat offensichtlich mehr Wert auf die Qualität der Innereien gelegt. So gibt es zwei voneinander getrennte Stromversorgungen für den Digitalzweig und die Vorstufe. Die BHC-Elektrolytkondensatoren im Netzteil für das Digitalgerät sind mit Mica-Shuntkondensatoren gebrückt, was erfahrungsgemäß einen deutlichen Klanggewinn bringt. Auch die Nichicon-Kondensatoren im Analogteil sind von hervorragender Qualität. Überhaupt scheint man auf eine stabile Stromversorgung großen Wert zu legen. Die Schaltung hierfür ist patentiert und kann, laut Hersteller, ohne Verzögerung unbegrenzt Energie zur Verfügung stellen.
Über die Digitaleinheit erfährt man nichts, sie ist nämlich komplett vergossen. Bellity will sich hier natürlich ungern in die Karten schauen lassen. Der Block ist auf einer dicken Aluminiumplatte gelagert. Trotzdem denke ich, dass hier mechanisch gesehen noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Wie klingt es denn nun? Zunächst sollte man dem Gerät genügend Zeit geben, sich am Stromnetz aufzuwärmen. Direkt aus der Verpackung angestöpselt klingt der (die?) Rosita – wie fast jedes Gerät – nach kaltem Transistor und weit unter ihren Möglichkeiten. Nach einer angemessenen Aufwärmphase und der veränderten MIDI-Einstellung für die asynchrone Taktung über die LaRosita Clock fällt sofort eine deutlich gesteigerte Auflösung des Geschehens gegenüber vorher auf. Es geht aber noch mehr: Der Hersteller bietet zum Server passende Gerätefüße an, die man unbedingt mit verwenden sollte. Bei Geräten mit sehr hoher Auflösung neigt die Wiedergabe manchmal dazu, etwas zu körperlos zu werden, die speziellen Füße stellen hier die richtige Balance wieder her. Zudem wird ein Netzkabel angeboten, das zwar aussieht, als wäre es bei einem Bügeleisen abgeschnitten worden, das aber zusammen mit dem Beta zu einer deutlich flüssigeren Wiedergabe führt. Und das zeigt, dass sich der Hersteller seine Geräte sehr genau anhört und abstimmt.
Eine weitere, erhebliche Verbesserung der Wiedergabe erreicht man durch Einschleifen der Amarra Software. Was sich hier klanglich verändert, wurde in einem früheren Bericht von Dirk Sommer in Hifistatement bereits ausführlich beschrieben. Ich kann mich dem nur anschließen. Im Falle des Beta wird die Wiedergabe zusätzlich körperhafter und bekommt mehr Klangfarben. Und zwar so eindeutig, dass ich mit der normalen iTunes Version eigentlich nicht mehr hören möchte. Die kleinere Version, Amarra Hifi, wird zum Freundschaftspreis von 41 € plus Märchensteuer angeboten. Was sich mit dem firmeneigenen Plugin verändert, konnte ich aus oben genannten Gründen nicht testen.
Die gesteigerte Auflösung ist natürlich etwas für Großorchestrale Aufnahmen. Deshalb habe ich mir als erstes die legendäre Aufnahme von Aida mit Herbert von Karajan und den Wiener Philharmonikern ausgesucht. Die Originalaufnahme stammt aus dem Jahre 1959! Das Orchester und der riesige Chor werden mit der Rosita sehr differenziert abgebildet, der Raum macht weit nach hinten auf. Der wunderbare lirico spinto Sopran von Renata Tebaldi ist immer noch ein Traum. Und das kommt auch so rüber! Eine ihrer ganz großen Stärken waren Verdi Opern; hiermit konnte sie sich auch klar von ihrer damaligen Konkurrentin Maria Callas distanzieren. Neben der wunderbaren Stimmwiedergabe kommt hier eine weitere Stärke der Rosita zur Geltung: die fulminante Dynamik in den Fortissimo Passagen. Insbesondere mit dem Wolf von Langa Lautsprecher A100i werden der riesige Chor, die Fanfaren und Kesselpauken mit explosivem Druck wiedergegeben. Insgesamt ist diese Aufnahme ein Heimspiel für den Beta Connect. Trotzdem muss man natürlich feststellen, die Arena von Verona bekommt man nicht ins Wohnzimmer! Wobei diese Aufnahme des legendären Decca Aufnahmeingenieurs John Culshaw nicht in Verona gemacht wurde, sondern in verschiedenen Lokalitäten, deren Größe den einzelnen Szenen angepasst war. Auch das kann man deutlich hören.
Nach dem Verdi-Riesenspektakel ist natürlich interessant, was Rosita bei kleineren Besetzungen zu bieten hat. Im Gegensatz zu den oben genannten Stärken kommt es hier mehr auf die feindynamischen Schattierungen an. Gut zu hören ist dies auf der CD A Trace of Grace von Michel Godard. Hier handelt es sich um Musik von Monteverdi aus der Renaissance, teilweise aber auch um eigene Kompositionen, die stilistisch ähnlich aufgebaut sind. Godard spielt auf einem Serpent, einem Bass Instrument aus dem 16.Jahrhundert, hier ein Nachbau des Schweizer Hersteller Wetter-Berger. Was die Schwyzer so alles bauen! Wenn das Instrument auf dem Boden liegt, könnte man meinen, hier sei eine Schlange aus dem Zoo entkommen. Der Serpent macht einen tubaähnlichen Ton, der bei schlechter Auflösung der Kette wie eine strukturlose Wolke erscheint. Über LaRosita wird das Instrument kompakt und umrissen abgebildet. Von der hohen Auflösung profitiert auch der wunderbar seidige Ton der Barockvioline von Fanny Paccoud. An einer Stelle werden die a und e Saite der Violine simultan mit dem Bogen gestrichen und dissonant gegriffen, was sehr knifflig wiederzugeben ist. Das kann so weit gehen, dass man nur schwer erkennen kann, um welches Instrument es sich handelt. Auch hier macht der Beta eine sehr gute Figur, wobei man allerdings sagen muss, dass die Wiedergabe einer Violine wegen des komplexen Ausschwingverhaltens generell sehr schwierig ist. Wenn man Madame Paccoud einmal live gehört hat, dann weiß man auch, wie weit wir davon noch entfernt sind. Ein weiteres Schmankerl ist die Wiedergabe der Theorbe von Bruno Helstroffer. Hier kann man deutlich den tonalen Unterschied zu einer Gitarre heraushören, auch wenn die zusätzlichen Bass-Saiten gerade nicht gespielt werden. Helstroffer spielt hier eher dezent, um sich perfekt in das musikalische Geschehen einzufügen. Die Feinheiten seiner teilweise erfindungsreichen Anschlagstechnik werden hervorragend abgebildet. Alles in allem hochinteressante und sehr gut aufgenommene Musik; von der Gruppe gibt es übrigens auch eine LP.
Zu guter Letzt konnte ich mir einen Gag nicht verkneifen: Als nächstes höre ich mir La rosita an. Klar, wissen wir doch! Nein, ich meine den Titel „La rosita“ von der Scheibe Coleman Hawkins Encounters Ben Webster. Bean und Frog also, wie die beiden in Musikerkreisen genannt wurden. Hier begleitet von Oscar Peterson, Ray Brown und Herb Ellis. Hawkins war der Musiker, der das Tenorsaxophon für den Jazz salonfähig gemacht hat. Die Musik tendiert in Richtung Mainstream Jazz, wobei es sich bei „La rosita“ um eine schwulstige Ballade handelt, was allerdings mit dem Gerät Rosita überhaupt nichts gemein hat. Interessant ist bei dieser Aufnahme, wie gut die beiden Saxophonisten auseinanderzuhalten sind. Stilistisch spielen sie sehr ähnlich und Hawkins verzichtet bei diesem Stück auf seinen aggressiven „Growl“ mit dem er natürlich leichter zu erkennen wäre. Ich will jetzt nicht behaupten, sagen zu können, welches Blättchenfabrikat der eine oder andere Musiker benutzt hat, aber mit der hohen Auflösung der Beta ist sofort klar, welcher von den beiden Musikern gerade spielt.
Woher kommt nun diese zusätzliche Auflösung? LaRosita hat ein extrem niedriges „digitales Grundrauschen“, wie der Hersteller dies bezeichnet. Durchschnittliche CD Spieler liegen bei -70 bis -80 Dezibel, die besten Geräte bei -93 Dezibel. Der Beta kann mit bei -103 Dezibel aufwarten. Soweit der Hersteller. Es ist aber einleuchtend, dass bei einem zu hohen Rauschteppich die Mikrodetails der Musik untergehen würden.
Auch beim Beta Connect kann man feststellen, dass der eingebaute Vorverstärker den Klang maßgeblich beeinflusst. Die Darstellung hierüber ist etwas sachlicher und neutraler, aber auch ein wenig trockener im Vergleich zu dem etwas volleren und auch plastischeren Klang einer Triode. Dies ist kein Qualitätskriterium, mir geht es lediglich um die Feststellung. Letztlich eine Frage der persönlichen Präferenzen. Allerdings sollte man bei der Auswahl der übrigen Komponenten darauf achten, dass diese nicht zu sehr in die schlanke Richtung tendieren, sonst könnte es des Guten zuviel werden. Dies gilt aber in erster Linie für die Version ohne Amarra. Für hochauflösende Formate war das vorliegende Gerät noch nicht ausgelegt, dies soll aber in Zukunft über ein Update möglich sein.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Server | LaRosita Beta Connect |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET, Uchida 300B |
Lautsprecher | WVL A100i |
HERSTELLERANGABEN LaRosita Beta Connect | |
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Max. Ausgangspegel | 1,53 Vrms |
Frequenzbereich | 20 – 22000 Hz |
Ges. Harmonische Verzerrung | 0,01% |
Abmessungen (B/H/T) | 430 x 100 x 325 mm |
Gewicht | 7.2 kg |
Preis | 4198 Euro für die DAC Version 5298 Euro für die Connect Version 180 Euro Gerätefüße 180 Euro Netzkabel |
HERSTELLER dbsystem | |
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Anschrift | 5 Ave Jean XXIII 06130 Grasse, France |
VERTRIEB Aquitane-Fidelity and More | |
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Anschrift | Hornauerweg. 4 65843 Sulzbach |
info@me-geithain-audio.de | |
Internet | www.larosita.fr |
Es war meine Initiative, die Mandolin zum Test zu bestellen. Die größere Violin hat mir so gefallen, dass ich Jörg Klein vom deutschen Lawrence Audio Vertrieb fragte, ob er Interesse hätte, mir die Mandolin zur Verfügung zu stellen. Er hatte. Meine Motivation gründet sich einmal auf meine Begeisterung für die Violin und zudem auf den Gedanken, dass es schade sei, wenn ein so interessanter, hierzulande noch fast unbekannter Hersteller nur einmal bedacht wird, so nach dem Motto „einmal ist kein mal“. Eine weitere Besprechung, denke ich, wird der Marke Lawrence Audio gut tun. Denn mehr Bekanntheit im Lautsprecher-übersättigten Deutschland hat dieses taiwanesische Unternehmen nach meiner Auffassung verdient. Es gibt in der Produktlinie von Lawrence Audio mit Instrumenten-Namen neben der Violin mehrere größere Modelle. Die Mandolin ist meine Wahl, weil sie von der Bestückung her der Violin am nächsten verwandt ist und zudem mit 4800 Euro Komplettpreis für einige Leser mehr in Betracht kommen dürfte.
Wenige Wochen nach der telefonischen Anfrage bringt Jörg Klein die Lautsprecher selbst bei mir vorbei. Wir lassen sie erst einmal verpackt stehen und Jörg Klein nutzt die Gelegenheit, mir die Zilplex Klangschalen vorzustellen, über die ich im September hier auf hifistatement.net berichtete.
Als es dann ans Auspacken geht, ist meine Neugierde nicht allzu groß, da ich ja von der Violin annähernd weiß, wie die Mandolin aussieht, in der Hauptsache etwas kleiner. Doch irgendwie ist´s wie beim Striptease. Da ist ja auch klar, was gleich zu sehen sein wird, aber Mann oder auch Frau erwartet doch gespannt das Besondere, Individuelle, was so faszinierend sein kann. Ich habe Lust auf diesen Lautsprecher, dahingehend, was er musikalisch vermitteln wird. Beim Auspacken der Mandolin gefällt mir auf Anhieb ihre Größe und ihre Proportionen. Ein wesentlich zierlicherer Eindruck als bei der Violin verschafft ihr gleich meine Sympathie ob Ihrer ansprechenden Gestalt. Und die ist erst wirklich schön, sobald sie auf Ihrem schwarzen Standfuß montiert ist. Also müssen die jeweils vierteiligen Ständer zusammengebaut und mit der Mandolin zu einer Einheit verschraubt werden. An dieser Stelle wird ein konstruktiver Unterschied zwischen den beiden Modelle evident.
Während die große Violin ihre Bassreflex-Öffnung nach unten hat – entprechend ist der Ständer ausgespart – strahlt die kleinere Mandolin ihre tieffrequenten Energien durch eine rückseitige 2,5 Zentimeter hohe und etwa 12 Zentimeter breite Öffnung im unteren Teil des furnierten Gehäuses in den Raum. Also braucht sie etwas Platz nach hinten. Den wird man ihr ab sicher ohnehin schon wegen ihrer besonderen Bauform gerne zugestehen und so den akustischen Vorteil mit ihrer Eigenschaft als dekoratives Objekt im Wohnraum verbinden. Die Aufstellung bei mir wählte ich – ähnlich wie bei der Violin – frei im Raum. Auch bei der Mandolin gehören solide und verstellbare Spikes zum Lieferumfang, die sich auf meinem etwas unregelmäßigen Fliesen-Fußboden prima justieren lassen und für soliden Stand sorgen. Komplettiert werden die Spikes durch passende Unterlegscheiben mit einer mittigen Vertiefung, damit an dieser Stelle nichts verrutscht.
Die Gehäuse-Ausführung meines Test-Paares ist das braune „Cherry“. Alternativ gibt es das rötliche „Rosewood“. Gegen Einwurf entsprechender Münzen sind auch diverse Lackierungen lieferbar. Die Styling-Elemente in Gehäuse und Ständer, dekorative Nuten, sind vergleichbar mit denen der Violin. Nur, wie gesagt, alles wirkt zierlicher. Um Irritationen entgegen zu wirken: Mr. Lawrence Liao, der Musiker, Firmeninhaber und Chef-Designer von Lawrence Audio, erklärt die Namen dieser Baureihe mit seiner ihm eigenen Sympathie für Musikinstrumente im Allgemeinen. Keineswegs möchte er seine Namens-Kreationen so verstanden wissen, dass über die besondere Gehäuseform die entsprechenden Instrumente nachgebildet werden. Akustisch betrachtet ergeben die Formen dieser Modelreihe durchaus Sinn, etwa wegen entfallender paralleler Wände und deshalb vermiedener stehender Wellen und auch wegen relativ wenig reflektierender Gehäuseflächen.
Technisch ist die Mandolin der Violin absolut verwandt. Darum erlaube ich mir jetzt, von mir selber aus dem Violin-Test abzuschreiben. Dies ist ja keine Doktor-Arbeit: Es handelt sich um ein Zwei-Wege-Bassreflex-Konzept. Das aufwändige Gehäuse besteht aus hochwertigem MDF und beinhaltet zwei Systeme aus dem Hause Aurum Cantus: einen 165-Milliimeter-Tief-Mitteltöner und ein Hochton-Bändchen aus hochreinem Aluminium mit 130 mal 8,5 mal 0,01 Millimeter Membran-Abmessungen. Vor der Membran liegt zum Schutz ein feinmaschiges, beinahe transparentes Metallgitter, damit dem empfindlichen Musikanten mechanisch von außen kein Schaden zugefügt werden kann. Das Bändchen, so Lawrence Audio, ist hoch belastbar und magnetisch abgeschirmt. Die Übernahme-Frequenz zum Mittel-Tieftöner liegt bei 2,6 Kilohertz, etwas höher als bei der Violin. Bändchen-seitig fällt der Pegel mit einer Steilheit von 18 Dezibel pro Oktave ab, das untere Chassis wird mit 12 Dezibel Steilheit aus dem musikalischen Zusammenspiel genommen.
Der Aluminium Korb des Tief-Mittelon-Chassis ist der Arbeitsplatz für eine Sandwich-Membran aus Karbonfiber-Zellstoff-Karbonfiber. Der Antrieb besteht aus eine 50 Millimeter großen, aus Flachdraht gewickelten und mit Kupfer beschichteten Aluminium-Schwingspule und einem 120 mal 20 Millimeter großen Ferrit-Magneten. Somit haben wir den gleichen Antrieb wie bei der Violin bei kleinerem Membrandurchmesser. Das verspricht Schnelligkeit und Präzision. In der Frequenzweiche ist feinstes Material verbaut: Hochwertige MKP Kondensatoren gesellen sich zu Spulen aus hochreinem OFC. Metallfilmwiderstände nach Military Standard werden ebenso verwendet wie Teflon-isolierte OCC-Kabel. Beide Chassis sind in die nach oben geneigte Vorderseite des Gehäuses eingelassen. Davor befindet sich die schwarze Holzplatte mit der Schallführung für das Bändchen zur optimalen Ankopplung an den Raum.
Mein Test-Lautsprecher ist das eingespielte Vorführmodel von Jörg Klein. Wenn Sie heute eine Mandolin bestellen, erhalten Sie diese mit WBT 0703 Polklemmen, über deren Qualitäten Sie sich im Bericht von Dirk Sommer informieren können. Dieser WBT-Anschluss ist neu und in meinem Exemplar noch nicht implementiert. Daraus folgt, dass die aktuellen Mandolin wohl klanglich noch „eins drauflegen“ können.
In meinem Musikzimmer erweist sich das Kupferkabel im Vergleich zu der Silber-Legierung bei Verbindung zum Endverstärker als der stimmigere Partner für die Mandolin. Genau anders empfand ich es seinerzeit bei der Violin. Und da wären wir auch schon beim Klangcharakter der Mandolin: Eindeutig ist sie die schlankere und schnellere der beiden Geschwister. Dies ist bei der beschriebenen Bestückung und Weichen-Auslegung nicht überraschend. Eine anspringende Lebendigkeit und eine hohe Genauigkeit zeichnet die Mandolin aus. Den leicht voluminöse Klang der Violin produziert sie nicht. Aber ich vermisse ihn keineswegs, so gut er mir seinerzeit auch gefallen hat. Denn die Mandolin punktet durch Spielfreude. Beide Geschwister sind dennoch tonal recht ähnlich ausbalanciert: Vor allem die bravourösen Eigenschaften des Bändchens gleichen sich. Herrlich diese Farben, die Offenheit und das Nachklingen. Da spielt die Musikrichtung nicht die geringste Rolle. Die Mandolin gestaltet bei Rockmusik das Live-Bühnengeschehen direkter, weniger nach hinten orientiert, aber sehr räumlich. Der Bass ist schnell, sicher schlanker, aber keineswegs mager. So beeindruckt beispielsweise auch hier die dramatische Einleitung mit dem tiefen Orgelton bei Richard Strauss´ Also sprach Zarathrustra. Stimmen besitzen Körper und Präzision. Ja, was mich an der Mandolin so fasziniert dieses hohe Maß an Präzision verbunden mit einer Fülle kräftiger Klangfarben. Im Obertonbereich glänzt sie zart und öffnet den Raum. Sie ist ausgewogen abgestimmt. Meine Wochen mit der Mandolin waren musikalisch, aber auch unter optischen Gesichtspunkten ausgesprochen vergnüglich. Während der ganzen Hörzeit hatte ich nie das Bestreben, auf meine Referenz-Lautsprecher zu wechseln. Ich gebe zu, in einigen Momenten zog ich die Mandolin sogar meinen um vieles teureren, geliebten Boliden vor.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini / OS X 10.6.8 / Amarra 2.4 /Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30/Antelope Zodiac plus |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Endstufen | Spectral DMA 100 S mit Enacom, alternativ Air Tight ATM-3 |
Kabel | Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Absolute Créations Intim mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Lawrence Audio Mandolin | |
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Design | 2-Wege Bassreflex |
Frequenzgang | 45 Hz – 40 kHz |
Empfindlichkeit (2,83 V/m) | 89 dB |
Impedanz | 8 Ohm (min. 6,4 Ohm) |
Empfohlene Verstärkerleistung | 30-150 W |
Hochtöner | Bändchen aus hochreinem Aluminium, 130 mm x 8,5 mm x 0,01 mm |
Tiefmitteltöner | 165 mm (6.5″), Aluminum Korb |
Übernahmefrequenz | 2.600 Hz, -12 dB Tieftöner und -18 dB Hochtöner |
Anschlüsse | Polklemmen WBT-0703 CU |
Gehäuse Material | High quality MDF |
Oberfläche | Cherry and Rosewood |
Abmessungen mit Ständer | 109 cm x 24 cm x 30 cm |
Gewicht mit Ständer | 15 kg |
Abmessungen ohne Ständer | 56 cm x 23 cm ×28 cm |
Gewicht ohne Ständer | 12 kg |
Preis | 4800 Euro komplett mit Ständern |
VERTRIEB Hoergenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Jörg Klein Fichardstraße 56 60322 Frankfurt am Main |
Telefon | 06940326292 |
info@hgfa.de | |
Internet | www.hgfa.de |
Als ich die Mail des Chefredakteurs las, dass NuForce und Amphion auf dem Weg zu mir sind, dachte ich bei mir: „Schön, dass wir mal drüber geredet haben“. Die Ankündigung traf mich völlig unvorbereitet, und ich muss zugeben, dass die Geräte bisher ziemlich an mir vorbei gegangen sind. NuForce, das sind doch so kleine Class-D-Amps für den Anschluss an den Computer, Amphion hatte ich mal so am Rande gehört, konnte mir darunter aber nichts Konkretes vorstellen. Desktop-Hifi, schoss es mir durch den Kopf.
Ganz anders, doch auch nicht viel größer. Als die beiden Pakete eintrafen, hatte ich mich entsprechend kundig gemacht, diverse Wissenslücken aufgefüllt und war sehr gespannt. NuForce residiert in Kalifornien und Miami und existiert seit 2005, als – mit eigenen Patenten ausgestattet – der erste Class-D-Verstärker der Firma auf den Markt kam. Seitdem hat sich die Palette um ein großes Angebot erweitert. Besonderer Wert wird auf die Integration digitaler Zuspieler gelegt. Am bekanntesten ist wohl der NuForce Icon, ein Verstärkerchen, das auch aufrecht stehend betrieben werden kann und unter Freunden der gehobenen Schreibtischbeschallung einen ausgezeichneten Ruf genießt – wie viele minimalistische Class-D-Verstärker, denen wahre Wunderdinge nachgesagt werden. NuForce huldigt dabei dem Prinzip der Pulsweitenmodulation, also einem Schaltungskonzept, in dem vereinfacht gesagt die analogen Signale in Einzelimpulse auf einer Frequenz zerlegt werden. Die Leistungstransistoren schalten entsprechend zwischen Durchlass und Sperre hin und her. Daraus resultiert ein höherer Wirkungsgrad und die Verlustleistung ist niedrig. In einem Tiefpassfilter wird das Ganze wieder zu einem Signal zusammengesetzt und an die Lautsprecher weiter gereicht. Vorher muss eine Drossel noch allerlei Hochfrequenzdreck unschädlich machen.
Der angelieferte DDA-100 soll nun gar ganz digital arbeiten. Die Wandlung soll laut Bedienungsanleitung direkt während der Verstärkung stattfinden, alles andere (Umschaltung und Lautstärkeregelung) erfolgt vorher. Wie das jetzt funktioniert, ob wir es hier mit einer PDM-PWM oder einer wie von B&O benutzten ICE-Power-Digital-Schaltung zu tun haben, lässt sich auch auf Nachfrage beim Hersteller nicht wirklich klären. Stolz ist man allerdings auf den im Ausgang eingesetzten FIR-Filter, der die digitalen Impulse phasenrichtig wandeln soll. Ein tieferes Einsteigen in die Materie würde den Rahmen eines Tests sprengen und wäre vielleicht mal einen Grundlagenartikel wert. Wie auch immer, es lassen sich keine analogen Geräte mehr anschließen. An das gerade mal 1,2 Kilogramm schwere, zigarrenkistengrosse Kästchen können neben einem Paar Lautsprecher vier digitale Geräte, entweder über USB, zwei mal SPDIF oder einmal koaxial angeschlossen werden, außerdem steht ein SPDIF-Ausgang zur Verfügung. Über den USB-Eingang können Signale bis 96 Kilohertz verarbeitet werden, die drei anderen gestatten Datenraten bis 176,4 Kilohertz in 24 Bit-Auflösung. In Empfang genommen werden diese durch einen Filter mit 96 Kilohertz und maximal 24 Bit. Die eingehenden Signale werden zur Vermeidung von Jitter noch mal zwischengespeichert und getaktet.
Im Handel kostet der DDA-100 599 Euro. Das Gert ist perfekt verarbeitet und mobilisiert immerhin 2 mal 74 Watt an 4 Ohm, auch die weiteren technischen Daten lassen nicht Böses vermuten. Über den Drehregler vorne schaltet man den Verstärker durch drei Sekunden Druck auf selbigen ein oder aus, ein kurzes Antippen wechselt zwischen den Eingängen. Gleichzeitig lässt sich in 100 Schritten die Lautstärke einstellen. Wer nicht durchdrehen möchte, nimmt dafür lieber die schmucke, scheckkartengroße Fernbedienung, man kurbelt sich sonst blöd. Das Display zeigt Quelle sowie gewählte Lautstärke an und kann bei Bedarf ausgestellt werden, was in der Praxis kaum nötig sein wird, denn man kann es schon bei leichtem Lichteinfall kaum noch ablesen.
Die Verstärker von NuForce sollen nun ganz besonders gut zu den Lautsprechern der finnischen Firma Amphion passen. Diese entwickelt und produziert seit 1998 Lautsprecher, sowohl für den professionellen als auch für den Gebrauch zu Hause. Das Angebot umfasst diverse Lautsprecher ähnlicher Abmessungen und identischer Optik wie die ION+. Ich finde das etwas unübersichtlich, so kostet die ION+ mit 999,01 (wie neckisch) Euro/Paar genauso viel wie ein optisch identisches Pärchen ION. Anssi Hyvonen, Entwickler und Kopf hinter Amphion, will seinen Lautsprecherkonzepten besonders die Phasenrichtigkeit und den unproblematischen Einsatz in normaler Abhörumgebung, sprich Wohnräumen, anerzogen haben. Hierbei geht er recht unkonventionelle Wege. Wichtig sei für eine homogene Abstrahlung, dass die Schwingspulen von Tief- und Hochtöner auf einer Ebene lägen. Deswegen sei der Hochtöner versenkt eingebaut und strahle über einen Hornvorsatz (oder neudeutsch Waveguide), der in der Lautsprecherfront integriert ist, möglichst definiert ab. Da laut Ansicht des Entwicklers der Bereich zwischen 2000 – 4000 Hertz für die saubere Wiedergabe von Tönen am wichtigsten ist, da hier die größte Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs liege, wurde dieser Bereich einem einzigen Chassis, nämlich dem Hochtöner, anvertraut, der bereits bei tiefen 1,6 Kilohertz einsetzt. Diesen undankbaren Job übernimmt eine 25 Millimeter Titankalotte, die für derlei Dinge eigentlich viel zu klein ist. Und dann noch Titan, das bei unsachgemäßem Einsatz in heftige Partialschwingungen aufzubrechen pflegt. Die breite Aufhängung soll am unteren Rand des Übertragungsbereich aushelfen, den Rest macht der Schalltrichter. Das akustische Zentrum liegt genau zwischen Hoch- und Tieftöner. Diese Maßnahmen sollen das Abstrahlverhalten soweit definieren, dass die Lautsprecher auf verschiedene Räume und deren Akustik unkritisch reagieren beziehungsweise andersrum. Na gut, wir werden sehen.
Immerhin findet das im Durchmesser 14 Millimeter messende Tieftonchassis aus Aluminium einen idealen Arbeitsbereich vor, wobei man dem kleinen Ding, trotz Bassreflexunterstützung, eigentlich schwere Tieftonarbeit kaum zumuten mag. Die Chassis werden durch Lochbleche geschützt und sind in ein schmuckes Gehäuse aus 19 mm-MDF eingesetzt. Es gibt nur Single-Wiring-Anschlüsse für die Lautsprecherkabel, das Terminal ist kein High-End, aber erfüllt seinen Zweck. Der Widerstand beträgt im Mittel 8 Ohm, der Wirkungsgrad ist mit 86 Dezibel aus einem Watt in einem Meter Abstand niedrig, besonders für die bei 4 Ohm angegebenen 75 Watt des NuForce, die sich an den Amphion ungefähr halbieren.
Auf der Website von Amphion werden diverse Kombinationen von NuForce Verstärkern und Amphion Lautsprechern im Verbund mit PC/Mac angepriesen. Laut Anssi Hyvonen zeichnen sie sich durch problemloses „Plug – play and smile" aus und machen die Aufrüstung des Computers in eine kleine, feine Anlage auf dem heimischen Schreibtisch ganz einfach. Mit schnuckeligen 268 x 134 x 220 Millimetern passen die ION+ da eigentlich auch prima hin, der NuForce DDA-100 mit seinen handlichen 51 x 229 x 216 Millimetern findet sicher auch noch einen Platz unter dem Standfuß des Flachbildschirms, Kühlöffnungen hat er ja keine und stabil genug ist er auch.
Da Hifistatement aber ein Hifi-Magazin ist, mussten die kleinen ION+ erst einmal auf Ständer mitten in den Raum - die leider etwas niedrig waren, so dass ich einen Großteil der Hörzeit auf dicken Kissen auf dem Boden verbringen durfte. Wieso den Großteil? Weil sich der NuForce DDA-100 zwischendurch an meinen Rogers austoben durfte – da passt dann der Hörsessel wieder.
Nuforce DDA-100 und Amphion ION+ wurden so nebenbei in die Anlage eingeschleift. Den Anfang macht der NuForce, der mit dem digitalen Coaxialausgang meines alten Denon CD-Players (er möge noch lange leben) verbunden und probeweise an die Rogers angeschlossen wurde. Das lief dann erst mal so im Hintergrund mit „Kruder und Dorfmeister“ vor sich hin – Frau und Kinder mögen das auch, passt an sich immer. Dabei fiel sofort auf, dass der Nuforce äußerst sauber aufspielt. Kleine Class-D-Verstärker mit 2 x 15 Watt kenne ich als enorm druckvoll und groß abbildend, so lange die Puste eben reicht. Der DDA-100 ist da ganz anders. Druck macht er wenig, dafür spielt er schon knapp über der Hörschwelle verständlich und durchhörbar, modelliert dabei so gut wie nicht. Ok, beim ersten Reinhören fehlt ein wenig Bass und Raum, vielleicht sind die Höhen ein bisschen zurückhaltend, aber das scheint ganz ordentlich zu sein. Nach ein paar Minuten empfinde ich den Klang als „unsichtbar“, irgendwie kommt der Verstärker nicht vor, mischt sich nicht ein und lässt die Musik einfach durch. Er verändert sich auch nicht, wenn man lauter macht. Etwas später bemerkt man dann die sehr gute Auflösung. Na gut, nur als Desktopgerät will ich den an sich nicht nutzen. Die ION+ werden im laufenden Betrieb erst auf den einen Hauptlautsprecher gestellt und angeschlossen – nur nachmachen, wenn Bananenstecker an den Kabeln hängen und bitte darauf achten, nichts kurzzuschließen – und dann auf den anderen. So stehen sie zum einen viel zu hoch, zum anderen sehen sie sich mit der Aufgabe konfrontiert, 26 Quadratmeter beschallen zu dürfen und das mit basslastiger, elektronischer Musik. Klingt auch die ersten paar Takte etwas ausgedünnt, dafür sind die Lautsprecher akustisch nicht zu orten, einfach komplett weg. Dahinter etablieren sich die dorthin produzierten Synthesizer stabil im Raum, alles ist extrem klar, durchhörbar und sauber. Nach dem Wechsel kommt jetzt richtig das Gefühl auf, dass die Geräte nur eine untergeordnete Rolle spielen, hier geht es um Musik oder - anders ausgedrückt – hier spielt echte Musik in meinem Raum. Das ist jetzt doch ein wenig unerwartet, und man sollte sich nicht mal nur so nebenbei mit so etwas beschäftigen. Nachdem ich etwas nervös geworden die familiäre Brut unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Raum vertrieben habe, stelle ich die Amphion erst mal richtig auf die schon erwähnten, leider zu niedrigen Ständer und bastele mir eine Sitzecke aus Kissen vor dem Schreibtisch. Ob es nun an der speziellen Anordnung der Chassis, der gewählten Übergangsfrequenz, dem Waveguide oder an der Kombination von allem liegt, ist an sich egal. Wichtig ist, dass die ION+ fast überall im Raum funktionieren und somit die Aussage des Herstellers bestätigen.
Die Kombination spielt phänomenal durchhörbar und plastisch. Attribute wie schnell, zackig, glänzend, farbig, geschmeidig oder rhythmisch bleiben gleich in der Schublade, werden dem Gehörten nicht gerecht. Es klingt einfach echt. Es gibt auch kein Mogeln, wie dies bei Kleinlautsprechern gern gemacht wird: Oberbass anheben, um Volumen vorzutäuschen und dafür jeden Tiefbass abwürgen und über leicht angezogene Höhen Auflösung vorgaukeln - nichts davon. Vielmehr blickt man direkt auf die Musiker und was sie da so veranstalten. Dabei herrscht, wie schon angesprochen, eine so große Klarheit, dass man glaubt, vieles das erste Mal zu hören. Es geht dabei nicht nur um kleine Details oder Hochtongezirpse. Eine Solovioline beinhaltet so viel mehr an Information als gewohnt. Der Umgriff auf dem Steg, die Haltung des Instruments, man sieht förmlich, wie sich der Solist beim Spiel bewegt. Und das völlig frei im Raum und in realistischer Größe. Leise angeschlagene Glöckchen schweben unglaublich lange aus, bis sie immer leiser werden und danach noch eine Spur Schwingung hinterlassen, die man eher spürt als hört. Sehr faszinierend, da es auch überhaupt keine Betonung eines bestimmten Bereichs gibt, das ist einfach so.
Die angesprochenen, fehlenden Eigenschaften bedeuten nicht, dass man es hier mit lahm oder unengagiert spielenden Komponenten zu tun hat, die einen gleichmacherischen Effekt haben. Sie mischen sich nur nicht ein. Steigert sich ein Schlagzeug sowohl im Tempo als auch in der Lautstärke, geschieht dies so nebenbei. Hat der Musiker einen guten Tag, fängt das dann auch an zu treiben, man geht mit und erlebt unerwartete Dramatik. Dies liegt sowohl an den hervorragenden feindynamischen Eigenschaften der ION+ als auch an dem definierten Abstrahlverhalten. Durch die angesprochene Klarheit und Auflösung lassen sich komplexe Arrangements sehr gut verfolgen und bekommen durch die Fülle an Informationen plötzlich eine Geschwindigkeit, die einem den Atem rauben kann. Dazu kommt eine Klangfarbentreue, wie ich sie bisher nur sehr selten gehört habe. Das von Kleinlautsprechern und einem Kleinverstärker für den Gebrauch am PC? Niemals! Das spielt alles mehr so, wie High-End dereinst mal definiert war und sein sollte, und nicht wie eine kleine Stereoanlage. Letztendlich erinnert mich das an professionelle Monitore mit der Ausrichtung auf das Musikhören. Machen Lautsprecher für die Musikproduktion dem normalen Musikhörer das Leben oft durch extreme Präzision und glasklare Reproduktion sauer, spielen die Amphion ION+ einfach nur natürlich.
Es folgt ein interessanter Mailwechsel mit Anssi Hyvonen, der bereitwillig über seine Philosophie beim Lautsprecherbau Auskunft gibt. Und tatsächlich sind die ION+ technisch nichts anderes als die Amphion One12, Nahfeldmonitore für den professionellen Einsatz. Anssi Hyvonen spricht davon, dass sich im Laufe der Zeit Musik und Hifi immer weiter auseinanderentwickelt haben, die Geräte immer mehr eigene Eigenschaften einbringen, die vielleicht verkaufsfördernd, letztendlich aber wenig mit der authentischen Musikwiedergabe zu tun haben. An sich beschreibt er etwas prosaisch, dass heute bewusst verfärbt wird. Eine Meinung, mit der er bei mir offene Türen einrennt. Die ION+ führen die beiden Zweige nach seiner Aussage wieder zusammen und weisen den Weg in die Zukunft – ich hoffe sehr, dass er damit Recht hat. Interessanterweise lehnt er aktive Konzepte ab. Warum solle man Technik in Lautsprecher verbauen, die in spätestens zwei Jahren wieder überholt sei?
Beruhigt ob der gegebenen Informationen wende ich ich mich wieder dem Musikhören zu. Die räumliche Darstellung der Kombination ist eben so, wie sie vom Datenträger runter kommt. Mal spielen die Akteure auf der virtuellen Bühne ein wenig weiter vorne, mal etwas weiter hinten. Bei entsprechenden Aufnahmen ist die Bühne nach hinten hin grenzenlos tief, der Raum bis unter die Decke gewölbt. Stimmen stehen zum Niederknien klar im Raum und werden so akzentuiert und manchmal auch schön wiedergegeben, wie man es nur rein analoger Technik nachsagt. Bisher als schlechte oder sehr „seltsame“ Aufnahmen wahrgenommene CDs kann man plötzlich hören. „Ach so haben die das gemeint, dann ist ja gut, dann stört das auch nicht mehr.“
Bei alldem ist noch nicht viel über den NuForce DDA100 gesagt worden, was total unfair ist. Allein, es gibt nicht viel zu berichten. Die genannten Eigenschaften der Amphion werden durch den kleinen Verstärker auf das Positivste befördert. Er mischt sich eben nicht ein und macht nur lauter. Welches Kompliment könnte man einem Verstärker sonst machen. Wie gut er das macht, merkt man spätestens dann, wenn man ihn austauscht. Ein Roksan Kandy LII an den ION+ bringt mehr Druck – an sich zu viel –, spielt gedeckt mit Betonung des Präsenzbereichs und hat wesentlich weniger Auflösung. Also gleich wieder zurück. Die Kombination spielt übrigens ab Hörschwelle völlig verständlich und ersetzt so spät Abends den Kopfhörer. Es macht richtig Spaß, immer leiser zu hören – und das von mir als Fan von hohen Pegeln –, trotzdem in die Musik reingezogen zu werden, um sich dann fürchterlich zu erschrecken, wenn draußen eine Autotür knallt.
Wo so viel Licht ist, muss es Schatten geben. Auch wenn die ION+ für ihre Größe erstaunlich tief in den Basskeller gehen und zumindest den Oberbass mit viel Energie bringen – Kesselpauken, Schlagzeug, synthetische Bässe und die ganz große Bühne in voller Größe, Wucht und Dynamik können sie einfach nicht, und richtig laut geht auch nicht. So grotesk es erscheint, klingen sie dabei immer noch „richtig“, und an sich fehlt auch nichts, aber natürlich setzt hier die Physik irgendwann Grenzen. Allerdings reicht mir persönlich das Gebotene in Räumen bis 18 Quadratmeter völlig aus, da gibt es dann auch genug Druck in den tiefen Lagen. Und was ist schon perfekt auf diesem Planeten? Grad mal gar nichts!
Auch wenn Anssi Hyvonen so schön das „Plug – play and smile" propagiert und inzwischen auch mein Notebook abgerüstet wurde, so dass bei Wiedergabe digitaler Musikdateien fast keine Last mehr entsteht, sind die Komponenten dafür zu schade. Über USB unterstützt der DDA-100 nur den synchronen Modus und welche Klimmzüge man auch anstellt, das CD-Laufwerk hat mit klarerer und dynamischerer Wiedergabe immer die Nase vorn. Kennt man ausschließlich PC, MAC oder MP3-Player als digitale Zuspieler, wird einem die Kombination trotzdem wie eine Offenbarung vorkommen, weiß man doch nicht, was noch alles geht. Insofern wäre es für den Nörgler aus der Hifi-Ecke schön, wenn es mehrere Koaxial-Eingänge gäbe, die den optischen weiterhin klanglich überlegen sind, aus welchen Gründen auch immer.
GEHÖRT MIT | |
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Windows PC | Foobar, JRiver Media Center |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Verstärker | Roksan Kandy LIII |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | Baumarkt, Conrad |
HERSTELLERANGABEN NuForce DDA-100 | |
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Eingänge | 2 x TOSLINK, 1 x RCA koaxial 75-Ohm, 1 x USB 2.0 |
Maximale Auflösung | 24-bit |
USB Sampingraten | 44,1; 48; 96 KHz |
S/PDIF Samplingraten | 44,1; 48; 88,2; 96; 176,4 KHz |
Ausgangsleistung | 75 W x 2 (4 Ohm), 50 W x 2 (8 Ohm) |
THD+N | 0,07% @ 15W |
Ausgangsleistung (peak) | 250 W |
Frequenzgang | 20 Hz bis 20 KHz +/- 0.1dB |
Abmessungen (B x T x H) | 229 mm x 216 mm x 51 mm |
Gewicht | 1,2 kg |
HERSTELLERANGABEN Amphion ION+ | |
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Prinzip | 2-Wege Bassreflex |
Hochtöner | 25 mm Titan |
Tiefmitteltöner | 114 mm Aluminium |
Überangsfrequenz | 1600 Hz |
Nennimpedanz | 8 Ohm |
Wirkungsgrad | 86 dB / 1Watt/ 1 Meter |
Übertragungsbereich | 52 - 25 000 Hz +/-3dB |
Empfohlene Leistung | 25 - 120 W |
Abmessungen (H x B x T) | 268 x 134 x 220 mm |
Gewicht | 6 kg |
Farben | schwarz, weiß, ganz weiß mit farbigen Lochblechen |
HERSTELLER Amphion Loudspeakers Ltd. | |
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Anschrift | PL 6 Kuopio Finland |
Telefon | +350 17 2882 100 |
Fax | +358 17 2882 111 |
info@amphion.fi | |
Internet | www.amphion.fi |
VERTRIEB NUFORCE Higoto GmbH digital-highend | |
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Anschrift | Isenbergstr. 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 8 32 58 25 |
info@digital-highend.com |
Zu bestaunen gab es Bekanntes und Neues. Musikalisches wurde nicht nur medial, sondern auch live geboten. Tagsüber jazzten „Henry‘s Fidgety Feetwarmers“ und im Samstagabend-Programm krönte die „Blues Company“ den ersten Messetag.
Die Aussteller präsentierten auskunftsfreudig in gelungenen Vorführungen und technischen Demonstrationen Ihre Produkte. Auch Hersteller, die im Handel seltener zu finden sind, zeigten, was sie können. Herausheben möchte ich eine Welt-Neuheit: Gerhard Brandl, der renommierte Hersteller der Copulare Basen, baut sein Unternehmen aus. Für die Schnäppchen-Jäger unter uns gab es hier und da kleine attraktive Sonderangebote. Fenn-Music bot wieder reichlich Tonträger feil und die Fachpresse hielt eine große Auswahl Literatur zum Kauf bereit.
Wie sich an den interessierten und zufriedenen Gesichtern der Besucher und der Vielzahl der Fachgespräche leicht ablesen lässt, dürfte sich für sie alle der Besuch gelohnt haben. Das neue Konzept der High End On Tour scheint aufzugehen. Es bietet den Vertrieben die freie Wahl, die eigenen Produkte selbst vorzuführen oder sich zusammen mit anderen Anbietern zu präsentieren. Die Moderation gestalteten kompetente Mitarbeiter der Firmen oder Persönlichkeiten aus der Hifi-Szene, wie etwa Branko Glisovic, der „Vater“ dieser Veranstaltung.
Endgültige Besucherzahlen liegen bis jetzt nicht vor, man geht aber davon aus, dass die Werte von 2011 erreicht wurden. Beim traditionellen Aussteller-Umtrunk kurz nach Schluss der Messe sah man jedenfalls ausschließlich zufriedene Gesichter. Einen ganz beträchtlichen Anteil daran hatte natürlich auch das bewährte Veranstalter-Team der klangBilder und der individuelle Einsatz einiger Hotel-Mitarbeiter. Hifistatement wird sich die klangBilder 2013 auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf den Gesichtern der Aussteller stellte sich dieser Glanz aber erst am Nachmittag des ersten Messetages ein. Zuvor war die Stimmung eher besinnlich ruhig. Später füllten sich dann aber die Ausstellungsräume in gewohnter Weise und am Samstagmorgen, als ich diese Zeilen verfasse, herrscht schon ab 10 Uhr reger Andrang.
Das „i‟ in iPhone, iPod und iPad hat vieles revolutioniert, nicht zuletzt auch beim sogenannten „Personal Hifi‟. Sicherlich, Sony hatte mit der Walkman-Serie auch mehr als anderthalb Dekaden Erfolg. Allerdings war der nicht so durchschlagend und allgegenwärtig wie der der i-Geräte. Denn dieser Erfolg wurde von iTunes unterstützt, weil Apple die Tatsche voraussah, dass wir uns de Facto in eine neue, mobile Ära bewegen, eine Ära, die nicht nur für Apples eigene Zukunft, sondern auch für die Zukunft der Branche entscheidend sein wird. Die Produkte der i-Generation haben praktisch im Alleingang Industrien mit einem Milliarden-Dollar-Umsatz geschaffen. Viel augenfälliger als die Geräte, mit denen Sie auf Reisen Musik hören, ist eine zweite, wertvolle Errungenschaft, Ihr Kopfhörer. Nicht nur das untere Preisegment boomte, sondern auch das obere, trauen wir uns, es zu sagen, eine Prozent. Gehen Sie über den Campus einer Universität, durch den Park eines College, eine wuselige Shopping Mall oder Ihren Flughafen, und ich wette eine Dose Limonade, dass Sie mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr Teens, Twens und über Dreißigjährige entdecken, die die neueste Kopfhörer-Couture tragen.
Das Design wurde hipper, cooler, ja einfach akzeptabler als in der bisherigen Geschichten tragbaren Hifis. Offenbar wurden viele, wenn nicht die meisten dieser Produkte auf einen gewissen Preispunkt hin entwickelt, der zur gemeinhin für portables Hifi üblichen Investition passt. Daher gibt es im Bereich von 200 bis 300 Dollar die größte Auswahl an Kopfhörern, während in oberen Regionen ein Aufschlag für einen theoretisch größeren und besseren Sound zu entrichten ist. Die traditionellen Kopfhörer-Marken wie Sennheiser, AKG und Beyerdynamik haben ein wenig mit der aktuellen Entwicklung zu kämpfen – was ist hipper, ein Dr. Dre Beats oder ein Sennheiser HD 800, Sie verstehen was ich meine – und tummeln sich in den höheren Preisregionen mit völliger Gelassenheit.
Ach, wie bei so viele Dingen der Audio-Geschichte – oder jedem anderen Produktsegment – ist das Problem des einen die Chance des anderen. Es treten auf: Alex Rosson und Sankar Thiagasmudram, die vor ein paar Jahren – 2009 um genau zu sein – ihre neue Firma Audeze gründeten, um genau das eine Prozent zu bedienen, das nach absoluter klanglicher Perfektion strebt. Ihr technischer Ansatz war nicht nur anders, sondern, wie ich finde, genial: Statt dynamische Treiber zu verwenden, entschieden sie sich für etwas exklusiveres und besseres: magnetostatische Treibertechnologie.
Offensichtlich hatten Alex und Sankar noch ein paar weitere Asse im Ärmel: Als Ergebnis kam der LCD-2 auf den Markt und kurze Zeit später der LCD-3, Audezes Topmodell und „Überknüller‟-Kopfhörer. Mit Preisen von 1000 und 2000 Dollar zielten diese Hörer auf ein ganz spezielles Marktsegment: das beste, und nichts weniger. Einerseits haben Kopfhörer viele Vorteile gegenüber Lautsprechern wie einen unmittelbareren, direkten Klang ohne die Probleme von Raumflexionen et cetera. Andererseits haben sie einige den Prinzip geschuldete Nachteile: Erstens, und da spreche ich aus persönlicher Erfahrung, muss alles, das meinen Kopf umgibt, perfekt passen. Zweitens zielen bei einem Kopfhörer zwei Treiber direkt auf das Innenohr. Das bedeutet, dass alle Klänge, die die Treiber reproduzieren, sofort von Ohr verarbeitet werden, ohne Verzögerung, ohne Beeinträchtigung oder äußere Einflüsse. Und genau das ist meiner bescheidenen, aber vorgefassten Meinung nach für mich die Achillesferse beim möglichst optimalen Hifi-Genuss über Kopfhörer: Die meisten Schallwandler klingen für mich viel, viel zu hell. Einzige Ausnahme: das dem Gehörgang individuell angepasste In-Ear-Headphone JH Audio 13, auf das ich nun schon seit zwei Jahren vertraue. Die Drei-Wege-Konstruktion produziert einen sehr ausgewogenen Sound, der dem Klang und der Abbildung meiner Zu Definition MK IV Lautsprecher sehr nahe kommt.
Selbst der gewohnte AKG 701, den ich nun schon seit fast sechs Jahren besitze, wird selten genutzt und zwar wegen seines unnatürlich hellen Klangbildes. Wenn ich ihn höre, klingt Musik für mich nicht wie Musik. Deshalb habe ich ihn zum einfachen Monitoring oder schnellen Überprüfen der Klangquelle degradiert, wenn ich einige meiner Platten auf DSD konvertiere. Ein anderes Problem bei den Kopfhörern, die ich probiert habe, ist der Bass. Ein Bass, der echt ist, nicht verzerrt oder aufgebläht, sondern einfach richtig. Auch hier ist der einzige Kopfhörer, der glänzen kann, der zuvor erwähnte JH-13, der einen außergewöhnlichen Bass reproduziert – außergewöhnlich deshalb, weil er sich mit dem in wirklicher Musik deckt.
Als ich dann Alex und Sankar bei einem örtlichen Hifi-Händler Anfang des Jahres traf, war ich wirklich neugierig zu erfahren, was an all dem Hype wirklich dran ist: Googlen Sie einfach mal den Namen Audeze und Sie wissen, was ich meine. Von Zero to Hero in 0,5 Sekunden! Und das ist besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass die beiden weder über den finanziellen Hintergrund oder über breit aufgestellte Muttergesellschaften wie AKG oder Beyerdynamik verfügen. Es scheint, dass Audeze wirklich eine Firma unserer Zeit ist, organisch gewachsen durch kunsthandwerkliche Fertigung.
Während ich gespannt auf mein Exemplar wartete, brachte ich mein technisches Verständnis dieser neuen Kopfhörer auf Vordermann. Magnetostatische Treiber sind elektrostatischen Lautsprechern nicht unähnlich: Kraftvolle Magnete treiben hier nahezu die gesamte Membranfläche an, so dass sie sich kolbenförmig bewegt. Es gibt so gut wie keine Chance für Partialschwingungen. Anders als ihre elektrostatischen Brüder benötigen die Magnetostaten jedoch starke und dabei auch relativ schwere Magnete. Zudem ist die gesamte Konstruktion recht groß, so dass der Tragekomfort schon beim ersten Entwurf mit berücksichtigt werden muss. Ansonsten würde sie niemand benutzen wollen. Wie schon gesagt, wenn jemand möchte, dass ich etwas auf meinen Kopf stülpe, sorgt er besser dafür, dass es angenehm zu tragen ist. „Mach' Dir keine Gedanken darüber‟, sagte mir Alex, „Du wirst unsere Kopfhörer mögen‟.
Ein paar Wochen später, als ich dann den LCD-3 auspackte, war ich wirklich überrascht von dem, was ich da fand: Erstens gehören die Passform und Verarbeitung dieses Kopfhörers zum feinsten und besten, das ich je gesehen habe. Zweitens passte das extrem feine Lammleder, das für die Ohrmuscheln und das Trageband verwendet wird, besser zu eleganten Ferragamo-Accessoires als zu typischen Kopfhörern. Dritttens sind die Chassis des LCD-3 in bestens verarbeiteten Zebrano-Holz montiert. so dass ich in diesen Kopfhörer mehr Vertrauen setze als in alle anderen: Selbst Sennheisers HD 800 – um von meinem AKG 700 erst gar nicht zu reden – wirkt im Vergleich fast zerbrechlich und weniger haltbar. Dem LCD-3 ist ein 2,4 Meter langes Kabel beigepackt, das auf der einen Seite mit der allgegenwärtigen 6,3-Millimeter-Klinke und auf der anderen mit zwei Mini-XLR-Steckern versehen ist, die mit der rechten und linken Ohrmuschel verbunden werden.
Und wie klingt das Ganze nun? Mitt einem Wort: Beeindruckend! Nein, treffender: Ungeheuer beeindruckend! Während der letzten Jahre habe ich eine ganze Reihe von Kopfhörern ausprobiert, vom AKG 1000 bis zu verschiedenen Stax-Modellen. Dennoch: Keiner – und ich meine das wörtlich – hat so geklungen wie der LCD-3. Lassen Sie mich mit meinem Hauptkritikpunk an allen Kopfhörern anfangen: den Höhen oder in den allermeisten Fällen: den zu scharfen Höhen. Der LCD-3 schafft es, den feinsten, ja ich wage zu sagen den besten Hochtonbereich zu reproduzieren, den ich je von einem Kopfhörer gehört habe.
Als ich gut produzierte und crisp aufgenommene elektronische Musik hörte wie die von Yello, Kraftwerk oder von Tracy Thorn oder James Blake, versetze mich das enorm hohe Auflösungsvermögen des Audeze beinahe in Ehrfurcht. Niemals überhell, niemals schrill gab der LCD-3 Musik einfach mit der richtigen Menge an hohen Frequenzen wieder, er klang schlicht natürlich. Vergleichen Sie das einmal dem überhellen und hervorgehobenen höheren Frequenzbereich, den der AKG 701 bei denselben Songs produziert, und Sie wissen, wem ich den Vorzug gebe. Harsche Höhen beim Audeze? Nicht im mindesten. Da ist nicht einmal ein Hauch von falschem Glanz oder Härte, und was zuvor mit anderen Kopfhörern ein fundamental falsches Hörerlebnis brachte. wird dank des LCD-3 zur richtiger Musik.
Die Basswiedergabe erweist sich ebenfalls als fantastisch. Es wird ein fester, wohl definierter und äußerst definierter Tieftonbereich reproduziert, der bestens ausbalanciert ist und als Ganzes darum bettelt, die Musik lauter und lauter zu spielen. Im Gegensatz zu anderen Kopfhörern, die eine unrealistische, überwältigende Menge Bass bieten – Dr. Dre, Ultrasone und ein paar andere fallen mir da ein –, zeichnet den LCD-3 eine besondere Qualität aus: Er präsentiert den Bass so, wie er in der realen Welt klingt. Tiefrequente Impulse kommen blitzschnell unabhängig von der Quelle: Seien es die unterirdischen Tieftöne des American-Beauty-Soundtraks oder die Zwerchfell-erschütternden Frequenzen in Strawinskys Feuervogel: Der LCD-3 liefert einen sehr kontrollierten, festen und definierten Bass. Das Ausklingen und der darauffolgende Nachhall sind präzise voneinander zu unterscheiden, frei von jeglicher Aufgeblasenheit. Um es kurz zu machen: Was die Quelle bietet, ist da, nicht mehr, nicht weniger.
Die Mittelton-Struktur ist ebenfalls bestens definiert. Hier haben meiner Erfahrung nach die meisten Kopfhörer einen unnatürlich wirkenden Übergang von Bass zu Oberbass, der nach einiger Zeit – probieren Sie es mal für fünf Minuten – zermürbend und offen gesagt ermüdend wirkt. Der Mittenbereich des LCD-3 ist flüssig, glatt, von organischer Natur und damit einem Schluck eines großen Burbons verwandt, der geschmeidig durch Ihren Mund und Ihre Kehle strömt. Alles in allem ist der Mittenbereich völlig stressfrei und leitet ebenso ausgewogen zu den hohen Frequenzen über, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – es sei denn, die Musik gebietet dies.
Es mit einem LCD-3 so richtig rocken zu lassen, ist vielleicht eines der stressfreiesten Erlebnisse, die man haben kann. Sie hören lieber leise? Kein Problem, der Audeze kann auch das. Wenn Sie aber im Gegenteil, Ihre Ohren mal so richtig freiblasen möchten, vermag dieser Kopfhörer das ebenso überzeugende – und meiner Meinung nach besser als jeder andere, den ich kenne. Kompressionseffekte, Ermüdungserscheinungen oder Schmerzen von zu strammen Sitz auf dem Kopf sind beim Audeze kein Thema. Er spielt auch bei Pegeln noch unverzerrt, bei denen schon das Trommelfell blutet.
Insgesamt klingt der LCD-3 sehr ansprechend, kraftvoll und einladend. Egal welche Musik sie bevorzugen, mit dem Audeze werden Sie sie neu erleben und einiges vielleicht zu ersten Mal hören. Wer Premium-Qualität zu schätzen weiß, wird sich bei Audeze sofort zuhause fühlen. Wer Kunsthandwerk, Kleinserienfertigung und großartigen Klang mag, dürfte meinen, mit diesem Kopfhörer eine Goldader entdeckt zu haben. Und wer nicht mal eben 2000 Euro für einen LCD-3 aus dem Ärmel schüttelt, des sollte sich mit einen LCD-2 für 1000 weniger verwöhnen. Für den halben Preis bekommt man einen fast identischen Gesamtklang. Hier und da fehlen lediglich ein paar Kleinigkeiten. Nur überhaupt einen Audeze zu besitzen, bringt einen in den illustren Kreis derer, die diesen Klang genießen: Der Besitzer eines Ferrari 458 wird sich auch nicht darüber beschweren, keinen FF oder F12 sein eigen zu nennen.
HERSTELLERANGABEN Audeze LCD-3 | |
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Prinzip | magnetostasische Wandler |
Gehäuse | Zebrano-Holz |
Ohrpolster | Premium Lammleder oder Acantara in der veganen Version |
Kanalgleichheit | +/- 0.5 dB zwischen rechtem und linken Wandler |
Frequenzgang | 5 Hz - 20 kHz, nutzbarer Hochfrequenzbereich bis 50 kHz |
Verzerrungen | < 1% bei vollen Ausgangspegel |
Maximale Membranauslenkung | 2,5 mm peak to peak |
Empfindlichkeit | 93 dB/1 mW |
Maximler Ausgangpegel | 133 dB, 15 W |
Anschlusskabel | 6,3 Millimeter Klinke auf Mini-XLR-Stecker |
Gewicht | 550 g ohne Kabel |
Preis | 2000 Euro |
VERTRIEB audioNEXT GmbH | |
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 507 39 50 |
ed.txenoidua@ofni | |
Internet | www.audionext.de |
Ende September im Birdland ging es mir aber nicht nur um hochkarätigen Musikgenuss für Sie und mich, sondern auch um eine kleine Feier mit Michel Godard: Zwei Tage zuvor war seine neuste Produktion frisch aus dem Presswerk in Gröbenzell eingetroffen: Soyeusement ist Michel Godards erste LP auf unserem Label sommelier du son, deren ausführliche Vorstellung inklusive Download ich Ihnen hier schon einmal verspreche. Ein paar weitere Informationen finden Sie auf der sds-Seite. Doch nun wieder zurück zum begeisternden Konzert im Neuburger Jazzclub, das Tobias Böcker in der Neuburger Rundschau rezensierte:
Beim Soundcheck war ich schon ein wenig enttäuscht, als Luciano Biondini sein Akkordeon mit gleich drei Mikrofonen bestückte und sie mit der Club-eigenen Verstärkeranlage verband. Damit stand fest, dass ich mich allein auf die Jecklin-Scheibe mit den beiden Kugelmikros beschränken würde, die den Sound im Club so unverfälscht wie möglich einfangen und mit ein wenig Glück eine gute Portion Direktschall vom Akkordeon abbekommen würden, so dass die Ortung des keinesfalls statisch an einem Platz verharrenden Musikers und seines Instrumentes trotz der zusätzlichen Wiedergabe über die beiden Bose-Boxen links und rechts der Bühne einigermaßen klappen könnte. Während des Konzertes wich dann langsam die Skepsis: Nur dank der Verstärkung setzen sich auch Nuancen von Biondinis Spiel gegen Schlagzeug, Tuba oder E-Bass durch. Dabei gelang die Abbildung des Akkordeons recht fokussiert: Der Sound aus den Boxen machte sich nicht so negativ bemerkbar, wie ich befürchtet hatte.
Auf beiden Seiten der Jecklin-Scheibe kamen ältere Mikros aus der Produktion in Gefell zum Einsatz, deren Kapseln noch das Neumann-Logo schmückt: zwei Neumann Gefell M 93. Da ich bei der Vorbereitung der Aufnahme nicht sicher war, ob ich ohne Stützmikrofone auskommen würde, hatte ich neben einer kleinen Auswahl an Schallwandlern auch das Audio Development Mischpult mitgenommen, das während der Sommerpause des Birdlands von Zeigerinstrumenten auf schnellere und präzisere LCD-Anzeigen umgerüstet worden war. Und das hat bestimmt auch ein klein wenig zu der Entscheidung beigetragen, dessen Mikrofonverstärker statt die in der Nagra LB integrierten zu verwenden. Woran es auch immer gelegen haben mag, das Ergebnis hat die Musiker jedenfalls so überzeugt, dass sie gleich mehrere Songs freigegeben haben. So blieb schließlich mir die Qual der Wahl. Ich habe mich für Johann Sebastian Bachs „Adagio in F‟ entschieden, auf dem Michel Godard nicht nur auf der Tuba, sondern auch auf dem schon erwähnten Rickenbacker zu hören ist. Der hängt üblicherweise so gut wie unbeachtet in Gröbenzell und wurde nur deshalb wieder aktiviert, um Michel Godard das beschwerliche Reisen mit Tuba und Serpent in diesem Falle ein klein wenig zu erleichtern.
![]() Biondini, Godard, Nigli Adagio in F (Bach) 16 bit / 44,1 kHz ca. 127,4 (wav) |
![]() Biondini, Godard, Nigli Adagio in F (Bach) 24 bit / 192 kHz ca. 554,8 mb (wav) |
PS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Nachdem schon im letzten Jahr die Kapazitätsgrenze des Hotels erreicht wurde, waren auch diesmal alle verfügbaren Räume ausgebucht, was verschiedene Hersteller und Importeure dazu veranlasste, sich ein Ausstellungszimmer zu teilen, um überhaupt bei dieser Messe vertreten sein zu können. in einigen Fällen führte diese Kooperation zu einer überraschend gelungenen Kette mit klanglich überzeugenden Ergebnissen. Dennoch wünschten sich einige Aussteller für die Zukunft einen Veranstaltungsort mit größeren Kapazitäten – ein Wunsch, der zum Glück so schnell nicht erhört wird: Auch im nächsten Jahr wird die Erfolgsstory in Krefeld fortgeschrieben, denn eine Atmosphäre, wie früher auf der HighEnd in Frankfurt, eine ordentliche Akustik der Ausstellungsräume, wie man sie sich auch auf anderen Messen wünschen würde, und eine gute Erreichbarkeit machen das Mercure Hotel in Krefeld-Traar zum einer attraktiven Adresse.
Eine Rekordmarke setzte der Plattenspieler von Rossner und Sohn, der im Raum von Mal Valve zu sehen war: Allein der Teller dieses Unikats brachte über 230 Kilogramm auf die Waage. Mit einem Preis von 70000 Euro dürfte er nur für einen sehr kleinen Teil des Publikums wirklich interessant gewesen sein – womit wir beim zweiten, gewiss noch bedeutenderen Rekord wären: Erstmals in der Geschichte dieser Veranstaltung wurden rund 2500 Besucher gezählt. Und darauf dürfen der AAA-Vorsitzende Rainer Bergmann und sein Veranstaltungs-Team zu recht stolz sein. Wir haben jedenfalls schon für das unseren Stand Forum 2013 bestellt.
Ohne den Kollegen und seine fotographische Unterstützung machte ich mich auf den Weg zum Steigenberger Hotel Remarque am Rande der Altstadt. Dort veranstaltete HiFi-TV Bosse aus Mettingen zum zweiten Mal, diesmal in Kooperation mit der Klangstube Berling in Neuenkirchen die Osnabrücker Edel-HiFi-und Heimkinotage. Gezeigt wurden TV, Heimkino, HiFi To Go, aber vor allem High End. Die Räumlichkeiten des Steigenberger Remarque waren bestens geeignet, den engagierten Ausstellern ein adäquates Forum zu bieten. Die musikalischen Vorführungen waren gelungen, hörenswert und von morgens bis Toresschluss gut besucht. Die Präsentationen wurden fachkundig und hochkarätig begleitet: Die Importeure und sogar mehrere Entwickler und Firmeninhaber standen höchstpersönlich Rede und Antwort. Erfreulich war auch, dass sehr unterschiedliche Musik von Vinyl, CD, vom Computer und Blue-Ray vorgeführt wurde. So demonstrierte KEF beispielsweise Kino-Sound auch mit Klassik der Berliner Philharmonikern, während Quadral für seine Surround-Präsentation das ergreifende Konzert von Adele in der Royal Albert Hall ausgewählt hatte. Alle Beteiligten haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Besucher zu begeistern. Selten empfand ich eine Hotel-Ausstellung so gelungen. Hoffen wir, dass sich der Aufwand für die Initiatoren lohnt und es eine dritte Auflager der Osnabrücker Edel-HiF-und Heimkinotage gibt. Auch wenn sie als regionale Messe angelegt ist, lohnt hier ganz sicher eine längere Anreise. Wer wollte, konnte sogar zu Messe-Konditionen kaufen.
Gleich das multimediale Entrée zeigte, wo die Reise hinging. Es war eine moderne Messe, die audiophile Enthusiasten genauso bediente wie die jüngere Generation, die ganz selbstverständlich mit dem Smartphone aufwächst. Auf zwei Etagen tummelte sich dichtgedrängt ein großes Mulitmedia-Angebot. Da waren klangvolle Namen der Hifi-/Highend Szene genauso vertreten wie Hersteller von hochwertigen LED- oder Plasma-TVs. Ein großer Hörraum für wechselnde Vorführungen stand ebenfalls zur Verfügung. Die akustischen Gegebenheiten waren allerdings für alle vorführenden Vertriebe gleich schlecht. Um so beeindruckender geriet das trotzdem mehr als befriedigende Ergebnis.
Auch einen Vortragsraum gab es. Dort konnte man sich über die Möglichkeiten von Smart-TV genauso informieren wie über Lautsprechertechnik oder die Möglichkeiten des digitalen DAB-Radios. So wie Wolfgang Kemper und ich hatte jeder Messebesucher die Möglichkeit, zum Beispiel von Udo Besser von AVM, von Stefan Thewes vom Elac/Primare-Vertrieb oder auch von Manfred Penning von BMC-Audio Neuigkeiten aus erster Hand zu erfahren. Eine tolle Sache! Es war einmal wieder eine rundum gelungene Veranstaltung, für die ich Bernd Sander und seinem Team von Radio Ferner herzlich danke. Wir freuen uns schon auf die Braunschweiger Funkausstellung 2013!