Bisher war lediglich die Bridge mit einer Digital Lens ausgestattet, um Daten aus einem Netzwerk wie zum Beispiel die Signale eines Internet-Radios aufzubereiten. Die PS-Audio-Entwickler sehen dennoch selbst für den Fall, dass man Daten aus dem Netzwerk lauscht, einen Vorteil durch die nun neu hinzugekommene Digital Lens auf der digitalen Signalplatine: Zwar sei die Strecke zwischen der Bridge und der Platine sehr kurz, so dass nur eine geringe Chance besteht, dass sich das Signal Jitter einfängt. Aber die Wahrscheinlichkeit liegt eben auch nicht bei Null. Kleine Verbesserungen durch die zweite Digital Lens seinen daher selbst bei Daten zu erwarten, die der PWD Mk II über die Bridge bezieht.
Alle, die den Perfect Wave DAC als Zentrum ihrer digitalen High-End-Kette nutzen und auf eine zusätzliche Vorstufe verzichten, dürften sich über die Möglichkeit einer Balance-Regelung in 1/10-Dezibel-Schritten freuen, die auch über die neue, beigepackte Fernbedienung erfolgen kann.
Für die Beschäftigung mit dem neuen DAC Mk II hat mit Jürgen Sachweh, Chef des deutschen PS Audio-Vertrieb Hifi2Die4, nur ein einzelnes Geräte geschickt – und dennoch steht ein Vergleich alt gegen neu auf dem Programm. Des Rätsels Lösung: Die „Taste‟ auf dem Touch-Screen, mit der man beim PWD zwischen den verschiedenen Upsampling-Frequenzen und dem Native Mode, in dem alle Musik-Files mit der ihnen eigenen Abtastfrequenz verarbeitet werden, umschalten konnte, bietet beim PWD MK II auch die Option „NativeX‟, die die Digital Lens aktiviert. Damit lassen sich selbstverständlich Verbesserungen der Hardware wie bessere Kabel und Sicherungen, zusätzliche Spannungsversorgungen, exaktere Clocks und ein optimiertes Platinenlayout nicht aus- und einschalten, die bestimmt auch ihren Teil zum Klang des PWD Mk II beitragen, aber eben die Schaltung, die wohl am meisten Einfluss auf die Wiedergabe nimmt.
Da der PWD Mk II nun 192-Kilohertz-Files wiedergibt, beginne ich auch mit einem solchen: Acousences Aufnahme von Mahlers 6. Symphonie mit den Duisburger Philharmonikern erklingt im Native Modus sehr kraftvoll, dynamisch auf einer recht großen und dabei vor allem breiten imaginären Bühne. Ich muss aber zugeben, dass mich das Gehörte nicht derart fasziniert, wie es beim Perfect Wave Dac mit anderen Titeln vor etwa anderthalb Jahren der Fall war. Vielleicht habe ich in der Zwischenzeit einfach zu viele ebenfalls sehr gute – und bisweilen auch noch erschwinglichere – Wandler kennengelernt. Im Native Mode spielt der PS Audio zwar noch immer ganz weit vorne mit, hat aber durchaus ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Audioplayer | Amarra 2.4.1, Pure Music 1.86 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Diamond, Wild Blue Yonder, Wild Wood, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave Bridge | |
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Eingänge (digital) | Ethernet, USB |
Preis | 900 Euro |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave DAC Mk II | |
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Eingänge (digital) | 2 x I2S, 1 x XLR, 1 x Coax, 1 x Optical, 1 x USB |
Ausgänge (analog) | 1 x XLR, 1 x Cinch |
Besonderheiten | regelbare Ausgänge, SD-Card, Touchscreen, Vorbereitung für PerfectWave Bridge |
Abmessungen (B/H/T) | 43/10/36 cm |
Gewicht | 11,3 kg |
Preis | 4350 Euro, 5120 Euro incl. Bridge |
Garantie | 3 Jahre |
HERSTELLERANGABEN PerfectWave DAC Mk II Upgrade | |
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Preis | 1000 Euro |
HERSTELLER PS Audio International | |
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Anschrift | 4826 Sterling Drive Boulder, CO 80301 |
Telefon | +1 720 4068946 |
customerservice@psaudio.com | |
Internet | www.psaudio.com |
VERTRIEB HiFi2Die4 | |
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Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | 07175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Internet | www.hifi2die4.de |
In der Theorie schien die Aufnahme des Ensemble Stupor Mundi eine der leichteren Aufgaben zu sein. Wie schon bei der Aufzeichnung eines Konzertes mit Michel Godard und Gavino Murgia vor etwa einem Jahr im Kloster von Noirlac – die LP wird wohl gegen Ende des Monats erhältlich sein, die Pressstempel sind soeben fertig geworden – dürfte der natürliche Hall des großen Raumes auch in der Kirche von Lorch für ein großes, lebendiges Klangbild sorgen. Allein die Vielzahl der Kanäle – Michel Godard belegt mit seinen Instrumenten gleich drei davon – führte bei der Mikrofonierung zu einer gewissen Selbstbeschränkung: Das Acousta-Pult bietet nur zehn Känale und die wurden für die Stimmen und Instrumente der fünf Musiker auch benötigt. Wenn ich also mit diesem einen Pult auskommen wollte, musste ich auf zusätzliche Raummikros verzichten, was aber nach den Erfahrungen in Noirlac kein Verlust sein musste.
PS: Als Download-Button haben wir hier in Ermangelung eines gemeinsamen Tonträgers aller Beteiligten – der wird hoffentlich noch in diesem Jahr auf Schallplatte erscheinen – das Cover von Patrick Bebelaar und Michel Godards gemeinsamer, wirklich empfehlenswerter CD Dedications aus dem Jahr 2011 gewählt
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Audio Consulting Silver Rock, Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET |
Lautsprecher | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN Audio Consulting MIPA 30 | |
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Ausgangsleistung | 30 Watt |
Ausgangsimpedanz | Abgriffe für 4 Ohm und 8 Ohm |
Abmessungen (B/H/T) | 450/140/340 mm |
Gewicht | 19 kg |
Preis | 11500 Euro in der vorgestellten Version |
HERSTELLER Audio Consulting | |
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Anschrift | 14 B Chemin des Vignes 1291 Commugny |
info@audio-consulting.ch | |
Internet | www.audio-consulting.ch |
VERTRIEB RmA Audio | |
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Anschrift | Raimund Auernhammer
Alfershausen 130 91177 Thalmässing |
Telefon | +49 9173 77963 |
Internet | www.rma-audio.de |
Das Wild Blue Yonder besitzt massive Leiter aus reinem Silber, deren Oberfläche in einen speziellen Prozess geglättet wird. Vom besten Audioquest NF-Kabel, dem WEL Signature unterscheidet sich das Wild Blue Yonder nur durch etwas kleinere Air-Tubes. Das sind Isolierungen, deren Innendurchmesser deutlich größer ist als der Außendurchmesser der Silberleiter, so dass das Metall an nur wenigen Punkten Kontakt zur Isolierung hat und auf dem größten Teil der Oberfläche vom idealen Dielektrikum Luft umgeben wird. Die Schirmung gegenüber hochfrequenten Einstrahlungen übernimmt ein siebenlagiges „Noise Dissipation System‟: Metallfolien und mit Carbon dotierte Synthetik-Schichten sollen die eingestrahlte Energie zu einem großen Teil in Wärme verwandeln und so verhindern, dass die Erde der angeschlossenen Geräte von der vom Schirm abgeleiteten Energie moduliert wird.
Das Lautsprecherkabel wurde auch mit dem „Noise Dissipation System‟ ausgestattet, allerdings gibt Audioquest die Anzahl der verschiedenen Schichten nicht an. Hier ist aber auch schon das Isolationsmaterial der einzelnen Leiter Teil des Systems. So werden die negativen Leiter von Polyethylen mit Carbon-Beimischungen umgeben, während die positiven Leiter von geschäumtem Polyethylen umhüllt werden. Die Leiter des Wild Wood bestehen zu einem Teil aus dem besten von Audioquest verarbeiteten Kupfer und zum anderen aus hochreinem Silber. Bei beiden Metallen wurde auf nahezu perfekte Oberflächen Wert gelegt. Da Audioquest einem jeden Leiter abhängig von seiner Form und seinem Durchmesser ein spezielles Verzerrungsspektrum und damit einen spezifischen Klang zuschreibt, hat man zwar ausschließlich runde Leiter – die sollen die geringsten Verzerrungen produzieren – mit verschiedenen Durchmessern kombiniert, damit sich kein spezifischer Klang ausprägt. Diese Art der Verteilung von leiterimmanenten Verzerrungen nennt Audioquest „Spread-Spectrum Technology‟. Die Leiter mit den unterschiedlichen Stärken werden spiralförmig um einen Kern im inneren des Kabel angeordnet. Dabei liegen die positiven Leiter näher zum Kern. Die negativen Leiter werden dann ebenfalls spiralförmig angeordnet, wobei die positiven Leiter den Kern bilden. Die Drehrichtung der beiden konzentrischen Spiralen ist dabei gegenläufig. Die „Double Counter-Spiral Geometry‟ soll die Interaktion zwischen den positiven und negativen Leitern minimieren und vor allem die Störungen reduzieren, die durch die Magnetfelder, die jeden einzelnen Leiter umgeben, entstehen.
Die Kabel kamen übrigens ungefähr gleichzeitig mit den verschiedenen Firewire-Verbindungen an – ein Thema das ich für aktueller hielt und daher eher bearbeitete. Zudem gab die gewählte Reihenfolge die Möglichkeit, lange vor einem Test in Erfahrung zu bringen, ob die NF- und Lautsprecherkabel noch immer die ganz spezielle Klangprägung besitzen, die diesen amerikanischen Nobelstrippen vor Jahrzehnten anhaftete oder – ganz nach Geschmack – die sie auszeichneten. Frühe Audioquests klangen immer angenehm, im oberen Bassbereich auch mal ein wenig schöner, als der Tonträger hergab. In der passenden Kette konnte diese charmante Flunkerei für den entscheidenden Tick Wärme sorgen und entspanntes Langzeithören erst möglich machen. In der Preisklasse, in der unsere beiden Wilden sich bewegen, erwarte ich aber mehr Ehrlichkeit. Und dass Blue Yonder und Wood diese Anforderung quasi mit Links erfüllen, habe ich schon vor Monaten erfahren dürfen. Für's private Musikhören blieben die Audioquests dann auch ein wenig länger in der Kette. Bei Tests habe ich dann aber auf die vertrauten HMS zurückgegriffen – einfach um mich mit vertrauten Komponenten besser auf das Wesentliche konzentrieren zu können.
Genusshören statt Systematik reicht für einen Test leider nicht aus. Deshalb kehre ich also zu den HMS zurück und beschreibe akribisch, was sich tut, wenn sie gegen die Audioquests ausgetauscht werden: Ich habe mal wieder Keith Jarretts Standards aufgelegt und lasse mich von „God Bless The Child zum Mitwippen animieren. Das tun die Wild Wood noch einen Tick nachdrücklicher als die HMS Gran Finale Jubilee. Das Klangbild gerät mit den Audioquests noch einen Hauch offener und zwei, drei Nuancen farbiger. Der Raum wirkt luftiger und dennoch minimal wärmer. Das sind zwar keine dramatischen Unterschiede, aber mich ziehen die amerikanischen Lautsprecherkabel doch ein wenig mehr in den Fluss der Musik. Wenn man also bereit ist, knapp 15 Prozent des Lautsprecherpreises in die entsprechenden Zuleitungen zu investieren, belohnen die Wild Woods diese Ausgabe mit einer, um es einmal ein wenig plakativ zu formulieren, emotional noch intensiver ansprechenden Wiedergabe, die völlig frei ist von spektakulären Effekten – sofern diese nicht auf dem Tonträger enthalten sind. Das beste dabei ist, dass man sich dieses emotionalere Musikerlebnis nicht durch Abstriche bei der Durchzeichnung und Analyse erkauft.
Nach Jahren liegen mal wieder die Bilder einer Ausstellung unter dem Dirigat von Giulini auf dem Teller des LaGrange und wecken Erinnerungen an teils noch rein private Vergleichstest vergangener Jahrzehnte – die Scheibe habe ich übrigens inzwischen durch ein besser erhaltenes Second-Hand-Exemplar ersetzt. Trotz angenehmer Erinnerungen an diese LP wird doch leider klar, dass man inzwischen durch noch deutlich besser aufgenommener Alben ein wenig verwöhnt ist: Da müsste in punkto Dynamik und Offenheit doch noch ein wenig mehr gehen, als ich hier bei Verwendung der HMS-Kabel geboten wird. Der Tausch der XLR-Verbindung gegen die von Audioquest macht aus der DG-LP immer noch keine Decca oder RCA. Aber er bringt – ähnlich wie zuvor der Wechsel des Lautsprecherkabels – ein Stückchen mehr Emotion, Farbe und Feinzeichnung. Dabei bleiben Detailfülle, Raumillusion und Abbildungspräzision zumindest auf dem hohen Level, das die HMS vorgeben. Wie immer bei High End-Komponenten ist für die letzten kleinen klanglichen Fortschritte ein enormer Aufwand sowie die entsprechenden Investition nötig. Dennoch: Aus meiner Kette würde ich die Audioquests am liebsten nie wieder entfernen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, AirTight PC-1 Supreme |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Bandmaschine | Studer A80 |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Audioplayer | Amarra 2.4.1 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest USB Coffee und Diamond,Audioplan Powercord S, CharismaTech |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Audioquest Wild Blue Yonder | |
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Leitermaterial | Silber |
Besonderheit | DBS-System |
Preis | 4500 Euro für einen Meter |
HERSTELLERANGABEN Audioquest Wild Wood | |
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Leitermaterial | Kupfer und Silber |
Besonderheit | DBS-System |
Preis | 10900 Euro für 1,5 Meter |
VERTRIEB AudioQuest BV | |
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | 0800 181 5284 (kostenlos) |
Internet | www.audioquest.nl |
rdrees@audioquest.nl |
PS: Ich werde im Kollegenkreis einmal nachfragen, wer einen USB-Wandler ohne Netzanschluss sein eigen nennt. Falls sich niemand meldet, bestellen wir einen solchen DAC zum Test. Wir wollen schließlich in nicht allzu ferner Zukunft in einem zweiten Teil dieses Berichts klären, was das Squeeze-upgrade Netzteil leistet, wenn man es bestimmungsgemäß einsetzt.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Prototyp, Mytek 192-DSD DAC, Calyx Femto |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.4.1 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Coffee (USB), Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Squeeze-Upgrade Best of 2 Worlds USB-B | |
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Ausgangsspannung | 5V |
Ausgangsstrom | 650mA |
Maße (B/H/T) | 88/64/124 mm |
Gewicht | 1 kg |
Preis | 105 Euro |
HERSTELLER Squeez-upgrade | |
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Internet | www.sqeeze-upgrade.com |
VERTRIEB digital-highend | |
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Anschrift | Higoto GmbH Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Internet | www.digital-highend.de |
Andreas Schönberg ist seit 2009 neuer Inhaber und Spiritus Rector der Traditionsmarke Audio Exklusiv. Deren Erfolg wurde 1990 durch den sehr frühen Tod ihres Gründers Gerd Pütz gebremst, auch wenn seine Familie das Unternehmen noch 14 Jahre mit interessanten Produkten lebendig hielt. Das ursprüngliche Ideal des Hauses Audio Exklusiv führt Andreas Schönberg aus innerer Überzeugung und Begeisterung mit den neuen Produkten zeitgemäß fort. Das aktuelle Portfolio besteht aus Lautsprechern, Plattenspieler, Verstärkern und interessantem Zubehör, über das André Ibrahim hier bereits berichtete. Seit nun gut einem Jahr bietet Audio Exklusiv den Phono-Vorverstärker P 0.2 an. Sein großer Bruder P2 wird mit positiver Kritik überhäuft. Auch Dirk Sommer hat in seinem Test lobende Worte gefunden, als er ihn beschrieben und mit seinem Referenz-Vorvorverstärker, dem symmetrischen Einstein The Turntables Choice verglichen hat.
Um auszuschließen, dass ich bei der Kombination von P 0.2 und Benz Glider zufällig ein besonders glückliches Händchen hatte, fahre ich am Sonntag zu einem Freund, der ein modifiziertes Denon DL-103 in einer sehr ehrlich und angenehm klingenden Kette betreibt. Wir lassen dem P 0.2 nur eine gute Kaffee-Länge Zeit. Mein Eindruck hier ist der gleiche, und auch mein Freund wippt ständig mit dem Fuß. Was will man mehr? Darauf hat Andreas Schönberg von Audio Exklusiv eine Antwort.
Zusammen mit dem P 0.2 schickte er mir das brandneue Netzteil PS 0.2, das gegen das Stecker-Netzteil ausgetauscht werden soll. Allerdings muss man dafür 600 Euro auf den Tisch legen. Dafür bekommt man jedoch ein richtig imposantes Teil im Kühlrippengehäuse mit ordentlicher Bautiefe. Die dezent schwarze Metall-Front trägt das Logo und eine blaue LED zeigt wieder die Betriebsbereitschaft an. Das klappt natürlich nur, wenn man vorher das Netzteil mit dem eigentlichen Entzerrer-Vorverstärker per mitgeliefertem Kabel (circa 80cm) verbunden hat. Schon aufgrund von Größe und Gewicht traut man dem PS 0.2 einiges Verbesserungs-Potenzial zu. Im Inneren speichern 60000µF ausreichend Energie für jegliche Dynamikanforderung. Andreas Schönberg empfiehlt, das PS 0.2 trotz des Ein-Aus-Schalters stets am Netz lassen, da sich die erwähnte Kapazität nicht so rasch aufbaut und somit das volle musikalische Können erst nach einigen Stunden Betrieb erreicht wird. Die Strom-„Vergeudung“ liegt unter einem Watt, worüber sich hoffentlich niemand sorgt. Es lohnt sich nämlich klanglich.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Benz Glider L2 |
Vorverstärker | T+A P-10 |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kabel | Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis, Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra Netzkabel |
HERSTELLERANGABEN Audio Exklusiv P 0.2 | |
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Frequenzgang (RIAA) | +/-0,2 dB |
Verstärkung | 57,5 / 60,5 / 64,5 dB |
Eingangsimpedanz (MC) | 330, 510, 1k Ohm |
Eingangskapazität (MM) | 50 pF, 150 pF |
Abmessungen | 110 (B) x 200 (T) x 50 (H) mm |
Gewicht | 1 kg |
Preis | 660 Euro |
HERSTELLERANGABEN Audio Exklusiv PS 0.2 | |
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Preis | 600 Euro |
VERTRIEB Audio Exklusiv | |
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Anschrift | Andreas Schönberg Altkönigstr. 20 61194 Niddatal |
Telefon | 0 60 34 - 90 70 85 |
Fax | 0 60 34 - 90 70 86 |
info@audio-exklusiv.de |
Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm. Leider konnte ich auch damit nichts über den Grund der Umbenennung des Unternehmens in Erfahrung bringen. Ob noch Kyodo Denshi, eines der führenden High Tech Unternehmen Japans mit Firmengründer und Inhaber Noboyuki Suzuki federführend hinter Phasemation steckt, kann ich daher nicht sagen. Fakt ist, dass sich an den mir von Axxis Europe zur Verfügung gestellten Produkten nichts außer dem Namen geändert hat: Dies nur, um einer möglichen Verwirrung durch die teils widersprüchlichen Bezeichnung auf Fotos und im Text vorzubeugen. Auf den P-3G Tonabnehmer bin ich bereits im Jahr 2008 aufmerksam geworden, als Stereo-Sound diesen MC-Abtaster bereits zum zweiten Mal mit dem Prädikat „ Best cartridge regardless of price range“ ausgezeichnet hat. Zuweilen beschleicht mich das Gefühl, dass das Edeltonabnehmer-Segment sich inzwischen in einem Preisfenster irgendwo zwischen 4000 und 5000 Euro eingenistet hat. Umso erfreulicher ist es, mal wieder mit Abtastern zu tun zu haben, die etwas erschwinglicher sind: Die Phasemation P-3/P3-G schlagen mit Listenpreisen von circa 1250 beziehungsweise 1750 Euro zu Buche. Sollte man sich auch den laut Hersteller eigens für diese niederohmigen Tonabnehmer entwickelten Übertrager T-3 und/oder die Phasemation Headshell anlachen wollen, addieren sich noch 750 Euro für den kleinen Übertrager – es gibt noch einen großen, den T-3, der bei ca. 2800 Euro liegt – und 250 Euro für das Headshell dazu. Rein rechnerisch liegt der noch zu überprüfende Spaß dann also irgendwo zwischen 1250 und – ach schau an – bei 4800 Euro für die höchste Ausbaustufe. Die Unterschiede zwischen P-3 und P-3G sind laut technischen Daten geringfügiger Natur, die Höreindrücke jedoch größer, als Zahlen und Daten vermuten lassen – doch dazu später mehr:
Die restlichen Angaben sind für beide Tonabnehmer identisch:
Die technischen Daten lassen vermuten, dass die beiden Abtaster sich an mittelschweren respektive schweren Tonarmen wohl fühlen werden. Verschiedene Versuche am Origin Live Encounter MK2, einem alten Decca-Einpunkter und Kenwood KD-8030 bestätigten dies relativ schnell: Daher beschloss ich, sämtliche nachfolgenden Versuche am Thomas Schick 12“-Tonarm und am magnetgelagerten Robert Fuchs 12“-Tonarm weiterzuführen. Soviel vorab: Mit einer schweren Headshell an einem mittelschweren Arm funktionieren beide Tonabnehmer zwar sehr gut – hier kann das Phasemation Headshell mit einem Gewicht von 16,2 g je nach Arm ein guter Spielpartner sein – jedoch neigen die beiden Systeme dazu, sich mit den etwas schwereren Vertretern der Tonarmzunft noch eine Spur harmonischer zu paaren.
Beide Systeme empfinde ich als ausgesprochene stimmige Allrounder. Dennoch wurde nach den ersten Vinyl-Kostproben, mit denen ich die beiden Abtaster fütterte, deutlich, welches Material ihrem jeweiligen Gaumen besonders schmeichelte. Ich würde sogar so weit gehen und mich trauen, diesen Ratschlag zu geben: Wer etwas mehr Klassik in seinem Plattenrepertoire sein eigen nennt, sollte zum P3-G greifen. Wer Pop/Rock, Minimal-Jazz oder Elektronik bevorzugt, wird mit dem P-3 seine Freude haben. Man möge man mich bitte nicht bis ans Ende meiner Tage auf diese gutgemeinte Empfehlung festnageln – am Ende des Tages bleiben Geschmäcker nun mal ein unergründliches Geheimnis. Für die ersten A-/B-Vergleiche mussten drei Scheiben herhalten: Recomposed By Carl Craig & Moritz von Oswald, Music By Ravel & Modest Mussorgsky (Deutsche Grammophon), Talk Talk, Laughing Stock (Verve/Parlophone) und du Pré/Barenboim, Elgars Cello Concerto, Op.85 (CBS). Das trocken-rauhe Klangbild von Laughing Stock vermochte das P3 insgesamt geradliniger und unmittelbarer darzustellen als das P3-G. Dies wiederum punktete bei Elgars Konzert für Violoncello, Op.85: Die beeindruckende Präsenz der Aufnahme, speziell das leichtfüßige Spiel Jacqueline du Prés, gab das P3-G mit einer nicht vom Gesamtgeschehen ablenkendenden Detailfülle wieder, dass es eine Wonne war. Bei Klassik-Elektronik-Hybriden „Movement 1 & 2“ – frei nach Ravel – von den beiden Dub- und House-Innovatoren Oswald & Craig wurde es dann allerdings ein wenig schwieriger. Hier pochten zwei Herzen in meiner Brust: eins für das P3 wegen der elektronischen, das andere für das P3-G wegen der gesampelten Original-Momente der Karajan-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern. Und das bestätigte wiederum meine ersten Eindrücke hinsichtlich der Musikfaibles der jeweiligen Tonabnehmer.
Der T-3 wartet mit folgenden technischen Daten auf:
GEHÖRT MIT | |
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Vorverstärker | Fonel Renaissance |
Endstufen | Tubeguru/DPA EL156 SE Monoblocks |
Kabel | Manfred Kruse NF, Gregg Straley’s Reality Cables LS |
Phonoverstärker | Tubeguru/DPA Reference |
Plattenspieler | Garrard 301, Loricraft Netzteil, CartridgeMan Mat mit Thomas Schick 12“, Denon DL-103 Lignolab-Gehäuse, Yamamoto Ebony Headshell und mit Decca London Tonarm, Decca SuperGold, Paratrace, CartridgeMan Isolator |
Nottingham Analogue Hyperspace, Dr. Fuß Netzteil mit Robert Fuchs 12“, Lyra Kleos und mit Origin Live Encounter MK2, Audio Technica AT33PTG | |
Kenwood 8030 mit Oayide Mat und Sony XL-33 | |
Subwoofer | XTZ SubAmp 1 |
Lautsprecher | Bastanis Atlas Dipolbass-Version |
Racks | TAOC LS-3 |
Zubehör | Audio Exklusiv d.C.d. Base & Silentplugs, FPH Akustik-Schwingungsdämpfer, Duende Criatura Dämpfungsringe |
Strom | MFE Netzleiste, Bastanis Reference Power Chords |
VERTRIEB AXISS Europe e.K. | |
---|---|
Anschrift | Arturo Manzano Lorsbacher Str. 31 65719 Hofheim am Taunus |
Büro | S. Kohlmann Haneckstraße 32 65719 Hofheim/Ts. |
Tel./Fax | 0 61 92-2 96 64 34 |
axisseurope@aol.com | |
Internet | www.axiss-europe.de |
Anfang des 20. Jahrhunderts hatten alle Lautsprecher zwangsläufig einen hohen Wirkungsgrad, weil die vorhandenen Verstärker nur Ausgangsleistungen im einstelligen Bereich hatten. Mittlerweile ist Verstärkerleistung in fast beliebiger Größe verfügbar, so dass sich die Frage stellt, wozu diese effizienten Lautsprecher überhaupt noch nötig sind.
Auf der High End waren ja wieder die Koreaner mit dem Western Electric 15A Horn vertreten und konnten eindrucksvoll zeigen, was mit der Ausgangsleistung einer 300B (allerdings push pull) in dem riesigen Raum alles möglich ist. Technologie von circa 1930.
Damit möchte ich keineswegs darauf hinaus, dass alt automatisch gut ist und neu ist automatisch schlecht. Ich möchte eigentlich nicht zwischen historischem Sound und modernem Sound unterscheiden, sondern nur zwischen gutem und schlechtem.
Aber zurück zum Thema. Der Schalldruck wird in Bel, nach dem Physiker Graham Bell angegeben. Um praktikable Zahlen zu bekommen, nimmt man ein Zehntel von Bel, also Dezibel, abgekürzt dB. Dies ist keine Einheit wie Gramm oder Liter, sondern eine Verhältniszahl. Sie gibt die Differenz zwischen zwei Werten an. Möchte man einen absoluten Wert haben, so muss man einen Bezugspunkt definieren. Bei Schallpegelmessungen – dB SPL – nimmt man dafür die Hörschwelle eines gesunden Menschen her. Um die Sache nicht zu verkomplizieren nehme ich zwei für uns wichtige Statements heraus:
Mit dieser Infomation betrachten wir einmal – quick and dirty - einen Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 85dB pro Watt und Meter, was heutzutage eher die Norm ist. Wir sitzen in einem Wohnraum in einer Entfernung von 4m vor dem Lautsprecher. Der Einfachheit halber stellen wir uns einen Schalldruck am Hörplatz von 85dB vor. Dies ist bereits eine knackige Lautstärke und ein Bereich, bei dem in gewerblichen Betrieben ein Hörschutz vorgeschrieben ist. Wer diesem Pegel jahrelang ausgesetzt ist, muss mit Hörschäden rechnenden. Zudem wünschen wir uns einen Headroom von circa 20dB, damit die Anlage nicht bei der ersten Tutti-Passage sofort schlapp macht. Dies beruht auf einer Empfehlung von Paul Klipsch, festgestellt durch seine eigenen Messungen symphonischer Musik. Unser Lautsprecher liefert also in 1m Entfernung mit einem Watt Ausgangsleistung vom Verstärker einen Schalldruck von 85dB. An unserem Hörplatz in 4m Entfernung bleiben davon nur noch 73dB übrig. Um auf unsere gewünschten 85dB am Hörplatz zu kommen muss der Verstärker 16 Watt bereitstellen. Bisher kein Problem. Jetzt hatten wir uns ja noch einen Headroom von 20 dB gewünscht, dies entspräche einem Schalldruckpegel von 105dB. Dies ist übrigens ein Wert, der auf dem Oktoberfest im Bierzelt als Spitzenwert durchaus erreicht wird. Um diesen zu realisieren, benötigen wir eine Verstärkerleistung von 1590 Watt. Da wird die Luft dann schon dünner. Was sagt eigentlich die Schwingspule zu dieser Verstärkerleistung?
Wie sieht dies nun bei einem Hochwirkungsgrad-Lautsprecher aus? Ein Hornsystem mit 105dB/W/m Kennschalldruck und einem Watt Ausgangsleistung am Verstärker liefert am Hörplatz in 4m noch einen Schalldruckpegel von 93dB. Um 105dB zu erreichen, werden nur 16 Watt benötigt. Einen Hinweis zu einer kleinen Entschärfung des Problems gibt es aber dennoch: üblicherweise hören wir ja Stereo mit zwei Lautsprechern. Hier spricht man dann in der Akustik von zwei inkohärenten Schallquellen. Dies bedeutet, dass der linke Lautsprecher ein anderes Signal wiedergibt als der rechte. In diesem Fall erhöht sich der Schalldruckpegel um 3dB. Unser Bolide aus dem Beispiel müsste dann „nur“ noch 795 Watt abgeben, am Hochwirkungsgrad-Lautsprecher 8 Watt. Mit 8 Watt wären wir aber bereits im Hoheitsgebiet einer 300B. Oder einer Hiraga Le Monstre beispielsweise.
Einige Unklarheiten gibt es immer wieder bei dem Begriff Wirkungsgrad, dieser beschreibt nur das Verhältnis von zugeführter zu abgegebener Leistung. Er hat also nichts mit dem Kennschalldruck dB/W/m zu tun, der manchmal von den Herstellern angegeben wird. Die Lautsprecherhersteller nennen ungern den Wirkungsgrad ihrer Lautsprecher in Prozent, bei einem Kennschalldruck von 85dB/W/m wären das nämlich nur 0,2%! Dies bedeutet, dass nur zwei Promille der Verstärkerleistung in Schallenergie umgesetzt werden, den Rest muss die Schwingspule in Form von Wärme loswerden. Nicht ganz unproblematisch. Bei besagtem Horn wären es immerhin 20%, die in Schallenergie umgesetzt werden.
Wirkungsgrad |
in Prozent |
Kennschalldruckpegel |
Verstärkerleistung in Watt |
0,2 |
20% |
105 dB |
200 |
0,1 |
10% |
102 dB |
100 |
0,05 |
5% |
99 dB |
50 |
0,02 |
2% |
95 dB |
20 |
0,01 |
1% |
92 dB |
10 |
0,005 |
0,50% |
89 dB |
5 |
0,002 |
0,20% |
85 dB |
2 |
0,001 |
0,10% |
82 dB |
1 |
In der Tabelle kann man auch erkennen, wie die Verstärkerleistung zunimmt, wenn man den Schalldruck in 3 beziehungsweise 4dB-Schritten erhöht.
Im Zusammenhang mit dieser Tabelle kommt dann die typische Frage: Wie viel dB ist denn doppelt oder dreimal so laut? Hier muss man unterscheiden zwischen subjektiv empfundener Lautstärke und objektiv gemessenem Schalldruck. Wobei ich zugeben muss, dass ich bei der Vorstellung von doppelt so laut auch meine Probleme habe. Wann ist der Leberkäs nur noch halb so warm? Dies gehört in den Bereich der Psychoakustik (nicht der Leberkäs); üblicherweise nimmt man einen Wert von 10 dB für die doppelt so laut empfundene Lautstärke. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die hierfür einen Wert von 6dB angeben.
Ein anderer Punkt wird noch gerne übersehen, nämlich der Zusammenhang zwischen der Verstärkerleistung und der Nennimpedanz des Lautsprechers. Laut Definition darf die Nennimpedanz maximal um 20% unterschritten werden. Bei einem 4 Ohm Lautsprecher wären dies 3,2 Ohm. Wenn man also eine Nennimpedanz von 8 Ohm mit einem Minimum von 2 Ohm findet, stimmt irgend etwas nicht. Das nur nebenbei.
Oftmals wird die Empfindlichkeit eines Lautsprechers bei 2.83V Ausgangsspannung gemessen. Diese Spannung ergibt sich nach der Formel P= U²/R für eine reine 8 Ohm Last bei einem zugeführten Watt. Liegt diese Spannung an einer 4 Ohm Last, so wäre die zugeführte Leistung 2 Watt. Um auf den Vergleichswert von 1 Watt zu kommen, muss man dann von dem Kennschalldruck 3 dB abziehen. Vereinfacht ausgedrückt ist der 8 Ohm Lautsprecher bei gleichem Kennschalldruck empfindlicher als das 4 Ohm Modell.
Nun könnte man doch einfach den Schalldruck durch Parallelschalten mehrerer Chassis erhöhen. Dezibel sind allerdings logarithmische Einheiten, man kann die Zahlen hier nicht einfach addieren. Deshalb erhöht sich der Schalldruck bei kohärenten, also das gleiche Signal abgebenden Schallquellen nur um 6dB. Wegen der Impedanzhalbierung bei Parallelschaltung muss der Verstärker die doppelte Leistung abgeben; bezogen auf 1 Watt Ausgangsleistung nimmt der Kennschalldruck dann nur um 3 dB zu. Dies ist sehr vereinfacht dargestellt, weil auf Grund von Phasenproblemen bei eng zusammen liegenden Chassis die Pegel nicht so ohne Weiteres addiert werden können. Übrigens, auf einen verbreiteten Irrtum möchte ich noch hinweisen: durch parallel schalten mehrerer Basschassis kann keine tiefere Basswiedergabe erreicht werden! Es steigt lediglich der Schalldruck.
Nun gibt es Basschassis, beispielsweise aus der PA-Szene, die einen Wirkungsgrad von 100dB aufweisen und trotzdem nicht mit einem 3 Watt Röhrenverstärker vernünftig spielen. Diese Chassis sind für einen völlig anderen Anwendungszweck konstruiert worden und benötigen meistens einen Verstärker, der auch genügend Strom zur Verfügung stellen kann. Dies ist üblicherweise keine Stärke von Röhrengeräten. Deshalb gilt – wie immer – vor dem Kauf probieren. Der Wirkungsgrad alleine ist noch kein Garant dafür, dass der Lautsprecher auch mit Kleinleistungsverstärkern funktioniert.
Aber das ist jetzt natürlich erst eine Seite der Medaille. Ein volles Brett in der Rockmusik geht also einwandfrei mit unserem 2000 Watt Boliden. Was ist aber mit den ganzen Feinheiten und Nuancen in der Musik, wodurch sich beispielsweise eine Stradivari von einer anderen Violine unterscheidet? Hierfür sind die Obertöne entscheidend, und nicht nur die erste Oktave über dem Grundton, sondern eben auch darüber. Diese liegen im Pegel erheblich unter den 85dB Abhörpegel aus dem Beispiel, sagen wir einmal 20 bis 30dB. Hier muss unser Bolide nur circa 1,6 Milliwatt bereitstellen, bei geringeren Pegeln noch erheblich weniger. Hier sind Verstärker im Kleinleistungsbereich eindeutig im Vorteil; diese brauchen dann aber wieder Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad.
Jetzt kommt natürlich die Frage, war das schon alles? Als erste haben die Jungs von L’Audiophile in Paris in den 70ern festgestellt, dass zwischen einzelnen Kondensatoren tonale Unterschiede bestehen. Dies war in der damaligen Zeit ein absolutes Novum. Hören konnten sie dies, weil sie eben Hornsysteme mit über 100dB Kennschalldruck benutzt haben. Zudem ist bei Hochwirkungsgrad-Lautsprechern die Ansprechschwelle sehr gering, geringste Signale werden schon in Membranbewegungen umgesetzt. Dies bedeutet, dass man damit auch leise sehr gut Musik hören kann. Hörner bieten bei geringen Lautstärken einen wesentlich höheren Dynamikumfang als herkömmliche Lautsprecher. Die Ansprechschwelle hängt natürlich auch noch von anderen Chassisparametern ab wie beispielsweise der mechanischen Güte Rms. Das andere Extrem funktioniert natürlich genauso gut. Die explosive Dynamik eines alten WE Horns muss man einfach einmal erlebt haben, damit man weiß, wo der Hammer hängt.
Keine Nachteile? Doch natürlich. Nichts ist umsonst in der Physik. Wenn man die drei Eigenschaften Wirkungsgrad – Tiefbass – Gehäusegröße nimmt, so kann man nicht unabhängig voneinander alle drei Faktoren optimieren. Kleines Gehäuse, hoher Wirkungsgrad und linear bis 20Hz geht einfach nicht. Ein Hochwirkungsgrad-Chassis hat entweder wenig Bass oder benötigt ein großes Gehäuse. Umgekehrt hat ein Basschassis mit Tiefgang im kleinen Gehäuse keinen hohen Wirkungsgrad.
Zweitens kann der hohe Wirkungsgrad und die damit verbundene feine Auflösung natürlich auch Probleme machen, das kleinste Rauschen einer Röhre oder eines Transistors wird dann schnell zum Wasserfall. Mittlerweile sind die seriösen Hersteller aber in der Lage, auch für Chassis über 100dB rauschfreie Röhrengeräte zu bauen. Verfärbungen bei diesen Systemen sind natürlich auch immer ein Thema, dies lässt sich aber lösen. Auch ein linearer Frequenzgang ist durchaus möglich. Dann werden die Treiber und Konstruktionen allerdings teuer.
Hocheffiziente Lautsprecher führen immer noch ein Nischendasein, wenn auch die Zahl der angebotenen Systeme steigt. Allerdings gilt ein Lautsprecher mit 92 dB auch schon als Hochwirkungsgrad Modell. Eigentlich schade, denn manch einer würde mit so einem Modell vielleicht den idealen Lautsprecher finden. Dass diese nicht für jeden Geschmack geeignet sind, ist klar.
Der Schöpfer dieser – man darf wohl sagen – ungewöhnlichen Phonostufe ist Carlos Candeias, der Inhaber und Geschäftsführer der 2009 etablierten B.M.C. Audio GmbH. Schon 1986 gründete er noch während seines Studiums an der TU Berlin seine erste Firma. Ich habe ihn erstmals zehn Jahre später vor einem Test seiner Laufwerks/Wandler-Kombination getroffen und zwar am Sitz von Candeias Audio Engineering in Stade. Seine Firma war damals nicht nur mit äußerst schmucken Komponenten unter dem Familiennamen des Elektroingenieurs am Markt vertreten, sondern entwickelte bereits für renommierte Hersteller aus Fernost. Schon zu der Zeit war es Carlos Candeias wichtig, dass man über jedes noch so kleine Detail seiner Kreationen informiert war, bevor man darüber schrieb. Und das völlig zu recht, boten seine Komponenten doch immer einige zuvor nie gesehene Lösungsansätze.
Während das Tonabnehmersystem bei einer Spannungskopplung im oberen Frequenzbereich durch Lastwiderstände bedämpft werden müsse, die jedoch nur Energie vernichteten, und man einen Kompromiss zwischen ausreichender Dämpfung und nicht zu großem Energieverlust zu finden habe, werde das System bei der Stromkopplung elektrisch so strak bedämpft, dass es perfekt kontrolliert werde, ohne dabei Energie zu vernichten, erklärt Carlos Candeias. Daher sei eine Impedanzanpassung bei seiner Schaltung keinesfalls nötig.
Der zweite Teil der RIAA-Entzerrung findet in der zweiten, rein spannungsverstärkenden Stufe statt. Diese sei leicht zu bauen, gibt Carlos Candeias zu Protokoll, da die Eingangsspannung hier schon relativ hoch liege. An dieser Stelle kann dann eine Einstellung der Verstärkung vorgenommen werden, um sie der Effektivität – und nicht der Ausgangsspannung! – des Systems anzupassen. Die Effektivität ergibt sich etwas pauschal betrachtet aus dem Verhältnis von generierter Spannung und Innenwiderstand des Tonabnehmers: So besitzen zum Beispiel ein System mit 0,28 Millivolt und 15 Ohm Impedanz und ein High Output MC mit 2,8 Millivolt und 150 Ohm eine ähnliche Effektivität. Und das hat zur Folge, dass nach der ersten Stufe der Direct-Injection-Schaltung annähernd dieselbe Spannung zur Verfügung stehen. Bei der Eingangsstufe – oder in der Terminologie des Entwicklers: dem Strom/Spannungs-Konverter – ist eine Verstärkungseinstellung prinzipbedingt nicht nötig.
In der zweiten Stufe des MCCI wird nicht nur die zweite RIAA-Frequenzgang-Entzerrung vorgenommen, sondern auch die sogenannte Neumann-Korrektur, die durch das Umsetzen eines Jumpers im Inneren allerdings auch deaktiviert werden kann. Carlos Candeias plädiert allerdings für ihre Verwendung: „Die klassische RIAA-Entzerrung läuft zu hohen Frequenzen hin mit unendlicher Dämpfung aus. Umgekehrt setzt dies voraus, dass die Schallplatten zuvor mit unendlicher Verstärkung zu hohen Frequenzen hin geschnitten wurden, was natürlich unmöglich ist. Insofern ist die klassische RIAA immer falsch! Für die Begrenzung zu hohen Frequenzen hin gibt es seit mehreren Jahrzehnten einen quasi-Standard vom Schneidmaschinen-Hersteller Neumann. Der Unterschied der Neumann-Korrektur im Pegel ist zwar klein, aber sehr gut hörbar. Die Phasen-Korrektur am oberen Ende des Übertragungs-Bereichs ist sogar noch wichtiger.‟ Schon überzeugt: Während des Tests bleibt die Neumann-Korrektur in Betrieb.
Im Verlauf der Einspielzeit spendiere ich dem B.M.C noch einen Satz Pulsar Points. Die verhelfen dem Entzerrer zwar zu einem Hauch mehr Definition und Luftigkeit, der Effekt ist jedoch keinesfalls dramatisch, was für die mechanische Solidität des B.M.C. spricht. Als dann nach einigen Wochen die Einsteins wieder einmal als Bezugspunkt dienen, sind beim MCCI jegliche Kühle und die Mattigkeit der Farben spurlos verschwunden. Auch in einer Paradedisziplin der Einsteins, der Dynamik, liegen die Leistungen des B.M.C. zumindest gleichauf. Aber Carlos Candeias hatte ja schon prophezeit, dass es sich auszahlt, keine Energie durch Abschlusswiderstände zu „verheizen‟. In fast allen anderen Bewertungskriterien kommt der MCCI meiner persönlichen, mehr als zweieinhalbmal so teuren Referenz unverschämt nahe. Lediglich die Raumillusion der Einsteins gerät noch eine Spur realistischer als die, die der B.M.C. vermittelt und zwar vor allem in der Höhe der Abbildung. Aber dafür werde ich dem rundum überzeugenden MCCI nicht den geringsten Vorwurf machen: Carlos Candeias ist auch mit seiner neuen Firma immer wieder für eine positive audiophile Überraschung gut.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4point |
Tonabnehmer | AirTight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN B.M.C. Phono MCCI | |
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Frequenzgang | 20 Hz - 20 kHz (+/- 0.25 dB) |
Geräuschspannungsabstand | > 80dB |
THD bei 1 Khz, 4VRMS | 0,025% |
THD bei 1 kHz, 2V RMS | 0,017% |
Eingangsimpedanz | < 3Ω |
Ausgangsimpedanz | 100Ω |
Subsonicfilter | -6dB/10Hz |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | 20 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 435/91/350 mm |
Gewicht | 8kg |
Preis | 2400 Euro |
Garantie | 2 Jahre |
HERSTELLER / VERTRIEB B.M.C. Audio GmbH | |
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Anschrift | Van-der-Reis-Weg 9 59590 Geseke |
Telefon | +49 2942 9299 7590 |
Fax | +49 2942 9299 7599 |
info@bmc-audio.de | |
Internet | www.bmc-audio.com |
Es hatte wirklich Spaß gemacht, gemeinsam mit Andreas Jungblut eine Vielzahl immer wieder gern verwendeter Test-Klassiker und das ein oder andere Schmankerl vom Band zu hören – und dabei die beträchtlichen Verbesserungen durch seine Sicherungen aufzuspüren. Aber anschließend fragt man sich dann doch, ob Erfahrungen im Beisein des Entwicklers so unvoreingenommen gemacht werden wie solche, die man allein gewinnen würde. Damit erst gar kein Zweifel in diese Richtung aufkommt, habe ich Jürgen Saile gebeten, nur für sich allein im heimischen Wohnzimmer auch einmal einige Sicherungen auszuprobieren. Besonders spannend werden seine Höreindrücke dadurch, dass seine Anlage ganz anders ausgerichtet ist als meine: Während bei mir vielleicht mal ein paar Röhren zum Einsatz kommen – und dann auch noch im Netzteil des Plattenspielers – und die Lautsprecher zwar keinen unverhältnismäßig schlechten Wirkungsgrad haben, aber auch keinen wirklich hohen, finden in Jürgen Seiles Anlage bei der Verstärkung ausschließlich Glaskolben Verwendung, und seine Lautsprecher haben ihren Namen wirklich verdient, liegt ihr Wirkungsgrad doch weit über 100 Dezibel. Außerdem stehen für ihn bei der Beurteilung einer Kette eher tonale Stimmigkeit und Dynamik im Vordergrund, während ich mich vorrangig für eine großzügige und glaubhafte Raumillusion begeistern kann, eine packende Dynamik natürlich ebenfalls vorausgesetzt. Hier also ein erstes kurzes Fazit des Kollegen: „Nachdem meine Musikanlage aktiv mit Röhrengeräten betrieben wird, war es interessant zu hören, wie sich ein Wechsel der Sicherungen hier auswirkt. Wegen der besseren Zugänglichkeit hatte ich zunächst die Sicherung in der Bassendstufe ausgetauscht. Zu meiner Überraschung war hier ein deutlicher Unterschied zu hören: Der Bass wurde kontrollierter, die Wiedergabe war klarer mit besserem Raum und Fokus. Allerdings war der Grundton ebenfalls verändert und mir dann zu schlank. Zu meiner noch größeren Überraschung änderte sich dies schlagartig, als ich die Sicherungen auch in den DAC einsetzte. Damit war die Balance wieder perfekt, die oben genannten Verbesserungen blieben erhalten. Populär ausgedrückt: saugut! Die Sicherung im DAC war ursprünglich für den Hochtonverstärker gedacht, deshalb kann ich momentan für diesen Bereich keine Aussage machen. Offensichtlich stellt die Schmelzsicherung ein Nadelöhr in der Elektronik dar; die Verbesserungen mit den AHPs sind nämlich kein Pappenstiel und in meiner Anlage auf Anhieb zu hören. Wer dies bestreitet, hat es sich wahrscheinlich noch nie ernsthaft angehört.‟
Natürlich sind die fehlenden Sicherungen für den Rest von Jürgen Sailes Kette schon geordert. Der Test audiophiler Sicherungshalter ist für die nahe Zukunft geplant, und ein paar Monate später werden wir dann den Elektriker bestellen und ihn Klangmodule anstelle von Vorsicherung und Sicherungsautomat installieren lassen. Das Thema Stromversorgung bleibt also heiß.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, AirTight PC-1 Supreme |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Bandmaschine | Studer A80 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, CharismaTech |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
VERTRIEBSANGABEN AHP Feinsicherungen | |
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Erhältliche Werte | 100 / 125 / 160 / 200 / 250 / 315 / 400 / 500 / 630 / 800 mA 1 / 1,25 / 1,6 / 2 / 2,5 / 3,15 / 4 / 5 / 6,3 / 8 / 10 / 12,5 / 16 A |
Ausführungen | Reinkupfer vergoldet Reinkupfer hochglanzpoliert |
Preis / Stück | 14,90 Euro (5 x 20 mm, 250V, träge) 19,90 Euro (6,3 x 32 mm, 250V, träge) |
HERSTELLER UND VERTRIEB Audiophile Hifi-Produkte | |
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Anschrift | Kölner Straße 46 57555 Mudersbach |
Telefon | +49 271 3031267 |
Internet | www.audiophiles-hifi.de |
info@audiophiles-hifi.de |
Eigentlich liefert der CD Spieler ja genügend Spannung um die Endstufen direkt anzusteuern! Einen Versuch ist dies natürlich immer wert, aber eine potente Ausgangsstufe muss der DAC unbedingt haben. Und da fangen die Probleme oftmals schon an, diese lässt sich nämlich nicht für ein paar Cent realisieren. Spätestens aber mit dem Betrieb eines Plattenspielers stellt sich die Frage nach der Vorstufe nicht mehr.
Vorweg aber eine kleine Bemerkung am Rande: Ein interessantes Phänomen konnte ich zwischen den Hörgewohnheiten von Musikern und manchen Highendern feststellen. Highender ist übrigens so ein Wort, das ich eigentlich hasse, da muss ich immer an Zwölfender denken. Egal, ein Musiker orientiert sich eher an der Interpretation, und vielleicht noch Dingen wie korrekte Stimmung der Instrumente, rhythmisch genaue Spielweise und so fort. Der besagte Highender achtet manchmal auf Dinge, die mit der Musik nichts zu tun haben. Beispielweise Tiefenstaffelung, Breite der Bühne, Nebengeräusche der Instrumente, Husten in der 5. Reihe links...
Dies kann man gut bei der CD Keith Jarrett The Köln Concert nachvollziehen. Fragen Sie einmal einen Kollegen, was ihm bei der CD auffällt. Oft kommen dann Antworten wie oben genannt, mit Nebengeräuschen ist man bei Keith Jarrett ja meistens gesegnet. Bisher hat aber jeder Musiker sofort und als erstes genannt: der Flügel ist verstimmt! Der eigentlich für das Konzert ausgesuchte Flügel wurde nicht geliefert, statt dessen musste ein vorhandener Stutzflügel mäßiger Qualität, mit einigen klemmenden Tasten herhalten. Jarrett hat hier auf geniale Weise das musikalische Geschehen den Möglichkeiten auf diesem Instrument angepasst.
Nichtsdestotrotz kommen bei dieser CD die primären Stärken des Preamp voll zum Tragen. Die dynamische Spielweise von Jarrett kann den Rest der Anlage allein im Diskantbereich vor große Probleme stellen. Richtig auffallen wird dies erst, wenn man die CD einmal über einen Vorverstärker wie diesen hört, der die Klavieranschläge realistisch abbilden kann. Das Klavier ist ein Schlaginstrument! Aber nicht nur die Dynamik ist entscheidend, sondern auch die körperhafte Darstellung des Flügels. Wenn der Grundton hier zu schwach ausgeprägt ist, bekommen wir es bei dieser Aufnahme ganz schnell mit einem Mickey Mouse Instrument zu tun. Hifi-Feinheiten sind für den Preamp natürlich auch kein Problem: als Anfangsmotiv hat sich Jarrett die Melodie des Pausengongs im Kölner Opernhaus ausgesucht, im Publikum sind daraufhin einzelne Lacher zu hören. Ganz leise nur und während Jarrett spielt, aber mit dem Preamp so deutlich wie noch nie zu hören. Etwas Anderes ist aber viel entscheidender, der Tube kann die unglaubliche Spannung, die in dieser völlig frei improvisierten Musik steckt, ins Wohnzimmer übertragen. Mit frei improvisiert meine ich übrigens keinen free Jazz, sondern Jarretts Art, einen Abend lang konzertante Musik ohne Vorplanung zu schaffen.
Nach dieser eher beschaulichen, aber wunderbaren Musik muss noch einmal etwas in den Player, was richtig abgeht: Woody Herman Bigband Encore live at Basin Street. Diese von Philips stammende Aufnahme habe ich sowohl als LP als auch in der CD Version von Mosaic. Leider konnten auch die Mosaic Leute nicht mehr retten, was offensichtlich bei der Aufnahme vermurkst wurde. Hier fehlt es an Klangfarben und Körper und mit den Blechbläsern schien der Aufnahmetechniker ein Problem zu haben. Aber eines kann die CD auf unglaubliche Art vermitteln: die unbändige Spielfreude der Bigband. Gleich im ersten Stück, „That’s Where It Is‟, geht es richtig zur Sache. Herman hatte offensichtlich eine Vorliebe für upbeat Tempi so um die 200, was den Musikern extreme technische Fähigkeiten abverlangt. Wie die Band hier aber losfetzt, muss man mit dem Preamp einfach einmal gehört haben. Der damalige Starsaxophonist Sal Nistico setzt mit seiner unglaublichen Stakkato Technik noch eins obendrauf. Die Musik geht hier vom Lautsprecher unmittelbar in den Bauch. Wenn uns die Musik hier gefangen nimmt, ohne dass wir uns Gedanken über fehlende Klangfarben, Bässe und was weiß ich machen müssen, dann glaube ich, sind wir auf dem richtigen Weg. Der Preamp lässt keinen Zweifel daran, dass die Aufnahme gewisse Mängel aufweist. Aber er haut sie uns nicht um die Ohren!
The Preamp widerspricht der gängigen Vorstellung vom warmen, fetten Röhrensound. Er klingt nicht nach Röhre im herkömmlichen Sinne, aber auch nicht nach Transistor. Nebenbei betrachtet ist der gerade beschriebene „Röhrensound“ auch kein Problem der Röhre an sich, sondern hängt immer mit der gesamten Konstruktion zusammen. Der Einstein ist das beste Beispiel dafür.
Diese Vorstufe drückt jeder Anlage ihren eigenen Stempel auf und zwar gewaltig! Am auffälligsten ist die dazu gewonnene Dynamik, die für mich unabdingbar für korrekte Musikwiedergabe ist. Gemeint ist damit Grob- und Feindynamik. Zudem hat der Verstärker eine extrem hohe Bandbreite, die sich hinter keinem Transistorgerät zu verstecken braucht. Der Einstein fabriziert keinen Schönklang, sondern bleibt immer neutral, aber nicht bis zur Belanglosigkeit. Ich kann mit dem Gerät stundenlang Musik hören und mich auf das wesentliche – nämlich die Musik – konzentrieren. Einen Hauch mehr Klangfarben könnte ich mir manchmal wünschen, dies hat aber nichts mit der Performance des Gerätes zu tun, sondern ist eher eine Geschmacksfrage.
Zudem ist der Preamp absolut rauschfrei, auch bei aufgedrehtem Lautstärkeregler ist an meinem 108-Dezibel-Horn am Hörplatz nichts zu vernehmen. Das Gerät läuft in Class A und sorgt für wohlige Wärme, die Abdeckungen der Trafos werden richtig heiß!
Zum Schluss noch ein Hinweis: Die Netzbuchse ist im Bodenblech links vorne angebracht; man benötigt also ein Netzkabel mit abgewinkeltem Kaltgerätestecker. Ein passendes Kabel ist beigefügt, aber notorische Kabelstöpsler finden hier eine eingeschränkte Spielwiese vor.
PS: Schon vor Beginn unserer Kooperation mit Positive Feedback Online testete dort unser Kollege Danny Kaey die Einstein Vorstufe. Lesen Sie eine zweite Meinung.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET |
Lautsprecher | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN Einstein The Preamp | |
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Fremdspannungsabstand | >95dB |
Klirrgrad | < 0.03% |
Ausgangsspannung | 2.5V an 100 Ohm |
Ausgangsimpedanz | 50 Ohm |
Bandbreite | 7 Hz bis 250 kHz |
Abmessungen (B/H/T) | 430/170/410 mm |
Gewicht | 20 kg |
Preis | 16000 Euro |
HERSTELLER & VERTRIEB Einstein Audio Components | |
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Telefon | +49 234 9731512 |
info@einstein-audio.de | |
Internet | www.einstein-audio.de |
Bevor wir kurz auf die Geschichte von Nagra eingehen, noch ein Wort zur Überschrift: Natürlich werden die Nagra-Geräte wie gewohnt unter dem – man darf wohl mit Fug und Recht sagen – legendären Namen Nagra auf den Markt kommen. Die neu gegründete Firma Audio Technology Switzerland besitzt die Namensrechte für die professionellen Aufnahmegerätschaften ebenso wie die für die High-End-Kompomenten. Für die Kunden ändert sich also rein gar nichts, da Audio Technology Switzerland selbstverständlich auch die Ersatzteilversorgung und den Service für die Nagra-Audio-Produkte übernimmt.
Im Jahr 1997 dehnte Nagra seine Aktivitäten im Audiobereich auch auf High-End-Komponenten aus. Und mit den Röhrenvorstufen PL-P sowie PL-L und danach auch mit der Endstufe VPA konnte man die Hifi-Fans spontan begeistern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich damals die faszinierenden Röhren-Monos gleich nach dem Test eines Kollegen in meinen Hörraum entführte, den sie nur deshalb wieder verlassen durften, weil ich hin und wieder doch noch gerne ein wenig lauter höre, als mit den 50 Röhren-Watt an meinen Lautsprechern möglich war. Bei allen weiteren Entwicklungen wie den Transistor-Pyramiden-Endstufen, den Phonostufen und den CD-Playern war es dann dasselbe: Gleich nach der Vorstellung einer Komponente bedurfte es bei Kunden wie bei Redakteuren gleichermaßen viel Geduld, bis man eines der begehrten Geräte habhaft werden konnten. Nagra wurde immer wieder von der Zahl der Orders positiv überrascht – und brauchte entsprechend Zeit, alle Bestellungen abzuarbeiten.
Der Erfolg der Hifi-Sparte konnte aber nichts daran ändern, dass der Audio-Bereich im Vergleich zu den rasch expandierenden Geschäften von Nagravision eine immer unwichtigere Rolle spielte – vor allem natürlich in den Bilanzen der börsennotierten Kudelski Group. Da aber nur speziell darauf ausgerichtete Strukturen dem ehemaligen Kerngeschäft die gewünschte Entwicklung garantieren können, entschloss sich die Familie Kudelski, die Audio-Sparte aus der Kudelski Group auszugliedern, um so unter dem Dach von Audio Technology Switzerlang optimale Rahmenbedingungen für die Aktivitäten in den traditionellen Geschäftsfeldern High End, professionelle Aufnahmemaschinen und Aufzeichnungsgeräte für Sicherheitsanlagen zu schaffen.
Das neue Firmengebäude liegt nicht sehr weit von der bisherigen Entwicklungs- und Produktionsstätte entfernt in Romanel-sur-Lausanne. Doch die Entfernung spielt keine so große Rolle, wenn es gilt, mit einem Lager mit über 20000 verschiedenen Teilen und über 1,2 Kilometer langen Regalflächen umzuziehen. Inzwischen ist der Umzug aber Vergangenheit, und Entwicklung und Produktion laufen wieder auf Hochtouren. Noch nicht ganz fertig ist der neue, speziell gebaute Hörraum. Aber das werden Sie im Folgenden selbst sehen können. Ich habe von meinem Besuch eine Menge Bilder mitgebracht, auf denen Sie die handelnden Personen, einen Teil der neuen Räume und sogar ein bisher offiziell noch nicht vorgestelltes Produkt kennenlernen können.
Die neue Firmenführung: Pascal Mauroux, der Audio Technology Switzerland leitet, und Marguerite Kudelski. Der Schwiegersohn Stefan Kudelkis und die Tochter des Firmengründers wählten als Hintergrund die Vitrinen, in denen technische Meilensteine der Firmengeschichte und die dafür erhaltenen internationalen Auszeichnungen aufbewahrt werden.
Marguerite Kudelski ist promovierte Elektronikerin und leitet die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Audio Technology Switzerland. Da man sowohl auf den Gebieten Sicherheitstechnik, Pro-Audio und High End forscht, ist diese Abteilung deutlich stärker und hochkarätiger besetzt als in üblichen Hifi-Firmen.
Philippe Chambon kam nach der Gründung von Audio Technology Switzerland ins Team und beschäftigt sich vorrangig mit Audio-Entwickungen. Momentan arbeitet er an diversen, äußerst spannenden Projekten, die sich alle um Digital-Audio drehen. Ich musste jedoch hoch und heilig versprechen, auf keinen Fall mehr zu verraten.
Was Thierry Frank, der mit dem erfahrenen, aber leider auf keinem Foto zu entdeckenden Jean Coquel in einem Büro arbeitet, hier auf seinem Computer entwirft, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Aber bei Nagra respektive Audio Technology Switzerland ist ein hohes Maß an Diskretion unabdingbar, wenn man weiter mit Regierungen und Geheimdiensten im Geschäft bleiben will.
Wenn Herbert Bartels entweder keine Idee mehr hat, was Ihrem Gerät fehlt, oder kein passendes Ersatzteil mehr finden kann, sieht es schlecht aus. Zum Glück kommt das so gut wie nie vor. Schon am alten Firmensitz in Cheseaux-sur-Lausanne garantierte der Sales und Service Manager den Werterhalt älterer Nagra-Geräte
Gérard Beuchat ist Sales Manager für den Pro-Audio-Bereich und konnte mit einer guten Nachricht aufwarten: In wenigen Monaten werden die ersten Nagra VI ausgeliefert, die auch mit einer Abtastrate von 192 Kilohertz aufnehmen können. Das beste daran: Selbst bereits ausgelieferte Maschinen sind durch ein Software-Update auf diesen Stand zu bringen!
José Beuchat trägt den Titel Production Director nicht nur, weil er als einziger des Fertigungsteams auch recht spät am Freitagnachmittag noch anwesend war. Hier werden gerade die digitalen Sechs- respektive Acht-Spur-Recorder Nagra VI montiert
Hier sind die Frontplatten der Nagra VI in verschiedenen Fertigungsstufen zu sehen. Sie sind in grau, blau und rot erhältlich und werden wie alle Gehäuseteile zugekauft. Zum 60. Firmenjubiläum wurde auch eine Sonderedition mit Alufront aufgelegt.
Mario Jimenez als Lab Engineer obliegt die nach forschen und entwickeln zweitwichtigste Tätigkeit bei Audio Technology Switzerland: prüfen und messen. Hier nimmt er sich gerade eine fertige Nagra VI vor.
Noch einmal eine Nagra VI und noch einmal prüfen und messen. Diesmal übernimmt aber ein Audio Precision-Mess-Computer den Job. Die Ergebnisse werden sowohl für den Kunden auf beiliegenden Messschrieben protokolliert als auch firmenintern archiviert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie beeindruck ich vor mehr als sieben Jahren war, als ich die Protokolle meiner frisch erstandenen Nagra E samt Messband auspackte …
Michel Paillard ist für das sogennannte „subjective testing‟ zu ständig. Auch bei diesem SD Recorder bleibt keine Taste ungedrückt, bevor er die Firma verlässt. Von diesem digitalen Aufnahmegerät gibt es – wie wir schon in den News im Januar berichteten – übrigens auch eine äußerst attraktive Hifi-Sonderedition.
Kein idealer Ort für Menschen, die zu Klaustrophobie neigen, ist der zweite Arbeitsplatz von Michel Paillard: Hier hört es jedes Gerät für etwa 30 Minuten, bevor es in den Versand gehen darf.
Nathalie Jaggi ist Mechanikerin und damit heutzutage auch Programmiererin: In der unter anderem auch mit einer deutschen CNC-Maschine ausgestatteten Werkstatt fertigt sie Teile für Prototypen und führt auch schon mal Korrekturen an fehlerhaft zugelieferten Teilen aus.
Im fast fertigen neuen Hörraum posiert der Marketing Director – und studierte Toningeniuer – Matthieu Latour nicht etwa vor der Anlage. Nein, er verdeckt geschickt einen, wie man hört, enorm vielversprechenden Prototypen.
Von außen kann man recht gut erkennen, dass bei der Konstruktion des neuen Hörraums Wert darauf gelegt wurde, dass es keine parallelen Flächen gibt. Selbst die Rückwand ist in sich nicht gerade, sondern sanft abgewinkelt. Am Festerausschnitt ist die Dicke der Wände des Hörraumes gut zu erkennen. Mehrere Holzschichten bringen es auf 14 Zentimeter. Noch beeindruckender ist das Gesamtgewicht der Konstruktion: vier Tonnen!
Noch einmal zurück zum Thema testen und messen: Hier müssen drei 300B – zwei Endstufen und ein Vollverstärker – ihre Leistungsfähigkeit an Lastwiderständen beweisen. Natürlich wird bei der Netzspannung getestet, an der die Geräte später einmal arbeiten sollen. Hier sind es 115 Volt.
Die neuen Vorstufen mit dem schönen Namen „Jazz‟ arbeiten intern zwar unsymmetrisch, bieten aber einen XLR-Ausgang. Nach der Präsentation auf der High End werden noch Wünsche der Vertriebe umgesetzt: Der Jazz wird auch einen symmetrischen Eingang bekommen.
Damit das Testen der einzelnen Baugruppen vor der Endmontage nicht allzu viel Zeit verschlingt, gibt es bei Audio Technology Switzerland spezielle Vorrichtungen für ein jedes Gerät, die die Arbeit erleichtern und beschleunigen. Hier eine Konstruktion zur Kontrolle der Bedienungselemente des Jazz.
Selbstverständlich muss auch das Anschlussfeld der neuen Vorstufe gründlich auf seine Funktion getestet werden. Die geschieht in einem vertretbaren Zeitrahmen mit Hilfe dieser Vorrichtung.
Natürlich reichen Messungen allein zur Qualitätssicherung nicht aus. Mindesten ebenso wichtig ist die Dokumentation des entsprechenden Procederes. Bei Nagra respektive Audio Technology Switzerland bleibt nichts dem Zufall überlassen.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, wir bleiben bei der neuen Vorstufe: Dies sind die Transformatoren, mit denen das Ausgangssignal symmetriert wird. Sie werden wie die Ausgangstrafos der Endstufen in der Firma gewickelt.
In der Trafowicklerei von Audio Technology Switzerland: Hier eine Wickelmaschine, auf der auch die Eingangsübertrager für die Mikrofoneingänge der Nagra VI gefertigt werden können.
Die zweite Wickelmaschine bei Audio Technology Switzerland: Auch die Netztransformatoren werden im Haus hergestellt. Hier erreicht man eine hohe Fertigungstiefe.
Da Trafos klangentscheidende Bauteile sind, will sich Nagra nicht auf Zulieferer verlassen und ihnen die eigenen Erkenntnisse zugänglich machen. Da investiert man lieber in ausreichend Kupfer in verschiednen Materialstärken.
Jazz oder nicht? Auch wenn die Frontplatte der des Jazz zum Verwechseln ähnlich sieht, ist dies eine wirkliche Neuentwicklung. Dieser Vorverstärker arbeitet nicht mit Röhren, sondern mit Transistoren. Noch eine kleine Anmerkung, um Ärger mit unserem Fotografen zu vermeiden: Bisher wurde noch kein endgültiger Name für die Vorstufe gefunden, und deshalb bat mich Matthieu Latour, den vorläufigen Namen nicht mit aufs Bild zu nehmen. Prinzipiell kann ich schon vollständige Geräte knipsen ...
Ich weiß noch genau, wie mich die ungeheuer positiven klanglichen Auswirkungen der Schälchen in meinem Hörraum begeistert haben und welche nicht gerade freundlichen Leserreaktionen mein Bericht darüber vor nun schon acht Jahren hervorgerufen hat. Selbst Hersteller und Vertriebe, die in meinem Hörraum zu Gast waren, sparten nicht mit ironischen Kommentaren – bis sie dann selbst hörten, was die kleinen Metallschalen akustisch leisteten. Im Laufe der Zeit haben die Resonatoren dann nach und nach ihr Voodoo-Image abgelegt und werden inzwischen von den meisten Audiophilen akzeptiert. Heute kann man sich – zumindest in einschlägigen Kreisen – ruhigen Gewissens als Klangschälchen-Benutzer outen, ohne gleich von seinem Gegenüber skeptische bis mitleidige Blicke zu ernten.
Thomas Fast, der sich nun schon fast seit einem Jahrzehnt mit großem Einsatz um den Vertrieb der Produkte Franck Tchangs in Deutschland kümmert, hatte leider kurzfristig nicht das über fünf Meter lange XLR-Kabel vorrätig, das es braucht, um in meiner Kette Vor- und Endstufen miteinander zu verbinden. Bei seinem Kurzbesuch hat er dann ein Lautsprecherkabel und eine anderthalb Meter lange symmetrische NF-Verbindung mitgebracht. Da bis auf die ein oder andere Verbindung zwischen Quelle und Vorstufe der Rest der Kette fast vollständig – bei den Netzkabeln gibt es schon mal eine Ausnahme – mit HMS bestückt ist, habe ich erst einmal die symmetrische Leitung zwischen Mytek-Wandler und Marconi getauscht – und war reichlich überrascht: Das Liveline spielt mindestens in einer Klasse mit dem Allzeit-Klassiker SunWire Reference. Es gibt einige Unterschiede, die allerdings eher in den Geschmacksbereich fallen: Das Sun wirkt eine Spur mehr erdverbunden, musiziert mit etwas gedeckteren Klangfarben und fasziniert mit einer glaubhaften, weiträumigen imaginären Bühne. Das Liveline steht dem Sun in puncto Raumillusion in nichts nach und begeistert mit einer extrem guten Auflösung und einer subjektiv empfundenen sehr hohen Schnelligkeit. Dabei ist es einen Hauch heller timbriert als das SunWire. Ein wenig dunkler kommt auch das mehrfach teurere HMS Gran Finale Jubilee daher, das einen noch minimal größeren Raum suggeriert, jedoch nicht ganz an die Lebendigkeit und Spielfreude des Liveline heranreicht. Franck Tchangs erstes NF-Kabel kann sich also auf Anhieb gegen ausgesprochen etablierte und auch deutlich kostspieliger Mitbewerber behaupten.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Kuzma 4Point, AMG 12J2 |
Tonabnehmer | AirTight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC, Prototyp |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.4, Pure Music 1.86 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, SunWire Reference, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
VERTRIEBSANGABEN Liveline Lautsprecherkabel 2,40m | |
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konfektioniert mit ASI Hohlbanane incl. Kabelschuh | 1440 Euro |
jede weiteren 50 cm | +180 Euro |
VERTRIEBSANGABEN Liveline NF-Kabel 1m | |
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konfektioniert mit Acoustic System RCA Stecker | 600 Euro |
konfektioniert mit XLR Stecker | 900 Euro |
VERTRIEB fastaudio | |
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Anschrift | Thomas Fast
Brählesgasse 21 70372 Stuttgart |
Telefon | +49-711-480 88 88 |
info@fastaudio.com | |
Internet | www.fastaudio.com |
Internet | www.francktchang.com |
Gemütlich war die Show auf jeden Fall, ich bekam eigentlich nie das typische Show-Gefühl, wenn – Sie kenne es ja sicherlich selbst – viel zu viele Leute in einem Raum stehen. Dafür gab es eben Musik pur. Im Gegensatz zur High End in München sind die Räumlichkeiten hier eher klein geraten, typische Hotelzimmer eben. Als Folge ist der Klang meist mehr oder minder ok, aber nicht unbedingt phantastisch. Dennoch gibt es immer wieder Demos, die wesentlich besser sind als die Norm.
Eine davon konnte man im Raum von Arian Jansen erleben, der große Elektrostaten und OTLäVerstärker samt Vorverstärker auffuhr: komplette Eigenentwicklung namens Sonorus. Das besondere Etwas an dieser Kette aber war, dass Arian gleich drei(!) neuentwickelte Tonbandmaschinen, die auf der ReVox PR-99 basierten, als Tonquelle verwendete. Von wegen Analoge Plattenspieler: Tonbandmaschinen sind der letzte Schrei hier in Amerika! Klanglich war dies wahrscheinlich eine der besten Demos, die ich auf der Show zu hören bekam: Neutral, dynamisch, extrem breitbandig und voller Charakter, da war eben richtig viel zu hören. Das einzige Manko an der Geschichte ist eben, dass die Software schwer erhältlich ist und wenn, dann recht teuer kommt. Tape Project verlangt circa 500 Dollar pro Titel, und das ist kein Pappenstiel.
Ein ähnliches Aha-Erlebnis wie bei Sonorus hatte ich auch beim Sound der Audeze-Kopfhörern. Dabei muss ich sagen, dass ich eigentlich kaum der Typ für portables Hifi bin: Kopfhörer haben mich nie so richtig fasziniert – ausser vielleicht meine In-Ear-Monitors von JH Audio (JH-13), die ich viel auf Flugreise verwende. Meiner Meinung nach sind die meisten Kopfhörer viel zu höhenlastig und auch kaum in der Lage, eine Klangquelle richtig in den Raum zu stellen. Die Audeze LCD-2 für knapp 1000 Dollar leisten sich diese Schwächen nicht. Sie klingen – eine ordentliche Quelle und Verstärkung wie beispielsweise Schiit Audio vorausgesetzt – absolut natürlich: von Höhenlastigkeit keine Spur. Bei Orchesterwerken agieren die Musiker auf einer imaginären Bühne, man bekommt wirklich ein Gefühl vom Aufnahmeraum. Meiner Meinung nach dürfte der von Audeze selbst entwickelte und gefertigte planar-magnetostatische Treiber der Grund für diesen Sound sein, der mich wirklich begeistert hat.
Dass die Jungs von TAD (Pionier), Luxman, Vivid, DarTZeel und Evolution Acoustics immer wieder einen Supersound auf Shows hinbekommen, ist schon fast eine Selbstverständlichkeit. Dennoch begeistert mich immer wieder, wie gut diese Demos wirklich sind. Wenn Sie einen guten Sound auf Shows suchen, dürfen Sie bei diesen Firmen fündig werden. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Newport Show im nächsten Jahr.