Dabei hätte ich es besser wissen können: Ende der 80-ziger Jahre war ich stolzer Besitzer eine Röhrenvor-/MosFET-Endstufen-Kombination von Bartolomeo Aloia, die schon verdammt gut klang, aber auch die ein oder andere Macke hatte und damit dazu herausforderte, selbst ein wenig aktiv zu werden. Der Großteil der Modifikationen bezog sich auf die Vorstufe und ihre Lautstärkeregelung, die anfangs nur kanalgetrennt funktionierte, wenn ich mich recht erinnere. Dass ein Schalter mit eigens berechneten Widerständen die Aufgabe übernahm, als ich die DaCapo schließlich an einen befreundeten Hifi-Händler im Ruhrgebiet verkaufte, weiß ich jedenfalls noch genau. Bei der Endstufe habe ich unter anderem die Sicherungen auf den Signalplatinen direkt auf die Boards gelötet, um die Übergangswiderstände in den Sicherungshaltern zu umgehen. Aus heutiger Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass diese wenn nicht sicherheitstechnische, so doch zumindest im Schadensfall versicherungstechnisch eher bedenkliche Maßnahme sehr viel gebracht haben dürfte. Aber zumindest hatte ich damals eine der möglichen Schwachstellen einer jeden Schaltung im Blick. Von speziellen, für audiophile Anwendungen hergestellte Sicherungen, die völlig risikolos gegen die simple Massenware ausgetauscht werden kann, konnte man damals nur träumen. Das ist heute glücklicherweise anders.
Schon seit über fünf Jahren sind die AHP Feinsicherungen auf dem Markt – und das in der deutlich verbesserten Version II, bei der auch die Kontaktkappen aus Kupfer gefertigt werden. Die Oberflächen der Kappen sind dann gleich in zwei Varianten erhältlich: einmal vergoldet und einmal hochglanzpoliert. Dabei geht es nicht um klangliche Unterschiede, die ein Feintuning in die ein oder andere Richtung ermöglichen sollen. Die beiden Ausführungen zielen eher auf zwei Anwendergruppen: Die minimal höhenbetonteren Goldversionen sind für diejenigen Musikfreunde gedacht, die sich einmal zu einem Austausch der Sicherungen auch an vielleicht schwer zugänglichen Geräten aufraffen, dann aber einfach auf höherem Niveau Musik genießen und das Thema Klangtuning möglichst schnell vergessen möchten. Dank der direkt auf das Kupfer aufgebrachten Goldbeschichtung sollen die AHP-Sicherungen ihre Wirkung auch noch nach Jahren ohne Abstriche entfalten: Korrosion ist hier nicht zu erwarten.
Die polierten Reinkupferkappen hingegen dürften für aktive Audiophile die erste Wahl sein, da man für den tendenziell erdverbundeneren Klang die Sicherungen etwa einmal pro Jahr von etwaiger Oxidation befreien sollte, wie Andreas Jungblut, AHP-Inhaber und Entwickler der Sicherungen erläutert. Das Aufbringen eines gutes Kontaktmittels wie etwa ProGold kann den Zeitraum bis zur nächsten notwendigen Reinigungsaktion übrigens deutlich verlängern.
Schon bei der ersten Version der AHP Feinsicherungen bestand der Schmelzleiter aus Kupfer und befand sich in einem resonanzoptimierten Keramikrohr mit Löschmittelfüllung. Diese sorge, so der Entwickler, für eine konstante Leitertemperatur und beruhige den Schmelzleiter mechanisch. Auf die Beschreibung der diesen Maßnahmen zugeschriebenen klanglichen Effekte verzichte ich zugunsten der Schilderung der Wirkung der kompletten Sicherungen in meiner Kette. Andreas Jungblut geht zwar auch davon aus, dass die mit seinen Sicherungen bestückten Komponenten nach einer einer Weile am Netz klanglich noch ein wenig zulegen, ein Großteil der Verbesserungen sei aber sofort nach Wechsel vom Stardard-Bauteil auf AHP zu hören – womit sich diese ganz anders verhalten als etwa die AMR Sicherungen, die Amre Imbrahim vor Jahren kurz an dieser Stelle beschrieben hat. Was lag also näher als sich in meinem Hörraum zu treffen, sich richtig Zeit zu nehmen und nach und nach nahezu alle Komponenten auf die AHPs umzurüsten?