Dennoch sollte ich eine kurze Klangbeschreibung versuchen: So homogen und bruchlos hatten zuvor nur die Göbel Aeon, deren Biegewellenstrahler den Bereich von 160 bis über 30.000 Hertz wiedergibt, in meinem Raum gespielt. Auch in Sachen Transienten-Wiedergabe und Schnelligkeit stehen die 05 SSE diesen in nichts nach. Darüber hinaus fluten die Børresen den Raum mit bestens dosierter Tieftonenergie. Und das ist in meinem Raum keinesfalls selbstverständlich: Der obere Bassbereich wirkt immer eine Spur zu leicht, ganz egal auf welch hohem Level die Lautsprecher ansonsten agierten: Schon bei den LumenWhite DiamondLight wünschte ich mir in diesem Frequenzband etwas mehr Wärme, und ein Hauch mehr dürfte es bei den Göbels auch sein. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber bei den Børresen gibt es trotz der wandnahen Aufstellung keine störenden ersten Reflexionen, und auch die raumbedingte Senke gleichen sie ganz selbstverständlich aus. Sie scheinen gegen die Einflüsse ihrer Umgebung weitestgehend immun zu sein. Aber alles dies wird von der großen, präzisen und dreidimensionalen Abbildung der 05 SSE noch weit übertroffen: einfach fantastisch!
Was mich jedoch umtreibt, ist die Tatsache, dass die Børresen nur einer zentral sitzenden Person höchsten Musikgenuss gewährt. Also rufe ich Lars Kristensen an, vielleicht weiß er ja Rat. Er meint, er kenne den Effekt, es gebe wohl nur wenige Boxen die so auf den Hörenden fokussiert sein sollten wie die 05 SSE. Aber das sei bei all seinen Kunden nie Anlass zur Kritik gewesen. Er empfehle Mut zum Egoismus. Womit wir bei der Gewissensfrage wären – auch wenn sich die 05 SSE finanziell in unerreichbarer Ferne befindet: Möchte ich mit einem Lautsprecher leben, mit dem nur ich allein Musik so gut hören kann wie nie zuvor, ohne das Erlebnis mit Herstellern und Vertrieben teilen zu können, die ihre Produkte in meinem Hörraum präsentieren? Mindestens ebenso gravierend: Möchte ich für ein paar Prozent mehr Klangqualität auf das gemeinsame Hören mit meiner Gattin verzichten? Wo hört der Mut zum Egoismus auf und wo beginnt audiophiler Autismus?
Schnell steht für mich fest, dass ich die Beschäftigung mit der Børresen nicht wie geplant auf zwei Wochen beschränken kann und mit der Suche nach einer Aufstellung beginnen muss, bei der die 05 SSE auch zwei Personen ihre Fähigkeiten demonstrieren kann. Dabei nähere ich mich den bewährten Aufstellungsorten wieder an, büße dabei aber für meinen Geschmack zu viel Größe bei der Abbildung ein. Also wandern die Børresen wieder ein Stückchen näher zu den Seitenwänden. Bei einem Mindestabstand von etwa 60 Zentimetern und einer leichten Einwinkelung auf die beiden Hörplätze ist dann ein für mich vertretbarer Kompromiss gefunden. Dabei ragt die Lehne meines Sessels ein klein wenig über die imaginäre Mittellinie des Raumes hinaus: So viel Egoismus sei erlaubt. Denn auch auf dem Platz nebenan erschließen sich die fantastischen Leistungen der 05 SSE weitgehend.
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