Apropos nach oben: Als die beiden Flightcases eintrafen, schwante mir bei deren Anblick nichts Gutes. Wegen der sechs großen Rollen unter jedem Case war dies beim besten Willen nicht in den Aufzug zu bugsieren, der zumindest den Transport vom Erdgeschoss in die zweite Etage stark erleichtert hätte. Die Ultima Ratio war, ein Umzugsunternehmen damit zu beauftragen, die beide Cases in die dritte Etage zu schaffen. Von ihrer Verpackung befreit waren die 05 mit ihrem Gewicht von je 75 Kilogramm dann dort recht gut zu bewegen, wie ich erfahren habe, als sie ihren Platz für ein paar Wochen für den Test der enorm wirkungsgradstarken und wohlklingenden Soundspace System Robin räumen mussten.
Für die erste Aufstellung der 05 SSE in meinem Hörraum waren die beiden Hauptanteilseigner der Upper Level ApS, unter deren Dach sich Aavik Acoustics, Ansuz Acoustics und Børresen Acoustics befinden, Lars Kristensen und Michael Børresen, nach Gröbenzell gekommen. Ich wies sie natürlich auf die Bodenmarkierungen für die bewährten Aufstellungsorte hin, kümmerte mich dann aber um frischen Tee. Als ich in den Hörraum zurückkehrte, staunte ich nicht schlecht, denn er wirkte mit den recht hohen 05 SSE deutlich größer als zuvor mit den nicht unwesentlich zierlicheren Göbel Epoque Aeon Fine. Des Rätsels Lösung: Die beiden hatten die Markierungen schlicht ignoriert: Zwar befanden sich Schallwände der 05 in etwa auf der selben Linie, die sich im Laufe der Jahre in meinem Hörraum als ideal erwiesen hatte, doch standen die Børresens nun ungewöhnlich dicht an den seitlichen Wänden des Zimmers. Hinten betrug der Abstand zwischen Wand und der Seite der Box gerade einmal 25 Zentimeter, vorn waren es dann knapp 43 Zentimeter. Die Schallwandler waren also stark eingewinkelt und zielten auf die rechte und linke Schulter einer auf dem Hörsessel sitzenden Person. Optisch war das auf Anhieb überzeugend. Der Blick auf die Rückwand des Raumes war durch die Lautsprecher so gut wie nicht verstellt: Das Arbeitszimmer wirkte luftig und offen.
Die ersten Töne nahmen mich allerdings nicht für diese Aufstellungsvariante ein. Für mein Empfinden hatte die Wiedergabe zu viel Bass und auch die Abbildungspräzision ließ zu wünschen übrig – was Lars Kristensen und Michael Børresen aber nicht im mindesten beunruhigte: Die zuvor eingespielten Boxen bräuchten nach dem Transport ein Stündchen, um sich zu akklimatisieren, und zudem habe das Lautsprecherkabel bisher noch keine einzige Betriebsstunde sammeln können. Also gönnten wir Kabel und Boxen eine Stunde Musik und uns Weißwürste, süßen Senf und Brezen. Danach hörte sich die Kette schon viel angenehmer an – nein, der Autor ist kein Fan von Weißbier am Mittag. Als die beiden Dänen ihren Lautsprechern dann noch acht Darks Z2S spendierten, verlor der Tieftonbereich nichts von seiner Energie, gewann aber extrem an Definition. Das beeindruckendste an den 05 SSE und ihrer ungewöhnlichen Aufstellung war jedoch die Größe – und Tiefe – der imaginären Bühne. So großes akustisches Kino konnte ich in meinem Hörraum zuvor nie erleben.
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