Im Oktober letzten Jahres stellte mein Kollege Wojciech Pacuła den Lesern von highfdelity.pl die schlicht „The Big Phono“ genannte MM- und MC-Phonovorstufe der Firma RCM aus Kattowitz vor. Groß ist nicht allein ihre Physis, sondern auch ihr Preis.
RCM Audio ist der Produktionszweig des bekannten polnischen Vertriebs RCM. Sein Inhaber ist Roger Adamek, ein in Polen bekannter Fan und Verbreiter von analogem Audio. RCMs erstes Produkt war der Vollverstärker Bonasus, das nächste war die Phonostufe Sensor Prelude IC, die bis heute High Fidelitys Referenzphonostufe ist.
Der Big Phono Verstärker ist das Spitzenprodukt der Firma RCM Audio. Ihr Angebot umfasst auch zwei preiswertere Phonovorverstärker: den Sensor Mk2 und den RIAA Mk2. Das erste Produkt der Firma, das sich mit der Verstärkung des von einem Phono-Tonabnehmer kommenden Signals beschäftigte, war die Sensor Prelude IC. Obwohl sie in Polen umgerechnet „nur“ etwa 1350 Euro kostete, wurden auch hier einige der gleichen Lösungen verwendet, wie sie auch jetzt in der neuen Phonostufe zu finden sind, die etwa 35.000 Euro kostet.
Beiden gemein ist zuerst einmal eine externe Stromversorgung. Im getesteten Gerät ist es ein riesiges, höllisch schweres Gehäuse mit drei separaten Netzteilen. Zweitens ist es eine aktive Verstärkung des MC-Signal, da RCM Audio Step-Up-Übertrager ablehnt. Roger Adamek, der Chef der Firma, der Schöpfer neuer Produkte, sowie ihr erster und kritischster Hörer, verriet aber kürzlich, dass Thrax Audio gerade einen wirklich einzigartig Übertrager für RCM vorbereite. Er sollte jedoch als Ausnahme angesehen werden. Und schließlich gibt es noch ein drittes gemeinsames Merkmal der RCM-Phonovorverstärker, nämlich die Auswahl der Verstärkungselemente. In der audiophilen Welt, so lautet eines der Axiome, gibt es eine deutliche Abstufung: Ganz oben stünden Röhren respektive Trioden, darunter Transistoren – vorzugsweise Feldeffekt (JFET, MOSFET et cetera) – und bei den billigsten Produkten integrierte Schaltungen.
Diese Ansicht vertritt ausdrücklich die Firma Musical Fidelity, die gerade den Phonovorverstärker Musical Fidelity M6x zum Preis von umgerechnet rund 1850 Euro auf den Markt gebracht hat. Dies ist ein gutes Praxisbeispiel für die Hierarchie, die ich meine. Im Gegensatz zu den teuersten Phonostufen dieses Herstellers, die mit Röhren (Nuvistoren) arbeiten, und den billigeren, die integrierte Schaltungen verwenden, ist die neue M6 mit diskreten Schaltungen ausgestattet. Ich zitiere aus der Pressemitteilung: „Musical Fidelity begründet die Abkehr von der Verwendung von Operationsverstärkern in zweierlei Hinsicht: erstens deren Klangcharakter, der laut den Musical-Fidelity-Ingenieuren nicht den aktuellen Zielen des Unternehmens entspricht, nämlich Geräte anzubieten, die neutral, natürlich, dynamisch und farbig klingen. Zweitens erlaubt es die Entwicklung von Geräten auf der Basis von diskreten Schaltungen, ein viel präziseres und individuelleres Endergebnis zu erzielen.“
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