Das Royal Signature fasziniert weiterhin mit seiner beeindruckenden Musikalität und übertrifft klar und deutlich das Habst, das allerdings auch nur knapp die Hälfte kostet. Die Offenheit des Siltech ist faszinierend. Es geht aber nicht allein um noch mehr räumliche Tiefe, die das Signature USB auch bietet, vielmehr schafft es dieses Kabel, komplexe symphonische Musik besser aufzulösen. Die Pathétique von Tchaikowsky, die im Mai 2019 von den Berliner Symphonikern mit Kirill Petrenko aufgenommen wurde und in 24/96 von Qobuz auf der Festplatte meines Musikcomputers zur Verfügung steht, gibt deutlich Aufschluss über die ausgezeichnete Fähigkeit des Royal Signature, die orchestrale Dichte fein aufzulösen. So tritt das bekannte und unschöne Phänomen gar nicht erst auf, dass das Orchester bei Tutti nur eingeengt ans Ohr gelangt, irgendwie als wäre es zusammengeschnürt. Das ist nie schön, geschweige denn einer Live-Darbietung ähnlich, aber leider auch in sehr guten Anlagen immer wieder festzustellen. Allein diese Kunst macht das Signature Universal II zu einem Objekt der Begierde. Diese Qualität offeriert es nicht nur dem Liebhaber symphonischer Werke, sondern es überzeugt auch bei Pop und Rock völlig. Das Ween-Album Chocolate and Cheese strahlt dank der feinen Analyse, die das Siltech einbringt, geradezu vor leuchtenden Klangfarben. Details werden plastisch herausgearbeitet, das Zuhören ist ein Vergnügen. Diese Transparenz paart sich mit einer Geschmeidigkeit, die dem musikalischen Fluss dienlich ist und jegliche Anstrengung und die oben erwähnte Nervosität verhindert. Aber das ist noch nicht alles. Eine Disziplin, in der ich von einem USB-Kabel keine große Veränderung erwartet hätte, ist die Dynamik. Das Siltech zeigt, dass hier in meiner Kette noch Luft nach oben war. Die Analyse des Royal Signature stellt jedes Instrument besonders bei guten Aufnahmen klar umrissen und plastisch dar und vermittelt eine manchmal geradezu spektakuläre Explosivität. So konnte ich es bei „Calypso Minor“ vom Jazz-Album Sotho Blue erleben, wo etwa die Bassläufe mit viel mehr Vehemenz und Attacke vorgetragen wurden, aber auch bei vielerlei anderer, nein, wirklich bei jeglicher Musik. Es war halt nur davon abhängig, was in der Aufnahme steckt. Das Royal Signature Golden Universal II ist das großartigste USB-Kabel, dass ich in meiner Anlage je beurteilen durfte und nach meiner Einschätzung jeden der vielen Euro wert.
Das deutlich preisgünstige Classic Anniversary hat ebenfalls partielle Vorteile zum Referenzkabel und zeigt sich bei „Calypso Minor“ beachtlich bassstark, und zwar, weil es hier sehr druckvoll-explosiv zur Sache geht, ohne das Klangbild einzudicken. Die Klangfarben gefallen dank ihrer Authentizität, Blasinstrumente und der Flügel werden sehr prägnant und kraftvoll artikuliert. Es sollte dem Classic Anniversary bitte nicht angelastet werden, dass es im Vergleich zum Signature die räumliche Auflösung nicht gleichermaßen tief zeichnet. Denn das Anniversary ist dem Habst mindestens ebenbürtig, und letzteres darf wohl eines der besten in dieser Klasse gelten. Es unterscheidet sich in seiner Klangsignatur aber etwas vom Classic Anniversary. Gemeinsam mit dem Golden Universal II erfreut dies mit einer stressfreien Wiedergabe, die Langzeithören zum Vergnügen macht. Nachdem ich mich ein Weilchen auf das Anniversary eingehört habe, mag ich ihm auch bei dieser etwas unfairen Test-Reihenfolge nicht schlechtes nachsagen. Denn es musiziert sehr ausgewogen, wieder mit einem großartigen, farbenprächtigen Klangbild. Es differenziert auch tiefe Bässe klar und bildet jedes Instrument sehr realistisch und präsent ab, nur eben weniger tief im Raum angeordnet. Da liegt der große Unterschied zum teureren Konkurrenten aus demselben Hause. Beim Ween-Album gefällt die Homogenität des Classic ebenso, aber auch hier kann es nicht die umwerfende räumliche Ordnung und Feindynamik des Signature Universal II erreichen. Faszinierend sind jedoch wieder die Klangfarben und die differenzierte Darstellung von Stimmen und Instrumenten, so dass man mit Leichtigkeit jedem einzelnen Instrument folgen kann. Nehmen wir noch einmal Tchaikowskys Pathétique mit den Berliner Symphonikern. Das Anniversary zeichnet hier eine Spur trockener, was dem musikalischen Eindruck sehr zugute kommt. Denn auf diese Weise klingen die Streicher auch bei vollem Orchesterklang sehr artikuliert und dynamisch und keineswegs zugeschnürt. Damit hatte ich nicht gerechnet – großartig. Auch das Classic Anniversary ist sein Geld allemal wert. Wenn man es besitzen möchte, darf man es gern mit vielen Mitbewerbern vergleichen, nur halt nicht mit dem Siltech Royal Signature Golden Universal II.
So, jetzt geht es um meinen Liebling aus der vieltägigen Einspielzeit: das Explorer 45. Geschenkt bekommt man dies zwar auch nicht, aber sein Preis dürfte so manchem für eine gute Anlagen angemessen erscheinen. Was bietet das monokristallin kupferne Explorer für die knapp 360 Euro? Übrigens dürfte dank seiner mechanischen Flexibilität, ähnlich dem Classic Anniversary, der eine Meter meist reichen. Bleiben wir doch gleich bei Tchaikowsky und seiner 6. Symphonie. In meiner Anlage wirkt das Explorer 45 nach hinten weiter räumlich geöffnet als das Anniversary. Schön ist wieder die von (Jitter?)-Artefakten freie Darbietung, die allen drei Siltech eigen ist. Zwar klingt das Orchester weniger durchgezeichnet, aber das stört nach ein paar Minuten der Eingewöhnung nicht mehr, weil der zarte Schmelz der Streicher und das „seidige“ Klangbild begeistern. Die Bläser schmeicheln ebenso mit ihren Klangfarben, und die tiefen Streicher heben sich konturiert von den hohen ab, ohne dass das Klangbild auseinanderfällt. Sehr schön lässt sich das komplexe musikalische Geschehen im Einzelnen betrachten. Die Konzentration auf dieses emotionale Werk fällt leicht, so dass ich in die Musik eintauche und fast vergesse, dass ich hier eigentlich die Auswirkung des Kabels und nicht die Musik nachvollziehen soll.