tests/21-01-01_odeon
 

Odeon Rigoletto 2020

02.01.2021 // Carsten Bussler

Die Frequenzweiche trennt beide Treiber mit asymmetrischer Flanke: den Hochtöner mit 18 Dezibel pro Oktave und den Tiefmitteltöner mit 12 Dezibel pro Oktave
Die Frequenzweiche trennt beide Treiber mit asymmetrischer Flanke: den Hochtöner mit 18 Dezibel pro Oktave und den Tiefmitteltöner mit 12 Dezibel pro Oktave

Aber natürlich sind die Rigolettos viel zu schade für tumbe Haudraufs und die eigentliche Stärke, ihre fantastische Feindynamik, kommt so richtig mit kleinen Trioden zur Geltung. Wie eine akustische Lupe bringt sie feinste Gitarrenausschwinger, Atem- oder Anblasgeräusche voll zur Geltung und kümmert sich liebevoll um kleinste Detailverästelungen. Ich verspreche Ihnen, sie werden Ihre Plattensammlung mit diesen Odeons neu entdecken. Mir gelang das besonders gut nachts, wenn alles ruhig war und die Familie schlief: Die Lautsprecher sind nämlich perfekt für „Leisehörer“ geeignet, weil die Töne eben nicht am Chassis kleben bleiben, sondern sich auch bei niedrigsten Lautstärken sehr gut von den Lautsprechern lösen. Ein Effekt, der in erster Linie dem hohen Wirkungsgrad zu verdanken ist. Aber nicht nur meine Schallplatten, sondern auch meine 2A3-Röhrensammlung entdeckte ich quasi neu. Die Rigoletto 2020 legt nicht nur die generellen Stärken der 2A3 wie ihre großartige Raumabbildung, die fast übertrieben erscheinenden Klangfarben oder eine fantastische Stimmenwiedergabe dar, sondern auch essentielle Charakteristika der unterschiedlichen Herstellerderivate. Die Anmut einer Fivre, die rockig-zackige Gangart einer RCA, der schnelle, rhythmusstarke Fluss einer Ken-Rad oder alle diese Stärken in einer Raytheon 2A3H vereint werden mir hier auf dem Silbertablett serviert. Ist die Odeon Rigoletto 2020 also eine Analytikerin? I wo, weit gefehlt, eher eben auch ein Arbeitsinstrument, das mir einfach diese Möglichkeiten zur Analyse bietet, wenn ich es denn will. Für alle „Normalos“, die einfach „nur“ Musik hören wollen, ist die neue Rigoletto eben das, was sie sein soll: ein fantastisch musikalischer Allround-Lautsprecher.

Gibt es irgendetwas zu kritisieren an diesem Lautsprecher, irgendwelche Schwächen? Nein, für mein persönliches Hörempfinden und meine Einsatzzwecke nicht. Ich denke, dieser Lautsprecher holt nahezu alles aus meinen historischen Trioden heraus, was mit deren Handvoll Watt eben mach- und erlebbar ist. Aber für das von mir Beschriebene ist nicht unbedingt eine Triode nötig, auch andere Verstärker wie kleine Push-Pull-Pentoden oder kleine Class-A-Transistoren sind genauso geeignete Spielpartner für die Rigoletto 2020.

Der wesentliche Schlüssel zum Erfolg dieser Rigoletto liegt in der konzeptionell hervorragend umgesetzten Kombination aus zwei erstklassigen Treibern, die beide als wirkungsgradstarkes Horn arbeiten und durch eine ganz fein abgestimmte Frequenzweiche in einer Form miteinander verschmolzen sind, dass der akustische Übergang zwischen beiden Treibern praktisch nicht zu unterscheiden ist von einem Vollbereichsbreitbänder und der Verstärker eine für ihn extrem leicht handhabbare elektrische Last „sieht“. Ich glaube auch nicht, dass hier noch weiteres – theoretisches – Optimierungspotenzial gehoben werden könnte. Vielleicht Herrn Galm fragen, ob er einen quasi identischen Tiefmitteltöner mit AlNiCo- statt mit Neodymmagnet entwickeln und vielleicht noch ein bis zwei Dezibel mehr Wirkungsgrad rauskitzeln kann? Gar mit Bronzekorb und schmalen Korbstegen? Oder ob man die beiden Treiber vielleicht laufzeitoptimiert anordnet, unter Inkaufnahme des Verzichts auf die homogene Gehäuseform? Das Gehäuse eventuell doch komplett aus Birkenmultiplex fertigen? Oder die allerteuersten, allerbesten auf dem Markt verfügbaren Frequenzweichenbauteile verwenden? Wahrscheinlich wäre der Lautsprecher in Summe einfach nur doppelt so teuer und der effektive Nutzen eher ungewiss. Herr Gersdorff würde sich ganz schön recken müssen, das Ergebnis seiner Rigoletto 2020 übertreffen zu wollen.

Das erstklassige WBT Next-Gen Anschlussterminal erlaubt die Aufnahme von Bananensteckern oder die Verbindung per Gabelschuh
Das erstklassige WBT Next-Gen Anschlussterminal erlaubt die Aufnahme von Bananensteckern oder die Verbindung per Gabelschuh


  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025
  • Aavik SD-880 Streamer/DAC

    Endlich ist es soweit und ich kann Ihnen den Streaming-DAC SD-880 von Aavik vorstellen. Eigentlich war geplant, den Bericht zeitnah im Anschluss an Dirk Sommers Beschäftigung mit der Vorstufe C-800 und dem Endverstärker P-880 zu bringen, aber es hat dann doch länger gedauert, bis ein Gerät seinen Weg zu uns fand. Das Schöne für einen Autor bei Hifistatement ist, dass man regelmäßig Zugang zu absoluten Spitzenkomponenten bekommt, die ohne Kompromisse bei Qualität und Preis den…
    01.04.2025
  • Lumin T3X

    Der neue Lumin T3X Netzwerkplayer ist das Nachfolgemodell des hochgelobten Lumin T3 Netzwerkplayers und wartet mit einem neuen linearen Netzteil mit Ringkerntransformator und der Möglichkeit einer optischen Netzwerkverbindung auf. Der LUMIN T3X High-End-Netzwerkstreamer besitzt ein massives Aluminiumgehäuse, das die internen Komponenten vor mechanischen Vibrationen und elektromagnetischen Störungen schützt. Das neu entwickelte lineare Netzteil beinhaltet einen speziell gewickelten, großzügig dimensionierten Ringkerntransfo. Das Netzteil ist durch ein extra Metallgehäuse von den übrigen elektronischen Komponenten getrennt, hierdurch sollen…
    28.03.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.