Vor einigen Jahrzehnten fürchteten Analogfans um die Zukunft ihres Hobbys. Heute gibt es glücklicherweise nicht nur jede Menge Neuerscheinungen auf Vinyl – wenn auch fast ausschließlich von digitalen Mastern – und eine Vielzahl von gelungenen Reissues, sondern auch feine Röhren-Phonostufen mit hohem Bedienungskomfort wie den Melto2 von LAB 12.
Wer hätte sich damals träumen lassen, dass er heute bequem im Hörsessel sitzend per Fernbedienung die Lastwiderstände und -kapazitäten für MC- und MM-System bei einem Entzerrer in Röhrentechnik umschalten würde? Über das Menü, das im auch aus größerer Entfernung gut ablesbaren Display angezeigt wird, kann man für MCs zwischen 58 und 64 Dezibel Verstärkung wählen. Nicht nur in der High- oder Low-Gain-Einstellung werden je elf Widerstandswerte angeboten, nein, ebenso viele stehen für MM-Systeme bereit. Natürlich lassen sich die Ausgänge auch auf Mono schalten. In Sachen Bedienungskomfort und Flexibilität braucht der Melto2 also keinen Vergleich zu scheuen. Bevor ich mit der Beschreibung der Phonostufe fortfahre, sollte ich vielleicht noch anmerken, dass LAB 12 in Deutschland von CM Audio vertrieben wird. Wer Wolfgang Kempers ausgesprochen positiven Test des Antipodes EX gelesen hat, weiß, dass der Vertrieb an Interessenten sogenannte Testpakete verschickt, die nicht nur das Gerät, sondern auch diverse Anschlusskabel enthalten. Beim Melto sind ein Cinch- und ein XLR-Kabel von Viablue und eine Netzleitung von LAB 12 dabei, doch dazu später mehr. In seinem Bericht über den Netzfilter Gordian hat der Kollege auch ein wenig zur Firmengeschichte von LAB 12 geschrieben, was ich hier nicht wiederholen will.
Während der Audio Video Show in Warschau habe ich LAB-12-Chef Stratos Vichos getroffen, ihm vom geplanten Test des Melto2 berichtet und ihn um die Preisgabe einiger technischer Details gebeten, die nicht im Netz zu finden sind. Der Bitte hat er bereitwillig entsprochen: „Wie in allen unseren Geräten verwenden wir auch beim Melto2 hochwertig geschirmte Transformatoren aus den besten Materialien, um elektromagnetische Wechselwirkungen mit den sehr rauscharmen Vorverstärkerstufen mit ihrem hohen Verstärkungsfaktor auszuschließen. Das Netzteil verfügt über mehr als 1000 Mikrofarad Siebkapazität aus hochwertigen Nichion-Kondensatoren und eine selbst hergestellte 0,2-Microhenry Netzdrossel. Es folgen zwei Spannungsstabilisierungen. Alle Röhrenheizungen werden mit geregeltem und stabilisiertem Gleichstrom gespeist. Pro Kanal werden zwei Doppeltrioden eingesetzt. Wir verwenden eine zweistufige Spannungsverstärkung und zwei Kathodenfolger. In der ersten Stufe kommen zwei 6922 von Electroharmonics zum Einsatz, in der zweiten zwei 6n2p von Voskhod. Zwischen diesen beiden Spannungsverstärkern liegen die passiven Filter für die Entzerrung nach RIAA, DECCA oder Columbia. Sobald man in den MC-Modus schaltet, gelangt das Signal vom Tonabnehmer auf einen Eingangsübertrager von Lundahl.
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