Die Platinen werden in einem speziellen Verfahren geschnitten und Leiterbahnen mit einer Dicke von 35 Mikron aus hochwertigem Kupfer aufgebracht. Alle Leiterbahnen und das Layout der Platinen wurden so gestaltet, dass sie für die beiden Kanäle identisch sind und die Kupferbahnen exakt dieselbe Länge aufweisen. Die kritischen Bauteile der Filter wie die MKP-Kondensatoren und die einprozentigen Widerstände werden einzeln per Hand so selektiert, dass die Messwerte und die Frequenzgänge der beiden Kanäle so gut wie gleich sind. Die MKP-Kondensatoren im Signalweg werden von einem sehr bekannten Hersteller nach unseren strengen Spezifikationen produziert und perfekt paarweise selektiert. Alle übrigen MKP-Kondensatoren stammen von Panasonic. Wir verwenden Reed-Relais von Coto und Omrom, um die über das Menü vorgenommenen Einstellungen umzusetzen. Damit lassen sich die Parameter völlig geräuschlos verändern. Ein Acht-Bit-Mikroprozessor mit selbst geschriebener Software kontrolliert alle Einstellungen und Funktionen des Melto2. Die Geräte werden in Handarbeit in unserer Fabrik in Athen hergestellt.“
Trotz Stratos Vichos' Auskunftsfreudigkeit stellt sich mir noch eine Frage: Wie funktioniert die sehr kleinschrittige Impedanzanpassung? Auf Nachfrage blieb der Entwickler auch diese Antwort nicht schuldig: „Alle elf jeweils für die Einstellungen MM, MC-Low- und MC-High-Gain in der Bedienungsanleitung genannten Werte sind die wirklichen Eingangsimpedanzen. Der Tonabnehmer arbeitet in jedem Fall direkt auf die Primärwicklung mit 1,2 Ohm. Die genannten Impedanzen werden mit Widerständen und verschiedenen Anzapfungen auf der Sekundärseite realisiert. Das Übersetzungsverhältnis des Übertragers liegt bei 1:20. In der Bedienungsanleitung rate ich dazu, mit einem Wert nahe an der Empfehlung des Tonabnehmer-Herstellers für Übertrager zu beginnen und dann solange zu experimentieren, bis die Einstellung am besten mit der Kette und den persönlichen Präferenzen harmoniert.“
Bevor ich den Melto kritisch gehört habe, verbrachte er zwei, drei Wochen in meiner Kette im Arbeitszimmer. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich vom Vertrieb ein Neugerät bekommen habe, konnte ich sicher sein, dass der LAB 12 schon eine Reihe von Betriebsstunden gesammelt hatte, als er bei mir eintraf: Nach seinem Termin im Fotostudio war er nämlich einige Zeit Teil der Anlage von Roland Dietl. Auch wenn dieser sich in Hifistatement vorrangig kenntnisreich um Digitales kümmert, ist er privat bei der Quellenwahl alles andere einseitig, wie der Besitz einer Platine Verdier dokumentiert. Aus organisatorischen Gründen haben der Kollege und ich dann aber je eines unserer Themen getauscht. Bei der Übergabe des Melto war sich Roland Dietl jedenfalls sicher, dass ich mit dem LAB 12 jede Menge Spaß haben würde. Und er hat Recht behalten.
Ich habe die Phonostufe mit dem firmeneigenen Netzkabel mit einem der Ausgänge des Audioquest Niagara und mit dem Viablue-XLR-Kabel mit einen der symmetrischen Eingänge von Audio Exklusivs R7 verbunden und ab und an während des Schreibens und an so manchem Abend zu Entspannung mal wieder alte Scheiben gehört – und zwar mit Genuss. Ohne direkten Vergleich habe nicht das Mindeste vermisst – und das, obwohl ich ansonsten seit über einem Jahrzehnt von Einsteins deutlich teurerem The Turntable's Choice verwöhnt werde. Die Zufriedenheit mit der Phonostufe aus Griechenland dürfte daran gelegen haben, dass sie wie aus einem Guss musiziert und nicht unbedingt Wert auf das kleinste Detail oder die letzten paar Zentimeter Bühnentiefe legt, sondern die Spielfreude der Musiker in den Blickpunkt rückt. Mit dem Melto geht es nicht um Höchstleistungen in audiophilen Kategorien, sondern um die Freude an der Musik – und deswegen kann er locker in diesem doch reichlich überdimensionierten Umfeld bestehen.
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