Da fällt mir ein weiterer Abtaster ein, der ebenfalls seine Wurzeln im Rundfunkstudio hat und den ich schon lange nicht mehr gehört habe, das Ortofon SPU. Allerdings gibt es einen triftigen Grund dafür, dass der passende Arm, Ortofons 309, beinahe seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem LaGrange aufgebaut war: Er lässt sich dort nicht ohne weiteres montieren und benötigt eine spezielle, dreiteilige, exzentrische Basis, die mir AMG fertigte. Später bekam ich dann eine weitere Top-Platte für diese Basis zur Installation von Einsteins The Tonarm. Dessen Zwölf-Zoll-Variante verlangt nämlich ebenfalls einen so großen Montageabstand, wie er mit einer normalen LaGrange-Basis nicht zu realisieren ist. Als sich dann nach längerer Schrauberei die Nadel eines SPU Royal in die Rille senkt und ein paar Runden absolviert hat, steht fest, dass sich der Aufwand gelohnt hat: Milt Buckners Trio kommt von der hervorragend klingenden I Gigianty Del Jazz-Billig-Pressung mit so viel Energie und Drive, dass es unmöglich ist, bei dieser Scheibe unbeteiligt zu bleiben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so fette Bass-Drum über die Göbel Epoque Aeon Fine gehört zu haben. Der Melto bringt in High-Gain-Stellung und mit einer Last von 25 Ohm die wohlbekannten Vorzüge des SPU sehr eindrucksvoll rüber. Beim SPU geht es weder um das letzte Quäntchen Luft, noch um feingeistige audiophile Details. Dafür bringt es einen ungemein nah an die Musik, hier hat die Wiedergabe – selbst bei Studioaufnahmen – einen starken Live-Charakter. Aber über die Schwärmerei vom Royal sollte ich nicht vergessen, dass der Melto an diesem großartigen Erlebnis ebenso stark beteiligt ist.
Der Wechsel zum SPU ermöglich es mir auch, kurz den MM-Eingang des LAB 12 auszuprobieren, denn für das MC-System habe ich den passenden Übertrager in meinem Fundus, den Ortofon SPU T-100. Der stand vor knapp 20 Jahren mit 4600 DM in der Preisliste. Wenn es ihn heute noch gäbe, wäre also mindestens derselbe Betrag in Euro dafür fällig. Zudem ist er ja anders als die Lundahl-Übertrager im Melto speziell auf das SPU abgestimmt. Ich kann mich erinnern, dass ich schon beim Test des T-100 ganz entgegen meiner sonstigen Vorlieben die SPU-System/Übertrager-Kombination meiner übertragerlosen MC-Vorstufe vorgezogen habe. Da verwundert es nicht, dass der T-100 auch in Kombination mit dem MM-Eingang des Melto beim Concierto Andaluz in der Interpretation der Los Romeros und der Acadamy Of St. Martin-In-The-Fields unter Neville Marriner für eine etwas größere Bühne und etwas mehr Durchzeichnung sorgt als die bordeigenen Übertrager des Melto. Dessen MM-Stufe ist problemlos in der Lage, die Unterschiede zwischen den Übertragern deutlich zu machen. Gut so.
Nach leichten Verzögerungen zieht der LAB 12 nun aber wirklich in die Kette im Wohnzimmer um, in ein preislich passenderes Umfeld also. Aber es war – wie ich finde – sehr aufschlussreich, ihn in einer sehr hochauflösenden Anlage mit einem extrem teuren Tonabnehmer wie dem Tamino oder dem Rein-Silber-Übertrager T-100 zu hören: Er kann sich auch hier problemlos beweisen. Im Wohnzimmer nimmt der Melto dann über das Swiss Cable Reference Kontakt mit der Vorstufe auf. Für das Lyra Titan i lasse ich die Einstellungen des Eingangs Numero 1 des LAB 12 erst einmal, wie sie sind: High Gain bei 25 Ohm. Und wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, habe ich über diese Kette „Malinye“ vom Album Codona 2 nie so offen und lebendig gehört. Die Klangfarben der wohlbekannten und exotischen Instrumente strahlen nur so um die Wette. Und die Tiefe der imaginären Bühne erreicht beinahe die, die ich aus dem Arbeitszimmer kenne.
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