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Avid Diva II SP

18.04.2016 // Wolfgang Kemper

Der Ringkerntrafo bildet den Blickfang, wenn man den Deckel der Versorgungseinheit entfernt hat
Der Ringkerntrafo bildet den Blickfang, wenn man den Deckel der Versorgungseinheit entfernt hat

Unser Testgerät ist mit einem SME-IV-Tonarm und einem Nagaoka MP-150 Moving-Magnet-Tonabnehmer bestückt. Der Diva II SP wird vom deutschen Vertrieb außer mit allen bekannten 9“-SME-Armen auch mit dem 9“-Pro-Ject-CC-Carbon angeboten. Darüber hinaus gibt es eine große Auswahl an Tonarmboards, so dass der Wahl des Armes kaum Grenzen gesetzt sind, solange man sich im Bereich von neun Zoll bewegt. Auf Wunsch kann auch der Einbau längerer Arme ermöglicht werden. Das Nagaoka System, um es vorweg zu nehmen, durfte nur eine kleine Weile am Hörtest teilnehmen. Es mag zwar für den Preis ganz o.k. sein, passt aber nicht zum Leistungsniveau des Laufwerks und des SME IV. Es wurde im Hörtest durch das Clearaudio Da Vinci ersetzt. Auf meine Nachfrage beim Vertrieb, warum man hier ein nach meiner Auffassung minderwertiges System einbaue, erhielt ich eine recht interessante Antwort. Man wisse sehr wohl, dass die Laufwerk-Arm Kombination mit dem MP-150 unterbestückt sei. Das Testgerät käme aber direkt von einer HiFi-Ausstellung in Wien zu uns. Man führe bei solchen Gelegenheiten gern mehrere Avid Laufwerke im Vergleich vor. Die seien allesamt mit dem silbernen SME IV und diesem Nagaoka System bestückt. Selbst mit dieser bescheidenen Abtaster-Bestückung seien die Eigenschaften der verschiedenen Avid-Modelle klar zu differenzieren. Interessant – vielleicht findet ja mal bei einem Händler in ihrer Nähe, lieber Leser, so eine Vorführung statt. Nicht zum Lieferumfang unseres Diva II SP gehörte eine der zwei erhältlichen Abdeckhauben aus Acryl. Die kleine Variante ist bereits für 110 Euro erhältlich.

Der SME-Tonarm ist eine von vielen Optionen. Die solide Basis ist mit verschiedenen Tonarm-Vorbereitungen zu bekommen
Der SME-Tonarm ist eine von vielen Optionen. Die solide Basis ist mit verschiedenen Tonarm-Vorbereitungen zu bekommen

Wenn man die im Laufe der Jahre in den internationalen Fachzeitschriften erschienen Testberichte über Avid-Laufwerke gelesen hat, so erinnert man sich, dass immer wieder von einer bestechenden Rhythmik zu lesen war. Genau dieser Eindruck erschloss sich auch mir auf Anhieb. Diesen Aspekt halte ich für ungeheuer bedeutsam, da er auch die Spielfreude und das dynamische Verhalten betrifft. So waren denn die beiden Sänger Ingram Washington auf Sweet ´N´ Low und Gregory Porter mit Be Good mit einer bestechenden Präsenz und Prägnanz wie selten zu hören. Auch Kari Bremnes betörender Auftritt auf Over En By hatte ungeahnten Verve – weghören war nicht möglich. Es ist ja nicht ganz einfach, aus dem Setup von Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer die Charakterzüge des Laufwerks zu erkennen. Aber schnell wird klar, dass der Diva II SP ein wirklich sehr stimmiges Gesamtergebnis liefert. Es mag teurere Plattendreher geben, die noch etwas mehr Raumtiefe vor noch schwärzeren Hintergrund abbilden. Schließlich sind wir mit diesem Exemplar ja auch erst im Mittelfeld des Avid-Portfolios. Umso erfreulicher empfinde ich die Selbstlosigkeit, mit der der Avid die Musik inszeniert. Wie bei kaum einem anderen Plattenspieler, hatte ich das Gefühl: Der ist gar nicht da. Das ist leicht zu erklären: Er macht einfach nur Musik. Der Diva II SP ist in hohem Grade neutral, bringt keine übertriebene Ruhe in die Musik und puscht andererseits nicht ungerechtfertigt auf. Die tonale Neutralität befähigt ihn, die Charakteristika von Tonarm und Tonabnehmer zur Entfaltung zu bringen und deren Stärken und Schwächen auszuloten. Positiv überrascht hat mich auf dieser Avid-Konfiguration die Darbietung von Mahalia Jacksons Newport 158, Columbia CS 8071: Sehr dynamisch und kraftvoll standen Gesang und Band im Raum. Bei dieser kritischen Aufnahme sind schon einige Spieler geradezu versumpft.

Für den richtigen Anpressdruck des Vinyls auf die Korkmatte sorgt die massive Schraubklemme. Mit ihrem äußeren Ring spannt sie die Schallplatte über das ganz leicht erhöhte Zentrum des Plattentellers
Für den richtigen Anpressdruck des Vinyls auf die Korkmatte sorgt die massive Schraubklemme. Mit ihrem äußeren Ring spannt sie die Schallplatte über das ganz leicht erhöhte Zentrum des Plattentellers


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