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AMG Giro G9, 9W2 und Teatro

23.11.2015 // Dirk Sommer

Ja, in puncto analog haben wir einen nicht geringen Nachholbedarf. Und deshalb folgt auf Wolfgang Kempers Plattenspieler-Test gleich ein weiterer. Denn so spannend die Entwicklung der Streaming-Technologie aktuell auch sein mag, die schwarzen Scheiben besitzen immer noch das gewisse Etwas – besonders, wenn sie von einem so faszinierenden Plattenspieler wie dem AMG Giro wiedergegeben werden.

Analogfans werden wissen, dass AMG hier nichts mit Hochleistungsautomobilen zu tun hat, sondern für Analog Manufaktur Germany steht. Die Firma wurde von Werner Röschlau gegründet, als er sich entschied, nicht länger für einen renommierten deutschen High-End-Hersteller Laufwerke und Tonarme zu fertigen, sondern seine Entwicklungen unter eigenen Markennamen anzubieten. Bald engagierte sich auch sein Sohn, Julian Lorenzi, in der Firma, die mit dem Viella-Laufwerk und dem passenden Zwölf-Zoll-Tonarm national und international für Furore sorgte. Das ist gewiss auch dem überaus gelungenen Design geschuldet, vor allem aber den technischen Lösungen, die für einen hervorragenden Klang sorgen. Übrigens hält schon seit Jahren eine sehr frühe Version des Tonarms die linke hintere Tonarmbasis meines LaGrange besetzt. Und ich bin mit seinen klanglichen Leistungen noch immer hoch zufrieden.

Der AMG Giro G9 wirkt recht filigran, bringt aber 12 Kilogramm auf die Waage
Der AMG Giro G9 wirkt recht filigran, bringt aber 12 Kilogramm auf die Waage

Nach dem frühen Tod Werner Röschlaus führt nun Julian Lorenzi die Firma weiter. Er entwickelte auf Grundlage der Technik des Viella den preislich darunter angesiedelten Giro 9W samt passendem 9W2 Tonarm. Letzterer ist eine verkürzte Version des Zwölfzöllers, es kommt also auch das Horizontallager mit zwei nur 0,4 Millimeter starken Stäben aus Federstahl zum Einsatz, das eine „freie, aber fest geführte Auslenkung des Arms“ ermöglichen soll und bei dessen Konstruktion sich Werner Röschlau von der Lagerung der Rotorblätter bei Helikoptern inspirieren ließ. Eine von oben zugängliche Schraube über einem der Federstäbe erlaubt eine feinfühlige Azimut-Justage. Wie man es bei einem intelligent konstruierten und aufwändig verarbeiteten High-End-Tonarm erwarten darf, ist die Azimut-Schraube durch eine zweite gesichert, so dass ein unabsichtliches Verstellen dieses sensiblen Parameters ausgeschlossen ist.

Die Einstellung des vertikalen Abtastwinkels geschieht nach dem Lösen der Arretierschraube im Tonarmsockel über eine längere Gewindestange, über die die Höhe des Arms oberhalb seines Montagesockels eingestellt werden kann. Die waagerechte Ausrichtung des Arms lässt sich mithilfe der im oberen Lagerblock eingelassenen, kleinen Wasserwaage kontrollieren. Die Drehbewegung des Tonarmrohres wird durch ein Nadellager ermöglicht. Zur Kompensation der Skating-Kräfte dienen ein Ring- und ein nach Lösen einer Madenschraube in der Höhe verstellbarer Stabmagnet. Die Antiskating-Einrichtung arbeitet also berührungsfrei. Die Auflagekraft wird statisch über das Gegengewicht eingestellt, das mit einer Teflonschraube an das Tonarmrohr aus eloxiertem Aluminium geklemmt wird. Litzen aus sehr reinem Kupfer übernehmen den Signaltransport vom Headshell zum üblichen SME-Stecker im Tonarmschaft. Der Arm bietet also alles, was sich der engagierte Analogfan wünschen kann.

Der Druck auf eine der Tasten startet den Betrieb in der entsprechenden Geschwindigkeit, der Ring leuchtet dann grün. Abermaliger Druck auf dieselbe Taste stoppt den Plattenteller
Der Druck auf eine der Tasten startet den Betrieb in der entsprechenden Geschwindigkeit, der Ring leuchtet dann grün. Abermaliger Druck auf dieselbe Taste stoppt den Plattenteller


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