Für den Test des mit dem Statement in High Fidelity ausgezeichneten Keces S4 stellte mir der deutsche DS-Audio-Vertrieb, das Hifi Fidelity Studio in Augsburg, ein W3 zur Verfügung, da der S4 über einen Eingang für photoelektrische Tonabnehmer verfügt. Nach meinen Erfahrungen mit dem W3 wollte ich mich nicht mehr davon trennen und habe es erworben.
Es ist nicht so, dass sich im meinem Fundus zuvor zu wenige begeisternde Tonabnehmer befunden hätten: Lyra Olympos SL und Etna, Transrotor Tamino, Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti und SPU Century lassen wenige Wünsche offen. Allenfalls wäre ein Ortofon MC Diamond noch eine willkommene Ergänzung. Warum dann also ein DS Audio W3? Dafür gibt es gleich drei Gründe. Zum ersten den Klang: Das W3 hat Qualitäten, die man anderswo nicht, oder zumindest nicht so ausgeprägt findet. Zum zweiten arbeiten die DS-Audio-Tonabnehmer nach dem photoelektrischen Prinzip, sind also weder Moving-Coil-, Moving-Magnet- oder Moving-Iron-Abtaster. Da kann es kein Fehler sein, ein System mit diesem Funktionsprinzip zu besitzen. Drittens hat DS Audio die Spezifikationen für die benötigten Entzerrer veröffentlicht, und nun bieten immer mehr High-End-Hersteller spezielle Phonoteile für diese Tonabnehmer an. Bisher sind Soulution, EMM-Labs/Meitner, Keces, Soulnote und WestminsterLab mit von der Partie. Die beiden letztgenannten Hersteller bieten sogar jeweils zwei Lösungen für diese besondere Art von Tonabnehmersystem an. Da sollte ein Magazin mit dem Anspruch von Hifistatement jederzeit in der Lage sein, auch diese Entzerrervarianten beurteilen zu können. Für die Wahl des W3 spricht, dass der DS-Audio-Chefentwickler Aoyagi-san es zur neuen hauseigenen Referenz erklärte, obwohl es – ohne Entzerrereinheit – mit „nur“ 6.000 Euro in der Preisliste steht und damit nicht einmal halb so teuer ist wie das Topmodell Grand Master mit seinem Diamant-Nadelträger.
Auf der Website des deutschen Vertriebs wird das Funktionsprinzip der DS-Audio-Tonabnehmer, wie bereits erwähnt, als „photooptisch“ beschrieben. Das hat aber nichts mit den „Laserplattenspielern“ gemein, die erstmals auf der 57. Versammlung der Audio Engineering Society Thema waren, beständig weiterentwickelt wurden, aber nie in größeren Stückzahlen produziert wurden. Deren Vorteil sollte die völlig berührungslose Abtastung der in den beiden Seiten der Rille enthaltenen Informationen sein. Einer der Gründe dafür, dass sich das Prinzip nicht durchgesetzt hat, dürfte darin liegen, dass der Laser nicht zwischen der Modulation der Rille und feinsten Staubpartikeln unterscheiden kann, so dass selbst frische gewaschene LP nicht völlig störungsfrei reproduziert werden konnten. Im Vergleich dazu arbeiten die Tonabnehmer von DS Audio in dieser Hinsicht völlig konventionell: Eine Diamantnadel wird von der Rille in Bewegung gesetzt und leitet diese über einen Nadelträger weiter, wobei die Nadel wie bei jedem MM- oder MC-System kleinste Schmutzpartikel so gut wie geräuschlos vor sich herschieben oder sammeln kann. Auf dem Nadelträger, der beim W3 wie bei vielen herkömmlichen High-End-Tonabnehmern aus Boron besteht, sitzt aber kein Spulenkörper mit Wicklungen aus Kupfer-, Silber- oder Golddraht oder aus Legierungen dieser Metalle, sondern nur eine sogenannte „Shading Plate“, die bei den frühen Modellen aus Aluminium, bei der dritten Generation der DS-Audio-Tonabnehmer wie dem W3 aber aus 99,9 Prozent reinem Beryllium besteht und gerade einmal 0,74 Milligramm wiegen soll. Die bewegte Masse ist beim DS Audio also um eine Vielfaches geringer als die von Spulen auf ihrem Träger oder gar Magneten, weshalb der nur mit wenig Masse behaftete Boronträger mitsamt dem Diamanten mit Line-Contact-Schliff den Rillenauslenkungen schneller und präziser folgen kann, was der Dynamik und Feinauflösung zugute kommen sollte.
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