Bei der Präsentation des NAIA beim deutschen Rega-Vertrieb TAD Ende letzten Jahres wurden selbst an einer durchaus erschwinglichen Anlage – die Boxen kosten gerade einmal 2.000 Euro – die klanglichen Vorzüge des neuen Topmodells gegenüber einem Rega P10 so deutlich, dass ich diesen technologisch einzigartigen Plattenspieler näher erkunden wollte.
Dabei passt der Rega eigentlich so gar nicht in mein analoges Beute-Schema. Seit über 40 Jahren höre ich fast ausschließlich mit Masselaufwerken Musik: erst mit einem Audiolabor Konstant, der später von Helmut Brinkmann mit einem beheizbaren Tellerlager und Röhrennetzteil aufgewertet wurde, und danach mit einem LaGrange. Apropos fast: Mitte bis Ende der 80-Jahre nutzte ich parallel einen vollausgestatteten Roksan Xerxes. Dass mich jetzt ein so weit wie möglich reduzierter Rega neugierig macht, mag auch daran liegen, dass meine Gattin vor dem Erwerb ihres Brinkmann Avance einen Rega Planar 3 in lila(!) nutzte und auch jetzt immer mal wieder anwirft. Natürlich war ich für die Pflege des Laufwerks wie etwa Systemumbauten verantwortlich. Bei einem solchen habe ich leider mal ein Tonarmkabel beschädigt, so dass ich den ganzen Satz gegen eine Cardas-Verkabelung austauschen musste. Dabei habe ich am Übergabepunkt von Tonarm- zum Cinch-Kabel gleich auch die Erdung des Arms von einer Signalmasse getrennt und separat herausgeführt.
Rega wäre nicht Rega, würde man an seinen Grunderkenntnissen und den daraus resultierenden Lösungen nicht festhalten. Am Erdungskonzept hat sich beispielsweise nichts geändert: Wie beim lila Planar vom Werk aus ist auch beim RB Titanium Tonarm des NAIA die Masse der Arms mit der Signalmasse eines Kanals verbunden. Das macht es unmöglich, den NAIA mittels Cinch-auf-XLR-Adapters brummfrei mit meiner symmetrischen Phonostufe zu verbinden. Deshalb habe ich Michel Wieslers, der bei TAD unter anderem für die Pressebetreuung zuständig ist, Angebot, dem NAIA inklusive Aphelion-2-Tonabnahmer eine Aura-MC-Vorstufe zur Seite zu stellen, auch gerne angenommen.
Eine weiteres Credo von Rega-Gründer und Inhaber Roy Gandy lautet: „Masse absorbiert Energie – verlorene Energie bedeutet verlorene Musik!“ Zudem verfälscht in der Masse des Chassis gespeicherte und verzögert wieder abgegebene Energie den Klang. Daher erhob es Rega zur Firmenphilosophie, dass ein Laufwerk eine möglichst geringe Masse besitzen und gleichzeitig eine enorme Steifigkeit aufweisen müsse. Wie weit man diesen Ansatz treiben kann, beweist der auf 50 Stück limitierte Plattenspieler NAIAD, der vor rund sieben Jahren fertiggestellt wurde. Anfangs war geplant, ohne Rücksicht auf die Kosten zwei oder drei Exemplare als Technologieträger zu bauen. Aufgrund des großen Interesses der Rega-Vertriebe an diesem Projekt beschloss man dann, 50 NAIAD zu fertigen und zum Preis von je rund 30.000 Pfund Sterling anzubieten. Die dafür entwickelten Lösungen und die dabei gemachten Erfahrungen flossen dann in die Konstruktion des NAIA.
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