Selbstverständlich stehen auch beim RB Titanium Tonarme wieder hohe Festigkeit und geringe Masse ganz oben im Pflichtenheft. Für erstere sorgt unter anderem das bewährte einteilige Tonarmrohr aus handpoliertem Aluminium, für letzteres das neue einteilige Vertikallager aus Titan und die Vertikalspindel-Baugruppe aus demselben Werkstoff. Um das Gegenwicht möglichst nahe am Lager positionieren zu können, hat Rega dem Titanium sowohl ein Gewicht und auch die Achse, die es trägt, aus dem schweren Wolfram spendiert. Natürlich weist auch der neue Referenz-Tonarm zwei Rega-Spezialitäten auf: ein mittiges Loch recht weit vorne im Headshell, dass die perfekte Justage eines dafür ausgelegten hauseigenen Tonabnehmers garantiert und der Verzicht auf eine Höhenverstellung des Arms, die ja Kompromisse bei der Ankopplung des Arms an das hochfeste Chassis zur Folge hätte – gleich zwei Gründe also, einen Rega-Tonabnehmer zu verwenden und Experimente mit bekannten Abtastern zu unterlassen. Schon bei der Präsentation in Aschau waren der Rega P10 und der NAIA mit dem Top-Tonabnehmer der Briten ausgestattet, dem Aphelion 2. Ein solches ist auch im Plattenspieler für den Test montiert. Es verfügt über einen Boron-Nadelträger, einen Abtastdiamanten mit Fine-Line-Schliff und einen Neodymium-Magneten, Zutaten wie man sie auch von anderen Tonabnehmern her kennt. Regas Tonabnehmer kommt aber völlig ohne Spanndraht aus, an dem der Nadelträger üblicherweise befestigt ist. Dieser soll allein von einem einzigartigen rhomboiden Lager in Position gehalten werden. Als Spulenträger dient ein Kreuz aus Weicheisen, das von Hand mit einem Draht mit nur 0,018 Millimeter Durchmesser bewickelt wird. Laut Rega verfügt das Aphelion 2 über einen der weltweit kleinsten MC-Generatoren überhaupt. Er hat einen Innenwiderstand von 10 Ohm und liefert eine Ausgangsspannung von 0,35 Millivolt.
Dieser nimmt sich – wie bereits erwähnt – die Aura Phonostufe an. Sie wurde ausschließlich für die Verstärkung und Entzerrung von Signalen von MC-Tonabnehmern entwickelt und verfügt über eine zweistufige Pegelanpassung, fünf Abschlussimpedanzen zwischen 50 und 400 Ohm, einen Monoschalter und – recht ungewöhnlich – fünf Lastkapazitäten zwischen 1000 und 5700 Picofarad. Begonnen habe ich mit den von Rega für das Aphelion 2 vorgeschlagenen Werten: 100 Ohm und 1000 Picofarad. Der NAIA stand mit seinen skelettierten Aluminiumfüßen auf der grauen Krion-Platte des Artesania-Racks und lies sich selbst durch recht heftiges Klopfen darauf nicht aus der Ruhe bringen. Über die Lautsprecher war nicht die geringst Störung zu hören. Das Konzept der harten Ankopplung und geringen Masse funktioniert perfekt: beeindruckend!
Aber letztlich geht es nicht um die Immunität gegenüber Resonanzen der Stellfläche, sondern um Musik. Um die bereits gut eingespielte englische Kombination in in meinem Hörraum ein wenig zu akklimatisieren, legte ich eine meiner momentanen Lieblingsscheiben auf: das Album Time Goes By des Carla Bley Trios. Sofort nimmt einen der transparente Klang des Flügels im großen Raum für sich ein. Steve Swallows E-Bass kommt sehnig und wohlkonturiert rüber. Selbst die für seinen Sound eher ungewöhnlich fetten Passagen im Titelstück besitzen mit dem Rega-Trio jede Menge Definition und Kontur. Andy Sheppards Saxophon wird von viel Luft umgeben, klingt ungemein lebendig und agil, bleibt aber dennoch frei von Schärfe oder Nervosität. Insgesamt bewegt sich das Klangbild auf der schnellen, frischen Seite und verwöhnt mit Transienten, die denen bei Live-Musik schon sehr nahe kommen. Zu anheimelnder, vermeintlich „analoger“ Fülle im Bassbereich neigen die drei aus Essex ehrlicherweise nicht.
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