Das Diamond aus dem Vorführbestand von Ortofon ist natürlich schon eingespielt, die Innenverkabelung des AS-309R jedoch noch nicht. Eher zufällig ziehe ich LA4s Album Just Friends, einen Direktschnitt von Concord Jazz, aus dem Regal. Das Ortofon-Trio aus 309R, LH-10000 und Diamond entlockt der seit Jahren nicht gehörten Scheibe eine enorme Fülle von Detailinformationen, die aber in keiner Weise den musikalischen Fluss stört. Das Klangbild ist tonal total stimmig, farbstark und verwöhnt mit fein- und grobdynamischen Akzenten: Da sind sie wieder, die schon vor einem Jahr hochgelobten Fähigkeiten des Diamond – mit dem kleinen Unterschied, dass die damals im Test verwendeten Tonarme mindestens zweieinhalb mal teuer waren, als es der AS309R nun ist: sehr attraktiv. Wo ich schon einmal bei einem Direktschnitt gelandet bin, mache ich mit einem zweiten weiter: Auch bei Dave Grusins Discovered Again! aus dem Hause Sheffield Lab bringt der Zwölfzöller die bekannten Vorzüge des Diamond – eine Homogenität, die aus gleichen Spitzenleistungen in allen Disziplinen resultiert – souverän zur Geltung. Ich bleibe noch eine weitere LP lang bei Dave Grusin, nicht aber bei vorrangig akustischen Instrumenten: Auf dem Album Mountain Dance, dessen Cover ein goldener Sticker mit dem Hinweis „JVC Digital“ ziert, geht es eher elektrisch und funky zu. Bei aller Ausgewogenheit und Auflösung beweisen Arm und System, dass sie keine Kinder von Traurigkeit sind. Sie lassen in Sachen Dynamik und Rhythmus nichts anbrennen: Drums, E-Bass, Fender Rhodes und auch ein paar Synthesizer verbreiten einen mitreißenden Groove. Für mich machen AS-309R und Diamond schon jetzt klar: Auch wenn ein Tonabnehmer letztlich ein Verschleißteil ist, legt es diese so überzeugende High-End-Kombination nahe, in Sachen Investition beim Tonarm Vernunft walten zu lassen und dafür beim Tonabnehmer verschwenderischer zu Werke zu gehen! Der 309R spornt auch deutlich teurere Abtaster zu Höchstleistungen an.
Zu der Zeit, in denen ich die gerade genannten Alben als meine Testscheiben für private Zwecke nutzte, erwarb ich auch die Philips-LP 9500563 mit dem Concierto de Aranjuez und dem Concierto Andaluz mit der Academy of St. Martin-in-the Fields unter Neville Marriner und Pepe Romero oder den Los Romeos als Solisten. Inzwischen höre ich das Speakers-Corner-Reissue noch lieber als das Original, wenn ich die Klangfarben sowie die Auflösung und räumliche Abbildung einer Komponente beurteilen möchte. Aber es war nicht die Frage „Wie gut sind die vier Gitarristen beim Concierto Andaluz voneinander zu unterscheiden und wie sind sie zum Orcherster positioniert?“, die mich jetzt umtrieb. Ich hatte einfach eine wohlbekannte Scheibe aufgelegt, um der Innenverkabelung des Tonarms noch ein bisschen Einspielzeit zu gönnen. Schon bei der ersten Seite, dem Concierto de Aranjuez überraschte mich die ungemein luftige Wiedergabe und die auch in der Höhe raumgreifende Abbildung. Ich hatte das Stück bei meiner ersten Beschäftigung mit dem Diamond nicht gespielt, aber ich bin mir sicher, es nie so rhythmisch packend, lebendig und fein durchgezeichnet gehört zu haben wie jetzt.
Wenn ich den Anteil des AS-309R an dieser klanglich so überzeugenden Darbietung einschätzen möchte, komme ich wohl nicht darum herum, das Stück noch einmal mit demselben Tonabnehmer in einem anderen Arm zu hören. Hat man alles gut vorbereitet, braucht man kaum 10 Minuten, um das Diamond vom AS-309i in den deutlich teureren AMG 12JT umzubauen, woran auch die clever konstruierte Überhanglehre des Armes aus Bayern ihren Anteil hat. Die klanglichen Unterschiede zwischen ihm und dem Ortofon sind marginal: Ersterer umgibt die Instrumente mit ein wenig mehr Luft, fokussiert sie aber auch einen Hauch weniger scharf. Der AS-309R verleiht den Instrumenten hingegen einen Tick mehr Körperhaftigkeit. In Sachen Tonalität, Dynamik und Detailauflösung tun sich beiden Arme aber so gut wie nichts. Die vielfältigen, präzisen Einstellhilfen des 12JT haben eben ihren nicht unbeträchtlichen Preis.
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