Um dem Gerät nun endlich auch gehörmäßig auf den Zahn zu fühlen, bereitete ich neben dem MM-System Ortofon 2M Silver auch das MC-System Ortofon Quintet Red vor. Für letzteres erwies sich ein Verstärkungsfaktor von 56 Dezibel in meinem Setup als ideal. Erstaunlicherweise konnte ich in allen drei MC-Verstärkungsstufen (52, 56 und 60 Dezibel) so gut wie keine Unterschiede beim Rauschniveau wahrnehmen, was ein Beleg für die blitzsaubere und erstklassig geschirmte MC-Schaltung ist, denn eigentlich bin ich davon ausgegangen, bei 52 Dezibel Verstärkung den niedrigsten Rauschteppich zu erleben und bei 60 Dezibel den höchsten. Bemerkenswert!
Da es sich beim EVO 100 um ein brandneues Modell in PrimaLunas Portfolio handelt, ging ich davon aus, dass es bei der Übergabe an mich noch nicht eingebrannt war und nach dem Einschalten gewährte ich dem Gerät zunächst eine volle Stunde zum allgemeinen Aufwärmen und Akklimatisieren, bis ich die ersten Platten auflegte. Normalerweise sind Röhren zwar nach circa 20 bis 30 Minuten voll da, aber auch sie brauchen zunächst eine generelle Burn-in-Periode. Tatsächlich konnte ich auch erst nach einer guten Woche und ungefähr 50 Betriebsstunden keine signifikanten Veränderungen des klanglichen Charakters mehr feststellen.
Ein wesentliches Merkmal des PrimaLuna EVO 100 war das überaus stabile und kräftige Tieftonfundament, auf dem das gesamte Klangbild aufbaute. Tiefbässe kamen wuchtig, aber dennoch schön konturiert und auf eine spielerisch anmutende Weise federnd daher. Klares Charakteristikum war dabei eine von mir eher subjektiv empfundene Schnelligkeit denn eine etwaige abgrundtiefe Schwärze – der PrimaLuna fand hier die perfekte Balance. Aus meiner Sicht gibt es einen handfesten technischen Grund für diese Qualität: Das stabile und offenkundig erstklassig ausgelegte Netzteil mit seinen EL34-Stabilisatoren steht für mich im Verdacht, maßgeblich für diese außergewöhnliche Tieftonperformance verantwortlich zu sein.
Festmachen ließ sich dies mit etlichen alten 12“-Scheiben der kultigen Electronic-Helden Depeche Mode, die ich aus bereits verbuddelten Plattenkisten hervorkramte. „Precious“ (Mute Records, 2005) oder „Shake the Disease“ (Mute Records, 1985) kamen mit richtig harten elektronischen Bässen daher, das war regelrecht süchtig machend bei bereits sehr hohen Zimmerlautstärken. Herrlich! Aber der EVO 100 lässt sich natürlich nicht auf eine platte, vordergründige Spaßmaschine reduzieren, künstliche, fette Bässe können andere womöglich sogar noch effekthaschender.
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