Es sind ziemlich genau 28 Jahre ins Land gegangen, seitdem mein Test einer Wilson Benesch A.C.T. erschien. Damals hatte ich die Boxen für über sechs Wochen zum Einspielen im Wohnzimmer geparkt, wo ich keinerlei Hifi-Hoheit habe, aber meiner Gattin gefielen die A.C.T. One ausgesprochen gut. Und das hatte Folgen.
Soweit ich mich erinnern kann, war die A.C.T. One der erste Lautsprecher, bei dem ein Teil des Gehäuses aus Kohlefaser besteht. Die Chassis des Zweieinhalb-Wege-Designs wurden damals noch von einem bekannten skandinavischen Hersteller zugekauft. Was die Einser so ungewöhnlich machte, war erstens die Abkehr von einem rechtwinkeligen Gehäuse – heute fast schon eine Muss für einen Schallwandler mit Anspruch – und zweitens der aufwendige Materialmix aus Stahl, Aluminium, MDF, Massivholz und den bereits erwähnten Kohlefaserwänden, der auch Grund für die Modellbezeichnung war: „Advanced Composite Technology“.
Doch noch kurz zu den Folgen des Asyls für die Wilson Benesch im Wohnzimmer: Klang und Design hatten meine Gattin während der Einbrennphase so für die A.C.T. eingenommen, dass sie sie nach Abschluss des Test behalten wollte. Das war die erste von einer Reihe größerer Neuerwerbungen, die der damals noch recht neue Job so mit sich brachte. Und auch ich muss zugeben, dass die One in Kirschbaumausführung ganz vorzüglich mit dem Brinkmann-Avance-Laufwerk mit seinem Rahmen aus demselben Holz in der Wohnzimmeranlage harmonierte, optisch wie klanglich. Da wir lange Jahre viel Freude mit der A.C.T. One hatten – schließlich erlaubte sie außerhalb meiner Arbeitsumgebung Musikgenuss auf hohen Niveau –, sollte ich gleich zu Anfang dieses Berichts eine sehr positive Voreingenommenheit gegenüber den Produkten von Wilson Benesch im allgemeinen und der A.C.T im besonderen eingestehen. Schon als ich die One vor kurzem für einen Test bestellte, war klar, dass dieser im Wohnzimmer stattfinden würde, wo sich die vorgeschaltete Kette im Laufe der Jahre beständig verbessert hatte – ebenso wie die A.C.T.
Der Name des jetzigen Modells trägt der Tatsache Rechnung, dass die Entwicklung des ersten Wilson-Benesch-Schallwandlers vor über dreißig Jahren begann. „3Zero“ könnte man also auch so schreiben: 30. Natürlich bildet auch ein Materialmix das Gehäuse der aktuellen A.C.T. Doch besteht ein Großteil der Wände nun aus Biocomposite-Werkstoffen, die im Anschluss an ein Projekt entwickelt wurden, das Wilson Benesch im September 2017 mit 17 internationalen Partnern startete: „Sustainable Structural and Multifunctional Biocomposites from Hybrid Natural Fibres and bio-based polymers" oder kurz SSUCHY. Bei dieser wohl umfassendsten Studie zum Thema ging es darum, wie sich Verbundwerkstoffe auf Ölbasis und auf Basis natürlicher Materialien verhalten, wenn sie strukturellen Schwingungen ausgesetzt sind. Entscheidend für Lautsprechergehäuse ist das komplexe Zusammenspiel von Steifigkeit und Dämpfung. Das Ergebnis ist das A.C.T.-3Zero-Biocomposite-Monocoque aus neuartigen Materialien, die aus nachhaltigen und erneuerbaren Quellen stammen. Es soll seinem Vorgängermodell um mehrere Größenordnungen überlegen sein und dabei fast genauso steif.
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