Der TDAI 3400 übernahm für über zwei Wochen seine Rolle als zentrale Schaltstelle im Musikzimmer. Wie schon die Endstufe SDA-2400, die vor einiger Zeit ausschließlich die Verstärkung in der Kette übernommen hatte, glänzte der technisch verwandte Vollverstärker TDAI 3400 zunächst mit seinen Alltagsqualitäten. Kein Trafobrummen, kein Rauschen im Ruhezustand. Schnell hergestellt ist die Betriebsbereitschaft nach dem Erwachen. Logisch und ohne Tücken die Steuerung am Gerät. Die Sensorik der Regler, hier insbesondere der Volumensteller und Schalter passen. Ferner überzeugt die Lyngdorf-App in der Nutzung der häufig genutzten Funktionen. Etwas rudimentär hingegen gibt sich die integrierte Steuerung der Streaming-Einheit. Sie funktioniert, allerdings erwies sich die perfekt harmonierende für ein paar Euro zusätzlich erworbene Software myconnectHD als deutlich komfortabler. Zudem ließ sich Qobuz mit myconnectHD gleichfalls nutzen. Der Streaming-Dienst ist neben den Alben auf dem NAS-Laufwerk der Hauptlieferant für jede Menge Musik aus den unterschiedlichsten Genres. Und je länger ich dem System lauschte, desto lieber. „Memoires du futur 1“ komponiert vom französischen Künstler Rene Aubry eröffnete die Playlist. Eine breite, tiefe Abbildung spannte sich zwischen den Lautsprechern auf. Fast schon körperlich zu greifen sind die verschiedenen Ebenen der Tiefenstaffelung, die Arbeit der Tontechniker lässt sich präzise nachvollziehen. Natürlich klingend durchziehen sparsam gesetzte Klaviertöne die Aufnahme, die feine Rhythmik des Titels wird punktgenau projiziert.
„Sky Fits Heaven“ animiert, den Volumenregler herzhaft im Uhrzeigersinn zu drehen, mit so viel Spielfreude wird der Song von Madonna dargeboten. Überhaupt machten etliche durchschnittlich produzierte Achtzigerjahre-Popalben beim Abhören ungewöhnlich viel Freude – ein Indiz für die sorgsame Inszenierung der hohen Frequenzen. Das erinnert mich sehr an den Hörtest mit der Endstufe SDA 2400. Es liegt nah, dass die von Lyngdorf ICC (Intersample Clipping Correction) genannte Technologie hier positiv wirkt. ICC soll durch Clipping beeinflusste Stellen im Musiksignal erkennen, das Originalsignal rekonstruieren und damit unangenehme Klanganteile beseitigen. Die Funktionsprüfung wurde hörbar bestanden. Die als Richtschnur herangezogene Liveaufnahme von „A case of you“ mit ihrer Vielzahl von fragilen Informationen bestätigt vortrefflich diese Einschätzung. Details der wunderbaren Interpretation von Diana Krall werden exakt und ohne überzogene Analytik nachgebildet – die Gänsehaut ist nah. Dass Kraft in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, demonstriert der behände Umgang mit großen und manchmal sehr lauten Orchestern. Exemplarisch der erste Satz „Allegro maestoso“ aus Mahlers Symphonie Nr. 2. Unter Soltis Dirigat spielen das Chicago Symphony Orchester den Einstieg in die „Auferstehung“ so betörend schön wie bedrohlich. Inmitten des Satzes dämpft das Orchester kontinuierlich die Lautstärke, um wenige Takte später explosiv aufzubranden. Authentisch ohne Kontrollverlust arrangiert der Lyngdorf die Musiker während der Fortissimo-Passage im Hörraum. Zudem verfügen die Pauken und Bässe über Tiefgang und Substanz. Apropos Bässe. Lucianos „SUVs“ lassen die Membranen der Bass-Lautprecher freudig pumpen. Nicht der TDAI 3400 kommt bei diesem Titel des deutschen Rappers an seine Grenzen, sondern der Frieden in der Nachbarschaft.
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