Aber auch ohne die Zusatzausstattung gibt sich der TDAI insbesondere für digitale Datenströme ausgeprochen kontaktfreudig. Achtfach hochaufgelöstes Digitales mit einer Bitrate von bis zu 384 Kilohertz und 32 Bit respektive DSD64/128 finden auf den unterschiedlichsten Wegen Eingang in das Gerät. Im Addendum sind die Spezifikationen detailliert aufgelistet. Daneben finden zwei weitere analoge Quellen eine elektrische Heimat. Trigger-Verbindungen, um externe Geräte zu de/aktivieren, sowie ein RS-232 Anschluss für die serielle Steuerung bereiten das nordische Komplettpaket für den Einsatz in einer Installation vor. Eine nicht im Lieferumfang erhaltene Halterung ermöglicht den für den Einbau des Lyngdorf in ein 19-Zoll-Rack. Komplettiert wird das Ganze mit der bereits erwähnten LAN-Buchse sowie einem SD-Karten-Slot für das Abspeichern von Backupdaten. Werden alle Schnittstellen in der App unter dem Programmpunkt „Input“ zusammengezählt, so bietet der Lyngdorf in Summe fünfundzwanzig Wege zur Wunschmusik. Denn hier ergänzen internetbasierte respektive funkgestützte Angebote die kabelgebundenen Zugänge: Tidal Connect, AirPlay, Spotify, Bluetooth, Internetradio und so weiter. Fast von selbst versteht es sich bei dieser Fülle, dass der TDAI 3400 Roon Ready und Spielstätte für die auf einem NAS-Laufwerk gespeicherte Musikbibliothek ist. Praxisgerecht die verfügbaren Ausgänge: Analog geht es symmetrisch oder unsymmetrisch zu weiteren Verstärkern oder Komponenten, digital via S/PDIF. Hochwertige vergoldete Klemmen geeignet für Bananenstecker, Kabelschuhe oder blanke Litzen stellen die Verbindung zu den Lautsprecher her. Wie bei einem Computer gibt in Sachen Bedienung die eingesetzte Software die Vielzahl der Fähigkeiten vor, und die Ausführung der Programmierung entscheidet über die Freundlichkeit bei der Anwendung: Lyngdorf Remote leistet sich hier keine Schwäche. Jede Input-Schnittstelle lässt sich individuell benennen, mit einer eigenen Klangabstimmung Voicing belegen und in der Empfindlichkeit anpassen. Im Output-Setup steuert die Software die verfügbaren Ausgänge umfassend. Das beginnt mit dem Kopfhörerausgang, passt punktgenau bei dem Einsatz von Lyngdorf Lautsprechern und bietet vielfältige Anpassung, wenn Wandler von Fremdherstellern Hörbares produzieren. Insbesondere das Satelliten-/Subwoofer-Management ist beeindruckend.
Darüber hinaus gibt es dann noch die, von den dänischen Entwicklern „Voicing“ getaufte Klangregelung. Dreizehn Kurven sind hinterlegt, jede mit unterschiedlichen Betonungen oder Absenkungen von einzelnen Frequenzbereichen. Soll die Klangveränderung weiter verfeinert werden? Kein Problem: Jede Vorbelegung lässt sich anpassen und auch eine zusätzliche individuelle Korrekturkurve kann erstellt werden. Zugegeben, wer hier unterwegs ist, sollte sich auskennen, aber der freundliche Handelspartner wird den Weg weisen. Selbstredend lässt sich der TDAI 3400 mit der App oder mit dem beiliegenden schlanken Controller fernbedienen. Infrarot- oder Bluetooth-Signale liefern die Bedienungswünsche im TDAI ab. Letztere können, wenn nötig, durch Wände gehen. Und so sammelte der Audioprozessor mit angeschlossener Verstärkung schon fleißig Pluspunkte, bevor ein Feature in den Focus rückt, das für viele Musikliebhaber entscheidend sein wird. RoomPerfect. Lyngdorf verspricht immerhin, mit dem Tool sowohl akustische Probleme des Hörraumes zu kompensieren als auch eine Lautsprecheraufstellung, die vom Ideal abweicht. Der Einwand, dass praktisch jeder Heimkinoverstärker über eine Raumkorrektur via Einmessung verfügt, ist richtig, greift aber in der audiophilen Welt – ein wenig – zu kurz. Eine DSP-gestützte, einfache Bearbeitung des Frequenzgangs bezieht sich oftmals auf eine in den Tiefen des Gerätes abgelegte Referenzkurve, die mehr oder weniger genau nachgebildet wird. Neben dem gewünschten Effekt auf die Schwächen der Raumakustik besteht bei einer allzu simplen Umsetzung die Gefahr, gleichfalls die Charakteristiken der eingesetzten Komponenten, zuvorderst der Lautsprecher, zu egalisieren. Anderseits verhalten sich Schallwellen im Wortsinne berechenbar, schließlich ist Raumakustik nichts anderes als Physik. In einem leeren Zimmer, mit festen Wänden, ohne Türen und Fenster, ist recht leicht zu ermitteln, wo der Bass dröhnt oder schwächelt. Sehr viel komplizierter wird die Rechnung, wenn sich der Raum mit Bücherregal, plüschigem Sofa, vertäfelter Decke sowie einem gefliesten Boden zu einem Wohnraum konkretisiert. Gleichwohl gibt es Hersteller, die auf diesen theoretischen Weg setzen, der völlig unabhängig von der Klangperformance des Musiksystems ist: ein zeitintensives Vorgehen, bei dem ein Programm mit allerlei Informationen über den Raum gefüttert wird. Schlussendlich können bei allem getriebenen Aufwand nicht alle Raumkoordinaten erfasst werden, so dass der Wirkungsbereich recht schmal ist. RoomPerfect möchte die Vorzüge beider Verfahren vereinen, denn die Software nimmt für sich in Anspruch, einzig die Eigenschaften des Raumes „zu erkennen“. Keinen Zugang zu den Algorithmen soll hingegen die Individualität der genutzten Audio-Komponenten haben. Eine Vorgehensweise, die komfortabler ist als das Hantieren mit Zollstock und Laptop, zumal viel mehr Parameter erfasst werden. Lyngdorf hat RoomPerfect über viel Jahre stetig optimiert und damit zu einer wertvollen Ressource entwickelt. Ein Pfund, mit dem sich in der Audiowelt wuchern lässt. Deshalb bleibt der tiefere Blick in den Maschinenraum verwehrt.
Kann RoomPerfect die selbstgesteckten Erwartungen erfüllen? Probieren wir es aus. Freundlicherweise wurde der TDAI 3400 für den Hör- und Funktionstest persönlich angeliefert, so dass die Integration in Kette und Raum von ebenso freundlichen wie fachkundigen Händen übernommen wurde. Im Falle eines Kaufes im qualifizierten Einzelhandel würde diesen Part sicher der Fachhändler übernehmen. Und so war ich bei den Vorbereitungen zunächst nur Zaungast. Grundvoraussetzung ist auch hier die Lyngdorf-Remote-Software, die gut nachvollziehbar durch den Prozess leitet. Zu Beginn wird die Stellung des Lautstärkereglers justiert sowie das beiliegende hochwertige Messmikrofon am Hörplatz ausgerichtet. So dann fluten die alles andere als zufällig komponierten Messtöne den Hörraum. Komplexe Tonstrukturen, die einen Si-Fi-Film untermalen könnten und damit wenig gemein haben mit einfachen Sinustönen. Ebenso gebannt wie leise folgte ich dem Geschehen, obwohl Geräusche in der Testphase nicht störend sein sollen. Dieser ersten Messung folgten einige weitere, bei denen das Messmikrofon ausgesprochen willkürlich im Raum vor, neben, über, unter und hinter den Lautsprechern platziert wurde. Warum? Raumakustik ist Physik! Wird das Messmikrofon zentimetergenau nach rechts und dann im gleichen Maße präzise nach links verschoben, steigt die Gefahr, dass immer die gleiche Frequenzdelle oder Überhöhung erfasst wird. Chaos ist also das Gebot der Messung. Fortschritte bei der Ermittlung der Daten werden kontinuierlich angezeigt. Nach gut 30 Minuten wurde ein 95-Prozent-Erfolg signalisiert, der ausreicht, um die erfassten Werte zu nutzen. Gerechnet wird trotz der Komplexität alles im Gerät. Klingt kompliziert? War es ganz und gar nicht. Zwei weitere Mess-Sessions ohne Coaching erfolgten später problemlos. Enttäuscht wird, wer vor dem Hören einen optischen Eindruck von der Korrektur bekommen möchte. Offenkundig würde die visualisierte Darstellung zu viele Betriebsgeheimnisse der Software offenbaren. Das bedeutet aber auch, dass eine manuelle Justage am Ergebnis nicht angeboten wird. Voicing ist bei dem Wunsch der weiteren Modifikation das Mittel der Wahl. In der nachfolgenden Hörsitzung hat sich ein weiteres Ausstattungsmerkmal als vorteilhaft erwiesen: Es gibt für die Nutzung von RoomPerfect drei Einstellungsoptionen. „Focus“ optimiert den Frequenzgang konsequent auf den Hörplatz, „Global“ verbessert die Klangeigenschaften im gesamten Raum und „Bypass“ schaltet das Ganze ab.