Die Lebensdauer dieser Röhre beziffert Gerhard Hirt bei durchschnittlichem Betrieb auf mindestens fünfzehn bis zwanzig Jahre. Klar, das klingt womöglich etwas unspezifisch, jedoch kann man es auch anders herum betrachten: Von den zusammen mit seinen Verstärkern ausgelieferten AA62B Trioden hat er noch nie auch nur einziges Pärchen für einen Austausch von seinen Kunden zurückbekommen. Für den also äußerst seltenen beziehungsweise unwahrscheinlichen Fall, überhaupt jemals eine AA62B austauschen zu müssen, verfügt der Ayon über eine clevere Bias-Funktion, die den korrekten Arbeitspunkt der Röhre ohne jedes Schraubendrehergefummel automatisch einstellt. Nebenbei erfordert dieser Kniff nicht einmal mehr die Anschaffung eines gematchten Pärchens, sondern erlaubt sogar den Austausch nur einer der beiden Leistungstrioden.
Die anderen Röhren des Crossfire Evo sind jedoch kaum minder interessant. Als Eingangsstufe kommt eine NOS-Röhre des Typs 5687 von Sylvania zum Einsatz. Beide Systeme dieser kleinen Doppeltriode sind hier parallelgeschaltet, was den Innenwiderstand reduziert und die Stromlieferfähigkeit erhöht. Darauf folgt eine Verbundröhre des Typs ECL86, hier als NOS-Type von Philco. Dieser hochinteressante Glaskolben besteht aus einem kleinen Triodensystem, welches von der 5687 angesteuert wird, sowie einer Strahlenbündel-Endtetrode, welche wiederrum als Treiber für die AA62B dient. Ursprünglich wurde die ECL86 in den 1960er-Jahren als FM-Demodulator für den Radio- und TV-Empfang eingesetzt.
Darüber hinaus sitzt auf dem Chassis noch eine weitere Röhre, ein Klassiker, nämlich ein 5U4G Gleichrichter aus alter russischer Produktion. Halt, nur eine? Genau! Aufgrund der spiegelnden Oberflächen der verchromten Abdeckhauben fällt diese kleine optische Asymmetrie gar nicht weiter auf, aber tatsächlich ist diese auf der linken Seite des Verstärkerchassis sitzende Röhre lediglich für die Versorgung der Eingangs- und Treiberröhren zuständig (und hierfür reicht die eine vollkommen aus), für die AA62B wäre sie aber gnadenlos überfordert.
Strom, Strom, Strom! Ich liefere dir Strom! Das scheint die ganze Schaltung förmlich herauszuschreien und diese Konzeption setzt sich im gesamten Verstärker bis in die Ausgangsübertrager fort. Diese für einen Röhrenverstärker so elementaren Bauteile werden von Ayon natürlich nicht von der Stange zugekauft, sondern man lässt sie nach eigenen Spezifikationen maßanfertigen. Außerdem sind im Inneren noch etliche Chokes zu entdecken, aber das nur am Rande. Schließlich gibt es für die Mehrzahl der HiFi-Fans noch viel Berichtenswerteres als langweilige Schaltungsdetails, nämlich Ausstattung und Verarbeitung. Der haptische Eindruck sowie die gesamte Qualität dieses knapp einen Zentner schweren Trumms sind schlichtweg superb, so, wie man das für ein 14000 Euro teures HiFi-Gerät eben auch erwartet. Punkt.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.